Hospiz Folio 2006 - Hospiz im Park
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APPETITLOSIGKEIT –<br />
EIN HÄUFIGES PROBLEM<br />
IN DER PALLIATIVMEDIZIN<br />
UND PFLEGE<br />
Die Palliativmedizin und Pflege hat zum Ziel, die belastenden Symptome wie Schmerzen,<br />
Atemnot, Übelkeit, Angst zu lindern. Daneben begleiten Ernährungsprobleme beinahe<br />
alle Patienten, die an einer Tumorerkrankung leiden, von der Diagnosestellung an<br />
bis zum Tod. Oft sogar weist der nicht gewollte Gewichtsverlust auf die Tumorerkrankung<br />
hin.<br />
Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, eine Aversion gegen gewisse Speisen wie z. B. Fleisch<br />
und ein verändertes Körperbild belasten den Kranken und meist auch seine An-<br />
gehörigen.<br />
Das Thema «Essen» ist für das Menschsein von grosser Bedeutung – «Essen» ist<br />
Ausdruck des Lebens, der Energie.<br />
Über die Nahrungs- und Energieaufnahme hinaus kommen dem Essen ganz wesentliche<br />
Bedeutungen zu. Es kann ein gesellschaftliches Ereignis sein, es verbindet und ist<br />
vor allem Grundlage für unser Wohlbefinden. Nur schon der Geruch des Essens kann<br />
be<strong>im</strong> Gesunden Vorfreude und Appetit auslösen.<br />
Viele persönliche Erinnerungen sind mit dem Essen verknüpft, familiäre Traditionen wie<br />
Sonntagszopf und Geburtstagskuchen, das eigene Kochen oder best<strong>im</strong>mte Speisen.<br />
Ältere Patienten erinnern sich oft an die Zeit, da Lebensmittel sehr knapp waren und es<br />
fällt ihnen besonders schwer, etwas auf dem Teller übrigzulassen.<br />
URSACHEN DER APPETITLOSIGKEIT UND DES GEWICHTVERLUSTES<br />
Die Ursachen für die Appetitlosigkeit (Anorexie) und den Gewichtsverlust (Kachexie)<br />
sind vielfältig. Tumoren können eine Stoffwechselstörung auslösen, die zur Folge eine<br />
starke Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust haben. Durch diese Störung können<br />
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Nahrungsmittel nicht mehr genügend umgewandelt werden, um Muskeln und andere<br />
Gewebe aufzubauen. Eine erhöhte Kalorienzufuhr führt nicht mehr zum gewünschten Ziel<br />
und wirkt eher belastend.<br />
Ebenso kann durch verschiedene Therapien ein völliger Geschmacksverlust entstehen,<br />
der dem Patienten jegliche Freude am Essen n<strong>im</strong>mt.<br />
Einige Tumoren lösen eine andauernde Übelkeit und Erbrechen aus, zusätzlich belastet<br />
durch ein Völlegefühl.<br />
Belastende Symptome wie Schmerzen, Atemnot oder Angst und Müdigkeit wirken sich<br />
auf den Appetit aus.<br />
WIE UNTERSTÜTZEN WIR ALS PFLEGETEAM DEN PATIENTEN BEI SEINER<br />
APPETITLOSIGKEIT?<br />
Neben einer allfälligen medikamentösen Unterstützung ist die Appetitlosigkeit ein pflegerisches<br />
Problem.<br />
Viele Patienten zwingen sich zu essen. Sie hoffen, dadurch wieder zu Kräften zu kommen<br />
und mit grosser Anstrengung essen sie Bissen um Bissen. Die Appetitlosigkeit<br />
erinnert sie ständig an ihre Erkrankung und das Thema «Essen» löst einen richtigen<br />
Druck aus.<br />
Der Umgang mit dem Essensdruck zeigt sich sehr unterschiedlich. Einige Patienten<br />
beschäftigen sich sehr damit, was sie allenfalls essen könnten und müssen dann zu<br />
ihrer Enttäuschung erleben, dass es doch nicht das Richtige war. Andere Patienten<br />
geben den Nahrungsmitteln oder der Zubereitung die Schuld.<br />
Meist belastet die Appetitlosigkeit auch die Angehörigen. Das Essen kann zu einem zentralen<br />
Thema für alle Beteiligten werden. Dem Patienten werden die besten Speisen<br />
gebracht, die meist unangetastet bleiben.<br />
Wir suchen das Gespräch mit dem Patienten und versuchen herauszufinden, worin der<br />
problematische Anteil der Appetitlosigkeit liegt.<br />
Ziel des Gespräches soll sein, die Lebensqualität zu steigern und den Druck, Essen zu<br />
müssen, zu entschärfen. Diese Gespräche können Anlass für den Patienten sein, zu<br />
fragen, wo die Krankheit steht, wie es wohl weiter gehen wird.<br />
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