23.01.2013 Aufrufe

Kompendium der Verkehrstelematik - Technische Hochschule Wildau

Kompendium der Verkehrstelematik - Technische Hochschule Wildau

Kompendium der Verkehrstelematik - Technische Hochschule Wildau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Harry Evers<br />

Günther Kasties<br />

(Hrsg.)<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Technologien,<br />

Applikationen,<br />

Perspektiven<br />

4. Akt.-Lief.<br />

August 1999<br />

TÜV-Verlag


Impressum:<br />

Herausgeber<br />

Dipl.-Ing. Harry Evers<br />

Dipl.-Ing. Günther Kasties<br />

OECON GmbH<br />

Hermann-Blenk-Straße 22, 38108 Braunschweig<br />

Tel.: (05 31) 3 54 44 -30, Fax: (05 31) 3 54 44 -47<br />

E-mail: oecon@t-online.de<br />

Redaktion<br />

Dr. rer. nat. Rolf-D. Hitzbleck<br />

TÜV-Verlag GmbH<br />

Unternehmensgruppe TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg<br />

Am Grauen Stein, 51105 Köln<br />

Tel. (02 21) 806-35 05, Fax (02 21) 806-35 10<br />

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>:<br />

Technologien, Applikationen, Perspektiven,<br />

Harry Evers/Günther Kasties (Hrsg.).<br />

– Köln: TÜV-Verlag<br />

Grundwerk. – Aktueller Stand: April 1998. – 1998<br />

ISBN 3-8249-0421-7<br />

CD-ROM. – Aktueller Stand: April 1998. – 1998<br />

ISBN 3-8249-0421-7<br />

4. Akt.-Lief. August 1999<br />

ISBN 3-8249-0555-8<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

© by TÜV-Verlag GmbH, Unternehmensgruppe<br />

TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg, Köln 1998<br />

Gesamtherstellung: TÜV-Verlag GmbH, Köln<br />

Printed in Germany 1999<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Geleitwort<br />

Geleitwort<br />

Seite 1<br />

Mobilität auch im nächsten Jahrhun<strong>der</strong>t für alle zu sichern, ist das Ziel meiner<br />

Verkehrspolitik. Die effiziente, umweltgerechte und sichere Bewältigung des<br />

zunehmenden Individual- und Güterverkehrs ist dabei eine <strong>der</strong> wesentlichen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zukunft.<br />

Mo<strong>der</strong>nste Kommunikations-, Informations- und Leitsysteme, kurz Telematik<br />

genannt, können gerade im Verkehrsbereich wesentlich dazu beitragen, den<br />

Verkehr insgesamt besser zu organisieren, Transportabläufe rationeller zu<br />

gestalten und vor allem umweltschonende Verkehrsträger wie Schiene, Schiff<br />

und Öffentlichen Nahverkehr stärker zu einem integrierten Gesamtverkehrssystem<br />

zu verbinden. Denn nur durch einen Verbund aller Verkehrsträger, in<br />

den jedes Verkehrsmittel seine spezifischen Vorteile einbringen kann, wird<br />

sich künftig die Leistungsfähigkeit unseres Verkehrssystems steigern lassen.<br />

Die Einsatzmöglichkeiten <strong>der</strong> Telematiksysteme im Verkehrsbereich sind<br />

vielfältig. Sie reichen von Verkehrsbeeinflussungsanlagen auf Autobahnen,<br />

<strong>der</strong> Übermittlung aktueller Verkehrsinformationen mittels RDS/TMC,<br />

mo<strong>der</strong>ner Betriebsleittechnik im Schienenverkehr bis hin zu bargeldlosem<br />

Zahlen im ÖPNV und Parkplatzleit- und Informationssystemen in Städten.<br />

Mit diesem Anwendungsspektrum ist Deutschland jetzt schon weltweit<br />

führend im Einsatz von Telematiksystemen.<br />

Bei <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> arbeiten Bund, Län<strong>der</strong>, Kommunen,<br />

Industrie und Verkehrswirtschaft eng zusammen; Planung, Organisation und<br />

Vertrieb sind jedoch privatwirtschaftliche Aufgaben. Der Wettbewerb wird<br />

darüber entscheiden, welche Telematikanwendungen und -dienstleistungen<br />

sich behaupten können.<br />

Es kommt jetzt darauf an, die Chancen <strong>der</strong> Telematik zu nutzen und ihre<br />

Anwendung auszubauen. Die richtigen Weichen hierfür sind gestellt.<br />

Ich begrüße es sehr, daß mit dem <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> erstmals<br />

ein Sammelwerk erschienen ist, das einen umfassenden Überblick über<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


Geleitwort<br />

Seite 2<br />

die vielfältigen Technologien und Anwendungen <strong>der</strong> Telematik im Verkehr<br />

gibt und in seinen Beiträgen auch Perspektiven für künftige Entwicklungen<br />

aufzeigt.<br />

Matthias Wissmann<br />

Bundesverkehrsminister a. D.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vorwort<br />

Vorwort<br />

Seite 1<br />

Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer abendlichen Veranstaltung und wollen<br />

nach Hause. Sie nehmen Ihr Mobilfunk-Telefon und rufen – nein, nicht ein<br />

Taxi, son<strong>der</strong>n Ihr eigenes Auto an, das sich in einem Parkhaus in <strong>der</strong> Nähe<br />

untergestellt hat. Das Auto fährt autonom vor und bringt Sie sicher nach<br />

Hause. Eine Utopie? Sicherlich, doch die Weichen für eine Revolution in <strong>der</strong><br />

Fahrzeugelektronik sind gestellt.<br />

Wir for<strong>der</strong>n heutzutage mehr Mobilität und Flexibilität, aber gleichzeitig<br />

stört uns das erhöhte Verkehrsaufkommen und die damit verbundene Belastung<br />

<strong>der</strong> Umwelt. Diesen Wi<strong>der</strong>spruch löst man nicht dadurch, daß man<br />

Hürden für die Individualität aufbaut, son<strong>der</strong>n durch intelligente, integrierte<br />

Konzepte, die den Verkehr als Ganzes betrachten. Hierzu braucht man das<br />

Zusammenspiel von Fahrzeugelektronik inklusive Satellitennavigation,<br />

Kommunikation und Informationssystemen. Das Zusammenspiel wird unter<br />

dem Begriff <strong>Verkehrstelematik</strong> zusammengefaßt.<br />

Dieses <strong>Kompendium</strong> hat sich zur Aufgabe gestellt, die wesentlichen Begriffe,<br />

Verfahren und Techniken im Bereich <strong>Verkehrstelematik</strong> strukturiert zu<br />

erläutern und den Stand <strong>der</strong> Technik, nicht nur in Europa, festzuhalten.<br />

Hierbei werden Perspektiven entwickelt, aber auch Grenzen <strong>der</strong> heutigen<br />

Technik aufgezeigt.<br />

Quo vadis, <strong>Verkehrstelematik</strong>? Vielleicht holt Sie ja doch eines Tages Ihr<br />

Auto vor <strong>der</strong> Tür ab.<br />

Die Zeit ist reif, jetzt über die diskutierten Möglichkeiten <strong>der</strong> Telematik zu<br />

berichten und kompetente Autoren zu Wort kommen zu lassen.<br />

Die Motivation <strong>der</strong> Herausgeber gründet auf einer langjährigen Forschungsund<br />

Entwicklungstätigkeit auf Gebieten, die sich auf die Entwicklung von<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


Vorwort<br />

Seite 2<br />

GPS-Empfängern, <strong>der</strong>en Einbindung in komplexe Anwendungen, den Vertrieb<br />

im Bereich Luftfahrt und Landverkehr sowie die intensiven Diskussionen<br />

mit Kunden und potentiellen Nutzern erstrecken.<br />

Zielgerichtet und logisch ergibt sich daraus <strong>der</strong> Wunsch, eine kompakte und<br />

umfassende Zusammenstellung <strong>der</strong> Themenbereiche zu erarbeiten, die in <strong>der</strong><br />

ersten Ausgabe jetzt vorliegt.<br />

Die Schwerpunktthemen liegen in den klassischen Bereichen <strong>der</strong> Ortung,<br />

Kommunikation, Generierung von Dienstleistungen und <strong>der</strong>en Anwendung<br />

sowie Umsetzung durch Dienstezentralen, und diese Themen ziehen sich wie<br />

ein roter Faden durch die aktuelle politische Diskussion. Grund genug für<br />

uns, eine breite Darstellung in diesem <strong>Kompendium</strong> hierfür vorzusehen.<br />

Die Perspektiven, die sich daraus ergeben, lassen sich sofort an weiteren<br />

Kapiteln festmachen, die in Vorbereitung sind und eine konsequente, fortlaufende<br />

Erweiterung des vorliegenden Werkes darstellen werden: Floating Car<br />

Data, Endgeräte, Containerortung und Dienstleistungen.<br />

Ein weiteres Highlight des <strong>Kompendium</strong>s stellt neben den hochkarätigen<br />

Autorenbeiträgen die CD-ROM dar, die zusätzlich zu den gesamten Textbeiträgen<br />

auch Darstellungen von Unternehmen und Anwendungen enthält,<br />

die individuell durch den Leser genutzt werden können. Dies erstreckt sich<br />

über eine Textrecherche im gesamten Werk bis zum Ausdruck <strong>der</strong> Texte inkl.<br />

des verwendeten Bildmaterials. Außerdem unterhält <strong>der</strong> Verlag TÜV<br />

Rheinland einen Zentralserver, <strong>der</strong> aktuelle Links zu den Homepages von<br />

Unternehmen und Einrichtungen enthält, um eine dynamische Information<br />

anzubieten, die von den beteiligten Partnern selbständig auf dem neuesten<br />

Stand gehalten wird. Hier wird man Produkte, Tendenzen, Dienstleistungen<br />

und Kontakte finden, die den vielseitigen Wert des <strong>Kompendium</strong>s für den<br />

Nutzer erkennbar werden lassen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vorwort<br />

Seite 3<br />

Beson<strong>der</strong>er Dank sei an dieser Stelle den Autoren, dem TÜV-Verlag und unserer<br />

Mitarbeiterin Frau Pinkepank gesagt, die engagiert und konsequent die<br />

Realisierung des <strong>Kompendium</strong>s mit vorangetrieben hat.<br />

Braunschweig, im Frühjahr 1998<br />

Günther Kasties Harry-H. Evers<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


Vorwort<br />

Seite 4<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Grußwort<br />

Grußwort<br />

Seite 1<br />

In Braunschweig wurden wichtige Kapitel deutscher Industriegeschichte geschrieben:<br />

Die erste Staatsbahn fuhr von Braunschweig nach Wolfenbüttel.<br />

Büssing initiierte die erste Omnibuslinie; Voigtlän<strong>der</strong> stellte in Braunschweig<br />

als Pionier <strong>der</strong> Fotografie Kameras von Weltruf her. Für die Gegenwart gilt<br />

als herausragen<strong>der</strong> Standortfaktor eine im bundesrepublikanischen Vergleich<br />

einmalige Konzentration an Forschungseinrichtungen. Dieses Forschungspotential<br />

nicht nur in seinem Bestand zu sichern, son<strong>der</strong>n auch Neuentwicklungen<br />

im technologischen Umfeld zu initiieren und zu unterstützen, ist ein<br />

elementares Anliegen <strong>der</strong> Stadt. Im kommunalen Konsens mit den Forschungseinrichtungen<br />

war es deshalb logische Konsequenz, daß die Stadt<br />

Braunschweig dem GZVB Gesamtzentrum für Verkehr Braunschweig e. V.<br />

als Gründungsmitglied beigetreten ist.<br />

Seit mehr als 250 Jahren befindet sich hier die älteste <strong>Technische</strong> Universität<br />

auf deutschem Boden mit 250 Professoren und rund 17.000 eingeschriebenen<br />

Studenten und mit Schwerpunkt in den Naturwissenschaften. Darüber hinaus<br />

beschäftigen mehr als 20 Forschungsinstitute <strong>der</strong> unterschiedlichsten Fachdisziplinen<br />

etwa 7.000 Mitarbeiter. Dieses einmalige Forschungspotential in<br />

seinem Bestand zu sichern sowie eine Etablierung neuer Forschungsschwerpunkte<br />

zu initiieren, ist elementares Anliegen <strong>der</strong> Stadt.<br />

Eine interdisziplinär angelegte Initiative wird unter dem Schlagwort<br />

„Verkehrskompetenzregion Braunschweig“ zusammengefaßt. Damit befindet<br />

sich die Stadt im Konsens mit politischen For<strong>der</strong>ungen nach Steigerung <strong>der</strong><br />

Mobilität für alle Bevölkerungsschichten – auch im nächsten Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Themen mit hoher Aktualität – wie z. B. die Telematik – finden hier eine<br />

breite Forschungs- und Anwendungsbasis.<br />

Vor dem Hintergrund von Mobilität und Verkehr entwickelt sich seit jüngerer<br />

Zeit <strong>der</strong> Regionalflughafen Braunschweig zu einem Forschungsflughafen.<br />

Schlagworte wie „Satellitennavigation“, „GPS Global Positioning Systems“<br />

o<strong>der</strong> „Flugsimulation“ sind in Braunschweig mit zum Teil weltweit agierenden<br />

Unternehmen und Forschungseinrichtungen hervorragend besetzt. Bei-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


Grußwort<br />

Seite 2<br />

spielhaft und vorrangig zu benennen sind: Aerodata Flugmeßtechnik GmbH,<br />

Avionik-Zentrum Braunschweig, DLR Deutsche Forschungsanstalt für Luftund<br />

Raumfahrt e. V. und die Simtec Simulation Technology GmbH.<br />

Der Komplexität des Themas „Verkehr“ entspricht die inhaltliche Vielschichtigkeit<br />

dieses <strong>Kompendium</strong>s <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>; den zahlreichen Autoren<br />

wünschen wir Resonanz und damit verbundenen Erfolg.<br />

Werner Steffens Dr. Jürgen Bräcklein<br />

Oberbürgermeister Oberstadtdirektor<br />

Stadt Braunschweig Stadt Braunschweig<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Inhaltsübersicht<br />

01 Inhaltsübersicht<br />

Grundwerk/<br />

Nr. <strong>der</strong><br />

Akt.Liefg.<br />

03<br />

02 Wegweiser GW<br />

02100 Hinweise zur Benutzung GW<br />

02200 Hinweise zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM 02<br />

03 Verzeichnisse GW<br />

03100 Stichwortverzeichnis 04<br />

03200 Herausgeberverzeichnis GW<br />

03310 Autorenverzeichnis 04<br />

03320 Literaturverzeichnis GW<br />

03330 Veranstalterverzeichnis GW<br />

03340 Abkürzungsverzeichnis GW<br />

04 Leserservice GW<br />

04100 Jahresüberblick Veranstaltungen 04<br />

04200 Formulare, Gutscheine GW<br />

05 Grundlagen und Technologien 03<br />

05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 04<br />

05110 Übersichtsdarstellungen GW/01/02/<br />

verkehrstelematischer Systeme 03/04<br />

05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt GW<br />

05220 Satellitennavigation GW<br />

05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk GW<br />

05410 Fahrzeugsensorik 03<br />

06 Anwendungen 04<br />

06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik GW<br />

06120 Autofahren wird an<strong>der</strong>s 01<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

01<br />

Seite 1


01<br />

Seite 2<br />

Grundwerk/<br />

Nr. <strong>der</strong><br />

Akt.Liefg.<br />

06210 Luftfahrt GW<br />

06310 Containerumschlag: Telematik im GW<br />

intermodalen Güterverkehr<br />

06330 Telematik-Plattform eines mulitmodalen 03<br />

Logistikknotens<br />

06340 Tracking und Tracing 04<br />

06410 Telematik im Schienenverkehr GW<br />

06510 Landwirtschaft GW<br />

06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme GW<br />

im ÖPNV<br />

06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 03<br />

06730 Alarm aus dem Weltraum 01<br />

06740 Der Einsatz satellitengestützter 04<br />

Diebstahlschutzsysteme<br />

07 Dienste 01<br />

07110 Dienstekonzepte 02<br />

07210 Verkehrsdatenerfassung 02<br />

07320 Software für Flottentelematik 02<br />

07410 Flottenmanagement im Straßengüterverkehr GW<br />

07420 Taxenzentrale 01<br />

07430 Die neue Wirtschaftlichkeit im 01<br />

Flottenmanagement<br />

07510 Geographische Informationssysteme GW<br />

07520 Pagereinsatz für die individuelle dynamische 02<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

07610 <strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz 01<br />

08 Wirkungen, Nutzen 03<br />

08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger GW<br />

08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 03<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


08210 <strong>Verkehrstelematik</strong> in Deutschland und Europa GW<br />

aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Verkehrspolitik<br />

08310 Zielgruppen für Telematik 04<br />

09 Entwicklungen, Perspektiven, Projekte 01<br />

09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte GW<br />

in Deutschland und Europa<br />

09410 Technologie-Transfer 01<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

01<br />

Seite 3<br />

Grundwerk/<br />

Nr. <strong>der</strong><br />

Akt.Liefg.


01<br />

Seite 4<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Wegweiser<br />

02100 Hinweise zur Benutzung<br />

02200 Hinweise zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

02<br />

Seite 1


02<br />

Seite 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Hinweise zur Benutzung 02100<br />

Hinweise zur Benutzung<br />

„<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>“, das aktuelle Werk für<br />

alle Bereiche <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>, bietet Ihnen die Vorteile<br />

eines thematisch geglie<strong>der</strong>ten Fachbuches verbunden mit<br />

<strong>der</strong> Systematik und <strong>der</strong> Benutzerfreundlichkeit eines<br />

Nachschlagewerkes.<br />

Thematisch strukturiertes Fachbuch<br />

Das „<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>“ ist nach fachlichen<br />

Gesichtspunkten in folgende Hauptteile mit einzelnen Kapiteln<br />

geglie<strong>der</strong>t:<br />

Verzeichnisse 01 Inhaltsübersicht<br />

und Aktuelles 02 Wegweiser<br />

03 Verzeichnisse<br />

Leserservice 04 Leserservice<br />

Fachbeiträge 05 Grundlagen und Technologien<br />

06 Anwendungen<br />

07 Dienste<br />

08 Wirkungen, Nutzen<br />

09 Entwicklungen, Perspektiven, Projekte<br />

Schneller Zugriff über Stichwörter und Verzeichnisse<br />

Seite 1<br />

Im „<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>“ können Sie im<br />

Stichwort- Stichwortverzeichnis (Kapitel 03100) den gewünschten Beverzeichnis<br />

griff nachschlagen und mit den dort verzeichneten Angaben<br />

zu Kapitel und Seite die betreffende Textstelle aufsuchen.<br />

Orientieren Sie sich bei diesem Suchvorgang mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Kapitel- und Seitenangaben an <strong>der</strong> Kopfzeile auf je<strong>der</strong> Seite.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


02100 Hinweise zur Benutzung<br />

Seite 2<br />

Darüber hinaus bieten Ihnen zahlreiche weitere Verzeichnisse<br />

im Register 3 nützliche Informationen im schnellen<br />

Überblick, so z. B.<br />

03320 Literaturverzeichnis<br />

03330 Veranstalterverzeichnis<br />

03340 Abkürzungsverzeichnis<br />

Im Abschnitt 4 „Leserservice“ halten wir Sie über regelmäßig<br />

stattfindende Messen und Ausstellungen und Seminarangebote<br />

auf dem Laufenden.<br />

Einfache Nachsortierbarkeit<br />

Mit je<strong>der</strong> Aktualisierungs- und Ergänzungslieferung erhalten<br />

Sie eine Fülle neuer, praxisnaher Informationen und konkreter<br />

Arbeitshilfen für die Bewältigung Ihrer beruflichen Aufgaben.<br />

Um diese auch effektiv nutzen zu können und sie stets<br />

griffbereit zu haben, sollten Sie die Neu- o<strong>der</strong> Austauschseiten<br />

möglichst umgehend in Ihren Ordner „<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>“ einsortieren. Mit Hilfe <strong>der</strong> jeweils mitgelieferten<br />

Einsortieranleitung geht das einfacher und<br />

schneller, als Sie glauben.<br />

Einsortier- Sollten Sie wirklich einmal keine Zeit zum Einsortieren<br />

anleitung haben, so können Sie die Aktualisierungs- und Ergänzungslieferung<br />

zunächst auch komplett abheften. Im aktuellen<br />

Inhaltsverzeichnis ist jeweils zusätzlich angegeben, in welcher<br />

Nachlieferung sich <strong>der</strong> betreffende Beitrag befindet.<br />

Sie finden also jeden Beitrag garantiert wie<strong>der</strong>.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Hinweis zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM 02200<br />

Willkommen zur CD<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

– Systemanfor<strong>der</strong>ungen<br />

• PC mit mindestens 486 Prozessor (Pentium empfohlen)<br />

• mindestens 8 MB RAM Hauptspeicher (16 MB empfohlen)<br />

• ca 10 MB freier Arbeitsspeicher<br />

• Windows 3.11, Windows 95 o<strong>der</strong> Windows NT 4.0<br />

• CD-ROM-Laufwerk<br />

Seite 1<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


Hinweis zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM 02200<br />

Seite 2<br />

– Installationsanleitung für Windows 95/NT 4.0<br />

• Starten Sie Windows (sofern noch nicht geladen), und legen Sie die<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-CD in Ihr CD-ROM-Laufwerk ein. Klicken Sie auf<br />

den ”Start-Button” auf Ihrer Task-Leiste, und wählen Sie die Option<br />

”Ausführen”<br />

• Geben Sie ”d:\setup” ein (sofern Ihr CD-ROM-Laufwerk einen an<strong>der</strong>en<br />

Namen besitzt, geben Sie statt dessen diesen Buchstaben ein)<br />

• Die Setup-Routine führt Sie automatisch durch das Setup. Es wird ein<br />

Verzeichnis ”C:\KVT” angelegt. In diesem Verzeichnis werden die Installationsdateien<br />

abgelegt.<br />

– Installationsanleitung für Windows 3.11<br />

• Starten Sie Windows 3.11 (sofern noch nicht geladen), und legen Sie<br />

die <strong>Verkehrstelematik</strong>-CD in Ihr CD-ROM-Laufwerk ein<br />

• Wählen Sie im Programm-Manager den Menüpunkt ”Datei/ausführen”<br />

• Geben Sie ”d:\setup” ein (sofern Ihr CD-ROM-Laufwerk einen an<strong>der</strong>en<br />

Namen besitzt, geben Sie statt dessen diesen Buchstaben ein)<br />

• Die Setup-Routine führt Sie automatisch durch das Setup. Es wird ein<br />

Verzeichnis ”C:\KVT” angelegt. In diesem Verzeichnis werden die Installationsdateien<br />

abgelegt.<br />

– Programmgruppeneinträge<br />

• Windows 95: Wenn Sie Windows 95 besitzen, dann wird im Startmenü<br />

unter dem Menüpunkt ”Programme” <strong>der</strong> Eintrag ”TÜV-Verlag<br />

Rheinland Software” hinzugefügt. In diesem Ordner befinden sich<br />

zwei Verknüpfungen. Die Verknüpfung ”KVT” dient zum Aufruf des<br />

Startbildschirms. Die zweite Verknüpfung dient <strong>der</strong> Deinstallation <strong>der</strong><br />

vorhandenen Icons.<br />

• Windows 3.11: Wenn Sie Windows 3.11 besitzen, dann wird eine Programmgruppe<br />

”TÜV-Verlag Rheinland Software” im Programm-<br />

Manager erstellt. In dieser Gruppe befinden sich zwei Verknüpfungen.<br />

Die Verknüpfung ”KVT” dient zum Aufruf des Programms. Die zweite<br />

Verknüpfung dient <strong>der</strong> Deinstallation <strong>der</strong> vorhandenen Icons.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Hinweis zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM 02200<br />

• Programminfo<br />

• Startseite<br />

Nachdem Sie das Programm gestartet haben, sehen Sie den Anfangsbildschirm<br />

des Programmes. Durch Drücken <strong>der</strong> linken Maustaste<br />

o<strong>der</strong> automatisch nach 5 Sekunden gelangen Sie zur Seite<br />

– <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 3<br />

– <strong>Verkehrstelematik</strong> starten<br />

Durch Drücken des Buttons wird <strong>der</strong> Acrobat Rea<strong>der</strong> gestartet und <strong>der</strong><br />

Telematik-Welcome-Screen wird angezeigt. Sollte bei Ihnen <strong>der</strong> Acrobat<br />

Rea<strong>der</strong> nicht installiert sein o<strong>der</strong> Sie eine ältere Version des Acrobat<br />

Rea<strong>der</strong> installiert haben, dann wird automatisch eine Setup-Routine<br />

gestartet, die den Acrobat Rea<strong>der</strong> auf Ihrem System installiert.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


02200 Hinweise zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM<br />

Seite 4<br />

– Verlags-Info-Paket (VIP)<br />

Wenn Sie diesen Button drücken, gelangen Sie zur Übersicht des VIPs.<br />

Bei diesem Paket handelt es sich um einen Zusatz, bei dem Demoprogramme<br />

o<strong>der</strong> Vollversionen von bestimmten Programmen mitgeliefert<br />

werden. Das Paket beinhaltet weiterhin Informationen zu einzelnen<br />

Herstellern, <strong>der</strong>en Produkten o<strong>der</strong> zur Struktur ihrer Unternehmen.<br />

– Programm beenden<br />

Mit diesem Button können Sie das Programm beenden.<br />

Verlags-Info-Paket<br />

– Installierbare Programme<br />

Durch Drücken dieses Buttons gelangen Sie zur Seite <strong>der</strong> Programme.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Hinweis zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM 02200<br />

– Hersteller-Informationen<br />

Durch Drücken dieses Buttons gelangen Sie zur Seite <strong>der</strong> Herstellerinformationen.<br />

– Verlagsinformationen anzeigen<br />

Bei Betätigung des Buttons wird ein Acrobat-Dokument mit Informationen<br />

zum TÜV-Verlag Rheinland aufgerufen. Weiterhin gilt gleiches wie<br />

bei <strong>der</strong> Beschreibung des ”<strong>Kompendium</strong> starten” – Buttons.<br />

– Zurück zu Hauptseite<br />

Hiermit gelangen Sie zur vorherigen Seite <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>.<br />

Programme<br />

Seite 5<br />

Die vorhandenen Gruppen werden in <strong>der</strong> Spalte Gruppe dargestellt. Wird<br />

ein Eintrag <strong>der</strong> Gruppe durch Drücken <strong>der</strong> linken Maustaste markiert, so<br />

werden die zugehörigen Programme in <strong>der</strong> nebenstehenden Spalte (”Pro-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


02200 Hinweise zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM<br />

Seite 6<br />

gramme”) dargestellt. Markieren Sie nun ein Programm, so wird je nach<br />

Auswahl des Optionsfeldes die Kurz- o<strong>der</strong> Installationsinformation des<br />

Programmes angezeigt. Die Anzeige erfolgt in <strong>der</strong> Spalte ”Information”.<br />

– Programm installieren:<br />

Durch Drücken des Buttons wird das markierte Programm installiert.<br />

– Übersicht:<br />

Mit diesem Button gelangen Sie zu Seite Verlags-Info-Paket.<br />

– Hersteller:<br />

Durch Betätigung dieses Buttons wechseln Sie zur Seite <strong>der</strong> Herstellerinformationen.<br />

Herstellerinformationen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Hinweis zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM 02200<br />

In <strong>der</strong> linken Hälfte des Bildschirms sehen Sie eine Liste von Herstellern.<br />

In <strong>der</strong> rechten Bildschirmhälfte werden die Informationen zum Unternehmen<br />

und <strong>der</strong> Präsentation des jeweils markierten Herstellers angezeigt.<br />

– Demo ausführen:<br />

Durch Drücken des Buttons wird die Präsentation des markierten Programmes<br />

als Powerpoint-Demo o<strong>der</strong> Acrobat-Datei ausgeführt.<br />

– Übersicht:<br />

Mit diesem Button gelangen Sie zur Seite Verlags-Info-Paket.<br />

Seite 7<br />

– Programme:<br />

Durch Betätigung dieses Buttons wechseln Sie zur Seite <strong>der</strong> installierbaren<br />

Programme.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


02200 Hinweise zur Benutzung <strong>der</strong> CD-ROM<br />

Seite 8<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verzeichnisse<br />

03100 Stichwortverzeichnis<br />

03200 Herausgeberverzeichnis<br />

03310 Autorenverzeichnis<br />

03320 Literaturverzeichnis<br />

03330 Veranstalterverzeichnis<br />

03340 Abkürzungsverzeichnis<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

03<br />

Seite 1


03<br />

Seite 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Stichwortverzeichnis 03100<br />

Stichwortverzeichnis<br />

A<br />

AATMS, Kap. 09110, S. 31<br />

Abschattung, Kap. 05210, S. 15<br />

Abschattung, Kap. 05410, S. 5<br />

Abschleppen, Kap. 06730, S. 6<br />

Absetztracking, Kap. 06340, S. 15<br />

Abstandssicherung, Kap. 06410, S. 18<br />

ACCEPT/BEVEI, Kap. 09110, S. 31<br />

ADAC, Kap. 08310, S. 27<br />

ADAM, Kap. 09110, S. 8<br />

ADEPT II, Kap. 09110, S. 52<br />

ADIS, Kap. 06510, S. 7<br />

Adressierung von Einzelgeräten, Kap. 06110,<br />

S. 17<br />

AgroCom, Kap. 06510, S. 13<br />

Airtime, Kap. 08310, S. 28<br />

Aktive Systeme, Kap. 07610, S. 3<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>,<br />

Kap. 06110, S. 50<br />

Alarmmeldung, Kap. 06730, S. 5<br />

Allianzen, Kap. 08310, S. 37<br />

Almanach, Kap. 05100, S. 19<br />

Alternative Modalwahl, Kap. 08310, S. 18<br />

Amtlich Topographisch-Kartographisches<br />

Informationssystem ATKIS, Kap. 07510,<br />

S. 18<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse, Kap. 06330, S. 23<br />

Angebots-Nachfrage-Prozess, Kap. 08310,<br />

S. 14<br />

Angebotsinformationen, Kap. 08310, S. 6<br />

Angebotsplanung, Kap. 07510, S. 33<br />

Anrufbus, Kap. 09110, S. 20<br />

Anschlußsicherung, Kap. 06610, S. 9,<br />

Kap. 07410, S. 9<br />

Anschlußverbindungen, Kap. 08310, S. 8<br />

Anwen<strong>der</strong>software, Kap. 06630, S. 19<br />

Anwendungsintegration, Kap. 08120, S. 34<br />

Arbeitsplatzrechner, Kap. 06630, S. 29<br />

Seite 1<br />

ASTRA, Kap. 09110, S. 31<br />

Atomuhren, Kap. 05220, S. 7<br />

Aufenthaltsphase, Kap. 08310, S. 8<br />

Aufladen, Kap. 06730, S. 6<br />

Auftragsverfolgung, Kap. 07520, S. 6<br />

Ausbildung, Kap. 07510, S. 45<br />

Auskunftsdienste, Kap. 07110, S. 44<br />

Auskunftssysteme, Kap. 06410, S. 41<br />

autarke Navigationssysteme, Kap. 08210,<br />

S. 7<br />

Autobookingsysteme, Kap. 07420, S. 15<br />

Autodiebstähle, Kap. 06740, S. 1<br />

Automated-Highway System AHS,<br />

Kap. 09110, S. 35<br />

Automatische Liegenschaftskarte,<br />

Kap. 07510, S. 18<br />

automatische Notrufe, Kap. 08210, S. 8<br />

automatisierter Verkehrswarnfunk,<br />

Kap. 08210, S. 13<br />

Automobilhersteller als Mobilitätsanbieter,<br />

Kap. 06110, S. 3<br />

Automobilhersteller als Telematikanbieter,<br />

Kap. 06110, S. 28<br />

Autovermieter, Kap. 06740, S. 2<br />

Autoversicherer, Kap. 06730, S. 10<br />

B<br />

bargeldlose Zahlungssysteme, Kap. 08210,<br />

S. 8<br />

Basis-Systeme, Kap. 08310, S. 30<br />

Basis-Technologie, Kap. 08310, S. 4<br />

Basisfunktion, Kap. 06110, S. 12<br />

Basistechnologien, Kap. 05100, S. 10<br />

Basiswertschöpfung, Kap. 08310, S. 29<br />

Baustelleninformationen, Kap. 07510, S. 36<br />

BayernOnline, Kap. 08210, S. 15<br />

Bedieneinheit, Kap. 06120, S. 2<br />

Beeinflussung, Kap. 06410, S. 13<br />

Beför<strong>der</strong>ungsvertrag, Kap. 07420, S. 9<br />

Beitrag zur Mobilität, Kap. 06110, S. 1<br />

Benutzeroberfläche, Kap. 06630, S. 18<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 2<br />

Beschäftigungspotential, Kap. 08210, S. 18<br />

Bestandsaufnahme, Kap. 06330, S. 22<br />

Betriebsablaufsteuerung, Kap. 06630, S. 8<br />

Betriebsdatenerfassung, Kap. 06510, S. 6<br />

Betriebsfunk, Kap. 06510, S. 17<br />

Betriebshöfe, Kap. 06630, S. 2<br />

Betriebshof-Managementsysteme,<br />

Kap. 06630, S. 1<br />

Betriebshofsteuerungssystem, Kap. 06630,<br />

S. 23<br />

Betriebsleitsystem, Kap. 06410, S. 7,<br />

Kap. 08210, S. 8<br />

BEVEI, Kap. 08210, S. 13<br />

Bewirtschaftung Parkraum, Kap. 09110,<br />

S. 16<br />

Bezieher-Sekundärnachweis, Kap. 07510,<br />

S. 19<br />

Bidirektionale Datenkommunikation,<br />

Kap. 05100, S. 11<br />

Bidirektionale Datenübermittlung,<br />

Kap. 07610, S. 3<br />

bidirektionale Kommunikation, Kap. 06110,<br />

S. 10<br />

Bildschirmarbeitsplatz, Kap. 06630, S. 18<br />

Billing-Technologie, Kap. 08310, S. 4<br />

Block, Kap. 06410, S. 21<br />

Blockabstand, Kap. 06410, S. 18<br />

Bodenbearbeitung, Kap. 06510, S. 4<br />

Bodenbeprobung, Kap. 06510, S. 10<br />

Bodensegment, Kap. 05100, S. 19<br />

Bodenwelle, Kap. 05310, S. 2<br />

Bordnavigationssysteme, Kap. 07510, S. 17<br />

Bordrechner, Kap. 06630, S. 30<br />

Bosch-Blaupunkt, Kap. 08310, S. 27<br />

Branchenlösungen, Kap. 07510, S. 26<br />

Braunschweiger Verkehrs AG, Kap. 06610,<br />

S. 33<br />

Bremsparabel, Kap. 06410, S. 16<br />

Bremswegabstand, Kap. 06410, S. 19<br />

Bremswegüberwachung, Kap. 06410, S. 20<br />

Broadcast-Channel, Kap. 06110, S. 21<br />

Broadcast-Tracking, Kap. 06340, S. 6<br />

Buchfahrplan, Kap. 06410, S. 52<br />

Buchführung, Kap. 06510, S. 19<br />

Buchung, Kap. 08310, S. 7, Kap. 08310,<br />

S. 14<br />

Bündelfunk-Netze, Kap. 05310, S. 12<br />

Bündelfunksysteme, Kap. 06610, S. 6<br />

Bundesdatenschutzgesetz, Kap. 07610, S. 7<br />

Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung, Kap. 09110, S. 54<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz<br />

und Reaktorsicherheit, Kap. 09110, S. 54<br />

Bundesministerium für Verkehr BMV,<br />

Kap. 09110, S. 54<br />

C<br />

C-Netz, Kap. 05310, S. 16<br />

C/A-Code, Kap. 05220, S. 2<br />

CAD-Systeme, Kap. 07510, S. 25<br />

CAPITALS, Kap. 09110, S. 43<br />

Car Jacking, Kap. 06730, S. 6<br />

Car-Sharing, Kap. 09110, S. 33<br />

Cargo-Community-Systeme, Kap. 08120,<br />

S. 14<br />

CARPLUS, Kap. 09110, S. 33<br />

Carpool, Kap. 09110, S. 16<br />

CASH/Car, Kap. 09110, S. 17<br />

Cellular Broadcast (CB), Kap. 07110, S. 10<br />

CGI-Lösungen, Kap. 07510, S. 28<br />

CHAUFFEUR, Kap. 09110, S. 35<br />

Chayka, Kap. 05100, S. 18<br />

Chip-Cards, Kap. 09110, S. 43<br />

CIR-ELKE, Kap. 08210, S. 19<br />

CITRA, Kap. 09110, S. 31<br />

Cityruf, Kap. 07320, S. 8, S. 25<br />

Clearing-Center, Kap. 06330, S. 3,<br />

Kap. 08120, S. 36<br />

CLEOPATRA, Kap. 09110, S. 43<br />

Client-Server-Architektur, Kap. 06630, S. 19,<br />

Kap. 07110, S. 9<br />

Client/Server, Kap. 07510, S. 50<br />

Code-Verschiebung, Kap. 05220, S. 9<br />

Commerce, Kap. 08310, S. 9<br />

Communication, Kap. 08310, S. 9<br />

Companion Standards, Kap. 06410, S. 56<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Stichwortverzeichnis 03100<br />

Computer Supported Cooperative Work,<br />

Kap. 08120, S. 2<br />

CONCERT, Kap. 09110, S. 36<br />

Conditional Access = CA, Kap. 06110,<br />

S. 19<br />

Conditional Access and Security (CAS),<br />

Kap. 07110, S. 15<br />

Containertransport, Kap. 08110, S. 22<br />

Containerumschlag, Kap. 08110, S. 22<br />

Contents, Kap. 08310, S. 36<br />

Controlling in Speditionsbetrieben,<br />

Kap. 09410, S. 16<br />

CONVERGE, Kap. 09110, S. 46<br />

CORBA, Kap. 07510, S. 50<br />

CORDIS, Kap. 09110, S. 56<br />

Corporate Networks, Kap. 08120, S. 18<br />

COSMOS, Kap. 09110, S. 52<br />

Customizing, Kap. 08310, S. 26<br />

D<br />

D-Netze, Kap. 05310, S. 16<br />

D1/D2-GSM Telefonnetz, Kap. 07610, S. 3<br />

DAB, Kap. 05100, S. 11, Kap. 08210, S. 15,<br />

Kap. 08310, S. 15<br />

DACCORD, Kap. 09110, S. 42<br />

Daimler-Chrysler, Kap. 08310, S. 28<br />

DARC-Systems (Data Radio Channel),<br />

Kap. 06110, S. 16<br />

Data-Warehouse, Kap. 07510, S. 49<br />

Datenaustausch, Kap. 08120, S. 9<br />

Datenaustausch u. Datendokumentation,<br />

Kap. 07510, S. 51<br />

Datenbank-Server, Kap. 06630, S. 28<br />

Datenbankabfrage-Standard SQL,<br />

Kap. 07510, S. 28<br />

Datendokumentation, Kap. 07510, S. 29<br />

Datenerfassung, Kap. 06510, S. 15<br />

Datenerfassung, Kap. 07510, S. 40<br />

Datenfunk, Kap. 05310, S. 9, Kap. 06340,<br />

S. 10<br />

Datenfunk, Kap. 06610, S. 2<br />

Datengestützte Verkehrsinformationsdienste,<br />

Kap. 07110, S. 34<br />

Seite 3<br />

Datenintegrität, Kap. 06330, S. 18<br />

Datenschutz, Kap. 06110, S. 5, Kap. 06330,<br />

S. 18, Kap. 07610, S. 1<br />

Datenübertragung, Kap. 06410, S. 35<br />

Datenversorgung, Kap. 07320, S. 18<br />

Datenversorgung <strong>der</strong> Fahrzeuge, Kap. 06630,<br />

S. 24<br />

DCOM, Kap. 07510, S. 30, S. 50<br />

DDG, Kap. 07210, S. 3, Kap. 08310, S. 37<br />

Dead Reckoning Verfahren, Kap. 07110,<br />

S. 20<br />

Debis, Kap. 08310, S. 36<br />

Defizite <strong>der</strong> Informationslogistik,<br />

Kap. 08120, S. 3<br />

DELFI, Kap. 08210, S. 15, Kap. 09110, S. 21<br />

DES-Verfahren, Kap. 07110, S. 16<br />

Desktop-Mapping-Systeme, Kap. 07510,<br />

S. 25<br />

DESPINA, Kap. 09110, S. 31<br />

Deutsche Bahn AG, Kap. 09110, S. 22<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft,<br />

Kap. 09110, S. 55<br />

DGNSS, Kap. 05100, S. 24<br />

DGPS, Kap. 05100, S. 20, Kap. 05220, S. 14<br />

DGPS (Differential-GPS), Kap. 06110, S. 13<br />

DGPS-Korrekturdaten, Kap. 05100, S. 12<br />

DGPS-Navigation, Kap. 06510, S. 10<br />

DGPS-Referenzsignale, Kap. 06510, S. 23<br />

Dichtewellen, Kap. 07210, S. 7<br />

Diebstahlschutz, Kap. 05100, S. 29,<br />

Kap. 06730, S. 1, Kap. 07430, S. 1<br />

Diebstahlschutzsystem, Kap. 06730, S. 2<br />

Diebstahlverfolgung, Kap. 05100, S. 29,<br />

Kap. 06110, S. 45<br />

Dienste, Kap. 06410, S. 51, Kap. 08210, S. 8<br />

Diensteanbieter, Kap. 07410, S. 6<br />

Dienstleistungsangebote, Kap. 06310, S. 4<br />

Differential-GPS, Kap. 05210, S. 11,<br />

Kap. 05410, S. 6, Kap. 06610, S. 22<br />

Differenzierungspotential, Kap. 08310,<br />

S. 38<br />

Digital Audio Broadcast, DAB, Kap. 06110,<br />

S. 18, Kap. 09110, S. 13<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 4<br />

Digital Multimedia Broadcasting (DMB),<br />

Kap. 06110, S. 19<br />

Digitale Karte, Kap. 05100, S. 26<br />

Digitale Karten, Kap. 07510, S. 1<br />

Digitale Signalprozessoren, Kap. 05410,<br />

S. 27<br />

Digitale Straßendaten, Kap. 07510, S. 7<br />

Digitaler Eingang, Kap. 07430, S. 4<br />

Digitales Geländemodell, Kap. 07510, S. 19<br />

Digitales Höhenmodell, Kap. 07510, S. 19<br />

Digitalisierung, Kap. 07510, S. 16<br />

DIN 9684-1, Kap. 06510, S. 6<br />

DIN 9684/2-5, Kap. 06510, S. 5<br />

Direktverkehre, Kap. 08110, S. 11<br />

Disponent, Kap. 06410, S. 26<br />

Disposition, Kap. 06410, S. 14<br />

Dispositions-Logistik, Kap. 08310, S. 23<br />

Dispositionssysteme, Kap. 07410, S. 10<br />

Dispositionstechnologie, Kap. 08310, S. 4<br />

Dispositionszentrale im Güternahverkehr,<br />

Kap. 07510, S. 26<br />

Dispositives Kernsystem, Kap. 06630, S. 15<br />

Dokumentation, Kap. 06510, S. 6<br />

Drei-Punkt-Wegfahrsperren, Kap. 06730,<br />

S. 1<br />

DRIVE, Kap. 08210, S. 23, Kap. 09110, S. 18<br />

Drohne, Kap. 06510, S. 22<br />

Düngung, Kap. 06510, S. 4<br />

Durchrutschweg, Kap. 06410, S. 21<br />

DYNA, Kap. 09110, S. 42<br />

Dynamische Fahrgastinformation,<br />

Kap. 06610, S. 6<br />

Dynamische Fahrgastinformation,<br />

Kap. 07320, S. 18<br />

Dynamische Routenoptimierung,<br />

Kap. 08310, S. 23<br />

Dynamische Routenplanung und<br />

Zielführung, Kap. 08210, S. 11<br />

Dynamische Systeme, Kap. 08310,<br />

S. 17<br />

Dynamische Verkehrsinformationen,<br />

Kap. 08210, S. 11<br />

Dynamische Zielführung, Kap. 06110, S. 35,<br />

S. 38<br />

Dynamischer Wachstumsmarkt, Kap. 08210,<br />

S. 17<br />

Dynamisches Auslastungsmanagement,<br />

Kap. 08310, S. 24<br />

Dynamisches Luftschadstoff-Kataster,<br />

Kap. 09110, S. 19<br />

Dynamisches Navigationssystem,<br />

Kap. 08310, S. 21<br />

E<br />

E-Netze, Kap. 05310, S. 16<br />

ECHO, Kap. 09110, S. 52<br />

Echo Cancellation, Kap. 06120, S. 7<br />

Echtzeit-Positionierungs-Service,<br />

Kap. 05220, S. 16<br />

EDI-Systeme für den Seefracht-Betrieb,<br />

Kap. 08120, S. 17<br />

EDIFACT, Kap. 08120, S. 10<br />

Effektivitätssteigerung, Kap. 06310, S. 12<br />

Einheitliche Datenbankschnittstelle EDBS,<br />

Kap. 07510, S. 19<br />

Einkanal-Empfänger, Kap. 05220, S. 18<br />

Einsatzleitstellen, Kap. 07510, S. 38<br />

Einwilligungsmöglichkeit, Kap. 07610, S. 7<br />

Eisenbahn, Kap. 09110, S. 44<br />

Electronic Data Interchange (EDI),<br />

Kap. 08110, S. 25<br />

elektronische Auskunftssysteme, Kap. 08210,<br />

S. 8<br />

Elektronische Fahrausweise, Kap. 09110,<br />

S. 15<br />

Elektronische Fahrplanauskunft (EFA),<br />

Kap. 08110, S. 26<br />

Elektronische Landkarte, Kap. 07430, S. 1<br />

elektronische Reservierungssysteme,<br />

Kap. 08210, S. 8<br />

Elektronische Wegfahrsperre, Kap. 06740,<br />

S. 2<br />

Elektronischer Datenverbund, Kap. 08120,<br />

S. 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Stichwortverzeichnis 03100<br />

Endgeräte, Kap. 06120, S. 1, Kap. 07320,<br />

S. 14<br />

ENSS, Kap. 05220, S. 33<br />

Entfernung, Kap. 06510, S. 2<br />

ENTRANCE, Kap. 09110, S. 31<br />

Entwicklungskonzept, Kap. 06330, S. 22<br />

Ephemeriden, Kap. 05100, S. 19,<br />

Kap. 05220, S. 11<br />

Erfolgsfaktoren, Kap. 08310, S. 30<br />

Erlerntes Verhalten, Kap. 08310, S. 30<br />

ERMES, Kap. 076320, S. 13<br />

ERTICO, Kap. 05100, S. 12<br />

ERTMS, Kap. 06410, S. 47<br />

Ertragsermittlung, Kap. 06510, S. 9<br />

Ertragskartierung, Kap. 06510, S. 9<br />

Ertragsmeßsensoren, Kap. 06510, S. 10<br />

Ertragspotential, Kap. 08310, S. 4<br />

ETCS, Kap. 06410, S. 49<br />

EU-Aktionsplan, Kap. 08210, S. 21<br />

EU-Aktionsplan Satellitennavigation,<br />

Kap. 08210, S. 23<br />

EU-Projekte, Kap. 09110, S. 28<br />

EURATOM FRAMEWORK, Kap. 09110,<br />

S. 27<br />

EUREKA, Kap. 09110, S. 28, S. 56<br />

EURO-LOG-Konzept, Kap. 08120, S. 16<br />

EURO-TRIANGLE/CORE, Kap. 09110,<br />

S. 31<br />

EUROCOR, Kap. 09110, S. 42<br />

Eurofix, Kap. 05100, S. 24<br />

Euroloop, Kap. 06410, S. 39<br />

EURONET, Kap. 08120, S. 11<br />

Europäische F&E-Programme, Kap. 09110,<br />

S. 25<br />

EUROPE-TRIS, Kap. 09110, S. 44<br />

Euroscout, Kap. 05100, S. 27<br />

Eventcodes, Kap. 07110, S. 35<br />

Evolutionäre Verfahren, Kap. 09410, S. 12<br />

EXPO2000, Kap. 09110, S. 19<br />

Extranet, Kap. 07510, S. 26<br />

F<br />

Fachschalen, Kap. 07510, S. 26<br />

Seite 5<br />

Fading, Kap. 05310, S. 3<br />

Fahrdienstleiter, Kap. 06410, S. 26<br />

Fahrereinsatzverwaltung, Kap. 06630, S. 6<br />

Fahrerinformationsterminal, Kap. 06630,<br />

S. 29<br />

Fahrgastinformation, Kap. 06410, S. 41,<br />

Kap. 06610, S. 13, Kap. 08210, S. 16<br />

Fahrplan, Kap. 06410, S. 15, Kap. 09110,<br />

S. 44<br />

Fahrplanauskunft, Kap. 07320, S. 2,<br />

Kap. 07510, S. 30, Kap. 08210, S. 8,<br />

Kap. 09110, S. 21<br />

Fahrplankonstruktionssystem, Kap. 07510,<br />

S. 34<br />

Fahrplanlage, Kap. 08110, S. 28<br />

Fahrplanungssystem, Kap. 06630, S. 20<br />

Fahrstraße, Kap. 06410, S. 21<br />

Fahrwegnetz, Kap. 06410, S. 26<br />

Fahrwegsicherung, Kap. 06410, S. 20<br />

Fahrwegsteuerung, Kap. 06630, S. 8<br />

Fahrzeug-Standortdaten, Kap. 07610, S. 8<br />

Fahrzeugbordcomputer, Kap. 07520, S. 2<br />

Fahrzeugdisposition, Kap. 06310, S. 6<br />

Fahrzeugflotte, Kap. 07410, S. 1<br />

Fahrzeugidentifikationssystem, Kap. 06630,<br />

S. 23<br />

Fahrzeugposition, Kap. 07410, S. 11,<br />

Kap. 08310, S. 25<br />

Fahrzeugsicherung, Kap. 06410, S. 20<br />

Fahrzeugverwaltung, Kap. 06630, S. 6<br />

Fahrzeugzustand, Kap. 07430, S. 4<br />

FAP Fleet Application Protocol, Kap. 07520,<br />

S. 14<br />

FCD-Referenzimplementierung, Kap. 07210,<br />

S. 22<br />

FDMA, Kap. 05310, S. 18<br />

Feldaufmaßung, Kap. 06510, S. 8<br />

Ferndiagnose, Kap. 06110, S. 52,<br />

Kap. 06510, S. 14<br />

Fernsichtanzeigen, Kap. 06610, S. 29<br />

Fernwartung, Kap. 06510, S. 14<br />

FFB, Kap. 06410, S. 49<br />

Filter, Kap. 05410, S. 27<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 6<br />

Flankenschutz, Kap. 06410, S. 21<br />

Floating Car Data (FCD), Kap. 05100, S. 28,<br />

Kap. 06110, S. 34, Kap. 06120, S. 9,<br />

Kap. 07610, S. 8, Kap. 08110, S. 18,<br />

Kap. 08310, S. 36, Kap. 09110, S. 43<br />

Floating Cars, Kap. 07210, S. 10<br />

Flotte, Kap. 08310, S. 23<br />

Flottenmanagement, Kap. 05100, S. 29,<br />

Kap. 06340, S. 9, Kap. 07410, S. 1,<br />

Kap. 07430, S. 1, Kap. 07510, S. 38<br />

Flottenmanagement-Zentrale, Kap. 07410,<br />

S. 1, Kap. 07520, S. 1, Kap. 07520, S. 3,<br />

Flottenmanagementsystem, Kap. 06510,<br />

S. 20<br />

Flottentelematik, Kap. 07520, S. 1<br />

Flottenüberwachung, Kap. 07410, S. 11<br />

Flottenzentrale, Kap. 07430, S. 2<br />

För<strong>der</strong>programme, Kap. 06310, S. 16<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekte,<br />

Kap. 09110, S. 1<br />

Forschungszentrum Jülich, Kap. 09110, S. 54<br />

Fracht- und Flottenmanagement, Kap. 08210,<br />

S. 8<br />

Frachtverfolgung, Kap. 06310, S. 6<br />

FRAMEWORK 4, Kap. 09110, S. 25<br />

FRAMEWORK 5, Kap. 09110, S. 26<br />

Free Flight, Kap. 06340, S. 8<br />

Freifahrtzone, Kap. 06730, S. 2, Kap. 06740,<br />

S. 2, Kap. 07430, S. 5<br />

Freisprecheinrichtung, Kap. 06120, S. 7<br />

Freizeitaktivitäten, Kap. 08310, S. 14<br />

Freizeitsektor, Kap. 05220, S. 20<br />

Freizeitverkehr, Kap. 08310, S. 15<br />

Frequenzmultiplex, Kap. 05310, S. 18<br />

FRUIT (MS), Kap. 09110, S. 31<br />

Fuhrpark, Kap. 08310, S. 23<br />

Fuhrparkeinsatz, Kap. 07410, S. 2<br />

Fuhrparkmanagement, Kap. 07410, S. 7<br />

Fuhrparkmanagement- und Informations-<br />

Systeme, Kap. 07410, S. 21<br />

Fuhrunternehmen, Kap. 07430, S. 6<br />

Fundamentaldiagramm, Kap. 07210, S. 5<br />

Funkleitrechner, Kap. 06610, S. 7<br />

Funkruf, Kap. 07320, S. 7<br />

Funkrufauftrag, Kap. 07320, S. 34<br />

Funkrufnetz, Kap. 07320, S. 31<br />

Funkzugbeeinflussungssystem, Kap. 08210,<br />

S. 16<br />

G<br />

Galileo, Kap. 05100, S. 20<br />

Ganzheitliche Kostenoptimierung, Kap.<br />

08310, S. 15<br />

Gateway-Konzept, Kap. 06330, S. 7<br />

GATS, Kap. 07210, S. 2, Kap. 07520, S. 13<br />

GATS-Forum, Kap. 07110, S. 52<br />

GATS-Standard, Kap. 07520, S. 13<br />

gebrochene Verkehre, Kap. 08110, S. 11<br />

Gefahrgut, Kap. 08310, S. 25<br />

Geld-Optimierung, Kap. 08310, S. 11<br />

Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz,<br />

Kap. 08210, S. 18<br />

gemeinsame Datenbasis, Kap. 08210, S. 11<br />

Genauigkeit, Kap. 06510, S. 4<br />

Generaldirektion 12, Kap. 09110, S. 56<br />

Geo-Datenaktualisierung, Kap. 07510,<br />

S. 40<br />

Geocodierung, Kap. 07110, S. 35<br />

Geodaten, Kap. 07510, S. 10, S. 15<br />

Geodaten-Kataloge, Kap. 07510, S. 42<br />

Geodaten-Management, Kap. 07510, S. 29<br />

Geodatenbanken, Kap. 07510, S. 28<br />

Geographical Data File GDF, Kap. 07510,<br />

S. 17<br />

Geographie, Kap. 07510, S. 14<br />

Geographische Informationssysteme,<br />

Kap. 06410, S. 51, Kap. 06610, S. 13,<br />

Kap. 07410, S. 11, Kap. 07510, S. 1<br />

Geographische Koordinaten, Kap. 07510,<br />

S. 13<br />

Geräteangebote, Kap. 06110, S. 32<br />

GERDIEN, Kap. 09110, S. 42<br />

geschlossene Nutzergruppen, Kap. 06110,<br />

S. 17<br />

Geschwindigkeitsüberwachung, Kap. 06410,<br />

S. 20<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Stichwortverzeichnis 03100<br />

Gestaltungserfor<strong>der</strong>nisse für<br />

Telematikendgeräte, Kap. 06110, S. 7<br />

GIS, Kap. 06510, S. 10<br />

GIS-Hersteller, Kap. 07510, S. 52<br />

GIS-Middleware, Kap. 07510, S. 28<br />

GIS-Projekt, Kap. 07510, S. 41, S. 45<br />

GIS-Server, Kap. 07510, S. 27<br />

GIS-Viewer, Kap. 07510, S. 25<br />

Gitterboxen, Kap. 06340, S. 11<br />

Gleichwellenfunk, Kap. 05310, S. 8<br />

Gleisfeldbild, Kap. 06410, S. 33<br />

Gleisfreimeldung, Kap. 06410, S. 32, S. 49<br />

Global Positioning System, Kap. 06610,<br />

S. 22<br />

Globalstar, Kap. 05100, S. 14<br />

GLONASS, Kap. 05100, S. 18, Kap. 06110,<br />

S. 14, Kap. 08210, S. 23, Kap. 09110,<br />

S. 43<br />

GNSS 1, Kap. 09110, S. 43<br />

GPS, Kap. 05100, S. 18, Kap. 06120, S. 3,<br />

Kap. 06730, S. 2, Kap. 08210, S. 23<br />

GPS (Block 2 F), Kap. 05100, S. 21<br />

GPS und GLONASS, Kap. 05210, S. 5<br />

GPS-Empfänger, Kap. 06730, S. 2<br />

GPS-System, Kap. 05220, S. 3<br />

GPS-Time, Kap. 05220, S. 7<br />

GPS-Verfahren (Global-Positioning System),<br />

Kap. 06110, S. 12<br />

grenzüberschreitende Dienste, Kap. 08210,<br />

S. 20<br />

grenzüberschreiten<strong>der</strong> Verkehr, Kap. 08110,<br />

S. 31<br />

Grenzwertüberwachung, Kap. 06610, S. 9<br />

Großveranstaltungen, Kap. 09110, S. 52<br />

grünen-Wellen, Kap. 05220, S. 20<br />

Grundgesetz, Kap. 07610, S. 4<br />

GSM, Kap. 05100, S. 12, Kap. 06110, S. 22,<br />

Kap. 06120, S. 3, Kap. 06730, S. 2<br />

GSM-Mobilfunknetze, Kap. 07110, S. 2<br />

GSM-Modul, Kap. 07430, S. 3<br />

GSM-Standard, Kap. 05310, S. 16,<br />

Kap. 07320, S. 20<br />

GSM-Telefonie, Kap. 06610, S. 6<br />

Seite 7<br />

Güterflußsystem, Kap. 06330, S. 7<br />

Gütertransportlogistik, Kap. 08110, S. 22<br />

Güterverfolgung, Kap. 08110, S. 24,<br />

Kap. 09110, S. 46<br />

Güterverkehr, Kap. 05100, S. 8, Kap. 07410,<br />

S. 1, Kap. 08310, S. 22<br />

Güterverkehrsleistung, Kap. 08110, S. 4<br />

Güterverkehrslogistik, Kap. 09110, S. 20<br />

Güterverkehrszentren, Kap. 06310, S. 6,<br />

Kap. 08110, S. 10<br />

Güterverkehrszentrum, Kap. 06330, S. 3<br />

Gyros, Kap. 05220, S. 28<br />

GZVB e. V., Kap. 09110, S. 55<br />

Hafeninformationssysteme, Kap. 06310, S. 6<br />

Halbduplex, Kap. 05310, S. 7<br />

Halbwertszeit <strong>der</strong> Nutzung, Kap. 08310,<br />

S. 32<br />

Haltestelle, Kap. 06410, S. 23, S. 3<br />

Handheld-Kommunikatoren, Kap. 08310,<br />

S. 16<br />

Handy, Kap. 07320, S. 20<br />

HANNIBAL, Kap. 09110, S. 52<br />

Hardwarekonfiguration, Kap. 06630, S. 26<br />

Harmonisierung, Kap. 06310, S. 16<br />

Hauptlauf, Kap. 06340, S. 5<br />

Haushaltsbefragung, Kap. 09110, S. 7<br />

Hybride Kartendarstellung, Kap. 07510,<br />

S. 21<br />

Hybridkarte, Kap. 07510, S. 15<br />

I<br />

IBIS, Kap. 06410, S. 42<br />

ICARE, Kap. 09110, S. 43<br />

Ideenwettbewerb, Kap. 09110, S. 4<br />

Identifizierungssysteme, Kap. 06310, S. 10<br />

Identitätsdaten, Kap. 06340, S. 3<br />

Inbandsignalisierung, Kap. 05310, S. 15,<br />

S. 16<br />

individuelle Nutzergruppen, Kap. 08210, S. 5<br />

INDUSI, Kap. 06410, S. 30<br />

Inertial Navigation System, Kap. 05220,<br />

S. 21<br />

Inertialsensoren, Kap. 05410, S. 19<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 8<br />

INFO-REGIO, Kap. 09110, S. 19<br />

Infocommunities, Kap. 08310, S. 8<br />

Informatik, Kap. 06120, S. 1<br />

Information Society Project Office ISPO,<br />

Kap. 09110, S. 56<br />

Informations- und Angebots-Push-Verfahren,<br />

Kap. 08310, S. 16<br />

Informations- und Kommunikationsdienste-<br />

Gesetz, Kap. 08210, S. 14<br />

Informations- und Navigationssystem,<br />

Kap. 06120, S. 1<br />

Informationsanbieter, Kap. 08310, S. 35<br />

Informationsarchitektur, Kap. 08120, S. 7<br />

Informationsbroker, Kap. 08310, S. 35<br />

Informationsdefizit, Kap. 08120, S. 12<br />

Informationsdienste, Kap. 06120, S. 3<br />

Informationsdienste, Kap. 09110, S. 22, S. 45<br />

Informationsflüsse, Kap. 06330, S. 9<br />

Informationsgenerierer, Kap. 08310, S. 35<br />

Informationsgesellschaft, Kap. 09110, S. 26<br />

Informationsintegrierende Dienste,<br />

Kap. 09110, S. 9<br />

Informationsketten, Kap. 06310, S. 8<br />

Informationsketten, Kap. 07410, S. 14<br />

Informationskomplex, Kap. 06330, S. 12<br />

Informationslogistischer Knoten,<br />

Kap. 06330, S. 2<br />

Informationsservice, Kap. 07320, S. 4<br />

Informationssysteme, Kap. 06330, S. 3,<br />

Kap. 09110, S. 12, Kap. 09110, S. 38<br />

Informationstechnische<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse, Kap. 06330, S. 5<br />

Informationsterminals, Kap. 08310, S. 16<br />

Informationsverarbeitung, Kap. 06510, S. 11<br />

Informationsvernetzung, Kap. 08110, S. 9<br />

Infotainment, Kap. 06110, S. 45, Kap. 08310,<br />

S. 8<br />

INFOTEN, Kap. 09110, S. 37<br />

Infrastruktur, Kap. 06410, S. 3<br />

Infrastrukturvernetzung, Kap. 08110, S. 9<br />

Inkompatibilität, Kap. 08120, S. 1<br />

Innovationsför<strong>der</strong>ung, Kap. 09110, S. 26<br />

Installed base, Kap. 08310, S. 30<br />

Instrumentenlandesysteme, Kap. 05210, S. 3,<br />

Kap. 05220, S. 22<br />

Integration, Kap. 08310, S. 37<br />

Integration <strong>der</strong> Verkehrsträger in ein<br />

Gesamtsystem, Kap. 08210, S. 2<br />

integriertes Gesamtsystem, Kap. 08210, S. 4<br />

integriertes, dynnamisches<br />

Verkehrsmanagement, Kap. 08110, S. 16<br />

Inter-Satelliten Link, Kap. 05100, S. 14<br />

Interconnectivity-Manager, Kap. 06330,<br />

S. 16, Kap. 08120, S. 31<br />

Interessenausgleich, Kap. 08210, S. 14<br />

Interkonnektivität, Kap. 08120, S. 2<br />

INTERMOBIL, Kap. 09110, S. 15<br />

Intermodale Telematikansätze, Kap. 05100,<br />

S. 1<br />

Intermodale Transport- und Reiseketten,<br />

Kap. 08210, S. 4<br />

Intermodale Verkehrsträgerauswahl,<br />

Kap. 08310, S. 17<br />

Intermodales Leistungsangebot, Kap. 08310,<br />

S. 14<br />

Intermodalität, Kap. 06310, S. 3<br />

Intermodalvergleich, Kap. 08310, S. 7<br />

Internet, Kap. 06410, S. 7, Kap. 07410, S. 15,<br />

Kap. 07510, S. 26, Kap. 08120, S. 11<br />

Interoperabilität, Kap. 08120, S. 2<br />

interoperable Telematikanwendungen,<br />

Kap. 08210, S. 20<br />

INTERPORT, Kap. 09110, S. 43<br />

Intranet, Kap. 07510, S. 26<br />

Inversion, Kap. 05310, S. 5<br />

Investitions- und Ordungspolitik,<br />

Kap. 08210, S. 3<br />

Ionosphäre, Kap. 05220, S. 10, S. 12<br />

IRIDIUM, Kap. 05100, S. 13<br />

IT-Sicherheitskonzept, Kap. 06630, S. 20<br />

J<br />

JAVA, Kap. 07510, S. 27<br />

Java, Kap. 08310, S. 39<br />

Just-in-time-Lieferungen, Kap. 08310, S. 25<br />

Just-in-Time-Logistik, Kap. 08310, S. 22<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Stichwortverzeichnis 03100<br />

K<br />

Kalmanfilter, Kap. 05410, S. 28<br />

Kapitalbindung, Kap. 06340, S. 12<br />

Karten, Kap. 07510, S. 11<br />

Kartendisplay, Kap. 07510, S. 36<br />

Kartennutzung, Kap. 07510, S. 43<br />

Kartentypen, Kap. 07510, S. 11<br />

Kartesisches Koordinatensystem,<br />

Kap. 07510, S. 13<br />

Kartographie, Kap. 07510, S. 14<br />

Kartographiesysteme, Kap. 07510, S. 22<br />

KEP-Integratordienste, Kap. 06340, S. 13,<br />

Kap. 08310, S. 22<br />

Key Selling Arguments, Kap. 08310, S. 10<br />

Kfz-Systemlieferanten, Kap. 08310, S. 35<br />

Klärschlammausbringung, Kap. 06510, S. 15<br />

Klein- und Mittelbetriebe, Kap. 09110, S. 26<br />

Kolli-und Sendungsverfolgung, Kap. 07410,<br />

S. 22<br />

Kollisionen, Kap. 06410, S. 17<br />

Kollisionswarnung, Kap. 06340, S. 8<br />

Kombinierte Produkte, Kap. 08310, S. 3<br />

Kombinierter Güterverkehr, Kap. 07510,<br />

S. 39<br />

Komfort-Optimierung, Kap. 08310,<br />

S. 11<br />

Kommunikation, Kap. 06410, S. 49<br />

Kommunikations- u. Informationsnetze,<br />

Kap. 06310, S. 4<br />

Kommunikationsdienstleister, Kap. 06330,<br />

S. 17<br />

Kommunikationsknoten, Kap. 08120, S. 36<br />

Kommunikationspartner, Kap. 06330, S. 20<br />

Kommunikationsrechner, Kap. 06630, S. 29<br />

Kommunikationstechnologie, Kap. 08310,<br />

S. 4<br />

Kompaß, Kap. 05220, S. 28<br />

Kompatibilität von Hardware und Diensten,<br />

Kap. 06110, S. 6<br />

Komplexität, Kap. 06110, S. 3<br />

Kontinuierliche Fahrzeugortung, Kap. 05410,<br />

S. 2<br />

Konvergenz, Kap. 08310, S. 38<br />

Seite 9<br />

Konvergenz <strong>der</strong> Technologien, Kap. 08310,<br />

S. 4<br />

Kooperationen, Kap. 08310, S. 33<br />

Koordinatensysteme, Kap. 07510, S. 13<br />

Koordinierungsstelle EG, Kap. 09110, S. 57<br />

Koppelnavigation, Kap. 05100, S. 25,<br />

Kap. 05220, S. 28, Kap. 05410, S. 7,<br />

Kap. 06610, S. 20, Kap. 07510, S. 36<br />

Koppelsensorik, Kap. 06510, S. 23<br />

Kosten-/Nutzenrelation, Kap. 06310, S. 12<br />

Kostenartenrechnung, Kap. 06410, S. 45<br />

Kostenoptimierung, Kap. 08310, S. 12<br />

Kostenpositionierung, Kap. 08310, S. 22<br />

Kostenstellenrechnung, Kap. 06410, S. 45<br />

Kostenträgerrechnung, Kap. 06410, S. 45<br />

Kraftfahrzeugdiebstähle, Kap. 08210, S. 8<br />

Kreuzungszeitpunktüberwachung,<br />

Kap. 06610, S. 10<br />

Kritische Masse, Kap. 08310, S. 30<br />

Kühlketten-Verordnung <strong>der</strong> EU, Kap. 08310,<br />

S. 25<br />

Kunden-Telematik-Plattform, Kap. 08120,<br />

S. 36<br />

Kundenbedürfnisse, Kap. 08110, S. 2<br />

Kundeninformation, Kap. 07510, S. 31<br />

Kundeninformationssystem, Kap. 07510,<br />

S. 46<br />

Kundenreklamationen, Kap. 07420, S. 13<br />

Kurzzeitprognosen, Kap. 09110, S. 44<br />

L<br />

Ladeeinheit, Kap. 06340, S. 4<br />

Ladungsdisposition, Kap. 08210, S. 9<br />

Lagebestimmung, Kap. 05410, S. 7<br />

Lagerhaltung, Kap. 06310, S. 9<br />

Landwirtschaftliche Produkte, Kap. 06510,<br />

S. 2<br />

Langstreckenverkehr, Kap. 08310, S. 8<br />

Laufzeitmessungen, Kap. 05220, S. 8<br />

LBS, Kap. 06510, S. 7<br />

Leerfahrten, Kap. 08310, S. 24<br />

Leistungsbezogene Schwerverkehrsabgabe,<br />

Kap. 05100, S. 30<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 10<br />

Leistungserbringungsdaten, Kap. 08310,<br />

S. 25<br />

Leistungsersteller, Kap. 08310, S. 14<br />

leistungsfähige Schnittstellen, Kap. 08210,<br />

S. 4<br />

Leitlinie f. d. Gestalt. u. Inst. von Inf. u.<br />

Kommunikationssyst. in Kfz, Kap. 08210,<br />

S. 14<br />

Leitprojekte, Kap. 09110, S. 5<br />

Leitrechner, Kap. 06630, S. 28<br />

Leitstelle, Kap. 06730, S. 8m Kap. 07430,<br />

S. 2, Kap. 07510, S. 32<br />

Leitsystem, Kap. 06410, S. 1<br />

Leitzentrale, Kap. 05100, S. 17<br />

lex spezialis, Kap. 07610, S. 7<br />

LIAISON, Kap. 09110, S. 31<br />

Lichtsignalanlagen, Kap. 06610, S. 5<br />

Life Cycle Costs, Kap. 06410, S. 46<br />

Line-Fitting, Kap. 08310, S. 27<br />

Linienleiter, Kap. 06410, S. 32<br />

Linienzugbeeinflussung, Kap. 08210, S. 8<br />

Lithiumbatterie, Kap. 06730, S. 4<br />

LLAMD/COMFORT, Kap. 09110, S. 31<br />

Logbuch, Kap. 07430, S. 2<br />

Logistik, Kap. 06340, S. 2, Kap. 06510, S. 17,<br />

Kap. 07410, S. 31, Kap. 08310, S. 23<br />

Logistik-Management-System, Kap. 08120,<br />

S. 23<br />

Logistikkette, Kap. 06330, S. 2<br />

Lohnunternehmer, Kap. 06510, S. 5<br />

Lokale Düngung, Kap. 06510, S. 12<br />

lokales Netzwerk, Kap. 06630, S. 30<br />

Lokalrufsysteme, Kap. 07320, S. 12<br />

Loran-C, Kap. 05100, S. 18<br />

Lotsenunterstützung, Kap. 09110, S. 52<br />

lower layers, Kap. 07110, S. 12<br />

Luftbil<strong>der</strong>, Kap. 07510, S. 21<br />

Luftbildkarten, Kap. 07510, S. 11<br />

Luftverkehr, Kap. 09110, S. 52<br />

Luftverkehrs-Management, Kap. 09110,<br />

S. 31<br />

LZB, Kap. 06410, S. 26<br />

M<br />

Mähdrusch, Kap. 06510, S. 12<br />

MAGNET B, Kap. 09110, S. 43<br />

Man Machine Interface, Kap. 05100, S. 17<br />

Mannesmann Autocom, Kap. 07210, S. 2,<br />

Kap. 08310, S. 36<br />

MANTEA, Kap. 09110, S. 52<br />

Map-Matching, Kap. 05100, S. 26,<br />

Kap. 05220, S. 28, Kap. 05410, S. 2<br />

Marketing u. Controlling, Kap. 07510, S. 51<br />

Marktentwicklung, Kap. 08310, S. 38<br />

Markterfolg intermodaler Verkehrsangebote,<br />

Kap. 08110, S. 8<br />

Markterschließung, Kap. 08310, S. 30<br />

Marktphase, Kap. 08310, S. 26<br />

Marktpotential, Kap. 08310, S. 27<br />

Maschinengemeinschaft, Kap. 06510, S. 5<br />

Maschinenring, Kap. 06510, S. 5<br />

Maßnahmen kollektiven Charakters,<br />

Kap. 08210, S. 5<br />

Maßstab, Kap. 07510, S. 20<br />

Materialfluß, Kap. 06340, S. 2<br />

Mediendienste-Staatsvertrag, Kap. 07610,<br />

S. 6<br />

Mehrwegeausbreitung, Kap. 05210, S. 15<br />

Mehrwegeempfang, Kap. 05410, S. 5<br />

Mehrwertdienst, Kap. 06630, S. 14,<br />

Kap. 07610, S. 4, Kap. 08120, S. 19<br />

MELYSSA, Kap. 09110, S. 31<br />

Mengeneffekte, Kap. 08310, S. 29<br />

Mensch-Maschine-Interface, Kap. 06630,<br />

S. 15<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle, Kap. 08210,<br />

S. 14<br />

MEO, Kap. 05100, S. 21<br />

Message Authentication Code, Kap. 07110,<br />

S. 16<br />

MIB3, Kap. 09110, S. 15<br />

Microkontroller, Kap. 06730, S. 2<br />

Microsoft-Windows, Kap. 07430, S. 3<br />

Migrationsprozesse, Kap. 06410, S. 3<br />

Mikrowellen-Landesystem, Kap. 05220, S. 22<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Stichwortverzeichnis 03100<br />

Mileage Tracking, Kap. 06340, S. 15<br />

Mineraldüngung, Kap. 06510, S. 19<br />

Mineralölgesellschaften, Kap. 08310, S. 35<br />

Miniaturisierung, Kap. 08310, S. 28<br />

MIV, Kap. 07210, S. 1, Kap. 08310, S. 20<br />

MMS, Kap. 06410, S. 55<br />

MOBI-Chip, Kap. 09110, S. 15<br />

Mobile Endgeräte, Kap. 07320, S. 32<br />

Mobilfunk, Kap. 05310, S. 16, Kap. 06310,<br />

S. 11, Kap. 07430, S. 1, Kap. 08210, S. 16<br />

Mobilfunkanwendungen bei den Bahnen,<br />

Kap. 08210, S. 16<br />

Mobilfunksysteme, Kap. 06410, S. 39<br />

Mobilfunktechnik im Schienenverkehr,<br />

Kap. 08210, S. 19<br />

MOBILIST, Kap. 09110, S. 16<br />

Mobilität, Kap. 08210, S. 1<br />

Mobilität, Kap. 08310, S. 5<br />

Mobilität in Ballungsräumen, Kap. 09110,<br />

S. 4, Kap. 09110, S. 17<br />

Mobilität und Verkehr besser verstehen,<br />

Kap. 09110, S. 3<br />

Mobilitätsagenturen, Kap. 09110, S. 16<br />

Mobilitätsberater, Kap. 09110, S. 15<br />

Mobilitätsmuster, Kap. 09110, S. 15<br />

Mobilitätsplanung, Kap. 09110, S. 10<br />

Mobilitätspräferenzen, Kap. 08310, S. 11<br />

Mobilitätsverhalten, Kap. 09110, S. 4<br />

Mobilitätszentralen, Kap. 08110, S. 10<br />

Mobilkommunikation, Kap. 06410, S. 50,<br />

Kap. 07520, S. 2<br />

MobIN, Kap. 08210, S. 15<br />

MOBINET, Kap. 09110, S. 15<br />

Modacom, Kap. 06510, S. 17<br />

Modal-Alternativen, Kap. 08310, S. 15<br />

Modal-integrierende Projekte, Kap. 08310,<br />

S. 15<br />

Modal-Nutzung, Kap. 08310, S. 15<br />

Modalalternativen, Kap. 08310, S. 13<br />

Modalübergreifende Informationen,<br />

Kap. 08310, S. 8<br />

Modalübergreifende Reiseoptimierung,<br />

Kap. 08310, S. 22<br />

Seite 11<br />

Mo<strong>der</strong>ne Bürokommunikation, Kap. 08310,<br />

S. 18<br />

Möbilitätsberarung, Kap. 08110, S. 29<br />

MONET, Kap. 09110, S. 16<br />

Monitoring, Kap. 07410, S. 11<br />

Monodirektionale Datenkommunikation,<br />

Kap. 05100, S. 11<br />

MOTIV, Kap. 08210, S. 24, Kap. 09110, S. 17<br />

MoTiV-Forschungsprogramm, Kap. 08310,<br />

S. 8<br />

Motorisierter Individualverkehr, Kap. 08310,<br />

S. 7<br />

Multi function Vehicle Bus, MVB,<br />

Kap. 06410, S. 37<br />

MULTI-INFO, Kap. 09110, S. 12<br />

Multimedia-Autos, Kap. 08310, S. 19<br />

Multimodaler Güterverkehr, Kap. 08120, S. 5<br />

MULTITRACK, Kap. 09110, S. 46<br />

Mustergestattungsvertrag, Kap. 08210, S. 13<br />

Mustervertrag zur Datenüberlassung,<br />

Kap. 08210, S. 12<br />

N<br />

Nachrichtenformate, Kap. 08120, S. 19<br />

Nachtsprung, Kap. 06340, S. 12<br />

Nahsichtanzeigen, Kap. 06610, S. 29<br />

Navigation, Kap. 06110, S. 35, Kap. 06120,<br />

S. 3<br />

Navigation Message, Kap. 05220, S. 4<br />

Navigationscomputer, Kap. 08310, S. 17<br />

Navigationsdienste, Kap. 08310, S. 17<br />

Navigationsgeräte, Kap. 06110, S. 40<br />

Navigationssystem, Kap. 06120, S. 3<br />

NAVSTAR-Satelliten, Kap. 05220, S. 4<br />

NELS, Kap. 05100, S. 22<br />

Netz-Management, Kap. 07510, S. 49<br />

Netzdienste, Kap. 08120, S. 18<br />

Netzinformationssystem, Kap. 07510, S. 51<br />

Netzzugänge, Kap. 08120, S. 20<br />

neue Infrastruktur- und geobasierte<br />

Erfassungssysteme, Kap. 06110, S. 48<br />

Nie<strong>der</strong>sächsisches Ministerium für<br />

Wissenschaft und Kultur, Kap. 09110, S. 55<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 12<br />

NMS, Kap. 06410, S. 7<br />

Nokia, Kap. 08310, S. 29<br />

Non Program Associated Data, NPAD,<br />

Kap. 06110, S. 18<br />

Norm, Kap. 07320, S. 14<br />

Normen und Standards, Kap. 08210, S. 22<br />

Notfallmeldung, Kap. 07510, S. 37<br />

Notfallruf, Kap. 05100, S. 28<br />

Notruf, Kap. 06110, S. 9, S. 43, Kap. 06120,<br />

S. 6<br />

Notruf- und Pannenhilfe, Kap. 06120, S. 3<br />

Notruftaste, Kap. 06120, S. 6<br />

Notrufzentrale, Kap. 06740, S. 2<br />

Nutzen, Kap. 08310, S. 30<br />

Nutzendimensionen, Kap. 08310, S. 2<br />

Nutzenerwartung, Kap. 08310, S. 12<br />

Nutzenrealisierung, Kap. 08310, S. 32<br />

Nutzenwunsch, Kap. 08310, S. 32<br />

Nutzersegment, Kap. 05100, S. 19<br />

Nutzungs-Anreize, Kap. 08310, S. 32<br />

Nutzungs-Routinen, Kap. 08310, S. 33<br />

Nutzungsgebühren für Dienste, Kap. 08310,<br />

S. 27<br />

Nutzungskosten für Paging-Systeme,<br />

Kap. 07320, S. 25<br />

Nutzungsrechte, Kap. 07510, S. 27<br />

O<br />

Objektbegleitende Daten, Kap. 06340, S. 3<br />

Objektorientierung, Kap. 07510, S. 50<br />

Objektsysteme, Kap. 08310, S. 30<br />

Odometer, Kap. 05220, S. 28<br />

öffentlich-private Zusammenarbeit,<br />

Kap. 08210, S. 3<br />

Öffentlicher Personenverkehr, Kap. 08310,<br />

S. 7<br />

Öffentlicher Verkehr, Kap. 09110, S. 52<br />

Ökologie, Kap. 06510, S. 3<br />

ökologische Gesichtspunkte, Kap. 06510,<br />

S. 18<br />

ÖPNV, Kap. 07510, S. 30<br />

ÖPNV, Kap. 09110, S. 9<br />

Off-line-Informationsaustausch, Kap. 08120,<br />

S. 28<br />

Offboard, Kap. 08310, S. 13<br />

offene Rahmenbedingungen, Kap. 08210,<br />

S. 6<br />

Omnibusverkehr Saale-Orla, Kap. 06610,<br />

S. 30<br />

On-Board-Unit, Kap. 05100, S. 17<br />

Onboard, Kap. 08310, S. 24<br />

Online-Dienste, Kap. 08120, S. 20<br />

Online-Verfolgung, Kap. 06730, S. 5<br />

Operatives Kernsystem, Kap. 06630, S. 15<br />

Organisationskanal, Kap. 05310, S. 14<br />

Orientation, Kap. 08310, S. 9<br />

Orthophotos, Kap. 07510, S. 11<br />

Ortsbaken, Kap. 06610, S. 21<br />

Ortung, Kap. 05210, S. 2, Kap. 06410, S. 22,<br />

Kap. 06610, S. 5<br />

Ortung und Kommunikation, Kap. 06110,<br />

S. 12<br />

Ortungs-Technologie, Kap. 08310, S. 4<br />

OSI-Referenzmodell, Kap. 08120, S. 19<br />

OSIS, Kap. 08120, S. 31<br />

Outsourcing, Kap. 08120, S. 39<br />

Overlay-Systeme, Kap. 06410, S. 26<br />

P<br />

P+R Informationssysteme, Kap. 08210, S. 8<br />

P-Code, Kap. 05220, S. 2<br />

Packstück, Kap. 06340, S. 4<br />

Packstücknummer, Kap. 09410, S. 15<br />

Pager, Kap. 07320, S. 7<br />

Pager-Zentrale, Kap. 07320, S. 31<br />

Paletten, Kap. 06340, S. 11<br />

Pannenhilfe, Kap. 06110, S. 9, Kap. 06110,<br />

S. 43, Kap. 08210, S. 8<br />

Pannentaste, Kap. 06120, S. 6, Kap. 08310,<br />

S. 21<br />

Parkgebühren, Kap. 09110, S. 52<br />

Parkhausinformationen, Kap. 07510, S. 36<br />

Parkleitsysteme, Kap. 08210, S. 8<br />

Parkrauminformationen, Kap. 06110, S. 47<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Stichwortverzeichnis 03100<br />

Passive Systeme, Kap. 07610, S. 2<br />

PASSO, Kap. 07110, S. 26<br />

Passo, Kap. 08310, S. 37<br />

PASSO Fleet, Kap. 07110, S. 3<br />

PASSO-Navigationsdienste, Kap. 07110,<br />

S. 41<br />

PASSO-Verkehrsinfodienst per Telefon,<br />

Kap. 07110, S. 27<br />

PCMCIA-Card, Kap. 06510, S. 10<br />

Pendler, Kap. 08310, S. 19<br />

Personal Travel Assistance, Kap. 08310, S. 8<br />

Personal Trip Assistant (PTA), Kap. 08210,<br />

S. 11<br />

Personal-Travel-Assistance PTA, Kap.<br />

09110, S. 17<br />

Personaldispositionssystem, Kap. 06630,<br />

S. 21<br />

Personenverkehr, Kap. 05100, S. 7<br />

Personenverkehrsleistung, Kap. 08110, S. 5<br />

Personenwirtschaftsverkehr, Kap. 09110,<br />

S. 16<br />

Petrinetz, Kap. 09410, S. 5<br />

Pflanzenschutz, Kap. 06510, S. 4<br />

PHAREATN, Kap. 09110, S. 32<br />

Physical Services, Kap. 08310, S. 9<br />

Physical Services, Kap. 08310, S. 18<br />

Planarchiv, Kap. 07510, S. 47<br />

Plattformstrategien, Kap. 08310, S. 28<br />

PNA (Personal Navigation Assistent),<br />

Kap. 08310, S. 35<br />

Pocket-Terminals, Kap. 06110, S. 17<br />

Polling, Kap. 05310, S. 9<br />

POSEIDON, Kap. 09110, S. 47<br />

Positionsbestimmung, Kap. 07430, S. 4<br />

Positionsdaten, Kap. 07610, S. 3,<br />

Kap. 08310, S. 21<br />

post-filtered-process, Kap. 05220, S. 16<br />

post-processing Verfahren, Kap. 05220, S. 16<br />

Potential des Marktes, Kap. 08310, S. 26<br />

PPS, Kap. 05100, S. 19<br />

Präferenz- und Erfahrungsprofile,<br />

Kap. 08310, S. 7<br />

Präferenz-Profil, Kap. 08310, S. 9<br />

Präventive Qualitätssicherung, Kap. 09410,<br />

S. 16<br />

Praxisbericht, Kap. 06740, S. 2<br />

Precision Farming, Kap. 06510, S. 8<br />

prefiltered-process, Kap. 05220, S. 16<br />

Preisagenturen, Kap. 08310, S. 14<br />

Preiswettbewerb, Kap. 08310, S. 22<br />

Pricing, Kap. 08310, S. 37<br />

private Verkehrsdatenerfassungssensorik,<br />

Kap. 08210, S. 13<br />

ProATN, Kap. 09110, S. 32<br />

Produkt-Lebenszyklus, Kap. 08310, S. 28<br />

Produkt-Positionierung, Kap. 08310, S. 28<br />

Produktionsdaten, Kap. 06630, S. 13<br />

Program Associated Data, PAD, Kap. 06110,<br />

S. 18<br />

Programm zur Ausrüstung von<br />

Bundesfernstraßen, Kap. 08210, S. 7<br />

Projektdefinition, Kap. 06330, S. 6<br />

Projektionen, Kap. 07510, S. 12<br />

Projektrealisierung, Kap. 06630, S. 31<br />

PROMETHEUS, Kap. 08210, S. 23,<br />

Kap. 09110, S. 18<br />

PROMISE, Kap. 09110, S. 39<br />

Protokollarchitektur, Kap. 07110, S. 7<br />

Prozeßkettenmanagement, Kap. 06330, S. 2,<br />

Kap. 08120, S. 38<br />

Pseudo Range, Kap. 05220, S. 10<br />

Pseudo-Random-Code, Kap. 05220, S. 9<br />

Pseudolites, Kap. 05100, S. 24<br />

PTA, Kap. 08310, S. 8<br />

Public-Private-Partnership, Kap. 05100, S. 21<br />

Public-Private-Partnership, Kap. 08210, S. 5<br />

Pulkbildung, Kap. 06610, S. 10<br />

Punkmatrixdisplays, Kap. 06610, S. 24<br />

Put Down and Track, Kap. 06340, S. 14<br />

PZ-90, Kap. 05100, S. 19<br />

Q<br />

Qualität und Interessantheit <strong>der</strong> Dienste,<br />

Kap. 06110, S. 50<br />

Qualitätskriterien, Kap. 07210, S. 9,<br />

Kap. 08310, S. 22<br />

Seite 13<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 14<br />

QUARTET +, Kap. 09110, S. 43<br />

QUARTET/STORM, Kap. 09110, S. 31<br />

QUIX, Kap. 07320, S. 12<br />

R<br />

Rabatte, Kap. 06730, S. 10<br />

Radio Data System „RDS“, Kap. 06110,<br />

S. 15<br />

Radio Data System - Traffic Message<br />

Channel, Kap. 09110, S. 39<br />

Radsensoren, Kap. 05100, S. 26<br />

Rahmenbedingungen, Kap. 08210, S. 11<br />

RAID-Plattensystem, Kap. 06630, S. 28<br />

Railway Message Specification, Kap. 06410,<br />

S. 55<br />

Rasterdaten, Kap. 07510, S. 20<br />

Rasterkarten, Kap. 06510, S. 12<br />

Rationalisierungspotentiale, Kap. 06310,<br />

S. 13<br />

Raumsegment, Kap. 05100, S. 18<br />

Raumwellen, Kap. 05310, S. 2<br />

Rautenplan, Kap. 05310, S. 4<br />

RBL, Kap. 06630, S. 22<br />

RDS, Kap. 08310, S. 15<br />

RDS-TMC, Kap. 05100, S. 11<br />

RDS-TMC, Kap. 08310, S. 30<br />

Realisierungsphasen, Kap. 06330, S. 22<br />

Rechnergestützte Betriebsleitsysteme,<br />

Kap. 08310, S. 20<br />

Rechnergestützte Betriebsleitzentrale RBL,<br />

Kap. 09110, S. 10<br />

Rechnersysteme, Kap. 06410, S. 7<br />

Referenzempfänger, Kap. 05220, S. 14<br />

Regionalisierungsgesetz, Kap. 08210, S. 18<br />

Reihenfolgeüberwachung, Kap. 06610, S. 10<br />

Reiseanlässe, Kap. 08310, S. 12<br />

Reiseanlaß/-Nutzensegmentierung,<br />

Kap. 08310, S. 11<br />

Reisebuslogistik, Kap. 09110, S. 19<br />

Reisekette, Kap. 08310, S. 6<br />

Reisemittler, Kap. 08310, S. 14<br />

Reiseplanung, Kap. 07510, S. 36<br />

Reiseplanungsphase, Kap. 08310, S. 6<br />

Reiserouten, Kap. 08310, S. 7<br />

Reiseunterstützung, Kap. 09110, S. 15<br />

Reisezeitschätzung, Kap. 09110, S. 44<br />

Relationale Datenbanksysteme, Kap. 07510,<br />

S. 28<br />

remote area, Kap. 05220, S. 21<br />

Reservebatterie, Kap. 07430, S. 6<br />

Reziproke Integration <strong>der</strong> Leistungsketten,<br />

Kap. 08310, S. 25<br />

RFID (Radio Frequency Identification),<br />

Kap. 06340, S. 3<br />

RHAPIT, Kap. 09110, S. 31<br />

Richtfunk, Kap. 06410, S. 40<br />

Road Pricing, Kap. 05100, S. 29<br />

Rodegemeinschaften, Kap. 06510, S. 5<br />

Rodeplanung, Kap. 06510, S. 16<br />

Roger-Beep, Kap. 06120, S. 9<br />

ROI, Kap. 08310, S. 28<br />

Routendokumentation, Kap. 06510, S. 15<br />

Routenführung, Kap. 05100, S. 27<br />

Routenplanung, Kap. 06110, S. 9, S. 35,<br />

S. 39, Kap. 06510, S. 13, Kap. 07510, S. 36<br />

Rückkanal, Kap. 06110, S. 21<br />

RZIS, Kap. 06410, S. 54<br />

S<br />

Saattechnik, Kap. 06510, S. 16<br />

SAMPO, Kap. 09110, S. 52<br />

Satellitenbil<strong>der</strong>, Kap. 07510, S. 12<br />

satellitengestütze Diebstahlschutzsysteme,<br />

Kap. 06740, S. 1<br />

Satellitenkommunikation, Kap. 06410, S. 50<br />

Satellitennavigation, Kap. 05210, S. 1,<br />

Kap. 07510, S. 36, Kap. 08210, S. 22<br />

Satellitennavigation im öPNV, Kap. 09110,<br />

S. 20<br />

Satellitennavigationsprogramm ARTES 9,<br />

Kap. 08210, S. 19<br />

Satellitennavigationssystem, Kap. 05410,<br />

S. 1<br />

Satellitenortung, Kap. 07410, S. 15<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Stichwortverzeichnis 03100<br />

Satellitenortung, Kap. 07430, S. 1<br />

Satellitenortungssysteme, Kap. 05210, S. 4<br />

Scall, Kap. 07320, S. 10<br />

Scannen, Kap. 07510, S. 41<br />

Schadstoffsensoren, Kap. 05220, S. 27<br />

Schichtenmodell, Kap. 06410, S. 9<br />

Schienenwegeausbaugesetz, Kap. 08210,<br />

S. 18<br />

Schiffart, Kap. 09110, S. 43<br />

Schiffverkehrssysteme, Kap. 09110, S. 47<br />

Schnittstellen, Kap. 06330, S. 8, Kap. 06630,<br />

S. 20<br />

Schnittstellenmanagement, Kap. 06330, S. 14,<br />

Kap. 08120, S. 37<br />

SCOPE/VIKTORIA, Kap. 09110, S. 31<br />

Security/Convenience, Kap. 08310, S. 9<br />

Seekarten, Kap. 09110, S. 52<br />

Segmentierungsansatz, Kap. 08310, S. 11<br />

Sehbehin<strong>der</strong>te, Kap. 09110, S. 9<br />

Selbststellbetrieb, Kap. 06410, S. 28<br />

Selective Availability, Kap. 05100, S. 19<br />

Selective Availability, Kap. 05410, S. 5<br />

Sendungsverfolgung, Kap. 06340, S. 13,<br />

Kap. 07410, S. 7, Kap. 07510, S. 39,<br />

Kap. 07520, S. 7<br />

Sendungsverfolgungssystem, Kap. 09410,<br />

S. 14<br />

Sensorinterne Fehler, Kap. 05410, S. 22<br />

Service- und Notfallinformationen,<br />

Kap. 07520, S. 8<br />

Service-Angebot, Kap. 07320, S. 36<br />

Service-Leistungsketten, Kap. 08310, S. 21<br />

Service-Leitstellen, Kap. 08310, S. 21<br />

Service-Provi<strong>der</strong>, Kap. 08120, S. 37<br />

Serviceverkehr, Kap. 07410, S. 2<br />

Servicezentrale, Kap. 07410, S. 6<br />

Short Message Service (SMS), Kap. 06110,<br />

S. 23, Kap. 07110, S. 10, Kap. 07210,<br />

S. 15, Kap. 07320, S. 20<br />

Short range communication, Kap. 05100,<br />

S. 26<br />

Sicherheit, Kap. 06110, S. 1, Kap. 06120,<br />

S. 7, Kap. 07510, S. 32<br />

Seite 15<br />

Sicherheitsdienste, Kap. 06740, S. 4,<br />

Kap. 07110, S. 27<br />

Sicherheitsnutzen, Kap. 08310, S. 20<br />

Sicherheitsrelevante Nutzenerwartung,<br />

Kap. 08310, S. 20<br />

Signalisierung, Kap. 06410, S. 18<br />

Skaleneffekte, Kap. 08310, S. 28<br />

Skyper, Kap. 07320, S. 11<br />

Smart-Card, Kap. 09110, S. 37, S. 43<br />

SMS, Kap. 06120, S. 5, Kap. 08310, S. 15<br />

SOCRATES, Kap. 07110, S. 7<br />

Software-Agenten, Kap. 08310, S. 9<br />

Softwarearchitektur, Kap. 06630, S. 17<br />

Soll-Fahrplan, Kap. 08110, S. 27<br />

Soll/Ist-Abgleich, Kap. 07510, S. 38<br />

Son<strong>der</strong>müll, Kap. 08310, S. 25<br />

Sonnenaktivität, Kap. 05220, S. 12<br />

Soziodemographische Merkmale,<br />

Kap. 08310, S. 19<br />

Spatial Information Management SIM,<br />

Kap. 07510, S. 29<br />

Special Commitee RTCM 104, Kap. 05220,<br />

S. 15<br />

Sprachsteuerung, Kap. 06110, S. 25,<br />

Kap. 06120, S. 5<br />

Sprechfunk, Kap. 05310, S. 7<br />

SPS, Kap. 05100, S. 19<br />

Spurplan, Kap. 06410, S. 33<br />

Spurplanprinzip, Kap. 06410, S. 31<br />

Stadtinfo Köln, Kap. 09110, S. 16<br />

Stammdaten, Kap. 06630, S. 10<br />

Stammdatenverwaltung, Kap. 06630, S. 13<br />

Standardisierung, Kap. 06310, S. 3<br />

Standardisierung von Systemkomponenten,<br />

Kap. 06110, S. 49<br />

Standortbescheinigung, Kap. 05310, S. 11<br />

Standortbestimmung, Kap. 06120, S. 4<br />

Standortplanung, Kap. 07510, S. 51<br />

Standortverfolgung, Kap. 06630, S. 9<br />

Stationäre Erhebungsquellen für<br />

Verkehrsdaten, Kap. 06110, S. 34<br />

Statusmeldung, Kap. 09410, S. 15<br />

Stau, Kap. 07210, S. 6<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 16<br />

Staufin<strong>der</strong>, Kap. 08210, S. 15<br />

Staumel<strong>der</strong>, Kap. 08210, S. 15<br />

Stauprognosen, Kap. 07510, S. 36<br />

Stellplatzverwaltung, Kap. 06630, S. 8<br />

Stellwerk, Kap. 06410, S. 26<br />

Stillstandsüberwachung, Kap. 06410, S. 20<br />

STORM, Kap. 05100, S. 27<br />

Straßen-Verkehrsmanagement, Kap. 09110,<br />

S. 43<br />

Straßengebühren, Kap. 09110, S. 52<br />

Straßenverkehrstelematik, Kap. 08210, S. 21<br />

Strategie zur breiten Einführung von<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>, Kap. 08210, S. 4<br />

Strategische Optionen, Kap. 08310, S. 26<br />

Strategische Verträglichkeit, Kap. 08310,<br />

S. 36<br />

Streckenbelegung, Kap. 06610, S. 10<br />

Streckenkarte, Kap. 06410, S. 22<br />

Streckenliste, Kap. 06410, S. 33<br />

Streckenwahl, Kap. 08310, S. 13<br />

Substituierbarkeit <strong>der</strong> Produkte, Kap. 08310,<br />

S. 4<br />

SWIFT (System für Wireless Information<br />

Forewarding and Teledistribution),<br />

Kap. 06110, S. 16<br />

Sword-Konzept, Kap. 08120, S. 16<br />

Synergien, Kap. 08310, S. 38<br />

System infobus, Kap. 07320, S. 15<br />

Systemarchitektur, Kap. 06630, S. 15<br />

Systematische Fehler, Kap. 05410, S. 21<br />

Systeme, Kap. 06510, S. 6<br />

Systementwicklungen, Kap. 06410, S. 6<br />

Systemintegration, Kap. 06330, S. 16<br />

Systemplattform, Kap. 06120, S. 6<br />

T<br />

T-Mobil/Mannesmann, Kap. 08310, S. 36<br />

Tankstellen-Ketten, Kap. 08310, S. 35<br />

Taxenkonzession, Kap. 07420, S. 1<br />

Taxenzentrale, Kap. 07420, S. 6<br />

TDMA, Kap. 05310, S. 19<br />

Technologie-Transfer, Kap. 09410, S. 1<br />

Tegaron Telematics, Kap. 08310, S. 28<br />

Teilflächenspezifische Düngung, Kap. 06510,<br />

S. 21<br />

Teilkosten-übernahme, Kap. 08310, S. 15<br />

Teilstufen <strong>der</strong> Reisekette, Kap. 08310, S. 6<br />

Teilwegrechnung, Kap. 06410, S. 32<br />

Tele Travel System (TTS), Kap. 09110, S. 6<br />

Teledesic, Kap. 05100, S. 15<br />

Teledienste-Datenschutzgesetz, Kap. 07610,<br />

S. 7<br />

Teledienstgesetz, Kap. 07610, S. 5<br />

Telefontarife, Kap. 07320, S. 28<br />

Telekommunikation, Kap. 05100, S. 11,<br />

Kap. 06120, S. 1<br />

Telekommunikationsgesetz, Kap. 07610,<br />

S. 4<br />

Telematics for Transport, Kap. 09110, S. 25<br />

Telematik, Kap. 06410, S. 1<br />

Telematik-Endgerät, Kap. 08310, S. 3<br />

Telematik-Plattform, Kap. 06330, S. 2<br />

Telematikausstattung im Fahrzeug,<br />

Kap. 06110, S. 24<br />

Telematikdienste, Kap. 09110, S. 8<br />

Telematikeinrichtungen, Kap. 06410, S. 7<br />

Telematikendgeräte, Kap. 06110, S. 11<br />

Telematiksysteme zum unverzichtbaren<br />

Bestandteil des Verkehrs, Kap. 06110,<br />

S. 50<br />

Telemetrischer Datentransfer, Kap. 06510,<br />

S. 23<br />

Teleservicesystem, Kap. 06510, S. 15<br />

Televerfahren, Kap. 06510, S. 21<br />

TeLMI, Kap. 07320, S. 11<br />

Terminal, Kap. 07430, S. 3<br />

Terminal-Verbindung, Kap. 08120, S. 28<br />

TETRA, Kap. 05310, S. 18<br />

TETRAPOL, Kap. 05310, S. 18<br />

Thematische Karten, Kap. 07510, S. 6<br />

TIMES, Kap. 08310, S. 4<br />

TM-Verfahren, Kap. 06110, S. 20<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Stichwortverzeichnis 03100<br />

TMC (Traffic Message Channel),<br />

Kap. 06110, S. 30<br />

TOP DB - Transport Operations Database,<br />

Kap. 07520, S. 19<br />

Top-down-Migration, Kap. 08310, S. 27<br />

tote Zone, Kap. 05310, S. 3<br />

Tourenplanung, Kap. 07410, S. 10<br />

Tracing, Kap. 06340, S. 4<br />

Tracing, Kap. 08310, S. 25<br />

Tracking, Kap. 06340, S. 3<br />

Tracking und Tracing, Kap. 07410, S. 15<br />

Trägheitsnavigations-Verfahren, Kap. 05220,<br />

S. 22<br />

transnationale Nutzbarkeit, Kap. 06110, S. 49<br />

Transparenz, Kap. 08310, S. 6<br />

Transpon<strong>der</strong>, Kap. 06730, S. 3<br />

Transpon<strong>der</strong>, Kap. 07410, S. 17<br />

Transport, Kap. 06510, S. 1<br />

Transporthilfsmittel, Kap. 06340, S. 13<br />

Transportkapazitäten, Kap. 06310, S. 12<br />

Transportkette, Kap. 06310, S. 3,<br />

Kap. 07510, S. 38, Kap. 08210, S. 9,<br />

Kap. 09110, S. 46<br />

Transportmassen, Kap. 06510, S. 1<br />

Transportmittel, Kap. 06340, S. 13<br />

Travelmanagementsysteme, Kap. 08310,<br />

S. 14<br />

TRAXON, Kap. 08120, S. 16<br />

Triebfahrzeugführer, Kap. 06410, S. 30<br />

Troposphäre, Kap. 05220, S. 10<br />

TÜV Rheinland, Kap. 09110, S. 3<br />

TÜV Rheinland Sicherheit und<br />

Umweltschutz GmbH, Kap. 09110, S. 55<br />

Ü<br />

Übergangswi<strong>der</strong>stände, Kap. 08110, S. 7<br />

Übertragungsnetze, Kap. 07320, S. 8,<br />

Kap. 08120, S. 17<br />

Übertragungsprotokolle, Kap. 08120, S. 19<br />

Umbuchung, Kap. 08310, S. 14<br />

Umsatzvolumen, Kap. 08210, S. 17<br />

Seite 17<br />

Umschlagterminal, Kap. 06340, S. 5<br />

UMTS, Kap. 08310, S. 32<br />

Umwelt, Kap. 06510, S. 3<br />

Umweltbelastung, Kap. 06510, S. 20,<br />

Kap. 08210, S. 4, Kap. 06110, S. 1<br />

Umweltverbund, Kap. 08110, S. 14<br />

unidirektionale Kommunikation, Kap. 06110,<br />

S. 10<br />

V<br />

VADE MECUM, Kap. 09110, S. 48<br />

VDO-Philipps, Kap. 08310, S. 37<br />

Vehicle Tracking, Kap. 06340, S. 9<br />

Vektordaten, Kap. 07510, S. 16<br />

Verbesserung des Gesamtverkehrssystems,<br />

Kap. 08210, S. 2<br />

Verbindungspotential von Kommunikations-,<br />

Informations-, und Ortungstechnologien,<br />

Kap. 08310, S. 2<br />

VERDI, Kap. 07110, S. 7<br />

Vereinbarungen, Kap. 08210, S. 10<br />

Verfrühung, Kap. 06610, S. 9<br />

Verkaufsför<strong>der</strong>ungssysteme, Kap. 08310,<br />

S. 16<br />

Verkehrbeeinflussungsanlagen, Kap. 08210,<br />

S. 6<br />

verkehrsabhängige Lichtsignalanlagen, Kap.<br />

08210, S. 6<br />

Verkehrsauskünfte, Kap. 08210, S. 8<br />

Verkehrsbeeinflussungsanlagen, Kap. 08310,<br />

S. 20<br />

Verkehrsdaten, Kap. 08310, S. 18<br />

Verkehrsdatenerfassung, Kap. 05100, S. 28<br />

Verkehrsdatenmanagement, Kap. 08210, S.<br />

12<br />

Verkehrsdichte, Kap. 07210, S. 3<br />

Verkehrsdienstleister, Kap. 08310, S. 35<br />

Verkehrsfluß, Kap. 07210, S. 3<br />

Verkehrsfunk, Kap. 06110, S. 28<br />

Verkehrsinfarkt, Kap. 08310, S. 5<br />

Verkehrsinformationen, Kap. 05100, S. 11<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 18<br />

Verkehrsinformationen, Kap. 06110, S. 28,<br />

Kap. 06120, S. 3, Kap. 07520, S. 8<br />

Verkehrsinformationen über digitale<br />

Mobilfunknetze, Kap. 06110, S. 31<br />

Verkehrsinformationsdienste, Kap. 06110,<br />

S. 9<br />

Verkehrsinformationszentralen, Kap. 08210,<br />

S. 14<br />

Verkehrsituation, Kap. 06120, S. 3<br />

Verkehrskanäle, Kap. 05310, S. 14<br />

Verkehrslagemodelle, Kap. 07210, S. 8<br />

Verkehrsleitsysteme, Kap. 08210, S. 8<br />

Verkehrsmanagement, Kap. 08110, S. 2<br />

Verkehrsmanagement, Kap. 09110, S. 28<br />

Verkehrsmanagementzentralen, Kap. 07510,<br />

S. 30<br />

Verkehrsnachrichtenkanal TMC (Traffic<br />

Message Channel), Kap. 06110, S. 16<br />

Verkehrsplanung, Kap. 07510, S. 33,<br />

Kap. 09110, S. 10<br />

Verkehrspolitik, Kap. 08110, S. 1<br />

verkehrspolitische Infrastrukturmaßnahmen,<br />

Kap. 06310, S. 17<br />

Verkehrssicherheit, Kap. 05100, S. 9,<br />

Kap. 08210, S. 4, Kap. 09110, S. 17<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>, Kap. 06120, S. 1,<br />

Kap. 07520, S. 7, Kap. 08210, S. 2<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste, Kap. 06120, S. 7<br />

Verkehrstelematisches Endgerät, Kap. 08310,<br />

S. 17<br />

verkehrstelematisches System, Kap. 06120,<br />

S. 3<br />

verkehrsträgerübergreifende Lösungen, Kap.<br />

06310, S. 16<br />

Verkehrsübergänge, Kap. 08310, S. 8,<br />

Kap. 08310, S. 14<br />

Verkehrsverhalten, Kap. 09110, S. 4<br />

Verkehrszählung, Kap. 09110, S. 7<br />

Verkehrszeichensteuerung, Kap. 09110, S. 52<br />

Verknüpfung und Vernetzung, Kap. 08210,<br />

S. 4<br />

Verladesysteme, Kap. 06310, S. 9<br />

Vernetzung, Kap. 08120, S. 3,<br />

Kap. 09110, S. 22, Kap. 09110, S. 38<br />

Vernetzung von Informationssystemen,<br />

Kap. 08120, S. 5<br />

Verspätung, Kap. 06610, S. 9<br />

Verteilverkehr, Kap. 08310, S. 8<br />

Vertragszweck, Kap. 07610, S. 8<br />

Vessel Traffic Management Systeme,<br />

Kap. 05220, S. 24<br />

VICS, Kap. 08210, S. 26<br />

Viertes Rahmenprogramm, Kap. 09110, S. 25<br />

Vignette, Kap. 06340, S. 16<br />

Voice-Control, Kap. 06120, S. 8<br />

Voice-Memory, Kap. 06120, S. 8<br />

Vollduplex, Kap. 05310, S. 7<br />

Vollduplex, Kap. 06120, S. 7<br />

Vorbeugung, Kap. 06740, S. 1<br />

vorhandene Verkehrsinfrastruktur, Kap.<br />

08210, S. 4<br />

Vorrangschaltungen, Kap. 08210, S. 8<br />

W<br />

WAP (Wireless Application Protocoll),<br />

Kap. 08310, S. 38<br />

Weg-Zeit-Diagramm, Kap. 07210, S. 3<br />

Wegfahrsperre, Kap. 06730, S. 3<br />

Wegsensoren, Kap. 05410, S. 12<br />

Wettbewerbssituation, Kap. 06310, S. 12<br />

Wettbewerbsvorteile, Kap. 08310, S. 25<br />

WGS 84, Kap. 05100, S. 19<br />

wide area differential, Kap. 05210, S. 12<br />

Windows CE, Kap. 08310, S. 39<br />

Winkelsensoren, Kap. 05410, S. 15<br />

Wire Train Bus, WTB, Kap. 06410,<br />

S. 37<br />

Wirtschaft, Kap. 06410, S. 2<br />

Wirtschaftlichkeit, Kap. 06410, S. 43<br />

Wirtschaftsforum <strong>Verkehrstelematik</strong>,<br />

Kap. 08210, S. 9<br />

Workstation GIS, Kap. 07510, S. 24<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Stichwortverzeichnis 03100<br />

Y<br />

Yield-Management, Kap. 08310, S. 14<br />

Z<br />

Zahlungssysteme, Kap. 09110, S. 36, S. 43<br />

Zeit-Optimierung, Kap. 08310, S. 11<br />

Zeitabstand, Kap. 06410, S. 18<br />

Zeitmultiplex, Kap. 05310, S. 19<br />

Zielfel<strong>der</strong>, Kap. 09110, S. 24<br />

Zielführung, Kap. 06120, S. 3, Kap. 08310,<br />

S. 8, Kap. 09110, S. 43<br />

Zielführungssysteme, Kap. 05100, S. 17<br />

Zielgruppen, Kap. 08310, S. 2<br />

Zielgruppen-Segmentierung, Kap. 08310,<br />

S. 5<br />

Zubringerverkehr, Kap. 08310, S. 8<br />

Zuckerrübenproduktion, Kap. 06510, S. 16<br />

Zugbeeinflussung, Kap. 06410, S. 39<br />

Zugbeeinflussungssystem, Kap. 06410, S. 30,<br />

Kap. 09410, S. 6<br />

Zuglauf, Kap. 07510, S. 39<br />

Zugnummernmeldung, Kap. 06410, S. 33<br />

Zusatznutzen, Kap. 08310, S. 21<br />

ZVB, Kap. 09110, S. 56<br />

Seite 19<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03100 Stichwortverzeichnis<br />

Seite 20<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


03200 Herausgeberverzeichnis<br />

Herausgeberverzeichnis<br />

Harry Evers<br />

1958 geboren, Diplom-Ingenieur, studierte an <strong>der</strong> <strong>Technische</strong>n Universität<br />

Braunschweig Maschinenbau mit <strong>der</strong> Vertiefungsrichtung Flugführung. Von<br />

1986 bis 1990 tätig in einem Unternehmen <strong>der</strong> Elektronikbranche in den<br />

Funktionsbereichen Entwicklung von Navigationssystemen, Softwareentwicklung<br />

für Navigationsgeräte und Systemplanung.<br />

Ab 1990 Mitarbeit in einem Unternehmen aus <strong>der</strong> Flugmeßtechnik, Ausbildung<br />

als Sicherheitsingenieur, Aufbau des Bereiches Umweltschutz und Projektmanagement<br />

bei den Überbetrieblichen Diensten Harri Evers.<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter <strong>der</strong> 1992 von ihm gegründeten OECON<br />

Ingenieurgesellschaft für Industrieberatung und Projektmanagement mbH,<br />

Braunschweig, seit 1996 Geschäftsführer <strong>der</strong> BLIC-Beratungsgesellschaft<br />

für Leit-, Informations- + Computertechnik mbH, Berlin.<br />

Harry Evers ist Vorsitzen<strong>der</strong> des GZVB, Gesamtzentrum für Verkehr Braunschweig<br />

e. V., Leiter des Fachausschusses <strong>Verkehrstelematik</strong> DGON, Deutsche<br />

Gesellschaft für Ortung und Navigation und Mitglied des ZVB, Zentrum für<br />

Verkehr <strong>der</strong> <strong>Technische</strong>n Universität Braunschweig.<br />

Günther Kasties<br />

Seite 1<br />

1957 geboren, Diplom-Ingenieur., Studium des Maschinenbaus an <strong>der</strong> TU-<br />

Braunschweig, Fachrichtung Luft- und Raumfahrttechnik, Schwerpunkt<br />

Flugführung.<br />

Von 1986 bis 1991 war er als Systemingenieur bei <strong>der</strong> Firma Standard<br />

Elektrik Lorenz AG in Stuttgart tätig.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


Herausgeberverzeichnis 03200<br />

Seite 2<br />

Schwerpunkte dieser Tätigkeit waren <strong>der</strong> Entwurf und die Entwicklung von<br />

Software für Satellitennavigationssysteme, Systementwürfe zur Entwicklung<br />

und Integration militärischer P-Code GPS-Empfänger für Marine und Luftfahrtanwendungen,<br />

Koordination <strong>der</strong> Entwicklungsaktivitäten mit amerikanischen<br />

und europäischen Partnern, Leitung von Projekten, in denen die differentielle<br />

Satellitennavigation zum Einsatz kam.<br />

Von Februar 1989 bis Mai 1991 war Herr Kasties darüber hinaus als Dozent<br />

an <strong>der</strong> Berufsakademie Stuttgart im Studiengang „<strong>Technische</strong> Informatik“<br />

tätig. Vorlesungen und Übungen im Lehrgebiet „Systementwurf und Simulation“<br />

hat er vor Studenten und Studentinnen des Abschlußsemesters des<br />

Hauptstudiums in <strong>der</strong> Fachgruppe „Telekommunikation“ abgehalten.<br />

Seit Oktober 1991 ist er bei <strong>der</strong> Firma Aerodata Flugmeßtechnik GmbH zunächst<br />

als Abteilungsleiter Navigationssysteme und als stellvertreten<strong>der</strong> Entwicklungsleiter<br />

tätig.<br />

Seit Oktober 1992 ist er Leiter des Produktbereiches Avionikgeräte.<br />

Seit 1992 ist Günther Kasties Gesellschafter <strong>der</strong> Firma OECON Ingenieurgesellschaft<br />

für Industrieberatung und Projektmanagement mbH.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Autorenverzeichnis 03310<br />

Autorenverzeichnis<br />

Auernhammer, 06510<br />

Hermann Prof. Dr. agr. habil., Extraordinarius für Verfahrenstechnik<br />

in Pflanzenbau und Landschaftspflege am Institut für Landtechnik<br />

<strong>der</strong> TU-München, Fakultät für Landwirtschaft und<br />

Gartenbau, Weihenstephan.<br />

Baumann, 05100<br />

Stefan Dipl.-Geogr., Ingenieurbüro TELEMATICA, Linden.<br />

Seite 1<br />

Borchert, 05110<br />

Silke Diplom-Designerin, Grafik-Design-Studium an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />

für bildende Künste Braunschweig, Diplom 1993,<br />

1993 bis 1995 Leiterin <strong>der</strong> Abteilung Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>der</strong> Firma Aerodata Flugmeßtechnik GmbH,<br />

Braunschweig, seit 1996 als selbstständige Designerin für<br />

überwiegend high-tech-orientierte Unternehmen und Institutionen<br />

aus den Branchen Luftfahrt und <strong>Verkehrstelematik</strong>.<br />

Evers, Harry 05110, 09110<br />

Dipl.-Ing., Geschäftsführer <strong>der</strong> OECON GmbH, Unternehmensberatung<br />

und Projektmanagement Ortung, Navigation,<br />

Hybride Navigationssysteme, Kommunikation, Forschungsflughafen<br />

Braunschweig.<br />

Friedel, Stefan 07410<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH), Systemberater im Bereich Transportlogistik<br />

bei <strong>der</strong> IVU-Gesellschaft für Informatik, Verkehrs-<br />

und Umweltplanung mbH in Berlin.<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03310 Autorenverzeichnis<br />

Seite 2<br />

Häupler, Dieter 06340<br />

Dip.-Ing., studierte Allgem. Maschinenbau. Nach dem<br />

Studium Offizier <strong>der</strong> Luftwaffe mit Verwendungen in den<br />

Bereichen Rüstung und Logistik sowie als Dozent an <strong>der</strong><br />

Führungsakademie <strong>der</strong> Bundeswehr. Seit 1987 als Mitarbeiter<br />

und seit 1995 als Beraten<strong>der</strong> Ingenieur für die Industrie<br />

tätig mit den Schwerpunkten <strong>Verkehrstelematik</strong> und<br />

Logistik.<br />

Heise, Burkhard 06110<br />

Seit fünf Jahren bei <strong>der</strong> IAV als Leiter für Öffentliche Vorhaben<br />

und Assistent <strong>der</strong> Geschäftsführung. Dem Studium<br />

Fahrzeugtechnik und Sozialwissenschaften schlossen sich<br />

3 Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an <strong>der</strong> TU Berlin<br />

an. Auslandstätigkeiten in Indien und Mexiko für UNund<br />

Weltbankprojekte sowie ein Studienratsexamen folgten.<br />

Bei <strong>der</strong> IAV hat Heise den Aufbau <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

als strategisches Geschäftsfeld entscheidend mitgeprägt.<br />

Hoßfeld, Bernd 06310<br />

Dr.-Ing., Leiter Geschäftsbereich <strong>der</strong> ELNA Elektro-Navigation<br />

und Industrie GmbH, Rellingen.<br />

Hubschnei<strong>der</strong>, 07520<br />

Hans Dr.-Ing., Diplom Informatiker, Geschäftsführer <strong>der</strong> PTV<br />

GmbH, Karlsruhe<br />

Janecke, Jörn 06610<br />

Dipl.-Ing., Geschäftsführer <strong>der</strong> BLIC Beratungsgesellschaft<br />

für Leit- und Informations- + Computertechnik mbH, Berlin.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Autorenverzeichnis 03310<br />

Seite 3<br />

Kloiber, 06740<br />

Reinhard Betriebswirt (VWA), seit Oktober 1995 Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsführung<br />

<strong>der</strong> ROLAND Assistance GmbH in Köln.<br />

In dieser Funktion verantwortlich für das ROLAND<br />

Alarm-Center, telefonische Kundenbetreuung, Telemarketing,<br />

EDV und Telekommunikation.<br />

Krampe, 06330, 06630, 07320, 08120<br />

Horst Prof. Dr.-Ing. habil, Ruheständler, Fachgebiet Materialfluß<br />

und Logistik. Verkehrskonsultant. Freier Mitarbeiter bei <strong>der</strong><br />

CSC Ploenske Consulting GmbH/Geschäftsbereich Transport<br />

und Verkehr.<br />

Kreft, Christian 07510<br />

Dr. rer. nat., Fachbereichsleiter Geographische Informationssysteme<br />

bei <strong>der</strong> IVU, Gesellschaft für Informatik, Verkehrs-<br />

und Umweltplanung mbH, Berlin.<br />

Kunz, Josef 08210<br />

Dr.-Ing., Baudirektor, stellvertreten<strong>der</strong> Leiter des Referates<br />

A27: „Telematik im Verkehr; neue Verkehrstechnologien“ im<br />

Bundesministerium für Verkehr. Seit Januar 1998: Leiter des<br />

Referates A21: „Investitionen in öffentliche Fernverkehrssysteme“.<br />

Lechner, 05100<br />

Wolfgang Dr.-Ing., Leiter des Ingenieurbüros TELEMATICA, Linden.<br />

Lobenberg, 07410<br />

Gernot Dipl.-Volkswirt, Bereichsleiter Verkehrslogistik und Wirtschaftsverkehr<br />

bei <strong>der</strong> IVU, Gesellschaft für Informatik,<br />

Verkehrs- und Umweltplanung mbH, Berlin.<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03310 Autorenverzeichnis<br />

Seite 4<br />

Paulsen, Rainer 06110<br />

Rainer Paulsen ist Jahrgang 1950 und hat an <strong>der</strong> TU Berlin<br />

Kraftfahrzeugtechnik studiert. Als Dipl.-Ing. hat er bis 1986<br />

den Bereich Kraftfahrzeugtechnik <strong>der</strong> SNV (Studiengesellschaft<br />

Nahverkehr) aufgebaut. Von 1987 bis 1997 war er in<br />

<strong>der</strong> Geschäftsleitung <strong>der</strong> IAV (Ingenieurgesellschaft Auto und<br />

Verkehr GmbH) Kaufmännischer Leiter und zuständig für<br />

den Aufbau des <strong>Verkehrstelematik</strong>bereiches. Seit 01.10.1997<br />

ist Rainer Paulsen Geschäftsführer <strong>der</strong> Volkswagentochter<br />

gedas telematics GmbH.<br />

Pinkepank, 05110<br />

Claudia Seit 1997 tätig bei <strong>der</strong> OECON Ingenieurgesellschaft für Industrieberatung<br />

und Projektmanagement mbH. Diplomandin<br />

<strong>der</strong> FH Braunschweig/Wolfenbüttel, Thema <strong>der</strong> Diplomarbeit:<br />

Anwendung telematikorientierter Dispositionssysteme<br />

in <strong>der</strong> kommunalen Abfallwirtschaft.<br />

Poggenpohl, 08310<br />

Marcus Dr. rer. pol.; Unternehmensberater. 1994 - 1995 Aufbau<br />

und Leitung <strong>der</strong> Forschungsstelle Bahn am Institut für<br />

Marketing <strong>der</strong> Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.<br />

1996 - 1999 Leiter Marketing bei <strong>der</strong> DE-Consult Unternehmensberatung.<br />

Seit 1999 Leiter des Competence Centers<br />

Transport & Tourismus bei The Management Consulting<br />

NETWORK Europe GmbH, Bad Homburg v. d. H., einer<br />

Unternehmensberatung für Marketing und Vertrieb mit<br />

Schwerpunkt in den Branchen Telekommunikation, Transport<br />

& Tourismus, Automobil-Industrie und Service-Industrie.<br />

Leiter <strong>der</strong> Cross-lndustry-Practice Telematik.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Autorenverzeichnis 03310<br />

Seite 5<br />

Proskawetz, 08110<br />

Karl-Oskar Dr.-Ing., Geschäftsführer des GZVB – Gesamtzentrum für Verkehr<br />

Braunschweig e. V., Tätigkeitsbereiche: Vernetzung <strong>der</strong><br />

Verkehrssysteme, Industrieberatung, Datengenerierung, Modellierung,<br />

Planung, Projektbegleitung, Systemvalidierung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit, Lehrbeauftragter an <strong>der</strong> Universität<br />

GH Kassel für Kraftfahrzeugtechnik und Fahrzeugdynamik.<br />

Schänzer, 05210, 06210<br />

Gunther Prof. Dr.-Ing., Geschäftsführen<strong>der</strong> Leiter des Institutes für<br />

Flugführung <strong>der</strong> <strong>Technische</strong>n Universität Braunschweig.<br />

Schnie<strong>der</strong>, 06410<br />

Eckehard Prof. Dr.-Ing., Universitätsprofessor für Regelungs- und Automatisierungstechnik,<br />

Fachbereich Maschinenbau.<br />

Schöttler, 05410<br />

Frank Dipl.-Ing., Frank Schöttler studierte von 1985 bis 1991<br />

Informatik an <strong>der</strong> TU Clausthal. Nach seinem Diplom promovierte<br />

er 1996 in Clausthal am Institut für Elektrische<br />

Informationstechnik über das Thema „GPS-Empfängersystem<br />

zur Positionsbestimmung von Wettersonden“. Nach<br />

einer Anstellung im Institut für angewandte Mikroelektronik<br />

IAM in Braunschweig im Arbeitsbereich „Kopplung von<br />

GPS und GSM“ ist er seit 1996 Projektleiter für Landnavigation<br />

bei <strong>der</strong> Aerodata Flugmeßtechnik GmbH, Braunschweig.<br />

Teuber, 09110<br />

Stefan Dipl.-Ing. (FH) Projektingenieur beim GZVB – Gesamtzentrum<br />

für Verkehr Braunschweig e. V., Tätigkeitsbereiche:<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger, Industrieberatung, Datengenerierung,<br />

Modellierung, Planung, Projektbegleitung,<br />

Systemvalidierung und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03310 Autorenverzeichnis<br />

Seite 6<br />

Thiesing, 05310<br />

Gustav Dipl.-Ing., Projektleiter bei <strong>der</strong> BLIC Beratungsgesellschaft<br />

für Leit-, Informations- und Computertechnik mbH, Berlin.<br />

Vieweg, 07110, 07210<br />

Stefan Dr.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing., Mannesmann Autocom, Düsseldorf,<br />

verantwortlich für Standardisierung/Technik, GATS-<br />

Forum, Produktentwicklung FCD und CAS, AG-Leiter im<br />

DGON-Fachausschuß <strong>Verkehrstelematik</strong>.<br />

Wilkens, 08310<br />

Christian Dipl.-Theol. Unternehmensberater. Seit 1996 bei The<br />

Management Consulting NETWORK Europe GmbH, Bad<br />

Homburg v. d. H., einer Unternehmensberatung für Marketing<br />

und Vertrieb mit Schwerpunkt in den Branchen Telekommunikation,<br />

Transport & Tourismus, Automobil-Industrie<br />

und Service-Industrie. Zuständig für den Auf- und<br />

Ausbau <strong>der</strong> Cross-lndustry-Practice Telematik.<br />

Zoller, 05220<br />

Ferdinand Dipl.-Ingenieur (FH), studierte Flugzeugbau und Aerodynamik.<br />

Nach dem Studium tätig in den Bereichen Avionik und<br />

elektronische Systementwicklung für Luft- und Raumfahrttechnik<br />

in den USA, England, Italien und Deutschland. Seit<br />

1986 Geschäftsführer <strong>der</strong> Base Ten Systems Electronics GmbH,<br />

1994 gründete er die Geo Tec GmbH, seit 1995 leitet er die<br />

Juliet Z6 GmbH. Mitglied von BDLI, DGON und FNT.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Literaturverzeichnis 03320<br />

Literaturverzeichnis<br />

Seite 1<br />

Arms, J.-Chr.: Dezentrale Intelligenz für Leit- und Sicherungstechnik<br />

– Voraussetzung für funkbasierte Betriebskonzepte.<br />

EI - Eisenbahningenieur 48, 6, S. 12-16, 1997<br />

Aronoff, S.: Geographic Information Systems – A Management<br />

Perspective. WDL Publications, Ottawa 1989<br />

Auernhammer, H.: Die Bodenprobe im System „umweltorientierte<br />

Düngung“ aus landtechnischer Sicht. Landtechnik-<br />

Bericht: „Bodenbeprobung zur Stickstoff-Untersuchung –<br />

<strong>Technische</strong> und organisatorische Voraussetzungen“, H. 1,<br />

S. 24-34, Weihenstephan, 1992<br />

Auernhammer, H.: Ortung und Navigation landwirtschaftlicher<br />

Fahrzeuge. VDI-Gesellschaft Agrartechnik, H. 14,<br />

Düsseldorf, 1992<br />

Auernhammer, H.: GPS in Agriculture; Computers and<br />

Electronics in Agriculture. Elsevier Publishers, Vol. II, No 1<br />

(special issue), Amsterdam, 1994<br />

Auernhammer, H.; Demmel, M.; Muhr, T.; Stanzel, H.: Positionsbestimmung<br />

landwirtschaftlicher Arbeitsmaschinen<br />

für die Entwicklung ökologisch optimierter Anbauverfahren.<br />

BStMELF, Gelbes Heft 53, München, 1994<br />

Auernhammer, H.; Paul, C.; Wild, K.: GPS als Grundlage<br />

zur automatisierten Arbeitszeiterfassung bei Feldarbeiten.<br />

Arbeitswissenschaftliches Seminar, 23.+24. 10.1995, Hohenheim.<br />

Agrartechnische Berichte, 10, Nr. 26, S. 155-165,<br />

Hohenheim, 1995<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03320 Literaturverzeichnis<br />

Seite 2<br />

Bartelme, N.: GIS-Technologie – Geoinformationssysteme,<br />

Landesinformationssysteme und ihre Grundlagen. Springer-<br />

Verlag, Berlin, 1989<br />

Beckmann, J.; Kemming, H.; Nordwig, O.: Daten- statt<br />

Autobahn. 3-8176-6120-7, 1997<br />

Bertin, J.: Graphische Semiologie. Diagramme – Netze –<br />

Karten. de Gruyter, Berlin, New York 1973<br />

Beyen, H.; Großmann, G.: Bordcomputer für Binnenschiffe<br />

– Anfor<strong>der</strong>ungen und Möglichkeiten. In: STG-Jahrbuch,<br />

1988<br />

Beyen, H.; Lichtfuß, K.; Wilke, K.: Ein integriertes Bordrechnersystem<br />

für die Binnen- und Küstenschiffahrt. In:<br />

ZfB, Nr. 7/8, April, 1994<br />

Blattner, H. T.; Getzinger, G. u. a.: Telematik – Gestaltungsmöglichkeiten<br />

und soziale Folgen. 3-89019-263-7, 1990<br />

Blumann, W.; Horstmann, A.: Fertigungstechnik mit MMS<br />

– geräteunabhängiger Informationsaustausch, eine Einführung<br />

mit Beispielen, VDI-Verlag, Düsseldorf, 1993<br />

Bock, E.; Hohlweg, G.; Schwarz, O: Straßenbenutzungsgebühren<br />

und Telematik. 3-86064-465-3, 1996<br />

Böhme, K.; Burmeister, K.; Wyss, U.: Telematik für die<br />

Städte Europas. 3-928635-16-6, 1995<br />

Bohr, T.: ATM – Kooperativer Weg in die Zukunft;<br />

Symposium „Auswirkungen Neuer Technologien auf die<br />

Sicherheit im Luftverkehr“, 9.-11. 10. 1990, Braunschweig,<br />

Verlag TÜV Rheinland, Köln, 1990<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Literaturverzeichnis 03320<br />

Seite 3<br />

Buhmann, E.; Wiesel, J.: GIS-Report ... Software, Daten,<br />

Firmen. Bernhard-Harzer-Verlag, Heidelberg, 1996<br />

Burrough, P. A.: Principles of Geographic Information System<br />

for Land Ressource Assessment. Clarendon Press,Oxford,<br />

1986<br />

Demmel, M.: Ertragsermittlung im Mähdrescher. DLG Merkblatt,<br />

Nr. 303, Frankfurt, 1997<br />

Dürr, E.; Seidelmann, C.: Ein richtungsweisendes Telematikprojekt<br />

im kombinierten Güterverkehr. In: Internationales<br />

Verkehrswesen 5/95, S.243 ff.<br />

Erdmann, L.; Schielke, A. G.; Schnie<strong>der</strong>, E.: Referenzmodell<br />

zur Strukturierung von Leitsystemen. at - Automatisierungstechnik<br />

42, 5, S. 187-197, 1994<br />

Esser, K.: Telematik im Verkehr – Probleme und Perspektiven.<br />

3-86077-531-6, 1996<br />

Feix, C.: GIS und Verkehrsplanung – geht das zusammen?<br />

Kombination und Integration. In: Salzburger Geographische<br />

Materialien, Heft 26. Dollinger, F. und Strobel, J. (Hrsg.),<br />

Salzburg<br />

Form, P.: Rollverkehrssystem – Bedürfnisse und Lösungsansätze.<br />

Symposium „Auswirkungen Neuer Technologien<br />

auf die Sicherheit im Luftverkehr“, 9.-11. 10. 1990, Braunschweig.<br />

Verlag TÜV Rheinland, Köln, 1990<br />

Franken, M.: Über kostenlosen Verkehrsfunk entscheidet<br />

<strong>der</strong> Radiokäufer. In: VDI nachrichten, Nr. 42, S. 23, 1997<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03320 Literaturverzeichnis<br />

Seite 4<br />

Franken, M.: Reiseplanung im World Wide Web. In: VDI<br />

nachrichten, Nr. 42, S. 14, 1997<br />

Frej, I.: Funksignalisierungssystem – RBS. Signal und<br />

Draht 88, 6, S. 31-34, 1996<br />

Frenzel, R.: Fuhrparkinformationssysteme. Verlag Vandenhoek<br />

& Ruprecht, Göttingen, 1992<br />

Frömel, F.: Bordcomputer zur weiteren Erhöhung von<br />

Sicherheit und Umweltschonung des Binnenschiffsverkehrs.<br />

In: VBD-Bericht Nr. 1381, 1995<br />

Ganter, J.: The Open Geodata Interoperability Specification<br />

(OGIS) as a Technology for geospatial transportation<br />

computing. In: Proceedings of the 1995 AASHTo GIS-T<br />

Symposium, Reno NV (USA), 1995<br />

Gaßner, R.; Keilinghaus, A.; Nolte, R.: Telematik und Verkehr,<br />

Elektronische Wege aus dem Stau? Beltz Zukunftsstudien,<br />

Weinheim und Basel, 1994<br />

Gronarz, A.; Frömel, F.: Bordcomputer für Binnenschiffe.<br />

In: STG-Jahrbuch 1995<br />

Habermann, V.; Molle, P.; Morsey-Picard, G.; Müller-Hellmann,<br />

A.: Neue Initiativen und Strukturen auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> europäischen Normung für Bahnen. Elektrische Bahnen<br />

89, 7, S. 205-211, 1991<br />

Hahn, W.; Kunz, J.: Progress within the framework of publicprivate<br />

cooperation in the sector of Transport Telematics in<br />

Germany. Proceedings 4. Weltkongreß für Telematik,<br />

21. - 24. 10. 1997, Berlin<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Literaturverzeichnis 03320<br />

Seite 5<br />

Hake, G.: Kartographie I. de Gruyter, Berlin, New York,<br />

1982<br />

Hans, G.; Kucharzyk, U.; Lutz, P.: TCN Train Communication<br />

Network. Internationale Normung für Zug- und<br />

Fahrzeugkommunikation. Aktive Leittechnik für Schienenfahrzeuge;<br />

VDI-Berichte 1154; VDI-Verlag, Düsseldorf,<br />

1994<br />

Harsewinkel: Neue Managementmethoden für Landwirte<br />

und Lohnunternehmer mit Hilfe von Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien. CLAAS AGROCOM, Seminarunterlagen,<br />

1997<br />

Heintsch, Th.: Die Gefährdung <strong>der</strong> Flugsicherheit durch<br />

Wirbelschleppen. Symposium „Auswirkungen Neuer Technologien<br />

auf die Sicherheit im Luftverkehr“, 9.-11. 10. 1990,<br />

Braunschweig. Verlag TÜV Rheinland, Köln, 1990<br />

Henkel, D.: Telematik und Umwelt. 3-88118-152-0, 1990<br />

Höller, M.; Haubold, V.; Stahl, D.; Rodi, H.: Die Bedeutung<br />

von Informations- und Kommunikationstechnologien für<br />

den Verkehr. Verlag Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen,<br />

1994<br />

Ihde, J.; Lindstrot, W.: Datumstransformation zwischen<br />

den Bezugssystemen ETRF/WGS, DHDN und System 42.<br />

In: Zeitschrift für Vermessungswesen, Heft 4, S. 193-196.<br />

Verlag Konrad Witwer, Stuttgart, 1995<br />

Klemmer, W.; Spranz, R.: GIS Projektplanung und Projektmanagement.<br />

Bonn, 1997<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03320 Literaturverzeichnis<br />

Seite 6<br />

Klinge, K.-A.; Röver, S.; Schnie<strong>der</strong>, E.: RailOrt – Ortung<br />

im spurgebundenen Verkehr auf <strong>der</strong> Basis von Satelliten<br />

Navigation. ETR Eisenbahntechnische Rundschau 45, 10,<br />

S.667-672 , 1996<br />

Köbele, B.: Fernmeldewesen und Telematik in ihrer rechtlichen<br />

Wechselwirkung 3-428-07254-5, 1991<br />

Kollmannsberger, F.: Die Datenübertragungsschnittstellen<br />

für die ETCS-Balise – ein europäischer Standard. Signal und<br />

Draht 88, 1/2, S. 5-13, 1996<br />

Kraft, K. H.: Fahrdynamik und Automatisierung von spurgebundenen<br />

Transportsystemen. Springer-Verlag, Berlin,<br />

1988<br />

Kucharzyk, U.: Standardisierung offener Kommunikationssysteme<br />

für Schienenfahrzeuge. In: „Datenübertragung auf<br />

Fahrzeugen mittels serieller Bussysteme“, ETG-Fachbericht<br />

37, Vde-Verlag, Berlin / Offenbach,1992<br />

Kunz, J.: Wirtschaftsforum <strong>Verkehrstelematik</strong> – Ein Ansatz<br />

öffentlich-privater Partnerschaft. Deutscher Straßen- und<br />

Verkehrskongreß 1996. Straßenverkehrstechnik, 1997<br />

Larima,: VERDI, 4th World Congress on Intelligent Transport<br />

Systems, Oct. 1997, Berlin<br />

Laurini, R.; Thompson, D.. Fundamentals of Spatial Information<br />

Systems. Academic Press, London, 1992<br />

LAV: LBS – Das Landwirtschaftliche BUS-System. LAV,<br />

Frankfurt, 1997<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Literaturverzeichnis 03320<br />

Seite 7<br />

Leinhos, D.: Analyse und Entwurf von Ortungssystemen<br />

für den Schienenverkehr mit Strukturierten Methoden.<br />

Dissertation, TU Braunschweig, Institut für Regelungsund<br />

Automatisierungstechnik, Braunschweig, 1995<br />

Lennartz, K.: Europäische Normen für die signaltechnische<br />

Sicherheit bei Eisenbahnen. Signal und Draht 86, 12,<br />

S. 416-421, 1994<br />

Lindstrot, W.: Geodätische Grundlagen für die zivile Nutzung<br />

von GPS; in: BDVI-FORUM, S. 385-392, Verlag<br />

Richard Bacht, Essen, 1990<br />

Lindstrot, W.: GPS RASANT und GPS VITESSE – Ökonomische<br />

Verfahren zur Übertragung von DGPS-Korrekturdaten<br />

über UKW/RDS und Telefon. In: Von den<br />

Ressourcen zum Recycling: Geoanalytik – Geomanagement<br />

– Geoinformatik; Hrsg.: Alfred-Wegner-Stiftung.<br />

Verlag Ernst, Berlin, 1996<br />

Lindstrot, W.: Metergenaue Echtzeit-Positionierung mit<br />

EPS-RASANT. In: Vermessung und Raumordnung, Heft<br />

3/4, S. 177-185. Ferd. Dümmler's Verlag, Bonn, 1996<br />

Lindstrot, W.; Plöger, W.: Möglichkeiten eines Echtzeit-<br />

DGPS-Dienstes über Rundfunk. In: Zeitschrift für Satellitengestützte<br />

Positionierung, Navigation und Kommunikation<br />

(SPN); Heft 4/92, S. 123-126, Herbert Wichmann<br />

Verlag, Karlsruhe, 1992<br />

Lübke, D.: Der elektronische Buchfahrplan <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bahn AG. ETR Eisenbahntechnische Rundschau 45<br />

S. 747-750, 1996<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03320 Literaturverzeichnis<br />

Seite 8<br />

Lublow, R.: Mobile Informationssysteme für die Güterverkehrslogistik.<br />

Expert Verlag: Renningen Malmsheim, 1997<br />

Lublow, R.; van Bonn, B.: Umschlagleitstände in Güterverkehrsunternehmen.<br />

In: Verkehr und Technik 5/97, S. 189 ff.<br />

Lützenkirchen, H. P.: Optimale Fuhrparkbestandsplanung.<br />

Verlag Peter Lang, Frankfurt/M., 1982<br />

Manschewski, H.-W.: INDUSI-Betriebserweiterung (Teil 1).<br />

Eisenbahn-Ingenieurkalen<strong>der</strong>, S. 275-285, 1995<br />

Meyer, H. J.; Diekhans, N.: Einsatzpotential von Teleservicesystemen<br />

in <strong>der</strong> Landwirtschaft. VDI Verlag; VDI<br />

Berichte 1356; Landtechnik 1997, S. 237-240, Düsseldorf,<br />

1997<br />

Müller, G.; Hohlweg, G.: Telematik im Straßenverkehr.<br />

Springer-Verlag, Heidelberg, 1995<br />

Müller, J.-O.: Entwurf einer optimalen Mensch-Prozeß-<br />

Kommunikation für einen Dispositionsarbeitsplatz im<br />

Magnet-Schnellbahn-Verkehr. Dissertation, TU Braunschweig,<br />

Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik,<br />

Braunschweig, 1996<br />

Murr, E.: Systembeschreibung <strong>der</strong> Linienzugbeeinflussung<br />

(LZB) <strong>der</strong> Deutschen Bahn. Eisenbahn-Ingenieurkalen<strong>der</strong>,<br />

S. 285-317, 1990<br />

Murr, E.: Systembeschreibung <strong>der</strong> Linienzugbeeinflussung<br />

LZB) <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn. Eisenbahn-Kalendar,<br />

Tetzlaff-Verlag, Hamburg, 1991<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Literaturverzeichnis 03320<br />

