Durchlaufzeitenermittlung in Stadt X - Hochschule Kehl
Durchlaufzeitenermittlung in Stadt X - Hochschule Kehl
Durchlaufzeitenermittlung in Stadt X - Hochschule Kehl
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<strong>Durchlaufzeitenermittlung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Stadt</strong> X<br />
von Eva Baur, Ramona Weik und<br />
Nicole Siefert
Zielsetzung<br />
� Durchlaufzeiten von Dokumenten <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>er Verwaltung ermitteln<br />
� Liegezeiten aufzeigen<br />
� Sollvorschläge zur Verbesserung erarbeiten
F<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>er Verwaltung<br />
� 30 Verwaltungen angeschrieben<br />
– Ke<strong>in</strong>e positive Resonanz<br />
� Telefonischer Kontakt zu mehreren<br />
Verwaltungen<br />
– Endlich e<strong>in</strong>e gefunden!<br />
– E<strong>in</strong>igung mit Hauptamtsleiter auf Dokumentenart<br />
Baugesuche<br />
� Bauamtsleiter stimmt schließlich zu
Untersuchungsplan<br />
� These des Bauamtsleiters: Für<br />
Verzögerungen s<strong>in</strong>d andere beteiligte Ämter<br />
hauptsächlich verantwortlich<br />
� Untersuchung vorhandener Laufzettel von<br />
Bauanträgen der letzten 2 Jahren<br />
– Augenmerk: Antwortdauer der beteiligten Ämter
70 Tage<br />
60 Tage<br />
50 Tage<br />
40 Tage<br />
30 Tage<br />
20 Tage<br />
10 Tage<br />
0 Tage<br />
Empirische Ergebnisse<br />
Bürgermeisteramt<br />
Ortsverwaltung<br />
Durchschnittsdauer der Bearbeitung nach Ämtern<br />
Grundbuchamt<br />
LRA Ortenaukreis -<br />
Amt für Wasserwirtschaft und<br />
Bodenschutz-<br />
Elektrizitätswerk Mittelbaden<br />
<strong>Stadt</strong>werke Wasser/Strom/Gas<br />
<strong>Stadt</strong>werke Löschwasser<br />
<strong>Stadt</strong>werke Abwasser<br />
Bezirksschornsteigerfegermeister<br />
Sachbearbeiter
Ausgeschlossene<br />
Verzögerungsgründe<br />
� Vollständigkeit der Unterlagen <strong>in</strong>nerhalb von<br />
10 Arbeitstagen reicht zur Erklärung nicht<br />
aus<br />
� Angrenzeranhörung (2 Wochen) ebenfalls<br />
ke<strong>in</strong> Grund, da parallel zur<br />
Fachämteranhörung
Interpretation der Ergebnisse<br />
� Antwortverhalten der beteiligten Ämtern nicht<br />
ausschlaggebend für lange Bearbeitungszeit<br />
� Es muss lange Liegezeiten im Bauamt selbst<br />
geben<br />
� Spekulation über maßgebende Gründe
Mutmaßliche<br />
Verzögerungsgründe<br />
Im Baugenehmigungsverfahren
Fehlen von Mitarbeitern bei<br />
� Nicht existenter Vertretungsregelung<br />
– Krankheit<br />
– Urlaub
Weitere Verzögerungsmöglichkeiten<br />
� Komplizierte/komplexe Fälle<br />
� Liegenbleiben der Unterlagen<br />
� Papierform der Unterlagen<br />
� Ke<strong>in</strong>e Kenntnisse von Lean Office
Sollvorschläge<br />
Zur Verkürzung der<br />
Liege-/Durchlaufzeiten
Vertiefte Ursachenforschung<br />
� Analyse der Liegezeiten im Bauamt
Krankheit und Urlaub<br />
� Übertragung an Kollegen<br />
� Vorherige Absprache bei Urlaub
Komplexe/Komplizierte Fälle<br />
� Ke<strong>in</strong>e vollständige Behebung<br />
� Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen
Elektronische Bearbeitung<br />
� M<strong>in</strong>imalhalten von Papier im Umlauf<br />
� Er<strong>in</strong>nerungsfunktion
Organisierte Abläufe<br />
� Konkrete Vorgaben<br />
� Festlegen von Messgrößen<br />
� Prozessanalyse<br />
� Begrenzung der Zahl beteiligter Personen
Ablageverhalten im Team<br />
erstellt von Alexander Ohm und Marco Rüsch
Präsentation der Ergebnisse unserer Umfrage<br />
im LRA Ortenaukreis<br />
1. Betrachtung der E<strong>in</strong>zelfragen<br />
2. Zufriedenheit/Unzufriedenheit jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />
mit dem angewandten Ablageverhalten<br />
3. Auswertung der offenen Fragen
1. E<strong>in</strong>zelfragen:<br />
0,0<br />
0,5<br />
1,0<br />
1,5<br />
2,0<br />
2,5<br />
3,0<br />
3,5<br />
4,0<br />
4,5<br />
5,0<br />
01. 02. 08. 09. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25.<br />
Ich weiß, wo ich Papierdokumente ablege.<br />
Ich lege me<strong>in</strong>e Papierdokumente nach Aktenplan<br />
ab.<br />
Me<strong>in</strong>e Kollegen kennen den Ort me<strong>in</strong>er<br />
Papierdokumente<br />
Bei Wissensdokumenten muss ich beim Ablegen<br />
und Suchen nie überlegen.<br />
Ke<strong>in</strong>en Aufwand bei elektronischen Dokumenten<br />
Me<strong>in</strong> Schreibtisch ist immer aufgeräumt.<br />
Ich kenne mich <strong>in</strong> der Dokumentenablage der<br />
anderen Kollegen aus.<br />
Geme<strong>in</strong>sam benötigte Dokumente werden für alle<br />
erschlossen.<br />
Kundenanfragen können immer zeitnah<br />
beantwortet werden, auch wenn der „zuständige“<br />
Kollege im Urlaub / krank ist.<br />
Neue Mitarbeiter erhalten e<strong>in</strong>e systematische<br />
E<strong>in</strong>weisung <strong>in</strong> die Struktur unserer Ablage.<br />
Wenn e<strong>in</strong> Kollege ausscheidet/versetzt wird,<br />
erfolgt e<strong>in</strong>e systematische Übergabe se<strong>in</strong>es<br />
Dokumentenbestandes.<br />
Für mich ist es ke<strong>in</strong> Problem, den aktuellen Stand<br />
e<strong>in</strong>es konkreten Vorganges genau festzustellen.<br />
Unsere Abteilung macht die Dokumentenablage<br />
und die Wissenszirkulation zum Thema.<br />
Es gibt e<strong>in</strong>en Aktenplan (Ordnerstruktur)<br />
Bei elektronischen Dokumenten gibt es Regeln zur<br />
Vergabe von Ordner- Ordner und Dokumentennamen.<br />
Alle Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen halten sich daran.<br />
Es gibt standardisierte Formulare.<br />
Diese s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach und schnell zu f<strong>in</strong>den.<br />
Zentrale Wissensbestände werden nach<br />
e<strong>in</strong>heitlichen Standards gepflegt und s<strong>in</strong>d allen, die<br />
sie benötigen, leicht zugänglich.<br />
Unsere Abteilung besitzt e<strong>in</strong>e/n<br />
Ablageverantwortliche/n oder<br />
Dokumentenmanager/<strong>in</strong>.<br />
In unserer Organisation gilt die Ablage als<br />
Führungsaufgabe.<br />
Mittelwert<br />
M<strong>in</strong>imum
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
6<br />
Frage Nr. 03<br />
23 23<br />
Name Thema Projekt andere Kriterien<br />
11
Interpretation der Teilergebnisse<br />
• Mitarbeiter s<strong>in</strong>d vom Idealzustand weit entfernt<br />
• Boorberg-Aktenplan zu kompliziert oder ungeeignet<br />
für Projektarbeit<br />
• Aufgrund unklarer Ablagestrukturen wird kreatives<br />
Potential verschenkt<br />
• An nicht vorhandene Regeln kann sich auch niemand<br />
halten<br />
• Zu wenig Unterstützung durch die Führung
• Stapelbildung:<br />
Interpretation der Teilergebnisse<br />
- längere Bearbeitungszeiten<br />
- erhöhter Suchaufwand<br />
• Aufgrund unterschiedlicher Ablagestrukturen<br />
Probleme bei Vertretung
2. Zufriedenheit/Unzufriedenheit<br />
jedes E<strong>in</strong>zelnen mit dem angewandten<br />
Ablageverhalten :<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0<br />
Anzahl Fragebögen<br />
2<br />
Verteilung der Fragebögen auf Mittelwerte der<br />
Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen Zustand<br />
3<br />
6<br />
4<br />
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5<br />
10<br />
8<br />
1<br />
0
3. Offene Fragen<br />
A. „Welche Gründe sprechen gegen den<br />
bestehenden Aktenplan?“<br />
- teilweise nur „modifiziert“ zu verwenden<br />
- für Projektarbeit nur bed<strong>in</strong>gt geeignet<br />
- Ordnen nach Thema/Projekt teilweise s<strong>in</strong>nvoller<br />
- wird häufig ignoriert<br />
- nicht überall vorhanden<br />
- Anwendung zu umständlich, käme e<strong>in</strong>em<br />
„Auswendiglernen von Vokabeln“ gleich<br />
- <strong>in</strong>dividuelle Arbeitsweise wird erschwert
Offene Fragen<br />
B. „Was stört Sie noch am bestehenden Ablagesystem?<br />
Was f<strong>in</strong>den Sie kompliziert? Welche Abläufe empf<strong>in</strong>den<br />
Sie als sehr zeit<strong>in</strong>tensiv?“<br />
- Ablage schwierig, da Akten teilweise <strong>in</strong> anderen Büros<br />
oder im Archiv zu suchen<br />
- Da Aktennummern nicht selbst vergeben werden<br />
dürfen: Vergabe durch Registrator des LRA dauert sehr<br />
lange<br />
- es gibt unterschiedliche Ablagesysteme (und<br />
Ablagesoftware)<br />
- Mehrfachablage
Offene Fragen<br />
B. „Was stört Sie noch am bestehenden<br />
Ablagesystem? Was f<strong>in</strong>den Sie kompliziert? Welche<br />
Abläufe empf<strong>in</strong>den Sie als sehr zeit<strong>in</strong>tensiv?“<br />
(Forts.)<br />
-Das „Nichtf<strong>in</strong>den“ von Informationen<br />
- Bei Beteiligung mehrerer Mitarbeiter an e<strong>in</strong>em<br />
Vorgang wird die Pflege der Akten erschwert<br />
- Die Suche nach Wissensdokumenten
Lösungsvorschläge<br />
• E<strong>in</strong>heitliche Ablagestrukturen e<strong>in</strong>führen<br />
• Vergabe von Aktenzeichen durch die Mitarbeiter<br />
• E<strong>in</strong>scannen von Dokumenten<br />
• Mehr Unterstützung für die Ablagebeauftragten durch<br />
Führung<br />
• Ablagestruktur ist Führungsaufgabe<br />
• Führung sollte den Mitarbeitern die Wichtigkeit des<br />
Themas vermitteln
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Fachprojektbericht<br />
Prokjekt „Dokumentenmanagement <strong>in</strong><br />
Kommunalverwaltungen“<br />
Projektteilnehmer:<br />
Eva Baur<br />
Nicole Siefert<br />
Ramona Weik<br />
Alexander Ohm<br />
Marco Rüsch<br />
Betreut und geleitet von Herrn Ste<strong>in</strong>brecher<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong><br />
2008/2009<br />
0
Inhaltsverzeichnis<br />
I) E<strong>in</strong>leitung<br />
a) Projektstruktur<br />
b) Sach-/Formalziele der Projektgruppen<br />
II) Fachlicher Teil Thema 1<br />
a) Situation <strong>in</strong> den Kommunalverwaltungen (lt. Literatur)<br />
b) Ausgangshypothesen des Projekts<br />
c) Untersuchungsmethode und Untersuchungsplan<br />
d) Beschreibung der praktischen Durchführung der<br />
Untersuchung<br />
e) Empirische Ergebnisse der Untersuchung<br />
f) Interpretation der empirischen Ergebnisse<br />
III) Fachlicher Teil Thema 2<br />
a) Situation <strong>in</strong> den Kommunalverwaltungen (lt. Literatur)<br />
b) Ausgangshypothesen des Projekts<br />
c) Untersuchungsmethode und Untersuchungsplan<br />
d) Beschreibung der praktischen Durchführung der<br />
Untersuchung<br />
e) Empirische Ergebnisse der Untersuchung<br />
f) Interpretation der empirischen Ergebnisse<br />
g) Präsentation <strong>in</strong> der Behörde und resultierendes Feedback<br />
IV) Auswertung und Fazit<br />
a) Soll-Vorschläge Thema 1<br />
b) Soll-Vorschläge Thema 2<br />
1
I) E<strong>in</strong>leitung<br />
a) Projektstruktur<br />
Die Projektstruktur unseres Projektes „Dokumentenmanagement“ haben wir bei<br />
unserem letzten Treffen am 06.10.2008 geme<strong>in</strong>sam ausgearbeitet.<br />
Unser Auftraggeber stellt, <strong>in</strong> diesem Fall die FH <strong>Kehl</strong> dar. Darunter stehen direkt<br />
unsere Projektleiter Ramona Weik und Marco Rüsch. Wir haben beschlossen die<br />
Sitzungsprotokolle rotierend anzufertigen. Herr Ste<strong>in</strong>brecher, unser Lehrbeauftragter,<br />
verkörpert mehrere Rollen, er ist <strong>in</strong>sbesondere die Vertretung des Auftraggebers, da<br />
er die Anweisung hat das Projekt zu benoten. Herr Ste<strong>in</strong>brecher agiert des Weiteren<br />
als Coach für die Projektgruppe und zuletzt vere<strong>in</strong>bart der Projektleiter/<strong>in</strong> mit ihm die<br />
folgenden Term<strong>in</strong>e der Treffen. An letzter Stelle steht die Projektgruppe selbst,<br />
welche aus 5 Mitgliedern besteht.<br />
Am Rande stehen noch die sonstigen Stakeholder, welche die Behörde, die Bürger<br />
der Geme<strong>in</strong>de, die Mitarbeiter der Behörde und die anderen Studenten der FH s<strong>in</strong>d.<br />
Die Behörde, Ihre Mitarbeiter und die Bürger dieser Geme<strong>in</strong>de zählen als<br />
Stakeholder, da <strong>in</strong> dieser Behörde das Projekt durchgeführt wird.<br />
Die anderen Studierenden der FH werden als Stakeholder bezeichnet, weil am Ende<br />
des Projektes e<strong>in</strong>e Präsentation vor diesen ansteht.<br />
Der Unterschied von unserem Projekt zu Projekten <strong>in</strong> der freien Wirtschaft oder <strong>in</strong><br />
Verwaltungen ist der, dass <strong>in</strong> der freien Wirtschaft oder <strong>in</strong> der Verwaltung wohl e<strong>in</strong><br />
Auftraggeber, e<strong>in</strong>/e Projektleiter/<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>e Projektgruppe existiert allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong><br />
Lehrbeauftragter der Projektgruppe zur Seite steht und den Auftraggeber vertritt.<br />
Sonstige<br />
Stakeholder<br />
Behörde<br />
Bürger der<br />
Geme<strong>in</strong>de<br />
MA der<br />
Behörde<br />
andere<br />
Studenten<br />
der FH<br />
Projektstruktur<br />
Auftraggeber:<br />
FH <strong>Kehl</strong><br />
Projektleiter/<strong>in</strong>:<br />
Ramona Weik<br />
Marco Rüsch<br />
Sitzungsvorbereitung<br />
geme<strong>in</strong>sam rotierend<br />
Projektgruppe<br />
Lehrbeauftragter<br />
2
) Sach-/Formalziele der Projektgruppen<br />
Projektuntergruppe 1<br />
Sachziel<br />
Als Sachziel der Projektuntergruppe 1 des Projektes "Dokumentenmanagement <strong>in</strong><br />
der Kommunalverwaltung" wurde die Ermittlung der Durchlaufzeit von (Massen-)<br />
Dokumenten auf dem Weg von der Poststelle / Antragsstelle bis zum<br />
Antwortschreiben an den Bürger / <strong>in</strong>s Archiv unter Berücksichtigung bestimmter<br />
E<strong>in</strong>flüsse und Faktoren formuliert.<br />
Formalziel<br />
Das Formalziel be<strong>in</strong>haltet die E<strong>in</strong>haltung der 84 Zeitstunden, als verb<strong>in</strong>dliche<br />
Zeitvorgabe der Hochschulleitung.<br />
Außerdem wurde festgelegt, e<strong>in</strong>e Behörde im Umkreis von 40 Kilometer um <strong>Kehl</strong><br />
zu suchen.<br />
Als persönliche Studienziele s<strong>in</strong>d die sehr gute Ausarbeitung und die damit<br />
verbundenen zufrieden stellenden Noten genannt worden.<br />
Projektuntergruppe 2<br />
Sachziel<br />
Die Untergruppe 2 mit dem Thema „Ablagestrukturen im Team“ setzte sich als<br />
Sachziel, e<strong>in</strong>e Kommune aufzuf<strong>in</strong>den, welche noch mit „alten Methoden“, soll<br />
heißen, ohne moderne, elektronische Archiv- bzw. Ablagesystemen arbeitet und<br />
<strong>in</strong> dieser die Zeitverschwendung e<strong>in</strong>zelner Vorgänge (Beispielsweise der<br />
Suchaufwand e<strong>in</strong>es Bauplanes) zu erörtern. Außerdem soll aufgezeigt werden,<br />
