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FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

58<br />

KONGRESSBERICHT<br />

Deutscher Diabetes<strong>kongress</strong> 2001<br />

Bericht über Veranstaltungen zum Thema „Diabetes und Schwangerschaft“<br />

anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft<br />

Ute Schäfer-Graf<br />

Die Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG)<br />

fand vom 23. bis 26. Mai 2001 im Eurogress Aachen statt, das<br />

mit dem wunderschön restaurierten Schlosshotel von Aachen<br />

verbunden ist. 3.500 Teilnehmer aus den deutschsprachigen<br />

Ländern in<strong>for</strong>mierten sich bei strahlendem Frühlingswetter über<br />

den neusten Stand in Forschung und Therapie des Diabetes.<br />

Erfreulicherweise wurde dem Thema<br />

„Diabetes und Schwangerschaft“ mit<br />

drei Veranstaltungen viel Raum geboten<br />

– ein Ausdruck des zunehmenden<br />

Bewusstseins für die gesundheitspolitische<br />

Bedeutung dieser Problematik.<br />

Die Therapie des Diabetes er<strong>for</strong>dert in<br />

vielen Bereichen eine enge Kooperation<br />

verschiedener Fachdisziplinen.<br />

Die Organisation der Deutschen Diabetesgesellschaft<br />

betont die Notwendigkeit<br />

der interdisziplinären Zusammenarbeit<br />

durch ein Netz fächerübergreifenderArbeitsgemeinschaften<br />

wie z.B. die AG Diabetes und<br />

Auge, die AG pädiatrische Diabetologie<br />

oder die AG Diabetes und Herz.<br />

Die AG Diabetes und Schwangerschaft<br />

wurde Anfang der 80er Jahre als erste<br />

AG der DDG gegründet und setzt<br />

sich aus Internisten, Gynäkologen<br />

und Neonatologen zusammen.<br />

Vorsymposium der AG<br />

Diabetes und Schwangerschaft<br />

■ Empfehlungen zu Diagnostik<br />

und Therapie des GDM<br />

Traditionell richtet die AG Diabetes<br />

und Schwangerschaft am ersten Tag<br />

des Kongresses ein Vorsymposium<br />

zum Thema „Diabetes und Schwangerschaft“<br />

aus. Trotz der frühen Stunde<br />

und des Termins vor dem offiziellen<br />

Kongressbeginn war der Saal mit<br />

300 Zuhörern gut gefüllt. In diesem<br />

Jahr stand als erster Punkt die Prä-<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 1<br />