Seite 9<br />

Murr, E.: Der Ortungsrechner für die LZB 80-Fahrzeuggeräte.<br />

Signal und Draht, 83, 7/8, S. 190-193, 1991<br />

Niester, W.: Der Luftverkehr und seine Bewältigung in den<br />

neunziger Jahren. Symposium „Auswirkungen Neuer Technologien<br />

auf die Sicherheit im Luftverkehr“, 9.-11. 10. 1990,<br />

Braunschweig. Verlag TÜV Rheinland, Köln, 1990<br />

Nolte, R.; Kreibich, R.: Verkehr und Telematik – Konzepte<br />

für eine umweltfreundliche Mobilität. 3-929173-18-2, 1994<br />

Oser, U.; Arms, J.-Chr.; Wegel, H.: FunkFahrBetrieb (FFB)<br />

zum wirtschaftlichen Einsatz auf Regionalstrecken. ETR<br />

Eisenbahntechnische Rundschau 46 S. 323-331, 1997<br />

Panier, F.: Der elektronische Buchfahrplan. Eisenbahningenieur<br />

1/96, S.38-43, 1996<br />

Ptok, J B.: ETCS – Kern des „Europäischen Eisenbahn<br />

Verkehrsmanagement Systems“. EI – Eisenbahningenieur<br />

47, 3, S.56-60, 1996<br />

Rö<strong>der</strong>, U.: Neue Systementwicklungen für Flugsicherung<br />

und Flugführung – Perspektiven aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Lufthansa.<br />

Symposium „Auswirkungen Neuer Technologien<br />

auf die Sicherheit im Luftverkehr“, 9.-11. 10. 1990, Braunschweig.<br />

Verlag TÜV Rheinland, Köln, 1990<br />

Rotach, M. C.; Keller, P.: Telematik und Qualitatives<br />

Wachstum. 3-7281-2020-0, 1993<br />

Röver, S.: Datenübertragung auf Schienenfahrzeugen. Diplomarbeit,<br />

TU Braunschweig, Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik.<br />

Braunschweig, 1995<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03320 Literaturverzeichnis<br />

Seite 10<br />

Röver, S.; Schroe<strong>der</strong>, M.; Schnie<strong>der</strong>, E.: Evaluation of the<br />

Economic Viability and Dependability of a Train Localization<br />

Module – An integrated Approach with Petri Nets.<br />

WCRR 97 – World Congress on Railway Research,<br />

Florenz ( I ), 1997<br />

Schänzer, G.: Operational Aspects of Satellite Navigation<br />

for General Aviation Aircraft. DGLR-Tagung, 29.-30. 4.<br />

1993, Friedrichshafen<br />

Schänzer, G.: Sicherheitsphilosophien im Luftverkehr. In<br />

„Industriegesellschaft im Wandel – Chancen und Risiken<br />

heutiger Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesse. Olms Weidmann, 1988<br />

Schaufler, H.; Klinger, R.; Belz, D. u. a.: Mobilität durch<br />

Telematik – Chancen für die Witschaftsstandorte Deutschland<br />

und Europa. 3-89559-025-8, 1996<br />

Schlechter, H.: EDV-Einsatz in kleinen und mittleren<br />

Speditions- und Lagereiunternehmen. usl, Bonn, 1994<br />

Schlichting, H.; Truckenbrodt, E.: Aerodynamik des Flugzeugs,<br />

Band I und II. Springer-Verlag, Heidelberg<br />

New York, 2. Auflage 1969<br />

Schnie<strong>der</strong>, E.: Betriebsleittechnik für die Magnetschnellbahn<br />

TRANSRAPID. at – Automatisierungstechnik 9/96,<br />

S. 428-436, 1996<br />

Schnie<strong>der</strong>, E.: Automatisierung von Sicherheitsfunktionen<br />

für den Schienenverkehr. at : Automatisierungstechnik, Son<strong>der</strong>heft<br />

„Sicherheitsgerichtete Automatisierungstechnik“,<br />

1997<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Literaturverzeichnis 03320<br />

Seite 11<br />

Schnie<strong>der</strong>, E.; Fay, A.: Informationsmanagement im<br />

Schienenverkehr: Konzepte und Visionen. Informationsmanagement<br />

im Verkehr, Springer – Verlag, Berlin, 1998<br />

Schroe<strong>der</strong>, M.: Ansätze für eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

von Betriebsleitsystemen. Diplomarbeit; TU Braunschweig,<br />

Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik,<br />

Braunschweig, 1996<br />

Schroe<strong>der</strong>, M.; Schnie<strong>der</strong>, E.: Kunden- und Fahrgastinformationssysteme<br />

im Verkehr. Übung zu einer Vorlesung;<br />

TU Braunschweig, Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik,<br />

Braunschweig, 1996<br />

Schultes, G.: Bussysteme des Intercity-Express (ICE).<br />

ETG-Fachbericht 37, Vde-Verlag, Berlin; Offenbach, 1992<br />

Schwarz, K.: Manufacturing Message Specification (MMS)<br />

– offene Verständigung in verteilten Systemen <strong>der</strong> industriellen<br />

Automatisierung. atp – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 31, S. 23-29, 1989<br />

Schwarz, K.: Manufacturing Message Specification (MMS)<br />

– Übersicht über die Methoden, Modelle, Objekte und<br />

Dienste. atp – Automatisierungstechnische Praxis 33,<br />

S. 369-378, 1991<br />

Schwarz, K.: STEP und MMS – zwei Säulen zur<br />

Kostensenkung. Systeme 5 / 94, S. 37-42, 1994<br />

Siegele, G.: Telematik im Verkehr. R. v. Decker’s Verlag,<br />

Heidelberg, 1996<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03320 Literaturverzeichnis<br />

Seite 12<br />

Sporle<strong>der</strong>, H.: Das Fahrzeuggerät LZB 80 <strong>der</strong> Linienzugbeeinflussung<br />

ist für zukünftige und europäische Aufgaben<br />

vorbereitet. eb – Elektrische Bahnen 89, 11, S. 141 - 143,<br />

1991<br />

Stüwe, H. D.; Schmidt, A.: CAD-Einsatz bei <strong>der</strong> Bahn –<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an den Datenaustausch mit externen<br />

Partnern. Eisenbahningenieur 46, 8, S. 577-580, 1995<br />

Uebel, H.; Dräger, U.: Geschwindigkeits- und Wegmessung<br />

für LZB-Fahrzeuge. ETR – Eisenbahntechnische<br />

Rundschau 32, 12, S. 63-66, 1983<br />

Vieweg, St.: GATS (Global Automotive Telematics Standard)<br />

an example of implementation. 4th World Congress<br />

on Intelligent Transport Systems, Oct. 1997, Berlin<br />

Vieweg, St.: Verkehrslageerfassung, individuelle Informationsdienste<br />

und Hilfsdienste für Notfälle im Individualverkehr.<br />

VDE-Kongreß, Braunschweig, 1996<br />

Vonsien, R.; Wilke, K.: Datenübertragung in <strong>der</strong> Binnenschiffahrt<br />

mit dem Mobilfunk-Netz. In: ZfB, Nr. 9, Sept.<br />

1996, S. 78 ff, 1996<br />

Wendeln, D.: Genauigkeit ist bei digitalen Landkarten<br />

oberstes Gebot. In: VDI nachrichten, Nr.42, S. 14. 1997<br />

Zängl, W.: Der Telematik-Trick. Raben-Verlag, München,<br />

1995<br />

Zeilhofer, M.; Schweigstetter, K.: DIBMOF: ein Quantensprung<br />

in <strong>der</strong> Betriebsleittechnik? ETR – Eisenbahntechnische<br />

Rundschau 45, 3, S. 113-118, 1996<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Literaturverzeichnis 03320<br />

Seite 13<br />

Strategiepapier „Telematik im Verkehr“ zur Einführung<br />

und Nutzung von neuen Informationstechniken. Bundesministerium<br />

für Verkehr, Bonn, 1993<br />

„EDI-Projects Inventory Study“, Report to the Commission<br />

of the European Communities. Cetima Consultancy<br />

BV, 1994<br />

EDI Panel, Final Progress Report. Maritime Industries<br />

Forum, Brüssel, 1995<br />

Deutscher Funknavigationsplan 1996. Bundesministerium<br />

für Verkehr, Bonn, 1996<br />

„Port to Port, Dock to Dock“, New Trends in Port Management<br />

Information Systems; Port Technology International,<br />

Issue No. 4. ICG Publishing Ltd., 1996<br />

„Implementation of the European Radionavigation Policy,<br />

Task C, Intermodal Use of Satellite Position Information“,<br />

Report to the Commission of the European Communities,<br />

EUGIN. Brüssel, 1997<br />

BMELF; Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten. Landwirtschaftsverlag. Münster-<br />

Hiltrup, 1996<br />

DIN 9685-1; Schnittstellen zur Signalübertragung, Teil 1:<br />

Punkt-zu-Punkt-Verbindung (ISO 11786 15:56). Beuth<br />

Verlag, Berlin, 1997<br />

Per Satellit Erträge steigern. dlz, Son<strong>der</strong>heft 10. BLV,<br />

München, 1997<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03320 Literaturverzeichnis<br />

Seite 14<br />

Controlling im Transportgewerbe. Verlag Paul Haupt,<br />

Bern/Stuttgart/Wien, 1993<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Veranstalterverzeichnis 03330<br />

Veranstalterverzeichnis<br />

Münchner Kreis<br />

Übernationale Vereinigung für Kommunikation e.V.<br />

Tal 16<br />

80331 München<br />

Telefon: 089-22 32 38<br />

Telefax: 089-22 54 07<br />

Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />

Industriestraße 5<br />

70565 Stuttgart<br />

Telefon: 07 11-90 63-107, -111<br />

Telefax: 07 11-90 63-299, -269<br />

e-mail: steierw@afta-bw.de<br />

<strong>Technische</strong> Akademie Esslingen<br />

Weiterbildungszentrum<br />

Postfach 12 65<br />

73748 Ostfil<strong>der</strong>n<br />

Telefon: 07 11-3 40 08-0<br />

Telefax: 07 11-3 40 08-43<br />

Verein deutscher Ingenieure<br />

VDI – Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik<br />

Postfach 10 11 39<br />

40002 Düsseldorf<br />

Telefon: 02 11-62 14-522, -264<br />

Telefax: 02 11-62 14-163<br />

e-mail: fvt@vdi.de<br />

Seite 1<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03330 Veranstalterverzeichnis<br />

Seite 2<br />

Europäische Kommission<br />

Informationsstelle Telematikanwendungen<br />

Direktion GD XIII/C<br />

200 rue de la Loi (BU 29 4/41)<br />

B-1049 Brussels<br />

Telefax: +32-2-295-23-54<br />

e-mail: telematics@dg13.cec.be<br />

Deutsche Gesellschaft für Ortung und Navigation e.V.<br />

Adenauer Allee 118<br />

53113 Bonn<br />

Telefon: 02 28-2 01 97-0<br />

Telefax: 02 28-2 01 97-19<br />

TÜV-Akademie Rheinland GmbH<br />

Am Grauen Stein 1<br />

51101 Köln<br />

Telefon: 02 21-806-0<br />

Telefax: 02 21-806-3052<br />

e-mail: temmeyer@tuev-rheinland.de<br />

<strong>Technische</strong> Akademie Wuppertal e. V.<br />

Hubertusallee 18<br />

42117 Wuppertal<br />

Telefon: 02 02-74 95-231<br />

Management Circle GmbH<br />

Postfach 56 29<br />

65731 Eschborn<br />

Telefon: 0 61 96-47 22-0<br />

Telefax: 0 61 96-47 22-656<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Veranstalterverzeichnis 03330<br />

Verein zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verpackungstechnik in <strong>der</strong> Logistik e.V.<br />

Postfach 50 03 10<br />

44203 Dortmund<br />

Telefon: 02 31-72 74-104<br />

Telefax: 02 31-72 74-370<br />

Institute for International Research<br />

Otto-Volger-Str. 16<br />

65843 Sulzbach<br />

Telefon: 0 61 96-585-215<br />

Telefax: 0 61 96-585-485<br />

VDI - Gesellschaft für För<strong>der</strong>technik, Materialfluß und Logistik<br />

Postfach 10 11 39<br />

40002 Düsseldorf<br />

Telefon: 02 11-62 14-0<br />

Telefax: 02 11-62 14-155<br />

e-mail: fml@vdi.de<br />

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V.<br />

Postfach 50 13 62<br />

50973 Köln<br />

Telefon: 02 21-39 70 35<br />

Telefax: 02 21-39 37 47<br />

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V.<br />

Parkstr. 16<br />

13187 Berlin-Pankow<br />

Telefon: 030-4 85 92 20<br />

Telefax: 030-4 85 17 29<br />

Seite 3<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03330 Veranstalterverzeichnis<br />

Seite 4<br />

Deutsche Logistik Akademie Bremen<br />

Marktstr.2<br />

28195 Bremen<br />

Telefon: 04 21-3 60 84 60<br />

Telefax: 04 21-3 60 84 66<br />

e-mail: dla@kmu.winnet.de<br />

Bundesvereinigung Logistik<br />

Schlachte 31<br />

28195 Bremen<br />

Telefon: 04 21-17 38 40<br />

Telefax: 04 21-16 78 00<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Abkürzungsverzeichnis 03340<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Seite 1<br />

Hinweis:<br />

In diesem Verzeichnis finden Sie die im <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

verwendeten Abürzungen in ausgeschriebener Form und darüber hinaus zahlreiche<br />

Akronyme, die in die Fachterminologie des komplexen Themengebietes<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> Eingang gefunden haben.<br />

AAIM Aircraft Autonomous Integrity Monitoring<br />

AAMTS Airborne Air Traffic Management<br />

ABIN Arbeitsgemeinschaft Betriebsfunk für Industrie und Nahverkehr<br />

ACCEPT Alert Concerted Cooperation in European Pilots for TMC<br />

ACS Advanced Change Strategy<br />

ADAM Attraktive Mobilitätsalternativen durch vernetzte, nutzerorientierte<br />

Informations- und Verkehrsdienste auf <strong>der</strong> Basis einer zielorientierten<br />

Mobilitäts- und Verkehrsplanung in <strong>der</strong> Region Hannover/Braunschweig<br />

ADEPT II Automatic Debiting And Electronic Payment for Transport<br />

ADF Automatic Direction Fin<strong>der</strong><br />

ADIS Agricultural Data Interchange Syntax<br />

ADP Application Data Protocol<br />

AdV Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Vermessungsverwaltungen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

AF Alternativ Frequenz<br />

AFAB ADTranz Fahrausweis- uns Betriebsleitsystem<br />

AFSK Audio Frequency Shift Keying<br />

AGE Automatische Gebührenerfassung<br />

AIC Aeronautical Information Circular<br />

ALK Automatisiert geführte Liegenschaftskarte<br />

AM Amplitudenmodulation<br />

AOC Advanced Operational Capability<br />

AOPA Aircraft Owners and Pilot Association<br />

AP Aufnahmepunkt<br />

ARD Allgemeine Rundfunkanstalten Deutschlands<br />

ARPA Automatic Radar Plotting Aid<br />

ASCI Advanced Speech Call Items<br />

ASTRA Assistance Services for Travel and Traffic<br />

ATKIS Amtliches topografisch-kartografisches Informationssystem<br />

ATS Air Traffic Services<br />

ATT Advanced Transport Telematics<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03340 Abkürzungsverzeichnis<br />

Seite 2<br />

AWOP All Weather Operations Panel<br />

AZ Azimuth<br />

BAB Bundesautobahn<br />

BAPT Bundesamt für Post und Telekommunikation<br />

BAW Bundesanstalt für Wasserbau<br />

BAZ Back Azimuth<br />

BEVEI Bessere Verkehrsinformation<br />

BLS Betriebsleitsystem<br />

BMPT Bundesministerium für Post und Telekommunikation<br />

BMV Bundesministerium für Verkehr<br />

BOS Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben<br />

BS Bearer Service<br />

BSH Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie<br />

BZSN Bezieher-Sekundärnachweis<br />

C/A-Code Coarse/Acquisition Code<br />

CA Conditional Access<br />

CAMEL Customized Application for Mobile Enhanced Logic<br />

CAN Controller Area Network<br />

CARPLUS Integration of Car-pooling among the Union Cities<br />

CAS Conditional Access and Security<br />

CAT Category (bei Landeanflügen)<br />

CATMAC Cooperative Air Traffic Management Concepts<br />

CB Cellular Broadcast<br />

CDI Course Deviation Indicator<br />

CDS Computergestütztes Dispositionssystem<br />

CEN Comité Européen de Normalisation<br />

CENELEC Comité Européen de Normalisation Electrotechnique<br />

CERCO Comité Européen des Responsables de la Cartographie Officielle<br />

CESAR Certification Policies, Procedures and Requirements for Satellite based<br />

Navigation and Landing Systems<br />

CIR - ELKE Computer Integrated Railroading zur Erhöhung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

im Kernnetz<br />

CITRA System for the Control of Dangerous Goods Transport in International<br />

Alpine Corridors<br />

CLEOPATRA City Laboratories Enabling Organisation of Particularly Advanced<br />

Telematics Research and Assessment<br />

CODE Center of Orbit Determination for Europe<br />

COM/OPS Communications/Operations<br />

COMFORT Cooperative Management for Urban and Regional Transport<br />

CORE Corridor über Rhein/Ruhr nach Europa<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Abkürzungsverzeichnis 03340<br />

COSMOS Congestion Management Strategies and Methods in Urban Sites<br />

COSPAS- Cosmicheskaya Sistyema poiska Avarynich Sudov - Search and Rescue<br />

SARSAT Satellite Aided Tracking<br />

CSIC Coordinational Scientific Information Center<br />

DAB Digital Audio Broadcast<br />

DACCORD Development and Application of Coordinated Control of Corridors<br />

DARA Deutsche Agentur für Raumfahrtangelegenheiten<br />

DARC Data Radio Channel<br />

DB AG Deutsche Bahn AG<br />

DCS 1800 Digital Cellular Standard 1800 MHz<br />

DDM Difference in Depth of Modulation<br />

DELFI Durchgängige Elektronische Fahrplaninformation<br />

DESPINA Demand Spreading through Pre-trip Information<br />

DEUFRAKO Deutsch-französische Kooperation<br />

DFNP Deutscher Funknavigationsplan<br />

DG Directorate General<br />

DGLONASS Differential GLONASS<br />

DGNSS Differential GNSS<br />

DGON Deutsche Gesellschaft für Ortung und Navigation e. V.<br />

DGPS Differential GPS<br />

DHM Digitales Höhenmodell<br />

DIBMOF Dienstintegrieren<strong>der</strong> Bahnmobilfunk<br />

DIN Deutsche Industrie-Norm<br />

DISI Dispositions- und Informationssystem<br />

DMB Digital Multimedia Broadcasting<br />

DME Distance Measuring Eqiupment<br />

DME/N Standard-DME (”Normal”)<br />

DME/P Präzisions-DME<br />

DoD Department of Defense<br />

DOP Dilution of Precision<br />

DREF Deutsches Referenzsystem<br />

DRIVE Dedicated Road Infrastructure for Vehicle Safety in Europe<br />

DRMS Distance Root Mean Square<br />

DV Datenverarbeitung<br />

DVD Digital Video Disk<br />

DVOR Doppler VOR<br />

EATCHIP European Air Traffic Control Harmonization and Integration Program<br />

EATMS European Air Traffic Management<br />

EBuLa Elektronischer Buchfahrplan und Langsamfahrstellen<br />

ECAC European Civil Aviation Conference<br />

Seite 3<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03340 Abkürzungsverzeichnis<br />

Seite 4<br />

ECARDA European Coherent Approach for Research & Development in<br />

Air Traffic Management<br />

ECDIS Electronic Chart Display and Information System<br />

ECHO European Chart Hub Operations<br />

EDI Electronic Data Interchange<br />

EDIFACT EDI for Administration, Commerce and Transport<br />

EDRM European Digital Road Map<br />

EEA European Economic Area<br />

EEC European Economic Community<br />

EGNOS European Geostationary Navigation Overlay Service<br />

EL Elevation<br />

EMV Elektromagnetische Verträglichkeit<br />

ENSS European Navigation Satellite System<br />

ENTRANCE Energy Savings in Transport through Innovation in the Cities of Europe<br />

EON Enhanced Other Network<br />

EPIRB Emergency Position Indicating Radio Beacon<br />

EPS Echtzeit-Positionierungs-Service<br />

ERNP European Radio Navigation Plan<br />

ERTICO European Transport Telematics Implementation Coordination Organization<br />

ESA European Space Agency<br />

ESOC European Space Operations Center<br />

ESPRIT European Specific Research and Technology Development Programme<br />

in the field of Information Technology<br />

ESTEC European Space Research and Technology Centre<br />

ESTW Elektronische Stellwerke<br />

ETCS European Train Control System<br />

ETG European Tripartite Group<br />

ETRS European Terrestrial Reference System<br />

ETSI European Telecommunications Standards Institute<br />

EU Europäische Union<br />

EUREF European Reference System<br />

EUROPE-TRIS European Railways Optimisation Planning Environment –<br />

Teleconferencing Railways Information System<br />

EUTELSAT European Telecommunications Satellite Organisation<br />

F&E Forschung und Entwicklung<br />

FA Final Approach<br />

FAA Fe<strong>der</strong>al Aviation Administration<br />

FAG Fernmeldeanlagengesetz<br />

FAM Final Approach Mode<br />

FANS Future Air Navigation System<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Abkürzungsverzeichnis 03340<br />

FCD Floating Car Data<br />

FFB Funk-Fahrbetrieb<br />

FFSK Fast Frequency Key Shifting<br />

FGI Fahrgastinformationssytem<br />

FGSV Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen<br />

FIG Fe<strong>der</strong>ation Internationale des Geometres<br />

FL Flight Level<br />

FM Frequenzmodulation<br />

FMS Flight Management System<br />

FOC Full Operational Capability<br />

FRP Fe<strong>der</strong>al Radionavigation Plan<br />

FRUIT Frankfurt Urban Integrated Traffic Management<br />

FTE Flight Technical Error<br />

FTS Fahrerloses Transportsystem<br />

FZB Funkzugbeeinflussung<br />

GATS Global Automotive Telematics Standard<br />

GATT General Agreement on Tariffs and Trade<br />

GDF Geografical Data File<br />

GEO Geostationary Orbit<br />

GIB GPS Integrity Broadcast<br />

GIBS GPS-Informations- und Beobachtungssystem<br />

GIS Geographisches Informationssystem<br />

GK Gauß - Krüger<br />

GLONASS Global’naya Navigatsionnaya Sputnikovaya Sistema<br />

(Global Navigation Satellite System)<br />

GMDSS Global Maritime Distress and Safety System<br />

GNSS Global Navigation Satellite System<br />

GPRS General Package Radio Service<br />

GPS Global Positioning System<br />

GRI Group Repitition Interval<br />

GS Glideslope<br />

GSM Global System for Mobile Communications<br />

GUS Gemeinschaft unabhängiger Staaten<br />

GVZ Güterverkehrszentrum<br />

HANNIBAL High Altitude Networks for the Needs of Integrated Bor<strong>der</strong>-Crossing<br />

Applications and Links<br />

HEO High Elliptical Orbit<br />

HEPS Hochpräziser Echtzeit-Positionierungs-Service<br />

HF High Frequency<br />

HPPS Hochpräziser Permanenter Positionierungsservice<br />

Seite 5<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03340 Abkürzungsverzeichnis<br />

Seite 6<br />

IA Initial Approach<br />

IAG International Association of Geodesy<br />

IALA International Association of Lighthouse Authorities<br />

IAM Initial Approach Mode<br />

IBIS integriertes Bordinformationssystem<br />

ICAO International Civil Aviation Organization<br />

ICARE Integration of Contactless technologies into public transport environment<br />

ICO Intermediate Circular Orbit<br />

IERS International Earth Rotation Service<br />

IfAG Institut für Angewandte Geodäsie<br />

IFR Instrument Flight Rules (Instrumentenflugregeln)<br />

IFV Internationaler Fernmeldevertrag<br />

IGS International Geodynamic Service<br />

IGSO Inclined Geosynchronous Orbit<br />

ILS Instrument Landing System<br />

IMO International Maritime Organization<br />

IN Intelligent Network<br />

INFOTEN Multi-modal Information and Traffic Management Systems on<br />

Trans-European Networks<br />

INMARSAT International Maritime Satellite Organization<br />

INS Inertial Navigation System<br />

INTER-MOBIL Intermodale Mobilitätssicherung in mittleren Ballungsräumen durch<br />

Integration innovativer Telematik-, Bahn- und Regelungstechnologien<br />

INTERPORT Integrating Water Transport in the Logistics Chain<br />

IOC Initial Operational Capability<br />

IOTC International OMEGA Technical Commission<br />

IR Infra - Rot<br />

ISETEC Innovative Seehafentechnologien<br />

ISN Institute of Satellite Navigation (Leeds University)<br />

ISO International Standards Organization<br />

ITU International Telecommunications Union<br />

JAA Joint Aviation Authorities<br />

JIT Just in Time<br />

kn Knoten (1 kn = 1 sm/h)<br />

LAAS Local Area Augmentation System<br />

LADGLONASS Local Area DGLONASS<br />

LADGNSS Local Area DGNSS<br />

LADGPS Local Area DGPS<br />

LAN Local Area Network<br />

LBA Luftfahrt-Bundesamt<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Abkürzungsverzeichnis 03340<br />

LBS Landwirtschaftliches Bussystem<br />

LCD Liquid Crystal Display<br />

LED Light Emitting Diode<br />

LEOS Low Earth Orbit Satellite<br />

LIAISON Linking Autonomous and Integrated Systems for Online Network<br />

and Demand Management in Berlin<br />

LIS Logistisches Informationssystem<br />

LLAMD London Lyon Amsterdam Munich Dublin Europroject<br />

LLR Lunar Laser Ranging<br />

LLZ Localizer<br />

LOC Localizer<br />

LORAN Long Range Navigation<br />

LSA Lichtsignalanlage<br />

LVA Landesvermessungsamt<br />

LWL Lichtwellenleiter<br />

LZB Linienförmige Zugbeeinflussung<br />

MAC Message Authentication Code<br />

MAGNET B Multi-modal Approach for GNSS-1 in European Transport B<br />

MANTEA Management of Surface Traffic in European Airports<br />

MBV Mobilität besser verstehen<br />

MELYSSA Mediterranean-Lyon-Stuttgart Site for ATT<br />

MIB Mobilität in Ballungsräumen<br />

MIV Motorisierter Individualverkehr<br />

MLS Microwave Landing System<br />

MMI Man Machine Interface<br />

MMS Manufacturing Message Specification<br />

MNPS Minimum Navigation Performance Specifications<br />

MOBILIST Mobilität im Ballungsraum Stuttgart<br />

MobIn Mobilitätsinformationsnetzwerk<br />

MONET Mobilitätsnetzwerk für den Personenwirtschaftsverkehr<br />

MOTIV Mobilität und Transport im intermodalen Verkehr<br />

MoU Memorandum of Un<strong>der</strong>standing<br />

MPT Ministry of Post and Telecommunications<br />

MSC Master System Controller<br />

MULTI-INFO Multimodaler Informationsverbund im Verkehrsnetz <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

MVB Multi Function Vehicle Bus<br />

NASPO Navigation Systems Program Office<br />

NAT North Atlantic Tracks<br />

Seite 7<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03340 Abkürzungsverzeichnis<br />

Seite 8<br />

NAVSTAR Navigation System with Time and Ranging<br />

NDB Non Directional Beacon<br />

NELS Northwest European LORAN C System<br />

NfL Nachrichten für Luftfahrer<br />

NGS National Geodetic Survey<br />

NIS Navigation Information Service<br />

NIS Notruf- und Informationssäulen<br />

NM Nautische Meile - Seemeile (1852 Meter)<br />

NNSS Navy Navigation Satellite System (Transit)<br />

NPA Non Precision Approach<br />

NPAD NON Program Associated Data<br />

NRW Nordrhein-Westfalen<br />

NSE Navigation System Error<br />

OBAK Objektabbildungskatalog<br />

OGIS Open Geodata Interoperability Specification<br />

OMC Operating Maintenance Center<br />

OMWE Oberbau-Meßwagen-Einheit<br />

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr<br />

P&R Park and Ride<br />

P-Code Precision Code<br />

PAD Program Associated Data<br />

PC Personal Computer<br />

PDA Personal Digital Assistant<br />

PDOP Position Dilution of Precision<br />

POD Precise Orbit Determination<br />

POI Point of Interest<br />

POSEIDON European Project on Integrated VTS Sea Environment and<br />

Interactive Data On-line Network<br />

PPS Precise Positioning Service<br />

PRN - Code Pseudo - Random - Noise - Code<br />

PROME- Program for an European Traffic with Highest Efficiency and<br />

THEUS unprecedented Safeted<br />

PROMISE Personal Mobile Traveller and Traffic Information<br />

PS Program Service<br />

PTA Personal Travel Assistant<br />

PTY Program Type<br />

PVZ Personenverkehrszentrum<br />

QUARTET Quadrilateral Advanced Research on Telematics for Environment<br />

and Transport<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Abkürzungsverzeichnis 03340<br />

RAAS Regional Area Augmentation System<br />

RACE Research and Technology Development in Advanced Communications<br />

Technology in Europe<br />

RAIM Receiver Autonomous Integrity Monitoring<br />

RDS - TMC Radio Data System - Traffic Message Channel<br />

RHAPIT Rhein-Main Area Project for Integrated Traffic Management<br />

RINEX Receiver Independent Exchange<br />

RMS Railway message Specification<br />

RMS Root Mean Square<br />

RNAV Area Navigation<br />

RNP Required Navigation Performance<br />

RSTW Relais - Stellwerke<br />

RT Radiotext<br />

RTCA Requirements and Technical Concepts for Aviation<br />

RTCM Radio Technical Commission for Maritime Services<br />

RTDGPS Real Time DGPS<br />

rwK rechtsweisen<strong>der</strong> Kurs<br />

RZIS Raum- und zeitbezogenes Informationssystem<br />

SA Selective Availability<br />

SAMPO System for Advanced Management of Public Transport Operations<br />

SAR Search and Rescue<br />

SATNAV Satellite Navigation - Satellitennavigation<br />

SC Special Committee<br />

SCAT Special Category<br />

SCC Sirius Cybernetics Corporation<br />

SDS Sprachdialogsystem<br />

SES stationäres Erfassungssystem<br />

SGS Soviet Geocentric System<br />

SID Standard Instrument Departure<br />

SLR Satellite Laser Ranging<br />

sm Seemeile (1852 Meter)<br />

SMS Short Message Service<br />

SMS - MO Short Message Service - Mobile Originated<br />

SMS - MT Short Message Service - Mobile Terminated<br />

SMSC Short Message Service Center<br />

SPS Standard Positioning Service<br />

STAR Standard Instrument Arrival Route<br />

STEP Standard for the Exchange of Product Model Data<br />

STORM Stuttgart Transport Operation by Regional Management<br />

SWIFT System for Wireless Information Forewarding and Teledistribution<br />

SYLEDIS Systeme Legere de Mesure de Distance<br />

Seite 9<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03340 Abkürzungsverzeichnis<br />

Seite 10<br />

TACAN Tactical Air Navigation<br />

TB <strong>Technische</strong> Bedingung<br />

TCN Train Communication Network<br />

TDMA Time Division Multiple Access<br />

TETRA Trans European Trunked Radio<br />

TK Topografische Karten<br />

TKG Telekommunikationsgesetz<br />

TMC Traffic Message Channel<br />

TRSB Time Reference Scanning Beam<br />

TSC Trunked System Controller<br />

TSE Total System Error<br />

TTS Tele Travel System<br />

UERE User Equivalent Range Error<br />

UHF Ultra High Frequency<br />

UITP Union Internationale des Transports Publics<br />

UKW Ultra-Kurz-Welle<br />

US United States<br />

USCG United States Coast Guard<br />

USNO United States Naval Observatory<br />

UTC Universal Time Coordinated<br />

UTM Universal Transversal Mercator<br />

VADE MECUM Vehicle ATT Demonstration, Evaluation and Monitoring<br />

on a European Corridor Uniting Member States<br />

VDV Vereinigung <strong>der</strong> deutschen Verkehrsunternehmen<br />

VTMS Vessel Traffic Management System<br />

VFR Visual Flight Rules<br />

VHF Very High Frequency<br />

VICS Vehicle Information Center System<br />

VIKTORIA / Verkehrsinformationssystem Köln - Technik, Organisation,<br />

SCOPE Integrierende Anwendung/Southampton, Cologne, Piraeus<br />

VLBI Very Long Baseline Interferometry<br />

VMC Visual Meteorological Conditions<br />

VO-Funk Vollzugsordnung für den Funkdienst<br />

VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen<br />

VOR VHF Omnidirectional Radio Range<br />

VTS Vessel Traffic Services<br />

WAAS Wide Area Augmentation System<br />

WADGLONASS Wide Area DGLONASS<br />

WADGNSS Wide Area DGNSS<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Abkürzungsverzeichnis 03340<br />

WADGPS Wide Area DGPS<br />

WBS Work Breakdown Structure<br />

WGS World Geodetic System<br />

WSA Wasser- und Schiffahrtsamt<br />

WTB Wire Train Bus<br />

WWRNS World Wide Radionavigation System<br />

ZTV Zusätzliche <strong>Technische</strong> Vorschrift<br />

ZVEI Zentralverband <strong>der</strong> Elektrotechnischen Industrie<br />

Seite 11<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


03340 Abkürzungsverzeichnis<br />

Seite 12<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Leserservice<br />

04100 Jahresüberblick Veranstaltungen<br />

04200 Formulare, Gutscheine<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

04<br />

Seite 1


04<br />

Seite 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Jahresüberblick Veranstaltungen 04100<br />

Jahresüberblick Veranstaltungen<br />

14.-18.9.1999 Duisburg (D)<br />

Duisburger Schiffahrtsmesse<br />

Tel.: 0203/8787360 / Fax: 0203/878364<br />

15./16. 09.1999 Braunschweig (D)<br />

Einführungs-Seminar <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Tel.: 0201/1803-344; Fax: 0201 1803-346<br />

16.-18.9.1999 Singapur<br />

City Trans Asia ‘99, Ausstellung und Konferenz<br />

Tel.: 0065/297-2822 / Fax: 0065/297-7577<br />

07.10.1999 Düsseldorf (D)<br />

Tagung:<br />

Internet für <strong>Verkehrstelematik</strong> und Logistik „exponet’99“<br />

Tel.: 0201/1803-344 / Fax: 0201 1803-346<br />

14.10.1999 Essen (D)<br />

Seminar:<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> für das Flottenmanagement<br />

Tel.: 0201/1803-344 / Fax: 0201 1803-346<br />

04.11.1999 Essen (D)<br />

Seminar:<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> für kommunales und<br />

regionales Verkehrsmanagement<br />

Tel.: 0201/1803-344 / Fax: 0201 1803-346<br />

25.11.1999 Essen (D)<br />

Seminar:<br />

Kommunikationssysteme in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Tel.: 0201/1803-344 / Fax: 0201 1803-346<br />

Seite 1<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


04100 Jahresüberblick Veranstaltungen<br />

Seite 2<br />

16.12.1999 Essen (D)<br />

Seminar:<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>dienste und Funktion von Leitstellen<br />

Tel.: 0201/1803-344 / Fax: 0201 1803-346<br />

08.11.1999 Potsdam (D)<br />

Introduction – Seminar ETT 99 / SATNAV 99<br />

Traffic Telematics – Status quo and Future<br />

Developments<br />

Tel: 0228/20197 0 / Fax: 0228/20197 19<br />

13.06.-15.06.2000 Braunschweig (D)<br />

Internationales 9. IFAC Symposium „TRANSPOR-<br />

TATIO SYSTEMS 2000“<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Bestellformulare 04200<br />

Hiermit bestelle/n ich/wir<br />

Seite 1<br />

Anzahl Artikel Stückpreis<br />

Wegweiser Satellitennavigation DM 29,80<br />

Die genannten Preise verstehen sich inkl. Mehrwertsteuer und zuzüglich Versandkosten<br />

Firma<br />

z. Hd.<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Tel.-Nr. Fax-Nr.<br />

Datum/Unterschrift<br />

Bestellung bitte senden an:<br />

TÜV-Verlag<br />

Kundenservice<br />

Am Grauen Stein<br />

51105 Köln<br />

Fax-Nr. 02 21/806-35 10<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


04200 Bestellformulare<br />

Seite 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Grundlagen und Technologien<br />

05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Wolfgang Lechner und Stefan Baumann<br />

05110 Übersichtsdarstellungen<br />

verkehrstelematischer Systeme<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Grafik: Kobold Designstudio<br />

05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Gunther Schänzer<br />

05220 Satellitennavigation<br />

Ferdinand Zoller<br />

05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Gustav Thiesing<br />

05410 Fahrzeugsensorik<br />

Frank Schöttler<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

05<br />

Seite 1


05<br />

Seite 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

von<br />

Dr. Wolfgang Lechner und Stefan Baumann<br />

1 Zielsetzung<br />

Seite 1<br />

1.1 Was ist <strong>Verkehrstelematik</strong>?<br />

Der Begriff „Telematik“ setzt sich aus den Wörtern Telekommunikation<br />

und Informatik zusammen. Die Telematik<br />

befaßt sich also mit dem Transport und <strong>der</strong> Verarbeitung<br />

Verkehrs- von Informationen. Unter dem Begriff <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

telematik versteht man die Erfassung, Übermittlung und Auswertung<br />

von verkehrsbezogenen Informationen.<br />

Die zentrale Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> ist eine Verkehrsbeeinflussung<br />

durch „Information, Kommunikation, Steuerung<br />

und Regelung, aber auch Überwachung mit dem Ziel<br />

einer Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Negativwirkung des Verkehrs“ (G.<br />

Müller, G. Hohlweg; 1995, S. 223). Dies gilt für alle Teilbereiche<br />

des Verkehrs, nämlich den Land-, See-, Luft- und<br />

Intermodale Binnenschiffahrtsverkehr. Intermodale Telematikansätze<br />

Telematik- versuchen die verschiedenen Verkehrsträger in ein einheitliansätze<br />

ches Konzept zu integrieren, um so z. B. die Identifizierung<br />

eines Containerweges während des Transportes auf<br />

Schiene, Schiff o<strong>der</strong> Straße zu ermöglichen, eine optimale<br />

Transportroute mittels verschiedener Verkehrsträger zu ermitteln<br />

o<strong>der</strong> einem Verkehrsteilnehmer Informationen über<br />

die Anschlußmöglichkeiten zu an<strong>der</strong>en Verkehrsmitteln zur<br />

Verfügung zu stellen. Dabei spielt die Koordination des<br />

grenzüberschreitenden Verkehrs eine immer bedeuten<strong>der</strong>e<br />

Rolle.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 2<br />

Neben den technischen Aspekten beschäftigt sich die <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

auch mit den sozialen, ökonomischen und<br />

ökologischen Auswirkungen <strong>der</strong> Verkehrssteuerung durch<br />

IuK IuK (Informations- und Kommunikations-)Technologien.<br />

Dazu gehören die Verringerung <strong>der</strong> negativen Auswirkungen<br />

des Verkehrs auf die Umwelt, <strong>der</strong> Wandel des Mobilitätsverhaltens<br />

innerhalb <strong>der</strong> Gesellschaft und die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit im Personen- und Güterverkehr.<br />

Zusammenfassend läßt sich die <strong>Verkehrstelematik</strong> als eine<br />

intelligente Verknüpfung von Telekommunikation und Informatik<br />

und <strong>der</strong>en Anwendung im Verkehrswesen definieren.<br />

1.2 Warum schreiben wir darüber? (umwelt-, verkehrs-,<br />

wirtschaftspolitische und gesellschaftliche Bedeutung)<br />

Verkehrsauf- Das Verkehrsaufkommen ist in den letzten Jahrzehnten<br />

kommen enorm angestiegen und ein Ende dieser Entwicklung ist<br />

nicht abzusehen. Der Individual-PKW-Verkehr hat in Deutschland<br />

von 1970 mit einer Verkehrsleistung von 305 Mrd.<br />

Kilometern (W. Zängl, 1995, S. 17) bis 1980 auf 530 Mrd.<br />

Kilometer und bis 1993 auf über 730 Mrd. Kilometer zugenommen.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> PKW-Neuzulassungen in <strong>der</strong><br />

BRD erreichte 1998 mit 3 736 000 Fahrzeugen einen neuen<br />

Höchststand. Der Fahrzeugbestand betrug 1998 laut Angaben<br />

des Statistischen Bundesamtes 49,6 Mio. Kraftfahrzeuge<br />

(1996: 48,3 Mio.), davon 41,7 Mio. PKWs (1996:<br />

40,9 Mio.).<br />

Prognosen Die Prognosen sagen bis 2010 einen Anstieg des Güterverkehrs<br />

um 78 % und des Personenverkehrs um 32 % voraus.<br />

Beim Transitverkehr durch Deutschland wird für den<br />

Güterverkehr eine Verdopplung, beim Personenverkehr<br />

sogar eine Verdreifachung erwartet (G. Müller, G. Hohlweg;<br />

1995, S.V.). Die Situation in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Seite 3<br />

ist ähnlich, wobei <strong>der</strong> Transitverkehr in Deutschland aufgrund<br />

<strong>der</strong> zentralen geographischen Lage sicherlich am<br />

höchsten ist.<br />

Die <strong>Verkehrstelematik</strong> bietet verschiedene Methoden und<br />

Lösungsansätze, um sich dem Problem <strong>der</strong> zunehmenden<br />

Verkehrsbelastung zu stellen. Angesichts <strong>der</strong> umwelt-, verkehrs-,<br />

wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Bedeutung<br />

dieser Herausfor<strong>der</strong>ung wird <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

in den kommenden Jahren eine große Bedeutung zukommen.<br />

1.3 Wer ist betroffen? (Anbieter, Kunden)<br />

Als Kunden für Telematikanwendungen kommen eine Vielzahl<br />

von Zielgruppen in Frage. Die größte potentielle Nutzergruppe<br />

ist <strong>der</strong> private motorisierte Individualverkehr. Zu<br />

den gewerblichen Nutzern gehören Speditionen, Taxiunternehmen,<br />

Post, Auslieferservice, Außendienstmitarbeiter,<br />

Autovermietungen, Versicherungen (Diebstahlschutz, Überwachung<br />

<strong>der</strong> Überführung von Luxusfahrzeugen), Pannendienste<br />

usw. Auch öffentliche Einrichtungen kommen als<br />

Nutzer <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> in Frage. Dazu gehören<br />

Feuerwehr, Rettungsdienste, Polizei o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ÖPNV.<br />

Jede Nutzergruppe stellt spezifische Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

notwendigen Zentralen, Telematikendgeräte und Dienstleistungen.<br />

Dadurch eröffnet sich für Hersteller und Dienst-<br />

Marktspektrum leistungsanbieter ein breites Marktspektrum.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 4<br />

Hersteller Navigationshardware<br />

Navigationssoftware<br />

Digitale Straßenkarten<br />

Digitaler Reiseführer<br />

Diebstahlschutzsysteme<br />

Notrufsysteme<br />

Flottenmanagementsysteme<br />

etc.<br />

Service provi<strong>der</strong> Zentrale Zielführung<br />

Notrufservice<br />

Pannenotruf<br />

Diebstahlschutz<br />

Verkehrsinformationen (Floating-car-data)<br />

Flottenmanagement<br />

etc.<br />

Tab. 1: Typische Anbieter von <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Private Kunden Private KFZ-Fahrer<br />

Gewerbliche Kunden Speditionen<br />

Taxiunternehmen<br />

Lieferservice<br />

Pannendienste<br />

Autovermieter<br />

Werttransporte<br />

etc.<br />

Administration ÖPNV<br />

Verkehrsplanung<br />

Verkehrsmanagement<br />

Dynamisches Schadstoffkataster<br />

etc.<br />

BOS Polizei<br />

Feuerwehr<br />

Rettungsdienst<br />

Bundeswehr<br />

Bundesgrenzschutz<br />

etc.<br />

Tab. 2: Typische Kunden <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

2 Situationsdarstellung, Handlungsbedarf<br />

Seite 5<br />

2.1 Situation und Handlungsbedarf: Verkehr – Umwelt<br />

Ein weiterer großzügiger Ausbau des Straßennetzes kommt<br />

wegen des enormen Flächenverbrauchs nicht in Frage, so<br />

daß sich die aus dem erhöhten Verkehrsaufkommen resultierenden<br />

Probleme in den nächsten Jahren verschärfen<br />

werden. In den letzten Jahren führte die von den Kfz-Abgasen<br />

verursachte Zunahme <strong>der</strong> Ozonwerte bereits mehrmals<br />

zum Auslösen von Ozonalarm und befristeten Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

auf einigen Straßenabschnitten.<br />

Das weltweite Ansteigen <strong>der</strong> CO 2-Konzentration in <strong>der</strong><br />

Erdatmosphäre führte bereits zu einer nachweisbaren Erwärmung<br />

mit bisher kaum abschätzbaren Einflüssen auf das<br />

Klimageschehen und den Wasserhaushalt <strong>der</strong> Erde. Obwohl<br />

<strong>der</strong> Kraftstoffverbrauch und <strong>der</strong> Schadstoffausstoß durch<br />

ständig verbesserte Technologien <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

verringert wurde, werden die Erfolge durch die Zunahme<br />

<strong>der</strong> Anzahl von Kraftfahrzeuge und eine daraus folgende<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Betriebsstunden zunichte gemacht.<br />

Längere staubedingte Laufzeiten <strong>der</strong> Motoren und unnötige<br />

Umwege durch ortsunkundige Fahrer, Parkplatzsuchverkehr<br />

sowie Leerfahrten im Güterverkehr lassen sich durch<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>dienste vermeiden und tragen somit zu<br />

einer Verringerung des Schadstoffausstoßes bei. Weiterhin<br />

können Hinweise auf „Park and Ride“-Möglichkeiten o<strong>der</strong><br />

Anbindungen an den ÖPNV zu einer Verbesserung <strong>der</strong><br />

Umweltsituation führen, zumal wenn <strong>der</strong> Fahrer durch<br />

aktuelle Verkehrs- und Parkplatzmeldungen über das<br />

Verkehrsgeschehen im Citybereich informiert wird. Vor<br />

allem bei Großereignissen wie Sport- o<strong>der</strong> Konzertveranstaltungen,<br />

Messen, Volksfesten usw. könnte dadurch ein<br />

großer Teil des motorisierten Individualverkehrs auf öffentliche<br />

Verkehrsmittel umgeleitet werden. Neben einer Re-<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 6<br />

duzierung <strong>der</strong> Luftschadstoffe bieten die genannten Telematikdienste<br />

den Vorteil, daß die Nutzer ihren Zielort<br />

schneller und entspannter erreichen.<br />

Umweltschutz Die Vorteile, die <strong>Verkehrstelematik</strong>anwendungen für den Umweltschutz<br />

bieten, können in folgenden Punkten zusammengefaßt<br />

werden:<br />

Energieeinsparung durch Stauvermeidung und verstärkte<br />

Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel,<br />

Verringerung <strong>der</strong> Abgasemissionen durch Verkürzung des<br />

Stop-and-go-Verkehrs und Vermeidung von Umwegen,<br />

weniger Autofahrten durch zuverlässigere und damit<br />

attraktivere öffentliche Verkehrsmittel,<br />

Verzicht auf weitere Straßenbaumaßnahmen und damit<br />

geringerer Landschaftsverbrauch.<br />

Modellrechnungen (G. Müller, 1995, S. 12) haben ergeben,<br />

daß sich durch ein verbessertes Verkehrsmanagement <strong>der</strong><br />

Schadstoff- Schadstoffausstoß um einen beträchtlichen Anteil verrinausstoß<br />

gern läßt:<br />

Kohlenwasserstoffe um mehr als 40 %<br />

Kohlenmonoxid um mehr als 20 %<br />

Stickoxide um fast 15 %<br />

Kohlendioxid um ca. 20 %<br />

Angesichts des steigenden Verkehrsaufkommens und <strong>der</strong><br />

wachsenden Belastung <strong>der</strong> Umwelt durch die aus <strong>der</strong> Verbrennung<br />

von fossilen Kraftstoffen resultierenden Schadstoffe<br />

bietet die Telematik interessante Ansätze für eine<br />

umweltgerechte Verkehrsplanung. Diese soll dazu beitragen,<br />

den unnötigen Verkehr zu reduzieren, den unvermeidbaren<br />

Verkehr effektiver zu gestalten und die Nutzung von umweltfreundlichen<br />

Verkehrsmitteln zu för<strong>der</strong>n.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

2.2 Situation und Handlungsbedarf: Verkehr – Wirtschaft<br />

Arbeitsteilung und Handel haben dazu geführt, daß die<br />

Mobilität von Personen und Gütern zu einem wichtigen<br />

wirtschaftlichen Faktor geworden ist. Ein effizienter, schneller<br />

und kostengünstiger Transport trägt zur Sicherung eines<br />

Wirtschaftsstandortes bei. Der Großteil des Personen- und<br />

Gütertransportes in Deutschland wird über die Straße abgewickelt.<br />

Abb. 1: Personenverkehr 1997 in Mio. beför<strong>der</strong>te Personen<br />

Seite 7<br />

Neben dem klassischen Transport von Personen und Gütern<br />

hat die Vermittlung von Nachrichten und Informationen in<br />

einer mo<strong>der</strong>nen Dienstleistungsgesellschaft einen wichtigen<br />

Stellenwert erlangt. Dabei wird die räumliche Mobilität<br />

immer mehr durch den Austausch von Daten mittels mo<strong>der</strong>ner<br />

Kommunikationstechnologien ersetzt bzw. ergänzt. Beispiele<br />

hierfür sind Videokonferenzen, Home-banking, Teleshopping<br />

usw. Es findet zudem eine Verlagerung des Arbeitsplatzes<br />

vom Büro o<strong>der</strong> Betrieb nach Hause zum privaten<br />

PC mit Vernetzung zum Großrechner des Arbeitgebers<br />

statt. Dies trägt zwar zur Verkehrsreduzierung bei, nicht<br />

jedoch in dem Maße, daß ein effektives Verkehrsmanage-<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 8<br />

ment mit Hilfe <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> zur Aufrechterhaltung<br />

und Optimierung des Personen- und Gütertransportes nötig<br />

ist, um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.<br />

Abb. 2: Güterverkehr 1997 in Mio. Tonnen<br />

Nach Berechnungen <strong>der</strong> Universität Köln steht je<strong>der</strong> in die<br />

Verkehrsleittechnik investierten Mark ein volkswirtschaftlicher<br />

Nutzen von vier DM gegenüber (G. Siegle, 1996, S. 85).<br />

Einsparungen Einsparungen, die durch den Einsatz von <strong>Verkehrstelematik</strong>diensten<br />

erreicht werden können, sind z. B.<br />

weniger Leerfahrten durch Fracht- und Flottenmanagement,<br />

Verringerung <strong>der</strong> Fahrzeugbestände durch bessere Auslastungsquoten,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Seite 9<br />

weniger Kilometerleistung durch individuelle Zielführungssysteme,<br />

weniger unnötige Suchfahrten für Auslieferunternehmen,<br />

Außendienstmitarbeiter, Handwerker usw.,<br />

bessere Abstimmung <strong>der</strong> Verbindungen zwischen verschiedenen<br />

Verkehrsträgern (Modal Split),<br />

Umgehung von Staus,<br />

schnellere Abwicklung von Grenzformalitäten,<br />

Steigerung <strong>der</strong> Aufnahmekapazitäten durch flexiblere<br />

Routengestaltung,<br />

geringere Unfallschäden und <strong>der</strong>en Folgekosten,<br />

geringere Lagerhaltungskosten (Just-in-time-Steuerung).<br />

Außerdem stellt die Telematik selbst als schnell wachsen<strong>der</strong><br />

Industriezweig mit einem geschätzten, europaweiten<br />

Umsatzvolumen von 200 Mrd. DM bis zum Jahr 2010<br />

Wirtschafts- einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor mit entfaktor<br />

sprechendem positiven Einfluß auf den Arbeitsmarkt dar<br />

(G. Siegle, 1996, S. 14).<br />

2.3 Situation und Handlungsbedarf: Verkehr – Gesellschaft<br />

Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Sowohl die<br />

Ausübung des Berufes als auch die Freizeitgestaltung er-<br />

Mobilität for<strong>der</strong>n räumliche Mobilität. Die zunehmenden Entfernungen<br />

zwischen Wohnort und Arbeitsplatz und <strong>der</strong> Anstieg<br />

an Freizeitaktivitäten und Urlaubsreisen führen dazu,<br />

daß die Menschen immer mehr Zeit in Verkehrsmitteln verbringen.<br />

Durchschnittlich hält sich je<strong>der</strong> Deutsche drei Tage<br />

pro Jahr im Stau auf.<br />

Neben <strong>der</strong> Zeitersparnis bietet die <strong>Verkehrstelematik</strong> ihren<br />

Verkehrs- Nutzern eine Erhöhung <strong>der</strong> Verkehrssicherheit. Die EUsicherheit<br />

Kommission DG XIII prognostiziert eine Verringerung <strong>der</strong><br />

Kollisionen durch Verbesserung <strong>der</strong> Reaktionszeit um 10 bis<br />

30 % und eine bessere Versorgung <strong>der</strong> Unfallopfer durch<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 10<br />

das schnellere Eintreffen <strong>der</strong> Rettungsmannschaften von<br />

20-30 % (G. Siegle, 1996, S. 155).<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>dienste sorgen für einen besseren Ablauf<br />

des Verkehrs und unterstützen die Mobilität im Individualund<br />

öffentlichen Verkehr z. B. aufgrund folgen<strong>der</strong> Wirkungen:<br />

niedrigere Wartezeiten beim ÖPNV durch Fahrplanauskunftssysteme,<br />

sicherere Anschlüsse bei Fahrten mit Bus und Bahn<br />

durch Pre-Trip-Planung,<br />

optimale Kombination öffentlicher und privater Verkehrsmittel,<br />

Beschleunigung des Bus-, Straßenbahn- und Zugverkehrs<br />

durch Betriebsleitsysteme,<br />

Verringerung <strong>der</strong> Irrfahrten in unbekannten Städten<br />

durch automatisierte Zielführungssysteme,<br />

weniger Parksuchverkehr durch Parkleitsysteme,<br />

Vermeidung von Unfällen,<br />

schnelleres Eintreffen <strong>der</strong> Rettungsmannschaften.<br />

3 Technologien, Systeme und Anwendungen<br />

Basierend auf den Basistechnologien <strong>der</strong> Telekommunikation<br />

werden unterschiedliche Informationsinhalte an die<br />

Verkehrsteilnehmer übermittelt. Neben dem Datenaustausch<br />

muß dem Fahrer auch eine Ortungs- und Navigationsmöglichkeit<br />

zur Verfügung stehen, um die Informationen in<br />

ihrem räumlichen Kontext auswählen und beurteilen zu<br />

können. Diese Zusammenhänge und die daraus resultierenden<br />

Anwendungen werden im Folgenden erläutert.<br />

3.1 Basistechnologien<br />

Zunächst sollen die technischen Voraussetzungen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Telematikanwendungen vorgestellt werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Seite 11<br />

3.1.1 Telekommunikation<br />

Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über einige Telekommunikationssysteme<br />

gegeben. Da im Rahmen dieses<br />

Artikels nicht alle Systeme berücksichtigt werden können,<br />

werden die wichtigsten Telekommunikationstechnologien<br />

ausgewählt und ihre wesentlichen Merkmale herausgearbeitet.<br />

Der Austausch von Informationen zwischen Fahrzeugen<br />

und Verkehrsleitzentralen erfolgt mit Hilfe unterschiedlicher<br />

Telekommunikationsmittel. Dabei unterscheidet man zwi-<br />

Mono- und schen einer mono- und einer bidirektionalen Datenkommubidirektonale<br />

nikation. Während erstere lediglich Informationen an den<br />

Datenkommu- Fahrer weitergibt, erlaubt die bidirektionale Kommunikanikation<br />

tion auch einen Informationstransfer vom Fahrzeug zur<br />

Leitstelle.<br />

3.1.1.1 RDS-TMC und DAB<br />

Beispiele für monodirektionale Telekommunikation sind<br />

<strong>der</strong> Radio Data System-Traffic Message Channel RDS-TMC<br />

und <strong>der</strong> digitale Hörfunk DAB (Digital Audio Broadcast).<br />

Der Radio Data System-Traffic Message Channel RDS-<br />

TMC geht einen Schritt weiter als <strong>der</strong> traditionelle Verkehrsfunk.<br />

Mit dem analogen Radiosignal werden aktuelle<br />

Verkehrs- Verkehrsinformationen in digitaler Form ausgesendet. Dieinformationen<br />

se stehen dem Fahrer je<strong>der</strong>zeit zur Verfügung und können<br />

auch im Ausland in <strong>der</strong> jeweiligen Muttersprache empfangen<br />

werden. Die Informationen werden automatisch erfaßt<br />

und sind hochaktuell. Die Ausgabe kann auf bestimmte<br />

Strecken begrenzt und automatisch gespeichert werden. Für<br />

RDS-TMC lassen sich nach ersten Abschätzungen in<br />

Abhängigkeit vom Ausrüstungsgrad Potentiale für Verkürzungen<br />

<strong>der</strong> Fahrzeiten bis zu 19 % und für die Vermin<strong>der</strong>ung<br />

von CO-Emissionen bis zu 7 % ermitteln (G. Siegle,<br />

1996, S. 203). Neben Verkehrsmeldungen können durch<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 12<br />

RDS-TMC auch an<strong>der</strong>e Informationen, wie z. B. DGPS-<br />

Korrekturdaten, übertragen werden.<br />

Der digitale Hörfunk DAB (Digital Audio Broadcast) kann<br />

die RDS-TMC-Verkehrsinformationen übernehmen und<br />

bietet den Vorteil einer höheren Datenübertragungsrate. Der<br />

Aufbau von Sen<strong>der</strong>n, die Nutzung von Frequenzen und<br />

an<strong>der</strong>e Fragen sind noch ungeklärt. Nach Einschätzung von<br />

ERTICO sollte sich die Forschung auf die weitere Entwicklung<br />

des digitalen Hörfunks konzentrieren (Informationsunterlagen<br />

zum 4. Weltkongreß für <strong>Verkehrstelematik</strong>,<br />

1997). Derzeit finden in Deutschland mehrere Pilotversuche<br />

statt, dabei werden zum Teil echte Mehrwert-Dienste wie z. B.<br />

Flugplanauskunft, graphisch aufbereitete Verkehrsinformationen,<br />

Kleinanzeigen etc. angeboten.<br />

3.1.1.2 GSM<br />

Währen die oben geschil<strong>der</strong>ten Broadcast-Verfahren lediglich<br />

die Fahrzeuge mit aktuellen Informationen versorgen, können<br />

durch Kommunikation mit Hilfe von Mobilfunknetzen<br />

Daten in beide Richtungen übertragen werden.<br />

Das „Global System for Mobile Communications“ GSM<br />

bietet als erster internationaler digitaler Mobilfunkstandard<br />

ein geeignetes Mittel des Informationsaustausches. Weltweit<br />

haben sich fast 100 Signatare aus 66 Län<strong>der</strong>n verpflichtet,<br />

GSM einzuführen. Für einen grenzüberschreitenden Datenaustausch<br />

zwischen Fahrzeug und Verkehrsleitstelle werden<br />

keine weiteren Infrastruktureinrichtungen benötigt, und eine<br />

offene Systemarchitektur mit transparenten Schnittstellen<br />

bietet verschiedenen Nutzern die Möglichkeiten <strong>der</strong> Einbindung<br />

in spezielle Anwendungen (G. Müller, 1995, S. 196).<br />

Der Einsatz von GSM in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> erfor<strong>der</strong>t<br />

folgende Voraussetzungen (G. Siegle, 1996, S. 185):<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Seite 13<br />

eine einfache und flexible Adressierung,<br />

Rundrufe für alle Teilnehmer,<br />

Kommunikation innerhalb einer Teilnehmergruppe,<br />

schnellen Rückrufaufbau (Notfallmeldungen) und<br />

effektiven Datenübertragungsdienst für extrem viele, kurze<br />

Datenübertragungen, die aus nicht immer vorhersehbaren,<br />

eng begrenzten Gebieten praktisch gleichzeitig angefor<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

Folgende Features sind in GSM enthalten (G. Siegle, 1996,<br />

S. 185):<br />

IN (Intelligent Network) und CAMEL (Customized Application<br />

for Mobile Enhanced Logic). Diese erlauben<br />

durch kurzfristiges und flexibles Implementieren neuer<br />

Dienste und <strong>der</strong>en netzübergreifende Nutzbarkeit eine<br />

Differenzierung <strong>der</strong> Netzbetreiber und Service Provi<strong>der</strong>;<br />

GPRS (General Packet Radio Services) ermöglicht durch<br />

paketorientierte Übertragung eine ressourcenschonende<br />

Abfrage von Datenbanken;<br />

ASCI (Advanced Speech Call Items) erlauben höherwertige<br />

Sprachdienste wie z. B. Gruppenrufe und Prioritäten.<br />

3.1.1.3 Iridium<br />

Iridium ist ein satellitengestütztes globales Kommunikationssystem,<br />

das unter <strong>der</strong> Leitung des Motorola-Konzerns<br />

im November 1998 den operationellen Betrieb aufgenommen<br />

hat. Das Raumsegment besteht aus 66 Satelliten (plus<br />

6 Ersatzsatelliten im Orbit) in einer Höhe von 780 km.<br />

Dabei befinden sich jeweils 11 operationelle und 1 Ersatzsatellit<br />

auf einer <strong>der</strong> 6 polaren Umlaufbahnen. Die niedrigen<br />

Umlaufbahnen erlauben (im Vergleich zu geostationären<br />

Kommunikationssatelliten in einer Höhe von ca. 36 000<br />

km) eine bessere Übertragung. Weiterhin wird die Verwendung<br />

kleinerer Endgeräte ermöglicht, da eine geringere<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 14<br />

Sendeleistung erfor<strong>der</strong>lich ist. Die kleinen und leichten<br />

(689 kg) Satelliten stehen miteinan<strong>der</strong> in Kommunikation<br />

(Inter-Satelliten-Link) und erlauben eine weltweite Abdeckung.<br />

Die Verbindung zwischen den Satelliten (23.18 -<br />

23.38 GHz) und von den Satelliten zur Bodenstation<br />

(Downlink 19.4 - 19.6 GHz und Uplink 29.1 - 29.3 GHz)<br />

findet im Ka-Band statt, die Telefon- und Kommunikationsverbindungen<br />

im L-Band (1616 - 1626.5 MHz). Seit<br />

Mai 1998 sind alle Satelliten auf ihren Umlaufbahnen.<br />

In Gebieten mit einem kompatiblen Mobilfunknetz kann<br />

diese Infrastruktur in das System integriert werden. Die<br />

Dienstleistungen werden in den einzelnen Län<strong>der</strong>n durch<br />

Telekommunikationsbehörden und Service-Provi<strong>der</strong> angeboten.<br />

Der deutsche Betreiber Iridium Services Deutsch-<br />

Vertiebsgebiet land GmbH hat ein Vertriebsgebiet über 21 europäische<br />

Staaten und in Israel. Dieser Raum wird von einer Bodenstation<br />

bei Rom versorgt.<br />

Laut eigener Angaben verfügt Iridium <strong>der</strong>zeit (Stand vom<br />

Kunden 31.3.1999) über ca. 10.300 Kunden. Davon nutzen 7.188<br />

die Sprachübertragung per Satellit, 1.031 die Sprachübertragung<br />

über Mobilfunknetze und 2.075 den Pagerdienst<br />

per Satellit.<br />

3.1.1.4 Globalstar<br />

Der Globalstarkonzern wurde 1991 von Qualcomm und<br />

Space Systems/Loral mit dem Ziel, ein globales, satellitengestütztes<br />

Kommunikationssystem zu errichten, gegründet.<br />

Seit April 1998 werden Tests mit den 8 in <strong>der</strong> Umlaufbahn<br />

befindlichen Satelliten durchgeführt. Bis zum Sommer 1999<br />

soll das Raumsegment auf 32 Satelliten ausgebaut werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Die ersten Telefone werden voraussichtlich im August 1999<br />

angeboten werden, und <strong>der</strong> operationelle Service soll im<br />

September aufgenommen werden. Bis Ende 1999 soll das<br />

Raumsegment um weitere 20 Satelliten ergänzt werden.<br />

Wie Iridium wird Globalstar eine weltweite Übertragung<br />

von Telefongesprächen, Faxen und Daten anbieten und<br />

kann ebenfalls existierende landgestützte Mobilfunknetze<br />

in den Betrieb einbinden.<br />

3.1.1.5 Teledesic<br />

Das von dem ehemaligen McCaw-Cellular-Communications-<br />

Grün<strong>der</strong> und Bill Gates initiierte Telekommunikationssystem<br />

Teledesic sollte ursprünglich aus 840 Satelliten<br />

bestehen. Diese Planung wurde im weiteren Projektverlauf<br />

auf 288 reduziert, und weitere Diskussionen um die Anzahl<br />

<strong>der</strong> benötigten Satelliten sind <strong>der</strong>zeit noch nicht abgeschlossen.<br />

Am 25.2.1998 wurde <strong>der</strong> erste experimentelle<br />

Teledesic-Satellit in den Orbit gebracht.<br />

3.1.2 Informationsinhalte<br />

Welche Informationen sollen nun an den Verkehrsteilnehmer<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> unterschiedlichen Telekommunikationsmittel<br />

weitergegeben werden? Für den Transport von<br />

Personen o<strong>der</strong> Gütern ist <strong>der</strong> Start- und Zielpunkt bekannt.<br />

Zeitraum und Beginn <strong>der</strong> Reise bzw. des Transportes richten<br />

sich nach <strong>der</strong> Wahl des entsprechenden Verkehrsmittels,<br />

so daß bereits für die Wahl <strong>der</strong> optimalen Verbindung eine<br />

Reihe von Informationen benötigt wird. Auch während <strong>der</strong><br />

Fahrt müssen je nach Art des Verkehrs verschiedene Informationen<br />

ausgetauscht werden. Beispielhaft kann hier genannt<br />

werden:<br />

Bahn, Flugzeug und ÖPNV:<br />

Art <strong>der</strong> in Frage kommenden Verkehrsmittel<br />

Routenauswahl<br />

Seite 15<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 16<br />

Abfahrts-/Flugzeiten, Anschlüsse und Wartezeiten<br />

Fahr-/Flugpreise<br />

Reservierungen<br />

Verspätungen<br />

Notrufinformationen<br />

Parkmöglichkeiten an Bahnhöfen und Flughäfen<br />

Übernachtungsmöglichkeiten<br />

Privater Kfz-Verkehr:<br />

Routenauswahl<br />

Aktuelle Information zur Verkehrslage<br />

Notrufinformationen<br />

Warnung bei Schnee, Nebel, Glatteis, Nässe<br />

Parkmöglichkeiten<br />

Straßengebühren<br />

Tankstellen<br />

Werkstätten<br />

Übernachtungsmöglichkeiten<br />

Restaurants<br />

Gütertransport:<br />

Art <strong>der</strong> in Frage kommenden Verkehrsmittel<br />

Abfahrtszeiten, Anschlüsse und Wartezeiten<br />

Kosten: Fahrpreise, anfallende Straßengebühren, Benzinverbrauch<br />

Routenauswahl<br />

Aktuelle Information zur Verkehrslage<br />

Notrufinformationen<br />

Auslastung von Transportfahrzeugen<br />

Art <strong>der</strong> Ladung<br />

Warnung bei Schnee, Nebel, Glatteis, Nässe<br />

Wartezeiten an Grenzen<br />

Tankstellen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Werkstätten<br />

Restaurants<br />

Seite 17<br />

Die genannten Informationen werden aus verschiedenen<br />

Leitzentrale Quellen erfaßt, in einer Leitzentrale gesammelt und ausgewertet<br />

und durch Mittel <strong>der</strong> Telekommunikation an den<br />

Bordrechner des Nutzers weitergeleitet. Dort werden die<br />

Informationen aufbereitet („mobile Intelligenz“) und über<br />

eine graphische Darstellung o<strong>der</strong> Sprachausgabe an den<br />

Fahrer weitergegeben. Diese Schnittstelle wird als MMI<br />

Man Machine (Man Machine Interface) bezeichnet. Bei <strong>der</strong> Datenaus-<br />

Interface gabe ist darauf zu achten, daß dies in einer Form geschieht,<br />

die den Fahrer nicht vom Straßenverkehr ablenkt und gefährdet.<br />

Deswegen sollten einfache und übersichtliche Graphiken<br />

verwendet werden, die den Fahrer über den unmittelbar<br />

bevorstehenden Streckenabschnitt informieren. Übersichtsdarstellungen,<br />

Routenauswahlmöglichkeiten und komplexere<br />

Sachverhalte sollten nur bei geparktem Fahrzeug<br />

ausgegeben werden.<br />

3.1.3 Ortung/Navigation<br />

Für alle Anwendungen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> ist es wichtig,<br />

die Position <strong>der</strong> einzelnen Verkehrsträger zu bestimmen<br />

und den Verkehrsteilnehmern die Navigation vom Startpunkt<br />

zum Zielpunkt zu ermöglichen. Das deutlichste Beispiel<br />

für die Bedeutung von Navigationsverfahren in <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> sind die individuellen Zielführungssysteme,<br />

die es dem Fahrer ermöglichen, mit Hilfe des im<br />

Fahrzeug installierten Navigationsequipments, einer digitalen<br />

Straßenkarte und eines im Fahrzeug angebrachten<br />

Rechners (On-Board-Unit) o<strong>der</strong> einer zentralen Leitstelle<br />

ein bestimmtes Fahrziel anzusteuern. Dabei werden dem Fahrer<br />

die benötigten Informationen durch das Man-Machine-<br />

Interface (MMI) in Form einer kartographischen Darstellung,<br />

von Richtungspfeilen o<strong>der</strong> einer Sprachausgabe<br />

vermittelt.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 18<br />

Im folgenden sollen die wichtigsten Navigationsverfahren,<br />

die im Bereich <strong>der</strong> Telematik zum Einsatz kommen, vorgestellt<br />

werden.<br />

3.1.3.1 Funknavigation<br />

Seit sieben Jahrzehnten sind Verfahren <strong>der</strong> Funknavigation<br />

im Einsatz. Das Prinzip dieser Methode besteht in <strong>der</strong> Ortsbestimmung<br />

aus den Laufzeiten und dem Laufverhalten<br />

von Funksignalen, die von ortsfesten o<strong>der</strong> bekannten Positionen<br />

ausgesandt werden. Einige Beispiele sind Loran-C,<br />

Chayka, VOR (VHF Omnidirectional Radio Range), DME<br />

(Distance Measuring Equipment) etc. In <strong>der</strong> Telematik werden<br />

<strong>der</strong>zeit vor allem Verfahren <strong>der</strong> Satellitennavigation<br />

verwendet. Dies sind momentan das vom U.S. Department<br />

of Defense betriebene Global Positioning System (GPS)<br />

und das Global Navigation Satellite System (GLONASS)<br />

<strong>der</strong> russischen Konfö<strong>der</strong>ation. Beide Systeme bestehen aus<br />

Raum-, Boden- und Nutzersegment.<br />

Raumsegment: Das Raumsegment besteht bei beiden<br />

GPS Systemen aus je 24 Satelliten, wobei diese sich bei GPS<br />

GLONASS auf 6 Umlaufbahnen und bei GLONASS auf 3 Umlaufbahnen<br />

befinden. Während alle GPS-Satelliten auf den<br />

gleichen 2 Frequenzen (L1, L2) senden und sich durch<br />

ihren aufmodulierten Code unterscheiden, verfügen die<br />

GLONASS-Satelliten über den jeweils gleichen Code und<br />

unterscheiden sich in ihren Frequenzen. Die Höhe <strong>der</strong><br />

inklinierten (55°) Umlaufbahn beträgt bei GPS 20.200<br />

km bei einer Umlaufzeit von 12 Stunden. Die Bahn <strong>der</strong><br />

GLONASS-Satelliten verläuft in einer Höhe von 19.200<br />

km, bei einer Inklination von 64,8° (daraus ergibt sich<br />

für GLONASS in höheren geographischen Breiten eine<br />

bessere Verfügbarkeit als für GPS) und einer Umlaufzeit<br />

von 11h 45min. Während GPS seit 1993 mit seiner vollen<br />

Satellitenbestückung in Betrieb ist, wird GLONASS<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Seite 19<br />

(seit 1996 in Betrieb) <strong>der</strong>zeit mit geringerer Satellitenanzahl<br />

betrieben.<br />

Bodensegment: Das Bodensegment besteht bei beiden<br />

Systemen aus einer Reihe von Kontrollstationen, von denen<br />

die Satellitenbahnen überwacht und korrigiert werden.<br />

Die Bahndaten <strong>der</strong> Satelliten werden als Ephemeriden<br />

(Umlaufparameter eines Satelliten) und Almanach-<br />

Daten (Bezug aller Satellitenbahnen zueinan<strong>der</strong>) ausgestrahlt.<br />

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden<br />

Systemen besteht darin, daß die GPS-Daten für zivile<br />

Nutzer künstlich verschlechtert werden (Selective<br />

Availability, SA), dies ist bei den GLONASS-Signalen<br />

nicht <strong>der</strong> Fall.<br />

Nutzersegment: Unter dem Nutzersegment versteht man<br />

die verschiedenen Typen von Receivern (das Angebot<br />

reicht von preisgünstigen Handgeräten bis zu komplexen<br />

Geräten für höchste Genauigkeit, die für sicherheitskritische<br />

Spezialanwendungen benötigt werden) und die Gemeinschaft<br />

aller Nutzer. Die Positionsdaten werden in<br />

geographischen Koordinaten ausgegeben, wobei GPS das<br />

World Geodetic System 1984 (WGS 84) und GLONASS<br />

Bezugssystem das PZ-90-Bezugssystem verwendet. Für die Bestimmung<br />

einer 2dimensionalen Position werden 3, für eine 3dimensionale<br />

Position werden 4 Satelliten benötigt.<br />

Bei <strong>der</strong> Navigation im Telematikbereich kommt vor allem<br />

GPS zum Einsatz. Während für autorisierte, in <strong>der</strong> Regel<br />

PPS militärische Benutzer <strong>der</strong> Precise Positioning Service (PPS)<br />

mit einer Genauigkeit von 22 m (horizontal), 27 m (vertikal)<br />

und 100 ns für Zeitmessungen verfügbar ist, kann von<br />

zivilen Nutzern lediglich <strong>der</strong> Standard Positioning Service<br />

SPS (SPS) mit einer Genauigkeit von 100 m (horizontal), 156 m<br />

(vertikal) und 340 ns (Zeitmessung) empfangen werden.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 20<br />

Diese Ergebnisse können durch Verwendung eines differentiellen<br />

Korrekturverfahrens verbessert werden. Man spricht<br />

DGPS dann von DGPS bzw. DGLONASS. Dabei werden an exakt<br />

DGLONASS vermessenen Standpunkten Referenzstationen positioniert<br />

und <strong>der</strong> auftretende Fehler zwischen <strong>der</strong> tatsächlichen Position<br />

und <strong>der</strong> mit Hilfe <strong>der</strong> Satellitennavigation ermittelten<br />

Position berechnet. Angesichts <strong>der</strong> großen Entfernung zu<br />

den Satelliten gilt für die in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Referenzstation<br />

eingesetzten, mobilen Empfänger <strong>der</strong> gleiche Positionierungsfehler.<br />

Die Korrekturdaten werden über UKW,<br />

Mobilfunk (GSM) o<strong>der</strong> eigene Sendeeinrichtungen an die<br />

Empfänger übermittelt und die Meßgenauigkeit bis in den<br />

Meterbereich verbessert. Mit Empfängertypen, die eine Auswertung<br />

<strong>der</strong> Trägerfrequenz ermöglichen, kann eine Steigerung<br />

<strong>der</strong> Genauigkeit im Zentimeterbereich erreicht werden.<br />

Die Nutzung <strong>der</strong> beiden <strong>der</strong>zeit verfügbaren Satellitennavigationssysteme<br />

GPS und GLONASS ist mit folgenden<br />

wesentlichen Nachteilen verbunden:<br />

Kontrolle durch ausländische militärische Betreiberorganisationen,<br />

künstliche Signalverschlechterung bei GPS für zivile<br />

Nutzer und<br />

unvollständige Ausstattung des GLONASS-Raumsegmentes.<br />

Aus diesen Gründen wurden Schritte zur Schaffung eines<br />

zivilen europäischen Satellitennavigationssystems mit <strong>der</strong><br />

Galileo Bezeichnung Galileo eingeleitet. In <strong>der</strong> letzten Veröffentlichung<br />

<strong>der</strong> Europäischen Kommission vom 10.2.1999 wurden<br />

konkretere Vorstellungen zum technischen Aufbau und<br />

<strong>der</strong> Finanzierung von Galileo bekanntgegeben. Technisch<br />

orientiert sich Galileo an GPS und GLONASS und wird<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

ebenfalls über MEO-Umlaufbahnen verfügen. Die Leistungsparameter<br />

von Galileo sollen eine Positionsgenauigkeit von<br />

< 10 m (ohne Ergänzungssysteme) ermöglichen und damit<br />

<strong>der</strong> zu erwartenden Entwicklung bei GPS (Block 2 F)<br />

Rechnung tragen. Derzeit stehen zwei technische Optionen<br />

zur Diskussion:<br />

Konstellation bestehend aus 36 MEO- und 9 GEO-Satelliten<br />

(Kosten voraussichtlich 2,95 Mrd. EURO). Dieses<br />

Konzept stellt ein vollständig autonomes System dar, das<br />

alle Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllt.<br />

Konstellation bestehend aus 21 MEO- und 3 GEO-Satelliten<br />

(Kosten voraussichtlich 2,2 Mrd. EURO). Um<br />

die technischen Vorgaben zu erreichen, sind zusätzliche<br />

regionale Ergänzungssysteme erfor<strong>der</strong>lich. Die Ausstattung<br />

von 250 Städten wird mit ca. 200 Mio. EURO<br />

veranschlagt. Dieses Konzept stellt ein teilweise autonomes<br />

System dar, das die vollen Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

nur in Kombination mit GPS erfüllt.<br />

Public-Private- Als erwünschtes Finanzierungskonzept wird eine Public-<br />

Partnership Private-Partnership vorgestellt, aus <strong>der</strong> nach einer, durch<br />

überwiegend öffentliche Gel<strong>der</strong> finanzierten Entwicklungsund<br />

Einführungsphase ein Galileo Management Board gebildet<br />

werden soll, das für den weiteren Betrieb von Galileo<br />

zuständig ist.<br />

Folgen<strong>der</strong> Zeitplan ist <strong>der</strong>zeit vorgesehen:<br />

Seite 21<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 22<br />

Abb. 3: Zeitplanung Galileo<br />

Quelle Abb. 3: Kommunikation <strong>der</strong> Europäischen Kommission: „Galileo – Involving<br />

Europe in a New Generation of Satellite Navigation Service“,<br />

10.2.1999<br />

Ein weiteres Funknavigationsverfahren, das möglicherweise<br />

im Bereich <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> zum Einsatz kommen<br />

Loran-C könnten, ist Loran-C (Long Range Navigation). Bis zum<br />

31.12.94 wurde Loran-C weltweit von <strong>der</strong> US Coast Guard<br />

(USCG) betrieben. Anschließend wurden die Stationen von<br />

den jeweiligen Län<strong>der</strong>n größtenteils weiterbetrieben. Diese<br />

Entwicklung führte in mehreren Regionen <strong>der</strong> Welt zu einer<br />

Aufwertung und Ausweitung von Loran-C. In Europa wurde<br />

1992 eine Vereinbarung zwischen sechs Län<strong>der</strong>n (Dänemark,<br />

Irland, Frankreich, Norwegen, Holland und Deutschland)<br />

zum Aufbau und Betrieb eines zivilen Loran-C-<br />

NELS Systems NELS (Northwest European Loran-C System) für<br />

Nordwesteuropa, die Nordsee und den Nordatlantik getroffen.<br />

Loran-C ist ein zweidimensionales Hyperbelnavigationssystem,<br />

dessen Signal mit einer Frequenz von 100 kHz ausgestrahlt<br />

wird und das über eine Reichweite von ca. 1.000 NM<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Seite 23<br />

um die einzelnen Sendestationen verfügt. Die Sendestationen<br />

sind in Ketten mit mindestens drei und maximal sechs<br />

Sen<strong>der</strong>n (eine Leitstation und mehrere Nebenstationen)<br />

organisiert, <strong>der</strong>en Abstand zueinan<strong>der</strong> ca. 600-800 NM<br />

beträgt. Die Positionsbestimmung beruht auf <strong>der</strong> Messung<br />

<strong>der</strong> Laufzeitdifferenz zwischen den Signalen <strong>der</strong> synchronisierten<br />

Sen<strong>der</strong>. Die Auswertung <strong>der</strong> Zeitdifferenzen ergibt<br />

Hyperbelstandlinien, in <strong>der</strong>en Schnittpunkt die zu bestimmende<br />

Position liegt. Die absolute Genauigkeit bei Loran-C<br />

wird mit < 460 m angegeben; die wie<strong>der</strong>holbare Genauigkeit<br />

liegt im Bereich von 15-90 m. Der Einsatz differentieller<br />

Verfahren kann die absolute Genauigkeit um etwa den<br />

Faktor 4-5 steigern. Hier wird <strong>der</strong> Positionierungsfehler<br />

einer fest installierten Empfangsstation kontinuierlich ermittelt<br />

und von dem mobilen Nutzer des Systems bei <strong>der</strong><br />

Positionsbestimmung berücksichtigt.<br />

Loran-C bietet den Vorteil, daß topographische Erhebungen<br />

o<strong>der</strong> Bebauungen nur geringen Einfluß auf die Ausbreitung<br />

ausüben. Dagegen können Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Bodenleitfähigkeit<br />

o<strong>der</strong> ausgedehnte leitfähige Strukturen Ausbreitungsanomalien<br />

hervorrufen. Die daraus resultierenden Fehler<br />

sind jedoch vorhersagbar und lassen sich bei <strong>der</strong> Signalauswertung<br />

berücksichtigen. Für einen Einsatz in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

ergibt sich, bedingt durch die Signaleigenschaften<br />

von Loran-C, eine Verbesserung <strong>der</strong> Verfügbarkeit<br />

in Gebieten, in denen beim Empfang von GNSS-Signalen<br />

durch Abschattungseffekte Probleme auftreten können. Die<br />

Genauigkeit von Loran-C kann durch Kalibrierung mittels<br />

GNSS erhöht werden.<br />

Kombinierte Eine kombinierte Nutzung von Loran-C und GNSS bietet<br />

Nutzung von den Vorteil, daß im Falle <strong>der</strong> Störung eines Systems auf<br />

Loran-C und grund <strong>der</strong> unterschiedlichen Signalstruktur <strong>der</strong> Empfang<br />

GNSS des an<strong>der</strong>en Systems nicht beeinträchtigt wird. Weiterhin<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 24<br />

können auch Loran-C-Signale als „Pseudolites“ für eine<br />

Positionsbestimmung durch GNSS verwendet werden und<br />

umgekehrt. Dies bedeutet, daß selbst in Situationen, in<br />

denen die beiden Einzelsysteme keine Positionslösung ermöglichen,<br />

durch eine entsprechende Kombination <strong>der</strong> beiden<br />

Systeme eine Positionsbestimmung erfolgen kann. Dies<br />

ist gerade für <strong>Verkehrstelematik</strong>anwendungen interessant,<br />

da hierbei häufig Abschattungsprobleme durch Bebauung<br />

o<strong>der</strong> Vegetation entlang den Straßen auftreten.<br />

Weiterhin bietet Loran-C die Möglichkeit, DGNSS-Daten<br />

auszustrahlen. Dieses Verfahren wurde bereits ausgiebig er-<br />

Eurofix probt und wird unter <strong>der</strong> Bezeichnung Eurofix in den nächsten<br />

Jahren flächendeckend ausgebaut. Die Entwicklung<br />

von Eurofix begann 1994 an <strong>der</strong> TU Delft. Die DGPS-<br />

Korrekturdaten werden dem Loran-C-Signal aufmoduliert,<br />

dabei beträgt die effektive Daten-Übertragungsrate 19-47<br />

bps und ist abhängig von dem verwendeten Gruppen-<br />

Wie<strong>der</strong>holungsintervall. Eine Verschlechterung des Loran-C-<br />

Services wurde bei Tests, die an <strong>der</strong> Station Sylt durchgeführt<br />

wurden, nicht festgestellt. Bei vollständiger Einrichtung<br />

des Systems kann eine absolute Genauigkeit von < 5 m<br />

erreicht werden. Die Verfügbarkeit liegt bei 99,8 %. In Überlappungsbereichen<br />

mehrerer Stationen verbessert sich die<br />

Verfügbarkeit auf > 99,9996 % pro Monat. Eurofix verfügt<br />

über einen direkten Integritätsmechanismus. Liegen die<br />

Korrekturwerte außerhalb einer vorgegebenen Toleranz,<br />

wird innerhalb von 10 Sekunden eine Warnmeldung an die<br />

Nutzer ausgesendet.<br />

Die Ausweitung von Eurofix wird in drei Stufen erfolgen:<br />

Stufe 1 (Erprobung): Durch die Stationen Sylt, Vaerlandet,<br />

Boe und Lessay kann fast das gesamte Gebiet <strong>der</strong><br />

NELS-Mitgliedstaaten abgedeckt werden. Im Laufe <strong>der</strong><br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Seite 25<br />

1999 stattfindenden Erprobungsphase wird das Eurofix-<br />

Konzept verifiziert und verbessert. Es ist vorgesehen,<br />

diese Phase mit <strong>der</strong> Einrichtung eines Eurofix-Grundservices<br />

zu beenden. Dieser Dienst kann schnell eingerichtet<br />

werden, erfüllt jedoch nicht die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

für sicherheitskritische Anwendungen, da das Monitoring<br />

in dieser Projektphase noch nicht vollständig ausgebaut<br />

ist.<br />

Stufe 2 (Implementierung): Alle neun NELS-Stationen,<br />

die in vier Sendeketten organisiert sind, werden Eurofix-<br />

Daten aussenden, und eine zentrale Kontrollstation wird<br />

aufgebaut. Durch die Überschneidungen <strong>der</strong> Sendegebiete<br />

werden eine Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Daten<br />

erzielt, die auch den Einsatz für sicherheitskritische Anwendungen<br />

ermöglichen.<br />

Stufe 3 (Ausbau): Das Ziel <strong>der</strong> dritten Stufe ist die Ausweitung<br />

von Eurofix auf ganz Europa. Dies kann durch<br />

die Einbeziehung <strong>der</strong> Loran-C Stationen in Spanien und<br />

Italien sowie des europäischen Teils <strong>der</strong> russischen<br />

Chayka-Kette erfolgen.<br />

3.1.3.2 Koppelnavigation<br />

Neben den beschriebenen Verfahren <strong>der</strong> Funknavigation<br />

kommen in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> noch an<strong>der</strong>e Navigationsmittel<br />

wie z. B. Kompaß, Drehratensensoren, Radsensoren<br />

und Geschwindigkeitsmesser zum Einsatz. Sie dienen <strong>der</strong><br />

Ermittlung eines Vektors mit Richtungs- und Geschwindigkeitsangaben.<br />

Mit Hilfe dieses Vektors kann, ausgehend<br />

von einer bekannten absoluten Position (z. B. durch GPS-<br />

Messung) und <strong>der</strong> verstrichenen Zeit, die aktuelle Position<br />

errechnet werden (Koppelnavigation). Die durch Koppelnavigation<br />

bestimmte Position sollte in regelmäßigen Intervallen<br />

durch ein Verfahren <strong>der</strong> absoluten Ortsbestimmung<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 26<br />

abgeglichen werden, da sonst auftretende Fehler mitgeführt<br />

werden und erhebliche Positionsfehler auftreten können.<br />

Speziell für Radsensoren ist zu beachten, daß nasse o<strong>der</strong><br />

unebene Fahrbahnen und Geländeerhebungen zu einer<br />

Verfälschung <strong>der</strong> Positionsbestimmung führen können.<br />

3.1.3.3 Digitale Karte<br />

Die digitale Karte, die bei <strong>der</strong> Navigation im Bereich <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> als Grundlage dient, enthält neben <strong>der</strong><br />

Geometrie und Attributierung des Straßennetzes zusätzliche<br />

Informationen wie z. B. Abbiegebeschränkungen, Durchfahrtssperren,<br />

Einbahnstraßen usw. Erzeugt wird diese vektorielle<br />

Straßenkarte durch Digitalisieren analoger Kartenwerke<br />

o<strong>der</strong> On-Screen-Digitizing gescannter Karten o<strong>der</strong><br />

Luftbil<strong>der</strong>. Diese Rasterinformationen können auch als Zusatzinformationen<br />

im Bildschirmhintergrund beibehalten<br />

werden und erleichtern vor allem bei <strong>der</strong> Darstellung von<br />

Übersichten in kleinen Maßstäben die Orientierung. Durch<br />

Streckenbefahrungen werden Straßenattribute erfaßt und<br />

verifiziert.<br />

Die digitale Karte selbst dient ebenfalls <strong>der</strong> Navigation.<br />

Map-matching Durch Map-matching wird die aus Informationen <strong>der</strong><br />

Navigationssensoren (Richtungswinkel, Strecke) berechnete<br />

Position mit <strong>der</strong> digitalen Karte abgeglichen und aktualisiert.<br />

Damit lassen sich punktuell hohe Genauigkeiten in<br />

<strong>der</strong> Ortsbestimmung erreichen (3-10 m).<br />

3.1.3.4 Baken<br />

An <strong>der</strong> Straße positionierte Baken dienen ebenfalls <strong>der</strong><br />

Navigation. Beim Passieren einer Bake wird dem Bordrechner<br />

über ein Infrarot- o<strong>der</strong> Mikrowellensignal <strong>der</strong> aktuelle<br />

Standpunkt mitgeteilt. Gleichzeitig können auch Informationen<br />

vom Fahrzeug ausgesandt und zu einer Ver-<br />

Short range kehrszentrale weitergeleitet werden. Man spricht hier auch<br />

communication von short range communication.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Seite 27<br />

Beispiele für den Einsatz <strong>der</strong> Baken-Technologie sind die<br />

Euroscout Programme Euroscout und STORM. Bei Euroscout sind die<br />

Baken mit <strong>der</strong> Zentrale verbunden und werden von dort aus<br />

verwaltet, so daß die verkehrsrelevanten Informationen<br />

leicht aktualisiert werden können. Mit einer Übertragungsrate<br />

von 500 kBits/s werden die Daten an die Fahrzeuge<br />

übertragen und die Fahrer über Streckensperrungen, Umleitungen<br />

usw. informiert. In Stuttgart wurden im Rahmen<br />

STORM des Projektes STORM die Baken mit RDS/TMC kombiniert.<br />

Sobald vom Fahrzeug die vorhandene Baken-Infrastruktur<br />

erkannt wird, schaltet <strong>der</strong> Bordrechner auf Bakenkommunikation<br />

um und führt eine neue Positionierung und<br />

ein Karten-Update aus.<br />

Weitere Einsatzgebiete <strong>der</strong> Kommunikation durch Baken<br />

sind Busleitsysteme, ÖPNV-Ampelvorrangschaltungen und<br />

die Übermittlung lokaler Warnmeldungen.<br />

Die flächendeckende Ausstattung mit Bakensystemen und<br />

<strong>der</strong>en Instandhaltung sind mit erheblichen Kosten verbunden.<br />

Weiterhin ist eine Erfassung <strong>der</strong> Fahrzeuge nur entlang<br />

bestimmten Straßenabschnitten möglich. Aus diesen Gründen<br />

werden Bakensysteme in zunehmendem Maße durch Satellitennavigation<br />

ersetzt und die Kommunikationskomponente<br />

durch den Einsatz von GSM abgedeckt.<br />

3.2 Anwendungen<br />

Im folgenden sollen einige typische Anwendungsbeispiele<br />

für <strong>Verkehrstelematik</strong>anwendungen vorgestellt und erläutert<br />

werden.<br />

3.2.1 Routenführung<br />

Die Routenführung bietet dem Fahrer aufgrund <strong>der</strong> digitalen<br />

Straßenkarte und einer Gewichtung <strong>der</strong> Straßen eine<br />

optimale Route an. Sollte sich während <strong>der</strong> Fahrt die vorge-<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 28<br />

schlagene Route als nicht befahrbar erwiesen (Unfall, Stau<br />

usw.), wird vom System eine alternative Routenführung<br />

berechnet und <strong>der</strong> Fahrer über die Än<strong>der</strong>ung informiert.<br />

Die Übermittlung <strong>der</strong> Fahrinformationen an den Fahrer findet<br />

durch ein Display mit einer kartographischen Darstellung<br />

o<strong>der</strong> durch Richtungspfeile statt. Zahlreiche Systeme bieten<br />

zusätzlich eine Sprachausgabe an.<br />

Eine wesentliche Verbesserung stellt sicher die Einbindung<br />

Verkehrs- aktueller Verkehrslageinformationen in die Routenführungsinformationen<br />

systeme dar. Der Fahrer kann frühzeitig über eventuelle<br />

Staus informiert werden, und auch Ortsunkundige können<br />

ohne größere Zeitverluste den Stau umfahren.<br />

3.2.2 Verkehrsdatenerfassung<br />

Die Verkehrsdatenerfassung wird neben den bereits angesprochenen<br />

Baken auch durch Verkehrszählungen, Hochrechnungen<br />

und Prognosen, Induktionsschleifen, Videokameras<br />

o<strong>der</strong> Hubschraubereinsatz durchgeführt.<br />

Eine dynamische Methode <strong>der</strong> Verkehrsdatenerfassung ist<br />

Floating-Car- das Floating-Car-Data-Prinzip (FCD). Dabei werden von<br />

Data-Prinzip den im Verkehr befindlichen Fahrzeugen Daten wie z. B.<br />

Position und Geschwindigkeit empfangen, daraus verkehrsrelevante<br />

Informationen, wie z. B. Stauwarnungen, abgeleitet,<br />

<strong>der</strong>en Integrität durch Plausibilitätschecks geprüft und<br />

Informationen an einen Zentralrechner zurückgesandt. Die<br />

einzelnen Fahrzeuge bleiben aus Datenschutzgründen anonym.<br />

3.2.3 Notfallruf<br />

Im Falle eines Notfalls kann vom Fahrer ein Signal zu einer<br />

Rettungsdienststelle abgesetzt werden. Dies kann auch<br />

automatisch geschehen, indem z. B. beim Auslösen des Air-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Seite 29<br />

bags <strong>der</strong> Notfallruf aktiviert wird. Meldet sich <strong>der</strong> Fahrer<br />

innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls nicht bei <strong>der</strong><br />

zuständigen Zentrale, kann über die bekannte Fahrzeugposition<br />

eine Rettungsmannschaft zur Unfallstelle geschickt<br />

werden.<br />

3.2.4 Diebstahlschutz/-verfolgung<br />

Im Falle eines Diebstahls informiert <strong>der</strong> Fahrzeughalter die<br />

entsprechende Dienstleistungszentrale. Das Ortungssystem<br />

wird aktiviert, <strong>der</strong> aktuelle Aufenthaltsort des entwendeten<br />

Fahrzeugs ermittelt und die zuständigen Behörden werden<br />

informiert. Die Fahrtroute des gestohlenen Fahrzeuges<br />

kann verfolgt und die Sicherstellung eingeleitet werden.<br />

Einige Fahrzeugtypen bieten die Möglichkeit, bei Bedarf<br />

eine automatische Wegfahrsperre zu aktivieren, so daß ein<br />

weiterer Neustart des Fahrzeuges nicht mehr möglich ist.<br />

3.2.5 Flottenmanagement<br />

Für Betreiber von größeren Fahrzeugflotten wie z. B. Speditionen,<br />

Taxiunternehmen, Polizei, Feuerwehr usw. kann<br />

<strong>der</strong> Einsatz eines Flottenmanagementsystems zu Zeit- und<br />

Kosteneinsparungen beitragen. Eine flexiblere Routengestaltung<br />

wird ermöglicht, unnötige Leerfahrten und Wartezeiten<br />

werden vermieden, die Transportkapazität damit<br />

erhöht und Umwege durch ortsunkundige Fahrer vermieden.<br />

3.2.6 Road Pricing<br />

Die Kombination von mo<strong>der</strong>nen Navigations- und Kommunikationstechnologien<br />

ermöglicht eine flexible Straßengebührenerhebung<br />

ohne die Einrichtung spezieller Infrastruktureinrichtungen<br />

wie Mautstellen und Schranken. Wartezeiten<br />

werden vermieden, und <strong>der</strong> Fahrer bezahlt nur für die tatsächlich<br />

zurückgelegte Strecke.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 30<br />

In <strong>der</strong> Schweiz wird ab dem Jahr 2001 eine leistungsbezogene<br />

Schwerverkehrsabgabe eingeführt. Dabei wird lediglich<br />

erfaßt, ob ein Fahrzeug sich auf schweizerischem Territorium<br />

befindet. Das System basiert auf einer Erfassung durch<br />

Baken bei Grenzeintritt bzw. Ausreise. GPS in Verbindung<br />

mit inertialen Komponenten wird als unterstützendes<br />

System verwendet.<br />

Für die BRD kündigte <strong>der</strong> Bundesverkehrsminister für Verkehr,<br />

Bau- und Wohnungswesen im März 1999 die Einführung<br />

einer Straßengebührenerfassung für LKWs innerhalb<br />

<strong>der</strong> laufenden Legislaturperiode an.<br />

4 Nutzen und Wirtschaftlichkeit<br />

Der Nutzen <strong>der</strong> verschiedenen <strong>Verkehrstelematik</strong>anwendungen<br />

wurde für die einzelnen Anwendungen dargestellt. Zusammenfassend<br />

läßt sich feststellen, daß mit Hilfe <strong>der</strong> angebotenen<br />

Geräte, Servicezentralen und Dienstleistungen<br />

<strong>der</strong> vorhandene Verkehr optimiert, das vorhandene Straßennetz<br />

besser ausgelastet, die Verkehrssicherheit erhöht und<br />

eine ökologischere Gestaltung des Verkehrs ermöglicht wird.<br />

Sowohl <strong>der</strong> einzelne „Privatfahrer“ als auch gewerbliche<br />

Nutzer profitieren von den neuen Anwendungen, die durch<br />

die Entwicklungen in <strong>der</strong> Telematik ermöglicht werden.<br />

Neben den Aspekten des Umweltschutzes und <strong>der</strong> Verkehrssicherheit<br />

kann die <strong>Verkehrstelematik</strong> auch einen<br />

erheblichen Nutzen in wirtschaftlicher Hinsicht bieten.<br />

Auf welche Summen sich <strong>der</strong> durch Telematikdienste zu<br />

erzielende wirtschaftliche Nutzen beläuft, ist schwer abzuschätzen,<br />

da eine Vielzahl komplexer Parameter wie z. B.<br />

Zeitersparnis, geringerer Benzinverbrauch, geringere Unfallfolgekosten<br />

usw. in diese Berechnungen eingehen müßten.<br />

In welchem Maße Telematikanwendungen in einem konkreten<br />

Beispiel direkt einen wirtschaftlichen Vorteil bieten,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

muß daher für jeden Fall einzeln betrachtet werden. Einige<br />

Applikationen dienen in erster Linie <strong>der</strong> Sicherheit und Bequemlichkeit<br />

des Fahrers, wobei <strong>der</strong> wirtschaftliche Nutzen<br />

nicht im Vor<strong>der</strong>grund steht, an<strong>der</strong>e Anwendungen wie z. B.<br />

das Flottenmanagement bieten ihren Anwen<strong>der</strong>n in erster<br />

Linie die Möglichkeit, Aufgaben effektiver auszuführen<br />

und somit einen wirtschaftlichen Nutzen aus den <strong>Verkehrstelematik</strong>anwendungen<br />

zu ziehen.<br />

5 Perspektiven<br />

Seite 31<br />

Die aufgezeigten Entwicklungen im Bereich <strong>der</strong> Basistechnologien,<br />

wie z. B. die Aufnahme des operationellen Betriebs<br />

durch Iridium, <strong>der</strong> fortschreitende Aufbau des Globalstar-<br />

Systems und <strong>der</strong> Start des ersten experimentellen Teledesic-<br />

Satelliten, sowie die Fortschritte bei <strong>der</strong> Schaffung des zivilen<br />

europäischen Satellitennavigationssystems Galileo und<br />

<strong>der</strong> Ausbau des terrestrischen Loran-C-Systems werden die<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> zukünftig erheblich beeinflussen.<br />

Der Ausbau bestehen<strong>der</strong> Verkehrserfassungssysteme und die<br />

Entwicklung neuer Methoden <strong>der</strong> Datengewinnung werden<br />

es den Verkehrsleitzentralen ermöglichen, aktuellere und<br />

zuverlässigere Informationen an die Fahrer weiterzugeben,<br />

als dies heute möglich ist, und den Verkehrsfluß weiter zu<br />

optimieren. Die bereits seit längerem im Einsatz befindlichen<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>anwendungen wie z. B. individuelle<br />

Zielführung werden durch die Integration von qualitativ<br />

hochwertigen Verkehrsdaten verbessert. Weiterhin ist eine<br />

zunehmende Integration <strong>der</strong> einzelnen Telematikdienstleistungen<br />

in einen „All-round“-Service mit Einzelkomponenten,<br />

die bei Bedarf genutzt werden können, zu verzeichnen.<br />

Als Beispiel sei das seit Frühjahr 1999 erhältliche TelematikServiceKit<br />

des ADAC genannt. Dieser Service kombiniert<br />

Zielführung, Verkehrsinformation, Notruf, Pannen-<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 32<br />

dienst und touristische Informationen, bietet allerdings<br />

durch die <strong>der</strong>zeit ausschließliche Nutzung von GPS als<br />

Sensor z. T. erhebliche Lücken in <strong>der</strong> Positionsbestimmung.<br />

6 Zusammenfassung<br />

Die <strong>Verkehrstelematik</strong>, eine junge Disziplin, die hauptsächlich<br />

auf satellitengestützten Ortungs- und Navigationssystemen<br />

in Verbindung mit mo<strong>der</strong>nen Telekommunikationstechnologien<br />

basiert, hat in den letzten Jahren gezeigt, daß eine<br />

Alternative zu einem weiteren Ausbau des Straßennetzes<br />

besteht. Mit Hilfe <strong>der</strong> unterschiedlichen Anwendungen ist<br />

es möglich, das steigende Verkehrsaufkommen zu koordinieren<br />

und umweltschonen<strong>der</strong> zu gestalten. Eine Vielzahl<br />

von Endgeräteherstellern, Dienstleistungszentralen und<br />

Telematiknutzern demonstrieren durch tägliche Praxis, welchen<br />

Beitrag die <strong>Verkehrstelematik</strong> zur Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> Mobilität leisten kann. Neben einer Verbesserung <strong>der</strong><br />

Verkehrssicherheit und Bequemlichkeit entsteht auch ein<br />

erheblicher wirtschaftlicher Nutzen. Durch die fortschreitende<br />

Entwicklung im Bereich <strong>der</strong> Ortungs- und Navigationstechnologie<br />

und <strong>der</strong> neuen Kommunikationsmittel<br />

eröffnen sich neue, vielversprechende Anwendungsbereiche,<br />

die zur Bewältigung <strong>der</strong> anstehenden Probleme im Verkehrssektor<br />

beitragen können.<br />

Literatur Gaßner R., Keilinghaus A., Nolte R.: Telematik und Verkehr,<br />

Elektronische Wege aus dem Stau, Beltz Zukunftsstudien,<br />

Weinheim und Basel, 1994<br />

Müller G., Hohlweg G.: Telematik im Straßenverkehr,<br />

Springer-Verlag, Heidelberg, 1995<br />

Siegle G.: Telematik im Verkehr, R.v.Decker’s Verlag,<br />

Heidelberg, 1996<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 05100<br />

Zängl W.: Der Telematik-Trick, Raben-Verlag, München,<br />

1995<br />

Weitere Informationen:<br />

ADAC<br />

Blaupunkt<br />

Bundesministerium für Verkehr<br />

Europäische Kommission: „Galileo – Involving Europe<br />

in a New Generation of Satellite Navigation Service“,<br />

10.2.1999<br />

Mannesmann Autocom<br />

Opel<br />

Philips Car Systems<br />

Tegaron<br />

Teleatlas<br />

Internet:<br />

Globalstar (www.globalstar.com)<br />

Iridium (www.iridium.com)<br />

Statistisches Bundesamt (www.statistik-bund.de)<br />

Teledesic (www.teledesic.com)<br />

Seite 33<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05100 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 34<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Satellitennavigation<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Das GPS-System<br />

Abb.1: Aufbau des GPS-Systems<br />

¥ Raumsegment<br />

¥ Kontrollsegment<br />

¥ Nutzersegment<br />

¥ Entfernungsbestimmung<br />

¥ GPS-Systemzeit<br />

Satellitennavigation Ð Das GPS-System<br />

Seite 1<br />

Das Satellitennavigationssystem GPS <strong>der</strong> USA verfŸgt heute,<br />

voll ausgebaut, Ÿber 24 Satelliten, die in 6 Umlaufbahnen<br />

die Erde umkreisen. Je<strong>der</strong> Satellit dieses Raumsegmentes<br />

umrundet die Erde in 12 Stunden, die Umlaufbahnen sind<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 2<br />

so gewŠhlt, da§ zu jedem Zeitpunkt mindestens vier<br />

Satelliten von einem Standort aus ãsichtbarÒ sind.<br />

Die Bodenstationen des Kontrollsegmentes bestehen aus<br />

<strong>der</strong> Master Control Station und 5 Monitor Stations, welche<br />

die SchrŠgentfernungen zu den einzelnen Satelliten ermitteln<br />

und an die Master Control Station weiterleiten. Dort erfolgt<br />

die Bestimmung <strong>der</strong> genauen Satellitenbahnen und weiterer<br />

Parameter, welche an die Satelliten gesendet werden. Anhand<br />

des hiermit exakt definierten Satellitenkurses erfolgt<br />

in einer Navigation Message <strong>der</strong> Satelliten die †bertragung<br />

<strong>der</strong> Navigationsdaten an die Nutzer.<br />

Das Nutzersegment umfa§t alle in unterschiedliche Anwendungen<br />

eingebundenen GPS-EmpfŠnger, die aus den Signalen<br />

<strong>der</strong> Satelliten Standort- und Navigationsdaten errechnen.<br />

Die Ortung Ÿber das GPS-System funktioniert nach dem<br />

Prinzip einer trigonometrischen Netzlegung. Hierbei wird<br />

gleichzeitig die Entfernung zu drei Satelliten gemessen -<br />

damit ist <strong>der</strong> Standort des GPS-EmpfŠngers im Schnittpunkt<br />

dreier um die Satelliten gedachten ãKugelnÒ geometrisch<br />

eindeutig bestimmt.<br />

Die Entfernungsbestimmung im GPS-System erfolgt Ÿber<br />

die Messung <strong>der</strong> Signallaufzeit - dafŸr sind allerdings hochprŠzise,<br />

synchrone Uhren erfor<strong>der</strong>lich. Die Satelliten sind<br />

mit Atomuhren ausgestattet, die weniger genauen Quarzuhren<br />

<strong>der</strong> EmpfŠnger werden per Satellitensignal auf die<br />

gemeinsame GPS-Systemzeit gebracht.<br />

Drei fŸr eine Positionsbestimmung notwendige Entfernungsmessungen<br />

und eine weitere Messung zur Eliminierung <strong>der</strong><br />

Fehler aufgrund ungenauer EmpfŠngeruhren sind ausreichend,<br />

um das Gleichungssystem mathematisch zu lšsen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 1<br />

Aufbau des GPS-Systems<br />

Raum-Segment<br />

Kontroll-Segment<br />

Nutzer-Segment<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 2a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Satellitennavigation<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Differential-GPS<br />

Abb.2: Funktionsprinzip des Differenzial GPS (DGPS)<br />

¥ Selective Availability<br />

¥ Zivile Anwen<strong>der</strong><br />

¥ Referenzstation<br />

¥ Korrekturdaten<br />

¥ Positionsgenauigkeit<br />

Satellitennavigation - Differential-GPS<br />

Seite 3<br />

Das prŠzise Satellitennavigationssystem GPS wird vom militŠrischen<br />

Betreiber gezielt in seiner Genauigkeit verringert.<br />

Das Selective Availability SA genannte Verfahren, nach<br />

dem falsche Zeitangaben o<strong>der</strong> Bahndaten gesendet werden,<br />

entstand aus <strong>der</strong> †berlegung, da§ ein militŠrischer Gegner<br />

eine prŠzise Positionsbestimmung nicht mittels des eigenen<br />

Systems durchfŸhren kšnnen sollte. In Folge steht zivilen<br />

Nutzern nur <strong>der</strong> Standard Positioning Service SPS mit einer<br />

Genauigkeit von 100 m in vertikaler und 156 m in horizontaler<br />

Richtung zur VerfŸgung. Um die Fehler aufgrund von<br />

SA zu minimieren, wurden differentielle Korrekturverfahren<br />

entwickelt, diese ErgŠnzung macht das Satellitennavigationssystem<br />

GPS fŸr zivile Anwen<strong>der</strong> zur Positionsbestimmung<br />

nutzbar.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 4<br />

Differential-GPS verwendet eine stationŠre Referenzstation,<br />

<strong>der</strong>en Position Ÿber geodŠtische Verfahren sehr genau<br />

vermessen ist. Die Referenzstation und das Fahrzeug in seiner<br />

Umgebung empfangen die gleichen Satellitensignale, nŠmlich<br />

die unzuverlŠssigen SA-Daten <strong>der</strong> GPS-Satelliten. Die<br />

Bodenstation kann jedoch anhand <strong>der</strong> genau bekannten<br />

eigenen Position die Fehler <strong>der</strong> GPS-Daten berechnen. Diese<br />

FehlerabschŠtzung liefert Korrekturdaten, welche mittels<br />

Funk ausgestrahlt und vom EmpfangsgerŠt im Fahrzeug<br />

empfangen werden.<br />

Das EmpfangsgerŠt an Bord des Fahrzeugs wertet die Korrektursignale<br />

aus und berŸcksichtigt sie bei <strong>der</strong> Bestimmung<br />

<strong>der</strong> eigenen Position. Die gewollte UnzuverlŠssigkeit <strong>der</strong><br />

GPS-Navigationsdaten kann mit dem Differential-GPS- Verfahren<br />

in AbhŠngigkeit von <strong>der</strong> Dichte <strong>der</strong> Referenzstationen<br />

so weit eliminiert werden, da§ die Positionsbestimmung<br />

des beweglichen EmpfŠngers ausreichend genau ist fŸr z. B.<br />

Hafeneinfahrten und LandeplŠtze.<br />

Eine Positionsgenauigkeit von 5 Metern ist bereits mit einer<br />

Referenzstation fŸr 1000 Kilometer Reichweite zu erzielen.<br />

Das Differential-GPS-Verfahren lŠ§t sich unter folgenden<br />

Bedingungen erfolgreich zur Positionsbestimmung anwenden:<br />

¥ exakt vermessene Bodenstation, welche die Korrekturdaten<br />

errechnet<br />

¥ Bereitstellung von Sen<strong>der</strong>n zur Ausstrahlung <strong>der</strong> Korrekturdaten<br />

¥ das mobile EmpfangsgerŠt kann Korrekturdaten empfangen<br />

und verarbeiten<br />

¥ 3 bzw. 4 Satelliten, fŸr welche die Korrekturdaten geliefert<br />

werden, kšnnen an Bord des Fahrzeugs empfangen<br />

werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 2<br />

DGPS-Korrektur<br />

Funktionsprinzip des Differential GPS (DGPS)<br />

Telemetrie<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 4a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Satellitennavigation<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

VerfŸgbarkeit<br />

Abb. 3: Abschattung und Mehrwegeausbreitung bei Landfahrzeugen<br />

¥ Abschattung<br />

¥ Mehrwegeausbreitung<br />

¥ Lokale Emissionsquellen<br />

¥ Sensoren<br />

¥ Koppelnavigation<br />

¥ Map-Matching<br />

Satellitennavigation - VerfŸgbarkeit<br />

Seite 5<br />

PrŠzision und uneingeschrŠnkte VerfŸgbarkeit des Satellitennavigationssystems<br />

gehšren zu den unabdingbaren Voraussetzungen<br />

fŸr seinen Einsatz. Physikalisch-technische PhŠnomene<br />

kšnnen bei Verkehrsanwendungen die VerfŸgbarkeit<br />

des Ortungs- und Navigationssystems verringern.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 6<br />

Abschattung<br />

Die Signale <strong>der</strong> Satelliten breiten sich quasi-optisch aus,<br />

demzufolge fŸhrt jedes optische Hin<strong>der</strong>nis zwischen dem<br />

Satelliten und dem EmpfŠnger zu einem Ausfall des Signals.<br />

Berge, GebŠude, Tunnel, auch Teile des Fahrzeuges,<br />

wie die TragflŠchen eines Flugzeugs, schatten Satelliten ab<br />

und unterbrechen die KontinuitŠt <strong>der</strong> Navigationsdaten.<br />

Stra§enschluchten in Gro§stŠdten werden hŠufig abgeschattet,<br />

eine bessere Sichtbarkeit <strong>der</strong> Satelliten auf Kreuzungen<br />

ist zu beobachten.<br />

Mehrwegeausbreitung<br />

Die Reflektion <strong>der</strong> elektromagnetischen Welle an Hin<strong>der</strong>nissen<br />

in <strong>der</strong> Fahrzeugumgebung und an Fahrzeugteilen neben<br />

dem direkten Signal -<br />

kann zu falschen Positionsdaten fŸhren.<br />

Eine weitere Fehlerquelle sind lokale Emissionsquellen<br />

elektromagnetischer Strahlung im Mikrowellenbereich. Die<br />

niedrige Leistung des vom Satelliten empfangenen Nutzsignals<br />

kann leicht Ÿberdeckt werden durch Radiosen<strong>der</strong>,<br />

Kommunikationsverbindungen o<strong>der</strong> Flugsicherungsradar.<br />

Erhšhung <strong>der</strong> SystemverfŸgbarkeit durch Sensoren<br />

Die Ausstattung von Fahrzeugen mit zusŠtzlichen, komplementŠren<br />

Sensoren zur Erfassung des zurŸckgelegten Weges,<br />

<strong>der</strong> Richtung und Beschleunigung ermšglicht die Koppelnavigation,<br />

welche beim Ausfall des Satellitensignals<br />

herangezogen wird. In Phasen optimalen Empfangs von GPSund<br />

Korrektursignalen erfolgt ein Ausgleich <strong>der</strong> Driftfehler<br />

und eine Kalibrierung des Skalierungsfaktors <strong>der</strong> Sensordaten.<br />

Die Integration von GPS-Ortung und Inertialsensorik<br />

stellt die Grundlage fŸr ein zuverlŠssiges Navigationssystem<br />

fŸr den Einsatz im landgebundenen Verkehr dar. Der Map-<br />

Matching genannte Vergleich mit digitalisierten Karten<br />

ermšglicht weiterhin eine autarke Positionsbestimmung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 3<br />

Abschattung und Mehrwegeausbreitung bei Landfahrzeugen<br />

GPS-Satellit<br />

Mehrwegeausbreitung<br />

Abschattung<br />

Mehrwegeausbreitung<br />

Direktes Signal<br />

GPS-Satellit<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abschattung<br />

Seite 6a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Dienste mit direktem Kundenbezug<br />

Abb. 4: <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

¥ Sicherheitsdienste<br />

¥ Verkehrsinformationsdienste<br />

¥ Navigationsdienste<br />

¥ Auskunftsdienste<br />

¥ Flottendienste<br />

Seite 7<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste mit direktem Kundenbezug<br />

Die Ortungs- und Kommunikationsmšglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>-EndgerŠte<br />

stellen die fahrzeugseitige, gerŠtetechnische<br />

Basis fŸr die beschriebenen <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Dienste dar.<br />

Sicherheitsdienste bei NotfŠllen und Fahrzeugpannen sind<br />

fŸr alle Nutzer von hoher Bedeutung. Die Meldung an die<br />

Dienstezentrale wird manuell o<strong>der</strong> automatisch abgegeben.<br />

Es folgt eine Aktivierung <strong>der</strong> Rettungsleitstelle bzw. die<br />

Vermittlung eines Pannenservice, die Lokalisation des Hilferufers<br />

ermšglicht die prŠzise ZielfŸhrung <strong>der</strong> InterventionskrŠfte,<br />

die Reaktionszeit bis zum Eintreffen <strong>der</strong> Aktionspartner<br />

verkŸrzt sich entscheidend. Der Hilferufende wird<br />

stŠndig Ÿber den Status <strong>der</strong> Hilfevermittlung informiert.<br />

Verkehrsinformationsdienste bieten selektive, auf die PrŠferenzen<br />

des Fahrers zugeschnittene Verkehrslageinformationen.<br />

Auf <strong>der</strong> Datenbasis <strong>der</strong> Verkehrsredaktion <strong>der</strong> Dienstezentrale<br />

wird ein komfortables Sprachdialogsystem o<strong>der</strong> ein<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 8<br />

SMS-vermittelter datengestŸtzter Informationsdienst (SMS<br />

Short Message Service) angeboten.<br />

Routenplanung und Weginformation Ÿber unbekannte<br />

Strecken unter Einbeziehung <strong>der</strong> aktuellen Verkehrslage<br />

bieten Navigationsdienste. Nach Eingabe des Zielortes erfolgt<br />

die †bermittlung <strong>der</strong> Routeninformationen Ÿber SMS<br />

und <strong>der</strong>en Auswertung im Fahrzeug in <strong>der</strong> gewŸnschten und<br />

von <strong>der</strong> Ortungsgenauigkeit des EndgerŠtes abhŠngigen Informationstiefe.<br />

Die Ausgabe erfolgt im Fahrzeug Ÿber Display<br />

und/o<strong>der</strong> Sprachausgabe.<br />

Informationen Ÿber Veranstaltungen, Parkraum, Hotels, Wetter,<br />

Bšrsenkurse etc. werden dem Autofahrer Ÿber Auskunftsdienste<br />

geboten. Eine bedarfsorientierte Einspielung neuer<br />

Auskunftsdienste erfolgt nach Anfor<strong>der</strong>ung Ÿber die Luftschnittstelle.<br />

†ber eine digitale SMS- o<strong>der</strong> Sprachanfrage und<br />

die parallele †bermittlung <strong>der</strong> Positionsdaten des Fahrzeugs<br />

zur Dienstezentrale erfolgt in <strong>der</strong> stŠndig aktualisierten Datenbank<br />

des Diensteanbieters die Informationssuche. Das<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Informationssuche wird als SMS-Nachricht an<br />

das Fahrzeug gesendet. Die Ergebnisse kšnnen im Telematik-<br />

EndgerŠt weiterverwendet werden, beispielsweise zur Navigation,<br />

Reservierung von Parkraum o<strong>der</strong> Hotelbuchung.<br />

Flottendienste bieten Transportunternehmen und an<strong>der</strong>en<br />

Flottenbetreibern Vorteile bei <strong>der</strong> Disposition ihrer Fahrzeuge.<br />

Zur †bermittlung von AuftrŠgen und Informationen,<br />

zur ZielfŸhrung einzelner Fahrzeuge und zur Positionsermittlung<br />

bestimmter Flottenfahrzeuge, definierter Fahrzeuggruppen<br />

und <strong>der</strong> Fahrzeuge innerhalb eines Gebietes werden<br />

Basisdienste genutzt. Die Basisdienste werden um Informations-,<br />

Sicherheits- und Navigationsdienste bei Bedarf<br />

erweitert, die Abwicklung <strong>der</strong> Dienste erfolgt ausschlie§lich<br />

datengestŸtzt Ÿber SMS ohne kostenintensive<br />

Sprachkommunikation.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 4<br />

Navigationsdienste<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

Sicherheitsdienste<br />

Telematikdienste für Flottenmanagement<br />

Verkehrsinformationsdienste<br />

Auskunftsdienste<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 8a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Systemkomponenten<br />

Abb. 5: Systemkomponenten <strong>der</strong> Telematik-Dienste<br />

¥ GAT-Standard<br />

¥ Ortungseinheit<br />

¥ Kommunikationseinheit<br />

¥ Sprachverbindung<br />

¥ Short-Message-Service<br />

¥ Cellular Broadcast<br />

¥ Externe Vernetzung<br />

Systemkomponenten <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

Seite 9<br />

Die Bereitstellung und Nutzung von <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Diensten erfor<strong>der</strong>t einen einheitlichen technologischen Stan-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 10<br />

dard fŸr EndgerŠteplattform, Schnittstellen, Kommunikationsprotokolle<br />

und Dienstezugangsverfahren. Der Industriestandard<br />

GATS (GATS Global Automotive Telematics Standard)<br />

<strong>der</strong> Diensteanbieter erfŸllt diese Anfor<strong>der</strong>ungen auf<br />

Basis von GSM. Der Diensteanbieter stellt in diesem System<br />

mit Datenbasis und Call-Center den Server dar, die fahrzeugseitigen<br />

EndgerŠte <strong>der</strong> mobilen Teilnehmer die Clients.<br />

Die Telematik-EndgerŠte verfŸgen Ÿber eine Ortungseinheit<br />

zur automatischen Positionsbestimmung (z. B. GPS) und<br />

eine Kommunikationseinheit zum Austausch von Daten<br />

mit dem Server. Zur Kommunikation werden die <strong>der</strong>zeit<br />

verfŸgbaren GSM-Kommunikationsdienste Short Message<br />

Service, Cellular Broadcast und Sprachverbindung genutzt.<br />

Im Short Message Service kšnnen Datenpakete bis 140<br />

Byte NutzdatenlŠnge Ÿbertragen werden. Vom Fahrzeug zur<br />

Dienstezentrale werden Mobile-Originated-SMS fŸr Diensteanfragen,<br />

Floating-Car-Data-Meldungen und Quittierungen<br />

verwendet. Mobile-Terminated-SMS in umgekehrter Richtung<br />

dienen <strong>der</strong> Antwort auf Anfragen <strong>der</strong> mobilen Teilnehmer<br />

und fŸr Konfigurationsinformationen.<br />

Cellular Broadcast dient <strong>der</strong> monodirektionalen Verbreitung<br />

von Verkehrsinformationen, Regional-Informationen und<br />

Steuerparametern von <strong>der</strong> Basisstation <strong>der</strong> Zelle zu allen<br />

mobilen Teilnehmern.<br />

Die komfortablen Sprachverbindungen sind relevant fŸr<br />

sicherheitskritische Anwendungen, zur UnterstŸtzung bei<br />

komplexen Eingaben und bei EndgerŠten ohne ausreichende<br />

Ausgabemšglichkeiten.<br />

Die Dienstleistungszentrale ist durch externe Datenvernetzung<br />

an Hilfs- und Rettungsdienste, Serviceorganisationen,<br />

Fuhrparkzentralen und Informationsanbieter angebunden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 5<br />

Ortung<br />

Systemkomponenten <strong>der</strong> Telematik-Dienste<br />

Cellular<br />

Broadcast<br />

Sprachverbindung<br />

SMS<br />

SMS<br />

Nutzer<br />

GSM-Netz<br />

Diensteanbieter<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

D A T E N V E R N E T Z U N G<br />

Seite 10a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Verkehrsdatenerfassung Ÿber Floating-Car-Data<br />

Abb. 6: Verkehrsdatenerfassung Ÿber Floating Car Data<br />

¥ Floating-Cars<br />

¥ GPS<br />

¥ GSM<br />

¥ Cellular Broadcast<br />

¥ Mobile-Originated SMS<br />

¥ Verkehrszentrale<br />

¥ Datenschutz<br />

Seite 11<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 12<br />

Verkehrsdatenerfassung Ÿber Floating-Car-Data<br />

Hochwertige, aktuelle Verkehrsinformationen sind Voraussetzung<br />

und ma§geblicher Bestandteil vieler <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste.<br />

Die <strong>der</strong>zeitigen šffentlichen und privaten<br />

Informationsquellen stellen keine flŠchendeckenden, nachvollziehbaren<br />

Meldungen von reproduzierbarer QualitŠt<br />

bereit. Um die notwendigen Verkehrlageinformationen zu<br />

erhalten, ist als Bestandteil des <strong>Verkehrstelematik</strong>standards<br />

GATS das mobile und automatische FCD-Verfahren entwickelt<br />

worden. Auf <strong>der</strong> Basis von GSM und GPS und<br />

ohne stationŠre Infrastruktur kšnnen aktuelle Informationen<br />

flŠchendeckend, umfassend und kommerziell tragfŠhig erstellt<br />

werden.<br />

Die Floating-Cars verfŸgen Ÿber <strong>Verkehrstelematik</strong>-EndgerŠte<br />

mit Ortungseinheit und stellen im Verkehr mitschwimmende<br />

Me§stationen dar, welche ZustŠnde und signifikante<br />

€n<strong>der</strong>ungen bestimmter Parameter Ÿber Mobile-<br />

Originated-SMS an die Dienstezentrale Ÿbermitteln. Das<br />

Meldeverhalten wird den Floating Cars je nach Verkehrslage<br />

regional Ÿber Steuerparameter per Cellular Broadcast<br />

zugewiesen. Die abgefragten Verkehrslagedaten werden in<br />

<strong>der</strong> Verkehrszentrale verarbeitet und stehen den Telematik-<br />

Diensten zur VerfŸgung.<br />

Die Daten, welche von den Floating Cars an die Dienstezentrale<br />

gesendet werden, sind zur Sicherung des Datenschutzes<br />

anonymisiert.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 6<br />

GPS<br />

Verkehrsdatenerfassung über Floating Car Data<br />

Cellular<br />

Broadcast<br />

SMS-MO<br />

GSM Netz<br />

FCD<br />

Datenerfassung<br />

Floating Car Data<br />

Abfrage<br />

Verkehrszentrale<br />

FCD<br />

Datenprozessierung<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 12a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Kommunikation<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

BŸndelfunknetze<br />

Abb.7: Struktur eines BŸndelfunknetzes<br />

¥ Betriebsfunknetze<br />

¥ Dynamische Kanalzuteilung<br />

¥ Funkzellensteuerung<br />

¥ Netzsteuerung<br />

¥ Systemsteuerung<br />

Kommunikation: BŸndelfunknetze<br />

Seite 13<br />

In konventionellen Betriebsfunknetzen wird jedem Betreiber<br />

eine Frequenz nach einem Frequenzwie<strong>der</strong>holungsplan<br />

zugeordnet. Ein Versorgungsradius von 15 km um die Funkfeststation<br />

steht den Teilnehmern eines Betriebsfunknetzes<br />

zur Mobilkommunikation stets zur VerfŸgung, unabhŠngig<br />

davon, ob die Nutzung <strong>der</strong> betriebseigenen Frequenz marginal<br />

o<strong>der</strong> das Netz Ÿberlastet ist. Eine bessere Frequenzškonomie<br />

bieten šffentliche BŸndelfunksysteme.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 14<br />

Struktur eines BŸndelfunknetzes<br />

Die Netzbetreiber von BŸndelfunksystemen stellen aus einem<br />

Pool von KanŠlen Ÿber dynamische Kanalzuteilung allen<br />

Teilnehmern potentiell ein BŸndel von KanŠlen zur Nutzung<br />

zur VerfŸgung.<br />

Ein BŸndelfunknetz deckt einen geschlossenen Wirtschaftsraum<br />

ab und besteht aus Funkzellen mit bis zu 50 km Radius.<br />

Eine Funkzelle enthŠlt mindestens eine Basisstation mit<br />

Sende- und Empfangseinrichtung und besitzt einen digitalen<br />

Organisationskanal fŸr internen Datenverkehr und mehrere<br />

analoge VerkehrskanŠle zur SprachŸbertragung.<br />

Ein Funkzellenprozessor (TSC Trunked System Controller)<br />

steuert innerhalb <strong>der</strong> Zelle SignalisierungsvorgŠnge und<br />

Kanalzuteilung. Die Verbindung zwischen den Zellen und<br />

die Verwaltung <strong>der</strong> Funkteilnehmer wird durch die Netzsteuerung<br />

(MSC Master System Controller) betrieben. Die<br />

Netzsteuerung stellt auch die Bedienerschnittstelle und die<br />

Verbindung zu Festnetzen, z. B. dem šffentlichen Fernsprechnetz,<br />

dar.<br />

Die Systemsteuerung (OMC Operating Maintenance Center)<br />

stellt Systemdiagnosen und fŸhrt AnpassungsvorgŠnge<br />

durch.<br />

Eigenschaften des BŸndelfunksystems<br />

Die flŠchendeckende, regionale Funkversorgung erfolgt im<br />

MPT 1327 Standard durch einen Netzbetreiber, <strong>der</strong> bei begrenzter<br />

GesprŠchsdauer ausreichende GesprŠchszeit fŸr alle<br />

Nutzer bereitstellt. Sprachkommunikation und DatenŸbertragung<br />

erfolgt im mithšrgeschŸtzten Semi-Duplex-Betrieb.<br />

Unterschiedlichen BedarfstrŠgern ist <strong>der</strong> flexible Einsatz<br />

nutzerspezifischer Leitstellen Ÿber Funk ohne kostenintensive<br />

eigene Infrastruktur mšglich. Die Zuordnung einzelner<br />

Frequenzen zu einzelnen BedarfstrŠgern entfŠllt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 7<br />

Struktur eines Bündelfunknetzes<br />

Basisstationen Zellensteuerung<br />

Netzsteuerung/<br />

Systemsteuerung<br />

Zellensteuerung<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

D A T E N S C H N I T T S T E L L E<br />

Seite 14a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Kommunikation<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Frequenzškonomie in BŸndelfunknetzen<br />

Abb. 8: BŸndelfunk: Einsparung durch dynamische Frequenzvergabe<br />

¥ Organisationskanal<br />

¥ Signalisierungsdaten<br />

¥ Verkehrskanal<br />

¥ Nutzdaten<br />

¥ Digitaler BŸndelfunk<br />

¥ Dynamische Frequenzvergabe<br />

Seite 15<br />

Kommunikation: Frequenzškonomie in BŸndelfunknetzen<br />

Die starke Nachfrage auch kleinerer Unternehmen nach Betriebsfunksystemen,<br />

die mit fester Frequenzvergabe an einen<br />

BedarfstrŠger arbeiten, fŸhrte aufgrund mangeln<strong>der</strong> VerfŸgbarkeit<br />

neuer Frequenzen zur Entwicklung <strong>der</strong> BŸndelfunktechnik.<br />

Ziel <strong>der</strong> neuen BŸndelfunktechnik war die Bereitstellung<br />

ausreichen<strong>der</strong> FunkgesprŠchszeit, die mithšrgeschŸtzt und<br />

kollisionsfrei von einer gro§en Zahl von BedarfstrŠgern genutzt<br />

werden kann. Die Realisierung erfolgt in zellular aufgebauten<br />

Netzen, in denen mindestens ein Organisationskanal<br />

zur †bertragung von Signalisierungsdaten und mehrere VerkehrskanŠle<br />

zur †bertragung <strong>der</strong> Nutzdaten verwendet wird.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 16<br />

Im Organisationskanal erfolgt die Signalisierung Ÿber digitale<br />

FFSK-Modulation (Fast Frequency Key Shifting).<br />

Typische AblŠufe sind die Anmeldung <strong>der</strong> Teilnehmer im<br />

Netz, Zuweisung von VerkehrskanŠlen, Umschalten bei <strong>der</strong><br />

FunkgerŠte auf einen Verkehrskanal Ÿber Steuertelegramme<br />

und die †bermittlung <strong>der</strong> Statussignale fŸr die GesprŠchszeitbegrenzung.<br />

Weiterhin kšnnen Ÿber den Organisationskanal<br />

Short Messages versandt werden.<br />

Die VerkehrskanŠle werden den Teilnehmern fŸr die beschrŠnkte,<br />

vertraglich vereinbarte Dauer eines GesprŠches<br />

zugewiesen. Diese dynamische Frequenzvergabe bewirkt<br />

wegen <strong>der</strong> kurzen GesprŠchsdauer eine bessere Frequenzausnutzung.<br />

Die SprachŸbertragung erfolgt analog im Wechselsprechverkehr,<br />

eine †bertragung von Nutzerdaten Ÿber den<br />

sogenannten Modem Call ist mšglich.<br />

FunkgerŠte fŸr den BŸndelfunk unterscheiden sich von<br />

StandardfunkgerŠten in ihrer Arbeitsweise, sie mŸssen datenfunktauglich<br />

sein und Ÿber einen grš§eren Frequenzbereich<br />

scannen kšnnen.<br />

Das Bestreben, eine digitale BŸndelfunktechnik mit hohen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Abhšrsicherheit, gemeinsame Sprachund<br />

DatenŸbertragung, †bertragungsgeschwindigkeit und<br />

škonomische Frequenzausnutzung zu realisieren, fŸhrte zu<br />

den volldigitalen Systemen TETRA (Trans European Trunked<br />

Radio) und TETRAPOL. In Struktur und Betriebsablauf<br />

entsprechen sie analogen BŸndelfunknetzen, erlauben<br />

jedoch eine DatenŸbertragungsrate bis zu 19200 bit/s. Eine<br />

beson<strong>der</strong>s hohe Frequenzškonomie weist das TETRA-System<br />

auf, welches durch Anwendung des TDMA-Verfahrens<br />

(TDMA Time Division Multiple Access) auf einer einzigen<br />

Frequenz den Organisationskanal und sieben VerkehrskanŠle<br />

bereitstellt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 8<br />

Bündelfunk: Frequenzeinsparung durch dynamische Frequenzvergabe<br />

Organisationskanal<br />

(digital)<br />

Sprachverbindung<br />

(analog)<br />

Freq. 1<br />

Freq. 2<br />

Freq. 3<br />

Freq. 4<br />

Freq. 5<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Zeit<br />

Seite 16a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Kommunikation<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Betriebsablauf im BŸndelfunknetz<br />

Abb. 9: Betriebsablauf im BŸndelfunk<br />

¥ Einbuchen<br />

¥ Teilnehmerverwaltung<br />

¥ Verbindungsaufbau<br />

¥ GesprŠchszeitbegrenzung<br />

¥ Warteschlange<br />

Kommunikation: Betriebsablauf im BŸndelfunknetz<br />

Seite 17<br />

Das Einbuchen eines Teilnehmers ins Netz erfolgt beim Einschalten<br />

des FunkgerŠtes, welches Ÿber den Organisationskanal<br />

ein Steuertelegramm zur Anmeldung abgibt. Der Zentralrechner<br />

fŸhrt die Teilnehmerverwaltung durch. Er ŸberprŸft<br />

die Zugriffsberechtigung, quittiert die Anmeldung und verfŸgt<br />

somit Ÿber die Information, in welcher Zelle sich <strong>der</strong><br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 18<br />

eingebuchte Teilnehmer befindet. Der Teilnehmer ist nun<br />

unter seiner Rufnummer in dem Netz erreichbar.<br />

Verbindungsaufbau<br />

Gibt Teilnehmer A die numerische Kennung des gewŸnschten<br />

GesprŠchspartners B ein, wird diese Information Ÿber den<br />

Organisationskanal an den Zentralrechner weitergegeben.<br />

Ist Teilnehmer B ebenfalls im Netz eingebucht, wird er in<br />

seiner Zelle gerufen und die Verbindung zwischen beiden<br />

Teilnehmern hergestellt, indem Ÿber ein Steuertelegramm<br />

beide FunkgerŠte auf einen freien Verkehrskanal geschaltet<br />

werden. Parallel zur jetzt bestehenden GesprŠchsverbindung<br />

im Semi-Duplex-Betrieb erfolgt ein Datenaustausch zur geordneten<br />

†bergabe von Sendung und Empfang und zur Signalisierung<br />

des GesprŠchszeitstatus.<br />

GesprŠchszeitbegrenzung<br />

Eine Verbindung zwischen zwei Teilnehmern wird nach<br />

Ablauf <strong>der</strong> zwischen BedarfstrŠger und Netzbetreiber vertraglich<br />

vereinbarten maximalen GesprŠchsdauer automatisch<br />

getrennt. Danach sind die TeilnehmergerŠte nur noch Ÿber<br />

den Organisationskanal mit <strong>der</strong> Basisstation in Verbindung<br />

und <strong>der</strong> Verkehrskanal steht wie<strong>der</strong> zur VerfŸgung. †berschreitet<br />

die Zahl zeitgleicher VerbindungswŸnsche die NetzkapazitŠt,<br />

werden die Anrufer in einer Warteschlange verwaltet.<br />

Bewegt sich eine Mobilstation aus dem Versorgungsbereich<br />

ihrer Basisstation heraus, mu§ die Verbindung Ÿber eine<br />

an<strong>der</strong>e Basisstation gefŸhrt werden. †ber Organisationskanal<br />

und Netzsteuerung wird die Information zur entsprechenden<br />

Zellensteuerung <strong>der</strong> Basisstation weitergegeben, und<br />

die bestehende Verbindung wird durch Umschalten <strong>der</strong> FunkgerŠte<br />

auf freie KanŠle weitergereicht.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 9<br />

Basisstation<br />

Betriebsablauf im Bündelfunk<br />

Basisstation<br />

Verkehrskanal<br />

Organisationskanal<br />

Netzsteuerung/<br />

Systemsteuerung<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 18a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Flottenmanagement<br />

von<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Systemkomponenten fŸr das Flottenmanagement<br />

Abb. 10: Systemkomponenten Flottenmanagement<br />

¥ Flottenmanagementzentrale<br />

¥ Fahrzeugflotte<br />

¥ LadegefŠ§<br />

¥ Verkehrsinformationszentrale<br />

¥ Kommunikationseinheit<br />

¥ Positionsbestimmungssystem<br />

Seite 19<br />

Durch den Einsatz von telematikgestŸtztem Flottenmanagement<br />

kšnnen Transportbetriebe die UmlŠufe ihrer Fahrzeuge<br />

optimieren, Leerfahrten vermeiden, AuftrŠge flexibler abwickeln<br />

und ihren Kunden mit online-AuskŸnften eine<br />

hšhere DienstleistungsqualitŠt bieten. Die standardisierte<br />

Kommunikation zwischen Einsatzzentrale und Fahrzeugen,<br />

die Kenntnis des aktuellen Fahrzeugstatus und des Fahrzeugstandortes<br />

stellen Grundvoraussetzungen <strong>der</strong> Telematikan-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 20<br />

wendung fŸr Fahrzeugflotten dar. Durch den kontinuierlichen<br />

Datenaustausch zwischen allen Beteiligten kšnnen gewŸnschte<br />

Informationen aktuell zum erfor<strong>der</strong>lichen Zeitpunkt<br />

bereitgestellt werden.<br />

Als zentrale Leitstelle Ÿbernimmt die Flottenmanagementzentrale<br />

die Einsatzplanung und -steuerung. Sie bietet die<br />

Schnittstellen fŸr die Datenverwaltung, zu Datenbanken und<br />

zu externen Informationssystemen.<br />

Die Realisierung <strong>der</strong> Flottenmanagementzentrale kann sowohl<br />

innerbetrieblich erfolgen, als auch durch den Aufbau einer<br />

Servicezentrale fŸr mehrere kooperierende Unternehmen. Weiterhin<br />

besteht die Mšglichkeit zur Nutzung des Dienstes<br />

ÓFlottenmanagementÓ <strong>der</strong> Mobilfunk- und Serviceanbieter.<br />

An Telekommunikationstechniken werden im Flottenmanagement<br />

leitungsgebundene Systeme fŸr die Anbindung<br />

von Verkehrsinformationszentralen und fŸr den Kundenverkehr<br />

genutzt, mit wachsen<strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Online -<br />

Netze. Diese werden z. B. fŸr die Sendungsverfolgung durch<br />

Flottenbetreiber o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Kunden in Anspruch genommen.<br />

FŸr den Sprach- und Datenaustausch mit den Fahrzeugen<br />

dienen Mobilfunknetze. FŸr den Flotteneinsatz werden<br />

vorrangig Datenfunksysteme verwendet.<br />

Die Ausstattung eines Flottenfahrzeuges umfa§t mindestens<br />

die Kommunikationseinheit, das Positionsbestimmungssystem,<br />

den Bordrechner sowie Ein- und AusgabegerŠte. Die<br />

Fahrzeug- und LadegefŠ§verfolgung und die ZielfŸhrung<br />

im Flottenmanagement erfor<strong>der</strong>t ein Positionsbestimmungssystem,<br />

z. B. Satellitenortung (GPS). Betriebsdaten des Fahrzeuges<br />

werden durch Sensorik erfa§t und <strong>der</strong> Zentrale Ÿbermittelt.<br />

Die Standort- und Statusdaten <strong>der</strong> Fahrzeuge werden<br />

von <strong>der</strong> Flottenmanagementzentrale Ÿber mobilen Datenfunk<br />

in definierten AbstŠnden o<strong>der</strong> bei Bedarf abgefragt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 13<br />

GPS<br />

Systemkomponenten Flottenmanagement<br />

Bordrechner<br />

Flottenmanagement-Zentrale<br />

Bordrechner<br />

Auftrags-,<br />

Status- und<br />

Standortdaten<br />

Auftraggeber<br />

Verkehrsinformationszentrale<br />

Flottenmanagement-<br />

Zentrale<br />

Nie<strong>der</strong>lassung<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

EXTERNE VERNETZUNG<br />

Seite 20a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Flottenmanagement<br />

von<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Funktionen <strong>der</strong> Flottenmanagement-Zentrale<br />

Abb. 11: Funktionen <strong>der</strong> Flottenmanagement-Zentrale<br />

¥ Stammdatenverwaltung<br />

¥ Auftragsabwicklung<br />

¥ Disposition<br />

¥ FlottenŸberwachung<br />

¥ Statistik<br />

Seite 21<br />

Die Funktionen <strong>der</strong> Flottenmanagementzentrale stehen verschiedenen<br />

Branchen wie Transportunternehmen, Speditionen<br />

und KEP- und Servicediensten, ihren spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

entsprechend, zur VerfŸgung.<br />

Die Auftragsabwicklung und Tourenplanung durch die<br />

Flottenmanagementzentrale basiert auf <strong>der</strong> Stammdatenverwaltung.<br />