sofern möglich, <strong>in</strong>wiefern e<strong>in</strong> EDV - gestütztes Ablagesystem Vorteile, im Bezug<br />
auf kürzere Suchzeiten, bietet.<br />
Formalziel<br />
Als Formalziel beschloss die Gruppe, parallel zum Projekt, diesen fortlaufenden<br />
Projektbericht zu verfassen. Hier sollen abwechselnd die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Untergruppenmitglieder zusammenfassend, im Anschluss an jedes Treffen,<br />
festhalten, was besprochen wurde und wie der aktuelle Stand ist. Außerdem<br />
sollte, für die praktische Durchführung des Projektes, e<strong>in</strong>e Verwaltung im<br />
3
Ortenaukreis gesucht werden, um den Zeitaufwand sowie Kosten bezüglich An-<br />
und Abreise ger<strong>in</strong>g zu halten.<br />
II) Fachlicher Teil Thema 1<br />
Ermittlung der Durchlaufzeiten von Dokumenten<br />
a) Situation <strong>in</strong> den Kommunalverwaltungen (lt. Literatur)<br />
Zusammenfassung der PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentation von Wolf Ste<strong>in</strong>brecher am<br />
24.11.2008<br />
Der Vortrag von Herrn Ste<strong>in</strong>brecher befasste sich mit dem Konzept des „Lean Office“<br />
und den Möglichkeiten, die „Lean Office“ <strong>in</strong> der öffentlichen Verwaltung bietet.<br />
1) Was bedeutet „LEAN“ eigentlich?<br />
Die Lean-Philosophie hat die Zielsetzung, den Arbeitablauf frei von<br />
Zeitverschwendung und Verzögerungen sowie kostenm<strong>in</strong>imal zu gestalten, um<br />
den Wert der Leistung aus Sicht des Kunden zu steigern und e<strong>in</strong>e<br />
Kundenorientierung herzustellen. Das heißt, bevor man Maßnahmen<br />
vornimmt, muss man sich bewusst machen, was die Zeit verschwendet bzw.<br />
Kosten verursacht. Das können zum e<strong>in</strong>en zu viel Stress aber auch zu viele<br />
oder ungeeignete Materialien (Unordnung) se<strong>in</strong>.<br />
2) Was s<strong>in</strong>d die Gründe für den E<strong>in</strong>satz und die Ziele von „LEAN Office“<br />
<strong>in</strong> der öffentlichen Verwaltung?<br />
Bei „Lean-Office“ wird der Kundenservice, <strong>in</strong> der öffentlichen Verwaltung der<br />
Bürgerservice, groß geschrieben. Es f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Aufgabenverteilung<br />
statt, so dass ke<strong>in</strong>e Engpässe mehr bestehen. Störungen werden auf e<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>destmaß reduziert und die Qualität der Leistung konstant gehalten. Auch<br />
werden die Leistung und der Erfolg objektiv gemessen. Dadurch ist die<br />
Arbeitsmoral hoch und die Mitarbeiter sehen es als selbstverständlich, die<br />
eigene Arbeit ständig zu verbessern.<br />
4
So s<strong>in</strong>d die Ziele des „Lean Office“ <strong>in</strong> der öffentlichen Verwaltung klar<br />
abzuleiten. Die Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation wird verbessert,<br />
beispielsweise durch e<strong>in</strong> durchstrukturiertes Arbeitsumfeld sowie e<strong>in</strong>e<br />
störungsfreie Arbeitsatmosphäre. Durch bessere Produktivität werden die<br />
Arbeitsbestände gesenkt. Die Produktivität wird zum Beispiel durch kürzere<br />
Wege zu Bürokollegen oder der Ablage durch bessere Erreichbarkeit der<br />
Mitarbeiter sowie durch strukturierte und ordentliche Arbeitsplätze sowie durch<br />
organisierte Tages- und Arbeitsabläufe gesteigert. Dadurch verr<strong>in</strong>gert sich die<br />
Durchlaufzeit, beispielsweise bei der Bearbeitung von Anträgen, und so wird<br />
die Bürgerzufriedenheit gesteigert.<br />
3) Die drei Verlustquellen im Office<br />
Diese drei Verlustquellen werden auch als die drei Mu bezeichnet. Sie s<strong>in</strong>d die<br />
drei Hauptsäulen der Verlustphilosophie.<br />
Muda – Verschwendung<br />
Als Muda wird bezeichnet, was nicht dem eigentlichen<br />
unmittelbaren Prozessziel dient. Also alle Tätigkeiten, die die<br />
Kosten steigern und die nicht wertschöpfend s<strong>in</strong>d. Es gibt acht<br />
Ansatzpunkte der Muda:<br />
1. Es ist zu viel Arbeit im Umlauf<br />
2. Es werden unnötige Wege gegangen und die Suchzeiten<br />
dauern unnötig lange.<br />
3. Es kommt zu Wartezeiten und Unterbrechungen bei den<br />
Mitarbeitern. Zum Beispiel, wenn die Mitarbeiter auf die<br />
Zuarbeit e<strong>in</strong>es Kollegen warten müssen oder die Summierung<br />
von kurzen Wartezeiten bei Transaktionen am PC zu hohen<br />
Gesamtwartezeiten, so dass Produktivität und Motivation der<br />
Mitarbeiter s<strong>in</strong>ken.<br />
4. Wenn Fehler gemacht werden und es zu Rückfragen kommt,<br />
deren Beantwortung e<strong>in</strong>er erneuten Beschäftigung bedürfen<br />
5. Prozesse s<strong>in</strong>d ungeeignet oder gar überflüssig<br />
6. Unzureichende Informationstechnologie<br />
5
7. Es gibt zu wenig, zu viel oder fehlerhafte Informationen<br />
sowie<br />
Was ist Verschwendung?<br />
Nicht wertsteigernde<br />
Tätigkeiten<br />
»Arbeiten im<br />
Zusammenhang<br />
mit der eigentlichen<br />
Aufgabe«<br />
8. Falsche Qualifikation oder Verantwortlichkeit der Mitarbeiter.<br />
Wertsteigernde<br />
Tätigkeiten<br />
»Reale Arbeit«<br />
ca. 40%<br />
ca. 10%<br />
Mura – Unausgeglichenheit<br />
Muri – Überlastung<br />
4) Der Fluss<br />
Tätigkeiten<br />
der Mitarbeiter<br />
100%<br />
ca. 50%<br />
Kostensteigernde<br />
Tätigkeiten<br />
»Verschwendung«<br />
Quelle: Sek<strong>in</strong>ebalanceX<br />
Als Mura werden die Verluste bezeichnet, die durch e<strong>in</strong>e<br />
mangelhafte Planung und Steuerung entstehen, weil die<br />
Kapazitäten nicht aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt s<strong>in</strong>d.<br />
Muri führt zu Übermüdung, Stress und somit zu e<strong>in</strong>er Zunahme<br />
an Fehlern, so dass es schlussendlich zu e<strong>in</strong>em Verlust des<br />
Betriebsklimas kommt.<br />
Der Fluss ist e<strong>in</strong> Ausdruck dafür, dass es nicht darauf ankommt, wie hart oder<br />
schnell man arbeitet, sondern dass die Arbeit nicht lange auf den<br />
6
Schreibtischen liegen bleibt, also dass der Bestand möglichst ger<strong>in</strong>g gehalten<br />
wird.<br />
Das heißt, dass durch den Fluss die Durchlaufzeit verr<strong>in</strong>gert wird. Dazu muss<br />
man die Verschwendung erkennen und elim<strong>in</strong>ieren. Durch direkten Kontakt<br />
und e<strong>in</strong> hohes Maß an Flexibilität wird der Fluss schneller und die Bestände<br />
ger<strong>in</strong>ger, das heißt die Produktivität steigt.<br />
5) Das Kaizen Modell<br />
Der Begriff kommt aus dem Japanischen und bedeutet e<strong>in</strong>e Veränderung zum<br />
Besseren. Auf Unternehmen ausgelegt kann man Kaizen auch mit<br />
Kont<strong>in</strong>uierliche Verbesserung oder Verbesserung aller Vorgänge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Unternehmen oder Verbesserung um der Verbesserung willen übersetzen.<br />
Der Grundsatz von Kaizen ist die Kont<strong>in</strong>uität, das Gesetz der kle<strong>in</strong>en Schritte.<br />
Durch Kaizen wird der Innovationssprung erhalten und das Niveau des<br />
Fortschritts erhöht. Zur Steigerung des Verbesserungsniveaus bedarf es der<br />
verschiedenen Abschnitte des pdca-Zyklus.<br />
Der erste Abschnitt besteht <strong>in</strong> der Planung (plan). So werden hierbei die<br />
Maßnahmen für e<strong>in</strong>e Verbesserung untersucht und ausgewählt.<br />
Der zweite Abschnitt ist das Ausführen (do). Verbesserungen und Ziele<br />
werden durch entsprechende Maßnahmen umgesetzt.<br />
Der dritte Zyklusabschnitt ist das Prüfen und Analysieren (check). Die<br />
Ergebnisse werden ausgewertet.<br />
Der vierte Schritt besteht aus Korrektur und Verbesserung (adjust). Falls das<br />
Ergebnis nicht zufrieden stellend ist, werden Korrekturmaßnahmen e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Im letzten und f<strong>in</strong>alen Abschnitt wird standardisiert. Vorgehensweisen,<br />
Arbeitsschritte sowie Erfahrungen und Erfolge werden festgelegt und<br />
visualisiert. Die <strong>in</strong>dividuelle Erfahrung wird weitergegeben und Standards und<br />
Diszipl<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong>gehalten.<br />
Diese durch die 5 Zyklusabschnitte festgelegten Standards dienen nun als<br />
Ausgangspunkt für weitere Verbesserungen.<br />
7
KAIZEN-Grundsatz: der PDCA-Zyklus V<br />
Standardisieren<br />
heißt:<br />
• Festlegung und Visualisierung von Vorgehensweisen,<br />
Arbeitsschritten, Erfahrungen und Erfolgen.<br />
• Weitergabe der <strong>in</strong>dividuellen Erfahrung.<br />
• E<strong>in</strong>haltung der Standards, Diszipl<strong>in</strong>.<br />
Ist das Ergebnis positiv, dann werden<br />
die Methoden/Lösungen standardisiert.<br />
Standards dienen als Ausgangspunkt<br />
für weitere Verbesserungen<br />
Standard<br />
Plan - planen Do - Ausführen Check – Prüfen,<br />
Analysieren<br />
b) Ausgangshypothesen des Projekts<br />
C<br />
D<br />
A<br />
Verbesserungsniveau<br />
www.v-und-s.debalanceX<br />
P<br />
Adjust – Korrigieren<br />
Verbessern<br />
Die grundlegende Ausgangshypothese, die wir uns am Anfang unseres Projektes<br />
stellten, bestand <strong>in</strong> der simplen Frage, ob die Behörden e<strong>in</strong> Interesse haben, sich<br />
und ihre angebotenen Dienstleistungen zu verbessern.<br />
Dabei s<strong>in</strong>d zwei Betrachtungsweisen zu unterscheiden.<br />
Zum e<strong>in</strong>en richten wir unseren Blickw<strong>in</strong>kel auf die Behörde als Ganzes, zum anderen<br />
differenzieren wir die Verwaltung <strong>in</strong> ihre Abteilungen und Mitarbeitern.<br />
Somit können eventuell Parallelen entdeckt und Abweichungen aufgezeigt werden.<br />
Die Faktoren, die die angebotenen Dienstleistungen bee<strong>in</strong>flussen, werden an dieser<br />
Stelle kurz erläutert.<br />
In Anlehnung an Lean Office s<strong>in</strong>d die nachfolgenden Faktoren von großer<br />
Bedeutung:<br />
1. Transport von Papier<br />
Die unterschiedlich modernen wie auch klassischen Methoden des<br />
Papiertransportes wirken sich stark auf die Bearbeitungszeit e<strong>in</strong>es Dokumentes aus.<br />
8
Heutzutage ist es durch aus noch üblich, dass die e<strong>in</strong>gehenden Dokumente<br />
vormittags an der Poststelle gesammelt und gegen Mittag von Amt zu Amt verteilt<br />
werden. Diese Vorgehensweise verlangsamt den ganzen Prozess enorm.<br />
2. Das „Abzeichnen“<br />
Es ist ebenfalls an der Tagesordnung, dass höhergestellte Mitarbeiter die<br />
e<strong>in</strong>gegangenen Dokumenten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mappe gesammelt, zur Kenntnisnahme und<br />
zum Abzeichnen vorgelegt bekommen.<br />
Ob e<strong>in</strong> Amtsleiter jedes e<strong>in</strong>gehende Dokument, von e<strong>in</strong>er Bürgeranfrage zum<br />
Bauantrag, sehen muss ist fraglich. Alle<strong>in</strong> auf die Tatsache h<strong>in</strong> bezogen, dass<br />
ke<strong>in</strong>er aufgrund der zahlreichen und unterschiedlichen Dokumenten e<strong>in</strong> Überblick<br />
behält, ist diese Vorgehensweise veraltet.<br />
Somit entbehrt das Abzeichnen von e<strong>in</strong>gegangenen Dokumenten durch Amtsleiter<br />
oder Bürgermeister jeder Logik.<br />
3. Fehlerquote der Weiterleitung von Dokumenten<br />
Aufgrund von beschränkt kognitiven Fähigkeiten und mangelnder Arbeitsmotivation<br />
kommt es ebenfalls <strong>in</strong> der Praxis vor, dass Dokumente an das falsche Amt<br />
weitergeleitet werden. Diese Tatsache erschwert den Tagesablauf, führt zur<br />
Verwirrung und wirkt sich negativ auf die Durchlaufzeit aus.<br />
4. Umgang von Fehlzeiten<br />
Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Behörde mit krankheitsbed<strong>in</strong>gten, sich <strong>in</strong> Urlaub bef<strong>in</strong>denden oder<br />
anderweitig fehlenden Mitarbeitern umgegangen wird, ist von großer Bedeutung für<br />
die Ermittlung der Durchlaufzeit e<strong>in</strong>es Dokumentes.<br />
Durch e<strong>in</strong>e zeitnahe Bearbeitung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>gegangenen Dokumentes kann die<br />
Wartezeit für den Bürger stark reduziert werden. Liegt jedoch das Schriftstück<br />
aufgrund e<strong>in</strong>er der oben genannten Gründen lang auf den Schreibtisch des<br />
abwesenden Mitarbeiters und wird nicht von der „Vertretung“ bearbeitet, so wartet<br />
e<strong>in</strong> Bürger eventuell sehr lange.<br />
Als Fazit ist festzuhalten, dass die Behörde als Ganzes bemüht ist, sich als<br />
Dienstleistungsunternehmen darzustellen, welches ihre Produkte möglichst<br />
9
kundenfreundlich anbietet. Dies wird oft im normativen Management berücksichtigt<br />
und entsprechende Ziele formuliert. Der e<strong>in</strong>zelne Mitarbeiter sieht jedoch oftmals die<br />
Verfahren zur Verbesserung der Dienstleistungen als Kontrolle und steht ihnen daher<br />
skeptisch gegenüber.<br />
c) Untersuchungsmethode und Untersuchungsplan<br />
Im Projekt der Gruppe I des Fachprojektes Dokumentenmanagement g<strong>in</strong>g es darum<br />
Durchlaufzeiten zu ermitteln.<br />
Frau Baur, Frau Weik und Frau Siefert setzten sich also zusammen und überlegten<br />
geme<strong>in</strong>sam mit Herrn Ste<strong>in</strong>brecher wie man dies am e<strong>in</strong>fachsten und schnellsten<br />
machen könnte. Es sollte auch e<strong>in</strong>e Methode se<strong>in</strong> welche die Mitarbeiter der<br />
Geme<strong>in</strong>de, beziehungsweise <strong>Stadt</strong> <strong>in</strong> welcher wir das Projekt durchführen wollen am<br />
wenigsten Zeit kostet.<br />
Letztendlich haben wir uns dann für Umlaufzettel entschieden welcher auf der<br />
nächsten Seite auch abgebildet ist.<br />
In den meisten Kommunen s<strong>in</strong>d Umlaufzettel schon bekannt. Sie werden meistens<br />
für den Umlauf von Fachzeitschriften verwendet.<br />
Sie konstatieren die Namen der Leser, die das jeweilige Heft <strong>in</strong> der vorher<br />
festgelegten Reihenfolge zum lesen erhalten sollen. Es werden Datum und<br />
Namenskürzel für die Weitergabe auf dem Umlaufzettel vermerkt, um den Umlauf<br />
später nachvollziehen zu können.<br />
Auf dem Umlaufzettel des Fachprojektes sollte zum nachvollziehen der Durchlaufzeit<br />
folgende Punkte vermerkt se<strong>in</strong>:<br />
- Die Dokumentenart welche <strong>in</strong> unserem Falle Bauakten wären.<br />
- Die Uhrzeit und das Datum des E<strong>in</strong>gangs der Bauakten beziehungsweise, der<br />
Bauanträge.<br />
- Die tätig werdende Person. Diese sollte Ihren Namen, Ihr Namenskürzel oder<br />
die persönliche Durchwahlnummer <strong>in</strong> der Kommune angeben.<br />
- Zuletzt sollte die Tätigkeitsbeschreibung <strong>in</strong> Stichworten angegeben werden.<br />
