23.01.2013 Aufrufe

Hospiz Folio 2006 - Hospiz im Park

Hospiz Folio 2006 - Hospiz im Park

Hospiz Folio 2006 - Hospiz im Park

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

APPETITLOSIGKEIT –<br />

EIN HÄUFIGES PROBLEM<br />

IN DER PALLIATIVMEDIZIN<br />

UND PFLEGE<br />

Die Palliativmedizin und Pflege hat zum Ziel, die belastenden Symptome wie Schmerzen,<br />

Atemnot, Übelkeit, Angst zu lindern. Daneben begleiten Ernährungsprobleme beinahe<br />

alle Patienten, die an einer Tumorerkrankung leiden, von der Diagnosestellung an<br />

bis zum Tod. Oft sogar weist der nicht gewollte Gewichtsverlust auf die Tumorerkrankung<br />

hin.<br />

Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, eine Aversion gegen gewisse Speisen wie z. B. Fleisch<br />

und ein verändertes Körperbild belasten den Kranken und meist auch seine An-<br />

gehörigen.<br />

Das Thema «Essen» ist für das Menschsein von grosser Bedeutung – «Essen» ist<br />

Ausdruck des Lebens, der Energie.<br />

Über die Nahrungs- und Energieaufnahme hinaus kommen dem Essen ganz wesentliche<br />

Bedeutungen zu. Es kann ein gesellschaftliches Ereignis sein, es verbindet und ist<br />

vor allem Grundlage für unser Wohlbefinden. Nur schon der Geruch des Essens kann<br />

be<strong>im</strong> Gesunden Vorfreude und Appetit auslösen.<br />

Viele persönliche Erinnerungen sind mit dem Essen verknüpft, familiäre Traditionen wie<br />

Sonntagszopf und Geburtstagskuchen, das eigene Kochen oder best<strong>im</strong>mte Speisen.<br />

Ältere Patienten erinnern sich oft an die Zeit, da Lebensmittel sehr knapp waren und es<br />

fällt ihnen besonders schwer, etwas auf dem Teller übrigzulassen.<br />

URSACHEN DER APPETITLOSIGKEIT UND DES GEWICHTVERLUSTES<br />

Die Ursachen für die Appetitlosigkeit (Anorexie) und den Gewichtsverlust (Kachexie)<br />

sind vielfältig. Tumoren können eine Stoffwechselstörung auslösen, die zur Folge eine<br />

starke Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust haben. Durch diese Störung können<br />

7<br />

Nahrungsmittel nicht mehr genügend umgewandelt werden, um Muskeln und andere<br />

Gewebe aufzubauen. Eine erhöhte Kalorienzufuhr führt nicht mehr zum gewünschten Ziel<br />

und wirkt eher belastend.<br />

Ebenso kann durch verschiedene Therapien ein völliger Geschmacksverlust entstehen,<br />

der dem Patienten jegliche Freude am Essen n<strong>im</strong>mt.<br />

Einige Tumoren lösen eine andauernde Übelkeit und Erbrechen aus, zusätzlich belastet<br />

durch ein Völlegefühl.<br />

Belastende Symptome wie Schmerzen, Atemnot oder Angst und Müdigkeit wirken sich<br />

auf den Appetit aus.<br />

WIE UNTERSTÜTZEN WIR ALS PFLEGETEAM DEN PATIENTEN BEI SEINER<br />

APPETITLOSIGKEIT?<br />

Neben einer allfälligen medikamentösen Unterstützung ist die Appetitlosigkeit ein pflegerisches<br />

Problem.<br />

Viele Patienten zwingen sich zu essen. Sie hoffen, dadurch wieder zu Kräften zu kommen<br />

und mit grosser Anstrengung essen sie Bissen um Bissen. Die Appetitlosigkeit<br />

erinnert sie ständig an ihre Erkrankung und das Thema «Essen» löst einen richtigen<br />

Druck aus.<br />

Der Umgang mit dem Essensdruck zeigt sich sehr unterschiedlich. Einige Patienten<br />

beschäftigen sich sehr damit, was sie allenfalls essen könnten und müssen dann zu<br />

ihrer Enttäuschung erleben, dass es doch nicht das Richtige war. Andere Patienten<br />

geben den Nahrungsmitteln oder der Zubereitung die Schuld.<br />

Meist belastet die Appetitlosigkeit auch die Angehörigen. Das Essen kann zu einem zentralen<br />

Thema für alle Beteiligten werden. Dem Patienten werden die besten Speisen<br />

gebracht, die meist unangetastet bleiben.<br />

Wir suchen das Gespräch mit dem Patienten und versuchen herauszufinden, worin der<br />

problematische Anteil der Appetitlosigkeit liegt.<br />

Ziel des Gespräches soll sein, die Lebensqualität zu steigern und den Druck, Essen zu<br />

müssen, zu entschärfen. Diese Gespräche können Anlass für den Patienten sein, zu<br />

fragen, wo die Krankheit steht, wie es wohl weiter gehen wird.<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!