Hospiz Folio 2006 - Hospiz im Park
Hospiz Folio 2006 - Hospiz im Park
Hospiz Folio 2006 - Hospiz im Park
- TAGS
- hospiz
- folio
- park
- hospizimpark.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ÜBELKEIT UND ERBRECHEN<br />
BEI MENSCHEN<br />
MIT FORTGESCHRITTENER<br />
TUMORERKRANKUNG<br />
Mehr als die Hälfte aller Menschen mit fortgeschrittener Tumorerkrankung leidet unter<br />
chronischer Übelkeit (Nausea) und/oder Erbrechen, in der letzten Lebensphase sind<br />
sogar über 80 Prozent. Während die Schmerzerfassung und -behandlung durch nationale<br />
Kampagnen und Fachfortbildungen deutlich verbessert werden konnten, spielen<br />
Fragen nach den schwer messbaren, «stillen» Beschwerden <strong>im</strong> Patienten-Arzt-Gespräch<br />
<strong>im</strong>mer noch eine untergeordnete Rolle. Zu diesen Symptomen gehören besonders<br />
chronische Übelkeit und Erbrechen, schwere Tumormüdigkeit (Fatigue) sowie sexuelle<br />
und psychische Probleme.<br />
EINFLUSS AUF DIE LEBENSQUALITÄT<br />
Doch verschiedene Untersuchungen belegen, dass gerade Übelkeit und Erbrechen die<br />
Lebensqualität ganz erheblich beeinflussen. Viele Betroffene nehmen die chronische<br />
Übelkeit als belastender wahr als das eigentliche Erbrechen und werden darin von<br />
Behandelnden und Angehörigen häufig falsch eingeschätzt.<br />
Eine anhaltende Übelkeit führt zum sozialen Rückzug. Wer <strong>im</strong>mer das Gefühl des<br />
unmittelbar bevorstehenden Erbrechens mit sich tragen muss, vermeidet Anstrengungen,<br />
hat besonders grosse Mühe, sich abzulenken, ist anfälliger für eine depressive<br />
Entwicklung und meidet – nicht zuletzt aus Angst vor plötzlichem Erbrechen – die<br />
Gesellschaft mit anderen Menschen. Anhaltende Übelkeit und wiederholtes Erbrechen<br />
führen gehäuft zu ungenügenden Medikamentenspiegeln, weil Medikamente erbrochen<br />
werden oder Widerwillen gegen sie entsteht. Vorzeitige Behandlungsabbrüche sind<br />
gehäuft, weil die Betroffenen ihr Vertrauen in geplante oder laufende Therapien verlieren.<br />
Erbrechen kann zu medizinischen Komplikationen führen, wie Flüssigkeitsverlust<br />
(Dehydratation, Exsikkose), Salzmangel, säurebedingte Speiseröhrenentzündung,<br />
Mangelernährung und anderes mehr.<br />
3<br />
Dr. med. Heike Gudat,<br />
leitende <strong>Hospiz</strong>ärztin<br />
URSACHEN<br />
Menschen mit fortgeschrittenem Tumorleiden sind oft mehrfach krank (mult<strong>im</strong>orbid). So<br />
haben auch Übelkeit und Erbrechen häufig einen Haupt- und viele kleine Nebengründe.<br />
Wichtigste behandelbare oder sogar vermeidbare Gründe für Übelkeit und Erbrechen<br />
sind Verstopfung (Obstipation) und ein Behandlungsbeginn mit Opiaten ohne entsprechende<br />
Prophylaxe. Die Obstipation bei Tumorpatienten sollte nie unterschätzt werden.<br />
Gerade <strong>im</strong> ambulanten Bereich spielt sie eine grosse Rolle, weil vor allem verminderte<br />
Trinkmengen und Bewegungsarmut, aber auch einschlägige Medikamente (Opiate,<br />
Cortison, Antidepressiva) und anderes mehr zu verminderter Darmmotilität und Stuhleindickung<br />
führen. Unter häuslichen Bedingungen benötigt die Kontrolle des Flüssigkeitshaushaltes<br />
einen guten klinischen Blick, um die unangenehmen Folgen eines<br />
schleichenden Flüssigkeitsverlustes zu vermeiden. Ein Flüssigkeitsersatz durch risikoarme<br />
Infusionen unter die Haut (subkutane Infusionen) sind auch zu Hause machbar,<br />
beispielsweise durch die Spitex oder die Spitalexterne Onkologiepflege (SEOP). - Opiate<br />
können bei Behandlungsbeginn oder bei raschen Dosissteigerungen zu Übelkeit führen.<br />
Diese Übelkeit verliert sich jedoch nach 4-7 Tagen wieder (Adaptation) und kann durch<br />
eine prophylaktische Gabe geeigneter Antiemetika eigentlich <strong>im</strong>mer vermieden werden.<br />
Merkblätter zu Behandlungsbeginn von Opiaten und zu den geeigneten Zusatzmedikamenten<br />
gegen Übelkeit und Verstopfung können über das HOSPIZ IM PARK bezogen<br />
werden.<br />
Zahlreiche andere Ursachen können für Übelkeit und Erbrechen verantwortlich sein, wie<br />
Magenentzündung, (drohender) Darmverschluss, erhöhter Druck auf den Magen (vergrösserte<br />
Leber, Aszites), Stoffwechselstörungen, Infekte, Chemo-, Radiotherapie oder<br />
psychische Probleme (Angst, Depression). Besonders bei Bauchtumoren kann ein<br />
4