Das Projekt sollte <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> Gengenbach im Bauamt durchgeführt werden. Der<br />
dortige Bauamtsleiter war auch hiermit e<strong>in</strong>verstanden.<br />
10
Es taten sich gegen Ende 2008 gewisse Probleme auf sodass wir das Projekt nun<br />
ändern, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Kommune (wie zum Beispiel beim Landratsamt Raststatt)<br />
durchführen oder ganz lassen mussten. Wir entschieden uns dafür das Projekt<br />
weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> Gengenbach im Bauamt durchzuführen allerd<strong>in</strong>gs das<br />
Projektziel zu ändern.<br />
Hier der Umlaufzettel für die erste Planung des Projektes.<br />
Da dieses Projekt nicht durchzuführen war, entschlossen wir uns wie bereits gesagt<br />
das Projekt umzustellen.<br />
Für das aktuelle Projekt bekamen wir Bauakten der <strong>Stadt</strong> Gengenbach ausgehändigt.<br />
Diese Bauakten beschlossen wir mit Hilfe von Excel auszuwerten.<br />
Die Tabelle sah wie folgt aus:<br />
11
Anhand dieser Tabelle konnten wir die Zeiten welche die e<strong>in</strong>zelnen Ämter zur<br />
Bearbeitung benötigen und die Zeit bis diese Ämter die Dokumente überhaupt<br />
erhalten haben errechnen. Diese errechneten Tage und Wochen fassten wir dann <strong>in</strong><br />
Diagrammen zusammen um sie überschaubarer zu machen. Diese s<strong>in</strong>d im Teil der<br />
Auswertung gezeigt<br />
d) Beschreibung der praktischen Durchführung der<br />
Untersuchung<br />
Wie <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>führung mir dem Sachziel und dem Formalziel bereits e<strong>in</strong>geführt,<br />
bekamen wir die Aufgabe, jeder sollte e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de anrufen, <strong>in</strong> der wir<br />
möglicherweise unser Projekt durchführen könnten.<br />
Die meisten Geme<strong>in</strong>den waren schnell von dem Projekt der Projektgruppe 2<br />
überzeugt, allerd<strong>in</strong>gs hatte niemand Interesse daran, die Durchlaufzeiten <strong>in</strong> ihren<br />
Ämtern durch unsrer Projektgruppe 1 überprüfen und möglicherweise verbessern zu<br />
lassen.<br />
E<strong>in</strong> Mitarbeiter e<strong>in</strong>es Organisationsteams teilte mit, dass dieses Projekt <strong>in</strong> manchen<br />
Ämtern nicht schaden würde, diese allerd<strong>in</strong>gs nicht bereit wären mitzuarbeiten. Und<br />
bei den Ämtern, die bereit wären an diesem Projekt teilzunehmen, wäre es witzlos,<br />
da diese es überhaupt nicht nötig hätten, da es dort überhaupt nicht viele<br />
Liegezeiten gibt.<br />
Letztendlich erklärte sich Herr Huber, von der zentralen Verwaltung der <strong>Stadt</strong><br />
Gengenbach, bereit an dem Projekt teilzunehmen. Er me<strong>in</strong>te, man könnte das<br />
Projekt mit Bauanträgen durchführen, und es wurde e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>bart.<br />
12
Am Mittwoch, den 10. Dezember 2008, fand das Gespräch mit Herrn Huber <strong>in</strong> der<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>in</strong> Gengenbach statt. An diesem Gespräch haben Frau Baur, Frau<br />
Weik und Frau Siefert sowie Herr Huber teilgenommen.<br />
Die Rolle der Sprecher<strong>in</strong> übernahm Frau Baur, da sie bezüglich des Term<strong>in</strong>s mit<br />
Herrn Huber bereits <strong>in</strong> Kontakt getreten war. Frau Siefert protokollierte das<br />
Gespräch.<br />
Beg<strong>in</strong>nend wurde besprochen, dass sich Bauanträge zur Durchführung unseres<br />
Projekts <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> Gengenbach am besten eignen. Da allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der Poststelle<br />
e<strong>in</strong>e Person mit schwerer Beh<strong>in</strong>derung arbeitet, wurde beschlossen, dass die<br />
Durchlaufzettel erst im Bauamt angehängt werden und auch das Datum des<br />
Poststempels dort e<strong>in</strong>getragen wird.<br />
Herr Huber wollte sich dessen ungeachtet noch erkundigen, ob möglicherweise <strong>in</strong><br />
den <strong>Stadt</strong>werken weitere Dokumente, die sich für das Projekt eignen würden,<br />
e<strong>in</strong>gehen.<br />
Wir <strong>in</strong>formierten Herrn Huber ebenfalls, dass sich der Zeitraum der<br />
Projektdurchführung von Dezember bis Februar ausdehnt. Es wurde ferner e<strong>in</strong><br />
Probelauf von e<strong>in</strong>er Woche vere<strong>in</strong>bart, <strong>in</strong> der wir sehen können, ob gravierende<br />
Probleme <strong>in</strong> der Durchführung auftreten. Die Durchlaufzettel des Probelaufs, falls bis<br />
dorth<strong>in</strong> welche e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen, werden von Frau Baur abgeholt.<br />
Zuletzt gab Herr Huber die Telefonnummer von Herrn Damm, dem städtischen<br />
Bauamtsleiter, um bestehende Fragen se<strong>in</strong>erseits zu klären.<br />
Frau Baur setzte sich etwa zwei Tage später mit Herrn Damm <strong>in</strong> Kontakt, dieser war<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht sehr begeistert von unserem Projekt.<br />
Es wurde e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> mit Herrn Damm vere<strong>in</strong>bart, welchen Frau Baur wahrnahm.<br />
Herr Damm war <strong>in</strong> diesem Gespräch sehr kooperativ und Frau Baur besprach<br />
nochmals, was wir vorhatten.<br />
Bei diesem Gespräch wurde klar, dass es nur die Möglichkeit gab unsere<br />
Vorgehensweise zu ändern.<br />
Nachdem wir diese Entscheidung getroffen hatten, tat sich e<strong>in</strong>e neue Möglichkeit auf,<br />
unser Projekt nun doch <strong>in</strong> Gengenbach durchführen zu können.<br />
Herr Ste<strong>in</strong>brecher machte uns nämlich den Vorschlag, wir könnten uns Bauakten der<br />
letzten Monate von Herrn Damm aushändigen lassen und von diesen die<br />
Durchlaufzeiten ermitteln. Erneut setzte sich Frau Baur mit Herrn Damm <strong>in</strong> Kontakt,<br />
dieser war mit der Idee e<strong>in</strong>verstanden und händigte Frau Baur Bearbeitungsbögen<br />
von Bauanträgen der letzten Monate aus.<br />
Diese Bögen versendete sie an Frau Weik und Frau Siefert.<br />
Nun g<strong>in</strong>g es daran diese Bearbeitungsbögen der Bauanträge zu analysieren,<br />
auszuwerten und das Ganze dann <strong>in</strong> Diagrammen festzuhalten.<br />
Die drei Damen trafen sich an zwei Nachmittagen und trugen die Daten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Excel-Tabelle e<strong>in</strong>, um diese anschließend auswerten zu können. Nachdem jede e<strong>in</strong><br />
Drittel dieser Tage ausgezählt hatte, eröffnete Herr Ste<strong>in</strong>brecher uns, dass dies auch<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> paar M<strong>in</strong>uten mithilfe e<strong>in</strong>er Formel geschehen wäre. Im Anschluss half er uns,<br />
die Diagramme für die Auswertung zu erstellen. Die Auswertung nahmen sich Frau<br />
Weik und Frau Baur geme<strong>in</strong>sam vor.<br />
Als die Auswertung fertig war, erstellte Frau Siefert e<strong>in</strong>e Präsentation. Diese sollte <strong>in</strong><br />
der <strong>Stadt</strong> Gengenbach präsentiert werden. Dies war leider zeitlich nicht zu<br />
vere<strong>in</strong>baren.<br />
13
e) Empirische Ergebnisse der Untersuchung<br />
Vorwort<br />
Im Folgenden wird das Baugenehmigungsverfahren im H<strong>in</strong>blick auf die<br />
e<strong>in</strong>zuhaltenden Fristen näher erklärt:<br />
Das Verfahren zur Erteilung e<strong>in</strong>er Baugenehmigung beg<strong>in</strong>nt mit der Stellung e<strong>in</strong>es<br />
Bauantrages, der schriftlich bei der Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>zureichen ist (§ 52 Abs. 1 LBO).<br />
Der Verfahrensbeschleunigung dient die durch die LBO-Novelle 1995 e<strong>in</strong>geführte<br />
Regelung des § 53 Abs. 1, dass die Geme<strong>in</strong>de den Bauantrag unter Zurückbehaltung<br />
e<strong>in</strong>er Ausfertigung <strong>in</strong>nerhalb von drei Arbeitstagen an die Baurechtsbehörde<br />
weiterzuleiten hat.<br />
Die Geme<strong>in</strong>de hat die Angrenzerbenachrichtigung nach § 55 LBO durchzuführen; die<br />
Angrenzer müssen <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ihre E<strong>in</strong>wendungen gegen das<br />
Bauvorhaben vorbr<strong>in</strong>gen.<br />
Nach Abschluss der Anhörung leitet die Geme<strong>in</strong>de den Bauantrag mit e<strong>in</strong>er eigenen<br />
Stellungnahme, der <strong>in</strong>dessen nur im Fall des § 36 BauGB rechtliche Bedeutung<br />
zukommt, an die Baugenehmigungsbehörde weiter (§ 55 Abs. 2 Satz 4 LBO). Parallel<br />
zur Angrenzerbenachrichtigung hört das Landratsamt gemäß § 54 Abs. 2 LBO<br />
diejenigen Behörden an, deren Aufgabenbereich durch die Baugenehmigung<br />
betroffen werden kann. Dabei muss das Landratsamt e<strong>in</strong>e Frist von höchstens zwei<br />
Monaten zur Stellungnahme setzen. Gibt die Behörde dann ke<strong>in</strong>e Stellungnahme ab,<br />
ist davon auszugehen, dass sie ke<strong>in</strong>e Bedenken gegen die Baugenehmigung hat. Hat<br />
e<strong>in</strong>e andere Behörde zu dem Bauvorhaben ihr E<strong>in</strong>vernehmen (Zustimmung), z.B.<br />
nach § 23 NatSchG, 22 Abs. 2 StrG, 7 Abs. 3 DSchG, zu erteilen, so gilt das<br />
E<strong>in</strong>vernehmen bzw. die Zustimmung als erteilt, wenn sie nicht <strong>in</strong>nerhalb von zwei<br />
Monaten versagt worden ist. § 54 Abs. 3 LBO f<strong>in</strong>det freilich nur Anwendung, wenn<br />
nach landesrechtlichen Vorschriften die Zustimmung e<strong>in</strong>er anderen Behörde<br />
erforderlich ist.<br />
Die Baurechtsbehörde muss nach § 54 Abs. 4 LBO über den Bauantrag bei<br />
Wohnbauvorhaben <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Monats, bei sonstigen Vorhaben <strong>in</strong>nerhalb von<br />
14
zwei Monaten nach E<strong>in</strong>gang des vollständigen Bauantrages und der Stellungnahme<br />
der Fachbehörden entscheiden. 1<br />
Untersuchungsgegenstand<br />
49 Bauanträge wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von zwei Jahren erfasst und dienen als<br />
Untersuchungsgegenstand für die Ermittlung der Durchlaufzeiten e<strong>in</strong>es Antrages von<br />
der Poststelle bis zur Antwort für den Bürger.<br />
Diese s<strong>in</strong>d nach dem Datum der erteilten Baugenehmigung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Excel-Tabelle<br />
gegliedert und aufgelistet. Darunter bef<strong>in</strong>den sich die unterschiedlichsten<br />
Bauvorhaben, wie z.B. Neubau e<strong>in</strong>es Autohauses mit Werkstatt und<br />
Betriebsleiterwohnung, Neubau e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>familienwohnhauses mit E<strong>in</strong>liegerwohnung<br />
im Untergeschoss sowie Neubau e<strong>in</strong>es Carports und Anbau mit Überdachung an den<br />
bestehenden Geräteschuppen.<br />
Beteiligte Ämter / Behörden<br />
Innerhalb der Baugenehmigungsverfahren wurden die im Folgenden aufgezählten<br />
Ämter und Behörden m<strong>in</strong>destens zehnmal und öfter kontaktiert:<br />
Bürgermeisteramt, Ortsverwaltung, Grundbuchamt, LRA Ortenaukreis -Amt für<br />
Wasserwirtschaft und Bodenschutz-, Elektrizitätswerk Mittelbaden, <strong>Stadt</strong>werke<br />
Wasser/Strom/Gas, <strong>Stadt</strong>werke Löschwasser, <strong>Stadt</strong>werke Abwasser,<br />
Bezirksschornste<strong>in</strong>fegermeister. Die Durchlaufzeit <strong>in</strong> den genannten Ämtern /<br />
Behörden wird näher dargestellt.<br />
Auf die Ämter / Behörden, die weniger als zehnmal zur Beteiligung herangezogen<br />
wurden, wird nicht weiter e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Durchlaufdauern der Ämter / Behörden<br />
Wie bereits erwähnt wird auf die oben aufgelisteten Ämter / Behörden das<br />
Hauptaugenmerk gelegt.<br />
Die Durchlaufdauer der Dokumente ist die Dauer, wie lang das Dokument <strong>in</strong> dem<br />
jeweiligen Amt bearbeitet wird, bis es zum Sachbearbeiter der <strong>Stadt</strong> x zurückkehrt.<br />
1 Baurecht Baden-Württemberg Kompendien für Studium, Praxis und Fortbildung<br />
Hansjochen Dürr<br />
12. Auflage<br />
15
Dauer <strong>in</strong> Tagen<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Durchlaufdauern nach Ämtern<br />
0<br />
1 4 7 2 5 8 11 14 17 20 23 26 29 32 35 38 41<br />
Bürgermeisteramt<br />
Ortsverwaltung<br />
Grundbuchamt<br />
LRA Ortenaukreis -Amt für Wasserwirtschaft<br />
und Bodenschutz-<br />
Elektrizitätswerk Mittelbaden<br />
<strong>Stadt</strong>werke Wasser/Strom/Gas<br />
<strong>Stadt</strong>werke Löschwasser<br />
<strong>Stadt</strong>werke Abwasser<br />
Bezirksschornsteigerfegermeister<br />
Sachbearbeiter<br />
Antrag Nr.x<br />
17
70 Tage<br />
60 Tage<br />
50 Tage<br />
40 Tage<br />
30 Tage<br />
20 Tage<br />
10 Tage<br />
Durchschnittsdauer der Bearbeitung nach Ämtern<br />
0 Tage<br />
Grundbuchamt Eletrizitätswerk<br />
Bürgermeisteramt<br />
Mittelbaden<br />
Ortsverwaltung LRA Ortenaukreis<br />
Amt für Wasserwirtschaft<br />
und Bodenschutz <strong>Stadt</strong>werke<br />
Wasser/Strom/Gas<br />
<strong>Stadt</strong>werke<br />
Löschwasser<br />
<strong>Stadt</strong>werke<br />
Abwasser<br />
Sachbearbeiter<br />
Bezirksschornste<strong>in</strong>fegermeister<br />
18
Ämter / Behörden<br />
Maße der<br />
zentralen Tendenz<br />
Zeit<strong>in</strong>tervalle<br />
Ämter / Behörden<br />
Maße der<br />
zentralen Tendenz<br />
<strong>Stadt</strong>werke<br />
Wasser/Strom/Gas<br />
<strong>Stadt</strong>werke<br />
Löschwasser<br />
2 Modus<br />
Bürgermeisteramt Ortsverwaltung Grundbuchamt<br />
11-15, 16-20, 26-<br />
30<br />
21-25 Arbeitstage 1-5 Arbeitstage<br />
<strong>Stadt</strong>werke<br />
Abwasser<br />
Bezirksschornste<strong>in</strong>-<br />
fegermeister<br />
Sachbearbeiter<br />
Zeit<strong>in</strong>tervalle 1-5 Arbeitstage 1-5 Arbeitstage 1-5 Arbeitstage 1-5 Arbeitstage 11-15 Arbeitstage<br />
Häufigkeit 13 13 15 12 44<br />
2 Modus: [oder Modalwert (häufigster Wert)] Der Modus ist der Messwert, der am häufigsten vorkommt.<br />
LRA Ortenaukreis -<br />
Amt für<br />
Wasserwirtschaft<br />
und Bodenschutz-<br />
6-10 oder<br />
16- 20 Arbeitstage<br />
Elektrizitätswerk<br />
Mittelbaden<br />
11-15 Arbeitstage<br />
Häufigkeit je 3 4 18 je 3 11<br />
19
Durchschnittsdauer der Bearbeitung<br />
Die Tabelle zeigt wie lange die e<strong>in</strong>zelnen Beteiligten durchschnittlich zur Bearbeitung gebraucht haben.<br />
Ämter / Behörden<br />
Maße der<br />
zentralen Tendenz<br />
3 arithmetrsiches<br />
Mittel<br />
Ämter / Behörden<br />
Maße der<br />
zentralen Tendenz<br />
arithmetrsiches<br />
Mittel<br />