sentation der vom Board der AG neu<br />

erarbeiteten Empfehlungen zur Diagnostik<br />

und Therapie des Gestationsdiabetes<br />

auf dem Programm, die erst<br />

nach ausführlichen Diskussionen in<br />

vielen Gremien der Diabetologie und<br />

Geburtsmedizin publiziert wurden (in<br />

FRAUENARZT 42, 2001, S. 891 – 899<br />

sowie in den „Diabetelogie Nachrichten“,<br />

dem offziellen Organ der DDG).<br />

■ Langzeitprognose<br />

von Mutter und Kind<br />

Das wissenschaftliche Schwerpunktthema<br />

des diesjährigen Symposiums<br />

„Langzeitprognose von Mutter<br />

und Kind nach Schwangerschaften<br />

mit Gestationsdiabetes“ untermauert<br />

die Bedeutung eines generellen Glukoseintoleranzscreenings<br />

bei allen<br />

Schwangeren und einer adäquaten<br />

Versorgung von Schwangeren mit Gestationsdiabetes<br />

(GDM) als präventivmedizinische<br />

Maßnahme. Eine der<br />

führenden internationalen Expertinnen<br />

auf dem Gebiet Diabetes und<br />

Schwangerschaft, Professor Siri Kjos<br />

vom Department of Maternal-Fetal-<br />

Medicine der University of Southern<br />

Cali<strong>for</strong>nia in Los Angeles, berichtete<br />

anhand ihrer umfangreichen Daten<br />

über die Langzeitprognose von Frauen<br />

nach GDM. Nach einer Schwangerschaft<br />

mit Gestationsdiabetes wird jeder<br />

Frau empfohlen, sechs bis zwölf<br />

Wochen nach der Entbindung durch<br />

einen Glukosebelastungstest eine<br />

<strong>for</strong>tbestehende Glukosestoffwechselstörung<br />

ausschließen zu lassen. Bei<br />

etwa 10 % der Frauen bleibt der Dia-<br />

betes nach einer Schwangerschaft<br />

mit GDM bestehen. Übergewicht, Gestationsdiabetes<br />

in einer früheren<br />

Schwangerschaft, Diagnose bereits in<br />

der Frühschwangerschaft, hohe antenatale<br />

Nüchternglukosewerte und die<br />

Notwendigkeit einer Insulintherapie<br />

während der Schwangerschaft erhöhen<br />

das Risiko für einen <strong>for</strong>tbestehenden<br />

Diabetes.<br />

Auch bei Ausschluss eines nach<br />

der Schwangerschaft <strong>for</strong>tbestehenden<br />

Diabetes haben diese Frauen ein im<br />

Vergleich zur Normalbevölkerung erhöhtes<br />

Risiko, frühzeitig an einem<br />

Diabetes zu erkranken. 50 % entwickeln<br />

innerhalb der nächsten zehn<br />

Jahre einen Diabetes, meist vom Typ<br />

2. Als Risikofaktoren gelten neben den<br />

zuvor erwähnten antepartalen Parametern<br />

ein grenzwertiger Glukosebelastungstest<br />

nach der Schwangerschaft,<br />

eine Gewichtszunahme und<br />

eine weitere Schwangerschaft. Durch<br />

eine Modifizierung des Lebensstils mit<br />

Gewichtsabnahme, gesunder Ernährung<br />

und körperlicher Aktivität lässt<br />

sich die Langzeitprognose von Frauen<br />

nach Gestationsdiabetes positiv beeinflussen.<br />

Eine Beratung sollte dazu<br />

bereits in der Schwangerschaft erfolgen,<br />

wenn die Frauen hoch motiviert<br />

sind. Angesprochen wurde auch die<br />

Frage des Einflusses von hormonalen<br />

Kontrazeptiva nach GDM auf die spätere<br />

Entwicklung von Diabetes. Anhand<br />

eigener, zum Teil noch unveröffentlichter<br />

Daten zeigte Professor<br />

Kjos, dass der Einsatz niedrig dosierter<br />

Kombinationspräparate unbedenklich<br />

ist, jedoch reine Progesteronpräparate<br />

sowohl in oraler Form – zum<br />

Beispiel als Minipille bei stillenden<br />

Frauen – als auch als intramuskuläre<br />

Depotgabe die Entwicklung von Diabetes<br />

beschleunigen können.


■ Schwangerschaftsdiabetes und<br />

„Fetal Programming“<br />

Es sind nicht allein die Gene, die darüber<br />

entscheiden, wie gesund ein<br />

Baby im weiteren Leben sein wird.<br />

Auch die Bedingungen, unter denen<br />

es im Mutterleib heranwächst, spielen<br />

eine entscheidende Rolle für das spätere<br />

Erkrankungsrisiko. PD Dr.<br />

Andreas Plagemann vom Institut für<br />

experimentelle Endokrinologie an der<br />

Charité in Berlin referierte über<br />

„Schwangerschaftsdiabetes und Fetal<br />

Programming“. Das Phänomen epigenetischer,<br />

intrauteriner Prägung ist<br />

ein junges geburtsmedizinisches<br />

Fachgebiet – die Funktionelle Teratologie<br />

(Fetal Programming) –, das zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnt. Tragende<br />