Die Stammdaten setzen sich zusammen aus kaufmŠnnischen<br />

und technischen Daten zu Kunden, Leistungsangeboten,<br />

Depots, Kosten und Fahrzeugflotten.<br />

Die Auftragsabwicklung umfa§t die Annahme und DurchfŸhrung<br />

des Auftrages sowie die Fakturierung. Sendungsverfolgung<br />

macht fŸr die Auftraggeber <strong>der</strong> Flottenmanagementzentrale<br />

und <strong>der</strong>en Kunden die Bearbeitungs- und TransportvorgŠnge<br />

transparent. Die Auftragsabwicklung beinhaltet<br />

Angaben zu Auftraggebern, Zielorten, LadungsquantitŠt<br />

und -beschaffenheit.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 22<br />

RechnergestŸtzte Disposition basiert auf Tourenplanungsprogrammen,<br />

welche den Einsatz <strong>der</strong> einzelnen Fahrzeuge<br />

und die Abwicklung <strong>der</strong> AuftrŠge unter BerŸcksichtigung<br />

verkehrsrechtlicher, technischer und zeitlicher Restriktionen<br />

optimieren. Die Disposition integriert, je nach verwendeter<br />

Software, kurzfristige AuftrŠge dynamisch unter Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Positionsmeldungen <strong>der</strong> Fahrzeuge. Die verschiedenen<br />

Planungsvarianten werden bezŸglich <strong>der</strong> Strecke, des<br />

Kosten- und Zeiteinsatzes verglichen. Die †bermittlung von<br />

AuftrŠgen erfolgt Ÿber Datenfunk, dadurch wird die Information<br />

zuverlŠssig, ohne den Fahrer durch Sprechfunk in<br />

angespannten Verkehrssituationen abzulenken, an das Fahrzeug<br />

gegeben.<br />

Die FlottenŸberwachung (Monitoring) als Dienstbestandteil<br />

stellt auf <strong>der</strong> Basis digitalisierter Stra§enkarten die geografische<br />

Position des Fahrzeugs und die Bearbeitungsstati <strong>der</strong><br />

AuftrŠge visuell zur VerfŸgung. Fahrzeuggruppen o<strong>der</strong> einzelne<br />

Fahrzeuge werden auf Abruf o<strong>der</strong> in definierten Zeitintervallen<br />

bezŸglich Standort und Stati abgefragt, die Speicherung<br />

<strong>der</strong> Daten ermšglicht die Darstellung historischer<br />

Fahrzeugpositionen. Die NachrichtenŸbertragung zwischen<br />

Fahrzeug und Zentrale erweitert diese Funktion. Die rechtzeitige,<br />

automatische Avisierung eines Fahrzeugs beim Kunden<br />

ermšglicht eine Bereitstellung von Entladepersonal o<strong>der</strong><br />

meldet beispielsweise einem Fahrgast die bevorstehende<br />

Ankunft des bestellten Sammeltaxis.<br />

VielfŠltige Auswertungsmšglichkeiten <strong>der</strong> Flottendaten dienen<br />

<strong>der</strong> Gewinnung statistischer Daten und dem Controlling<br />

des Fahrzeugeinsatzes sowie zur Fakturierung <strong>der</strong> AuftrŠge.<br />

Optimierungspotentiale werden ersichtlich gemacht<br />

und kšnnen ausgeschšpft werden, beispielsweise sind auffŠllig<br />

lange Entladezeiten bei einem bestimmten EmpfŠnger<br />

durch VerŠn<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> šrtlichen Randbedingungen zu Šn<strong>der</strong>n.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 11<br />

Funktionen <strong>der</strong> Flottenmanagement-Zentrale<br />

Flottenmanagement-Zentrale<br />

Auftragsabwicklung Stammdatenverwaltung<br />

Disposition<br />

Flottenüberwachung<br />

3a<br />

1<br />

3<br />

2<br />

Statistik<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 22a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Flottenmanagement<br />

von<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Informationsflu§ im Flottenmanagement<br />

Abb. 12: Informationsflu§ und -verarbeitung im<br />

Flottenmanagement<br />

¥ Auftragsdaten<br />

¥ Datenfunk<br />

¥ Positionsmeldung<br />

¥ Disponent<br />

¥ Avisierung<br />

¥ Verkehrsinformationszentrale<br />

Seite 23<br />

Die Flottenmanagementzentrale erfasst, verwaltet und verarbeitet<br />

die von ihren Auftraggebern (Speditionen, Taxiunternehmen,<br />

KEP - Dienste), den Fahrzeugen <strong>der</strong> Auftraggeber<br />

und <strong>der</strong> externen Verkehrsinformationszentrale eingehenden<br />

Daten. Die DatenŸbertragung erfolgt zwischen<br />

Auftraggeber, Verkehrsinformationszentrale und dem EmpfŠnger/Absen<strong>der</strong><br />

einer Sendung im allgemeinen Ÿber Festnetze,<br />

wobei die Nutzung <strong>der</strong> online-Netze, wie es das<br />

Internet darstellt, zukŸnftig zunehmen wird. Zwischen den<br />

Fahrzeugen bzw. LadegefŠssen und <strong>der</strong> Flottenmanagement-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 24<br />

Zentrale werden datenfunktaugliche Mobilfunknetze zur<br />

Kommunikation genutzt. Eine weitgehende Standardisierung<br />

<strong>der</strong> Datenformate, welche von den kooperierenden<br />

Partnern eines Flottenmanagementsystems verwendet werden<br />

o<strong>der</strong> die Bereitstellung eines Ÿbergreifenden, offenen<br />

Datenaustauschprotokolls ist fŸr eine Nutzung eines Flottenmanagement-Dienstes<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Eine hohe Kompressionsrate<br />

bei <strong>der</strong> DatenŸbermittlung verringert die entstehenden<br />

Kommunikationskosten.<br />

Zwischen dem Auftraggeber und <strong>der</strong> Flottenmanagement-<br />

Zentrale erfolgt die †bermittlung <strong>der</strong> Auftragserteilung mit<br />

den zugehšrigen Daten wie Abhol- und Zielort, Zeitfenster,<br />

Art und Beschaffenheit <strong>der</strong> Ladung, welche vom Disponenten<br />

in <strong>der</strong> Zentrale -an<br />

das ausgewŠhlte Fahrzeug weitergegeben<br />

werden. Der Auftraggeber kann am Monitor die aktuelle<br />

Position seiner Fahrzeuge, <strong>der</strong> einzelnen Sendungen und<br />

den Bearbeitungsstand <strong>der</strong> AuftrŠge abrufen und diese Information<br />

auch seinen Kunden verfŸgbar machen.<br />

EmpfŠnger und Absen<strong>der</strong> von Lieferungen werden von <strong>der</strong><br />

Flottenmanagement-Zentrale Ÿber die bevorstehende Ankunft<br />

des Fahrzeuges informiert. Die Avisierung ermšglicht<br />

die rechtzeitige Bereitstellung von Personal, Transportmitteln<br />

und -behŠltern bzw. dem Versandgut.<br />

Das Fahrzeug erhŠlt von <strong>der</strong> Flottenmanagement-Zentrale<br />

neben den Auftragsdaten Verkehrsinformationen und erfor<strong>der</strong>lichenfalls<br />

ZielfŸhrungshilfen. Die Zentrale empfŠngt<br />

per Datenfunk neben den Positions- und Statusmeldungen<br />

Betriebsdaten vom Fahrzeug sowie Informationen Ÿber die<br />

Verkehrssituation, welche sie an die Verkehrsinformationszentrale<br />

weiterleitet. Aktuelle Verkehrslageinformationen werden<br />

somit von <strong>der</strong> Flottenmanagement-Zentrale in Anspruch<br />

genommen aber auch aus den Daten <strong>der</strong> ihr angeschlossenen<br />

Fahrzeuge bereitgestellt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 12<br />

Informationsfluß und -verarbeitung im Flottenmanagement<br />

Auftraggeber Flottenmanagement-Zentrale Verkehrsinformationszentrale<br />

Auftragserteilung<br />

Auftragsdaten<br />

Positions-und Statusabfrage<br />

Auftragsdaten<br />

Positions-und<br />

Statusmeldungen<br />

Übermittlung und Empfang<br />

vonVerkehrsinformationen<br />

Datenerfassung<br />

Datenverwaltung<br />

Disposition<br />

Datenübertragung<br />

Empfang und Übermittlung<br />

von Verkehrsinformationen<br />

Lieferungsinformationen<br />

Empfänger<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 24a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Landwirtschaft<br />

von<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Precision Farming Ð Kartierung und Dokumentation<br />

Abb. 13: Precision Farming: Kartierung und<br />

Dokumentation<br />

¥ Precision Farming<br />

¥ Feld Ð Aufma§ung<br />

¥ Ertragskartierung<br />

¥ Bodenbeprobung<br />

Seite 25<br />

Der Begriff des Precision Farming beschreibt das Bestreben,<br />

die šrtlichen Gegebenheiten landwirtschaftlich genutzter<br />

FlŠchen zu erfassen und Verfahren <strong>der</strong> Bodenbearbeitung,<br />

<strong>der</strong> DŸngung, des Pflanzenschutzes, <strong>der</strong> Ernte und des<br />

Transportes im Sinne einer nachhaltigen Bodennutzung darauf<br />

abzustimmen. Diese Ma§nahmen mit geografischem<br />

Bezug werden durch die GPS-Technologie und DGPS- UnterstŸtzung<br />

mit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Genauigkeit realisierbar.<br />

FŸr Aufgaben wie die Zielsuche von SchlŠgen (Fel<strong>der</strong>n),<br />

die Feldarbeit mit FahrzeugfŸhrung und die GerŠtefŸhrung<br />

sind Genauigkeiten zwischen 10 und 0,01 Metern erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Die Positionsdaten <strong>der</strong> DGPS-EmpfŠnger werden vom Bordrechner<br />

verarbeitet, <strong>der</strong> mobile Agrarcomputer verfŸgt Ÿber<br />

standardisierte Schnittstellen zum Traktor, Steckverbindungen<br />

zur Aktivierung erfor<strong>der</strong>licher Software und eine Chipkarte,<br />

Ÿber welche <strong>der</strong> Datentransfer zum Betriebsrechner<br />

abgewickelt wird. Maschinensteuerung, Dokumentation<br />

und Flottenmanagement sind die Einsatzgebiete <strong>der</strong> Telematik<br />

in <strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 26<br />

Feldaufma§ung<br />

FŸr lokal ausgerichtete Bewirtschaftungsma§nahmen mu§<br />

ein Bezug <strong>der</strong> Informationen und Ma§nahmen zu einzelnen<br />

FlŠchen hergestellt werden kšnnen. Die notwendige georeferenzierte<br />

Schlagerfassung lŠ§t sich durch das Umfahren<br />

<strong>der</strong> SchlŠge mit Fahrzeugen, welche DGPS-Daten nutzen,<br />

realisieren. Eine an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Feldaufma§ung nutzt Ÿber<br />

mehrere Jahre die anfallenden Informationen aus <strong>der</strong> lokalen<br />

Ertragsermittlung.<br />

Ertragskartierung<br />

Der Ÿber eine SchlagflŠche variierenden Ertragshšhe kann<br />

<strong>der</strong> Aufwand fŸr DŸngemitteleinsatz angepa§t werden, Eine<br />

flŠchenbezogene Ertragsermittlung stellt die Basis fŸr die<br />

Ausnutzung von Ertragsreserven durch hšhere DŸngermengen<br />

und Senkung des DŸngemitteleinsatzes auf FlŠchen verringerter<br />

Bodenfruchtbarkeit dar. Ertragsme§sensoren erfassen<br />

den Massen- o<strong>der</strong> Volumenstrom des Erntegutes und werden<br />

mit DGPS-Positionsbestimmungsdaten Ÿber den Standort<br />

<strong>der</strong> Erntemaschine verknŸpft und vom Bordrechner abgespeichert.<br />

Die Daten <strong>der</strong> Chipkarte werden im Betrieb<br />

von geeigneter Software zur Ertragsklassifizierung ausgewertet<br />

und grafisch aufbereitet.<br />

Bodenbeprobung<br />

Zur Erfassung <strong>der</strong> Bodenzusammensetzung und <strong>der</strong> verfŸgbaren<br />

NŠhrstoffe fŸr die anschlie§ende Vegetationsperiode<br />

werden Bodenbeprobungen durchgefŸhrt. Eine Vereinfachung<br />

<strong>der</strong> AblŠufe durch Nutzung DGPS-bestimmter Standortdaten<br />

ist realisierbar durch Schlagerfassung mittels Umfahren,<br />

ZielfŸhrung bei <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Beprobungspunkte und<br />

Zuordnung <strong>der</strong> Positionsdaten zur Probe auf Etiketten und<br />

Listen. Eine direkte †bermittlung <strong>der</strong> Daten an das Analyselabor<br />

und das betriebliche Informationssystem erleichtert die<br />

internen AblŠufe.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 13<br />

Precision Farming: Kartierung und Dokumentation<br />

GPS<br />

Display<br />

Bordrechner<br />

DGPS<br />

Feld-Aufmaßung Ertragskartierung Bodenbeprobung<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 26a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Landwirtschaft<br />

von<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Precision Farming Ð DŸngemittel- und Pestizideinsatz<br />

Abb. 14: Precision Farming: DŸngemittel- und<br />

Pestizideinsatz<br />

¥ Precision Farming<br />

¥ Geografische Informationssysteme<br />

¥ Applikationskarten<br />

¥ Bedarfsgerechte DŸngung<br />

¥ Pestizide<br />

Seite 27<br />

Der Begriff des Precision Farming beschreibt das Bestreben,<br />

die šrtlichen Gegebenheiten landwirtschaftlich genutzter<br />

FlŠchen zu erfassen und Verfahren <strong>der</strong> Bodenbearbeitung,<br />

<strong>der</strong> DŸngung, des Pflanzenschutzes, <strong>der</strong> Ernte und des<br />

Transportes im Sinne einer nachhaltigen Bodennutzung darauf<br />

abzustimmen. Diese Ma§nahmen mit geografischem<br />

Bezug werden durch die GPS-Technologie und DGPS- UnterstŸtzung<br />

mit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Genauigkeit realisierbar.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 28<br />

Teilbereiche des Precision-Farming sind eine mšglichst<br />

umfassende, georeferenzierte Datenerfassung, die Verarbeitung<br />

<strong>der</strong> Daten in einem Geografischen Informationssystem<br />

(vgl. Kapitel 07510), die Erstellung georeferenzierter Anweisungen<br />

und die AusfŸhrung <strong>der</strong> Anweisungen wŠhrend <strong>der</strong><br />

Feldbearbeitung anhand von Applikationskarten. Im DŸngemittel-<br />

und Pestizideinsatz findet das Precision-Farming eine<br />

inzwischen nutzbare Anwendung.<br />

Die genannten Applikationskarten werden von Auswertungsprogrammen<br />

erstellt und kšnnen vom Betriebsleiter<br />

nach eigenen Erkenntnissen manuell nachbearbeitet werden.<br />

Als Rasterkarten berŸcksichtigen die Applikationskarten<br />

die Arbeitsrichtung <strong>der</strong> Maschinen und <strong>der</strong>en Arbeitsbreite.<br />

Das Steuerungssystem <strong>der</strong> VerteilgerŠte fŸr DŸngemittel<br />

o<strong>der</strong> Pestizide verarbeitet die Informationen <strong>der</strong> Applikationskarten<br />

mit den DGPS-Positionsdaten und sorgt so fŸr<br />

eine bedarfsgerechte Ausbringung unter BerŸcksichtigung<br />

sogenannter Ausschlu§flŠchen wie z. B. BachlŠufe.<br />

Die prŠzise Steuerung <strong>der</strong> VerteilgerŠte verhin<strong>der</strong>t die Mehrfach-<br />

o<strong>der</strong> Nichtbehandlung von FlŠchen und bewirkt bei<br />

inhomogener Bodenbeschaffenheit eine bedarfsgerechte<br />

DŸngung <strong>der</strong> Bšden und damit eine umweltschonende Bewirtschaftung.<br />

Das BesprŸhen von NutzflŠchen aus <strong>der</strong> Luft mit Pestiziden<br />

kann durch eine †berwachung <strong>der</strong> Flugbahnen mit GPS<br />

und das gezielte Ein- und Ausschalten von SprŸheinrichtungen<br />

an den RŠn<strong>der</strong>n <strong>der</strong> NutzflŠchen škonomisch und umweltwirksam<br />

angepasst werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 14<br />

Precision farming: Düngemittel- und Pestizideinsatz<br />

Bordrechner<br />

GPS<br />

DGPS<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 28a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Landwirtschaft<br />

von<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Logistik im landwirtschaftlichen Flottenmanagement<br />

Abb. 15: Logistik im landwirtschaftlichen Flottenmanagement<br />

¥ Landwirtschaftliches Flottenmanagement<br />

¥ ZuckerrŸbenanbau<br />

¥ FlŠchenerfassung<br />

¥ Rodeplanung<br />

¥ Abfuhrlogistik<br />

Seite 29<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 30<br />

Das landwirtschaftliche Flottenmanagement kann im Ÿberbetrieblichen,<br />

jedoch regional begrenzten Einsatz die Effizienz<br />

<strong>der</strong> TransportvorgŠnge und die Auslastung <strong>der</strong> Maschinen<br />

steigern. Die mobilen Maschinen stehen Ÿber ein DatenŸbertragungssystem<br />

wie GSM, ein Datenfunknetz o<strong>der</strong> Sprechfunk<br />

mit <strong>der</strong> Leitzentrale in Kontakt. Die Einsatzzentrale<br />

verwendet geografische Informationssyteme, Dispositionsund<br />

FlottenŸberwachungssoftware und verarbeitet regionale<br />

Wetterprognosen fŸr Planungs- und EntscheidungsvorgŠnge<br />

und zur Auftragsabwicklung.<br />

Die mobile Arbeitsmaschine bzw. das Fahrzeug verfŸgt Ÿber<br />

ein Bordinformations- und ein Bussystem sowie die Positionsbestimmungseinheit.<br />

Der ZuckerrŸbenanbau stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

zentrale Planung und DurchfŸhrung <strong>der</strong> notwendigen AblŠufe,<br />

eine AusrŸstung aller mobilen Systemkomponenten<br />

mit DGPS-Ortung und Sprech- bzw. Datenfunk wird vorausgesetzt:<br />

Die FlŠchenerfassung kann parallel zum Saatvorgang<br />

o<strong>der</strong> als eigenes Verfahren mit DGPS-Technologie<br />

erfolgen. Es werden FlŠchengrš§en, Zu- und Abfuhrmšglichkeiten<br />

und exakte Lagerstellen bestimmt. Die Rodeplanung<br />

mu§ diese Informationen aus <strong>der</strong> FlŠchenerfassung<br />

berŸcksichtigen, <strong>der</strong> Saatsequenz folgen und zudem Zwischenwegezeiten<br />

und Schlagwechsel wŠhrend <strong>der</strong> Nachtschicht<br />

vermeiden. Die Koordination <strong>der</strong> Ro<strong>der</strong>, LadegerŠte<br />

und Zugmaschinen ist die zentrale Aufgabe <strong>der</strong> Abfuhrlogistik,<br />

neben <strong>der</strong> LadegefŠ§auslastung sind zudem die Annahme-<br />

und LagerkapazitŠten <strong>der</strong> Zuckerfabriken zu berŸcksichtigen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 15<br />

Logistik im landwirtschaftlichen Flottenmanagement<br />

Flottenmanagement-Zentrale GPS<br />

Flächenerfassung Abfuhr<br />

Rodung Verladung<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 30a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

…ffentlicher Personen-Nahverkehr<br />

von<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Funktionskonzept von RBL-Fahrzeugen<br />

Abb. 16: Funktionskonzept eines RBL-Fahrzeugs<br />

¥ Bordrechner<br />

¥ Satellitenortung<br />

¥ DGPS-Korrekturdaten<br />

¥ Funkkommunikation<br />

¥ Beeinflussung von Lichtsignalanlagen<br />

¥ PeripheriegerŠte<br />

Seite 31<br />

Fahrzeuge, die in ein rechnergesteuertes Betriebsleitsystem<br />

eingebunden sind, sind mit folgenden Funktionskomponenten<br />

ausgestattet:<br />

Ð dem Bordrechner mit Datenspeicher fŸr Basisdaten und<br />

aktuelle Daten, Positionsbestimmungssoftware und Schnittstellen<br />

zu Peripherie und Fahrerterminal. Das Fahrerterminal<br />

ist als Schnittstelle zwischen Bordrechner und Fahrer<br />

mit Display, Lautsprecher und Tastatur ausgefŸhrt.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Belastung des Fahrers durch die Verkehrssituation<br />

und <strong>der</strong> Dringlichkeit <strong>der</strong> Informationsausgabe<br />

wird die Ausgabe von Informationen wŠhrend<br />

<strong>der</strong> Fahrt o<strong>der</strong> nur an Haltestellen bzw. akustisch o<strong>der</strong><br />

visuell ausgefŸhrt.<br />

Ð einer Ortungseinheit, welche <strong>der</strong> autonomen Positionsbestimmung<br />

dient und die Positionsdaten an den Bordrechner<br />

und an die Leitstelle zur Betriebszustandser-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 32<br />

fassung und Fahrzeugdisposition weitergibt. FŸr ein<br />

RBL-Fahrzeug ist eine kontinuierliche, fahrerunabhŠngige<br />

Standorterfassung mit einer Abweichung von weniger<br />

als 5 Metern erfor<strong>der</strong>lich. Die Realisierung ist Ÿber GPS-<br />

Ortung, welche mit DGPS-Daten korrigiert wird, mšglich.<br />

Zur unterbrechungsfreien Positionsdatenbestimmung<br />

ist zusŠtzlich eine UnterstŸtzung mit Koppelnavigationsverfahren<br />

erfor<strong>der</strong>lich, um das insbeson<strong>der</strong>e in dichtbebauten<br />

Gebieten auftretende PhŠnomen <strong>der</strong> Abschattung<br />

und Mehrwegeausbreitung <strong>der</strong> Satellitensignale auszugleichen.<br />

Funkkommunikation dient zum Sprach- und Datenaustausch<br />

mit <strong>der</strong> Betriebsleitstelle. Der Sprechfunkverkehr umfa§t<br />

neben <strong>der</strong> Ÿblichen Kommunikation zwischen Fahrer und<br />

Leitstelle das Absetzen von Notrufen und Durchsagen <strong>der</strong><br />

Leitstelle an ein o<strong>der</strong> mehrere Fahrzeuge. †ber Datenfunk<br />

werden die Standortmeldungen, codierte Meldungen und Informationen<br />

zum Fahrzeugbetrieb Ÿbermittelt. Die DGPS-<br />

Daten zur Positionsbestimmung werden den Fahrzeugen in<br />

Echtzeit bereitgestellt. Das Fernwirken beschrŠnkt sich auf<br />

das †bertragen von Steuersignalen, beispielsweise zur LSA-<br />

Beeinflussung und Haltestellenabmeldung.<br />

Die Beeinflussung von Lichtsignalanlagen dient <strong>der</strong> …PNV-<br />

Bevorrechtigung. In einer lokalen Interaktion for<strong>der</strong>t das<br />

Fahrzeug Ÿber eine spezielle Betriebsfunkfrequenz eine GrŸnzeit<br />

beim SteuergerŠt <strong>der</strong> Lichtsignalanlage an. Der Anfor<strong>der</strong>ungspunkt,<br />

an welchem das Fahrzeug seine GrŸnzeitanfor<strong>der</strong>ung<br />

an die LSA zur rechtzeitigen SignalprogrammŠn<strong>der</strong>ung<br />

Ÿbertragen mu§, wird durch die bordautonome Standortbestimmung<br />

erkannt.<br />

Die PeripheriegerŠte eine RBL-Fahrzeugs wie Haltestelleninnenanzeige,<br />

Au§enbeschil<strong>der</strong>ung, Fahrscheindrucker und<br />

Fahrausweisentwerter sind Ÿber Schnittstellen mit dem Bordrechner<br />

verbunden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 16<br />

Betriebsleitstelle<br />

Funktionskonzept eines RBL-Fahrzeugs<br />

Datenfunk<br />

Sprechfunk, Datenfunk<br />

Linie 21<br />

LSA-Beeinflussung<br />

Flughafen<br />

Haltestelleninnenanzeige<br />

GPS<br />

IBIS-Bordrechner<br />

Fahrausweisentwer<br />

ter<br />

Besetztgra<strong>der</strong>fassung<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 32a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

…ffentlicher Personen-Nahverkehr<br />

von<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Systemkomponenten fŸr den Einsatz rechnergestŸtzter<br />

Betriebsleitzentralen RBL im …PNV<br />

Abb. 17: Systemkomponenten fŸr den RBL Einsatz im …PNV<br />

¥ Rechnergesteuerte Betriebsleitzentrale<br />

¥ Aktuelle Fahrplaninformationen<br />

¥ GPS-Satellitenortung<br />

¥ DGPS-Korrekturdaten<br />

¥ Soll-Ist-Abgleich<br />

¥ Haltestellenabmeldung<br />

¥ …PNV-Bevorrechtigung<br />

Seite 33<br />

Im …ffentlichen Personen-Nahverkehr bietet <strong>der</strong> Einsatz<br />

rechnergesteuerter Betriebsleitzentralen vielfŠltige Mšglichkeiten<br />

sowohl den Betriebsablauf transparenter, flexibler<br />

und flŸssiger zu gestalten als auch die AttraktivitŠt <strong>der</strong><br />

šffentlichen Verkehrsmittel fŸr die BŸrger zu erhšhen. Dazu<br />

gehšrt das wirksame Eingreifen bei Stšrungen in den<br />

Betriebsablauf, die Anschlu§sicherung und die Versorgung<br />

<strong>der</strong> FahrgŠste mit aktuellen Fahrplaninformationen. Die<br />

Fahrzeuge des Verkehrsbetriebes sind bei Einsatz von RBL<br />

als mobile Teilnehmer mit Bordrechner, Positionsbestimmungsmodul,<br />

Kommunikationseinheit und Fahrgastinformationssytemen<br />

ausgestattet und in ein komplexes Funktionssystem,<br />

welches die Haltestellen und Lichtsignalanlagen<br />

einschlie§t, eingebunden.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 34<br />

Die Betriebsleitstelle versorgt die Bordrechner <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />

zunŠchst mit Solldaten zum Betrieb auf Festspeichern.<br />

Aktuelle Informationen werden zwischen dem Fahrer und<br />

<strong>der</strong> Leitstelle Ÿber Sprech- o<strong>der</strong> Datenfunk ausgetauscht.<br />

Aktuelle Informationen, welche die Betriebsleitstelle vom<br />

Fahrzeug empfŠngt, sind u. a. die Positionsdaten des Busses.<br />

Diese Daten kšnnen Ÿber die Haltestellenabmeldung <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge fŸr die durch das Verfahren festgelegten Punkte<br />

bereitgestellt werden. Eine hšhere AktualitŠt bietet dagegen<br />

die Positionsbestimmung Ÿber GPS-Satellitenortung, welche<br />

sinnvollerweise durch die zusŠtzliche Verarbeitung von<br />

DGPS-Korrekturdaten unterstŸtzt wird.<br />

Die prŠzisen aktuellen Fahrzeugpositionsdaten werden in <strong>der</strong><br />

Leitzentrale zur BetriebsŸberwachung mittels Soll-Ist-Abgleich<br />

und zur Betriebssteuerung benutzt. Die Betriebssteuerung<br />

kann automatisch o<strong>der</strong> durch Disponenten erfolgen. Ziel<br />

ist es, Abweichungen wie VerfrŸhungen und VerspŠtungen<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge innerhalb festgelegter Grenzwerte zu halten<br />

und Anschlu§sicherungen sicherzustellen. Neben diesen<br />

Kriterien, welche fŸr den Fahrgast unmittelbar die QualitŠt<br />

des Angebotes bestimmen, werden FahrzeugabstŠnde, Zugreihenfolgen<br />

und Kreuzungszeitpunkte Ÿberwacht.<br />

In <strong>der</strong> Betriebsleitzentrale werden die voraussichtlichen Ankunftszeiten<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge ermittelt, die Information per<br />

Datenfunk o<strong>der</strong> Ÿber Kabel an den Haltestellenrechner Ÿbertragen<br />

und den wartenden FahrgŠsten Ÿber Displays mitgeteilt.<br />

Wird dem …ffentlichen Verkehr gegenŸber dem privaten<br />

Stra§enverkehr Vorrang eingerŠumt, kann die …PNV-Bevorrechtigung<br />

durch Lichtsignalanlagen-Ansteuerung seitens<br />

des Fahrzeugs realisiert werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 17<br />

Betriebsleitstelle<br />

INFO<br />

Systemkomponenten für den RBL Einsatz im ÖPNV<br />

Datenfunk<br />

Sprech-/Datenfunk<br />

Fahrzeug-Solldaten<br />

Haltestellenabmeldung<br />

Peripherieger te<br />

Bordrechner<br />

Sensorik<br />

GPS<br />

LSA-Ansteuerung<br />

Flughafen<br />

DGPS Referenz-Station<br />

DGPS-Korrektur<br />

Telemetrie<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 34a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

…ffentlicher Personen-Nahverkehr<br />

von<br />

Harry Evers und Claudia Pinkepank<br />

Fahrgastinformationssysteme fŸr RBL-Fahrzeuge<br />

Abb. 18: HaltestellenausrŸstung<br />

¥ Fahrgastinformationssysteme<br />

¥ Haltestellenrechner<br />

¥ Haltestellenabmeldung<br />

¥ Fernsichtdisplay<br />

¥ Nahsichtdisplay<br />

¥ Au§enanzeige<br />

¥ Innenanzeige<br />

Seite 35<br />

Eine wesentliche Steigerung des Komfort fŸr Nutzer des<br />

…ffentlichen Personen-Nahverkehrs bietet die Bereitstellung<br />

aktueller Fahrplan- und Linieninformationen sowohl an Haltestellen<br />

als auch im Fahrzeug.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 36<br />

Die dynamischen Fahrgastinformationssysteme an Haltestellen<br />

erhalten Ÿber Kabel o<strong>der</strong> Ÿber Datenfunk von <strong>der</strong><br />

RBL-Zentrale die fŸr die Anzeige erfor<strong>der</strong>lichen Informationen<br />

zu den aktuellen Abweichungen vom Sollfahrplan. Da<br />

<strong>der</strong> Sollfahrplan selber durch den Haltestellenrechner gespeichert<br />

ist, sind nur noch Daten zu zusŠtzlichen/ausfallenden<br />

Fahrten, aktualisierten Abfahrtzeiten, abweichenden<br />

Fahrtzielen und zur Zugreihenfolge vom RBL zu Ÿbertragen.<br />

Das Lšschen <strong>der</strong> Anzeige und Initiieren <strong>der</strong> Aktualisierung<br />

kann mit <strong>der</strong> Haltestellenabmeldung durch das Fahrzeug<br />

geschehen.<br />

Die Informationsausgabe Ÿber Fernsichtdisplays ist aus<br />

bis zu 5 Metern Entfernung fŸr viele FahrgŠste gleichzeitig<br />

lesbar und zeigt die unmittelbar bevorstehenden Abfahrten<br />

an o<strong>der</strong> die nŠchsten Abfahrten aller Linien.<br />

DemgegenŸber bieten Nahsichtdisplays umfassen<strong>der</strong>e, teilweise<br />

grafisch aufbereitete Fahrgastinformationen zu AnschlŸssen<br />

o<strong>der</strong> Betriebsabweichungen. ZusŠtzlich zur visuellen<br />

Ausgabe aktueller Informationen kann die Betriebsleitstelle<br />

Lautsprecherdurchsagen an die Haltestellen absetzen.<br />

Weitere Komponenten zur Fahrgastinformation sind die Innen-<br />

und Au§enanzeigen des Fahrzeugs, <strong>der</strong>en Informationsausgabe<br />

durch die bordautonome Standortermittlung<br />

aktualisiert wird. Neben <strong>der</strong> nŠchsten Haltestelle, <strong>der</strong> Liniennummer<br />

und dem Linienziel kann <strong>der</strong> Linienverlauf und<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Standort angezeigt werden. Au§enanzeigen<br />

haben in erster Linie eine optimale Lesbarkeit sicherzustellen<br />

und werden daher Ÿberwiegend als Punktmatrix-Displays<br />

ausgefŸhrt, wŠhrend die Darstellung <strong>der</strong> Fahrtroute<br />

und <strong>der</strong> Fahrzeugposition auf <strong>der</strong> Innenanzeige in LEDo<strong>der</strong><br />

LCD-Technologie realisiert wird.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Übersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 18<br />

Ansagen über<br />

Lautsprecher<br />

Haltestellenausrüstung<br />

Nahsicht<br />

Display<br />

Linie 21<br />

RBL- Betriebsleitstelle<br />

Sprech-/<br />

Datenfunk<br />

Haltestellen-<br />

Rechner<br />

Fernsicht<br />

Display<br />

Haltestellenabmeldung<br />

Bordrechner (IBIS)<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Sprech-/ Datenfunk<br />

Seite 36a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Diebstahlschutz<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Systemkomponenten <strong>der</strong> Diebstahlsicherung<br />

Abb. 19: Systemkomponenten Diebstahlsicherung<br />

¥ Dienstleistungszentrale<br />

¥ Sicherheitsdienste<br />

¥ Freifahrtzone<br />

¥ Alarmbearbeitung<br />

¥ Transpon<strong>der</strong><br />

¥ Wegfahrsperre<br />

Seite 37<br />

Ein Anwendungsgebiet <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> ist die Sicherheit<br />

von Fahrzeugen und Personen. Das Schutzsystem fŸr<br />

Fahrzeuge und <strong>der</strong>en Insassen umfa§t die Bordmodule im<br />

Fahrzeug, welches Ÿber Datenfunk mit einer Dienstleistungszentrale<br />

in Kontakt steht, und <strong>der</strong>en Kooperation mit<br />

Behšrden und Sicherheitsdiensten. Die Dienstleistungszentrale<br />

nutzt im Alarmfall die aus den GPS-Signalen<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 38<br />

ermittelten Positionsdaten des Fahrzeugs, um dessen Standort<br />

den InterventionskrŠfte mitteilen zu kšnnen.<br />

Die Steuereinheit des Schutzsystems im Fahrzeug Ÿberwacht<br />

durch Auswerten <strong>der</strong> GPS-Daten die individuelle<br />

Freifahrtzone des Fahrzeugs und aktiviert bei †berfahren<br />

<strong>der</strong> Zonengrenze die Wegfahrsperre. Innerhalb <strong>der</strong> Freifahrtzone<br />

wird die Wegfahrsperre vom Besitzer des Fahrzeugs<br />

mit einem Transpon<strong>der</strong>/elektronischem SchlŸssel<br />

durch †bertragung eines individuellen Codes an die Transpon<strong>der</strong>antenne<br />

deaktiviert. Die Freifahrtzone ist in <strong>der</strong><br />

Steuereinheit im Fahrzeug gespeichert und wird von <strong>der</strong><br />

Leitstelle nach Bedarf des Fahrzeugbesitzers per Daten-<br />

Ÿbertragung geŠn<strong>der</strong>t.<br />

Au§erhalb <strong>der</strong> Freifahrtzone und innerhalb dieser nach<br />

Alarmmeldung und Aktivierung durch die Leitstelle unterbricht<br />

die Wegfahrsperre drei Stromkreise des Fahrzeugs,<br />

Anlasser, ZŸndung und Kraftstoffpumpe, sobald die ZŸndung<br />

erstmalig nach Aktivieren <strong>der</strong> Wegfahrsperre ausgeschaltet<br />

wird.<br />

Die Alarmbearbeitung durch die Dienstleistungszentrale<br />

umfa§t den Ausschlu§ von Fehlalarmen, die Positionsbestimmung<br />

des Fahrzeugs und die Information nahe gelegener<br />

Polizeidienststellen o<strong>der</strong> Sicherheitsdienste. Die kontinuierlich<br />

eingehenden Standortdaten des gestohlenen Fahrzeugs<br />

werden den Behšrden bzw. Diensten Ÿbermittelt und<br />

dokumentiert. Eine Sicherstellung des gestohlenen Fahrzeugs<br />

ist dann ohne Vorwarnung mšglich.<br />

Bei <strong>der</strong> †berwachung von Wertgut- und Gefahrguttransporten<br />

bietet die Funktionsweise von Diebstahlschutzsystemen<br />

eine Mšglichkeit <strong>der</strong> kontinuierlichen Verfolgung<br />

und Sicherung <strong>der</strong> Fahrzeuge.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Übersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 19<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 38a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Diebstahlschutz<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Funktionen eines Diebstahlschutzsystems<br />

Abb. 20: Funktionen eines Diebstahlschutzsystems<br />

¥ Diebstahlschutz<br />

¥ Energieversorgung<br />

¥ Aufbruchalarm<br />

¥ PositionsverŠn<strong>der</strong>ung bei ausgeschalteter ZŸndung<br />

¥ Diebstahl von SchlŸssel und Transpon<strong>der</strong><br />

¥ †berfall auf den Fahrer<br />

¥ Dienstleistungszentrale<br />

Seite 39<br />

Ein Diebstahlschutzsystem erkennt Manipulationen und Sabotageaktionen<br />

am Fahrzeug und setzt daraufhin eine<br />

Alarmmeldung an die Leitstelle ab. Die alarmauslšsenden<br />

Aktionen kšnnen beispielsweise an <strong>der</strong> GSM-/ GPS-Antenne,<br />

<strong>der</strong> Wegfahrsperre o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Steuereinheit stattfinden<br />

o<strong>der</strong> das Abklemmen <strong>der</strong> Fahrzeugbatterie und Kurzschlie§en<br />

<strong>der</strong> Versorgungsspannung betreffen. Die Energieversorgung<br />

<strong>der</strong> Steuereinheit des Diebstahlschutzsystems<br />

ist durch einen systemeigenen Akku sichergestellt.<br />

Eine im Fahrzeug vorhandene Alarmanlage kann ebenfalls<br />

mit dem Diebstahlschutzsystem gekoppelt werden und da-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 40<br />

Ÿber den Aufbruchalarm Ÿber die Leitstelle an Sicherheitsdienste<br />

weitergeben.<br />

VerŠn<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> Standort des Fahrzeugs bei ausgeschalteter<br />

ZŸndung, beispielsweise beim Abschleppen o<strong>der</strong> nach<br />

dem Verladen auf ein Transportfahrzeug, wird dieser Vorgang<br />

vom Diebstahlschutzsystem ebenfalls erkannt und ein<br />

entsprechen<strong>der</strong> Alarm ausgelšst.<br />

Erfolgt ein Diebstahl von FahrzeugschlŸssel und Transpon<strong>der</strong><br />

(elektronischem SchlŸssel zur Deaktivierung <strong>der</strong> Wegfahrsperre),<br />

so werden nach <strong>der</strong> Diebstahlmeldung und Identifikation<br />

des Besitzers anhand des persšnlichen Codewortes<br />

das entwendete Fahrzeug durch die Dienstleistungszentrale<br />

geortet, die Positionsdaten an die Polizeidienststellen weitergegeben<br />

und die Wegfahrsperre aktiviert.<br />

Beim †berfall auf den Fahrer, um auf diesem Wege etwa<br />

in den Besitz des Fahrzeugs zu gelangen, wird das persšnliche<br />

Schutzsystem durch in <strong>der</strong> Fahrerkabine versteckt<br />

installierte Taster ergŠnzt, mit denen <strong>der</strong> Fahrer unbemerkt<br />

eine Notrufmeldung absetzen kann.<br />

Die Dienstleistungszentrale bietet ein Diebstahlschutzsystem<br />

in Kooperation mit Mobilfunknetzbetreibern und<br />

Sicherheitsdiensten beispielsweise mit folgenden Leistungen<br />

an:<br />

¥ Aufnahme von Alarmmeldungen, Auswertung und Koordination<br />

<strong>der</strong> Interventionsma§nahmen<br />

¥ Einrichtung und Anpassung <strong>der</strong> Freifahrtzone<br />

¥ Vermittlung von Diensten wie KFZ-Service, Hotel und<br />

Mietwagen<br />

¥ Deaktivieren des Diebstahlschutzsysteme, wŠhrend das<br />

Fahrzeug sich in einer Service-Werkstatt befindet.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Übersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 20<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 40a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Containerumschlag<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Hafeninformationssystem<br />

Abb. 21: Netzwerk <strong>der</strong> Hafeninformationen<br />

¥ Hafeninformationssystem<br />

¥ transportmittelbezogene Information<br />

¥ frachtbezogene Information<br />

¥ Identifizierung<br />

¥ Positionsbestimmung <strong>der</strong> Container<br />

Seite 41<br />

Containerschiffe werden im Hafen innerhalb von weniger als<br />

24 Stunden nach einem genau vorbereiteten Ablaufplan beund<br />

entladen, zusŠtzlich sind innerhalb dieser Zeitspanne<br />

FormalitŠten mit <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei und Behšrden abzuwickeln.<br />

Vor dem Anlanden des Schiffes sind Verbleib, Zwischenlagerung<br />

und Weitertransport <strong>der</strong> Container bereits festgelegt,<br />

was in <strong>der</strong> Folge einen prŠzisen Ablauf <strong>der</strong> notwendigen<br />

und ineinan<strong>der</strong>greifenden Arbeitsschritte beim verzugslosen<br />

Umladen for<strong>der</strong>t. Basis eines reibungslosen Arbeitsablaufs<br />

ist ein Informations- und Kommunikationssystem, welches<br />

alle Beteiligten in ein Informationssystem einbindet und<br />

Positionsbestimmung und eindeutige Identifizierung <strong>der</strong><br />

Container sicherstellt.<br />

Hafeninformationssysteme stellen in <strong>der</strong> Hafenwirtschaft eine<br />

zentrale Dienstleistungsfunktion bereit, indem sie die DV-<br />

Systeme <strong>der</strong> direkt am Umschlag Beteiligten, <strong>der</strong> GŸterverkehrszentren<br />

und <strong>der</strong> Kunden verknŸpfen. Hier gehen zum<br />

einen transportmittelbezogene Informationen ein, beispielsweise<br />

zur Liegeplatzverwaltung, Schlepper- und Lotsenan-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 42<br />

for<strong>der</strong>ung. Zum an<strong>der</strong>en verwalten Hafeninformationssysteme<br />

frachtbezogene Informationen wie Ladelisten, Zollund<br />

Gefahrgutdeklarationen, Transport- und VerladeauftrŠge.<br />

Sie bieten au§erdem Frachtverfolgung und Fahrzeugdisposition<br />

Ÿber ihre zentrale Datenbank als Dienstleistung an.<br />

Von zentraler Bedeutung fŸr den Containerumschlag in GŸterverkehrszentren<br />

und Kaibetrieben ist die eindeutige Identifizierung<br />

<strong>der</strong> Container beim Wechsel des Transportmittels<br />

o<strong>der</strong> des Lagerplatzes, was ein lŸckenloses Verfolgen aller<br />

VorgŠnge gestattet.<br />

Die Containeridentifizierung ist mšglich durch<br />

¥ automatische Mustererkennung <strong>der</strong> weltweit eindeutigen<br />

Containernummer durch ein Videosystem,<br />

¥ elektronische Identifizierung mit Hilfe von Transpon<strong>der</strong>n<br />

an den Containern, <strong>der</strong>en Identifizierungsdaten beim<br />

Vorbeifahren an einer Hochfrequenzsende-/-empfangsanlage<br />

aufgenommen werden und<br />

¥ das aktive Senden von Container-Identifizierungsdaten<br />

in Verbindung mit GPS-Positionsdaten.<br />

Eine direkte Positionsbestimmung <strong>der</strong> Container wŠhrend<br />

des Transportvorganges ist i. allg. nicht erfor<strong>der</strong>lich, da das<br />

Transportmittel Schiff kontinuierlich Positionsmeldungen absetzt<br />

und <strong>der</strong> an Bord und an Land verfŸgbare Stauplan die<br />

genaue Position des Containers an Bord ausweist. Die zunehmende<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Schienen- und Stra§entransportfahrzeuge<br />

mit TelematikgerŠten zur Positionsbestimmung und -Ÿbermittlung<br />

an <strong>der</strong>en Einsatzzentrale und die Disponenten ermšglicht<br />

auch hier die Frachtverfolgung Ÿber das Transportmittel.<br />

In SpezialfŠllen wie dem Gefahrgut- o<strong>der</strong> Wertguttransport<br />

ist das aktive Aussenden von Containerdaten eine relevante<br />

Funktion zur Gefahrenabwehr, wobei das Abdecken <strong>der</strong><br />

Antenne auszuschlie§en und die Energieversorgung <strong>der</strong><br />

Ausstattung sicherzustellen ist.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 21<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 42a


†bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Containerumschlag<br />

von<br />

Harry Evers, Claudia Pinkepank<br />

Intermodaler GŸterverkehr<br />

Abb. 22: Containerumschlag<br />

¥ Transportkette<br />

¥ Informationskette<br />

¥ IntermodalitŠt<br />

¥ EDIFACT<br />

¥ Standardisierung<br />

Seite 43<br />

Der Transport von Containern als typische Anwendung des<br />

intermodalen GŸterverkehrs wird durch die Standardisierung<br />

<strong>der</strong> beteiligten Systemkomponenten in hohem Ma§e<br />

vereinfacht. IntermodalitŠt meint den Wechsel zwischen<br />

Transportarten und -mitteln, wie er in Terminals und GŸterverkehrszentren<br />

mit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Infrastruktur vorgenommen<br />

wird.<br />

Die Abmessungen <strong>der</strong> Container und die Befestigungseinrichtungen<br />

sind nach Absprachen <strong>der</strong> Transportdienstleister,<br />

Schiffbauer, Fšr<strong>der</strong>anlagen- und Waggonhersteller international<br />

genormt. Die Normung <strong>der</strong> Container fŸhrte folgerichtig<br />

zu einer Normung <strong>der</strong> Verlade- und Transportsysteme<br />

und einer weltweit gleichartigen Organisation von LadevorgŠngen,<br />

Lagerverwaltung und Containeridentifizierung.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 †bersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 44<br />

Der Datenaustauschstandard EDIFACT (Electronic Data<br />

Interchange for Administration, Commerce and Transport)<br />

basiert auf vereinheitlichten Meldungen, die aus im internationalen<br />

Handels- und TransportgeschŠft Ÿblichen Formularen<br />

entwickelt wurden, und erlaubt den hardware- und softwareneutralen<br />

Austausch geschŠftlicher VorgŠnge zwischen<br />

den DV-Systemen <strong>der</strong> GeschŠftspartner. Ein Teil <strong>der</strong> EDI-<br />

FACT-Meldungen ist insbeson<strong>der</strong>e dem Containertransport<br />

zugeordnet, wodurch hier <strong>der</strong> Informationsaustausch zwischen<br />

den Beteiligten auch ohne verbale Kommunikation sichergestellt<br />

ist.<br />

Die Standards <strong>der</strong> terrestrischen und satellitengestŸtzten<br />

Mobilfunknetze ermšglichen darŸber hinaus die Einbindung<br />

<strong>der</strong> mobilen Teilnehmer, also <strong>der</strong> Transportmittel, in<br />

das Gesamtsystem.<br />

Somit ist die Informationskette vom Fahrzeug Ÿber die<br />

UmschlagplŠtze bis hin zu den Disponenten <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Transportunternehmen funktionsfŠhig. Mit <strong>der</strong> Informationskette,<br />

welche parallel zur Transportkette verlŠuft,<br />

werden transportvorauseilende Informationen zur Disposition,<br />

Planung und Vorbereitung bzw. transportbegleitende<br />

Informationen zur †berwachung und Frachtverfolgung<br />

Ÿbermittelt. Neben den Ÿber GPS-Daten ermittelten Positionen<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge kšnnen auch frachtbezogene Informationen<br />

wie die Temperatur und Luftfeuchte klimatisierter<br />

Container Ÿbermittelt werden.<br />

Die Verdichtung und Normung transportbezogener Informationen<br />

sowie <strong>der</strong>en automatisierte Verarbeitung und<br />

Weitergabe Ð Telematik Ð ermšglichen den Transport- und<br />

Umschlagbetrieben, dem Zeit- und Kostendruck im Containertransport<br />

ein effizientes Mittel <strong>der</strong> kontinuierlichen<br />

Verbesserung interner AblŠufe entgegenzusetzen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


†bersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 22<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 44a


Übersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Elemente <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

von<br />

Harry Evers<br />

Elemente<br />

Abb. 23: Elemente <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Ortung/Lokalisierung<br />

Mobil-Kommunikation<br />

Informatik<br />

Positionsbestimmung mobiler Objekte<br />

Seite 45<br />

Der Begriff „Telematik“ setzt sich aus den Wörtern Telekommunikation<br />

und Informatik zusammen. Die Telematik<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 Übersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 46<br />

befaßt sich also mit dem Transport und <strong>der</strong> Verarbeitung<br />

von Informationen. Unter dem Begriff <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

versteht man die Erfassung, Übermittlung und Auswertung<br />

von verkehrsbezogenen Informationen.<br />

Verbunden werden in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> die Elemente<br />

Telekommunikation und Informatik mit dem Element <strong>der</strong><br />

Ortung/Lokalisierung, also <strong>der</strong> Standortbestimmung mobiler<br />

Objekte, welche am Verkehrsgeschehen teilnehmen.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> finden terrestrische und satellitengestützte<br />

Mobil-Kommunikationsysteme Anwendung, zunehmend<br />

wird auch die Internet-Technologie in Fahrzeugen<br />

genutzt. Transportiert werden Daten zur Verkehrslage, zu Routenempfehlungen,<br />

Aufträgen und Ladungen.<br />

Das Informatik-Element beschreibt die Verarbeitung eingehen<strong>der</strong><br />

Verkehrs- o<strong>der</strong> Dispositionsdaten in Planungsund<br />

Simulationstools. Die Ausgabedaten werden entwe<strong>der</strong><br />

betriebsintern verwendet o<strong>der</strong> im Rahmen von Mehrwertdiensten<br />

angeboten.<br />

Die Positionsbestimmung mobiler Objekte ist ein zentrales<br />

Element <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>, sie ermöglicht die Zielführung<br />

von Fahrzeugen und die Abbildung <strong>der</strong> Verkehrssituation<br />

durch Floating Cars. An Verfahren stehen <strong>der</strong>zeit<br />

Map-Matching, die Koppelnavigation und Satellitennavigation<br />

(GPS/DGPS) einzeln und in Kombination zur Verfügung.<br />

Zusammenfassend läßt sich die <strong>Verkehrstelematik</strong> als eine<br />

intelligente Verknüpfung von Telekommunikation und Informatik<br />

unter Einbeziehung von Standortbestimmungsverfahren<br />

und <strong>der</strong>en Anwendung im Verkehrswesen definieren.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Übersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 23<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 46a


Übersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Mobile Objekte im Verkehrsgeschehen<br />

von<br />

Harry Evers<br />

Mobile Objekte im Verkehrsgeschehen<br />

Abb. 24: Mobile Objekte im Verkehrsgeschehen<br />

Verkehrsgeschehen<br />

Zielort<br />

Regelung<br />

Personen<br />

Mobile Objekte<br />

Seite 47<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 Übersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 48<br />

Am Verkehr nehmen Personen und mobile Objekte teil;<br />

zu letzteren zählen Schiffe, Flugzeuge, Schienen- und<br />

Straßenfahrzeuge, intermodale (Container, Wechselaufbauten,<br />

kranbare Sattelauflieger) und subintermodale (Paletten,<br />

stapelbare Gitterboxen) Ladeeinheiten und Packstücke.<br />

Die Teilbereiche des Verkehrs umfassen somit den Land-,<br />

See-, Luft- und Binnenschiffahrtsverkehr.<br />

Intermodale Telematikansätze integrieren die verschiedenen<br />

Verkehrsträger in einem einheitlichen Konzept, um so z. B.<br />

die Verfolgung eines Containers während des Transportes<br />

auf Schiene, Schiff o<strong>der</strong> Straße zu ermöglichen, eine optimale<br />

Transportroute mittels verschiedener Verkehrsträger<br />

zu ermitteln o<strong>der</strong> einem Verkehrsteilnehmer Informationen<br />

über die Anschlußmöglichkeiten zu an<strong>der</strong>en Verkehrsmitteln<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Am Verkehrsgeschehen teilzunehmen bedeutet für ein<br />

mobiles Objekt, daß seine Bewegung dahin gehend geregelt<br />

wird, daß es den Zielort ohne Gefährdung des Verkehrs<br />

erreicht. Diese Regelung wird durch Mittel <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

als intelligenter Verknüpfung von Telekommunikation<br />

und Informatik im Zusammenspiel mit Ortungsverfahren<br />

unterstützt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Übersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 24<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 48a


Übersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Ziele <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

von<br />

Harry Evers<br />

Ziele <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 25: Ziele <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Transport- und Verkehrsabläufe<br />

Transport- und Verkehrsinfrastruktur<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Sicherheit<br />

Komfort<br />

Kapazitätsauslastung<br />

Seite 49<br />

Die <strong>Verkehrstelematik</strong> hat das Ziel, unter Einsatz <strong>der</strong><br />

Informationstechnologie Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und<br />

Komfort von Transport- und Verkehrsabläufen zu verbessern.<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05110 Übersichtsdarstellungen verkehrstelematischer Systeme<br />

Seite 50<br />

Die zentrale Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> ist eine Verkehrsbeeinflussung<br />

durch „Information, Kommunikation,<br />

Steuerung und Regelung, aber auch Überwachung mit dem<br />

Ziel einer Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Negativwirkung des Verkehrs“<br />

(G. Müller, G. Hohlweg; 1995, S. 223). Dies gilt für alle<br />

Teilbereiche des Verkehrs, nämlich den Land-, See-, Luftund<br />

Binnenschiffahrtsverkehr. Intermodale Telematikansätze<br />

versuchen, die verschiedenen Verkehrsträger in einem<br />

einheitlichen Konzept zu integrieren, um so z. B. die Verfolgung<br />

eines Containers während des Transportes auf<br />

Schiene, Schiff o<strong>der</strong> Strafle zu ermöglichen, eine optimale<br />

Transportroute mittels verschiedener Verkehrsträger zu<br />

ermitteln o<strong>der</strong> einem Verkehrsteilnehmer Informationen über<br />

die Anschlußmöglichkeiten zu an<strong>der</strong>en Verkehrsmitteln zur<br />

Verfügung zu stellen. Dabei spielt die Koordination des<br />

grenzüberschreitenden Verkehrs eine immer bedeuten<strong>der</strong>e<br />

Rolle.<br />

Zusätzlich soll durch die <strong>Verkehrstelematik</strong> die Kapazitätsauslastung<br />

<strong>der</strong> vorhandenen Transport- und Verkehrsinfrastruktur<br />

optimiert werden.<br />

Neben den technischen Aspekten beschäftigt sich die <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

auch mit den sozialen, ökonomischen und<br />

ökologischen Auswirkungen <strong>der</strong> Verkehrssteuerung durch<br />

IuK (Informations- und Kommunikations-)Technologien.<br />

Dazu gehören die Verringerung <strong>der</strong> negativen Auswirkungen<br />

des Verkehrs auf die Umwelt, <strong>der</strong> Wandel des Mobilitätsverhaltens<br />

innerhalb <strong>der</strong> Gesellschaft und die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit im Personen- und Güterverkehr.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Übersichtsdarstellungen Verkehrstelematischer Systeme 05110<br />

Abb.: 25<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 50a


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

von<br />

Prof. Dr.-Ing. Gunther Schänzer<br />

1 Zielsetzung<br />

Satellitennavigation ist als Technologie und in Form von<br />

Anwendungen <strong>der</strong>zeit in aller Munde.<br />

Die Möglichkeiten, die durch die Nutzung dieser Technologie<br />

eröffnet werden, sind scheinbar nur durch die Phantasie<br />

<strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> begrenzt. Doch diese hochpräzisen Ortungssysteme,<br />

welche nach dem Stand <strong>der</strong> Forschung Genauigkeiten<br />

im Zentimeterbereich ermöglichen, haben vielfältige<br />

technische, gesellschaftliche und politische Dimensionen, die<br />

einer sorgfältigen Betrachtung bedürfen, wenn sie in sicherheitskritischen<br />

Anwendungen zum praktischen Einsatz<br />

kommen sollen. Nur unter Beachtung <strong>der</strong> Randbedingungen,<br />

die aus diesen Dimensionen erwachsen, können die immensen<br />

Vorteile, welche die Satellitennavigation bietet, auch<br />

realisiert werden.<br />

Dieses Kapitel liefert eine Übersicht über die Chancen und<br />

Risiken, die diese neue Technologie mit sich bringt.<br />

2 Einführung<br />

Seite 1<br />

Der Begriff „Satellitennavigation“ ist unpräzise und gibt<br />

zum Fehldenken Anlaß. Das Wort Navigation hat seinen<br />

Ursprung im lateinischen Begriff navigatio, Schiffahrt.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 2<br />

Das Brockhaus-Lexikon definiert Navigation als einen Vorgang,<br />

ein Fahrzeug von einem Startort auf einem vorgegebenen<br />

Weg zu einem Ziel zu steuern.<br />

Statt mit dem umfassenden Begriff Navigation befassen<br />

Ortung sich die folgenden Ausführungen mit <strong>der</strong> Ortung, d. h. <strong>der</strong><br />

Ortsbestimmung.<br />

Bereits aus den knappen Definitionen für Navigation und<br />

Ortung wird deutlich, daß Ortung bzw. Standortbestimmung<br />

die notwendige Voraussetzung für Navigation ist. Allgemeiner<br />

und philosophischer kann formuliert werden: <strong>der</strong> Weg<br />

zum Ziel kann nur definiert werden, wenn <strong>der</strong> Standort bekannt<br />

ist.<br />

Eines <strong>der</strong> ersten prominenten Opfer für unzureichende Navigation<br />

bzw. Ortung, die in <strong>der</strong> Literatur erwähnt werden,<br />

ist Odysseus. Man kann die Homersche Odyssee auch als<br />

Dokumentation höchst fehlerhafter Navigation ansehen.<br />

Odysseus hat als Navigator nahezu alles falsch gemacht<br />

und hätte mit dieser unzureichenden Leistung heute keine<br />

Chance, ein Schiffahrtspatent zu erwerben. Ein weiteres bekanntes<br />

Beispiel für fehlerhafte Ortung ist Kolumbus. Hätte<br />

er seinen Standort gekannt, wäre er in Indien gelandet, statt<br />

Amerika zu entdecken.<br />

Offensichtlich scheint die Wahrscheinlichkeit, ein Abenteuer<br />

zu erleben, mit einem Mangel an Ortung und Navigation<br />

zu korrelieren. Es stellt sich die Frage, ob präzise Navigation<br />

etwas Wünschenswertes an sich ist.<br />

Im kommerziellen Bereich, im Handel und dem damit verbundenen<br />

Verkehr, sind Abenteuer in <strong>der</strong> Regel nicht erwünscht,<br />

denn sie dienen selten <strong>der</strong> Ertragssteigerung. Aus<br />

naheliegenden Gründen ist auch das Militär daran interes-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

Seite 3<br />

siert, den eigenen Standort zu kennen und den Weg zum<br />

Ziel planbar zu machen.<br />

Die Aufgabe, ein Fahrzeug sicher zum Ziel zu führen, ist ein<br />

Problem, an dessen Lösung Generationen gearbeitet haben:<br />

Landmarken und Leuchtfeuer sind als Navigationseinrichtungen<br />

aus dem Altertum bekannt.<br />

Seit dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t ist <strong>der</strong> Kompaß erfolgreich im<br />

Gebrauch.<br />

Seit transportable Uhren ausreichend genau sind (Chronometer),<br />

wird Astronavigation eingesetzt.<br />

Von Wetter und Sicht unabhängige Funknavigation wurde<br />

vor mehr als 80 Jahren entwickelt und ist auch heute<br />

noch die Basis für die Flugzeugnavigation.<br />

Die Trägheitsnavigation wurde in den dreißiger Jahren<br />

primär in Deutschland entwickelt mit dem Ziel, ballistische<br />

Raketen zu lenken. Heute ist Trägheitsnavigation vor allem<br />

bei zivilen Langstreckenfügen über den Ozean im Gebrauch<br />

und hat die Astronavigation abgelöst.<br />

Die erreichbaren Genauigkeiten dieser Ortungssysteme liegen<br />

im Bereich von 200 m bis 5 km. Die höchsten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Genauigkeit und Zuverlässigkeit stellen zur Zeit<br />

Schlechtwetteranflüge im zivilen Luftverkehr dar. Eine Genauigkeit<br />

von mehr als 60 cm an <strong>der</strong> Landebahnschwelle muß<br />

Blindlandungen für sogenannte „Blindlandungen“ (Wetterbedingungen entsprechend<br />

CATIII) nachgewiesen werden. Sie wird mit hohem<br />

Aufwand beim Instrumentenlandesystem (ILS) erreicht. Bei<br />

ILS handelt es sich um eine Schlechtwetteranflughilfe, die<br />

mit Radiowellen arbeitet. Ein mo<strong>der</strong>ner Nachfolger des ILS<br />

soll auf Beschluß <strong>der</strong> Internationalen Zivilen Luftfahrtorganisation<br />

(ICAO) das Mikrowellenlandesystem (MLS) werden,<br />

dessen Einführung sich aus technischen und kommerziellen<br />

Gründen immer weiter verzögert. Die Präzisionsanflugsysteme<br />

ILS und MLS, das im Gegensatz zu ILS mit<br />

Mikrowellen arbeitet, haben eine begrenzte Reichweite für den<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 4<br />

Flughafennahbereich. Für jede Landebahnrichtung ist ein<br />

eigenes aufwendiges System erfor<strong>der</strong>lich. Für an<strong>der</strong>e Einsätze,<br />

z. B. im Straßenverkehr, sind ILS und MLS daher<br />

nicht geeignet. Bemerkenswert ist die extrem hohe Zuverlässigkeit<br />

von Instrumentenlandesystemen. Obwohl die Landung<br />

von Flugzeugen, insbeson<strong>der</strong>e bei geringer Sicht, als<br />

die risikoreichste Flugphase gilt, hat sich seit Einführung<br />

<strong>der</strong> Instrumentenlandesysteme im zivilen Luftverkehr bei<br />

sehr schlechten Sichtverhältnissen kein schwerer Unfall in<br />

diesem Zusammenhang mehr ereignet. Offensichtlich ist es<br />

gelungen, vor allem durch konsequente Ausnutzung <strong>der</strong> technischen<br />

Möglichkeiten sowie durch Automatisierung <strong>der</strong> Vorgänge,<br />

die kritische Landephase bei sehr schlechter Sicht extrem<br />

zuverlässig zu machen. Bei besseren Sichtverhältnissen<br />

steigt bemerkenswerterweise das Unfallrisiko wie<strong>der</strong>.<br />

Für militärische Anwendungen sind sowohl in den USA als<br />

Satelliten- auch in <strong>der</strong> früheren Sowjetunion Satellitenortungssysteme<br />

ortungssysteme entwickelt worden, GPS – Global Positioning System und<br />

GLONASS – Global Oribital Navigation Satellite System.<br />

Diese Systeme machen die Astronavigation sowohl automatisierbar,<br />

als auch anwendbar bei schlechter Sicht. Seit einigen<br />

Jahren sind die Systeme GPS und GLONASS mit Erfolg<br />

technisch nutzbar. Beide Satellitenortungssysteme sind<br />

technisch sehr ähnlich. Sie haben das anspruchsvolle Ziel,<br />

Genauigkeit eine globale Ortung mit einer Genauigkeit von 20 Metern<br />

von 20 Metern zu ermöglichen, erreicht. Beide Systeme sind Beispiele dafür,<br />

daß gesteckte Entwicklungsziele auch nach einer über zwanzigjährigen<br />

Entwicklungsphase erreicht werden. Die prinzipiell<br />

erreichbare Genauigkeit hat das erstaunliche Potential<br />

von 0,2 Millimeter.<br />

Damit eröffnen sich faszinierende Anwendungsmöglichkeiten,<br />

die offensichtlich nur durch die Phantasie von Entwicklern<br />

und Anwen<strong>der</strong>n begrenzt sind.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

3 Satellitenortung<br />

3.1 Eine neue Technologie für Ortung und Navigation:<br />

Satellitenortung<br />

3.1.1 GPS und GLONASS<br />

Bei beiden Satellitenortungssystemen bewegen sich Satelliten<br />

auf nahezu kreisförmigen Keplerbahnen mit einem Abstand<br />

zur Erdoberfläche von ca. 20 000 km und einer entsprechenden<br />

Umlaufzeit von ca. 12 Stunden.<br />

In beiden Systemen (GPS und GLONASS) sind jeweils 25<br />

Satelliten geplant, <strong>der</strong>zeit sind für GPS 23 und für GLO-<br />

NASS 12 Satelliten operativ im All. [1|98]. Die Unterschiede<br />

zwischen GPS und GLONASS sind marginal. Entsprechend<br />

den geographischen Einflußsphären <strong>der</strong> beiden Supermächte<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Systementwicklung (ca. 1970)<br />

sowie den politisch-militärisch-strategischen Zielen differiert<br />

die Anzahl <strong>der</strong> Umlaufbahnen von GPS und GLONASS.<br />

Abb.1: Prinzipielle Darstellung <strong>der</strong> Konstellation eines Satellitenortungssystems<br />

Seite 5<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 6<br />

Entsprechend dem jeweiligen Stand <strong>der</strong> Technologie ist das<br />

amerikanische System digital-elektronisch und informatikorientiert<br />

geprägt. Das russische System basiert vorwiegend<br />

auf konventioneller Hochfrequenztechnik, die hervorragend<br />

beherrscht wird.<br />

Meßprinzip Das Meßprinzip <strong>der</strong> Satellitenortung ist bei beiden Systemen<br />

sehr ähnlich und vom Prinzip her einfach. Ein Satellit<br />

sendet ein elektromagnetisches Signal aus, das sich mit<br />

Lichtgeschwindigkeit in Raum und Atmosphäre ausbreitet.<br />

Diesem Signal wird <strong>der</strong> Zeitpunkt des Sendens aufcodiert<br />

sowie die Position des Satelliten, <strong>der</strong> Name des Satelliten<br />

und einige weitere Zusatzinformationen. Zum Ermitteln <strong>der</strong><br />

Sendezeit führt je<strong>der</strong> Satellit eine extrem präzise Atomuhr<br />

mit sich. Das elektromagnetische -<br />

Signal kann von jedem<br />

technisch geeigneten Empfänger aufgenommen werden.<br />

Die Empfangszeit kann ebenfalls wie<strong>der</strong> mit einer Atomuhr<br />

bestimmt werden. Die Laufzeitdifferenz zwischen Sendeund<br />

Empfangszeit ist ein Maß für die zurückgelegte Strecke<br />

<strong>der</strong> elektromagnetischen Welle. In beiden Systemen wird<br />

<strong>der</strong> technisch leicht zu beherrschende Frequenzbereich <strong>der</strong><br />

Mikrowelle mit einer Wellenlänge von ca. 20 cm angewendet.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> relativ geringen Sendeleistung <strong>der</strong> Satelliten<br />

und ihrer sehr großen Entfernung zur Erdoberfläche ist die<br />

empfangene Leistung extrem gering, wesentlich geringer<br />

als die des thermischen Rauschens. Dieses ungünstige Si-<br />

Korrelations- gnal/Rauschverhältnis wird durch geschickte Korrelationsverfahren<br />

verfahren beherrscht. Im Empfänger wird ein Code generiert,<br />

<strong>der</strong> dem des Satelliten gleich ist. Dieses empfängerseitig<br />

erzeugte Signal wird zeitlich soweit verschoben, bis<br />

empfangenes und generiertes Signal bestmöglich übereinstimmen.<br />

Diese Zeitverschiebung ist ein Maß für die Entfernung<br />

zwischen Satellit (Sen<strong>der</strong>) und Empfänger. Mit dieser<br />

Codemessung ist eine Genauigkeit <strong>der</strong> Entfernungsmessung<br />

von ca. 20 Metern möglich.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

Seite 7<br />

Beide Systeme (GPS und GLONASS) berücksichtigen<br />

nicht, daß eine elektromagnetische Welle auch eine Phaseninformation<br />

beinhaltet. Mit dem heutigen Stand <strong>der</strong> Technik<br />

läßt sich die Wellenlänge auf ca. 1 Tausendstel auflösen,<br />

was bei einer Wellenlänge von 20 cm zu einer Auflösung<br />

von 0,2 mm führt. Dieses Genauigkeitspotential wird nicht<br />

ausgeschöpft. Erreicht werden aber bereits Genauigkeiten<br />

im Zentimeterbereich. Diese extrem gute Ortung führt in<br />

verschiedenen Fachdisziplinen zu revolutionsähnlichen<br />

Än<strong>der</strong>ungen in Lehre, Forschung und Anwendung.<br />

Beson<strong>der</strong>s deutlich wird dies in <strong>der</strong> Geodäsie. Hier werden<br />

Problemstellungen meßtechnisch erfaßbar, wie z. B. die Kontinentaldrift<br />

o<strong>der</strong> die Fließgeschwindigkeit von Gletschern.<br />

3.1.2 Prinzip und Genauigkeit <strong>der</strong> Positionsbestimmung<br />

Prinzip <strong>der</strong> Das zugrundeliegende Prinzip <strong>der</strong> Positionsbestimmung ist<br />

Positions- denkbar einfach. Mit <strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> Schrägentfernungen zu<br />

bestimmung zwei Satelliten läßt sich ein Punkt in einer Ebene definieren.<br />

Die Bestimmung eines Punktes im dreidimensionalen Raum<br />

erfor<strong>der</strong>t die Messung von drei Schrägentfernungen. Diese<br />

Anwendung von sphärischer Geometrie führt auf drei nichtlineare<br />

Gleichungen für die drei unbekannten Positionskoordinaten<br />

des Empfängers. Die rechentechnische Lösung<br />

dieses Problems hat bereits C.F. Gauss auf genial einfache<br />

Weise geliefert. Bei stationären Anwendungen wie z. B. in<br />

<strong>der</strong> Geodäsie lassen sich über Mittlung vieler gleichartiger<br />

Messungen die Genauigkeit und Zuverlässigkeit erhöhen.<br />

Beim Einsatz in Fahrzeugen ist zu beachten, daß sich nach<br />

je<strong>der</strong> Einzelmessung sowohl <strong>der</strong> Satellit als auch das<br />

Fahrzeug weiterbewegt haben. Mit aufwendigen Methoden<br />

müssen die drei einzelnen Messungen auf einen Referenzzeitpunkt<br />

zentriert werden.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 8<br />

Sind mindestens vier Satelliten gleichzeitig sichtbar, ergeben<br />

sich vier Gleichungen, die neben den drei Positionskoordinaten<br />

eine weitere Unbekannte ermitteln lassen. Diese<br />

Unbekannte kann <strong>der</strong> Uhrenfehler im Empfänger sein. Für<br />

diese Situation ist es möglich, ungenauere und damit<br />

kostengünstigere Uhren einzusetzen.<br />

Dieses oben beschriebene Meßprinzip ist leicht umkehrbar.<br />

Bei bekannter bzw. konstanter Position liefert ein Satellitennavigationsempfänger<br />

eine hochpräzise Zeit. Bei Marktpreisen<br />

von ca. 50 000 DM für eine Atomuhr und ca. 5000 DM<br />

für einen geeigneten GPS-Empfänger sind die kommerziellen<br />

Auswirkungen auf Firmen, die sich auf die Produktion<br />

von Atomuhren spezialisiert haben, immens.<br />

Einen Beleg für die diskutierte Genauigkeit bietet Abb. 2. In<br />

diesem Beispiel wurde <strong>der</strong> Fehler <strong>der</strong> Positionsmessung in<br />

Nordrichtung als Funktion <strong>der</strong> Zeit aufgetragen. Als Bezugssystem<br />

ist das in westlichen Hemisphären übliche World<br />

Geodetic System 84 (WGS 84) gewählt worden.<br />

Abb. 2: Vergleich zwischen GPS (USA) und GLONASS (Rußland)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

Seite 9<br />

Das russische GLONASS weist einen Nullpunktsfehler von<br />

ca. 80 m und eine Streuung von ca. 20 m auf. Die drei beobachtbaren<br />

Spitzen im Fehlersignal sind auf einen Wechsel<br />

<strong>der</strong> sichtbaren Satelliten zurückzuführen. (Die Satelliten gehen<br />

wie natürliche Sterne auf und unter.) In Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Institut für Flugführung und <strong>der</strong> Physikalisch<br />

<strong>Technische</strong>n Bundesanstalt (PTB) konnte nachgewiesen<br />

werden, daß <strong>der</strong> Nullpunktsfehler bei GLONASS<br />

auf die unterschiedlichen Koordinatensysteme für Referenzgeoid<br />

und Referenzzeit in Ost und West zurückzuführen ist.<br />

Die westlichen und östlichen Koordinatensysteme driften relativ<br />

langsam zueinan<strong>der</strong>. Diese Driften lassen sich ermitteln.<br />

Das amerikanische GPS weist im Vergleich zu GLONASS<br />

bezüglich <strong>der</strong> Streuung ein deutlich verän<strong>der</strong>tes Verhalten auf.<br />

Die Streuung des GPS ist wesentlich größer und basiert auf<br />

einer künstlichen Verschlechterung des Signals für nicht<br />

privilegierte Nutzer. Privilegierter Nutzer ist primär das Militär<br />

<strong>der</strong> NATO-Staaten. Alle an<strong>der</strong>en Nutzer müssen damit<br />

rechnen, daß <strong>der</strong> Fehler bis zu 200 m und in seltenen Fällen<br />

sogar mehr betragen kann. Der Hintergrund dieser künstlichen<br />

Verschlechterung <strong>der</strong> Genauigkeit (Selective Availability<br />

S.A. des Ortungssystems) liegt in <strong>der</strong> Befürchtung des amerikanischen<br />

Verteidigungsministeriums, den USA nicht<br />

freundlich gesinnte Staaten könnten GPS zur Lenkung präziser<br />

ferngelenkter Waffen nutzen. Bild 3.1.2 zeigt bei GPS<br />

eine dominierende Schwingung. Diese künstliche, sehr nie<strong>der</strong>frequente<br />

Störfrequenz korreliert mit Eigenfrequenzen<br />

von Flugzeugen und Flugkörpern zur Navigationsaufgabe.<br />

Eine Anregung dieser Schwingung kann im Flugeinsatz zu<br />

Problemen führen.<br />

Die technischen Möglichkeiten zur künstlichen Verschlechterung<br />

<strong>der</strong> Ortungsgenauigkeit wurde 1990 mit dem Start<br />

<strong>der</strong> Block-II-Satelliten eingeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 10<br />

konnten auch nicht privilegierte Nutzer die hohe Präzision<br />

von GPS nutzen.<br />

Die Politik <strong>der</strong> künstlichen Verschlechterung von GPS geht<br />

zurück auf das Jahr 1982, als eine Studiengruppe von verschiedenen<br />

militärischen Diensten die Selektierung in zwei<br />

Nutzergruppen empfahl. Seit jener Zeit gibt es vor allem bei<br />

den Nutzern in den USA erbitterte Diskussionen über den<br />

Sinn dieser Maßnahme. Ein häufig verwendetes Argument<br />

führt an, daß eine Scud-Rakete auch mit einem hochpräzisen<br />

Ortungssystem nicht genauer als 100 m gelenkt werden<br />

könne und die künstliche Verschlechterung daher unsinnig sei.<br />

Die kontroverse Diskussion in den USA wird häufig vom<br />

Verteidigungsministerium auf <strong>der</strong> militärischen Seite und<br />

dem Verkehrsministerium auf <strong>der</strong> zivilen Seite ausgelöst.<br />

Die Diskussion durchdringt auch die Internationale Zivile<br />

Luftfahrtorganisation (ICAO) und die Europäische Gemeinschaft,<br />

irritiert zivile Nutzer und verhin<strong>der</strong>t vor dem Hinter-<br />

Politische grund politischer Unzuverlässigkeit viele zivile Anwendun-<br />

Unzuverlässig- gen. Die russische Regierung bekräftigt zwar die hohe Priokeit<br />

rität bei dem weiteren Ausbau und <strong>der</strong> Wartung von GLO-<br />

NASS, allerdings ist die wirtschaftliche und politische Situation<br />

in Rußland zu wenig vertrauenerweckend, als daß sich<br />

wichtige verkehrspolitische Entscheidungen darauf aufbauen<br />

ließen.<br />

3.1.3 Differential - GPS<br />

Die künstliche und natürliche Reduktion <strong>der</strong> Ortungsgenau-<br />

Differential- igkeit kann sehr elegant und einfach durch Differentialmemethoden<br />

thoden beseitigt werden. Stellt man einen Satellitennavigationsempfänger<br />

stationär auf, so kann dieser innerhalb weniger<br />

Minuten seine Position mit Hilfe geodätischer Methoden<br />

bis auf wenige Millimeter genau bestimmen. Jede gemessene<br />

Abweichung von dieser Position wird als Positionsfehler<br />

definiert. Werden diese Fehler an den Empfänger im bewegten<br />

Fahrzeug übertragen und korrigiert, verbessert sich die Or-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

tungsgenauigkeit signifikant. Dieses Verfahren wird beim<br />

sogenannten Differential-GPS (DGPS) angewendet.<br />

Abb. 3: Funktionsprinzip des Differential-GPS (DGPS)<br />

Seite 11<br />

Es zeigt sich, daß trotz künstlicher Verschlechterung <strong>der</strong><br />

GPS-Signale mit dem Differentialverfahren eine Genauigkeit<br />

von 2 cm in allen drei Koordinatenrichtungen erreicht<br />

werden kann.<br />

Die Arbeitshypothese, alle gemessenen Abweichungen des<br />

stationären Empfängers seien korrigierbare Fehler, trifft<br />

beson<strong>der</strong>s dann zu, wenn die Entfernung zwischen dem Referenzempfänger<br />

und dem bewegten Empfänger gering ist<br />

und <strong>der</strong> im Fahrzeug installierte Empfänger sich nur langsam<br />

und stetig fortbewegt. Abb. 4 zeigt, daß sich <strong>der</strong> Positionsfehler<br />

annähernd linear mit <strong>der</strong> Differenzentfernung<br />

vergrößert. Die Simulation wird durch Meßdaten mit unterschiedlicher<br />

Übertragungsrate bestätigt. Der typische Fehler<br />

beträgt ungefähr 1 m pro 100 km Differenzentfernung. Das<br />

bedeutet, daß für Genauigkeiten von 5 m ein Referenzempfänger<br />

für Deutschland ausreichend ist.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 12<br />

Abb. 4: Horizontale Genauigkeit von DGPS als Funktion <strong>der</strong> Entfernung<br />

Nutzer – Referenzstation<br />

Die genannte Differentialtechnik wurde in Europa, primär<br />

in Deutschland, entwickelt. In den USA wurde diese Technik<br />

verständlicherweise nicht geför<strong>der</strong>t. Das US-Verkehrsministerium<br />

versucht mittlerweile, ein Differentialverfahren über<br />

Wide area Satellitenkommunikation (wide area differential) entgegen<br />

differential <strong>der</strong> Strategie des Verteidigungsministeriums zu installieren.<br />

Die Überlegung in den USA, ein auf Kosten <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Steuerzahler installiertes Satellitennavigationssystem<br />

künstlich zu verschlechtern und diese Verschlechterung durch<br />

ein weiteres aufwendiges System zu Lasten <strong>der</strong> Steuerzahler<br />

rückgängig zu machen, ist irritierend. Bemerkenswert<br />

ist, daß auch die Europäische Gemeinschaft Studien zum<br />

Thema „wide area differential“ finanziert.<br />

GPS und GLONASS können allgemein mit den genannten<br />

Einschränkungen bis zum Jahr 2005 gebührenfrei genutzt<br />

werden. Damit stehen zwei konkurrierende, sehr genaue,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

Seite 13<br />

einfach zu nutzende und außerordentlich kostengünstige<br />

Satellitennavigationssysteme global zur Verfügung.<br />

3.1.4 Systematische und technische Probleme mit <strong>der</strong><br />

Satellitenortung<br />

Neben den Problemen <strong>der</strong> künstlichen Verschlechterung <strong>der</strong><br />

Ortungsgenauigkeit spielt auch die Sichtbarkeit <strong>der</strong> Satelliten<br />

für die Nutzung von Satellitennavigation eine wichtige Rolle.<br />

Sind weniger als fünf Satelliten gleichzeitig sichtbar, entstehen<br />

praktische Probleme bei <strong>der</strong> Nutzung. Niedrig stehende<br />

Satelliten, die theoretisch einen wichtigen Beitrag zur<br />

hohen Ortungsgenauigkeit liefern, können abgeschattet sein.<br />

Abb. 5 zeigt global die Bereiche (schraffiert) reduzierter<br />

Verfügbarkeit. Die früheren militärischen Krisengebiete in<br />

Zentraleuropa werden von GPS und GLONASS gut ausgeleuchtet.<br />

Dagegen ist die Sichtbarkeit von GPS-Satelliten<br />

beson<strong>der</strong>s in den USA stark vermin<strong>der</strong>t, was eine zivile<br />

Nutzung erschwert. Ebenso ist <strong>der</strong> skandinavische Bereich<br />

schlecht ausgeleuchtet. Wenn sich militärische Krisengebiete<br />

verlagern, werden die Satelliten im Rahmen <strong>der</strong> technischen<br />

Möglichkeiten auf ihren Umlaufbahnen verschoben, und<br />

gleichzeitig wird die künstliche Verschlechterung <strong>der</strong> Ortungsgenauigkeit<br />

nahezu aufgehoben. Diese Verän<strong>der</strong>ung<br />

findet etwa zwei Wochen, bevor eine politsch-militärische<br />

Krise ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht, statt. Verschiebungen<br />

von Satelliten sind inzwischen ein einfach zu beobachtendes<br />

Indiz für politisch-militärische Konflikte.<br />

Eine potentielle Möglichkeit, die Anzahl <strong>der</strong> Satelliten und<br />

damit die Sichtbarkeit und Verfügbarkeit zu erhöhen, ist die<br />

Nutzung geostationärer Satelliten für Navigationsaufgaben.<br />

Geostationäre Satelliten bewegen sich auf äquatorialen Bahnen,<br />

beleuchten also in erster Linie den Äquator und weniger<br />

den Bereich von Nordeuropa.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 14<br />

Abb. 5: Gebiete reduzierter Verfügbarkeit von GPS (oben) und GLO-<br />

NASS (unten)<br />

Am Äquator sind im Gegensatz zu den Polgebieten immer<br />

ausreichend viele GPS-Satelliten sichtbar, so daß diese Maßnahme<br />

anscheinend keinen Sinn macht. Berücksichtigt man<br />

allerdings, daß eine bekannte Firma, die auf diesem Gebiet<br />

tätig ist, noch freie, für Navigationsmodule nutzbare Kapazität<br />

auf ihren geplanten geostationären Satelliten zur Verfügung<br />

hat, wird zumindest ein kommerzieller Nutzen für das<br />

besagte Unternehmen deutlich. Für die relativ weit südlich<br />

gelegene USA ist eine marginale Verbesserung <strong>der</strong> Sichtbarkeit<br />

<strong>der</strong> Satelliten und damit eine Verbesserung <strong>der</strong> Positionsbestimmung<br />

rechnerisch nachvollziehbar, nicht dagegen<br />

für Europa.<br />

Das hin<strong>der</strong>t die Europäische Gemeinschaft und auch die Bundesrepublik<br />

Deutschland nicht daran, dem bereits schwer nachvollziehbaren<br />

amerikanischen Beispiel zu folgen und ein entsprechendes<br />

aufwendiges Entwicklungsprojekt zu starten.<br />

Inzwischen wächst die Einsicht, daß dies wenig sinnvoll ist.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

Physikalisch- Neben diesen politisch begründeten Problemen gibt es auch<br />

technische physikalisch-technische Probleme mit Satellitenortung. Da<br />

Probleme sich Mikrowellen quasi optisch ausbreiten, führt jedes optische<br />

Hin<strong>der</strong>nis zwischen dem Satelliten und <strong>der</strong> Empfangsantenne<br />

zu einem Ausfall des Entfernungssignals. Berge,<br />

Gebäude, Tunnel und Teile des Fahrzeuges wie z. B. Tragflächen<br />

schatten einzelne Satelliten, in ungünstigen Fällen<br />

alle Satelliten, ab (Abb. 6). GPS-Satelliten stehen in Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> geographischen Position des Benutzers<br />

Abschattung häufig in bevorzugten Richtungen. In Nordeuropa beispielsweise<br />

schattet ein Flugzeug, das von Norden kommend zum<br />

Endanflug nach Westen eindreht, fast immer mit <strong>der</strong> linken<br />

Tragfläche alle Satelliten ab. Straßenschluchten in Großstädten,<br />

die in Ost-West-Richtung verlaufen, sind, bis auf die<br />

Straßenkreuzung mit quer verlaufenden Straßen, fast immer<br />

abgeschattet. Ebenfalls unangenehm für praktische Naviga-<br />

Mehrwege- tionsanwendungen sind Mehrwegeausbreitungen. Dieses Phäausbreitungen<br />

nomen ist in <strong>der</strong> Flugnavigation allgemein bekannt. Die<br />

elektromagnetische Welle gelangt nicht nur direkt zur Empfangsantenne,<br />

son<strong>der</strong>n wird vorher bereits an einem Hin<strong>der</strong>nis<br />

reflektiert. Dadurch können Positionsfehler von mehreren<br />

hun<strong>der</strong>t Metern auftreten.<br />

Abb. 6: Abschattung und Mehrwegeausbreitung bei Luftfahrzeugen<br />

Seite 15<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 16<br />

Abb. 7: Abschattung und Mehrwegeausbreitung bei Landfahrzeugen<br />

Während die Abschattung als geometrisch beschreibbares<br />

Problem vorhersagbar ist, sind die Fehlermodelle für Mehrwegeausbreitung<br />

aufgrund <strong>der</strong> sich laufend än<strong>der</strong>nden Geometrie<br />

kompliziert und zur Zeit noch nicht berechenbar.<br />

Wie das Fahrzeug bleibt auch <strong>der</strong> Satellit nicht in Ruhe. In<br />

den hieraus resultierenden dynamischen Prozessen spielt die<br />

funktionale Qualität, die „Langsamkeit“ <strong>der</strong> Satellitennavigationsempfänger,<br />

eine Rolle, ebenso die Beschleunigungsabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Quarze <strong>der</strong> Empfängeruhren. Eine weitere<br />

bedeutsame Fehlerquelle sind lokale Emissionsquellen<br />

elektromagnetischer Strahlung im Mikrowellenbereich. Die<br />

niedrige Leistung des von dem Satelliten empfangenen<br />

Nutzsignals kann leicht überdeckt werden. Radiosen<strong>der</strong>,<br />

Kommunikationsverbindungen, Flugsicherungsradar o<strong>der</strong><br />

Stahlwerke mit großen Mikrowellenöfen sind Beispiele für<br />

elektromagnetische Verunreinigungen, die sich auf die<br />

Funktionsfähigkeit des Satellitennavigationssystems auswirken.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

Seite 17<br />

3.1.5 Perspektiven <strong>der</strong> Satellitenortung<br />

Zusammenfassend ergibt sich, daß Satellitennavigation, beson<strong>der</strong>s<br />

bei Verwendung von Differentialmethoden, außerordentlich<br />

genaue Positionsinformation liefert und sich für<br />

viele zivile und militärische Anwendungsfälle nutzen läßt.<br />

An<strong>der</strong>erseits ist Satellitennavigation technisch leicht störbar,<br />

sie ist demzufolge für sich betrachtet für technische<br />

Anwendungen als wenig zuverlässig zu bezeichnen.<br />

Hinzu kommt die politische Unzuverlässigkeit von GPS<br />

und GLONASS, die den Einsatz für hoheitliche und sicherheitskritische<br />

Anwendungen nicht ratsam erscheinen läßt.<br />

Einen Ausweg aus diesem Dilemma könnte ein ziviles<br />

Satellitennavigationssystem bieten, bei dem Europa und beson<strong>der</strong>s<br />

Deutschland eine tragende Rolle spielen könnten.<br />

Neben ergänzenden regionalen Systemen (basierend auf geostationären<br />

o<strong>der</strong> geosynchronen Bahnkonfigurationen) ist ein<br />

global definiertes System unter dem Begriff GNSS-2 im<br />

Gespräch.<br />

3.2 Ein neues technisches Hilfsmittel für Ortung und<br />

Navigation: Integrierte Navigationssysteme<br />

Jedoch könnte auch ein technisch verbessertes Satellitenortungssystem,<br />

wie z. B. ein zukünftiges GNSS-2, die technischen<br />

Unzulänglichkeiten nicht zufriedenstellend kompensieren,<br />

denn die geschil<strong>der</strong>ten Probleme sind typisch für globale<br />

Radionavigationssysteme.<br />

Ein technischer Ausweg ist die Verknüpfung <strong>der</strong> genauen<br />

und dynamisch unzuverlässigen Satellitennavigation mit<br />

Komplementärekomplementären Sensoren, welche dynamisch (höherfre-<br />

Sensoren quent) zuverlässig und weniger langzeitgenau sind. Ein <strong>der</strong>artiges<br />

integriertes Navigationssystem soll hier kurz vorgestellt<br />

werden.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 18<br />

Inertialsensoren wie Beschleunigungssensoren und Kreisel<br />

erfüllen diese For<strong>der</strong>ung ideal. Die inertiale Meßtechnik ist<br />

völlig unabhängig von <strong>der</strong> Funknavigation. Abb. 8 zeigt das<br />

Prinzip eines integrierten Navigationssystems, bestehend<br />

aus Differential GPS und Inertialsensoren. Das System basiert<br />

zunächst auf Inertialnavigation und wird von GPS gestützt,<br />

wann immer GPS korrekte GPS-Signale zur Verfügung stehen.<br />

Die Modellierung von Sensorfehlern hat in <strong>der</strong> Inertialnavigation<br />

eine lange erfolgreiche Tradition und wird hier<br />

konsequent eingesetzt. Hinzu kommt die Modellierung <strong>der</strong><br />

Dynamik des GPS-Empfängers sowie <strong>der</strong> Signalausbreitung.<br />

Ein <strong>der</strong>artiges System ist genau und zuverlässig, vor<br />

allem in dynamisch bewegten Fahrzeugen.<br />

Abb.8: Prinzip eines Integrierten Navigationssystems<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

4 Anwendungsbeispiele<br />

Die Einsatzmöglichkeiten von Präzisionsnavigation, basierend<br />

auf dem beschriebenen integrierten Navigationssystem,<br />

sind sehr vielfältig. An einigen ausgewählten Beispielen<br />

sollen Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.<br />

4.1 Anwendungen in <strong>der</strong> Luftfahrt<br />

Seite 19<br />

Automatische Landung<br />

In Abb. 9 ist <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> ersten weltweit durchgeführten<br />

automatische Landung eines Flugzeuges, basierend auf<br />

Satellitennavigation, dargestellt.<br />

Die Genauigkeitsanfor<strong>der</strong>ungen für automatische Landungen<br />

liegen im Meterbereich. Diese Landung wurde 1989 im<br />

Rahmen eines Symposiums <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für<br />

Ortung und Navigation (DGON) in Braunschweig von Mitarbeitern<br />

des Instituts für Flugführung durchgeführt. Mit<br />

dieser automatischen Landung sollte gezeigt werden, welches<br />

hohe Genauigkeitspotential Satellitennavigation enthält. Selbst<br />

Jahre nach diesem Ereignis wurde in offiziellen Dokumenten<br />

in den USA festgestellt, daß eine <strong>der</strong>artige Genauigkeit<br />

prinzipiell nicht erreichbar ist. Der politische Hintergrund<br />

dieser Reaktion wurde oben diskutiert. Ein zweites Argument<br />

mag gewesen sein, daß das seit ca. 1970 entwickelte Mikrowellenlandesystem<br />

(MLS) kurz vor <strong>der</strong> Einführung stand,<br />

es sollte das bewährte, aber alte Instrumentenlandesystem<br />

ersetzen. In den USA waren in die Entwicklung von Mikrowellenlandesystemen<br />

mehr als fünf Milliarden Dollar investiert<br />

worden. Den Luftfahrtgesellschaften war das neue<br />

System zu teuer, und das Argument des hohen Genauigkeitspotentials<br />

von GPS kam gerade rechtzeitig, um die<br />

Entscheidung für MLS bis heute aufzuschieben. MLS ist<br />

offensichtlich durch seine langsame Einführung von <strong>der</strong> Sa-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 20<br />

tellitennavigation überholt worden. Es ist zu erwarten, daß<br />

ein ziviles Satellitennavigationssystem die Flugsicherungskosten<br />

senken und in Bereichen mit unzureichen<strong>der</strong> Navigationsstruktur,<br />

wie z. B. den Entwicklungslän<strong>der</strong>n, die Flugsicherheit<br />

erhöhen kann.<br />

Abb. 9: Flugbahn <strong>der</strong> weltweit ersten automatischen Landung, basierend<br />

auf GPS<br />

Kalibrierung von ILS mit DGPS<br />

Abb. 10 zeigt einen Vergleichsflug mit Positionsbestimmung<br />

durch Differential GPS (DGPS) und dem in Hannover<br />

installierten hochpräzisen Instrumentenlandesystem (ILS).<br />

Bei dem von links anfliegenden Flugzeug ist die Flugbahn<br />

jeweils mit ILS und DGPS aufgezeichnet worden. Die<br />

Differenzen zwischen den beiden unabhängigen Messungen<br />

liegen innerhalb <strong>der</strong> von <strong>der</strong> ICAO definierten höchsten<br />

Genauigkeitsklasse für „Blindlandungen“ (CATIII). Interessant<br />

ist, daß beim Passieren <strong>der</strong> Anfluggrundlinie die Differenzen<br />

jeweils extrem klein werden. Die Schwankungen um<br />

die Anflugideallinie wurden bei dem manuellen Anflug<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

Seite 21<br />

durch die Luftturbulenz verursacht. Seit 1996 wird DGPS<br />

versuchsweise zur routinemäßigen Kalibrierung von ILS<br />

eingesetzt.<br />

Abb. 10: Vergleich von ILS mit DGPS bei einem Anflug auf den Flughafen<br />

Hannover<br />

Bodenkonturvermessung<br />

Wenn die Höhe eines Flugzeuges mit Hilfe von DGPS genau<br />

meßbar ist und die Lagewinkel ebenfalls als Ergebnis<br />

des integrierten Navigationssystems zur Verfügung stehen,<br />

kann mit einem Laser-Entfernungsmesser die Bodenkontur<br />

vermessen werden. Zum Vergleich wurde eine präzise Luftbildkamera<br />

in das Versuchsflugzeug installiert. Als Beispiel<br />

ist ein Flug über den Harz aufgezeichnet worden. Die Versuche<br />

wurden in Zusammenarbeit des Instituts für Flugführung<br />

<strong>der</strong> TU BS mit dem Institut für Photogrammetrie <strong>der</strong><br />

Universität Stuttgart durchgeführt. Abb. 11 zeigt die Differenz<br />

zwischen den beiden unterschiedlichen Meßmethoden.<br />

Weiterhin wird sichtbar, daß mit dem Auswerten des<br />

letzten reflektierten Radarimpulses auch die Bodenkontur<br />

in bewaldeten Gebieten ausgemessen werden kann. Die Anzahl<br />

<strong>der</strong> registrierten Blätter ist ein Maß für den Belaubungszustand<br />

des Waldes und läßt sich zur quantitativen<br />

Beurteilung von Waldschädigungen nutzen. Inzwischen wird<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 22<br />

das Verfahren kommerziell für geodätische Vermessungen<br />

und zur Überprüfung stillgelegter landwirtschaftlicher Flächen<br />

eingesetzt.<br />

Abb. 11: Ergebnis einer Bodenkonturvermessung im Harz<br />

4.2 Anwendungen in <strong>der</strong> Landnavigation – Rollfeldführung<br />

Ortung und Navigation von Bodenfahrzeugen ist ein Einsatzgebiet<br />

für Satellitennavigation von sehr großer wirtschaftlicher<br />

Bedeutung.<br />

Es wurden Versuche mit einem vollautomatisch geführten<br />

Straßenfahrzeug auf dem Flughafen erfolgreich durchgeführt.<br />

Der Bedarf für Flughäfen ist evident, da bei schlechter<br />

Sicht Flugzeuge zwar noch landen können, aber keine<br />

Unterstützung beim Rollen haben. Die intensiv beleuchteten<br />

Rollbahnen sind bei dichtem Nebel aus dem 15 m<br />

hohen Cockpit eines Großraumflugzeuges kaum zu sehen.<br />

Die Rollfeldführung erfor<strong>der</strong>t neben <strong>der</strong> Ortung eine (digitale)<br />

Karte zur Information des Fahrers zur Führung und<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Ortung und Navigation: Luftfahrt 05210<br />

Navigation sowie eine Positionsdarstellung des Fahrzeuges<br />

für die zentrale Bodenkontrollstelle, um Kollisionen zu vermeiden.<br />

5 Zusammenfassung und Perspektiven<br />

Seite 23<br />

Satellitennavigation ermöglicht eine genaue Ortung im<br />

Zentimeterbereich.<br />

Die technischen Probleme, die eine hohe Ausfallrate <strong>der</strong><br />

Ortungsinformation verursachen, lassen sich mit Hilfe<br />

komplementärer Sensoren wie<strong>der</strong> beheben.<br />

Integrierte Präzisionsnavigationssysteme lassen sich extrem<br />

miniaturisieren. Das Volumen von wenigen Kubikzentimetern<br />

ist ebenso mit dem <strong>der</strong>zeitigen Stand <strong>der</strong> Technik zu realisieren<br />

wie ein Preis von unter 200 DM bei einer Massenproduktion.<br />

Sicherheitskritische Anwendungen erfor<strong>der</strong>n ein zivil kontrolliertes<br />

Satellitennavigationssystem.<br />

Die Europäische Gemeinschaft sollte in Abstimmung mit<br />

an<strong>der</strong>en interessierten Län<strong>der</strong>n eine Vorreiterrolle übernehmen.<br />

Die Klärung wirtschaftlicher Fragen ist nach Lösung<br />

<strong>der</strong> politischen Probleme immer möglich.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05210 Ortung und Navigation: Luftfahrt<br />

Seite 24<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Satellitennavigation<br />

von<br />

Ferdinand Zoller<br />

Satelliten revolutionieren die Navigation<br />

Seite 1<br />

Einleitung Die Aufgabe, ein Ziel auf dem optimalen Weg sicher und<br />

exakt zu erreichen, nahm die Menschheit seit jeher als beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung an. Im Laufe <strong>der</strong> Geschichte wurde<br />

alles Denkbare auf seine Verwendbarkeit als Orientierungshilfe<br />

untersucht, und so manche Erfindung war in <strong>der</strong> Tat<br />

bahnbrechend.<br />

Das älteste Navigationsinstrument in <strong>der</strong> Seefahrt ist <strong>der</strong><br />

Magnetkompaß. Seit mehr als 1000 Jahren ist er in Gebrauch<br />

und wird es - für den Notfall - wohl auch bleiben.<br />

Es folgten <strong>der</strong> Sextant und anschließend <strong>der</strong> Kreiselkompaß.<br />

Jedes dieser Navigationsinstrumente spiegelt den jeweiligen<br />

Stand <strong>der</strong> Technik seiner Zeit wi<strong>der</strong>. Den vorläufigen Höhepunkt<br />

dieser Entwicklung repräsentiert die Ortung und Navigation<br />

via Satellit.<br />

Kaum eine an<strong>der</strong>e Technologie hat sich so rasant entwickelt.<br />

Die heute vielfältigen Anwendungen des Global<br />

Positioning Systems entwickelten Spezialisten rund um den<br />

Erdball. Und auch die Zukunft <strong>der</strong> Technologie liegt in ihrer<br />

Vielseitigkeit. GPS-Empfänger werden unser Leben zunehmend<br />

verän<strong>der</strong>n und in zahlreichen Anwendungsbereichen<br />

natürlicher Bestandteil unseres Alltags sein. Daran dachten<br />

wahrscheinlich nicht einmal die „Väter” des GPS-Systems<br />

im amerikanischen Verteidigungsministerium (U.S. Department<br />

of Defense). Dort wurde GPS entwickelt - zunächst<br />

ausschließlich für militärische Zwecke. Erst 1984 kündigte<br />

das Department of Defense an, das System über den soge-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 2<br />

nannten C/A-Code auch zivilen Nutzern dauerhaft verfügbar<br />

zu machen und löste damit einen wahren Boom aus.<br />

GPS-Empfänger wurden immer kleiner, kompakter und billiger.<br />

So wuchs die Zahl <strong>der</strong> nichtmilitärischen Nutzer innerhalb<br />

weniger Jahre kontinuierlich. Heute werden mindestens<br />

90 Prozent aller verkauften GPS-Empfänger für zivile<br />

Anwendungen eingesetzt. Die Möglichkeiten erscheinen<br />

fast unbegrenzt. Einige liegen allerdings auf <strong>der</strong> Hand.<br />

Beson<strong>der</strong>s deutlich wurde <strong>der</strong> navigatorische Fortschritt in<br />

<strong>der</strong> Luftfahrt, in <strong>der</strong> zu jedem Zeitpunkt allerhöchste Präzision<br />

und Zuverlässigkeit dreidimensionaler Positionsangaben<br />

unverzichtbar sind. Aber auch in <strong>der</strong> Seefahrt und <strong>der</strong><br />

Landnavigation bietet die Ortung und Steuerung via Satellit<br />

großen Nutzen - angefangen bei elektronischen Landkarten<br />

in Pkw, die uns an jedem Punkt <strong>der</strong> Erde auf dem kürzesten<br />

Weg zum Ziel führen, bis hin zur Koordinierung von Lkw-<br />

Flotten, Rettungsfahrzeugen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verkehrslenkung in<br />

städtischen Ballungsgebieten.<br />

EXKURS:<br />

C/A-Code und P-Code: Hochfrequente Signale mit unterschiedlicher<br />

Präzision<br />

Alle GPS-Satelliten senden auf zwei Frequenzen. L1<br />

(1575,42 Megahertz) überträgt den „Coarse Akquisition<br />

Code” (C/A-Code) für zivile Nutzer sowie den präziseren<br />

P-Code für militärische Nutzer. L2 (1227,6 Megahertz)<br />

überträgt lediglich den P-Code, <strong>der</strong> eine Meßpräzision von ca.<br />

zehn Metern ermöglicht. Der C/A-Code erreicht immerhin<br />

noch eine Meßgenauigkeit von durchschnittlich 100 Metern.<br />

Die Verschlechterung im Vergleich zum P-Code steuert das<br />

Selective US-Verteidigungsministerium über künstlich aufgeprägte<br />

Availability Systemfehler (Selective Availability bzw. S/A). Diese Tech-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

nik ermöglicht eine nahezu stufenlose Regelung <strong>der</strong> von<br />

zivilen Nutzern erreichbaren Navigationsgenauigkeit.<br />

In <strong>der</strong> Praxis ist die Positionsgenauigkeit des C/A-Codes<br />

unter S/A-Bedingungen für manche Anwendungen ungenügend<br />

- zum Beispiel für einen präzisen Schlechtwetter-<br />

Landeanflug. Eine höhere Genauigkeit beim Empfang des<br />

C/A-Codes garantiert erst <strong>der</strong> GPS-Betrieb im sogenannten<br />

„Differential Mode” (s. Seite 22).<br />

Das GPS-System<br />

Satelliten, Bodenstationen, Nutzer<br />

Seite 3<br />

1978 startete das US-Verteidigungsministerium den ersten<br />

Satelliten des GPS-Programms als Nachfolgesystem von<br />

„Transit”, dem Satelliten-Navigationssystem aus den 60er<br />

Jahren. Voll ausgebaut verfügt GPS heute über 24 Satelliten,<br />

die auf sechs Umlaufbahnen mit jeweils vier Satelliten<br />

Raum-Segment die Erde umkreisen - kurz bezeichnet als Raum-Segment.<br />

In nahezu zwölf Stunden umrundet je<strong>der</strong> GPS-Satellit einmal<br />

die Erde. Die Umlaufbahnen sind so gewählt, daß an<br />

jedem Ort <strong>der</strong> Erde, einschließlich <strong>der</strong> Polar-Regionen, zu<br />

je<strong>der</strong> Zeit mindestens vier Satelliten „sichtbar” sind.<br />

Ihre exakt festgelegten Umlaufbahnen unterliegen einer genauen<br />

Kontrolle und Steuerung durch Bodenstationen, dem<br />

Kontroll- sogenannten Kontroll-Segment. Dazu gehören die Master<br />

Segment Control Station (MCS) auf <strong>der</strong> Falcon Air Force Base in<br />

Colorado Springs, USA, und <strong>der</strong>zeit fünf Monitor Stations<br />

(MS) an verschiedenen Standorten auf <strong>der</strong> Erde. Die Kontrollstationen<br />

senden die beobachteten Schrägentfernungen zu<br />

jedem einzelnen Satelliten an die Master Control Station.<br />

Dort werden die genauen Bahnen sowie weitere für die Navigation<br />

wichtige Parameter errechnet und an die Satelliten<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 4<br />

gesendet. Diese übermitteln die Daten im Rahmen <strong>der</strong> „Navigation<br />

Message” an die Nutzer. So ist sichergestellt, daß<br />

sich je<strong>der</strong> <strong>der</strong> 24 Satelliten auf einem exakt definierten Kurs<br />

um unseren Planeten bewegt und das System präzise und zuverlässig<br />

arbeitet.<br />

Vervollständigt wird das Global Positioning System durch das<br />

Nutzer-SegmentNutzer-Segment. Es umfaßt alle in verschiedene Applikationen<br />

eingebundenen GPS-Empfänger, die aus Satellitensignalen die<br />

gewünschten Standort- und Navigationsdaten berechnen.<br />

Abb. 1: Segmente des Global Positioning System<br />

Positionsbestimmung per Satellit<br />

Die Prinzipien, die sich hinter GPS verbergen, sind im Grunde<br />

einfach. Was passiert also bei <strong>der</strong> Positionsbestimmung<br />

via Satellit? Zunächst nichts an<strong>der</strong>es als mehrere synchrone<br />

Entfernungs- Meßvorgänge. GPS-Navigation basiert auf <strong>der</strong> Entfernungsbestimmung<br />

bestimmung von <strong>der</strong> GPS-Antenne des Empfängers zu den<br />

NAVSTAR-Satelliten im All (NAVSTAR: NAVigation System<br />

with Time And Ranging).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Hierzu ein Beispiel: Ein GPS-Empfänger errechnet die Entfernung<br />

von 21.000 Kilometern zu Satellit A.<br />

Damit wird <strong>der</strong> Raum, <strong>der</strong> für eine gesuchte Position in Frage<br />

kommt, bereits eingegrenzt. Das Meßergebnis besagt, daß<br />

sie sich irgendwo auf <strong>der</strong> Oberfläche einer imaginären Kugel<br />

mit einem Radius von 21.000 Kilometern befindet. Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> Kugel ist Satellit A (siehe Abb. 2).<br />

Abb. 2: Satellit A, Entfernung: 21000 km<br />

Seite 5<br />

Ermittelt <strong>der</strong> Empfänger synchron die Entfernung von 24.000<br />

Kilometern zu Satellit B, liegt die gesuchte Position auf jenem<br />

Kreis, <strong>der</strong> durch den Oberflächen-Schnitt <strong>der</strong> Kugeln um<br />

Satellit A und Satellit B beschrieben wird (siehe Abb. 3).<br />

Steht gleichzeitig die Entfernung zu einem dritten Satelliten C<br />

fest, kann die gesuchte Position bereits berechnet werden.<br />

Beträgt zum Beispiel die Entfernung zu Satellit C 26.000<br />

Kilometer, gibt es nur noch zwei mögliche Schnittpunkte.<br />

Sie liegen genau dort, wo <strong>der</strong> Kreis um A und B die Oberfläche<br />

<strong>der</strong> imaginären Kugel des Satelliten C durchstößt<br />

(siehe Abb. 4).<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 6<br />

Abb. 3: Satellit A, Entfernung: 21.000 km (links), Satellit B, Entfernung:<br />

24.000 km (rechts)<br />

Abb. 4: Satellit A, Entfernung: 21.000 km (links), Satellit B, Entfernung<br />

24.000 km (rechts), Satellit C, Entfernung: 26.000 km (oben)<br />

Im Regelfall ist eine <strong>der</strong> beiden errechneten Positionen allerdings<br />

völlig unrealistisch und deshalb auszuschließen. Diese<br />

Differenzierung leisten die Computer <strong>der</strong> GPS-Empfänger<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Seite 7<br />

problemlos. Die Ortung und Navigation via Satellit funktioniert<br />

also nach dem Prinzip einer trigonometrischen Netzlegung<br />

- das heißt, <strong>der</strong> gleichzeitigen Entfernungsbestimmung<br />

zu drei Satelliten. Soweit die Theorie - in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong><br />

Satellitennavigation wird zusätzlich die Entfernung zu einem<br />

vierten Satelliten gemessen. Warum? Natürlich gilt auch hier<br />

das erläuterte geometrische Prinzip. Dennoch stellt sich ein<br />

weiteres grundlegendes Problem - das perfekte „Timing”<br />

zwischen den Signalen <strong>der</strong> Satelliten und <strong>der</strong> Empfänger.<br />

Voraussetzung für eine exakte Entfernungsmessung sind<br />

synchrone absolut präzise und synchrone Uhren. Da sich die Signale<br />

Uhren mit Lichtgeschwindigkeit, also mit ca. 300 000 km/s ausbreiten,<br />

würde ein falscher Uhrenabgleich zwischen Satellit<br />

und Empfänger schon bei einer hun<strong>der</strong>tstel Sekunde einen<br />

Fehler von etwa 3000 Kilometern ausmachen!<br />

Für GPS-Satelliten ist die notwendige Präzision kein Problem.<br />

Sie sind mit Atomuhren ausgestattet - den exaktesten<br />

Zeitmessern, die <strong>der</strong> Mensch je entwickelt hat. Diese Genauigkeit<br />

erreichen die in den Empfängern eingesetzten<br />

Quarzuhren bei weitem nicht. Da die Komponenten <strong>der</strong><br />

Atomuhren sehr teuer sind, wird in zivilen Anwendungen<br />

weitestgehend darauf verzichtet, sie serienmäßig zu verwenden.<br />

Lediglich bei einigen speziellen Anwendungen (z. B.<br />

Marine, U-Boot) sind Atomuhren in GPS-Empfänger integriert.<br />

Quarzuhren <strong>der</strong> Empfänger werden per Satellitensignal kor-<br />

GPS-Systemzeit rigiert und auf die gemeinsame GPS-Systemzeit (GPS-Time)<br />

gebracht, doch auch mit dieser Korrektur lassen sich Abweichungen<br />

nicht vollkommen beseitigen. Der Faktor „Zeit”<br />

ist also nach wie vor eine potentielle Fehlerquelle und damit<br />

mathematisch nichts an<strong>der</strong>es als eine vierte Unbekannte<br />

neben <strong>der</strong> Positionsbestimmung im dreidimensionalen Raum.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 8<br />

Bei exakter Zeitsynchronität zwischen Empfänger- und Satellitenuhr<br />

würden drei Messungen zur mathematischen Bestimmung<br />

ausreichen, doch erst eine vierte Messung eliminiert<br />

die Fehler ungenauer Empfängeruhren.<br />

Entfernungsbestimmung durch Laufzeitmessungen<br />

Die Entfernung zwischen Satellit und Empfänger wird mathematisch<br />

nach <strong>der</strong> einfachen und altbekannten Formel Weg =<br />

Geschwindigkeit x Zeit ermittelt.<br />

Wie funktioniert das genau? GPS-Satelliten senden in kurzen<br />

Zeitabständen mit Lichtgeschwindigkeit ein Hochfrequenzsignal,<br />

dem Sendezeit und Position des Satelliten aufgeprägt<br />

sind. Die Wellen brauchen eine bestimmte Zeit zum Zurücklegen<br />

des Weges zwischen <strong>der</strong> Sendeantenne des Satelliten<br />

und <strong>der</strong> Empfängerantenne. Stehen die exakten Zeitpunkte<br />

des Signalstarts und des Empfangs fest, läßt sich daraus die<br />

Laufzeit des Signals ermitteln. Diese wird mit <strong>der</strong> Lichtgeschwindigkeit<br />

multipliziert - das Produkt ist die Entfernung<br />

zum Satelliten (Geschwindigkeit x Zeit = Entfernung).<br />

Während die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer<br />

Wellen, also die Lichtgeschwindigkeit, bekannt ist,<br />

Signallaufzeit erfor<strong>der</strong>t die Bestimmung <strong>der</strong> Signallaufzeit ein exaktes<br />

„Timing”. Die Lösung des Problems liegt in <strong>der</strong> Synchronisation<br />

<strong>der</strong> Satelliten- und Empfängersignale.<br />

Wie beschrieben strahlen GPS-Satelliten mit <strong>der</strong> Trägerwelle<br />

L1 den C/A-Code aus. Die Empfänger erzeugen diesen Code<br />

synchron als Kopie - eine deckungsgleiche Abbildung elektromagnetischer<br />

Impulse. Sendet <strong>der</strong> Satellit sein Signal,<br />

trifft <strong>der</strong> Satelliten-Code zeitversetzt zum Empfänger-Code<br />

ein, weil er erst die Strecke zum Empfänger zurücklegen muß.<br />

Diese Verzögerung bzw. Zeitdifferenz realisiert <strong>der</strong> Empfänger,<br />

indem er den Satelliten-Code solange verschiebt, bis<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Seite 9<br />

dieser deckungsgleich und damit synchron ist (Code-Verschiebung).<br />

Aus dem Betrag, um den <strong>der</strong> Satelliten-Code<br />

verschoben wird, ergibt sich die gesuchte Signallaufzeit<br />

zwischen Satellit und Empfänger.<br />

Abb. 5: C/A-Code-Verschiebung (Verschiebung um 6 Plätze nach<br />

rechts bedeutet Synchronisation)<br />

Das Prinzip <strong>der</strong> Code-Verschiebung basiert auf <strong>der</strong> Vergleichbarkeit<br />

<strong>der</strong> Codes. Deshalb senden die Satelliten eine<br />

sehr komplizierte und auf den ersten Blick zufällig erscheinende<br />

Signalabfolge, die aber dennoch System hat, denn sie<br />

wird beim C/A Code jede Millisekunde exakt wie<strong>der</strong>holt.<br />

Aus diesem Grund wird <strong>der</strong> Satelliten-Code auch als Pseudo-<br />

Zufalls-Code (Pseudo-Random-Code) bezeichnet.<br />

Verfälschung <strong>der</strong> Pseudo-Entfernungen durch atmosphärische<br />

Fehlerquellen<br />

So perfekt das System bereits erscheinen mag; damit es mit<br />

<strong>der</strong> notwendigen Präzision arbeitet, müssen zahlreiche Fehlerquellen<br />

kompensiert werden. Der Grund: Die geometrische<br />

Entfernung, also die tatsächliche Distanz zwischen Satellit und<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 10<br />

Empfänger, ist nicht immer identisch mit <strong>der</strong> über die Signallaufzeit<br />

berechneten Entfernung. Gemessen wird nicht die<br />

wirkliche Entfernung, son<strong>der</strong>n nur eine „Pseudo-Entfernung”<br />

(Pseudo Range).<br />

Die Zeitmessung wurde als mögliche Fehlerquelle bereits<br />

erläutert. Weitgehend ausgeschaltet wird sie durch die Entfernungsmessung<br />

zu einem vierten Satelliten. Eine weitere<br />

Fehlerquelle bedeutende Fehlerquelle ist die Erdatmosphäre selber. Für<br />

Erdatmosphäre Störungen sind insbeson<strong>der</strong>e die Ionosphäre und die Troposphäre<br />

verantwortlich. In <strong>der</strong> Ionosphäre bilden sich durch<br />

die ionisierende Wirkung <strong>der</strong> Sonne in einer Höhe von 80<br />

bis 400 Kilometern über <strong>der</strong> Erdoberfläche positiv geladene<br />

Ionen, die elektromagnetische Wellen <strong>der</strong> Satelliten reflektieren<br />

und zum Teil ablenken. Dadurch wird die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

elektromagnetischer Wellen geringfügig<br />

reduziert. Folge: Die Satellitensignale haben in <strong>der</strong> Ionosphäre<br />

eine längere Laufzeit. Natürlich lassen sich auch diese<br />

Abweichungen kompensieren. Die durchschnittliche Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> Wellen unter ionosphärischen<br />

Bedingungen ist bekannt und wird als Korrekturfaktor in die<br />

Berechnungen einbezogen. Mit dieser Methode lassen sich<br />

Abweichungen jedoch nicht immer ausreichend korrigieren,<br />

da nun einmal nicht je<strong>der</strong> Tag ein Durchschnittstag ist.<br />

Ein präziseres Verfahren, um ionosphärische Fehler zu minimieren,<br />

liegt im Vergleich von Signalen auf zwei unterschiedlichen<br />

Frequenzen. Dahinter steckt die einfache physikalische<br />

Erkenntnis, daß sich elektromagnetische Wellen<br />

mit niedrigen Frequenzen stärker als solche mit höheren Frequenzen<br />

verlangsamen. Vergleicht man die unterschiedlichen<br />

Ankunftszeiten am Empfänger, läßt sich aus <strong>der</strong> Differenz<br />

die Laufzeitverlängerung durch die Ionosphäre berechnen.<br />

Diese Korrekturmöglichkeit bieten jedoch nur technisch<br />

aufwendigere L1/ L2-Empfänger.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Hat das Signal auf dem Weg zum Empfänger die Ionosphäre<br />

überwunden, erreicht es die Troposphäre. Hier spielt<br />

Wetter das Wetter eine entscheidende Rolle. Insbeson<strong>der</strong>e unterschiedliche<br />

Wasserdampf-Konzentrationen verlängern die<br />

Signallaufzeit - allerdings weitaus weniger als in <strong>der</strong> Ionosphäre.<br />

Die in <strong>der</strong> Troposphäre auftretenden Abweichungen<br />

werden dennoch modellhaft erfaßt und als pauschaler Korrekturfaktor<br />

in die Berechnungen einbezogen.<br />

Abb. 6: Laufzeitverlängerung in lonosphäre und Troposphäre<br />

Seite 11<br />

Neben den atmosphärischen Einflüssen existieren weitere<br />

Fehlerquellen, auch wenn ihr Anteil in <strong>der</strong> Regel nicht signifikant<br />

ist. Eine davon ist naheliegend, denn sobald eine<br />

komplizierte Technologie von Menschen gesteuert wird,<br />

besteht selbst bei integrierten Überwachungssystemen die<br />

Gefahr, daß durch fehlerhafte Bedienung Ergebnisse verfälscht<br />

werden. Die Master Control Station „füttert” zum<br />

Beispiel GPS-Satelliten permanent mit Umlaufbahn-Daten.<br />

Bereits hier könnten sich Fehler einschleichen und so die Informationen<br />

über die aktuellen Satelliten-Positionen (Ephemeriden)<br />

verfälschen. Und selbst Atomuhren arbeiten nur<br />

fast perfekt, wenn sie sich in 20.000 Kilometern Entfernung<br />

im Weltraum bewegen. Diese geringfügigen Fehler werden<br />

jedoch vom US-Verteidigungsministerium weitgehend erfaßt<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 12<br />

und über die Informationen zur GPS-Zeit als Korrektur an<br />

die Empfänger weitergegeben.<br />

Und schließlich verän<strong>der</strong>t auch die Position <strong>der</strong> GPS-Empfänger<br />

am Boden die Qualität des Satellitensignals. Bedingt<br />

Abschattungen durch die lokale Topographie beeinflussen Satelliten-Abschat-<br />

Mehrwege- tungen und Mehrwegeausbreitungen die Signallaufzeit. Mehrausbreitung<br />

wege-Empfang entsteht in <strong>der</strong> Regel durch Reflexionen in<br />

<strong>der</strong> Umgebung. Empfänger-Antennen werden deshalb möglichst<br />

weit entfernt von Wänden und größeren Objekten positioniert.<br />

Insgesamt haben die Praxis-Erfahrungen <strong>der</strong> Satellitennavigation<br />

jedoch belegt, daß GPS unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

potentiellen Fehlerquellen mit hoher Genauigkeit arbeitet -<br />

und je hochwertiger die Empfänger, desto besser sind die<br />

Ergebnisse.<br />

EXKURS:<br />

Einfluß von Iono- und Troposphäre auf Laufzeitmessungen<br />

Laufzeitverzögerungen in <strong>der</strong> Troposphäre entstehen überwiegend<br />

in einer Höhe von bis zu 16 Kilometern. Die Einflußparameter<br />

sind nur unzureichend zu ermitteln, da Wettereinflüsse,<br />

die sich in diesen Höhen auswirken, immer nur lokale<br />

Bedeutung haben. Verwendet werden deshalb Standardkorrekturwerte,<br />

die lediglich die aktuelle Höhe des Nutzers<br />

und des Satelliten berücksichtigen.<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Problem <strong>der</strong> Korrektur von Ionosphärenfehlern<br />

besteht darin, daß die angewandten Modelle nur ca. 50<br />

Prozent <strong>der</strong> Abweichungen kompensieren und die Effekte<br />

auch hier zeitlich und räumlich stark variieren. Unter normalen<br />

Bedingungen lassen sich Restfehler nur im Differential-<br />

Mode stark verringern. In Phasen extremer Sonnenaktivität<br />

SOLAR MAX (sog. SOLAR MAX), die alle elf Jahre auftreten und ca. 12-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

15 Monate dauern, verursacht die Ionosphäre selbst bei DGPS<br />

noch bedeutende Restfehler im Meterbereich. Zusätzlich treten<br />

starke Signalstörungen auf, die die Messungen zu einzelnen<br />

o<strong>der</strong> mehreren Satelliten häufig unterbrechen o<strong>der</strong> unmöglich<br />

machen. Während <strong>der</strong> letzten Störperiode 1989/90<br />

waren noch nicht viele GPS-Empfänger im Einsatz, daher<br />

gibt es nur unzureichende Erfahrungen, wie diesem Problem<br />

zu begegnen ist. Die nächste Periode (SOLAR MAX 2000)<br />

werden deshalb zahlreiche Institutionen nutzen, um gezielte<br />

Messungen durchzuführen und Maßnahmen zu entwickeln,<br />

mit dem Ziel, den Einfluß <strong>der</strong> Ionosphäre in diesen Perioden<br />

zu reduzieren.<br />

Geometrische Entfernung<br />

Pseudo Range:<br />

Fehler durch SA,<br />

lonosphäre, Troposphäre<br />

und Uhren<br />

Abb. 7: Geometrische Entfernung und Pseudo Range<br />

Seite 13<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 14<br />

Differential GPS (DGPS)<br />

Optimierte Präzision für zivile Nutzer<br />

GPS ist mit Abstand das beste globale Navigationssystem,<br />

das jemals entwickelt wurde. Selbst <strong>der</strong> künstlich verschlechterte<br />

C/A-Code für zivile Nutzer ist für zahlreiche Anwendungen<br />

ein enormer Fortschritt. In an<strong>der</strong>en Bereichen entspricht<br />

die Genauigkeit des Codes jedoch nicht mehr den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen - zum Beispiel für präzise Schlechtwetter-<br />

Navigations- Landeanflüge o<strong>der</strong> die Landesvermessung. Hier sind Navigenauigkeiten<br />

gationsgenauigkeiten bis auf wenige Zentimeter gefragt. Es<br />

bis auf wenige wird also kaum jemanden wun<strong>der</strong>n, daß nach <strong>der</strong> Öffnung<br />

Zentimeter des Global Positioning Systems zahlreiche GPS-Entwickler<br />

mit Akribie daran arbeiteten, die Präzision des Systems unter<br />

den Bedingungen des C/A-Codes weiter zu optimieren. Mit<br />

Erfolg! Die Lösung des Problems heißt Differential GPS<br />

(DGPS) und erzielt problemlos Genauigkeiten von einem<br />

Meter und weniger. Die Methodik zum Erreichen dieser<br />

Präzision ist im Prinzip sehr einfach. Um das künstlich verschlechterte<br />

Satellitensignal und die weiteren Fehlerquellen<br />

zu korrigieren, nutzt DGPS einen Referenzempfänger. Dieser<br />

ist als feste Bodenstation exakt vermessen. Das Funktionsprinzip<br />

von DGPS basiert also auf einem statischen Empfänger<br />

und den in <strong>der</strong> Regel mobilen Empfängern <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>.<br />

Die Referenzstation empfängt von ihrer fixen Position Satellitensignale.<br />

Da sie ihre Koordinaten nicht än<strong>der</strong>t, sind<br />

alle von diesem Empfänger ermittelten Differenzen zwischen<br />

gemessener und mathematisch berechneter Entfernung zu<br />

den Satelliten als „Fehler” zu betrachten. Diese Fehler wer-<br />

Korrektur- den über einen separaten Funkweg als Korrektursignal an den<br />

signal mobilen Empfänger des jeweiligen Anwen<strong>der</strong>s übertragen<br />

und dort mit den lokal ermittelten Meßwerten verrechnet.<br />

DGPS erreicht Positionsgenauigkeiten von einem Meter<br />

und weniger, wenn die Übertragungsentfernung des Differenzsignals<br />

nicht über 200 Kilometer liegt. Bei Entfernungen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Seite 15<br />

von 1000 Kilometern zwischen Referenzstation und Bordempfänger<br />

können immerhin noch Genauigkeiten unter fünf<br />

Metern erzielt werden. Das System funktioniert, weil das<br />

gesendete Korrektursignal die wichtigsten Fehlerquellen <strong>der</strong><br />

Laufzeitmessung, wie Uhrenfehler, ungenaue Ephemeriden,<br />

ionosphärische sowie troposphärische Einflüsse und die<br />

künstlichen Verfälschungen (S/A) berücksichtigt. DGPS ist<br />

nicht nur für Luftfahrt- und Bodenanwendungen einsetzbar,<br />

son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Seefahrt, bei <strong>der</strong> die Referenzempfänger<br />

an <strong>der</strong> Küste positioniert werden.<br />

Fachleute gehen heute davon aus, daß schon in naher Zukunft<br />

in allen interessanten Regionen Korrekturdaten für das<br />

DGPS-Verfahren zur Verfügung stehen und das System zum<br />

Standard für zahlreiche zivile Anwendungen wird.<br />

EXKURS:<br />

Differential GPS: Korrekturwerte für Genauigkeiten im<br />

Millimeterbereich<br />

DGPS-Anwen<strong>der</strong> nutzen für die Bestimmung ihrer Position<br />

zusätzliche Korrekturdaten eines Referenzempfängers. Diese<br />

Standardisierte Korrekturwerte empfangen sie in <strong>der</strong> Regel in Form stan-<br />

Datenformate dardisierter Datenformate.<br />

Für die Genauigkeitsklasse zwischen drei und fünf Metern<br />

findet das von <strong>der</strong> amerikanischen Coast Guard und <strong>der</strong> Radio<br />

Technical Commission For Maritime Services erarbeitete<br />

Datenformat „Special Committee RTCM 104" in <strong>der</strong> Version<br />

2.0 Anwendung. Nahezu alle Empfänger sind darauf vorbereitet,<br />

Daten in diesem fest definierten Format über serielle<br />

Schnittstellen aufzunehmen und in die Berechnung von Position<br />

und Geschwindigkeit zu integrieren. Für Anwendungen<br />

mit einer höheren Präzision kommt dieses Datenformat in<br />

<strong>der</strong> Version 2.1 zum Einsatz. Da hierbei primär die Trägerphasen<br />

des GPS-Signals verwendet werden, kann man bei<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 16<br />

Genauigkeiten kurzen Entfernungen zur Referenzstation (10 bis 20 Kiloim<br />

Zentimeter- meter) mit Hilfe des „Real Time Kinematic"-Verfahrens<br />

bereich Genauigkeiten im Zentimeterbereich erzielen.<br />

Eine noch höhere Präzision erreichen Anwen<strong>der</strong> im Differential-Mode<br />

durch das sogenannte „post-processing Verfahren”,<br />

bei dem aufgezeichnete Messungen <strong>der</strong> Referenzstationen<br />

und <strong>der</strong> Nutzer zusammengeführt werden. Zum<br />

Einsatz kommt dieses Verfahren, mit dem Genauigkeiten<br />

im Millimeterbereich realisierbar sind, überwiegend für geodätische<br />

Berechnungen.<br />

Eine Initiative <strong>der</strong> ARD-Rundfunkanstalten und <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

für Vermessungverwaltungen <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong><br />

(AdV) strahlt kostenlos über den RDS-Datenkanal <strong>der</strong><br />

meisten Rundfunksen<strong>der</strong> Korrekturwerte auf UKW-Frequenzen<br />

aus und bietet damit einen Echtzeit-Positionierungs-<br />

Service (EPS) RASANT als Dienst an. Weitere gebührenpflichtige<br />

Kommunikationswege für Korrekturwerte stehen<br />

durch Frequenzen im 2-Meter-Band für den hochpräzisen<br />

Echtzeit-Positionierung-Service (HEPS) sowie durch den<br />

DGPS-Dienst DGPS-Dienst <strong>der</strong> Deutschen Telekom AG über eine Langwellenfrequenz<br />

bundesweit zur Verfügung.<br />

Grundsätzlich unterscheidet man in <strong>der</strong> DGPS-Anwendung<br />

zwischen zwei Verfahren. Das erste, inzwischen veraltete Verfahren<br />

(post-filtered-process) ist dadurch gekennzeichnet,<br />

daß <strong>der</strong> statische Referenzempfänger dieselben Satelliten<br />

verwendet, wie <strong>der</strong> mobile Empfänger des Nutzers. Der<br />

mobile Empfänger errechnet zunächst über Entfernungsmessungen<br />

seine Position und verarbeitet erst dann Korrekturwerte<br />

<strong>der</strong> geografischen Länge, Breite und Höhe.<br />

Das zweite Verfahren (prefiltered-process), das sich inzwischen<br />

durchgesetzt hat, basiert auf <strong>der</strong> Korrektur <strong>der</strong> Pseudo-Range-<br />

Entfernungsmessung. Das heißt, <strong>der</strong> Empfänger verarbeitet<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

bereits während <strong>der</strong> Laufzeitmessung die Korrekturwerte<br />

<strong>der</strong> Referenzempfänger.<br />

Abb. 8: DGPS – Korrekturdatenbereitstellung durch Referenzempfänger<br />

Der richtige GPS-Empfänger für jede Anwendung<br />

Seite 17<br />

Dynamischer Mit <strong>der</strong> Freigabe des C/A-Codes für zivile Nutzer entstand<br />

Wirtschafts- innerhalb kurzer Zeit ein dynamischer Wirtschaftszweig. So<br />

zweig vielfältig wie die Anwendungen entwickelte sich auch <strong>der</strong><br />

Markt für GPS-Empfänger.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 18<br />

Zahlreiche Empfängertypen, insbeson<strong>der</strong>e aus den USA und<br />

Japan, werden <strong>der</strong>zeit auf dem Markt angeboten. Der jeweilige<br />

Anwendungsbereich entscheidet darüber, welcher Empfängertyp<br />

<strong>der</strong> richtige ist. Grundsätzlich ist zu unterscheiden<br />

zwischen professionellen Geräten für exakte Positionsmessungen<br />

und Geräten für den nichtprofessionellen Einsatz,<br />

zum Beispiel im Individualverkehr o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Sportschifffahrt.<br />

Für einen Freizeit-Skipper, <strong>der</strong> auf Binnenseen o<strong>der</strong><br />

in Küstennähe gelegentlich Position und Kurs bestimmen<br />

Hand- möchte, kann ein einfacher und portabler „Hand-Empfän-<br />

Empfänger ger”, <strong>der</strong> heute schon ab 500 Mark angeboten wird, durchaus<br />

seinen Zweck erfüllen. Doch mit zunehmenden Anfordungen<br />

in punkto Präzision und Funktionalität unter spezifischen<br />

Einsatzbedingungen steigt <strong>der</strong> technische Mehraufwand<br />

und damit <strong>der</strong> Anschaffungspreis.<br />

Alle GPS-Empfänger messen jedoch letztendlich die Entfernung<br />

zu mindestens vier Satelliten. Die einfachsten, noch<br />

bis vor wenigen Jahren eingesetzten Empfänger mit nur einem<br />

Kanal arbeiten sequentiell, das heißt, sie ermitteln nacheinan<strong>der</strong><br />

die Entfernungen zu den einzelnen Satelliten. Einkanal-Empfänger<br />

haben bei grösseren Beschleunigungen<br />

o<strong>der</strong> Kursän<strong>der</strong>ungen den Nachteil, daß sie den Empfang<br />

kurzfristig unterbrechen, um zwischen verschiedenen Satellitensignalen<br />

umzuschalten. Dieses Problem entfällt bei parallel<br />

arbeitenden Empfängern mit fünf bis zwölf Kanälen.<br />

Sie gewährleisten den ununterbrochenen Empfang von mehreren<br />

Satelliten und liefern kontinuierlich Positionsdaten.<br />

Je nach Anwendung wurden GPS-Empfänger in den vergangenen<br />

Jahren technisch aufgerüstet, um die Signalbearbeitung<br />

Schnittstellen zu optimieren. Hinzu kamen zusätzliche Schnittstellen für<br />

Navigationselektronik, Navigationssensoren, Anschlüsse für<br />

Korrektursignal-Empfänger (DGPS) o<strong>der</strong> spezielle Software<br />

für aufwendigere Berechnungen und Bildschirmdarstellungen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Neben <strong>der</strong> Zuverlässigkeit sind bei hochwertigeren GPS-<br />

Integrität Empfängern Präzision und Integrität gefragt. Unter Integrität<br />

versteht man die Fähigkeit des Gerätes zur eigenen<br />

Fehlererkennung und rechtzeitigen Warnung des Nutzers.<br />

Höchste Anfor<strong>der</strong>ungen an GPS-Empfänger stellen deshalb<br />

nach wie vor die Luftfahrt und <strong>der</strong> Schienenverkehr, bei denen<br />

zu jedem Zeitpunkt präzise Positionsangaben unverzichtbar<br />

sind.<br />

GPS-Anwendungen<br />

Seite 19<br />

Satellitennavigation zu Wasser, zu Lande und in <strong>der</strong><br />

Luft<br />

Nützliche GPS-Empfänger werden sich auf vielen Gebieten als nützliche<br />

Arbeitshilfen Arbeitshilfen durchsetzen. Allein auf dem Verkehrssektor<br />

gibt es eine Fülle von Anwendungen, die bereits umgesetzt<br />

sind o<strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> Erprobungsphase befinden. Noch viel<br />

größer ist das Potential <strong>der</strong> Projekte, die in den Köpfen zahlreicher<br />

GPS-Spezialisten rund um den Globus erst Gestalt<br />

annehmen. Fest steht: Ortung und Navigation via Satellit ist<br />

längst nicht mehr „Zukunftsmusik”. Stattdessen werden GPS-<br />

Empfänger mehr und mehr natürlicher Bestandteil unseres<br />

Alltags sein.<br />

Eine zusätzliche Herausfor<strong>der</strong>ung für die Zukunft ist das seit<br />

Jahren wachsende Verkehrsaufkommen in <strong>der</strong> Luft. Allein<br />

über Europa wird <strong>der</strong> Flugverkehr nach Expertenschätzungen<br />

jährlich um fünf Prozent steigen. Kein Wun<strong>der</strong> also, daß<br />

<strong>der</strong> navigatorische Fortschritt durch GPS gerade in <strong>der</strong> Luftfahrt<br />

nicht mehr aufzuhalten sein wird.<br />

Doch auch im Straßen- und Bahnverkehr sowie in <strong>der</strong><br />

Schifffahrt sind GPS-Empfänger längst keine Seltenheit<br />

mehr. Über Satelliten kann auch die Position von Fahrzeu-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 20<br />

gen bis auf wenige Zentimeter genau bestimmt werden. Die<br />

Navigation am Boden erfor<strong>der</strong>t nicht selten zusätzliche<br />

Sensoren Sensoren, die zum Beispiel Radumdrehungen o<strong>der</strong> die Beschleunigung<br />

von Fahrzeugen messen. Sie ergänzen die Satellitenortung<br />

bei Abschattungen <strong>der</strong> Empfangsantennen zum<br />

Beispiel durch Häuser und Tunnel.<br />

Einige Pkw-Hersteller rüsten ihre Fahrzeuge auf Wunsch<br />

Elektronische bereits mit elektronischen Landkarten aus. Sehr verbreitet<br />

Landkarten sind GPS-Systeme inzwischen bei größeren Speditionen<br />

zur Steuerung <strong>der</strong> Lkw-Flotten. Über Satellit bewegen die<br />

Unternehmen ihre Fahrzeuge auf den optimalen Routen<br />

zum Zielort. Ein Anwendungsbereich, <strong>der</strong> nicht nur in <strong>der</strong><br />

Güterverkehrslogistik von Interesse ist, son<strong>der</strong>n auch Einsätze<br />

von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten optimieren<br />

wird.<br />

Zahlreiche Entwicklungsprojekte sind im Öffentlichen Per-<br />

ÖPNV sonennahverkehr (ÖPNV) auf den Weg gebracht. Digitale<br />

Straßenkarten können Kunden nicht nur im Bus über die<br />

Fahrt und Umsteigemöglichkeiten informieren, son<strong>der</strong>n auch<br />

an <strong>der</strong> Haltestelle anzeigen, wann <strong>der</strong> nächste Bus kommt.<br />

Und selbst die Schaltung von „grünen Wellen” kann über<br />

Satellit sinnvoll gesteuert werden.<br />

Landes- Vielversprechende Anwendungen finden sich in <strong>der</strong> Landvermessung<br />

wirtschaft, in <strong>der</strong> Landesvermessung und natürlich in <strong>der</strong><br />

Schiffahrt Schiffahrt. Auf dem Wasser sind satellitengestützte Kommunikations-<br />

und Navigationssysteme inzwischen unverzichtbare<br />

Helfer - von elektronischen Seekarten bis zu Seenotruf-Systemen.<br />

Neben den genannten Bereichen hält die Satellitennavigation<br />

Einzug in eine Vielzahl an<strong>der</strong>er Gebiete. Boomen wird<br />

<strong>der</strong> Freizeitsektor, wo zum Beispiel kleine, kompakte Hand-<br />

Empfänger Bergsteigern und Wan<strong>der</strong>ern als wertvolle Orientierungshilfe<br />

dienen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Hohe Standards für die präzise Flugführung<br />

Seite 21<br />

Sicherheit Sicherheit ist und bleibt oberste Priorität beim Fliegen. Das<br />

oberste gilt für den Piloten einer Boeing ebenso wie für einen Gleit-<br />

Priorität schirmflieger. Wichtigste Garanten sind präzise Navigationsinstrumente.<br />

Fachverbände und Organisationen in <strong>der</strong> Luftfahrt<br />

stellen deshalb weltweit hohe sicherheitstechnische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Navigationssysteme und an<strong>der</strong>e luftfahrttechnische<br />

Geräte.<br />

Allein für den Einsatz von Navigationsgeräten gibt es eine<br />

Fülle von Vorschriften, um insbeson<strong>der</strong>e die hohen Sicherheitsstandards<br />

im Linienverkehr zu gewährleisten. Welche Voraussetzungen<br />

die verwendeten Navigationsinstrumente konkret<br />

erfüllen müssen, ist abhängig von den jeweiligen Flugphasen.<br />

Grundsätzlich unterscheiden die Luftfahrt-Organisationen<br />

zwischen ozeanischen Routen, Binnenverkehr, Nicht-<br />

Präzisionsanflügen sowie Präzisionsanflügen und Landung.<br />

Hinzu kommen Son<strong>der</strong>bereiche wie die ”remote area”<br />

(Zonen ohne Unterstützung durch Funknavigation), Tiefflugzonen<br />

sowie die Übergänge <strong>der</strong> Flugphasen.<br />

Damit ein System anerkannt wird, muß es sich in den festgelegten<br />

Phasen <strong>der</strong> Luftnavigation bewährt haben. Weiterhin<br />

gilt, daß mit dem verwendeten System eine einmal begonnene<br />

Flugphase sicher zu Ende geführt werden kann.<br />

Für Linienflugzeuge sind zum Beispiel bei Langstrecken-<br />

Zwei flügen über Wasser und kaum besiedelten Gebieten zwei ununabhängige<br />

abhängige Navigationssysteme vorgeschrieben. Das sind<br />

Navigations- heute im allgemeinen das Trägheitsnavigations-System<br />

systeme INS/Triple INS (Inertial Navigation System) und zukünftig<br />

das gekoppelte INS/GPS. Weitere häufig eingesetzte Funknavigationssysteme<br />

sind Loran, VOR, NDB o<strong>der</strong> DME.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 22<br />

INS Das Trägheitsnavigations-Verfahren INS verwendet die von<br />

Kreiselgeräten ermittelten Drehraten sowie Beschleunigungswerte<br />

zur Bestimmung von Position und Geschwindigkeit.<br />

Der Vorteil von INS ist die Unabhängigkeit von Bodenstationen.<br />

Der Nachteil ist, daß Fehler, die sich einmal<br />

eingeschlichen haben, erst in Landnähe, wenn wie<strong>der</strong> Funkfeuer<br />

empfangen werden, korrigierbar sind. Satellitensignale<br />

erwiesen sich deshalb schnell als optimale Ergänzung zum<br />

bewährten INS-System. Auf manchen langen Routen über<br />

den Ozeanen ist GPS inzwischen selbstverständlich im Einsatz.<br />

In <strong>der</strong> Kopplung von GPS mit an<strong>der</strong>en Systemen sehen<br />

Fachleute einen erfolgversprechenden Weg zur weiteren<br />

Optimierung <strong>der</strong> Navigation für Präzisionsanflüge und Landungen.<br />

Für diese Flugphasen stellen die Luftfahrt-Organisationen<br />

die höchsten Anfor<strong>der</strong>ungen an die Genauigkeit<br />

Kontinuität und Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Systeme. Absolute Kontinuität <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Positionsdaten und maximale Abweichungen von weniger<br />

Genauigkeit als einem Meter an <strong>der</strong> Landebahnschwelle sind für sogenannte<br />