Bürgermeisteramt Ortsverwaltung Grundbuchamt<br />
<strong>Stadt</strong>werke<br />
LRA Ortenaukreis<br />
–Amt für<br />
Wasserwirtschaft<br />
und Bodenschutz-<br />
Elektrizitätswerk<br />
Mittelbaden<br />
5 5,6 5,8 6,4 16<br />
Wasser/Strom/Gas<br />
<strong>Stadt</strong>werke<br />
Löschwasser<br />
<strong>Stadt</strong>werke<br />
Abwasser<br />
Bezirksschornste<strong>in</strong>-<br />
fegermeister<br />
Sachbearbeiter<br />
16,2 16,6 17,8 24,8 62<br />
3 Arithmetrisches Mittel: Es ist gleich der Summe über alle Werte dividiert durch die Anzahl der Werte.<br />
20
f) Interpretation der empirischen Ergebnisse<br />
Mögliche Ursachen e<strong>in</strong>er Verzögerung:<br />
Gesetzliche Fristen<br />
Wie im Vorwort des Abschnittes „Empirische Ergebnisse der Untersuchung“ bereits<br />
ausgeführt, kann es aufgrund gesetzlicher Fristen zu e<strong>in</strong>er Verzögerung im<br />
Baugenehmigungsverfahren kommen.<br />
Die Ergebnisse zeigen auf, dass Bearbeitungsverzögerungen durch gesetzliche<br />
Fristen bei folgenden Abschnitten <strong>in</strong> Betracht gezogen werden können.<br />
- E<strong>in</strong>gehen aller Unterlagen<br />
Die Baurechtsbehörde muss die Vollständigkeit der e<strong>in</strong>gereichten Unterlagen<br />
<strong>in</strong>nerhalb von 10 Arbeitstagen überprüfen. Bei Vollständigkeit muss sie die<br />
Antragsteller über den E<strong>in</strong>gang der vollständigern Unterlagen <strong>in</strong>formieren,<br />
ansonsten die ausstehenden Unterlagen anfordern. Ebenso ist sie verpflichtet<br />
die Unterlagen (<strong>in</strong> kopierter Form) an die Fachämter weiterzuleiten. Diese<br />
Vorgänge müssen <strong>in</strong>nerhalb von 5 Arbeitstagen abgeschlossen werden.<br />
- Angrenzeranhörung, da dies mit der Behandlung der Dokumente nicht <strong>in</strong><br />
direktem Zusammenhang steht, hier nur erwähnt: Die Angrenzeranhörung<br />
f<strong>in</strong>det <strong>in</strong>nerhalb von 2 Wochen statt. Da die Angrenzeranhörung parallel zur<br />
Fachämteranhörung läuft und alle Unterlagen <strong>in</strong>nerhalb dieses Zeitraumes<br />
weitergeleitet wurden, kann die Angrenzeranhörung hier außer Acht gelassen<br />
werden.<br />
Ansonsten ergibt sich aus den Ergebnissen ke<strong>in</strong> Anlass gesetzliche Fristen für<br />
Verzögerungen „verantwortlich“ zu machen.<br />
Unvollständigkeit der e<strong>in</strong>gereichten Unterlagen<br />
Wie oben erwähnt muss die Baurechtsbehörde <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er gesetzlichen Frist die<br />
Unterlagen durchgehen.<br />
Die Unvollständigkeit der e<strong>in</strong>gereichten Unterlagen verursacht aber teilweise auch die<br />
Verzögerung der Weiterleitung an die e<strong>in</strong>zelnen Fachämter. Teilweise können die<br />
Anträge schon vor der endgültigen Vollständigkeit weitergeleitet werden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Fällen allerd<strong>in</strong>gs müssen die Unterlagen erst endgültig vollständig vorliegen. Auf<br />
0
diese Weise ließe sich der Modalwert von 11-15 Arbeitstagen der Sachbearbeiter <strong>in</strong><br />
der Baurechtsbehörde erklären.<br />
Urlaub<br />
Aufgrund von Urlaub oder Feiertagen könnte es ebenfalls zu e<strong>in</strong>er Verzögerung <strong>in</strong><br />
der Bearbeitung kommen. In unserer Untersuchung wurden allerd<strong>in</strong>gs die<br />
Wochenenden sowie die gesetzlichen Feiertage Baden-Württembergs aus der<br />
Berechnung ausgeblendet, so dass nur die re<strong>in</strong>en Arbeitstage erfasst wurden. Da es<br />
aber teilweise zu erheblichen Verzögerungen gekommen ist, könnte man vermuten,<br />
dass die Sachbearbeiter vielleicht <strong>in</strong> Urlaub waren. In Extremfällen könnte man auch<br />
vermuten, dass Sachbearbeiter mit K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> schulpflichtigem Alter zur<br />
Schulferienzeit Urlaub hatten. Weiter könnte es möglich se<strong>in</strong>, dass nach deren<br />
Rückkehr andere Sachbearbeiter, ohne K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> schulpflichtigem Alter, außerhalb<br />
der Schulferien ihren Urlaub genommen haben. So ließen sich die extremen<br />
Verzögerungen erklären, wenn auch der Zufall recht groß ist.<br />
Krankheit<br />
Ebenso wie Urlaubstage wurden auch ke<strong>in</strong>e Krankheitstage <strong>in</strong> die Berechnung der<br />
Durchlaufzeiten mite<strong>in</strong>bezogen.<br />
Auch auf Zufall basierend ist das gleichzeitige bzw. nache<strong>in</strong>ander Krankse<strong>in</strong>. Bei<br />
Krankheit allerd<strong>in</strong>gs wäre die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des E<strong>in</strong>tretens höher, da die<br />
Urlaubsplanung zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Amtes aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt werden<br />
kann, Grippewellen etc. jedoch unausweichlich kommen und auch nicht vor den<br />
verschiedenen Bürotüren Halt machen.<br />
Verzögerung <strong>in</strong> komplizierten/komplexen Fällen<br />
Die Verzögerung, die bei komplizierten bzw. komplexen Fällen e<strong>in</strong>treten kann, ist laut<br />
Untersuchungsergebnis gegeben. Immerh<strong>in</strong> besteht e<strong>in</strong> Unterschied dar<strong>in</strong>, ob<br />
lediglich die Baugenehmigung für e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Wohnhaus oder e<strong>in</strong>en Carport erteilt<br />
werden soll oder aber der Bau e<strong>in</strong>er Autoreparaturwerkstatt mit Wohnhaus<br />
genehmigt werden soll.<br />
1
Bei Vorgängen, die nicht rout<strong>in</strong>emäßig erfolgen, müssen die Sachbearbeiter sich<br />
zuerst mit den gesetzlichen Bestimmungen und eventuell anderen Kollegen oder<br />
Experten ause<strong>in</strong>ander setzen.<br />
Liegenbleiben der Unterlagen<br />
Möglich wäre auch, dass die Unterlagen nach E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Papierkorb gelegt<br />
werden und unter anderen Dokumenten „verschw<strong>in</strong>den“. E<strong>in</strong>e Folge kann dabei<br />
schlussendlich se<strong>in</strong>, dass die Bauanträge <strong>in</strong> Vergessenheit geraten, bis alle anderen<br />
Dokumente abgearbeitet s<strong>in</strong>d oder der betreffende Sachbearbeiter auf den Verbleib<br />
der Antragsunterlagen angesprochen wird.<br />
Papierform der Unterlagen<br />
E<strong>in</strong>e mögliche Verzögerung ist auch, dass die Weiterleitung der Bauanträge <strong>in</strong><br />
Papierform erfolgt, die Unterlagen also erst für jedes Fachamt kopiert und<br />
anschließend weitergereicht bzw. zu externen Ämtern verschickt werden muss. Und<br />
auch das Rücksenden sowie die weitere Bearbeitung auf Papier erfolgt.<br />
Ke<strong>in</strong>e Kenntnisse von Lean Office<br />
Die Verzögerungen können aber auch dadurch verursacht werden, dass die<br />
Sachbearbeiter <strong>in</strong> den verschiedenen Ämtern ke<strong>in</strong>e oder unzulängliche Kenntnisse<br />
von „Lean Office“ haben. Denn wie schon im Abschnitt „Situation <strong>in</strong> den<br />
Kommunalverwaltungen (lt. Literatur)“ beschrieben, lauern die Verlustquellen „die<br />
drei Mu’s“ im Büro.<br />
Im vorliegenden Fall wird aber wohl nur die Verschwendung (Muda) Grund für die<br />
Verzögerungen se<strong>in</strong>. Unausgeglichenheit und Übermüdung spielen <strong>in</strong><br />
Baurechtsbehörden aufgrund der engen Verb<strong>in</strong>dung zu Gesetzen und Normen eher<br />
untergeordnete Rollen.<br />
Auch mangelnder Fluss ist e<strong>in</strong>e mögliche Ursache dafür, dass die Ämter teilweise<br />
überdurchschnittlich lange für die Bearbeitung brauchen.<br />
2
III. Fachlicher Teil Thema 2<br />
a. Situation <strong>in</strong> den Kommunalverwaltungen (lt. Literatur)<br />
Zusammenfassung der PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentation von Wolf Ste<strong>in</strong>brecher<br />
Im Folgenden soll das Ablageverhalten von Mitarbeitern <strong>in</strong> den<br />
Kommunalverwaltungen dargestellt werden.<br />
Geklärt werden soll, was für (1.) Standards <strong>in</strong> deutschen Verwaltungen<br />
vorherrschen und was man (2.) unter „Unordnung“ <strong>in</strong> der Ablage zu verstehen<br />
hat.<br />
Desweiteren werden (3.) Verschiedene Methoden des Ordnens aufgezeigt.<br />
Es folgen (4.) Informationen zum Umgang mit dem Aktenplan. Es wird<br />
geklärt, was (5.) Vorgangsdokumente, Prozessdokumente und<br />
Wissensdokumente s<strong>in</strong>d. Danach geht es um (6.) Ordnung von<br />
Wissensdokumenten und (7.) um Ablage als Prozess.<br />
1. Standards <strong>in</strong> deutschen Verwaltungen<br />
E<strong>in</strong> großes Problem <strong>in</strong> deutschen Verwaltungen stellen Effizienzverluste durch<br />
mangelnde Ordnung dar. Der Anteil der „Verschwendung“ im Büro liegt nach e<strong>in</strong>er<br />
Studie des Frauenhofer Instituts bei 32% gegenüber e<strong>in</strong>er Quote von 68% für<br />
produktive Tätigkeiten. Als e<strong>in</strong>ige der Faktoren, die zu dieser Verschwendung führen,<br />
werden vor allem die sogenannten Bürosünden genannt.<br />
Darunter versteht man zum Beispiel, dass man mehr Informationen (E-Mails, Kopien,<br />
etc.) besitzt oder anfertigt, als die aktuelle Prozessphase braucht. Auch<br />
Informationen, die nicht, oder zu spät geliefert werden, gehören zu den Bürosünden.<br />
Desweiteren gibt es das Problem, dass unnütze Wege gemacht werden, wenn sich<br />
Mitarbeiter auf die Suche nach Dokumenten begeben. Eng damit verbunden s<strong>in</strong>d<br />
nutzlose Tätigkeiten wie Berichte oder Protokolle zu fertigen, die niemand liest, das<br />
unnötige Vervielfältigen von Dokumenten und das Ablegen von Akten, die niemand<br />
braucht.<br />
2. Was ist eigentlich Unordnung?<br />
E<strong>in</strong> maßgebliches Charakteristikum der Bürosünden als Faktor für die Verschwendung<br />
ist die Unordnung.<br />
Man versteht hierunter das Zögern der Mitarbeiter bei der Ablage von Dokumenten<br />
aus Unsicherheit oder die Verzögerung bei der Suche nach Dokumenten. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus gibt es Unordnung bei verschiedenen Dokumentenbeständen: Es gibt Papier,<br />
elektronische Speicherlaufwerke, E-Mail-Ordner, und ERP-Programme; alle Bestände<br />
mit unterschiedlichen Ordnungssystemen. Es herrschen ke<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierten Spielregeln<br />
<strong>in</strong> Form von kommunizierten Arbeitsanweisungen vor und aufgrund des<br />
Nichtvorhandense<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>es DM-Beauftragten mangelt es an der E<strong>in</strong>weisung neuer<br />
oder Verabschiedung ausscheidender Mitarbeiter. Es bleibt zu beklagen, dass das<br />
Thema „Unordnung“ ke<strong>in</strong> Führungsthema darstellt und deshalb wenig Beachtung<br />
f<strong>in</strong>det.<br />
Die „Schuld“ für diese Unordnung trägt sowohl der E<strong>in</strong>zelne, wie auch das Team.<br />
Fehler E<strong>in</strong>zelner s<strong>in</strong>d, dass Dokumente als Privatbesitz behandelt werden und e<strong>in</strong><br />
ständiges Kopieren von Dokumenten, da dies ja alle Kollegen so machen.<br />
3
Die Schuld des Teams als Kollektiv lässt sich <strong>in</strong> der Form benennen, dass niemand<br />
für die Ablage als Ganzes verantwortlich ist. Dokumente werden häufig nur abgelegt,<br />
damit alles se<strong>in</strong>e Ordnung hat.<br />
Auch kommt es <strong>in</strong> diesen komplexen Prozessen zwischen E<strong>in</strong>zelnen und Team zu<br />
Rückkopplungen und „Kämpfen“. Diese werden zwischen Team und E<strong>in</strong>zelnen,<br />
Vorgesetzten und Mitarbeitern, Chef und Sekretär<strong>in</strong> ausgetragen.<br />
E<strong>in</strong> Problem <strong>in</strong> diesem Zusammenhang, ist der sog. Medienbruch, e<strong>in</strong> Wechsel des<br />
<strong>in</strong>formationstragenden Mediums <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Infobeschaffungs- oder<br />
Infoverarbeitungsprozesses.<br />
Während e<strong>in</strong>e Ordnung nach geme<strong>in</strong>samen Regeln bei Papier- genauso wie bei EDV-<br />
Dokumenten möglich ist und auch genutzt wird, existieren teilweise diverse private<br />
Ordnungssysteme neben dem etablierten Regelsystem. Ganz besonders<br />
variantenreich s<strong>in</strong>d parallel existierende Systeme bei den EDV-Dokumenten, welche<br />
durch die Ordnung nach verschiedensten Merkmalen e<strong>in</strong> großes Durche<strong>in</strong>ander<br />
produzieren.<br />
Um der Unordnung Herr zu werden, bedarf es e<strong>in</strong>er hierarchischen<br />
Ordnungsstruktur im Dokumentenmanagement. Diese ist pyramidenartig<br />
aufgebaut. Ganz unten steht als Grundlage e<strong>in</strong>e Aktenplan-Ordnungsstruktur. Auf der<br />
nächsten Stufe folgt die Wissensvervielfachung durch Schulung der Mitarbeiter;<br />
darüber die technische Unterstützung und an der Spitze der Pyramide steht der<br />
Ablageprozess.<br />
Als Beispiele für Unordnung kann exemplarisch e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>dows-Ordner stehen, <strong>in</strong><br />
dem unter dem Stichwort: EDV-Abteilung folgende Ordner gespeichert wurden:<br />
- Becker<br />
- Betriebsvere<strong>in</strong>barungen<br />
- Bilder<br />
- Budgets<br />
- Bull<strong>in</strong>ger<br />
- Datenschutz-Sicherheit<br />
- Doku Office-Installationen<br />
- EDV-Betreuer<br />
- Fachbereiche<br />
- Fachverfahren<br />
- Fortmann<br />
- Fusion<br />
- Gw<strong>in</strong>ner<br />
- Lehmann<br />
- Lizenzen<br />
- Org-Äderung<br />
- Projekte<br />
- …<br />
Es wird klar, wie problematisch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Zuordnung zum Speicherort wird,<br />
wenn man sich überlegt, wo der Inhaber des W<strong>in</strong>dows-Ordners beispielsweise se<strong>in</strong>e<br />
Präsentation zum Thema „Neue Betriebsvere<strong>in</strong>barung zum Datenschutz im<br />
4
Zusammenhang mit der neuen Office-Installation“ abspeichert, die er vor den EDV-<br />
Betreuern der Abteilungen halten wird!<br />
Es überschneiden sich hier verschiedene Arten der Ordnungsmethodik. So wurde<br />
nach Zuständigkeit, Thema, Ansprechpartner und Dokumentenart gleichzeitig<br />
„geordnet“.<br />
Unordnung heißt folglich, dass ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Regel zur E<strong>in</strong>ordnung<br />
e<strong>in</strong>es Objekts def<strong>in</strong>iert wurde!<br />
3. Verschiedene Methoden des Ordnens<br />
a) Matrixordnung<br />
Unter e<strong>in</strong>er Matrixordnung versteht man das Ordnen von Objekten mit zwei<br />
Merkmalen. Beispiel:<br />
blau<br />
gelb<br />
rot<br />
Kreis Dreieck Viereck<br />
2<br />
91<br />
23<br />
41<br />