Säule dieses neuen Wissenschaftszweiges<br />

sind Langzeitbeobachtungen<br />

bei Kindern diabetischer<br />

Mütter. Diese erwerben („erlernen“)<br />

offenbar unabhängig von ihrer genetischen<br />

Veranlagung bereits im Mutterleib<br />

eine Disposition zur Entwicklung<br />

von Diabetes und Übergewicht.<br />

Dafür ist das diabetische Intrauterinmilieu<br />

verantwortlich, das zu einer<br />

dauerhaften „Fehlprogrammierung“<br />

der Körpergewichts- und Stoffwechselregulation<br />

beim Kind führen kann.<br />

Welche praktischen Konsequenzen ergeben<br />

sich hieraus? Mehr als 3 – 5 %<br />

aller werdenden Mütter haben einen<br />

Schwangerschaftsdiabetes, allerdings<br />

bisher überwiegend unerkannt, da<br />

in den deutschen Mutterschaftsrichtlinien<br />

kein Screening vorgesehen<br />

ist. Das heißt, dass bei inadäquater<br />

oder fehlender Therapie jedes<br />

20. Neugeborene mit einer im Mutterleib<br />

erworbenen und somit vermeidbaren<br />

Diabetes- und Adipositasdisposition<br />

zur Welt kommen könnte.<br />

■ Makrosomie<br />

und Adipositas-Risiko<br />

Nachdem Dr. Plagemann vornehmlich<br />

anhand von Daten aus Tierexperimenten<br />

die Bedeutung der intrauterinen<br />

Prägung verdeutlicht hat, zeigte<br />

Frau Professor Renate Bergmann, die<br />

als Kinderärztin der Abteilung für Geburtsmedizin<br />

an der Charité assoziiert<br />

ist, inwieweit sich Makrosomie zum<br />

Zeitpunkt der Entbindung auf die Entstehung<br />

von Adipositas bei Kindern<br />

auswirkt. In der Bundesrepublik beträgt<br />

die Prävalenz von Übergewicht<br />

im Erwachsenenalter etwa 50 %, die<br />

von Adipositas 20 %, mit steigender<br />

Tendenz. In Berlin waren 1994/95<br />

19 % der Jugendlichen adipös. Ihr Anteil<br />

hatte sich innerhalb von drei Jahren<br />

um 15 % erhöht – eine erschreckende<br />

Entwicklung. Adipositas ist<br />

mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-<br />

Diabetes assoziert, der inzwischen mit<br />

stetiger Zunahme bei 3,5 Millionen<br />

Bundesbürgern behandelt werden<br />

muss. Wie kann es zu einer derartigen<br />

Epidemie kommen bei einem Krankheitsbild,<br />

von dem man annimmt,<br />

dass es auf einer erblichen Disposition<br />

beruht? Nicht nur die genetische Disposition,<br />

sondern die Stoffwechselfolgen<br />

eines schlecht kontrollierten<br />

Diabetes in der Schwangerschaft führen<br />

zu einem übermäßigen Wachstum<br />

(Makrosomie) und dieses ist ein Risikofaktor<br />

für die spätere Adipositas.<br />

Diabetische Väter haben seltener<br />

übergewichtige Kinder als diabetische<br />

Mütter. Makrosome Neugeborene,<br />

auch von nicht diabetischen Müttern,<br />

neigen dazu, als Kinder übergewichtig<br />