„Blindlandungen” bei schwierigen Witterungsbedingungen<br />

(CAT III) vorgeschrieben.<br />

Das <strong>der</strong>zeit weltweit genutzte Instrumentenlandesystem<br />

ILS (ILS) erfüllt diese Anfor<strong>der</strong>ungen. Ein mo<strong>der</strong>ner ILS-Nach-<br />

MLS folger ist das Mikrowellen-Landesystem MLS, das sogar<br />

Präzisionsanflüge <strong>der</strong> Kategorie CAT IIIc (Nullsicht) sowie<br />

Steil- und Schräganflüge ermöglicht. MLS gilt jedoch als<br />

technisch sehr aufwendiges und kostenintensives System.<br />

Deshalb konzentrierten sich Fachleute für Flugführung und<br />

Flugsicherheit bei Präzisionsflügen zunehmend auf die Erprobung<br />

von DGPS.<br />

Linienflugzeuge großer Fluggesellschaften testen zum Beispiel<br />

DGPS in Versuchsflügen am Münchner Flughafen. Mehr<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Seite 23<br />

als 1500 Flüge in den kommenden Jahren sollen DGPS<br />

sogar als alleinige, ausfallsichere Anflughilfe erproben. Und<br />

auch von <strong>der</strong> Landebahn zum Terminal könnten Satellitensignale<br />

bei schlechter Sicht den kürzesten Weg weisen.<br />

In Braunschweig wurden DGPS-Präzisionsflüge erfolgreich<br />

mit kleineren Flugzeugen <strong>der</strong> Allgemeinen Luftfahrt durchgeführt.<br />

Bereits 1991 erwiesen dort Testflüge im Rahmen des<br />

ersten internationalen DGPS-Symposiums die grundsätzliche<br />

Machbarkeit automatischer, satellitengestützter Landungen<br />

nach Kategorie III. Auf Wunsch <strong>der</strong> Bundesanstalt<br />

für Flugsicherung (heute DFS Deutsche Flugsicherung)<br />

wurden dann Vergleichsflüge zum Instrumenten-Landesystem<br />

(ILS) in Hannover durchgeführt.<br />

Das Ergebnis: Die Differenzen zwischen ILS und DGPS<br />

plus Trägheitsnavigation waren deutlich geringer als die zulässigen<br />

Toleranzen für CAT III-Bedingungen. Die Flüge<br />

zeigten, daß man ILS mit dem Präzisionsnavigations-System<br />

vermessen und kalibrieren kann. Inzwischen ist dieses Verfahren<br />

soweit entwickelt, daß spezialisierte Unternehmen<br />

Flug- Flugvermessungen (flight inspection) nach diesem Prinzip<br />

vermessungen durchführen.<br />

Welchen Stellenwert die Satellitennavigation in <strong>der</strong> Luftfahrt<br />

in Zukunft einnehmen wird und wie schnell sich satellitengestützte<br />

Verfahren weiterhin durchsetzen, ist angesichts<br />

<strong>der</strong> rasanten Entwicklung <strong>der</strong> Technologie in den letzten<br />

Jahren schwer vorherzusagen. Fachleute gehen jedoch davon<br />

aus, daß GPS weiter an Bedeutung gewinnt und einige<br />

<strong>der</strong> bekannten Verfahren nach und nach verdrängt.<br />

In Deutschland ist GPS seit 1996 als ergänzendes Navigationssystem<br />

auf festgelegten Strecken, bei zugewiesenen<br />

Direktstreckenführungen und für Nicht-Präzisionsanflüge<br />

auf diversen Flughäfen zugelassen. In den Vereinigten Staa-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 24<br />

ten hat GPS bereits die Zulassung als System für „stand-alone”<br />

Nicht-Präzisionsflüge, wobei jedoch aus Sicherheitsgründen<br />

konventionelle Systeme betriebsbereit mitgeführt werden<br />

müssen.<br />

Seenotrufsysteme und Schiffsführung<br />

Die Öffnung des Global Positioning Systems bewirkte auch<br />

in <strong>der</strong> Schiffahrt einen Innovationsschub. Die bordseitige<br />

Navigation, maritime Dienste und das Seenotrettungswesen<br />

nutzen Satelliten-Signale.<br />

Seenotboje Nahezu jedes Seeschiff hat heute eine Seenotboje mit integriertem<br />

Satelliten-Empfänger an Bord. Das Seenotrufsystem<br />

wird über weltweit operierende Inmarsat-Satelliten betrieben.<br />

Im Falle einer Havarie sendet die Boje kontinuierlich<br />

die durch einen GPS-Empfänger aktualisierten Positions-,<br />

Kurs- und Geschwindigkeitsdaten an die Seenotleitung in<br />

Bremen.<br />

Für die Schiffsführung stehen prinzipiell ähnliche Navigationssysteme<br />

und Verfahren zur Verfügung wie in <strong>der</strong> Luftfahrt.<br />

Die hohe Präzision von GPS optimiert die Kursführung<br />

und erleichtert die Navigation in engen Fahrwassern.<br />

Elektronische Seekarten (ECDIS) informieren online über<br />

die Position und Bahn des Schiffes. Vergleichbar mit landgebundenen<br />

Flottenmanagement-Systemen kann auch <strong>der</strong><br />

Güter-und Personenverkehr zur See durch Vessel Traffic<br />

Management Systeme (VTMS) über eine Leitzentrale ge-<br />

Automatische steuert werden. In <strong>der</strong> Entwicklung weitgehend automatischer<br />

Schiffsführungs- Schiffsführungssysteme spielt DGPS eine große Rolle. Gesysteme<br />

fragt sind auch hier kontinuierliche Signale mit einer Genauigkeit<br />

im Meterbereich.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Seite 25<br />

Flottenmanagement, Fahrzeugführung und Verkehrsleitsysteme<br />

Das öffentliche Straßennetz trägt mit steigen<strong>der</strong> Tendenz die<br />

Hauptlast des Personen- und Güterverkehrs. Kilometerlange<br />

Staus sind nicht nur während <strong>der</strong> „Rush-hour” o<strong>der</strong> zu Fe-<br />

Kapazitäts- rienbeginn an <strong>der</strong> Tagesordnung. Die Kapazitätsgrenzen sind<br />

grenzen erreicht, das spürt heute schon je<strong>der</strong> Privatfahrer. Wer beruflich<br />

mit dem Bus, Lkw o<strong>der</strong> Pkw unterwegs ist, hat sich<br />

an stundenlange Verzögerungen während <strong>der</strong> Verkehrsspitzenzeiten<br />

längst gewöhnt. Eines <strong>der</strong> brennendsten Probleme unserer<br />

Zeit ist <strong>der</strong> drohende Verkehrsinfarkt auf den Straßen.<br />

Die konventionelle Lösung des Problems, <strong>der</strong> weitere Ausbau<br />

des Straßennetzes, stößt vielerorts an natürliche Grenzen.<br />

Immer mehr Umwelt- und Verkehrsplaner arbeiten deshalb<br />

an Konzepten, die eine bessere Ausnutzung vorhandener<br />

Verkehrswege erlauben. Vielversprechende Lösungen zur<br />

Entlastung unserer Straßen liegen in <strong>der</strong> Kombination von<br />

satellitengestützten Fahrzeug-Führungssystemen und Verkehrsleitinformationen.<br />

Pkw-Hersteller bieten bereits Modelle mit GPS-Empfän-<br />

Elektronischer gern als Orientierungshilfe. Der „elektronische Beifahrer”<br />

Beifahrer erspart den Blick in den Stadtplan o<strong>der</strong> Autoatlas und führt<br />

den Fahrer mit Hilfe optischer und akustischer Signale zum<br />

Zielort. Ein an<strong>der</strong>er Service, den neueste Empfänger-Typen<br />

bieten, beschränkt sich nicht nur auf die Ermittlung des<br />

kürzesten Fahrwegs zwischen zwei Punkten, son<strong>der</strong>n verarbeitet<br />

auch aktuelle Verkehrsinformationen. Mit Hilfe des<br />

über Mobilfunk gesteuerten Dialogs zu einem regionalen<br />

Verkehrsleitrechner umgeht <strong>der</strong> Fahrer gezielt Staus. Eine<br />

Anwendung, die von noch größerer Bedeutung für den<br />

gewerblichen Personen- und Güterverkehr ist. Dort übermitteln<br />

individuelle Leitsysteme abhängig von <strong>der</strong> Verkehrslage<br />

Routenempfehlungen, mit denen Spediteure, Reisever-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 26<br />

anstalter, Polizei, Feuerwehr, Taxi-und Nahverkehrsunter-<br />

Regionale nehmen ihre Fahrzeuge effektiver navigieren. Die regionalen<br />

Verkehrsleit- Verkehrsleitzentralen nehmen auf diesem Wege direkt Einzentralen<br />

fluß auf Verkehrsströme und erhöhen die Transportkapazitäten<br />

des Straßennetzes.<br />

Abb. 9: Satellitengestütztes Fahrzeugführungssystem<br />

Display und Bedienteil<br />

Kompass<br />

Antenne<br />

GPS-Emfpänger<br />

Navigationsrechner<br />

Rad-Sensor<br />

Wie das im Detail funktionieren könnte, demonstriert das<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekt INFO-REGIO für<br />

die Region Braunschweig/Hannover. Das dezentrale Projekt<br />

Weltausstellung <strong>der</strong> Weltausstellung EXPO2000 bündelt telematikorientierte<br />

EXPO2000 Verkehrsprojekte namhafter Unternehmen. Ein Schwerpunkt<br />

von INFO-REGIO liegt im Öffentlichen Personennahverkehr<br />

(ÖPNV). Nach den Vorstellungen <strong>der</strong> Verkehrsplaner<br />

gelangen in Zukunft auch Busse und Bahnen satellitengeleitet<br />

ans Ziel. Betriebsleitrechner in den Unternehmens-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Satellitennavigation 05220<br />

Seite 27<br />

zentralen erfassen kontinuierlich die aktuellen Positionen<br />

sämtlicher Fahrzeuge und steuern sie flexibel unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Verkehrslage durch das Stadtgebiet. Digitale<br />

Straßenkarten an den Haltestellen informieren die Fahrgäste<br />

über die Verkehrssituation, und sie erfahren, wann <strong>der</strong> nächste<br />

Bus wirklich kommt.<br />

Eine Weiterentwicklung von Bussen mit Satellitenempfängern<br />

ist die Ausstattung mit Schadstoffsensoren. Über ein Gas-<br />

Sensor-System erfassen die Fahrzeuge während des Linienbetriebes<br />

ortsbezogene Daten über Luftschadstoffe. So kann<br />

Luftschadstoff- ein flächendeckendes Luftschadstoff-Kataster „erfahren” wer-<br />

Kataster den. Die aktuellen Meßdaten ermöglichen frühzeitig verkehrslenkende<br />

Maßnahmen zur Entlastung <strong>der</strong> Umwelt.<br />

Daß Satellitensignale auch den Reisebus- und Güterverkehr<br />

optimieren, wird das Projekt für den Großraum Hannover<br />

Digitale demonstrieren. Dort sollen „digitale Bordlotsen” während<br />

Bordlotsen <strong>der</strong> EXPO Tausende von Fahrzeugen täglich auf dem schnellsten<br />

Weg zum Veranstaltungsgelände leiten. Bordgeräte geben<br />

den Fahrern exakte Routenempfehlungen zu ihrem Zielort<br />

- vorbei an möglichen Staubereichen.<br />

Ein weiteres Beispiel für die Vielfalt <strong>der</strong> Anwendungen liegt<br />

Road-Pricing in <strong>der</strong> Erhebung von Straßennutzungsgebühren (Road-Pricing).<br />

Auch hier könnten Satelliten eine entscheidende Rolle<br />

spielen, denn über die exakte Positionsbestimmung und<br />

digitale Straßenkarten sind zurückgelegte Wegstrecken problemlos<br />

zu ermitteln. Per Chipkarte im Auto ließen sich Gebühren<br />

gleich abbuchen. Denkbar wäre auch eine Staffelung<br />

<strong>der</strong> Gebühren nach Fahrtdauer, Tageszeiten o<strong>der</strong> Geschwin-<br />

Vignetten digkeiten. Aufwendige terrestrische Systeme o<strong>der</strong> Vignetten<br />

überflüssig werden somit überflüssig.<br />

Die landgebundene Nutzung <strong>der</strong> Satellitennavigation bietet<br />

zahlreiche weitere Alternativen. Realisierbar sind immer auch<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 28<br />

Teillösungen, doch was für eine Region o<strong>der</strong> einzelne<br />

Verkehrsträger sinnvoll erscheint, wird bei flächendecken<strong>der</strong><br />

Umsetzung von noch größerem Nutzen sein. Ein innovatives<br />

Anwendungspotential sehen Verkehrsexperten deshalb<br />

in übergreifenden Verkehrssystemen und <strong>der</strong> Schaffung ef-<br />

Vernetzung <strong>der</strong> fektiverer Transportketten durch die weitere Vernetzung <strong>der</strong><br />

Verkehrsträger Verkehrsträger Flugzeug, Auto, Schiff und Bahn.<br />

EXKURS:<br />

Sensoren erhöhen System-Verfügbarkeit<br />

Die uneingeschränkte Verfügbarkeit gilt neben <strong>der</strong> Präzision<br />

als eine <strong>der</strong> höchsten Anfor<strong>der</strong>ungen an die Qualität eines<br />

Navigationssystems. Um sie zu erreichen, ist zu jedem Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Ortung und Navigation eine „quasi-optische” Verbindung<br />

zu den jeweils verwendeten Satelliten notwendig.<br />

Beson<strong>der</strong>s im Straßen- und Schienenverkehr können jedoch<br />

Abschattungen Abschattungen <strong>der</strong> Empfängerantenne durch Tunnel, Häuser,<br />

Berge und an<strong>der</strong>e Hin<strong>der</strong>nisse die Kontinuität <strong>der</strong> Navigationsdaten<br />

unterbrechen und damit die Systemverfügbarkeit<br />

deutlich herabsetzen.<br />

Um dieses Defizit landgebundener Anwendungen auszu-<br />

Zusätzliche gleichen, werden Fahrzeuge in <strong>der</strong> Regel mit zusätzlichen<br />

Sensoren Sensoren ausgerüstet. Als integrativer Bestandteil <strong>der</strong> Navigationssysteme<br />

werden die Sensorendaten beim Ausfall <strong>der</strong><br />

satellitengestützten Ortung zur Koppelnavigation herangezogen.<br />

Hierfür kommen Wegsensoren (Odometer), Drehratensensoren<br />

(Gyros), Richtungssensoren (Kompaß) und Beschleunigungsmesser<br />

zum Einsatz. In Phasen des optimalen<br />

(D)GPS-Empfangs werden z. B. charakteristische Sensoreneigenschaften<br />

wie absolute Fehler und <strong>der</strong>en zeitliche Verän<strong>der</strong>ung<br />

ermittelt und als Korrekturfaktor berücksichtigt.<br />

Der Vergleich mit digitalisierten Karten (Map Matching)<br />

ermöglicht zusätzlich eine externe Ortung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Verfügbarkeit des Gesamtsystems DGPS<br />

läßt sich durch die gezielte Kombination mit externer Sensorik<br />

deutlich optimieren, während sich die Präzision <strong>der</strong><br />

Ortung nur auf die Satellitendaten stützt.<br />

Landesvermessung, Landwirtschaft, Lagerhaltung<br />

Seite 29<br />

Die Entwicklung von GPS-Anwendungen steckt heute, gemessen<br />

an den tatsächlichen Perspektiven, noch in den Startlöchern.<br />

Neben den klassischen Bereichen <strong>der</strong> Ortung und<br />

Navigation werden sich Satellitenempfänger in zahlreichen<br />

Branchen durchsetzen. Auf manchen Gebieten sind sie schon<br />

heute unverzichtbar.<br />

In <strong>der</strong> Landesvermessung und <strong>der</strong> Hydrographie wird GPS<br />

seit Jahren intensiv genutzt, um Land- und Seekarten präziser<br />

zu erstellen und landesweit die notwendigen Basisdaten<br />

für weitergehende Vermessungen zur Verfügung zu stellen.<br />

Selbst entlegene, unwegsame Gebiete werden heute durch<br />

GPS-Unterstützung exakter erfaßt, indem Luftbil<strong>der</strong>n zum<br />

Aufnahmezeitpunkt die genauen Positionsdaten zugeordnet<br />

werden.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Anwendung <strong>der</strong> Vermessungstechnik via<br />

Früherkennung Satellit ist die Erfassung von Erdverformungen für Erdbevon<br />

Vulkan- benvorwarnungen, die Früherkennung von Vulkanausbrüausbrüchen<br />

chen o<strong>der</strong> die Beobachtung <strong>der</strong> Bewegung von Kontinenten.<br />

Auch für umweltrelevante Messungen im Natur- und Land-<br />

Umwelt- schaftsschutz (Umwelt-Monitoring) kommt GPS zum Ein-<br />

Monitoring satz. So können zum Beispiel bedrohte Tierarten in ihrem<br />

natürlichen Lebensraum observiert und Bestände genauer<br />

erfaßt werden.<br />

Die Landwirtschaft ermittelt in einigen Regionen mit Hilfe<br />

Ernteerträge von Satelliten genaue Daten über Ernteerträge, um Dünge-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 30<br />

mittel gezielt einzusetzen. Beson<strong>der</strong>s entlegene Nutzflächen,<br />

die aus <strong>der</strong> Luft mit Dünge- o<strong>der</strong> Schädlingsbekämpfungsmitteln<br />

besprüht werden, lassen sich effektiver bewirtschaften.<br />

Hier kann GPS die Einhaltung <strong>der</strong> Flugbahnen<br />

unterstützen und das Ein- und Ausschalten <strong>der</strong> Sprüheinrichtungen<br />

an Feldrän<strong>der</strong>n regeln. Entsprechende Systeme werden<br />

auch für den Einsatz großer Landmaschinen entwickelt.<br />

Ein spezielles satellitengestütztes Ortungssystem entwickel-<br />

Container- ten Fachleute für große Container-Terminals. Eine Rechen-<br />

Terminals zentrale erfaßt alle Bewegungen <strong>der</strong> Container von <strong>der</strong> Ankunft<br />

im Hafen bis zur Lagerung auf dem Gelände im Dezimeter-Bereich.<br />

Möglich wird dies durch DGPS-Empfänger<br />

und Radsensoren an den Van-Carriern, mit <strong>der</strong>en Hilfe die<br />

Koordinaten <strong>der</strong> abgestellten Container an die Zentrale übermittelt<br />

und dort verwaltet werden.<br />

Freizeitsektor Auch im Freizeitsektor kommen GPS-Empfänger in Zukunft<br />

verstärkt zum Einsatz. Immer kleinere, kompakte und günstige<br />

Empfänger-Modelle bieten interessante Einsatzmöglichkeiten.<br />

Voraussichtlich werden schon bald nicht nur Teilnehmer<br />

professioneller Expeditionen o<strong>der</strong> Erlebnisreisen in<br />

unbekanntem Gelände mit GPS-Empfängern navigieren, son<strong>der</strong>n<br />

auch Freizeitsportler verschiedener Disziplinen. Selbst<br />

Golfer könnten vor <strong>der</strong> Wahl des richtigen Schlägers über<br />

Satellit die exakte Entfernung zum Loch berechnen.<br />

EXKURS:<br />

Precision Farming: High-tech in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

Landwirte navigieren ihre Traktoren via Satellit über die<br />

Fel<strong>der</strong>. Auch das ist inzwischen vielerorts Realität. Im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen die effektivere Bewirtschaftung <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong><br />

und <strong>der</strong> Umweltschutz. In den Vereinigten Staaten nutzen zahlreiche<br />

Farmer bereits seit einigen Jahren Satellitenempfän-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Optimierte ger, um auf den extrem großen Nutzflächen optimierte<br />

Fahrprofile Fahrprofile zu erzielen. Doch auch in Deutschland wurde<br />

<strong>der</strong> Einsatz von GPS in <strong>der</strong> Landwirtschaft erfolgreich erprobt.<br />

Die auf den landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen installierten<br />

Empfänger werden über den Datenbus des Fahrzeugs<br />

mit dem Fahrzeug-Computer verbunden. Der Empfang von<br />

DGPS-Korrekturdaten ermöglicht die exakte Positionierung<br />

<strong>der</strong> Anbaugeräte mit Submeter-Genauigkeit. Die präzise<br />

Steuerung <strong>der</strong> Fahrzeuge verhin<strong>der</strong>t die Überlappung und<br />

die Nichtbehandlung von Flächen. Ernteerträge werden ortsbezogen<br />

erfaßt und ausgewertet. Bei einer inhomogenen<br />

Bodenbeschaffenheit führt <strong>der</strong> Einsatz dieser Technologie<br />

zu einer bedarfsorientierteren Düngung <strong>der</strong> Böden und damit<br />

zu einer umweltschonenden Bewirtschaftung. Auf glei-<br />

Pestizide che Weise lassen sich Pestizide effizient einsetzen und ihre<br />

effizient Anwendung exakt dokumentieren. Spezifische Software-Paeinsetzen<br />

kete erlauben zudem eine zielgerichtete Planung und Auswertung<br />

<strong>der</strong> Flächenbewirtschaftung.<br />

Ausblick<br />

Seite 31<br />

Mobilität für die Zukunft, Perspektiven <strong>der</strong> Satellitennavigation<br />

Weltweite GPS ist heute ein wichtiger Schlüssel für weltweite Mobi-<br />

Mobilität lität. Seit <strong>der</strong> Öffnung des Satelliten-Navigationssystems für<br />

zivile Anwendungen im Jahr 1984 stieg die Zahl <strong>der</strong> Nutzer<br />

kontinuierlich. Parallel arbeiteten System-Spezialisten auf<br />

<strong>der</strong> ganzen Welt mit Erfolg an <strong>der</strong> Erschließung neuer Anwendungsbereiche<br />

und schufen einen florierenden globalen<br />

Markt für Endgeräte. Ein wachsen<strong>der</strong> Industriezweig, dessen<br />

Marktpotential bei weitem nicht ausgeschöpft ist und <strong>der</strong><br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 32<br />

bereits heute mehrere Milliarden US Dollar pro Jahr umfaßt.<br />

Gleichzeitig erhöhte DGPS die Präzision unter den Bedingungen<br />

des C/A-Codes. Technisch wurde damit die Benachteiligung<br />

ziviler Nutzer gegenüber den militärischen Betreibern<br />

und ihren Anwendungen weitgehend kompensiert. Geblieben<br />

ist die „politische” Abhängigkeit. GPS steht nach<br />

wie vor unter hoheitlicher nationaler und militärischer Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Vereinigten Staaten. Genau hier liegt für viele Nutzer<br />

das Dilemma, denn die militärische Ausrichtung des<br />

Global Positioning Systems bestimmt in letzter Konsequenz<br />

noch immer die weltweite Verfügbarkeit. Daran könnten<br />

bestenfalls klare internationale Vereinbarungen etwas än<strong>der</strong>n,<br />

die <strong>der</strong>zeit jedoch nicht absehbar sind. Die andauernde, uneingeschränkte<br />

Verfügbarkeit von GPS ist also bis heute<br />

nicht absolut gewährleistet. Ein Sachverhalt, <strong>der</strong> sich trotz<br />

dynamischer Entwicklung in den vergangenen Jahren immer<br />

auch als Investitionshemmnis potentieller Nutzergruppen erwiesen<br />

hat. Hinzu kommen <strong>der</strong> fehlende Einfluß auf die<br />

weitere technologische Entwicklung und die langfristig nicht<br />

berechenbare Preisgestaltung.<br />

Dennoch richten sich die Anstrengungen auch in Zukunft<br />

Weitere auf die weitere Optimierung des GPS-Systems. Zum Beispiel<br />

Optimierung soll eine neue Generation von Satelliten, die als Block IIR<br />

und IIF Satelliten in die Konstellation integriert werden, die<br />

Genauigkeit weiter erhöhen. Dieses auch als „Accuracy<br />

Initiative” bezeichnete Vorhaben bleibt jedoch von <strong>der</strong> politischen<br />

Vorgabe zur Abschaltung <strong>der</strong> S/A Störung abhängig.<br />

Auch die Aufstockung des Kontroll-Segments um sechs weitere<br />

Monitoring Stations soll eine bessere Bestimmung <strong>der</strong><br />

Bahnparameter <strong>der</strong> Satelliten und somit eine genauere Positionsberechnung<br />

durch die Nutzer ermöglichen, ohne daß<br />

eine Modifikation <strong>der</strong> Empfänger notwendig ist.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Satellitennavigation 05220<br />

Seite 33<br />

Die Entwicklung von GPS hat technologisch und wirtschaftlich<br />

ihren Höhepunkt also noch nicht erreicht. Gleichzeitig<br />

stellt sich die Frage nach Alternativen. Mit welchen an<strong>der</strong>en<br />

Satelliten-Konstellationen neben GPS und unter welchen<br />

institutionellen Rahmenbedingungen könnten zivile Anwen<strong>der</strong><br />

im nächsten Jahrtausend navigieren?<br />

Das russische Satelliten-Navigationssystem GLONASS (Global<br />

Navigation Satellite System) ist primär ebenfalls auf militärische<br />

Anwendungen ausgelegt. Eine Kombination von GPS<br />

und GLONASS ist möglich, wird jedoch im Empfängerbereich<br />

bislang nur von wenigen Herstellern realisiert. Als militärisches<br />

System hat es zudem die gleichen institutionellen<br />

Aufbau eines Mängel wie GPS. In Europa konzentrierten sich die Aktiviunabhängigen<br />

täten deshalb zunehmend auf den Aufbau eines unabhängi-<br />

Satelliten- gen Satelliten-Navigationssystems. Auch das hohe technische<br />

Navigations- und wirtschaftliche Potential in einem gewinnträchtigen Zusystems<br />

kunftsmarkt wurde inzwischen erkannt.<br />

Nach dem ersten, noch aus wirtschaftlichen Gründen gescheiterten<br />

Versuch <strong>der</strong> Europäischen Weltraumorganisation (ESA),<br />

das Satelliten-Navigationssystem NAVSAT aufzubauen, beschloß<br />

<strong>der</strong> EU-Ministerrat im Dezember 1994 unter deutscher<br />

Präsidentschaft, sich erneut in <strong>der</strong> Satellitennavigation<br />

zu engagieren. Um die europäische Position auf diesem Sektor<br />

zu stärken, verabschiedeten die Mitglie<strong>der</strong> des Ministerrates<br />

ein zweistufiges Programm. Die erste Stufe (GNSS-1)<br />

Autarkes beinhaltet eine regionale Systemverbesserung für die Nuteuropäisches<br />

zung von GPS und GLONASS. Die zweite Stufe (GNSS-2)<br />

Satelliten- umfaßt den Aufbau eines völlig autarken europäischen Sa-<br />

Navigations- telliten-Navigationssystems (ENSS), das ab dem Jahr 2005<br />

system zur Verfügung stehen soll.<br />

Bis zu zwölf ENSS-Satelliten werden nach den Vorstellungen<br />

<strong>der</strong> Planer über Europa und Teilen Afrikas Signale ab-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05220 Satellitennavigation<br />

Seite 34<br />

Integrierte strahlen und eine Positionsgenauigkeit von ca. fünf Metern<br />

Daten- sowie die Möglichkeit zur integrierten Datenkommunikation<br />

kommunikation bieten.<br />

Als regionales System unter ziviler Kontrolle wird ENSS<br />

allen Anwen<strong>der</strong>n offen stehen und sich langfristig als europäischer<br />

Beitrag in ein weltweites ziviles Satelliten-Navigationssystem<br />

(GNSS-2) einfügen. GNSS-2 soll unabhängig<br />

von GPS und GLONASS arbeiten. Mit dem Vorhaben verbindet<br />

sich die Vision eines flächendeckenden, engverzahnten<br />

Netzwerks regionaler Satelliten-Navigationssysteme mit dem<br />

Ziel, die Abhängigkeit von nationalen und militärischen Interessen<br />

<strong>der</strong> Systembetreiber von GPS und GLONASS zu<br />

beenden und das ökonomische Potential <strong>der</strong> Technologie<br />

gezielter auszuschöpfen.<br />

Abb. 10: Konzept eines geographisch begrenzten Satelliten-Navigationssystem<br />

ENSS als Beitrag zu GNSS-2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

von<br />

Gustav Thiesing<br />

Abb. 1: Funk-Frequenzspektrum<br />

1 Grundlagen <strong>der</strong> Wellenausbreitung<br />

Seite 1<br />

Von seinem Rundfunkgerät kennt je<strong>der</strong> die verschiedenen<br />

Wellenbereiche, in denen Sen<strong>der</strong> aus fernen Län<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

aus dem Nahbereich mit sehr unterschiedlicher Qualität empfangen<br />

werden können. Das Frequenzspektrum zur Übertragung<br />

von Funkwellen erstreckt sich von den Längstwellen<br />

über die Mittel- und Kurzwellen, die für den Betriebsfunk<br />

interessanten Ultrakurzwellen bis in den für den Satellitenfunk<br />

genutzten Gigahertz-Bereich.<br />

Ausbreitungs- Welche Frequenz bzw. Wellenlänge für welche Anwendung<br />

bedingungen in Frage kommt, ist stark abhängig von den Ausbreitungsbedingungen.<br />

Bei <strong>der</strong> Ausbreitung <strong>der</strong> Funkwellen unter 30<br />

MHz kommt es unter Ausnutzung reflektieren<strong>der</strong> Schichten<br />

in <strong>der</strong> Ionosphäre in Höhen von 100 km bis 200 km zur Überbrückung<br />

von Entfernungen über viele tausend Kilometer<br />

und damit zu weltweiten Funkverbindungen. Die sich so aus-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 2<br />

breitenden Wellen werden Raumwellen genannt. Ergänzend<br />

dazu breitet sich um jeden Sen<strong>der</strong> auch eine Bodenwelle<br />

aus, die jedoch gegenüber <strong>der</strong> Raumwelle im Kurzwellenbereich<br />

wegen ihrer geringen Reichweite und starken Dämpfung<br />

keine praktische Bedeutung hat. Im Gegensatz dazu<br />

folgt die Bodenwelle im Bereich <strong>der</strong> Mittelwellen und Langwellen<br />

jedoch <strong>der</strong> Erdkrümmung, so daß dieser Frequenzbereich<br />

für die großflächige Rundfunkversorgung von großer<br />

Bedeutung war, bis er durch den UKW-Rundfunk, Satellitenfunk<br />

und Kabelversorgung mit deutlich höherer Qualität<br />

weitgehend abgelöst wurde.<br />

Reflexion Die für die Ausbreitung <strong>der</strong> Raumwellen ursächlichen Reflexionsschichten<br />

entstehen durch natürliche Strahlung <strong>der</strong><br />

Sonne, wobei Luftmoleküle gespalten und ionisierte Schichten<br />

gebildet werden.<br />

Abb. 2: Funkwellen-Ausbreitung bis 30 MHz<br />

Funkwellen, die auf diese Schichten unter flachem Winkel<br />

auftreffen, werden ebenfalls flach wie<strong>der</strong> abgestrahlt, treffen<br />

auf die Erde und werden zum Teil erneut nach oben reflektiert<br />

(B). Vernachlässigt man wegen <strong>der</strong> geringen Reichweite<br />

die Bodenwelle (A), so entsteht zwischen dem Ort <strong>der</strong><br />

Aussendung und dem Ort des Wie<strong>der</strong>auftreffens <strong>der</strong> Wellen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

eine tote Zone (C), in <strong>der</strong> kein Empfang des Sen<strong>der</strong>s möglich<br />

ist.<br />

Das Reflexionsverhalten in <strong>der</strong> Ionosphäre ist nicht konstant,<br />

son<strong>der</strong>n unterliegt verschiedenen Einwirkungen, von denen<br />

die Sonnenaktivität die größte Rolle spielt. Damit einher gehen<br />

die beim Weitverkehrsfunk zu beobachtenden, zwischen<br />

Tag und Nacht unterschiedlichen Ausbreitungsbedingungen<br />

Fading sowie die bekannten Schwun<strong>der</strong>scheinungen (fading) beim<br />

Empfang eines Sen<strong>der</strong>s. Beson<strong>der</strong>s starke Gasausbrüche auf<br />

<strong>der</strong> Sonne können zu einer erheblich erhöhten Ionisierung<br />

<strong>der</strong> Luft führen, so daß Funkwellen nicht mehr reflektiert,<br />

son<strong>der</strong>n gedämpft werden. Dies kann bis zum völligen Erliegen<br />

des weltweiten Funkverkehrs über mehrere Stunden<br />

führen.<br />

Für die Ausbreitung <strong>der</strong> Funkwellen über 30 MHz, VHF/<br />

UHF/SHF, haben die ionisierten Schichten in großer Höhe<br />

keine Bedeutung. Sie werden von den VHF- und UHF-Frequenzen<br />

durchdrungen, so daß diese Frequenzen für den Funkverkehr<br />

mit Satelliten und Weltraumsonden geeignet sind.<br />

Abb. 3: Funkwellen-Ausbreitung über 30 MHz<br />

Seite 3<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 4<br />

Mit steigen<strong>der</strong> Frequenz verhält sich die Ausbreitung <strong>der</strong><br />

Wellen über 30 MHz vergleichbar mit denen des Lichts,<br />

d. h. die Ausbreitung und die Reichweite sind auf den optischen<br />

Horizont begrenzt. Die Antennenhöhe begrenzt damit<br />

die Reichweite, z. B. ergeben 100 m Höhe ca. 40 km theoretische<br />

Reichweite. Zusätzlich können mit speziellen Antennen<br />

die Wellen gebündelt und gerichtet ausgesendet werden.<br />

So erklärt sich die Möglichkeit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendung<br />

gleicher Frequenzen hinter dem Horizont unter Hinzufügung<br />

eines Schutzabstandes. Diese Wie<strong>der</strong>verwendung gleicher<br />

Frequenzen findet man bei allen Funkdiensten im Bereich <strong>der</strong><br />

ultrakurzen Wellen.<br />

Rautenplan Am Beispiel des Frequenzverteilungsplanes (Rautenplan)<br />

im Betriebsfunk wird das deutlich.<br />

Abb. 4: Frequenzwie<strong>der</strong>holungsplan (Rautenplan)<br />

Die Karte <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland ist mit einem<br />

rautenförmigen Netz überzogen. Eine Großraute hat eine<br />

Kantenlänge von 60 km und beinhaltet 9 Kleinrauten mit<br />

einer Kantenlänge von je 20 km. Je<strong>der</strong> Kleinraute ist eine<br />

Anzahl verfügbarer Betriebsfunkfrequenzen zugewiesen, nur<br />

gleiche Kleinrauten haben gleiche Frequenzen. Betreiber<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

von Sen<strong>der</strong>n, denen z. B. in <strong>der</strong> Kleinraute 5 Frequenzen<br />

zugeteilt wurden, müssen dafür Sorge tragen, daß die Nutzfeldstärke<br />

ihrer Aussendung an <strong>der</strong> Rautengrenze endet.<br />

Die darüber hinausgehende verbleibende Störfeldstärke muß<br />

Schutzabstand innerhalb des Schutzabstandes von 40 km zum Wie<strong>der</strong>holungsgebiet,<br />

<strong>der</strong> Kleinraute 5 in den benachbarten Großrauten,<br />

ausreichend gedämpft sein. Da die topographische Gestaltung<br />

um eine Funkstelle nicht selten Erhebungen aufweist und<br />

auch mobile Funkstellen von erhöhten Punkten senden, ist<br />

die Begrenzung <strong>der</strong> Funkreichweite in <strong>der</strong> Praxis teilweise<br />

schwieriger zu garantieren, als es nach dem Rautenplan den<br />

Anschein hat.<br />

Zusätzlich kann es zeitweilig zu störenden Einflüssen bei<br />

<strong>der</strong> Ausbreitung ultrakurzer Wellen kommen, wenn sich bei<br />

ruhiger Hochdruckwetterlage in Höhen von 1 km bis 5 km<br />

eine Warmluftschicht ausbildet. Normalerweise nimmt die<br />

Temperatur mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe ab und erreicht bei etwa<br />

10 km den Wert von -40° Celsius.<br />

Inversion Abb. 5: Überreichweiten durch Temperaturumkehr (Inversion)<br />

Seite 5<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 6<br />

Diese Inversionswetterlage kann zur Bildung einer Schicht<br />

führen, an <strong>der</strong> die Wellen gebrochen und zur Erdoberfläche<br />

reflektiert werden. Dabei können dann Entfernungen von<br />

einigen hun<strong>der</strong>t Kilometern mit Ultrakurzwellen überbrückt<br />

werden.<br />

Im gleichen Frequenzbereich arbeiten auch <strong>der</strong> UKW-Rundfunk<br />

und die terrestrischen Fernsehsen<strong>der</strong>. Sie weisen bei<br />

diesen Inversionswetterlagen häufig auf zu erwartende Störungen<br />

durch Überreichweiten hin. An<strong>der</strong>erseits ermöglicht<br />

dieses Phänomen den Funkamateuren, mit kleinen Sendeleistungen<br />

auf den ihnen zugeteilten Ultrakurzwellenbereichen<br />

Entfernungen von mehr als 1.000 km zu überbrücken.<br />

2 Funknetze für den Mobilfunk<br />

2.1 Konventionelle Betriebsfunknetze<br />

Einen nennenswerten Anteil an <strong>der</strong> Nutzung von Ultrakurzwellen<br />

haben konventionelle Betriebsfunknetze und die weiter<br />

unten erläuterten Bündelfunknetze. Der zuvor genannte<br />

Rautenplan, die Festlegung von maximal 6 Watt Sendeleistung<br />

und ein Versorgungsradius von höchstens 15 km um die ortsfeste<br />

Funkstelle sind Grundlagen für die Planung und das<br />

Betreiben von Betriebsfunknetzen in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

Die nach diesen Grundsätzen durchzuführende Koordination<br />

<strong>der</strong> Frequenzvergabe im Betriebsfunk hat die Genehmigungsbehörde<br />

schon frühzeitig den Interessenvertretun-<br />

Arbeitsgemein- gen <strong>der</strong> verschiedenen Bedarfsträger überlassen. Die Interesschaft<br />

Betriebs- senvertretungen sprechen Empfehlungen aus, denen die Befunk<br />

für hörde in <strong>der</strong> Regel folgt. Eine dieser Interessenvertretungen<br />

Industrie und ist die „Arbeitsgemeinschaft Betriebsfunk für Industrie und<br />

Nahverkehrs- Nahverkehrsbetriebe“ (ABIN). Sie koordiniert bundesweit<br />

betriebe (ABIN)alle Funkanwendungen <strong>der</strong> herstellenden Industrie, <strong>der</strong> pri-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

Seite 7<br />

vaten Eisenbahnen, Seilbahnen und <strong>der</strong> Betriebe des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs.<br />

Sprechfunknetze haben seit vielen Jahren ihren Platz im<br />

Betriebsfunk. Mit einer festen Funkstelle für Sen<strong>der</strong> und<br />

Empfänger am gleichen Standort und einer Anzahl von trag-<br />

Wechsel- baren und mobilen Funkgeräten stellen sie im Wechselsprechsprechen<br />

verkehr auf einer Frequenz (Halbduplex-Betrieb) – alle<br />

hören jeden – die Grundvariante im Betriebsfunk dar. Getrennte<br />

Funkstellen für Sen<strong>der</strong> und Empfänger an verschiedenen<br />

Standorten und Wechselsprechen auf zwei Frequenzen<br />

lassen auf <strong>der</strong> ortsfesten Seite, also in <strong>der</strong> Leitstelle, gleichzeitiges<br />

Hören und Sprechen zu. Hierbei können sich die beweglichen<br />

Teilnehmer untereinan<strong>der</strong> nicht hören.Vollduplex-<br />

Gegensprechen betrieb, Gegensprechen wie am Telefon, erfor<strong>der</strong>t aufwendige<br />

Funkgeräte mit Antennenweichen und ist mehr den Behörden<br />

und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS)<br />

vorbehalten.<br />

Zur Wahrung <strong>der</strong> notwendigen Funkdisziplin wurde schon<br />

frühzeitig <strong>der</strong> Bedarf für eine automatische Identifikation<br />

des Teilnehmers in Funknetzen erkannt. VDV, ZVEI und<br />

5-Tonfolge-Ruf VDEW entwickelten mit den Funkgeräteherstellern das 5-<br />

Tonfolge-Rufsystem, das eine Identifikation bzw. den Aufruf<br />

von bis zu 99.999 Teilnehmern im Funknetz möglich<br />

macht. Die für einen Anruf o<strong>der</strong> eine Kennung zur Übertragung<br />

erfor<strong>der</strong>lichen 350 ms stellen dabei keine Beeinträchtigung<br />

<strong>der</strong> Sprechfunkverbindung dar. Durch die Bildung von<br />

Zehner-, Hun<strong>der</strong>ter- und Tausen<strong>der</strong>gruppen kann eine Gruppierung<br />

<strong>der</strong> Funkteilnehmer vorgenommen werden mit <strong>der</strong><br />

Möglichkeit, die Mitglie<strong>der</strong> einer Gruppe gemeinsam anzurufen<br />

o<strong>der</strong> zu benachrichtigen (Gruppenruf).<br />

Betriebsfunknetze zur Funkversorgung von Gebieten mit einer<br />

Flächenausdehnung, die von einem einzelnen Sen<strong>der</strong>standort<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 8<br />

nicht mehr bedient werden können, machen den Aufbau<br />

weiterer Sendestellen an an<strong>der</strong>en Standorten und mit an<strong>der</strong>en<br />

Funkfrequenzen erfor<strong>der</strong>lich. Nachteilig dabei sind die<br />

notwendige Kanalumschaltung bei Gebietswechsel und <strong>der</strong><br />

erhöhte Frequenzbedarf.<br />

2.2 Gleichwellennetze<br />

Mit <strong>der</strong> Einführung von Gleichwellenfunk wird erreicht,<br />

daß mehrere, die Fläche ausleuchtende Sen<strong>der</strong> auf gleicher<br />

Frequenz zeitgleich betrieben werden können, ohne sich gegenseitig<br />

zu stören.<br />

Abb. 6: Gleichwellenfunk<br />

Voraussetzungen für den Gleichwellenfunk sind eine bis auf<br />

2–3 Hz synchrone Trägerfrequenz aller Sen<strong>der</strong> und die absolut<br />

gleiche Modulation <strong>der</strong> Trägerfrequenz <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> in<br />

Amplitude und Phase. Mit hochgenauen o<strong>der</strong> fremdsynchronisierten<br />

Oszillatoren, Einrichtungen für den Signallaufzeitausgleich<br />

auf den Modulationsleitungen und sorgfältiger Pegelung<br />

des Systems sind diese Voraussetzungen zu erfüllen.<br />

Die ortsfesten Empfangsstellen in einem Gleichwellenfunknetz<br />

sind im Versorgungsgebiet verteilt und arbeiten nach<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

Seite 9<br />

Diversity- dem Diversity-Prinzip, d. h. <strong>der</strong> jeweils das Signal am stärk-<br />

Prinzip sten empfangende Empfänger wird elektronisch zum Lautsprecher<br />

<strong>der</strong> Bedienstelle geschaltet.<br />

2.3 Datenfunkverkehr<br />

Zunehmen<strong>der</strong> Bedarf für die Übertragung von Daten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch die Einführung von rechnergesteuerten<br />

Betriebsleitsystemen zur Flottensteuerung <strong>der</strong> Verkehrsbetriebe,<br />

führten zum Aufbau von speziellen Datenfunknetzen.<br />

Technisch sind die Datenfunknetze mit den Sprechfunknetzen<br />

vergleichbar, anstelle <strong>der</strong> Sprache werden Daten mit dem<br />

Audio Frequency Shift Keying (AFSK) mit einer Datenrate<br />

von 1.200 Baud o<strong>der</strong> 2.400 Baud übertragen. Um eine vom<br />

Sprechfunk unabhängige ungestörte Datenübertragung zu ermöglichen,<br />

werden dafür geson<strong>der</strong>te Frequenzpaare zugeteilt.<br />

Für einen kollisionsfreien Datentransfer und um eine Vereinheitlichung<br />

<strong>der</strong> Telegrammstruktur zu erhalten, hat <strong>der</strong><br />

VDV mit den ihm angeschlossenen Verkehrsbetrieben Richtlinien<br />

in Pilotprojekten erarbeitet. Sie sind vom VDV veröffentlicht<br />

und in <strong>der</strong> Regel Bestandteil von Ausschreibungen<br />

bzw. Angebotsanfragen.<br />

Um eine geordnete Abfrage von z. B. 200 Fahrzeugen auf<br />

einem Datenkanal zu realisieren, bedarf es eines Verfahrens,<br />

bei dem Fahrzeug für Fahrzeug nacheinan<strong>der</strong> aufgerufen<br />

wird und unmittelbar nach Aufruf vom Fahrzeug ein Antworttelegramm<br />

zur Zentrale gesendet wird (Polling-Verfahren).<br />

Aus <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> beteiligten Fahrzeuge und <strong>der</strong> Dauer<br />

Zykluszeit einer Abfrage einschließlich Antwort ergibt sich die Zykluszeit<br />

des Systems, wobei ein Zyklus den Zeitraum zwischen<br />

zwei Aufrufen desselben Teilnehmers beschreibt. So errechnet<br />

sich bei einer Abfragezeit jedes Teilnehmers von 50 ms<br />

und 200 Teilnehmern ein 10-Sekunden-Zyklus, ein für die<br />

Fahrplanverfolgung ausreichendes Intervall.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 10<br />

Ein an<strong>der</strong>es Feld <strong>der</strong> Datenfunkanwendung ist die Ansteuerung<br />

von Lichtsignalanlagen (LSA) an Straßenkreuzungen<br />

mit dem Ziel, die Grünphase für Fahrzeuge des öffentlichen<br />

Personenverkehrs zu verlängern, um ihnen zu kürzeren Fahrzeiten<br />

zu verhelfen. Auch diese Telegramme sind vom VDV<br />

normiert. Die von den Fahrzeugfunkanlagen in geringer Entfernung<br />

vom LSA-Steuergerät an den Kreuzungen abzugebenden<br />

Datentelegramme werden mit verringerter Sendeleistung<br />

(100 mW) auf einer meist für eine ganze Region einheitlichen<br />

Frequenz abgestrahlt. Die geringe Sendeleistung soll<br />

eine Telegramminterferenz bei <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> zeitgleich in<br />

<strong>der</strong> Region zu erwartenden LSA-Telegramme verhin<strong>der</strong>n.<br />

Betriebsgelände, Hafengebiete, Werkhallen sind Einsatzbereiche<br />

für Kleinfunkanlagen. Kleinfunkanlagen sind Betriebsfunknetze,<br />

die mit maximal 1 Watt Sendeleistung und einem<br />

Funkradius von 4 km um die ortsfeste Funkstelle operieren.<br />

Hauptanwendung ist die Disposition von Verladetätigkeiten<br />

und Rangierfunk auf dem Gelände.<br />

2.4 Funknetzplanung und Projektierung<br />

Für die Planung eines Betriebsfunknetzes muß man sich<br />

Topographie zunächst Kenntnis über die Topographie und großflächige<br />

Nutzung des zu versorgenden Funkgebietes verschaffen,<br />

wobei insbeson<strong>der</strong>e Berge, Wald- und Wasserflächen sowie<br />

Bebauung zu berücksichtigen sind. Danach findet eine Einschätzung<br />

zu erwarten<strong>der</strong> Abschattungen und/o<strong>der</strong> Reflexionen<br />

statt. Als Ergebnis dieser Betrachtung können Standort(e)<br />

für die festen Funkstellen ausgewählt werden, wobei aus<br />

Kostengründen häufig die Nutzung von Bauwerken des Funknetzbetreibers<br />

bevorzugt wird.<br />

Der Frequenzbedarf muß mit <strong>der</strong> ABIN und <strong>der</strong> Genehmigungsbehörde<br />

abgestimmt werden. Weiterhin ist <strong>der</strong> Standort<br />

<strong>der</strong> zentralen Einrichtung (Leitstelle) festzulegen. Zwischen<br />

<strong>der</strong> Zentrale und den Standorten <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> und Empfänger<br />

sind in <strong>der</strong> Regel Leitungen <strong>der</strong> TELEKOM als Funkzubringer<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

Seite 11<br />

anzumieten. Diese Leitungen sollten <strong>der</strong> höchstmöglichen<br />

Qualitätsstufe entsprechen, um vermeidbare Einbußen an<br />

Qualität und Leistungsfähigkeit weitgehend auszuschließen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> nun folgenden Projektierung ist die Ausstattung<br />

<strong>der</strong> ortsfesten Anlagen festzulegen, z. B. Wahl <strong>der</strong><br />

Räume, Heizung, Kühlung, Platzbedarf für Sende- und Empfangsanlagen,<br />

unterbrechungsfreie Stromversorgung, Antennenmast,<br />

Antennen, Antennenkabel mit möglichst geringen<br />

Verlusten etc. Für den schnellen Service im Störungsfall muß<br />

unbedingt ein je<strong>der</strong>zeit möglicher Zugang gewährleistet sein.<br />

Beson<strong>der</strong>e Beachtung muß <strong>der</strong> Beantragung <strong>der</strong> gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Standortbescheinigung nach dem Gesetz zur<br />

Elektromagnetischen Verträglichkeit-Umwelt-(EMV-U) gewidmet<br />

werden. Dafür muß für jede ortsfeste Sendestelle<br />

nachgewiesen werden, in welcher Entfernung von <strong>der</strong> Sendeantenne<br />

<strong>der</strong> sogenannte „Expositionsbereich 2“ beginnt.<br />

Er kennzeichnet den Bereich in unmittelbarer Umgebung<br />

<strong>der</strong> Sendeantenne, in dem die elektrische Feldstärke auf die<br />

in <strong>der</strong> DIN VDE 0848 Teil 2 festgelegten Grenzwerte abgesunken<br />

ist, und damit ein gefahrloser Aufenthalt ohne Zeitbegrenzung<br />

erlaubt ist. Die Beantragung <strong>der</strong> Standortbescheinigung<br />

erfolgt bei <strong>der</strong> Genehmigungsbehörde unter Beifügung<br />

umfangreicher Unterlagen.<br />

Zur Projektierung des Funknetzes gehört auch die Ausstattung<br />

<strong>der</strong> Fahrzeugfunkanlagen und <strong>der</strong> Handfunkgeräte.<br />

Bei Fahrzeugfunkanlagen ist festzulegen, ob Kompaktgeräte<br />

o<strong>der</strong> Geräte mit abgesetztem Bedienteil zur Anwendung kommen.<br />

Montageplätze für Gerät, Bedienteil, den Lautsprecher<br />

und das Mikrofon sind festzulegen. Einzelheiten <strong>der</strong> Spannungsversorgung,<br />

z. B. Wandlung von (in Bussen) 24 Volt auf<br />

12 Volt, sind zu klären, und die Schnittstellenstecker (Bordrechner,<br />

Lautsprecheranlage) sind zu spezifizieren. Auf eine<br />

leichte, schnelle Tauschbarkeit <strong>der</strong> Anlagenteile zur Vorbereitung<br />

für einen effektiven Service ist zu achten.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 12<br />

Bei Handfunkgeräten ist das notwendige Zubehör wie Ersatzakku,<br />

Ladegeräte und Ersatzantennen zu berücksichtigen.<br />

Für ein Funknetz ist nach dessen Aufbau eine Dokumentation<br />

<strong>der</strong> Funkausleuchtung von großer Bedeutung, um die<br />

in <strong>der</strong> Planung errechneten Werte zu bestätigen und Bezugswerte<br />

für ggf. erfor<strong>der</strong>liche Störungsbeseitigung bzw. Anlagenän<strong>der</strong>ungen<br />

zu gewinnen.<br />

3 Neue Konzepte<br />

3.1 Bündelfunk-Netze<br />

Da Anfragen von immer mehr Betrieben, auch kleineren<br />

Unternehmen des Handwerks, den Bedarf nach Betriebsfunkfrequenzen<br />

ansteigen ließen, jedoch keine neuen Frequenzen<br />

mehr verfügbar waren, wurde technisch mit den<br />

Frequenz- Bündelfunknetzen ein neuer Weg zu mehr Frequenzökoökonomie<br />

nomie und besserer Frequenzauslastung beschritten. Die bisher<br />

übliche Vergabe von Einzelfrequenzen an einen o<strong>der</strong><br />

auch an mehrere Bedarfsträger führte dazu, daß entwe<strong>der</strong><br />

mangels Gesprächsbedarf keine Nutzung <strong>der</strong> Frequenz vorlag<br />

o<strong>der</strong> bei starkem Gesprächsbedarf Kollisionen und Abstimmungsprobleme<br />

bei <strong>der</strong> zeitlichen Belegung <strong>der</strong> Frequenzen<br />

auftraten. Zudem konnten konkurrierende Betriebe gegenseitig<br />

den Funkverkehr mithören.<br />

Ziel <strong>der</strong> neuen Bündelfunktechnik war es daher, auf weniger<br />

Frequenzen mehr Bedarfsträgern kollisionsfrei und mithörgeschützt<br />

eine ausreichende Funkgesprächszeit verfügbar zu<br />

machen. Zudem sollte die Funktion <strong>der</strong> nutzerspezifischen<br />

Leitstelle ohne ortsfeste Installationen über die Luftschnittstelle<br />

erfolgen und durch ein ortsfest betriebenes Mobilgerät vom<br />

jeweiligen Bedarfsträger (Nutzer) realisiert werden können.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

Abb. 7: Bündelfunk, Prinzip <strong>der</strong> Frequenzeinsparung<br />

Abb. 8: Bündelfunknetz, Netzstruktur<br />

Seite 13<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 14<br />

Bündelfunknetze haben eine zellulare Struktur, bestehen<br />

also aus mehreren ortsfesten Funkstellen und können großflächig<br />

für eine Stadt o<strong>der</strong> eine Region gestaltet sein. Je<strong>der</strong><br />

Zelle ist ein Organisationskanal (interner Datenverkehr) mit<br />

einer Reihe von Verkehrskanälen zugeordnet. Alle Funkstellen<br />

sind mit einem zentralen Rechner verbunden, von dem<br />

die Funkteilnehmer verwaltet werden und <strong>der</strong> die Steuerung<br />

des Systems und <strong>der</strong> Verbindungen übernimmt.<br />

Funkgeräte für den Bündelfunk weichen in Ihrer Arbeitsweise<br />

erheblich von Standard-Betriebsfunkgeräten ab, denn<br />

sie müssen prinzipiell datenfunktauglich sein und über eine<br />

größere Anzahl von Frequenzen scannen können.<br />

Der Betriebsablauf im Bündelfunknetz erfor<strong>der</strong>t zunächst<br />

ein Anmelden o<strong>der</strong> „Einbuchen“ des Teilnehmers. Nach<br />

dem Einschalten des Teilnehmergerätes sucht das Gerät dazu<br />

einen mit ausreichen<strong>der</strong> Feldstärke einfallenden Organisationskanal<br />

und gibt auf diesem Kanal ein Datentelegramm<br />

als Anmeldung im Netz ab. Diese Anmeldung wird im Zentralrechner<br />

auf berechtigten Zugriff geprüft und dem Teilnehmer<br />

im Organisationskanal bestätigt. Damit ist <strong>der</strong> Vorgang<br />

des „Einbuchens“ beendet.<br />

Will <strong>der</strong> Teilnehmer eine Verbindung mit einem an<strong>der</strong>en<br />

Teilnehmer aufbauen, gibt er dessen numerische Kennung<br />

an seinem Gerät ein und betätigt die Ruftaste. Über den Organisationskanal<br />

erhält <strong>der</strong> Zentralrechner des Bündelfunknetzes<br />

diese Information, prüft, ob <strong>der</strong> gewünschte Teilnehmer<br />

eingebucht ist und in welcher Zelle er sich zur Zeit befindet.<br />

Nunmehr ruft <strong>der</strong> Zentralrechner den gewünschten<br />

Teilnehmer über den Organisationskanal und stellt die Verbindung<br />

zwischen den Teilnehmern her, indem er ihnen ein<br />

Steuertelegramm für die Umschaltung bei<strong>der</strong> Funkgeräte auf<br />

einen freien Verkehrskanal sendet. Die Gesprächsverbindung<br />

für Wechselsprechverkehr ist damit hergestellt. Zwischen beiden<br />

Funkgeräten und <strong>der</strong> Basisstation findet neben dem Ge-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

Seite 15<br />

spräch ein Datenaustausch statt, <strong>der</strong> für die geordnete Übergabe<br />

von Sendung und Empfang sorgt. Zudem werden in<br />

dieser sogenannten Inbandsignalisierung vom Zentralrechner<br />

Statussignale z. B. zur Gesprächszeitbegrenzung übertragen.<br />

Im Bündelfunk werden die Gespräche nach Erreichen<br />

<strong>der</strong> vertraglich vereinbarten maximalen Gesprächszeit, die<br />

in <strong>der</strong> Regel zwischen 30 Sekunden und zwei Minuten<br />

liegt, automatisch getrennt. Wird die Verbindung von den<br />

Teilnehmern beendet, so wird dies über die Inbandsignalisierung<br />

dem Zentralrechner mitgeteilt, <strong>der</strong> die Verbindung<br />

trennt und die Teilnehmergeräte auf den Organisationskanal<br />

zurückfallen läßt. Der benutzte Verkehrskanal ist wie<strong>der</strong> für<br />

Gespräche an<strong>der</strong>er Teilnehmer frei.<br />

Haben zwischenzeitlich an<strong>der</strong>e Netzteilnehmer Gesprächswünsche<br />

angemeldet, so wird ihnen vom Zentralrechner einer<br />

<strong>der</strong> weiteren verfügbaren Verkehrskanäle zugewiesen. Sollte<br />

<strong>der</strong> Bedarf zeitgleich zu führen<strong>der</strong> Gespräche die Netzkapazität<br />

überschreiten, werden die anrufenden Teilnehmer einer<br />

Warteschlange zugeführt und nach Freiwerden von Verkehrskanälen<br />

bedient.<br />

In den verfügbaren öffentlichen Bündelfunknetzen ist auch die<br />

Übertragung von Nutzer-Daten möglich. Dafür stellen die<br />

Teilnehmergeräte eine Schnittstelle bereit, und es wird am<br />

Markt entsprechende Software angeboten.<br />

Zusammengefaßt bietet <strong>der</strong> Bündelfunk folgende Hauptvorteile<br />

für den Betriebsfunk:<br />

die Vermeidung von Kosten für eine eigene Infrastruktur<br />

(ortsfestes Funknetz),<br />

eine flächendeckende Funkversorgung (Stadt o<strong>der</strong> Region),<br />

flexibler Einsatz von Leitstelle(n) über Funk,<br />

Sprach- und Datenkommunikation,<br />

den Wegfall <strong>der</strong> Probleme bei <strong>der</strong> Frequenzbeschaffung.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 16<br />

Nachteile können sich ergeben aus <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Neuanschaffung<br />

von Funkgeräten, <strong>der</strong> Abhängigkeit vom externen<br />

Anbieter des Netzes (Reaktion bei Systemausfällen) und<br />

durch vorgegebene Leistungsmerkmale.<br />

3.2 Mobilfunk-Netze<br />

Die große Nachfrage nach Mobiltelefonen brachte die Entwicklung<br />

und den Aufbau flächendecken<strong>der</strong> öffentlicher Funknetze<br />

schnell voran. Die Leistungsmerkmale dieser Netze<br />

sind auf die Standards internationaler Telefonfestnetze ausgerichtet.<br />

Zunächst wurde die Bundesrepublik Deutschland<br />

mit dem von Siemens entwickelten analogen C-Netz bei 450<br />

MHz ausgerüstet. Hier ist die Sprachübertragung noch nicht<br />

Inbandsignali- digitalisiert, jedoch bereits komprimiert, um die für eine Insierung<br />

bandsignalisierung notwendigen Zeitschlitze ohne Beeinträchtigung<br />

<strong>der</strong> Sprechverbindung zu erhalten. Die Endgeräte<br />

sind vorwiegend Fahrzeuggeräte o<strong>der</strong> Fahrzeuggeräte,<br />

die zu tragbaren Geräten aufgerüstet wurden. Die Weiterentwicklung<br />

von Handfunktelefonen wurde eingestellt, da<br />

bereits die Entwicklung und <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> digitalen Mobiltelefonnetze<br />

D1 und D2 bei 900 MHz nach dem GSM-<br />

Standard begonnen hatten und hier ausschließlich Handfunkgeräte<br />

mit immer kleineren Abmessungen zur Anwendung<br />

kommen sollten (D-Netze).<br />

Der GSM-Standard, entwickelt von <strong>der</strong> „groupe speciale<br />

mobile“, erhielt später den Namen „Global System for Mobile<br />

Communication“. Wenig später begann <strong>der</strong> Aufbau des E-<br />

Netzes bei 1800 MHz nach dem etwas abweichenden Standard,<br />

DCS1800, (Digital Cellular System 1800). Er unterscheidet<br />

sich vom GSM-Standard durch kleinere Zellen,<br />

kleineren Wie<strong>der</strong>holabstand <strong>der</strong> Frequenzen und ist wegen<br />

des Dopplereffektes und des häufigeren Zellenwechsels<br />

weniger geeignet für schnellfahrende Fahrzeuge. Beiden<br />

Systemen gemeinsam sind die Digitalisierung <strong>der</strong> Sprache für<br />

das Übertragungsverfahren, die zellulare Netzstruktur ähn-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

lich <strong>der</strong> Bündelfunktechnik (Organisationskanal und Verkehrskanäle),<br />

die Kombination von Frequenz- und Zeitmultiplexverfahren<br />

sowie die Anwendung des „frequency hoppings“<br />

in einer bestehenden Verbindung zur Verringerung<br />

von Störungen durch Reflexionen.<br />

Durch das verwendete digitale Übertragungsverfahren ermöglichen<br />

diese Netze prinzipiell auch die Übertragung von<br />

Daten, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Prämissen <strong>der</strong><br />

Daten- für die Sprachübertragung angewendeten Datenkompressionskompressions-<br />

verfahren für die Datenübertragung nicht gültig sind. Die<br />

verfahren Betriebstechnik des Systems muß daher die Datenübertragung<br />

geson<strong>der</strong>t behandeln, wobei von den einzelnen Netzbetreibern<br />

dafür unterschiedliche Dienste angeboten werden<br />

können.<br />

Die Funkversorgung landesweiter öffentlicher Mobiltelefonnetze<br />

soll gemäß den Lizenzvergaberichtlinien eine Flächendeckung<br />

von mehr als 95 % erreichen. Dafür ist eine Viel-<br />

Abb. 9: Zell-Cluster eines D- o<strong>der</strong> E-Netzes<br />

Seite 17<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 18<br />

zahl von festen Funkstellen unterschiedlicher Leistung zu<br />

errichten. Um möglichst mehrere Zellen von einem Standort zu<br />

versorgen, werden sogenannte „Sektorenantennen“ eingesetzt.<br />

Dabei wird ein Cluster aus drei Basisstationen für<br />

neun Zellen gebildet. Je<strong>der</strong> Zelle ist ihr eigenes Frequenzpaket<br />

zugeordnet. Fügt man einem solchen Cluster ein gleichartiges<br />

Cluster an beliebiger Seite an, so wird immer <strong>der</strong> notwendige<br />

Wie<strong>der</strong>holabstand für die gleichen Frequenzen eingehalten.<br />

Abb. 9 veranschaulicht diese Sektorierung.<br />

3.3 TETRA-Netze<br />

Sowohl im Bereich des Betriebsfunks wie auch des Funks<br />

für die Sicherheitsbehörden besteht das Verlangen nach einer<br />

digitalen Bündelfunktechnik, um den vielfältigen Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

wie Abhörsicherheit, gemeinsame Übertragung von<br />

Sprache und Daten, größere Übertragungsgeschwindigkeit bei<br />

<strong>der</strong> Datenübertragung und optimaler Frequenznutzung durch<br />

Multiplexverfahren, gerecht zu werden. TETRA und TE-<br />

TRAPOL (Trans European Trunked Radio) sind zwei<br />

Frequenz- Systeme mit unterschiedlichen Frequenzzugriffsverfahren, die<br />

zugriffsver- zur Zeit angeboten werden. Davon ist zunächst jedoch nur<br />

fahren TETRA als europäischer Standard normiert. Auch bei diesen<br />

Netzen handelt es sich um zellulare Strukturen, und <strong>der</strong><br />

Betriebsablauf ist dem in analogen Bündelfunknetzen vergleichbar.<br />

Der Datendurchsatz ist aber mit maximal 19.200<br />

Bit/s deutlich größer. Abbildung 10 erläutert das die beiden<br />

TETRA-Netze unterscheidende Multiplexverfahren für den<br />

Zugriff auf die UKW-Frequenzen.<br />

TETRAPOL verwendet ein Frequenzmultiplex-Verfahren<br />

(Frequency Division Multiple Access FDMA). Dieses Verfahren<br />

entspricht dem des analogen Bündelfunks, für eine bestimmte<br />

Zeit wird einer bestimmten Verbindung eine feste<br />

Frequenz zugewiesen. Es erfor<strong>der</strong>t daher minimal den Aufbau<br />

einer Zelle mit vier Frequenzen, eine für den Organi-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

Abb. 10: Multiplexverfahren<br />

Seite 19<br />

sationskanal und drei für die Verkehrskanäle. Insgesamt<br />

werden jeweils 50 kHz Bandbreite des Frequenzspektrums<br />

belegt.<br />

An<strong>der</strong>s bei dem von TETRA benutzten Zeitmultiplex-Verfahren<br />

(Time Division Multiple Access TDMA). Hier wird<br />

mehreren Verbindungen dieselbe Frequenz zu unterschiedlichen<br />

Zeitintervallen zugewiesen. Praktisch werden Übertragungen<br />

verschiedener Teilnehmer im Netz in kleine Pakete<br />

zerlegt und nacheinan<strong>der</strong> auf gleicher Frequenz in acht Zeitschlitzen<br />

transportiert. Abbildung 11 verdeutlicht das Prinzip<br />

des TDMA-Verfahrens.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 20<br />

Abb. 11: Prinzip <strong>der</strong> Zeitmultiplex-Übertragung<br />

Das TDMA-Verfahren arbeitet frequenzökonomischer; denn<br />

<strong>der</strong> Aufbau einer Zelle ergibt mit nur einer Frequenz einen<br />

Organisationskanal und sieben Verkehrskanäle. Ferner belegt<br />

diese eine Frequenz nur 25 kHz des Frequenzspektrums. Kritisch<br />

betrachtet muß aber darauf hingewiesen werden, daß<br />

störende Beeinflussungen in Nachbarfrequenzen o<strong>der</strong> auch<br />

bei zu geringem Abstand <strong>der</strong> Zellen durch die steilen Flanken<br />

bei <strong>der</strong> Zeitschlitzumschaltung möglich sind.<br />

Da TETRA-Netze bisher nur geplant, aber noch nicht realisiert<br />

sind, liegen darüber noch keine Betriebserfahrungen vor.<br />

Im Gegensatz dazu werden TETRAPOL-Netze bereits betrieben.<br />

4 Rechtslage und Ausblick<br />

Für die Vergabe von Frequenzen bzw. für Genehmigungen<br />

zum Errichten und Betreiben von Funkanlagen war bisher<br />

das Fernmeldeanlagengesetz (FAG) Grundlage. 1996 wurde<br />

mit Inkrafttreten des Telekommunikationsgesetzes (TKG) das<br />

FAG abgelöst. Die Gesetzeslage hat sich insoweit verän<strong>der</strong>t,<br />

als durch Liberalisierung im europäischen Raum in ver-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Funkkommunikation für den Betriebsfunk 05310<br />

Seite 21<br />

stärktem Maße wirtschaftliche Aspekte in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

gestellt werden. Damit ist die Höhe <strong>der</strong> Gebühren praktisch<br />

vom „Marktwert“ einer Frequenz abhängig, so daß sich daraus<br />

ein weiterer Zwang zu ökonomischer Nutzung <strong>der</strong> nur<br />

begrenzt zur Verfügung stehenden Frequenzen und zur Nutzung<br />

vorhandener Netze ergibt.<br />

Großer Wert wird auch auf den Umweltschutz gelegt. Eine<br />

Standortbescheinigung, die Auskunft über das Maß <strong>der</strong> elektromagnetischen<br />

Abstrahlung je<strong>der</strong> Funkstelle gibt, ist damit<br />

ebenso obligatorisch wie eine EMV-U-Gebühr.<br />

Die Wahrnehmung <strong>der</strong> im TKG festgelegten hoheitlichen<br />

Aufgaben lag bisher beim Bundesamt für Post und Telekommunikation<br />

(BAPT). BAPT und BMPT sind zum 31. Dezember<br />

1997 aufgelöst worden. Sie haben die entsprechenden<br />

Aufgaben an eine neue Regulierungsbehörde für Post und<br />

Telekommunikation (RegPT) übertragen, die dem Ministerium<br />

für Wirtschaft angeglie<strong>der</strong>t ist und die hoheitlichen Aufgaben<br />

ausübt.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05310 Funkkommunikation für den Betriebsfunk<br />

Seite 22<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Fahrzeugsensorik<br />

von<br />

Frank Schöttler<br />

1 Einleitung<br />

Seite 1<br />

Telematiksysteme benötigen aufgrund ihres teilweise sehr<br />

speziellen Funktionsumfanges eine Vielfalt an Sensoren<br />

und Aktoren. Die Modellierung des Verkehrsgeschehens setzt<br />

dabei zum einen auf anonyme, ortsfeste Messung des Verkehrsflusses,<br />

zum an<strong>der</strong>en aber auch auf die Information<br />

jedes einzelnen am Telematikverbund teilnehmenden Fahrzeuges.<br />

Dieser Beitrag wird sich auf Sensortypen konzentrieren, die<br />

fahrzeugintern zur Positionsbestimmung einsetzbar sind und<br />

<strong>der</strong> Telematikzentrale eine kontinuierliche Ortung des Fahrzeuges<br />

ermöglichen.<br />

Navigationssysteme für den Fahrzeugeinsatz erfreuen sich<br />

zur Zeit auch im Nachrüstbereich großer Beliebtheit. Kennzeichnend<br />

für diese Systeme ist eine Datenbasis im Vektorformat,<br />

die dem zentralen Rechner eine mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong><br />

gute Routenplanung und Routenführung ermöglicht. Zur<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Fahrzeugposition kommt bei allen mo<strong>der</strong>nen<br />

Systemen das Satellitennavigationssystem GPS (Global<br />

Positioning System) zum Einsatz, das unter günstigen Umständen<br />

eine weltweite Positionsgenauigkeit von besser als<br />

100 m liefert. Für eine typische Innenstadtumgebung ist<br />

diese Genauigkeit jedoch nicht ausreichend, so daß auf weitere<br />

Informationsquellen zurückgegriffen werden muß.<br />

Im ersten Ansatz ist dies die Datenbasis selbst, <strong>der</strong>en gespeicherte<br />

Straßenführungen als Referenz zu <strong>der</strong> vom GPS<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 2<br />

gelieferten Position dienen. Abweichungen <strong>der</strong> Position zur<br />

Straßenführung werden über Plausibilitätsprüfungen korrigiert<br />

und die Fahrzeugposition wie<strong>der</strong> dem Straßenverlauf<br />

entsprechend gesetzt. Dieses Verfahren ist unter dem Namen<br />

Map-Matching bekannt. Es scheitert aber an Stellen,<br />

an denen die Datenbasis nicht detailliert o<strong>der</strong> nicht aktuell<br />

genug ist, da die Suche nach dem wahren Positionspunkt<br />

auf einer <strong>der</strong> gespeicherten Straßen in die Irre gehen kann.<br />

Dieses Fehlerszenario tritt insbeson<strong>der</strong>e bei den aktuell erhältlichen<br />

Routenführern für Laptops auf, die außer GPS<br />

keine weiteren Informationen einsetzen können und von<br />

einem Suchraum im Bereich <strong>der</strong> GPS-Genauigkeit ausgehen<br />

müssen.<br />

Typische Telematiksysteme, denen aus Kostengründen keine<br />

Speichermöglichkeit für eine Datenbasis und so nicht einmal<br />

diese Korrekturmöglichkeit zur Verfügung steht, sind<br />

auf zusätzliche Sensoren angewiesen, um die Genauigkeit<br />

und die Verfügbarkeit <strong>der</strong> Ortungsinformation zu erhöhen.<br />

Dieser Beitrag beschreibt die Ausführung und die Einsatzmöglichkeiten<br />

verschiedener Sensoren, um die Fehlerquellen<br />

und die Einschränkungen des GPS zu umgehen und eine<br />

kontinuierliche Fahrzeugortung zu erreichen.<br />

2 Fahrzeugsensorik<br />

Zum Verständnis des Einsatzes von Sensorkombinationen muß<br />

als erstes die Positionsbestimmung durch GPS näher betrachtet<br />

werden.<br />

2.1 GPS<br />

Das Satellitenortungssystem GPS wurde ab 1971 vom amerikanischen<br />

Militär aufgebaut und 1995 zur allgemeinen<br />

Nutzung mit garantierten Funktionsparametern freigegeben.<br />

In <strong>der</strong> Basiskonstellation besteht es aus 24 Satelliten, die<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 3<br />

auf sechs Umlaufbahnen in 20.200 km Höhe um die Erde<br />

kreisen (Raumsegment). Kontrolliert wird das System von<br />

einer Militärbasis in Colorado Springs, die die Funktionsund<br />

Genauigkeitsparameter überprüft und für einen konsistenten<br />

Informationsstrom innerhalb des Systems sorgt<br />

(Kontrollsegment).<br />

Das System ist passiv ausgelegt, d. h. die im Nutzersegment<br />

eingesetzten Empfänger benötigen zur Positionsberechnung<br />

keine bidirektionale Verbindung zu einem o<strong>der</strong> mehreren<br />

Satelliten [6].<br />

2.1.1 Positionsbestimmung<br />

Das Grundprinzip <strong>der</strong> Positionsrechnung durch GPS beruht<br />

auf <strong>der</strong> Triangulation von Standlinien zwischen dem Nutzerempfänger<br />

und mehreren Satelliten. Die Basisinformationen<br />

sind dabei <strong>der</strong> Abstand zwischen Empfänger und<br />

Satellit sowie die Position des Satelliten im Raum. Die drei<br />

Unbekannten <strong>der</strong> Nutzerposition x, y und z in einem erdfesten<br />

Koordinatensystem sowie die Uhrzeit des Empfängers t<br />

als vierte Unbekannte lassen sich aus dem kontinuierlichen<br />

Empfang von vier Satelliten bilden.<br />

Die Laufzeit des Signals zwischen Satellit und Empfänger<br />

läßt sich anhand eines Vergleichs bei<strong>der</strong> internen Uhren bilden.<br />

Die Modulation des Satellitenfunkträgers ist synchronisierfähig,<br />

d. h. es ist eine eindeutige Zuordnung zwischen<br />

Sendezeitpunkt des Satelliten und Empfangszeitpunkt möglich.<br />

Die Entfernung ergibt sich aus <strong>der</strong> Multiplikation <strong>der</strong><br />

Laufzeit mit <strong>der</strong> Lichtgeschwindigkeit. Die Position des Satelliten<br />

läßt sich aus dem Datensignal bestimmen, das die<br />

Flugbahn in Form von keplerschen Bahnparametern enthält.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 4<br />

Dieser Zusammenhang läßt sich in einem Gleichungssystem<br />

darstellen, das die Position <strong>der</strong> vier Satelliten sowie die unbekannte<br />

Nutzerposition in folgen<strong>der</strong> Form enthält:<br />

X i , Y i und Z i die berechneten Positionen <strong>der</strong> Satelliten<br />

(i= 1…4),<br />

R i die gemessenen Laufzeiten und<br />

U x , U y und U z die unbekannte Nutzerposition sowie mit<br />

C b den unbekannten Empfängeruhrenfehler<br />

Die aktuell erhältlichen GPS-Empfänger besitzen zumeist<br />

mehr als vier Empfangskanäle, so daß das Gleichungssystem<br />

bei Empfang weiterer Satelliten überbestimmt ausgelegt<br />

werden kann. Zur Lösung des Systems in diesem Fall können<br />

einschlägige mathematische Verfahren angewendet<br />

werden.<br />

2.1.2 Fehlerquellen<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach kontinuierlichem Empfang von mindestens<br />

vier Satelliten ist in den typischen Anwendungsgebieten<br />

für einen GPS-Empfänger im Bereich Avionik und Nautik<br />

normalerweise problemlos zu erfüllen. In <strong>der</strong> Landnavigation<br />

jedoch muß beson<strong>der</strong>s im innerstädtischen Bereich<br />

mit häufigen Ausfällen gerechnet werden. Der Sendeträger<br />

auf einer Frequenz von 1,57542 GHz setzt für einen akzeptablen<br />

Empfang eine Quasi-Sichtverbindung voraus, die<br />

durch Gebäude o<strong>der</strong> Berge, aber auch durch nasses Laub<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99<br />

.


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 5<br />

aufgrund <strong>der</strong> Dämpfungseigenschaften von Wasser unterbrochen<br />

werden kann. In <strong>der</strong> obigen Gleichung fällt demzufolge<br />

durch diese Abschattung ein Satellitenvektor aus, <strong>der</strong><br />

die Gleichung unterbestimmt werden läßt und eine dreidimensionale<br />

Positionsbestimmung verhin<strong>der</strong>t. Bei Verzicht<br />

auf die Höhenkomponente ist das Gleichungssystem auch<br />

durch drei Gleichungen bestimmt, wobei die dreidimensionale<br />

Ortung auf zwei Dimensionen reduziert wird. In <strong>der</strong><br />

Praxis tritt jedoch dieses Szenario gegenüber dem Totalausfall<br />

<strong>der</strong> GPS-Ortung durch vollständige Abschattung in<br />

den Hintergrund. Es muß also für eine kontinuierliche Positionsbestimmung<br />

in diesem Fall ein Sekundärsystem die<br />

Ortung übernehmen.<br />

Der zweite zu betrachtende Fall ist die Verfälschung <strong>der</strong><br />

Laufzeitmessung durch Reflexionen des Satellitensignals an<br />

Gebäuden. Dieser als Multipath o<strong>der</strong> Mehrwegeempfang<br />

bezeichnete Fehler führt zu einer Ungenauigkeit in einem<br />

Satellitensignal und so zu einem Fehler in <strong>der</strong> Positionsrechnung,<br />

<strong>der</strong> sich im allgemeinen in einem Auswan<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Position in eine Richtung bemerkbar macht. Dieses Problem<br />

tritt speziell bei Stadtdurchfahrten auf und ist nur eingeschränkt<br />

durch empfängerinterne Maßnahmen zu kompensieren.<br />

2.1.3 Genauigkeiten<br />

Grund- Die absolute Genauigkeit des GPS ist vom Systembetreiber<br />

genauigkeit garantiert und beträgt unter den Voraussetzungen eines<br />

Empfangs von mindestens vier Satelliten und multipathfreier<br />

Umgebung sowie weiterer Einschränkungen [4] horizontal<br />

100 m zu 95 % <strong>der</strong> Zeit. Dieser Wert gilt für zivile Nutzer<br />

des Systems, die die Einflüsse <strong>der</strong> Selective Availability SA,<br />

einer künstlichen Verschlechterung <strong>der</strong> Ortung, im Gegensatz<br />

zu militärischen Nutzern nicht kompensieren können.<br />

SA macht sich durch eine kontinuierliche Grundbewegung<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 6<br />

<strong>der</strong> mit GPS bestimmten Position bemerkbar, die aus einer<br />

simulierten Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> übertragenen Satellitenposition<br />

und einer Modulation <strong>der</strong> Referenzuhr des Satelliten resultiert.<br />

Von Bedeutung ist hierbei die im Empfänger verwendete<br />

Satellitenkonstellation. Solange zur Positionsbestimmung<br />

eine feste Konstellation benutzt wird, ist die Grundbewegung<br />

kontinuierlich und bleibt bei Betrachtung <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />

unter 1 m/s. Der Übergang auf eine an<strong>der</strong>e<br />

Konstellation hat einen Positionssprung auf eine an<strong>der</strong>e,<br />

kontinuierliche Bewegung zur Folge. Die garantierten Genauigkeiten<br />

werden dabei nicht verletzt, d. h. die gemessene<br />

Position liegt weiterhin innerhalb von 100 m Abweichung<br />

von <strong>der</strong> wahren Empfängerposition.<br />

Differentielle Zur direkten Verbesserung <strong>der</strong> GPS-Ortung werden Diffe-<br />

Verfahren rential (D)-GPS-Verfahren verwendet. Ein an einer festen,<br />

hochgenau vermessenen Position stehen<strong>der</strong> Referenzempfänger<br />

bestimmt durch den Vergleich zwischen GPS- und<br />

wahrer Position Korrekturwerte zu einzelnen Satelliten, die<br />

zum Nutzer übertragen werden und dort eine Kompensation<br />

<strong>der</strong> durch SA induzierten Fehler ermöglichen. Zusätzlich<br />

können weitere Fehler des Gesamtsystems korrigiert werden,<br />

auf die an dieser Stelle jedoch nicht eingegangen werden<br />

soll [4].<br />

Die erreichbaren dynamischen Positionsgenauigkeiten liegen<br />

zwischen 20 cm und 10 m je nach verwendetem Übertragungsverfahren.<br />

Es spielen dabei die Datenraten und das<br />

Alter <strong>der</strong> gebildeten Korrekturen eine entscheidende Rolle,<br />

da nur eine hohe Aktualität und Genauigkeit <strong>der</strong> Korrekturdaten<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> GPS-Ortung unter einen Meter<br />

beitragen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 7<br />

Geschwindig- Die Genauigkeit <strong>der</strong> Geschwindigkeitsbestimmung des GPS<br />

keit liegt unter Einfluß <strong>der</strong> SA bei den angegebenen 1 m/s.<br />

DGPS-Verfahren ermöglichen eine Verbesserung dieses<br />

Wertes auf unter 0,2 m/s.<br />

2.1.4 Lagebestimmung<br />

GPS liefert bei Einsatz eines einzelnen Empfängers prinzipbedingt<br />

keine Information über die Lage eines Fahrzeuges.<br />

Bei Verwendung weiterer Empfänger und einer Anbringung<br />

<strong>der</strong> Antennen an weit auseinan<strong>der</strong>liegenden Punkten auf<br />

dem Fahrzeug können jedoch durch den Vergleich <strong>der</strong> einzeln<br />

bestimmten Positionen mehr Informationen berechnet<br />

werden.<br />

Der Vergleich zwischen zwei Empfängern liefert eine<br />

Richtungsbestimmung bezüglich <strong>der</strong> beiden Antennenpositionen;<br />

ein dritter Empfänger ermöglicht die vollständige<br />

Bestimmung aller drei Raumachsen. Die erreichbaren Genauigkeiten<br />

hängen dabei ganz entscheidend von <strong>der</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> Empfänger ab, da Meßungenauigkeiten einen großen<br />

Fehler in die Richtungsbestimmung induzieren.<br />

Unter Verwendung eines speziellen Empfängers mit zwei<br />

Antennen ist eine Richtungsgenauigkeit von besser als 0,5°<br />

bei einem Antennenabstand von 1 m erreichbar.<br />

2.2 Koppelortung<br />

GPS liefert im Unterschied zu dem im folgenden vorgestellten<br />

Verfahren eine absolute Position. Durch eine relative<br />

Ortung kann die Position zu jedem beliebigen Zeitpunkt<br />

zwischen zwei absoluten Messungen durch GPS festgestellt<br />

werden. Erfor<strong>der</strong>lich für dieses als Koppelnavigation bezeichnete<br />

Verfahren sind Informationen über Bewegungsgeschwindigkeit<br />

und -richtung des Fahrzeuges, die eine<br />

Kursinformation ergeben.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 8<br />

Sensoren für den Einsatz in einem Koppelnavigationssystem<br />

werden in den folgenden Abschnitten genauer beschrieben.<br />

Grundsätzlich ergeben sich bei <strong>der</strong> Kombination von absoluter<br />

und relativer Ortung folgende Vorteile:<br />

Bei Ausfall <strong>der</strong> absoluten Ortung übernimmt die Koppelnavigation<br />

die Positionsbestimmung und ermöglicht so<br />

die Überbrückung von Abschattungsphasen des GPS. Typisches<br />

Beispiel für einen solchen Fall ist die Durchfahrt<br />

durch einen Tunnel, während <strong>der</strong> keine GPS-Position zur<br />

Verfügung steht.<br />

GPS-Empfänger liefern im allgemeinen ein Positionsupdate<br />

mit einer Rate von 1 Hz. Die Bewegung bzw. die<br />

Positionen zwischen diesen absolut georteten Punkten<br />

können nur mit Hilfe von höher getakteten Sensoren gemessen<br />

werden, die je nach Ausführung durchaus die<br />

Berechnung von 50 Stützstellen ermöglichen können und<br />

so die Zeit zwischen den absolut gemessenen Punkten ausfüllen.<br />

Es ist so eine quasikontinuierliche Ortung möglich.<br />

Die Zeitzuordnung <strong>der</strong> GPS-Ausgangsdaten stimmt durch<br />

interne Verzögerungen nicht eindeutig mit <strong>der</strong> momentanen<br />

Fahrzeugbewegung überein. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die Richtungsbestimmung, die bei bestimmten Empfängertypen<br />

– insbeson<strong>der</strong>e bei Low-Cost-Empfängern –<br />

teilweise bis zu zwei Sekunden gegenüber <strong>der</strong> Positionsausgabe<br />

verzögert sein kann. Bei Systemen, die eine sehr<br />

große Aktualität <strong>der</strong> Gesamtpositionsinformation erfor<strong>der</strong>n,<br />

ist <strong>der</strong> Einsatz einer zusätzlichen Sensorik unverzichtbar.<br />

Der Einfluß von Mehrwegeausbreitung kann durch die<br />

Kombination <strong>der</strong> Sensorinformationen gedämpft werden.<br />

Dabei lassen sich Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> GPS-Position anhand<br />

von Plausibilitätskontrollen überprüfen und möglicherweise<br />

verwerfen. Es ist so eine Glättung <strong>der</strong> Gesamtinformation<br />

erreichbar.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 9<br />

Dies gilt ebenfalls für durch SA induzierte Fehler. Die<br />

beim Konstellationswechsel auftretenden Positionssprünge<br />

können durch Vergleich mit den Sensordaten ebenfalls<br />

gedämpft werden. Die Gesamtgenauigkeit kann jedoch<br />

dadurch nicht verbessert werden.<br />

Voraussetzung für den Aufbau einer Koppelnavigation ist<br />

ein genaues Wissen über die Leistungsfähigkeit und die<br />

Fehlerquellen <strong>der</strong> verwendeten Sensoren. Einfache und<br />

preiswerte Sensoren erfor<strong>der</strong>n dabei häufig eine ständige<br />

Kalibrierung, da die Meßwerte durch Offset- und Skalierungsfehler<br />

verfälscht sind. Die Informationen des GPS<br />

können auch zu dem Zweck verwendet werden, kontinuierlich<br />

die Sensorfehler zu schätzen und die Einflüsse eines<br />

Sensorfehlers auf die Gesamtgenauigkeit des Systems zu<br />

minimieren.<br />

2.3 Erreichbare Genauigkeiten<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> kontinuierlichen Positionsgenauigkeit<br />

eines Koppelnavigationssystems ist nicht grundsätzlich zu<br />

beantworten. Unterschieden werden muß zwischen <strong>der</strong> absoluten<br />

Genauigkeit, die durch das GPS vorgegeben wird,<br />

und <strong>der</strong> Genauigkeit, die das Koppelsystem bei Ausfall <strong>der</strong><br />

absoluten Ortung über eine gewisse Zeit aufrechterhalten<br />

kann.<br />

Die absolute Genauigkeit <strong>der</strong> GPS-Ortung (s. Abschnitt<br />

2.1.3) ist auch durch den Einsatz weiterer, relativ messen<strong>der</strong><br />

Sensoren nicht zu erhöhen. An dieser Stelle trägt<br />

nur die Verwendung von differentiellen Verfahren zur direkten<br />

Verbesserung <strong>der</strong> GPS-Ortung zu einer Genauigkeitserhöhung<br />

bei.<br />

Betrachtet man die in Abschnitt 2.2 angeführten Eigenschaften<br />

eines Koppelnavigationssystems, so kann die<br />

genauere zeitliche Zuordnung <strong>der</strong> Ortungsdaten auf den<br />

ersten Blick als Genauigkeitserhöhung angesehen wer-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 10<br />

den. Bewegt sich ein Fahrzeug z. B. mit 40 m/s, so<br />

bewirkt eine Zeitverzögerung von 0,5 Sekunden im<br />

GPS-Empfänger einen Positionsfehler von 20 m zum<br />

Ausgabezeitpunkt. Die höherfrequente Sensorauflösung<br />

kann durch Approximation <strong>der</strong> Zwischenwerte diesen<br />

Fehler minimieren, jedoch wird die absolut erreichbare<br />

Genauigkeit wie<strong>der</strong> durch GPS festgelegt.<br />

Bei Ausfall <strong>der</strong> GPS-Position übernehmen die Sensoren<br />

die Fortsetzung <strong>der</strong> Ortung. Eventuelle Fehler in dieser<br />

Koppelphase durch falsche Wegmessung o<strong>der</strong> fehlerhafte<br />

Richtungsinformation sind ab dem Beginn <strong>der</strong> Abschattungsphase<br />

nicht mehr korrigierbar und führen, je<br />

länger diese Phase andauert, zu einem exponentiell ansteigenden<br />

Fehlerbudget. Die Angabe, mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />

die gekoppelte Position innerhalb bestimmter<br />

Fehlergrenzen liegt, ist dabei abhängig von <strong>der</strong><br />

gefahrenen Wegstrecke, <strong>der</strong> Geschwindigkeit und <strong>der</strong><br />

Anzahl und Stärke von Richtungsän<strong>der</strong>ungen. Systematische<br />

und sensorinterne Fehler spielen in die Messung<br />

dieses dynamischen Verhaltens hinein (siehe Abschnitt<br />

3.3) und lassen so Aussagen über die Positionsdifferenzen<br />

zwischen gekoppelter und wahrer Position nur näherungsweise<br />

zu. Eine grundsätzliche Abschätzung wird in<br />

Abschnitt 4.1 anhand von Beispielkonfigurationen gegeben.<br />

Die durchgehende Korrektur und Kompensation von Sensorfehlern<br />

kann zu einer entscheidenden Verbesserung des<br />

Systemverhaltens in Abschattungsphasen beitragen. Grundsätzlich<br />

gilt jedoch, daß systematische Fehler nicht korrigiert<br />

werden können und je nach gewünschter Qualität des Gesamtsystems<br />

durch einen geeigneten Meßaufbau kompensiert<br />

werden müssen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

3 Sensorsysteme<br />

Abb. 1: Fahrzeugkoordinatensystem<br />

Seite 11<br />

Das folgende Kapitel geht ein auf verschiedene Sensorausführungen<br />

und <strong>der</strong>en Einsatzmöglichkeiten in <strong>der</strong> Fahrzeugtechnik.<br />

Verzichtet wird dabei auf die Beschreibung von<br />

Systemen, die in Genauigkeit und auch Preis weit über die<br />

in Serienfahrzeugen gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen hinausgehen.<br />

3.1 Basissystem<br />

Das den folgenden Beschreibungen zugrundeliegende Gesamtsystem<br />

umfaßt die Sensoren selbst sowie eine Verarbeitungseinheit,<br />

die diese Daten aufbereitet und an eine<br />

Kommunikations- bzw. Anzeigeeinheit weitergibt. Die Verarbeitung<br />

<strong>der</strong> Daten kann dabei in einem speziellen Rechner<br />

o<strong>der</strong> auch in einem Softwaremodul des Gesamtrechners<br />

erfolgen, soweit dort genügend Rechenleistung zur Verfügung<br />

steht.<br />

Die in diesem Abschnitt beschriebenen Achsen beziehen<br />

sich auf ein fahrzeugfestes Koordinatensystem mit den folgenden<br />

Winkel- und Achsenbezeichnungen:<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 12<br />

3.2 Sensorbeschreibung<br />

Grundsätzliche Eingangssignale für eine Koppelnavigation<br />

sind <strong>der</strong> zurückgelegte Weg und die Bewegungsrichtung.<br />

Diese Größen können nur zum Teil direkt beobachtet werden<br />

und erfor<strong>der</strong>n Sensoren für physikalische Größen, aus<br />

denen <strong>der</strong> Meßwert z. B. durch Integration abgeleitet werden<br />

kann.<br />

Der folgende Abschnitt beschreibt die Ausführung handelsüblicher<br />

Sensoren, aus <strong>der</strong>en Meßwerten die Größen Weg<br />

und Geschwindigkeit gebildet werden können.<br />

3.2.1 Wegsensoren<br />

Berührungslose Als erste Ausführung von Sensoren für Wegmessung seien<br />

Sensoren Meßaufnehmer genannt, die auf <strong>der</strong> Korrelation von Signalen<br />

mehrerer in Bewegungsrichtung hintereinan<strong>der</strong> angeordneter<br />

Meßeinheiten beruhen. Der Meßaufbau basiert auf <strong>der</strong><br />

Annahme, daß ein bestimmtes Ereignis des in Fahrtrichtung<br />

vorn angeordneten Aufnehmers mit einer zeitlichen Verzögerung<br />

auch im weiter hinten angebrachten Aufnehmer auftaucht.<br />

Aus Zeitverzögerung und Abstand <strong>der</strong> Sensoren läßt<br />

sich die Geschwindigkeit des Fahrzeuges berechnen. Als<br />

Meßaufnehmer werden Sende-/Empfangskombinationen verwendet,<br />

die auf optischen (Infrarot-)Reflexionen basieren.<br />

Eine nachgeschaltete Signalverarbeitung korreliert den empfangenen<br />

Meßwertestrom <strong>der</strong> Einheiten miteinan<strong>der</strong> und<br />

berechnet die Verzögerung.<br />

Als weiterer Ansatz kann die Dopplerverschiebung eines<br />

reflektierten Signals für Sensoren auf Mikrowellenbasis verwendet<br />

werden. Die Bewegung des reflektierenden Objekts<br />

sorgt für eine Frequenzverschiebung, die im Vergleich mit<br />

dem Originalsignal ein direktes Maß für die Bewegungsgeschwindigkeit<br />

ist. Die Sensoren werden üblicherweise in<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 13<br />

einem bestimmten Winkel auf die Fahrbahn ausgerichtet,<br />

wobei eine differentielle Anordnung aus zwei Sensoren Winkelabweichungen,<br />

resultierend aus Nickbewegungen des<br />

Fahrzeuges, kompensiert.<br />

Eine gut strukturierte Meßoberfläche erleichtert das Auffinden<br />

des maximalen Kreuzkorrelationswertes erheblich. Aufgrund<br />

dieses Umstandes werden Mikrowellensensoren standardmäßig<br />

im Bahnbereich genutzt, da die Schwellen <strong>der</strong><br />

Trasse ein ausgeprägtes Korrelationsmaximum liefern.<br />

Als Vorteil dieser Sensortechnologie ist die autarke Funktionsfähigkeit<br />

zu sehen, die den Aufbau fahrzeugunabhängiger<br />

Testsysteme ermöglicht.<br />

Radsensoren Radsensoren sind <strong>der</strong> klassische Weg, die zurückgelegte<br />

Strecke eines Fahrzeuges zu messen. Der Drehwinkel eines<br />

Rades mit bestimmtem Umfang ist dabei ein Maß für die<br />

Bewegung in Fahrtrichtung. Die Drehung des Rades wird<br />

aufgenommen über Gabellichtschranken o<strong>der</strong> ähnliche Aufnehmer,<br />

die die Drehung einer am Rad befestigten Lochscheibe<br />

in ein elektrisches Signal umsetzen.<br />

Es sind jedoch bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> Meßdaten einige – in<br />

einem ungestützten System nicht kompensierbare – Einflußfaktoren<br />

zu berücksichtigen. Die Größe des Rades kann<br />

durch Verformung o<strong>der</strong> Abnutzung starken Schwankungen<br />

unterliegen, so daß <strong>der</strong> entsprechende Zusammenhang zwischen<br />

Winkelgeschwindigkeit und Weg zeitlich variiert.<br />

Ebenso legt bei Kurvenfahrten im Vergleich zum kurvenäußeren<br />

Rad das kurveninnere Rad einen kürzeren Weg zurück,<br />

so daß die Auswertung <strong>der</strong> Radsensorinformation nur bei<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 14<br />

einem in <strong>der</strong> Wagenmitte angebrachten Rad eine hinreichende<br />

Genauigkeit ergibt. Der optimale Meßpunkt für die<br />

Wegmessung ist dabei über <strong>der</strong> ungelenkten Achse, da<br />

diese Position vom Gierwinkel des Fahrzeuges unbeeinflußt<br />

bleibt. Alle an<strong>der</strong>en Anbringungspunkte benötigen die Einbeziehung<br />

einer Hebelarmkorrektur, die in Kombination<br />

mit <strong>der</strong> aktuellen Drehrate angewendet werden muß.<br />

Zur Wegbestimmung lassen sich weiterhin alle mechanisch<br />

fest mit den Radantrieben verbundenen Komponenten verwenden,<br />

die ein konstantes Übersetzungsverhältnis zum Rad<br />

haben. Der Abgriff vor dem Differential umgeht durch die<br />

konstante Drehzahl bei Kurvenfahrten wenigstens für heckgetriebene<br />

Fahrzeuge die im vorhergehenden Absatz beschriebenen<br />

Probleme, jedoch sind die Variationen im Radumfang<br />

auch so nicht zu kompensieren.<br />

Die für dieses Meßverfahren optimale Lösung für alle Fahrzeuge<br />

ist die Verwendung von zwei Sensoren an <strong>der</strong> ungelenkten<br />

und nicht angetriebenen Achse, <strong>der</strong>en arithmetischer<br />

Mittelwert ein recht genaues Maß für eine drehungsunabhängige<br />

Messung des Weges ist.<br />

Grundsätzlich nicht kompensieren lassen sich Einflüsse, die<br />

durch den Schlupf <strong>der</strong> Rä<strong>der</strong> auf dem Untergrund bei Beschleunigungs-<br />

o<strong>der</strong> Bremsphasen entstehen.<br />

Beschleu- Die zweifache Integration <strong>der</strong> Wegstrecke durch die Fahrzeugnigungs-<br />

beschleunigungswerte ist ein weiteres Verfahren, das unabsensoren<br />

hängig von fahrzeuginternen Informationen einsetzbar ist.<br />

Beschleunigungssensoren finden insbeson<strong>der</strong>e Anwendung<br />

in Airbagsystemen, <strong>der</strong>en Zündung durch starke Verzögerung<br />

des Fahrzeuges ausgelöst wird. Die während eines Unfalls<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 15<br />

auftretenden Beschleunigungen sind jedoch ungleich höher<br />

als im normalen Betrieb. Für die in einem Navigationssystem<br />

einsetzbaren Sensoren ist ein Meßbereich von 1,0 g Beschleunigung<br />

und 1,5 g Verzögerung ausreichend. Einfluß<br />

hat dieser gefor<strong>der</strong>te Meßbereich auf die interne Auslegung<br />

<strong>der</strong> üblicherweise in Mikrosystemtechnik realisierten Sensoren.<br />

Basis für Beschleunigungssensoren ist grundsätzlich eine<br />

Masse, auf die die von außen beaufschlagte Beschleunigung<br />

wirkt. Die Masse ist fe<strong>der</strong>nd aufgehängt, so daß die Bewegung<br />

<strong>der</strong> Masse aus ihrer Ruhelage gemessen werden kann.<br />

Als elektrische Aufnehmer eignen sich piezoelektrische o<strong>der</strong><br />

kapazitive Ankopplungen. Während die Spannung eines piezoelektrischen<br />

Aufnehmers direkt proportional zur aufgebrachten<br />

Kraft ist, sind kapazitive Aufnehmer in eine Oszillatorschaltung<br />

integriert. Durch die Verschiebung <strong>der</strong><br />

Masse wird innerhalb des Oszillators eine Phasenverschiebung<br />

erzeugt, die durch Phasendiskriminatoren gemessen<br />

werden kann. Das Ausgangssignal ist wie<strong>der</strong>um proportional<br />

zur Auslenkung <strong>der</strong> Masse. Der Phasendiskriminator<br />

liefert schon bei geringen Phasenverschiebungen verwendbare<br />

Werte, so daß <strong>der</strong> beschriebene Meßbereich mit geringer<br />

elektrischer Verstärkung erreichbar ist.<br />

3.2.2 Winkelsensoren<br />

Magnetfeld- Die Nutzung des Erdmagnetfeldes durch einen Kompaß ist<br />

sensoren <strong>der</strong> offensichtlichste Weg zur absoluten Richtungsbestimmung<br />

eines Fahrzeuges. Abweichend vom rein mechanischen Aufbau<br />

mit einer Kompaßnadel sind die elektronischen Ausführungen<br />

mit senkrecht zueinan<strong>der</strong> angeordneten Spulen<br />

o<strong>der</strong> Hallsensoren bestückt, die Stärke und Richtung des<br />

auf den Sensor wirkenden Magnetfeldes bestimmen.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 16<br />

Die Sensoren reagieren jedoch auf alle auftretenden Magnetfel<strong>der</strong>,<br />

so daß die Anbringung innerhalb eines Fahrzeuges<br />

an Positionen erfolgen muß, die nicht durch Elektromotoren<br />

o<strong>der</strong> stromdurchflossene Leitungen beeinflußt werden.<br />

Dabei ist die Kalibrierung eines solchen Sensors für normale<br />

Betriebszustände des Fahrzeuges möglich. Die sich aus<br />

dieser Kalibrierung ergebenden Korrekturwerte können als<br />

Kennlinie in <strong>der</strong> Verarbeitungsstufe des Sensors gespeichert<br />

und im normalen Betrieb abgerufen werden. Das Einschalten<br />

eines kritischen Verbrauchers nahe am Sensor (z. B. die<br />

Heckscheibenheizung) kann das Abrufen einer neuen Kennlinie<br />

notwendig machen. Es müssen solche Verbraucher während<br />

<strong>der</strong> Testphase identifiziert und die Information über<br />

<strong>der</strong>en Betriebszustand in den Magnetsensor eingespeist werden.<br />

Drehraten- Drehratensensoren o<strong>der</strong> Gyroskope für den Fahrzeugeinsatz<br />

sensoren basieren auf mechanischen o<strong>der</strong> optischen Meßaufnehmern.<br />

Die unterschiedlichen Meßprinzipien spiegeln sich in Genauigkeit<br />

und Preis wi<strong>der</strong>; gemeinsam ist ihnen die Abhängigkeit<br />

des Ausgangssignals von <strong>der</strong> Drehgeschwindigkeit<br />

des Aufbaus bzw. des Gehäuses.<br />

Optische Sensoren nutzen die Geschwindigkeit des Lichts<br />

zur Meßwertbestimmung. Eine im Gehäuse aufgewickelte<br />

Glasfaserleitung wird dabei von einem durch eine Laserdiode<br />

erzeugten kohärenten Licht durchströmt. Ein optischer<br />

Sensor bestimmt zur Messung die Phasenverschiebung zwischen<br />

dem Licht, das am Ende <strong>der</strong> Glasfaser austritt, und<br />

dem direkt aus <strong>der</strong> Diode austretenden Strahl. Befindet sich<br />

<strong>der</strong> Laser in Ruhe, so ist diese Phasenverschiebung konstant;<br />

bei Drehung des Sensors verkürzt o<strong>der</strong> verlängert sich<br />

die Strecke, die <strong>der</strong> Lichtstrahl durch die Glasfaser zurückzulegen<br />

hat. Der optische Sensor mißt am Aufnahmepunkt<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 17<br />

ein geän<strong>der</strong>tes Phasenverhältnis als Maß für die Drehgeschwindigkeit.<br />

Dieser optische Aufbau ist unempfindlich gegenüber mechanischen<br />

Einflüssen. Eine Temperaturabhängigkeit ist jedoch<br />

gegeben durch die Verlängerung <strong>der</strong> Glasfaser bei Erwärmung,<br />

die durch Kompensation des Ausgangssignals mit<br />

Hilfe eines Temperaturfühlers o<strong>der</strong> durch den Einsatz eines<br />

differentiellen Verfahrens unter Verwendung einer zweiten,<br />

in entgegengesetzter Richtung aufgewickelten Glasfaserleitung<br />

umgangen werden kann.<br />

Mechanische Gyroskope setzen einen länglichen, dreieckig<br />

geschliffenen Quarzblock ein, <strong>der</strong> elektrisch zu Schwingungen<br />

angeregt wird. Dehnungsmeßstreifen auf dem Block<br />

messen den Verlauf <strong>der</strong> Schwingungen, die in Ruhestellung<br />

symmetrisch über den Quarz laufen. Eine Auslenkung des<br />

Quarzes resultiert aus einer Verwindung, die meßtechnisch<br />

erfaßt werden kann und wie<strong>der</strong>um proportional zur Drehgeschwindigkeit<br />

ist.<br />

Dieser Aufbau ist wie je<strong>der</strong> Quarzoszillator anfällig gegen<br />

mechanische Belastungen. Temperaturschwankungen, die<br />

die mechanischen Eigenschaften des Quarzes än<strong>der</strong>n, müssen<br />

ebenfalls durch geeignete Kompensationsmaßnahmen<br />

korrigiert werden. Der Aufbau selbst ist jedoch einfach und<br />

kostengünstig zu realisieren, so daß sich Sensoren dieser<br />

Bauart im Low-cost-Bereich durchgesetzt haben.<br />

Beschleu- Wie schon bei <strong>der</strong> Wegberechnung kann die Bewegungsnigungs-<br />

richtung eines Fahrzeuges auch durch die zweifache Intesensoren<br />

gration <strong>der</strong> Drehbeschleunigung gewonnen werden.<br />

Der Hebelarm zwischen Einbaupunkt des Sensors und Drehpunkt<br />

des Fahrzeuges ist dabei von entscheiden<strong>der</strong> Bedeu-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 18<br />

tung. Im Drehpunkt ist die durch die Drehung induzierte<br />

Beschleunigung gleich Null; für den Einbau des Sensors<br />

kommt so nur ein Ort in Frage, <strong>der</strong> möglichst weit vom Drehpunkt<br />

entfernt ist.<br />

Der Meßwert muß grundsätzlich von <strong>der</strong> während einer<br />

Kurvenfahrt auftretenden Querbeschleunigung unterschieden<br />

werden, so daß zwingend eine Kombination von zwei<br />

Sensoren erfor<strong>der</strong>lich ist, von denen einer im Drehpunkt<br />

über <strong>der</strong> Hinterachse und ein weiterer vor <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achse<br />

montiert wird. Beide Sensoren messen die Querbeschleunigung<br />

bei Kurvenfahrt; das zwischen diesen Sensoren auftretende<br />

Differenzsignal ist ein Maß für die Drehbeschleunigung<br />

des Fahrzeuges, die in <strong>der</strong> Integration zu einer Bewegungsrichtung<br />

führt.<br />

3.2.3 Lagesensoren<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Lage des Fahrzeuges ist in vielen Fällen<br />

erfor<strong>der</strong>lich, um Fehler bei <strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> in den vorausgehenden<br />

Absätzen beschriebenen Parameter zu kompensieren.<br />

Alle Arten von Lagesensoren für den Fahrzeugeinsatz<br />

basieren auf <strong>der</strong> Erdbeschleunigung, die bei ebener<br />

Lage des Fahrzeuges parallel zur Hochachse wirkt.<br />

Beschleu- Die in Richtung <strong>der</strong> Fahrzeughochachse wirkende Schwernigungs-<br />

kraft führt bei einem Beschleunigungssensor zu einem konsensoren<br />

stanten Meßwert von 9,81 m/s 2 entsprechend 1,0 g. Abweichungen<br />

von diesem Wert lassen auf eine Lageän<strong>der</strong>ung,<br />

also ein Kippen des Fahrzeuges in eine nicht festzulegende<br />

Richtung schließen. Die Auswertung des Meßwertes ist im<br />

Stand noch zulässig, in <strong>der</strong> Bewegung jedoch überwiegen<br />

die Einflüsse von Kräften, die entlang <strong>der</strong> Hochachse wirken<br />

und den Meßwert stark verfälschen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 19<br />

Flüssigkeits- Auf dem Meßprinzip von Wasserwaagen basieren Lagesensensoren<br />

soren, die das Verhalten einer Flüssigkeit in einem geschlossenen<br />

Behälter bestimmen. Das flüssige Medium kann je<br />

nach seinen Materialeigenschaften durch optische o<strong>der</strong> elektrische<br />

Verfahren in seiner Lage bestimmt werden.<br />

Der optische Meßaufnehmer verwendet z. B. eine Reihe<br />

von Gabellichtschranken, die mit <strong>der</strong> Flüssigkeit unterbrochen<br />

bzw. freigegeben werden. Die Genauigkeit des Sensoraufbaus<br />

ist zum einen abhängig von <strong>der</strong> Krümmung des<br />

Behälters, zum an<strong>der</strong>en von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> eingesetzten<br />

Lichtschranken.<br />

Für Verfahren auf Basis eines Elektrolyts kann die Bestimmung<br />

des Wi<strong>der</strong>standes quer zur Bewegungsrichtung <strong>der</strong><br />

Flüssigkeit ähnlich wie beim optischen Verfahren dienen.<br />

Zur Auswertung <strong>der</strong> Informationen sind die entsprechenden<br />

Wi<strong>der</strong>standsnetzwerkrechnungen durchzuführen.<br />

Bewegungen entlang <strong>der</strong> Fahrzeughochachse haben keinen<br />

Einfluß auf den durch diese Art von Sensor bestimmten<br />

Meßwert. Durch die Verlagerung <strong>der</strong> Flüssigkeit bei Längsbeschleunigungen<br />

wird jedoch auch hier ein Fehler erzeugt,<br />

<strong>der</strong> durch den Einsatz eines Beschleunigungssensors in dieser<br />

Bewegungsrichtung kompensiert werden muß. Auch<br />

hier ist also <strong>der</strong> alleinige Einsatz des Lagesensors nicht ausreichend.<br />

3.2.4 Inertialsensoren<br />

Zusammengesetzte Systeme aus Beschleunigungs- und Drehratensensoren<br />

werden als Inertialplattformen bezeichnet. Die<br />

Anordnung erfolgt dabei so, daß die sensiblen Achsen einer<br />

Kombination aus je einem Drehraten- und einem Beschleunigungssensor<br />

jeweils rechtwinklig aufeinan<strong>der</strong> stehen. Insgesamt<br />

enthält ein solches Paket also sechs Sensoren.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 20<br />

Der Vorteil eines solchen Sensorpaketes ist die Möglichkeit<br />

einer dreidimensionalen Bestimmung <strong>der</strong> Lage eines Fahrzeuges<br />

im Raum. Im folgenden Abschnitt werden die Fehlerquellen<br />

und -einflüsse durch die zwei- bzw. eindimensionale<br />

Messung einzelner Sensoren nochmals dargestellt. Dieser Abschnitt<br />

geht kurz auf den Aufbau einer Inertialplattform ein.<br />

Als Urahn einer Inertialplattform können Kreiselsysteme betrachtet<br />

werden, wie sie seit langer Zeit in <strong>der</strong> Schiffahrt im<br />

Einsatz sind. Dabei liefert ein kardanisch aufgehängter Kreisel<br />

anhand seines Beharrungsvermögens im Raum eine Information<br />

über die Bewegung des fest mit dem Fahrzeug<br />

verbundenen Gehäuses in allen drei Dimensionen. Der als<br />

Korioliskraft bezeichnete Einfluß <strong>der</strong> Erddrehung auf den<br />

Kreisel ermöglicht sogar die Bestimmung <strong>der</strong> Nordrichtung<br />

auf den geographischen Nordpol (nordsuchen<strong>der</strong> Kreisel),<br />

da <strong>der</strong> Kreisel seine Ausrichtung bezüglich des Fixsternhimmels<br />

beibehält.<br />

Ein solcher Kreisel, <strong>der</strong> einen hohen mechanischen Aufwand<br />

erfor<strong>der</strong>t, ist für den Einsatz in einem normalen Fahrzeug<br />

nicht geeignet. Abhilfe schafft hier die oben beschriebene<br />

Verwendung von drei Sensoren, die jeweils eine Bewegungsrichtung<br />

abdecken. Durch Verwendung hochwertiger<br />

(laseroptischer) Drehratensensoren ist die vollständige<br />

Modellierung eines mechanischen Kreiselsystems möglich<br />

und wird in dieser Form auch in Avioniksystemen eingesetzt.<br />

Über die normalen Funktionen eines Kreisels hinausgehend,<br />

liefern die zusätzlich integrierten Beschleunigungssensoren<br />

Informationen über Längsbewegung, Querbeschleunigung<br />

und Bewegungen in Richtung <strong>der</strong> Hochachse. Es sind so alle<br />

Freiheitsgrade abgedeckt, und die Meßwerte ermöglichen<br />

eine vollständige Modellierung <strong>der</strong> Fahrzeugbewegungen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 21<br />

Problematisch ist die Bestimmung <strong>der</strong> Fahrzeuglage im<br />

Ruhezustand, die üblicherweise manuell durch eine Initialisierung<br />

des Systems vorgegeben werden muß.<br />

3.3 Fehlerbetrachtung<br />

Es müssen wie bei jedem Meßsystem zwei Arten von Fehlern<br />

unterschieden werden. Die systematischen Fehler sind<br />

bedingt durch physikalische Gegebenheiten, die in einer bestimmten<br />

Meßanordnung nicht berücksichtigt werden können;<br />

sensorinterne Fehler treten auf durch Fehlerquellen,<br />

die durch das Meßprinzip begründet sind.<br />

3.3.1 Systematische Fehler<br />

Alle im vorhergehenden beschriebenen Sensoren zur Bestimmung<br />

ein- bzw. zweidimensionaler Größen müssen bezüglich<br />

<strong>der</strong> Aussagen bewertet werden, die effektiv auf das<br />

Fahrverhalten anwendbar sind.<br />

Als Beispiel läßt sich hier die Information eines Drehratensensors<br />

im Verlauf einer Kurvenfahrt betrachten. Abhängig<br />

von <strong>der</strong> Fahrgeschwindigkeit neigt sich <strong>der</strong> Fahrzeugaufbau<br />

zur Kurvenaußenseite. Der vom Drehratensensor gemessene<br />

Wert ist abhängig vom Cosinus dieser Neigung und liefert<br />

entsprechend dieser Neigung eine verringerte Drehrate, die<br />

nur durch die externe Information weiterer Sensoren kompensierbar<br />

ist. In Frage kommt in diesem Beispiel die Fahrgeschwindigkeit<br />

in Kombination mit <strong>der</strong> Messung des Einfe<strong>der</strong>weges<br />

<strong>der</strong> Stoßdämpfer o<strong>der</strong> die Information eines <strong>der</strong><br />

beschriebenen Lagesensoren. Das Zusammenspiel <strong>der</strong> einzelnen<br />

Werte ist sehr komplex, da auch die an<strong>der</strong>en Sensoren<br />

durch die Querbeschleunigung beeinflußt werden können.<br />

Eine ähnliche Problematik ergibt sich bei einer Wegstrekkenmessung<br />

durch Beschleunigungssensoren. Die senkrecht<br />

wirkende Erdbeschleunigung erzeugt abhängig vom Sinus<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 22<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuglängsneigung ein Fehlersignal, das durch die<br />

zweifache Integration <strong>der</strong> Beschleunigung quadratisch in die<br />

Wegstreckenbestimmung eingeht. Zusätzlich macht auch die<br />

normale Fahrbahnlängsneigung eine Kompensation des Meßwertes<br />

unverzichtbar.<br />

3.3.2 Sensorinterne Fehler<br />

Die Hauptfehlerquellen <strong>der</strong> Sensoren selbst sind Offsetund<br />

Skalierungsfehler, die sich aus <strong>der</strong> üblichen Streuung<br />

im Verlauf <strong>der</strong> Fertigung ergeben. Bemerkbar machen sich<br />

diese Fehler z. B. durch eine in Ruhelage meßbare Drehrate<br />

o<strong>der</strong> Ausgangswerte bei Auslenkung, die nur mit einem<br />

Faktor bewertet <strong>der</strong> echten Auslenkung entsprechen. Diese<br />

Kennlinienfehler können weiterhin mit einem quadratischen<br />

Fehler o<strong>der</strong> einer Hysterese belegt sein.<br />

Die genaue Kenntnis des Sensorverhaltens ist zum Aufbau<br />

eines Meßsystems mit wenigstens befriedigen<strong>der</strong> Genauigkeit<br />

unbedingt notwendig. Dabei kann die einfache Einmessung<br />

eines Prototypenexemplars nicht ausreichen, da insbeson<strong>der</strong>e<br />

Sensoren aus dem Low-cost-Bereich teilweise sehr<br />

große Serienstreuungen aufweisen. Hinzu kommt die Variation<br />

<strong>der</strong> Offset- und Skalierungsfehler bzgl. des Arbeitstemperaturbereich<br />

des Sensors, die in <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Fehlerabhängigkeiten<br />

eine mehrdimensionale Korrektur erfor<strong>der</strong>lich<br />

macht [7][8].<br />

Zur Korrektur <strong>der</strong> Fehlerquellen ergeben sich zwei mögliche<br />

Vorgehensweisen:<br />

Kennlinien- Bei Sensoren, die aufgrund ihres Preises eine Vermessung <strong>der</strong><br />

korrektur Einzelstücke ermöglichen, liefert <strong>der</strong> Hersteller üblicherweise<br />

eine Korrekturtabelle mit, die das Verhalten dieses<br />

einen Sensors unter verschiedenen Betriebsbedingungen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 23<br />

beschreibt. Es kann sich dabei um Stützstellen einer Kennlinie<br />

o<strong>der</strong> Koeffizienten eines Polynoms handeln, die vom<br />

Verarbeitungsrechner angewendet werden.<br />

Low-cost-Systeme, bei denen die Einzelstückmessung aus<br />

Kostengründen nicht möglich ist, müssen mit generalisierten<br />

Kennlinien vorliebnehmen, die z. B. das generelle Temperaturverhalten<br />

eines Sensors beschreiben und so eine Vorentzerrung<br />

des Meßwertes ermöglichen. Die nachfolgende<br />

Verarbeitung <strong>der</strong> Sensorsignale wird auf diese Weise wenigstens<br />

von Fehlern entlastet, die durch Temperaturän<strong>der</strong>ungen<br />

induziert werden.<br />

On-line- Die ständige Korrektur von Sensorfehlern während des Be-<br />

Korrektur triebs ist möglich durch Einsatz eines Referenzsystems. Die<br />

von dieser Referenz gelieferten Daten werden durchgehend<br />

mit den Sensordaten verglichen und ergeben Korrekturwerte,<br />

die auf die Sensordaten angewendet werden können. Vergleichbar<br />

ist dieses Vorgehen mit einem Regelkreis, <strong>der</strong> den Sensorfehler<br />

minimiert.<br />

Als Referenz dienen in allen Fällen die Informationen eines<br />

GPS-Empfängers über Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung<br />

des Fahrzeuges. Es sei darauf hingewiesen, daß es<br />

GPS nur unter Verwendung aufwendiger Konstruktionen, z. B.<br />

durch Einsatz von drei Antennen, möglich ist, die Lage eines<br />

Fahrzeuges zu bestimmen.<br />

Generell sind mit <strong>der</strong> On-line-Korrektur Probleme verknüpft,<br />

die näher betrachtet werden müssen.<br />

Systematische Fehler lassen sich durch die Anwendung<br />

einer On-line-Korrektur nicht berücksichtigen, solange<br />

<strong>der</strong> Referenz keine Informationen über Lage, Querbeschleunigung<br />

etc. vorliegen. In so einem Fall ist z. B. <strong>der</strong><br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 24<br />

normale Offset eines Beschleunigungssensors zur Geschwindigkeitsmessung<br />

nicht von dem Fehler zu trennen,<br />

<strong>der</strong> durch die Neigung <strong>der</strong> Fahrbahn ausgelöst wird.<br />

Der geschätzte Fehlerwert ist somit aus zwei Einflüssen<br />

zusammengesetzt, ohne daß ohne weitere Informationen<br />

eine Trennung vorgenommen werden kann.<br />

Daten von Referenz und Sensorik können gegeneinan<strong>der</strong><br />

zeitversetzt in den Verarbeitungsrechner einlaufen. Die Zuordnung<br />

zwischen vergleichbaren Werten kann so nur<br />

durch Zwischenspeicherung <strong>der</strong> Datenströme gewährleistet<br />

werden, die eine Fehlerschätzung in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

bedingt. Der Regelkreis enthält demzufolge eine Totzeit.<br />

In <strong>der</strong> Sensorbeschreibung wurde darauf hingewiesen,<br />

daß einige gewünschte Informationen nur durch Integration<br />

<strong>der</strong> Meßwerte erreicht werden können. Die Fehlerregelkreise<br />

enthalten also Integrationsstufen, die zusammen<br />

mit <strong>der</strong> möglichen Zeitverzögerung zwischen Referenz<br />

und Sensor eine Instabilität <strong>der</strong> Regelung erzeugen können.<br />

Dies muß in <strong>der</strong> Auslegung und Simulation des<br />

Regelkreises berücksichtigt werden.<br />

Fehlerhafte Werte, die während <strong>der</strong> Reglereinschwingzeit<br />

auftreten können, führen zu konstanten Abweichungen<br />

in den nachfolgenden Integratoren. Die absoluten Werte<br />

<strong>der</strong> Integrationsstufen müssen durch einen getrennten<br />

Algorithmus korrigiert werden. Ist die kontinuierliche<br />

Schätzung <strong>der</strong> Sensorfehler bis zu einem Fehlerminimum<br />

erfolgt, so kann dieses Filter systematische Fehler<br />

korrigieren, solange die Referenzinformation zur<br />

Verfügung steht.<br />

Die Auslegung <strong>der</strong> Filterparameter und die Simulation des<br />

Gesamtverhaltens des Systems sind <strong>der</strong> kritische Pfad dieses<br />

Vorgehens und sollten mit großer Sorgfalt erfolgen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 25<br />

Gesamtsystem- Bei <strong>der</strong> Erstellung des Gesamtsensorkonzeptes eines Navikorrektur<br />

gationssystems müssen alle Fehlereinflüsse aufgezeigt und<br />

in ihrem Einfluß auf die erreichbare Genauigkeit bewertet<br />

werden. An dieser Stelle kommt <strong>der</strong> Anwendungszweck<br />

eines Systems zum Tragen, <strong>der</strong> bestimmte grundsätzliche<br />

Annahmen impliziert. Diese betreffen die mögliche Dynamik,<br />

Aussagen über die maximalen Neigungswinkel etc.,<br />

die in einem zweiten Schritt festlegen, ob bestimmte systematische<br />

Fehler zur Erreichung einer festgelegten Genauigkeit<br />

kompensiert werden müssen. Abschnitt 4 geht nochmals<br />

auf Aspekte <strong>der</strong> Gesamtsystemauslegung ein.<br />

3.4 Informationsverarbeitung<br />

3.4.1 Datenwandlung<br />

Die Umsetzung <strong>der</strong> von den einzelnen Sensoren gelieferten<br />

Werte in eine Form, die von den nachgeschalteten Rechnereinheiten<br />

verarbeitet werden kann, ist Aufgabe einer Signalvorverarbeitung.<br />

Wie in den vorausgegangenen Kapiteln beschrieben, stehen<br />

die Meßwerte <strong>der</strong> Sensoren üblicherweise in analoger Form<br />

zur Verfügung. Zur Übertragung sind diese analogen Werte<br />

jedoch weniger geeignet, da sie eine aufwendige Schirmung<br />

des Übertragungsmediums erfor<strong>der</strong>n.<br />

Durchgesetzt hat sich vielfach die Kodierung <strong>der</strong> Meßwerte<br />

mit Plusweitenmodulation. Dieses digitale Übertragungsverfahren<br />

bietet durch eine 1-Bit-Quantisierung eine sehr hohe<br />

Störsicherheit. Die Rückwandlung des Signals erfolgt in<br />

Timingeinheiten, die auf vielen aktuellen Mikrokontrollern<br />

als periphere Einheit enthalten sind.<br />

Voraussetzung für alle Arten <strong>der</strong> digitalen Übertragungsverfahren<br />

ist eine Verarbeitungsstufe in <strong>der</strong> Sensoreinheit selbst.<br />

Dies kann beginnen bei einem einfachen gesteuerten Os-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 26<br />

zillator bis hin zu einem Mikrokontroller, <strong>der</strong> eine Umsetzung<br />

auf eine RS-232-Schnittstelle mit einem entsprechenden<br />

Protokoll vornimmt. In Verbindung mit einem Temperaturfühler<br />

kann ein solcher Kontroller auch Temperaturkompensation<br />

und interne Kalibrierungsfunktionen übernehmen.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> beschriebenen Struktur des Gesamtsystems<br />

als Sternnetz setzt sich eine Busstruktur für den Fahrzeugeinsatz<br />

immer weiter durch. In einer solchen Struktur übernimmt<br />

<strong>der</strong> Sensorkontroller auch Aufgaben, die die Organisation<br />

eines solchen verteilten Systems von den angeschlossenen<br />

Geräten erfor<strong>der</strong>t. Diesem erhöhten Aufwand in den<br />

einzelnen Geräten steht die erheblich einfachere Verkabelung<br />

entgegen, die nicht nur Kosten, son<strong>der</strong>n auch Gewicht<br />

einspart.<br />

Problematisch bei allen kodierenden Übertragungsverfahren<br />

ist die Zeitverzögerung, die auf den Strecken auftreten<br />

kann. Serielle Low-speed-Verfahren können eine Verzögerung<br />

des Meßwertes bedingen, die für die nachfolgenden<br />

Rechenschritte nicht kompensierbar ist. Wie schon in den<br />

vorhergehenden Abschnitten beschrieben, induzieren diese<br />

Verzögerungen Totzeiten, die eine Regelkreisauslegung erschweren<br />

können.<br />

3.4.2 Vorverarbeitung<br />

Die Meßwerte des Sensors lassen sich im allgemeinen nicht<br />

ohne eine Konditionierung verarbeiten. Die eigentlich gewünschten<br />

Werte, die den physikalischen Zustand des Fahrzeuges<br />

repräsentieren, sind durch Meßrauschen, aber auch<br />

fahrzeuginterne Einflüsse wie Motorvibrationen verfälscht.<br />

Der Einsatz von analogen Filtern zur Bandbegrenzung des<br />

Eingangssignals ist nicht mehr empfehlenswert, da ein Fahr-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 27<br />

zeug, das normal bewegt wird, in den beschriebenen Meßgrößen<br />

eine Dynamik von maximal 5 Hz entwickelt. Ein<br />

analoges Tiefpaßfilter dieser Grenzfrequenz erfor<strong>der</strong>t Wi<strong>der</strong>stände<br />

und Kapazitäten, die kaum in den gefor<strong>der</strong>ten Genauigkeiten<br />

erhältlich sind.<br />

Digitale Signalprozessoren, <strong>der</strong>en Struktur insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf die Abarbeitung digitaler Filter abgestimmt ist, sind für<br />

solche Aufgaben prädestiniert. Zudem ist das Filterverhalten<br />

nicht von Umweltbedingungen wie Temperatur etc. abhängig.<br />

Die Entscheidung, ob ein IIR-Filter (IIR – Infinite Impulse<br />

Response) o<strong>der</strong> ein FIR-Filter (FIR – Finite Impulse Response)<br />

zum Einsatz kommt, muß je nach Einzelfall getroffen<br />

werden. Beiden digitalen Filtertypen gemein ist jedoch,<br />

daß die Anpassung an unterschiedliche Einsatzbedingungen<br />

sehr einfach durch Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Parameterliste auch zur<br />

Laufzeit erfolgen kann.<br />

Die Parameterliste zur Modellierung des Filters wird auf<br />

einer Workstation mit einem Simulationsprogramm wie<br />

MatrixX® o<strong>der</strong> Matlab® vorgenommen und auf den Navigationsrechner<br />

übernommen. Die Filterauslegung läßt sich<br />

so unter allen Betriebszuständen simulieren und optimieren.<br />

Die notwendige Abtastfrequenz ergibt sich innerhalb des<br />

Simulationsablaufs aus den gewünschten Filtereigenschaften<br />

und – als Randbedingung – aus <strong>der</strong> im Navigationsrechner<br />

zur Verfügung stehenden Rechenleistung.<br />

Die mögliche Verlagerung <strong>der</strong> Filterberechnung auf den Sensor<br />

selbst erhöht dessen Preis, setzt jedoch auch die gefor<strong>der</strong>te<br />

Bandbreite des Übertragungskanals durch die verringerte<br />

Datenrate herab. Es muß hier ein optimaler Kompromiß<br />

gefunden werden.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 28<br />

3.4.3 Datenkombination<br />

Die Zusammenführung <strong>der</strong> Sensordaten und <strong>der</strong> Daten des<br />

GPS kann durch unterschiedliche Ansätze realisiert werden.<br />

Maßgeblich für das eingesetzte Verfahren sind die Eigenschaften<br />

des als Referenz eingesetzten GPS-Empfängers<br />

und dessen Ausgabewerte.<br />

Qualitativ hochwertige Empfänger bieten die Ausgabe von<br />

Rohmeßwerten <strong>der</strong> Signallaufzeiten und <strong>der</strong> Satellitenpositionen<br />

in kartesischen Koordinaten an, die z. B. in einem<br />

mehrstufigen Kalmanfilter direkt mit den Informationen<br />

eines Inertialsensors kombiniert werden können (Abb. 2). Die<br />

Ausgabewerte beschreiben Fahrzeuglage und Bewegung in<br />

dreidimensionalen Koordinaten, die durch entsprechende<br />

Umrechnung den realen Zustand des Fahrzeuges beschreiben.<br />

Ein solches Verfahren kommt aufgrund <strong>der</strong> notwendigen<br />

Rechenleistung und des Inertialsensors speziell in Avioniksystemen<br />

und Referenzsystemen für Landnavigation zur Anwendung<br />

[1].<br />

Abb. 2: Systemstützung auf Rohdatenbasis<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Abb. 3: Kopplung auf Positionsbasis<br />

Seite 29<br />

Eine Kopplung auf Basis <strong>der</strong> ausgegebenen Position eines<br />

GPS-Empfängers ist <strong>der</strong> einfachere Weg, ein Navigationssystem<br />

aufzubauen. Während sich die Rohdatenausgabeformate<br />

einzelner Empfänger teilweise sehr stark unterscheiden,<br />

können die Positionen üblicherweise in einem Standardformat<br />

angefor<strong>der</strong>t werden. So ist <strong>der</strong> flexible Einsatz<br />

unterschiedlicher Empfänger möglich (Abb. 3).<br />

Die Informationen über Position, Geschwindigkeit, Bewegungsrichtung<br />

und Zustand des Empfängers werden den<br />

entsprechenden Sensorinformationen zugeordnet. Zeitliche<br />

Zuordnung, Kalibrierung und Korrekturen erfolgen in getrennten<br />

Softwaremodulen, <strong>der</strong>en optimale Schätzungen dann<br />

zu einer Gesamtposition zusammengeführt werden.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 30<br />

4 Praktischer Einsatz<br />

Anhand von unterschiedlichen Einsatzgebieten werden in<br />

diesem Abschnitt beispielhaft verschiedene Sensorkombinationen<br />

zusammengestellt und ihre Tauglichkeit bewertet.<br />

4.1 Anwendungsbeispiele<br />

4.1.1 Hochgenaues Vergleichssystem<br />

Ein Vergleichssystem dient zur Evaluierung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

von seriennahen Sensoren und Gesamtsystemen.<br />

Grundsätzlich ist es dafür notwendig, die in Abschnitt 3.3.1<br />

beschriebenen systematischen Fehler zu kompensieren, um<br />

Aussagen über <strong>der</strong>en Einfluß auf den zu testenden Sensor<br />

treffen zu können. Weiterhin sollte die Kompensation sensorinterner<br />

Fehler <strong>der</strong> Sensoren vorab durch Bestimmung<br />

einer Kennlinienkorrektur erfolgen, um das Vergleichssystem<br />

von eigentlichen Kalibrierungsaufgaben zu entlasten.<br />

GPS Für die Positionsbestimmung empfiehlt sich <strong>der</strong> Aufbau eines<br />

lokalen Differential-GPS, bestehend aus einem stationären<br />

Empfänger an bekannter Position, dessen Korrekturwerte<br />

über eine Telemetriestrecke auf das mobile Vergleichssystem<br />

übertragen werden. Bei Einsatz <strong>der</strong> entsprechenden<br />

hochgenauen GPS-Empfänger und <strong>der</strong> Nutzung einer Phasenmehrdeutigkeitslösung<br />

ist eine dynamische absolute Positionsgenauigkeit<br />

von besser als 20 cm zu erreichen.<br />

Es bietet sich weiterhin an, die Ausrichtung des Fahrzeuges<br />

über eine Kombination von zwei GPS-Empfängern zu bestimmen,<br />

<strong>der</strong>en Antennen im vor<strong>der</strong>en und hinteren Bereich<br />

des Fahrzeugdaches angebracht sind. Aus <strong>der</strong> Positionsdifferenz<br />

dieser beiden Antennen läßt sich die statische Ausrichtung<br />

mit einer Genauigkeit von besser als 0,5° berechnen<br />

(s. Abschnitt 2.1.4).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Seite 31<br />

Sensorik Diese Richtungsbestimmung wird verwendet, um die Inertialplattform<br />

zu initialisieren und ihre Grundausrichtung zu<br />

bestimmen. Die Querneigung des Fahrzeuges bestimmt sich<br />

aus dem gemessenen Vektor <strong>der</strong> Erdbeschleunigung <strong>der</strong><br />

integrierten Beschleunigungssensoren. Damit sind sämtliche<br />

Freiheitsgrade des Fahrzeuges bestimmt. Hilfreich ist zusätzlich<br />

<strong>der</strong> Einsatz eines berührungslosen Geschwindigkeitssensors<br />

zur Unterstützung des in Fahrzeuglängsrichtung<br />

arbeitenden Beschleunigungssensors.<br />

4.1.2 Testsystem<br />

Ein Testsystem wird verwendet, um die Qualität bereits installierter<br />

Seriensysteme zu überprüfen. Von Vorteil ist dabei<br />

<strong>der</strong> Einsatz fahrzeugunabhängiger Sensorik, die ohne<br />

Eingriffe in die Fahrzeugelektrik montiert werden kann.<br />

GPS Als GPS-Empfänger kommt ein handelsüblicher Empfänger<br />

zum Einsatz, an den keine beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gestellt werden müssen. Einzig die Verarbeitungsmöglichkeit<br />

hochfrequenter Korrekturdaten, wie sie vom HEPS-Service<br />

<strong>der</strong> Landesvermessungsämter geliefert werden, muß gegeben<br />

sein. Dieser auf 160 MHz angebotene Service mit Korrekturdaten<br />

lokaler Referenzstationen ermöglicht eine Ortungsgenauigkeit<br />

von besser als 1,5 m.<br />

Sensorik Zur fahrzeugunabhängigen Bestimmung von Bewegungsrichtung<br />

und Geschwindigkeit kommen Drehratensensoren<br />

auf faseroptischer Basis und berührungslose Geschwindigkeitssensoren<br />

in Frage. Durch die Verwendung vorkalibrierter<br />

Ausführungen ist die Funktion des GPS – abgesehen<br />

von <strong>der</strong> absoluten Ortung und <strong>der</strong> Richtungsinformation –<br />

auf die Korrektur <strong>der</strong> systematischen Fehler beschränkt.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 32<br />

Unter bestimmten Annahmen wie geringer Seitenneigung<br />

des Fahrzeuges ist das gesamte Fehlerbudget des Meßaufbaus<br />

jedoch gering.<br />

4.1.3 Serienausführung<br />

Beim Aufbau eines Systems für die Serienfertigung spielen<br />

finanzielle Aspekte die entscheidende Rolle. In <strong>der</strong> Gesamtkonzeption<br />

muß eine Sensorkombination gefunden werden,<br />

die das Optimum zwischen Leistungsfähigkeit und Kosten<br />

erreicht.<br />

GPS Als GPS-Empfänger wird sinnvollerweise ein Modul verwendet,<br />

das direkt im Navigationsrechner integriert werden<br />

kann. Zur Auswahl steht eine Vielzahl von Modulen, die<br />

grundsätzlich alle die Standardgenauigkeit des Systems bieten.<br />

Als Unterschied zwischen den Modulen lassen sich<br />

jedoch Eigenschaften wie Eingabemöglichkeiten für Korrekturdaten<br />

und im speziellen die internen Filtereigenschaften<br />

<strong>der</strong> Positionsberechnung anführen.<br />

Es sollten dabei Filter, die die Ausgabeposition des Empfängers<br />

glätten, bei Abschattung extrapolieren etc., abschaltbar<br />

sein. Im Gesamtsystem einer Koppelortung muß das<br />

Systemverhalten von <strong>der</strong> integrierenden Navigationssoftware<br />

bestimmt werden. Ein Empfänger, <strong>der</strong> klaren Aufschluß<br />

über den aktuellen Zustand <strong>der</strong> absoluten Ortung gibt, ist<br />

dabei auf jeden Fall vorzuziehen.<br />

Als Quelle für Korrekturdaten lassen sich frei verfügbare<br />

Dienste wie z. B. <strong>der</strong> EPS-Dienst <strong>der</strong> Landesvermessungsämter<br />

einsetzen. Diese Daten werden mit geringer Baudrate<br />

über das RDS-Signal von UKW-Sen<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> ARD-Sen<strong>der</strong>kette<br />

ausgestrahlt. Der Einsatz im Fahrzeug erreicht eine<br />

Ortungsgenauigkeit von besser als 5 m.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Sensorik Eine typische, aktuell recht weit verbreitete Konfiguration<br />

ist die Kombination von Rad- bzw. Tachosensor und einem<br />

Drehratensensor. Dabei ist eine On-line-Kalibrierung und<br />

-Korrektur zur Kompensation von systematischen und sensorinternen<br />

Fehlern unerläßlich, da die seriengefertigten<br />

Sensoren eine Einzelstückprüfung aus Kostengründen nicht<br />

zulassen.<br />

Als weiteren Schritt in Richtung einer Fahrzeugunabhängigkeit<br />

kann unter Beachtung <strong>der</strong> in Abschnitt 3.2.1 beschriebenen<br />

Fehler auch ein Beschleunigungssensor zur Wegbestimmung<br />

eingesetzt werden. Dieser umgeht den Eingriff<br />

in die Fahrzeugelektrik und kann in Kombination mit einem<br />

Lagesensor eine ausreichende Genauigkeit liefern. Die auftretenden<br />

systematischen Fehler müssen wie<strong>der</strong>um mit <strong>der</strong><br />

GPS-Information korrigiert werden.<br />

4.2 Leistungsfähigkeit<br />

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Leistungsparameter<br />

<strong>der</strong> in Abschnitt 4.1 vorgestellten Systemkonfigurationen.<br />

Die anbgegebenen Werte sind dabei als typische<br />

Genauigkeiten zu betrachten, die bei Verwendung <strong>der</strong> in<br />

Abschnitt 4.3 aufgeführten Sensoren erreicht werden können.<br />

Tab. 1: Zusammenstellung <strong>der</strong> Genauigkeitsklassen<br />

Seite 33<br />

Parameter<br />

Position<br />

Vergleichssystem Testsystem Serienausführung<br />

(horizontal/dynamisch) ≤ 0,2 m ≤ 1,5 m ≤ 5,0 m<br />

Geschwindigkeit ≤ 0,05 m/s ≤ 0,1 m/s ≤ 0,5 m/s<br />

Bewegungsrichtung ≤ 0,1 ° ≤ 0,5 ° ≤ 1,0 °<br />

Lagewinkel ≤ 0,3 ° - -<br />

typ. Positionsablage<br />

nach 1 km Koppelphase<br />

≤ 0,5 m ≤ 5,0 m ≤ 70,0 m<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 34<br />

Tab. 2: Systempreis<br />

Grundsätzlich ist insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Ablage nach einer<br />

Koppelphase die Dynamik des zurückgelegten Weges entscheidend.<br />

Das Referenzsystem kann jedoch durch die dreidimensionale<br />

Messung die systematischen Fehler <strong>der</strong> Richtungs-<br />

und Geschwindigkeitsmessung umgehen und so eine<br />

signifikant höhere Genauigkeit erreichen.<br />

4.3 Kostenvergleich<br />

Die Zusammenstellung <strong>der</strong> Kosten erfolgt auf Basis <strong>der</strong> vorgestellten<br />

Konfigurationen. Auch hier ist die Angabe als<br />

grober Richtwert für ein realisiertes System zu sehen. Alle<br />

Angabe erfolgen in DM.<br />

Komponente Vergleichssystem Testsystem Serienausführung<br />

Inertialplattform ~ 70.000,- - -<br />

Drehratensensor - ~ 4.000,- ~ 50,-<br />

Geschwindigkeitssensor ~ 15.000,- ~ 12.000,- ~ 40,-<br />

(berührungslos) (B-Sensor)<br />

Geschwindigkeitssensor - - ~ 10,-<br />

(fahrzeuggebunden) (Tachoadapter)<br />

GPS-Empfänger ~ 30.000,- ~ 1.000,- ~ 200,-<br />

DGPS-Referenz ~ 40.000,- - -<br />

Datentelemetrie bzw.<br />

Übertragung <strong>der</strong> Korrekturdaten<br />

~ 10.000,- ~ 2.000,- ~ 600,-<br />

Navigationsrechner ~ 40.000,- ~ 10.000,- ~ 400,-<br />

Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> einzelnen Komponenten ergeben<br />

sich geschätzte Systempreise von<br />

ca. 200.000,- DM für ein Vergleichssystem,<br />

ca. 30.000,- DM für ein Testsystem und<br />

ca. 1.300,- DM für die Serienausführung einer Ortungskomponente.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Fahrzeugsensorik 05410<br />

