Vollversammlung der Traminer Kaufleute - Traminer Dorfblatt
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Seite 22<br />
Pächter eine Summe von 7000 Mark<br />
zur Einrichtung <strong>der</strong> Wirtschaft in Form<br />
eines Darlehens, wahrscheinlich unverzinslich,<br />
gegeben werden. Die Kulturen<br />
sind sehr vielseitig, so daß <strong>der</strong><br />
Pächter in allen Landwirtschaftszweigen<br />
bewan<strong>der</strong>t sein muß. Als die geeigneteste<br />
persönlichkeit, die man in<br />
diesem Falle in Vorschlag bringen<br />
kann, wurde von mehreren H. Josef<br />
Vale genannt, <strong>der</strong> auch von allen Anwesenden<br />
als solcher erkannt wurde.<br />
Um nun dem Genannten es zu ermöglichen,<br />
sich das Pachtstück gründlich<br />
anzusehen, so ließen sich einige Herren<br />
<strong>der</strong> Vorstehung herbei, denselben<br />
bei dieser Exkursion zu begleiten und<br />
ihm bei einer eventuellen Pachtübernahme<br />
behilflich zu sein. Als Tag <strong>der</strong><br />
Reise wird <strong>der</strong> nächste Sonntag, d.i.<br />
<strong>der</strong> 15. d. M. bestimmt.<br />
Zum Schlusse sei noch hervorgehoben,<br />
daß Hochw. Herr Pfarrer Schrott<br />
durch seine Intervention in dieser Angelegenheit<br />
sich als ein stramm deutscher<br />
Anhänger des Tiroler Volksbundes<br />
gezeigt hat.“<br />
Geworden ist aus dem Ansinnen wohl<br />
nichts. Jedenfalls findet Burg Persen<br />
im Protokoll keine Erwähnung mehr.<br />
Der „Gau Unteretsch“<br />
Als sich am 12. Juni 1910 in Tramin offenbar<br />
mehr Vertreter von Ortsgruppen<br />
einfanden, als man zu hoffen gewagt<br />
hatte, blieb es nicht nur bei <strong>der</strong><br />
geplanten Vorbesprechung. Der zu<br />
dieser Versammlung entsandte Vertreter<br />
<strong>der</strong> Hauptleitung, Kanonikus<br />
Christian Nikolussi, ermunterte die Anwesenden,<br />
gleich zur Gründung des<br />
eigenen Gaues zu schreiten. Mit <strong>der</strong><br />
für uns ungewohnten Bezeichnung<br />
hatte schon <strong>der</strong> damalige Schriftführer<br />
Schwierigkeiten: den Namen „Überetsch“<br />
hat er erst zu „Unteretsch“ ausgebessert!<br />
Wenn dieser Gau bei Thalers Aufzählung<br />
<strong>der</strong> Gauverbände 1914 fehlt,<br />
dann wird das wohl sein Fehler o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Fehler seiner Quelle sein. Nichts<br />
deutet darauf hin, dass <strong>der</strong> Gau Unteretsch<br />
vor 1914 aufgelöst worden wäre.<br />
Es ist nicht anzunehmen, dass gerade<br />
die laut Ausweis des Verzeichnisses<br />
<strong>der</strong> Bundesgruppen des Tiroler<br />
Volksbundes vom Jahre 1908 überproportional<br />
mitglie<strong>der</strong>starken Ortsgruppen<br />
des Unterlandes an Eifer<br />
nachgelassen hätten, während an<strong>der</strong>norts<br />
neue Gruppen erst gegründet<br />
wurden.<br />
TRAMINER DORFBLATT<br />
Die Umzäunung des Kaiserdenkmales dient seit<br />
vielen Jahrzehnten als Gitter und Gelän<strong>der</strong> vor<br />
dem Eingang zur Volksschule. Foto: rz<br />
Dem „Gau Unteretsch“ gehörten bei<br />
seiner Gründung im Jahre 1910 jedenfalls<br />
nicht weniger als 17 Gruppen aus<br />
12 Gemeinden an. Männer- und Frauen-Gruppen<br />
wurden getrennt gezählt;<br />
solche gab es in Tramin, Kurtatsch<br />
und sogar in Buchholz. Die restlichen<br />
Ortsgruppen arbeiteten in Aldein-Radein,<br />
Altrei, Auer, Eichholz, Fennberg,<br />
Gfrill, Kurtinig, Margreid, Neumarkt,<br />
Salurn und Truden. „Abseits steht nur<br />
Montan, das noch keine Ortsgruppe<br />
aufweist“, bemerkt das Protokoll. Es<br />
fällt auf, dass auch Pfatten und Branzoll<br />
fehlen, die dem Unterland angehören<br />
und volkstumspolitisch sogar<br />
im beson<strong>der</strong>en Blickfeld des Volksbundes<br />
stehen mussten.<br />
Gemeindewahlen in Pfatten<br />
Dieser Punkt stand am 4. Juli 1912 auf<br />
<strong>der</strong> Tagesordnung <strong>der</strong> gleichzeitigen<br />