4<br />
67<br />
Hier wurde nach Farbe und Form geordnet<br />
Suchvorgänge mit unvollständiger Information s<strong>in</strong>d aus allen Richtungen möglich.<br />
Die gewisse Willkür der Anordnung hat ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Effizienz von<br />
Suchverfahren.<br />
Matrixordnungen können <strong>in</strong> Datenbanken realisiert werden. Allerd<strong>in</strong>gs werden <strong>in</strong><br />
Datenbanken ke<strong>in</strong>e Objekte, sondern Meta<strong>in</strong>formationen organisiert.<br />
b) Klassifikation<br />
blaue Objekte Kreise<br />
Dreiecke<br />
Vierecke<br />
gelbe Objekte Kreise<br />
Dreiecke<br />
Vierecke<br />
rote Objekte Kreise<br />
Dreiecke<br />
Vierecke<br />
2<br />
41<br />
81<br />
91<br />
4<br />
18<br />
23<br />
67<br />
37<br />
81<br />
18<br />
37<br />
5
Bei diesem Verfahren muss man sich entscheiden, welches Merkmal man auf den<br />
jeweiligen Ordnerrücken schreibt, bzw. was als oberste Ebene der W<strong>in</strong>dows-Ordner<br />
verwendet werden kann.<br />
4. Der kommunale Aktenplan (Boorberg)<br />
Im kommunalen Aktenplan wird systematisch die Ablagestruktur für das gesamte<br />
Schriftgut e<strong>in</strong>er Verwaltung geregelt.<br />
Ziel des Aktenplanes ist die übersichtliche, nachvollziehbare und wirtschaftliche<br />
Ordnung des Schriftgutes.<br />
(Es folgte e<strong>in</strong>e Übung zum Umgang mit dem Aktenplan <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
(Boorberg).)<br />
5. Vorgangsdokumente, Prozessdokumente, Wissensdokumente<br />
Man unterscheidet zwischen Vorgangs- und Prozessdokumenten.<br />
Vorgangsdokumente s<strong>in</strong>d Dokumente, die sich auf e<strong>in</strong>en bestimmten Vorgang<br />
beziehen, <strong>in</strong> ihm entstehen, verwendet werden und mit ihm auch h<strong>in</strong>fällig werden.<br />
Prozessdokumente s<strong>in</strong>d Dokumente, die sich auf alle Vorgänge e<strong>in</strong>es bestimmten<br />
Prozesses beziehen und nur <strong>in</strong> ihm verwendet werden.<br />
Wissensdokumente s<strong>in</strong>d Dokumente, die sich ke<strong>in</strong>em bestimmten Prozess<br />
zuordnen lassen und die oft besonders komplexe Informationen enthalten.<br />
Nach dieser Klassifizierung ist es nun möglich, Dokumente nach Vorgängen zu<br />
bündeln und abzulegen (abzuspeichern). Die Vorgänge werden nach Prozessen<br />
klassifiziert, da die Zahl der Prozesse meist überschaubar ist. Als Ausnahme werden<br />
Wissensdokumente nicht nach Vorgängen, sondern separat abgespeichert.<br />
In der Praxis kann man Wissensdokumente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zweiten Ebene unter e<strong>in</strong>em<br />
eigenen Aktenzeichen speichern, Prozessdokumente <strong>in</strong> der dritten und<br />
Vorgangsdokumente <strong>in</strong> der vierten Ebene der Ordnergliederung.<br />
Da die Zugriffsfrequenz auf Dokumente aus abgeschlossenen Vorgängen stetig<br />
abnimmt, ist es s<strong>in</strong>nvoll zur Entlastung der elektronischen Ablage e<strong>in</strong> „Archiv“<br />
e<strong>in</strong>zurichten, <strong>in</strong> dem solche Dokumente zwischengelagert werden können.<br />
Nach der Umstrukturierung des Ablagesystems kann man beobachten, dass sich der<br />
erzielte Nutzen schnell e<strong>in</strong>stellt. E<strong>in</strong> prozessorientierter Aktenplan wird <strong>in</strong> der Regel<br />
schnell erlernt. Der Arbeitsaufwand für das Ablegen und Suchen s<strong>in</strong>kt. Externe und<br />
<strong>in</strong>terne Auskünfte werden deutlich schneller und sicherer erteilt.<br />
Der Übergang zu e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barungskultur stärkt die Teamprozesse. Die<br />
Arbeitsstimmung wird besser. E<strong>in</strong>e Schlüsselposition kommt dabei den<br />
Führungskräften zu, da mit ihrer Bereitschaft sich an die Zuständigkeiten zu halten,<br />
der Erfolg steht und fällt.<br />
6. Ordnung von Wissensdokumente<br />
Allgeme<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong> Dokument nach folgendem Schema abgelegt:<br />
6
Ablage nach<br />
besonderen Regeln<br />
Ja<br />
Ist es e<strong>in</strong><br />
Wissensdokument?<br />
Ablage im<br />
zugehörigen<br />
Prozessordner,<br />
Unterordner<br />
(Prozessdokumente)<br />
Ja<br />
Ne<strong>in</strong><br />
Ist es e<strong>in</strong><br />
Prozessdokument?<br />
neuen<br />
Vorgangsordner<br />
anlegen<br />
Ne<strong>in</strong><br />
Ja<br />
gehört es<br />
zu e<strong>in</strong>em<br />
neuen<br />
Vorgang?<br />
Ne<strong>in</strong><br />
Dokument im<br />
Vorgangsordner<br />
ablegen<br />
E<strong>in</strong>e besondere Möglichkeit Wissensdokumente abzulegen, ist, sie <strong>in</strong> Wissenspools<br />
(beispielsweise <strong>in</strong> Form von Datenbanken) zu speichern. Damit wird e<strong>in</strong>e<br />
Ansammlung von Wissen erreicht, das bei Bedarf vorgangsunabhängig abrufbar ist.<br />
Als Beispiel sei hier das Anlegen e<strong>in</strong>er Datenbank von nicht e<strong>in</strong>gestellten, aber<br />
potentiell geeigneten Bewerbern im Rahmen e<strong>in</strong>er Personalauswahl, genannt.<br />
Als weitere Möglichkeit kann man Datenbestände aufbauen, <strong>in</strong> denen man Daten zu<br />
bestimmten Themenbereichen speichert.<br />
Auch kann man Schlagwortkarteien numerisch aufbauen und neuen Dokumenten<br />
dabei den nächsten freien Platz <strong>in</strong> der numerischen Reihenfolge zuweisen. Die<br />
Verortung erfolgt dann über e<strong>in</strong> der Nummer zugewiesenes Schlagwort.<br />
7. Ablage als Prozess<br />
Um e<strong>in</strong> Funktionieren des beschriebenen Ablagesystems sicherzustellen, ist es<br />
notwendig für jede Funktionse<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>en Dokumentenmanagement- Beauftragten<br />
zu benennen.<br />
Dabei sollte die jeweilige Führungskraft e<strong>in</strong> eigenmächtiges E<strong>in</strong>greifen <strong>in</strong> die<br />
Dokumentenprozesse an den DM-Beauftragten vorbei vermeiden.<br />
Die DM-Beauftragten übernehmen ihre Aufgaben zusätzlich und bekommen die ihnen<br />
zustehenden Kompetenzen e<strong>in</strong>geräumt. Die Führungskräfte müssen <strong>in</strong>sofern<br />
zurückgehalten werden (sog. Rückhalt von Führungskräften).<br />
DM-Beauftragte schulen die Mitarbeiter <strong>in</strong> der Ablagesystematik und beraten bei<br />
Fragen. Sie alle<strong>in</strong>e nehmen Änderungen bzw. Neuerungen im Aktenplan vor.<br />
DM-Beauftragte erarbeiten und ergänzen Namensregeln für Vorgänge (Ordner) und<br />
Dokumente (Date<strong>in</strong>amen).<br />
Sämtliche getroffene Vere<strong>in</strong>barungen werden kommuniziert und im jeweiligen<br />
Laufwerk dokumentiert bzw. h<strong>in</strong>terlegt.<br />
Die DM-Beauftragten aller Funktionse<strong>in</strong>heiten treffen sich zu regelmäßigen<br />
Abstimmungsgesprächen.<br />
Sie <strong>in</strong>formieren die Leitung regelmäßig über den „Ablageprozess“.<br />
b. Ausgangshypothesen des Teilprojektes II<br />
„Ablageverhalten im Team“<br />
Als Teilnehmer des zweiten Teilprojekts beschäftigten wir, Alexander Ohm und Marco<br />
Rüsch, uns mit dem Dokumenten-Ablageverhalten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Team. Hierbei sollte<br />
7
untersucht werden, wie sich das Ablageverhalten der e<strong>in</strong>zelnen Mitglieder <strong>in</strong> Bezug<br />
auf das Team darstellt.<br />
Als zu untersuchende Teams wählten wir zwei Abteilungen des Landratsamtes<br />
Ortenaukreis aus.<br />
Der Schwerpunkt der Untersuchung lag auf e<strong>in</strong>er Ist-Analyse des praktizierten<br />
Ablageverhaltens.<br />
Insbesondere <strong>in</strong>teressierte uns, ob die e<strong>in</strong>zelne Mitarbeiter<strong>in</strong>/der e<strong>in</strong>zelne Mitarbeiter<br />
jederzeit weiß, wo e<strong>in</strong> Dokument abzulegen ist und ob elektronische wie<br />
Papierdokumente nach e<strong>in</strong>em bestimmten System abzulegen s<strong>in</strong>d. Wir wollten<br />
wissen, ob sich die Mitarbeiter auch <strong>in</strong> der Dokumentenablage der Kolleg<strong>in</strong>nen und<br />
Kollegen auskennen, welchen Stellenwert das Dokumentenmanagement <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Teams genießt und welche Kultur diesbezüglich gepflegt wird.<br />
Wir vermuteten, dass hier noch e<strong>in</strong>ige Defizite bestehen könnten.<br />
In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wollten wir wissen, wie hoch der Grad an Zufriedenheit bei<br />
e<strong>in</strong>em derartigen Ablageverhalten ist.<br />
Hierdurch erhofften wir uns Aussagen über die häufig vorherrschende<br />
Aktenplanablagestruktur nach dem kommunalen Boorberg-Aktenplan treffen zu<br />
können.<br />
Wir vermuteten, dass aufgrund des Umfangs und der großen Gliederungstiefe des<br />
Aktenplans nur wenige Menschen den kommunalen Plan anwenden oder dass<br />
mittlerweile viele sogar ihr eigenes Ablagesystem etabliert haben.<br />
Dieses kann jedoch zu großen Problemen im Fall von Urlaubsvertretung, längerer<br />
Krankheit oder Personalstellen-Nachfolge führen.<br />
E<strong>in</strong> nachrangiges Ziel war es, durch das Projekt e<strong>in</strong>e größere Sensibilisierung für e<strong>in</strong><br />
„Dokumentenmanagement“ bei den Teammitgliedern hervorzurufen.<br />
8
c. Untersuchungsmethode und Untersuchungsplan<br />
Für uns Studenten stellte sich gleich zu Beg<strong>in</strong>n der Projektphase die Frage: Wie führe<br />
ich eigentlich e<strong>in</strong> Projekt durch? Um uns und den anderen Projektgruppen hierüber<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick zu verschaffen, bot die <strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong> zu diesem Thema e<strong>in</strong>e<br />
Vorlesung mit dem Titel „Projektmanagement“ an.<br />
Den Studierenden wurde vermittelt, wie man von e<strong>in</strong>er Projektidee zu Zielen e<strong>in</strong>es<br />
Projektes, zur Projektorganisation und schließlich zur Planung und Umsetzung<br />
kommt. Wir lernten, wer alles an e<strong>in</strong>er solchen Aufgabe mitwirkt, wie e<strong>in</strong><br />
Produktstrukturplan entwickelt und e<strong>in</strong>e To-Do-Liste erstellt wird, Meilenste<strong>in</strong>e<br />
gesetzt werden, e<strong>in</strong> Projekt überwacht und schließlich abgeschlossen wird.<br />
Anschließend g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> unserer Gruppe zur Umsetzung des Erlernten. Aufgrund<br />
dessen, dass dieses Gebiet für alle Projektmitglieder noch absolutes Neuland war,<br />
taten sich anfangs alle e<strong>in</strong> wenig schwer, doch mit Hilfe unseres betreuenden<br />
Dozenten Herrn Ste<strong>in</strong>brecher, gelang es uns, erste Ziele und Meilenste<strong>in</strong>e zu<br />
formulieren.<br />
Wir erstellten e<strong>in</strong>en Produktstrukturplan, an dem sich dieser fortlaufende<br />
Projektbericht zu orientieren hatte. Es wurde festgelegt, welches Teammitglied<br />
welchen Teil des Berichtes zu verfassen habe und wie viel Seiten dies <strong>in</strong> Anspruch<br />
nehmen solle.<br />
Schließlich wurden zwei Untergruppen gebildet. Während die e<strong>in</strong>e Gruppe die<br />
Durchlaufzeiten e<strong>in</strong>zelner Dokumente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Abteilung untersuchen<br />
sollte, bestand unser Auftrag dah<strong>in</strong>gehend, zu ermitteln welches Ablageverhalten <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Praxisbeispiel vorherrscht und welche Probleme und Verschwendungszeiten<br />
dort dadurch eventuell auftreten.<br />
Unsere Aufgabe bestand nun also dar<strong>in</strong> herauszuf<strong>in</strong>den, wie <strong>in</strong> der Praxis eigentlich<br />
Dokumente abgelegt werden und wo eventuell die Schwachstellen im bestehenden<br />
Ablagesystem zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. So wurden <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Gesamtgruppe<br />
Methoden untersucht, die uns zur Analyse hilfreich se<strong>in</strong> könnten.<br />
9
In die engere Auswahl kamen so die zwei Möglichkeiten: Entweder e<strong>in</strong> Interview mit<br />
e<strong>in</strong>em oder mehreren Angestellten zu führen oder e<strong>in</strong>en Fragebogen für alle<br />
Beschäftigten zu entwickeln.<br />
E<strong>in</strong> Interview hätte uns die Möglichkeit geboten, mit den Angestellten direkt zu<br />
kommunizieren und unmittelbar vor Ort und direkt zu erfahren, wo die Defizite <strong>in</strong><br />
deren Abteilung liegen.<br />
Nachteilig wäre hierbei sicherlich gewesen, dass es zum e<strong>in</strong>en sehr zeitaufwendig<br />
gewesen wäre, zum anderen niemals die Me<strong>in</strong>ung der Gesamtheit e<strong>in</strong>er Abteilung<br />
ausgedrückt hätte.<br />
Nach reiflicher Überlegung und Abwägen von Pro und Contra entschieden wir uns für<br />
die Möglichkeit, e<strong>in</strong>en Fragebogen zu entwickeln. Dieser sollte uns ermöglichen,<br />
durch gezielte Fragen e<strong>in</strong>en Gesamte<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Ablageverhalten zu erlangen.<br />
Hierfür konnte uns Herr Ste<strong>in</strong>brecher e<strong>in</strong>e hilfreiche Vorlage geben, die wir als<br />
Grundlage für unseren Fragenkatalog nutzten, <strong>in</strong>dem wir sie modifizierten und an<br />
unsere Vorstellungen anpassten.<br />
Offen war zu diesem Zeitpunkt noch, welche Verwaltung wir eigentlich zur<br />
Untersuchung heranziehen wollten. Zur Auswahl standen die Verwaltungen der<br />
Geme<strong>in</strong>den Gengenbach, Lahr, des Landratsamtes Ortenaukreis <strong>in</strong> Offenburg und die<br />
der <strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong> selbst. Aufgrund guter Beziehungen unseres Dozenten Herrn<br />
Ste<strong>in</strong>brecher zum Mitarbeiter der Zentralen Organisation des Landratsamtes<br />
Ortenaukreis Herrn Uryzaj, hielten wir es für wertvoll diese Kontakte auch zu nutzen.<br />
Herr Uryzaj erklärte sich auch deshalb dazu bereit, das Projekt im Landratsamt<br />
durchzuführen, weil e<strong>in</strong> elektronisches Dokumentenmanagement-System, kurz DMS,<br />
<strong>in</strong> Kürze <strong>in</strong> zwei Abteilungen e<strong>in</strong>geführt werden sollte.<br />
Unser Fragebogen unterschied und verglich zum e<strong>in</strong>en den gewünschten<br />
Optimalzustand <strong>in</strong> der Verwaltung mit dem „worst case“, also dem Zustand, bei dem<br />
eigentlich ke<strong>in</strong>e Struktur im Ablageverhalten der Mitarbeiter zu erkennen ist.<br />
Die Fragen bewerteten die Mitarbeiter auf e<strong>in</strong>er Skala von 0 (trifft gar nicht zu) bis 5<br />