Nicht berücksichtigt sind Kosten für Software, die zur Verarbeitung<br />

<strong>der</strong> Sensorinformationen notwendig ist.<br />

5 Perspektiven<br />

Seite 35<br />

Die in diesem Beitrag vorgestellten Sensoren lassen sich<br />

für vielfältige Aufgaben innerhalb eines Fahrzeuges einsetzen.<br />

Als Beispiel seien die aktuell in <strong>der</strong> Serienausstattung<br />

vieler Fahrzeuge eingesetzten Stabilisierungssysteme genannt,<br />

die auf den Informationen von Sensoren beruhen, die prinzipiell<br />

auch für Koppelortungssysteme einsetzbar sind. Voraussetzung<br />

für die Verbindung bei<strong>der</strong> Systeme ist jedoch<br />

entwe<strong>der</strong> ein kombinierter Rechner, <strong>der</strong> sowohl Stabilisierungs-<br />

wie auch Navigationsaufgaben übernimmt, o<strong>der</strong> aber<br />

ein Bussystem mit angeschlossenen intelligenten Sensormodulen,<br />

das fahrzeugweit die Informationen zur Verfügung<br />

stellt. Dabei ist <strong>der</strong> Einsatz einer dreidimensionalen Inertialplattform<br />

für die Anwendung bei<strong>der</strong> Systeme von Vorteil.<br />

Die weitergehende Kombination von elektronischem Gaspedal,<br />

elektrischer Steuerung und externen Sensoren führt<br />

in <strong>der</strong> Gesamtkonzeption zu einem „Drive by Wire”-System,<br />

das dem „Fly by Wire” mo<strong>der</strong>ner Flugzeuge durchaus<br />

vergleichbar ist. Kennzeichnend für ein solches System ist<br />

unter an<strong>der</strong>em, daß Vorgaben des Fahrers mit dem aktuellen<br />

Fahrzeugzustand verglichen werden und das System selbst<br />

für eine unter den aktuellen Bedingungen optimale Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Befehle sorgt. Voraussetzung hierfür ist eine<br />

integrierte Ortung, die mit größtmöglicher Aktualität alle<br />

Daten über Lage, Beschleunigung und Position bereithält.<br />

Literatur [1] J. Wagner, G. Kasties: Aspects of Combining Satellite<br />

Navigation and Low-Cost Inertial Sensors; Aerodata Flugmeßtechnik<br />

GmbH, 1995<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


05410 Fahrzeugsensorik<br />

Seite 36<br />

[2] A. Finger: Digitale Signalstrukturen in <strong>der</strong> Informationstechnik;<br />

1. Auflage 1985, Oldenbourgh Verlag, München<br />

[3] Frank Schrödter: GPS Satelliten-Navigation; Technik,<br />

Systeme, Geräte, Funktionen und praktischer Einsatz; 1. Auflage<br />

1994, Franzis Verlag, Poing<br />

[4] ICD-GPS-200; Interface Control Dokument GPS (200);<br />

ARINC Research Corporation, USA 1991<br />

[5] M. Bossert, B. G. Teubner: Kanalcodierung; 1. Auflage 1992,<br />

Stuttgart<br />

[6] NAVSTAR GPS User Equipment – Introduction; US Air<br />

Force Space Systems Division, USA 1991<br />

[7] Prof. Dr.-Ing. Manfred Thoma: Theorie linearer Regelungstechnik,<br />

1. Auflage 1973, Vieweg und Sohn GmbH, Braunschweig<br />

[8] Eugene Wong, Bruce Haje: Stochastic Processes in Engineering<br />

Systems; 2. Auflage 1985, Springer Verlag, Berlin<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Anwendungen<br />

06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Burkhard Heise und Rainer Paulsen<br />

06120 Autofahren wird an<strong>der</strong>s<br />

Gisela Qasim<br />

06210 Luftfahrt<br />

Gunther Schänzer<br />

06310 Containerumschlag:<br />

Telematik im intermodalen Güterverkehr<br />

Bernd Hoßfeld<br />

06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Horst Krampe<br />

06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Eckehard Schnie<strong>der</strong><br />

06510 Landwirtschaft<br />

Hermann Auernhammer<br />

06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Jörn Janecke<br />

06630 Betriebshof-Managementsysteme in ÖPNV<br />

Horst Krampe<br />

06730 Alarm aus dem Weltraum<br />

Gisela Qasim<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

06<br />

Seite 1


06<br />

Seite 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Motorisierter Individualverkehr und<br />

Telematik<br />

von<br />

Burkhard Heise, Rainer Paulsen<br />

1 Grundlagen <strong>der</strong> Telematik für den Individualverkehr<br />

Die funktionalen Zusammenhänge von Telematikanwendungen<br />

gelten für Einsatzzwecke im Individualverkehr in<br />

gleicher Weise wie in an<strong>der</strong>en Anwendungen. Die Basisfunktionen<br />

verkehrstelematischer Systeme sind die Positionsbestimmung<br />

des Fahrzeugs und die Realisierung von Kommunikationsmöglichkeiten<br />

zwischen dem individuellen Fahrzeug<br />

und einer Zentrale sowie die zweckentsprechende Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Leitzentralen (Abb. 1).<br />

Mögliche Die angebotenen bzw. theoretisch möglichen Telematikan-<br />

Telematik- wendungen für den Individualverkehr reichen von <strong>der</strong> Inanwendungen<br />

formationsvermittlung über Notruf, Navigation und dynafür<br />

den mische Zielführung bis hin zu kollektiven Verkehrsleitstra-<br />

Individual- tegien. Die Telematik ermöglicht darüber hinaus die Anbinverkehr<br />

dung des Fahrzeugs an stationäre Netze und an offene o<strong>der</strong><br />

auf geschlossene Benutzergruppen hin ausgelegte Kommunikationssysteme.<br />

Schließlich wird auch das sogenannte Infotainment<br />

im Fahrzeug, beispielsweise durch Anbindung<br />

an das Internet, technisch möglich.<br />

Zielstellungen Mit Hilfe von Telematikanwendungen für den Individual<strong>der</strong><br />

Telematik verkehr soll ein wesentlicher Beitrag zur Mobilität, zur<br />

im Individual- Sicherheit und indirekt auch zur Umweltentlastung geleiverkehr<br />

stet werden, u. a. durch<br />

optimierte Information <strong>der</strong> Verkehrsteilnehmer,<br />

Rationalisierung von Verkehrsabläufen,<br />

Seite 1<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk<br />

Abb. 1: Die Anwendungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Telematik im Verkehr<br />

Seite 2<br />

06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Vermeidung ineffizienter Verkehrssituationen,<br />

verbesserte Nutzung <strong>der</strong> Infrastruktur,<br />

schnelle Kommunikation in Notfallsituationen,<br />

Verbesserung <strong>der</strong> intermodalen Personenverkehre.<br />

Seite 3<br />

Umsetzung Diese inzwischen vielbeschworenen Zielstellungen harren<br />

bisher noch <strong>der</strong> wirkungsvollen Umsetzung. Die Aktivitäten<br />

seitens <strong>der</strong> Netzbetreiber, <strong>der</strong> Serviceprovi<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Gerätehersteller<br />

haben jedoch in letzter Zeit einen erheblichen<br />

Schub erhalten, erste Serienlösungen sind verfügbar o<strong>der</strong><br />

werden in Kürze angeboten. Einen wesentlichen Beitrag<br />

Automobil- dazu leisten die Automobilhersteller, die Telematik als eine<br />

hersteller als Kernkompetenz in ihrer Funktion als „Mobilitätsanbieter“<br />

Mobilitäts- erkannt haben. Automobilhersteller, Netzbetreiber und Geanbieter<br />

rätehersteller verknüpfen ihre Kompetenzen und bieten Telematikdienste<br />

– oft über spezielle Serviceprovi<strong>der</strong> – für den<br />

Autofahrer an.<br />

Systematisch betrachtet sind es zwei Hauptaspekte, die wesentlich<br />

auf die Chancen und Hemmnisse in <strong>der</strong> Durchsetzung<br />

<strong>der</strong> Telematik im Individualverkehr wirken: die eingesetzten<br />

Technologien und das Dienstekonzept bzw. Diensteangebot<br />

für den Endkunden.<br />

Mit dem serienmäßigen Angebot von Telematikgeräten im<br />

Fahrzeug werden große Stückzahlen und damit Preise erreichbar,<br />

welche die Telematikgeräte für Käufer zu einem<br />

attraktiven und finanzierbaren Feature <strong>der</strong> Fahrzeugausstattung<br />

werden lassen. Inwieweit Kunden diese Angebote nutzen,<br />

hängt dann von <strong>der</strong> Attraktivität, <strong>der</strong> Qualität und den<br />

Preisen <strong>der</strong> angebotenen Dienste ab.<br />

Das Dilemma potentieller Anbieter von Telematikdiensten<br />

besteht in <strong>der</strong> Komplexität, <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Kooperation<br />

verschiedener Systempartner für ein geschlossenes Angebot<br />

von Diensten sowie im Mangel eines Vergleichsmarktes, mit<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 4<br />

dem die Wirtschaftlichkeit von Diensten prognostiziert werden<br />

kann.<br />

Sofern eine flächendeckende Einführung erzielt wird, können<br />

die erwähnten Zielstellungen <strong>der</strong> Telematik im Individualverkehr<br />

überwiegend erreicht werden. Jedoch finden die<br />

mobilitätsverbessernden Effekte wie<strong>der</strong>um ein Ende, wenn<br />

die Zahl <strong>der</strong> Fahrzeuge weiterhin steigt und die Kapazitätsgrenze<br />

<strong>der</strong> Infrastruktur erneut erreicht wird. Sollte dies auch<br />

Abschalten <strong>der</strong> nur an einzelnen Knotenpunkten in Ballungsräumen o<strong>der</strong><br />

Telematik- auf Autobahnen <strong>der</strong> Fall sein, so ist die Telematik erst recht<br />

anwendungen vonnöten. Ein „Abschalten“ <strong>der</strong> Telematikanwendungen<br />

nicht möglich – aus welchem Grunde auch immer – ist dann nicht mehr<br />

möglich, ohne das Verkehrssystem zumindest regional kollabieren<br />

zu lassen.<br />

2 Anfor<strong>der</strong>ungen an Telematiksysteme<br />

Telematikanwendungen für den Individualverkehr stellen<br />

spezifische Anfor<strong>der</strong>ungen an die Systemarchitektur, die Hardware<br />

und die Dienste. Seitens <strong>der</strong> Diensteanbieter ist hierbei<br />

die Integration <strong>der</strong> jeweiligen Kompetenzen aller betei-<br />

Schaffung ligten Systempartner zu einem geschlossenen System zu<br />

eines Komplett- nennen, was bisher nur in Einzelfällen gelungen ist. Die Grünsystems<br />

de dafür liegen in den erfor<strong>der</strong>lichen, aufwendigen Vorlaufarbeiten<br />

zum Systemdesign, in <strong>der</strong> Zielabstimmung und Koordination,<br />

den damit verbundenen Kosten und in <strong>der</strong> schwer<br />

vorhersehbaren Wirtschaftlichkeit eines geplanten Telematikdienstes.<br />

Hinzu kommt, daß dem Kunden nur ein voll funktionsfähiges<br />

System mit zuverlässiger Hardware angeboten<br />

werden kann. Das Gesamtsystem muß daher konzeptionell<br />

vollständig entworfen, technisch zuverlässig und finanziert<br />

sein, bevor die Einführung beginnen kann.<br />

In <strong>der</strong> Diskussion um die gesellschaftliche Akzeptanz von<br />

telematischen Anwendungen im Individualverkehr werden<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 5<br />

immer wie<strong>der</strong> Zweifel am ausreichenden Datenschutz (per<br />

Definition <strong>der</strong> Schutz personenbezogener Daten) geäußert.<br />

Die Furcht vor <strong>der</strong> Erstellung von Bewegungsprofilen ist<br />

beson<strong>der</strong>s in den Neuen Bundeslän<strong>der</strong>n stark ausgeprägt.<br />

Es sei hier jedoch – nach ausführlichen Gesprächen mit<br />

Datenschutz- professionellen Datenschützern – behauptet, daß dieses Proanfor<strong>der</strong>ungen<br />

blem real nicht existiert und die Datenschutzbelange bereits<br />

im Systementwurf ausreichend berücksichtigt werden; dies<br />

nicht zuletzt deshalb, um seitens <strong>der</strong> ausschließlich privaten<br />

Anbieter von Telematikdiensten den Kunden in dieser Frage<br />

Sicherheit zu geben. Da Telematik we<strong>der</strong> staatlich organisiert<br />

noch verordnet ist, muß um den Kunden geworben<br />

werden. Die Nichteinhaltung <strong>der</strong> Datenschutzbelange wäre<br />

das akquisitorische Aus für jeden Anbieter. Ein unkontrollierter<br />

Personenbezug ist ohnehin nicht möglich, da <strong>der</strong><br />

Fahrer nur durch eigene Entscheidung eine Identifikation<br />

gegenüber dem System abgibt.<br />

Sämtliche Daten, die aus Fahrzeugbewegungen resultieren,<br />

müssen ohne Bezug zum individuellen Fahrzeug verarbeitet<br />

werden, d. h. Datensätze, die zumindest theoretisch die<br />

Identifikation des Fahrzeugs ermöglichen, müssen anonymisiert<br />

werden. Nur in Son<strong>der</strong>fällen, die vom Endkunden<br />

gewünscht sind, wie z. B. <strong>der</strong> Diebstahlverfolgung o<strong>der</strong><br />

dem automatisch ausgelösten Notruf in Unfallsituationen,<br />

werden Fahrzeugidentifikation o<strong>der</strong> personenbezogene Daten<br />

mit übertragen, beispielsweise um auf beson<strong>der</strong>e Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

<strong>der</strong> medizinischen Behandlung reagieren zu<br />

können. Dies jedoch nur in dem Umfang, wie <strong>der</strong> Kunde es<br />

vorab bei seinem Serviceprovi<strong>der</strong> beauftragt. Es ist mit<br />

Sicherheit davon auszugehen, daß alle Diensteanbieter<br />

allein aus Wettbewerbsgründen die optimale Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Datenschutzbelange garantieren werden.<br />

Ergänzend sei zur Frage des Datenschutzes noch bemerkt,<br />

daß heute jedes mit einem Mobiltelefon geführte Telefonat<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 6<br />

örtlich und zeitlich registriert ist. Will <strong>der</strong> Kunde ein Mobiltelefon<br />

nutzen, nimmt er dieses „Datenschutzdefizit“<br />

bewußt in Kauf. Es bleibt ihm natürlich freigestellt, nicht zu<br />

telefonieren.<br />

Neben den datenschutzrechtlichen Anfor<strong>der</strong>ungen müssen<br />

Telematiksysteme für den Individualverkehr weitere system-,<br />

fahrzeug- und nutzerspezifische Merkmale aufweisen.<br />

2.1 Systemspezifische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Flächen- Hierbei ist in erster Linie die flächendeckende Verfügbardeckende<br />

keit <strong>der</strong> Kommunikation zu nennen. Ein Telematiksystem ist<br />

Verfügbarkeit für den Individualverkehr nur dann akzeptabel, wenn es seine<br />

Funktionen überall und je<strong>der</strong>zeit auszuführen in <strong>der</strong> Lage<br />

ist. Für die Kommunikation stehen bewährte Funknetze und<br />

digitale Mobilfunknetze zur Verfügung. Damit sind die technischen<br />

Voraussetzungen auch für eine transnationale Kommunikation<br />

gegeben. Damit ist jedoch noch nichts darüber<br />

ausgesagt, ob das Diensteangebot für transnationale Nutzung<br />

angelegt ist. Primäre Dienste, wie <strong>der</strong> Notruf und Verkehrsinformationen,<br />

können daher heute nur regional begrenzt<br />

garantiert werden. Hier sind Standardisierungen und Anpassungen<br />

auf europäischer Ebene erfor<strong>der</strong>lich, wenn <strong>der</strong>artige<br />

Dienste auch über die Landes- und Sprachgrenzen hinaus<br />

funktionieren sollen.<br />

Kompatibilität Noch offen ist die Frage <strong>der</strong> Kompatibilität von Hardware<br />

von Hardware und Diensten, nicht nur im internationalen Zusammenspiel.<br />

und Diensten Das Zusammenwirken von Diensten und die Vernetzung von<br />

Angeboten auf einer gemeinsamen Hardwareplattform, wie<br />

es beispielsweise bei Computersoftware und im Internet<br />

realisiert ist, sind in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> noch nicht realisiert.<br />

Erste Lösungsmöglichkeiten bietet das GATS-Protokoll<br />

(Global Automotive Telematic Standard), das für alle<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 7<br />

Interessenten offenliegt und als allgemeingültiges Protokoll<br />

<strong>der</strong> Datenübertragung genutzt werden kann.<br />

2.2 Fahrzeugspezifische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Bereits die aktuelle Fahrzeuggeneration verfügt über ein<br />

spezifisches internes Datenübertragungssystem. Weit verbreitet<br />

sind High-Speed- und Low-Speed-CAN-Bussysteme<br />

(Controller Area Network). Telematikgeräte müssen dafür<br />

Schnittstellen angepaßte Schnittstellen aufweisen, um beispielsweise aus<br />

einem Airbagsignal heraus den automatischen Notruf auslösen<br />

zu können. Da die Bordelektronik herstellerspezifisch<br />

ausgelegt ist, werden Nachrüstlösungen zwar technisch machbar<br />

sein, jedoch kaum den Integrationsgrad von Serienlösungen<br />

(zu vertretbaren Preisen) erreichen können.<br />

Gestaltungs- Beson<strong>der</strong>e Gestaltungserfor<strong>der</strong>nisse für die Telematiken<strong>der</strong>for<strong>der</strong>nisse<br />

geräte ergeben sich aus dem geringen Platzangebot für den<br />

für Telematik- Einbau von Anzeige- und Bedienteil. Lösungen stellen bei<br />

endgeräte spielsweise die im Doppel-DIN-Schacht unterzubringenden<br />

Touch-Screens dar.<br />

MMI = Man- Das Bedien- und Anzeigeteil (MMI = Man-Machine-Inter-<br />

Machine- face) muß weitere Funktionen, wie z. B. die Bedienung <strong>der</strong><br />

Interface Klimaanlage, <strong>der</strong> Unterhaltungselektronik und des Telefons,<br />

ermöglichen. Für den Datentransfer dieser Geräte werden<br />

zukünftig ebenfalls (optische) Bussysteme im Fahrzeug<br />

eingesetzt werden. Auch hierfür müssen Anbindungen realisiert<br />

werden, um die Integrationsfähigkeit <strong>der</strong> Telematikgeräte<br />

sicherzustellen. Das Telematikendgerät, zumindest aber<br />

die Bedienerschnittstelle, muß daher dem spezifischen Elektronikdesign<br />

und <strong>der</strong> Ausstattungsphilosophie <strong>der</strong> Automobil-<br />

Bedienbarkeit hersteller entsprechen. Inwieweit multifunktionale MMI, die<br />

nicht im direkten Sichtkorridor des Fahrers angeordnet<br />

sind, sicherheitsrelevante Auswirkungen auf die Aufmerksamkeit<br />

des Fahrers haben, bleibt abzuwarten. Unter-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 8<br />

suchungen zeigen, daß bereits das Telefonieren im Auto zu<br />

erheblichen Konzentrationsmängeln auch bei geschulten<br />

Fahrern führt. Damit treten beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

das MMI zutage, die das Telematikendgerät in Hard- und<br />

Software erfüllen muß. Eine ausgeklügelte ergonomische<br />

Gestaltung, eine geeignete Einbaulage, möglicherweise mit<br />

einer auf die Grundfunktionen reduzierten Anzeigeeinheit<br />

im Fahrersichtfeld, sowie Alternativen in Form <strong>der</strong> Sprachein-<br />

und -ausgabe müssen realisiert werden, um die Bedienbarkeit<br />

zu erleichtern und zusätzliche Sicherheitsrisiken auszuschließen.<br />

Zuverlässigkeit Darüber hinaus müssen für die Telematikeinrichtungen im<br />

<strong>der</strong> Systeme Fahrzeug Probleme <strong>der</strong> elektromagnetischen Verträglichkeit<br />

(EMV-Prüfung) gelöst und die Zuverlässigkeit bei Unfällen<br />

konstruktiv sichergestellt werden. Die Grundfunktion Notruf<br />

ist nur dann akzeptabel, wenn auch bei stark deformiertem<br />

Fahrzeug bzw. nach hohen Beschleunigungskräften die automatische<br />

Notfallmeldung tatsächlich noch erfolgt. Hier sind<br />

natürlich technische Grenzen gesetzt, die <strong>der</strong> Nutzer akzeptieren<br />

muß. Systeme verschiedener Hersteller unterscheiden<br />

sich in <strong>der</strong> hardwareseitigen Gestaltung.<br />

2.3 Nutzerspezifische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Preis, Qualität Die Akzeptanz von Telematikanwendungen wird seitens <strong>der</strong><br />

und Akzeptanz Nutzer von zwei Hauptaspekten bestimmt: dem Anschaffungspreis<br />

<strong>der</strong> Telematikausstattung im Fahrzeug und <strong>der</strong><br />

Qualität <strong>der</strong> Dienste. Da bei den zu erwartenden Serieneinführungen<br />

die Preise – wie bei jeglicher Massenproduktion –<br />

deutlich gesenkt werden können, stellt das Diensteangebot<br />

das entscheidende Kriterium für die allgemeine Akzeptanz<br />

und die Entscheidung des Nutzers zwischen verschiedenen<br />

Wettbewerbsangeboten von Telematikdiensten dar. Die laufenden<br />

Kosten <strong>der</strong> Dienste werden über die Mechanismen des<br />

Marktes reguliert, zumindest mittelfristig sind Telematikdienste<br />

ein Anbietermarkt, was die Preisgestaltung für den<br />

Kunden positiv beeinflussen dürfte.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 9<br />

Die Bewertung <strong>der</strong> Attraktivität von Telematikanwendungen<br />

aus Kundensicht erfolgt nach inhaltlichen und qualitativen<br />

Kriterien. Telematik wird erst durch vielfältige Dienste in<br />

sehr hoher Qualität für den Kunden interessant. Es werden<br />

weitere Dienstleistungsangebote, die nur indirekt in Zusam-<br />

Der Kunde menhang mit <strong>der</strong> telematischen Anwendung stehen, gefragt<br />

erwartet neue, sein. Der Kunde erwartet „neue, bessere“ Dienste, die <strong>der</strong> Serbessere<br />

Dienste viceprovi<strong>der</strong> über den Aufbau <strong>der</strong> originären technischen<br />

Telematik hinaus organisieren muß.<br />

Verkehrsinfor- Bei Verkehrsinformationsdiensten werden zeitnahe und zumationsdienste<br />

verlässige Informationen erwartet. Dabei sind auch Prognoseaussagen<br />

über die erwartete Dauer von Ereignissen gefragt.<br />

Die Informationen müssen strecken- und richtungsbezogen<br />

angeboten werden und sollen eine zeitliche Abschätzung<br />

über die Auswirkung von Ereignissen auf die<br />

Fahrtdauer beinhalten.<br />

Routen- Routenplanungen sollen strecken- o<strong>der</strong> zeitoptimiert angeplanungen<br />

boten werden, sie sind kontinuierlich mit <strong>der</strong> realen Verkehrssituation<br />

abzugleichen (dynamische Zielführung). Ausweichempfehlungen<br />

sollten die Auswirkung auf die Fahrtdauer<br />

prognostizieren und wie<strong>der</strong>um strecken- o<strong>der</strong> zeitoptimierte<br />

Alternativempfehlungen geben können; diese Ausweichrouten<br />

müssen vom Navigationsgerät auch geführt werden<br />

können.<br />

Notruf Der Notruf (bzw. Pannenhilferuf) muß über die automati-<br />

Pannenhilferuf sierte Alarmierung <strong>der</strong> Rettungsdienste hinaus weitere Hilfen<br />

realisieren, so z. B. den automatischen Aufbau einer<br />

Sprachverbindung mit dem verunglückten Fahrzeug und die<br />

möglichst optimale Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> benötigten Rettungseinrichtungen.<br />

Im Pannenfall sollte eine verbindliche Weiterreisegarantie<br />

innerhalb einer akzeptablen Zeit – auf welche Weise auch<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 10<br />

immer – angeboten werden können. Der Kunde erwartet ein<br />

Full-range- „Full-range-Service-Package“ für seine aktuellen, persönli-<br />

Service- chen Mobilitätsbedürfnisse und ein Reparatur- und Anliefe-<br />

Package rungangebot für das instand gesetzte Fahrzeug.<br />

Unidirektionale Für die unidirektionale Kommunikation (in Richtung zum<br />

Kommuni- Fahrzeug) müssen zur Ausnutzung aller Potentiale <strong>der</strong> Verkation<br />

kehrstelematik unterschiedliche Datenkanäle und Adressierungsarten<br />

aufgebaut werden. Allgemein zu streuende Informationen<br />

werden über sogenannte Broadcasting-Channel (RDS,<br />

DAB, Langwellensen<strong>der</strong> u. a.) ausgestrahlt und können von<br />

allen geeigneten Geräten im Empfangsbereich verarbeitet<br />

werden. Teilweise eignen sich diese Technologien auch für<br />

adressierte Nachrichten, die dann nur von geschlossenen<br />

Benutzergruppen o<strong>der</strong> dem selektierten Einzelgerät empfangen<br />

und dekodiert werden können. Die Einzeladressierung<br />

ist über Mobilfunknetze, wie das GSM, ebenfalls möglich,<br />

hierbei steht u. a. <strong>der</strong> SMS (Short Message Service) zur Datenübertragung<br />

im Sprachkanal zur Verfügung.<br />

Um die Anfor<strong>der</strong>ungen an das „Infotainment“ (Information<br />

Bidirektionale und Entertainment) zu erfüllen, werden bidirektionale Kom-<br />

Kommuni- munikationsmöglichkeiten benötigt. Der Nutzer kann damit<br />

kation interaktive Dienste wie Reservierungen, Buchungen und<br />

weitere Kommunikationsleistungen, so etwa die Verbindung<br />

zum Internet, in Anspruch nehmen. Als einziger transnational<br />

verfügbarer Datenkanal steht hierfür <strong>der</strong>zeit das GSM-<br />

Netz zur Verfügung.<br />

Der Nutzer erwartet die Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> Dienste<br />

flächendeckend und in den Basisfunktionen wie <strong>der</strong> V-Info,<br />

<strong>der</strong> Zielführung und dem Notruf auch über die Landes- und<br />

Sprachgrenzen hinaus. Eine einfache Bedienung <strong>der</strong> Geräte<br />

und <strong>der</strong> „Rund-um-die-Uhr-Service“ sind Selbstverständlichkeiten,<br />

die <strong>der</strong> Serviceprovi<strong>der</strong> anbieten muß.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 11<br />

Telematik- Hinsichtlich <strong>der</strong> Telematikendgeräte im Fahrzeug sind vor<br />

endgeräte allem die einfache Bedienbarkeit und ein hoher Integrationsstand<br />

gefor<strong>der</strong>t. Mehrere Ausbaustufen eines Telematikgerätes<br />

auf einer gemeinsamen Plattform und einem MMI<br />

führen zu einem Telematikendgerät im Fahrzeug, auf dem<br />

je nach Kundenwunsch unterschiedliche Dienste ablaufen<br />

können. Hierfür sind wie<strong>der</strong>um die Integration <strong>der</strong> Hardware<br />

(PC im Auto) und die Vernetzbarkeit <strong>der</strong> Dienste (auch von<br />

unterschiedlichen Serviceprovi<strong>der</strong>n) auf <strong>der</strong> Anbieterseite<br />

gefor<strong>der</strong>t, um die Gesamtheit <strong>der</strong> telematischen Potentiale<br />

nutzen zu können.<br />

Viele Inhalte <strong>der</strong> hier beschriebenen Szenarien übertreffen<br />

bei weitem das originäre telematische Leistungsangebot, jedoch<br />

müssen sich die Gerätehersteller und die Serviceprovi<strong>der</strong><br />

diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen stellen. Beispielsweise ist<br />

Car-PC die Einführung des „Car-PC“ bereits ein hochaktuelles Thema<br />

in den Entwicklungsabteilungen <strong>der</strong> Automobilhersteller.<br />

Bis <strong>der</strong>artig umfassende Serviceleistungen angeboten werden<br />

können, dürfte noch einige Zeit vergehen. Es ist jedoch<br />

zu erwarten, daß die Bedürfnisse <strong>der</strong> Kunden sich in diese<br />

Richtung entwickeln werden bzw. sich entwickeln lassen.<br />

Das aktuelle Problem für die Anbieter besteht in <strong>der</strong> Gestaltung<br />

eines bereits jetzt für Kunden interessanten und preislich<br />

attraktiven Einstiegsszenarios für die Telematik im Fahr-<br />

Attraktive zeug. Zunächst werden sich die Telematikdienste auf die in<br />

Einstiegs- <strong>der</strong> Serienfertigung von Fahrzeugen technologisch schnell<br />

szenarios für umsetzbaren Themen konzentrieren, um damit die Dienste<br />

die Telematik zu etablieren, ohne zuviel Komplexität in <strong>der</strong> Fahrzeugentohne<br />

zuviel wicklung auszulösen. Diese kurzfristig zu erwartenden Dien-<br />

Komplexität ste dürften <strong>der</strong> Notruf, die individuelle Verkehrsinformation<br />

und die dynamische Zielführung sein. Aber bereits in <strong>der</strong> kommenden<br />

Fahrzeuggeneration werden – zumindest in <strong>der</strong> Oberklasse<br />

– <strong>der</strong> „Car-PC“ und das interaktive Infotainment realisiert<br />

sein.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 12<br />

3 Technologien <strong>der</strong> Telematik<br />

Basisfunktion, Viele vorhandene o<strong>der</strong> absehbare Entwicklungen auf dem<br />

Ortung und Gebiet <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> stützen sich auf bekannte und<br />

Kommuni- bestehende Technologien. Die Basisfunktionen <strong>der</strong> Telematik,<br />

kation Ortung und Kommunikation, sollen im folgenden kurz vorgestellt<br />

werden (siehe Abb. 2).<br />

Abb. 2: Ortung und Kommunikation als Basis <strong>der</strong> Telematik<br />

3.1 Ortung durch Satelliten<br />

Für die meisten telematischen Anwendungen ist die Positionsbestimmung<br />

des Fahrzeugs eine notwendige Vorausset-<br />

Global zung. Durchgesetzt hat sich das GPS-Verfahren (Global Po-<br />

Positioning sitioning System), das auf eine vorhandene Infrastruktur, in<br />

System diesem Fall amerikanische Satelliten, zurückgreift.<br />

Ursprünglich ausschließlich für militärische Zwecke ausgelegt,<br />

haben die USA das Global Positioning System instal-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 13<br />

liert. Es besteht aus 24 Satelliten, die auf festgelegten Bahnen<br />

im 12-Stunden-Umlauf (also nicht geostationär wie Fernsehsatelliten)<br />

die Erde umkreisen und sekündlich ihren individuellen<br />

PRN-Code (Pseudo-Random-Noise-Code), d. h.<br />

verschlüsselte Daten über ihre Positionskoordinaten, die Uhrzeit<br />

ihrer Zeitzone und Angaben über die (gewollte) Unzuverlässigkeit<br />

dieser Signale, senden. Ein GPS-Empfänger dekodiert<br />

die Signale und kann aus den Signallaufzeiten von<br />

mindestens drei „sichtbaren“ Satelliten seine eigene Position<br />

bestimmen.<br />

Genauigkeit Indem <strong>der</strong> Signalcode <strong>der</strong> Satelliten veröffentlicht ist, kann<br />

<strong>der</strong> Positions- GPS bis auf weiteres und unentgeltlich für die Positionsbestimmung<br />

bestimmung ziviler Anwendungen eingesetzt werden, allerdings<br />

mit vermin<strong>der</strong>ter Genauigkeit. Ermöglicht das GPS<br />

bei militärischer Anwendung die Positionsbestimmung bis<br />

auf wenige Meter genau, ist in <strong>der</strong> zivilen Anwendung ein<br />

Fehlerbereich bis zu ca. 100 m zu tolerieren. Diese künstliche<br />

Verschlechterung wird mittels verschlüsselter Modulationen<br />

absichtlich hergestellt, indem die Satelliten unvorhersehbar<br />

und unkorrigierbar falsche Zeiten und/o<strong>der</strong> falsche Standortdaten<br />

senden („Selective Availability“). Militärische Empfänger<br />

können diese Fehler ausgleichen, da sie die fehlerhaften<br />

Daten a priori kennen.<br />

Genauere Eine genauere Positionsbestimmung in <strong>der</strong> zivilen Anwen-<br />

Positionsbe- dung wird durch DGPS (Differential-GPS) erreicht. Eine<br />

stimmung Referenzstation bei Frankfurt/Main (Mainflingen) sendet in<br />

durch DGPS Echtzeit über einen Langwellensen<strong>der</strong> ein Korrektursignal<br />

aus, und zwar alle drei Sekunden. Wird dieses Signal mit<br />

Hilfe eines geeigneten DGPS-Empfängers empfangen, kann<br />

das System die eigene Position mit einer Genauigkeit von<br />

ca. 5 Metern bestimmen. Allerdings kostet heute ein solches<br />

DGPS-Modul etwa 1.700 DM, gegenüber ca. 400 DM<br />

(Endverbraucherpreis) für einen einfachen GPS-Empfänger.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 14<br />

Ergänzung <strong>der</strong> Eine preiswerte Lösung bietet die Ergänzung <strong>der</strong> GPS-Posi-<br />

GPS-Positions- tionsbestimmung durch Radsensorsignale, die in <strong>der</strong> Regel<br />

bestimmung aus dem ABS-System des Fahrzeugs gewonnen werden köndurch<br />

nen und dem sog. „Map-matching“, d. h. dem Abgleich <strong>der</strong><br />

Radsensor- Radsensorinformationen mit den im Navigationsgerät abgesignale<br />

legten, digitalisierten Karten. Diese Technik funktioniert in<br />

<strong>der</strong> Praxis bereits zuverlässig.<br />

Ein vergleichbares und unter ähnlichen Randbedingungen<br />

allgemein nutzbares System zur satellitengestützten Positi-<br />

Global onsbestimmung haben die UdSSR installiert. Es wird als<br />

Navigation GLONASS (Global Navigation Satellite System) bezeich-<br />

Satellite net. Zivile Anwendungen, die GLONASS nutzen, sind bisher<br />

System nicht bekannt.<br />

Da die Verfügbarkeit <strong>der</strong> genannten Ortungssysteme nicht<br />

dauerhaft gewährleistet ist, die satellitengestützte Positionsbestimmung<br />

für viele telematischen Anwendungen aber ein<br />

elementarer Bestandteil geworden ist, sind die Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union zur Installation eines ausschließlich<br />

für zivile Zwecke nutzbaren Satellitennavigationssystems<br />

in naher Zukunft zu beachten.<br />

3.2 Unidirektionale Kommunikation durch Rundfunkübertragung<br />

Nutzung des Die Nutzung des Rundfunks für die unidirektionale Kom-<br />

Rundfunks für munikation durch aufmodulierte Digitaldaten ist bereits Stand<br />

die unidirektio- <strong>der</strong> Technik, weist aber noch erhebliche Potentiale hinsichtnale<br />

Kommuni- lich <strong>der</strong> Kapazität auf. Neben <strong>der</strong> flächendeckenden Verfügkation<br />

barkeit des Sen<strong>der</strong>netzes sind insbeson<strong>der</strong>e die geringen<br />

Kosten dieser Broadcast-Verfahren zur Kommunikation in<br />

<strong>der</strong> Telematik von erheblicher Bedeutung. Dabei beschränken<br />

sich diese Verfahren nicht nur auf die Integration in einem<br />

Autoradio, <strong>der</strong> entsprechende Empfänger kann in praktisch<br />

jedes Telematikgerät integriert werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 15<br />

3.2.1 Radio Data System „RDS“<br />

Das RDS ist eine Technik und ein Service <strong>der</strong> Rundfunkanstalten,<br />

die damit zunächst die automatische Weiterschaltung<br />

<strong>der</strong> Empfangsfrequenzen <strong>der</strong> Empfänger gemäß ihren<br />

Sen<strong>der</strong>ketten realisieren sowie programmbegleitende und<br />

zusätzliche Informationen übertragen. Bei RDS werden die<br />

Zusatzinformationen in Gruppen aufgeteilt und auf das<br />

UKW-Rundfunksignal in Form verschlüsselter Digitalsignale<br />

aufmoduliert, die vom RDS-Empfänger im Autoradio<br />

ausgewertet und auf dem Display angezeigt werden.<br />

Anwendungen Bekannte Anwendungen von RDS ist die Darstellung des<br />

von RDS Sen<strong>der</strong>namens (PS = Programm-Service) und/o<strong>der</strong> des Titels<br />

<strong>der</strong> gerade laufenden Musiktitel (RT = Radiotext) auf<br />

dem Display des Radios. Ebenso können die Sen<strong>der</strong> auf diese<br />

Art kurze Nachrichten nach eigenem Ermessen – z. B.<br />

aktuelle Verkehrsmeldungen – versenden. Darüber hinaus<br />

sind verschiedene, nachstehend erläuterte RDS-Dienste vereinbart<br />

und werden allgemein angeboten.<br />

Unter den Bezeichnungen AF (Alternativ-Frequenz) o<strong>der</strong> ACS<br />

(Advanced Change Strategy) versteht man eine Technologie,<br />

mit <strong>der</strong> das Radio selbsttätig die am besten zu empfangende<br />

Frequenz des gerade eingestellten Programmanbieters<br />

sucht und auswählt.<br />

Zunehmend wird von den Rundfunkanstalten eine Technologie<br />

unterstützt, bei <strong>der</strong> das Autoradio gezielt nach Sen<strong>der</strong>n<br />

mit vorwählbaren Programminhalten (z. B. Nachrichten,<br />

E-Musik, Sport usw.) suchen kann. Diese Technologie<br />

wird als PTY (Program Type) bezeichnet. Zukünftig wird<br />

dieser Dienst dahin gehend erweitert, daß sen<strong>der</strong>seitig die<br />

Klangeinstellung für Musik- und Sprachbeiträge unterschieden<br />

und beim Empfänger selbsttätig eine physiologisch<br />

optimale Entzerrung des Frequenzganges für das jeweilige<br />

Programmaterial vorgenommen wird.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 16<br />

Die Technologie EON (Enhanced Other Network) sorgt<br />

dafür, daß das Radio innerhalb einer Sen<strong>der</strong>kette im Falle<br />

einer Durchsage (Verkehrsmeldung) automatisch von einem<br />

Nicht-Verkehrsfunksen<strong>der</strong> auf den entsprechenden Verkehrsfunksen<strong>der</strong><br />

umschaltet.<br />

Verkehrsnach- Ein noch relativ junges, aber bereits funktionierendes Angerichtenkanal<br />

bot im RDS ist <strong>der</strong> Verkehrsnachrichtenkanal TMC (Traffic<br />

TMC (Traffic Message Channel).<br />

Message<br />

Channel) Für die verkehrstelematische Nutzung von RDS sei noch<br />

angemerkt, daß die Kapazität bisher nur in geringem Umfang<br />

genutzt wird und somit ein nicht unerhebliches Potential<br />

für Broadcast-Anwendungen <strong>der</strong> Telematik darstellt.<br />

3.2.2 Das Verfahren DARC/SWIFT<br />

SWIFT (System for Wireless Information Forewarding and<br />

Teledistribution) stellt – ähnlich wie RDS – ein Verfahren<br />

DARC-basierte zur analogen Übertragung digitaler Daten parallel zum Hör-<br />

Systeme in funkprogramm dar. SWIFT ist die europäisch standardisier-<br />

Japan bereits te Variante des japanischen DARC-Systems (Data Radio<br />

eingeführt Channel). DARC-basierte Systeme sind in Japan bereits<br />

eingeführt.<br />

Während sich mit RDS eine Übertragungsrate von bis zu<br />

1,2 kbit/s realisieren läßt, beträgt diese bei DARC/SWIFT<br />

bis zu 16 kbit/s. Nach <strong>der</strong> Fehlerkorrektur beträgt die Übertragungsrate<br />

noch bis zu 12 kbit/s, was einer Rate von 1.000<br />

alphanumerischen Zeichen pro Sekunde entspricht. Mit dieser<br />

Leistung können durch DARC/SWIFT auch Grafiken<br />

parallel zu einem Rundfunkprogramm ausgestrahlt werden.<br />

Die mit DARC/SWIFT realisierbaren Dienste lassen sich<br />

grundsätzlich in drei Kategorien einteilen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 17<br />

Informationen für je<strong>der</strong>mann: Beispiele für diese frei<br />

empfangbaren Dienste sind programmbegleitende Informationen<br />

des Rundfunkanbieters, Veranstaltungstips, Nachrichten,<br />

Wetterinformationen etc., die <strong>der</strong> Radiosen<strong>der</strong> seinen<br />

Kunden – ähnlich wie bei RDS – kostenlos anbietet.<br />

Informationen für geschlossene Nutzergruppen: Es können<br />

gezielt Informationen an einen definierten Kreis von Empfängern<br />

(geschlossene Gruppe) gesendet werden, beispielsweise<br />

an mehrere Fahrzeuge eines Distributionsunternehmens,<br />

aber auch an stationäre Empfänger, die dieser Gruppe<br />

zugeordnet sind. Voraussetzung ist, wie bei allen rundfunkbasierten<br />

Systemen, daß sich die Empfänger im Sendebereich<br />

befinden.<br />

Adressierung von Einzelgeräten: Die Adressierbarkeit <strong>der</strong><br />

Information an einzelne Empfänger ist eine beson<strong>der</strong>e<br />

Möglichkeit, die zwar prinzipiell auch mit RDS leistbar,<br />

jedoch aufgrund <strong>der</strong> höheren Kapazitäten des DARC/SWIFT-<br />

Verfahrens weitaus interessanter für die wirtschaftliche Umsetzung<br />

<strong>der</strong>artiger Dienste ist.<br />

Zum Empfang <strong>der</strong> mit DARC/SWIFT übertragenen Informationen<br />

ist neben einem UKW-Empfänger eine Deco<strong>der</strong>baugruppe<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Als Endgeräte werden zur Zeit Pocket-<br />

Receiver, Autoradios und Einsteckkarten für PCs entwickelt<br />

bzw. stehen diese schon zur Verfügung. Die portablen und<br />

mobilen Empfänger (Pocket-Terminals) sind mit einem<br />

mehrzeiligen, grafikfähigen Display zur Anzeige <strong>der</strong> Information<br />

ausgestattet.<br />

Die Aussendung von Informationen über SWIFT in Deutschland<br />

wird in Kürze im Rahmen eines Einführungsprojektes von<br />

Sachsen aus beginnen. Der Aufbau weiterer Sendetechnik<br />

bis zur bundesweiten bzw. europaweiten Verfügbarkeit von<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 18<br />

SWIFT kann nach erfolgreicher Einführung in Sachsen relativ<br />

schnell erfolgen, da die analoge Sen<strong>der</strong>-Infrastruktur<br />

komplett vorhanden ist, die erfor<strong>der</strong>lichen technischen<br />

Erweiterungen für die Sen<strong>der</strong> hardwareseitig zur Verfügung<br />

stehen und diese problemlos durchzuführen sind. Neben <strong>der</strong><br />

technischen Umsetzung <strong>der</strong> mit SWIFT übertragenen Daten<br />

ist jedoch ein tragfähiges Businesskonzept erfor<strong>der</strong>lich, damit<br />

entsprechende Serviceprovi<strong>der</strong> diese Dienste auch anbieten<br />

können.<br />

3.2.3 Digital Audio Broadcast, DAB<br />

DAB – im allgemeinen Sprachgebrauch auch digitales Radio<br />

genannt – wurde ursprünglich entwickelt, um die Klangqualität<br />

gegenüber analog übertragener Information deutlich<br />

zu steigern. Die Verbesserung <strong>der</strong> Empfangsqualität in<br />

Fahrzeugen bzw. eine Vermin<strong>der</strong>ung des empfängerseitigen Aufwandes<br />

zum gleichen Zweck war ein weiteres Ziel von DAB.<br />

DAB ist aufgrund <strong>der</strong> hohen Datenübertragungsrate eine hervorragende<br />

Basis für zusätzliche Angebote. Die digitale<br />

Übertragungstechnik bietet neben dem Hörfunksignal gegenüber<br />

RDS eine in Größenordnungen höhere Kapazität für<br />

die Übermittlung von Texten, Grafiken und Bil<strong>der</strong>n, die empfängerseitig<br />

nach entsprechen<strong>der</strong> Decodierung nutzbar sind.<br />

Die Datenübertragung wird mit einer Rate von bis zu 192 kBit/s<br />

durchgeführt, für begleitende Dienste stehen maximal 64<br />

kBit/s zur Verfügung.<br />

Programmbe- Programmbegleitende Daten (Program Associated Data, PAD)<br />

gleitende Daten werden direkt vom Hörfunkanbieter in Form von Texten<br />

(Program o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>n dem Programm hinzugefügt. Damit erhält <strong>der</strong><br />

Associated Hörer beispielsweise begleitende Informationen zum Musik-<br />

Data, PAD) programm.<br />

Programmun- Programmunabhängige Daten eigenständiger Datendienste<br />

abhängige (Non Program Associated Data = NPAD bzw. Datenrund-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 19<br />

Daten funkdienst) ermöglichen eine menügesteuerte Abfrage diver-<br />

(Non Program ser Informationen wie beispielsweise Wetter- und Verkehrs-<br />

Associated nachrichten o<strong>der</strong> etwa Informationen zu Veranstaltungen und<br />

Data, NPAD) Sportereignissen o<strong>der</strong> zu Fahrplänen des ÖPNV. Grundsätzlich<br />

werden hier alle Angebote verbreitet, die zwar an die<br />

Allgemeinheit gerichtet sind, jedoch in keinem direkten Zusammenhang<br />

mit den Programminhalten des Rundfunks stehen.<br />

Zusatzdienste Darüber hinaus sind in DAB Zusatzdienste (Conditional<br />

(Conditional Access = CA) möglich, die an geschlossene Nutzergruppen<br />

Access = CA) o<strong>der</strong> an einzelne Empfänger adressiert werden. So ist es auch<br />

bei DAB möglich, Paging-Dienste zu verbreiten o<strong>der</strong> Telefaxe<br />

zu senden.<br />

Zur Teilnahme an diesen Dienstangeboten wird als Nachrüstlösung<br />

das Autoradio um eine sog. DAB-Box (ein spezielles<br />

Datenendgerät auf <strong>der</strong> Plattform eines 486er PCs),<br />

ein LCD-Farbdisplay und eine Fernbedienung erweitert (Geräte<br />

für die <strong>der</strong>zeit laufenden Pilotprojekte werden subventioniert<br />

und kosten für den Endverbraucher ca. 800 DM<br />

bzw. 1.000 DM inkl. Einbau). Im Betrieb kann <strong>der</strong> Nutzer<br />

die ihn gerade interessierenden Informationen abfragen, die<br />

ihm dann als Text o<strong>der</strong> als Bild dargestellt werden (einfachere<br />

und preiswertere Datenendgeräte mit monochromen Displays<br />

können nur Text wie<strong>der</strong>geben). Art und Umfang <strong>der</strong><br />

abrufbaren Informationen werden vom Angebot des jeweiligen<br />

Dienstleisters bestimmt, ein Rückkanal existiert nicht.<br />

Digital Eine Erweiterung dieser Übertragungsmöglichkeiten wird<br />

Multimedia von <strong>der</strong> Firma BOSCH mit dem Digital Multimedia Broad-<br />

Broadcasting casting (DMB) vorgestellt. Das System nutzt standardisierte<br />

(DMB) Quellencodierungsverfahren (MPEG) zur Komprimierung<br />

von Videobil<strong>der</strong>n und verbindet diese mit dem mobiltauglichen<br />

Übertragungsverfahren DAB. Damit ist es möglich, be-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 20<br />

wegte Bil<strong>der</strong> in Echtzeit (Fernsehen) auf mobile Empfänger<br />

(Autos, Züge, Busse) störungsfrei zu übertragen, was mit<br />

den bekannten analogen Verfahren PAL, Secam und NTSC<br />

nicht möglich ist. Außerdem läßt DMB die Übertragung gezielter<br />

Informationen auf einen ausgewählten Empfängerpool<br />

(geschlossene Benutzergruppe) zu, Informationen sind<br />

also adressierbar.<br />

Verfügbarkeit DAB ist in Deutschland <strong>der</strong>zeit im Rahmen verschiedener<br />

von DAB Pilotprojekte verfügbar, an denen Sen<strong>der</strong> in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

Baden-Württemberg, Bayern, Berlin-Brandenburg, Hessen,<br />

Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen beteiligt sind. Eine<br />

bundesweit flächendeckende Versorgung mit DAB ist in<br />

absehbarer Zeit technisch möglich, zuvor müssen jedoch<br />

die entsprechenden medienpolitischen Rahmenbedingungen<br />

mit und durch die Rundfunkanstalten geschaffen werden.<br />

Ein klares Profil von Serviceprovi<strong>der</strong>n für DAB hat sich<br />

bisher noch nicht herausgebildet.<br />

3.2.4 Das T 2 M-Verfahren<br />

Dem Vorteil von qualitativ hochwertigen Radioübertragungen<br />

auf UKW (Ultrakurzwelle) steht <strong>der</strong> Nachteil einer stark<br />

begrenzten Reichweite <strong>der</strong> Ausbreitung gegenüber. Da sich<br />

UKW außerdem nur geradlinig ausbreitet, sind zahlreiche<br />

Sendestationen für eine flächendeckende Versorgung erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Auf <strong>der</strong> Internationalen Funkausstellung IFA ‘97 in Berlin<br />

wurde von <strong>der</strong> Deutschen Telekom das sogenannte T 2 M-<br />

Verfahren vorgestellt. Dieses Verfahren ermöglicht die digitale<br />

Informationsübertragung über Lang-, Mittel- und Kurzwelle.<br />

Dabei werden die Vorteile des LMK-Sendens, allem<br />

vorangestellt die große Reichweite, mit den Vorzügen <strong>der</strong><br />

digitalen Signalübertragung verbunden. Das Verfahren ermög-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 21<br />

licht mit ein bis zwei Sendemasten den deutschlandweiten<br />

Empfang in CD-ähnlicher Qualität.<br />

Wie bei an<strong>der</strong>en digitalen Broadcast-Verfahren können<br />

auch beim T 2 M-Verfahren begleitende Informationen zum<br />

eigentlichen Programm mit übertragen werden. Welches<br />

quantitative Potential für telematische Anwendungen aus dieser<br />

Technologie erwächst, ist <strong>der</strong>zeit noch nicht beurteilbar.<br />

Derzeit werden für dieses Übertragungsverfahren weltweit<br />

gültige Standards beraten und abgestimmt.<br />

3.2.5 Verfügbarkeit <strong>der</strong> Broadcast-Channel für Telematikdienste<br />

Eine quantitative Beurteilung im Sinne des Benchmarkings<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Broadcast-Channel ist im Rahmen dieser<br />

Darstellung nicht möglich, zumal die Anfor<strong>der</strong>ungen potentieller<br />

Diensteanbieter im Detail nicht bekannt sind. Möglicherweise<br />

können aber bereits einfache Verfahren bei intelligenter<br />

Anwendung erstaunliche Dienstequalitäten realisierbar<br />

machen.<br />

Broadcast- Die für die <strong>Verkehrstelematik</strong> nutzbaren Broadcast-Channel<br />

Channel sind sind mit verschiedenen Rundfunkübertragungsverfahren heute<br />

heute bereits bereits darstellbar, neue leistungsfähige Technologien werdarstellbar<br />

den kurz- bis mittelfristig flächendeckend verfügbar sein.<br />

Grundsätzlich ist aber die Vermarktung dieser Kapazitäten<br />

durch entsprechende Betreiber noch nicht realisiert, was ein<br />

erhebliches Hemmnis für die Nutzung dieser Übertragungsmöglichkeiten<br />

darstellt.<br />

3.3 Bidirektionale Kommunikation durch Mobilfunk<br />

Mobilfunk eröffnet für telematische Anwendungen den sogenannten<br />

Rückkanal, d. h. flächendeckend funktionsfähige<br />

Sprach- und Datenübertragung aus dem Fahrzeug heraus.<br />

Hierfür stehen technisch zur Zeit ausschließlich die di-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 22<br />

gitalen Netze D1, D2 und E-Plus europaweit flächendekkend<br />

zur Verfügung.<br />

Die Mobilfunknetze basieren auf dem seit 1986 weltweit<br />

standardisierten Mobilfunksystem GSM. Das „Global System<br />

for Mobile Communication“ ist – außer in den USA<br />

und in Japan – ein weltweit akzeptiertes und in nahezu 60<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Erde eingeführtes System. In den USA beginnt<br />

Vorteile <strong>der</strong> seit 1997 ebenfalls die Einführung eines GSM-Systems.<br />

digitalen Gegenüber <strong>der</strong> analogen Modulationstechnik, wie sie noch<br />

Modulations- im C-Netz verwendet wird, hat die digitale Modulationstechnik<br />

technik eine Reihe von Vorteilen, die auch für Telematikanwendungen<br />

bedeutsam sind:<br />

einfachere Datenverarbeitung<br />

leichtere Mehrfachnutzung von Übertragungsstrecken im<br />

Multiplexverfahren<br />

besserer Abhörschutz<br />

höhere Störfestigkeit<br />

wesentlich höhere Signalqualität, auch bei höherer Benutzerdichte<br />

nahezu gleichbleibend niedriges Signal-Rausch-Verhältnis<br />

preiswerte Hardware in Massenproduktion verfügbar.<br />

Für telematische Anwendungen besteht damit eine ideale<br />

Voraussetzung, mittels GSM flächendeckend, zuverlässig<br />

und schnell Daten aus Fahrzeugen an die Zentrale zu übermitteln<br />

und somit den Rückkanal zu eröffnen.<br />

Die für Sprachanwendungen notwendige Signalwandlung<br />

zwischen Analog- und Digitaltechnik entfällt bei <strong>der</strong> reinen<br />

Datenübertragung. In <strong>der</strong> Regel wird <strong>der</strong> GSM-Datenkanal<br />

aber von einfachen Mobiltelefonen nicht direkt unterstützt. Es<br />

bedarf einer Schnittstelle für weitere Datenendgeräte, wobei<br />

ursprünglich nur an Telefax und PC gedacht war. Diese<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 23<br />

Schnittstelle müssen Telematikgeräte bei Nutzung des Datenkanals<br />

bereitstellen. Erschwerend kommt hinzu, daß bei<br />

<strong>der</strong> Datenübertragung in GSM-Netzen an<strong>der</strong>e Komprimierungsverfahren<br />

benutzt werden müssen als bei <strong>der</strong> Sprachübertragung<br />

und darüber hinaus an<strong>der</strong>e technische Randbedingungen<br />

zu beachten sind. So erfolgt die Datenübertragung<br />

im GSM-Standard heute unter eigenen und nur hierfür<br />

eingerichteten Rufnummern.<br />

Short Message Demgegenüber unterstützen heutige Mobiltelefone im D-<br />

Service (SMS) Netz oft den sogenannten Short Message Service (SMS),<br />

vorausgesetzt das Telefon verfügt über eine alphanumerische<br />

Tastatur und <strong>der</strong> Dienst ist durch den Netzbetreiber für<br />

den Kunden eingerichtet. Mobiltelefone mit SMS-Funktion<br />

können Kurznachrichten austauschen, ohne daß sie in direktem<br />

Funkkontakt miteinan<strong>der</strong> stehen. Das Telefon des Empfängers<br />

braucht zunächst auch nicht eingeschaltet zu sein,<br />

da eine Nachricht solange zwischengespeichert wird, bis<br />

<strong>der</strong> Empfänger sein Telefon einschaltet und den Empfang<br />

<strong>der</strong> Nachricht quittiert. Mit einer SMS lassen sich über den<br />

Sprachkanal Nachrichten in einer Länge von maximal 160<br />

Schriftzeichen übermitteln. Für viele telematische Anwendungen<br />

ist diese Nachrichtenkapazität ausreichend, zumal<br />

auch mehrere SMS-Nachrichten nacheinan<strong>der</strong> gesendet werden<br />

können.<br />

Mit dem Short Message Service (SMS) <strong>der</strong> Mobilfunknetze<br />

D1, D2 und E-Plus beträgt aufgrund <strong>der</strong> speziellen Datenstruktur<br />

und <strong>der</strong> hohen Übertragungsrate <strong>der</strong> Zeit- und Kostenaufwand<br />

mit SMS nur etwa ein Fünftel gegenüber <strong>der</strong><br />

Verwendung des Sprachkanals. GSM und SMS stellen durch<br />

die individuelle Adressierbarkeit nicht nur den Rückkanal<br />

des Telematiksystems dar. Selbstverständlich lassen sich hiermit<br />

auch Daten umgekehrt, von <strong>der</strong> Zentrale an das Fahrzeug<br />

senden. Damit sind diese Kanäle technisch bestens geeignet,<br />

individuelle Dienste zu realisieren, so z. B. die vom<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 24<br />

Serviceprovi<strong>der</strong> angebotene dynamische Zielführung. Inwie-<br />

Kapazität <strong>der</strong> weit bei umfassen<strong>der</strong> Telematikeinführung die Netzkapa-<br />

Mobilfunk- zität <strong>der</strong> digitalen Netze erschöpft wird, kann hier nicht prognetze<br />

begrenzt nostiziert werden, auf jeden Fall ist die Kapazität nicht unendlich<br />

zu steigern. Die Broadcasting-Channel werden sicherlich<br />

zur Entlastung herangezogen werden. Auch die Frage<br />

<strong>der</strong> Übertragungskosten in den Netzen spielt für die Serviceprovi<strong>der</strong><br />

und ihre Kunden eine entscheidende Rolle.<br />

3.4 Anfor<strong>der</strong>ungen an Telematikendgeräte<br />

Telematikaus- Die Telematikausstattung im Fahrzeug besteht in <strong>der</strong> Basisstattung<br />

im version aus einem integrierten GPS/GSM-Modul und dem<br />

Fahrzeug Bedienerinterface. Neben den Funktionsumfängen des Telematikendgerätes,<br />

die durch das Diensteangebot des Serviceprovi<strong>der</strong>s<br />

bzw. des Automobilherstellers definiert werden,<br />

steht das Man-Machine-Interface, d. h. die Bedienungsschnittstelle<br />

für den Nutzer, im Vor<strong>der</strong>grund. Diese Schnittstelle<br />

wird zukünftig funktional durch die Integration weiterer Bedienaufgaben,<br />

wie zum Beispiel für die Klimaanlage und<br />

das Radio, befrachtet.<br />

Zielkonflikt Hierbei besteht ein Zielkonflikt zwischen hoher Funktionazwischen<br />

lität und einfacher Bedienung, insbeson<strong>der</strong>e was die Kom-<br />

Funktionalität munikation zwischen Fahrer und System während <strong>der</strong> Fahrt<br />

und Bedienung angeht. Sicherlich ist es unmöglich, komplexe Bedienschritte,<br />

die hohe Aufmerksamkeit erfor<strong>der</strong>n (wie z. B. die Bedienung<br />

einer alphanumerischen Tastatur), vom Nutzer zu verlangen.<br />

Als Lösungsvarianten sind Touch-Screens und synthetische<br />

Sprachein- und ausgabeverfahren in <strong>der</strong> Entwicklung.<br />

Stand <strong>der</strong> Serientechnik sind Tastatureingabegeräte, Touch-<br />

Screens, Matrix- und LCD-Displays (s/w und Farbe) sowie<br />

die synthetische Sprachausgabe.<br />

3.4.1 Handeingabegeräte<br />

Die meist alphanumerischen Tastatureingabegeräte, die nur<br />

bei stehendem Fahrzeug vom Fahrer ohne Sicherheitsrisiko<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 25<br />

zu bedienen sind, arbeiten überwiegend mit einer Infrarotübertragung<br />

<strong>der</strong> Signale, es handelt sich also um kabellose Fernbedienungen.<br />

Diese Technologie ist serienmäßig verfügbar.<br />

3.4.2 Touch-Screen-Technologie<br />

Die optimierte Gestaltung von Armaturenbrett/Schalttafel<br />

und Mittelkonsole läßt bis auf den vorhandenen Doppel-DIN-<br />

Schacht keine Unterbringungsmöglichkeiten für neue Kom-<br />

Ergonomische ponenten zu. Neben dem schon schwierig zu integrierenden<br />

Anordnung Display stellt die ergonomische Anordnung <strong>der</strong> zugehöriein<br />

erhebliches gen Bedienelemente ein erhebliches Problem dar. Daher<br />

Problem greifen viele Anwendungen auf die Touch-Screen-Technologie<br />

zurück, bei <strong>der</strong> ein Bildschirm die Bedieneinheiten<br />

zeigt und die Bedienung durch Berühren <strong>der</strong> Inputfel<strong>der</strong> des<br />

Bildschirms erfolgt. Der Touch-Screen besteht aus transparenten,<br />

berührungsempfindlichen Sensoren auf dem Bildschirm.<br />

Die Dateneingabe erfolgt durch Berühren des Sensors mittels<br />

Finger o<strong>der</strong> Stift.<br />

3.4.3 Sprachsteuerung<br />

Die Sprachsteuerung ist <strong>der</strong>zeit serienmäßig noch nicht entwickelt.<br />

Grundsätzlich besteht zwar heute schon die Möglichkeit,<br />

einen Computer o<strong>der</strong> sonstige Geräte durch Sprache<br />

zu steuern. Hierbei dürfen allerdings in aller Regel nur bestimmte,<br />

vorgegebene Wörter („Ja“, „Nein“, „Stop“ usw.)<br />

o<strong>der</strong> Zahlen verwendet werden. Angeboten werden hier z.<br />

B. Sprachsteuerungen für Telefone und für Geräte <strong>der</strong> Unterhaltungselektronik.<br />

Die einwandfreie Erkennung und Identifizierung<br />

eines frei gesprochenen Satzes ist in <strong>der</strong> Infor-<br />

Sprach- mationstechnik ein noch nicht serienfähig gelöstes Proerkennungen<br />

blem. Derzeit verfügbare Spracherkennungen sind für telefür<br />

telematische matische Anwendungen wie beispielsweise ein Navigati-<br />

Anwendungen onssystem nicht leistungsfähig genug, sie genügen bisher<br />

nur geringeren Ansprüchen, bei denen Verwechslungsmöglichkeiten<br />

bei <strong>der</strong> Erkennung von ähnlich klingenden Wörtern<br />

kaum entstehen können o<strong>der</strong> nicht relevant sind. Beim<br />

Einsatz im Fahrzeug kommen neben <strong>der</strong> reinen Spracher-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 26<br />

kennung die vielfältigen Hintergrundgeräusche erschwerend<br />

hinzu.<br />

Dennoch sind die Entwickler solcher Systeme (u. a. OKI,<br />

BMW, Visteon, DASA) optimistisch, daß in einer absehbaren<br />

Zeit eine Sprachsteuerung anwendungsreif und <strong>der</strong> Dialog<br />

Mensch – Maschine möglich sein wird.<br />

4 Anwendungen <strong>der</strong> Telematik/potentielle Dienste<br />

Aus technologischer Sicht scheinen die Anwendungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Telematik im Individualverkehr nahezu unbegrenzt.<br />

Grundsätzlich ist zwischen indirekten Anwendungen,<br />

die nicht zu einem individuellen Dienst für den Autofahrer<br />

führen (z. B. Steuerung von Verkehrsbeeinflussungsanlagen<br />

mit Telematik, Verkehrsstrommessungen, Erfassungs- und<br />

Überwachungseinrichtungen), und den direkten, zu einem<br />

Dienst führenden Anwendungen zu unterscheiden. Auf die<br />

indirekten Anwendungen, zu denen hier auch Systeme <strong>der</strong><br />

automatischen Gebührenerfassung, <strong>der</strong> Zugangskontrolle,<br />

des automatischen Fahrens sowie kollektive Parkleitsysteme<br />

gezählt werden, soll hier nicht näher eingegangen werden<br />

(s. a. Abb. 3).<br />

Die im folgenden näher beschriebenen Telematikanwendungen<br />

offerieren dem Autofahrer individuelle Dienste, die<br />

von Serviceprovi<strong>der</strong>n angeboten und vermarktet werden.<br />

Nicht alle Dienste sind bereits realisiert. Derzeit befinden<br />

Telematik als sich viele potentielle Anbieter noch in einer konstituieren<br />

kunden- den Phase, in <strong>der</strong> Systementwürfe erarbeitet und Kooperabindende<br />

Kern- tionen vereinbart werden müssen. Zunehmend gehen die<br />

kompetenz <strong>der</strong> Aktivitäten zur Umsetzung von Telematikanwendungen von<br />

Automobil- den Automobilherstellern aus, die Telematik als kundenbinhersteller<br />

dende Kernkompetenz erkannt haben.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 3: Mögliche Angebote <strong>der</strong> Telematik für den Individualverkehr<br />

Seite 27<br />

Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 28<br />

Damit wird einerseits <strong>der</strong> Telematik ein optimales Einstiegsszenario<br />

geboten, da die Integration <strong>der</strong> Telematik-<br />

Hardware vom Automobilhersteller aus alle Vorteile wie<br />

Multifunktionalität, integriertes Design sowie in Verbindung<br />

mit den Marketing- und Einkaufsabteilungen hohe Stückzahlen<br />

und damit niedrige Preise eröffnet. An<strong>der</strong>erseits<br />

Automobil- müssen sich die Automobilhersteller in ihrer Funktion als<br />

hersteller als Telematikanbieter auf ein neues Tätigkeits- und Geschäftsfeld,<br />

Telematik- eine neue Dienstleistung für ihre Kunden einstellen und<br />

anbieter diese Aufgaben entsprechend dem Qualitätsimage ihrer<br />

Fahrzeuge bewältigen. Im Gegensatz zum Autoradio, bei<br />

Erwartungs- dem <strong>der</strong> Kunde den Automobilhersteller kaum für die Inhaltung<br />

<strong>der</strong> halte und die Qualität <strong>der</strong> Radioprogramme verantwortlich<br />

Kunden direkt macht, ist bei telematischen Anwendungen zu erwarten, daß<br />

an Produkt die hohe Erwartungshaltung <strong>der</strong> Kunden direkt an das Pround<br />

Marke dukt und die Marke gekoppelt sein wird. Der Kunde erwartet<br />

gekoppelt Lösungen für seine individuellen Mobilitätsprobleme.<br />

4.1 Verkehrsinformationen<br />

Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Telematik eröffnen einen neuen, bisher<br />

nicht gekannten Qualitätsstandard für Verkehrsinforma-<br />

Daten- tionen. Die Ursache dafür liegt in den zukünftig zur Verfüerhebungs-<br />

gung stehenden Datenerhebungsquellen und den telematiquellen<br />

schen Möglichkeiten <strong>der</strong> Informationsübermittlung.<br />

Verkehrsfunk Für den Verkehrsfunk des Radios wurden bisher als Quellen<br />

die Daten <strong>der</strong> polizeilichen Landesmeldestellen, ergänzt<br />

durch Staumel<strong>der</strong>clubs und einige Son<strong>der</strong>aktionen, wie z. B.<br />

Verkehrsbeobachtungsflugzeuge in Ballungsräumen (sog.<br />

„Verkehrsflieger“, die von privaten Rundfunksen<strong>der</strong>n organisiert<br />

werden), verwendet. Mit Hilfe <strong>der</strong> telematischen Anwendungen<br />

stehen zukünftig weitaus mehr Möglichkeiten,<br />

die aktuelle Verkehrssituation zu erfassen und diese zeitnah<br />

an den Autofahrer zu übermitteln, zur Verfügung.<br />

4.1.1 Radiobasierte Verkehrsnachrichten<br />

Die von den Rundfunkanstalten in Zeitintervallen ausge-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 29<br />

Probleme <strong>der</strong> strahlten Verkehrsinformationen sind ein allgemein verfügradiobasierten<br />

bares Informationsmedium über die Verkehrslage. Proble-<br />

Verkehrs- matisch sind die mangelnde Zeitnähe, die unzureichende<br />

informationen Aussagequalität sowie die zunehmende Menge an Informationen,<br />

die in <strong>der</strong> Regel Einschränkungen bei <strong>der</strong> Informationswie<strong>der</strong>gabe<br />

erfor<strong>der</strong>lich machen. Überregional tätige<br />

Sendeanstalten beschränken sich meist auf Meldungen von<br />

Autobahnen und Bundesstraßen sowie von allgemeinen regionalen<br />

Belangen (Nebel, Glatteis usw.). Regionale Rundfunksen<strong>der</strong><br />

reduzieren die Informationen auf ihre Sendegebiete.<br />

Insgesamt ist die Akzeptanz von Verkehrsmeldungen<br />

hoch, jedoch wird die Qualität in vielen Fällen als nicht<br />

ausreichend beurteilt. Die Programmanbieter versuchen diese<br />

Nachteile durch neue Verfahren wie z. B. Verkehrsbeobachtungsflugzeuge,<br />

Staumel<strong>der</strong>clubs etc. auszugleichen. Als<br />

systematische Nachteile dieser Nachrichtenart bleiben die<br />

kollektive und damit ungenaue Information des einzelnen<br />

Verkehrsteilnehmers sowie die zeitbedingte Zufälligkeit <strong>der</strong><br />

streckenbezogenen Informationen.<br />

Vorteile <strong>der</strong><br />

telematikbasier-Die telematikbasierten Verkehrsinformationsdienste bieten<br />

ten Verkehrs- demgegenüber entscheidende Vorteile in <strong>der</strong> Erfassung und<br />

informations- Verteilung von Informationen:<br />

dienste<br />

Die Informationen über die Verkehrslage werden zukünftig<br />

einen hohen Qualitätsstandard aufweisen, es werden weitere<br />

Datenquellen generiert und bestehende ausgebaut.<br />

Die Informationen sind durch den Nutzer je<strong>der</strong>zeit abrufbar.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e können die Informationen auch bereits<br />

vor Fahrtantritt (beispielsweise über mobile Empfänger,<br />

PC-Einsteckkarten für den Empfang radiobasierter Dienste<br />

o<strong>der</strong> über das Internet) abgerufen werden, um Fahrtentscheidungen<br />

zu treffen o<strong>der</strong> möglicherweise auch<br />

an<strong>der</strong>e Verkehrsträger in Erwägung zu ziehen.<br />

Der Nutzer kann das Informationsangebot auf ihn interessierende<br />

Gebiete und/o<strong>der</strong> Strecken beschränken. Für<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 30<br />

die ausgewählten Relationen kann eine komplette Situationsdarstellung<br />

abgefragt werden. Der Auswahlprozeß<br />

wird durch die jeweils eingesetzte Technologie in automatisierten<br />

Routinen unterstützt.<br />

Verkehrsinfor- Eine <strong>der</strong> bereits entwickelten Möglichkeiten, Verkehrsinformationen<br />

mationen „on demand“ zu erhalten, ist <strong>der</strong> Verkehrsnach-<br />

„on demand“ richtenkanal TMC (Traffic Message Channel). Diese Ver-<br />

TMC (Traffic kehrsnachrichten sind ein Baustein aus dem RDS-Angebot,<br />

Message das die Rundfunkanstalten parallel zum eigentlichen Pro-<br />

Channel) gramm ausstrahlen und das mit einem darauf ausgerichteten<br />

Autoradio nutzbar ist.<br />

Der Nutzer gibt per Tastatur und unterstützt von einem Menübild<br />

seinen Informationswunsch bezüglich Region, Route<br />

und Richtung ein und erhält dann die relevanten Nachrichten<br />

sowohl in Textform auf dem Display als auch per synthetischer<br />

Sprache; er kann sie sich auch je<strong>der</strong>zeit erneut<br />

ansehen bzw. anhören. Während <strong>der</strong> weiteren Fahrt wird<br />

das Nachrichtenangebot ständig aktualisiert, und die neue<br />

Nachricht wird dem Nutzer jeweils selbsttätig durch das<br />

System vermittelt.<br />

TMC bis zur Das System wird sowohl in Deutschland als auch in ande-<br />

Jahrtausend- ren Län<strong>der</strong>n mittelfristig – voraussichtlich bis zur Jahrtauwende<br />

flächen- sendwende – flächendeckend verfügbar sein. Allerdings ist<br />

deckend die Finanzierung des Systems bisher noch nicht überall geverfügbar<br />

klärt. Um TMC nutzen zu können, muß man neben dem entsprechenden<br />

Radio eine Berechtigungskarte im Scheckkartenformat<br />

erwerben, die dann auch die Landessprache <strong>der</strong><br />

Informationsausgabe bestimmt.<br />

Eine weitere Möglichkeit <strong>der</strong> Verkehrsinformation „on demand“<br />

ist <strong>der</strong>zeit erst im Rahmen von Feldversuchen zu<br />

DAB verfügbar. Die Informationsangebote sind allerdings<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 31<br />

auf die üblichen, von ADAC und den Rundfunkanstalten auch<br />

auf konventionelle Art verbreiteten Umfänge beschränkt.<br />

4.1.2 Verkehrsinformationen über digitale Mobilfunknetze<br />

Für Mobilfunkteilnehmer des D2-Netzes bietet Mannesmann<br />

Autocom den Informationsdienst PASSO an. Mittels Spracho<strong>der</strong><br />

Tasteneingaben kann man sich durch das Menü bewegen.<br />

Geboten werden Meldungen für Ballungsräume, für sektorielle<br />

Himmelsrichtungen von einem Startpunkt aus sowie<br />

Situationsbeschreibungen entlang den Autobahnen und Bundesstraßen.<br />

Für Informationen bezüglich einer bestimmten<br />

Route gibt man Start- und Zielort durch die Telefonvorwahl<br />

o<strong>der</strong> die Postleitzahl ein. Nach <strong>der</strong> Auswahl werden die re-<br />

Voice-Mailbox levanten Meldungen aus <strong>der</strong> Voice-Mailbox abgespielt.<br />

Einen vergleichbaren Dienst für Nutzer des D1- o<strong>der</strong> C-<br />

Netzes bietet Tegaron Telematics. Wählt <strong>der</strong> Kunde die<br />

Servicenummer, wird zunächst automatisch sein Standort<br />

über die Funkzelle, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Kunde gerade aufhält,<br />

ermittelt. Über die Tastatur wird dann <strong>der</strong> Informationswunsch<br />

vermittelt: beim Tippen <strong>der</strong> „1“ werden alle Informationen<br />

im Umkreis von 50 km vermittelt; beim Tippen <strong>der</strong> „2“ und<br />

anschließen<strong>der</strong> Eingabe <strong>der</strong> Himmelsrichtung erhält man<br />

alle Informationen, die die nächsten 150 km Fahrtstrecke in<br />

<strong>der</strong> gewünschten Richtung betreffen. Für die Vermittlung<br />

<strong>der</strong> Himmelsrichtung wird die Tastatur als Windrose verwendet;<br />

vom Zentrum „5“ ausgehend, bedeutet „2“ Norden,<br />

„6“ Osten, „9“ Südosten usw. Alle 15 Minuten ruft <strong>der</strong><br />

Computer den Nutzer zurück und versorgt ihn gegebenenfalls<br />

mit zwischenzeitlich aktualisierten Informationen. Verläßt<br />

man den Informationsbereich, muß man Tegaron Info erneut<br />

anrufen, um seinen aktuellen Standort zu übermitteln.<br />

Für beide Dienste ist neben den Verbindungsgebühren eine<br />

zeitabhängige Nutzungsgebühr zu entrichten. Die Dienste<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 32<br />

können außer mittels Mobiltelefon auch mit an<strong>der</strong>en Telematikendgeräten<br />

genutzt werden.<br />

4.1.3 Geräteangebote für neue Verkehrsinformationsdienste<br />

Die hier aufgeführte Beschreibung kann und will nicht den<br />

Anspruch auf Vollständigkeit erheben, hier sei auf einschlägige<br />

Publikationen <strong>der</strong> einschlägigen Testzeitschriften<br />

– speziell im Computerbereich – und auf die Darstellungen<br />

<strong>der</strong> Automobilclubs verwiesen. Es sollen jedoch mit dieser<br />

Darstellung exemplarisch die Unterschiedlichkeit und die<br />

Vielfalt <strong>der</strong> systematischen und gerätetechnischen Umsetzungen<br />

illustriert werden.<br />

Für den Dienst PASSO bietet Peiker das Produkt Polestar<br />

an. Dabei handelt es sich um ein Mobiltelefon für das D2-<br />

Netz mit Fahrzeugeinbausatz, Freisprecheinrichtung und<br />

einem GPS-Modul (Preis <strong>der</strong>zeit ca. 1.500 DM). Durch die<br />

Ortung mittels GPS und die automatische Standortübermittlung<br />

des Fahrzeugs an die Zentrale hat <strong>der</strong> Nutzer einen<br />

gezielten Zugriff auf Verkehrsinformationen. Das Produkt<br />

Polestar ist auch geeignet, alle <strong>der</strong>zeitigen und zukünftigen<br />

Dienste <strong>der</strong> Mannesmann Autocom (z. B. Notruf und Pannenhilfe)<br />

zu vermitteln.<br />

Ähnlich konzipiert ist das Produkt MobiMax vom Hersteller<br />

Mannesmann VDO Kienzle, das z. Zt. etwa 1.600 DM<br />

kostet und durch ein Auto-/Mobiltelefon ergänzt werden<br />

muß. Auch MobiMax beinhaltet ein GPS-Modul, so daß <strong>der</strong><br />

eigene Standort automatisch übermittelt und die jeweils relevanten<br />

Verkehrsinformationen selbsttätig selektiert werden;<br />

lediglich das interessierende Gebiet o<strong>der</strong> die beabsichtigte<br />

Fahrtstrecke muß vom Nutzer manuell mitgeteilt werden.<br />

Welcher Verkehrsinformationsdienst durch das Gerät<br />

angesprochen wird, hängt von <strong>der</strong> Vertragsbindung mit dem<br />

Serviceprovi<strong>der</strong> ab. Die Dienste <strong>der</strong> Mannesmann Autocom,<br />

<strong>der</strong> Tegaron und <strong>der</strong> Gedas Telematics sind auf MobiMax<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 33<br />

darstellbar, einschließlich aller an<strong>der</strong>en <strong>der</strong>zeit o<strong>der</strong> zukünftig<br />

durch diese Zentralen o<strong>der</strong> durch das verwendete Netz<br />

verfügbaren Dienste.<br />

MobiMax vermittelt die Informationen auf einem monochromen<br />

LCD-Display. Die Bedienung des Gerätes erfolgt<br />

menügesteuert über einen Bedienknopf. Für die Notruffunktion<br />

ist eine separate SOS-Taste vorhanden. Darüber hinaus<br />

beinhaltet MobiMax Zusatzfunktionen wie Telefonfernbedienung<br />

mit erweitertem Adressenregister, Bordcomputer mit<br />

Strecken- und Geschwindigkeitsberechnung, GPS-Uhrzeit<br />

und Kompaß, aktuelle Fahrzeugposition, Richtung und Entfernung<br />

zum Ziel („Mobilitäts-Assistent“).<br />

Gerade das Produkt MobiMax macht deutlich, daß heute<br />

verfügbare Telematikendgeräte im Fahrzeug oft multifunktional<br />

sind, und wie schwierig die Abgrenzung zwischen den<br />

verschiedenen Telematikanwendungen ist. Welcher Anwendung<br />

sie zugeordnet werden, hängt meist nur davon ab, auf<br />

welchen Zweck sie primär am besten ausgelegt sind.<br />

Eine System zur Vermittlung von standortbezogenen, aktuellen<br />

Verkehrsinformationen bietet Opel seit Herbst 1997<br />

mit dem Produkt OnStar. Für rd. 1.500 DM erhält <strong>der</strong><br />

Kunde ab Werk ein Infoset aus Mobiltelefon, Einbausatz<br />

mit Freisprecheinrichtung und GPS-Empfänger. Durch einmaliges<br />

Drücken einer zentral plazierten Taste wird <strong>der</strong><br />

Kunde mit dem Servicecenter verbunden und <strong>der</strong> Standort<br />

des Fahrzeuges automatisch übermittelt. Neben dem Angebot<br />

aktueller Verkehrsinformationen vermittelt <strong>der</strong> OnStar-<br />

Berater dem Kunden im persönlichen Gespräch auch die<br />

Dienste Routenführung (optimale Strecke), persönlicher<br />

Reiseführer (z. B. Sehenswürdigkeiten) und Pannenmanagement.<br />

Für die Nutzung des Dienstes müssen eine Monatsgebühr<br />

von etwa 30,00 DM und eine Gesprächsgebühr von<br />

2,50 DM/Minute entrichtet werden.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 34<br />

4.1.4 Stationäre Erhebungsquellen für Verkehrsdaten<br />

Entscheidend für die Qualität aller Infodienste ist die Er-<br />

Datenquellen hebung <strong>der</strong> aktuellen Verkehrssituation durch geeignete Datenquellen,<br />

wie z. B. Induktionsschleifen auf Autobahnen, die<br />

u. a. für den Verkehrsnachrichtenkanal TMC zur Datenerhebung<br />

eingebaut wurden. Um diese Datenquellen zu erweitern,<br />

werden neue Hardware und neue Technologien entwickelt.<br />

Gemeinsam generieren die beiden Netzebetreiber<br />

Mannesmann Autocom (D2) und T-Mobil (D1) durch eine<br />

gemeinsame Tochterfirma, die DDG, eigene Daten über die<br />

Verkehrslage auf Autobahnen. Hierzu werden solargespeiste<br />

Bewegungsdetektoren an Brücken montiert, die den Verkehrsfluß<br />

und die Durchschnittsgeschwindigkeit <strong>der</strong> Fahrspuren<br />

erfassen und per GSM an die Zentrale übertragen.<br />

Die Meldung <strong>der</strong> Sensoren erfolgt in variablen Zeitintervallen<br />

in Abhängigkeit <strong>der</strong> Verkehrsdichte und kann auch von<br />

<strong>der</strong> Zentrale aus getriggert werden. Die gesamte Ausrüstung<br />

sieht durchschnittlich alle drei Autobahnkilometer einen<br />

<strong>der</strong>artigen Sensor vor.<br />

Nachteile <strong>der</strong> Die Nachteile <strong>der</strong> aktuellen, infrastrukturbasierten Daten-<br />

Infrastruktur- erhebungen sind offensichtlich: hohe Investionskosten und<br />

basierten mangelnde Flächendeckung. Die Verkehrssituation auf Bun-<br />

Datenerhe- desstraßen und in Ballungsräumen bleibt zur Zeit für diese<br />

bungen Systeme noch weitgehend unbekannt.<br />

4.1.5 Floating Car Data, FCD<br />

Telematikanwendungen im Individualverkehr basieren technisch<br />

auf fahrzeugeigenen GPS/GSM-Einheiten. Damit ist<br />

es möglich, daß Fahrzeuge ihren aktuellen Standort in definierten<br />

Zeitabständen o<strong>der</strong> ereignisorientiert an eine Zentrale<br />

mitteilen. Dies ist beispielsweise bei <strong>der</strong> dynamischen<br />

Zielführung <strong>der</strong> Fall.<br />

In <strong>der</strong> Zentrale entstehen aus den per GSM gemeldeten Daten<br />

von Fahrzeugen Geschwindigkeitsprofile interessieren-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 35<br />

<strong>der</strong> Streckenabschnitte, aus denen heraus Rückschlüsse auf<br />

den Verkehrsfluß gezogen werden können. Die Definition<br />

<strong>der</strong> Streckenabschnitte ist von <strong>der</strong> Zentrale aus frei wähl-<br />

FCD-Verfahren bar, d. h. im Gegensatz zu den infrastrukturbasierten Datenerzeugt<br />

geo- quellen (z. B. ortsfeste Meßschleifen) kann das FCD-Verbasierte<br />

Daten fahren „geobasierte Daten“ erzeugen und virtuelle Meßabschnitte<br />

frei definieren.<br />

Das FCD-Verfahren stellt eine höchst interessante Bereicherung<br />

<strong>der</strong> vorhandenen Datenerhebungsquellen dar, zusätzliche<br />

Hardware wird nicht benötigt. Eine ausreichende Flächendeckung<br />

ist jedoch erst bei entsprechen<strong>der</strong> Durchdringung<br />

des Fahrzeugbestandes mit Telematikgeräten gesichert.<br />

Geobasierte Hinzu kommt, daß geobasierte Verkehrsdaten, die per GSM<br />

Daten per GSM automatisch gemeldet werden, sozusagen online entstehen und<br />

entstehen online damit auch Stauprognosen ermöglicht werden. Allerdings<br />

liegt hier noch ein erheblicher Entwicklungsbedarf für Softwaresysteme<br />

vor, die <strong>der</strong>artige Analysen und Prognosen liefern.<br />

Dabei dürften insbeson<strong>der</strong>e Fuzzy-Systeme für die Prognose<br />

und die Bewertung unscharfer Dateninputs geeignet<br />

sein.<br />

Selbstverständlich müssen die FCD-Verfahren dahin gehend<br />

entwickelt und abgesichert werden, daß die Bewegungsprofile<br />

einzelner Fahrzeuge anonymisiert sind. Die Entkopplungsverfahren<br />

müssen von neutralen Institutionen kontinuierlich<br />

auf die Einhaltung <strong>der</strong> Datenschutzbelange hin<br />

überprüft werden.<br />

4.2 Navigation, Dynamische Zielführung und Routenplanung<br />

Navigationssysteme informieren den Fahrer online über<br />

den Fahrweg bis zum Erreichen des vorgegebenen Zielortes.<br />

Nach <strong>der</strong> Eingabe von Start- und Zielort wird aus <strong>der</strong><br />

GPS-Positionsbestimmung ein Abgleich mit einer digitali-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 36<br />

sierten Karte vorgenommen und die Richtungsanweisung<br />

ermittelt. Die Ausgabegeräte für die Navigationsanweisungen<br />

sind LCD-Matrix-Displays für einfache Richtungspfeile,<br />

monochrome und farbfähige Monitore, auf denen die vereinfachte<br />

Straßenkarte abgebildet wird, synthetische Sprachausgabe<br />

o<strong>der</strong> eine (wählbare) Mischung aus den genannten<br />

Verfahren.<br />

Anbieter von Annähernd je<strong>der</strong> Zulieferer, <strong>der</strong> Unterhaltungselektronik<br />

Navigations- für den Fahrzeugmarkt herstellt, offeriert Navigationssysystemen<br />

steme o<strong>der</strong> beabsichtigt, dies in Kürze zu tun. Verschiedene<br />

große Zulieferer <strong>der</strong> Automobilindustrie wie z. B. Bosch<br />

(Blaupunkt), Siemens, Magneti Marelli und Aisin (J) sind<br />

bereits als Anbieter vertreten. Die Systeme funktionieren in<br />

<strong>der</strong> Praxis sehr gut, sind aber von <strong>der</strong> Vollständigkeit des<br />

digitalen Kartenmaterials abhängig.<br />

Die Navigationssysteme werden bei Lieferung ab Werk<br />

überwiegend nicht unter dem Namen des eigentlichen Herstellers,<br />

son<strong>der</strong>n unter einem Namen des jeweiligen Automobilherstellers<br />

als Son<strong>der</strong>zubehör angeboten. Hierfür wird<br />

in aller Regel nur das Aussehen <strong>der</strong> Geräte je nach Automobilhersteller<br />

modifiziert. Gegebenenfalls werden spezielle<br />

Peripheriekomponenten gefertigt, wie z. B. integrierte Displays,<br />

beson<strong>der</strong>e Bedienoberflächen usw. Alle deutschen<br />

Automobilhersteller bieten inzwischen Navigationssysteme<br />

als Zubehör ab Werk an, die Zulieferer sind Blaupunkt<br />

(Travelpilot), Philips (Carin) und Siemens (IDIS). Die Zulieferer<br />

bieten auch Nachrüstlösungen an, für Nachrüstsysteme<br />

kommt Alpine als Anbieter hinzu.<br />

Funktionsweise Die Funktionsweise <strong>der</strong> Navigationssysteme ist von weni<strong>der</strong><br />

Naviga- gen Ausnahmen und Ergänzungen abgesehen immer gleich<br />

tionssysteme und umfaßt die drei Komponenten Standortbestimmung per<br />

GPS, ergänzt durch Weggebersignale, Richtungsbestimmung<br />

durch Gyroskop und die digitalisierten Karten in Form<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 37<br />

einer „Bibliothek“ auf CD-ROM. Funktional kommen Routenplanung,<br />

optimierte Routenberechnung nach Zeit- o<strong>der</strong><br />

Wegstrecke und die Option <strong>der</strong> dynamischen Zielführung<br />

hinzu.<br />

Zur Bestimmung von Standort und Richtung stützen sich<br />

alle Navigationssysteme auf das GPS. Zur Interpolation des<br />

Weges und <strong>der</strong> Richtung bei zeit- und streckenweise fehlen<strong>der</strong><br />

GPS-Verbindung (z. B. Tunnel) agieren die Navigationssysteme<br />

durch Weg und Winkelmessung vorübergehend<br />

autonom.<br />

Die „Bibliotheken“ <strong>der</strong> Navigationssysteme sind heute üblicherweise<br />

auf CD-ROMs abgelegt, auf denen die interessierenden<br />

Gebiete als digitalisierte Karten abgespeichert sind.<br />

Allerdings sind die CDs <strong>der</strong> einzelnen Systeme nicht kompatibel,<br />

so daß <strong>der</strong>zeit noch für jede Hardware spezifische<br />

Standardisie- Bibliotheken angeboten werden müssen. Hier sind Standardirung<br />

<strong>der</strong> sierungen dringend erfor<strong>der</strong>lich. Die Firmen NavTech und<br />

digitalen Teleatlas sind die dominierenden Anbieter digitaler Karten<br />

Karten auf CD. NavTech hat bereits eine plattformübergreifende<br />

Software auf dem Weltkongreß <strong>der</strong> Telematik ITS ‘97 in<br />

Berlin präsentiert, <strong>der</strong> Standard für digitale Karten ist offengelegt<br />

und kann von allen Systemherstellern, Kartenproduzenten<br />

und Softwareanbietern genutzt werden.<br />

Straßennetz Der Nachteil des Mediums CD ist die zwar beträchtliche,<br />

auf CD-ROM aber dennoch endliche Speicherkapazität. Wegen des noch<br />

nicht komplett digitalisiert vorliegenden Straßennetzes umfassen<br />

CD-ROMs des Gebietes Deutschland bisher nur<br />

Stadtpläne von solchen Orten, die mehr als 50.000 Einwohner<br />

haben. Orte mit weniger als 3.000 Einwohnern sind<br />

überwiegend noch gar nicht enthalten. Wege in <strong>der</strong> Kategorie<br />

unterhalb von Kreisstraßen sind ebenfalls nicht erfaßt<br />

und damit für das System nicht nutzbar. Es ist jedoch zu erwarten,<br />

daß die Vervollständigung <strong>der</strong> digitalen Straßenkar-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 38<br />

ten innerhalb <strong>der</strong> nächsten zwei Jahre für das Gebiet <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland vollständig abgeschlossen werden<br />

kann.<br />

Aus dem Speicherplatzdilemma bieten sich mehrere Auswege<br />

an. Der japanische Hersteller Aisin offeriert für seine<br />

Navigationssysteme spezielle CD-Wechsler, was allerdings<br />

voraussetzt, daß das Kartenmaterial in verschiedener und<br />

aufeinan<strong>der</strong> abgestimmter Form vorliegt (bisher nur in<br />

Japan). Verschiedene Unternehmen planen, in etwa zwei Jahren<br />

Navigationssysteme anzubieten, <strong>der</strong>en Bibliothek eine<br />

DVD-ROM ist. Diese Digital Video Disk hat gegenüber <strong>der</strong><br />

CD-ROM eine siebenfache Speicherkapazität. Nachteilig<br />

ist bei dieser Lösung, daß sie wie alle CD-ROMs schnell<br />

veralten und die im Abstand von sechs Monaten angebotenen<br />

und notwendigen Updates erneut Kosten verursachen.<br />

Versorgung <strong>der</strong> Eine weitere Alternative ist die Versorgung <strong>der</strong> Navigati-<br />

Navigations- onssysteme mit Informationen von einem externen, leisysteme<br />

mit stungsfähigen Zentralrechner, von dem das aktuell benötigte<br />

Informationen Datenmaterial heruntergeladen und per vorhandene Funkvon<br />

externen netze auf das Fahrzeug übertragen wird (Off-board-Naviga-<br />

Zentral- tion). Technisch und wirtschaftlich darstellbare Varianten<br />

rechnern werden <strong>der</strong>zeit untersucht und teilweise auch schon angeboten.<br />

Eine Möglichkeit für den Datentransfer sind die GSM-<br />

Netze. Derartige Systeme werden z. B. von ComROAD in<br />

Verbindung mit entsprechen<strong>der</strong> Hardware angeboten.<br />

Philips verwendet für denselben Zweck den Verkehrsnachrichtenkanal<br />

RDS/TMC. Die Daten werden von einem<br />

RDS/TMC-tauglichen Autoradio empfangen, an das Navigationssystem<br />

„Carin“ weitergeleitet und lösen dort die Berechnung<br />

und Darstellung <strong>der</strong> Routen aus.<br />

4.2.1 Dynamische Zielführung<br />

Dynamische Zielführung bedeutet, daß dem Navigations-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 39<br />

system aktuelle Störungen (Baustelle, Unfall, Stau) auf <strong>der</strong><br />

Wahlstrecke mitgeteilt und Ausweichempfehlungen übermittelt<br />

bzw. vom Navigationssystem errechnet werden können.<br />

Tegaron, eine kürzlich gegründete Tochter von debis und<br />

Telekom MobilNet, wird <strong>der</strong>artige Dienste anbieten. Mercedes-Benz<br />

und Volkswagen wollen entsprechende Systeme<br />

– angebunden an GSM – ab 1998 für die oberen Baureihen<br />

serienmäßig anbieten. Philips verwendet für die dynamische<br />

Zielführung des Systems „Carin“ wie<strong>der</strong>um TMC.<br />

Grundsätzlich stehen alle bekannten Datenkanäle für die<br />

dynamische Zielführung zur Verfügung. Wie<strong>der</strong>um werden<br />

<strong>der</strong> Systementwurf und die Kosten <strong>der</strong> Übertragungsstrecke<br />

entscheidend für die Auswahl <strong>der</strong> Kanäle sein und somit<br />

durch den Serviceprovi<strong>der</strong> bestimmt werden.<br />

4.2.2 Routenplanung<br />

Die Routenplanung geschieht im Fahrzeug durch Eingabe<br />

von Start- und Zielort, z. B. über alphanumerische Tastaturen,<br />

die als Fernbedienung mit Infrarotübertragung ausgelegt<br />

sein können. Die Routenberechnung selbst wird durch<br />

eine im Navigationssystem abgelegte Software durchgeführt.<br />

Meist hat <strong>der</strong> Nutzer die Möglichkeit, die Route nach Weg<br />

o<strong>der</strong> Zeit optimieren zu lassen.<br />

Die Routenplanung kann bei einigen Systemen auf Anfrage<br />

über GSM beim Serviceprovi<strong>der</strong> geor<strong>der</strong>t, o<strong>der</strong> ebenfalls<br />

„off-line“ am heimischen PC vorgenommen werden und ist<br />

daher unabhängig vom MMI und den Rechnerkapazitäten<br />

des Telematikendgerätes im Fahrzeug. Nach Abschluß <strong>der</strong><br />

Planung, die strecken- o<strong>der</strong> zeitoptimiert erfolgen kann,<br />

wird <strong>der</strong> Datensatz per GSM ins Fahrzeug übertragen. Die<br />

Daten werden an das Navigationssystem übermittelt und<br />

können mit speziellen „Bibliotheken“ <strong>der</strong> Navigationssysteme<br />

verknüpft werden. Je nach Ausstattungsgrad enthalten<br />

diese Bibliotheken zusätzliche Informationen über Hotels,<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 40<br />

Sehenswürdigkeiten, Restaurants usw., über die dann im<br />

Verlauf <strong>der</strong> Fahrt informiert wird.<br />

An<strong>der</strong>e Systemansätze für die Routenplanung, wie z. B.<br />

OnStar von Opel, beraten den Nutzer durch persönliche Auskunftserteilung<br />

über die optimale Routenführung und über<br />

touristische Sehenswürdigkeiten (persönlicher Reiseführer),<br />

dies auch während <strong>der</strong> Fahrt. Derartige sehr „menschliche“<br />

Varianten sind kostenseitig für den Serviceprovi<strong>der</strong> problematisch.<br />

An<strong>der</strong>erseits bleibt abzuwarten, welche Lebenserwartungen<br />

computergestützte Systemansätze im Umfeld <strong>der</strong><br />

Wettbewerb rasanten Entwicklung von Telematikdiensten überhaupt<br />

führt zu aufweisen und ob die erheblichen Entwicklungskosten<br />

rasantem amortisierbar sind, bevor teure Neuentwicklungen erfor<strong>der</strong>-<br />

Aufrüsten <strong>der</strong> lich werden. Der zukünftige Wettbewerb dürfte zu einem<br />

Dienste- rasanten Aufrüsten <strong>der</strong> Diensteangebote bei allen Provi<strong>der</strong>n<br />

angebote führen, insofern sind möglicherweise die zwar personalintensiven,<br />

aber im Entwicklungsaufwand bescheidenen Ansätze<br />

wirtschaftlich kurzfristig ebenso sinnvoll.<br />

4.2.3 Navigationsgeräte<br />

Zwischen 1.700 DM und 4.000 DM (Endverbraucherpreis)<br />

müssen <strong>der</strong>zeit für Navigationssysteme aufgebracht werden,<br />

die mit einem monochromen LCD-Display ausgestattet<br />

sind. Bei diesen nicht grafikfähigen Displays wird dem<br />

Nutzer die Information durch Symbolik und ergänzende<br />

Schrift vermittelt.<br />

Geräte dieser Art sind in <strong>der</strong> Regel mit Radios kombiniert<br />

und für die genormten Einbauschächte konzipiert. Das sonst<br />

nur für die Anzeigen des Radios verwendete LCD-Display<br />

ist gleichzeitig die Anzeigeeinheit des Navigationssystems.<br />

Eine interessante Variante dieser Art wird ab Frühjahr 1998<br />

von Clarion angeboten: zieht man das „Radio“ heraus und<br />

dreht es um 90° nach oben (was durch eine entsprechende<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 41<br />

Mechanik unterstützt wird), findet man die Oberfläche des<br />

Navigationssystems, bestehend aus einem voll grafikfähigen<br />

Farbdisplay und den Bedienelementen.<br />

Die Unterstützung <strong>der</strong> Informationsausgabe durch synthetische<br />

Sprache ist bei allen Systemen möglich. In <strong>der</strong> Regel<br />

kann <strong>der</strong> Nutzer bis zu sieben verschiedene Landessprachen<br />

auswählen.<br />

Geräte mit Farbdisplays sind für die Bildwie<strong>der</strong>gabe von<br />

Straßenkarten besser geeignet. Die Größe des Monitors erfor<strong>der</strong>t<br />

jedoch entsprechend geräumige Einbaumöglichkeiten,<br />

die in <strong>der</strong> Regel außerhalb des Aufmerksamkeitskorridors<br />

des Fahrers liegen und daher durch Matrix-Displays für<br />

die Richtungsdarstellung in <strong>der</strong> Instrumententafel ergänzt<br />

werden.<br />

Allerdings sind auf solchen Displays umfangreiche und qualitativ<br />

hochwertige Darstellungen (Grafik) möglich. Zwischen<br />

5.000 DM und 7.700 DM sind <strong>der</strong>zeit für solche Navigationssysteme<br />

zu bezahlen, gleich ob Werkausstattung o<strong>der</strong><br />

Nachrüstlösung.<br />

Trend zu Der Trend bei hochwertigen Navigationsgeräten geht einintegrierten<br />

deutig zu integrierten Lösungen, bei denen zusätzliche Funk-<br />

Lösungen tionen, wie z. B. die Bedienung <strong>der</strong> Klimaanlage, des Radios<br />

und des Telefons, über das MMI des Navigationsgerätes<br />

erfolgen. Diese Anwendungen sind allerdings beschränkt auf<br />

Navigationssysteme, die mit großen farbigen Displays arbeiten.<br />

Bedienung <strong>der</strong> Zur Bedienung <strong>der</strong> Navigationssysteme werden verschiede-<br />

Navigations- ne Technologien angeboten, Kombinationen <strong>der</strong> Bediensysteme<br />

technologien sind möglich. Insbeson<strong>der</strong>e bei Systemen zur<br />

Nachrüstung erfolgt die Bedienung meist direkt am Gerät.<br />

Die Bedienung kann durch eine Menüführung am Display<br />

unterstützt werden.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 42<br />

Eine Erweiterung dieses Gestaltungsmerkmales ist die (Infrarot-)Fernbedienung.<br />

Vorteilhaft dabei ist die größere Gestaltungsfreiheit<br />

<strong>der</strong> Bedienerführung, da mehr Platz für die<br />

Bedienungselemente zur Verfügung steht.<br />

Touch-Screen Nur bei Systemen mit (großen) Farbdisplays besteht die<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Bedienung durch Berühren des Bildschirms<br />

(Touch-Screen).<br />

Noch in <strong>der</strong> Entwicklung befinden sich Technologien zur<br />

Bedienung des Systems mittels Spracheingabe, die dann<br />

sogar als Dialog Mensch-Maschine gestaltet werden kann.<br />

Nach Angabe eines Entwicklers (Visteon) soll die Spracheingabe<br />

bis 1999 zumindest für Teilbereiche <strong>der</strong> Bedienung<br />

umgesetzt sein.<br />

4.2.4 Das System LISB<br />

Abschließend sei – mehr zur Vervollständigung <strong>der</strong><br />

Chronik – noch das Navigationssystem LISB (Leit- und<br />

Informationssystem Berlin) vorgestellt, das von Siemens und<br />

BOSCH im Rahmen eines FuE-Vorhabens entwickelt und in<br />

einem Feldversuch (1990-1991) in West-Berlin getestet wurde.<br />

Ein Fahrzeugrechner ermittelte die Position des Fahrzeuges<br />

und <strong>der</strong>en Än<strong>der</strong>ung aus den Weggeberdaten des Tachos<br />

und mittels Magnetfeldsonde aus <strong>der</strong> Abweichung gegenüber<br />

Norden. Da diese Berechnungen nicht unendlich schnell,<br />

damit nur in begrenzter Häufigkeit und daraus resultierenden<br />

Abweichungen des Ergebnisses vom tatsächlichen Standort<br />

durchgeführt werden konnten, wurde die Position des Fahrzeuges<br />

durch eine aufwendige Infrastruktur ständig aktualisiert.<br />

Diese Infrastruktur war parallel zu einer ausgewählten<br />

Anzahl von Lichtzeichenanlagen aufgebaut und kommunizierte<br />

mit dem Fahrzeug über Infrarotbaken an den Ampeln.<br />

Das System zeigte per Pfeil die Himmelsrichtung zum Ziel<br />

an; zudem wurde die Entfernung zum Ziel als direkte<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 43<br />

Luftlinienverbindung angegeben (Kompaßfunktion). Nach<br />

Passieren <strong>der</strong> ersten Bake erhielt das Fahrzeug detaillierte<br />

Informationen über das Straßengebiet im Umfeld <strong>der</strong> Bake<br />

und wechselte zur Leitfunktion. Auf einem LCD-Display<br />

wurden z. B. die zu wählende Fahrspur, die empfohlene<br />

Ausfahrt eines Kreisverkehrs und <strong>der</strong> zu benutzende Abbiegeweg<br />

bildlich in einer abstrahierten Form dargestellt. Die<br />

Informationen wurden auf Wunsch auch mit synthetischer<br />

Sprache ausgegeben.<br />

Über die Baken-Infrastruktur konnten dem Fahrzeug Informationen<br />

von <strong>der</strong> Zentrale aus mitgeteilt werden. Die Berücksichtigung<br />

von Straßenplanän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Verkehrsstörungen<br />

und daraus abgeleitete Ausweichempfehlungen<br />

waren damit ebenfalls schon möglich. Damit war bereits die<br />

Basis <strong>der</strong> dynamischen Zielführung realisiert, wenngleich<br />

die Informationen noch nicht für das individuelle Fahrzeug<br />

generiert werden konnten.<br />

Dieses Verfahren wurde nicht zur kommerziellen Anwendung<br />

gebracht. Zudem wurden erste Erfolge mit GPS- und<br />

funknetz-basierten Systemen gemeldet, die gegenüber infrastrukturgestützten<br />

Systemen erhebliche Kostenvorteile für<br />

die flächendeckende Verfügbarkeit versprachen.<br />

4.3 Notruf und Pannenhilfe<br />

Telematikanwendungen, bei denen via GSM eine bidirektionale<br />

Kommunikation zwischen Fahrzeug und Zentrale<br />

stattfindet, bieten quasi als „Abfallprodukt“ die Funktionen<br />

Notruf und Pannenhilfe.<br />

Funktionsweise Durch Betätigung einer großen und auffälligen Taste wird<br />

Notruf/ selbsttätig eine Sprechverbindung zwischen Fahrzeug und<br />

Pannenhilfe Zentrale aufgebaut. Der Fahrzeugstandort und eine Kennung<br />

des Fahrzeuges werden dabei automatisch als Datensatz mit<br />

übertragen. Im Dialog mit <strong>der</strong> Zentrale wird <strong>der</strong> Umfang<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 44<br />

<strong>der</strong> notwendigen Hilfeleistung (Notarzt, Feuerwehr, Polizei,<br />

Abschleppdienst) ermittelt und von dort aus veranlaßt.<br />

Ein Unfall mit Personenschaden (was eine entsprechende<br />

Hilfeleistung notwendig macht) wird unterstellt, wenn zwar<br />

<strong>der</strong> Notruf ausgelöst wurde, aber keine Antwort vom Fahrer<br />

über die aufgebaute Sprechverbindung zustande kommt.<br />

Notruf Bei einigen Systemen wird <strong>der</strong> Notruf zusätzlich auch autoautomatisch<br />

matisch ausgelöst, wenn Sensoren unfalltypische Signale<br />

ausgelöst liefern. Der Notruf wird zum Beispiel vom Auslösesignal<br />

des Airbagsensors o<strong>der</strong> durch Signale von Unfalldatenschreibern,<br />

die atypische Beschleunigungsverläufe zeigen,<br />

ausgelöst.<br />

Auf Wunsch können bei einigen Systemen auf <strong>der</strong> SIM-<br />

Karte des Nutzers persönliche, im Notfall relevante Informationen<br />

(Vorerkrankungen, Risikofaktoren) gespeichert und<br />

automatisch an die Zentrale bzw. die Rettungsstellen übermittelt<br />

werden.<br />

Spezielle Antennen sorgen bei einigen Systemen dafür, daß<br />

eine Kommunikation auch möglich ist, wenn das Auto auf<br />

<strong>der</strong> Seite o<strong>der</strong> dem Dach liegt o<strong>der</strong> sehr schwer beschädigt<br />

ist (Military-Standard); <strong>der</strong> Funksen<strong>der</strong> arbeitet mit erhöhter<br />

Leistung (8 Watt).<br />

Notruf bzw. Pannenruf sind in <strong>der</strong> Regel in die Telematiksysteme<br />

integrierte Dienste, zum Teil aber auch als separate<br />

Einrichtungen am Markt. Tele Aid („Die Notrufsäule in<br />

Ihrem Mercedes“) ist ein ausschließlich auf Notruf und<br />

Pannenhilfe ausgerichtetes Produkt, bei dem die Kommunikationsverbindung<br />

nur zu diesen Zwecken hergestellt werden<br />

kann. Derartige Systeme sind verhältnismäßig preiswert<br />

(Tele Aid = 750 DM), zusätzlich zahlt <strong>der</strong> Kunde eine Monatsgebühr<br />

von 15 DM für den Dienst.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 45<br />

4.4 Diebstahlverfolgung<br />

Das wesentliche Element einer Diebstahlverfolgung ist ein<br />

versteckt im Fahrzeug untergebrachtes GPS/GSM-Modul,<br />

welches die Standortbestimmung bzw. -verfolgung und die<br />

Kommunikation mit <strong>der</strong> Zentrale ermöglicht. Durch die<br />

Funkverbindung kann das Fahrzeug von <strong>der</strong> Zentrale aus<br />

mittels entsprechen<strong>der</strong> elektronischen Komponenten <strong>der</strong> Bordelektronik<br />

zunächst außer Betrieb gesetzt und dann durch<br />

Aktivierung von Hupe, Blinkern, Scheinwerfern usw. auffällig<br />

gemacht werden.<br />

Das System löst selbsttätig „stillen“ Alarm aus, wenn das<br />

Fahrzeug unberechtigt bewegt o<strong>der</strong> aufgebrochen wird o<strong>der</strong><br />

wenn an den Elementen des Systems Manipulationen stattfinden,<br />

die Autobatterie abgeklemmt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anlasser<br />

kurzgeschlossen wird. Im Bedarfsfall (z. B. Überfall) kann<br />

auch durch einen Taster im Fahrzeug stiller Alarm ausgelöst<br />

werden. Der Nutzer kann außerdem dem System „elektronische<br />

Grenzen“ vorgeben, nach <strong>der</strong>en Verlassen die Wegfahrsperre<br />

das Auto nach dem nächsten Ausschalten <strong>der</strong><br />

Zündung blockiert.<br />

Wie zu je<strong>der</strong> telematischen Dienstleistung gehört auch hier<br />

ein Serviceprovi<strong>der</strong> dazu, für dessen Bereitschaftsdienst<br />

und Tätigkeit Gebühren zu entrichten sind.<br />

Bei dem Produkt Skeye Protect von Grundig beispielsweise<br />

ist <strong>der</strong> Provi<strong>der</strong> „Tegaron Telematics“, bei dem unter den<br />

Namen LoJack, Tracker und Detektor angebotenen System<br />

von Mannesmann VDO Kienzle leistet „Raab Karcher<br />

Sicherheit“ den Provi<strong>der</strong>dienst.<br />

4.5 Infotainment<br />

Es ist naheliegend, die Komponenten von Telematikendgeräten<br />

im Fahrzeug auch für an<strong>der</strong>e Anwendungen als ur-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 46<br />

Anwendungen sprünglich vorgesehen einzusetzen. Dies betrifft vor allem<br />

für Unter- die sehr leistungsAnwendungenfähigen und teuren<br />

haltungs- und Farbdisplays von Navigationssystemen, die auch als<br />

Bürozwecke Monitore für Unterhaltungs- und Bürozwecke o<strong>der</strong> als<br />

o<strong>der</strong> als Fern- Fernsehbildschirme genutzt werden können. Einige<br />

seher bereits Anwendungsmöglichkeiten sind bereits als Produkte erhält<br />

als Produkte lich.<br />

erhältlich<br />

So bietet Grundig für sein Navigationssystem GPS 1 einen<br />

VHS-Videoplayer an, Alpine offeriert für seine Navigationssysteme<br />

einen mobilen TV-Tuner (PAL), Aisin präsentiert<br />

das Navigationssystem TAKE-NAVI, das einen TV-<br />

Tuner integriert hat und über standardisierte Schnittstellen<br />

Video-CDs, Photo-CDs und Videospiele wie<strong>der</strong>geben kann.<br />

BMW will seinen Kunden noch weitere Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Telematik bieten: per GSM und SMS wird eine Verbindung<br />

zwischen Fahrzeug und heimischem Computer aufgebaut;<br />

alle Möglichkeiten, die <strong>der</strong> eigene PC bietet (z. B. Internet-<br />

Zugang, Mailsysteme), sind damit auch vom Fahrzeug aus<br />

nutzbar.<br />

4.6 Weitere, telematikbasierte Informationsangebote<br />

Die Technologien zur Informationsübertragung sind mit<br />

den Verkehrsinformationen bei weitem nicht ausgelastet.<br />

Möglichkeiten, Daten in ein Fahrzeug zu übertragen, gibt<br />

es <strong>der</strong>zeit und zukünftig in ausreichendem Maße. Lediglich<br />

die Übertragung aus dem Fahrzeug heraus (Rückkanal) ist<br />

<strong>der</strong>zeit auf GSM beschränkt.<br />

Infoangebote Im Rahmen <strong>der</strong> DAB-Feldversuche werden solche unidirektionalen<br />

Informationsvermittlungen u. a. im Raum Wiesbaden<br />

– Frankfurt – Darmstadt <strong>der</strong>zeit erprobt. Fahrpläne <strong>der</strong><br />

öffentlichen Verkehrsmittel, Flugpläne, Wetterbericht, Veranstaltungshinweise,<br />

Sportereignisse, Hotelverzeichnisse,<br />

Restaurantführer, Börsennachrichten usw. sind ständig abrufbar.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 47<br />

Für den Verkehrsbereich von größerem Interesse sind jedoch<br />

spezifische Informationsdienste, wie beispielsweise zu-<br />

Parkraum- verlässige Parkrauminformationen. Hierbei läßt sich durch<br />

informationen Telematik <strong>der</strong> Individualverkehr streßfreier und (durch Vermeidung<br />

unnötiger Suchfahrten) umweltfreundlicher gestalten.<br />

Informationen Ein Park-Info-Projekt wurde während <strong>der</strong> IAA ‘97 in<br />

über Bele- Frankfurt/Main von den Partnern Opel, Frankfurt Business<br />

gungszustand Radio und Deutsche Telekom durchgeführt: mit Hilfe einer<br />

<strong>der</strong> Parkhäuser Übersichtskarte und <strong>der</strong> Fernbedienung kann sich <strong>der</strong> Nutzer<br />

interaktiv über den Belegungszustand <strong>der</strong> Parkhäuser in<br />

<strong>der</strong> Zielzone informieren; alle 15 Minuten werden die Informationen<br />

aktualisiert.<br />

Ein komfortablerer Weg zum selben Zweck wird im <strong>der</strong>zeit<br />

laufenden Pilotprojekt „Cologne Parkinfo“ beschritten. Das<br />

Gemeinschaftsprojekt von BMW, Ford, Cellway, Netcologne,<br />

Siemens, <strong>der</strong> Stadt Köln und <strong>der</strong> RWTH Aachen hat<br />

zum Ziel, den Autofahrer über freie Parkplätze in <strong>der</strong> Stadt<br />

zu informieren und ihm die Möglichkeit zu geben, einen<br />

Stellplatz zu reservieren (<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Parkleitverbund in<br />

Köln besteht aus 29 Parkhäusern und 4 P+R-Anlagen mit<br />

insgesamt rund 16.000 Stellplätzen). Die aktuellen Parkrauminformationen<br />

werden in <strong>der</strong> Verkehrsleitzentrale des<br />

Amtes für Straßen- und Verkehrstechnik gesammelt und<br />

nach Übernahme durch den Provi<strong>der</strong>verbund per GSM/SMS<br />

auf die Navigationssysteme in Fahrzeugen von BMW und<br />

Ford übertragen; zusätzlich bietet ein City-Informationsdienst<br />

diese Daten im Internet an.<br />

Werden die Informationen über das Autotelefon abgerufen,<br />

erscheint auf dem Bordmonitor die Lage <strong>der</strong> Parkhäuser,<br />

eingetragen in die Routenkarte. Zusätzlich wird angezeigt,<br />

wieviel freie Parkplätze es momentan im jeweiligen Parkhaus<br />

gibt. Mit einem Pfeil nach oben o<strong>der</strong> unten wird die<br />

Tendenz <strong>der</strong> sich ständig verän<strong>der</strong>nden Belegung angezeigt.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 48<br />

Per GSM/SMS kann <strong>der</strong> Nutzer einen Platz im Parkhaus<br />

seiner Wahl reservieren.<br />

5 Resümee und Ausblick<br />

Einführung <strong>der</strong> Die Einführung <strong>der</strong> Telematik im Individualverkehr hat im<br />

Telematik hat großen Stil begonnen. Mit GPS wird die Positionsbestimbegonnen<br />

mung <strong>der</strong> Fahrzeuge ermöglicht; die Kommunikation zwischen<br />

Fahrzeugen und den Zentralen <strong>der</strong> Serviceprovi<strong>der</strong><br />

wird über GSM/SMS und über verschiedene Broadcast-<br />

Channel, wie z. B. RDS, SWIFT, DAB, realisiert.<br />

Die deutschen Telematik-Serviceprovi<strong>der</strong> Mannesmann Autocom,<br />

Tegaron und Gedas Telematics bauen Telematiksysteme<br />

auf und bieten ihre Dienste flächendeckend an. Zu<br />

den interessantesten Telematikdiensten für den Individualverkehr<br />

zählen die neuen, qualitativ hochwertigen Verkehrslageinformationen,<br />

<strong>der</strong> automatische Notruf/Pannenruf, die<br />

Routenplanung, die Navigation und die dynamische Zielführung.<br />

Neue Infra- Zur Erhebung von Verkehrsdaten werden neue infrastrukstruktur-<br />

und tur- und geobasierte Erfassungssysteme eingesetzt. Die begeobasierte<br />

kannten Quellen für Verkehrsinformationen, wie z. B. die<br />

Erfassungs- polizeilichen Landesmeldestellen o<strong>der</strong> die Staumel<strong>der</strong>clubs,<br />

systeme werden weiterhin genutzt bzw. intensiv ausgebaut.<br />

Die Inanspruchnahme <strong>der</strong> Dienste ist in einigen Fällen<br />

nicht einmal auf eine spezifische Hardware angewiesen.<br />

Reine Infodienste sind in <strong>der</strong> Regel über Mobiltelefon o<strong>der</strong><br />

Internet erreichbar.<br />

Navigationssysteme und Notrufeinrichtungen werden inzwischen<br />

von allen deutschen Automobilherstellern serienmäßig<br />

angeboten. Die Komplexität <strong>der</strong> Systeme reicht von<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110<br />

Seite 49<br />

<strong>der</strong> Abfrage von Voice-Boxes mit dem Mobiltelefon bis<br />

zum kompletten Navigationssystem mit farbfähigem, hochauflösendem<br />

Touch-Screen im Fahrzeug.<br />

Fahrzeugtaugliche Telematikendgeräte werden von nahezu<br />

allen bedeutenden Elektronikzulieferern <strong>der</strong> Automobilbranche<br />

angeboten. Die Basis <strong>der</strong> Geräte bilden kombinierte<br />

Erhebliches GPS/GSM-Module für Ortung und Kommunikation. Die<br />

Entwicklungs- Bedienerschnittstelle wird durch unterschiedliche Ein-/Auspotential<br />

<strong>der</strong> gabegeräte realisiert. Dabei besteht für den Integrationsgrad<br />

Telematik- im Fahrzeug noch ein erhebliches Entwicklungspotential; bisgeräte<br />

her sind die Telematikgeräte quasi noch Stand-alone-Lösungen,<br />

die nur marginal für das jeweilige Fahrzeugmodell<br />

appliziert werden. Die Schnittstelle zum Fahrer ist mit den<br />

übrigen Bedienfunktionen wie Telefon, Radio o<strong>der</strong> Klimaanlage<br />

bisher noch nicht ausreichend verknüpft, die wünschenswerte<br />

Sprachsteuerung ist noch nicht verfügbar.<br />

Zu den weiteren noch bestehenden Hemmnissen in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

gehören die Unsicherheiten über die Finan-<br />

Verkehrstele- zierung einzelner Systembausteine. Mit <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

ein matik entsteht ein völlig neuer Markt, bei dem die Strukvöllig<br />

neuer turen noch nicht etabliert sind. Oft besteht noch die Frage,<br />

Markt wer eigentlich wessen Kunde bei <strong>der</strong> Zulieferung von Teildiensten,<br />

wie etwa bei <strong>der</strong> Bereitstellung <strong>der</strong> Broadcast-<br />

Channel, ist.<br />

Erheblicher Die transnationale Nutzbarkeit von Telematikdiensten er-<br />

Standardi- for<strong>der</strong>t die Standardisierung von Systemkomponenten, hier<br />

sierungsbedarf ist noch erheblicher Bedarf zu erkennen, um die Marktfür<br />

die trans- durchdringung abzusichern.<br />

nationale<br />

Nutzbarkeit Trotz aller noch bestehenden Unzulänglichkeiten werden<br />

sich die Telematikdienste für den Individualverkehr rasant<br />

Bestehende weiterentwickeln. Die bereits bestehenden Dienste treffen<br />

Dienste treffen im Kern die Bedürfnisse <strong>der</strong> Nutzer. Bei voranschreiten<strong>der</strong><br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 50<br />

Bedürfnisse Entwicklung <strong>der</strong> Dienste, höherem Integrationsgrad <strong>der</strong> Ge<strong>der</strong><br />

Nutzer räte und erkennbaren Preissenkungen <strong>der</strong> Hardware dürfte<br />

die <strong>Verkehrstelematik</strong> für den Individualverkehr bereits in<br />

den nächsten drei Jahren eine hohe Marktdurchdringung erreichen.<br />

Dabei müssen die Automobilhersteller selbst noch<br />

aktiver werden, handelt es sich doch bei den Nutzern <strong>der</strong><br />

Telematikdienste um ihre Kunden.<br />

<strong>Technische</strong> Da inzwischen alle benötigten technischen Komponenten<br />

Komponenten zumindest in den Grundfunktionen verfügbar sind, wird die<br />

in den Grund- Akzeptanz <strong>der</strong> Telematik bei <strong>der</strong>en Nutzern im wesentlifunktionen<br />

chen von <strong>der</strong> Qualität und <strong>der</strong> Interessantheit <strong>der</strong> Dienste<br />

verfügbar abhängen. Zeitnahe und qualitativ hochwertige Verkehrsinformationen,<br />

flächendeckende Navigation und Zielführung<br />

sowie zuverlässige Notfall- und Servicedienste werden sich<br />

in <strong>der</strong> konkreten Situation beweisen müssen. Die Serviceprovi<strong>der</strong><br />

müssen diese Dienste zu vertretbaren Preisen anbieten<br />

und darüber hinaus neuartige Angebote entwickeln.<br />

Ebenso müssen die Gerätehersteller für multifunktionale,<br />

hochintegrierte und dennoch preiswerte Systeme sorgen,<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> um die breite Akzeptanz <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> für den<br />

Verkehrstele- Endkunden zu steigern.<br />

matik<br />

Bei hoher Marktdurchdringung werden schließlich auch all<br />

Telematik gemein spürbare Verbesserungseffekte bei <strong>der</strong> Entzerrung<br />

entlastet die <strong>der</strong> Verkehrsströme erkennbar werden. Telematik entlastet<br />

Umwelt und die Umwelt und senkt die Verkehrswegekosten. In Verbindung<br />

senkt die mit an<strong>der</strong>en Anwendungsbereichen, wie dem Wirtschafts-<br />

Verkehrswege- verkehr und dem öffentlichen Verkehr, wird die Telematik<br />

kosten für den Individualverkehr eine entscheidende Rolle spielen,<br />

um die Mobilität zu erhalten bzw. wie<strong>der</strong>herzustellen und<br />

Telematiksy- die Effektivität <strong>der</strong> Nutzung von Verkehrsträgern wesentlich<br />

steme unver- zu verbessern. Damit werden die Telematiksysteme zum unverzichtbarer<br />

zichtbaren Bestandteil des Verkehrs; Telematik ist – einmal<br />

Bestandteil etabliert – nicht wie<strong>der</strong> ohne negative Folgen abschaltbar.<br />

des Verkehrs<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 4: Zukünftige Möglichkeiten <strong>der</strong> Telematik<br />

Seite 51<br />

Motorisierter Individualverkehr und Telematik 06110


06110 Motorisierter Individualverkehr und Telematik<br />

Seite 52<br />

Automatische Als Zukunftsperspektive <strong>der</strong> Telematikanwendungen sind<br />

Fehlermeldung die Anbindung des Fahrzeugs an das Internet im Sinne des<br />

bzw. Fern- Infotainments sowie fahrzeugseitig die automatische Fehlerdiagnose<br />

meldung bzw. Ferndiagnose zu erwarten. Dabei wird die<br />

Einführung des „Car-PC“ eine entscheidende Rolle spielen.<br />

Nach den Vorstellungen <strong>der</strong> Gerätehersteller könnte das Fahrzeug<br />

von morgen die in Abbildung 4 dargestellten Funktionen<br />

bieten. Den Autoren sei in Anbetracht <strong>der</strong> Möglichkeiten<br />

abschließend die nicht ganz ernstzunehmende Befürchtung<br />

gestattet, daß bei solchem Ausstattungsgrad das Fahren<br />

ohne Stau wohl kaum noch Freude bereiten dürfte.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Autofahren wird an<strong>der</strong>s 06120<br />

Autofahren wird an<strong>der</strong>s<br />

von<br />

Gisela Qasim<br />

1 Zielsetzung<br />

Seite 1<br />

Verkehrs- <strong>Verkehrstelematik</strong> –- die Wortschöpfung aus Verkehr, Teletelematik<br />

kommunikation und Informatik – ist ein relativ neuer Begriff<br />

im deutschen Wortschatz. Wie Multimedia einige Jahre<br />

zuvor findet auch <strong>Verkehrstelematik</strong> weite Verbreitung und<br />

unterschiedliche Anwendungen.<br />

Rasante Analogien zur Verbreitung <strong>der</strong> Endgeräte in Kraftfahrzeu-<br />

Ausbreitung gen können in <strong>der</strong> rasanten Ausbreitung <strong>der</strong> CD o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Mobiltelefone gesehen werden. Endanwen<strong>der</strong> können sehr<br />

verschiedene Facetten <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> im PKW bzw.<br />

LKW nutzen. Je nachdem, ob die Nutzung privat o<strong>der</strong> beruflich<br />

erfolgt, ergeben sich unterschiedliche Bedarfsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

und Möglichkeiten.<br />

Weitreichendes Im Folgenden wird <strong>der</strong> momentan interessanteste Bereich<br />

Informations- <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> vorgestellt, den Verkehrsteilnehmer<br />

und Naviga- mit Hilfe von Endgeräten im Fahrzeug nutzen können: ein<br />

tionssystem weitreichendes Informations- und Navigationssystem für<br />

Menschen unterwegs.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98<br />

Abb. 1: SKEYE-Guide-Bedieneinheit im Fahrzeug<br />

Seite 2<br />

06120 Autofahren wird an<strong>der</strong>s


Autofahren wird an<strong>der</strong>s 06120<br />

2 Der SKEYE Guide<br />

Verkehrstele- Ein im engeren Sinne verkehrstelematisches System für<br />

matisches Privat-PKW ist SKEYE Guide. Es zeichnet sich durch<br />

System für Flexibilität und Intelligenz aus und hilft Autofahrern mit<br />

Privat-PKW individuellen Verkehrsinformationen und dynamischer Zielführung,<br />

schneller und sicherer ans Ziel zu kommen.<br />

SKEYE Guide bietet dem Nutzer eine Fülle nützlicher<br />

Funktionen: individuelle Verkehrsinformationen, schnelle<br />

Notruf- und Pannenhilfe, ein innovatives Navigationssystem,<br />

Telefon-Management und weitreichende Informationsdienste.<br />

3 Funktionen<br />

Seite 3<br />

GPS-Ortung Auch SKEYE Guide nutzt die GPS-Ortung und das GSM-<br />

GSM-Kommu- Kommunikationsverfahren. Über die flächendeckend ausgenikationsver-<br />

bauten D1- und D2-Mobilnetze hat <strong>der</strong> Nutzer Zugriff auf<br />

fahren Service-Zentralen mit tagesaktuellen Informationen. Die<br />

Service-Zentrale kennt geän<strong>der</strong>te Straßenführungen, Baustellen<br />

o<strong>der</strong> lokale Verkehrs- und Witterungsbedingungen.<br />

Neue Verkehrs- Damit kann sich <strong>der</strong> Fahrer rechtzeitig auf neue Verkehrssituation<br />

situationen einstellen. Er erfährt beispielsweise von Staus,<br />

lange bevor sie im Radio gemeldet werden. Die richtige<br />

Umleitung empfiehlt SKEYE Guide gleich mit, denn<br />

Relevante es filtert die relevanten Informationen abhängig vom<br />

Informationen Standort des Fahrzeugs aus und lotst den Fahrer im Falle<br />

einer Behin<strong>der</strong>ung über alternative Routen zum Ziel.<br />

Individuelles SKEYE Guide ist ein <strong>Verkehrstelematik</strong>-System, das ein<br />

Dienstespek- individuelles Dienstespektrum für Autofahrer von Notruftrum<br />

hilfe bis dynamischer Navigation bietet. Durch die Verbindung<br />

von GPS und GSM können Informationen abhängig<br />

von Standort und Bedarf des Fahrers übermittelt werden.<br />

Über den Daten- und Sprachkanal des Mobilfunks wird <strong>der</strong><br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06120 Autofahren wird an<strong>der</strong>s<br />

Seite 4<br />

Servicecenter Kontakt zu einem Servicecenter hergestellt, von dem in<br />

Verbindung mit <strong>der</strong> Standortbestimmung über GPS folgende<br />

Funktionen abgerufen werden können:<br />

Verkehrsinformationen*<br />

Navigation*<br />

Informationsdienste*<br />

Notruf*<br />

Pannenhilfe*<br />

Telefonbedienung<br />

Die mit Stern gekennzeichneten Funktionen laufen über die<br />

Dienste verschiedener Anbieter, dies sind im Augenblick<br />

vor allem die Passo-Dienste von Mannesmann Autocom und<br />

Dienste von Tegaron.<br />

3.1 Verkehrsinformationen<br />

Verkehrs- Hier werden alle verfügbaren Verkehrsinformationen des<br />

informationen gewählten Diensteanbieters zur Verfügung gestellt, d. h. auf<br />

dem Display angezeigt. Das Eintreffen einer neuen Meldung<br />

wird (auch wenn gerade eine an<strong>der</strong>e Anwendung<br />

genutzt wird) durch einen Signalton angezeigt, die Liste <strong>der</strong><br />

Meldungen wird ergänzt. SKEYE Guide kann Verkehrsin-<br />

Abhängig vom formationen direkt, abhängig vom Standort, zusammenge-<br />

Standort stellt nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen, anzeigen.<br />

Je nach Anbieter können die aktuellen Verkehrsinformationen<br />

aus einem bestimmten Umkreis (z. B. bis 10 km, bis 30 km,<br />

bis 100 km),<br />

aus einem Kreissegment um den Ausgangspunkt,<br />

von einem bestimmten Ziel,<br />

über eine bestimmte Strecke (Toureninfo) o<strong>der</strong><br />

aus einem Bundesland o<strong>der</strong> Ballungsraum<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Autofahren wird an<strong>der</strong>s 06120<br />

Seite 5<br />

angefor<strong>der</strong>t werden. Bei einem erneuten Start des Geräts<br />

erscheinen die Meldungen in <strong>der</strong> zuletzt vorgenommenen<br />

Einstellung. Die Informationen werden über das Display und<br />

die Bordlautsprecher ausgegeben. Die breite Erfassung aller<br />

relevanten Verkehrsdaten durch die Diensteanbieter (über<br />

DDG, Stausensoren, Staumel<strong>der</strong> etc.) gewährleistet flächendeckend<br />

höchste Aktualität und Informationsqualität. Zusätzlich<br />

zu dieser Aktualität kann SKEYE Guide präzise<br />

Umleitungs- und passende Umleitungsempfehlungen anbieten. Die Wegempfehlungen<br />

strecke wird laufend aktualisiert.<br />

3.2 Navigation<br />

Navigations- Die Navigationsfunktion von SKEYE Guide stützt sich – im<br />

funktion Gegensatz zu allen statischen Navigationsgeräten – nicht<br />

auf Speichermedien, die im Gerät selbst gelagert werden<br />

müssen und die somit alle das Problem <strong>der</strong> mangelnden<br />

Aktualität o<strong>der</strong> Flexibilität aufweisen. Auch diese Funk-<br />

Service- tion wird über die Service-Zentralen bereitgestellt. Der<br />

Zentralen Zentrale liegen die tagesaktuell genauesten Straßenverhältnisse<br />

(inklusive Baustellen, Umleitungen und Staus) vor. Im<br />

Fahrzeug wird auf Tastendruck über ein angeschlossenes<br />

Mobiltelefon eine Sprachverbindung zum Operator im<br />

Servicecenter aufgebaut. Das gewünschte Ziel wird festgelegt,<br />

die benötigten Daten werden abhängig von <strong>der</strong> aktuellen<br />

Position und <strong>der</strong> Verkehrslage in den SKEYE Guide<br />

übertragen. Die Zielführung erfolgt zum einen durch eine<br />

Navigation kurze Beschreibung <strong>der</strong> Wegstrecke in Worten und zum<br />

über Pikto- an<strong>der</strong>en durch Navigation über Piktogramme mit <strong>der</strong> entgramme<br />

sprechenden Pfeilsymbolik sowie gesprochenen Hinweisen.<br />

In den nächsten Schritten wird die Sprachsteuerung so-<br />

Gesprochene weit vervollständigt, daß auch die Zieleingabe sprachgesteu-<br />

Hinweise ert erfolgt, d. h. als kostengünstigere SMS übertragen wird.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06120 Autofahren wird an<strong>der</strong>s<br />

Seite 6<br />

3.3 Informationsdienste<br />

Anbieter- SKEYE Guide, als anbieterunabhängige Systemplattform,<br />

unabhängige kann Informationen aller Arten empfangen undausgeben.<br />

Systemplatt- Hier wird die Zukunft zeigen, was an fahrtechnisch reform<br />

levanten Informationen gefor<strong>der</strong>t, realisierbar und vorstellbar<br />

ist. Durch die parallele Übertragung des Standortes wer-<br />

Mögliche den die Informationen positionsabhängig ausgewählt. Eine<br />

Informations- beispielhafte Liste <strong>der</strong> möglichen Informationsdienste bedienste<br />

inhaltet folgendes:<br />

Restaurants<br />

Hotels<br />

Kinos, Konzerte, Ausstellungen<br />

Tankstellen, Werkstätten<br />

Parkhäuser<br />

Veranstaltungen<br />

Telefon- Wird eine angebotene Information ausgewählt, kann über<br />

verbindung SKEYE Guide eine Telefonverbindung dorthin aufgebaut<br />

dorthin werden, um z. B. sofort Plätze, Zimmer o<strong>der</strong> Karten reservieren<br />

zu lassen. Im Anschluß daran kann man sich zum gewünschten<br />

Ort navigieren lassen.<br />

3.4 Notruftaste und Pannentaste<br />

In Notfällen entscheiden Minuten. Minuten, die oft ungenutzt<br />

bis zum Eintreffen <strong>der</strong> Helfer verstreichen, weil erst mühsam<br />

Hilfe organisiert werden muß. SKEYE Guide sendet<br />

Notruf in einen Notruf in Sekunden. Über den Notruftaster bzw. Pannen<br />

Sekunden ruftaster kann direkt und gezielt Hilfe angefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Innerhalb einer kurzen Wartezeit besteht die Möglichkeit,<br />

die Auslösung rückgängig zu machen (cancel countdown von<br />

5 Sekunden). Danach werden Notruf und aktuelle Position<br />

an das Servicecenter übertragen. Die Servicezentrale ruft<br />

zurück zur Klärung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen, die<br />

anschließend sofort eingeleitet werden (Rettungsdienst, Po-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Autofahren wird an<strong>der</strong>s 06120<br />

Seite 7<br />

lizei, Abschleppwagen etc.). Auf dem Display wird <strong>der</strong><br />

Fahrer über den voraussichtlichen Zeitpunktdes Eintreffens<br />

Hilfe ohne <strong>der</strong> Rettungsmannschaft informiert. Da <strong>der</strong> Standort sofort<br />

Zeitverlust und genau bestimmt wird, kann die Hilfe ohne Zeitverlust<br />

durch lange Suche erfolgen.<br />

3.5 Telefonbedienung<br />

Vereinfacht das Die Telefonbedienungsfunktion von SKEYE Guide verein-<br />

Telefonieren facht das Telefonieren im Auto erheblich, was zu einer Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Sicherheit entscheidend beiträgt. Telefonanrufe<br />

können über das Display von SKEYE Guide angenommen<br />

und beendet werden. Alle in <strong>der</strong> SIM-Karte des angeschlossenen<br />

Mobiltelefons gespeicherten Nummern können über<br />

SKEYE Guide angewählt werden. Das große Display erleichtert<br />

die Bedienfunktionen, das mühsame und während<br />

des Fahrens gefährliche Ablesen des kleinen Handy-Displays<br />

entfällt. Empfangene SMS-Nachrichtenwerden über-<br />

Sprach- sichtlich und klar dargestellt. Die Sprachsteuerung erlaubt<br />

steuerung es sprecherunabhängig, die Grundfunktionen Ihres Mobiltelefons<br />

zu bedienen, die gespeicherten Telefonnummern<br />

werden sprecherabhängig ausgewählt. Telefonate können<br />

aufgezeichnet und kurze Texte aufgesprochen werden (analog<br />

<strong>der</strong> „Memofunktion” eines Anrufbeantworters). Die<br />

Freisprech- Freisprecheinrichtung ermöglicht die Adaption vieler Mobileinrichtung<br />

telefone, die Sprachausgabe erfolgt über die Autolautsprecher,<br />

wobei die Lautstärke reguliert werden kann. Vollduplex<br />

(gleichzeitiges Sprechen und Hören ohne Qualitätsverlust),<br />

Echo Cancellation (die Beseitigung <strong>der</strong> Echogeräusche<br />

im Auto) und eine Spannungsversorgung komplettieren<br />

die Telefonbedienung.<br />

3.6 Bedieneinheit<br />

Ergonomisch Die SKEYE-Guide-Bedieneinheit ist ein ergonomisch gegeformtes<br />

formtes <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät, über das alle <strong>der</strong>zeit<br />

Verkehrstele- verfügbaren <strong>Verkehrstelematik</strong>dienste abgerufen werden<br />

matik-Endgerät können.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06120 Autofahren wird an<strong>der</strong>s<br />

Seite 8<br />

Abb. 2: SKEYE-Guide-Display<br />

4 <strong>Technische</strong> Feature-Liste<br />

Unterstützung gängiger Mobiltelefone<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>dienste<br />

(Verkehrsinformationen, Navigation, Auskunft, Not-/Pannenruf)<br />

Not-/Pannenruf mit separaten Tastern und Cancel-<br />

Countdown<br />

Voice Control<br />

– Bedienung von Grundfunktionen (sprecherunabhängig)<br />

– Auswahl von gespeicherten Telefonnummern (sprecherabhängig)<br />

Voice Memory<br />

– Aufzeichnen von Telefonaten<br />

– Aufsprechen von Kurztexten<br />

Sprachausgabe (Unterstützung <strong>der</strong> Orientierungshilfe<br />

durch Hinweise)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Autofahren wird an<strong>der</strong>s 06120<br />

Freisprecheinrichtung<br />

– Universelle Handy-Adaption<br />

– Vollduplex, Echo Cancellation<br />

– Sprachausgabe über Autolautsprecher<br />

– Lautstärke einstellbar<br />

– Spannungsversorgung für Handy<br />

Telefonfernbedienung<br />

– Anruf entgegennehmen, beenden<br />

– Auswahl/Anzeige gespeicherter Telefonnummern<br />

– Rufnummernanzeige<br />

– SMS-Anzeige<br />

Alle wichtigen Funktionen im Direktzugriff<br />

Optimiertes Bedienkonzept<br />

Notstromversorgung bei Spannungsausfall<br />

Displayeinstellungen (Helligkeit, Kontrast, Farbe, Hintergrundbeleuchtung,<br />

Blickwinkel, Tag-/Nachtmodus)<br />

Universeller Spannungsbereich (12 V und 24 V)<br />

Kontextabhängige Konfiguration über separaten Taster<br />

Radio-Mute<br />

Eingang für Alarmanlage<br />

Eingang für versteckten Zusatztaster (z. B. Notruf)<br />

Roger Beep (An/Aus)<br />

Anzeige Feldstärke<br />

Anzeige Gesprächszeit/Gebühren<br />

Elektronische Geräte-Identitätsnummer<br />

Auto-Aus (Powermanagement)<br />

Zielspeicher für Verkehrsinfo/Navigation<br />

Standby-LED<br />

Automatische Gesprächsannahme<br />

Floating Car Data (FCD) An/Aus<br />

5 Perspektiven<br />

Seite 9<br />

165 Millionen Über 165 Millionen Kraftfahrzeuge in Europa sind bereits<br />

für Nach- heute für Nachrüstungen mit SKEYE Guide geeignet. Zurüstungen<br />

sätzlich wird erwartet, daß bis zum Jahr 2000 jedes vierte<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06120 Autofahren wird an<strong>der</strong>s<br />

Seite 10<br />

Neufahrzeug mit einem verkehrstelematischen System ausgestattet<br />

sein wird. Somit kann SKEYE Guide als Konsumgut<br />

angesehen werden, das entsprechend weite Verbreitung<br />

finden wird.<br />

FCD- Diese weite Verbreitung wird auch den FCD-Informationen<br />

Informationen (Floating Car Data) zugute kommen, über die sich ab einer<br />

gewissen Teilnehmermenge schon ein recht detailliertes<br />

Bild <strong>der</strong> Straßenfrequentierung ergeben wird. Dabei ist<br />

gewährleistet, daß die FCD-Informationen über SKEYE<br />

Guide anonymisiert versendet werden.<br />

Einen Systemüberblick über die <strong>Verkehrstelematik</strong> für Privat-PKW<br />

gibt Abb. 3.<br />

Die <strong>Verkehrstelematik</strong> steht gerade am Beginn ihrer Entwicklung.<br />

Aber schon heute lassen sich Anwendungen realisieren,<br />

die die Effizienz im Straßenverkehr beträchtlich<br />

erhöhen. Die <strong>Verkehrstelematik</strong> für PKW wird sicher dazu<br />

beitragen, die chronisch überlasteten Straßen zu entlasten<br />

und die weiter wachsende Anzahl von Fahrzeugen darauf<br />

zu koordinieren. Kurz: den Verkehr von morgen flüssiger<br />

und sicherer zu gestalten.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Servicezentrale<br />

Aufbereitete Daten an <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Endgerät (zeigt Staus an, umfährt Staus<br />

Daten von Staumel<strong>der</strong>n, Sensoren, Polizei, FCD<br />

Abb. 3: Systemübersicht über die <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 11<br />

Autofahren wird an<strong>der</strong>s 06120


06120 Autofahren wird an<strong>der</strong>s<br />

Seite 12<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Luftfahrt 06210<br />