Versammlung bei<strong>der</strong> <strong>Traminer</strong> Ortsgruppen<br />
(Männer und Frauen) im<br />
„Schwarzen Adler“. Der Obmann erklärte,<br />
dass bei den Gemeindewahlen<br />
in Pfatten am 15. Juli 18 <strong>Traminer</strong><br />
Grundbesitzer das Wahlrecht ausüben<br />
könnten. Er meinte laut Protokoll, „damit<br />
die Wähler recht fleißig zur Wahl<br />
kommen, sei es notwendig, daß die<br />
Anwesenden fleißig agitieren.“ Immerhin<br />
wurde auch beschlossen, dass<br />
sich <strong>der</strong> Obmann selbst nach Pfatten<br />
begeben solle, um sich bezüglich <strong>der</strong><br />
Wählerlisten genau zu informieren.<br />
Den Wahlberechtigten sollte die Entscheidung,<br />
an <strong>der</strong> Wahl teilzunehmen,<br />
durch die Übernahme von Fahrt- und<br />
Verpflegungsspesen durch die Volksbundkasse<br />
erleichtert werden. (Wir<br />
vergessen heute leicht, dass wir mit<br />
dem Auto leicht zehnmal so schnell<br />
unterwegs sind als unsere Vorfahren<br />
vor hun<strong>der</strong>t Jahren. Man ging fast immer<br />
zu Fuß! Nur wenige besaßen Pferde,<br />
und das waren bestimmt eher<br />
Ackergäule für die Landwirtschaft als<br />
Reittiere o<strong>der</strong> solche, die man vor eine<br />
Kutsche spannen konnte! Im Jahre<br />
1911 wurden in Tramin 72 Pferde und<br />
388 Rin<strong>der</strong> gezählt.)<br />
„Bodenschutz“<br />
Nr. 7 – April 2007<br />
Ein wichtiges Anliegen musste dem Tiroler<br />
Volksbund <strong>der</strong> „Bodenschutz“<br />
sein. Man verstand darunter Maßnahmen,<br />
die verhin<strong>der</strong>n sollten, dass Südtiroler<br />
Immobilienbesitz aus Deutschtiroler<br />
in italienische Hände geriet.<br />
In <strong>der</strong> Formulierung des Protokolls<br />
vom 17. Jänner 1909, wo es um die<br />
Verwendung des Reingewinnes eines<br />
Frühlingsfestes geht, lautet das folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
„Nachdem <strong>der</strong>selbe schon<br />
von Anbeginn an bestimmt wurde als<br />
Grundstock einer Wehrkasse für nationale<br />
Zwecke zu dienen, wir ja fast gezwungen<br />
sind für solche bedrohte Objekte,<br />
die Gefahr laufen in italienische<br />
Hände zu geraten, unsere eigensten<br />
Mittel vorzustrecken, so wird die Bundesleitung<br />
ersucht, diese Art <strong>der</strong> Verwendung<br />
bewußter Gel<strong>der</strong> laut § 15<br />
<strong>der</strong> Vereins-Satzungen zu bestätigten.“<br />
Ein entsprechen<strong>der</strong> „Bodenschutz-<br />
Ausschuß des Tiroler Volksbundes für<br />
Südtirol“ wurde zwar erst 1913 gegründet.<br />
In diesem Sinne zu wirken<br />
wurde aber schon viel früher versucht<br />
– mit wechselndem o<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong><br />
begrenzten finanziellen Möglichkeiten<br />
geringem Erfolg.<br />
Im Jahre 1909 scheint <strong>der</strong> Seehof in<br />
Fennberg in finanziellen Schwierigkeiten<br />
gewesen zu sein. Man glaubte,<br />
Baron Salvadori wolle ihn erwerben.<br />
Rohme<strong>der</strong> selbst warnt in einem an<br />
zehn Bundesgruppen verschickten<br />
Schreiben vor diesem Herrn, <strong>der</strong><br />
„schon einen großen Teil <strong>der</strong> früher<br />
deutschen Besitze weggekauft hat in<br />
Margreid und <strong>der</strong> die Hauptursache<br />
<strong>der</strong> fortschreitenden Verwelschung<br />
dieser Gemeinde bildet“. Riedl konnte<br />
nach persönlich eingeholten Informationen<br />
die Bundesleitung davon in<br />
Kenntnis setzen, dass diese Gefahr für<br />
den Seehof vorläufig nicht bestehe.<br />
Besitzwechsel auf <strong>der</strong> Mendel<br />
Ein herausragen<strong>der</strong> Fall war jener des<br />
Hotelimperiums Spreter. Über ihn sind<br />
wir detailreich durch das Buch „Die<br />
Mendel“ von Martin Sölva und Gotthard<br />
An<strong>der</strong>gassen unterrichtet. Der<br />
volkstumspolitische Aspekt kommt<br />
darin aber offenbar nicht zur Sprache.