zu bleiben. Übergewicht und Adipositas<br />

im Kindesalter sind ein bedeutender<br />

Risikofaktor für Adipositas des Erwachsenen<br />

und Schwangerschaftsdiabetes.<br />

Symposium Diabetes und<br />

Schwangerschaft<br />

Ergänzend zum Vorsymposium der AG<br />

organisierten die Firmen NovoNordisk<br />

und LifeScan ein Satellitensymposium<br />

„Diabetes und Schwangerschaft“, das<br />

eine sehr große Resonanz fand. Die<br />

über 1.000 Zuhörer konnten nicht im<br />

Saal untergebracht werden, sodass die<br />

Veranstaltung in ein Zelt übertragen<br />

werden musste. Es war das erste Mal<br />

während eines deutschen Diabetes<strong>kongress</strong>es,<br />

dass über das traditionelle<br />

Vorsymposium der AG Diabetes und<br />

Schwangerschaft hinaus eine zusätzliche<br />

Großveranstaltung zu diesem<br />

Thema stattfand.<br />

■ Ergebnisse der HAPO-Studie<br />

Im Vordergrund dieser Veranstaltung<br />

stand die Problematik der Grenzwerte<br />

für die Diagnostik des GDM und die<br />

Frage der Aufnahme eines generellen<br />

Screenings auf GDM in die deutschen<br />

Mutterschaftsrichtlinien. Professor<br />

Moshe Hod aus Israel stellte Ziel und<br />

Design der HAPO (Hyperglycemia and<br />

Adverse Perinatal Outcome)-Studie<br />

vor. Die Grenzwerte für den oralen<br />

Glukosetoleranztest leiten sich aus<br />

den 1964 von O’Sullivan entwickelten<br />

Werten ab. Diese beziehen sich auf das<br />

Risiko der Mutter, nach einer Schwangerschaft<br />

mit GDM einen Diabetes zu<br />

entwickeln, nicht jedoch auf das Risiko<br />

kindlicher Morbidität. Dieses Manko<br />

führte zu einer seit Jahren anhaltenden<br />

Diskussion über Grenzwerte<br />

und deren Sinn.<br />

Die HAPO-Studie dient der Evaluierung<br />

von Werten, die mit einer erhöhten<br />

kindlichen Morbidität assoziert<br />

sind. In 16 Zentren in den USA,<br />

Europa, Australien und Asien soll bei<br />

25.000 Schwangeren mit 24 bis 28<br />

Schwangerschaftswochen ein 75-goGTT<br />

durchgeführt werden. Es handelt<br />

sich um eine Doppelblindstudie, bei<br />

der die betreuenden Ärzte/die betreuenden<br />

Ärztinnen nur über das Ergebnis<br />

in<strong>for</strong>miert werden, wenn die<br />

Nüchternwerte venös 105 mg/dl und<br />

nach zwei Stunden 200 mg/dl überschreiten.<br />

Sollte mit 32 Schwangerschaftswochen<br />

eine zusätzliche postprandiale<br />

Messung einen Wert über<br />

160 mg/dl zeigen, wird die Probandin<br />

in die reguläre Betreuung für Frauen<br />

mit GMD überführt. Als primär kindliche<br />

Outcome-Parameter werden die<br />

Sectiorate, Makrosomierate, fetaler<br />

Hyperinsulinismus, neonatale Hautfaltendicke<br />

und Hypoglykämierate erhoben<br />