Luftfahrt<br />

von<br />

Prof. Dr.-Ing. Gunther Schänzer<br />

1 Zielsetzung<br />

Die zunehmende Verknappung <strong>der</strong> Ressource „Luftraum“<br />

hat zu einem international vereinbarten Verkehrsleitkonzept<br />

geführt, das mit hoher Zuverlässigkeit arbeitet. Beson<strong>der</strong>s die<br />

extrem hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Flugsicherheit haben<br />

zu einem rigiden Konzept <strong>der</strong> Verkehrsbeschränkung sowie<br />

eines offenen Datenaustausches geführt. Das Mensch-Maschine-System<br />

in <strong>der</strong> Luft wie am Boden spielt eine wichtige<br />

Rolle, und Automatisierung wird primär eingesetzt, um<br />

den Menschen als Lotsen o<strong>der</strong> als Piloten besser zu unterstützen,<br />

ihn von Routineaufgaben zu entlasten, um so Entscheidungen<br />

sicherer und schneller durchführen zu können.<br />

Die Motivation <strong>der</strong> am System beteiligten Menschen hat<br />

einen entscheidenden Einfluß auf dessen Effizienz.<br />

Die Kosten des Flugsicherungssystems und die daraus resultierenden<br />

Gebühren werden von den Beteiligten als<br />

schmerzhaft empfunden, an<strong>der</strong>erseits aber auch akzeptiert,<br />

da es zu diesem System, das Regelmäßigkeit, Pünktlichkeit<br />

und Sicherheit im Luftverkehr ermöglicht, zur Zeit keine<br />

Alternative gibt.<br />

2 Leittechnik<br />

Seite 1<br />

2.1 Historische Entwicklung <strong>der</strong> Leittechnik<br />

Seit Ende des ersten Weltkrieges sind Flugzeuge so weit<br />

entwickelt worden, daß <strong>der</strong> Transport von Menschen und<br />

Gütern möglich wurde. Verglichen mit den erdgebundenen<br />

Verkehrsmitteln, wie Eisenbahn und Kraftfahrzeugen, konnten<br />

Flugzeuge die Transportdistanzen deutlich schneller<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 2<br />

überwinden. Flugzeuge können ohne Umwege vom Startort<br />

zum Ziel fliegen. Dagegen war am Anfang <strong>der</strong> Verkehrsfliegerei<br />

die Geschwindigkeit von Flugzeugen nur unwesentlich<br />

höher als die von Eisenbahnzügen.<br />

Solange <strong>der</strong> Luftverkehr nur aus wenigen teilnehmenden<br />

Flugzeugen bestand, flogen die Piloten so, wie Navigation<br />

und Wetter es ermöglichten. Kollisionsgefahr mit an<strong>der</strong>en<br />

Flugzeugen bestand kaum. Geflogen wurde fast nur bei guter<br />

Sicht. Die Navigation erfolgte primär nach Landmarken.<br />

Kompaß, Fluggeschwindigkeitsmesser und Uhr waren die<br />

Instrumente für eine Koppelnavigation. Auf den seltenen<br />

Langstreckenflügen über Wasser wurde von <strong>der</strong> Seefahrt<br />

die erprobte Astronavigation übernommen. Astronavigation<br />

wurde auch bei Flügen über unbekannten Landgebieten<br />

Navigation aus o<strong>der</strong> wenig markanten Gegenden angewendet. Eigentlich<br />

<strong>der</strong> Seefahrt wurde die gesamte Kunst <strong>der</strong> Navigation aus <strong>der</strong> Seefahrt<br />

übernommen, allerdings bietet die Luftfahrt über Land die<br />

Möglichkeit, nach Bodenmerkmalen zu koppeln.<br />

Bei <strong>der</strong> „Übernahme“ ergab sich aber die Möglichkeit, mit<br />

einigen eingefahrenen Traditionen zu brechen, die für die<br />

Luftfahrt weniger zweckmäßig waren, wie etwa die Angabe<br />

<strong>der</strong> Himmelsrichtung (z. B. 202° statt SSW). Außerdem<br />

mußte <strong>der</strong> Wind stärker einbezogen werden. Auch Peilungen<br />

zu Funksen<strong>der</strong>n wurden zur Richtungsbestimmung benutzt.<br />

Grundsätzlich mußten für weite Bereiche des Fluges,<br />

vor allem für Start und Landung, angemessene Sichtbedingungen<br />

herrschen. In dieser frühen Phase des Luftverkehrs<br />

war <strong>der</strong> Pilot bezüglich <strong>der</strong> Sicherung seines Flugweges<br />

fast ausschließlich auf sich selbst gestellt.<br />

Im Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg wurden die<br />

Funkortungsverfahren exzessiv weiterentwickelt. Mit dem<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Seite 3<br />

Radarsystem war eine Technik zumindest in Ansätzen verfügbar,<br />

mit <strong>der</strong> individuelle Flugzeuge vom Boden aus ortbar<br />

waren.<br />

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wie z. B. den Berlin-<br />

Versorgungsflügen während <strong>der</strong> Blockade, war die Verkehrsdichte<br />

gering. Die Piloten waren bei den vergleichsweise<br />

niedrigen Fluggeschwindigkeiten in <strong>der</strong> Lage, bei angemessener<br />

Sicht zu navigieren und an<strong>der</strong>e Verkehrsteilnehmer<br />

rechtzeitig zu erkennen und ihnen auszuweichen. Diese<br />

Art des Fliegens ist auch heute noch üblich bei Sport-<br />

Sichtflugregeln flugzeugen und ist gesetzlich geregelt in den Sichtflug-<br />

(VFR) regeln (Visual Flight Rules VFR).<br />

Nicht nur Sportflugzeuge, son<strong>der</strong>n auch militärischer Verkehr<br />

sowie Such- und Rettungsflüge fliegen häufig nach<br />

VFR. Als wichtigstes Merkmal ist anzumerken, daß je nach<br />

Art des Luftraums Sichtkontakt zum Boden bestehen muß<br />

und daß Wolkenabstände eingehalten werden müssen [ l ].<br />

Mit <strong>der</strong> Einführung des strahlgetriebenen Flugzeuges än<strong>der</strong>te<br />

sich diese Situation im Luftverkehr grundlegend (erstes<br />

ziviles Strahlverkehrsflugzeug war die Comet 1, die ihren<br />

Erstflug am 27. Juli 1949 absolvierte). Zum einen wuchsen<br />

die Fluggeschwindigkeiten stark an. Bei einer Fluggeschwindigkeit<br />

von knapp 300 m/s bzw. 1000 km/h und einer<br />

Entfernung von rund 3 km, in <strong>der</strong> ein an<strong>der</strong>es Flugzeug<br />

erkannt werden kann (nur bei extrem klarer Luft sind<br />

größere Erkennungsreichweiten wahrscheinlich), stehen zwei<br />

aufeinan<strong>der</strong> zufliegenden Flugzeugen bis zur Kollision nur<br />

fünf Sekunden zur Verfügung. Die Kollisionswahrscheinlichkeit<br />

wuchs zum an<strong>der</strong>en durch die Zunahme <strong>der</strong> Verkehrsdichte.<br />

Dieser Trend wurde auch dadurch verstärkt,<br />

daß <strong>der</strong> Verkehr über Funkfeuer kanalisiert wurde, womit in<br />

ihrer Umgebung eine hohe Verkehrsdichte entstand.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 4<br />

2.2 Flugsicherheit<br />

Flugzeuge sind aufgrund <strong>der</strong> angewendeten physikalischen<br />

Prinzipien potentiell gefährdete Fahrzeuge. Hohe Geschwindigkeiten<br />

bei Start und Landung, d. h. beim Übergang vom<br />

Bodenfahrzeug zum Luftfahrzeug, bergen eine Vielzahl von<br />

Gefahren. Zudem hat ein Flugzeug im Gegensatz zu Landfahrzeugen<br />

nur reduzierte Möglichkeiten, Fehler zu meiden.<br />

Zum Beispiel kann ein Luftfahrzeug bei einem Motordefekt<br />

nicht einfach geparkt werden. Trotz <strong>der</strong> prinzipiell ungün-<br />

Flugzeuge ge- stigen technischen Voraussetzungen gehören Flugzeuge heute<br />

hören zu den zu den sichersten Verkehrsmitteln. Bezogen auf die zurücksichersten<br />

Ver- gelegte Strecke ist die Wahrscheinlichkeit, in <strong>der</strong> Eisenbahn<br />

kehrsmitteln o<strong>der</strong> im Flugzeug tödlich zu verunglücken, etwa gleich groß<br />

(Abb. 1). Das tödliche Risiko im Kraftfahrzeug ist dagegen<br />

mehr als zehnmal größer.<br />

Dieses im Luftverkehr inzwischen erreichte hohe Sicherheitsniveau<br />

ist das konsequente Ergebnis von langwierigen<br />

Bemühungen in dieser Richtung, die immer weiter fortgesetzt<br />

werden (Abb. 2). Sowohl im Bereich <strong>der</strong> Technik als<br />

auch bei <strong>der</strong> Ausbildung des Personals wurde ein extrem<br />

hoher Sicherheitsstandard erreicht. Wie bei an<strong>der</strong>en Fahrzeugen<br />

auch, hat beim Flugzeug <strong>der</strong> Ausfall des technischen<br />

Systems mit 9 % einen geringen Anteil an den Unfallursachen<br />

(Abb. 3). An den meisten Unfällen ist <strong>der</strong> Mensch<br />

direkt o<strong>der</strong> indirekt beteiligt. Für die Analyse <strong>der</strong> Gefährdung<br />

im Luftverkehr liefert Abb. 4 interessante Aufschlüsse.<br />

Nur 12 % aller Unfälle treten im Reiseflug auf, d. h.<br />

während <strong>der</strong> wichtigeren Transportphase eines Flugzeuges.<br />

Flughafennah- Der Flughafennahbereich, in dem das Flugzeug zum Landbereich<br />

ist <strong>der</strong> fahrzeug wird und umgekehrt, ist mit fast 90 % <strong>der</strong><br />

risikoreichste risikoreichste Bereich. Im Luftverkehr sind Flughafennah-<br />

Bereich bereiche die Ballungsräume mit <strong>der</strong> höchsten Verkehrsdichte.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Abb. 1: Fahrgastrisiko im Durchschnitt <strong>der</strong> Jahre 1974-1976<br />

Abb. 2: Unfallentwicklung im Luftverkehr<br />

Seite 5<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 6<br />

Da Sicherheit das wichtigste Kriterium im Luftverkehr ist,<br />

haben sich die Behörden dieses Vorgangs regelnd angenommen.<br />

Der Luftverkehr ist weitgehend reglementiert und in-<br />

Luftverkehr ist national standardisiert. Die internationale Standardisierung<br />

international mit den weltweit gleichen Verfahren hat ebenfalls einen<br />

standardisiert wichtigen Beitrag zum erreichten Sicherheitsniveau geliefert<br />

und ist auch aus <strong>der</strong> Sicht des Piloten äußerst angenehm.<br />

Abb. 3: Statistik <strong>der</strong> Unfallursachen<br />

Ein inzwischen selbstverständliches Axiom <strong>der</strong> Flugsicherung<br />

ist, daß <strong>der</strong> Sicherheit die allerhöchste Priorität eingeräumt<br />

wird. Alle an<strong>der</strong>en Belange, inklusive Wirtschaftlichkeit<br />

o<strong>der</strong> technischer Machbarkeit, sind nachrangig zu<br />

sehen. Neben den wichtigen Maßnahmen zur Erhöhung <strong>der</strong><br />

Sicherheit des individuellen Flugzeuges gilt ein ausreichen<strong>der</strong><br />

Separationsabstand zwischen den einzelnen Flugzeugen<br />

als wesentliche Maßnahme zur Erhöhung <strong>der</strong> Sicherheit des<br />

gesamten Luftverkehrs.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Abb. 4: Statistik des Unfallrisikos <strong>der</strong> Flugphasen<br />

Seite 7<br />

2.3 Luftverkehrsräume<br />

Den notwendigen Sicherheitsabstand eines Flugzeuges zu<br />

einem an<strong>der</strong>en Flugzeug nach allen Seiten beschreibt als<br />

einfachste geometrische Form ein Qua<strong>der</strong>. Dieser Sicherheitsqua<strong>der</strong><br />

hängt in seinen Dimensionen im wesentlichen<br />

von Faktoren, wie Ortungs- und Führungsgenauigkeit, <strong>der</strong><br />

Reaktionszeit, den Sichtverhältnissen, den Störungen durch<br />

an<strong>der</strong>e Flugzeuge sowie <strong>der</strong> Verkehrsdichte ab. In Räumen<br />

mit geringer Verkehrsdichte können die Sicherheitsabstände<br />

großzügiger bemessen werden. Daraus folgt, daß dort eine<br />

weniger genaue Ortung erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Beim horizontalen Abstand zweier Flugzeuge spielt ein<br />

aerodynamisches Phänomen eine dominierende Rolle. Je<strong>der</strong><br />

Flügel, <strong>der</strong> Auftrieb erzeugt, mit dem das Gewicht des<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 8<br />

Flugzeuges kompensiert wird, erzeugt eine Zirkulation und<br />

damit einen Helmholtzschen Ringwirbel. Die Wirbelstärke<br />

Γ<br />

bzw. die Zirkulation ist nach <strong>der</strong> Formel von Kutta-Joukowsky<br />

2⋅ G<br />

Γ=<br />

ρ ⋅ ⋅<br />

bV k<br />

direkt proportional dem Fluggewicht G und umgekehrt proportional<br />

<strong>der</strong> Spannweite b, <strong>der</strong> Fluggeschwindigkeit V, <strong>der</strong><br />

Luftdichte ρ und dem Faktor k für die Abweichung von <strong>der</strong><br />

elliptischen Zirkulationsverteilung. Schwere Flugzeuge erzeugen<br />

somit bei niedrigen Fluggeschwindigkeiten in großen<br />

Höhen beson<strong>der</strong>s große Wirbel. Normalerweise sind für die<br />

Flugsicherheit nur die Randwirbel von Bedeutung (Abb. 5).<br />

Aber jede Än<strong>der</strong>ung des Auftriebes, z. B. beim Abheben<br />

vom Boden, verursacht Anfahrwirbel, die etwa dort weiter<br />

Randwirbel rotieren, wo sie erzeugt wurden. Die beiden Randwirbel<br />

induzieren gegenseitig einen Abwind, <strong>der</strong> sie langsam absinken<br />

und mit dem Wind driften läßt (Abb. 6) [4]. Die<br />

Lebensdauer kann unter ungünstigen Umständen (stabile<br />

atmosphärische Bedingungen) mehr als fünf Minuten betragen.<br />

Über Lebensdauer und Alterung <strong>der</strong> Wirbel ist vergleichsweise<br />

wenig Genaues bekannt, so daß weitere Forschung<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Die Leistung <strong>der</strong> Wirbel ist mit <strong>der</strong> kleinerer Tornados vergleichbar.<br />

Fliegt ein nachfolgendes Flugzeug in einen <strong>der</strong>artigen<br />

Tornado ein, wird es erheblich in seiner Flugbahn<br />

gestört und kann unter Umständen gefährliche Rollbewegungen<br />

ausführen, die auch bei vollem Ru<strong>der</strong>ausschlag nicht<br />

aussteuerbar sind. Bei Versuchsflügen wurden selbst mit<br />

mittelschweren Flugzeugen (ca. 100 t) vollständige Rollen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Seite 9<br />

um die Längsachse beobachtet, Manöver, die, beson<strong>der</strong>s in<br />

Bodennähe, sehr gefährlich sind.<br />

Abb. 5: Entstehung von Wirbelschleppen [4]<br />

Abb. 6: Wirbelwan<strong>der</strong>ung [4]<br />

Diese noch wenig geklärten Bedingungen hat die Internationale<br />

Zivile Luftfahrtorganisation ICAO, eine Unter-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 10<br />

Abb. 7: Anflugtunnel [4]<br />

organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen, in eine Abstandsklassifizierung<br />

gepreßt.<br />

Die oben erwähnten Abstandsqua<strong>der</strong> entwickeln sich bei<br />

fließendem Verkehr zu Luftstraßen und Anflugsektoren und<br />

definieren <strong>der</strong>en Abmessungen. Mit Annäherung an den Boden<br />

werden die fließenden Abstandsqua<strong>der</strong> wie in einem<br />

Tunnel immer enger (Abb. 7). Die Genauigkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

sind beim Landen und bei schlechten Sichtbedingungen<br />

beson<strong>der</strong>s hoch. Auch diese For<strong>der</strong>ungen sind von <strong>der</strong><br />

ICAO geregelt. Die Sichtbedingungen sind im wesentlichen<br />

in drei Kategorien eingeteilt (Tabelle 1). Je schlechter die<br />

Sicht, um so höher sind die For<strong>der</strong>ungen für die Zuverlässigkeit<br />

und für die Genauigkeit <strong>der</strong> Bahnführung. Für CAT<br />

III (sogenannte „Blindlandungen“) muß z. B. die vertikale<br />

Bahnführung um genauer als einen Meter eingehalten und<br />

eine Zuverlässigkeit von weniger als 10 -7 tödliche Unfälle<br />

pro Landung nachgewiesen werden. Diese Randbedingungen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Seite 11<br />

erklären den enger werdenden Anflugtunnel (Abb. 7). Größere<br />

Abmessungen des Abstandsqua<strong>der</strong>s mit horizontalen<br />

Abmessungen von 60 km sind bei Transatlantikflügen<br />

Stand <strong>der</strong> Technik [9].<br />

Sichtkategorie Entscheidungshöhe Landebahnsicht<br />

CAT I ≥ 200 ft ≥ 550 m<br />

CAT II ≥ 100 ft ≥ 350 m<br />

CAT IIIa 0 ft ≥ 200 m<br />

CAT IIIb 0 ft ≥ 50 m<br />

CAT IIIc 0 ft ≥ 0 m<br />

Tab. 1: ICAO-Sichtkategorien [6].<br />

3 Ortungssysteme<br />

Neben dem Separationsabstand infolge von Wirbelschleppen<br />

spielen die Genauigkeiten <strong>der</strong> jeweils eingesetzten Ortungssysteme<br />

eine wichtige Rolle. Zur Zeit ist eine Vielzahl von<br />

Ortungssystemen im Gebrauch, die jeweils eine spezifische<br />

Reichweite haben. Je größer die Reichweite, desto geringer<br />

ist in <strong>der</strong> Regel die Genauigkeit (Abb. 8). Für die Naviga-<br />

Richtfunkfeuer tion in Luftstraßen sind die Richtfunkfeuer mit Entfermit<br />

nungsmessung (z. B. VOR/DME) international standardisiert.<br />

Entfernungs- Mit VOR lassen sich Flugzeuge einfach entlang von Standmessung<br />

linien führen (Abb. 9). Wegen ihrer konischen Richtcharakteristik<br />

nimmt bei konstanter Winkelmeßgenauigkeit<br />

die laterale Genauigkeit mit <strong>der</strong> Entfernung zur VOR-<br />

Station linear ab. Dieses Verhalten bedingt eine Breite des<br />

Sicherheitsqua<strong>der</strong>s von ca. 10 nautischen Meilen o<strong>der</strong> 18,5 km<br />

(Abb. 9). Die Entscheidung, VOR einzuführen, wurde in den<br />

fünfziger Jahren international gefällt. In Konkurrenz zum<br />

amerikanischen VOR, das primär das Standlinienfliegen<br />

auf Luftstraßen zuläßt, stand das britische DECCA Hyperbelnavigationssystem,<br />

das eine Navigation in Flächen er-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 12<br />

möglichte. Wegen <strong>der</strong> Verkehrsballung auf den Luftstraßen<br />

wird eine Erweiterung des befliegbaren Raumes außerhalb<br />

<strong>der</strong> Luftstraßen sinnvoll und ist auch technisch möglich,<br />

sogar mit VOR/DME. Die Navigationsrechner von mo<strong>der</strong>nen<br />

Flugzeugen haben keine Mühe, die notwendigen Positionsberechnungen<br />

und Koordinatentransformationen durchzuführen.<br />

Die aus heutiger Sicht in den fünfziger Jahren gefällte<br />

Fehlentscheidung zugunsten von VOR und auf Kosten<br />

von DECCA wird nachvollziehbarer, wenn man sich die<br />

damals herrschenden politischen und wirtschaftlichen<br />

Machtverhältnisse vor Augen führt.<br />

Abb. 8: Vergleich verschiedener Navigationssysteme<br />

Eine globale Lösung <strong>der</strong> gesamten Navigationsproblematik<br />

bahnt sich durch die Nutzung <strong>der</strong> beiden für militärische<br />

Satelliten- Anwendungen konzipierten Satellitennavigationssysteme<br />

navigations- GPS (USA) und GLONASS (ehemalige Sowjetunion) an.<br />

systeme Die erzielbare Genauigkeit beträgt 20 m weltweit [7]. Mit<br />

Hilfe von Differentialkorrekturen sind lokale Genauigkei-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Abb. 9: Navigation in Luftstraßen<br />

Seite 13<br />

ten von 5 cm bereits Stand <strong>der</strong> Wissenschaft. Damit lassen<br />

sich alle Anfor<strong>der</strong>ungen an Navigationsgenauigkeit erfüllen.<br />

Ähnlich wie bei <strong>der</strong> politisch motivierten Entscheidung für<br />

VOR finden bei <strong>der</strong> zivilen Nutzung von Satellitennavigation<br />

politische und wirtschaftliche Einflußnahme statt. Für<br />

nicht privilegierte militärische Nutzer ist die Navigationsgenauigkeit<br />

von GPS künstlich auf ca. 100 bis 200 m reduziert<br />

worden. Auf Kosten des amerikanischen Steuerzahlers<br />

hat das amerikanische Verkehrsministerium ein sogenann-<br />

Wide area tes „wide area differential“-Korrekturverfahren konzipiert,<br />

differential um einen Teil <strong>der</strong> künstlich erzeugten Fehler wie<strong>der</strong> zu korrigieren.<br />

Mit dem in Deutschland entwickelten lokalen Differentialkorrekturverfahren<br />

lassen sich bei gleichen Reichweiten<br />

höhere Genauigkeiten mit weniger Aufwand erzielen<br />

als mit „wide area differential“. Vergleichbare Irritationen<br />

Geostationary löst das „geostationary overlay“ aus. Hierunter versteht man<br />

overlay zusätzliche geostationäre Navigationssatelliten, die die<br />

Navigationszuverlässigkeit im äquatorialen Raum verbessern,<br />

wo sie in <strong>der</strong> Regel bereits ausreichend gut ist. In<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 14<br />

Zentraleuropa, wo die Satellitenüberdeckung auf Grund <strong>der</strong><br />

militärischen Konzeption bei<strong>der</strong> Systeme sehr gut ist (dort<br />

lag das potentielle Krisengebiet mit erfor<strong>der</strong>lich hoher Navigationsgenauigkeit),<br />

nutzen geostationäre Navigationssatelliten<br />

nur wenig. Das hin<strong>der</strong>t Eurocontrol und die<br />

Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) nicht daran, dem<br />

amerikanischen Beispiel zu folgen und viel Geld unnütz<br />

auszugeben.<br />

Das Hauptproblem bei <strong>der</strong> Nutzung von GPS und GLO-<br />

Mangelnde NASS liegt in <strong>der</strong> mangelnden politischen Kontrollierbarpolitische<br />

keit. Solange diese nicht sichergestellt ist, haben die tech-<br />

Kontrollier- nisch so exzellenten Satellitennavigationssysteme keine<br />

barkeit Chance, für die sicherheitskritische Luftfahrtnavigation zugelassen<br />

zu werden. Die Nutzung sowohl von GPS als auch<br />

von GLONASS ist für die nächsten 10 Jahre gebührenfrei.<br />

Die bisher diskutierten Navigationssysteme ermöglichen<br />

zwar dem Piloten eine ausreichend genaue Navigation seines<br />

individuellen Flugzeuges, allerdings haben aber we<strong>der</strong><br />

die Flugsicherungslotsen noch die Piloten an<strong>der</strong>er Flugzeuge<br />

darüber Kenntnis. Erst die laufende Meldung <strong>der</strong> Flugzeugposition,<br />

möglichst automatisch, an die Flugsicherung<br />

und an die an<strong>der</strong>en Verkehrsteilnehmer würde die gesamte<br />

Verkehrssituation erfaßbar machen. Das wird heute mit<br />

Hilfe des Sekundärradars nur bei <strong>der</strong> Flughöhe durchgeführt,<br />

die, wie in den Anfängen <strong>der</strong> Fliegerei, barometrisch<br />

gemessen wird. Die einfachste und älteste Meldung <strong>der</strong><br />

Flugzeugposition erfolgt über Funk (früher Morsecode,<br />

heute Sprechfunk). Aufgrund dieser Information kann sich<br />

<strong>der</strong> Fluglotse ein Bild <strong>der</strong> Verkehrssituation machen und<br />

lenkend eingreifen, falls es die Verkehrssituation o<strong>der</strong> sogar<br />

eine Kollisionsgefahr erfor<strong>der</strong>t.<br />

Seit den fünfziger Jahren sind Bodenradarsysteme im Einsatz,<br />

die dem Lotsen unabhängig von <strong>der</strong> Navigations-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Seite 15<br />

information des einzelnen Piloten ein Bild <strong>der</strong> Verkehrssituation<br />

am Bildschirm liefern konnten. Die Flugzeuge<br />

wurden durch sich bewegende nachleuchtende Punkte auf<br />

einem Bildschirm dargestellt. Kennzeichen des Flugzeuges<br />

(und damit eine Zuordnung zum Flugplan) sowie Angaben<br />

über die dritte Dimension, die Flughöhe, mußte sich <strong>der</strong><br />

Lotse auf an<strong>der</strong>e Weise beschaffen, zuordnen und auswer-<br />

Sekundärradar ten. Mit <strong>der</strong> Einführung des Sekundärradars konnte dieser<br />

Vorgang weiter vereinfacht werden. Der empfangene Radarimpuls<br />

wird hier von <strong>der</strong> Bordanlage des Flugzeuges<br />

durch ein mit Kennzeichen und Flughöhe codiertes Signal<br />

beantwortet (Transpon<strong>der</strong>). Damit konnte auch diese Information<br />

auf dem Bildschirm des Lotsen eingeblendet werden.<br />

Außerdem konnte mit dem Sekundärradar die Reichweite<br />

vergrößert und die Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Messung verbessert<br />

werden.<br />

4 Verkehrsleitkonzept<br />

Die extrem hohen For<strong>der</strong>ungen an die Flugsicherheit mit<br />

den daraus folgenden Konsequenzen an die Sicherheitsabstände<br />

führen zu einem großen Bedarf an benötigtem<br />

Luftraum. Seit zwei Jahrzehnten ist <strong>der</strong> Bedarf an Luftraum<br />

größer als <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> zur Verfügung steht. Dieses galt<br />

zunächst primär für Ballungsräume, also insbeson<strong>der</strong>e für<br />

die internationalen Verkehrsflughäfen.<br />

Inzwischen ist in Regionen dichten Luftverkehrs, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in Zentral- und Westeuropa, an Ost- und Westküsten<br />

<strong>der</strong> USA sowie in Bereichen Südostasiens, Luftraum jeglicher<br />

Art extrem knapp und muß bewirtschaftet werden.<br />

Ein Beispiel soll die Problematik beim Starten und Landen<br />

aufzeigen. Ein Landeanflug wird mit einer Fluggeschwindigkeit<br />

von ca. 70 m/s durchgeführt. Bei einem Sicherheits-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 16<br />

abstand von fünf nautischen Meilen ergibt sich ein zeitlicher<br />

Sicherheitsabstand von ca. 130 Sekunden, was grob gerechnet<br />

30 anfliegenden Flugzeugen pro Stunde entspricht.<br />

Da Starts zwischen den landenden Flugzeugen eingeschoben<br />

werden können, sind knapp 60 Flugbewegungen pro<br />

Stunde erreichbar, wobei ein eventuelles Durchstartmanöver<br />

den Verkehrsfluß kollabieren lassen kann.<br />

Mit parallelen Landebahnen kann die Kapazität prinzipiell<br />

vergrößert werden, vorausgesetzt, <strong>der</strong> Abstand paralleler<br />

Bahnen ist groß genug, so daß die über den Boden wan<strong>der</strong>nden<br />

Wirbelschleppen starten<strong>der</strong> und landen<strong>der</strong> Flugzeuge<br />

zerfallen sind, bevor sie die in Lee liegende parallele Bahn<br />

erreicht haben (Abb. 6). Dieser Sicherheitsabstand von ca.<br />

800 m ist nur bei den wenigsten Flughäfen realisiert. Bei<br />

schlechten Sichtverhältnissen (CAT II und CAT III) vergrößern<br />

sich die Sicherheitsabstände zusätzlich. Weiterhin<br />

wird die Rollführung, d. h. das Ab- und Zurollen von <strong>der</strong><br />

Landebahn zum Vorfeld, zum kapazitätsbegrenzenden Problem.<br />

Im Gegensatz zum Instrumentenlandesystem sind Navigationshilfen<br />

beim Rollen, abgesehen von <strong>der</strong> Befeuerung, so<br />

gut wie nicht vorhanden [9] (ein plastisches Beispiel: aus<br />

dem ca. 12 m hohen Cockpit einer B 747, die bei flachem<br />

Bodennebel nach CAT III c gelandet ist, kann man zwar das<br />

Abfertigungsgebäude sehen, nicht aber die Rollwege, die<br />

dort hinführen). Auch hier verspricht die Satellitennavigation<br />

eine Lösung. Flugzeuge, die wegen ihrer Ausrüstung nicht<br />

für CAT-II- o<strong>der</strong> CAT-III-S Sichtbedingungen zugelassen<br />

sind, können zwangsläufig bei diesen Sichtverhältnissen nicht<br />

am Verkehr teilnehmen. Die maximal mögliche Verkehrsfrequenz<br />

kann so auf ein Drittel fallen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Seite 17<br />

Als Fazit aus dieser Zustandsschil<strong>der</strong>ung läßt sich folgern,<br />

daß nicht nur zu den „rush hours“ (morgens gegen 7.00 Uhr,<br />

mittags gegen 13.00 Uhr und abends gegen 17.00 Uhr) die<br />

Start- und Landemöglichkeiten limitiert sind. Diese als<br />

„slots“ bezeichneten Verkehrszeiten auf den Flughäfen<br />

zählen jetzt schon zu den begehrtesten Gütern (Rechten)<br />

und werden zunehmend knapper [8]. Es ist ein Trend festzustellen,<br />

daß die Fluggesellschaften im Interesse ihrer<br />

Passagiere mehr Punkt-zu-Punkt-Verbindungen herstellen,<br />

dafür aber mehr kleinere Flugzeuge benötigen und folglich<br />

die Zahl <strong>der</strong> Flugbewegungen erhöht wird. Weiterhin wird<br />

eine Verdoppelung des Luftverkehrs bis zum Jahre 2000<br />

und eine weitere Verdoppelung bis 2010 prognostiziert [9].<br />

Im Luftverkehr sind daher schon seit längerem Verfahren<br />

Knappe Slot- etabliert, die den Verkehr leiten und mit den äußerst knap-<br />

Ressourcen pen Slot-Ressourcen möglichst ökonomisch umgehen. Die<br />

Leitung des Luftverkehrs und dessen Planung erfolgen in<br />

mindestens drei Zeitskalen (langfristig, mittelfristig, kurzfristig),<br />

die auch in<br />

strategisch,<br />

taktisch,<br />

kurzfristig und<br />

Überwachung und Lenkung<br />

unterglie<strong>der</strong>t werden können [10].<br />

Noch vor <strong>der</strong> strategischen Planung findet die Verteilung <strong>der</strong><br />

knappen Slots statt. Hier mischen neben nationalpolitischen<br />

Elementen (viele Luftverkehrsgesellschaften sind in staatlichem<br />

Besitz), multinationalen Allianzen und ökonomischen<br />

Gesichtspunkten auch Elemente mit, die in jedem orientalischen<br />

Basar zu finden sind. Dabei stellt sich häufig in aller<br />

Schärfe die Frage nach dem Schutz des Besitzstandes bis-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 18<br />

her durchgeführter Flüge (Großvaterrechte). Die <strong>der</strong>zeit im<br />

deutschen Luftverkehrsgesetz gültige Regelung läßt Eingriffe<br />

in den Besitzstand nur aus Gründen des öffentlichen<br />

Interesses, <strong>der</strong> Verpflichtung aus völkerrechtlichen Verträgen,<br />

<strong>der</strong> Erfor<strong>der</strong>nisse des regionalen Luftverkehrs und des<br />

Geschäftsflugverkehrs zu. Durch eine solche Regelung soll<br />

sichergestellt werden, daß die berechtigten Interessen vieler<br />

kleiner, überwiegend mittelständischer Unternehmen, die in<br />

ihrer Existenz von <strong>der</strong> Zuteilung von Slots auch auf den<br />

stark frequentierten Verkehrsflughäfen abhängig sind, in<br />

einem <strong>der</strong> Verkehrsentwicklung angemessenen Umfange<br />

gewahrt werden können [8]. Die Frage, ob dieses Verfahren<br />

auch bei zukünftigen Mega-Flugzeugen (800 bis 1.000 Passagiersitze)<br />

eingehalten werden kann und soll, taucht häufiger<br />

auf. Die Zeitskalen <strong>der</strong> Flugplanung sind [10]:<br />

Strategische Planung: Abstimmung <strong>der</strong> Flugpläne inklusive<br />

<strong>der</strong> Start- und Landezeiten ca. 12 bis 18 Monate vor<br />

dem Ereignis.<br />

Taktische Planung: Flugplan für aktuelle Routen- und<br />

Zeitbestimmung auch in Abhängigkeit <strong>der</strong> Wetterprognose.<br />

Der Betreiber des Luftfahrzeuges macht einen Vorschlag,<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Flugsicherung in Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> planbaren Verkehrssituation modifiziert werden kann.<br />

Starts werden nur erlaubt, wenn auch die Landung als<br />

gesichert gelten kann. Dieser Vorlauf beträgt 2 bis 24<br />

Stunden vor dem Ereignis.<br />

Kurzfristige Planung: Mit aktuellen Daten über Wetter<br />

und Verkehr können Flugpläne falls erfor<strong>der</strong>lich aktualisiert<br />

werden. Störungen im lokalen o<strong>der</strong> nationalen Bereich<br />

(z. B. Streiks, Wetter) müssen ausgeglichen werden.<br />

Überwachung und Lenkung: Diese Plandaten werden mit<br />

den aktuellen (gemessenen) Daten verglichen. Für zuge-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Seite 19<br />

wiesene Lufträume (Luftstraßen, Flughafennahbereich)<br />

zuständige Lotsen leiten in Abhängigkeit <strong>der</strong> Verkehrssituation<br />

und des Wetters individuell nach dem archaischen<br />

Prinzip: first come, first serve.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im Flughafennahbereich, wo mehrere Luftstraßen<br />

zusammentreffen, können nur gut ausgebildete und<br />

motivierte Fluglotsen durch virtuose Staffelung und Einfädelung<br />

den Verkehr „am laufen (fliegen) halten“.<br />

Die Installation <strong>der</strong> verschiedenen bodengestützten Navigationsanlagen,<br />

<strong>der</strong>en Wartung, Kalibrierung und Betrieb sowie<br />

die Personalkosten, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Lotsen, kosten Geld.<br />

Seit Anfang <strong>der</strong> sechziger Jahre werden die entstandenen<br />

Kosten auf die Flugzeugbetreiber als Flugsicherungsgebühren<br />

umgelegt. Nach anfänglich kontroversen Diskussionen<br />

über die Art <strong>der</strong> Gebühr ist weltweit das Produkt aus<br />

Fluggewicht und Flugstrecke <strong>der</strong> Maßstab für die Streckengebühren.<br />

Die Landegebühren beziehen sich nur auf das<br />

Fluggewicht und die Abfertigungsgebühren auf die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Passagiere.<br />

Flugzeuge, die einen jeweils an die technischen Möglichkeiten<br />

angepaßten Lärmpegel vor allem beim Start überschreiten,<br />

werden mit bis zu 100 % höheren Gebühren<br />

belegt. Das hat natürlich zur Folge, daß wirtschaftlich<br />

schwache Luftverkehrsgesellschaften – überwiegend aus<br />

<strong>der</strong> dritten Welt und dem Ostblock – zunehmend aus dem<br />

Markt gedrängt werden [8].<br />

Flugsicherungs- Die Flugsicherungsgebühren sind bereits höher als die<br />

gebühren sind Treibstoffkosten. Trotz dieses hohen Wettbewerbs- und<br />

höher als Treib- Kostendrucks rechtfertigen die Vorteile eines zuverlässigen<br />

stoffkosten und geregelten Verkehrs die Flugsicherungsgebühren.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 20<br />

5 Verbesserungsmaßnahmen und Ausblicke<br />

An <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten Situation <strong>der</strong> Mangelverwaltung wird<br />

sich voraussichtlich nichts Grundsätzliches än<strong>der</strong>n. Allerdings<br />

sind in vielen Bereichen Detailoptimierungen möglich,<br />

die in <strong>der</strong> Summe zu einer deutlichen Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Gesamtsituation führen können.<br />

5.1 Sicherheitsqua<strong>der</strong><br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Genauigkeit <strong>der</strong> Ortungssysteme und <strong>der</strong><br />

genaueren Einhaltung vorgegebener Flugwege durch Flugregelungs-<br />

und Flightmanagementsysteme, ist eine Verkleinerung<br />

<strong>der</strong> lateralen und vertikalen Abmessung möglich.<br />

Der Flightmanagementrechner an Bord eines Luftfahrzeuges<br />

ist in <strong>der</strong> Lage für den geplanten Flugweg das gesamte<br />

Flugprofil (Strecke und Höhe) mit hoher Genauigkeit vorauszuberechnen<br />

und über den Flugregler die Realisierung<br />

des errechneten Profils sicherzustellen. Plandaten und aktu-<br />

4D-Flugbahnen elle Daten von 4D-Flugbahnen (3 räumliche Dimensionen<br />

und Sollzeit) werden besser übereinstimmen. Die Abmessung<br />

von Luftstraßen kann reduziert und die Vorteile<br />

von Flächennavigation können stärker genutzt werden,<br />

sofern Koordinations- und Kollisionsschutzmöglichkeiten<br />

verbessert werden.<br />

Für das Nadelöhr, den Landeanflug, sind die erreichten Genauigkeiten<br />

bereits so hoch, daß auch alternative Ortungssysteme<br />

wie z. B. Satellitennavigation hier wenig Verbes-<br />

Rollfeldführung serungspotential bieten. Nur für die Rollfeldführung bei<br />

schlechten Sichtverhältnissen haben genauere Ortungssensoren<br />

ein hohes Kapazitätserhöhungspotential [11] .<br />

Die Horizontalseparation wird von <strong>der</strong> Wirbelschleppenproblematik<br />

dominiert. An dem aerodynamischen Phänomen<br />

wird sich grundsätzlich wenig än<strong>der</strong>n lassen. Alle bis-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Seite 21<br />

her durchgeführten Versuche, die Zirkulation in den Randwirbeln<br />

o<strong>der</strong> die Wirbellebensdauer zu reduzieren, hatten<br />

<strong>der</strong>art starke Einbußen <strong>der</strong> individuellen Flugleistungen<br />

eines Flugzeuges zur Folge, daß sie effektiv wenig erfolgreich<br />

waren. In <strong>der</strong> Kutta-Joukowskischen Formel spielt die<br />

Anfluggeschwindigkeit eine wichtige Rolle. Wegen <strong>der</strong><br />

Standardisierung <strong>der</strong> Landebahnlängen steht hier wenig<br />

Spielraum zur Verfügung. Längere Landebahnen, um höhere<br />

Anfluggeschwindigkeiten zu ermöglichen, sind aus ökologischen<br />

Gründen kaum durchzusetzen. Konstruktiv beeinflußbare<br />

Parameter sind Fluggewicht und Spannweite.<br />

Solange in Zukunft Flugzeuge nach heute üblichen Formeln<br />

für operationelle Betriebskosten optimiert werden, wird<br />

sich hier wenig än<strong>der</strong>n. Sollten die Größe einer Wirbelschleppe<br />

und <strong>der</strong>en Lebensdauer zu einem ähnlichen finanziellen<br />

Malus werden wie <strong>der</strong> Fluglärm, eröffnen sich ganz<br />

neue Perspektiven für eine Optimierung des Gesamtsystems<br />

Luftverkehr.<br />

Die von <strong>der</strong> ICAO vorgenommene Klassifizierung des<br />

Wirbelschleppenabstandes nach Fluggewicht ist recht grob<br />

und führt bei einigen Flugzeugen wie z. B. <strong>der</strong> Boeing 757<br />

bezüglich <strong>der</strong> Auswirkung <strong>der</strong> Wirbelschleppen offensichtlich<br />

zu unkorrekter Einstufung. Die Stärke <strong>der</strong> Wirbelschleppen<br />

dieses mittelschweren Flugzeuges entspricht <strong>der</strong>jenigen<br />

eines Flugzeuges <strong>der</strong> höchsten Gewichtsklasse.<br />

Aber auch Fälle mit umgekehrter Tendenz sind denkbar, wo<br />

eine engere Staffelung zulässig wäre.<br />

Die Berechnung von Wirbelschleppen und <strong>der</strong>en aktueller<br />

Verlauf im Raum in Abhängigkeit des Windes sind inzwischen<br />

grundsätzlich möglich [4], vermutlich sogar ca. 30<br />

Minuten vor dem aktuellen Ereignis, wenn geplante Flugbahn<br />

und Wind ausreichend genau bekannt sind. Dann<br />

könnte <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Wirbelschleppen graphisch darge-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 22<br />

stellt werden und <strong>der</strong> Lotse hätte die Möglichkeit, den<br />

Piloten zu veranlassen, den Wirbelschleppen auszuweichen.<br />

5.2 Kommunikation<br />

Die Kommunikation zwischen Piloten und Lotsen findet<br />

Digitale Daten- fast ausschließlich mit Hilfe von Sprechfunk statt. Digitale<br />

übertragung Datenübertragung würde die Belastung von Lotse und Pilot<br />

reduzieren und zusätzliche Möglichkeiten eröffnen, die Daten<br />

über den wahren Flugweg häufiger zu aktualisieren und<br />

zusätzliche Daten wie z. B. über aktuelle Windfel<strong>der</strong> zu<br />

übertragen. Kompliziertere Flugbahnen wären bei gleichem<br />

Sicherheitsniveau realisierbar. Eine neue teilautomatische<br />

regelungstechnische Hierarchieebene wäre möglich, um das<br />

vorhandene Staffelungspotential effizienter auszuschöpfen.<br />

Die Übertragung <strong>der</strong> an Bord errechneten Flugprofile ermöglicht<br />

es dem Bodensystem, die Flugprofile aller beteiligten<br />

Luftfahrzeuge auf Konflikte und Kollisionsgefahren<br />

zu überprüfen. Der <strong>der</strong>zeit übliche Sprechfunkverkehr ist<br />

bezüglich <strong>der</strong> Datenübertragungsrate wenig effizient. Dadurch,<br />

daß die an<strong>der</strong>en Verkehrsteilnehmer mithören können,<br />

sind sie über die Verkehrslage gut informiert („partyline“-Effekt).<br />

Diese Information müßte bei einer digitalen<br />

Datenübertragung an<strong>der</strong>weitig sichergestellt werden. In<br />

einem Abstimmungsprozeß zwischen dem Boden und dem<br />

Bordsystem lassen sich die Konfliktwahrscheinlichkeiten<br />

durch frühzeitige Maßnahmen erheblich reduzieren. Die<br />

kooperative Abstimmung <strong>der</strong> Planungs- und Entscheidungsdaten<br />

an Bord und am Boden wird als kooperatives<br />

Flugsicherungssystem (Cooperative Air Traffic Management<br />

Concepts CATMAC) bezeichnet [10].<br />

5.3 Automatisierung<br />

Es ist mit <strong>der</strong> bereits heute verfügbaren Technik möglich,<br />

die Vorgänge am Boden und an Bord weitgehend zu automatisieren.<br />

Die Flightmanagementsysteme mo<strong>der</strong>ner Ver-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Seite 23<br />

kehrsflugzeuge bieten eine exzellente Grundlage. Am<br />

Boden scheint die Aufgabe des Lotsen offensichtlich<br />

schwieriger zu automatisieren zu sein. Die deutlich flexible<br />

Ausnutzung des Luftraumes stellt den Lotsen ohne weitere<br />

Hilfsmittel vor erhebliche Überschaubarkeits- und Koordinationsprobleme.<br />

Rechnerunterstützung, wie z. B. das Compas-System<br />

[10], bringt nur eine begrenzte Erhöhung <strong>der</strong><br />

Verkehrsflüsse, aber eine ruhigere Vorgehensweise <strong>der</strong> Lotsen;<br />

dies mag ein Hinweis für Reduzierung von Streß sein.<br />

Konsens scheint darüber zu bestehen, daß das Mensch-<br />

Maschine-System an Bord, aber beson<strong>der</strong>s auch am Boden,<br />

ein nicht unerhebliches Verbesserungspotential aufweist.<br />

Ein offensichtlich sehr bedeutsamer Faktor ist die Motivation<br />

<strong>der</strong> Lotsen. Diese zu steigern ist primär die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Flugsicherungsorganisation. Alle geschil<strong>der</strong>ten Maßnahmen<br />

sind wirkungslos bei „Dienst nach Vorschrift“ o<strong>der</strong> sogar<br />

Streiks. So mag es kein Zufall sein, daß seit <strong>der</strong> Privatisierung<br />

<strong>der</strong> früheren Bundesanstalt für Flugsicherung die<br />

Verspätungen im Luftverkehr erheblich abgenommen haben.<br />

Literatur [1] Luftfahrtinformationsrundschreiben AIC 12/94; Herausgegeben<br />

von <strong>der</strong> DFS, Deutsche Flugsicherung GmbH,<br />

Büro <strong>der</strong> Nachrichten für Luftfahrer, 63067 Offenbach<br />

[2] Schänzer, G.: Sicherheitsphilosophien im Luftverkehr.<br />

Erschienen in: Industriegesellschaft im Wandel – Chancen<br />

und Risiken heutiger Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesse. Herausgeber:<br />

S. Bachmann, M. Bohnet und K. Lompe. Olms Weidmann<br />

1988<br />

[3] Schlichting, H.; Truckenbrodt, E.: Aerodynamik des<br />

Flugzeugs, Band I und II, Springer Verlag Berlin, Heidelberg,<br />

New York, 2. Auflage, 1969<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 24<br />

[4] Heintsch, Th.: Die Gefährdung <strong>der</strong> Flugsicherheit durch<br />

Wirbelschleppen. Erschienen in: Symposium Auswirkungen<br />

Neuer Technologien auf die Sicherheit im Luftverkehr,<br />

9.-11. Oktober 1990, Braunschweig, Verlag TÜV Rheinland,<br />

Köln 1990<br />

[5] Minimum Aviation System Performance Standards DGNSS<br />

Instrument Approach System: Special Category I (SCAT I),<br />

Document No. RTCA/DO217, August 1993<br />

[6] Manual of All-Weather Operations: ICAO-Doc. 9365<br />

[7] Schänzer, G.: Operational Aspects of Satellite Navigation<br />

for General Aviation Aircraft. DGLR-Tagung 29. - 30. April<br />

1993, Friedrichshafen<br />

[8] Niester, W.: Der Luftverkehr und seine Bewältigung in<br />

den neunziger Jahren. Erschienen in: Symposium Auswirkungen<br />

Neuer Technologien auf die Sicherheit im Luftverkehr,<br />

9.-11. Oktober 1990, Braunschweig, Verlag TÜV Rheinland,<br />

Köln 1990<br />

[9] Rö<strong>der</strong>, U.: Neue Systementwicklungen für Flugsicherung<br />

und Flugführung, Perspektiven aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Lufthansa.<br />

Erschienen in: Symposium Auswirkungen Neuer Technologien<br />

auf die Sicherheit im Luftverkehr, 9.-11. Oktober 1990,<br />

Braunschweig, Verlag TÜV Rheinland, Köln 1990<br />

[10] Bohr, T.: ATM – Kooperativer Weg in die Zukunft. Erschienen<br />

in: Symposium Auswirkungen Neuer Technologien<br />

auf die Sicherheit im Luftverkehr, 9.-11. Oktober 1990,<br />

Braunschweig, Verlag TÜV Rheinland, Köln 1990<br />

[11] Form, P.: Rollverkehrssystem – Bedürfnisse und Lösungsansätze.<br />

Erschienen in: Symposium Auswirkungen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Luftfahrt 06210<br />

Seite 25<br />

Neuer Technologien auf die Sicherheit im Luftverkehr,<br />

9.-11. Oktober 1990, Braunschweig, Verlag TÜV Rheinland,<br />

Köln 1990<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06210 Luftfahrt<br />

Seite 26<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Containerumschlag 06310<br />

Containerumschlag: Telematik im intermodalen<br />

Güterverkehr<br />

von<br />

Dr.-Ing. Bernd Hoßfeld<br />

1 Einführung<br />

Seite 1<br />

Sobald ein Containerschiff im Hafen festgemacht hat, läuft<br />

ein detailliert vorbereitetes Arbeitsprogramm ab, für dessen<br />

Verlauf in <strong>der</strong> Regel weniger als 24 Stunden zur Verfügung<br />

stehen. Neben den Be- und Entladevorgängen müssen die<br />

Formalitäten mit <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei, dem Zoll und den Hafenbehörden<br />

erledigt werden, wird die Proviantierung durchgeführt<br />

und schließlich das Schiff erneut seeklar gemacht.<br />

Über den Verbleib <strong>der</strong> Container, die Zwischenlagerung<br />

o<strong>der</strong> den unmittelbaren Weitertransport, wurde bereits vor<br />

<strong>der</strong> Anlandung entschieden, so daß diese Arbeiten normalerweise<br />

routinemäßig ablaufen. Diese Routine ist nur deswegen<br />

möglich, weil alle Beteiligten vom Verla<strong>der</strong> und<br />

Frachtführer über Ree<strong>der</strong>, Agent und Schiffsführung, Zoll<br />

und Hafenbehörden, Kaibetrieb und Transportunternehmen<br />

bis hin zum Empfänger in einem engen Netzwerk miteinan<strong>der</strong><br />

verknüpft sind. Die Kommunikation per Funk o<strong>der</strong><br />

Draht, <strong>der</strong> Austausch <strong>der</strong> Informationen und ihre Weiterverarbeitung,<br />

die daraus abgeleiteten Entscheidungen des<br />

Transportmanagements, sie alle stellen Komponenten in<br />

diesem komplexen Netzwerk dar. Zur Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Abläufe<br />

werden auch die Interaktionen zwischen den Beteiligten<br />

und die dabei genutzten Instrumentarien und Technologien<br />

sowie die Möglichkeiten zur Rationalisierung analysiert<br />

und bewertet (Abb. 1).<br />

Seit im Jahr 1966 die erste Ree<strong>der</strong>ei auf <strong>der</strong> Nordatlantikroute<br />

einen regelmäßigen Containerdienst aufgenommen<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06310 Containerumschlag<br />

Seite 2<br />

Abb. 1: Informationsfluß<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Containerumschlag 06310<br />

Seite 3<br />

hat, hat sich nicht nur die Transportbranche, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Zulieferindustrie wie Schiffbau, För<strong>der</strong>technik, Wag-<br />

Standards gonbau u. a. auf gemeinsame Standards für den Containerumschlag<br />

geeinigt. Die Hauptabmessungen <strong>der</strong> 20-ft- o<strong>der</strong><br />

40-ft-Container sind ebenso wie die Eckbeschläge zur<br />

Befestigung in einer ISO-Norm international festgelegt.<br />

Nach diesen technischen Neuerungen haben sich auch im<br />

kommerziellen Bereich Verän<strong>der</strong>ungen ergeben: seit 1987<br />

gibt es standardisierte Meldungen zur Abwicklung des Containerverkehrs,<br />

die per Electronic Data Interchange (EDI)<br />

zwischen den Computern <strong>der</strong> in die Transportkette eingebundenen<br />

Firmen ausgetauscht werden. Nach dem Ausbau<br />

<strong>der</strong> Mobilfunknetze können ebenfalls die Transportmittel in<br />

das Gesamtsystem eingebunden werden, so daß nun ein<br />

durchgängiger Informationsfluß vom Containertransportfahrzeug<br />

über die Kommunikations- und Informationsnetze<br />

bis hinauf zur Dispositions- und Managementebene möglich<br />

ist.<br />

Der Containertransport stellt ein typisches Anwendungsbeispiel<br />

für den intermodalen Güterverkehr dar. Mit dem<br />

Intermodalität Begriff <strong>der</strong> Intermodalität wird <strong>der</strong> Wechsel von Transportarten<br />

und -mitteln umrissen, <strong>der</strong> in eigens für diesen<br />

Zweck eingerichteten Terminals und Güterverkehrszentren<br />

mit entsprechen<strong>der</strong> Infrastruktur ausgeführt wird. Das möglichst<br />

verzugslose Umladen vom Seeschiff zum Weitertransport<br />

per Küsten- o<strong>der</strong> Binnenschiff, Bahn o<strong>der</strong> LKW<br />

zum Empfänger ist ein wesentliches Merkmal des Containerverkehrs<br />

und stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an alle Glie-<br />

Transportkette <strong>der</strong> <strong>der</strong> Transportkette hinsichtlich Zuverlässigkeit, Sicherheit<br />

und Fehlerfreiheit. Die Funktionalität ist nur dann zu<br />

Informations- erfüllen, wenn analog zum Transportverlauf eine Informakette<br />

tionskette zwischen allen Beteiligten eingerichtet wird, auf<br />

<strong>der</strong> entwe<strong>der</strong> vorauseilende Informationen zur Planung und<br />

Vorbereitung o<strong>der</strong> transportbegleitende Informationen zur<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06310 Containerumschlag<br />

Seite 4<br />

Überwachung und Verfolgung übermittelt werden. Die hierfür<br />

zur Verfügung stehende Telekommunikations- und Informationstechnik<br />

(Telematik) werden ebenso erläutert wie<br />

die Informationsinhalte, die zwischen den Beteiligten ausgetauscht<br />

werden.<br />

Der weltweite Wettbewerb im Containertransport und <strong>der</strong><br />

daraus resultierende Zeit- und Kostendruck zwingen die<br />

Transport- und Umschlagsbetriebe zur ständigen Verbesserung<br />

ihrer betrieblichen Abläufe und zur Investition in die<br />

neuesten Technologien, wenn sie auch künftig ihren Kunden<br />

ein attraktives Dienstleistungsangebot unterbreiten wollen.<br />

Hierzu waren bisher überwiegend nur große, im weltweiten<br />

Verbund operierende Gesellschaften in <strong>der</strong> Lage.<br />

Mit <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong> transeuropäischen Güterverkehrsnetze<br />

und <strong>der</strong> Unterstützung durch För<strong>der</strong>programme <strong>der</strong><br />

Europäischen Union soll nun erreicht werden, daß auch<br />

wirtschaftlich schwächere Regionen in diesen Verbund aufgenommen<br />

werden. Ebenso sollen kleine und mittelständische<br />

Firmen, die den größten Anteil <strong>der</strong> Betriebe in <strong>der</strong><br />

Hafen- und Transportwirtschaft darstellen, in die Lage versetzt<br />

werden, sich in diesen Bereichen zu engagieren.<br />

Daraus ergeben sich auch Perspektiven für die Hersteller<br />

von Telematiksystemen und die Dienstleistungsanbieter, die<br />

diese Technologien im Umfeld des Conainertransportes<br />

anwenden.<br />

2 Anwendungsbereiche und Problemfel<strong>der</strong><br />

Während die Transportvorgänge in vorgegebenen Verkehrsnetzen<br />

auf weitgehend vorgeschriebenen Routen verlaufen,<br />

Kommuni- werden die Kommunikations- und Informationsnetze nach<br />

kations- und an<strong>der</strong>en Kriterien genutzt. Hier entscheiden die verfügbare<br />

Information- Infrastruktur und die entsprechende Technologie in den<br />

netze Fahrzeugen darüber, ob interkontinental die Satellitenkom-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Containerumschlag 06310<br />

munikation, europaweit GSM, regional Bündelfunk o<strong>der</strong><br />

lokal Betriebsfunk genutzt wird (Abb. 2).<br />

1. Festnetze Telefonnetz mit Datenübertragung via Modem, Datennetze, Datex-<br />

P, ISDN.<br />

Seite 5<br />

Diese Netze sind kompatibel zu den nachfolgend dargestellten mobilen<br />

Kommunikationsdiensten:<br />

2. GSM Global System for Mobile Communications<br />

Sprach- und Datenübertragung nach europäischem Standard mit<br />

bundes- und europaweiter Verfügbarkeit für die folgenden<br />

Datendienste:<br />

2.1 SMS Short Message Service<br />

SMS ermöglicht es, Nachrichten von bis zu 160 Zeichen zwischen<br />

GSM-Mobilstationen und einem „Short Message Service-Center“<br />

zu übertragen. Die Übertragung im GSM-Netz erfolgt über die Signalisierungskanäle.<br />

Das SMS-Center speichert die Nachricht und<br />

leitet sie in das entsprechende Festnetz weiter.<br />

2.2 BS Bearer Service<br />

BS erlaubt eine Datenübertragung mit 1200, 2400, 4800, 9600 bit/s<br />

zwischen GSM-Mobilstationen und Festnetzanschlüssen. Die Übertragung<br />

erfolgt leitungsvermittelt.<br />

2.3 GPRS General Package Radio Service<br />

Im GPRS ist es möglich, Daten in GSM-Netzen paketvermittelt zu<br />

übertragen. Dieses Verfahren befindet sich in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Standardisierung<br />

bei ETSI (European Telecommunications Standards<br />

Institute).<br />

3. Bündelfunk Sprach- und Datenübertragung, leitungsvermittelt mit bundesweiter<br />

Verfügbarkeit, je nach Funkverbindung bis zu 2,4 kbit/s.<br />

4. Mobiler Datenkommunikation mit bundesweiter Verfügbarkeit, paketvermit-<br />

Datenfunk telt mit Datenfunk 9,6 kbit/s.<br />

5. Satellitenfunk Sprach- und Datenübertragung mit weltweiter Verfügbarkeit, bis zu<br />

0,6 bit/s.<br />

Abb. 2: Kommunikationssysteme<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06310 Containerumschlag<br />

Seite 6<br />

Die Wege des Informationsflusses hängen von <strong>der</strong> Netzarchitektur<br />

und Nutzlast ab und sollen hier nicht weiter<br />

erörtert werden. Entscheidend ist jedoch, daß jedes Mobilfunknetz<br />

über standardisierte Schnittstellen an die Netzwerke<br />

<strong>der</strong> Informationstechnik angeschlossen ist, wodurch<br />

eine vollautomatische Infomationsübertragung vom mobilen<br />

zum stationären Teilnehmer und umgekehrt sicherge-<br />

Fracht- stellt ist. Diese Kommunikationswege werden in erster<br />

verfolgung Linie zur Transportüberwachung, Frachtverfolgung und<br />

Fahrzeugdisposition genutzt. Neben <strong>der</strong> Fahrzeugidentifi-<br />

Fahrzeug- zierung können mit Hilfe des Global Positioning System<br />

disposition (GPS) auch aktuelle Positions- und Zeitangaben o<strong>der</strong> aber<br />

frachtbezogene Informationen wie z. B. Gefrierguttemperaturen<br />

bei Kühltransporten in die Meldungen eingebunden<br />

werden. Der Fahrer und <strong>der</strong> Disponent sind somit nur noch<br />

in Ausnahmefällen wie etwa bei Pannen o<strong>der</strong> Unfällen auf<br />

die Sprachkommunikation angewiesen.<br />

Hafen- Für die Hafenwirtschaft haben die sog. Hafeninformationsinformations-<br />

systeme eine zentrale Dienstleistungsfunktion übernomsysteme<br />

men. Sie bieten als Netzwerkbetreiber den Informationsaustausch<br />

zwischen den Rechnern <strong>der</strong> angeschlossenen<br />

Betriebe untereinan<strong>der</strong> sowie ihren Kunden im Hinterland<br />

an. Prinzipiell muß dabei zwischen den transportmittel- und<br />

frachtbezogenen Informationen unterschieden werden, die<br />

sich im Schiffsverkehr beispielsweise auf die Liegeplatzverwaltung,<br />

Schlepper- und Lotsenanfor<strong>der</strong>ung beziehen<br />

o<strong>der</strong> aber Ladelisten, Manifeste, Zoll- und Gefahrgutdeklarationen,<br />

Transport- und Verladeaufträge umfassen. Weiterhin<br />

werden Funktionen wie Frachtverfolgung o<strong>der</strong> Fahrzeugdisposition<br />

über eine zentrale Datenbank all denen<br />

angeboten, die in eine intermodale Transport- und Informationskette<br />

eingebunden sind. Weitere Schnittstellen zu den<br />

Güterverkehrs- lokalen Netzen <strong>der</strong> Güterverkehrszentren o<strong>der</strong> den Logizentren<br />

stiksystemen <strong>der</strong> verladenden Industrie stellen den Infor-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Containerumschlag 06310<br />

mationsverbund zwischen Absen<strong>der</strong> und Empfänger über<br />

alle Zwischeninstanzen sicher (Abb. 3).<br />

Abb. 3: Containerumschlag<br />

Seite 7<br />

Einige Ree<strong>der</strong>eien bieten Containertransporte „von Haus zu<br />

Haus“ an, was bedeutet, daß <strong>der</strong> Kunde für Organisation,<br />

Abwicklung und Abrechnung <strong>der</strong> gesamten Transportkette<br />

über See wie an Land nur einen Ansprechpartner hat. Dies<br />

erfor<strong>der</strong>t die zentrale Steuerung aus einer Hand, bei <strong>der</strong><br />

Kaibetriebe und Landtransportunternehmen als Unterauftragnehmer<br />

eingebunden sind. Zwar verfügen auch diese<br />

Systeme über Schnittstellen zur Außenwelt, sind meistens<br />

jedoch auf die spezifischen Unternehmensbedürfnisse zugeschnitten.<br />

In <strong>der</strong> Regel übernimmt ein Spediteur das gesamte<br />

Transportmanagement und sucht sich ggf. Partner in solchen<br />

Regionen, in denen er selbst nicht vertreten ist. Bei<br />

dieser dezentralen Abwicklung ist die Einhaltung von Standards<br />

von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06310 Containerumschlag<br />

Seite 8<br />

Traditionell haben alle Hafeninformationssysteme und Güterverkehrszentren<br />

eigene Strukturen und Rechnerarchitekturen<br />

aufgebaut. Schnittstellen zu an<strong>der</strong>en Netzwerkbetreibern<br />

stellten in <strong>der</strong> Vergangenheit aus Gründen des Wettbewerbs<br />

Ausnahmen dar und führten folglich zu Verspätungen<br />

bei <strong>der</strong> Informationsübermittlung, was die vorausschauende<br />

Planung erschwerte. Die manuelle Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> Transportdokumente verursachte Aufwände, war<br />

fehlerträchtig und führte zu hohen Kosten, die bei herkömmlichen<br />

Transporten mit fünfzig und mehr verschiedenen<br />

Formularen und Papieren anteilig 10 % bis 50 % <strong>der</strong><br />

Gesamtkosten betragen konnten. Mittlerweile stellen solche<br />

Insellösungen Ausnahmen dar, die Globalisierung <strong>der</strong><br />

Transportmärkte, nicht zuletzt auch durch den Containerverkehr<br />

vorangetrieben, zwang alle Teilnehmer zur Interoperabilität,<br />

d. h. zur Definition von Schnittstellen und Protokollübertragungen,<br />

die den Informationsfluß zwischen<br />

unterschiedlichen Systemen und Anwendungen ermöglichen.<br />

Auch auf <strong>der</strong> Anwendungsebene hat die Globalisierung<br />

zur Standardisierung geführt. So führten die Prozeduren,<br />

die bei <strong>der</strong> Abwicklung von Transportgeschäften<br />

weltweit nach vergleichbaren Regeln ablaufen, zur Ent-<br />

EDIFACT wicklung von Meldungen nach EDIFACT-Standards (EDI<br />

for Aministration, Commerce and Transport). Sie basieren<br />

auf international gebräuchlichen Formularen und sind für<br />

alle Arten des See-, Land- und Lufttransportes zu verwenden.<br />

EDIFACT erlaubt den Austausch von Geschäftsvorgängen<br />

zwischen den IV-Systemen unterschiedlicher Hersteller,<br />

ist HW- und SW-neutral und för<strong>der</strong>t den Abbau von<br />

Handelshemmnissen durch weltweite Akzeptanz. Eine<br />

Untermenge dieser Nachrichten steht speziell für den<br />

Containertransport zur Verfügung. Wer nach diesen Regeln<br />

verfährt, kann sicher sein, daß er von allen Partnern, die in<br />

die Informationskette eingebunden sind, auch ohne verbale<br />

Kommunikation verstanden wird (Abb. 4).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Containerumschlag 06310<br />

Abb. 4: Beispiele für EDIFACT-Meldungen<br />

3 Technologien und Systeme<br />

Seite 9<br />

Teilnehmer A IFTMxx International Forwarding Teilnehmer B<br />

and Transport Message ..<br />

Verla<strong>der</strong>, Empfänger Spediteur, Transporteur<br />

---> IFTMBP ..Booking Provisional --><br />

<br />

<br />


06310 Containerumschlag<br />

Seite 10<br />

den. Auch die manuelle Erfassung <strong>der</strong> Ladepapiere erst<br />

nach Abschluß des Ladevorganges hat in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

zu zeitaufwendigen und fehlerträchtigen Abläufen geführt.<br />

Heute sind die weitläufigen Areale mit Betriebsfunk, teil-<br />

Differential- weise auch schon mit lokalen Differential-GPS-Stationen<br />

GPS ausgerüstet, so daß jedes Aufnehmen, Absetzen und Verbringen<br />

<strong>der</strong> Container mit <strong>der</strong> Erfassung von Ort, Zeitpunkt,<br />

Identifizierung und ggf. auch Beschädigungen online<br />

zum Zentralrechner übertragen wird. Dadurch ist ein<br />

lückenloses Verfolgen aller Vorgänge gewährleistet, was<br />

schnelles Wie<strong>der</strong>auffinden, Transportieren und Verladen<br />

ermöglicht. Die Laufzeiten sind erheblich reduziert, und<br />

Inventuren stellen mit immer aktuellen Datenbeständen<br />

kein Problem mehr dar. Weiterhin werden vom Rechner La<strong>der</strong>eihenfolgen<br />

entsprechend den Stauplänen gesteuert, um<br />

für die Containerschiffe die Entladezeiten in den Zielhäfen<br />

möglichst gering zu halten. Mit <strong>der</strong> Datenfunkanbindung<br />

<strong>der</strong> Ladefahrzeuge wie VanCarrier, Stapler o<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne<br />

fahrerlose Transportsysteme an ein Leitsystem kann neben<br />

<strong>der</strong> Lagerplatzverwaltung auch eine automatische Fahrzeugdisposition<br />

ablaufen, um Transportzeiten und Leerfahrten<br />

zu reduzieren.<br />

Identifizierung Wie bereits angesprochen, ist die Identifizierung <strong>der</strong> Container<br />

eine <strong>der</strong> wesentlichen Funktionen, um Irrläufer zu<br />

vermeiden. In den Kaibetrieben ist dieses jeweils <strong>der</strong> erste<br />

und letzte Arbeitsschritt, wenn die Container das Gelände<br />

erreichen und verlassen. Vielfach werden diese Arbeiten<br />

auch heute noch durch Ablesen <strong>der</strong> Containernummer, mit<br />

<strong>der</strong>en Hilfe je<strong>der</strong> Behälter weltweit eindeutig zu identifizieren<br />

ist, ausgeführt. Erprobt wurden Videosysteme in<br />

Verbindung mit einer automatischen Mustererkennung, was<br />

allerdings im Winter bei Schnee, Eis und Verschmutzung<br />

häufig zu Problemen führte. Am geeignetsten erscheint die<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Containerumschlag 06310<br />

Seite 11<br />

Transpon<strong>der</strong> elektronische Identifizierung mit Hilfe von Transpon<strong>der</strong>n,<br />

die an den Containern als sog. Tags (engl.) befestigt werden<br />

und vorprogrammmierte Identifizierungsdaten beim Vorbeifahren<br />

an einer Hochfrequenzsende-/Empfangsanlage<br />

abstrahlen. Die Energie zum Aussenden <strong>der</strong> Signale wird<br />

dabei über magnetische Wechselfel<strong>der</strong> vom Lesegerät zum<br />

Transpon<strong>der</strong> berührungsfrei übertragen und macht somit<br />

das Identifizierungsobjekt unabhängig von jeglicher Stromversorgung.<br />

Mit Hilfe dieser Technik können Irrtümer bei<br />

Lade- und Transportvorgängen automatisch festgestellt<br />

werden, weiterhin ist eine elektronische Laufüberwachung<br />

durch wie<strong>der</strong>holte Unterwegserfassung möglich. Erprobungen<br />

bei <strong>der</strong> Bahn und einigen Kaibetrieben haben bisher zu<br />

guten und verläßlichen Ergebnissen geführt, allerdings ist<br />

die generelle Einführung dieses Systems bisher aus Kostengründen<br />

nicht möglich gewesen.<br />

Das aktive Aussenden von Containerdaten, etwa per Satellitenkommunikation<br />

in Verbindung mit satellitengestützter<br />

Ortung, wird auf Ausnahmefälle wie etwa Gefahrgut- o<strong>der</strong><br />

Wertguttransporte beschränkt bleiben. Im normalen Containerverkehr<br />

werden die Behälter an Bord o<strong>der</strong> im Lager<br />

gestapelt, so daß die Abdeckung <strong>der</strong> Antenne nicht auszuschließen<br />

ist, ebenso wenig ist eine zuverlässige und dauerhafte<br />

Stromversorgung we<strong>der</strong> mit Batterien noch mit<br />

Solarzellen sicherzustellen. Die unmittelbare Positionsbestimmung<br />

einzelner Container während des Transportes ist<br />

normalerweise auch nicht erfor<strong>der</strong>lich. Jedes Schiff gibt<br />

regelmäßig Positionsmeldungen ab, und über den Stauplan,<br />

<strong>der</strong> an Bord und an Land verfügbar ist, ist somit auch die<br />

aktuelle Position eines Containers z.B. für den Fall <strong>der</strong> Gefahrenabwehr<br />

feststellbar. Gleiches gilt für den Schienenund<br />

Straßentransport. Viele Transportunternehmen haben<br />

Mobilfunk GPS ihre Fahrzeuge bereits mit Mobilfunk und GPS ausgerüstet<br />

und disponieren ihren Fuhrpark über eine Zentrale, die in<br />

<strong>der</strong> Regel mit digitalen Karten und Flottenmanagement-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06310 Containerumschlag<br />

Seite 12<br />

software ausgerüstet ist. Über die Zuordnung von LKW,<br />

Wechselbrücke und Ladung ist somit je<strong>der</strong>zeit die aktuelle<br />

Containerposition zu ermitteln. Ähnliche Systeme werden<br />

in absehbarer Zeit auch bei den Bahntransporten eingesetzt<br />

werden, so daß die vorauseilende Übertragung von transportrelevanten<br />

Daten zum Zielterminal bereits beim<br />

Verlassen des Ausgangsterminals ausgelöst werden kann.<br />

4 Wirtschaftliche Aspekte<br />

Für die Schiffahrt auf den internationalen Routen wie im<br />

Transport- Zubringerdienst lautet die Maxime, die vorhandenen Transkapazitäten<br />

portkapazitäten auszulasten und die vorgegebenen Termine<br />

einzuhalten. Gleiches gilt – nur in an<strong>der</strong>em Maßstab – für die<br />

landseitigen Transporte auf <strong>der</strong> Schiene und <strong>der</strong> Straße und<br />

die Terminalbetriebe in den Knotenpunkten <strong>der</strong> Güterverkehrsnetze.<br />

Gerade die Verbindung <strong>der</strong> Telekommunikationsmit<br />

<strong>der</strong> Informationstechnik hat in diesen Anwendungsbe<br />

Effektivitäts- reichen zu enormen Effektivitätssteigerungen geführt und<br />

steigerungen den Nutzen <strong>der</strong> Telematik für den Containerumschlag und<br />

-transport hinreichend unter Beweis gestellt. Weitere Vorteile,<br />

die im Straßenverkehr auch <strong>der</strong> Allgemeinheit zugute<br />

kommen, liegen in <strong>der</strong> Reduzierung von Leerfahrten, dem<br />

Umfahren von Stausituationen und <strong>der</strong> Optimierung von<br />

Fahrtrouten, alles Funktionen, die mit Hilfe <strong>der</strong> verfügbaren<br />

Technologie heute bereits von Telematikdienstleistern angeboten<br />

werden o<strong>der</strong> aber mit Unterstützung durch eine eigene<br />

Dispositions- und Leitzentrale realisierbar sind. Die<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Transportkosten und mehr Verläßlichkeit<br />

bei <strong>der</strong> Termineinhaltung wirken sich insgesamt positiv auf<br />

Wettbewerbs- die Containerwirtschaft aus und erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit<br />

fähigkeit aller in diesen Wirtschaftszweig eingebundenen<br />

Unternehmen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Containerumschlag 06310<br />

Die Kaibetriebe und Güterverkehrszentren profitieren von<br />

einem gesteuerten Zu- und Ablauf <strong>der</strong> Transportfahrzeuge,<br />

indem Warteschlangen vor den Toren und den Verladeeinrichtungen<br />

reduziert werden. Auch <strong>der</strong> innerbetriebliche<br />

Transport läuft mit Hilfe <strong>der</strong> Telematik effektiver ab und<br />

trägt zur Vermeidung von Lagerungs- und Transportfehlern<br />

bei. In Verbindung mit entsprechen<strong>der</strong> Lagerverwaltungssoftware<br />

und Schnittstellen zu an<strong>der</strong>en Logistiksystemen<br />

sind Bestandsaufnahmen und vorausschauende Planung<br />

kein Problem mehr. Je<strong>der</strong> Unternehmer, <strong>der</strong> in dieser Branche<br />

tätig ist, muß die im Containertransport üblichen Standardisierungen<br />

akzeptieren. Wer darüber hinaus in diesem<br />

Rationalisie- hochtechnisierten Umfeld mit Hilfe <strong>der</strong> Telematik Rationarungspotentiale<br />

lisierungspotentiale nutzt sowie innerbetriebliche Organisationen<br />

und Arbeitsabläufe optimiert, hat gute Chancen,<br />

sich auch künftig in diesem Geschäft zu behaupten. Bei<br />

prognostizierten Steigerungsraten von ca. 10 % p. a. im<br />

Flottenwachstum und 8 % p. a. im Hafenumschlag bestehen<br />

an <strong>der</strong> Entwicklungsfähigkeit dieses Marktes wohl keine<br />

Zweifel.<br />

5 Handlungsbedarf und Perspektiven<br />

Seite 13<br />

In den acht größten Containerhäfen, entsprechend ca. 20 %<br />

bezogen auf die Anzahl, werden heute ca. 50 % des weltweiten<br />

Containerumschlags abgewickelt (Abb. 5). Obwohl<br />

die kleinen Häfen offensichtlich die größten Zuwachsraten<br />

aufweisen, verstärkt sich die Konzentration des Umschlags<br />

auf wenige führende Häfen zusehends auch durch den Bau<br />

immer größerer Schiffe, die aufgrund ihres Tiefganges nur<br />

noch geeignete Tiefwasserhäfen mit entsprechen<strong>der</strong> Infrastruktur<br />

anlaufen können und damit den Zulieferverkehr in<br />

die Regionen um diese Häfen hineinzwingen. Seit geraumer<br />

Zeit werden bereits Pläne diskutiert, in denen dieser<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06310 Containerumschlag<br />

Seite 14<br />

Pos. Hafen<br />

Mio TEU(*) Verän<strong>der</strong>g. z. Vorjahr<br />

01 Hongkong 13,280 5,8 %<br />

02 Singapur 12,940 9,2 %<br />

03 Kaohsiung 5,063 0,2 %<br />

04 Rotterdam 4,934 3,1 %<br />

05 Pusan 4,684 4,0 %<br />

06 Long Beach 3,067 7,9 %<br />

07 Hamburg 3,054 5,7 %<br />

08 Los Angeles 2,683 5,0 %<br />

--<br />

16 Kobe 2,057 41,2 %<br />

17 Shanghai 1,930 26,4 %<br />

--<br />

26 Port Kelang 1,410 24,3 %<br />

27 Colombo 1,356 29,3 %<br />

--<br />

38 Qingdao 0,830 37,5 %<br />

39 Genua 0,826 34,2 %<br />

(*) Twenty feet Equivalence Unit - Umschlag auf 20 ft Container-<br />

Einheiten bezogen<br />

Abb. 5: Containerumschlag 1996<br />

Zulieferverkehr überwiegend auch auf dem Seeweg abgewickelt<br />

werden soll. Von den Haupthäfen werden mit kleineren<br />

Schiffen die Transporte in benachbarte Regionalhäfen<br />

durchgeführt, die wie<strong>der</strong>um Ausgangspunkte für den<br />

Weitertransport ins Hinterland per Bahn o<strong>der</strong> Binnenschiff<br />

darstellen. Vom letzten Terminal aus werden dann die Empfänger<br />

mit LKWs versorgt. Obwohl Ansätze dieses Modells<br />

einer intermodalen Transportkette in EU-Projekten<br />

bereits untersucht werden, ist man noch weit entfernt von<br />

einer praktischen Umsetzung, weil viele Voraussetzungen<br />

noch nicht erfüllt werden können. So müssen neue Informationsketten<br />

installiert und bereits vorhandene Systeme,<br />

ob nun bei den Ree<strong>der</strong>n, Verla<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Hafeninforma-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Containerumschlag 06310<br />

Seite 15<br />

tionssystemen, weiter geöffnet werden, um neue Teilnehmer<br />

einzubinden. Auch auf seiten <strong>der</strong> Hafenbehörden und<br />

des Zolls muß die Bereitschaft vorhanden sein, sich in diese<br />

Systeme zu integrieren, wenn nicht ein großes Rationalisierungspotential<br />

ungenutzt bleiben soll. Noch bilden die<br />

begleitenden Dokumente, die bei jedem Transport mitgeführt,<br />

vorgezeigt und bestätigt werden müssen, ein großes<br />

Hemmnis im zügigen grenzüberschreitenden Güterverkehr.<br />

Eine Umsetzung auf EDI mit vorauseilen<strong>der</strong> Informationsübertragung<br />

würde nicht nur zu einer schnelleren Abfertigung<br />

führen, son<strong>der</strong>n auch die Fehleranfälligkeit <strong>der</strong> Prozeduren<br />

verringern, Korrekturzeiten einsparen und insgesamt<br />

für alle Beteiligten die Qualität, Verläßlichkeit und Akzeptanz<br />

steigern. Voraussetzung ist allerdings, daß <strong>der</strong> gesamte<br />

Informationsfluß neu strukturiert und nicht nur vom Papier<br />

„abgeschrieben“ wird. Die Informationssysteme sollen<br />

dann nicht nur als Nachrichtenübermittler fungieren, son-<br />

Mehrwert- <strong>der</strong>n auch Mehrwertdienste anbieten, die den Anwen<strong>der</strong> bei<br />

dienste <strong>der</strong> Investition in eigene HW- und SW-Systeme entlasten.<br />

Wie überhaupt die Entwicklung preiswerter EDI-Systeme,<br />

die darüber hinaus auch einfach in <strong>der</strong> Bedienung und<br />

Systempflege sind, eine Grundvoraussetzung für die<br />

Integration kleiner und mittelständischer Betriebe darstellt.<br />

Die weitere Verbreitung und Nutzung des EDIFACT-Stan-<br />

Harmoni- dards würden zur Vereinfachung und Harmonisierung <strong>der</strong><br />

sierung Abläufe beitragen und somit allen Beteiligten zugute kommen.<br />

Die wesentlichen Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte<br />

Entwicklung sind nachfolgend noch einmal<br />

zusammengefaßt:<br />

– Einrichtung von Informationszentren zur Vernetzung<br />

aller regionalen Teilnehmer,<br />

– Einrichtung von Mailbox-Systemen zur Verteilung einund<br />

ausgehen<strong>der</strong> Informationen bei allen Teilnehmern,<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06310 Containerumschlag<br />

Seite 16<br />

– Einrichtung zentraler Datenbanken und Dienstleistungsfunktionen<br />

in den Informationszentren,<br />

– Einrichtung von Schnittstellen in den Informationszentren<br />

zur Anbindung verschiedener Übertragungsprotokolle,<br />

Telekommunikations- und IV-Systeme,<br />

– Einrichtung von Übersetzungsfunktionen zwischen verschiedenen<br />

EDI-Standards einschließlich EDIFACT,<br />

– Harmonisierung <strong>der</strong> transportbegleitenden Papiere und<br />

Prozeduren mit Übertragung auf EDI-Standards,<br />

– Entwicklung einfacher und preiswerter EDI-Systeme auf<br />

PC-Basis,<br />

– Entwicklung kompakter und bedienerfreundlicher Telematiksysteme<br />

zur Einbindung <strong>der</strong> Transportmittel in die<br />

Informationsketten.<br />

Die Einführung dieser Technologien und Systeme ist oftmals<br />

Gegenstand regionaler För<strong>der</strong>programme. Die Vernetzung<br />

über nationale Grenzen hinweg in Verbindung mit<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung strukturschwacher Regionen ist ein europäisches<br />

Anliegen und wird in EU-Projekten vorangetrieben.<br />

Diese Maßnahmen verlaufen in verschiedenen Phasen über<br />

Studien und Konzepte, Entwicklungen und Erprobungen<br />

bis hin zu Einführungen und Betrieb, wobei die wirtschaftliche<br />

Tragfähigkeit meist erst nach dem erfolgreichen<br />

Abschluß aller Phasen absehbar ist und in <strong>der</strong> Regel zusätzlicher<br />

Initiativen wie <strong>der</strong> Einbindung weiterer Dienstleister,<br />

verkehrsträger- Betriebe und Industriezweige bedarf. Darüber hinaus sind<br />

übergreifende zur Verbesserung <strong>der</strong> Transportabwicklung verkehrsträger-<br />

Lösungen übergreifende Lösungen zu finden, die z. B.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Containerumschlag 06310<br />

Seite 17<br />

– zur Verbindung von Verkehrs- und Betriebsleitstellen<br />

führen,<br />

– durchgängige automatische Identizifierungssysteme für<br />

Lade- und Transporteinheiten vorsehen,<br />

– allen Teilnehmern querschnittlich nutzbare Such-, Verfolgungs-<br />

und Steuerungssysteme zur Verfügung stellen.<br />

Sicherlich darf man nicht verkennen, daß die infrastrukturellen<br />

Maßnahmen zur Einrichtung transeuropäischer Transport-<br />

und Informationsketten hohe Investititonen erfor<strong>der</strong>n<br />

und deswegen nicht in kurzer Zeit realisierbar sind. Ebenso<br />

sind aber auch ein politisches Bekenntnis zu innovativen<br />

Technologien und <strong>der</strong> enge Schulterschluß zwischen Verkehrsträgern,<br />

Industrie und Transportwirtschaft erfor<strong>der</strong>verkehrs-<br />

lich. Es bleibt zu hoffen, daß verkehrspolitische Maßnahpolitische<br />

men in absehbarer Zeit zur Verlagerung <strong>der</strong> Güterverkehrs-<br />

Maßnahmen ströme in <strong>der</strong> Weise führen, daß sich die Vorteile des intermodalen<br />

Transports zum Nutzen aller Beteiligten auswirken.<br />

Dann wird die verstärkte Nachfrage nach mobilen und<br />

stationären Telematiksystemen auch im Marktsegment des<br />

Containerumschlags zu mehr Funktionalität und attraktiven<br />

Preisen führen.<br />

Literatur „Strategiepapier Telematik im Verkehr zur Einführung und<br />

Nutzung von neuen Informationstechniken“. Bundesministerium<br />

für Verkehr, Bonn, 1993<br />

„EDI-Projects Inventory Study“. Report to the Commission<br />

of the European Communities, Cetima Consultancy BV,<br />

1994<br />

„EDI Panel, Final Progress Report“. Maritime Industries<br />

Forum, Brussels, 1995<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06310 Containerumschlag<br />

Seite 18<br />

„Deutscher Funknavigationsplan 1996“. Bundesministerium<br />

für Verkehr, Bonn, 1996<br />

„Port to Port, Dock to Dock“, „New Trends in Port Management<br />

Information Systems“. Port Technology International,<br />

Issue No. 4, ICG Publishing Ltd., 1996<br />

„Implementation of the European Radionavigation Policy,<br />

Task C, Intermodal Use of Satellite Position Information“.<br />

Report to the Commission of the European Communities,<br />

EUGIN, Brussels, 1997<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

Telematik-Plattform eines multimodalen<br />

Logistikknotens<br />

von<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. H. Krampe<br />

1 Bedeutung <strong>der</strong> Information<br />

Logistik Die Logistik ist <strong>der</strong> gesteuerte Fluß von Objekten in einem<br />

Netzwerk nach einer bestimmten Zielfunktion. Steuerung<br />

ohne Information ist undenkbar. Aus diesem Grunde hat die<br />

Information eine grundlegende Bedeutung als Produktionsfaktor<br />

für die Logistik. Sie sichert die Abstimmung <strong>der</strong> beteiligten<br />

Partner im Logistikkanal und die rechtzeitige,<br />

möglichst dem eigentlichen Warenfluß vorauseilende Information<br />

über die bereits im Zielgebiet (Ballungsraum) verfügbaren<br />

Sendungen. Auf diese Weise kann die Information<br />

unnötige physische Bestände von Waren ersetzen, ohne den<br />

Lieferservice im Einzelhandel negativ zu beeinträchtigen.<br />

Diesbezügliche Informationssysteme sind aber nicht nur für<br />

den Empfänger, son<strong>der</strong>n auch für den Lieferanten und die<br />

beteiligten Dienstleister gleichermaßen von Bedeutung. Aus<br />

dieser Sicht ist die Beschäftigung mit <strong>der</strong> Errichtung einer<br />

Telematik-Plattform für einen multimodalen Logistikknoten<br />

dringend geboten.<br />

2 Zielsetzung<br />

Seite 1<br />

Zu den Standortbedingungen eines multimodalen Logistikknotens<br />

gehören nicht nur die verfügbaren Flächen und<br />

Verkehrsanschlüsse, son<strong>der</strong>n auch die Kommunikationsinfrastruktur.<br />

Für die Logistik ist die Verknüpfung von Infor-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 2<br />

mation und physischer Güterbewegung eine notwendige<br />

Existenzbedingung. Unter diesem Aspekt wird <strong>der</strong> multi-<br />

Informations- modale Logistikknoten betrachtet. In diesem Zusammenlogistischer<br />

hang wird von einem informationslogistischen Knoten<br />

Knoten mit einer Telematik-Plattform gesprochen, <strong>der</strong> die Informationsdienstleistungen<br />

für die Vorbereitung, Durchführung<br />

und Abrechnung <strong>der</strong> logistischen Prozesse allen Ansiedlern<br />

und Nutzern im multimodalen Logistikknoten zur Verfügung<br />

stellen kann.<br />

Telematik- Die zu konzipierende Telematik-Plattform dient <strong>der</strong> Unter-<br />

Plattform stützung <strong>der</strong> Güterverkehrsabwicklung in Ballungsräumen<br />

mit dem Globalziel <strong>der</strong> ökologisch vertretbaren Steuerung<br />

<strong>der</strong> Warenflüsse in <strong>der</strong> Logistikkette sowie <strong>der</strong> Realisierung<br />

<strong>der</strong> damit verbundenen Tätigkeiten.<br />

Dazu zählen die<br />

Auftragsannahme,<br />

Auftragsverwaltung,<br />

Auftragsdisposition,<br />

Auftragsdurchführung,<br />

Auftragsverfolgung und<br />

Auftragsabrechnung.<br />

Bei diesen Aufträgen kann es sich um Transportaufträge,<br />

Umschlagaufträge (z. B. beim Verkehrsträgerwechsel o<strong>der</strong><br />

beim Wareneingang bzw. Warenausgang), Ein- und Auslagerungsaufträge<br />

und um Behandlungsaufträge für weitere<br />

logistische Funktionen (z. B. Kommissionieren, Palettieren,<br />

Auspreisen, Vorbereiten des Regaldienstes u. a.) handeln.<br />

Da an <strong>der</strong> Logistikkette mehrere Partner beteiligt sind, die<br />

jeweils für ihren Leistungsbereich alle Tätigkeiten von <strong>der</strong><br />

Auftragsannahme bis zur -abrechnung realisieren, müssen<br />

die zur Ausführung <strong>der</strong> gesamten Tätigkeiten notwendigen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

Informations- Informationen durch das Informationssystem schnittstelsystem<br />

lenübergreifend und dem physischen Stofffluß vorauseilend<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Das Informationssystem muß weiterhin die Transparenz aller<br />

relevanten Abläufe sicherstellen, die z. B. zur Beantwortung<br />

einer Statusanfrage des Kunden über die auf ihn zulaufenden<br />

Transporte von Bedeutung sind.<br />

Ebenso sollte das Informationssystem zur Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Abrechnung und von Entscheidungen im Management<br />

dienen, indem es aussagefähige statistische Auswertungen<br />

bereitstellt. Die zweckmäßige Gestaltung des Informationssystems<br />

ergibt sich generell aus <strong>der</strong> Konzipierung und<br />

Realisierung des Stoffflusses aller Beteiligten und den daraus<br />

zwangsläufig resultierenden informationellen Beziehungen.<br />

3 Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Seite 3<br />

Multimodaler Der klassische Vertreter eines multimodalen Logistikknotens<br />

Logistikknoten ist das Güterverkehrszentrum (GVZ). Hier wirken unterschiedliche<br />

Partner zusammen. Es handelt sich um die<br />

Verkehrskunden (Absen<strong>der</strong>, Empfänger), die Dienstleister<br />

(Spediteure, Transportunternehmen, Packereien, Stauunternehmen,<br />

Umschlag- und Lagerbetriebe) und Behörden.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> beteiligten Partner<br />

sind verschiedenartig. Bezüglich <strong>der</strong> Informationen hat <strong>der</strong><br />

Clearingcenter multimodale Logistikknoten die Aufgabe eines Clearingcenters.<br />

Es nimmt die Informationen zu den auf den Logistikknoten<br />

zulaufenden Sendungen von den einzelnen<br />

Partnern entgegen und ordnet sie gebündelt den einzelnen<br />

Empfängern zu. Die Aufträge ergeben sich aus den Lieferabrufen<br />

<strong>der</strong> Kunden. Die weiteren Anfor<strong>der</strong>ungen betreffen<br />

den vollständigen Überblick über die gespeicherten Sen-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 4<br />

dungen im Lager und die Abrechnung <strong>der</strong> Leistungen, die<br />

sich aus dem Wareneingang, <strong>der</strong> Lagerung, <strong>der</strong> Kommissionierung,<br />

dem Handling mit Verpackungs- und Ladehilfsmitteln<br />

und dem Warenausgang ergeben, an die jeweiligen<br />

Auftraggeber aus Einzelhandel und Gewerbe.<br />

Transport- Die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Transportunternehmen, die die<br />

unternehmen Verteilung <strong>der</strong> Sendungen innerhalb des Zielgebietes übernehmen,<br />

beziehen sich auf<br />

Einsparung an Auftragserfassungszeiten,<br />

Dispositionshilfen,<br />

Fahrzeugauslastung,<br />

Tourenplanung,<br />

Erstellen <strong>der</strong> Begleitpapiere,<br />

Vereinfachung <strong>der</strong> Abrechnung.<br />

Es ist davon auszugehen, daß diese Anfor<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong><br />

Grundlage vorgebener Rahmenbedingungen bei allen Beteiligten<br />

gleichartig sind, so daß von einer im Prinzip gleichartigen<br />

Leistungserstellung ausgegangen werden kann.<br />

Handel und Die Anfor<strong>der</strong>ungen von Handel und Gewerbe betreffen<br />

Gewerbe<br />

termin- und sortimentsgerechte Lieferung,<br />

ordnungsgemäße Wareneingangserfassung,<br />

Übersicht über die disponiblen Warenbestände,<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Rechnungskontrolle, Kassen- und Inventurabwicklung,<br />

Unterstützung durch zusätzliche Dienstleistungen wie Auspreisung,<br />

Auszählen, Behandlung von Retouren, Kommissionierung,<br />

ggf. Regaldienste, Statusauskünfte zu den<br />

Sendungen, Vormeldungen, Avise.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen von Handel und Gewerbe sind nicht<br />

völlig gleichartig. Sie betreffen insbeson<strong>der</strong>e auch Spezifika<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

<strong>der</strong> Branchen und Komfortstufen <strong>der</strong> internen Informationsverarbeitung.<br />

Der kleinteilige Einzelhandel und das<br />

Gewerbe dürften dabei die größte Vielfalt aufweisen.<br />

Kommunen Beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kommunen ergeben sich<br />

nur dann, wenn rechnergestützte Verkehrsleitsysteme eingesetzt<br />

werden. Dann soll natürlich auch <strong>der</strong> Wirtschaftsverkehr<br />

im Hinblick auf die generelle Verkehrsreduzierung<br />

bzw. -vermeidung vollständig eingebunden werden. Allerdings<br />

werden in diesem Fall die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> City-<br />

Logistik an ein <strong>der</strong>artiges System vor allem bezüglich <strong>der</strong><br />

Auskunftsfunktionen zur aktuellen Verkehrssituation viel<br />

größer sein.<br />

4 Informationstechnische Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse<br />

Seite 5<br />

Ziel <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse ist es, Informationen zu folgenden<br />

Themenschwerpunkten bereitzustellen:<br />

Logistischer Prozeß<br />

angesiedelte Unternehmen<br />

Branchenzuordnung,<br />

Nutzungsart <strong>der</strong> Teilflächen des multimodalen Logistikknotens,<br />

Leistungserbringung, Dienstleistungsangebot des multimodalen<br />

Logistikknotens,<br />

Gutstruktur,<br />

Beteiligte an <strong>der</strong> logistischen Kette,<br />

Kundenbeziehungen und Hauptaktivitäten <strong>der</strong> Firmen im<br />

multimodalen Logistikknotens,<br />

bestehende Kooperationsbeziehungen,<br />

Bedeutung des multimodalen Logistikknotens,<br />

intermodale Schnittstellenfunktion,<br />

geplanter weiterer Ausbau.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 6<br />

Nachrichten<br />

Art und Inhalt <strong>der</strong> auszutauschenden Nachrichten,<br />

Übertragung (Dokumente, Übertragungsweg),<br />

Stand <strong>der</strong> Nutzung von EDI,<br />

verwendete Nachrichtenformate, Nutzung vorhandener<br />

Standards.<br />

DV-Systeme<br />

vorhandene DV-Anlagen,<br />

Aufgaben und Funktionsumfang <strong>der</strong> Inhouse-Systeme,<br />

unternehmensübergreifende Vernetzung,<br />

Schnittstellenanalyse,<br />

Motivation, Ziele, Erwartungen geplanter Erweiterungen,<br />

erschließbare Potentiale.<br />

Stammdaten<br />

zentral bzw. dezentral verfügbare Stammdaten,<br />

erfor<strong>der</strong>licher Umfang <strong>der</strong> Stammdatenhaltung,<br />

notwendige Abfragen bzw. Auskünfte zu Stamm- und<br />

Servicedaten,<br />

Informationsversorgung <strong>der</strong> DV-Systeme mit Stammund<br />

Servicedaten.<br />

Projekt- Gleichzeitig werden mit <strong>der</strong> Bestandsaufnahme die Vorausdefinition<br />

setzungen zur Erarbeitung <strong>der</strong> Projektdefinition für eine<br />

Telematik-Plattform des multimodalen Logistikknotens geschaffen.<br />

Sie betreffen<br />

Ausarbeitung <strong>der</strong> notwendigen Funktionalitäten für die<br />

Informationslogistik auf <strong>der</strong> Plattform, für die Ankopplung<br />

<strong>der</strong> Partner und den Informationsaustausch über ein WAN,<br />

Ermittlung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Hardware zur Realisierung<br />

<strong>der</strong> Nutzeranfor<strong>der</strong>ungen in ihrer technischen Ausführung,<br />

Erarbeitung eines Leistungsverzeichnisses für die Realisierung<br />

<strong>der</strong> Telematik-Plattform einschließlich einer aktuellen<br />

Kostenübersicht.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

5 Systemdefinition<br />

5.1 Beschreibung des Systems und seiner Funktionen<br />

Güterfluß- Das Informationssystem muß auf das Güterflußsystem Besystem<br />

zug nehmen. Bei letzterem sind prinzipiell drei Phasen zu<br />

unterscheiden [1]:<br />

die Güterzustellung zum Logistikknoten durch den Fernund<br />

Nahverkehr mit allen Verkehrsarten,<br />

<strong>der</strong> Güterumschlag und die Lagerung im Logistikknoten<br />

und<br />

die Güterverteilung im Ballungsraum.<br />

Gateway- Dem Güterflußsystem liegt dabei ein Gateway-Konzept<br />

Konzept zugrunde (Abb. 1).<br />

Abb. 1: Gateway-Konzept<br />

Seite 7<br />

Natürlich ist dabei die Direktbelieferung des Einzelhandels<br />

und Gewerbes durch den Fernverkehr und insbeson<strong>der</strong>e<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 8<br />

auch durch den Nahverkehr nicht ausgeschlossen. Erstere<br />

ist vor allem bei Kaufhauskonzernen und den Supermarktketten<br />

zu finden. Letztere tritt beson<strong>der</strong>s zwischen Lieferanten<br />

und Verbrauchern auf, wenn aufgrund <strong>der</strong> relativ<br />

geringen Entfernungen ein zusätzlicher Umschlag aufgrund<br />

<strong>der</strong> exakteren Abstimmungsmöglichkeiten zwischen den beteiligten<br />

Partnern gegenstandslos ist. Schließlich muß auch<br />

beachtet werden, daß branchen- bzw. sortimentsbezogene<br />

Anlieferungen <strong>der</strong>artige Unterbrechungen an einem Gateway<br />

nicht rechtfertigen.<br />

5.2 Systemabgrenzung und Schnittstellen<br />

Somit ergibt sich die in Abb. 2 gezeigte Systemabgrenzung.<br />

Dabei treten externe und interne Schnittstellen auf.<br />

Abb. 2: Externe und interne Schnittstellen<br />

ES - externe Schnittstelle IS - interne Schnittstelle<br />

Die externe Schnittstelle ES 1 am Gateway zu den Informationssystemen<br />

<strong>der</strong> Dienstleister o<strong>der</strong> allgemein zum WAN<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

(Wide area network) ist von grundlegen<strong>der</strong> Bedeutung.<br />

Über sie laufen die Transport- und Sendungsdaten aus dem<br />

Fern- und Nahverkehr, sofern die Sendungen über das Gateway<br />

geschickt werden.<br />

Die externe Schnittstelle ES 2 zwischen dem Einzelhandel<br />

bzw. Gewerbe und dem Endverbraucher ist nicht Gegenstand<br />

<strong>der</strong> Betrachtung, da sie ausschließlich zum Marketing<br />

<strong>der</strong> Einzelhändler bzw. <strong>der</strong> Gewerbetreibenden gegenüber<br />

den Kunden und damit auch zu <strong>der</strong>en Verantwortungsbereich<br />

gehört.<br />

Die internen Schnittstellen 1. Ordnung umfassen:<br />

Seite 9<br />

Schnittstelle IS 1: Gateway/Dienstleister<br />

Schnittstelle IS 2: Dienstleister/Einzelhandel, Gewerbe<br />

Schnittstelle IS 3: Gateway/Einzelhandel, Gewerbe.<br />

Die internen Schnittstellen 2. Ordnung, die sich bei den internen<br />

Informationssystemen eines multimodalen Logistikknotens<br />

ergeben, sollen hier nicht betrachtet werden.<br />

5.3 Erfor<strong>der</strong>liche Informationsflüsse und -beziehungen<br />

Zur Abwicklung <strong>der</strong> im vorhergehenden Punkt beschriebenen<br />

Güterflüsse sind entsprechende Informationsbeziehungen<br />

und -flüsse zwischen den beteiligten Partnern erfor<strong>der</strong>lich,<br />

welche in Abb. 3 dargestellt sind.<br />

Die Warenbestellung des Einzelhandels- bzw. Gewerbeunternehmens<br />

an den Lieferanten ist eine Information, die den<br />

Stofffluß auslöst. Wenn <strong>der</strong> Lieferant die Bestellung positiv<br />

bestätigt (d. h., er ist in <strong>der</strong> Lage zu liefern), wird u. a. die<br />

Zustellung <strong>der</strong> Waren zum Fernverkehr organisiert. Da dieser<br />

Teil vor <strong>der</strong> externen Schnittstelle Fernverkehr/Gateway liegt,<br />

soll er in dieser Arbeit nicht weiter betrachtet werden.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 10<br />

Abb. 3: Informationsflüsse zwischen den Partnern des Güterverkehrs<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

Seite 11<br />

Abb. 4: Informationsflüsse zur Rechnungslegung und Bezahlung zwischen den Partnern<br />

In Abb. 4 sind die mit <strong>der</strong> Rechnungslegung und Rechnungsbezahlung<br />

verbundenen Informationsflüsse zwischen den<br />

an <strong>der</strong> Leistungserbringung beteiligten Partnern skizziert.<br />

Dabei wurde zugrunde gelegt, daß die Lieferung „frei ab<br />

Transitterminal“ erfolgt, d. h., <strong>der</strong> Preis für den Transport<br />

<strong>der</strong> Ware vom Lieferanten zum Transitterminal ist bereits<br />

im Preis <strong>der</strong> Ware enthalten.<br />

Eine Lieferung <strong>der</strong> Ware „frei ab Transitterminal“ erscheint<br />

beson<strong>der</strong>s sinnvoll, da durch diese vom Einzelhändler als<br />

Nutzer des Transitterminals relativ problemlos vorgebbare<br />

Lieferbedingung eine Lenkung des Warenflusses über das<br />

Transitterminal direkt vom Einzelhandel erzwungen werden<br />

kann.<br />

Die Realisierung dieser Informationsflüsse setzt natürlich<br />

voraus, daß <strong>der</strong> Kunde mit dem Lieferanten entsprechende<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 12<br />

Lieferkonditionen vereinbart. Das Transitterminal hat dann<br />

bei <strong>der</strong> Warenannahme im Auftrag des Kunden zu prüfen,<br />

ob die angelieferte Ware vollständig und in einwandfreiem<br />

Zustand ist. Um diese Prüfung vornehmen zu können, muß<br />

<strong>der</strong> Kunde (Einzelhändler bzw. Gewerbetreibende) das<br />

Transitterminal über die aufgegebenen und vom Lieferanten<br />

bestätigten Bestellungen informieren. Diese Informationsabgabe<br />

sollte möglichst sofort nach Erhalt <strong>der</strong> Bestellungsbestätigung<br />

vom Lieferanten erfolgen und ist spätestens<br />

vor Ankunft <strong>der</strong> Ware am Transitterminal sicherzustellen,<br />

um eine Annahmeverweigerung wegen fehlen<strong>der</strong><br />

Unterlagen zu vermeiden.<br />

Informations- Für funktionell zusammengehörige Arbeitsabläufe werden<br />

Komplexe Informationskomplexe gebildet, <strong>der</strong>en Informationsbedarf<br />

und -aufkommen geson<strong>der</strong>t analysiert werden. Im vorliegenden<br />

Fall lassen sich zwei Arten von Informationskomplexen<br />

unterscheiden:<br />

prozeßbezogene Informationskomplexe und<br />

querschnittsorientierte und kommerzielle Informationskomplexe.<br />

Die prozeßbezogenen Informationskomplexe wurden dabei<br />

auch analog den an <strong>der</strong> physischen Stoffflußkette beteiligten<br />

Partnern gebildet.<br />

In Abb. 5 sind die Beziehungen zwischen den prozeßbezogenen<br />

Informationskomplexen und ihren Funktionen<br />

grob skizziert.<br />

Die querschnittsorientierten und kommerziellen Funktionen<br />

(z. B. Statistik, Controlling) wurden in die Darstellung aus<br />

Gründen <strong>der</strong> Übersichtlichkeit ebenfalls nicht mit aufgenommen,<br />

da sie sich über die gesamte Warenflußkette erstrecken.<br />

Sie sind somit von jedem an <strong>der</strong> Logistikkette<br />

beteiligten Partner entsprechend den jeweiligen Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

im Unternehmen auszugestalten.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 5: Prozeßorientierte Funktionskomplexe<br />

Seite 13<br />

Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 14<br />

6 Funktionalitäten <strong>der</strong> Telematik-Plattform<br />

Die Telematik-Plattform sollte in einem GVZ die folgenden<br />

Grundfunktionalitäten absichern:<br />

Schnittstellen- Schnittstellenmanagement zur Verknüpfung verschiedemanagement<br />

ner DV-Systeme,<br />

Clearing-Center einschließlich <strong>der</strong> Gewährleistung des<br />

Netzzugangs, <strong>der</strong> Nachrichtenbearbeitung und -zustellung,<br />

Prozeßketten- Prozeßkettenmanagement mittels <strong>der</strong> Speicherung und<br />

management Übermittlung prozeßorientierter und querschnittsorientierter<br />

kommerzieller Informationen.<br />

Darüber hinaus werden von <strong>der</strong> Telematik-Plattform Mehrwertdienste<br />

angeboten, die durch die in Abb. 6 dargestellten<br />

Module des Informationssystems realisiert werden [2].<br />

Die Telematik-Plattform des GVZ hat funktionell hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Informationen die Aufgabe eines Clearing-Centers.<br />

Es nimmt die eintreffenden Informationen von den einzelnen<br />

Partnern entgegen und ordnet sie gebündelt den jeweiligen<br />

Empfängern <strong>der</strong> Nachrichten zu.<br />

Darüber hinaus kommt <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Schnittstellen<br />

zwischen den verschiedenen Anwendungssystemen eine herausragende<br />

Bedeutung zu.<br />

Es muß gewährleistet werden, daß die Kommunikationsinfrastruktur<br />

einen unterschiedlichen Zugang zur Telematik-<br />

Plattform ermöglicht. Trotz <strong>der</strong> verschiedenen technischen<br />

Realisierungen sind zur Gewährleistung <strong>der</strong> Kommunikation<br />

einheitliche Funktionalitäten erfor<strong>der</strong>lich, die sich nach<br />

sachlichen Inhalten unterscheiden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 6: Funktionsmodule <strong>der</strong> LING-Telematik-Plattform<br />

Seite 15<br />

Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 16<br />

Prinzipiell ist entsprechend den Funktionen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Beteiligten in <strong>der</strong> logistischen Kette die Kommunikation<br />

mindestens mit folgenden Partnern zu gewährleisten:<br />

Versen<strong>der</strong><br />

Empfänger<br />

Unterauftragnehmer (Dienstleister, Spediteure, Umschlagbetriebe,<br />

Lagereien usw.)<br />

Fahrzeuge.<br />

7 Vernetzung <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>systeme<br />

Inter- Kernstück <strong>der</strong> Plattform ist daher ein Interconnectivity<br />

connectivity Manager (IM) [3]. Die entsprechenden Einzelheiten wur-<br />

Manager den in [4] behandelt. In Abb. 7 wird ein Studienbeispiel gezeigt.<br />

Durch die Anwendung dieses speziell für den Informationsaustausch<br />

entlang logistischen Ketten entwickelten<br />

Konzeptes wird es möglich, den beschriebenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

in vollem Umfang zu entsprechen. Für die Realisierung<br />

des Interconnectivity Managers sind folgende Bausteine<br />

erfor<strong>der</strong>lich:<br />

Abb. 7: Studienbeispiel<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

Systemintegration<br />

Nachrichtenbearbeitung<br />

Grafische Nutzeroberfläche (GUI – graphical user interface).<br />

System- Hinsichtlich <strong>der</strong> Systemintegration ist zwischen nachfolintegration<br />

genden Typen zu unterscheiden:<br />

– Typ 1: Die Kommunikationspartner ohne eigenes Anwendungssystem<br />

verfügen über ein grafisches User-Interface<br />

für die Eingabe und Ausgabe von Nachrichten.<br />

– Typ 2: Die Kommunikationspartner besitzen ein eigenes<br />

Anwen<strong>der</strong>system, aber keinen Interconnectivity Manager.<br />

Sie können den Interconnectivity Manager <strong>der</strong> Telematikplattform<br />

für den direkten Im- o<strong>der</strong> Export in die<br />

jeweiligen Anwendungssysteme nutzen.<br />

– Typ 3: Die Partner haben sowohl eigene Anwendungssysteme<br />

als auch einen eigenen Interconnectivity Manager.<br />

Dadurch ist die eigenständige Kommunikation mit<br />

jedem beliebigen an<strong>der</strong>en Partner möglich.<br />

8 Ausstattungs- und Investitionsaufwand<br />

Seite 17<br />

8.1 Kommunikationsdienstleister<br />

Aus den bisherigen Darlegungen ergibt sich eine zentrale<br />

Bedeutung für den Einsatz eines Interconnectivity Managers<br />

und die Wahl eines Betreibers in einem GVZ.<br />

Die Dimensionierung des Interconnectivity Managers und<br />

somit auch <strong>der</strong> Ausstattungs- und Investitionsbedarf hängen<br />

von folgenden Fragen ab:<br />

Wie viele Partner tauschen über den Interconnectivity Manager<br />

Nachrichten aus?<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 18<br />

Wie viele unterschiedliche Nachrichtenarten werden ausgetauscht?<br />

Wie viele unterschiedliche Kommunikationsschnittstellen<br />

sind erfor<strong>der</strong>lich?<br />

Zur Beantwortung dieser Fragen müssen für jeden potentiellen<br />

Partner im GVZ und dessen Partner detaillierte Erfassungen<br />

zu den eingesetzten Anwendungssystemen mit<br />

Datenaustausch, gewünschten Informationsbeziehungen,<br />

Nachrichtenarten und -inhalten, Kommunikationsschnittstellen<br />

sowie zu den Datenimport- und Datenexportfiltern<br />

vorgenommen werden. Insbeson<strong>der</strong>e ergibt sich daraus<br />

auch <strong>der</strong> Kommunikationstyp des Kommunikationspartners.<br />

Datenschutz Wichtige Voraussetzungen und zugleich Einsatzbedingungen<br />

für <strong>der</strong>artige zentrale Kommunikationsplattformen bil-<br />

Datenintegrität den <strong>der</strong> Datenschutz und die Datenintegrität. Der Kommunikationsdienstleister<br />

als Betreiber <strong>der</strong> Telematik-Plattform<br />

muß je<strong>der</strong>zeit durch geeignete Maßnahmen (Firewall-<br />

Software, Antiviren-Schutz, gekapselte Kundendaten, zusätzliche<br />

Kodierung) den Mißbrauch <strong>der</strong> Kundendaten durch<br />

Zugriff Frem<strong>der</strong> ausschließen können.<br />

Investitions- Folgende Bestandteile für den Ausstattungs- und Investiaufwand<br />

tionsaufwand sind zu berücksichtigen:<br />

Hardware:<br />

leistungsfähiger PC Pentium II o<strong>der</strong> Workstation mit<br />

mindestens<br />

– 300 MHz<br />

– 64 MB Hauptspeicher<br />

– SCSI-Bus<br />

– externer 4 GB netto, erweiterungsfähig<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

Seite 19<br />

– RAID-System (für Datenredundanz z. B. Plattenspiegelung)<br />

– DAT-Bandlaufwerk für Sicherungskopien,<br />

unterbrechungsfreie Stromversorgung, ca. 15 min Pufferbetrieb,<br />

ISDN-Router für 8 So-Anschlüsse,<br />

mehrere High-Speed-Modems 56 kB/s.<br />

Software:<br />

Betriebssystem Windows NT o<strong>der</strong> UNIX,<br />

IM-Anwendungssoftware (Basissystem: IM-GUI, IM-<br />

Systemintegration, IM-Nachrichtenbearbeitung, Kommunikationsdatenbank,<br />

Kommunikationsmodule),<br />

Software für Datenschutz (Firewall-Software, Antiviren-<br />

Software).<br />

Da <strong>der</strong> Ausstattungs- und Investitionsaufwand von <strong>der</strong> Ausbaustufe<br />

und Komplexität des Interconnectivity Managers<br />

abhängig ist und dieser wie<strong>der</strong>um durch die Anzahl <strong>der</strong><br />

Kommunikationspartner und Nachrichtenarten bestimmt<br />

wird, wurde für eine Beispielkalkulation folgendes angenommen:<br />

Kommunikationspartner am IM (30 % Typ 1, 50 % Typ 2,<br />

10 % Typ 3),<br />

unterschiedliche Nachrichtenarten.<br />

Der Kommunikationsdienstleister muß unter diesen Annahmen<br />

folgende Bestandteile für den Ausstattungs- und Investitionsaufwand<br />

berücksichtigen:<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 20<br />

Position Bezeichnung Schätzpreise<br />

(Stand 1997)<br />

01 IM-Hardware (Rechner) 18.000 DM<br />

02 Hardware-Sicherung (RAID) 9.000 DM<br />

03 Hardware für Kommunikation<br />

(Modem, ISDN-Router)<br />

20.000 DM<br />

04 USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) 2.000 DM<br />

05 Systemsoftware (Betriebssystem, Firewall) 3.000 DM<br />

06 IM-Basissoftware (unbegrenzt) 40.000 DM<br />

07 IM-Kommunikationsmodule 15.000 DM<br />

08 IM-Testtool 20.000 DM<br />

09 IM-Installation 4.000 DM<br />

10 IM-Systemintegration 20.000 DM<br />

11 IM-Service & Support 3.000 DM<br />

12 Dokumentation 1.000 DM<br />

13 Schulung 10.000 DM<br />

14 Summe 165.000 DM<br />

Tab. 1: Ausstattungs- und Investitionsaufwand (Kommunikationsdienstleister)<br />

8.2 Kommunikationspartner<br />

Die Kommunikationspartner benötigen in Abhängigkeit<br />

vom Typ einen unterschiedlichen Hard- und Softwareaufwand.<br />

Für das Untersuchungsbeispiel wurde dieser Aufwand<br />

in Tab. 2 zusammengestellt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

Tab. 2: Hard- und Softwarekomponenten für die Kommunikationspartner<br />

Seite 21<br />

Komponenten Typ 1 Typ 2 Typ 3<br />

Hardware PC Pentium o<strong>der</strong> PC Pentium mit leistungsfähiger<br />

486 DX mit nachstehenden PC Pentium II<br />

* 100 MHz, Merkmalen o<strong>der</strong> Workstation<br />

* 8-16 MB Haupt- * 166 MHz, mit mindestens<br />

speicher, * 16 MB Haupt- * 200 MHz,<br />

* externer Speicher speicher, * 32 MB Haupt-<br />

mit 1 GB netto, * externer Spei- speicher,<br />

* CD-ROM-Lauf- cher mit 1 GB netto, * SCSI-Bus,<br />

werk, * CD-ROM-Lauf- * externer Spei-<br />

* Diskettenlauf- werk, cher mit 4 GB netto,<br />

werk, * Diskettenlaufwerk, erweiterungsfähig,<br />

* DAT-Bandlauf- * DAT-Bandlauf-<br />

ISDN-Router für 1 werk für Daten- werk für Siche-<br />

So-Anschluß und/ sicherung, rungskopien,<br />

o<strong>der</strong> High-Speed- ISDN-Router für 1 unterbrechungs-<br />

Modems 56 kB/s. So-Anschluß und/ freie Stromversoro<strong>der</strong><br />

High-Speed- gung ca. 15 min<br />

Modems 56 kB/s Pufferbetrieb,<br />

ISDN-Router für 2<br />

So-Anschlüsse,<br />

1 High-Speed-<br />

Modem 56 kB/s<br />

Software Betriebssystem Betriebssystem Betriebssystem<br />

Windows 3.1, Windows 3.1, Windows 95,<br />

Windows 95 Windows 95 o<strong>der</strong> Windows NT o<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> Windows NT Windows NT UNIX<br />

Kommunikations- Kommunikations- IM-Anwendungssoftware<br />

für ISDN, software für ISDN software<br />

Internet-Zugang IM-Systemintegra- (Basissystem: IMund/o<strong>der</strong><br />

IM-GUI tion, IM-GUI, IM- GUI, IM-Systeminte-<br />

Internet-Browser Kommunikationsmo- gration, IM-Nachrich-<br />

(Netscape, MS- dul, tenbearbeitung,<br />

Explorer) Software für Kommunikations-<br />

Datenschutz datenbank, Kommu-<br />

(Antiviren-Software) nikationsmodule)<br />

Software für<br />

Datenschutz<br />

(Firewall-Software,<br />

Antiviren-Software).<br />

Der Ausstattungs- und Investitionsaufwand hängt u. a. auch<br />

davon ab, ob die erfor<strong>der</strong>lichen Komponenten auf extra<br />

Rechnern o<strong>der</strong> auf den Rechnern, auf denen die Anwen-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 22<br />

dungssysteme laufen, installiert werden. Im Beispiel wird<br />

von geson<strong>der</strong>ten Rechnern ausgegangen. Die Kommunikationspartner<br />

Typ 1, Typ 2 und Typ 3 sollten folgende Bestandteile<br />

für den Ausstattungs- und Investitionsaufwand<br />

berücksichtigen:<br />

Position Bezeichnung Schätzpreis Schätzpreis Schätzpreis<br />

Typ 1 Typ 2 Typ 3<br />

01 IM-Hardware (Rechner) 3.000 DM 4.000 DM 8.000 DM<br />

02 Hardware für Kommunikation<br />

(Modem, ISDN-Router)<br />

1.000 DM 2.000 DM 5.000 DM<br />

03 USV<br />

(unterbrechungsfreie Stromversorgung)<br />

—- —- 2.000 DM<br />

04 Systemsoftware<br />

(Betriebssystem, Firewall)<br />

inkl. inkl. 1.000 DM<br />

05 IM-Basissoftware —- 5.000 DM 10.000 DM<br />

06 IM-Kommunikationsmodule 1.500 DM 3.000 DM 9.500 DM<br />

07 IM-Testtool —- —- —-<br />

08 IM-Installation 500 DM 1.500 DM 2.500 DM<br />

09 IM-Systemintegration —- 5.000 DM 10.000 DM<br />

10 IM-Service & Support —- 1.000 DM 1.000 DM<br />

11 Dokumentation 200 DM 500 DM 1.000 DM<br />

12 Schulung 800 DM 2.500 DM 5.000 DM<br />

13 Summe 7.000 DM 24.500 DM 55.000 DM<br />

Tab. 3: Ausstattungs- und Investitionsaufwand <strong>der</strong> Kommunikationspartner (Schätzpreise:<br />

Stand 1997)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

9 Entwicklungskonzept<br />

Seite 23<br />

In den vorangegangenen Kapiteln wurde versucht, die prinzipiellen<br />

Lösungsmöglichkeiten für eine multifunktionale<br />

Telematik-Plattform eines GVZ zu beschreiben. Es wurden<br />

wesentliche Teile für die Planungsphase erarbeitet. Dennoch<br />

liegt noch keine Projektdefinition im Sinne eines abgeschlossenen<br />

Arbeitsschrittes des Phasenmodells für die<br />

Schaffung eines Informationssystems vor, weil noch keine Abstimmung<br />

mit potentiellen Nutzern vorgenommen wurde.<br />

Die vorliegenden Arbeitsergebnisse lassen einfach noch<br />

keine Abgrenzung des Einsatzbereiches, die Bestimmung <strong>der</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lichen Nachrichtentypen und <strong>der</strong> Lastanfor<strong>der</strong>ungen<br />

sowie <strong>der</strong> daraus folgenden finanziellen und terminlichen<br />

Konsequenzen zu.<br />

Bestands- Die Phase <strong>der</strong> Bestandsaufnahme ist hinsichtlich <strong>der</strong> Beaufnahme<br />

schreibung des Umfeldes noch nicht vollständig. Daher<br />

konnten im wesentlichen nur qualitative Aspekte für die<br />

Erarbeitung eines Lösungsszenarios ausgearbeitet werden.<br />

Solange die Betreiberschaft ungeklärt bleibt, werden sich<br />

diese Fragen nur über gezielte Angebote klären lassen.<br />

Diese können im allgemeinen nur dem „Runden Tisch <strong>der</strong><br />

Investoren“ unterbreitet werden. Es bleibt dem Interesse,<br />

<strong>der</strong> Bereitschaft und ggf. auch dem Handlungszwang <strong>der</strong><br />

angesprochenen Partner vorbehalten, Initiativen hinsichtlich<br />

einer Konsortialpartnerschaft o<strong>der</strong> eines Leistungsverbundes<br />

zu entwickeln.<br />

Die offenen Arbeitspunkte beziehen sich auf die Präzisierung<br />

<strong>der</strong> Projektdefinition für das GVZ mit Hilfe <strong>der</strong> Investoren.<br />

Das ist ein iterativer Vorgang, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> GVZ-E<br />

o<strong>der</strong> einem unabhängigen Berater mo<strong>der</strong>iert werden sollte<br />

und zu einer Ausschreibung führt.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 24<br />

Anfor<strong>der</strong>ungs- Für die Phase <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse wurden die aus<br />

analyse fachlicher Sicht notwendigen Anfor<strong>der</strong>ungen unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> durch die Forschungsarbeit am<br />

Projekt LING gewonnenen prinzipiellen Erkenntnisse zusammengetragen<br />

[1]. In diesem Zusammenhang ist das<br />

Funktionsmodell für die Telematik-Plattform entstanden.<br />

Das Modell <strong>der</strong> Kommunikations-Datenbank des Interconnectivity<br />

Managers wurde noch nicht präzisiert.<br />

Im Ergebnis <strong>der</strong> genannten Phasen könnte die Ausschreibung<br />

erfolgen. Nach Prüfung und Bewertung <strong>der</strong> Angebote<br />

wird im Regelfall die Auftragsvergabe vorgenommen wer-<br />

Realisierungs- den, die zu den Realisierungsphasen<br />

phasen<br />

Pflichtenhefterstellung,<br />

Fachkonzept,<br />

DV-Konzept,<br />

Realisierung und<br />

Einführung<br />

überleiten und hier nicht Gegenstand weiterer Betrachtungen<br />

sind.<br />

10 Zusammenfassung<br />

Durch die vorgelegten Ausarbeitungen wurde ein wesentlicher<br />

Grundstock für die Projektdefinition zur Schaffung eines<br />

informationslogistischen Knotens für ein GVZ geschaffen.<br />

Kernstück <strong>der</strong> multifunktionalen Telematik-Plattform bildet<br />

<strong>der</strong> durch die Forschungsarbeit am Projekt LING konzipierte<br />

Interconnectivity Manager. Er unterstützt den zunehmend<br />

zu beobachtenden Trend des Übergangs vom ausschließlichen<br />

Wettbewerb zu Kooperationen bzw. zum Leistungsverbund<br />

zwischen verschiedenen Unternehmen und ermöglicht<br />

den schnittstellenübergreifenden Informationsaus-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens 06330<br />

Seite 25<br />

tausch entlang den Logistikketten. Es wurden die für die Realisierung<br />

notwendigen Funktionen und sinnvollen Kommunikationsszenarien<br />

beschrieben sowie entsprechende Aufwandsabschätzungen<br />

vorgenommen. Auf diese Weise ist neben<br />

dem physischen Aufbau des GVZ die Schaffung eines „virtuellen“<br />

GVZ möglich, in dem die beteiligten Firmen intensiv<br />

Informationen miteinan<strong>der</strong> austauschen können.<br />

Für das weitere Vorgehen ist die Konsolidierung <strong>der</strong> Projektdefinition<br />

mit den Investoren unverzichtbar.<br />

Literatur [1] Autorenkollektiv: Logistische Anfor<strong>der</strong>ungen an Informationssysteme<br />

des Güterverkehrs – LING. Schlußbericht<br />

zum bmb+f – Forschungsvorhaben mit dem För<strong>der</strong>kennzeichen<br />

19 G 9507 A+B, Dresden 1998<br />

[2] Autorenkollektiv: Computerintegrierter Güterverkehr:<br />

Logistisches Systemkonzept für die Region Dresden. Band<br />

6 des Schlußberichtes zum Forschungsvorhaben Intermodales<br />

Verkehrsleitsystem Ballungsraum Dresden/Oberes Elbtal.<br />

För<strong>der</strong>kennzeichen des bmb+f: TV 9418, Dresden 1996<br />

[3] Stern, A.: Systemarchitektur von LING. – 2. Workshop<br />

des TÜV Rheinland, BVT: „Neue Dispositionsansätze in<br />

<strong>der</strong> Spedition/Transportunternehmung“ – Forschungsprojekte<br />

des bmb+f. Rostock, 18.09.96<br />

[4] Krampe, H.: Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik. In:<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>, Rubrik 08120. Köln,<br />

TÜV-Verlag 1998<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06330 Telematik-Plattform eines multimodalen Logistikknotens<br />

Seite 26<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Tracking und Tracing 06340<br />

Tracking und Tracing –<br />

Verfolgung mobiler Objekte in <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrstelematik</strong><br />

von<br />

Dieter Häupler<br />

1 Definitionsrahmen<br />

Es erscheint sinnvoll, <strong>der</strong> Abhandlung dieses Themas einige<br />

Definitionsansätze voranzustellen. Die vorgeschlagenen Formulierungen<br />

sollen helfen, die wesentlichen Elemente zu<br />

Objektver- beschreiben, welche das „Landschaftsbild“ <strong>der</strong> Objektverfolgung<br />

als folgung im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> prägen. Sie sollen<br />

Säule <strong>der</strong> darüber hinaus dazu dienen, die Themenstellung zu struk-<br />

Verkehrs- turieren, und sie sollen Anregungen für weiterführende<br />

telematik Diskussionen liefern.<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 1<br />

Verbindung <strong>der</strong> Elemente TELEkommunikation und Infor-<br />

MATIK (EDV) mit dem Element Ortung/Lokalisieren, d. h.<br />

Verbindung mit <strong>der</strong> Standortbestimmung von Personen und<br />

mobilen Objekten, die am Verkehrsgeschehen teilnehmen.<br />

Zu den mobilen Objekten zählen Schiffe, Flugzeuge, Schienen<br />

und Straßenfahrzeuge, intermodale und subintermodale<br />

Ladeeinheiten und Packstücke. Am Verkehrsgeschehen teilnehmen<br />

heißt für ein mobiles Objekt, daß seine Bewegung<br />

einer Regelung unterworfen wird, um den Zielort zu erreichen<br />

und den Verkehr nicht zu gefährden. Die <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

befaßt sich mit <strong>der</strong> Erfassung und Regelung von<br />

Reise- und Transportketten, von individuellen Verkehrsabläufen<br />

und von Verkehrsflüssen. Sie hat zum Ziel, mit den<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06340 Tracking und Tracing<br />

Seite 2<br />

Mitteln <strong>der</strong> Informationstechnologie Wirtschaftlichkeit, Sicherheit<br />

und Komfort von Transport- und Verkehrsabläufen zu<br />

verbessern und die Kapazität vorhandener Transport- und<br />

Verkehrsinfrastruktur zu erhöhen.<br />

Logistik<br />

Logistik = Gestaltung <strong>der</strong> Prozesse, die ganz o<strong>der</strong> teilweise auf die Be-<br />

Gestaltung des wältigung des Materialflusses gerichtet sind.<br />

Materialflußprozesses<br />

Dazu gehören<br />

logistische Einzelprozesse wie<br />

– Herstellung <strong>der</strong> Markt-/Versorgungsreife einer Ware mit<br />

<strong>der</strong> Bereitstellung von Ersatzteilen und von Dokumentationen<br />

für Nutzung, Instandsetzung und Entsorgung,<br />

– Verpackung,<br />

– Umschlag,<br />

– Transport,<br />

– Lagerung,<br />

– Wartung, Instandsetzung, Entsorgung,<br />

– Bestands- und Verbrauchsermittlung,<br />

– Ermittlung von Bestellmengen und Bestellzeitpunkten;<br />

übergreifende logistische Prozesse wie<br />

– Bauzustandsübersicht/Konfigurationskontrolle,<br />

– Tracking und Tracing,<br />

<strong>der</strong>en Aufgabe darin besteht, logistische Einzelprozesse<br />

miteinan<strong>der</strong> zu verknüpfen.<br />

Der Materialfluß wird auf zwei Ebenen abgewickelt, nämlich<br />

Abwicklung auf <strong>der</strong> materiellen Ebene, auf <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> körperliche<br />

des Material- Umgang mit einer Ware, einer Sendung o<strong>der</strong> einer Ladeflußprozesses<br />

einheit abspielt. Dazu gehören <strong>der</strong> Einsatz von Verpakauf<br />

zwei Ebenen kungs- und Transporthilfsmitteln, von Umschlag-, Transport-<br />

und Lagermitteln sowie <strong>der</strong> Werkzeugeinsatz bei<br />

Wartung, Instandsetzung und Entsorgung;<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Tracking und Tracing 06340<br />

auf <strong>der</strong> informationstechnischen Ebene. Sie umfaßt die<br />

Erfassung von materialflußrelevanten Datensätzen auf<br />

<strong>der</strong> materiellen Ebene, <strong>der</strong>en Weiterleitung und Aufbereitung<br />

in EDV-Zentren sowie <strong>der</strong>en Nutzung für Kontrolle<br />

und Steuerung <strong>der</strong> logistischen Prozesse, die zur<br />

weiteren Abwicklung des Materialflusses herangezogen<br />

werden.<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Logistik ist es, durch Optimierung <strong>der</strong> logisti-<br />

Logistik schen Einzelprozesse und <strong>der</strong>en geschickte Verknüpfung<br />

den Logistikkostenanteil am Verkaufspreis von Produkten<br />

o<strong>der</strong> an <strong>der</strong>en Life-Cycle-Kosten möglichst gering zu halten.<br />

Tracking<br />

Seite 3<br />

Sensorische Laut Lexikon bedeutet „to track down“ soviel wie „ein Ob-<br />

Erfassung jekt aufspüren im Sinn von festhalten, fangen“. In <strong>der</strong> Vereines<br />

mobilen kehrstelematik und Logistik bedeutet „Tracking“ die direk-<br />

Objektes vor te sensorische Erfassung eines mobilen Objekts an seinem<br />

Ort Standort, verbunden mit <strong>der</strong> Abfrage seiner objektbegleitenden<br />

Daten. Im Sinne <strong>der</strong> Datenverarbeitung wird mit<br />

dem Tracking-Vorgang eine Momentaufnahme angefertigt.<br />

Der resultierende Datensatz enthält die Erfassungszeit, den<br />

Standort des mobilen Objektes zum Erfassungszeitpunkt und<br />

seine Identitätsdaten wie die Containerregistriernummer<br />

o<strong>der</strong> die Sendungsnummer eines Paketes. Zu diesen Basisdaten<br />

treten im Regelfall noch objektbegleitende Daten wie<br />

<strong>der</strong> Leitwegcode bei Paketdiensten und Zusatzcodes für<br />

interne Zwecke des Empfängers bei Expreß-Diensten. Je<strong>der</strong><br />

Tracking-Datensatz wird nach seinem Entstehen an ein<br />

EDV-Zentrum weitergeleitet und dort für das Tracing aufbereitet.<br />

Möglich wurde Tracking durch berührungslos und<br />

automatisch abfragbare Datenträger, die an den mobilen<br />

Objekten angebracht werden. Dazu gehören Barcode- und<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06340 Tracking und Tracing<br />

Seite 4<br />

RFID(Radio Frequency Identification)-Tags für die Datenabfrage<br />

im Nahbereich und Funktranspon<strong>der</strong> unterschiedlicher<br />

Ausprägung für Datenaustausch im Fernbereich. Nahbereichstracking<br />

wird mobil und stationär (meldepunktgestützt)<br />

durchgeführt, während Fernbereichstracking im Regelfall<br />

nur stationär erfolgt.<br />

Tracing<br />

Abfrage von „to trace“ wird im Lexikon mit „einer Spur folgen, etwas<br />

Tracking- ausfindig machen“ übersetzt. In <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> und<br />

Datensätzen Logistik bedeutet Tracing die EDV-gestützte Abfrage <strong>der</strong><br />

zu einer Sendungs-, Ladeeinheit-, Fahrzeug- o<strong>der</strong> Flugnummer<br />

gehörenden Tracking-Datensätze. Die Abfrage geschieht<br />

mit <strong>der</strong> Zielsetzung, den zurückgelegten Weg und<br />

vor allem den zuletzt erfaßten Standort eines dem Tracking<br />

unterworfenen mobilen Objektes festzustellen. „Tracing =<br />

to retrieve the track record.“<br />

Packstück<br />

Bandfähige Damit sei eine Einzelsendung bezeichnet, die nach Größe<br />

Einzelsendung und Gewicht so beschaffen ist, daß sie von Hand umgeschlagen<br />

werden kann und auf die För<strong>der</strong>bän<strong>der</strong> von<br />

Umschlagdepots paßt.<br />

Ladeeinheit<br />

Frach- Bei den Ladeeinheiten (Load Units) sei zwischen subinterbündelung<br />

modalen und intermodalen Arten unterschieden. Bei den<br />

durch subintermodalen Ladeeinheiten handelt es sich um standar-<br />

Ladeeinheiten disierte Transporthilfsmittel, wie Paletten und stapelbare<br />

Gitterboxen, die mit normalen Gabelstaplern umgeschlagen<br />

werden können. Sie werden vorzugsweise eingesetzt, um<br />

gleichartige Einzelsendungen zu bündeln o<strong>der</strong> um solche<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Tracking und Tracing 06340<br />

Seite 5<br />

Einzelsendungen zu transportieren, die nicht mehr bandfähig<br />

sind. Als intermodale Ladeeinheiten werden Container,<br />

Wechselaufbauten und kranbare Sattelauflieger bezeichnet.<br />

Vorteile Sie bilden die zentralen Elemente des sogenannten kombiintermodaler<br />

nierten Verkehrs. Gemeinsam ist ihnen, daß mit ihnen zwi-<br />

Ladeeinheiten schen den „modes of transportation“ gewechselt werden kann<br />

(intermodal), ohne daß die Bündelung des Frachtgutes beim<br />

Umschlag gebrochen werden muß. Sattelauflieger überqueren<br />

Mittelmeer und Ostsee im Roll-on/Roll-off-Verkehr und<br />

überwinden große Binnenstrecken auf speziellen Shuttlezügen<br />

<strong>der</strong> Eisenbahn. Wechselaufbauten können von LKW zu<br />

LKW ohne Einsatz von Hebezeugen umgeschlagen werden,<br />

nicht jedoch auf entsprechende Waggons <strong>der</strong> Eisenbahn.<br />

Sie sind vor allem bei Paketdiensten und Werkverkehren<br />

beliebt, weil sie sehr preiswert, auf dem Ladehof leicht umsetzbar<br />

und im Gegensatz zu Containern rampenfähig sind.<br />

Container sind das intermodale Transporthilfsmittel <strong>der</strong><br />

Wahl, wenn die Strecke zwischen Absen<strong>der</strong> und Empfänger<br />

auch einen Seetransport beinhaltet. Sie sind sehr robust, stapelbar<br />

und im Gegensatz zu Sattelaufliegern und Wechselaufbauten<br />

standardisiert und global einsetzbar.<br />

Mit dem Einsatz von „Intermodal Load Units“ werden zwei<br />

Ziele verfolgt:<br />

Eine LKW-Ladung, die nur Einzelsendungen für einen<br />

einzigen Empfänger enthält, muß nicht mehr gebrochen<br />

werden, wenn sie auf Bahn o<strong>der</strong> Schiff umgeladen wird.<br />

Der Transport kann schneller und billiger von Rampe zu<br />

Rampe abgewickelt werden.<br />

Muß eine LKW-Ladung über große Distanzen transportiert<br />

werden, für <strong>der</strong>en Bewältigung auch eine leistungsfähige<br />

Schienenstrecke zur Verfügung steht, kann sich<br />

<strong>der</strong> LKW-Transport auf den Vor- und Nachlauf beschrän-<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06340 Tracking und Tracing<br />

Seite 6<br />

ken. Der Hauptlauf zwischen den regionalen Umschlagterminals<br />

kann auf die Schiene verlegt werden. Damit<br />

werden Straßen und Umwelt entlastet.<br />

2 Verfolgung mobiler Objekte – Zielsetzungen<br />

Der Ausdruck „Verfolgung mobiler Objekte“ steht in <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> und Logistik als Synonym sowohl für<br />

Tracking wie für Tracing. Tracking bedeutet die momentane<br />

Erfassung eines mobilen Objektes mit seinen Daten „vor<br />

Ort“, während Tracing die Verfolgung eines individuellen<br />

Verkehrs- o<strong>der</strong> Transportablaufs auf einem Bildschirm meist<br />

via Internet beinhaltet, <strong>der</strong> auf einem Büroschreibtisch steht.<br />

Tracking kommt eine größere Bedeutung zu als Tracing.<br />

Ein Tracking-Datensatz dient heute in erster Linie als Realtime-Input<br />

für die Steuerung verkehrstelematischer Prozesse<br />

wie <strong>der</strong> Routenzuordnung für Pakete im Umschlagdepot<br />

und erst in zweiter Linie als Input für den „Track Record“,<br />

d. h. als Input für die Tracing-Datei. Tracing-Dateien werden<br />

Rationalisierung allerdings an Bedeutung gewinnen, wenn sie – wie zu<br />

von Verkehrs- erwarten – als Abrechnungsgrundlage für gefahrene Kilomeund<br />

Transport- ter auf Schiene und Straße herangezogen werden. Hauptabläufen<br />

grund dafür, daß präzises und EDV-gestütztes Tracking immer<br />

größere Verbreitung findet, ist die Tatsache, daß die daraus<br />

resultierenden Daten weitgefächerte Rationalisierungsmöglichkeiten<br />

bei <strong>der</strong> Abwicklung von Verkehrs- und<br />

Transportflüssen und bei <strong>der</strong> Lagerhaltung eröffnen. Dazu<br />

gehören:<br />

2.1 Die bessere Nutzung von Verkehrswegen und Verkehrsräumen<br />

durch Boadcast Tracking<br />

Die bessere Nutzung von Verkehrswegen und Verkehrsräumen<br />

durch Broadcast Tracking.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Tracking und Tracing 06340<br />

Seite 7<br />

Broadcast- Mit dem Braodcast Tracking wird ein neuer Denkansatz für<br />

Tracking für die Regelung sicherheitskritischer und leitzentralgebundesicherheits-<br />

ner Verkehre verfolgt. Das Prinzip dieser Art von Objektkritische<br />

verfolgung beruht darauf, daß <strong>der</strong> zu verfolgende Ver-<br />

Verkehre kehrsteilnehmer seine Position zuverlässig und präzise<br />

selbst feststellt und in kurzen Abständen an seine zuständige<br />

Leitzentrale meldet. Die Verwirklichung dieses Konzeptes<br />

stellt sehr hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die einzusetzenden<br />

Navigations- und Datenkommunikationssysteme.<br />

Stehen in einer Betriebsleitzentrale <strong>der</strong> Eisenbahn je<strong>der</strong>zeit<br />

die exakten Daten zu Position, Fahrtrichtung und<br />

Geschwindigkeit einer Lokomotive und damit eines Zuges<br />

zur Verfügung, so kann <strong>der</strong> Abstand zwischen zwei Zügen<br />

soweit vermin<strong>der</strong>t werden, daß die Bremsstrecke des<br />

nachfahrenden Zuges ausreicht, um nicht auf den vorausfahrenden<br />

Zug aufzufahren, wenn dieser durch eine Notbremsung<br />

zum Stehen gebracht wurde. In <strong>der</strong> Bahnpraxis<br />

würde eine solche Vorgehensweise im Hinblick auf die<br />

Regelung des Minimum-Zugabstandes zu einer Erhöh-<br />

Erhöhung <strong>der</strong> ung <strong>der</strong> Strecken-Durchsatzkapazität führen. In Europa<br />

Durchsatz- gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Eisenbahn-<br />

Kapazität strecken, bei denen in Spitzenzeiten Kapazitätsengpässe<br />

auftreten. Exaktes Tracking <strong>der</strong> Züge im Verbund mit<br />

leistungsfähigem Datenfunk zwischen Lokomotiven und<br />

Leitzentralen ermöglicht eine solche dynamische Zugabstandsregelung<br />

und kann hier Abhilfe schaffen.<br />

Kapazitäts- Ein weiteres aktuelles Thema <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> sind<br />

steigerung durch die immer häufiger auftretenden Kapazitätsengpässe bei<br />

Free Flight <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Luftstraßen. Durch organisatorische Än<strong>der</strong>ungen<br />

und durch den Ausbau <strong>der</strong> eingeführten Flugsicherungssysteme<br />

werden sich sicherlich noch etwas<br />

höhere Durchsatzzahlen für die Luftstraßen erzielen lassen.<br />

Um eine wirklich nennenswerte Kapazitätssteigerung<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06340 Tracking und Tracing<br />

Seite 8<br />

des Flugsicherungssystems zu erzielen, bedarf es allerdings<br />

neuer Ansätze. Eine nachhaltige Verbesserung erhoffen<br />

sich die Fachleute von <strong>der</strong> Einführung des sog.<br />

„Free-Flight-Konzeptes“. Es eröffnet die Möglichkeit, für<br />

IFR-Flüge regelmäßig auch die Verkehrsräume außerhalb<br />

<strong>der</strong> Luftstraßen zu öffnen. Zwar sind die Grundregeln<br />

des Free-Flight-Konzeptes noch nicht fixiert. Fest steht<br />

aber, daß das zentrale Element eines solchen Luftverkehrsregimes<br />

das präzise Tracking eines jeden Flugzeugs<br />

voraussetzt.<br />

Es erfolgt dann unter aktiver Mithilfe <strong>der</strong> Flugzeuge:<br />

jedes Flugzeug gibt in kurzen Abständen jedem an<strong>der</strong>en<br />

Flugzeug in seiner Nähe und <strong>der</strong> Flugsicherungszentrale<br />

seine Identität, seine Position und – durch die Abfolge<br />

seiner Positionsmeldungen – seinen Bewegungsvektor<br />

bekannt. Benachbarte Flugzeuge erhalten so eine Kollisionswarnung,<br />

wenn <strong>der</strong> eigene Standort und Flugvektor<br />

mit denen <strong>der</strong> Nachbarflugzeuge korreliert. Darüber hinaus<br />

kann die Flugsicherung aktiv werden, wenn <strong>der</strong> für<br />

einen „Free Flight“ abgegebene Flugplan nicht mehr eingehalten<br />

werden kann.<br />

Unabdingbar für die Einführung eines solchen Konzeptes<br />

ist, daß die Positionsbestimmung an Bord <strong>der</strong> Flugzeuge<br />

präzise und vor allem zuverlässig erfolgt. Dafür nur das von<br />

<strong>der</strong> US-Air Force betriebene und kontrollierte GPS/Navstar<br />

System heranzuziehen wi<strong>der</strong>strebt vielen Verantwortlichen.<br />

Man würde sich in Abhängigkeit begeben und in <strong>der</strong> Fliegerei<br />

etablierte Redundanzgebote mißachten. Nicht zuletzt<br />

aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, unter europäischer<br />

Führung neben GPS ein zivil kontrolliertes Satelliten-Navi-<br />

GNSS 2 gationssystem (GNSS 2) einzurichten, das genauer und<br />

notwendig für zuverlässiger als das GPS arbeitet. Das GNSS 2 soll keine<br />

Broad cast- Konkurrenz zu GPS darstellen, son<strong>der</strong>n – zu aller Wohl – mit<br />

