23.01.2013 Aufrufe

Adhärenter Biofilm bei bakterieller Vaginose: Hatte ... - Frauenarzt

Adhärenter Biofilm bei bakterieller Vaginose: Hatte ... - Frauenarzt

Adhärenter Biofilm bei bakterieller Vaginose: Hatte ... - Frauenarzt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Betrachtung des Nativpräparats<br />

durch ihre schnelle Vorwärtsbewegung<br />

in Kurven, teilweise auch<br />

durch Bewegungen wie ein fliegender<br />

Bumerang auf.<br />

� Diagnostik der bakteriellen<br />

<strong>Vaginose</strong> nach den Amsel-<br />

Kriterien<br />

In der gynäkologischen Praxis sollte<br />

die Diagnose der bakteriellen <strong>Vaginose</strong><br />

nach den Amsel-Kriterien<br />

erfolgen (1). Demnach sollen mindestens<br />

drei der folgenden vier Kriterien<br />

erfüllt sein:<br />

– homogener, grau-weißer Fluor;<br />

– pH über 4,5;<br />

– positiver „Whiff“-Test nach Zugabe<br />

von 10% KOH-Lösung (übler<br />

Geruch);<br />

– Schlüsselzellen <strong>bei</strong> mindestens<br />

20% der Epithelzellen (400fache<br />

Vergrößerung) im Nativpräparat<br />

aus Vaginalsekret mit Kochsalzlösung<br />

(s. Abb. 1 und 2 auf S. 309).<br />

� Diagnostik der bakteriellen<br />

<strong>Vaginose</strong> nach Nugent-Score<br />

Wegen der besseren Reproduzierbarkeit,<br />

insbesondere <strong>bei</strong> wissenschaftlichen<br />

Ar<strong>bei</strong>ten, schlugen<br />

Nugent, Krohn und Hillier (17) ein<br />

Beurteilungsschema vor, das auf<br />

einem Grampräparat des Vaginalsekrets<br />

basiert. Demnach wird die<br />

Anzahl von Laktobazillen, von<br />

gramnegativen Stäbchen (Gardnerella,<br />

Prevotella und Bacteroidesarten)<br />

sowie Mobiluncusarten pro<br />

Gesichtsfeld <strong>bei</strong> 1.000facher Vergrößerung<br />

bewertet und in einem<br />

Score angegeben, wo<strong>bei</strong> ein Score<br />

von 0–3 Normalflora und ein Score<br />

von 7–10 bakterielle <strong>Vaginose</strong> bedeuten<br />

(s. Abb. 3 und 4 auf S. 309).<br />

Dazwischen liegt der unscharf definierte<br />

Score „intermediate“ von<br />

4–6, dessen Bedeutung klinisch<br />

unklar ist und der möglicherweise<br />

als Vorstadium einer bakteriellen<br />

<strong>Vaginose</strong> oder anderer Störungen<br />

relativ große Bedeutung haben<br />

könnte (s. Tab. 1 auf S. 308).<br />

� Gardnerella vaginalis<br />

Gardnerella vaginalis ist die einzige<br />

Art der Gattung und ein je nach<br />

Umweltbedingungen kokkoides bis<br />

langgestrecktes gramnegatives bis<br />

gramlabiles Stäbchen, das mit<br />

grampositiven Bifidobakterien verwandt<br />

ist. Es besitzt die Fähigkeit<br />

zur Anheftung durch Pili und ein<br />

Kapselpolysaccharid. Die Stoffwechselprodukte<br />

von Gardnerella<br />

vaginalis fördern wahrscheinlich einige<br />

andere Anaerobier. Gardnerella<br />

vaginalis kommt nur <strong>bei</strong> Menschen<br />

vor und wird in geringen Keimzahlen<br />

als normaler Kommensale der<br />

östrogenisierten Scheide angesehen.<br />

Es kommt gelegentlich auch<br />

im Darm, aber auch in der Urethra<br />

des Mannes vor, ohne Entzündungen<br />

hervorzurufen. Es gibt Hinweise<br />

dafür, dass es Stämme unterschiedlicher<br />

pathogener Potenz<br />

gibt.<br />

� Atopobium vaginae<br />

Im Jahr 1999 wurde ein Keim identifiziert,<br />