(trifft voll und ganz zu) und konnten somit ihrer Ablehnung bzw. Zustimmung<br />
Ausdruck verleihen. Auf diesem Wege konnten wir 20 Fragen an die Mitarbeiter des<br />
10
Landratsamtes Ortenaukreis, <strong>in</strong> den Abteilungen „Zentrale Organisation“ und<br />
„Straßenbauamt“ richten, die durch e<strong>in</strong>e „Relevanzzahl“ weitere Aussagekraft<br />
erhielten. So wurde jede der gestellten 20 Fragen mit e<strong>in</strong>er Gewichtung bewertet, die<br />
die Wichtigkeit und Bedeutung der Frage gegebenenfalls stärken sollte.<br />
So wurde beispielsweise der Frage, ob man am Ende des Arbeitstages e<strong>in</strong>en Stapel<br />
voller Dokumente und Akten auf dem Schreibtisch habe, weniger Gewichtung<br />
gegeben, als der Frage, ob neue Mitarbeiter <strong>in</strong> das bestehende Ablagesystem e<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>weisung erhielten.<br />
Durch die Multiplikation der Bewertung der Angestellten mit der Relevanzzahl<br />
konnten wir so die auftretende Differenz zur Optimalpunktzahl, also im Idealfall<br />
immer die Bewertung „5“, ermitteln und diese für die Interpretation unserer<br />
Ergebnisse verwenden.<br />
Zu den gestellten 20 Fragen mit direkter Bewertungsmöglichkeit stellten wir noch die<br />
Frage, wie denn nun eigentlich vor Ort abgelegt wird. Dies konnten die Mitarbeiter<br />
durch Bewertung von 0 (entspricht „ne<strong>in</strong>“) oder 5 (entspricht „ja“) ausdrücken. Die<br />
Antwortmöglichkeiten auf diese Frage entnahmen wir Aussagen von Frau Kuderer,<br />
die uns darauf h<strong>in</strong>wies, dass sehr wahrsche<strong>in</strong>lich entweder nach Namen, Thema oder<br />
Projekt abgelegt werden würde. Diese Frage erhielt von uns ke<strong>in</strong>e Relevanzkennzahl,<br />
da wir bei hier nicht von e<strong>in</strong>em Optimal-<br />
oder Schlechtzustand ausgehen konnten.<br />
Als zusätzliche Option überlegten wir uns offene Fragen zu stellen, bei denen wir den<br />
Angestellten des Landratsamtes selbst die Möglichkeit gaben, ob sie hierzu etwas<br />
angeben möchten oder eher nicht. Dabei handelte es sich zum e<strong>in</strong>en um die Frage,<br />
welche Gründe denn gegen den bestehenden Aktenplan sprechen und zum andern,<br />
was sie noch störe am bestehenden Ablagesystem und was sie daran als kompliziert<br />
und zeit<strong>in</strong>tensiv empfänden.<br />
Der Fragebogen wurde per Exceltabelle erstellt, so dass die Möglichkeit bestand,<br />
diesen anschließend nicht mühsam e<strong>in</strong>zeln per Hand, sondern per zur Verfügung<br />
gestelltem Programm auszuwerten.<br />
11
Wir erhofften uns Ergebnisse sowohl aus der E<strong>in</strong>zelfragenbewertung, als auch aus<br />
den offenen Fragen ermitteln zu können, auf diese später näher e<strong>in</strong>zugehen se<strong>in</strong><br />
wird.<br />
d. Beschreibung der praktischen Durchführung der<br />
Untersuchung<br />
Mit dem nun also gedanklich und entwurfsfertig konzipierten Fragebogen g<strong>in</strong>g es an<br />
die praktische Umsetzung der Umfrage. Wie im Vorfeld bereits mit Frau Kuderer, die<br />
neben Herrn Uryzaj vom Landratsamt das Projekt betreute, abgestimmt, sollte das<br />
Projekt <strong>in</strong> den beiden Abteilungen „Zentrale Organisation“ und „Straßenbauamt“<br />
durchgeführt werden.<br />
In e<strong>in</strong>em ersten Gespräch klärten wir Herrn Uryzaj und Frau Kuderer darüber auf,<br />
was unsere Intension sei und welche Ziele und Erkenntnisse wir durch das Projekt<br />
erreichen wollten.<br />
Die beiden konnten sich schnell für die Idee begeistern und waren offen für e<strong>in</strong>e<br />
Teilnahme am Projekt.<br />
In e<strong>in</strong>em zweiten Treffen stellten wir unseren ersten schriftlichen Entwurf des<br />
Fragebogens vor und e<strong>in</strong>igten uns darauf, diesen an die Bedürfnisse der beiden<br />
anzupassen, um ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Term<strong>in</strong> nochmals zu besprechen. Als<br />
schließlich auch die letzten Details des Fragebogens geklärt waren, verständigte man<br />
sich darauf den Fragebogen per E - Mail den entsprechenden Ämtern zuzuleiten, da<br />
dies die e<strong>in</strong>fachste Möglichkeit darstellte. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Auswertungsprogramms<br />
würde es uns so leichter fallen die Datenmengen zu ordnen und auszuwerten.<br />
Vorab jedoch stellten wir unseren Fragebogen mit Frau Kuderer e<strong>in</strong>igen anwesenden<br />
Mitarbeitern der „Zentralen Organisation“ vor und baten sie ihre Kollegen auf diesen<br />
h<strong>in</strong>zuweisen, um e<strong>in</strong>e möglichst hohe Rücklaufquote zu erfahren.<br />
Um sicher zu gehen diese auch wirklich zu erreichen fertigten wir schließlich noch<br />
folgenden elektronischen Laufzettel als Word - Dokument an:<br />
„Liebe Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter des Straßenbauamtes,<br />
12
liebe Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter der Zentralen Organisation,<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes der <strong>Hochschule</strong> für öffentliche Verwaltung <strong>Kehl</strong> f<strong>in</strong>det <strong>in</strong><br />
unserem Landratsamt e<strong>in</strong>e Umfrage statt. Dabei soll das Ablageverhalten von<br />
Dokumenten unserer MitarbeiterInnen untersucht werden. Der Fragebogen wurde<br />
von zwei Studierenden <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit der Zentralen Organisation<br />
entwickelt.<br />
Ziel der Umfrage ist es, Ablagestrukturen und –verhalten zu identifizieren und die bei<br />
der Dokumentenablage aufkommenden Probleme zu ermitteln. Bei der E<strong>in</strong>führung<br />
e<strong>in</strong>es neuen Dokumenten-Management-Systems (DMS) können diese berücksichtigt<br />
werden um die Suchzeiten zu verr<strong>in</strong>gern und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Ablagestruktur zu<br />
schaffen.<br />
Bitte nehmen Sie sich die Zeit und füllen unseren Fragebogen aus.<br />
Zu jeder Aussage/Frage haben Sie die Möglichkeit mit e<strong>in</strong>em „X“ Ihre Zustimmung<br />
oder Ablehnung auszudrücken. Dabei können Sie auf e<strong>in</strong>er Skala von 0 bis 5<br />
auswählen.<br />
E<strong>in</strong>e angekreuzte „0“ bedeutet, dass Sie der Aussage/Frage gar nicht zustimmen,<br />
e<strong>in</strong>e angekreuzte „5“ entspricht Ihrer vollsten Zustimmung.<br />
Den bearbeiteten Excel-Fragebogen schicken Sie bitte spätestens bis zum 30.01.2009<br />
an Frau Kuderer (mart<strong>in</strong>a.kuderer@ortenaukreis.de) zurück.<br />
Viele Grüße,<br />
Uwe Uryzaj, Mart<strong>in</strong>a Kuderer (Zentrale Organisation)<br />
Marco Rüsch, Alexander Ohm (<strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong>)“<br />
Dieser wurde dem Excel - Fragebogen angehängt und nach Rücksprache mit Frau<br />
Kuderer durch diese an die entsprechenden Ämter per E-Mail verschickt. Zu diesem<br />
Zeitpunkt wurde uns versichert dass wir mit etwa 25 Antworten rechnen könnten.<br />
13
Die Umfrage dauerte <strong>in</strong>sgesamt etwa vier Wochen, <strong>in</strong> denen das Projekt für uns<br />
Studierende nicht zuletzt aufgrund der Prüfungsphase, ruhte.<br />
Nach Ablauf dieses Zeitraums sendete uns Frau Kuderer überraschenderweise 34<br />
Antworten, was wir als großen Erfolg der Umfrage werteten.<br />
Nachfolgend zu sehen ist der angefertigte Fragebogen ohne die Bewertungsskala:<br />
Situationsanalyse zum Thema „Me<strong>in</strong> Ablageverhalten“<br />
Nehmen Sie e<strong>in</strong>e Selbstbewertung Ihrer Abteilung vor, <strong>in</strong>dem Sie für jede<br />
Fragestellung e<strong>in</strong>e Punktzahl zwischen 0 und 5 vergeben:<br />
0 = trifft gar nicht zu<br />
bis 5 = trifft voll und ganz zu<br />
Fragestellung<br />
01. Ich weiß immer sofort, wo ich e<strong>in</strong> Papierdokument<br />
e<strong>in</strong>es laufenden Vorgangs ablegen soll.<br />
02. Ich lege me<strong>in</strong>e Papierdokumente nach Aktenplan<br />
BW (Boorberg) ab<br />
03. Ich lege me<strong>in</strong>e Papierdokumente ab nach:<br />
04. Name (Meier, Müller, Schulze,…)<br />
05. Thema (Sicherheit am Arbeitsplatz)<br />
06. Projekt (Ausschreibung von X)<br />
07. anderen Kriterien<br />
08. Me<strong>in</strong>e Kollegen wissen immer ohne langes<br />
Nachdenken, <strong>in</strong> welchem unserer Ordner sich e<strong>in</strong><br />
benötigtes Papierdokument bef<strong>in</strong>det.<br />
09. Auch bei Wissensdokumenten (Zeitungsausschnitte,<br />
Fachartikel, <strong>in</strong>terne Formulare und Checklisten ...)<br />
muss ich beim Ablegen und Suchen nie überlegen.<br />
10. Auch bei elektronischen Dokumenten (Dateien auf<br />
dem Server) habe ich ke<strong>in</strong>en Aufwand, wenn ich<br />
etwas ablege oder suche.<br />
11. Auf me<strong>in</strong>em Schreibtisch gibt es ke<strong>in</strong>e „Stapel“<br />
(auch nicht auf der Fensterbank). Am Ende des<br />
Arbeitstages ist me<strong>in</strong> Schreibtisch immer<br />
Bitte die<br />
zutreffende<br />
Punktzahl Ihrer<br />
Selbstbewertung<br />
mit 'X' ankreuzen<br />
0 1 2 3 4 5<br />
1,2,3<br />
2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
3<br />
1<br />
14
aufgeräumt.<br />
12. Ich kenne mich <strong>in</strong> der Dokumentenablage der<br />
anderen Kollegen aus. Ich muss im Vertretungsfall<br />
nie lange suchen, um benötigte Dokumente (Papier<br />
und elektr.) zu f<strong>in</strong>den.<br />
13. Geme<strong>in</strong>sam benötigte Dokumente werden auch für<br />
alle zugänglich gemacht und erschlossen. Es gibt<br />
ke<strong>in</strong>e elektronischen Arbeitsdokumente auf lokalen<br />
Laufwerken, ke<strong>in</strong>e abgeschotteten E-Mail-Ordner <strong>in</strong><br />
Outlook oder Lotus Notes.<br />
14. Kundenanfragen können immer zeitnah beantwortet<br />
werden, auch wenn der „zuständige“ Kollege im<br />
Urlaub / krank ist.<br />
15. Neue Mitarbeiter erhalten e<strong>in</strong>e systematische<br />
E<strong>in</strong>weisung <strong>in</strong> die Struktur unserer Ablage.<br />
16. Es gibt e<strong>in</strong>en geregelten Wissenstransfer zwischen<br />
den Generationen. Wenn e<strong>in</strong> Kollege ausscheidet /<br />
versetzt wird, erfolgt e<strong>in</strong>e systematische Übergabe<br />
se<strong>in</strong>es Dokumentenbestandes an den Nachfolger.<br />
17. Für mich ist es ke<strong>in</strong> Problem, den aktuellen Stand<br />
e<strong>in</strong>es konkreten Vorganges genau festzustellen.<br />
18. Für unsere Abteilung ist es selbstverständlich, die<br />
Dokumentenablage und die Wissenszirkulation zum<br />
Thema zu machen.<br />
19. Es gibt dokumentierte Regeln beim Umgang mit der<br />
Ablage, unter anderem: e<strong>in</strong>en Aktenplan<br />
(Ordnerstruktur),<br />
20. bei elektronischen Dokumenten Regeln zur Vergabe<br />
von Ordner- und Dokumentennamen.<br />
21. Alle Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen halten sich daran. 3<br />
22. Es gibt standardisierte Formulare, Vorlagen,<br />
Checklisten, Makros und Textbauste<strong>in</strong>e zur<br />
Unterstützung der Prozesse und Abläufe. Diese s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>fach und schnell zu f<strong>in</strong>den.<br />
23. Zentrale Wissensbestände wie - Adressdaten -<br />
Projektdatenbank - Wissenspool - usw. werden<br />
nach e<strong>in</strong>heitlichen Standards gepflegt und s<strong>in</strong>d<br />
allen, die sie benötigen, leicht zugänglich.<br />
24. Unsere Abteilung besitzt e<strong>in</strong>e/n<br />
Ablageverantwortliche/n oder<br />
Dokumentenmanager/<strong>in</strong>, der/die für die Pflege des<br />
Aktenplans zuständig ist und Ansprechpartner aller<br />
2<br />
3<br />
3<br />
3<br />
2<br />
1<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
15
Kollegen bei Ablagefragen ist.<br />
25. In unserer Organisation gilt die Ablage als<br />
Führungsaufgabe. Die oberste Führung setzt das<br />
Thema regelmäßig auf ihre Agenda.<br />
1. Welche Gründe sprechen gegen den bestehenden Aktenplan?<br />
2. Was stört Sie noch am bestehenden Ablagesystem? Was f<strong>in</strong>den Sie<br />
kompliziert? Welche Abläufe empf<strong>in</strong>den Sie als sehr zeit<strong>in</strong>tensiv?<br />
e. Empirische Ergebnisse der Untersuchung<br />
Was nun also s<strong>in</strong>d die Ergebnisse und Rückschlüsse der Untersuchung am<br />
Landratsamt Ortenaukreis? Hiermit soll sich dieser Unterabschnitt befassen.<br />
Vorab ist zu erwähnen dass die Projektuntergruppe mit 25 Antworten rechnete,<br />
schließlich aber überwältigende 34 Fragebögen zur Auswertung erhielt.<br />
Unsere Untersuchung soll zum e<strong>in</strong>en die Extremwerte herausarbeiten, also die<br />
Fragen mit den schlechtesten Bewertungen aller Mitarbeiter, zum anderen auf die<br />
Durchschnittswerte aller 34 Fragebögen e<strong>in</strong>gehen. Zuletzt möchten wir uns mit den<br />
offenen Fragen, die die Mitarbeiter des Landratsamtes zusätzlich beantworten<br />
konnten, befassen.<br />
In der folgenden Grafik zeigt uns die schwarze Kurve, welche sich aus den vielen<br />
hellgrauen ergibt, die durchschnittliche Bewertung (von 0,0 bis 5,0) der 34<br />
Fragebögen im Bezug auf die e<strong>in</strong>zelnen Fragen, welche mit 1-25 nummeriert s<strong>in</strong>d.<br />
Frage 3 taucht mit den Antwortmöglichkeiten 4, 5, 6 und 7 <strong>in</strong> dieser Grafik nicht auf<br />
und soll gleich separat betrachtet werden. Die rote Kurve zeigt uns zu jeder Frage<br />
den absoluten M<strong>in</strong>imumwert an, also den m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal abgegebenen<br />
ger<strong>in</strong>gsten Wert.<br />
3<br />
16
0,0<br />
0,5<br />
1,0<br />
1,5<br />
2,0<br />
2,5<br />
3,0<br />
3,5<br />
4,0<br />
4,5<br />
5,0<br />
01.<br />
02.<br />
Grafik 1<br />
08.<br />
09.<br />
10.<br />
11.<br />
12.<br />
13.<br />
14.<br />
15.<br />
Da dieser M<strong>in</strong>imumwert, wie zu sehen ist, außer bei Frage 1 durchweg den Wert 0,0<br />
anzeigt, bedeutet dies, dass bis auf Frage 1 bei jeder Frage m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal die<br />
Bewertung 0,0 abgebeben wurde.<br />
Besonders markant s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der ersten Stufe der Untersuchung die Extremwerte bei<br />
den Fragen 2, 20 und 25. Hier wurde im Durchschnitt lediglich e<strong>in</strong>e Bewertung<br />
zwischen 1,2 und 1,6 abgegeben.<br />
Als am auffälligsten s<strong>in</strong>d def<strong>in</strong>itiv die Fragen 2 und 25 zu deuten. Frage 2 befasste<br />
sich mit dem Thema, ob denn Papierdokumente nach Aktenplan abgelegt werden.<br />
Diese Fragestellung konnte lediglich mit 5,0 (Ja) oder 0,0 (Ne<strong>in</strong>) beantwortet<br />