Tracking ihm kooperieren. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Tracking und Tracing 06340<br />

Seite 9<br />

daß die Industrie GPS- und GNSS-2-Bordempfänger in<br />

einem Gerät zusammenfassen wird, sobald GNSS 2 operationell<br />

zur Verfügung steht. Dies geschieht unabhängig<br />

davon, ob die beiden Systeme im Detail technisch kompatibel<br />

gestaltet werden o<strong>der</strong> nicht. Die Zusammenfassung bei<strong>der</strong><br />

Systeme in einem Endgerät ist einfach ein Gebot <strong>der</strong><br />

Vernunft und des Marktes; denn je mehr Navigationssatelliten<br />

sich insgesamt „im Blickfeld“ <strong>der</strong> Empfangsantenne<br />

eines solchen Hybridgerätes befinden, desto präziser wird<br />

das Ortungsergebnis und desto zuverlässiger wird die Nutzung<br />

<strong>der</strong> Satellitennavigation.<br />

Dissimilare In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß es<br />

Redundanz aus Zuverlässigkeits- und Sicherheitsgründen nicht wünschenswert<br />

erscheint, GPS- und GNSS 2-Module intern kompatibel<br />

zu gestalten. Vor allem die unterlegten Software-Algorythmen<br />

sollten dissimilar gehalten werden, damit Softwarefehler<br />

nicht beide Systeme gleichzeitig beeinträchtigen<br />

können. Aus Gründen <strong>der</strong> Störresistenz ist es auch vorteilhaft,<br />

wenn nicht beide Systeme im L-Band arbeiten. Unverzichtbar<br />

ist allerdings, daß auch das GNSS 2 das WGS<br />

84 als geographisches Informationssystem verwendet und<br />

<strong>der</strong> Signaloutput <strong>der</strong> beiden Systeme im Bordgerät kompatibel<br />

ist, um „best of“-Rechnungen anstellen zu können.<br />

2.2 Die bessere Nutzung von Transportmitteln und<br />

Transporthilfsmitteln<br />

Für die Nutzungsoptimierung von Transportmitteln hat<br />

sich umgangssprachlich <strong>der</strong> Ausdruck „Flottenmanagement“<br />

herausgebildet. Voraussetzung für sinnvolles Flottenmanagement<br />

ist, daß die Leitzentrale eines Transportunternehmens<br />

immer einen aktuellen Überblick über<br />

Standort, technischen Status und Transportauftrag jedes<br />

Vehicle Tracking einzelnen „Vehikels“ ihrer Flotte von Flugzeugen, Loko-<br />

für Nutzungs- motiven, Waggons o<strong>der</strong> LKWs hat. „Vehicle Tracking“<br />

optimierung ist das zentrale Element des Flottenmanagements und<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06340 Tracking und Tracing<br />

Seite 10<br />

Voraussetzung dafür, daß Instandsetzungs- und Einsatzplanung<br />

für die „Einzelvehikel“ <strong>der</strong> Flotte optimal auf<br />

die Transportaufträge abgestimmt werden können. In<br />

bestimmten Fällen wie beim Wagenladungsverkehr <strong>der</strong><br />

Bahn sollte das Flottenmanagement noch eine Schnittstelle<br />

zum Internet bieten, um den Kunden/Versen<strong>der</strong>n<br />

eine Tracing-Möglichkeit zu geben. Während bei Flugzeugflotten<br />

„Vehicle Tracking“ und Flottenmanagement<br />

schon heute meist dem Stand <strong>der</strong> Technik entsprechen,<br />

gibt es bei den Bahnen und im Straßentransportgewerbe<br />

Deutschlands noch erheblichen Nachholbedarf. In unserem<br />

Land beschränkt sich die mobile Kommunikation<br />

zwischen LKW und Leitzentrale im Regelfall auf Sprechfunk.<br />

Die Ausrüstung <strong>der</strong> Fahrerhäuser mit Bordcomputern,<br />

GPS-Empfängern und terrestrischem o<strong>der</strong> satelli-<br />

Defizite beim tengestütztem Datenfunk wie Modacom, Inmarsat, Euteltacs<br />

Einsatz des o<strong>der</strong> Orbcommist in Deutschland im Gegensatz zu<br />

Datenflusses Holland o<strong>der</strong> den skandinavischen Län<strong>der</strong>n noch kein<br />

Thema. Ein Sprung nach vorne ist in dieser Beziehung erst<br />

zu erwarten, wenn die Mobilfunkfirmen mit dem Übergang<br />

von SMS- Dienst zum leistungsfähigeren GPRS-<br />

Dienst einen angemessenen Zugang zum Internet bieten.<br />

Mit den neuen „Communicator Handys plus GPS-<br />

Modul“ wird dann ein Datenaustausch zwischen LKW-<br />

Fahrer und Leitzentrale möglich. „Vehicle Tracking“ bekommt<br />

damit auch im deutschen Straßentransportgewerbe<br />

den ihm zustehenden Stellenwert.<br />

Während sich für Tracking und Disposition <strong>der</strong> Transportmittel<br />

<strong>der</strong> Ausdruck Flottenmanagement etabliert hat,<br />

fehlt bei den Transporthilfsmitteln ein vergleichbar übergreifen<strong>der</strong><br />

Begriff. Dazu kommt, daß im verkehrstelematisch-logistischen<br />

Sinn nur die intermodalen Ladeeinheiten,<br />

also Container, Wechselaufbauten und Sattelauflieger,<br />

nicht jedoch die subintermodalen Ladeeinheiten eigen-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Tracking und Tracing 06340<br />

Seite 11<br />

ständige Individuen sind, für die ebenso wie bei den<br />

Transportmitteln ein Abgleich zwischen Instandsetzung/<br />

Reinigung, Einsatz und Ladegutzuordnung stattfinden muß.<br />

Intermodal Load Units (ILUs) behalten die ihnen zugeteilte<br />

Registriernummer im Regelfall über ihre gesamte<br />

Abwicklung Lebensdauer. An<strong>der</strong>s als bei Paket- und Expreßdiensten,<br />

des Umschlags wo das Tracking über das Abscannen von Barcodes ervon<br />

Lade- folgt, werden die Registriernummern <strong>der</strong> ILUs vom Pereinheiten<br />

sonal in den Umschlagterminals visuell erfaßt. Soweit<br />

nicht schon vor Anlieferung einer ILU ein Umschlagauftrag<br />

vorliegt, wird er bei <strong>der</strong> Terminaleinfahrt erstellt und<br />

in das EDV-gestützte Umschlagmanagementsystem eingegeben.<br />

Kranfahrer und Fahrer von Straddle Carriers<br />

überprüfen dann bei <strong>der</strong> eigentlichen Abwicklung des<br />

Umschlagvorganges, ob die Registriernummer <strong>der</strong> erfaßten<br />

ILU mit <strong>der</strong> Nummer übereinstimmt, die im „Umschlagauftrag“<br />

auf ihrem Bildschirm erscheint. Nach Abschluß<br />

des Umschlagvorgangs wird gegenüber <strong>der</strong> EDV<br />

durch Knopfdruck die korrekte Auftragserfüllung bestätigt.<br />

Besteht <strong>der</strong> Umschlag aus dem reinen Umladen<br />

von einem Transportmittel auf ein an<strong>der</strong>es, dann enthält<br />

<strong>der</strong> Tracking-Datensatz Ort und Zeit des Umschlags und<br />

die Identität des neuen Transportmittels. Wird allerdings<br />

zwischengelagert, so müssen statt <strong>der</strong> Identität des neuen<br />

Transportmittels die Koordinaten des Punktes angegeben<br />

werden, in dem <strong>der</strong> Container, Wechselaufbau o<strong>der</strong> Sattelauflieger<br />

abgestellt werden (Put Down and Track).<br />

Identifizieren Die subintermodalen Ladeeinheiten wie Paletten und Gittervon<br />

Paletten boxen haben zwar teilweise Identitätsnummern wie Serialund<br />

Gitter- o<strong>der</strong> Inventarnummern. Für Trackingzwecke in Transportboxen<br />

prozessen werden diese im Regelfall nicht herangezogen.<br />

In <strong>der</strong> Praxis stellen Palette plus Ladung zusammen mit <strong>der</strong><br />

Ladungssicherung/Verpackung ein Gesamtgebinde dar, dem<br />

wie einem Paket eine Sendungsnummer aus einem Num-<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06340 Tracking und Tracing<br />

Seite 12<br />

mernkreis zugeteilt wird, die in Barcodeform auch automatisch<br />

abgescannt werden kann und als Teil jedes Tracking-<br />

Datensatzes Eingang in die Tracing-Datei findet.<br />

2.3 Absenkung <strong>der</strong> Vorratshaltung/Kapitalbindung bei<br />

Handels- und Instandsetzungsbetrieben<br />

Automatisches Tracking und Tracing des Transportgutes ist<br />

heute eine <strong>der</strong> wesentlichen Säulen, auf denen Paket- und<br />

Expreßdienste ruhen. Es ist nicht nur ein juristisches Hilfsmittel,<br />

um den Verbleib einer Sendung und damit die Haftungsfrage<br />

zu klären. Automatisches Tracking ist heute vor<br />

allem ein Instrument, um den Umschlagvorgang durch den<br />

Tracking zur Einsatz von Sortier- und För<strong>der</strong>anlagen zu automatisieren.<br />

Automati- So wurde es möglich, die Umschlagmenge zu erhöhen und<br />

sierung des gleichzeitig Umschlagzeit und Umschlagkosten abzusen-<br />

Umschlags ken. Nur so konnte <strong>der</strong> heute übliche „Nachtsprung“ innerhalb<br />

eines Landes garantiert werden, und nur so konnten<br />

die Beför<strong>der</strong>ungspreise in einem Rahmen gehalten werden,<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Wirtschaft akzeptiert wurde.<br />

Tracking und Tracing war und ist eine wesentliche Vor-<br />

Automati- aussetzung für den preiswerten und flächendeckenden<br />

sierung Nachtsprung, <strong>der</strong> von Paket- und Expreßdiensten angeboten<br />

ermöglicht wird. Damit wurde auch das Umdenken bei <strong>der</strong> Vorrats-<br />

Nachtsprung und Lagerhaltung von Handels- und Instandsetzungsbetrieben<br />

ermöglicht. Es ist nicht mehr notwendig, in dem Umfang<br />

wie früher Regionallager für die Distribution von<br />

„Nichtverbrauchsgütern“ zu betreiben, <strong>der</strong> Umfang von Ersatzteillagern<br />

bei Reparaturbetrieben kann reduziert werden.<br />

Damit kann die Kapitalbindung abgesenkt und die Gefahr,<br />

bei Modellwechseln auf Ladenhütern sitzen zu bleiben, verringert<br />

werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Tracking und Tracing 06340<br />

3 Tracking and Tracing<br />

Seite 13<br />

Übersetzt wird dieser Ausdruck meist mit „Sendungsverfolgung“,<br />

verwendet wird er im wesentlichen im Zusammen-<br />

Sendungs- hang mit KEP-Intregratordiensten. KEP steht für Kurier-,<br />

verfolgung als Expreß- und Paketdienst, die Bezeichnung Integratordienst-<br />

Kennzeichen soll zum Ausdruck bringen, daß <strong>der</strong> Transport einer Sen<strong>der</strong><br />

Integrator- dung von <strong>der</strong> Sendungsübernahme bis zur Ablieferung beim<br />

dienste Empfänger komplett von einer einzigen Firma abgewickelt<br />

wird, und zwar unabhängig davon, wie viele unterschiedliche<br />

Transportmittel und Transporthilfsmittel dabei zum<br />

Einsatz kommen.<br />

Abmaße und Gewichte von Sendungen, die von Kurier- und<br />

Paketdiensten beför<strong>der</strong>t werden, dürfen bestimmte Werte<br />

nicht überschreiten. Sie müssen für Abhol- und Zustellfahrer<br />

handhabbar sein, und sie müssen auf die För<strong>der</strong>bän<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> automatischen Sortieranlagen in den Umschlagdepots<br />

passen. Expreßdienste erlauben dagegen den Transport wesentlich<br />

größerer Gebinde. Zulässiges Gewicht und Volumen<br />

von Integrator-Expreßgut orientieren sich am Aufnahmevermögen<br />

von solchen Transporthilfsmitteln, die mit Lagerhaus-Gabelstaplern<br />

umgesetzt werden können. Dazu gehören<br />

Paletten, Gitterboxen sowie an<strong>der</strong>e art- und größenverwandte<br />

stapelbare Behältnisse.<br />

Zuverlässige Die für das Tracking bei den KEP-Integratordiensten einge-<br />

Barcode- setzten Barcodesysteme werden immer zuverlässiger und<br />

systeme leistungsfähiger; die Qualität des Barcode-Druckbildes und<br />

das für den Aufdruck verwendeten Etikettenpapieres haben<br />

einen so hohen Stand erreicht, daß es nur noch selten zu<br />

einem „Reject“ beim Abscannen kommt. Die Scanner sind<br />

heute in <strong>der</strong> Lage, unterschiedliche Barcodestandards zu<br />

verarbeiten, und schließlich wird es durch den Übergang<br />

von Strichcodes auf an<strong>der</strong>e geometrische Formen möglich,<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06340 Tracking und Tracing<br />

Seite 14<br />

die Informationsdichte pro Flächeneinheit zu erhöhen.<br />

Darüber hinaus gibt es beim Tracking and Tracing noch<br />

einen wesentlichen Punkt, wo die KEP-Informationsdienste<br />

sich in zwei Klassen glie<strong>der</strong>n:<br />

die einen, wo auch die Abhol- und Zustellfahrer mit<br />

einem mobilen Scanner-Terminal in Handygröße ausgestattet<br />

sind. Dadurch werden die Fahrer in die Lage versetzt,<br />

sowohl von <strong>der</strong> Übernahme, aber vor allem von <strong>der</strong><br />

Übergabe an sofort vor Ort EDV-kompatible Tracking-<br />

Datensätze mit Namen und Unterschrift <strong>der</strong> empfangenden<br />

Person zu generieren, die anschließend an die<br />

Tracing-Zentrale weitergeleitet werden und damit dann<br />

ohne große Verzögerung für eine Abfrage über den Bildschirm<br />

das Internet zur Verfügung stehen;<br />

die an<strong>der</strong>en, bei denen die Generierung von EDV-kompatiblen<br />

Tracking-Datensätzen nur stationär in Umschlagdepots<br />

stattfindet und <strong>der</strong> Empfang einer Sendung nur<br />

manuell auf einem Formblatt mit Datum, Namen und<br />

Unterschrift <strong>der</strong> empfangenden Person bestätigt wird.<br />

Eine Tracing-Abfrage über EDV zum Endverbleib einer<br />

Sendung ist erst dann möglich, wenn die Formblattangaben<br />

in die Tracing-EDV eingegeben wurden. Dafür<br />

wird im Regelfall mehr als ein Tag benötigt.<br />

4 Put Down and Track<br />

Während das EDV-kompatible Tracking von Sendungen<br />

auf dem Weg vom Absen<strong>der</strong> zum Empfänger bei Kurierund<br />

Paketdiensten schon fast vorbildlich gelöst ist, gibt es<br />

noch Defizite beim Tracking von Ladeeinheiten. Zwar geht<br />

die datentechnische Zuordnung einer Ladeeinheit zu einem<br />

Transportmittel wie Schiff, Waggon o<strong>der</strong> LKW im Rahmen<br />

des Tracking meist ohne Schwierigkeiten vonstatten. Die<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Tracking und Tracing 06340<br />

Defizite beim Lokalisierung von zwischengelagerten Ladeeinheiten in<br />

Tracking von Umschlagterminals bereitet dagegen immer wie<strong>der</strong> Pro-<br />

Ladeeinheiten bleme. Wenn <strong>der</strong> Fahrer eines Straddle Carriers den Container<br />

beim Transfer vom LKW auf den Zwischenlagerplatz<br />

im Containerterminal nicht auf dem vom Betriebssystem<br />

zugewiesenen Platz abstellt, geht diese Ladeeinheit erst einmal<br />

verloren. Ihre Wie<strong>der</strong>auffindung erfor<strong>der</strong>t dann den<br />

Einsatz von „Suchparties“. Ähnlich verhält es sich mit zwischengelagerten<br />

beladenen Paletten, die nicht in den zugewiesenen<br />

Zwischenlager-/Bereitstellungszonen abgestellt<br />

werden.<br />

Absatz-Tracking Differential GPS und Map Matching bieten sich heute als<br />

als Lösungs- Instrumente für die Lösung dieses Problems an. Je<strong>der</strong> Punkt<br />

ansatz eines Terminals, eines Ladehofes und selbst einer überdachten<br />

Umschlaghalle kann heute schnell und einfach auf 10<br />

cm genau vermessen und kartiert werden. Ein Gabelstapler,<br />

<strong>der</strong> eine beladene Palette für die Zwischenlagerung absetzt,<br />

bestimmt den Absetzpunkt im Freien über einen DGPS-<br />

Empfänger und in <strong>der</strong> Halle über eine Map-Matching-Plattform.<br />

Immer unmittelbar, nachdem eine Ladeeinheit auf dem<br />

Lagerplatz abgestellt wurde und noch bevor sich <strong>der</strong><br />

Straddle Carrier o<strong>der</strong> Gabelstapler wie<strong>der</strong> in Bewegung setzt,<br />

werden die Koordinaten des Absetzpunktes festgestellt und<br />

als Teil eines neuen Tracking-Datensatzes an das Betriebsleitsystem<br />

des Terminals/des Umschlagdepots gemeldet:<br />

Put Down and Track/Absatztracking.<br />

5 Milage Tracing<br />

Seite 15<br />

Die LKW-Straßenmaut ist auf dem Vormarsch. Sie dient den<br />

Staaten als Finanzierungsquelle für Erhalt und Ausbau des<br />

durch den Schwerlastverkehr beson<strong>der</strong>s belasteten Straßennetzes<br />

und als Steuerelement, um den Güterverkehr auf <strong>der</strong><br />

Schiene nicht völlig unattraktiv werden zu lassen. Allerdings<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06340 Tracking und Tracing<br />

Seite 16<br />

wird es als unbefriedigend empfunden, wenn die Maut als<br />

einheitliche Jahres- o<strong>der</strong> Monatsgebühr unabhängig davon<br />

erhoben wird, wie viele Kilometer ein LKW innerhalb des<br />

bezahlten Zeitraums zurücklegt. Darüber hinaus ist es in<br />

einem Europa ohne Innengrenzen lästig, wenn man für die<br />

Haupttransferlän<strong>der</strong> Österreich, Schweiz und Deutschland<br />

drei unterschiedliche Vignetten braucht. Eine sinnvolle Verknüpfung<br />

zwischen LKW-Fahrtenschreiber, GPS-Empfänger<br />

und Map Matching kann hier die Lösung bringen. Jedes<br />

europäische Land erhält im Fahrtenschreiber eines LKW<br />

Automatische einen ihm zugeordneten Datenspeicher. Ab Überschreiten<br />

Gebühren- <strong>der</strong> Landesgrenze – festgestellt über GPS und Map Matching –<br />

zuordnung werden die von da an im neuen Land zurückgelegten Kilodurch<br />

die meter bis zu dem Punkt gezählt, an dem <strong>der</strong> LKW die<br />

elektronische nächste Landesgrenze überquert. Die ab hier gefahrenen<br />

Vignette Kilometer werden dann wie<strong>der</strong>um in dem Speicher des<br />

Landes erfaßt, das <strong>der</strong> LKW von da an durchfährt. Abgerechnet<br />

wird über angekoppelten Mobilfunk o<strong>der</strong> Chipkarte.<br />

Der Vorteil einer solchen Lösung besteht darin, daß<br />

nur für gefahrene Kilometer bezahlt wird und daß jedes Land<br />

seinen gerechten Anteil bekommt. Auch <strong>der</strong> Datenschutz<br />

dürfte bei einer solchen Lösung keine Bedenken haben,<br />

wenn für einen Abrechnungszeitraum nur die den einzelnen<br />

Län<strong>der</strong>n zugeordneten Kilometerzahlen abgespeichert werden.<br />

Mileage Tracing bietet sich als Antwort an auf die For<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Politik nach <strong>der</strong> elektronischen Vignette.<br />

6 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Tracking and Tracing in den verkehrstelematisch-logistischen<br />

Anwendungen hat seinen Aufschwung vor allem <strong>der</strong> Barcodetechnologie<br />

und <strong>der</strong> Entwicklung preiswerter und leistungsfähiger<br />

Datenübertragung und Datenverarbeitung zu<br />

verdanken. Die Sendungsverfolgung von Paketen ist heute<br />

schon fast optimal organisiert. An<strong>der</strong>s sieht es bei <strong>der</strong> Lade-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Tracking und Tracing 06340<br />

Seite 17<br />

einheitenverfolgung aus. Hier gibt es noch Mängel, die aber<br />

durch Einführung von Differential-GPS- und Map-Matching-<br />

Technologien behoben werden können.<br />

Das wünschenswerte präzise Tracking von Flugzeugen und<br />

Lokomotiven in Form von “Broadcast Tracking“ steckt noch<br />

in den Anfängen. Dazu bedarf es neben GPS eines weiteren<br />

Satellitennavigationssystems und eines leistungsfähigen<br />

Datenfunks.<br />

Tracking über Für beide Bereiche, sowohl für die Sendungs-/Ladeeinhei-<br />

Barcode tenverfolgung wie für die Verfolgung von Transportmitteln<br />

und Satnav wie Waggons und LKW, wird das Internet zum Tracing-<br />

Tracing über Medium <strong>der</strong> Wahl. Tracking über Barcode und GPS/GNSS 2,<br />

Internet Tracing über Internet, dies sind – grob vereinfacht – die<br />

Leitlinien zur Verfolgung mobiler Objekte in Gegenwart<br />

und Zukunft.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06340 Tracking und Tracing<br />

Seite 18<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Telematik im Schienenverkehr<br />

von<br />

Prof. Dr.-Ing. Eckehard Schnie<strong>der</strong><br />

1 Zielsetzung<br />

Seite 1<br />

Schienenverkehrssysteme bestehen aus drei physikalischen<br />

Betriebsmittelkomplexen, welche insgesamt die Transportaufgaben<br />

bewältigen. Das Fahrwegnetz erschließt mit seinen<br />

räumlich konzentrierten Gleisen lange Entfernungen.<br />

Seine Weichen ermöglichen die Verzweigung zur Flächenerschließung<br />

durch Netzbildung bzw. zur Leistungssteigerung<br />

durch Fahrwegredundanz z. B. zum Ausweichen bei<br />

eingleisigen Strecken o<strong>der</strong> durch Überleitstellen. Das „Rollende<br />

Material“ mit den Lokomotiven und Waggons o<strong>der</strong><br />

Triebzügen bewältigt die eigentliche Transportaufgabe, d. h.<br />

die Beför<strong>der</strong>ung von Personen und Gütern von Punkten im<br />

Fahrwegnetz über Distanzen auf Trassen. Die Zuordnung<br />

<strong>der</strong> mobilen Elemente zu den Fahrwegelementen führt das<br />

Leitsystem aus, welches alle Aufgaben zur Planung, Führung,<br />

Steuerung und Sicherung umfaßt. Das Leitsystem<br />

nutzt dabei die Telematik, worunter hier die Integration von<br />

Telekommunikation und Informatik verstanden wird.<br />

Leitsystem Die Begriffe Leitsystem und Telematik werden häufig synonym<br />

gebraucht. Bei den heutigen sowie den zukünftig<br />

immer mehr automatisierten Schienenverkehrssystemen sind<br />

jedoch Menschen sowohl als Betriebspersonal, z. B. Fahrzeugführer<br />

o<strong>der</strong> -begleiter, als auch nutzende Personen, z. B.<br />

als Fahrgast o<strong>der</strong> Gutzulieferer, zu berücksichtigen.<br />

Telematik- Insofern ist es insbeson<strong>der</strong>e für zukünftige Telematiksysteme<br />

system im Schienenverkehr vorteilhaft, in einer abstrakten Betrachtung<br />

von den Funktionen auszugehen, um darauf die durch<br />

Telematikeinrichtungen zu leistenden Funktionen zu behan-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 2<br />

deln und gleichzeitig den Menschen in seinen vielfältigen<br />

Funktionen und Eigenschaften einzubeziehen. Nur eine<br />

ganzheitliche Betrachtung kann die notwendige Akzeptabilität<br />

für die umfassende Einführung <strong>der</strong> Telematik berücksichtigen.<br />

Betriebswirt- Die betriebswirtschaftliche Orientierung des Schienenverschaftliche<br />

kehrs verlangt eine nachfrage- und angebotsorientierte Be-<br />

Orientierung reitstellung von Verkehrsleistung. Dazu gilt es, die vorhandenen<br />

Betriebsmittel Fahrweg und Rollendes Material optimal<br />

zu nutzen, was mit den Telematikeinrichtungen des Betriebsleitsystems<br />

erreicht werden kann. Beson<strong>der</strong>s günstig<br />

wird das Produktionsleistungsverhältnis, wenn Verkehrswege<br />

und Transportmittel den physikalisch-technisch und<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Verkehr juristisch zulässigen Spielraum<br />

voll ausnutzen. Das heißt z. B., daß im Nahverkehr kurze<br />

Zugfolgen zu realisieren sind, daß im Personenfernverkehr<br />

hohe Reisegeschwindigkeiten, hohe Fahrplantreue, aber<br />

auch geringe räumliche o<strong>der</strong> zeitliche Trassenreservierungen<br />

bzw. -vorhaltungen erfor<strong>der</strong>lich sind. Daraus folgt, daß<br />

einerseits die Position <strong>der</strong> Züge im Fahrwegnetz und die<br />

abgeleiteten Größen wie Richtung und Geschwindigkeit<br />

genau und schnell erfaßt werden müssen und diese Zustandsdaten<br />

sowie an<strong>der</strong>e Betriebszustandsdaten ohne nennenswerte<br />

Verzögerung an die wichtigen Stellen übertragen<br />

und dort gespeichert werden, weil dort aus dem betrieblichen<br />

Ist- und dem beabsichtigten Zielzustand rasch Entscheidungen<br />

hergeleitet werden müssen. Das gilt an<strong>der</strong>erseits<br />

auch für die Nachfrage- und Angebotsinformation,<br />

welche primär auf den Kundennutzen und die Wirtschaftlichkeit<br />

ausgerichtet sind. Jede räumliche und zeitliche Ungenauigkeit<br />

<strong>der</strong> Daten muß durch eine betriebliche Reserve<br />

abgepuffert werden, das heißt z. B. zusätzliche Züge, zusätzliche<br />

Fahrwegabschnitte o<strong>der</strong> niedrigere Geschwindigkeiten,<br />

um einen sicheren, d. h. gefahrlosen Betrieb zu ga-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

rantieren, was an<strong>der</strong>erseits zusätzliche Arbeitsmittel und<br />

damit -kosten verlangt.<br />

Insgesamt können durch informations- und kommunikationstechnische<br />

Einrichtungen eine Vielzahl von Aufgaben<br />

im Schienenverkehr bearbeitet werden. Grundsätzlich sind<br />

sie bei den verschiedenen Verkehrssystemen gleich, obwohl<br />

sie sich in <strong>der</strong> Vergangenheit durch unterschiedliche Realisierungsformen<br />

unterschieden. Erst durch die Betonung <strong>der</strong><br />

Funktionalität können sie ihre Äquivalenz offenbaren und<br />

Chancen zu einer einheitlichen marktfähigen <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

liefern.<br />

2 Migrationsprozesse <strong>der</strong> Telematik<br />

Seite 3<br />

Im Zuge einer wirtschaftlich notwendigen, europäischen<br />

Harmonisierung auf dem Gebiet des spurgebundenen Ver-<br />

Heterogenität kehrs und aufgrund <strong>der</strong> Heterogenität in den bereits vorhandenen,<br />

betrieblich-technischen Systemen wird es notwendig,<br />

sämtliche Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> europäischen Bahnen und <strong>der</strong><br />

Schienenverkehrsbetreiber in Regionen und Städten in allen<br />

Bereichen des Schienenverkehrs zu bündeln. Ein Schwerpunkt<br />

liegt auf <strong>der</strong> Angleichung <strong>der</strong> Rechts- und Verwaltungsvorschriften<br />

für den Zugverkehr. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

betrifft die Infrastruktur, wobei langfristig Infrastrukturparameter,<br />

wie beispielsweise die Profilgrößen<br />

Spurweite, Lichtraum o<strong>der</strong> Gleisabstand, international normiert<br />

werden müssen. Die Tabelle 1 verdeutlicht die technische<br />

Heterogenität bezüglich <strong>der</strong> in Europa vorhandenen<br />

Spurweiten. Sie zeigt auch die wesentlich stärkere Heterogenität<br />

<strong>der</strong> Stromsysteme in Europa. Die Beherrschung und<br />

Homogenisierung <strong>der</strong> verschiedenen Sicherungs- und Steuerungssysteme<br />

sind beson<strong>der</strong>s schwierig, da jede Bahn ihr<br />

eigenes System eingeführt hat. Ein ähnliches heterogenes<br />

Bild würde sich für die Bahnen im Nahverkehr ergeben.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 4<br />

Tab. 1: Sicherungs-, Steuerungs- und Stromsysteme sowie Spurweiten in Europa<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 5<br />

Die Ursachen für die Heterogenität <strong>der</strong> Bahnsysteme sind<br />

vielfältiger Art und bis heute die Folgen einer international<br />

unkoordinierten Verbreitung dieser Systeme und einer angebotsorientierten<br />

Marktpolitik <strong>der</strong> Hersteller. Die sichtbaren<br />

Systemunter- Systemunterschiede sind zum Teil zufallsbedingt, überwieschiede<br />

gend aber auf unterschiedliche politische und spezifische<br />

sowie industrielle und technologische Entwicklungen zurückzuführen.<br />

Durch den territorialen Netzbezug sind nur die<br />

eigenen ökonomischen Interessen und Marktbedürfnisse befriedigt<br />

worden, so daß ein international ordnen<strong>der</strong> Rahmen<br />

nur bedingt notwendig war. Das hat die technische und betriebliche<br />

Unvereinbarkeit dieser Systeme zur Folge. Im allgemeinen<br />

verwenden Bahnverwaltungen heute zweckoptimierte<br />

Leitsysteme mit entsprechend angepaßten Randbedingungen,<br />

was zwar bislang bei dem grenz- bzw. regionüberschreitenden<br />

Verkehr störte, jedoch wegen <strong>der</strong> geringen<br />

homogenen Markensegmente sehr hohe Entwicklungsaufwendungen<br />

und Systempreise zur Folge hatte.<br />

Die sprunghaften Fortschritte bei <strong>der</strong> Telematik haben in<br />

vielen Anwendungsbereichen neuartige Machbarkeiten geschaffen,<br />

die auch im spurgebundenen Verkehr mo<strong>der</strong>ne,<br />

hochleistungsfähige Konzeptionen ermöglichen. Trotzdem<br />

herrscht eine große Diskrepanz zwischen <strong>der</strong> vorhandenen<br />

bahntechnischen Infrastruktur und dem Potential neuer<br />

Telematiksysteme, da diese aufgrund <strong>der</strong> kurzen Innovationszyklen<br />

bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit schnell veralten.<br />

Demgegenüber stellt sich die Evolution im spurgebundenen<br />

Verkehr als sehr beharrlich dar; die Fahrwege<br />

sind auf eine Lebensdauer von Jahrzehnten bis Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

konzipiert worden, die technischen Einrichtungen auf<br />

den Fahrzeugen weisen eine Lebensdauer von weit mehr<br />

als zehn Jahren auf. Ähnliche Zeiträume gelten für die<br />

Signaltechnik am Fahrweg, wie dies aus Abb. 1 hervorgeht.<br />

Beson<strong>der</strong>s problematisch ist, daß es immer Technologien<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 6<br />

im spurgebundenen Verkehr aus unterschiedlichen Innovationszyklen<br />

geben wird, die auf Dauer koexistieren müssen.<br />

Abb. 1: Entwicklung <strong>der</strong> Signal- und Informationstechnik<br />

-<br />

Oft stellen integrierte technische Systeme die Realisierung<br />

mehrerer grundsätzlich unterschiedlicher Aufgaben dar.<br />

Aufgrund dieser Symbiose von technischen Eigenschaften<br />

ist ihre zuvor klare Trennung verwischt worden, so daß die<br />

bei einer Systemfortentwicklung zu än<strong>der</strong>nden Bereiche im<br />

(Gesamt-)System unter Umständen nicht eindeutig erkennbar<br />

sind. Auch eine Abschätzung hinsichtlich <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

von Än<strong>der</strong>ungen im Systemverhalten wird durch<br />

eine Integration erschwert. Vielfach sind zahlreiche Optimierungen<br />

an lokalen Stellen im System o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Austausch<br />

von alter durch neuere Technik durchgeführt worden, die<br />

jedoch nicht immer die Erlangung des Gesamtoptimums<br />

einer Systemlösung garantieren können. Im Prinzip können<br />

sich bei <strong>der</strong>artigen Systementwicklungen kurzfristig und<br />

betriebswirtschaftlich profitable, aber langfristig, technisch<br />

suboptimale Insellösungen ergeben. Dies führt dazu, daß fortschrittliche,<br />

technische Lösungen ungewollt durch nicht ge-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk<br />

10 5<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

10 1<br />

10 0


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

nügend bedachte Systementwicklungen blockiert o<strong>der</strong> sogar<br />

System- neue konzeptionelle Ansätze verhin<strong>der</strong>t werden. Systemententwicklung<br />

wicklungen sind nicht nur ein Prozeß von einmaligen Anpassungen<br />

<strong>der</strong> zwischenzeitlich gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an neue Technologien, son<strong>der</strong>n sie stellen einen viel umfassen<strong>der</strong>en,<br />

von externen Schrittmachern, z. B. politischen Rahmenbedingungen<br />

(Bahnreform) bzw. daraus resultierenden<br />

Umstrukturierungsprozessen und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

bei den Bahnbetreibern, getriebenen technologischen<br />

Innovationsprozeß dar, <strong>der</strong> sich den natürlich notwendigen<br />

Anpassungen überlagert (z. B. <strong>der</strong> Ersatzbeschaffung).<br />

Externe Externe Einflüsse technologischer Natur waren in den acht-<br />

Einflüsse ziger Jahren die Bereitstellung hochzuverlässiger Rechnersysteme<br />

auf <strong>der</strong> Basis von Massenkomponenten (Prozessoren,<br />

Speicher), seit den neunziger Jahren sind Mobilfunkkomponenten<br />

und -netze auf breiter privatwirtschaftlicher<br />

Basis verfügbar. Nach <strong>der</strong> Jahrtausendwende werden vor<br />

allem satellitengestützte Ortungskomponenten und Informationsdienstleistungen,<br />

z. B. Internet, die Telematik im Schienenverkehr<br />

bestimmen. Damit korrespondiert die kundenorientierte<br />

und betriebswirtschaftliche Ausrichtung <strong>der</strong> Bahnbetriebe,<br />

die über Preise und Attraktivität die Rentabilität<br />

ihrer Unternehmen sichern, wozu sowohl Telematikleistungen<br />

als auch -systemkomponenten auf Massenbasis mit einem<br />

weiten Verwendungsumfang, d. h. grenzüberschreitend und weltmarktfähig,<br />

mit neuen Wettbewerbschancen eine Voraussetzung<br />

bieten.<br />

3 Betriebsleitsystem und Telematikeinrichtungen<br />

Seite 7<br />

3.1 Aufgaben – Übersicht<br />

Um einen Fahrbetrieb ohne Entgleisung und Kollision realisieren<br />

zu können, dürfen sich spurgebundene Fahrzeuge<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 8<br />

nur auf gesicherten Fahrwegen bewegen. Gleichzeitig sind<br />

die Fahrten <strong>der</strong> einzelnen Fahrzeuge zu überwachen. Soll <strong>der</strong><br />

Betrieb zudem unter optimaler Nutzung <strong>der</strong> vorhandenen,<br />

verfügbaren Betriebsmittel ablaufen, sind eine Vielzahl von<br />

leittechnischen Aufgaben zu erfüllen. Den Kundenzugang<br />

ermöglichen Angebotsplanung und Auftragserfassung.<br />

Mit dem Begriff Betriebsleitsystem (BLS) werden alle<br />

Funktionen Funktionen und technischen Einrichtungen zusammengefaßt,<br />

die zur Sicherung, Steuerung und Führung des Fahrbetriebs<br />

sowie ihrer Kommunikation untereinan<strong>der</strong> dienen:<br />

Sicherung<br />

Ortung (Positions- und Geschwindigkeitserfassung),<br />

Fahrzeugsicherung (Abstandssicherung, Gefahrenpunkteinhaltung),<br />

Antriebsabschaltung und -überwachung,<br />

Fahrwegsicherung (Fahrwegverschluß, Fahrwegüberwachung,<br />

Fahrwegauflösung),<br />

Weichensicherung (Entriegeln, Umsteuern, Verriegeln,<br />

Überwachen),<br />

Sicherung <strong>der</strong> Informationsübertragung.<br />

Steuerung<br />

Fahrwegeinstellung (Fahrwegbildung, Fahrwegzuteilung,<br />

Prioritätsregelung),<br />

Zugtrennung und -Kupplung,<br />

Energieversorgungssteuerung (Fahrstrom, Stromabnehmer),<br />

Sollwertoptimierung (Zielpunkt- und Sollgeschwindigkeitsberechnung),<br />

Antriebsregelung (Beschleunigungs-, Geschwindigkeitsund<br />

Positionsregelung),<br />

Haltestellensteuerung (Fahrgastzugang, -information, Haustechnik),<br />

Depotsteuerung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 9<br />

Betriebsabwicklung<br />

Disposition (Prognose des Betriebszustands, Vorgabe des<br />

aktuellen Fahrplans, Ermittlung von Alternativlösungen bei<br />

Störungen, Vorgabe und Speicherung des Normalfahrplans),<br />

Dokumentation und Archivierung betrieblicher Daten,<br />

Instandhaltung (Diagnose von Störungen aller Betriebsmittel,<br />

Wartung und Instandsetzung).<br />

Ergänzt wird das in enger Zeitbindung (on-line) mit dem<br />

Schienenverkehrsprozeß stehende Betriebsleitsystem durch<br />

die Aufgaben <strong>der</strong> Betriebsplanung, welche in zeitlichem<br />

Vorlauf die Kundenanbindung und Wirtschaftlichkeit berücksichtigen.<br />

3.2 Strukturierung und Aufgaben des Betriebsleitsystems<br />

In <strong>der</strong> Automatisierungstechnik kristallisiert sich immer mehr<br />

ein allgemeines leittechnisches Schichtenmodell heraus,<br />

welches auch in <strong>der</strong> Verkehrsleittechnik hilfreich ist. Es<br />

glie<strong>der</strong>t sich grob in vier leittechnische Schichten, die ihrerseits<br />

hierarchisch im Sinne von Weisungsbefugnis überge-<br />

Ebenenmodell ordnet sind. Abb. 2 enthält das allgemeine Ebenenmodell<br />

<strong>der</strong> Leittechnik für den Schienenverkehr. Sicherungs- und<br />

Steuerungsfunktion sowie Ortungsaufgaben sind in <strong>der</strong> operativen<br />

Ebene zu finden. Die mittel- und kurzfristige Disposition<br />

von Fahrzeugen, Antriebs- und Fahrwegelementen<br />

wird zur taktischen Ebene, d. h. hier <strong>der</strong> Betriebsmittelkoordination,<br />

zugeordnet.<br />

Anhand bestimmter, insbeson<strong>der</strong>e für die gefor<strong>der</strong>te Qualität<br />

des Prozesses erfor<strong>der</strong>licher Parameter, z. B. Übertragungsrate<br />

und Ortungspräzision für punktgenaue Halte, lassen<br />

sich Leistungsmerkmale für die Telematik in bezug auf<br />

räumliche Zuständigkeitsbereiche, Zykluszeit, Antwortzeit,<br />

Ausfallrate usw. spezifizieren. Für die Implementierung <strong>der</strong><br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 10<br />

verschiedenen leittechnischen Ebenen und Funktionen sind<br />

Betriebs- und Verläßlichkeitsaspekte maßgebend.<br />

„ “<br />

Abb. 2: Ebenenmodell des Betriebsleitsystems für den Schienenverkehr<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 11<br />

3.2.1 <strong>Technische</strong>r Prozeß<br />

Fahrzeug Das Fahrzeug als mobiles Betriebsmittel sowie <strong>der</strong> Fahrweg<br />

als stationäres Betriebsmittel repräsentieren den technischen<br />

Prozeß. Sie symbolisieren die Fahrzeugflotte und<br />

Zugkompo- das Fahrwegnetz. Unter einer Zugkomposition wird ein aus<br />

sition mehreren, individuellen Fahrzeugen zusammengestellter Verband<br />

verstanden. Er setzt sich aus mindestens einem Triebfahrzeug<br />

und gegebenenfalls einem o<strong>der</strong> mehreren, antriebslosen<br />

Wagen zusammen, wobei nur Triebfahrzeuge zur<br />

Traktion <strong>der</strong> Zugkomposition beitragen.<br />

Fahrweg Das Betriebsmittel Fahrweg besteht aus unverzweigten Gleisabschnitten<br />

sowie Weichen und ggf. Kreuzungen. Durch eine<br />

beliebige Verknüpfung dieser Gleisfeldelemente, Station<br />

Bahnhof genannt, entsteht ein Netz, in dem Gleisabschnitte<br />

Netz die Kanten und Weichen die Knoten des Netzes bilden.<br />

Durch das Netz können Pfade (Spuren) in Form von begrenzten,<br />

gesicherten Fahrwegabschnitten laufen, die durch<br />

eine betrieblich relevante Kombination von Gleisfeldelementen<br />

gebildet werden.<br />

3.2.2 Systemabgrenzung – Glie<strong>der</strong>ung des Betriebsleitsystems<br />

Eine bestehende Vielfalt <strong>der</strong> Realisierungen von leittechnischen<br />

Aufgaben, denen die Begriffe <strong>der</strong> Sicherung, Steuerung,<br />

Führung o<strong>der</strong> Betriebsmittelkoordination zugeordnet<br />

werden, macht eine Systemabgrenzung und Konzentration<br />

auf den essentiellen Kern notwendig. Zur Herausstellung<br />

<strong>der</strong> Abhängigkeiten und Unterschiede im Betriebsleitsystem<br />

bietet sich das leittechnische Referenzmodell mit<br />

seinen strategischen, dispositiven, taktischen und operativen<br />

Schichten an.<br />

Ein Ausschnitt aus dem Betriebsleitsystem in Abb. 3 zeigt<br />

Aufgaben, die den letzten beiden Ebenen zugeordnet wur-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 12<br />

den. Dort unterscheiden sie sich, dem weiteren Ordnungsprinzip<br />

Differenzierung folgend, in ihrer Funktionalität.<br />

Abb. 3: Struktur <strong>der</strong> taktisch/operativen Ebenen des Betriebsleitsystems<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 13<br />

Die Differenzierung <strong>der</strong> Aufgabenkomplexe Sicherung und<br />

Steuerung orientiert sich an <strong>der</strong> Trennung von mobilen und<br />

stationären Betriebsmitteln, damit ist aber keine räumliche<br />

Aufteilung verbunden. Sie werden auch unter dem Begriff<br />

Beeinflussung subsumiert. Dabei wird die Steuerung hierarchisch<br />

über <strong>der</strong> Sicherung stehend in diese Struktur eingeglie<strong>der</strong>t.<br />

Das weist darauf hin, daß jede Instanz <strong>der</strong> Steuerung<br />

nur auf gesicherte Betriebsmittel zugreifen kann. Ein<br />

Zugriff wird dann verweigert, wenn die Sicherheit des Betriebes<br />

nicht gewährleistet werden kann.<br />

Die Aufgabenkomplexe <strong>der</strong> Beeinflussung benötigen eine<br />

übergeordnete Abstimmung, die durch den Aufgabenkomplex<br />

Führung erfüllt wird. Hier sollen taktische Entscheidungen<br />

bezüglich einer vom regulären Betrieb abweichenden<br />

Betriebssituation zur Aufrechterhaltung des Betriebes<br />

führen. Dieser Aufgabenkomplex umfaßt zusätzlich Aufgaben<br />

mit Sicherheitsrelevanz. Hierzu gehört beispielsweise die<br />

Abstandssicherung zwischen mobilen Betriebsmitteln ebenso<br />

wie die vor dem Beginn einer Fahrt notwendigerweise<br />

stattfindende Sicherung des Fahrwegabschnittes. Die Führung<br />

wird als taktischer Aufgabenkomplex <strong>der</strong> operativen<br />

Ebene des Betriebsleitsystems zugeordnet.<br />

Die Betriebsmittelkoordination gehört in die taktische Ebene<br />

des Betriebsleitsystems. Sie entscheidet über den Einsatz<br />

aller verfügbaren Betriebsmittel im regulären Betrieb und<br />

erstellt taktische Vorgaben bei Abweichungen aufgrund von<br />

Störungen im Betrieb. Ihr Einsatz wird vorrangig bei Strecken<br />

mit starker Belastung o<strong>der</strong> bei schwierigen Betriebsverhältnissen<br />

notwendig. Ihre Aufgabe besteht in <strong>der</strong> frühzeitigen<br />

Erkennung von möglichen Konfliktsituationen. Dieser Aufgabenkomplex<br />

hat keine Sicherheitsverantwortung.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 14<br />

3.2.3 Steuerung <strong>der</strong> Fahrten<br />

Das Ziel des Aufgabenkomplexes Steuerung von Fahrten ist<br />

die Aufrechterhaltung des optimalen Betriebsablaufes. In den<br />

beteiligten Instanzen des Betriebsleitsystems werden anhand<br />

von Ortungsinformationen die Vorgaben zur Steuerung des<br />

technischen Prozesses erarbeitet und an diesen über die Aktorik<br />

weitergeleitet.<br />

Betriebsmittelplanung und -kooperation<br />

Aufgabe eines Leitsystems für Bahnen ist es, in Wechselwirkung<br />

mit den technischen Einrichtungen des Bahnsystems<br />

die Bewegung <strong>der</strong> Fahrzeuge und die beweglichen<br />

Elemente des Fahrweges so zu steuern, daß mit den zur<br />

Verfügung stehenden Betriebsmitteln dauerhaft eine hohe<br />

Transportleistung ohne Gefahr bei einem günstigen Nutzen-<br />

Kosten-Verhältnis erbracht wird. Eine übergeordnete Auf-<br />

Disposition gabe ist dabei die Disposition. Disposition ist die Vorausplanung<br />

von Handlungen, wobei eine Menge unterschiedlicher<br />

Daten, nach bestimmten Regeln zueinan<strong>der</strong> in Beziehung<br />

gesetzt, Alternativlösungen ermöglichen. Innerhalb<br />

des Betriebsleitsystems beinhaltet die Betriebsplanung die<br />

langfristige Disposition, <strong>der</strong>en Resultat <strong>der</strong> veröffentlichte<br />

Fahrplan ist.<br />

Fahrplan Ein (Takt-)Fahrplan beschreibt als zentrale Datenbasis die<br />

räumliche und zeitliche Folge aller Fahrten, indem Beziehungen<br />

zwischen drei Kenngrößen für den jeweiligen<br />

Aufenthaltsort eines Fahrzeuges im Fahrwegnetz aufgestellt<br />

werden. Dieser wird durch die Zugkompositionsidentität,<br />

die Position auf dem Fahrweg und die aktuelle Zeit beschrieben.<br />

Betriebsmittel disponieren<br />

Zur Koordination <strong>der</strong> Betriebsmittel muß <strong>der</strong> aktuelle Aufenthaltsort<br />

jedes Fahrzeuges bekannt sein. Dies geschieht<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 15<br />

durch die individuelle Überwachung aller Fahrten. Zur<br />

Überwachung <strong>der</strong> Fahrten müssen in regelmäßigen und<br />

betrieblich sinnvollen Abständen die Kenngrößen des Aufenthaltsorts<br />

je<strong>der</strong> Zugkomposition aufgenommen werden.<br />

Durch einen Vergleich <strong>der</strong> Aufenthaltsorte mit den Vorgaben<br />

aus dem Fahrplan kann eine Prognose des zukünftigen<br />

Betriebsablaufes erstellt werden. Durch sie werden frühzeitig<br />

die Konfliktsituationen aufgedeckt. Tritt ein Konflikt ein,<br />

muß gegebenenfalls die Zugfolge geän<strong>der</strong>t werden, woraus<br />

sich die taktischen Vorgaben an die Führung ergeben.<br />

Führung<br />

Aufgrund seiner momentan-situationsunabhängigen Inhalte<br />

kann <strong>der</strong> Fahrplan nicht als alleinige Datenbasis <strong>der</strong> Steuerung<br />

verstanden werden. Dies wird bei kurzfristig und kurzzeitig<br />

auftretenden Störungen des Betriebsablaufes deutlich,<br />

die zur einer Überschreitung <strong>der</strong> Taktzeit führen. Im<br />

Störfall müssen anhand von aktuellen Ortungsinformationen<br />

Alternativlösungen erarbeitet werden.<br />

Stellbefehl ermitteln<br />

Das Betriebsmittel Fahrweg stellt eine begrenzt verfügbare<br />

Ressource dar, bei <strong>der</strong> die Strecke den stark leistungsbegrenzenden<br />

Engpaß des Fahrweges darstellt. Deshalb bedarf<br />

es einer taktischen Führung, die die Ressource für aktuelle<br />

Fahrten durch die rechtzeitige Bereitstellung in Form von<br />

Fahrwegabschnitten optimal einteilt. Im Regelbetrieb muß<br />

<strong>der</strong> für eine Zugkomposition nach Fahrplan vorgesehene<br />

Fahrwegabschnitt rechtzeitig vor ihrer Ankunft gebildet<br />

werden; im außerplanmäßigen Betrieb sind Alternativen<br />

zum Fahrplan zu erarbeiten.<br />

Fahrprofil bestimmen<br />

Die Führung bestimmt aus den zulässigen, fahrzeug- und<br />

fahrwegseitigen Höchstgeschwindigkeiten das Fahrprofil<br />

für eine Zugkomposition. Dabei berücksichtigt sie die Brems-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 16<br />

und Beschleunigungsleistung <strong>der</strong> Zugkomposition sowie<br />

die Topographie des Fahrweges. Gleichzeitig sind die einer<br />

Zugkomposition vorausfahrenden Zugkompositionen sowie<br />

die physikalischen und betrieblichen Gegebenheiten (Neigungen,<br />

Kurven, Weichen, ...) des Fahrwegabschnittes<br />

(Streckenprofil) bei <strong>der</strong> Auslegung zu berücksichtigen.<br />

Fahrzeugsteuerung<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Fahrzeugsteuerung sind die Aufnahme und<br />

Aufrechterhaltung des optimalen Betriebes aller zur Traktion<br />

beitragenden Triebfahrzeuge einer Zugkomposition.<br />

Fahrbefehl ermitteln<br />

Jede Zugkomposition „schiebt“ eine Bremsparabel vor<br />

ihrem führenden Fahrzeug „her“, die den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Bremsweg beschreibt. Sie errechnet sich aus <strong>der</strong> gegebenen<br />

Bremsleistung <strong>der</strong> Zugkomposition und <strong>der</strong> aktuellen Geschwindigkeit.<br />

Aufgrund des individuellen Geschwindigkeitsprofils<br />

<strong>der</strong> Zugkomposition wird zur Einhaltung des<br />

Fahrprofils <strong>der</strong> Fahrbefehl ermittelt.<br />

Regelung <strong>der</strong> Dynamik<br />

Zu dieser Aufgabe gehört die Einhaltung des betrieblich<br />

vorgegebenen Fahrprofils und damit die Regelung <strong>der</strong> aktuellen<br />

Geschwindigkeit und Beschleunigung. Sie beeinflußt<br />

alle Bewegungsabläufe <strong>der</strong> Zugkomposition, indem sie<br />

Vorgaben <strong>der</strong> Fahrzeugsicherung und Führung ausführt.<br />

Hierzu gehört die Betriebs- beziehungsweise die Zwangsbremse.<br />

Fahrwegsteuerung<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Fahrwegsteuerung ist die Bildung von Fahrwegabschnitten<br />

entsprechend den Vorgaben <strong>der</strong> Führung<br />

und den Fahrwegsicherungsprinzipien.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 17<br />

Fahrwegbildung<br />

Voraussetzung für die Bildung eines Fahrwegabschnittes ist<br />

das Freisein aller notwendigen Gleisfeldelemente. Wird<br />

diese Voraussetzung nicht gewährleistet, dürfen die benötigten<br />

Gleisfeldelemente zur Bildung nicht herangezogen<br />

werden. Entsprechend ihrer räumlichen Lage zueinan<strong>der</strong><br />

wird <strong>der</strong> Fahrwegabschnitt dann nur teilweise gebildet.<br />

3.2.4 Sicherung <strong>der</strong> Fahrten<br />

Das Ziel des Aufgabenkomplexes Sicherung <strong>der</strong> Fahrten ist<br />

die Vermeidung von Unfällen durch Kollisionen zwischen<br />

Zugkompositionen o<strong>der</strong> die Gefährdung einer Zugkomposition<br />

durch ihr dynamisches Verhalten. Kollisionen o<strong>der</strong><br />

Gefährdungen von Zugkompositionen verursachen weitreichende<br />

Störungen im Betrieb. Zur Vermeidung wird je<strong>der</strong><br />

Zugkomposition ein gesicherter Fahrwegabschnitt zugewiesen<br />

und ihr Verhalten während <strong>der</strong> gesamten Fahrt überwacht.<br />

Alle Maßnahmen zur Sicherung <strong>der</strong> Fahrten sind auf Fahrzeug-<br />

und Fahrwegsicherung verteilt.<br />

Führung mit Sicherheitsverantwortung<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Führung mit Sicherheitsrelevanz ist die gezielte<br />

Abstimmung von Fahrweg- und Fahrzeugsicherung durch<br />

die Mittel <strong>der</strong> Signalisierung und die Verfahren zur Abstandssicherung.<br />

Signalisierung<br />

Die Signalisierung ist das Instrumentarium <strong>der</strong> Führung<br />

zum Informationsaustausch zwischen Fahrzeug- und Fahrwegsicherung.<br />

Der Informationsfluß ist <strong>der</strong>zeit einseitig<br />

von <strong>der</strong> Fahrweg- zur Fahrzeugseite gerichtet. So erfolgt<br />

nur dann eine Freigabe für die Fahrt einer Zugkomposition<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 18<br />

durch die Signalisierung, wenn die Fahrwegbeeinflussung<br />

den gesicherten Fahrwegabschnitt eingestellt hat.<br />

Abstandssicherung<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Abstandssicherung ist die Vermeidung von<br />

Unfällen durch Aufeinan<strong>der</strong>fahren von Zugkompositionen,<br />

die auf <strong>der</strong> Strecke zwischen zwei Stationen einan<strong>der</strong> folgen.<br />

Damit wird grundsätzlich die Zugfolgedichte auf dieser<br />

Strecke bestimmt. Die Abstandssicherung beruht auf <strong>der</strong><br />

sicherungstechnischen Quantisierung des Fahrweges und<br />

<strong>der</strong> Bremswegüberwachung. Ihre Aufgabe ist die Einhaltung<br />

des minimal erfor<strong>der</strong>lichen Abstandes zwischen den<br />

Zugkompositionen, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> betrieblichen Geschwindigkeit<br />

und dem maximalen Bremsvermögen <strong>der</strong> Zugkomposition<br />

resultiert.<br />

Es gibt mehrere betriebliche Verfahren zur Abstandssicherung.<br />

Das Fahren im Zeitabstand war das erste Betriebsverfahren.<br />

Es wurde aufgrund sicherungstechnischer Unzulänglichkeiten<br />

durch das Fahren im festen Blockabstand ersetzt. Das Fahren<br />

im konventionellen Blockabstand beruht auf <strong>der</strong> festen<br />

Quantisierung des Fahrweges in gesicherte Fahrwegabschnitte<br />

(Blockteilung). Grundsätzlich wird zwischen zwei<br />

Zugkompositionen mindestens ein Fahrwegabschnitt fester,<br />

äquidistanter Länge freigehalten. Das Fahren im konventionellen<br />

Blockabstand mit Streckenvorausschau stellt eine Erweiterung<br />

gegenüber dem vorherigen Verfahren dar, bei dem<br />

jedoch betrieblich höhere Geschwindigkeiten gefahren werden<br />

können. Durch die Anhebung <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />

werden auch die Bremswege länger, so daß das ortsfeste Vorsignal<br />

entsprechend vorgezogen werden muß. Das wird heutzutage<br />

mit einer elektronischen Streckenvorausschau realisiert.<br />

Aufeinan<strong>der</strong>folgend bleiben Zugkompositionen in <strong>der</strong> festen<br />

Quantisierung des Fahrweges, so daß <strong>der</strong> sichere Abstand<br />

wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Länge des gesperrten Fahrwegabschnitts entspricht.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 19<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Streckenvorausschau braucht die feste Quantisierung<br />

des Fahrweges nicht aufrechterhalten zu werden. Es<br />

kann eine feinere Quantisierung des Fahrweges gewählt werden,<br />

die in ihrer Länge aber den Bremswegen entsprechen<br />

muß. Das optische Signalsystem wird für die Zugkomposition<br />

bei elektronischer Signalisierung inaktiviert, weshalb von<br />

einem reduzierten, ortsfesten Signalsystem gesprochen wird.<br />

Beim Fahren im absoluten Bremswegabstand wird angenommen,<br />

daß eine Zugkomposition sofort zum Stehen<br />

kommen könnte. Unter dieser theoretischen Annahme sollte<br />

eine folgende Zugkomposition dann ebenso in <strong>der</strong> Lage<br />

sein, rechtzeitig zum Stehen zu kommen. Ein <strong>der</strong> physikalischen<br />

Realität eher entsprechendes Verfahren ist das Fahren<br />

im relativen Bremswegabstand. Es erlaubt die maximale<br />

Verdichtung <strong>der</strong> Zugfolge. Bei diesem Verfahren müssen<br />

das Bremsvermögen und die Geschwindigkeit bei<strong>der</strong> Zugkompositionen<br />

berücksichtigt werden [Six 96].<br />

Fahrzeugsicherung<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Fahrzeugsicherung ist die Vermeidung von<br />

Gefährdungen <strong>der</strong> Zugkomposition durch ihr eigenes Verhalten.<br />

Die Fahrzeugsicherung kontrolliert durch ein Überwachungsprofil<br />

die Geschwindigkeit im vorausliegenden<br />

Fahrwegabschnitt bis zum signalisierten Gefahrenpunkt.<br />

Geschwindigkeitsüberwachung<br />

Die Geschwindigkeitsüberwachung kontrolliert das Verhalten<br />

<strong>der</strong> Zugkomposition während <strong>der</strong> Fahrt mit konstanter<br />

betrieblicher Geschwindigkeit und während des Beschleunigungsvorgangs.<br />

Wird die Überwachungsgeschwindigkeit<br />

überschritten, erfolgt in Abhängigkeit <strong>der</strong> Überschreitung<br />

durch die Fahrzeugsicherung <strong>der</strong> Anstoß zur Bremsung<br />

(Betriebs- o<strong>der</strong> Zwangsbremse).<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 20<br />

Bremswegüberwachung<br />

Je<strong>der</strong> Bremsvorgang wird durch eine Überwachungsbremskurve<br />

mit <strong>der</strong> Bremsverzögerung kontrolliert. Die Überwachungsbremskurve<br />

schließt sich nahtlos an die Geschwindigkeitsüberwachungskurve<br />

an. Sobald sie überschritten<br />

wird, erfolgt durch die Fahrzeugsteuerung die Bremsung<br />

mit maximaler Bremsverzögerung. Die Bremswegüberwachung<br />

ist eine Maßnahme zur Abstandssicherung.<br />

Stillstandsüberwachung<br />

Die Überwachung des Stillstands ist Teil <strong>der</strong> Überwachung<br />

des Geschwindigkeitsprofils. Diese Aufgabe ist grundsätzlich<br />

bei allen betrieblich bedingten Haltepunkten notwendig. Sie<br />

ist insbeson<strong>der</strong>e in Stationsbereichen notwendig, wenn sich<br />

Personen o<strong>der</strong> Güter im Gefahrenbereich befinden.<br />

Fahrwegsicherung<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Fahrwegsicherung ist die Vermeidung von Unfällen<br />

durch Kollisionen zwischen Zugkompositionen. Es wird<br />

durch das Stellen und Überwachen von gesicherten Fahrwegabschnitten<br />

erreicht. Die Gleisfeldelemente innerhalb eines<br />

gesicherten Fahrwegabschnittes sind einem weiteren Zugriff<br />

von seiten <strong>der</strong> Fahrwegsteuerung zur Bildung von<br />

Fahrwegabschnitten feindlicher Fahrten entzogen. Im<br />

Streckenbereich wird ein gesicherter Fahrwegabschnitt als<br />

Block bezeichnet, <strong>der</strong> aus mehreren Blockabschnitten bestehen<br />

kann. Im Stationsbereich heißt <strong>der</strong> Fahrwegabschnitt<br />

Fahrstraße.<br />

Stellen einer Fahrstraße<br />

Es gibt betrieblich verschiedene Varianten einer Fahrstraße,<br />

die sich durch die Zuweisung einer Zug- o<strong>der</strong> Rangierfahrt<br />

unterscheiden. Prinzipiell gehören zu einer Fahrstraße <strong>der</strong><br />

Durchrutschweg und Flankenschutz. Der Durchrutschweg<br />

dient zur Sicherung des Fahrwegabschnittes nach vorn, womit<br />

ein Gegeneinan<strong>der</strong>fahren von Zugkompositionen ver-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 21<br />

hin<strong>der</strong>t werden soll. Der Flankenschutz ist eine Sicherungsmaßnahme<br />

gegen feindliche Flankenfahrten. Diese Maßnahme<br />

dient <strong>der</strong> Sicherung des Fahrwegabschnittes zur Seite.<br />

Stellen eines (Strecken-)Blocks<br />

Der Block kann als beson<strong>der</strong>e Form einer Fahrstraße auf <strong>der</strong><br />

Strecke betrachtet werden, weshalb er sicherungstechnisch<br />

genauso wie eine solche zu behandeln ist. Es entfällt lediglich<br />

die Sicherung über den Durchrutschweg. Der Flankenschutz<br />

wird an den Überleitstellen eingestellt.<br />

Fahrwegverschluß und Fahrwegüberwachung<br />

Ein gesicherter Fahrwegabschnitt muß nach seinem Stellen<br />

unverän<strong>der</strong>t bleiben, bis die Fahrt erfolgt ist. Mit dem Fahrwegverschluß<br />

werden alle notwendigen Gleisfeldelemente<br />

verschlossen, das heißt, sie sind vor einem erneuten Zugriff<br />

durch die Fahrwegsteuerung geschützt. Die Fahrwegüberwachung<br />

hat das Bestehen des Fahrwegabschnittes während<br />

<strong>der</strong> Fahrt zu gewährleisten, indem sie unzeitiges Umlaufen<br />

von Weichen o<strong>der</strong> Kreuzungen erkennen muß.<br />

Fahrwegauflösung<br />

Ein gesicherter Fahrwegabschnitt wird erst nach <strong>der</strong> Überfahrt<br />

einer Zugkomposition wie<strong>der</strong> aufgelöst. Die Auflösung<br />

erfolgt, sobald das schließende Fahrzeug den Fahrwegabschnitt<br />

verlassen hat o<strong>der</strong> die Zugkomposition an<br />

einem (betrieblichen) Haltepunkt zum Stillstand gekommen<br />

ist. Im letzten Fall läuft eine Teilauflösung des nicht besetzten<br />

Teils des Fahrwegabschnitts ab, so daß einzelne Gleisfeldelemente<br />

für die Bildung eines neuen Fahrwegabschnitts<br />

freigegeben werden können. Die Fahrwegsteuerung<br />

kann diese Teilauflösung im Interesse eines zügigen Betriebsablaufes<br />

bereits während <strong>der</strong> Fahrt, dem schließenden<br />

Fahrzeug folgend, durchführen.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 22<br />

3.2.5 Ortung<br />

Der Aufgabenkomplex Ortung repräsentiert den Informationsvermittler<br />

zwischen Betriebsleittechnik und technischem<br />

Prozeß. Die Ortung umfaßt zwei Aufgaben. Die<br />

primäre Aufgabe stellt die (kontinuierliche) Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Position eines Referenzpunkts einer Zugkomposition,<br />

<strong>der</strong>en Länge (Vollständigkeit) und <strong>der</strong>en Fahrtrichtung relativ<br />

zum Fahrweg fest. Diese Aufgabe setzt sich aus <strong>der</strong> Ermittlung<br />

des relativen räumlichen Verhältnisses zwischen<br />

fahrzeug- und fahrwegseitigen Referenzpunkten (<strong>Technische</strong><br />

Ortung) und <strong>der</strong> anschließenden Interpretation dieses Verhältnisses<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage einer Streckenkarte zusammen<br />

(Logische Ortung). Das Referenzsystem stellt die Verbin-<br />

Streckenkarte dung zwischen den Informationen in <strong>der</strong> Streckenkarte und<br />

dem ermittelten Verhältnis her. Die sekundäre Aufgabe<br />

besteht in <strong>der</strong> Ermittlung des physikalischen (Referenz-)<br />

Zustandes mit <strong>der</strong> Erfassung seiner Geschwindigkeit und<br />

Beschleunigung. Diese Aufgabe stellt ebenso wie die<br />

Streckenkarte eine notwendige Bedingung für die Positionsbestimmung<br />

dar. Die Ermittlung des aktuellen Zeitpunktes<br />

ist eine Voraussetzung, die bei <strong>der</strong> technischen Realisierung<br />

<strong>der</strong> Ortung Berücksichtigung finden muß.<br />

3.2.6 Fahrgastinformation<br />

Unzureichende Informationen sind eine wesentliche Barriere<br />

für den Schienenverkehr. Gerade in einem Entscheidungsprozeß<br />

bei <strong>der</strong> Wahl des Verkehrsmittels und für die<br />

Durchführung eines Fahrtwunsches müssen alle notwendigen<br />

Informationen über die jeweiligen Verkehrsmittel dem<br />

Entschei<strong>der</strong> bereitgestellt werden, um diesem eine rationelle<br />

Wahl zu ermöglichen. Im Wettbewerb <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

stellt eine gute Qualität des Informationsangebots an den<br />

Fahrgast einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar.<br />

Im Rahmen des externen Informationsmanagements müssen<br />

daher für die spezifische Zielkundengruppe vor und wäh-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 23<br />

rend einer Fahrt alle benötigten Informationen erfaßt und<br />

bereitgestellt werden. Für die Segmentierung <strong>der</strong> Kundengruppe<br />

bietet sich die Unterscheidung zwischen Systemkundigen<br />

und Systemunkundigen bzw. zwischen Dauernutzern<br />

und Gelegenheitsnutzern an. Für die Erfassung des<br />

gesamten Informationsbedarfs werden die einzelnen Ele-<br />

Informations- mente des Gesamtsystems Fahrgastinformation zu einer Inkette<br />

formationskette zusammengefügt, die sich in sechs Phasen<br />

aufteilt und den Bedarf an Informationen vor und während<br />

<strong>der</strong> Durchführung einer Fahrt beschreibt:<br />

Grundinformationen<br />

Hierunter fallen alle allgemeinen Informationen über den<br />

Schienenverkehr, z. B. über die vorhandenen Verkehrsmittel,<br />

über das Tarifsystem und Möglichkeiten des Fahrscheinerwerbs.<br />

Die Grundinformationen zielen beson<strong>der</strong>s<br />

auf Nutzer des MIV (Motorisierter Individualverkehr),<br />

die für den Schienenverkehr gewonnen werden sollen.<br />

Vorinformationen<br />

Vorinformationen beziehen sich auf die Durchführbarkeit<br />

von Fahrten. Beson<strong>der</strong>s bei Fahrten, die mit langen Wartezeiten<br />

verbunden sein können (z. B. in Randgebieten von<br />

Ballungszentren o<strong>der</strong> Dörfern), sind diese Informationen<br />

essentiell wichtig. Sie können über ein Fahrplanbuch<br />

o<strong>der</strong> Auskunftssystem zur Verfügung gestellt werden.<br />

Zugangsinformationen<br />

Zugangsinformationen dienen zum Auffinden von Zugangshaltestellen<br />

insbeson<strong>der</strong>e des ÖPNV und zielen auf<br />

ortsunkundige Nutzer.<br />

Haltestelleninformationen<br />

Haltestelleninformationen stehen unmittelbar in Verbindung<br />

mit dem Fahrtantritt. Sie umfassen Informationen<br />

zum Strecken- und Liniennetz, den Linienverläufen <strong>der</strong><br />

die Haltestelle berührenden Linien mit Angabe <strong>der</strong> Abfahrzeiten,<br />

<strong>der</strong> Fahrzeiten und möglichen Umsteigepunkte<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 24<br />

sowie die Anzeige aktueller Anfahrzeiten. Sie sind beson<strong>der</strong>s<br />

für Gelegenheitsnutzer bestimmt.<br />

Fahrzeugbezogene Informationen<br />

Fahrzeugbezogene Informationen versorgen den Fahrgast<br />

während <strong>der</strong> Fahrt mit Informationen, die begleitend<br />

zur Fahrt bzw. auf dem weiteren Weg zum Ziel Hilfestellung<br />

für Gelegenheitsnutzer geben, z. B. die aktuelle<br />

Position o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> nächsten Haltestelle.<br />

Umgebungsinformationen<br />

Umgebungsinformationen dienen zum schnellen Auffinden<br />

des Ziels für ortsunkundige Nutzer. Diese Informationen<br />

stehen an <strong>der</strong> Zielhaltestelle in Form von Stadtplänen<br />

zur Verfügung.<br />

Anschlußbedingungen<br />

Fahrgastinformationen können weiterhin nach Solldaten<br />

und Istdaten differenziert werden. Solldaten beschreiben<br />

allgemein den Linienweg, dargestellt durch die Haltestellen<br />

und Streckenabschnitte sowie die angebotenen Fahrten,<br />

die durch ihren Fahrtverlauf, die jeweiligen Gültigkeiten<br />

und den Fahrzeugtyp/-ausstattung charakterisiert<br />

sind. Unter Istdaten versteht man dynamische Fahrgastinformationen,<br />

die sich aus dem Betriebsverlauf ergeben<br />

und die Abweichungen von den Solldaten beschreiben.<br />

3.3 <strong>Technische</strong> Systeme und Komponenten<br />

Das folgende Kapitel gibt den Stand <strong>der</strong> technischen<br />

Realisierung Realisierung von leittechnischen Aufgaben wie<strong>der</strong>. Während<br />

Systeme zur Steuerung und Sicherung von Fahrten<br />

bisher eher passiven Charakter hatten, um das Bahnpersonal<br />

zu unterstützen, hat ihre technische Weiterentwicklung<br />

zu aktiven Systemen geführt, die einen nahezu selbständigen<br />

(automatischen) Betrieb erlauben. Es wird eine Aufgabe<br />

innerhalb des Leitsystems immer dann durch Menschen<br />

erfüllt, wenn ihre höherwertigen Fähigkeiten mit dem<br />

unterstützenden Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

genutzt werden können. Prinzipiell ist<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

die technische Lösung von Betriebsleitaufgaben sowohl auf<br />

Technik wie auf Menschen verteilt.<br />

Abb. 4: Verteilung leittechnischer Aufgaben<br />

Seite 25<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 26<br />

Oft sind mehrere Aufgaben in einem technischen System<br />

integriert. Bei seiner Weiterentwicklung können neben den<br />

ursprünglichen Aufgaben zusätzliche Aufgaben aus an<strong>der</strong>en<br />

Komplexen aufgenommen worden sein, weil durch technologische<br />

Innovation eine Flexibilisierung und Dynamisierung<br />

des Betriebes zu erreichen waren. Dies hat dazu geführt,<br />

daß den Systemen die Aufgaben „aufgepfropft“ wurden;<br />

es wird dann auch von Overlay-Systemen gesprochen.<br />

Bislang stellte sich die Verteilung von Betriebsleitaufgaben<br />

auf die Komposition Stellwerk, Zugbeeinflussung sowie Betriebsleit-<br />

und Zugüberwachungszentrale wie im Abb. 4 dar.<br />

Sie stimmt nicht mehr ganz mit <strong>der</strong> heutigen Entwicklung<br />

Zugbeein- überein, da mittlerweile mo<strong>der</strong>ne Zugbeeinflussungssysteflussungs-<br />

me, wie zum Beispiel die LZB als Overlay-Systeme, Auf<br />

systeme gaben <strong>der</strong> Führung übernehmen. Diese sind jedoch weiterhin<br />

einem (Zentral-)Stellwerk zugeordnet. Der Schwerpunkt <strong>der</strong><br />

Aufgabenverteilung verschiebt sich von ortsfesten Einrichtungen<br />

am Fahrweg zu Einrichtungen auf den Fahrzeugen. Die<br />

Abb. 4 zeigt auch, daß jede dieser Komponenten eine eigene<br />

Einrichtung für Ortungsaufgaben enthält, weil bestimmte<br />

Eigenschaften technischer Systeme auch zur Ortung genutzt<br />

werden.<br />

3.3.1 Betriebsmittelkoordination<br />

Die Aufgaben <strong>der</strong> Betriebsmittelkoordination werden in Betriebsleit-<br />

und Zugüberwachungszentralen im Zusammenspiel<br />

mit zentralen Stellwerken vor Ort erfüllt. Eine Zugüberwachungszentrale<br />

bedeckt einen Direktionsbereich, <strong>der</strong><br />

seinerseits mehrere Stellwerksbereiche umfaßt. Ein Disponent<br />

in einer Zugüberwachungszentrale steht mit einem<br />

Fahrdienstleiter im Stellwerk über Fernsprechleitungen in<br />

Zugüber- Verbindung. Die Zugüberwachungszentrale koordiniert den<br />

wachungs- laufenden Betrieb, während die Koordinierung im gesamten<br />

zentrale Fahrwegnetz einer übergeordneten Betriebsleitung obliegt.<br />

Dort werden überregionale Belange bezüglich einer Betriebs-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 27<br />

mittelkoordination bearbeitet, während die Zugüberwachungszentralen<br />

die regionalen Belange berücksichtigen. Die Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Konflikterkennung und das Bereitstellen entspre-<br />

Disposition chen<strong>der</strong> Lösungen liegen im Bereich <strong>der</strong> Disposition. Hierzu<br />

wurden bislang durch den Disponenten in Verbindung mit<br />

einer visuellen Zuglaufverfolgung durch die Fahrdienstleiter<br />

die Standorte einzelner Zugkompositionen in ein Netzmodell<br />

eingetragen. Durch die automatische Erfassung von<br />

Zugstandorten (Zugnummernmeldeanlagen) wird <strong>der</strong> Disponent<br />

von diesen manuellen Tätigkeiten entlastet.<br />

Durch zunehmende Kommunikationsmöglichkeiten ist die<br />

räumliche Konzentration <strong>der</strong> Stellwerksfunktionalität mit<br />

denen <strong>der</strong> Disposition und <strong>der</strong> Steuerungseinrichtungen <strong>der</strong><br />

Betriebs- Bahnstromversorgung in sogenannten Betriebszentralen mögzentralen<br />

lich. Durch weitgehende Automatisierung <strong>der</strong> Fahrdienstleiterfunktionen<br />

können verbleibende mit vom Disponenten<br />

übernommen werden, die als „Zuglenker“ tragende Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Betriebsdurchführung übernehmen.<br />

3.3.2 Führung<br />

Die Aufgaben <strong>der</strong> Führung mit und ohne Sicherheitsrelevanz<br />

sind in einem (zentralen) Stellwerk integriert. Ein<br />

Fahrdienstleiter im Stellwerk steht mit den Triebfahrzeugführern<br />

<strong>der</strong> Zugkompositionen im Stellwerkbereich über<br />

den Zugbahnfunk in Verbindung.<br />

Der Betrieb spurgebundener Fahrzeuge beziehungsweise die<br />

sichere Handhabung des Betriebes wird durch umfangrei-<br />

Reglement che Reglements vorgeschrieben. Hierzu zählen beispielsweise<br />

die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung, die Eisenbahn-Signalordnung<br />

o<strong>der</strong> die Eisenbahn-Verkehrsordnung.<br />

Auf ihnen begründet sich die Fahrdienstvorschrift als Vertreter<br />

für solche Reglements, die die wesentlichen Bestimmungen<br />

zur Durchführung eines sicheren Betriebes enthalten.<br />

Sie sind dem Fahrdienstleiter als Entscheidungsgrund-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 28<br />

lage für die „Neugestaltung“ des Betriebes gegeben, wenn<br />

<strong>der</strong> (Takt-)Fahrplan aufgrund kurzfristiger Störungen nicht<br />

umgesetzt werden kann. In <strong>der</strong> Fahrdienstvorschrift sind auch<br />

eine Reihe von weiteren mitwirkenden Verordnungen aufgeführt.<br />

Signalisierung Die Signalisierung stellt die Synchronisation zwischen <strong>der</strong><br />

Fahrweg- und Fahrzeugsicherung her; <strong>der</strong>zeit üblich ist sowohl<br />

eine optische als auch elektronische Signalisierung.<br />

Die optische Signalisierung (ortsfestes Signalsystem) orientiert<br />

sich an <strong>der</strong> Blockteilung <strong>der</strong> Fahrwege. Im Stationsbereich<br />

stellt ein Signal den Start- o<strong>der</strong> Zielpunkt einer Fahrstraße<br />

dar. Der heutige Automatisierungsgrad <strong>der</strong> operativen<br />

Betriebsleittechnik erlaubt die elektronische Übermittlung<br />

<strong>der</strong> durch optische Signalbegriffe kodierten Information<br />

unter an<strong>der</strong>em an den Triebfahrzeugführer. Beim <strong>der</strong>zeitigen<br />

Stand <strong>der</strong> Technik ist das ortsfeste Signal bei <strong>der</strong><br />

Bildung eines gesicherten Fahrwegabschnittes eingebunden.<br />

Fahrdienstleiter Ein Fahrdienstleiter hat die Aufgabe, die Einhaltung des<br />

Fahrplans zu gewährleisten, indem er rechtzeitig die gesicherten<br />

Fahrwegabschnitte für die Zugfahrten einstellt. Bei<br />

Konfliktsituationen erfolgt durch ihn eine (taktische) Abstimmung<br />

mit dem Disponenten. Eine weitere Aufgabe ist<br />

die Kontrolle des einsehbaren Stellwerkbereichs durch Augenschein<br />

bezüglich meßtechnisch nicht erfaßbarer Gefährdungen<br />

des laufenden Betriebs. Für den flexiblen Betriebs-<br />

Zuglenkung ablauf erlaubt die Zuglenkung eine automatische Führung<br />

innerhalb des Bereiches eines (zentralen) Stellwerkes. Sie<br />

beruht auf <strong>der</strong> automatischen Zuglaufverfolgung und dem<br />

Selbststellbetrieb. Beim Selbststellbetrieb stößt ein Zug<br />

über die Zugnummernmeldung das Stellwerk zur Einstellung<br />

einer Fahrstraße an. Diese individuelle Zuordnung von<br />

Zugnummer und Fahrstraße erfolgt im Zuglenksystem, wobei<br />

<strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Fahrstraße im Spurplan des Stellwerkes<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 29<br />

hinterlegt ist. Gleichzeitig werden diese Meldungen an die<br />

Betriebsleit- und Zugüberwachungszentralen übermittelt.<br />

Vollständigkeit Für die Überwachung <strong>der</strong> Vollständigkeit einer Zugkompoeiner<br />

Zug- sition gibt es prinzipiell zwei Vorgehensweisen. Einerseits<br />

komposition wird die relative Position des schließenden Fahrzeuges zum<br />

führenden Fahrzeug einer Zugkomposition bestimmt. Der<br />

Abstand zwischen beiden Positionen muß mit <strong>der</strong> Länge<br />

<strong>der</strong> Zugkomposition entsprechend dem Fahrwegverlauf übereinstimmen.<br />

An<strong>der</strong>erseits kann <strong>der</strong> Belegungszustand eines<br />

Fahrwegabschnittes durch eine „Zählung“ <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />

ermittelt werden. Diese Überwachungsaufgabe wird durch<br />

die Gleisfreimeldung erfüllt. Sie ist bis heute die gängige<br />

Realisierung dieser Aufgabe bei Bahnen, wenn aufgrund<br />

des Betriebsverfahrens diese Überwachungsaufgabe notwendig<br />

ist.<br />

3.3.3 Fahrzeugbeeinflussung<br />

Jede Bahnverwaltung hat ein auf ihre betrieblichen Bedürfnisse<br />

individuell abgestimmtes System von Fahrwegund<br />

Fahrzeugbeeinflussung zur Sicherung und Steuerung<br />

von Fahrten. Grundsätzlich sind die Aufgaben in einem<br />

Zugsicherungs- und einem Zugsteuerungssystem integriert,<br />

Zugbeeinflus- wobei die Kombination bei<strong>der</strong> Systeme auch als Zugbeeinsungssystem<br />

flussungssystem bezeichnet wird. Beide Systeme sind in<br />

technischen Einrichtungen auf <strong>der</strong> Zugkomposition und in<br />

einer Zugbeeinflussungszentrale realisiert. Aus dieser Verteilung<br />

ergibt sich die Notwendigkeit einer Informationsübertragung,<br />

anhand <strong>der</strong>er sich Zugbeeinflussungssysteme<br />

nach punktförmiger und kontinuierlicher Übertragung unterteilen<br />

lassen. Während eine punktförmige Übertragung<br />

einen Informationsaustausch vornehmlich an Signalstandorten<br />

erlaubt, bietet die kontinuierliche Übertragung einen ständigen<br />

Austausch an. Aufgrund dieser Eigenschaften kann<br />

ein <strong>der</strong>artiges Zugbeeinflussungssystem unabhängig von <strong>der</strong><br />

festen Blockteilung eingesetzt werden (Overlay-System).<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 30<br />

Die Tabelle 2 zeigt eine Auswahl von Zugbeeinflussungssystemen,<br />

die bei den europäischen Bahnen zum Einsatz<br />

kommen und hier nach ihrem Übertragungsprinzip geordnet<br />

sind.<br />

Zugbeeinflussungssystem<br />

punktförmige Übertragung kontinuierliche Übertragung<br />

ASFA, ATCS, JZG 700, KVB, TBL, ZUB ATB, SELCAB, TVM 430, TVM 300<br />

Automatic Warning System Linienförmige Zugbeeinflussung (LL-LZB)<br />

Crocodile Funk-Zugbeeinflussung (F-LZB)<br />

Induktives Zugsicherungssystem<br />

Sacem<br />

Signum mit ZUB 100<br />

Tab. 2: Übertragungsprinzipien <strong>der</strong> Zugbeeinflussungssysteme<br />

Ein Beispiel für ein Zugbeeinflussungssystem mit punktförmiger<br />

Übertragung ist die Induktive Zugsicherung (INDUSI),<br />

die sich an die feste Blockteilung anlehnt und ausschließlich<br />

die Bremswegüberwachung erfüllt. Sie basiert auf drei<br />

am Fahrweg in bestimmten Abständen installierten Übertragungspunkten,<br />

die nur dann wirksam sind, wenn ein haltzeigendes<br />

Signal die Bremsung einer Zugkomposition erfor<strong>der</strong>lich<br />

macht. Die linienförmige Zugbeeinflussung<br />

(LZB) ist ein Vertreter eines Zugbeeinflussungssystems mit<br />

kontinuierlicher Übertragung. Da sie als Overlay-System<br />

ausgelegt wurde, ist sie nicht an die Blockteilung des ortsfesten<br />

Signalsystems gebunden. Für den bidirektionalen Informationsaustausch<br />

zwischen den Triebfahrzeugen und<br />

Streckenzentralen ist im Fahrweg ein Linienleiter verlegt<br />

worden.<br />

Auch <strong>der</strong> Triebfahrzeugführer einer Zugkomposition hat die<br />

Aufgabe, den vor <strong>der</strong> Zugkomposition liegenden, einsehbaren<br />

Streckenabschnitt per Augenschein auf mögliche, meßtechnisch<br />

nicht erfaßbare Gefährdungen des Betriebs zu kontrollieren.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 31<br />

3.3.4 Fahrwegbeeinflussung<br />

Im Stellwerk sind alle Aufgaben <strong>der</strong> Fahrwegbeeinflussung<br />

und die meisten <strong>der</strong> Führung vereint. Es gibt verschiedene<br />

Typen von Stellwerken, die heutzutage nebeneinan<strong>der</strong> zum<br />

Einsatz kommen (Abb. 1). Wegen des Abbaus von veralteten<br />

mechanischen und elektromechanischen Stellwerken<br />

Elektronische überwiegen Relais-Stellwerke (RSTW) und Elektronische<br />

Stellwerke Stellwerke (ESTW). Sie arbeiten nach dem Spurplanprinzip,<br />

bei dem jedes Gleisfeldelement durch eine direkte Verbindung<br />

einer Relaisgruppe im Stellwerk zugewiesen ist.<br />

Die Relaisgruppen ihrerseits sind untereinan<strong>der</strong> durch das<br />

Spurkabel für die Bearbeitung von Aufträgen zur Fahrstraßenbildung,<br />

auch im Selbststellbetrieb, und zu Überwachungsaufgaben<br />

verbunden. Mit dem Spurkabel wird eine<br />

beliebige Kombination (Spur, Pfad) im Fahrweg verfahrenstechnisch<br />

gebildet. Bei den elektronischen Stellwerken<br />

wird <strong>der</strong>zeit weitgehendst das Spurplanprinzip zur Fahrwegsicherung<br />

programmtechnisch verwirklicht. Mit den<br />

Aufgaben zur Anschaltung <strong>der</strong> Feldelemente und zur Bedienung<br />

und Anzeige werden alle Aufgaben auf sicherungstechnischen<br />

Rechnern bearbeitet. Das sind in <strong>der</strong> Regel<br />

höchstzuverlässige mikroelektronische Rechensysteme mit<br />

aufwendigen Überwachungsfunktionen in redundanter Hardund<br />

Software-Architektur.<br />

3.3.5 Komponenten zur Ortung<br />

Die Aufgaben <strong>der</strong> Ortung werden mit einer Reihe von speziellen<br />

Komponenten innerhalb <strong>der</strong> Komponenten <strong>der</strong> Betriebsleittechnik<br />

realisiert und sind daher von <strong>der</strong> Realisierung<br />

<strong>der</strong> leittechnischen Systeme geprägt worden. Zu ihnen<br />

gehören die Gleisfreimeldung, Teilwegrechnung und die<br />

Zugnummernmeldung. Weitere Komponenten dienen grundsätzlich<br />

<strong>der</strong> logischen Ortung des Standortes, so daß <strong>der</strong><br />

ermittelte Standort als Position interpretierbar ist. Zu ihnen<br />

zählen das Netzmodell und die Streckenliste sowie <strong>der</strong><br />

Spurplan.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 32<br />

Gleisfreimeldung<br />

Den Belangen <strong>der</strong> Fahrwegbeeinflussung und <strong>der</strong> Abstandssicherung<br />

dient die Gleisfreimeldung, die eine fahrwegseitige<br />

Ortung mit Sicherheitsverantwortung erfüllt und dem Stellwerk<br />

zugeordnet ist. Sie ermittelt die Belegung <strong>der</strong> Gleisfeldelemente<br />

durch Fahrzeuge o<strong>der</strong> Zugkompositionen, wobei<br />

anhand ihrer zweiwertigen Information keine individuelle<br />

Beeinflussung dieser mobilen Betriebsmittel möglich ist.<br />

Alle heutigen Verfahren zur Abstandssicherung bei Fernbahnen<br />

beruhen auf <strong>der</strong> Blockteilung und <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

Gleisfreimeldung. Die Abschnitte <strong>der</strong> Gleisfreimeldung<br />

sind in ihrer Länge den Blockabschnitten <strong>der</strong> Blockteilung<br />

angepaßt.<br />

Teilwegrechnung<br />

Die Teilwegrechnung auf einem Triebfahrzeug dient mit zur<br />

Positionserkennung <strong>der</strong> Fahrzeugspitze, wobei keine Zugschlußerkennung<br />

erfüllt wird. Diese Art <strong>der</strong> Wegmessung<br />

muß signaltechnisch sicher sein, weil mit ihren Informationen<br />

die Fahrbefehlsermittlung in <strong>der</strong> Zugbeeinflussung<br />

erfolgt. Damit ist keine Markierung von Gefahrenpunkten<br />

gemeint. Prinzipiell wird <strong>der</strong> vom Triebfahrzeug zurückgelegte<br />

Weg ab einem Synchronisationspunkt bestimmt. Er<br />

kann aus <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> Zugkomposition sensorisch bestimmt<br />

werden, so daß eine Beschleunigungs- und Geschwindigkeitsermittlung<br />

zur Teilwegrechnung gehören. An<br />

den Synchronisationspunkten werden die akkumulierten Fehler<br />

in den Meßgrößen eliminiert und die Teilwegrechnung initialisiert.<br />

Die übliche Vorgehensweise <strong>der</strong> Synchronisation mit<br />

Hilfe des Linienleiters wird bei [Murr 91a, b] und<br />

[Uebel/Dräger 83] eingehend beschrieben. Das Triebfahrzeug<br />

meldet den ermittelten Weg und aktuell befahrenen<br />

Bereich an die Streckenzentrale. Mit <strong>der</strong> Streckenliste wird<br />

durch die Zuordnung des Weges relativ zum Synchronisationspunkt<br />

im befahrenen Bereich die Position ermittelt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 33<br />

Zugnummernmeldung<br />

Die Systeme zur automatischen Zuglaufverfolgung sind<br />

durch Anlagen zur Zugnummernmeldung realisiert worden.<br />

Sie werden dezentral den Stellwerken zugeordnet und haben<br />

keine Sicherheitsrelevanz. Sie erfassen an ihren Standorten<br />

bei Passage einer Zugkomposition die Zugnummer und den<br />

Zeitpunkt sowie aus dem Spurplan die Stellungen <strong>der</strong><br />

Weichen und Signale. Diese Informationen werden dem<br />

Disponenten zur Verfügung gestellt. Die Grundlage hierfür<br />

ist die Visualisierung in einem Netzmodell. Im Stellwerk<br />

werden nur die Zugnummern auf den Gleisbil<strong>der</strong>n visualisiert.<br />

Netzmodell und Gleisfeldbild<br />

Das Netzmodell ist die Grundlage zur Zuglaufverfolgung. Es<br />

stützt sich auf einen Streckenspiegel, <strong>der</strong> das Gleisfeld mit<br />

seiner Umgebung in einer abstrakten Detaillierung beschreibt.<br />

Er gibt die physikalischen Gegebenheiten <strong>der</strong> Bahnanlagen<br />

und die Lage <strong>der</strong> wichtigsten Betriebsstellen wie<strong>der</strong>.<br />

Für die Zuglaufverfolgung muß das Netzmodell weiterhin<br />

Zeit-Weg-Linien-Diagramme haben. Es sind bereits<br />

neue Ansätze für die Darstellung des Fahrbetriebes, insbeson<strong>der</strong>e<br />

für den Hochgeschwindigkeitsverkehr vorhanden<br />

[Müller 96]. Die technische Realisierung des Netzmodells<br />

mit Streckenspiegel (ESTW) o<strong>der</strong> die des Gleisfeldbildes<br />

auf den Stelltafeln (RSTW) sind funktional gleich, unterscheiden<br />

sich aber durch ihre Technologie. Weiterhin ist die<br />

Stelltafel eine statische, darstellende und das Netzmodell<br />

eine eher dynamische, darstellende Beschreibung des Fahrbetriebes<br />

im Gleisfeld.<br />

Spurplan<br />

Der Spurplan ist neben <strong>der</strong> Gleisfreimeldung die zweite,<br />

unabhängige Ortungskomponente für die Fahrwegbeeinflussung.<br />

Dort ist festgehalten, welche Gleisfeldelemente<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 34<br />

bei <strong>der</strong> Bildung eines gesicherten Fahrwegabschnittes benötigt<br />

werden und ob sie dafür nicht besetzt und vorreserviert<br />

sind. Aufgrund <strong>der</strong> Fahrstraßen-Abhängigkeit <strong>der</strong> Signale<br />

werden im Spurplan auch die Signalbegriffe und ebenso<br />

die Stellungen aller Weichen verwaltet. Der Spurplan<br />

stellt das abstrakte Gleisfeldbild und dessen Zustände dar.<br />

Im RSTW sind alle Gleisfeldelemente durch direkte Verbindungen<br />

(Systemkabel) mit Relais-Gruppen verbunden,<br />

die ihrerseits durch Spurkabel für die Fahrwegbildung untereinan<strong>der</strong><br />

verbunden sind. Für die Realisierung des Spurplans<br />

im ESTW sind Bereichs- und Stellrechner für diese<br />

Aufgabe vorhanden.<br />

Streckenliste<br />

Die Streckenliste dient als Grundlage <strong>der</strong> Teilwegrechnung<br />

und zur Positionsbestimmung in <strong>der</strong> Streckenzentrale. Sie umfaßt<br />

alle Merkmale des Überwachungsbereiches <strong>der</strong> Zugbeeinflussungszentrale.<br />

Das Beson<strong>der</strong>e dieser Informationen<br />

ist ihre Herkunft. Die vier erstgenannten Punkte stammen<br />

aus dem Stellwerk (Overlay-System!) und dort insbeson<strong>der</strong>e<br />

vom Spurplan.<br />

Sensorintegration /-nutzung<br />

Die Eigenschaften an<strong>der</strong>er technischer Einrichtungen des<br />

Betriebsleitsystems werden auch zur „Ortung“ herangezogen,<br />

d. h. gegenüber den meßtechnisch ausgeprägten Sensoren<br />

sind die technischen Eigenschaften <strong>der</strong> Übertragungsmedien<br />

<strong>der</strong> Zugbeeinflussung geeignet, die technische Ortung<br />

im geringeren Maß zu erfüllen.<br />

Koordinaten- und Bezugssysteme<br />

Es gibt eine Vielzahl von (Koordinaten-)Systemen im spurgebundenen<br />

Verkehr, die zur Beschreibung des Aufenthaltsortes<br />

eines (Referenz-)Fahrzeuges auf dem Fahrweg dienen.<br />

Für jede leittechnische Aufgabe (mit Ausnahme <strong>der</strong><br />

Ortung selbst) existiert ein solches System. Somit sind auch<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 35<br />

bei den (Koordinaten-)Systemen inkompatible Komponenten<br />

entstanden, die bei <strong>der</strong> logischen Ortung eine Koordinatentransformation<br />

erfor<strong>der</strong>lich machen.<br />

3.3.6 Komponenten zur Datenübertragung<br />

Kennzeichnend für die mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaft ist<br />

<strong>der</strong> Ruf nach einer permanenten Mobilität. Dieses gilt sowohl<br />

für den Menschen wie auch für die Information. Um<br />

die internen Betriebsabläufe besser, schneller und sicherer<br />

steuern zu können, ergeben sich ständig wachsende Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Erreichbarkeit des einzelnen, an die Kommunikationsfähigkeit<br />

und -geschwindigkeit. Hiermit verbunden<br />

ist eine deutliche Steigerung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Dienstleistung<br />

sowie <strong>der</strong>en Wirtschaftlichkeit. Diesen Trend hat<br />

auch die DB AG erkannt, was sich in <strong>der</strong> Umorientierung<br />

ihrer Kommunikationsphilosophie wi<strong>der</strong>spiegelt und nahezu<br />

alle Bereiche innerhalb des Bahnsystems betrifft.<br />

Grundtypen Räumlich betrachtet werden drei Grundtypen von Kommunikationssystemen<br />

unterschieden:<br />

- Kommunikationssysteme für die Kommunikation innerhalb<br />

eines Fahrzeuges bzw. zwischen unterschiedlichen<br />

Fahrzeugen im Zugverband,<br />

- Kommunikationssysteme für die Kommunikation zwischen<br />

einem Fahrzeug und streckenseitigen Einrichtungen<br />

(Betriebsleitzentrale),<br />

- Kommunikationssysteme für die Kommunikation zwischen<br />

streckenseitigen Einrichtungen und innerhalb<br />

<strong>der</strong>er.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen Die an das jeweilige Kommunikationssystem gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

sind je nach Anwendungsfall sehr unterschiedlich.<br />

Während bei <strong>der</strong> Datenübertragung zwischen den Sensoren/Aktoren<br />

und <strong>der</strong> Datenverarbeitungseinheit das Hauptaugenmerk<br />

auf die Einhaltung harter Echtzeitanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 36<br />

fokussiert wird, muß z. B. bei <strong>der</strong> Konzeption des Reisendeninformationssystems<br />

eine möglichst anwen<strong>der</strong>freundliche<br />

Bedienung im Vor<strong>der</strong>grund stehen.<br />

Kommunikationssysteme wurden bisher als technische Komponenten<br />

von Einrichtungen <strong>der</strong> Leittechnik z. B. <strong>der</strong> Zugbeeinflussung<br />

aufgefaßt und wegen technisch-physikalischer<br />

Eigenschaften für weitere Aufgaben z. B. <strong>der</strong> Ortung mit<br />

verwendet. So haben sich seit dem Übergang von <strong>der</strong> rein<br />

„optischen“, indirekten Zugbeeinflussung im Haupt-/Vorsignalsystem<br />

zur direkten Zugbeeinflussung mittels Signalübertragung<br />

von Streckeneinrichtungen auf Fahrzeuge zu<br />

Beginn dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts in Europa zahlreiche Zugsteuerungs-<br />

und Zugsicherungssysteme mit entsprechenden Nachrichtenübertragungseinrichtungen<br />

entwickelt. Durch die direkte<br />

Zugbeeinflussung, d. h. direkte Kommunikation <strong>der</strong> Fahrzeuggeräte<br />

und Rückmeldung <strong>der</strong> Fahrzeugdynamik an die<br />

„Strecke“, konnte <strong>der</strong> Hochgeschwindigkeitsverkehr in Europa<br />

auf Geschwindigkeiten von 250 km/h und höher angehoben<br />

werden.<br />

Datenübertragung auf dem Fahrzeug<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Leittechnik und ihrer Strukturen auf<br />

Schienenfahrzeugen ist vorrangig auf die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Informationstechnik <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte zurückzuführen.<br />

Hiervon waren im erheblichen Maße auch Lokomotiven<br />

und Triebzüge betroffen, was sich in <strong>der</strong> Umstellung <strong>der</strong><br />

Steuerstromkreise von den diskreten elektrischen Leitungsverbindungen<br />

hin zu leistungsfähigen Zug- und Fahrzeugbussen<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Datenübertragung auf Fahrzeugen bedient<br />

sich zunehmend <strong>der</strong> dezentralen, seriellen Kommunikation<br />

Feldbus- über Feldbussysteme. Der Grund hierfür liegt in <strong>der</strong> hohen<br />

systeme Flexibilität und Einfachheit bei Systemerweiterungen sowie<br />

einem sehr geringen Verdrahtungsaufwand (ein Buskabel<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 37<br />

für alle Teilnehmer). Der Anwendungsbereich erstreckt sich<br />

über die Kommunikation zwischen den Sensoren und Aktoren<br />

des Fahrzeugs und <strong>der</strong> zentralen Datenverarbeitungseinheit<br />

bis hin zur Vernetzung <strong>der</strong> Komponenten des Reisendeninformationssystems.<br />

Train Commu- So baut das Train Communication Network (TCN) als innication<br />

ternationale Norm für die Zug- und Fahrzeugkommunika-<br />

Network tion unmittelbar auf dem ISO/OSI-Referenzmodell für die<br />

standardisierte Kommunikation in verteilten Systemen auf.<br />

Obgleich <strong>der</strong> Einsatz serieller Bussysteme – wie z. B. IBIS-<br />

Bus, Bit-Bus, DB/DIN-Bus – in <strong>der</strong> Leittechnik auf Schienenfahrzeugen<br />

seit Jahren Stand <strong>der</strong> Technik ist, gab es<br />

immer wie<strong>der</strong> Probleme, <strong>der</strong>artige Systeme um zusätzliche<br />

Komponenten zu erweitern. Verschiedene Busstandards,<br />

Hersteller und Produktfamilien sowie nicht abgestimmte<br />

o<strong>der</strong> abstimmbare Datenübertragungsprotokolle führten in<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit dazu, daß Leittechnikstrukturen – insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Bussysteme – durch nationale Normen und firmenspezifische<br />

Lösungen geprägt waren und noch heute<br />

geprägt sind.<br />

Um die Entwicklung, Aufbau und Erweiterung von komplexen<br />

Leittechniksystemen vereinfachen zu können, ist das<br />

vorrangige Ziel die Spezifizierung eines internationalen<br />

Standards für die Zugkommunikation. Mit dem TCN wurde<br />

Zugkommuni- ein Normenentwurf für ein solches Zugkommunikationskations-<br />

netzwerk geschaffen, das sich nach Abb. 5 aus einem fahrnetzwerk<br />

zeugübergreifenden Zugbus (Wire Train Bus, WTB) und<br />

einem Fahrzeugbus (Multi function Vehicle Bus, MVB)<br />

zusammensetzt, wobei beide Bussysteme mit einheitlichen,<br />

standardisierten Datenübertragungsprotokollen arbeiten. Der<br />

WTB WTB verbindet einerseits die Einzelfahrzeuge eines Zugverbandes<br />

miteinan<strong>der</strong>, an<strong>der</strong>erseits werden an diesen über<br />

MVB sogenannte Gateways die MVB angekoppelt. An letztere<br />

sind dann alle Fahrzeuggeräte – Antriebs- und Brems-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 38<br />

steuerung, Zugsicherung, Ortung – und sonstigen Subsysteme<br />

z. B. für Reisendeninformation angeschlossen, die mit<br />

an<strong>der</strong>en Geräten innerhalb und außerhalb eines Fahrzeuges<br />

kommunizieren wollen.<br />

Abb. 5: Struktur <strong>der</strong> Datenübertragung auf Schienenfahrzeugen mit dem Train<br />

Communication Network (TCN)<br />

In Ergänzung zu den erwähnten Protokollen hat darüber hinaus<br />

die UIC zwei Merkblätter erarbeitet, in denen verbindliche<br />

Vorschriften für die Datenübertragung auf Zügen (UIC<br />

Nr. 556) zwischen verschiedenen Wagenklassen bzw. die<br />

Diagnose in Reisezugwagen (UIC Nr. 557) zwischen den<br />

im Zugverband verteilten Diagnoserechnern und <strong>der</strong> Bedienerschnittstelle<br />

zum Triebfahrzeugführer und Zugbegleitpersonal<br />

definiert und zur Diskussion vorgeschlagen werden.<br />

Datenübertragung zwischen Strecke und Fahrzeug<br />

Die Kommunikation zwischen streckenseitigen Einrichtungen<br />

und dem Fahrzeug dient als ein wesentliches Instrument<br />

<strong>der</strong> Zugbeeinflussung.<br />

Wird die Steuerung <strong>der</strong> Zuggeschwindigkeit nur durch die<br />

Interpretation <strong>der</strong> am Fahrweg befindlichen Signaleinrichtungen<br />

durch den Triebfahrzeugführer vorgenommen, so<br />

spricht man von <strong>der</strong> indirekten Zugbeeinflussung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 39<br />

Bei <strong>der</strong> direkten Zugbeeinflussung erfolgt durch die Streckeneinrichtungen<br />

eine Übertragung von Fahrbefehlen an die<br />

Fahrzeuggeräte, die unter Umgehung des Triebfahrzeugführers<br />

direkt Geschwindigkeitsän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Bremsungen<br />

einleiten. Im einfachsten Fall einer direkten Zugbeeinflussung<br />

wird <strong>der</strong> Zug mit streckenseitiger Mechanik zum<br />

Halten gebracht.<br />

Punktförmige/kontinuierliche Zugbeeinflussung<br />

Bei punktförmiger Zugbeeinflussung kann nur an bestimmten<br />

Streckenpunkten auf die Zugsteuerung Einfluß genommen<br />

werden, dazwischen sind keine Datenübertragungen an<br />

den Zug möglich. Als Beispiele punktförmiger Systeme<br />

sind die induktive Zugbeeinflussung INDUSI, Short Euroloop<br />

sowie die Eurobalise zu nennen.<br />

Im Gegensatz hierzu können bei einer kontinuierlichen<br />

Zugbeeinflussung je nach Implementierung fortlaufend Daten<br />

zum o<strong>der</strong> vom Zug übertragen werden. Mit dem Begriff <strong>der</strong><br />

kontinuierlichen Zugbeeinflussung ist jedoch nicht nur die<br />

Art <strong>der</strong> Datenübertragung gemeint, son<strong>der</strong>n auch die Art<br />

<strong>der</strong> Geschwindigkeitsüberwachung, die erst durch einen<br />

kontinuierlichen Datenkanal möglich wird.<br />

Bei <strong>der</strong> kontinuierlichen Zugbeeinflussung ergibt sich darüber<br />

hinaus eine weitere Unterglie<strong>der</strong>ung dahin gehend, ob die<br />

Kommunikation eher linienförmig o<strong>der</strong> räumlich erfolgt.<br />

Die Linienzugbeeinflussung LZB <strong>der</strong> DB AG, aber auch<br />

die Long Euroloop stehen für die linienförmige Kommunikation,<br />

während mo<strong>der</strong>ne Mobilfunksysteme wie das GSM-<br />

Rail o<strong>der</strong> Modacom stellvertretend für Systeme <strong>der</strong> Zugbeeinflussung<br />

mit räumlich ausgeprägter Kommunikation stehen.<br />

Zugselektive/gleisabschnittsselektive Zugbeeinflussung<br />

Ein drittes Kriterium für die Klassifizierung von Zugbeein-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 40<br />

flussungen ist das Betriebsverfahren <strong>der</strong> jeweiligen Bahnverwaltung.<br />

Zugselektive Zugbeeinflussungen erzeugen und übertragen<br />

für jeden Zug individuelle Fahrbefehle (z. B. Sollgeschwindigkeit,<br />

Zielentfernung), so z. B. bei <strong>der</strong> Linienzugbeeinflussung<br />

LZB, Funkzugbeeinflussung FZB o<strong>der</strong> dem zukünftigen<br />

European Train Control System ETCS.<br />

Bei einer gleisabschnittsselektiven Zugbeeinflussung werden<br />

fortlaufend die gleichen Informationen von den einzelnen<br />

Gleisabschnitten übertragen, in <strong>der</strong> Regel die Anzahl<br />

<strong>der</strong> freien Zugfolgeabschnitte vor dem Zug. Dieses Verfahren<br />

wird beispielsweise bei <strong>der</strong> Französischen Staatsbahn<br />

SNCF angewendet, wo ein artreiner Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />

unter vollständigem Verzicht auf Fahrwegsignalisierung,<br />

aber manueller Fahrzeugführung durchgeführt<br />

wird.<br />

Datenübertragung auf <strong>der</strong> Strecke<br />

Auch auf <strong>der</strong> Streckenseite haben in <strong>der</strong> jüngsten Vergangenheit<br />

mo<strong>der</strong>ne Kommunikationssysteme ihren Einzug gehalten.<br />

Grund hierfür waren u. a. die hohen Investitionen<br />

für die Verkabelung <strong>der</strong> streckenseitigen Einrichtungen<br />

untereinan<strong>der</strong> und mit <strong>der</strong> zugehörigen Betriebsleitzentrale.<br />

Einsparungen lassen sich bei <strong>der</strong> Streckenverkabelung zum<br />

einen durch unterschiedliche Möglichkeiten <strong>der</strong> Kabelverlegung<br />

erzielen (bis zu 82 %). Weiterhin kann in <strong>der</strong><br />

Nutzung von Richtfunk anstatt Kabel weiteres Einsparungspotential<br />

ausgemacht werden, was sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei langen Blockabschnitten empfindlich bemerkbar macht.<br />

Ein weiterer entscheiden<strong>der</strong> Vorteil in <strong>der</strong> Nutzung von<br />

Richtfunk als Kommunikationssystem ist, daß die Signaltechnik<br />

nur einen Bruchteil <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden<br />

Funkkanäle nutzt, die freien Kanäle daher für allgemeine<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 41<br />

Kommunikation – Sprache, sonstige Datendienste – bereitstehen.<br />

In diesem Zusammenhang wird auch an den freien Zugang<br />

privater Nutzer zu den bahneigenen Kommunikationssystemen<br />

gedacht, wodurch sich eine zusätzliche Einnahmequelle<br />

für die Bahn ergibt. Insbeson<strong>der</strong>e gilt dieses für<br />

das vorhandene Bahn-Telefonnetz, das nahezu vollständig<br />

von <strong>der</strong> DBKom (Mannesmann Arcor) übernommen wurde.<br />

Lediglich die Datenkanäle <strong>der</strong> Signaltechnik bleiben aus<br />

Gründen <strong>der</strong> Sicherheit auch weiterhin im Besitz <strong>der</strong> DB AG.<br />

3.3.7 Komponenten zur Fahrgastinformation<br />

<strong>Technische</strong> Elemente <strong>der</strong> Fahrgastinformation<br />

Für die Bereitstellung <strong>der</strong> Fahrgastinformationen werden<br />

verschiedene technische Elemente eingesetzt, die im folgenden<br />

kurz beschrieben werden:<br />

Informationsmittel<br />

Hierbei handelt es sich um klassische Instrumente <strong>der</strong><br />

Fahrgastinformation, wie z. B. Liniennetzpläne und Fahrpläne.<br />

Auskunftssysteme<br />

Zu den aktuellen mo<strong>der</strong>nen Auskunftssystemen zählen<br />

Stadtinformationssysteme, Tourismusinformationssysteme<br />

sowie Auskunftssysteme zum Erstellen von persönlichen<br />

Fahrplänen, die in Bahnhöfen von Großstädten aufzufinden<br />

sind sowie über Online-Dienste wie T-Online o<strong>der</strong><br />

das WWW (z. B. www.efa.de) zugänglich sind.<br />

Stationäre Informationseinrichtungen<br />

Es handelt sich um Anzeige- o<strong>der</strong> Ansageeinrichtungen<br />

an Haltestellen und Stationen für die Übermittlung von<br />

dynamischen Fahrgastinformationen. Hierunter fallen:<br />

1. Fahrgastinformationssäulen<br />

LCD/LED-Informationsdisplays über Liniennummer/<br />

Fahrtziel und Zeit bis Abfahrt an <strong>der</strong> Haltestelle.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 42<br />

Abb. 6: Grundstruktur IBIS<br />

2. Großflächige Anzeigetafeln<br />

Displays an größeren Haltestellen und zentralen<br />

Knotenpunkten, die eine Abfahrtsübersicht <strong>der</strong> verkehrenden<br />

Linien sowie eine Anzeige des Linienverlaufs<br />

<strong>der</strong> zur Abfahrt kommenden Linie bieten.<br />

3. Einrichtungen für eine akustische Fahrgastinfomation<br />

akustische Fahrgastinformationen über Lautsprecher.<br />

Informationstechnische Ausrüstung im Fahrzeug<br />

Hierunter werden technische Komponenten im Fahrzeug<br />

verstanden, die Informationen, die im unmittelbaren Zusammenhang<br />

mit dem Fahrtablauf stehen, bereitstellen,<br />

z. B. über Außenanzeigen Informationen über die Liniennummer<br />

sowie Endziel o<strong>der</strong> über Innenanzeigen Informationen<br />

über den Namen <strong>der</strong> nächsten Haltestelle. Der<br />

Umfang und die Qualität <strong>der</strong> dargestellten Informationen<br />

hängen im wesentlichen von dem Einsatz bzw. dem<br />

Ausbauzustand des RBL-Systems ab. Basis für die Steuerung<br />

<strong>der</strong> Betriebsabläufe bildet das integrierte Bordinformationssystem<br />

(IBIS). In <strong>der</strong> einfachsten Form erfolgt<br />

eine Speicherung <strong>der</strong> Haltestellenfolgen auf den Linien<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

ohne Berücksichtigung von Entfernungen, die Systemsteuerung<br />

erfolgt manuell durch den Fahrer o<strong>der</strong> über ein<br />

bestimmtes Schaltkriterium (Türöffner). Mit <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />

einer Leitstelle als Endausbaustufe eines RBL-<br />

Systems sowie eines fahrzeugseitigen Ortungsmoduls<br />

kann durch die Auswertung aktueller Informationen<br />

(IST-Daten) die Qualität und <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> dargestellten<br />

Informationen maximiert werden.<br />

4 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

Seite 43<br />

Für eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Betriebsleitsystemen<br />

gibt es <strong>der</strong>zeit noch keine praxiserprobten Ansätze,<br />

die sowohl Kosten als auch Leistungen verschieden<br />

leistungsstarker Betriebsleitsysteme sowie <strong>der</strong>en Komponenten<br />

adäquat berücksichtigen. Zur wirtschaftlichen Bewertung<br />

von Betriebsleitsystemen können quantitative Verfahren,<br />

die über die Kosten des Systems eine Aussage zu<br />

dessen Wirtschaftlichkeit treffen, und quantitative Verfahren,<br />

die bei <strong>der</strong> Analyse auf subjektive Bewertungsmodelle<br />

wie die Nutzwertanalyse zurückgreifen, eingesetzt<br />

werden. Der Nutzen setzt sich dabei aus mehreren Größen<br />

zusammen, z. B. <strong>der</strong> Kostenersparnis, Leistungsfähigkeit<br />

(beson<strong>der</strong>s wichtig für die Erfassung von Zusatzleistungen),<br />

Erweiterbarkeit und Kompatibilität des Systems (Migration<br />

in an<strong>der</strong>e Systeme).<br />

Für die qualitativen und quantitativen Verfahren dienen sowohl<br />

ein Funktionsmodell als auch ein Architektur- und<br />

Realisierungs- bzw. Ressourcenmodell als Basis für die Erfassung<br />

und verursachungsgerechte Verteilung <strong>der</strong> Kosten.<br />

Daher wurde ein genereller Ansatz mit einer sog. transformierten<br />

Kosten- und Leistungsrechnung entwickelt.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 44<br />

Die Kostenrechnung hat die Aufgabe, einen Ressourcenverzehr<br />

wertmäßig abzubilden. Die Leistungsrechnung baut<br />

auf den Ergebnissen <strong>der</strong> Kostenrechnung auf, indem sie die<br />

aus dem Ressourcenverzehr resultierende Güterentstehung<br />

abbildet. In einem mo<strong>der</strong>nen Betriebsleitsystem stellen vorwiegend<br />

automatisierungstechnische Einrichtungen Ressourcen<br />

für Steuerungs- und Überwachungsprozesse zur Verfügung.<br />

Unter <strong>der</strong> resultierenden Güterentstehung versteht<br />

man im Produktionsbetrieb die gefertigten Endprodukte. Im<br />

Sinne des Betriebsleitsystems sind diese „Endprodukte“ die<br />

vom System zu erfüllenden essentiellen Aufgaben (vgl.<br />

Kap. 3.2).<br />

Tab. 3: Strukturierungsschema <strong>der</strong> essentiellen Aufgaben<br />

Bei den anfallenden Kosten sind folgende Randbedingungen<br />

zu beachten:<br />

Im Betriebsleitsystem fallen vorwiegend Kosten für die<br />

eingesetzten Technologie- bzw. Telematikkomponenten<br />

an, die meist Ressourcen für die Erfüllung mehrerer<br />

essentieller Aufgaben bereitstellen und somit Gemeinkosten<br />

darstellen.<br />

Die Kosten beziehen sich auf ein bestimmtes Streckennetz<br />

mit einer vorgegebenen Größe (Streckenkilometer)<br />

und Topologie sowie auf eine bestimmte Menge von<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 45<br />

Zugkompositionen, die gesteuert und überwacht werden<br />

müssen.<br />

Einmalige Kosten <strong>der</strong> Betriebsleitsysteme sind z. B. Anschaffungskosten<br />

für Telematikkomponenten, laufende<br />

Kosten <strong>der</strong> Betriebsleitsysteme sind z. B. Wartungs- und<br />

Instandhaltungskosten.<br />

4.1 Kostenartenrechnung<br />

Die Kosten- und Leistungsrechnung umfaßt die Kostenartenrechnung,<br />

die Kostenstellenrechnung und die Kostenträgerrechnung.<br />

Für die Erfassung <strong>der</strong> Kostenarten des<br />

Betriebsleitsystems liefert das Realisierungsmodell wichtige<br />

Informationen. In diesem Modell werden die implementierungsspezifischen<br />

Telematikkomponenten beschrieben,<br />

die Ressourcen für die Erfüllung <strong>der</strong> einzelnen Leitaufgaben<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Eine gröbere Kostenschätzung liefert das Architekturmodell,<br />

da die Technologiekomponenten in diesem Modell noch<br />

nicht gerätetechnisch spezifiziert sind. In diesem Fall können<br />

die nicht spezifizierten Telematikkomponenten durch auf<br />

dem Markt etablierte Komponenten substituiert werden, die<br />

die technologischen Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen und <strong>der</strong>en<br />

Kosten man genau kennt.<br />

4.2 Kostenstellenrechnung<br />

Innerhalb eines Betriebsleitsystems können technologische<br />

Komponenten als eine Kostenstelle betrachtet werden, die für<br />

essentielle, leittechnische Aufgaben Ressourcen bereitstellen.<br />

Mit Hilfe einer Modellierung und einer anschließenden<br />

Simulation kann die exakte Größe des innerbetrieblichen<br />

Leistungsaustauschs abgeschätzt werden.<br />

4.3 Kostenträgerrechnung<br />

Die Kostenträgerrechnung rechnet alle in einer Abrech-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 46<br />

nungsperiode angefallenen Kosten diesen betrieblichen<br />

Leistungen (essentielle Aufgaben) zu.<br />

Die vorgestellte Methode <strong>der</strong> transformierten Kosten- und<br />

Leistungsrechnung ermöglicht einen transparenten Kostenund<br />

Leistungsvergleich von Betriebsleitsystemen sowie <strong>der</strong>en<br />

Life Cycle Cost Komponenten (Abb. 7). Hierbei werden Life Cycle Costs<br />

bei den einzelnen Telematikkomponenten zugrunde gelegt.<br />

Die Life Cycle Costs umfassen die gesamten Kosten einer<br />

Technologiekomponente während ihrer Nutzungsdauer<br />

(Lebenszyklus), d. h. sowohl Anschaffungskosten, Kosten während<br />

des laufendes Betriebs einschließlich Instandhaltung<br />

und Wartung sowie die Kosten nach Ablauf <strong>der</strong> Nutzung.<br />

Abb. 7: Transformierte Kosten- und Leistungsrechnung<br />

5 Perspektiven<br />

Telematikkomponenten eröffnen durch ihre enormen Leistungen<br />

hinsichtlich Datenspeicherung, -übertragung und -verarbei-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 47<br />

tung neue Einsatzmöglichkeiten in den Leitsystemen des<br />

Schienenverkehrs. Die Einsatzfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Telematik können<br />

in drei Säulen konzentriert werden (Tabelle 4 nach DB).<br />

Damit kann die Attraktivität des Schienenverkehrs erheblich<br />

gesteigert werden. Wirtschaftlichen Nutzen können die<br />

Telematikeinrichtungen jedoch nur – wie in an<strong>der</strong>en Ein-<br />

Markt satzbereichen auch – auf <strong>der</strong> Basis umfangreicherer Marktsegmente<br />

erzielen. Das liegt an den hohen Einführungs- und<br />

ggf. Betriebsbasiskosten. Diese sind weniger von den Kosten<br />

<strong>der</strong> rein gerätetechnischen Komponenten bestimmt, son<strong>der</strong>n<br />

resultieren daraus, daß erst eine umfassend spezifizierte Systemfunktionalität<br />

quasi als Systeminfrastruktur erarbeitet und<br />

vorgehalten bzw. betrieben werden muß, die den Rahmen<br />

für die Anwendung von Telematikeinrichtungen vorgibt, und<br />

daß darüber hinaus die gleichartigen Anwendungs- und Einsatzfälle<br />

entsprechend zahlreich sind. Vor allem die Erarbeitung<br />

einer Systeminfrastruktur ist wegen <strong>der</strong> Komplexität<br />

des Schienenverkehrs äußerst aufwendig. Sie wird<br />

daher von entsprechend ausgestatteten nationalen (VDV)<br />

o<strong>der</strong> internationalen Organisationen (UIC, UITP, ERRI) erarbeitet<br />

und bedarf (noch) einer volkswirtschaftlichen Finanzierung<br />

mit Unterstützung nationaler Stellen, z. B. dem<br />

BMBF o<strong>der</strong> international über die Europäische Union. Wegen<br />

<strong>der</strong> Bedeutung des Schienenverkehrs erhält dessen Systeminfrastruktur<br />

den Wert einer Daseinsvorsorge. Daraus folgt<br />

auch, die Telematikdienste für einen breiten Einsatz zu<br />

standardisieren. Diese Aufgabe wird zunehmend im europäischen<br />

Rahmen bearbeitet und schließt auch die Gesetzgebung<br />

mit ein.<br />

5.1 Europäisches Eisenbahnmanagementsystem (ERTMS)<br />

Ein wichtiges Projekt europäischer Dimension ist die<br />

Definition und Spezifikation eines europäischen Eisenbahnmanagementsystems<br />

(ERTMS) mit zahlreichen Teilsystemen,<br />

z. B. dem europäischen Zugbeeinflussungssystem (ETCS)<br />

und seinen Einzelkomponenten zur Datenübertragung und<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 48<br />

Tabelle 4: Telematik im Schienenverkehr<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 49<br />

Positionserkennung (z. B. EUROLOOP/EUROBALISE)<br />

o<strong>der</strong> zur Datenübertragung (z. B. GSM-R(ail), EURORA-<br />

DIO, MORANE). Damit soll sowohl <strong>der</strong> grenzüberschreitende<br />

Hochgeschwindigkeitsverkehr auf dem Magistralen<br />

beschleunigt werden als auch die Heterogenität <strong>der</strong> nationalen<br />

Leitsysteme zugunsten homogener Märkte überwunden<br />

werden.<br />

Zu den bedeutendsten Subsystemen zählen:<br />

European Train Control System (ETCS). Dieses völlig<br />

neuartige Zugsteuerungssystem kann ohne Streckensignale<br />

und ohne Antennenkabel wie den Linienleiter <strong>der</strong> LZB auskommen.<br />

Die Kommunikation zwischen Betriebssteuerzentralen<br />

und Lokführern in den Führerständen findet drahtlos<br />

statt – per Mobilfunk. Dafür wurde <strong>der</strong> weltweit vorhandene<br />

Mobilfunkstandard, das „Global System for Mobile Communication“<br />

(GSM), um die spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

für den zuverlässigen Bahnbetrieb ergänzt zum GSM-R, R<br />

steht für Rail. Pilotanwendungen werden europaweit bereits<br />

realisiert. Erste Großanwendung des ETCS wird die im Bau<br />

befindliche ICE-Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/ Main sein.<br />

Funk-Fahrbetrieb (FFB). Dieses System eröffnet Möglichkeiten<br />

zum funkgesteuerten und -überwachten Zugbetrieb<br />

mit GSM-R-Standard auch auf Nebenbahnstrecken,<br />

die heute häufig noch mit personalaufwendiger mechanischer<br />

Signal- und Stellwerkstechnik ausgestattet sind.<br />

5.2 Kommunikation und Ortung<br />

Wegen <strong>der</strong> im Schienenverkehr vergleichsweise geringen<br />

Marktvolumina versucht man auch, Telematikkomponenten,<br />

-standards und -dienste aus Massenmärkten zu übernehmen<br />

bzw. zu nutzen und ggf. zu adaptieren. Ein Beispiel<br />

dafür ist die Verwendung von Komponenten und Standards<br />

<strong>der</strong> Mobilkommunikation, welche <strong>der</strong>zeit im GSM-Rail<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 50<br />

ihre schienenverkehrsspezifische Ausprägung findet. Eine<br />

Alternative zu dieser Kommunikation ist die Satellitenkommunikation,<br />

welche eine geringere Infrastruktur erfor<strong>der</strong>t.<br />

Mobilfunk Die Weiterentwicklung des öffentlichen Mobilfunks zum<br />

europäischen Bahn-Standard GSM-R schafft neue, kostengünstige<br />

und leistungsfähige Möglichkeiten zum Datenaustausch<br />

vom und zum Zug. GSM-R ist darüber hinaus die<br />

Basis für Kommunikationsbedürfnisse <strong>der</strong> Reisenden im<br />

Zug von ihrer Information bis zur individuellen Kommunikation<br />

aus dem Zug heraus.<br />

Satellitenortung Ein an<strong>der</strong>es Beispiel ist die Nutzung <strong>der</strong> Satellitenortung<br />

für den Schienenverkehr. Hier stellen allerdings beson<strong>der</strong>e<br />

sicherheitsrelevante Anwendungen sehr hohe Zuverlässigkeitsanfor<strong>der</strong>ungen,<br />

welche erst von zukünftigen Systemen<br />

erfüllt werden können. Für an<strong>der</strong>e allgemeine betriebliche<br />

und transportlogistische Zwecke wird diese Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Ortung zunehmend eingesetzt.<br />

5.3 Systeminfrastrukturen<br />

Unter dem Druck <strong>der</strong> Senkung <strong>der</strong> Transportkosten und<br />

aufgrund <strong>der</strong> Bestimmungen des europäischen Binnenmarktes<br />

wurden von den europäischen Bahnen in den letzten<br />

Jahren zahlreiche Anstrengungen zur Leistungssteigerung<br />

unternommen. Damit ging die Entwicklung einer Fülle<br />

von noch weitgehend autonomen Informationssystemen<br />

und Kommunikationssystemen (Zug-, Fahrzeug- und Stellwerksbusse<br />

etc.) einher. Dabei ist das Problem <strong>der</strong> Integration<br />

beliebiger Anwendungen und gerätetechnischer Komponenten<br />

jedoch bislang noch nicht befriedigend gelöst.<br />

Zur Nutzung von Telematikeinrichtungen erfor<strong>der</strong>liche Systeminfrastruktur<br />

setzt neben <strong>der</strong> Funktionsinfrastruktur<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Informations- auch eine entsprechende Informationsinfrastruktur voraus.<br />

infrastruktur Darunter ist u. a. auf <strong>der</strong> Basis einer einheitlichen internationalen<br />

Begriffsbildung und Terminologie eine standardisierte<br />

Datenstruktur zu verstehen. Sie bildet eine konzeptionell<br />

integrierte Rahmenstruktur, die mit integrationsfähigen,<br />

d. h. kompatiblen autonomen Funktionsmodellen und Diensten<br />

realisiert werden kann. Erst auf <strong>der</strong> Grundlage entsprechend<br />

strukturierter und kompatibler digitaler Datenbasen<br />

und Dienste kann die Telematik ihre volle Leistungsfähigkeit<br />

und insbeson<strong>der</strong>e Wirtschaftlichkeit voll entfalten.<br />

Beispiele für Aspekte von Informationsinfrastrukturen sind<br />

auf das Fahrwegnetz bezogene Informationssysteme sowie<br />

geographische Fahrplaninformationssysteme.<br />

Ansätze von Informationsinfrastrukturen sind z. B. fahrwegnetzbezogene<br />

geographische Informationssysteme (DB-<br />

GIS) sowie Fahrweg- und betriebliche Zusammenhänge<br />

integrierende Fahrplaninformationssysteme, z. B. zur Buchung<br />

o<strong>der</strong> zur Fahrplanauskunft (EVA) für Fahrgäste o<strong>der</strong> zur<br />

Versorgung des Betriebspersonals auf Zügen mit dem<br />

Buchfahrplan (EBuLa).<br />

Geographisches Informationssystem<br />

DB-GIS, das geographische Informationssystem <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bahn, kann raum- und streckenbezogene Daten vorhalten<br />

und für verschiedene Nutzer bereitstellen. In DB-GIS<br />

sollen folgende Daten enthalten sein [StüweS 95]:<br />

Strecken- und Gleisnetz,<br />

Ortsfeste Anlagen,<br />

Topographie des Geländes,<br />

Liegenschaften,<br />

Lichtraum-Engstellen.<br />

Seite 51<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 52<br />

DB-GIS dient <strong>der</strong> Verwaltung <strong>der</strong> Eigenschaften <strong>der</strong> Infrastruktur<br />

(Bau, Instandhaltung und Weiterentwicklung).<br />

Dafür werden Graphikdaten mit Sachdaten zu Objekten<br />

verknüpft.<br />

Das größte Problem bei diesem GIS stellt die homogene Erfassung<br />

und Vorhaltung <strong>der</strong> Daten dar. Diese stammen aus<br />

den unterschiedlichsten Quellen (Vermessung, Behörden,<br />

technische Dienste, bestehende Datenbanken etc.) und müssen<br />

zunächst eingelesen und verifiziert und daraufhin digitalisiert<br />

werden. Dabei offenbaren sich in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong>zeit<br />

große Probleme hinsichtlich <strong>der</strong> unterschiedlichen Genauigkeit<br />

und hinsichtlich <strong>der</strong> Konsistenz <strong>der</strong> diversen<br />

Datenquellen.<br />

Elektronischer Buchfahrplan<br />

Die für die Durchführung von Zugfahrten erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Fahrplanunterlagen werden heute in schriftlicher Form auf<br />

allen Triebfahrzeugen mit hoher Redundanz vorgehalten.<br />

Dabei handelt es sich um:<br />

Fahrzeitenhefte,<br />

Geschwindigkeitshefte,<br />

Verzeichnisse <strong>der</strong> Langsamfahrstellen,<br />

Vorbemerkungen zu den Buchfahrplänen und Streckenlisten,<br />

Umleitungspläne,<br />

Pläne für kurzfristige und regelmäßige Son<strong>der</strong>fahrten etc.<br />

Neben den hohen Kosten für Herstellung und Verteilung<br />

dieser Fahrpläne entstehen dadurch noch an<strong>der</strong>e Nachteile:<br />

die für die aktuelle Zugfahrt jeweils relevanten Daten<br />

muß <strong>der</strong> Triebfahrzeugführer von Hand aus den verschiedenen<br />

Unterlagen zusammensuchen,<br />

kurzfristige Abweichungen, die aus betrieblichen Notwendigkeiten<br />

entstehen, müssen dem Triebfahrzeugführer<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 53<br />

auf an<strong>der</strong>em Wege mitgeteilt werden und von ihm in Beziehung<br />

zum ursprünglichen Fahrplan gebracht werden.<br />

Daher verfolgt die DB mit dem Projekt „EBuLa“ (Elektronischer<br />

Buchfahrplan und Langsamfahrstellen) das Ziel, die<br />

benötigten Daten auf elektronischem Wege im Zug verfügbar<br />

zu machen [Lübke 96], [Panier 96]. Das Grundkonzept<br />

sieht vor, alle Fahrplandaten (lang- und kurzfristige) im<br />

zentralen System EbuLa zu sammeln. Die „konstanten“<br />

Fahrplandaten, die sich nur ein- bis zweimal im Jahr än<strong>der</strong>n,<br />

werden als CD-ROM in den Fahrzeugen vorgehalten.<br />

Tagesaktuelle Än<strong>der</strong>ungen (Umleitungen, Son<strong>der</strong>einsätze,<br />

Langsamfahrstellen etc.) werden per Datenfernübertragung<br />

zu Verteilstationen gesandt und von diesen auf Speicherkarten<br />

den Triebfahrzeugführern mitgegeben. Letzteres Verfahren<br />

könnte in Zukunft auch durch eine funkbasierte<br />

Übertragung <strong>der</strong> aktuellen Daten ersetzt werden.<br />

Das Systemkonzept stellt sicher, daß aktuelle Än<strong>der</strong>ungsvorgaben<br />

von den Triebfahrzeugführern berücksichtigt werden<br />

können, gleichzeitig <strong>der</strong> Aufwand für die Datenfernübertragung<br />

jedoch minimiert wird.<br />

Das System EBuLa basiert darauf, daß an zentraler Stelle alle<br />

relevanten Informationen vorliegen:<br />

Informationen über die grundsätzlichen Eigenschaften<br />

und den aktuellen Zustand des Fahrwegs (Beschädigungen,<br />

Baustellen, Sperrungen),<br />

Informationen über den grundsätzlichen Fahrplan und<br />

aktuelle Än<strong>der</strong>ungen desselben (Son<strong>der</strong>fahrten, Umleitungen),<br />

Informationen über die Charakteristika <strong>der</strong> Züge/Fahrzeuge<br />

und aktuelle Abweichungen (leistungseinschränkende<br />

Defekte, fehlende Waggons etc.).<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 54<br />

Die Informationen werden durch Verknüpfung von Daten<br />

aus verschiedensten Quellen gewonnen. Dabei werden die<br />

Daten jeweils durch speziell abgestimmte Schnittstellen aus<br />

an<strong>der</strong>en EDV-Systemen übernommen:<br />

aus <strong>der</strong> gemeinsamen Fahrplandatenhaltung (GFD),<br />

aus dem System SbF (Satzerstellung betrieblicher Fahrplanunterlagen),<br />

aus verschiedenen weiteren Informationsquellen mit unterschiedlicher<br />

Aktualität.<br />

Raum- und zeitbezogenes Informationssystem für Bahnverkehrssysteme<br />

Vom Autor und seinen Mitarbeitern wird für Schienenverkehrssysteme<br />

ein raum- und zeitbezogenes Informationssystem<br />

(RZIS) als wesentliches Bindeglied zwischen allen<br />

Teilbereichen <strong>der</strong> Betriebsführung angesehen [Schnie<strong>der</strong> 98].<br />

Es stellt einen Informationsspeicher dar, <strong>der</strong> sämtliche Informationen<br />

von Objekten des Fahrwegs und seiner Umgebung<br />

zusammenfaßt (Abb. 8). Neben seiner Funktion als<br />

Bindeglied rein geographischer Informationen (aus Vermessung<br />

o<strong>der</strong> Ortung) im Sinne einer „digitalen Karte“ stellt<br />

das RZIS auch viele Informationen zur Verfügung, die wesentlich<br />

für die verschiedenen Aufgaben des Betriebs sind.<br />

Zu diesen Aufgaben gehören unter an<strong>der</strong>em<br />

Verkehrsnachfrageprognosen im Personen- und Güterverkehr,<br />

Umweltverträglichkeitsstudien,<br />

Liegenschaftskataster,<br />

Bau und Instandhaltung des Fahrwegs,<br />

Produkt- und Linienplanung,<br />

Fahrplan-, Dienstplan- und Umlaufplanerstellung und -pflege,<br />

Trassenvergabe und Trassenmanagement,<br />

Betriebsführung und Disposition,<br />

Fahrzeug- und Fahrwegbeeinflussung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

-<br />

Abb. 8: Zentrale Rolle des RZIS<br />

Seite 55<br />

Dabei ist wesentliches Kennzeichen, daß die angesprochenen<br />

Aufgaben sehr unterschiedliche zeitliche Horizonte und<br />

damit sehr unterschiedliche Dynamik <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

Daten haben. Während sich Liegenschaftsdaten beispielsweise<br />

nur sehr selten än<strong>der</strong>n, ist die Position eines<br />

Fahrzeugs auf <strong>der</strong> Strecke in hohem Maße verän<strong>der</strong>lich.<br />

Die Fähigkeit, Daten mit <strong>der</strong>art unterschiedlichem zeitlichen<br />

Verhalten miteinan<strong>der</strong> in Beziehung zu setzen, stellt<br />

eine hohe Anfor<strong>der</strong>ung an das RZIS, aber auch seinen<br />

beson<strong>der</strong>en Wert für alle Prozesse im Schienenverkehr dar.<br />

Railway Message Specification<br />

Für die interne und externe Kommunikation des RZIS ist<br />

die Railway Message Specification (RMS) konzipiert, in<br />

die im folgenden kurz eingeführt werden soll.<br />

Die Manufacturing Message Specification (MMS), genormt<br />

in ISO 9506, ist ein internationaler, in <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />

etablierter Kommunikationsstandard in <strong>der</strong> Anwendungsschicht<br />

(Schicht 7) des ISO/OSI-Referenzmodells. Die<br />

MMS ermöglicht in verteilten Systemen den maschinenun-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 56<br />

abhängigen Austausch von Nachrichten: bestimmte Nachrichten<br />

mit fester Bedeutung werden in <strong>der</strong> MMS festgelegt<br />

und lösen in Maschinen verschiedener, an das System angebundener<br />

Hersteller die gleiche Aktion aus. Damit wurde<br />

erstmals ein Standard für die Interpretation von Übertragungsdaten<br />

geschaffen [Schwarz 89], [Schwarz 91], [BlumannH<br />

93]. Während die MMS für den Bereich <strong>der</strong> verteilten<br />

Produktionssteuerung und -überwachung zuständig ist,<br />

wird eine systemunabhängige Beschreibung <strong>der</strong> Produktdaten<br />

selbst mittels STEP (STandard for the Exchange of Product<br />

model Data, genormt in ISO 10303) angestrebt [Schwarz 94].<br />

Um Erweiterungen für bestimmte Geräteklassen und Anwendungsgebiete<br />

zu schaffen, wurden die Dienste <strong>der</strong> MMS<br />

ergänzt um sogenannte Companion Standards, z. B. für<br />

Robotersteuerungen, numerische Steuerungen, speicherprogrammierbare<br />

Steuerungen und Prozeßleitsysteme. Durch die<br />

Kapselung aller leittechnischen Einrichtungen – insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuggeräte – und <strong>der</strong> Spezifizierung eines<br />

geeigneten Companion Standards könnten die zahlreichen<br />

Komponenten <strong>der</strong> Betriebsleittechnik und Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Bahn in einem heterogenen Informationsverbund verkoppelt<br />

werden. Auf diese Weise gelänge man zu einer Railway<br />

Message Specification (RMS), die die einzelnen Komponenten<br />

des Bahnbetriebs – ob beweglich o<strong>der</strong> ortsfest –<br />

vor fremden Zugriffen schützt und gleichzeitig die Kommunikation<br />

zwischen Einrichtungen verschiedener Hersteller<br />

normiert – ein wichtiger stabilisieren<strong>der</strong> Gesichtspunkt, insbeson<strong>der</strong>e<br />

vor dem Hintergrund des Wettbewerbs <strong>der</strong> Hersteller<br />

und den daraus resultierenden heterogenen Produktfamilien<br />

und -versionen [Schnie<strong>der</strong> 98].<br />

Innerhalb eines Bahnsystems käme <strong>der</strong> RZIS eine zentrale<br />

Bedeutung zu (Abb. 8). Als Bindeglied zwischen allen<br />

betrachteten Teilaufgaben <strong>der</strong> Bahntechnik wird das RZIS<br />

auch die globale Datenhaltung umfassen und somit wesent-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 57<br />

lichen Einfluß auf die zu entwickelnden Datenmodelle,<br />

Kommunikation, Dienste und Schnittstellen nehmen.<br />

Mit einer abgestimmten internen wie externen Kombination<br />

aus Informationsschnittstellen, -diensten und -plattformen<br />

kann <strong>der</strong> Bahnverkehr seine kundenorientierte Attraktivität<br />

und betriebliche Leistungsfähigkeit voll zur Geltung bringen.<br />

Literatur Dieser Beitrag beruht zum großen Teil auf Dissertationen,<br />

Veröffentlichungen, Berichten und Arbeitspapieren von Mitglie<strong>der</strong>n<br />

des Instituts für Regelungs- und Automatisierungstechnik<br />

<strong>der</strong> <strong>Technische</strong>n Universität Braunschweig,<br />

insbeson<strong>der</strong>e von Leinhos, Fay, Röver und Schroe<strong>der</strong>, ohne<br />

daß sie im Text speziell vermerkt sind. Diese Beiträge sind<br />

wie alle an<strong>der</strong>en Literaturverweise in den Literaturangaben<br />

aufgeführt.<br />

Arms, J.-Chr.: Dezentrale Intelligenz für Leit- und Sicherungstechnik<br />

– Voraussetzung für funkbasierte Betriebskonzepte.<br />

EI - Eisenbahningenieur 48 (1997) 6, S. 12-16<br />

Blumann, W., Horstmann, A. [Hrsg.]: Fertigungstechnik<br />

mit MMS – geräteunabhängiger Informationsaustausch, eine<br />

Einführung mit Beispielen. VDI-Verlag, Düsseldorf, 1993<br />

Deutsche Bahn: Telematik – technologische Intelligenz im<br />

Dienst von Bahn und Mobilität. Informationsmaterial anläßlich<br />

des 4. Weltkongresses ITS (Intelligent Transport<br />

Systems), S. 17<br />

Erdmann, L.; Schielke, A. G.; Schnie<strong>der</strong>, E.: Referenzmodell<br />

zur Strukturierung von Leitsystemen. In: at – Automatisierungstechnik<br />

42 (1994) 5, S. 187-197<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 58<br />

FREJ, I.: Funksignalisierungssystem – RBS. Signal & Draht 88<br />

(1996) 6, S. 31-34<br />

Habermann, V.; Molle, P.; Morsey-Picard, G.; Müller-Hellmann,<br />

A.: Neue Initiativen und Strukturen auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> europäischen Normung für Bahnen. In: Elektrische<br />