der den Namen Atopobium<br />

vaginae erhielt (19). Der Keim wurde<br />

in 55% der Fälle von <strong>bakterieller</strong><br />

<strong>Vaginose</strong> und auch in einem Tuboovarialabszess<br />

identifiziert (9). Der<br />

grampositive anaerobe Kokkus ist<br />

gegen Metronidazol resistent und<br />

wird, da es bisher keine kommerziellen<br />

Testsysteme dafür gibt, entweder<br />

gar nicht erkannt oder als<br />

Laktobazillus oder Streptokokkusart<br />

verkannt. Offensichtlich spielt<br />

Atopobium vaginae eine Rolle <strong>bei</strong><br />

der bakteriellen <strong>Vaginose</strong>, denn<br />

dieser Keim wurde mit neuen Testverfahren<br />

auffällig häufig mit Gardnerella<br />

vaginalis zusammen <strong>bei</strong><br />

<strong>bakterieller</strong> <strong>Vaginose</strong> nachgewiesen<br />

(16, 22,).<br />

ism isolated from the genito-urinary-system.<br />

US Armed Forces Med J 4 (1953) 263.<br />

14. Mardh PA, Taylor Robinson (eds): Bacterial<br />

vaginosis. WHO-Workshop on anaerobic<br />

curved rods and bacterial vaginosis. Almquist<br />

and Wiksell, Stockholm, 1984.<br />

15. Mendling W: <strong>Vaginose</strong>, Vaginitis und Zervizitis.<br />

Springer, Heidelberg, 1995.<br />

16. Fredricks DN, Fiedler TL, Marrazzo JM: Molecular<br />

identification of bacteria associated<br />

with bacterial vaginosis. N Engl J Med<br />

353 (2005) 1899–1911.<br />

17. Nugent RP, Krohn MA, Hillier SL: Reliability<br />

of diagnosing bacterial vaginosis is improved<br />

by a standardized method of Gram<br />

stain interpretation. J Clin Microbiol 19<br />

(1991) 297–301.<br />

18. Pheiffer TA, Forsy TH, Durfee MA et al.:<br />

Nonspecific vaginitis: Role of Haemophilus<br />

vaginalis and treatment with metronidazole.<br />

N Eng J Med 98 (1978) 1429.<br />

19. Rodriguez-Jovita M, Collins MD., Sjöden B<br />

et al.: Characterization of a novel Atopobium<br />

isolate from the human vagina: Description<br />

of Atopobium vaginae sp. nov. Int<br />

J Syst Bacteriol 49 (1999) 1573–1576.<br />

20. Romero R, Chaiworapongsat, Knivanieni H<br />

et al.: Bacterial vaginosis, the inflammatory<br />

response and risk of preterm birth: Role<br />

for genetic epidemiology in the prevention<br />

of preterm birth. Am J Obstet Gynecol 190<br />

(2004) 1509–1519.<br />

21. Swidsinski, A, Mendling W, Loening-Baucke<br />

V et al.: Adherent biofilms in bacterial<br />

vaginosis. Obstet Gynecol 106 (2005)<br />

1013–1023.<br />

22. Verhelst R, Verstraelen H, Claeys G et al.:<br />

Cloning of 16 S rRNA Genes amplified from<br />

normal and disturbed vaginal microflora<br />

suggests a strong association between<br />

Atopobium vaginae, Gardnerella vaginalis<br />

and bacterial vaginosis. BMC Microbiol 4<br />

(2004) 16.<br />

Für die Autoren<br />

Prof. Dr. Werner Mendling<br />

Klinikdirektor, Klinik für<br />

Gynäkologie und Geburtsmedizin<br />

Vivantes Klinikum<br />

Am Urban<br />

Dieffenbachstraße 1<br />

D-10967 Berlin<br />

Vivantes Klinikum<br />

im Friedrichshain<br />

Landsberger Allee 49<br />

D-10249 Berlin<br />

E-Mail werner.mendling<br />

@vivantes.de<br />

DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />

FRAUENARZT � 47 (2006) � Nr. 4 313

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!