werden, weshalb zwischen diesen beiden Werten ke<strong>in</strong>e Nennungen auftreten. Sie<br />
zeigt uns allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> aller Deutlichkeit, dass die klare Mehrheit der Beschäftigten<br />
den Aktenplan Baden-Württemberg nicht oder nicht richtig nutzt. So greifen lediglich<br />
8 der 34 Befragten auf den Aktenplan zurück.<br />
Als weiteren Extrempunkt fragten wir <strong>in</strong> Frage 20, ob es bei elektronischen<br />
Dokumenten Regeln zur Vergabe von Ordner- und Dokumentennamen gibt. Dies<br />
bewerteten bis auf Ausnahme von 5 Mitarbeitern alle anderen als nicht oder kaum<br />
zutreffend. Hier könnte sich eventuell die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es geregelten und<br />
geordneten Dokumentenablagesystems zeigen.<br />
16.<br />
17.<br />
18.<br />
19.<br />
20.<br />
21.<br />
22.<br />
23.<br />
24.<br />
25.<br />
17
In Frage 25 schließlich g<strong>in</strong>g es darum, ob die Ablage zum Führungsthema gemacht<br />
und dieses regelmäßig durch die Führung angesprochen wird. Da auch hier nur e<strong>in</strong><br />
Wert von 1,2 erreicht wurde, zeigt sich e<strong>in</strong>e gewisse Problematik, sich mit diesem<br />
Thema <strong>in</strong> der jeweiligen Abteilung zu befassen. Nur zwei Mitarbeiter konnten<br />
bestätigen, dass dies durchaus zum Thema gemacht wird. Auf die Frage warum dies<br />
so se<strong>in</strong> könnte, soll im nächsten Unterabschnitt e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />
Weitere ziemlich ger<strong>in</strong>ge Werte auf der Skala weisen die Fragen 9, 11, 12, 15, 16,<br />
18, 21, 23 und 24 auf, die jeweils alle e<strong>in</strong>en Mittelwert von unter 2,5 aufweisen.<br />
Auch <strong>in</strong> dieser zweiten Stufe der Untersuchung soll auf die extremen Werte<br />
e<strong>in</strong>gegangen werden. Dies s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Fragen 11, 12 und 21.<br />
In Frage 11 g<strong>in</strong>g es darum, ob sich am Ende des Arbeitstages auf den<br />
Schreibtischen „Stapel“ von Arbeitsdokumenten angehäuft haben oder ob dieser eher<br />
aufgeräumt sei. Das Ergebnis zeigt, dass hier doch eher Chaos <strong>in</strong> der Praxis<br />
vorherrscht. Mit e<strong>in</strong>em Schnitt von 2,2 ist das Ansammeln von Papierdokumenten<br />
doch bei mehr als der Hälfte der Befragten beim abendlichen Ausschalten des Lichtes<br />
der Fall.<br />
Frage 12 beschäftigte sich mit dem Thema der Vertretung bei Abwesenheit e<strong>in</strong>es<br />
Kollegen. Kann der e<strong>in</strong>zelne Mitarbeiter im Vertretungsfalle auf gewünschte und<br />
benötigte Dokumente auf den Rechnersystemen der Kollegen zügig zugreifen? Dies<br />
ist bei e<strong>in</strong>em Wert von 2,1 bei der Mehrheit nicht der Fall. E<strong>in</strong> Blick auf Frage 3 ff, bei<br />
der wir fragten, wie denn eigentlich abgelegt wird, zeigt, dass dies auch unmöglich<br />
ersche<strong>in</strong>t, da jeder Mitarbeiter mit se<strong>in</strong>em eigenen Ablagesystem arbeitet. Legt der<br />
e<strong>in</strong>e nach Namen ab, s<strong>in</strong>d es beim nächsten schon Themen oder<br />
Projektschlagwörter.<br />
18
Frage 21 als nächster Punkt der zweiten Untersuchungsphase knüpft an Frage 20,<br />
also ob es Regeln zur Vergabe von Ordner- und Dokumentennamen gibt,<br />
weitestgehend an und fragt, ob sich die Mitarbeiter daran auch halten. Das Ergebnis<br />
ist mit e<strong>in</strong>em Durchschnittswert von 1,9, da wie herausgefunden wurde ke<strong>in</strong>e oder<br />
kaum Regeln bestehen, ähnlich negativ.<br />
Nun wollen wir e<strong>in</strong>en Blick auf die Gesamtverteilung der Durchschnittswerte aller 34<br />
Fragebögen werfen, die sich wie folgt darstellt:<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Grafik 2<br />
2<br />
Verteilung der Fragebögen auf Mittelwerte der<br />
Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen Zustand<br />
3<br />
6<br />
4<br />
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5<br />
10<br />
8<br />
Anzahl Fragebögen<br />
1<br />
19
Wie der obigen Grafik entnommen werden kann, ist die Verteilung der<br />
Durchschnittswerte der Fragebögen äußerst ungewöhnlich. In der Regel ist <strong>in</strong><br />
solchen Darstellungen eher e<strong>in</strong>e Normalverteilung (bezüglich der Balkenanordnung)<br />
zu erkennen. Hier aber sehen wir mit zwei Erhebungen e<strong>in</strong>e bipolare Verteilung der<br />
Durchschnittswerte. Was aber nun sagt uns diese Grafik?<br />
Zum e<strong>in</strong>en ist im Bereich von 0,0 bis 2,5 e<strong>in</strong>e Gruppe (15 Beschäftigte) festzustellen,<br />
die äußerst ger<strong>in</strong>ge, <strong>in</strong> unserer Umfrage also gleich zu setzen mit negativen<br />
Bewertungen, abgegeben hat.<br />
In der zweiten Erhebung der Darstellung zwischen 2,6 bis 4,0 ist e<strong>in</strong>e Gruppe (19<br />
Beschäftigte) zu erkennen, die eher positiv bewertet hat, also eher zufrieden mit den<br />
Gegebenheiten se<strong>in</strong> dürfte, die Spitzengruppe (10 Fragebögen) liegt gar bei e<strong>in</strong>em<br />
Durchschnittswert von 3,0.<br />
Festzuhalten bleibt also, dass es sowohl e<strong>in</strong>e Gruppe gibt, die sich selber tendenziell<br />
eher als unzufrieden und e<strong>in</strong>e, die sich eher als zufrieden ansehen dürfte.<br />
In e<strong>in</strong>em letzten Schritt stellten wir zwei offene Fragen, die die Beschäftigten des<br />
Landratsamtes zusätzlich beantworten konnten. So <strong>in</strong>teressierte uns zum e<strong>in</strong>en,<br />
welche Gründe denn gegen den bestehenden Aktenplan sprechen, zum anderen, was<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Mitarbeiter am bestehenden Ablagesystem stört und was er als<br />
kompliziert und zeit<strong>in</strong>tensiv empf<strong>in</strong>det.<br />
Zur Frage, was gegen den bestehenden Aktenplan spreche, wurde beispielsweise<br />
genannt, dass e<strong>in</strong>e Zuordnung nach Thema/Projekt oftmals s<strong>in</strong>nvoller sei, e<strong>in</strong><br />
anderer me<strong>in</strong>te, dieser sei nur <strong>in</strong> modifizierter Art zu gebrauchen, da dieser<br />
unrelevante Unterordner besitze und an anderer Stelle wiederum wichtige Themen<br />
fehlen würden.<br />
Auch drei weitere Mitarbeiter s<strong>in</strong>d der Me<strong>in</strong>ung, dass der Aktenplan gerade für<br />
Projekte schlecht zu gebrauchen und zu „umständlich“ sei, zum Teil sogar ignoriert<br />
werde Die Beachtung käme e<strong>in</strong>em „Auswendig Lernen“ gleich.<br />
E<strong>in</strong> Mitarbeiter würde es begrüßen, wenn Dateien mehr e<strong>in</strong>gescannt und zentral<br />
abgelegt werden würden. Auch wird die Problematik angesprochen, dass es mit<br />
unter sehr lange g<strong>in</strong>ge, bis e<strong>in</strong>em Vorgang durch die Registratur e<strong>in</strong> Aktenzeichen<br />
zugewiesen wird und dass es <strong>in</strong> dieser Zeit problematisch sei, auf den Vorgang<br />
zurückzugreifen.<br />
20
Unsere zweite Frage richtete sich gezielt darauf, was den Mitarbeiter denn am<br />
bestehenden System stört. So wird unter anderem kritisiert, dass sich Papierakten an<br />
unterschiedlichen Standorten bef<strong>in</strong>den und dadurch immer e<strong>in</strong> gewisser Such- und<br />
Warteaufwand entstehe.<br />
Von e<strong>in</strong>igen wird erneut bemängelt, dass es sich als sehr aufwendiges Verfahren<br />
erweist, wenn e<strong>in</strong> neues Aktenzeichen angelegt werden muss und dadurch<br />
regelmäßig Wartezeiten entstehen. Probleme bereite es auch, wenn mehrere<br />
Mitarbeiter auf die gleiche Akte zugreifen müssten und sich diese dann immer am<br />
falschen Platz bef<strong>in</strong>den würde.<br />
Über die Rückschlüsse dieser ersten E<strong>in</strong>drücke soll im nächsten Abschnitt näher<br />
e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />
f. Interpretation der empirischen Ergebnisse<br />
Der folgende Abschnitt soll Ansätze e<strong>in</strong>er Interpretation der im vorangegangenen<br />
Abschnitt vorgestellten Ergebnisse der Untersuchung im Landratsamt Ortenaukreis<br />
herausarbeiten.<br />
1. M<strong>in</strong>imalwert:<br />
Wie bereits festgestellt, wurde außer bei der ersten Frage „Ich weiß immer sofort,<br />
wo ich e<strong>in</strong> Papierdokument e<strong>in</strong>es laufenden Vorgangs ablegen soll.“, immer<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal pro Frage mit 0, d.h. „trifft gar nicht zu“ geantwortet. Der<br />
M<strong>in</strong>imalwert ist also bei 19 von 20 Fragen gleich Null. (Die Fragen 03.-07. nicht<br />
mitgerechnet!)<br />
Das bedeutet, dass viele Mitarbeiter bei e<strong>in</strong>zelnen Fragen weit von e<strong>in</strong>em<br />
wünschenswerten Idealzustand entfernt s<strong>in</strong>d, sich <strong>in</strong> Bezug auf die mit „Null“<br />
beantworteten Fragen e<strong>in</strong>e gewisse Unzufriedenheit mit vorhandenen vorgegebenen<br />
oder eigenen Ablagestrukturen zeigt.<br />
2. Extremwertanalyse bei den Fragen des Fragebogens<br />
21
Nur acht von 34 Mitarbeitern nutzen den Aktenplan zum Aufbau ihrer Ablagestruktur,<br />
Frage 2. Bei diesen Mitarbeitern zeigt sich, dass die Mehrzahl jedoch bei der Frage 19<br />
(„Es gibt e<strong>in</strong>en Aktenplan“) durchaus angibt, dass e<strong>in</strong> solcher Plan existiert. Es bleibt<br />
also zu fragen, warum er dann nicht angewendet wird. Da unsere Projektgruppe e<strong>in</strong><br />
vergleichbares Ergebnis bei dieser Frage erwartet hatte, stellten wir die Zusatzfrage,<br />
welche Gründe gegen den bestehenden Aktenplan sprechen.<br />
Aus der Auswertung der Zusatzfrage kann man Rückschlüsse auf die negative<br />
Beantwortung der Frage 2 ziehen. So zeigte sich die Unzufriedenheit mit dem<br />
Aktenplan <strong>in</strong> der teilweisen Nicht-Anwendung bis h<strong>in</strong> zum vollständigen Ignorieren.<br />
Dieses ist aber aus der Sicht der Mitarbeiter verständlich, da sie den Plan als für ihre<br />
aktuellen Aufgaben als zu kompliziert oder ungeeignet empf<strong>in</strong>den.<br />
Man kann attestieren, dass die heute häufig anzutreffende Arbeit an Projekten<br />
offensichtlich mit dem Aktenplan nur schwer oder gar nicht zu vere<strong>in</strong>baren ist. Für<br />
die Projektarbeit böten sich somit andere Ablagekriterien an, die im aktuellen<br />
Aktenplan ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung f<strong>in</strong>den.<br />
Erwähnenswert ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch die Aussage e<strong>in</strong>es Mitarbeiters,<br />
die er im Zusammenhang mit Projekt-Dokumenten äußerte. Danach habe er oftmals<br />
Vorgänge abzulegen, wobei noch nicht klar sei, ob aus diesen Projektideen<br />
tatsächlich vollständige Akten werden. Diese Äußerung zeigt, dass hier viel Potential<br />
verschenkt wird, wenn die vielleicht <strong>in</strong> der Zukunft benötigten Ideen nicht wieder<br />
gefunden werden (können) und <strong>in</strong> der Ablage schlummern oder sogar weggeworfen<br />
werden…<br />
Das Beispiel zeigt auch, dass die Wichtigkeit e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Ablage noch nicht <strong>in</strong><br />
ganzem Ausmaß erkannt wird.<br />
Bei der Beurteilung der Frage 20, ob es bei elektronischen Dokumenten Regeln zur<br />
Vergabe von Ordner- und Dokumentennamen gibt, zeigte sich e<strong>in</strong> ähnliches Bild. Nur<br />
fünf Mitarbeiter geben an, dass es solche Regeln gibt. Das heißt, dass gerade bei der<br />
elektronischen Speicherung die allermeisten Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen nach eigenen<br />
Regeln abspeichern.<br />
22
H<strong>in</strong>zu kommt folgerichtig, dass sich die Mitarbeiter nicht an Regeln halten, wenn es<br />
ke<strong>in</strong>e gibt, Frage 21.<br />
Es ist klar, dass dieses zu Problemen führen kann, wenn im Krankheits- oder anderen<br />
Vertretungsfall e<strong>in</strong>e andere Kolleg<strong>in</strong> / e<strong>in</strong> anderer Kollege auf die gespeicherten<br />
Dokumente zurückgreifen muss. Auch bei e<strong>in</strong>em Ausscheiden von Mitarbeitern und<br />
e<strong>in</strong>er Neubesetzung derselben Stelle ist mit e<strong>in</strong>em größeren Aufwand bei der<br />
E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> vielleicht sehr durch persönliche Eigenheiten geprägtes<br />
Speichersystem zu rechnen, als bei e<strong>in</strong>em vere<strong>in</strong>heitlichten Ablagesystem.<br />
Dass die Ablage ke<strong>in</strong> Führungsthema darstellt, geben viele Mitarbeiter an. Hier gibt<br />
es also Nachholbedarf. Denn auch, wenn die Anzahl der positiven Antworten bei der<br />
Frage nach e<strong>in</strong>em Ablageverantwortlichen (Frage 24) bereits höher ausfällt (trotzdem<br />
noch unterdurchschnittlich), sollte die Führungs- und Vorbildfunktion, die durch die<br />
Vorgesetzten wahrgenommen wird, nicht unterschätzt werden. Obwohl es die<br />
Ablageverantwortlichen gibt, besteht Unzufriedenheit mit dem aktuellen<br />
Ablagesystem! 4<br />
Es besteht die Gefahr, dass die Ablageverantwortlichen lediglich e<strong>in</strong>e Alibifunktion<br />
erfüllen, ohne durch ihre Vorgesetzten e<strong>in</strong>e starke Unterstützung zu erfahren. E<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>gehende Beschäftigung der Vorgesetzten mit dem Thema „Ablage“ verbunden mit<br />
e<strong>in</strong>er besseren Kommunikation der Wichtigkeit, würde die notwendige Akzeptanz bei<br />
e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung s<strong>in</strong>nvollerer Ablagestrukturen erhöhen und die Arbeit der<br />
Ablageverantwortlichen erleichtern.<br />
Zu den unterdurchschnittlichen Ergebnissen bei Frage 11, ob sich „Stapel“ auf dem<br />
Schreibtisch bilden oder der Schreibtisch am Ende des Arbeitstages aufgeräumt ist,<br />
lässt sich folgendes anmerken: E<strong>in</strong> Mitarbeiter äußerte Kritik <strong>in</strong> den offenen Fragen.<br />
Stapel hätten nichts mit dem Thema Aktenplan zu tun. Das ist richtig. Die Frage<br />
zielte allerd<strong>in</strong>gs darauf ab, zu erfahren, ob es bei der Verwendung des Aktenplans zu<br />
e<strong>in</strong>em Ablagestau kommt, da e<strong>in</strong>e genaue Zuordnung nicht sofort möglich ersche<strong>in</strong>t.<br />
Es ist richtig, dass hier nur <strong>in</strong>diziert wird, dass Schwierigkeiten bei der Ablage zu<br />
solchen Stapeln führen. Dennoch kann man vermuten, dass e<strong>in</strong> Teil dieser<br />
4 Bei Recherchen im LRA stellte sich heraus, dass die meisten Personen unter dem Begriff<br />
„Ablageverantwortlicher“ den Registrator verstanden.<br />
23