und mit der Höhe der mütterlichen<br />

Blutzuckerwerte verglichen. Es<br />

ist aber auch vorgesehen, über Langzeitbeobachtungen<br />

und genetische<br />

Untersuchungen der Kinder die Validität<br />

der erhobenen Grenzwerte in<br />

Bezug auf das spätere Risiko für Adipositas<br />

und Diabetes zu überprüfen.<br />

Mit den Ergebnissen wird frühestens<br />

2004 gerechnet. Es bleibt zu hoffen,<br />

FORTBILDUNG FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 1 59


FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

60<br />

dass auf der Basis dieser Daten zuverlässige<br />

und weltweit akzeptierte<br />

Grenzwerte entwickelt werden können.<br />

■ Folgen der Diskrepanz zwischen<br />

Wissen und Handeln<br />

Dr. Helmut Kleinwechter, Diabetologe<br />

in einer Schwerpunktpraxis in Kiel,<br />

skizzierte in seinem Übersichtsvortrag<br />

„Gestationsdiabetes in Deutschland:<br />

zwischen Wissen und Handeln“ auf<br />

sehr eindrückliche und durchaus<br />

unterhaltsame Art und Weise die Diskrepanz<br />

zwischen dem Wissen um die<br />

Bedeutung des GDM als gesundheitspolitischem<br />

Problem und der Situation<br />

in Deutschland: Durch selektives Testen<br />

auf Risikofaktoren und zum Teil<br />

unzureichende Betreuung nach Diagnosestellung<br />

gibt es viele unentdeckte<br />

oder sehr spät diagnostizierte<br />

Fälle von GDM.<br />

■ Ein Pilotprojekt zur Versorgung<br />

von Schwangeren mit GDM<br />

Das Hamburger Pilotprojekt „IT-gestütztes<br />

Prozessmanagement in einer<br />

vernetzten ärztlichen Versorgung von<br />

Gestationsdiabetikerinnen“ zur Qualitätsverbesserung<br />

der Versorgung von<br />

Schwangeren mit GDM, vorgestellt<br />

von dem Diabetologen Dr. Jörg von<br />

Hübbenet, versucht über den Rücklauf<br />

von Datenbögen, die von den oGTTdurchführenden<br />

Einrichtungen ausgefüllt<br />

werden, den regelhaften Ablauf<br />

des Versorgungsprozesses zu garantieren.<br />

Das heißt: wenn eine Frau<br />

nach Diagnose eines GDM nach Ablauf<br />

einer gewissen Frist nicht in einer Diabetesschwerpunkt-Einrichtungregistriert<br />

wurde, wird der <strong>Frauenarzt</strong> in<strong>for</strong>miert.<br />

Knapp 100 Praxen in Hamburg<br />

beteiligen sich an diesem Projekt.<br />

Die spezielle Darstellung des<br />

Schwangerschaftsverlaufs fördert zudem<br />

die Qualitätsentwicklung des jeweiligen<br />

Versorgungsverbundes.<br />

■ Das Gestationsdiabetesprojekt<br />

Osnabrück<br />

Den Benefit eines generellen Screenings<br />

auf GDM demonstrierte eindrucksvoll<br />

Dr. Jürgen Tamm, niedergelassener<br />

Diabetologe aus Osnabrück,<br />

anhand des „Gestationsdiabe-<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 1<br />

tesprojektes in Osnabrück“. Seit 1997<br />

werden Gynäkologen in der Region<br />

Osnabrück die Materialien für einen<br />

50-g-Screening-Test auf GDM von NovoNordisk<br />

und LifeScan kostenlos zur<br />

Verfügung gestellt. Bis 2001 wurden<br />

12.000 Schwangere getestet.<br />

Laut Perinatalerhebung ist die Prävalenz<br />

des GDM ist inzwischen von<br />

0,5 % auf 2,4 % angestiegen. Dramatisch<br />

zurückgegangen sind die Raten<br />

an Sectiones, makrosomen Neugeborenen<br />

und Frühgeburten bei<br />

Schwangerschaften mit GDM. Ähnliche<br />

Projekte sind inzwischen in zwölf<br />

anderen Städten Niedersachsens initiiert<br />

worden. Die hohe Beteiligung<br />

am Projekt in Osnabrück zeigt deutlich,<br />

dass die Kollegen ein generelles<br />

Screening auf GDM unterstützen würden,<br />

wenn eine Vergütung durch Verankerung<br />

in den Mutterschaftsrichtlinien<br />

geregelt wäre.<br />

Wissenschaftliche Sitzung<br />

Diabetes und Schwangerschaft<br />

Ebenfalls ein Novum war eine wissenschaftliche<br />

Sitzung mit Vorträgen, die<br />

ausschließlich zum Thema „Diabetes<br />

und Schwangerschaft“ gehalten wurden.<br />

Bislang fand das Thema bestenfalls<br />

auf Postern Beachtung. Wieder<br />

fasste der für 200 Zuhörer ausgelegte<br />

Raum nicht die Zahl der Interessierten,<br />

sodass sogar die Referenten<br />

außerhalb ihrer Vortragszeit auf dem<br />

Fußboden saßen. Für rege Diskussion<br />

sorgte ein Beitrag der Arbeitsgruppe<br />

Experimentelle Endokrinologie der<br />

Charité, der bei gestillten Kindern von<br />

Diabetikerinnen eine höhere Rate an<br />

Adipositas im Kindesalter zeigte als<br />

bei Ernährung mit Milchersatzprodukten<br />

– erschreckende Daten, die bei<br />

Diabetikerinnen die Empfehlung zu<br />

Stillen in Frage stellen könnten, wenn<br />

sie sich in weiteren prospektiven Studien<br />

bestätigen würden.<br />

■ Studien zur kontinuierlichen<br />

subkutanen Blutzuckermessung<br />

Mit dem Einsatz der kontinuierlichen<br />

subkutanen Messungen des Blutzuckers<br />

bei schwangeren Diabetike-<br />

rinnen beschäftigten sich zwei weitere<br />

Beiträge. In dem einen wurde<br />

gezeigt, dass die Einstellung bei<br />

schwangeren Typ-1-Diabetikerinnen<br />

durch kontinuierliche subkutane Messungen<br />

optimiert werden kann, da ein<br />

breiteres Spektrum an Werten zur Verfügung<br />

steht. Ein weiterer Beitrag<br />

zeigte über kontinuierliche subkutane<br />

Messungen des Blutzuckers, dass auch<br />

Schwangere mit normalem oGTT im Tagesverlauf<br />

erhöhte Blutzuckerwerte<br />

haben, vergleichbar mit denen von<br />

Frauen mit GDM. Das knüpft an die<br />

Diskussion um die Grenzwerte des<br />

oGTTs an. Es bleibt zu zeigen, ob die<br />

Kinder dieser Schwangeren auch eine<br />

erhöhte Morbidität haben.<br />

■ Morbidität von makrosomen<br />

Neugeborenen<br />

Daten zur Morbidität bei makrosomen<br />

Neugeborenen von Müttern ohne<br />

GDM-Screening wurden aus Jena vorgestellt.<br />

Die mütterlichen HbA1c-Werte<br />

bei Entbindung korrelierten signifikant<br />

mit dem pH-Wert im Nabelschnurblut,<br />

den Apgarwerten nach 1,<br />

5 und 10 Minuten und der neonatalen<br />

Blutglukose. Es wurde geschlossen,<br />

dass bei einem nicht unerheblichen<br />

Anteil der Mütter ein nicht erkannter<br />

GDM vorgelegen haben muss.<br />

DDG-Jahrestagung 2002<br />

Die nächste Jahrestagung der Deutschen<br />

Diabetes-Gesellschaft findet<br />

vom 10. bis 12. Mai 2002 in Dresden<br />

statt. Das Schwerpunkthema<br />

wird Schwangerschaft bei Typ-1-<br />

Diabetes sein.<br />

Autorin<br />

Dr. med. Ute M. Schäfer-Graf<br />

Abteilung für Geburtsmedizin<br />

Vivantes Klinikum Neukölln<br />

z.Z.: Klinik für Geburtsmedizin<br />

Charité Campus Virchow-Klinikum<br />

Augustenburger Platz 1<br />

13353 Berlin<br />

Tel.(0 30) 4 50 56 40 72<br />

E-Mail ute.schaefer@charite.de


Diaserie zu den aktuellen Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie<br />

des Gestationsdiabetes<br />

Zu For<strong>tbildung</strong>szwecken sind die aktuellen Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie in Form einer Diaserie erhältlich.<br />

Die Serie umfasst 36 Abbildungen. Sie kann entweder unentgeltlich über E-Mail als Powerpoint-Dokument<br />

bezogen werden oder als belichtete Filmrolle gegen Erstattung der Materialkosten in Höhe von 15 €.<br />

Eine Auswahl von Dias aus der angebotenen Serie<br />

Bezugsadresse<br />

Dr. med. Ute M. Schäfer-Graf,<br />

Abteilung für Geburtsmedizin,<br />

Vivantes Klinikum Neukölln,<br />

z.Z.: Klinik für Geburtsmedizin,<br />

Charité Campus Virchow-Klinikum<br />

Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin<br />

Tel. (0 30) 4 50 56 40 72, E-Mail: ute.schaefer@charite.de<br />

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FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 1 61

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