gestapelten Dokumente abgelegt worden wären, wenn es e<strong>in</strong>fache und klare<br />
Kriterien hierfür gäbe.<br />
Stapel auf dem Schreibtisch bedeuten zumeist auch für die betroffenen<br />
Kunden/Antragsteller (Bürger, Kollegen, andere Behörden, …), dass es zu<br />
Verzögerungen kommt. Dokumente, die nur gestapelt werden, werden nicht<br />
bearbeitet.<br />
Mit den unterdurchschnittlichen Zahlenwerten bei Frage 12, mit der nach der<br />
Kenntnis <strong>in</strong> der Ablagestruktur von Kollegen gefragt wurde, steht fest, dass die<br />
meisten Kollegen sich <strong>in</strong> der Ablagestruktur der Kollegen nicht auszukennen.<br />
Berücksichtigt man die Ergebnisse der Fragen drei bis sieben, so verwundert dieses<br />
Ergebnis nicht, da Dokumente nach sehr unterschiedlichen Ablagesystemen abgelegt<br />
werden. Dabei werden alle <strong>in</strong> den Fragen angebotenen Möglichkeiten auch genutzt,<br />
wobei teilweise sogar Komb<strong>in</strong>ationen von verschiedenen Ablagemöglichkeiten<br />
angegeben wurden. Beispielsweise wird nach Name und Thema abgelegt.<br />
Dieser Zustandsbericht zeigt, dass es bei e<strong>in</strong>er Beibehaltung dieses Zustandes immer<br />
wieder zu Problemen <strong>in</strong> Vertretungssituationen kommen wird.<br />
3. Analyse der Durchschnittswerte aller 34 Fragebögen<br />
Die bipolare Verteilung der Durchschnittswerte der Fragebögen zeigt e<strong>in</strong>e etwa gleich<br />
hohe Zahl unzufriedener (15) wie zufriedener Mitarbeiter (19). E<strong>in</strong>e solche Verteilung<br />
kann als ungewöhnlich bezeichnet werden, da <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e Normalverteilung<br />
erwartet wird.<br />
Dieses könnte dem ersten Ansche<strong>in</strong> nach bedeuten, dass sich die Lage im LRA als<br />
sehr une<strong>in</strong>heitlich darstellt. Positiv formuliert könnte man aber auch zu dem Schluss<br />
gelangen, dass immerh<strong>in</strong> die Hälfte der befragten Mitarbeiter mit dem jetzigen<br />
Zustand zufrieden ist.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs könnte dieses auch e<strong>in</strong> Trugschluss se<strong>in</strong>. So ist es durchaus denkbar, dass<br />
sich die „Zufriedenen“ lediglich mit dem Ist-Zustand arrangiert haben und sich mit<br />
ihrem eigenen Ablagesystem e<strong>in</strong>gerichtet haben.<br />
Die Nachteile e<strong>in</strong>er langen Suche und das Auftauchen von Schwierigkeiten bei der<br />
Ablage treten gehäuft bei der Vertretung von Kollegen auf.<br />
24
4. Auswertung der Antworten zu den offenen Fragen und<br />
Zukunftsperspektive<br />
Zusammenfassend lässt sich aus den Antworten der offenen Fragen <strong>in</strong>terpretieren,<br />
dass der Aktenplan für Projektarbeit als nicht mehr zeitgemäß, dazu viel zu<br />
kompliziert, detailliert und dennoch teilweise unvollständig angesehen wird.<br />
Als Reaktion wird dieser nur teilweise angewandt oder ganz ignoriert.<br />
E<strong>in</strong> zweiter wesentlicher Punkt, der sich aus den Antworten herauskristalisierte, war<br />
die als umständlich erachtete Praxis der Aktenzeichenvergabe durch die Registratur.<br />
Diese ersche<strong>in</strong>t uns als Projektgruppe nicht mehr als zeitgemäß, da sie die Nachteile<br />
mit sich br<strong>in</strong>gt, die auch die Mitarbeiter erkannt haben und <strong>in</strong> ihren Antworten<br />
beschrieben haben: Es kommt zu langen Wartezeiten bei der Vergabe der<br />
Aktenzeichen und es kann während des Vergabeprozesses nicht auf den<br />
entsprechenden Vorgang zugegriffen werden. Dieses Faktum sollte man bei e<strong>in</strong>er<br />
Neustrukturierung der Ablage wenn möglich berücksichtigen.<br />
Die Mitarbeiter analysieren <strong>in</strong> ihren Antworten bereits selbst sehr gut, dass durch das<br />
Lagern von Akten an verschiedenen Standorten und durch das Nutzen von Akten<br />
durch mehrere Personen e<strong>in</strong> erhöhter Such- und Warteaufwand, die sogenannten<br />
Verschwendungszeiten, entstehen.<br />
Diesen Zuständen kann man entgegenwirken, wenn e<strong>in</strong>gehende Dokumente<br />
gescannt und allen Berechtigten elektronisch zur Verfügung gestellt werden.<br />
III) Auswertung und Fazit<br />
a) Soll-Vorschläge Thema 1<br />
Gesetzliche Fristen<br />
Gesetzliche Fristen müssen e<strong>in</strong>gehalten werden, das ist klar und unbestritten. Jedoch<br />
bieten sich folgende Vorschläge an, die Durchlaufzeiten auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum zu<br />
reduzieren.<br />
25
Krankheit und Urlaub<br />
In Krankheitsfällen gibt es wohl kaum Verbesserungsmöglichkeiten die<br />
Durchlaufzeiten zu verkürzen. Das e<strong>in</strong>zig hier Mögliche ist die Übertragung der Arbeit<br />
an die Kollegen.<br />
Verzögerungen, die durch Urlaub entstehen, können h<strong>in</strong>gegen durch e<strong>in</strong>e vorherige<br />
Absprache, sowie Übertragung der Aufgaben und entsprechende E<strong>in</strong>weisung deutlich<br />
reduziert werden.<br />
Komplexe/komplizierte Fälle<br />
Die Problematik der Verzögerung <strong>in</strong> komplizierten Fällen kann nicht vollständig<br />
behoben werden. Teilweise jedoch können Verbesserungen stattf<strong>in</strong>den, nämlich<br />
durch Fortbildungsmaßnahmen und Schulungen.<br />
Elektronische Bearbeitung<br />
Die elektronische Bearbeitung von Anträgen ist e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit<br />
Durchlaufzeiten zu verr<strong>in</strong>gern, würden die Antragsunterlagen <strong>in</strong> der Behörde<br />
elektronisch weitergeleitet werden, würde weniger Papier im Umlauf se<strong>in</strong> und auch<br />
die Kosten (Kopien, Frankierung, …)würden m<strong>in</strong>imal gehalten werden.<br />
Auch würden die Unterlagen zum Beispiel durch Er<strong>in</strong>nerungsfunktionen am PC nicht<br />
„untergehen“ oder liegen bleiben.<br />
Organisierte Abläufe, effizientes und kundenorientiertes Handeln<br />
Die Durchlaufzeiten der Bauantragsunterlagen können deutlich reduziert werden,<br />
<strong>in</strong>dem man geeignete Maßnahmen trifft. Zuerst sollten konkrete Vorgaben gemacht<br />
werden, zum Beispiel die Reduzierung der Durchlaufzeiten um durchschnittlich 20%.<br />
Die Messgrößen müssen hierfür festgelegt werden, so zum Beispiel das Verhältnis<br />
von Bearbeitungszeiten und Durchlaufzeiten oder aber die generelle Dauer e<strong>in</strong>es<br />
Bauantragsgenehmigungsverfahrens.<br />
Die Maßnahmen, die dann getroffen werden können, s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die<br />
Prozessanalyse, also das genaue Skizzieren des Ablaufes und die Auswertung<br />
desselben. Zum anderen die Begrenzung der Zahl der am Prozess beteiligten<br />
Personen, so zum Beispiel e<strong>in</strong> bestimmter Sachbearbeiter für e<strong>in</strong> bestimmtes Gebiet<br />
oder für e<strong>in</strong>e bestimmte Personengruppe (bspw.: Anfangsbuchstaben A-L und M-Z)<br />
26
Dies alles sollte aber <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern erfolgen, da<br />
diese die bisherigen Arbeitsabläufe am besten kennen und eventuell eigene Ideen zu<br />
e<strong>in</strong>er Optimierung beisteuern können.<br />
Orientierung an der Lean-Office-Philosophie<br />
Um die Durchlaufzeiten der Bauantragsunterlagen <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> X zu verr<strong>in</strong>gern, sollte<br />
man sich am Konzept des Lean-Office orientieren. Durch die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />
dessen Zielen, ist es möglich die Bearbeitungszeiten <strong>in</strong> der Verwaltung der <strong>Stadt</strong> X<br />
aber auch <strong>in</strong> den anderen Fachämtern zu verkürzen.<br />
Abbau der Muda<br />
1. Verr<strong>in</strong>gerung der Arbeit, die im Umlauf ist. Sich also auf die Wesentlichen<br />
Arbeiten konzentrieren.<br />
2. Unnötige Wege, die gegangen wurden, <strong>in</strong> Zukunft nicht mehr e<strong>in</strong>schlagen. So<br />
verr<strong>in</strong>gert sich auch die Zeit, die man benötigt die benötigten Unterlagen zu<br />
suchen und zu f<strong>in</strong>den.<br />
3. Wartezeiten und Unterbrechungen bei Mitarbeitern, die auf die Zuarbeit<br />
angewiesen s<strong>in</strong>d, abbauen. So werden die Produktivität und die Motivation der<br />
Mitarbeiter gefördert.<br />
4. Fehlervermeidung, dass es nicht zu Rückfragen kommt, deren Beantwortung<br />
e<strong>in</strong>er erneuten Beschäftigung und somit Zeit<strong>in</strong>vestition bedürfen<br />
5. Prozesse, die ungeeignet oder gar überflüssig s<strong>in</strong>d erkennen und elim<strong>in</strong>ieren.<br />
6. Unzureichende Informationstechnologie durch angemessene und <strong>in</strong> den<br />
speziellen Fällen hilfreiche Software und IT-Produkte austauschen. An den Bedarf<br />
angemessene Informationsmenge, sowie richtige und aktuelle<br />
Informationsbereitstellung<br />
7. Durch Schulungen und Sem<strong>in</strong>ar die Qualifikationen der Mitarbeiter verbessern<br />
und ihnen die notwendige Verantwortlichkeit übertragen.<br />
Der Fluss<br />
Durch den Fluss werden die Durchlaufzeiten auf das M<strong>in</strong>destmaß reduziert.<br />
Hierbei kommt es darauf an, dass die Unterlagen nicht auf den Schreibtischen liegen<br />
bleiben, sondern bearbeitet werden. Es geht bei diesem Aspekt der Optimierung<br />
27
nicht darum die Bearbeitung zu beschleunigen, sondern sie Liegezeit und somit den<br />
Bestand der „still-liegenden“ Unterlagen zu verr<strong>in</strong>gern.<br />
Dies geschieht automatisch dann, wenn man die Verschwendung erkennt und genau<br />
dort ansetzt. Die Produktivität steigt durch direkten Kontakt und hohe Flexibilität, so<br />
wird der Fluss schneller und die Bestände werden ger<strong>in</strong>ger.<br />
Das Kaizen-Modell<br />
Mit Hilfe des Kaizen-Modells kann die <strong>Stadt</strong> X beziehungsweise deren<br />
Baurechtsbehörde <strong>in</strong>tern kont<strong>in</strong>uierlich Verbesserungen vornehmen. Hierzu müssen<br />
sie nur die verschiedenen Schritte des Kaizen gehen:<br />
1. Planen. Das heißt, die Verwaltung muss am besten im Gespräch mit den<br />
betroffenen Mitarbeitern die möglichen Maßnahmen für Verbesserungen<br />
untersuchen und die, für sie <strong>in</strong>dividuell gesehen, Geeignetsten auswählen.<br />
2. Ausführen. Durch die Ausführung entsprechender Maßnahmen werden die<br />
Ziele und Verbesserungen umgesetzt.<br />
3. Prüfen und analysieren. Die Resultate der Maßnahmen werden erfasst und<br />
ausgewertet.<br />
4. Korrigieren und verbessern. Falls die Verbesserungsansätze nicht den<br />
gewünschten Erfolg hatten, werden Korrekturmaßnahmen e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Wenn der gewünschte Erfolg e<strong>in</strong>getreten ist, werden die Vorgehensweisen,<br />
Arbeitsschritte standardisiert und die Erfahrungen und Erfolge werden<br />
festgehalten.<br />
b) Soll-Vorschläge Thema 2<br />
Da unsere Ansprechpartner im Landratsamt Ortenaukreis, Herr Uryzaj und Frau<br />
Kuderer, sehr daran <strong>in</strong>teressiert waren, neben der Auswertung der Umfrage und<br />
e<strong>in</strong>er Interpretation unserer Ergebnisse auch Lösungsmöglichkeiten für aufgezeigte<br />
Defizite aufgezeigt zu bekommen, kamen wir diesem Wunsch gerne nach. Unsere<br />
Vorschläge ließen wir dann <strong>in</strong> unsere Präsentation mit e<strong>in</strong>fließen.<br />
1. Problem: Unterschiedliches Ablageverhalten<br />
28
Zum e<strong>in</strong>en regten wir an, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Ablagestruktur e<strong>in</strong>zuführen, um dem zum<br />
Teil wirren und unterschiedlichen Ablageverhalten der Mitarbeiter entgegen zu<br />
wirken. Hier wird aber voraussichtlich schon mit der geplanten E<strong>in</strong>führung des<br />
Dokumentenmanagement- Systems im Landratsamt Abhilfe geschaffen.<br />
2. Problem: Zeitaufwändige Aktenzeichenanlage<br />
Als nächsten Punkt dachten wir an die Möglichkeit, dass Mitarbeiter eigenständig ihre<br />
Aktenzeichen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Ablagesystematik anlegen können. Dieses hätte den<br />
Vorteil, die langen Wartezeiten, welche beim Anlegen neuer Akten entstehen, zu<br />
m<strong>in</strong>imieren. Hierfür müssten allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>heitliche Regeln geschaffen werden, damit<br />
nicht Vorgänge mehrfach <strong>in</strong> parallel angelegten Akten erfasst werden.<br />
3. Problem: Medienbruch, Verfügbarkeit von Dokumenten<br />
Weiter erschien es uns als e<strong>in</strong>e Möglichkeit der Verbesserung, e<strong>in</strong>gehende<br />
Dokumente e<strong>in</strong>zuscannen. Dieses hätte den Vorteil, dass das Papieraufkommen<br />
gesenkt werden kann. Zum<strong>in</strong>dest müssten e<strong>in</strong>fache Wissens- oder<br />
Durchlaufdokumente nicht immer mehrfach kopiert werden und <strong>in</strong> den Akten<br />
abgeheftet werden, sondern wären abrufbereit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Ordner auf dem<br />
Dokumentenmanagement-System elektronisch gespeichert, auf welches jeder<br />
Mitarbeiter zugreifen könnte.<br />
4. Problem: Wenig Unterstützung der Ablagebeauftragten<br />
Wünschenswert wäre aus unserer Sicht auch, dass die Ablagebeauftragten mehr<br />
Unterstützung durch die Führung erhalten, sofern solche Beauftragte überhaupt<br />
etabliert s<strong>in</strong>d.<br />
Offensichtlich wird das Thema Ablage nicht, oder zum<strong>in</strong>dest nicht häufig, zum Thema<br />
gemacht, doch sollte es e<strong>in</strong>en Ansprechpartner für die Mitarbeiter geben, an den sich<br />
die Angestellten wenden können. Dieser muss sich jedoch auf die volle Unterstützung<br />
der Führung verlassen können, um Problemen gezielt entgegen wirken zu können.<br />
5. Problem: Wichtigkeit des Themas Ablage noch nicht erkannt<br />
Mit dem Postulat: „Ablagestruktur ist Führungsaufgabe“, wollten wir abschließend<br />
nochmals darauf aufmerksam machen, dass das Thema Ablage sehr wichtig ist.<br />
29
Unserer Umfrage ließ erkennen, dass dieses Thema noch ke<strong>in</strong>en all zu großen<br />
Stellenwert <strong>in</strong> den Ämtern zu haben sche<strong>in</strong>t. Die Probleme, die sich aus dieser<br />
Unterbewertung ergeben, wurden oben bereits erläutert.<br />
Nicht zuletzt deshalb sollte, von unserer Warte aus betrachtet, Führungspersonal<br />
se<strong>in</strong>en Mitarbeitern die Wichtigkeit dieses Themas zu vermitteln bereit se<strong>in</strong>, woran<br />
wir im Falle unserer beiden Ansprechpartner ke<strong>in</strong>en Zweifel hegen.<br />
Inwiefern die Verantwortlichen im Landratsamt unsere Vorschläge umsetzen können,<br />
dürfen und werden, wird die Zukunft zeigen.<br />
30