Bahnen 89 (1991) 7, S. 205-211<br />

Hans, G.; Kucharzyk, U.; Lutz, P.: TCN Train Communication<br />

Network. Internationale Normung für Zug- und Fahrzeugkommunikation.<br />

In: Aktive Leittechnik für Schienenfahrzeuge.<br />

VDI -Berichte 1154. VDI-Verlag, Düsseldorf,<br />

1994<br />

Klinge, K.-A.; Röver, S.; Schnie<strong>der</strong>, E.: RailOrt – Ortung<br />

im spurgebundenen Verkehr auf <strong>der</strong> Basis von Satelliten-<br />

Navigation. Hrsg.: Projektträger bodengebundene Verkehrstechnologien,<br />

TÜV Rheinland Sicherheit und Umweltschutz<br />

GmbH. In: ETR-Eisenbahntechnische Rundschau 45<br />

(1996) 10, S. 667-672<br />

Kollmannsberger, F.: Die Datenübertragungsschnittstellen<br />

für die ETCS-Balise – ein europäischer Standard. Signal +<br />

Draht 88 (1996) 1/2, S. 5-13<br />

Kraft, K. H.: Fahrdynamik und Automatisierung von spurgebundenen<br />

Transportsystemen. Springer-Verlag, Berlin, 1988<br />

Kucharzyk, U.: Standardisierung offener Kommunikationssysteme<br />

für Schienenfahrzeuge. In: Datenübertragung auf<br />

Fahrzeugen mittels serieller Bussysteme. ETG-Fachbericht<br />

37. Vde-Verlag, Berlin; Offenbach, 1992<br />

Leinhos, D.: Analyse und Entwurf von Ortungssystemen<br />

für den Schienenverkehr mit Strukturierten Methoden.<br />

Dissertation Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik,<br />

TU Braunschweig, 1995<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 59<br />

Lennartz, K.: Europäische Normen für die signaltechnische<br />

Sicherheit bei Eisenbahnen. In: Signal + Draht 86 (1994) 12,<br />

S. 416-421<br />

Lübke, D.: Der elektronische Buchfahrplan <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bahn AG. ETR Eisenbahntechnische Rundschau 45 (1996),<br />

S. 747-750<br />

Manschewski, H.-W.: INDUSI-Betriebsprogrammerweiterung<br />

(Teil 1). Eisenbahn-Ingenieurkalen<strong>der</strong> 1995, S. 275-285,<br />

Verband Deutscher Eisenbahn-Ingenieure e. V, 1995<br />

Müller, J.-O.: Entwurf einer optimalen Mensch-Prozeß-<br />

Kommunikation für einen Dispositionsarbeitsplatz im Magnet-Schnellbahn-Verkehr.<br />

Dissertation Institut für Regelungsund<br />

Automatisierungstechnik, TU Braunschweig, 1996<br />

Murr, E.: Systembeschreibung <strong>der</strong> Linienzugbeeinflussung<br />

(LZB) <strong>der</strong> Deutschen Bahn. Eisenbahn-Ingenieurkalen<strong>der</strong><br />

1990, S. 285-317<br />

Murr, E.: Systembeschreibung <strong>der</strong> Linienzugbeeinflussung<br />

(LZB) <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn. In: Eisenbahn-Kalendar,<br />

Tezlaff-Verlag, Hamburg, 1991<br />

Murr, E.: Der Ortungsrechner für die LZB 80-Fahrzeuggeräte.<br />

In: Signal und Draht 83 (1991) 7/8, S.190-193<br />

Oser, U.; Arms, J.-Chr.; Wegel, H.: FunkFahrBetrieb (FFB)<br />

zum wirtschaftlichen Einsatz auf Regionalstrecken. ETR –<br />

Eisenbahntechnische Rundschau 46 (1997) 6,<br />

S. 323-331<br />

Panier, F.: Der elektronische Buchfahrplan. Eisenbahningenieur<br />

1/96 (1996), S. 38-43<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 60<br />

Ptok, J. B.: ETCS – Kern des „Europäischen Eisenbahn<br />

Verkehrsmanagement Systems“. EI – Eisenbahningenieur 47<br />

(1996) 3, S. 56-60<br />

Röver, S.: Datenübertragung auf Schienenfahrzeugen. Diplomarbeit.<br />

Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik,<br />

TU Brauschweig, 1995<br />

Röver, S.; Schroe<strong>der</strong>, M.; Schnie<strong>der</strong>, E.: Evaluation of the<br />

Economic Viability and Dependability of a Train Localization<br />

Module – An integrated Approach with Petri Nets.<br />

WCRR 97 – World Congress on Railway Research. Florenz<br />

(Italien),1997<br />

Schnie<strong>der</strong>, E.: Betriebsleittechnik für die Magnetschnellbahn<br />

TRANSRAPID. at-Automatisierungstechnik 9/96 (1996),<br />

S. 428-436<br />

Schnie<strong>der</strong>, E.: Automatisierung von Sicherheitsfunktionen<br />

für den Schienenverkehr. at-Automatisierungstechnik, Son<strong>der</strong>heft<br />

„Sicherheitsgerichtete Automatisierungstechnik“,<br />

2/1998<br />

Schnie<strong>der</strong>, E.; Fay, A.: Informationsmanagement im Schienenverkehr:<br />

Konzepte und Visionen. In: Informationsmanagement<br />

im Verkehr. Hrsg.: J. R. Daduna, S. Voß. Springer-<br />

Verlag, Berlin, 1998 (in Vorbereitung)<br />

Schroe<strong>der</strong>, M.; Schnie<strong>der</strong>, E.: Kunden- und Fahrgastinformationssysteme<br />

im Verkehr. Übung zur Vorlesung „Regelung<br />

und Automatisierung in <strong>der</strong> Verkehrstechnik“. Institut<br />

für Regelungs- und Automatisierungstechnik, TU<br />

Braunschweig, 1996<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Telematik im Schienenverkehr 06410<br />

Seite 61<br />

Schroe<strong>der</strong>, M.: Ansätze für eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

von Betriebsleitsystemen. Diplomarbeit. Institut<br />

für Regelungs- und Automatisierungstechnik, TU Braunschweig,<br />

1996<br />

Schultes, G.: Bussysteme des Intercity-Express (ICE). In:<br />

Datenübertragung auf Fahrzeugen mittels serieller Bussysteme.<br />

ETG-Fachbericht 37. VDE-Verlag, Berlin; Offenbach,<br />

1992<br />

Sporle<strong>der</strong>, H.: Das Fahrzeuggerät LZB 80 <strong>der</strong> Linienzugbeeinflussung<br />

ist für die zukünftige und europäischen Aufgaben<br />

vorbereitet. eb – Elektrische Bahnen 89 (1991) 11,<br />

S. 141-143<br />

Schwarz, K.: Manufacturing Message Specification (MMS)<br />

– offene Verständigung in verteilten Systemen <strong>der</strong> industriellen<br />

Automatisierung. atp – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 31 (1989), S. 23-29<br />

Schwarz, K.: Manufacturing Message Specification (MMS)<br />

– Übersicht über die Methoden, Modelle, Objekte und<br />

Dienste. atp – Automatisierungstechnische Praxis 33 (1991),<br />

S. 369-378<br />

Schwarz, K.: STEP und MMS – zwei Säulen zur Kostensenkung.<br />

Systeme 5/94 (1994), S. 37-42<br />

Six, J.: Abstandshaltung und Streckenleistungsfähigkeit.<br />

Signal- und Draht-Beilage 4/96, S. 16-21<br />

Stüwe, H.D.; Schmidt, A.: CAD-Einsatz bei <strong>der</strong> Bahn – Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an den Datenaustausch mit externen Partnern.<br />

Eisenbahningenieur 46 (1995) 8, S. 577-580<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06410 Telematik im Schienenverkehr<br />

Seite 62<br />

Uebel, H.; Dräger, U.: Geschwindigkeits- und Wegmessung<br />

für LZB-Fahrzeuge. In: ETR-Eisenbahntechnische Rundschau<br />

32 (1983) 12, S. 63-66<br />

Zeilhofer, M.; Schweigstetter, K.: DIBMOF – ein Quantensprung<br />

in <strong>der</strong> Betriebsleittechnik? ETR – Eisenbahntechnische<br />

Rundschau 45 (1996) 3, S. 113-118<br />

Internet-Links<br />

STORM Regionales Verkehrsmanagement Stuttgart,<br />

http://www.traxxx.de/copilot/projekte/storm.html,<br />

18/08/1997<br />

Information concerning the Titan Project (TR 1053 & 1107),<br />

http://titan.gulliver.fr/FRM0.HTM, 18/08/1997<br />

GI - Fachgruppe 5.2.1 Modellierung betrieblicher Informationssysteme<br />

(MobIS),<br />

http://www.seda.sowi.uni-bamberg.de/~fa52/fg521/fg521.html,<br />

18/08/1997<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Landwirtschaft<br />

von<br />

Prof. Dr. Hermann Auernhammer<br />

1 Landwirtschaft und Verkehr<br />

Seite 1<br />

Die Landwirtschaft bewirtschaftet etwa 55 % <strong>der</strong> gesamten<br />

Fläche <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland. Zusammen mit <strong>der</strong><br />

Forstwirtschaft erhöht sich <strong>der</strong> Flächenanteil sogar auf 84 %.<br />

Land- und Forstwirtschaft sind demnach flächendeckende<br />

Wirtschaftszweige. Im Zuge verstärkten Umweltbewußtseins<br />

stehen sie mehr und mehr in <strong>der</strong> Diskussion um die nachhaltige<br />

Landbewirtschaftung.<br />

1.1 Transport<br />

Die Landwirtschaft wird oft als „Transportgewerbe wi<strong>der</strong><br />

Transporte Willen“ bezeichnet. Landwirtschaftliche Transporte bestehen<br />

aus dem Gerätetransport für die Arbeit zu den Fel<strong>der</strong>n<br />

und zurück, <strong>der</strong> Zufuhr <strong>der</strong> Produktionsmittel wie Saatgut,<br />

Dünge- und Pflanzenschutzmittel zum Feld und schließlich<br />

aus <strong>der</strong> Abfuhr <strong>der</strong> Erntegüter von den Fel<strong>der</strong>n. Insgesamt<br />

entstehen daraus gewaltige Transportmengen (Tab. 1).<br />

Transport- Die einzelnen Transportmassen je Transporteinheit betragen<br />

einheit zwischen 4 und 8 Tonnen. Viele <strong>der</strong> genannten Güter werden<br />

in den Betrieben zwischengelagert werden, wodurch<br />

sich die Zahl <strong>der</strong> Transportvorgänge nahezu verdoppelt. So<br />

erbringt z. B. je<strong>der</strong> in <strong>der</strong> bundesdeutschen Landwirtschaft<br />

eingesetzte Traktor etwa 20 bis 25 % seiner Einsatzzeit ausschließlich<br />

für den Transport (nicht einbezogen die<br />

Sammel- und Verteilvorgänge auf dem Feld). Dabei ist zu<br />

Universal- bedenken, daß in Deutschland landwirtschaftliche Transfahrzeug<br />

porte nahezu ausschließlich mit dem Universalfahrzeug<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 2<br />

Traktor „Traktor“ und mehr o<strong>der</strong> weniger angepaßten Transporteinheiten<br />

durchgeführt werden. Ausnahmen bilden<br />

benötigte Kraftfuttermengen für größere tierhaltende Betriebe<br />

mit Silozuganlieferung<br />

die Abfuhr <strong>der</strong> Zuckerrüben zu den Fabriken. Diese<br />

erfolgte bis 1988 überwiegend per Bundesbahn, seither<br />

LKW zunehmend per LKW.<br />

Gut Menge mittl.(* Transport- rel. Anteile<br />

Entfernung tonnage Anteile je Gruppe<br />

[t] [km] [1000 tkm] [%] [%]<br />

Dünger<br />

Mineraldünger N 1 769 200 10 17 692 0,691 23,61<br />

P 339 900 10 3 399 0,133 4,54<br />

K 649 000 10 6 490 0,253 8,66<br />

Ca 1 886 400 10 18 864 0,737 25,18<br />

Organische Dünger (1993) 14 238 000 2 28 476 1,112 38,01<br />

Pflanzenschutzwirkstoffe<br />

Herbizide 16 065 10 161 0,006 46,68<br />

Insektizide, Akarizide 4 925 10 49 0,002 14,20<br />

Fungizide 9 652 10 96 0,004 27,83<br />

Sonstige 3 889 10 39 0,001 11,30<br />

Feldfrüchte<br />

Getreide (einschl. Mais) 39 864 000 8 318 912 12,455 12,83<br />

Hülsenfrüchte 302 000 10 3 020 0,118 0,12<br />

Hackfrüchte 48 014 000 40 1 920 560 75,007 77,28<br />

Futter, Grünland (Heuwert) 37 357 000 1 37 357 1,459 1,50<br />

Silomais (in Grünmasse) 49 490 000 2 98 980 3,866 3,98<br />

Son<strong>der</strong>kulturen 10 631 000 10 106 310 4,152 4,28<br />

Summe 2 560 504<br />

(* Schätzwerte<br />

Tab. 1: Verbrauch bzw. Erzeugung ausgewählter Betriebsmittel und landw. Produkte (nach<br />

Stat. Jahrbuch ELF 1996, Angaben für Wirtschaftsjahr 1995/96)<br />

Landwirtschaftliche Fahrzeuge sind somit in Deutschland<br />

Teilnehmer am öffentlichen Verkehr mit starker saisonaler<br />

Transportleistung. Landwirtschaftliche Transporte verteilen<br />

sich auf öffentliche befestigte und unbefestigte Wege.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

größere Leistungsfähigere Technik tendiert zu größeren Achslasten,<br />

Achslasten zunehmenden Gesamtgewichten und vollständiger Ausnutzung<br />

<strong>der</strong> gesetzlich zugelassenen Maximalbreiten.<br />

1.2 Landwirtschaft und Umwelt<br />

Die verstärkte Nutzung von mehr und zugleich leistungsfähigerer<br />

Technik steht zunehmend im Zwiespalt zwischen<br />

Höhere Erträge höherer Produktion mit höheren Erträgen, also höheren<br />

Erlösen, und mehr Ökologie mit Verzicht auf maximale Erträge<br />

und Schonung <strong>der</strong> Umwelt, verbunden mit (scheinbar)<br />

höherer Produktqualität.<br />

Abb. 1: Die Düngung im System „Precision Farming“<br />

Seite 3<br />

Nutzung <strong>der</strong> Einen Ausweg scheint aus dieser Situation die Nutzung <strong>der</strong><br />

Elektronik Elektronik zu zeigen. Sie hilft sowohl bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

des Bodenschutzgedankens wie auch bei <strong>der</strong> Verbesserung<br />

landwirtschaftlicher Arbeiten insgesamt. Für diese neuen Möglichkeiten<br />

hat sich in jüngerer Zeit <strong>der</strong> Begriff „Precision<br />

Farming“ herausgebildet. Zu verstehen ist darunter jegli-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 4<br />

ches Bemühen, die lokalen Gegebenheiten zu erfassen und<br />

in die erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen <strong>der</strong> Bodenbearbeitung,<br />

<strong>der</strong> Düngung, des Pflanzenschutzes, <strong>der</strong> Ernte und des<br />

Transportes einzubeziehen. Für die Düngung stellt Abbil-<br />

Regelkreis dung 1 den erfor<strong>der</strong>lichen Regelkreis dar, <strong>der</strong> zugleich die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Dokumentationen erstellen kann.<br />

Dazu wird als Schlüsseltechnologie die Satellitenortung GPS<br />

eingesetzt. Um den Belangen <strong>der</strong> Landwirtschaft hinsicht-<br />

Differentielles lich <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Genauigkeiten (Tab. 2) gerecht zu werden,<br />

GPS (DGPS) muß immer „Differentielles GPS (DGPS)“ genutzt werden.<br />

erfor<strong>der</strong>liche Genauigkeit Aufgabe Anwendungsbeispiele<br />

± 10 m Navigation - Zielsuche von Schlägen (überbetr.<br />

Maschineneinsatz)<br />

- Zielsuche von Lagerplätzen<br />

(Forst)<br />

± 1 m Arbeitserledigung<br />

Information<br />

Dokumentation<br />

± 10 cm Fahrzeugführung<br />

(Fahrerentlastung)<br />

- Arbeit im Feld mit<br />

Tab. 2: Erfor<strong>der</strong>liche Genauigkeiten bei Arbeiten in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

Ertragsermittlung<br />

Düngung<br />

Pflanzenschutz<br />

Bodenbeprobung<br />

Schutzgebiete<br />

- automatisierte Datenerfassung<br />

- Anschlußfahren bei großen<br />

Arbeitsbreiten<br />

- Mähdrusch<br />

± 1 cm Geräteführung - mechanische<br />

Unkrautbekämpfung<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Elektronik wird dadurch zu einem unverzichtbaren Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Landtechnik. Sie läßt sich jedoch nur dann pro-<br />

Standardisierte blemlos und kostengünstig einsetzen, wenn standardisierte<br />

Schnittstellen Schnittstellen zur Verfügung stehen. Vorbildlich für alle Bereiche<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft wurde dafür schon 1986 mit den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Normungsarbeiten begonnen. Seit Februar 1997<br />

Landwirt- steht das „Landwirtschaftliche BUS-System (LBS)“ nach<br />

schaftliches BUS- DIN 9684/2-5 als offener Standard für die Nutzung in <strong>der</strong><br />

System (LBS) Praxis zur Verfügung (Abb. 2).<br />

Abb. 2: Landwirtschaftliches BUS-System (LBS)<br />

Seite 5<br />

1.3 Landwirtschaft und Kostensenkung<br />

Familien- Bedingt durch die überwiegend familienbäuerliche Struktur<br />

bäuerliche wird die Technik in den einzelnen Betrieben nur unzureichend<br />

Struktur ausgenutzt. Hohe Fixkosten und hohe Stückkosten sind die<br />

Folge.<br />

Überbetrieb- Als Ausweg wird seit Jahren <strong>der</strong> überbetriebliche Maschinenlicher<br />

einsatz verstärkt genutzt. Ob als Maschinengemeinschaft, als<br />

Maschinen- Maschinenring o<strong>der</strong> als Lohnunternehmer, führen alle diese<br />

einsatz Formen zu größeren Maschinen und vermehrt zu selbstfahrenden<br />

Einheiten. Deren sinnvolle Nutzung erfor<strong>der</strong>t verstärkte<br />

Bemühungen bei <strong>der</strong> Planung und <strong>der</strong> Logistik. Allen voran<br />

sind die Rodegemeinschaften für Zuckerrüben und <strong>der</strong><br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 6<br />

Mähdrescher- sowie Feldhäckslereinsatz bei den Lohnunternehmern<br />

zu nennen.<br />

2 Systeme und Anwendungen<br />

Telematik Die Telematik findet in <strong>der</strong> Landwirtschaft Anwendung in<br />

<strong>der</strong> Dokumentation und Maschinensteuerung, im Precision<br />

Farming und im Flottenmanagement.<br />

2.1 Dokumentation und Maschinensteuerung<br />

Ausgehend von spezialisierten Überwachungs- und Steuerungscomputern<br />

für die exakte Zuteilung von Pflanzenschutz-<br />

Mobile Agrar- und Düngemitteln ist heute <strong>der</strong> mobile Agrarcomputer in<br />

computer mehr als 15.000 Einheiten in <strong>der</strong> Landwirtschaft Deutschlands<br />

im Einsatz und somit Stand <strong>der</strong> Technik (Abb. 3).<br />

Er verfügt über<br />

eine standardisierte Schnittstelle zum Traktor nach DIN<br />

Basissignale 9684-1, um von dort die erfor<strong>der</strong>lichen Basissignale abzugreifen,<br />

kodierte Steckverbindungen, um für die unterschiedlichen<br />

Anwendungsfälle die erfor<strong>der</strong>liche Software zu<br />

aktivieren, und<br />

eine bidirektionale Datenübertragungsmöglichkeit per<br />

Chipkarte Chipkarte zum Betriebsrechner, um Auftragsdaten zu<br />

übernehmen und Durchführungsdaten zurückzugeben.<br />

Derzeit werden in den Betrieben befindliche Systeme mit<br />

DGPS nachgerüstet. Sie sind in <strong>der</strong> Lage, mit <strong>der</strong> verfügbaren<br />

Technik teilflächenspezifische Ausbringvorgänge zu realisieren.<br />

Zugleich kann damit eine automatisierte Betriebsdatenerfassung<br />

nach Ort und Zeit sichergestellt werden. Sie<br />

Schlagkartei, dient <strong>der</strong> Dokumentation durchgeführter Arbeiten für die inner-<br />

Buchführung betriebliche Datenverarbeitung (Schlagkartei, Buchführung)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Abb. 3: Mobiler Agrarcomputer<br />

Seite 7<br />

und dem Nachweis verabreichter Applikationsmengen, bearbeiteter<br />

Applikationsflächen und <strong>der</strong> Applikationszeitpunkte.<br />

Neuausrüstungen werden dagegen über LBS realisiert. In<br />

diesem offenen, mobilen Kommunikationssystem sind für<br />

alle angeschlossenen Teilnehmer gemeinsam nutzbare Dienste<br />

vorgesehen.<br />

Positionierung Über den Dienst „Positionierung“ kann DGPS integriert<br />

und für jeden Teilnehmer die aktuelle Position in frei zu<br />

wählenden Zeitintervallen zur Verfügung gestellt werden.<br />

Betriebs- Die Anbindung an das Betriebsmanagement erfolgt als<br />

management standardisierte Datei nach ADIS (Agricultural Data<br />

Interchange Syntax), definiert in ISO 11787.<br />

Übertragungs- Die Übertragungsmedien sind in LBS freigestellt. Sie erformedien<br />

<strong>der</strong>n lediglich einen geeigneten Treiber auf <strong>der</strong> stationären<br />

und auf <strong>der</strong> mobilen Seite.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 8<br />

Diese Systeme übernehmen in Bezug auf den mobilen Agrarcomputer<br />

vergleichbare Aufgaben und sind beliebig erweiterbar.<br />

Auch neue Anfor<strong>der</strong>ungen im Hinblick auf erweiterte<br />

Dokumentationspflichten lassen sich damit relativ problemlos<br />

integrieren und umsetzen.<br />

2.2 Precision Farming<br />

Teilkompo- Precision Farming beruht nach Abb. 1 auf vielfältigen Teilkomnenten<br />

ponenten mit vielen Wechselbeziehungen und einer durchgängigen<br />

Kommunikationsmöglichkeit. Die wesentlichen<br />

Teilbereiche sind<br />

eine umfassende, georeferenzierte Datenerfassung,<br />

<strong>der</strong> Verschnitt <strong>der</strong> Daten in einem „Geografischen<br />

Informationssystem (GIS)“,<br />

die Erstellung von georeferenzierten Anweisungen<br />

und <strong>der</strong>en Umsetzung vor Ort anhand von Applikationskarten.<br />

Die Umsetzung aller denkbaren Lösungsansätze befindet<br />

sich erst am Anfang einer sich abzeichnenden lange andauernden<br />

Entwicklung. Folgende Schritte sind realisiert:<br />

2.2.1 Feldaufmaßung<br />

Lokal ausgerichtete Bewirtschaftungsmaßnahmen benötigen<br />

die Zuordnung <strong>der</strong> Daten und Maßnahmen zu den einzelnen<br />

Schlägen (Fel<strong>der</strong>n) und Teilschlägen. Deshalb ist<br />

Georeferen- zum Einstieg in das „Precision Farming“ die georeferenzierte<br />

Schlag- zierte Schlagerfassung unerläßlich. Sie läßt sich auf mehreerfassung<br />

re Arten realisieren:<br />

Flurkarten Übernahme digitalisierter Flurkarten von staatlichen<br />

Einrichtungen (Liegenschaftsämter, Landesvermessungsämter,<br />

Flurbereinigungsbehörden u. a.) o<strong>der</strong> Digitalisierung<br />

von vorliegenden Karten im Maßstab 1:25.000 für die<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Seite 9<br />

Planung von Maschinen- und Transporteinsätzen und<br />

1:10.000 o<strong>der</strong> besser 1:5.000 für die Logistik vor Ort.<br />

Erfassung <strong>der</strong> vor Ort vorliegenden Verhältnisse über<br />

Umfahren Leichtfahrzeuge mit DGPS-Ausstattung durch Umfahren<br />

aller Schläge aller Schläge. Diese Dienste werden von neuen Dienstleistungsunternehmen<br />

gegen ein flächenbezogenes Entgelt<br />

erbracht und beinhalten die erfor<strong>der</strong>liche Datenaufbereitung<br />

für ein betriebliches Informationssystem.<br />

Ableitung <strong>der</strong> betrieblichen Schlagdaten aus den Informationen<br />

<strong>der</strong> lokalen Ertragsermittlungen. Daraus können<br />

geeignete Algorithmen die jeweils äußersten Meß-<br />

Schlagperimeter punkte eines Schlages zum Schlagperimeter ermitteln.<br />

Biotope Auch Ausschlußflächen (Biotope, Bachläufe u. a.) lassen<br />

Bachläufe sich extrahieren. Allerdings führt dieser Ansatz aufgrund<br />

<strong>der</strong> jeweils vorliegenden Fruchtfolge im Betrieb erst<br />

nach einigen Jahren zu einer vollständigen Flurkarte mit<br />

geringerer Genauigkeit u. U. immer noch vorhandenen<br />

Datenlücken.<br />

2.2.2 Ertragsermittlung und Ertragskartierung<br />

Die ökonomische Zielgröße aller Bewirtschaftungsmaßnah-<br />

Ertrag men ist <strong>der</strong> Ertrag. Neben seiner absoluten Höhe je Schlag<br />

verdient die im Schlag vorliegende Verteilung (Heterogenität)<br />

eine zunehmende Bedeutung, um einerseits Ertragsreserven<br />

zu erkennen (höhere Düngermengen erfor<strong>der</strong>lich)<br />

und um an<strong>der</strong>erseits auf Ertragsbegrenzungen durch mangelnde<br />

Bodenfruchtbarkeit mit reduziertem Aufwand zu<br />

reagieren. Vor allem die Aufwandsreduzierung hat eine sehr<br />

starke ökologische Bedeutung, weil damit <strong>der</strong> Eintrag von<br />

Stickstoff in das Grundwasser reduziert werden kann.<br />

Über die <strong>der</strong>zeitigen Ertragsermittlungen je Schlag ist deshalb<br />

die lokale Ertragsermittlung unverzichtbar. Sie setzt<br />

sich aus folgenden Teilschritten zusammen:<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 10<br />

Ertragsmeß- Über spezielle Ertragsmeßsensoren (heute verfügbar für<br />

sensoren Mähdruschgetreide, Erfassung des Gutstromes im Feldhäcksler,<br />

im Zuckerrübenvollernter und in ersten Ansätzen<br />

für den Kartoffelvollernter) wird im Sekundentakt<br />

<strong>der</strong> jeweilige Gutsdurchfluß nach Volumen o<strong>der</strong> Masse<br />

erfaßt. Parallel dazu erfolgt über DGPS die Positionsermittlung<br />

<strong>der</strong> Erntemaschine mit einem Fehler zwischen 1<br />

und 2 m. Über die aktuelle Zeit werden die beiden Datenströme<br />

zusammengeführt, gespeichert und je nach Maschinenfabrikat<br />

für die Bedienperson zur Anzeige gebracht.<br />

Datenüber- Danach erfolgt die Datenübertragung per kontaktloser<br />

tragung Chipkarte o<strong>der</strong> PCMCIA-Card auf den PC <strong>der</strong> Betriebsführung.<br />

Geeignete Software führt vielfältige Datenprüfungsalgorithmen<br />

durch, ordnet den Meßversatz zwischen<br />

Gutserfassung und Durchflußmessung <strong>der</strong> richtigen<br />

Position zu und erstellt mit Hilfe geografischer In-<br />

Ertragskarten formationssysteme Ertragskarten. Diese werden nach Bedarf<br />

bzw. Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Software in Form von<br />

Raster- o<strong>der</strong> von Konturgrafiken dargestellt. Eine an die<br />

realen Verhältnisse angepaßte Ertragsklassierung ist<br />

anzustreben (z. B. insgesamt 5 Ertragsklassen relativ zum<br />

Ertragsmittel je Schlag).<br />

2.2.3 Bodenbeprobung<br />

Lokale Ertragsermittlungen stellen über die Nährstoffe in<br />

Nährstoffe den erzeugten Gütern den Entzug an Nährstoffen dar. Um<br />

damit auf den Bedarf <strong>der</strong> nächsten Vegetation schließen zu<br />

können, muß in einem weiteren Schritt <strong>der</strong> zu Vegetationsbeginn<br />

verfügbare Nährstoff im Boden ermittelt werden.<br />

Dies erfolgt im System „Precision Farming“ mit Hilfe geeigneter<br />

Probennahmetechniken an kleinen mobilen Einheiten<br />

in Verbindung mit DGPS. Folgen<strong>der</strong> Ablauf ist anzustreben:<br />

Schlagdaten Übernahme <strong>der</strong> Schlagdaten aus einem betrieblich verfügbaren<br />

GIS o<strong>der</strong> Erfassung durch Umfahren des Schlages,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Seite 11<br />

Festlegung <strong>der</strong> Beprobungspunkte nach Vorgaben <strong>der</strong><br />

Analyselabors,<br />

Beprobungs- navigatorische Erfassung <strong>der</strong> Beprobungspunkte nach einer<br />

punkte optimierten Route mit Feinortung während <strong>der</strong> Probenentnahme<br />

und Zuordnung <strong>der</strong> ermittelten Position zur<br />

Bodenprobe (Etikettendruck, Listendruck, Anzeige für<br />

die Bedienperson),<br />

wie<strong>der</strong>holte Beprobungen im zweijährigen Rhythmus an<br />

ausgewählten Stellen innerhalb von Flächen mit ≤ 1 m 2<br />

Nährstoff- durch DGPS-Navigation zur Ableitung zeitlich verän<strong>der</strong>vorräte<br />

ter Nährstoffvorräte.<br />

Labor Die Datenübertragung zum Labor erfolgt entwe<strong>der</strong> per<br />

Chipkarte o<strong>der</strong> PCMCIA-Card auf einen geeigneten Laptop.<br />

Von dort können verschiedene Transfermedien genutzt<br />

werden, um die Daten an das Untersuchungslabor weiterzugeben<br />

(erleichtert <strong>der</strong>en betriebsinternen Ablauf; ermöglicht<br />

die Zuordnung zu den Untersuchungsergebnissen und <strong>der</strong>en<br />

gemeinsame Weitergabe an den Landwirt), o<strong>der</strong> sie werden<br />

direkt für das Informationssystem des Landwirts aufbereitet<br />

und übergeben.<br />

2.2.4 Informationsverarbeitung und Ableitung <strong>der</strong> lokalen<br />

Düngermengen<br />

Alle Informationen müssen im Betriebsrechner (PC des Be-<br />

Auswertungs- triebsmanagements) gesammelt und den verschiedenen Ausprogramme<br />

wertungsprogrammen zugeführt werden. Völlig neue Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

stellt dabei die Analyse lokaler Daten im Hinblick<br />

auf erfor<strong>der</strong>liche Düngermengen und Düngungszeitpunkte,<br />

da in <strong>der</strong> Vergangenheit die Fel<strong>der</strong> ausschließlich<br />

als einheitliche Flächen behandelt wurden. Deshalb integrieren<br />

verfügbare Programme in die finale Erstellung <strong>der</strong><br />

Applikationskarten den Betriebsleiter und erlauben ihm die<br />

auf örtlicher Erfahrung basierende Abgrenzung <strong>der</strong> Teilflächen<br />

und <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Düngermengen per Mausklick<br />

und Erfahrung.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 12<br />

Applikations- Applikationskarten werden als Rasterkarten definiert und<br />

karten berücksichtigen die Arbeitsrichtung auf dem Schlag und die<br />

Arbeitsbreite <strong>der</strong> Verteilgeräte. Ihre Übertragung in die mobile<br />

Verteiltechnik basiert auf dem standardisierten Format<br />

nach ADIS.<br />

2.2.5 Lokale Düngung<br />

Die Umsetzung <strong>der</strong> Applikationskarten erfolgt mit den o. g.<br />

elektronischen Steuerungssystemen in Verbindung mit DGPS.<br />

Zwei Entwicklungsrichtungen sind zu erkennen:<br />

Mehrkammer- Gleichzeitige Ausbringung mehrerer Düngerarten in sog.<br />

systeme „Mehrkammersystemen“. Jede Düngersorte wird entsprechend<br />

dem Bedarf einem Mischorgan zugeführt und<br />

danach gemeinsam ausgebracht. Diese Entwicklung ist vor<br />

allem auf den großen Betrieben in den USA und in den<br />

neuen Bundeslän<strong>der</strong>n zu beobachten.<br />

Gezielte lokale Ausbringung des erfor<strong>der</strong>lichen Stickstoffes<br />

als Hauptertragsbildner. Zum Einsatz gelangen die<br />

schon verfügbaren Düngerstreuer mit <strong>der</strong> Erweiterung<br />

DGPS. Die Applikation erfolgt in <strong>der</strong> Regel in zwei bis<br />

drei zeitlich an die Witterung angepaßten Vorgängen.<br />

2.3 Flottenmanagement im überbetrieblichen Maschineneinsatz<br />

Während das Precision Farming vor allem den einzelnen<br />

Betrieb erfaßt, zielen die Maßnahmen des Flottenmanagements<br />

auf den überbetrieblichen, jedoch regional begrenzten<br />

Einsatz hin. Auch dabei steht die Entwicklung erst am<br />

Anfang.<br />

2.3.1 Mähdrusch<br />

Nach vorsichtigen Schätzungen werden im Bundesgebiet<br />

Getreidefläche etwa 60 bis 70 % <strong>der</strong> Getreidefläche im überbetrieblichen<br />

Maschineneinsatz geerntet. Lohnunternehmer verfügen über<br />

bis zu 20 und mehr Mähdrescher und 5 bis 6 selbstfahrende<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Feldhäcksler. Eine kostengünstige Arbeitserledigung setzt<br />

voraus:<br />

Routen- Optimale Routenplanung <strong>der</strong> Einzelmaschinen o<strong>der</strong> von<br />

planung Maschinengruppen in Abhängigkeit von den zu erntenden<br />

Getreidearten, <strong>der</strong> regionalen Erntefläche und <strong>der</strong> regionalen<br />

Abreife<br />

Überwachung Zentrale Überwachung <strong>der</strong> Einzelmaschinen in <strong>der</strong><br />

Erntekampagne zur Überprüfung <strong>der</strong> Arbeitsfortschritte<br />

und zum kurzfristigen Maschinenmanagement<br />

Maschinen- Zentrale gesteuerte Maschineneinstellung aufgrund <strong>der</strong><br />

einstellung aktuellen Leistungsparameter aller Maschinen mit Teleservice<br />

bei Maschinenproblemen<br />

Derzeit wird für diese Aufgaben das System AgroCom <strong>der</strong><br />

Fa. CLAAS angeboten (Tab. 3).<br />

Einheiten Systeme Werkzeuge<br />

Leitzentrale Elektronisches Kartensystem<br />

Regionale Wetterprognosen Online-Wetterinformation<br />

Stunden-, Tages- und Wochenprognose<br />

Dispositionssystem Planungs- und Entscheidungsprogramm<br />

Kunden- und Auftragsdatei<br />

Flottenüberwachungssystem Überwachungssoftware<br />

Großbildprojektion<br />

Datenübertragung GSM<br />

Modacom<br />

Betriebsfunk (scheitert überwiegend an <strong>der</strong> zu geringen Reichweite)<br />

Bündelfunk (nur regional verfügbar)<br />

Mobile Maschine Bordinformationssystem<br />

Bus-System<br />

modulare Rechnersysteme Datenerfassung<br />

Datenprotokollierung<br />

Datenweitergabe<br />

Datenspeicherung<br />

intelligente Sensoren und Aktoren<br />

Sprachaus- und Spracheingabe<br />

(Telefaxeinrichtung)<br />

Tab. 3: Bestandteile des Flottenmanagementsystems AgroCom<br />

Seite 13<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 14<br />

Derartige Flottenmanagementsysteme werden künftig durch<br />

Teleservicesysteme ergänzt. Diese können neben an<strong>der</strong>en<br />

Aufgaben von einem Leitstand<br />

Fernwartung Fernwartung und Ferndiagnose,<br />

Ferninbetriebnahme und Fernmanipulation<br />

übernehmen. In <strong>der</strong> Landwirtschaft kommt <strong>der</strong> Fernwar-<br />

Ferndiagnose tung und <strong>der</strong> Ferndiagnose große Bedeutung zu, weil in <strong>der</strong><br />

Regel die Maschinen abseits von stark frequentierten Wegen<br />

eingesetzt werden. Zudem nimmt die Qualifikation <strong>der</strong> Bedienpersonen<br />

ab, während gleichzeitig eine stärkere räum-<br />

Einheiten Systeme Werkzeuge<br />

Servicezentrale Diagnose- und Servicesysteme Wartungspläne<br />

Kundendaten<br />

Produktdaten<br />

Simulation und Analysewerkzeuge<br />

Schnittstelle zur mobilen Einheit<br />

Datenübertragung GSM<br />

Modacom<br />

Betriebsfunk (scheitert überwiegend an <strong>der</strong> zu geringen Reichweite) !!!<br />

aufgrund geringer Übertragungsleistungen können Video- und Bildsignale<br />

nur bedingt übertragen werden<br />

Mobile Maschine Bordinformationssystem<br />

Bus-System<br />

modulare Rechnersysteme Datenerfassung<br />

Datenprotokollierung<br />

Datenweitergabe<br />

Datenspeicherung<br />

intelligente Sensoren<br />

Aktor-/Sensorsysteme mit Diagnosemöglichkeiten<br />

Tab. 4: Elemente eines Teleservicesystems für die Nutzung beim Mähdrusch<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

liche Konzentration bei den Servicebetrieben und <strong>der</strong> Ersatzteilversorgung<br />

zu beobachten ist. Die erfor<strong>der</strong>lichen Elemente<br />

eines Teleservicesystems sind in Tabelle 4 dargestellt.<br />

2.3.2 Klärschlammausbringung<br />

Das Aufbringen von Klärschlamm auf landwirtschaftlich<br />

und gärtnerisch genutzten Böden unterliegt einer strengen<br />

Verordnung Verordnung. Darin sind<br />

Aufbringmengen<br />

Aufbringzeitpunkte und -zeiträume<br />

erfor<strong>der</strong>liche Bodenbeprobungen<br />

Nachweispflichten<br />

festgelegt.<br />

Seite 15<br />

Zur Erfüllung dieser Auflagen wird bei vielen Unternehmen<br />

GPS/DGPS in drei Bereichen eingesetzt.<br />

Boden- Die Bodenbeprobung mit DGPS entspricht <strong>der</strong> Anwendung<br />

beprobung im landwirtschaftlichen Betrieb. Bisher wurden wegen<br />

fehlen<strong>der</strong> Referenzsignale überwiegend unternehmenseigene,<br />

mobile Referenzstationen eingesetzt.<br />

Routendoku- Die Routendokumentation entspricht <strong>der</strong> automatisierten<br />

mentation Datenerfassung im landwirtschaftlichen Betrieb. Sie wird<br />

neben dem LKW-Transport z. T. auch schon beim Bahntransport<br />

eingesetzt.<br />

Sehr große Bedeutung besitzt die Dokumentation bei <strong>der</strong><br />

Ausbringung (Menge, Ort, Fläche, Zeit). Auch diese<br />

automatisierte Einsatzform entspricht <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> automatisierten<br />

Datenerfassung Datenerfassung im landwirtschaftlichen Betrieb, wobei<br />

jedoch ausschließlich geschlossene unternehmensspezifische<br />

Systeme zum Einsatz gelangen. Auch dabei wird überwiegend<br />

mit unternehmenseigenen Referenzstationen<br />

gearbeitet. Durchfluß- bzw. Gewichtssensoren sind unerläßliche<br />

Werkzeuge.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 16<br />

2.3.3 Zuckerrübenproduktion mit zentraler Logistik<br />

Gegenüber dem Flottenmanagement beim Mähdrusch stellt<br />

<strong>der</strong> Zuckerrübenanbau weit höhere Anfor<strong>der</strong>ungen an eine<br />

zentrale Planung und Durchführung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Arbeiten:<br />

Saat Die Saat bestimmt den Ernteablauf durch den Zwang, <strong>der</strong><br />

Saatsequenz bei <strong>der</strong> Ernte zu folgen.<br />

Rodeplanung Für die Rodeplanung müssen neben den Flächengrößen<br />

und dem Reihenabstand auch die Zu- und Abfuhrmöglichkeiten<br />

und die exakten Lagerplätze bekannt sein.<br />

Die Rodeplanung muß auf das während <strong>der</strong> Kampagne<br />

Wachstum fortschreitende Wachstum und den zunehmenden Zuckergehalt<br />

<strong>der</strong> Rüben durch gestaffelte Rodetermine bei<br />

größeren Flächen Rücksicht nehmen. Bei fortschreiten<strong>der</strong><br />

Rodedauer ist auf Zwei- und Dreischichtbetrieb überzuwechseln.<br />

Bei <strong>der</strong> Rodeplanung sind die Zwischenwegezeiten von<br />

Schlag zu Schlag zu minimieren. Schlagwechsel mit erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Einweisungspersonen während <strong>der</strong> Nachtschicht<br />

sind zu vermeiden.<br />

Abfuhrplanung Rodeplanung und Abfuhrplanung sind so abzustimmen,<br />

daß nach Möglichkeit Transporte mit Teilmengen und<br />

nicht vollständig beladenen Transporteinheiten vermieden<br />

werden.<br />

Abfuhrlogistik Die Abfuhrlogistik hat auf die Annahme- und Lagerkapazitäten<br />

<strong>der</strong> Zuckerfabriken Rücksicht zu nehmen.<br />

Über DGPS und geeignete Informationstechnik ist demnach<br />

ein integriertes System zu entwickeln und umzusetzen<br />

(Abb. 4).<br />

Die Flächenerfassung erfolgt entwe<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Saat<br />

Saattechnik (standardisierte elektronische Komponenten in <strong>der</strong> Saattechnik<br />

erfor<strong>der</strong>lich) o<strong>der</strong> als eigener Vorgang mit spezieller<br />

DGPS-gestützter Erfassungstechnik je Rodegebiet.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Abb. 4: Logistik bei überbetrieblicher Zuckerrübenernte<br />

Seite 17<br />

Dabei werden beson<strong>der</strong>e Gegebenheiten, Zu- und Abfuhr,<br />

Arbeitsbeginn und die Lagerstellen festgelegt (Erfassungssoftware<br />

in Verbindung mit Schlagaufmaßung). Die<br />

Datenübergabe an die Rodezentrale erfolgt über PCM-<br />

CIA-Card o<strong>der</strong> über einen zwischengeschalteten Laptop.<br />

Alle Daten werden in ein Rode- und Abfuhrplanungs-<br />

Optimierungs- system mit entsprechenden Optimierungswerkzeugen inwerkzeuge<br />

tegriert und für die Folgejahre gespeichert.<br />

Die Logistik <strong>der</strong> Rodeplanung erfolgt in Form von Tages-<br />

Ro<strong>der</strong> plänen für jeden Ro<strong>der</strong> (Ro<strong>der</strong>gruppe) und für die Ab-<br />

Lademaus fuhrgruppen (1 Lademaus mit etwa 15 LKW-Zugmaschinen).<br />

Zur Auftragsübermittlung werden Fax-Geräte auf<br />

den Ro<strong>der</strong>n und auf den Ladefahrzeugen (Lademaus)<br />

eingesetzt.<br />

Alle Systeme sind mit DGPS und GSM, Modacom, Betriebsfunk<br />

o<strong>der</strong> regional mit Bündelfunk ausgestattet.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 18<br />

Leitzentrale Die Leitzentrale erhält in festen Zeitabständen aktuelle<br />

Systemanzeigen und kann so kurzfristig in den gesamten<br />

Ablauf eingreifen.<br />

3 Nutzen<br />

Der Einsatz <strong>der</strong> Telematik in <strong>der</strong> Landwirtschaft ist unter in-<br />

Ökologische formatorischen, ökonomischen und ökologischen Gesichts-<br />

Gesichtspunkte punkten zu sehen.<br />

3.1 Informatorischer Nutzen<br />

Durch den Einsatz von GPS und DGPS stehen in <strong>der</strong> mobilen<br />

Landtechnik immer und überall <strong>der</strong> Ort mit ausreichen<strong>der</strong><br />

Genauigkeit und eine hochpräzise Zeit zur Verfügung.<br />

Beide Elemente erlauben die sichere automatisierte Datenerfassung<br />

und damit die orts- und zeitgerechte Dokumentation<br />

aller durchgeführten Maßnahmen. Erstmals kann in Verbindung<br />

mit einer standardisierten Kommunikation (LBS)<br />

Lückenlose und automatisiert eine lückenlose und fehlerfreie Datenerfehlerfreie<br />

fassung durchgeführt werden. Die erfor<strong>der</strong>lichen Zusatz-<br />

Datenerfassung kosten zur Ausstattung <strong>der</strong> Technik eines Traktors mit seinen<br />

eingesetzten Geräten betragen nach Tabelle 5 etwa<br />

8.000 DM (ohne MwSt, Stand 11/1997).<br />

Bauteil Preis DM<br />

LBS als Zusatzausstattung im Traktor (bei Neukauf) 580<br />

Einfach-LBS-Terminal 2 000<br />

GPS/DGPS-Langwellenempfänger 3 500<br />

Geräteidentifizierer für 10 Geräte, à 120 DM 1 200<br />

Software zur Datenaufbereitung 600<br />

Summe 7 880<br />

Tab. 5: Investitionsbedarf für die automatisierte Datenerfassung<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Seite 19<br />

Der damit erzielbare Nutzen kann wertmäßig nicht beziffert<br />

werden, da erfor<strong>der</strong>liche Aufwandskosten gegenüber fehlen<strong>der</strong><br />

Technik nicht abzuschätzen sind und bisher nicht ermittelt<br />

wurden. Verbal definiert liegt <strong>der</strong> Nutzen in<br />

automatisierter Datenerfassung ohne Zusatzaufwand und<br />

ohne Beeinflussung <strong>der</strong> Arbeitsperson,<br />

<strong>der</strong> Vollständigkeit <strong>der</strong> Daten mit frei definierbarer Auflösung<br />

bis hin zur Ortungsfrequenz,<br />

Orts- und Zeittreue <strong>der</strong> Daten<br />

<strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong> durchgeführten Arbeiten nach<br />

Ort, Zeit und eingesetzter Technik.<br />

Diese Möglichkeiten eröffnen für den Betriebsleiter eine ver-<br />

Zeiteinsparung besserte Betriebsführung. Zeiteinsparungen von etwa 10 %<br />

führen dabei schon zu einer Reduzierung des Aufwandes<br />

um etwa 50 Stunden je Betrieb o<strong>der</strong> etwa 3.000 DM/Jahr.<br />

Schlagkartei, Buchführung und Antragswesen können erst<br />

mit vollständigen Daten ihre volle Leistungsfähigkeit erbrin-<br />

Einsparungs- gen. Vorsichtige Schätzungen dürften Einsparungsmöglichkeimöglichkeiten<br />

ten in Höhe von 5 % als durchaus realistisch erscheinen lassen.<br />

Je ha resultieren daraus bei einem mittleren Deckungsbeitrag<br />

von etwa 1.500 DM zusätzliche 75 DM o<strong>der</strong> bei<br />

einer mittleren Betriebsgröße von 50 ha weitere 3.750 DM.<br />

3.2 Ökonomischer Nutzen<br />

Aufgrund <strong>der</strong> erst einsetzenden Nutzung <strong>der</strong> Telematik<br />

scheinen ökonomische Rechnungen noch verfrüht zu sein.<br />

Trotzdem sollen erste Ergebnisse die verfügbaren ökonomi-<br />

Reserven schen Reserven für das „Precision Farming“ und für das<br />

Flottenmanagement aufzeigen:<br />

Bei <strong>der</strong> Mineraldüngung deuten erste Versuchsergebnisse<br />

auf sehr großen Flächen auf eine Einsparung von etwa<br />

15 % bei <strong>der</strong> Düngung hin, wobei bisher lediglich auf<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 20<br />

<strong>der</strong> Einsparungsseite angesetzt wurde. Werden zudem<br />

die Flächen mit noch nicht ausgeschöpften Ertragsreser-<br />

20 bis 25% ven in diese Kalkulationen einbezogen, dann erscheinen<br />

Einsparung 20 bis 25 % Einsparung erreichbar zu sein.<br />

Ähnliche und zum Teil höhere Einsparungspotentiale<br />

Pflanzenschutz sind beim Pflanzenschutz zu sehen. Telematik würde<br />

dort die lokale Behandlung ermöglichen und damit für<br />

große Flächenanteile einen Totalverzicht beim Aufwand<br />

ermöglichen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß<br />

bisher automatisierte und somit weniger Zeit in Anspruch<br />

nehmende Boniturmöglichkeiten fehlen. Deshalb<br />

stehen die möglichen Einsparungen den Kosten eines<br />

höheren manuellen Aufwandes gegenüber.<br />

Verkehrs- Eine dritte Nutzengruppe stellen verringerte Verkehrsströme<br />

ströme dar. Erste Testeinsätze von Flottenmanagementsystemen<br />

bei <strong>der</strong> Rübenabfuhr deuten auf eine Reduzierung<br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Transportkapazität durch höhere Ausladung<br />

<strong>der</strong> Einzelfahrzeuge und durch Reduzierung von<br />

Leerfahrten von etwa 10 bis 15 % hin.<br />

3.3 Ökologische Aspekte<br />

Der Hauptnutzen dürfte jedoch in <strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong> Umweltbelastung<br />

liegen und ist damit einer monetären Bewertung<br />

nur schwer zugänglich. Insbeson<strong>der</strong>e sind zu erwarten:<br />

An die Bodenfruchtbarkeit und an die aktuelle Witterung<br />

angepaßte Stickstoffzufuhren verringern die Aus-<br />

Grundwasser waschung in das Grundwasser und haben somit einen<br />

hohen gesamtwirtschaftlichen Wert.<br />

Reduzierter Spritzmittelaufwand entlastet den Boden<br />

gesellschaftspo- und das Grundwasser. Auch diese Maßnahmen haben vor<br />

litischen Wert allem einen gesellschaftspolitischen Wert.<br />

Auch die stärkere Berücksichtigung von Schutzflächen<br />

Biotope (Wasserläufe, Randstreifen, Biotope) bei <strong>der</strong> Bewirtschaftung<br />

hat ihre Hauptbedeutung im gesellschaftlichen<br />

Bereich.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

4 Abzusehende Entwicklungen<br />

Seite 21<br />

Der Einsatz telematischer Hilfen in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

beruht auf <strong>der</strong> Nutzung von DGPS und von preisgünstigen<br />

Flächendeckung Datenübertragungssystemen. Bei beiden stellt die Flächendeckung<br />

eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Hinzu kommt<br />

die Nutzung in kleinen Einheiten einzelner Betriebe o<strong>der</strong><br />

überbetrieblich arbeiten<strong>der</strong> Organisationen bzw. Unternehmen.<br />

Nach bisher überwiegend wissenschaftlicher Bearbeitung<br />

möglicher Einsatzformen zeichnet sich folgende Entwicklung<br />

ab:<br />

4.1 Einzelbetriebliche Datenerfassung und Maschinensteuerung<br />

Mit <strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> standardisierten Kommunikation<br />

LBS in <strong>der</strong> Landwirtschaft wird DGPS zu einem unverzichtbaren<br />

Hilfsmittel <strong>der</strong> Feldbewirtschaftung.<br />

Familien- Familienbetriebe werden zuerst in die automatisierte<br />

betriebe Datenerfassung einsteigen und damit die Betriebsführung<br />

auf ein völlig neues Niveau anheben. Die bisher<br />

schon übliche teilflächenspezifische Düngung wird auf<br />

GPS-Unterstützung umgestellt werden.<br />

Großbetriebe Größere Betriebe und Großbetriebe dürften hingegen zuerst<br />

an <strong>der</strong> teilflächenspezifischen Bewirtschaftung interessiert<br />

sein. Der Einstieg erfolgt mit überbetrieblicher<br />

Ertragsermittlung und Bodenbeprobung bei <strong>der</strong> Düngung<br />

und wird sich danach auf den Pflanzenschutz ausdehnen.<br />

Gleichzeitig wird damit die automatisierte Datenerfassung<br />

in die Betriebe eingeführt.<br />

Die Kommunikation zwischen Betriebsführung und mobilen<br />

Einheiten wird sich schwerpunktmäßig auf portable Datenträger<br />

(Chipkarte, PCMCIA-Card) beschränken. Großbe-<br />

Televerfahren triebe dürften jedoch schon frühzeitig auf Televerfahren überwechseln.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 22<br />

4.2 Überbetriebliche Nutzung<br />

Die Überbetriebliche Nutzung erfor<strong>der</strong>t DGPS und die telemetrische<br />

Datenübertragung. Folgende Entwicklungen zeichnen<br />

sich ab:<br />

Lokale Erfassung <strong>der</strong> Erntemengen über DGPS mit<br />

Ertragskarten Erstellung <strong>der</strong> Ertragskarten und Übergabe <strong>der</strong> ermittelten<br />

Daten an den Landwirt als günstige Zusatzleistung<br />

zur Sicherung des Kundenstammes<br />

Flottenmanage- Nutzung von Flottenmanagementsystemen zur Kostenmentsysteme<br />

senkung und besseren Reaktion auf spezifische Kundenwünsche<br />

Aufbau von erweiterten Flottenmanagementsystemen mit<br />

abnehmende Einbeziehung <strong>der</strong> abnehmenden Hand im Bereich <strong>der</strong><br />

Hand Produktion von Zuckerrüben, Kartoffeln, Feldgemüse und<br />

Getreide.<br />

4.3 Neue Technologien<br />

Schließlich eröffnet Telematik die Entwicklung völlig neuer<br />

Technologien im Hinblick auf die Automatisierung. Abzusehen<br />

sind:<br />

Bemannte Bemannte Führungsfahrzeuge in Verbindung mit einem<br />

Führungs- o<strong>der</strong> mehreren unbemannten Satellitenfahrzeugen (Drohfahrzeuge<br />

nen) bei Erntearbeiten und bei <strong>der</strong> Saatbettvorbereitung<br />

und Saat.<br />

fahrerlose Danach dürften fahrerlose Fahrzeuge für weniger an-<br />

Fahrzeuge spruchsvolle Feldarbeiten (Pflügen und Saatbettbereitung)<br />

folgen. Die zum Einsatz kommende Technik wird sich von<br />

<strong>der</strong> bemannten nicht unterscheiden und deshalb kostenintensiver<br />

sein.<br />

fahrerlose Erst im letzten Schritt sind fahrerlose Spezialfahrzeuge<br />

Spezial- mit konstruktiver Ausrichtung auf diesen Einsatz zu erfahrzeuge<br />

warten. Damit wird zugleich eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> bisherigen<br />

Bewirtschaftungsweisen einhergehen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Seite 23<br />

4.4 Erfor<strong>der</strong>liche Voraussetzungen<br />

Alle diese Entwicklungen erfor<strong>der</strong>n jedoch unabdingbare<br />

Voraussetzungen und Verbesserungen gegenüber heute verfügbaren<br />

Systemen:<br />

DGPS- DGPS-Referenzsignale sind flächendeckend zu gering-<br />

Referenz- sten Kosten zur Verfügung zu stellen. Sie müssen eine<br />

signale Grundgenauigkeit von 1 m garantieren.<br />

GPS/DGPS-Empfänger sind als Einheiten mit integrier-<br />

Koppel- ter Koppelsensorik für die sichere Überbrückung von<br />

sensorik zeitlicher und räumlicher Abschattung zu versehen.<br />

Zusätzlich müssen diese Systeme die fahrbahnbedingten<br />

Bewegungen <strong>der</strong> Empfangsantennen zur realen Position<br />

erfassen und korrigieren.<br />

telemetrischer Längerfristig wird <strong>der</strong> telemetrische Datentransfer unab-<br />

Datentransfer dingbar. Auch dabei ist die flächendeckende Verfügbar-<br />

keit bei geringsten Übertragungskosten erfor<strong>der</strong>lich. In<br />

die Ortungstechnik integrierte Antennen würden die<br />

Nutzung in <strong>der</strong> Landwirtschaft wesentlich erleichtern.<br />

Literatur Auernhammer, H.: Die Bodenprobe im System „umweltorientierte<br />

Düngung“ aus landtechnischer Sicht. In: Landtechnik-Bericht:<br />

Bodenbeprobung zur Stickstoff-Untersuchung<br />

– <strong>Technische</strong> und organisatorische Voraussetzungen,<br />

Weihenstephan 1992, H. 1, S. 24 - 34<br />

Auernhammer, H. (Hrsg.): Ortung und Navigation landwirtschaftlicher<br />

Fahrzeuge. Düsseldorf: VDI-Gesellschaft<br />

Agrartechnik 1992, H. 14<br />

Auernhammer, H. (Editor): GPS in Agriculture. Computers<br />

and Electronics in Agriculture, Amsterdam: Elsevier Publishers<br />

1994, Vol. 11, No. 1, special issue (95 pages,<br />

ISSN 0168-1699)<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 24<br />

Auernhammer, H., Wild, K. und Paul, C.: GPS als Grundlage<br />

zur automatisierten Arbeitszeiterfassung bei Feldarbeiten.<br />

In: Agrartechnische Berichte: 10. Arbeitswissenschaftliches<br />

Seminar am 23. und 24. Oktober 1995, Hohenheim,<br />

Nr. 26, S. 155 - 165<br />

Auernhammer, H., Muhr, T., Demmel, M., Stanzel, H,: Positionsbestimmung<br />

landwirtschaftlicher Arbeitsmaschinen<br />

für die Entwicklung ökologisch optimierter Anbauverfahren.<br />

München: BStMELF 1994, Gelbes Heft 53<br />

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten:<br />

Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Forsten. Münster-Hiltrup: Landwirtschaftsverlag 1996<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />

Erste Verordnung zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Klärschlammverordnung<br />

vom 6. März 1997. Bundesgesetzblatt<br />

Jahrgang 1997, Teil I, Nr. 15 (14.3.1997)<br />

Demmel, M.: Ertragsermittlung im Mähdrescher. DLG Merkblatt<br />

Frankfurt 1997, Nr. 303<br />

DIN 9685-1: Schnittstellen zur Signalübertragung. Teil 1:<br />

Punkt-zu-Punkt-Verbindung (ISO 11786 15:56 1995 modifiziert),<br />

Berlin: Beuth Verlag 1997<br />

ISO 11787: Machinery for agriculture and forestry – Data<br />

interchange between management computer and process<br />

computer – Data interchange syntax, Genf 1995<br />

Meyer, H. J. und Diekhans, N.: Einsatzpotential von Teleservicesystemen<br />

in <strong>der</strong> Landwirtschaft. VDI Berichte 1356:<br />

Landtechnik 1997. Düsseldorf: VDI Verlag 1997, S. 237 - 240<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Landwirtschaft 06510<br />

Seite 25<br />

LAV: LBS – Das Landwirtschaftliche BUS-System. Frankfurt:<br />

LAV 1997<br />

—: Per Satellit Erträge steigern. dlz, München: BLV 1997,<br />

Son<strong>der</strong>heft 10<br />

—: Neue Mangementmethoden für Landwirte und Lohnunternehmer<br />

mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />

Harsewinkel: CLAAS AGROCOM 1997,<br />

Seminarunterlagen<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06510 Landwirtschaft<br />

Seite 26<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme<br />

RBL im öffentlichen<br />

Personen-Nahverkehr<br />

von<br />

Jörn Janecke<br />

Vorwort<br />

Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über den aktuellen<br />

Stand <strong>der</strong> rechnergesteuerten Betriebsleitsysteme RBL<br />

im öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV, erläutert, soweit<br />

zum Verständnis erfor<strong>der</strong>lich, technische Grundlagen<br />

und diskutiert die Anfor<strong>der</strong>ungen, technischen Möglichkeiten<br />

und Perspektiven.<br />

Er basiert auf einer Zusammenstellung aus einer Vielzahl<br />

von Veröffentlichungen zu den diversen Detailfragestellungen,<br />

auf Anfor<strong>der</strong>ungskatalogen und Pflichtenheften von Ausschreibungen<br />

ebenso wie auf ausschreibungsbegleitenden<br />

Studien, die zum Teil nicht o<strong>der</strong> nur ausschnittweise veröffentlicht<br />

sind. Über die angegebene Literatur hinaus steht <strong>der</strong><br />

Verfasser gern für Auskünfte nach weitergehen<strong>der</strong> Literatur<br />

zur Verfügung.<br />

1 Einleitung<br />

Seite 1<br />

Die Betriebssteuerung im öffentlichen Personennahverkehr<br />

hat in ihrer Entwicklung mehrere Stufen durchlaufen.<br />

Anfänglich wurden Betriebsabläufe weitgehend punktuell<br />

und dezentral beobachtet. Aufgrund <strong>der</strong> vor Ort gewonnenen<br />

Erkenntnisse wurde <strong>der</strong> Betriebsablauf gesteuert und<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 2<br />

bei Abweichungen vom Plan regelnd eingegriffen. Im allgemeinen<br />

wurde nur bei sehr großen Abweichungen über<br />

das Telefon Kontakt mit <strong>der</strong> Zentrale aufgenommen.<br />

Mit <strong>der</strong> Einführung des Funksprechverkehrs gewann die<br />

zentrale Betriebsüberwachung und -steuerung zunehmend<br />

an Bedeutung. Störungen auf <strong>der</strong> Strecke o<strong>der</strong> sonstige Betriebsunregelmäßigkeiten<br />

konnten vom Fahrer von jedem<br />

Punkt <strong>der</strong> Strecke an die Leitstelle gemeldet werden. Die<br />

Leitstelle konnte so die Fahrzeugstandorte und die jeweilige<br />

Situation erfragen. Damit konnte die zentrale Betriebssteuerung<br />

die lokale teilweise ablösen.<br />

Durch die stark angewachsenen Aufgaben im Nahverkehr<br />

tritt heute insbeson<strong>der</strong>e in Hauptverkehrszeiten häufig eine<br />

Überlastung des Leitstellenpersonals ein, welches allein mit<br />

Sprechfunk den planmäßigen und sicheren Betrieb nicht<br />

mehr gewährleisten kann. Deshalb wurde über weitere<br />

Verbesserungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Betriebssteuerung nachgedacht.<br />

Dafür bot sich <strong>der</strong> Einsatz von Datenfunksystemen<br />

für den Informationsaustausch zwischen Fahrzeug und Zentrale<br />

und leistungsfähigen Echtzeitrechnern für die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Betriebslenkung an. Sie bilden den Kern <strong>der</strong> heute<br />

eingesetzten rechnergesteuerten Betriebsleitsysteme RBL.<br />

2 Zielsetzung<br />

2.1 Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Stetig steigende Anfor<strong>der</strong>ungen im öffentlichen Personennahverkehr<br />

an Betriebsdurchführung, Wirtschaftlichkeit und<br />

Rechner- Fahrgastkomfort erfor<strong>der</strong>n die Nutzung mo<strong>der</strong>nster Rechgesteuerte<br />

ner- und Kommunikationstechnik in Fahrzeugen und Leit-<br />

Betriebsleit- stellen. Ein wichtiger Schritt ist dabei die rechnergesteuerte<br />

zentrale Betriebsleitzentrale. Sie ermöglicht eine wesentliche Erhö-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

hung <strong>der</strong> Effizienz sowie <strong>der</strong> Attraktivität und des Komforts<br />

für die Fahrgäste des ÖPNV durch<br />

effiziente Behandlung von Fahrplanabweichungen und<br />

Störungen,<br />

Sicherung von Anschlüssen an Umsteigehaltestellen,<br />

qualifizierte aktuelle Fahrgastinformation.<br />

Daneben ist für den Betreiber die Erfassung betrieblicher<br />

Leistungsdaten zur Optimierung von Linien, Fahrplänen,<br />

Fahrzeug- und Personaleinsatz sowie zur Qualitätsbewertung<br />

und Qualitätssicherung von signifikanter Bedeutung.<br />

2.2 Funktionskonzept<br />

Die Betriebssteuerung eines öffentlichen Verkehrsmittels<br />

kann als geschlossener Regelkreis aufgefaßt werden (Abb. 1).<br />

Abb. 1: Betriebssteuerung eines öffentlichen Verkehrsmittels<br />

Seite 3<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 4<br />

Grundlage für die Betriebssteuerung ist <strong>der</strong> Sollfahrplan. Er<br />

liefert die Vorgaben für den Betriebsablauf. Auf den aktuellen<br />

Betriebsablauf wirken dann vorhersehbare (Umleitungen,<br />

Baustellen) und zufällig auftretende externe und interne<br />

Störungen (Verkehrsstaus, Unfälle, Fahrzeug- o<strong>der</strong> Stromausfälle,<br />

Fahrleitungsdefekte etc.) ein.<br />

Durch die Vernetzung des Gesamtbetriebs führt jede einzelne<br />

Störung im Regelfall zu fahrzeug- und linienübergreifenden<br />

Abweichungen vom gesamten Betriebsablauf. Damit<br />

wird, durch indirekte Auswirkungen, wie z. B. Anschlußgefährdungen,<br />

Pulkbildung o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Taktunregelmäßigkeiten,<br />

eine größere Anzahl von Fahrgästen betroffen<br />

als durch die Störung direkt.<br />

In einem solchen Störungsfall soll das RBL in den Betriebsablauf<br />

unterstützend und steuernd eingreifen, mit dem<br />

Ziel, entwe<strong>der</strong> den Sollzustand wie<strong>der</strong>herzustellen o<strong>der</strong> einen<br />

neuen Sollzustand einzustellen. Dabei wird <strong>der</strong> Regelungsprozeß<br />

um so erfolgreicher sein, je früher eine Störung erkannt<br />

und <strong>der</strong> Betrieb entwe<strong>der</strong> automatisch o<strong>der</strong> durch<br />

Unterstützung des Disponenten beeinflußt wird.<br />

3 Komponenten und Funktionen des RBL<br />

3.1 Übersicht<br />

Das RBL-Gesamtsystem umfaßt alle Komponenten, die zur<br />

Betriebsüberwachung und automatischen o<strong>der</strong> disponentengesteuerten<br />

Störfallbeeinflussung erfor<strong>der</strong>lich sind (Abb. 2).<br />

Es besteht aus den Teilsystemen<br />

RBL-Zentrale mit Leitstelle<br />

RBL-Fahrzeugausrüstung<br />

Kommunikationssystem<br />

Haltestellen-Informationssystem.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Abb. 2: Funktionsprinzip eines RBL<br />

Seite 5<br />

RBL-Leitstelle Betriebsüberwachung und Störfallbehandlung finden in <strong>der</strong><br />

Leitstelle des RBL statt. Sie basieren auf einer genauen<br />

Verfolgung <strong>der</strong> aktuellen Standorte aller eingesetzten Fahrzeuge<br />

durch das RBL. Dies ist nur möglich mit einer automatischen,<br />

fahrerunabhängigen Ortung jedes Fahrzeugs<br />

und <strong>der</strong> regelmäßigen Funkabfrage <strong>der</strong> Fahrzeugstandorte<br />

bzw. <strong>der</strong> automatischen Standortmeldung <strong>der</strong> Fahrzeuge bei<br />

Planabweichungen.<br />

Fahrzeug- Auf <strong>der</strong> Fahrzeugseite werden dazu eine Einrichtung zur autoausstattung<br />

matischen Ortung und eine datenübertragungsfähige Funkausrüstung<br />

sowie ein Bordcomputer benötigt, <strong>der</strong> die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Daten speichert und den automatischen Betrieb<br />

abwickelt. Die Ausstattung <strong>der</strong> Fahrzeuge mit Bordcomputern<br />

erlaubt, weitere Funktionen wie die standortabhängige<br />

Beeinflussung von Lichtsignalanlagen (LSA), Haltestellenanzeigen<br />

etc. autonom zu steuern und damit die Zentrale<br />

zu entlasten und den Datentransfer zu reduzieren.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 6<br />

In <strong>der</strong> Zentrale müssen neben Funkschnittstellen Rechner<br />

und Programme vorhanden sein, die aus den Ergebnissen<br />

des Fahrplan-Soll-Ist-Vergleichs Störfälle erkennen und Gegenmaßnahmen<br />

einleiten o<strong>der</strong> vorschlagen und durch Störfallmeldungen<br />

das Leitstellenpersonal veranlassen, Gegenmaßnahmen<br />

manuell zu ergreifen.<br />

Kommunika- Die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Zentrale ertion<br />

folgt über eine sprech- und datenfunkfähige Funkausrüstung.<br />

Dabei können sowohl betriebseigene analoge o<strong>der</strong><br />

digitale Funksysteme zum Einsatz kommen, wie auch von<br />

unabhängigen Anbietern betriebene Systeme wie z. B.<br />

GSM-Telefonie o<strong>der</strong> Bündelfunksysteme mit benutzt werden.<br />

Streckeninfra- Die Streckeninfrastruktur setzt sich zusammen aus den<br />

struktur Einrichtungen zur Beeinflussung <strong>der</strong> Lichtsignalanlagen<br />

und den Haltestelleneinrichtungen zur dynamischen Fahrgastinformation.<br />

Dazu kommen bei bisherigen RBL-Systemen<br />

häufig noch Baken zur Standortsynchronisation <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge. Bei neu eingerichteten Systemen werden diese<br />

allerdings weitgehend durch eine GPS-basierte Standortbestimmung<br />

abgelöst, die in <strong>der</strong> Regel lediglich eine zentrale<br />

DGPS-Referenzstation erfor<strong>der</strong>t.<br />

3.2 RBL-Zentrale<br />

Die RBL-Zentrale umfaßt die Komponenten<br />

Rechnersystem mit RBL-Rechner und Rechnern o<strong>der</strong><br />

Schnittstellen zu Rechnern für die Basis- und Solldatenversorgung<br />

(Netz-, Fahrpläne, GIS etc.),<br />

Software für die Standortverfolgung, Betriebsüberwachung<br />

und -steuerung, Disposition, Daten- und Sprechfunkabwicklung,<br />

Datenversorgung sowie für die Betriebsstatistik,<br />

Leitstelle mit Disponentenplätzen, ausgestattet mit Bildschirmarbeitsplätzen<br />

und Sprechfunkeinrichtung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 7<br />

Bei einem betriebseigenen Kommunikationssystem wird die<br />

RBL-Zentrale durch einen Funkleitrechner ergänzt, mit<br />

dem <strong>der</strong> Funkverkehr mit den Fahrzeugen gesteuert wird,<br />

während diese Aufgabe bei Nutzung eines externen<br />

Kommunikationssystems in den Aufgabenbereich des<br />

Betreibers fällt.<br />

Die Zentrale übernimmt, wie im folgenden dargelegt, alle<br />

Aufgaben, die fahrzeugübergreifende Informationen voraussetzen<br />

und bordautonom nicht o<strong>der</strong> nur mit zusätzlichem<br />

Aufwand durchführbar sind.<br />

3.2.1 Betriebsüberwachung<br />

Standort- Voraussetzung für die Betriebsüberwachung ist die Standverfolgung<br />

ortverfolgung jedes einzelnen Fahrzeugs. Grundlage dafür<br />

sind die aus dem Ortungssystem des Fahrzeugs zur Verfügung<br />

gestellten Daten. Zwischen dem Ist-Standort und<br />

dem Soll-Standort gemäß Fahrplan wird ein ständiger Vergleich<br />

durchgeführt. Daraus resultierend sind je<strong>der</strong>zeit<br />

Informationen über Fahrplanabweichungen verfügbar, die<br />

als Grundlage für die Betriebssteuerung durch die Leitstelle<br />

dienen. Ein identischer Soll-Ist-Vergleich wird im Fahrzeug<br />

auf Basis des gespeicherten Sollfahrplans durchgeführt, so<br />

daß <strong>der</strong> Austausch von Daten zwischen Fahrzeug und<br />

Leitstelle reduziert werden kann.<br />

Datenaustausch Um die kontinuierliche Standortverfolgung sicherzustellen,<br />

ist ein regelmäßiger Datenaustausch zwischen Fahrzeug<br />

und Leitstelle insbeson<strong>der</strong>e bei Abweichungen vom Sollfahrplan<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Dazu wird <strong>der</strong> Datenfunk benutzt.<br />

Wegen <strong>der</strong> größeren Anzahl beteiligter Fahrzeuge erfor<strong>der</strong>t<br />

dieser Datenaustausch eine Koordination insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Übertragungen vom Fahrzeug zur Leitstelle durch die RBL-<br />

Zentrale. Eine sonst mögliche kollidierende Informationsübertragung<br />

verschiedener Fahrzeuge würde entwe<strong>der</strong> zum<br />

Verlust von Information führen o<strong>der</strong>, bei Strategien zur<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 8<br />

Kollisionserkennung, durch wie<strong>der</strong>holte Übertragung zu erhöhtem<br />

Datentransferaufkommen.<br />

Teilnehmer- Das RBL muß daher eine Verwaltung für alle Teilnehmer reverwaltung<br />

alisieren, die den regelmäßigen automatischen Datenaustausch<br />

organisiert und die Erreichbarkeit aller Teilnehmer überwacht.<br />

Dabei ist zwischen <strong>der</strong> Übertragung zum Fahrzeug und <strong>der</strong><br />

Übertragung vom Fahrzeug zur Zentrale zu differenzieren.<br />

Übertragungen zum Fahrzeug werden von <strong>der</strong> Zentrale<br />

direkt initiiert, während Übertragungen zur Zentrale vom<br />

Fahrzeug angemeldet und von <strong>der</strong> Zentrale koordiniert werden<br />

müssen. Die Anfor<strong>der</strong>ungen können mit Prioritäten<br />

versehen werden, wenn eine Behandlung mit unterschiedlichen<br />

zeitliche Randbedingungen, z. B. für Notfall- o<strong>der</strong> Unfallmeldungen,<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Neben dem Datenaustausch zur Standortverfolgung findet<br />

in unregelmäßigen Abständen weiterer Datenaustausch zwischen<br />

Fahrzeug und Zentrale statt. Dabei werden beispiels-<br />

Standardisierte weise standardisierte Meldungen („Verkehrsstau“, „Fahrgäste<br />

Meldungen zurückgelassen“, „Anschluß abwarten“ etc.) durch eine codierte<br />

Information übertragen, um den Sprechfunkverkehr<br />

und das Fahrpersonal zu entlasten. Darüber hinaus werden<br />

auch automatisch durch den Bordrechner Meldungen z. B.<br />

über die Fahrzeugauslastung o<strong>der</strong> technische Störungen am<br />

Fahrzeug generiert und übertragen.<br />

Ebenso können codierte Anweisungen und Meldungen von<br />

<strong>der</strong> Leitstelle zum Fahrzeug übertragen werden.<br />

Sprechfunk Analog zum Datenfunk wird von <strong>der</strong> Zentrale auf Anfor<strong>der</strong>ung<br />

ein Sprechfunkkanal koordiniert und freigegeben.<br />

Das System gewährleistet dabei die Zuordnung von<br />

Funkkanälen zu den Disponentenarbeitsplätzen. Grundlage<br />

dafür sind die Linie, auf <strong>der</strong> das Fahrzeug fährt (Wahl des<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Leitstellenarbeitsplatzes), <strong>der</strong> aktuelle Fahrzeugstandort (Wahl<br />

des ortskonformen Funkkanals) und die Belegung <strong>der</strong> dem<br />

Fahrzeug zuweisbaren Kanäle.<br />

Notruffunktion Bei Rechnerausfall o<strong>der</strong> Störungen des Datenfunks muß,<br />

insbeson<strong>der</strong>e für Notruffunktionen, <strong>der</strong> Aufbau von Sprechfunkverbindungen<br />

weiterhin möglich sein. Dies wird in <strong>der</strong><br />

Regel über eine Voreinstellung mit definierter Zuordnung<br />

<strong>der</strong> Funkkanäle zu Arbeitsplätzen und Fahrzeugen sichergestellt.<br />

3.2.2 Betriebssteuerung<br />

Neben <strong>der</strong> Betriebsüberwachung dient das RBL zur Betriebssteuerung<br />

bei Abweichungen vom Sollzustand. Diese<br />

Steuerung und die daraus resultierenden Anweisungen an<br />

die Fahrzeuge können entwe<strong>der</strong> automatisch durch den RBL-<br />

Rechner o<strong>der</strong> ganz o<strong>der</strong> teilweise durch den Disponenten<br />

erfolgen.<br />

Grenzwert- Eine Grenzwertüberwachung ermöglicht, automatisch Störunüberwachung<br />

gen des Betriebsablaufs zu erkennen. Dazu werden für<br />

unterschiedliche Parameter und Funktionen Grenzwerte für<br />

Abweichungen festgelegt. Wenn die Abweichungen diese<br />

Grenzwerte überschreiten, generiert das RBL eine Meldung<br />

für den jeweiligen Disponenten.<br />

Grenzwerte können z. B. spezifiziert werden für<br />

Verfrühung,<br />

Verspätung,<br />

Anschlußsicherung<br />

Seite 9<br />

o<strong>der</strong>, in Abhängigkeit von den Algorithmen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Funktionen, für<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 10<br />

Pulkbildung,<br />

Reihenfolgeüberwachung,<br />

Kreuzungszeitpunktüberwachung,<br />

Streckenbelegung.<br />

Verfrühungen sind für die Fahrgäste beson<strong>der</strong>s störend<br />

und werden in <strong>der</strong> Regel nicht toleriert. Sie sind von einem<br />

RBL relativ einfach und weitgehend automatisch zu handhaben,<br />

indem das betreffende Fahrzeug eine Meldung erhält,<br />

an <strong>der</strong> nächsten Haltestelle den fahrplanmäßigen Abfahrtszeitpunkt<br />

abzuwarten.<br />

Verspätungen sind im Regelfall nur begrenzt durch schnellere<br />

Fahrweise und/o<strong>der</strong> verkürzte Haltestellenaufenthalte<br />

zu kompensieren. Für die Behandlung müssen sie in unterschiedliche<br />

Kategorien eingeteilt werden und sind in <strong>der</strong><br />

Regel auch nicht automatisch vom RBL behandelbar. Beson<strong>der</strong>s<br />

kritisch sind Verspätungen dann, wenn sie größer<br />

sind als die in einem Umlauf verfügbaren Pufferzeiten (z. B.<br />

Wendezeiten).<br />

Anschlußüberwachung und -sicherung stellt eine zentrale<br />

Funktion des RBL dar, weil durch sie die Qualität des<br />

Angebots für den Fahrgast wesentlich erhöht wird. Mit ihr<br />

wird für Anschlußhaltestellen geprüft, ob durch Fahrplanabweichungen<br />

ein planmäßiger Anschluß gefährdet ist, <strong>der</strong><br />

durch Steuerungsmaßnahmen des RBL gesichert werden<br />

kann. Anschließend kann sowohl eine automatische wie auch<br />

eine Anschlußsicherung durch den Disponenten erfolgen.<br />

Die Prüfung muß rechtzeitig vor Erreichen <strong>der</strong> Anschlußhaltestelle<br />

ergeben, ob <strong>der</strong> planmäßig vorgesehene Anschluß<br />

innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen zustande<br />

kommen wird. Dazu werden die Fahrplanabweichungen<br />

aller am Anschluß beteiligter Fahrzeuge geprüft, die voraussichtliche<br />

Wartezeit unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Über-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 11<br />

gangszeiten ermittelt und die Auswirkungen bezüglich <strong>der</strong><br />

Grenzwerte festgestellt.<br />

Automatische Die automatische Anschlußsicherung kann erfolgen, wenn<br />

Anschlußsicherung<br />

eine vorgegebene Höchstwartezeit nicht überschritten<br />

wird,<br />

die Verspätung nicht größer wird als die vorgegebene<br />

Mindestwendezeit,<br />

ein weiterer Anschluß an einer nachfolgenden Haltestelle<br />

nicht gefährdet wird,<br />

nachfolgende Fahrzeuge nicht behin<strong>der</strong>t werden.<br />

Ist eine dieser Bedingungen verletzt, wird <strong>der</strong> Disponent zum<br />

Eingreifen aufgefor<strong>der</strong>t und muß eine Entscheidung treffen,<br />

ob <strong>der</strong> Anschluß aufgehoben o<strong>der</strong> durchgeführt werden soll.<br />

Abstandsregelungen können anstelle des Soll-Fahrplans<br />

bei größeren Unregelmäßigkeiten o<strong>der</strong> Störungen im Netz<br />

o<strong>der</strong> auf einzelnen Linien in Kraft gesetzt werden. Damit<br />

wird die Bedienung <strong>der</strong> Linien in einer regelmäßigen Taktzeit<br />

erreicht. Sie können auch für Linien, die z. B. durch<br />

den Abzug von Fahrzeugen geschwächt wurden, o<strong>der</strong> bei<br />

Linien mit sehr kurzer Taktfolge als Regelfahrplan eingesetzt<br />

werden.<br />

Darüber hinaus sind für schienengebundene Fahrzeuge noch<br />

die in den folgenden Absätzen aufgeführten beson<strong>der</strong>en<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen vom RBL zu beachten.<br />

Reihenfolgeüberwachung muß bei Streckenzusammenführungen<br />

(Weichen) gewährleisten, daß innerhalb einer<br />

festgelegten Zeitspanne eintreffende Züge in ihrer fahrplanmäßigen<br />

Reihenfolge einfahren. Damit wird verhin<strong>der</strong>t, daß<br />

ein verspäteter Zug auf einen pünktlichen Zug o<strong>der</strong> verfrühten<br />

Zug aufläuft. Die Reihenfolgeüberwachung muß so<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 12<br />

frühzeitig erfolgen, daß die Einfahrt von Zügen in den gemeinsamen<br />

Abschnitt durch die Vergabe einer dispositiven<br />

Wartezeit vor <strong>der</strong> Zusammenführung gesteuert werden kann.<br />

Kreuzungszeitpunktüberwachung ist erfor<strong>der</strong>lich für eingleisige<br />

Strecken, bei denen nur an Ausweichstellen eine Begegnung<br />

von Zügen unterschiedlicher Fahrtrichtung möglich<br />

ist. Bei geringen Verspätungen wartet <strong>der</strong> Zug in Gegenrichtung<br />

an <strong>der</strong> vorgesehenen Ausweichstelle, während<br />

bei größeren Verspätungen eine Weiterfahrt bis zu einer folgenden<br />

Ausweichstelle möglich wird. Die Kreuzungszeitpunktüberwachung<br />

prüft, ob ein planmäßiger Kreuzungspunkt<br />

auf einen folgenden verschoben werden kann. Dabei<br />

macht das RBL immer dann eine Vorschlag für den Disponenten,<br />

wenn die Verspätung größer o<strong>der</strong> gleich <strong>der</strong> Fahrzeit<br />

zum nächsten Kreuzungspunkt ist.<br />

Überwachung <strong>der</strong> Streckenleistungsfähigkeit ist ggf. bei<br />

elektrisch angetriebenen Fahrzeugen erfor<strong>der</strong>lich, wenn für<br />

jeden Abschnitt durch die Auslegung <strong>der</strong> Stromversorgung<br />

vorgegeben ist, wieviel Fahrzeuge maximal in dem betreffenden<br />

Abschnitt verkehren können. Diese Belegungsgrenzen<br />

werden im RBL-Rechner als Grunddaten geführt. Unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> planmäßig auf dem betreffenden Abschnitt<br />

verkehrenden Fahrzeuge ergibt sich bei Verspätungen<br />

die zulässige Anzahl von Fahrzeugen, die zusätzlich<br />

noch in diesem Abschnitt verkehren dürfen. Neben <strong>der</strong> Leistungsreserve<br />

für die Stromversorgung überprüft das RBL<br />

auch die Streckenleistungsfähigkeit bezüglich <strong>der</strong> LSA.<br />

3.2.3 Personaldisposition<br />

Neben den Überwachungs- und -Steuerungsfunktionen für<br />

den Betrieb <strong>der</strong> Fahrzeuge kann die RBL-Zentrale auf <strong>der</strong><br />

Grundlage von zentralen Dienstplänen und Personaldispositionsdaten<br />

auch die Überwachung von Ablösungen und vorgeschriebenen<br />

Pausenzeiten übernehmen. Dabei prüft das<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

System, ob durch Verspätungen Pausenzeitgefährdungen zu<br />

erwarten sind. In diesem Fall erfolgt frühzeitig vorab eine<br />

Störungsmeldung, und das RBL macht einen Alternativvorschlag<br />

o<strong>der</strong> ermittelt die erfor<strong>der</strong>liche Ablösung.<br />

3.2.4 Fahrgastinformation<br />

Die RBL-Zentrale versorgt über Datenfunk o<strong>der</strong> Kabel die<br />

mit dynamischen Fahrgastinformationssystemen (FGI) ausgerüsteten<br />

Haltestellen mit den für die Anzeige notwendigen<br />

Daten über die aktuellen Abweichungen vom Sollfahrplan.<br />

Der Sollfahrplan <strong>der</strong> jeweiligen Haltestelle selbst<br />

wird durch den Steuerungsrechner <strong>der</strong> dynamischen FGI-<br />

Geräte vor Ort gespeichert. Zur Anzeige <strong>der</strong> aktuellen Fahrten<br />

und Abfahrtzeiten müssen vom RBL daher nur Informationen<br />

über<br />

Anmeldung zusätzlicher Fahrten<br />

Abmeldung ausfallen<strong>der</strong> Fahrten<br />

Fahrplanabweichungen zur Aktualisierung <strong>der</strong> Abfahrtzeiten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen von Fahrtzielen<br />

Reihenfolge <strong>der</strong> eintreffenden Züge<br />

Löschen von Anzeigen unmittelbar mit Abfahrt (erfolgt<br />

ggf. auch durch Fahrzeug selbst)<br />

übertragen werden.<br />

Seite 13<br />

3.2.5 Datenversorgung<br />

Fahr- und Dienstpläne werden bei vielen Verkehrsbetrieben<br />

schon seit langem mit Hilfe von dezidierten Programmen<br />

erstellt, die auf einem PC o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Rechnern ablaufen.<br />

Ebenso sind digitale Kartendaten aus einem geographischen<br />

Informationssystem (GIS) sowie Fahrzeug- und Streckendaten<br />

in <strong>der</strong> Regel unabhängig vom RBL verfügbar.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 14<br />

Alle diese Daten werden vom RBL für die unterschiedlichen<br />

Funktionen benötigt. Deshalb ist eine Übernahme von<br />

Daten aus verschiedenen Systemen in eine RBL-eigene<br />

Grunddaten- Datenbasis für die Grunddatenversorgung unverzichtbar.<br />

versorgung Darüber hinaus werden im RBL benötigte, sonst nicht verfügbare<br />

Daten wie RBL-Parameter, codierte Meldungen<br />

und Anweisungen und zusätzliche Fahrzeug- und Streckendaten<br />

mit Hilfe von Editoren erzeugt und in <strong>der</strong> zentralen<br />

Datenbasis gehalten. Dabei ist sicherzustellen, daß diese<br />

Datenbasis, die den Grund- und Solldatenbestand darstellt,<br />

bei Ergänzungen o<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungen des Ausgangsdatenbestands<br />

während des laufenden Betriebs aktualisiert werden<br />

kann. Aus operativen Gründen ist eine Betriebsunterbrechung<br />

des RBL vielfach nicht akzeptabel.<br />

Basierend auf diesem Datenbestand erfolgt die Grunddatenversorgung<br />

aller RBL-geführten Fahrzeuge, <strong>der</strong> FGI-Systeme<br />

an den Haltestellen und weiterer RBL-Teilnehmer wie z. B.<br />

Betriebshöfen (Abb. 3).<br />

Die Erstversorgung und Aktualisierung von Solldaten-Beständen<br />

auf Fahrzeugen z. B. bei Fahrplanumstellung, Inbetriebnahme<br />

neuer Linien etc. bzw. infolge operativer Dispositionsentscheidung<br />

<strong>der</strong> Leitstelle erfolgt auf den Betriebshöfen,<br />

denen die Fahrzeuge zugeordnet sind. Damit kann<br />

Solldaten- eine tägliche Aktualisierung <strong>der</strong> Solldaten für die Bordcomversorgung<br />

puter gewährleistet werden (Initialdaten). Än<strong>der</strong>ungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Fahrwegän<strong>der</strong>ungen, die aufgrund dispositiver<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> Leitstelle kurzfristig angewiesen werden,<br />

müssen während des Betriebs vom RBL-Zentralrechner an<br />

den Bordrechner per Datenfunk übertragen werden (dynamische<br />

Aktualisierung).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Abb. 3: RBL-Datenversorgungskonzept<br />

Seite 15<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 16<br />

Analog zur Datenversorgung <strong>der</strong> Fahrzeuge ist die Grunddatenversorgung<br />

<strong>der</strong> FGI an den Haltestellen und <strong>der</strong> weiteren<br />

RBL-Teilnehmer realisiert. Die Datenübertragung kann<br />

dabei sowohl über Datenfunk (bei Haltestellen) wie auch<br />

über Kabel o<strong>der</strong> Lichtwellenleiter (LWL) für Betriebshöfe<br />

erfolgen.<br />

Neben dem Datenmanagement für das eigene RBL kommt<br />

dem Datenmanagement für die RBL benachbarter Verkehrsunternehmen<br />

eine wachsende Bedeutung zu. Dabei muß zu-<br />

RBL-Daten- nächst eine regelmäßig aktualisierte, gegenseitige Grunddakopplung<br />

tenversorgung bezüglich gemeinsam betriebener Linien und<br />

Anschlußhaltestellen erfolgen. Diese Daten werden in den<br />

Datenbestand des jeweils an<strong>der</strong>en RBL als Grunddaten<br />

übernommen.<br />

Darüber hinaus muß das benachbarte RBL dynamisch mit<br />

den die gemeinsamen Schnittstellen betreffenden Istdaten<br />

(Fahrplanabweichungen, Streckenän<strong>der</strong>ungen etc.) versorgt<br />

werden, um sie für die eigene Betriebssteuerung und Fahrgastinformation<br />

nutzen zu können.<br />

3.2.6 Betriebsstatistik<br />

Im RBL werden neben den Betriebsdaten auch betriebswirtschaftliche<br />

Daten erfaßt. Der RBL-Datenbestand kann damit<br />

auch für die Qualitätssicherung, Betriebseinsatzplanung,<br />

Fahrplan- und Linienoptimierung und nicht zuletzt für die<br />

Ermittlung betriebswirtschaftlicher Kenngrößen genutzt<br />

werden. Die Aufbereitung und Auswertung dieser Daten erfolgt<br />

in <strong>der</strong> Regel außerhalb des RBL, so daß das RBL-Datenmanagement<br />

diese Informationen weiteren Systemen in<br />

geeigneter Form zur Verfügung stellen können muß.<br />

3.2.7 Disponenteninteraktion<br />

Ein Bildschirmarbeitsplatz bildet die Schnittstelle zwischen<br />

Disponent und Leitsystem. Seine Bedienoberfläche ist heute<br />

in <strong>der</strong> Regel in Window-Technologie realisiert.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 17<br />

Grundlage für die Visualisierung <strong>der</strong> RBL-Information für den<br />

Disponenten bilden ein o<strong>der</strong> mehrere Farbmonitore mit<br />

hoher Auflösung und Bildwie<strong>der</strong>holfrequenz. Dialoge mit<br />

dem RBL werden über eine alphanumerische Tastatur und<br />

„Maus“, ggf. erweitert um spezielle Funktionstasten, geführt.<br />

Daneben ist <strong>der</strong> Disponentenarbeitsplatz mit einer Bedieneinheit<br />

für den Sprechfunk ausgerüstet, die bei mo<strong>der</strong>nen<br />

Systemen in die RBL-Monitorbedienung integriert ist.<br />

Abhängig von <strong>der</strong> Größe des zu steuernden Betriebes unterstützt<br />

ein RBL mehrere unabhängig voneinan<strong>der</strong> agierende<br />

Disponenten.<br />

Vollautoma- Ebenso muß ein RBL auch einen vollautomatischen Betischer<br />

Betrieb trieb, d. h. ohne Eingriffe und Entscheidungen eines Disponenten<br />

z. B. für die verkehrsarmen Zeiten vorsehen. Notwendige<br />

Entscheidungen müssen dann entwe<strong>der</strong> durch das<br />

RBL selbst getroffen werden, o<strong>der</strong> dem jeweils betroffenen<br />

Fahrzeug muß die für die autonome Entscheidung notwendige<br />

Information zur Verfügung gestellt werden.<br />

3.3 RBL-geführte Fahrzeuge<br />

Die Ausrüstung <strong>der</strong> RBL-geführten Fahrzeuge beinhaltet<br />

im wesentlichen die folgenden Komponenten:<br />

IBIS-Bordrechner mit Datenspeicher für Grunddaten und<br />

aktuelle Daten, Software für die Standortermittlung und<br />

Schnittstellen zu den Peripheriegeräten und zum Fahrerterminal<br />

Ortungskomponente zur autonomen Standorterfassung<br />

und/o<strong>der</strong> Synchronisation<br />

Funkgerät zur Sprach- und Datenkommunikation<br />

Fahrgastinformationsdisplays und weitere Peripheriegeräte.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 18<br />

Die bordautonome Beeinflussung von LSA erfor<strong>der</strong>t in <strong>der</strong><br />

Regel keinen zusätzlichen Aufwand, son<strong>der</strong>n kann über das<br />

Funkgerät erfolgen. Die Einbindung eines Fahrzeugs in das<br />

RBL zeigt Abb. 4.<br />

Abb. 4: Funktionskonzept RBL-Fahrzeug<br />

3.3.1 Bordrechner<br />

Mo<strong>der</strong>ne Fahrzeuge des ÖPNV sind in <strong>der</strong> Regel mit IBIS-<br />

Bordrechnern unterschiedlicher Leistungsfähigkeit und <strong>der</strong><br />

entsprechenden Wagenverkabelung ausgestattet.<br />

Die für das Fahrzeug relevanten aktuellen RBL-Grund- und<br />

Solldaten werden in regelmäßigen Abständen, z. B. bei Einsatzbeginn<br />

in seinem Speicher abgelegt o<strong>der</strong> aktualisiert<br />

und dienen als Basis für alle bordautonomen Funktionen.<br />

An den Bordrechner sind weiterhin Peripheriegeräte wie<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Haltestellenanzeige und -ansage<br />

Außenbeschil<strong>der</strong>ung<br />

Entwerter<br />

Fahrscheindrucker<br />

angeschlossen.<br />

Seite 19<br />

Fahrer- Die Schnittstelle des Bordrechners zum Fahrer ist über eine<br />

Interface Tastatur und ein Display realisiert, die alle notwendigen<br />

Eingaben und Anzeigen ermöglichen.<br />

Um dem Fahrer bei stetig steigenden Verkehrsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

das angemessene Maß an Information zum jeweils richtigen<br />

Zeitpunkt zu bieten, ist ein gestuftes Konzept zur Informationsanzeige<br />

notwendig.<br />

Die Anzeige von Grunddaten zur aktuellen Fahrt (Linien-,<br />

Serien-, Kursnummer etc.) erfolgt nur bei Ersteingabe sowie<br />

bei Än<strong>der</strong>ung und nur für eine begrenzte Zeit. Bei Bedarf<br />

kann sie danach je<strong>der</strong>zeit vom Fahrer wie<strong>der</strong> aufgerufen<br />

werden.<br />

Für die Anzeige von Informationen zur Fahrplanlage, zum<br />

Standort, von Anweisungen und Meldungen etc. gibt es zwei<br />

unterschiedliche Strategien. Bei starker Belastung des Fahrpersonals,<br />

z. B. im innerstädtischen Verkehr, und kurzem<br />

Haltestellenabstand erfolgt während <strong>der</strong> Fahrt nur eine akustische<br />

o<strong>der</strong> optische Signalisierung. Die Information selbst<br />

wird erst beim Halt angezeigt.<br />

Bei geringer Belastung und größerem Haltestellenabstand,<br />

z. B. im ländlich strukturierten Bereich erfolgt neben <strong>der</strong><br />

Signalisierung die Anzeige <strong>der</strong> Information auf dem Display<br />

sofort.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 20<br />

Darüber hinaus kann die Leitstelle zur Sicherung dispositiver<br />

Maßnahmen (z. B. Anschlußsicherung) je<strong>der</strong>zeit die Anfahrt<br />

<strong>der</strong> nächsten Haltestelle („Haltestellenlampe“) signalisieren.<br />

3.3.2 Ortung / Standorterfassung<br />

Die genaue Kenntnis <strong>der</strong> Fahrzeugstandorte ist die Grundlage<br />

für alle weiteren RBL-Funktionen. Sowohl die Steuerfunktionen<br />

des Bordrechners wie auch die Erfassung <strong>der</strong><br />

Betriebssituation in <strong>der</strong> Leitstelle und die Fahrzeugdisposition<br />

beruhen auf <strong>der</strong> präzisen Standorterfassung.<br />

Dabei muß die Ortung folgende Kriterien erfüllen:<br />

Die Standorterfassung muß ständig und mit einer Abweichung<br />

von < 5 Meter erfolgen.<br />

Die Standorterfassung muß je<strong>der</strong>zeit möglich sein und<br />

einen Bezug zum Netz herstellen können. Dieses Kriterium<br />

ist auch bei Verlassen <strong>der</strong> vorgegebenen Linien zu<br />

erfüllen.<br />

Die Standorterfassung muß automatisch ohne Einwirkung<br />

des Fahrers erfolgen.<br />

Der Ausfall fahrzeugexterner Systeme zur Standorterfassung<br />

muß durch eine geeignete Rückfallebene bzw. -strategie<br />

abgesichert sein.<br />

Die bisher bei vielen RBL benutzten Verfahren <strong>der</strong> Fahrzeugstandortbestimmung<br />

beruhen auf dem Prinzip <strong>der</strong><br />

Koppel- Koppelnavigation, bei dem ausgehend von einem festen<br />

navigation Bezugspunkt die Wegelemente und Richtungsän<strong>der</strong>ungen<br />

im Fahrzeug gemessen und aneinan<strong>der</strong>gefügt werden. Zu<br />

jedem Zeitpunkt kann <strong>der</strong> Standort auf den Ausgangspunkt<br />

bezogen werden. Nach einer bestimmten Wegstrecke ist<br />

eine Korrektur des Meßwertes notwendig, wobei sich nach<br />

<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Meßwertjustierung drei Verfahren unterscheiden<br />

lassen:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

die physikalische Ortung<br />

die logische Ortung<br />

die gemischte Ortung.<br />

Seite 21<br />

Bei <strong>der</strong> physikalischen Ortung erfolgt die Messung <strong>der</strong> zurückgelegten<br />

Wegstrecke durch Wegschrittzähler. Auf dem<br />

Bakenortung Streckenverlauf <strong>der</strong> Linie sind Ortsbaken installiert, die<br />

einen Ortscode auf das Fahrzeug übertragen. Beim Passieren<br />

einer Ortsbake wird <strong>der</strong> Wegzähler im Fahrzeug zurückgesetzt<br />

und die Position im folgenden Streckenabschnitt<br />

ausgehend von <strong>der</strong> Ortsbake über Radumdrehungen<br />

berechnet.<br />

Die logische Ortung arbeitet vergleichbar, wobei die Synchronisation<br />

anhand <strong>der</strong> Haltestellenstandorte vorgenommen<br />

wird.<br />

Darüber hinaus werden auch Kombinationen aus beiden<br />

Verfahren angewendet.<br />

Die beschriebene Ortung ist ein weitverbreitetes und ausgereiftes<br />

Verfahren, mit dem jedoch nicht zu vernachlässigende<br />

Nachteile verbunden sind:<br />

Die Ortung funktioniert wegen des Prinzips <strong>der</strong> Koppelnavigation<br />

nur auf bekannten Fahrwegen, d.h. sie versagt,<br />

wenn Fahrwege nicht definiert sind (Einsetz-, Aussetzfahrten,<br />

Son<strong>der</strong>fahrten, flexible Betriebsweise) o<strong>der</strong><br />

spontan verlassen werden müssen (Umleitung).<br />

Wegfehler akkumulieren sich, bis die nächste Ortsbake<br />

o<strong>der</strong> Haltestelle passiert wird.<br />

Datenversorgung und Datenpflege sind arbeitsintensiv,<br />

aufwendig und erfor<strong>der</strong>n große Sorgfalt.<br />

Sowohl in den Fahrzeugen wie auch auf <strong>der</strong> Strecke sind<br />

Installationen erfor<strong>der</strong>lich mit Investitions- und Instandhaltungskosten.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 22<br />

Global Als Alternative zur Bakenortung bietet sich seit einigen<br />

Positioning Jahren das von den USA betriebene Global Positioning<br />

System System GPS an. Es ist ein weltweit verfügbares, auf Satellitenbasis<br />

arbeitendes Navigationssystem. Mobile Empfangsgeräte<br />

können beim Empfang von mindestens drei Satelliten<br />

sekündlich die eigene Position in geographischen Koordinaten<br />

(WGS84) bestimmen. Für zivile Anwendungen ist<br />

damit eine Genauigkeit <strong>der</strong> Positionsangabe von ±100 m<br />

erreichbar.<br />

RBL-Anwendungen wie die LSA-Beeinflussung erfor<strong>der</strong>n<br />

jedoch eine weit höhere Genauigkeit (±5 m) als zunächst<br />

mit GPS erzielt werden kann. Das GPS muß daher durch<br />

Differential- eine lokal arbeitende Referenz zu einem Differential-GPS<br />

GPS (DGPS) erweitert werden.<br />

Diese Referenzstation ist an einem präzise vermessenen<br />

Standort installiert und ermittelt identisch zu den mobilen<br />

Empfängern aus den Satellitensignalen Positionsdaten. Aus<br />

dem Vergleich zwischen <strong>der</strong> bekannten vermessenen Position<br />

und <strong>der</strong> jeweils aus den Satellitendaten ermittelten Position<br />

leitet sie einen Korrekturwert ab. Diese Korrektur wird<br />

an die mobilen Empfänger übertragen und dient zur Korrektur<br />

<strong>der</strong> mobil ermittelten Positionsdaten. Damit kann die<br />

Präzision <strong>der</strong> GPS-Position signifikant auf < 5 m verbessert<br />

werden.<br />

Zusätzlich zur Schaffung von Schnittstellen zwischen GPS-<br />

Komponente und IBIS-Rechner sind im RBL weitere Anpassungen<br />

an eine GPS-Ortung erfor<strong>der</strong>lich. Das dem RBL<br />

zugrunde liegende Streckennetz muß in geographischen<br />

Koordinaten verwaltet o<strong>der</strong> besser in eine digitale Kartengrundlage<br />

übergeführt werden. Weiterhin müssen die Datentelegramme<br />

die Übertragung <strong>der</strong> Fahrzeugposition in geographischen<br />

Koordinaten vornehmen o<strong>der</strong> zumindest zulas-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 23<br />

sen, wenn die Ortung auch auf nicht definierten Strecken<br />

möglich sein soll.<br />

Wie oben erwähnt, ist für die erfolgreiche Ortung <strong>der</strong> Empfang<br />

von mindestens drei Satelliten erfor<strong>der</strong>lich. Wegen <strong>der</strong><br />

benutzten Frequenzen im Bereich von 1,5 GHz ist dafür<br />

eine quasioptische Sichtverbindung notwendig. Gerade im<br />

Innenstadtbereich kann <strong>der</strong> Empfang <strong>der</strong> Signale aber durch<br />

Abschattungen und Reflexionen stark beeinträchtigt sein,<br />

so daß eine Stützung <strong>der</strong> Ortung durch Koppelnavigation<br />

mit externen Sensoren (Weggeber, Drehratensensor) für<br />

eine kontinuierliche Standortermittlung unumgänglich ist.<br />

3.3.3 LSA-Beeinflussung<br />

Die Bevorzugung des ÖPNV an Lichtsignalanlagen ist nicht<br />

an ein RBL gebunden. Sie basiert auf einer lokalen Interaktion<br />

zwischen Fahrzeug und dem Steuergerät <strong>der</strong> LSA.<br />

Ein Fahrzeug meldet in ausreichendem Abstand vor <strong>der</strong><br />

Grünzeit- LSA (Anmeldepunkt) eine Grünzeitanfor<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> eine<br />

anfor<strong>der</strong>ung Grünzeitverlängerung an das Steuergerät und dieses modifiziert<br />

das Signalprogramm <strong>der</strong>art, daß das Fahrzeug möglichst<br />

ungehin<strong>der</strong>t passieren kann. Nach dem Passieren<br />

meldet sich das Fahrzeug wie<strong>der</strong> ab, so daß vorgenommene<br />

Signalprogrammän<strong>der</strong>ungen rückgängig gemacht werden<br />

können. Die Anmeldung muß zeitlich so früh vor dem gewünschten<br />

Grünzeitbeginn erfolgen, daß die eventuell erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Phasenübergänge ohne Verletzung <strong>der</strong> Minimalzeiten<br />

für Grünzeiten und Zwischenzeiten durchgeführt<br />

werden können.<br />

Aus <strong>der</strong> Differenz zwischen Grünzeitbeginn und Anmeldezeitpunkt<br />

und <strong>der</strong> angenommenen Fahrzeuggeschwindigkeit<br />

ergibt sich <strong>der</strong> Abstand von <strong>der</strong> LSA, in dem das<br />

Fahrzeug seine Anfor<strong>der</strong>ung übertragen muß.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 24<br />

Anfor<strong>der</strong>ungs- Für das Erkennen des Anfor<strong>der</strong>ungspunkts gibt es verschiepunkt<br />

dene technische Lösungen:<br />

Erkennung durch Induktionsschleife o<strong>der</strong> Kontakt, wobei<br />

diese Lösung nur für Bahnen o<strong>der</strong> Fahrzeuge mit<br />

einer separaten Fahrspur angewendet werden kann<br />

Erkennung über Infrarot-Bake (IR-Bake)<br />

Erkennung des Anmeldepunktes durch bordautonome<br />

Standortbestimmung.<br />

Bei den Varianten 2 und 3 erfolgt die Übertragung <strong>der</strong> Grünzeitanfor<strong>der</strong>ung<br />

über den Datenfunk auf einer speziellen<br />

Betriebsfunkfrequenz, die für LSA-Anfor<strong>der</strong>ungen reserviert<br />

ist.<br />

Von den oben genannten Möglichkeiten sind die ersten<br />

zwei relativ unflexibel, da jede Verschiebung des Anmeldepunktes<br />

mit Bauarbeiten verbunden ist. In Verbindung mit<br />

einem RBL bietet sich daher die dritte Lösung an. Ein Anmeldepunkt<br />

ist dann nur eine Interaktion, die als Datum im<br />

Grunddatensatz des Bordrechners gespeichert und je<strong>der</strong>zeit<br />

anpaßbar ist.<br />

3.3.4 Fahrgastinformationssysteme<br />

Durch die bordautonome Standortermittlung können Peripheriegeräte<br />

wie Entwerter und Fahrscheindrucker ebenso<br />

wie Komponenten zur Fahrgastinformation automatisch angesteuert<br />

werden.<br />

Heutige mo<strong>der</strong>ne Fahrzeuge sind mit elektronischen Komponenten<br />

zur Anzeige und Ansage <strong>der</strong> nächsten Haltestelle,<br />

Liniennummer und -ziel sowie vermehrt mit Linienverlaufs-<br />

und Standortanzeigen ausgestattet. Dabei werden für<br />

Innenanzeigen die Innenanzeigen Displays auf LCD- und LED-Basis ein-<br />

Außenanzeigen gesetzt, während für Außenanzeigen bisher bistabile Punkt-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

matrix-Displays die optimale Lesbarkeit ergeben. Zunehmend<br />

kommen dafür aber auch auf LED- und LCD-Technologie<br />

basierende Anzeigen zum Einsatz.<br />

Diese elektronischen Informationsdisplays können, basierend<br />

auf den gespeicherten Grunddaten, vom Bordrechner<br />

autonom gesteuert werden. Wenn darüber hinaus über Innenanzeigen<br />

weitere Informationen z. B. über Anschlüsse an<br />

Umsteigehaltestellen offeriert werden sollen, ist eine regelmäßige<br />

Aktualisierung durch die RBL-Zentrale auf Basis<br />

<strong>der</strong> aktuellen Betriebslage erfor<strong>der</strong>lich.<br />

3.4 Kommunikationssystem<br />

3.4.1 Betriebsarten<br />

Bezüglich <strong>der</strong> von einem RBL an das Kommunikationssystem<br />

gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen kann man die drei Betriebsarten<br />

Datenfunk<br />

Sprechfunk<br />

Fernwirken<br />

Seite 25<br />

unterscheiden, <strong>der</strong>en spezifische Eigenschaften in Tabelle 1<br />

zusammengefaßt sind.<br />

Datenfunk Der Datenfunk umfaßt die vollautomatische Standortmeldung,<br />

das Absetzen von codierten Meldungen und Anweisungen<br />

und die Übertragung von weiteren, regelmäßigen<br />

und unregelmäßigen Informationen wie Fahrzeugauslastung,<br />

Fahrzeugstatus o<strong>der</strong> -störungen zur Leitstelle. Für diese Informationen<br />

werden nur geringe Datenmengen in jeweils<br />

einer Richtung von einem o<strong>der</strong> an ein Fahrzeug transferiert,<br />

so daß ein Simplex-Betrieb die Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllt. Geringe<br />

Verzögerungen (< 5 sec) sind tolerierbar.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 26<br />

Ein Son<strong>der</strong>fall des Datenfunk ist die für die Fahrzeugortung<br />

mittels GPS erfor<strong>der</strong>liche Übertragung <strong>der</strong> GPS-Korrekturdaten.<br />

Diese müssen in Echtzeit allen Fahrzeugen zur Verfügung<br />

stehen (Broadcasting).<br />

Sprechfunk Für den Sprechfunkverkehr ist eine Unterscheidung in „normale<br />

Fahrer-Leitstellen-Kommunikation“, „Notrufe“ und<br />

„Durchsagen an ein o<strong>der</strong> mehrere Fahrzeuge“ erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Die normale Kommunikation arbeitet mit einem Halbduplex-Betrieb<br />

und toleriert eine geringe Wartezeit (< 5 sec)<br />

vom Absetzen <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung durch den Fahrer bis zum<br />

Aufbau <strong>der</strong> Verbindung durch die Zentrale.<br />

Im Gegensatz dazu tolerieren Notrufe keine Verzögerung.<br />

Durchsagen an ein o<strong>der</strong> mehrere Fahrzeuge sind beschränkt<br />

auf Übertragungen von <strong>der</strong> Leitstelle zum Fahrzeug. Sie erfor<strong>der</strong>n<br />

daher nur eine unidirektionale Verbindung mit <strong>der</strong><br />

Möglichkeit, ein Fahrzeug gezielt o<strong>der</strong> eine Gruppe von<br />

Fahrzeugen anzusprechen (Broadcasting).<br />

Fernwirken Das Fernwirken ist in <strong>der</strong> Regel beschränkt auf das Absetzen<br />

von Kommandos (z. B. LSA-Beeinflussung) o<strong>der</strong><br />

Meldungen (z. B. Haltestellenabmeldung) vom Fahrzeug zu<br />

einer Streckeneinrichtung. Dabei ist eine unidirektionale Verbindung<br />

zur Kommunikation ausreichend, allerdings kann<br />

eine Verzögerung nur in <strong>der</strong> Größenordnung von < 1 sec<br />

toleriert werden. Diese For<strong>der</strong>ung wird verständlich, wenn<br />

man z. B. ein im normalen innerstädtischen Verkehr mit 10 m/s<br />

bis 15 m/s fahrendes Fahrzeug betrachtet. Eine Verzögerung<br />

<strong>der</strong> angefor<strong>der</strong>ten Aktion von bis zu 5 sec hätte dann einen<br />

Unschärfebereich von bis zu 75 Metern zur Folge.<br />

Zusammengestellt ergibt sich damit folgende Matrix <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Betriebsart<br />

Eigenschaft<br />

Vollduplex<br />

Halbduplex<br />

Unidirektional<br />

Tab. 1: Anfor<strong>der</strong>ungen an ein RBL-Kommunikationssystem<br />

Seite 27<br />

3.4.2 Verfügbare Systeme<br />

Diesen Anfor<strong>der</strong>ungen stehen verschiedene Möglichkeiten<br />

zur Realisierung <strong>der</strong> Kommunikation mit unterschiedlicher<br />

Leistungsfähigkeit und spezifischen Eigenschaften gegenüber.<br />

Eine Auswahl <strong>der</strong> möglichen Systeme und Verfahren<br />

ist in Tab. 2 zusammengestellt.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Broadcast<br />

Echtzeit<br />

Verz. < 1 sec<br />

Verz. < 5 sec<br />

Hohe Datenrate /<br />

analoge Übertragung<br />

Allg. Datenfunk X X X<br />

DGPS-Korrekturdaten X X X<br />

Sprechfunk-Anfor<strong>der</strong>ung X X X<br />

Sprechfunk Fahrzeug X X X<br />

Sprechfunk Leitstelle X X X<br />

Durchsagen X X X X<br />

Fernwirken X X X<br />

Geringe Datenrate<br />

Datenpakete


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 28<br />

System<br />

Eigenschaft<br />

Vollduplex<br />

Halbduplex<br />

Unidirektional<br />

GSM allgemein X<br />

)1<br />

X X X<br />

GSM / SMS X X X<br />

Analoges priv. Funknetz X X<br />

Digitales priv. Funknetz X X X<br />

Bündelfunk X )1<br />

X<br />

X X<br />

)2<br />

X )2<br />

X<br />

X )2<br />

X )2<br />

Nahbereichs-LSA X X X<br />

Tab. 2: Eigenschaften potentieller RBL-Kommunikationssysteme<br />

X )2<br />

X )2<br />

Aus Tab. 2 ergibt sich, daß die vom RBL an eine Kommunikationsinfrastruktur<br />

gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen (vgl. Tab. 1)<br />

mit verschiedenen Systemen erfüllbar sind. Neben <strong>der</strong> tech-<br />

Kostenstruktur nischen Realisierbarkeit ist die stark unterschiedliche Kostenstruktur<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Lösungen zu beachten. Zum<br />

Beispiel ergeben sich für ein GSM-Konzept mo<strong>der</strong>ate Investitionskosten<br />

bei allerdings relativ hohen Betriebskosten,<br />

während ein privates Funknetz hohe Anfangsinvestitionen,<br />

anschließend aber niedrige laufende Betriebskosten verursacht.<br />

Randbedingung Weiterhin sind Randbedingungen zu berücksichtigen, die<br />

sich durch die individuelle Struktur des jeweiligen Ver-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk<br />

Broadcast<br />

X )1<br />

Echtzeit<br />

Verz. < 1 sec<br />

Verz. < 5 sec<br />

Hohe Datenrate /<br />

analoge Übertragung<br />

X = systemtechnisch möglich, zur Zeit noch nicht realisiert<br />

= ausrüstungsabhängig<br />

)2<br />

X )2<br />

Geringe Datenrate<br />

Datenpakete


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

kehrsbetriebs (Anzahl <strong>der</strong> Fahrzeuge, Anzahl <strong>der</strong> Transportsysteme,<br />

vorhandenes Funksystem etc.) und die geographische<br />

Struktur des Versorgungsgebiets (Gebietsgröße, Topographie)<br />

ergeben. Aus diesen in großem Rahmen variablen<br />

Randbedingungen wird ersichtlich, daß die Auswahl eines<br />

Kommunikationssystems für ein RBL individuell an den<br />

jeweiligen Verkehrsbetrieb anzupassen ist.<br />

3.5 RBL-gesteuerte Haltestelleninformation<br />

Seite 29<br />

Analog zu den bordautonomen FGI-Displays sind auch die<br />

dynamischen FGI-Displays an den Haltestellen mit einem<br />

Rechner, Speicher mit Grunddaten und einem Modul zur<br />

Kommunikation mit <strong>der</strong> RBL-Zentrale über Kabel o<strong>der</strong> Datenfunk<br />

ausgestattet. Für die Haltestellenanzeige ist dabei<br />

eine dynamische Aktualisierung unumgänglich, damit über<br />

den jeweilig gültigen Fahrplanausschnitt des Sollfahrplans<br />

hinaus aktuelle Fahrplanabweichungen berücksichtigt und<br />

angezeigt werden können.<br />

Weiterhin müssen Fahrzeuge, die die Haltestelle verlassen<br />

haben, sich über Datenfunk abmelden, damit die dynamische<br />

Fahrgastinformation unverzüglich aktualisiert werden kann.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Displays muß die elektronische FGI an <strong>der</strong><br />

Haltestelle unterschieden werden in Fernsicht- und Nahsichtanzeigen.<br />

Fernsicht- Fernsichtanzeigen sind in <strong>der</strong> Regel mehrzeilige Displays<br />

anzeigen (z. B. zehn Zeilen mit jeweils 40 Zeichen), die das aktuell<br />

gültige Bedienangebot anzeigen, z. B. die nächste Abfahrt<br />

je<strong>der</strong> Linie o<strong>der</strong> alle Abfahrten innerhalb <strong>der</strong> nächsten Minuten.<br />

Damit trennen die elektronischen Systeme aktuell für<br />

den Fahrgast notwendige Information von aktuell nicht benötigter<br />

Information. Die Reduktion auf wesentliche Daten<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 30<br />

Nahsicht<br />

Display<br />

erlaubt eine Darstellung mit großen Schriftzeichen und damit<br />

eine deutlich verbesserte Lesbarkeit gegenüber den Aushangfahrplänen.<br />

Je nach verwendeter Displaytechnik können<br />

diese Anzeigen aus bis zu fünf Metern Entfernung und<br />

damit von vielen Fahrgästen gleichzeitig gelesen werden<br />

(vgl. Abb. 5).<br />

Ansagen<br />

Abb. 5: Beispiel für Haltestellenausrüstung<br />

Fernsicht- Neben diesen Fernsichtdisplays ermöglichen Nahsichtdisdisplays<br />

plays durch die umfangreichere, ggf. auch grafische Informationsdarstellung<br />

die aktuelle Information <strong>der</strong> Fahrgäste<br />

mit z. B. Daten über zu erwartende Anschlußverbindungen<br />

o<strong>der</strong> auch frei formulierten Meldungen und Hinweisen bei<br />

Betriebsabweichungen und Störungen.<br />

4 Beispiele<br />

Fernsicht<br />

Display<br />

Haltestellen-<br />

Rechner<br />

Sprech- / Datenfunk<br />

Haltestellenabmeldung<br />

Daten-/<br />

Sprechfunk<br />

Sprech- / Datenfunk<br />

dynamische<br />

Innenanzeigen<br />

Bordrechner (IBIS)<br />

RBL-<br />

Leitstelle<br />

Als Beispiele für realisierte RBL sollen in diesem Abschnitt<br />

die Systeme des Omnibusverkehrs Saale-Orla OVS, <strong>der</strong><br />

Braunschweiger Verkehrs AG BVAG und <strong>der</strong> Berliner<br />

Verkehrsbetriebe BVG dienen.<br />

4.1 Omnibusverkehr Saale-Orla GmbH<br />

Der Omnibusverkehr Saale-Orla GmbH betreibt straßengebundenen<br />

ÖPNV in den Landkreisen Saalfeld-Rudolf-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 31<br />

stadt und Teilen des Saale-Orla-Kreises. Neben dem Regional-<br />

und Schülerverkehr wird in den Städten Saalfeld,<br />

Rudolstadt/Bad Blankenburg und Pößneck ein umfangreicher<br />

Stadtverkehr durchgeführt.<br />

Übersicht Der Einzugsbereich des OVS umfaßt ca. 170.000 Einwohner,<br />

wovon ca. 80.000 Einwohner auf die drei obengenannten<br />

Städte entfallen. Der OVS bedient ein Gebiet von ca.<br />

1.200 km 2 mit einer Streckenlänge von ca. 1.200 km und<br />

ca. 400 Haltestellen. Auf den wichtigsten Verbindungen im<br />

Regionalverkehr wird ein Stundentakt und auf den Hauptlinien<br />

des Stadtverkehrs ein 10-Minuten-Takt angeboten.<br />

Dafür steht ein Fahrzeugpark von 132 Bussen in drei<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen und einem Depot zur Verfügung. Der Buspark<br />

wurde in den vergangenen Jahren schrittweise mo<strong>der</strong>nisiert.<br />

Fahrzeug- Als Herzstück des RBL-Systems des OVS wird auf den<br />

rechner Fahrzeugen <strong>der</strong> ADtranz-Fahrzeugrechner AFR 200 eingesetzt.<br />

Dieser Fahrzeugrechner versorgt die RBL-Leitstelle<br />

per Datenfunk automatisch mit Fahrzeugdaten wie z. B.<br />

Standort, Anwesenheit an ausgewählten Haltestellen o<strong>der</strong><br />

codierten Meldungen des Fahrpersonals, sendet bei Bedarf<br />

Funktelegramme direkt zur LSA, steuert die IBIS-Peripherie<br />

im Fahrzeug und steht für den Fahrausweisverkauf auf den<br />

Fahrzeugen zur Verfügung. Die Fahrzeugrechner sind Bestandteil<br />

des Systems AFAB (ADtranz Fahrausweis- und<br />

Betriebsleitsystem), welches seit 1992 beim OVS eingesetzt<br />

wird. 1997 wurde dieses System erweitert und verwaltet<br />

durch seine leistungsfähige Datenbank im Client-Server-<br />

Betrieb sämtliche Daten für den Fahrscheinverkauf und den<br />

RBL-Betrieb mit nur noch einer Leitstelle. Die RBL-<br />

Zentrale basiert dabei auf kostengünstiger PC-Technologie,<br />

als Betriebssystem wird Windows NT eingesetzt.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 32<br />

Für die Kommunikation wird ein analoges Bosch-Gleichwellen-Funksystem<br />

eingesetzt.<br />

Standort- Die Standortbestimmung erfolgt durch Aufnahme <strong>der</strong> einbestimmung<br />

gehenden Wegimpulse und Vergleich mit dem gespeicherten<br />

Wegeband. Mögliche Abweichungen, die z. B. durch<br />

Überholen von an<strong>der</strong>en Fahrzeugen entstehen, werden an <strong>der</strong><br />

nächsten Haltestelle durch das Türöffnungskriterium wie<strong>der</strong><br />

korrigiert, so daß im Stadtverkehr Saalfeld eine durchschnittliche<br />

Abweichung von < 5 m bei <strong>der</strong> LSA-Ansteuerung<br />

gemessen wird.<br />

Dreistufige Die Inbetriebnahme des Systems erfolgt in drei Stufen. In<br />

Einführung <strong>der</strong> ersten Stufe wurden die Fahrzeugrechner <strong>der</strong> im Stadtverkehr<br />

eingesetzten Fahrzeuge umgerüstet, wodurch neben<br />

dem automatisierten Fahrausweisverkauf die LSA-Beeinflussung<br />

in <strong>der</strong> Stadt erreicht werden konnte. Damit wurden<br />

bei Linienumläufen von 50 min Einsparungen von ca. 10 min<br />

erreicht. Durch die deutliche Reduzierung <strong>der</strong> Umlaufzeit<br />

im innerstädtischen Verkehr wurde eine erhebliche Effektivitätssteigerung<br />

erreicht, die durch Automatisierung<br />

einer Reihe von Bordfunktionen noch mit einer Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Belastung für das Fahrpersonal einherging.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Stufe werden zur Zeit die restlichen Fahrzeuge<br />

umgerüstet, so daß alle Fahrzeuge die LSA im Bereich<br />

<strong>der</strong> OVS beeinflussen können.<br />

Als dritte Stufe wird die ADtranz RBL-Leitzentrale in Betrieb<br />

genommen. Sie ermöglicht die zentrale Visualisierung<br />

und Steuerung des Betriebszustands. Neben den regelmäßigen<br />

Übertragungen <strong>der</strong> Fahrzeugstandorte wird z.B.<br />

auch bei Fahrtantritt, Linienwechsel o<strong>der</strong> Sprechwunsch<br />

des Fahrpersonals ein Datentelegramm mit <strong>der</strong> Standortinformation<br />

an die Zentrale übermittelt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Die Zentrale vergleicht diese Standortinformation mit <strong>der</strong><br />

Sollposition des Fahrzeugs und ermittelt so die Fahrplanlage.<br />

Diese Daten werden von <strong>der</strong> Zentrale ausgewertet<br />

und bilden die Grundlage für die Visualisierung des Betriebszustands<br />

und eine Standortprognose.<br />

Es wird erwartet, daß sich die Betriebsabwicklung des OVS<br />

damit nochmals entscheidend verbessert durch:<br />

Beschleunigung <strong>der</strong> Disposition bei Betriebsstörungen<br />

Anschlußsicherung insbeson<strong>der</strong>e im Rahmen des<br />

Integralen Taktfahrplans Thüringen<br />

Verringerung des Dispositionsaufwands durch Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Einsatzleitstellen von drei auf eine<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Betriebssicherheit durch Unfall- und Überfallruf<br />

Rechnergesteuerte Organisation des Sprechfunkverkehrs.<br />

4.2 Braunschweiger Verkehrs AG<br />

Seite 33<br />

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist in Braunschweig<br />

ebenso wie in den an<strong>der</strong>en großen Städten <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland erheblichen Behin<strong>der</strong>ungen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch den in den letzten Jahren sprunghaft<br />

angewachsenen Kraftfahrzeugverkehr, ausgesetzt. Für den<br />

Fahrgast machen sich die Folgen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung als Unpünktlichkeit<br />

bei <strong>der</strong> Haltestellenbedienung, in einer wachsenden<br />

Unsicherheit bezüglich <strong>der</strong> Anschlüsse, als längere<br />

Beför<strong>der</strong>ungszeiten sowie im Zusammenhang mit einer<br />

unregelmäßigen Fahrzeugfolge als Überfüllung einzelner<br />

Fahrzeuge bemerkbar.<br />

Um <strong>der</strong> damit sinkenden Attraktivität entgegenzuwirken,<br />

wird ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem für die um-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 34<br />

fassende und effektive Betriebssteuerung installiert. Die<br />

Siemens/Häni-Prolectron AG ist beauftragt, bis Mai 1999<br />

in Braunschweig ein RBL für die Betriebsbereiche Om-<br />

Ziele nibus und Stadtbahn zu realisieren und in Betrieb zu setzen.<br />

Damit sollen folgende Ziele erreicht werden:<br />

Steigerung <strong>der</strong> Attraktivität für die Fahrgäste durch<br />

– Verbesserung <strong>der</strong> Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit<br />

– Erhöhung <strong>der</strong> Anschlußsicherheit<br />

– Intensivierung und Aktualisierung <strong>der</strong> Fahrgastinformation<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen für Fahr- und Leitstellenpersonal<br />

durch:<br />

– Verbesserung <strong>der</strong> Information<br />

– Entlastung von Routinetätigkeiten<br />

– Erleichterung <strong>der</strong> Kommunikation<br />

– Verbesserung <strong>der</strong> Unterstützung in Notsituationen<br />

– Hilfestellung in Störungssituationen<br />

Steigerung <strong>der</strong> Produktivität durch<br />

– Abbau von Überstunden<br />

– Verkürzung <strong>der</strong> Umlaufzeiten<br />

Verbesserung des Image durch ein mo<strong>der</strong>nes Erscheinungsbild.<br />

Übersicht Die Braunschweiger Verkehrs AG betreibt ein Omnibusund<br />

Stadtbahnnetz in <strong>der</strong> Stadt Braunschweig und im Umland<br />

mit einer Gesamtstreckenlänge von ca. 900 km und ca.<br />

1.100 Haltestellen. Im Einzugsbereich <strong>der</strong> BVAG leben ca.<br />

345.000 Einwohner, wobei täglich über 100.000 Personen<br />

durch die BVAG beför<strong>der</strong>t werden.<br />

Der Fahrzeugpark umfaßt 132 Omnibusse, die auf 49<br />

Linien verkehren sowie 56 Stadtbahnen auf 11 Linien. Beide<br />

Bereiche verfügen über einen eigenen Betriebshof.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 35<br />

Funktionen Das geplante RBL mit seinen Komponenten RBL-Zentrale,<br />

Fahrzeugausrüstung, Haltestellenausrüstung sowie Kommunikationssystem<br />

soll folgende Funktionen erfüllen:<br />

Automatische Erfassung <strong>der</strong> Ist-Daten im laufenden<br />

Betrieb<br />

Standortverfolgung und Soll-Ist-Vergleich in <strong>der</strong> RBL-<br />

Zentrale<br />

Unterstützung des Leitstellenpersonals durch zielgerichtete<br />

Informationsdarstellungen mit dynamischen Farbgrafiken<br />

und Listen sowie durch Videobil<strong>der</strong> von<br />

Strecken und Haltestellen<br />

Vorschlagen von dispositiven Maßnahmen bzw. automatische<br />

Ausführung dispositiver Funktionen wie Fahrplanüberwachung,<br />

Abfahrtsauffor<strong>der</strong>ung, Wendezeitpunktüberwachung,<br />

Anschlußsicherung u.ä. mit Eingriffsmöglichkeiten<br />

durch das Leitstellenpersonal<br />

Vorschlagen von Dispositionshilfen zur Störungsbeseitigung<br />

Dokumentation und statistische Auswertungen <strong>der</strong> Betriebsdaten<br />

zur Systemoptimierung<br />

fahrzeugautonome DGPS-Standortermittlung unter Verwendung<br />

<strong>der</strong> Korrekturdatenübermittlung über das<br />

Radio Daten Signal (RDS) (RASANT-Service)<br />

fahrzeugautonome, automatische Fortschaltung <strong>der</strong> Fahrgastinformation<br />

auf den Fahrzeugen mit Eingriffsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> RBL-Zentrale bei RBL-Betrieb<br />

fahrzeugautonome LSA-Beeinflussung mit Eingriffsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> RBL-Zentrale bei RBL-Betrieb<br />

automatische Informationsdarstellungen für den Fahrer<br />

mit Hinweisen zur Fahrplanlage, zur Anschlußsicherung,<br />

zu Maßnahmen im Störungsfall sowie zu sonstigen Anweisungen<br />

aus <strong>der</strong> RBL-Leitstelle sowohl bei RBL-<br />

Betrieb wie auch für Rückfallebenen<br />

dynamische Fahrgastinformation mit aktuellen Abfahrtzeiten,<br />

Fahrplanlage, Son<strong>der</strong>informationen und Informationen<br />

bei Betriebsstörungen an ausgewählten Haltestellen<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 36<br />

integrierte Datenversorgung für das RBL-System und die<br />

Betriebszweige Stadtbahn und Bus sowie automatisierte<br />

Solldaten-Versorgung <strong>der</strong> Fahrzeuge über die Betriebshofrechner<br />

bei <strong>der</strong> Stadtbahn über IR-Baken und bei<br />

Omnibussen über kontaktlose Speicherkarten.<br />

Zusätzlich beinhaltet die RBL-Einführung auch die Einführung<br />

einer zeitmultiplexgesteuerten Daten- und Sprachkommunikation<br />

zwischen RBL-Zentrale, Fahrzeugen, Aufsicht<br />

und Haltestellen auf Basis des NEMO-Übertragungsverfahrens.<br />

4.3 Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)<br />

4.3.1 Zielsetzung<br />

Stetig ansteigende Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betriebsdurchführung<br />

des öffentlichen Personennahverkehrs in Berlin erfor<strong>der</strong>n<br />

die Nutzung von mo<strong>der</strong>ner Rechen- und Kommunikationstechnik<br />

in den Fahrzeugen und Leitstellen <strong>der</strong> BVG.<br />

Zur Umsetzung dieser For<strong>der</strong>ung wird gegenwärtig <strong>der</strong><br />

Einsatz einer Zentralen Leitstelle (ZL) <strong>der</strong> BVG sowie von<br />

rechnergesteuerten Betriebsleitsystemen (RBL) in den Unternehmensbereichen<br />

Straßenbahn und Omnibus <strong>der</strong> BVG<br />

vorbereitet. Im Unternehmensbereich U-Bahn ist mit LISI<br />

bereits ein U-Bahn spezifisches Zugsicherungs- und Leitsystem<br />

in Betrieb.<br />

Ein Hauptziel <strong>der</strong> RBL-Einführung für die BVG stellt die<br />

Steigerung <strong>der</strong> Attraktivität des ÖPNV dar. Dies soll erreicht<br />

werden durch:<br />

qualifizierte Fahrgastinformation<br />

Sicherung von Anschlüssen an Umsteigehaltestellen<br />

Bevorrechtigung <strong>der</strong> Fahrzeuge an Lichtsignalanlagen<br />

(LSA)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 37<br />

effiziente Störungsbehandlung<br />

Erfassung statistischer Betriebsdaten zur Qualitätsbewertung<br />

und Qualitätssicherung.<br />

Eine wesentliche Bedeutung kommt dabei den Leitstellen<br />

<strong>der</strong> drei Unternehmensbereiche sowie <strong>der</strong> Koordination<br />

durch die Zentrale Leitstelle zu. Dazu ist ein Zusammenwirken<br />

aller RBL-Leitstellen untereinan<strong>der</strong> sowie mit <strong>der</strong><br />

ZL zu gewährleisten.<br />

Die RBL-Zentralen werden alle Leitstellenaktivitäten weitestgehend<br />

rechnerunterstützt bearbeiten. Bereits vorhandene<br />

Lösungen zur rechnergestützten Arbeit in den Leitstellen<br />

und EDV-Anwendungen <strong>der</strong> BVG, einschließlich <strong>der</strong> kartografischen<br />

Systeme, werden in die Leitstellen-Arbeitsplätze<br />

integriert. Ebenso wird das betriebliche Meldewesen in den<br />

Leitstellen bis zur Aufbereitung von Meldungen für die<br />

Geschäftsführung eingebunden.<br />

Im Endausbau sind im Unternehmensbereich Omnibus<br />

ca. 1.500 Fahrzeuge für den RBL-Betrieb ausgerüstet. Darin<br />

eingeschlossen sind die Fahrzeuge von Fremdunternehmen,<br />

die Fahrleistungen im Auftrag <strong>der</strong> BVG erbringen.<br />

Im Unternehmensbereich Straßenbahn ist ein Fahrzeugbestand<br />

von ca. 600 Fahrzeugen für den RBL-Betrieb ausgerüstet.<br />

In Spitzenverkehrsstunden werden ca. 350 Züge im<br />

Netz in den RBL-Betrieb einbezogen.<br />

Für die verbesserte Fahrgastinformation werden bis zum<br />

Jahr 2005 im Unternehmensbereich Omnibus ca. 300<br />

Haltestellen mit dynamischen Fahrgastinformationsanzeigen<br />

ausgestattet. Darüber hinaus ist geplant, bis zum Jahr<br />

2010 weitere 1.700 Haltestellen auszurüsten. Im Unternehmensbereich<br />

Straßenbahn werden bis zum Jahr 2005 ca.<br />

500 Haltestellen mit dynamischer Fahrgastinformation ausgerüstet.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 38<br />

4.3.2 Ausgangszustand<br />

In <strong>der</strong> Leitstelle Omnibus in <strong>der</strong> Potsdamer Straße arbeiten<br />

zur Zeit in den Spitzenzeiten 12 Disponenten, in <strong>der</strong> Leitstelle<br />

Straßenbahn auf dem Betriebshof Lichtenberg 5 Disponenten.<br />

Die Zentrale Leitstelle mit 3 Disponenten-Arbeitsplätzen<br />

befindet sich ebenfalls in <strong>der</strong> Potsdamer Straße.<br />

4.3.3 Umsetzung<br />

Die RBL-Zentralen für die Bereiche Omnibus und Straßenbahn<br />

werden von Alcatel SEL realisiert und ermöglichen<br />

eine optimale Steuerung <strong>der</strong> Betriebsabläufe bei gleichzeitiger<br />

Bereitstellung eines umfassenden Informationsangebotes<br />

für die Kunden. Die übergeordneten Funktionen <strong>der</strong> ZL<br />

werden durch IAV und VW GEDAS realisiert.<br />

Die Hardware in den Leitzentralen besteht jeweils aus<br />

einem Doppelrechnersystem auf Basis von DEC ALPHA<br />

(AXP-Rechner 1000 bzw. 2000) für die Leitrechner bzw.<br />

AXP-Einzelplatzrechnern für die Disponentenarbeitsplätze.<br />

Als Betriebssystem wird DEC UNIX verwendet. Die Leitund<br />

Arbeitsplatz-Rechner in den Zentralen sind jeweils<br />

durch einen Mini-FDDI-Doppelring gekoppelt. Ein Windows<br />

NT-Server dient als Gateway ins BVG-Hausnetz,<br />

welches auf Windows NT-Basis arbeitet. Dieser Server<br />

stellt gleichzeitig die Windows NT-Applikationen auf den<br />

Disponenten-Arbeitsplätzen zur Verfügung.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> RBL-Einrüstung wird für den Sprech- und<br />

Datenfunkverkehr im Unternehmensbereich Omnibus ein<br />

digitales Funksystem <strong>der</strong> Fa. AEG Mobile Communication<br />

nach dem Tetrapol-Standard eingeführt. Es arbeitet in 6<br />

Funkzellen mit je 6 Duplex-Funkkanälen, von denen jeweils<br />

4 Kanäle <strong>der</strong> Datenkommunikation und 2 Kanäle <strong>der</strong><br />

Sprachkommunikation dienen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 39<br />

Das bereits voll einsatzfähige analoge Sprechfunksystem <strong>der</strong><br />

Straßenbahn verfügt über 3 Duplex-Sprechfunkkanäle und<br />

2 Duplex-Datenfunkkanäle, die rautengebunden den Stadtgebieten<br />

Berlins zugeteilt sind, jedoch in einem Gleichwellenfunknetz<br />

betrieben werden.<br />

Die Vermittlung des Sprech- und Datenfunks erfolgt für<br />

Omnibus und Straßenbahn über das Sprechfunkvermittlungssystem<br />

„VMS 256“ <strong>der</strong> Firma BOSCH. Es übernimmt<br />

rechnergestützt die Gesprächszuteilung <strong>der</strong> Funkkanäle zu<br />

den einzelnen Disponenten-Arbeitsplätzen sowie Fernsprechvermittlungsaufgaben.<br />

Wesentlicher Bestandteil <strong>der</strong> Fahrzeugausrüstung ist eine<br />

Standortermittlung <strong>der</strong> Omnibusse mit dem Satellitennavigationssystem<br />

GPS. Fahrzeugrechner in den Straßenbahnen<br />

und Bussen übernehmen darüber hinaus Routineaufgaben<br />

wie z. B. die Kontrolle <strong>der</strong> Durchfahrzeiten und stellen<br />

dem Fahrpersonal qualifizierte Informationen zum Betriebsablauf,<br />

etwa bei Än<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Störungen, zur Verfügung.<br />

Weiterhin wird Fahrgästen automatisch ein umfangreiches,<br />

fortwährend aktualisiertes und benutzerfreundlich<br />

(akustisch und visuell) aufbereitetes Informationsangebot<br />

präsentiert.<br />

Die Ausrüstung <strong>der</strong> Omnibusse erfolgt mit Alcatel-SEL-<br />

Rechnertechnik, während die Straßenbahnen von Siemens<br />

mit IBIS2-Technik ausgerüstet werden.<br />

Die Betriebseinsatzplanung in allen Unternehmensbereichen<br />

<strong>der</strong> BVG erfolgt bereits EDV-gestützt mit dem<br />

System BERTA, das zukünftig auch den Hauptanteil <strong>der</strong><br />

Solldaten-Versorgung <strong>der</strong> RBL - und über die RBL die<br />

Solldaten-Versorgung <strong>der</strong> Fahrzeugbordrechner - sicherstellt.<br />

Die Solldaten-Versorgung erfolgt dabei für die Bordrechner<br />

<strong>der</strong> Straßenbahnen mit einer kontaktlosen Chip-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 40<br />

karte, während die Rechner <strong>der</strong> Omnibusse auf den Betriebshöfen<br />

über ein separates Lokal Area Network (LAN)<br />

auf Funkbasis versorgt werden.<br />

Für die Kommunikation zwischen Rechnern an den verschiedenen<br />

Standorten und Betriebshöfen <strong>der</strong> BVG wird<br />

das BVG-eigene Kommunikationsnetz weitestgehend mit<br />

LWL-Technik ausgerüstet. Durch diese Vernetzung sowie<br />

die Einführung von BERTA sind alle Betriebshofrechner<br />

mit <strong>der</strong> Zentrale verbunden und können spezifische Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Betriebseinsatzplanung dezentral realisieren.<br />

Für die Verwaltung <strong>der</strong> Fahrzeugdaten setzt die BVG unternehmensweit<br />

Module des Systems SAP-R3 ein.<br />

5 Kosten und Wirtschaftlichkeit<br />

Aufgrund des breiten Einsatzgebiets von RBL und <strong>der</strong> dadurch<br />

gegebenen unterschiedlichen Randbedingungen bei<br />

den einzelnen Verkehrsbetrieben variieren die Kosten für<br />

ein RBL in weitem Rahmen. Generell kann dabei zwischen<br />

den Investitionskosten und den laufenden Betriebskosten<br />

unterschieden werden.<br />

Investitionskosten entstehen im wesentlichen für<br />

die zentralen Einrichtungen (RBL-Zentrale, Leitstelle)<br />

die fahrzeugseitige Ausrüstung<br />

das Kommunikationssystem<br />

die Streckenausrüstung (dynamische Fahrgastinformationssysteme).<br />

Investitions- Die absolute Höhe <strong>der</strong> Investitionskosten hängt unter andekosten<br />

rem ab von:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 41<br />

<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />

<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Haltestellen<br />

<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Transportsysteme<br />

<strong>der</strong> Streckenlänge bzw. Größe des Bedienungsgebiets.<br />

Weiterhin beeinflußt <strong>der</strong> gewünschte Funktionsumfang ganz<br />

wesentlich die Kosten.<br />

Die Investition für die Zentrale fallen in <strong>der</strong> Regel als einmaliger<br />

Kostenblock an, während die Investitionen für Fahrzeug-<br />

und Streckenausrüstung proportional mit <strong>der</strong> Anzahl<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge und dynamischen FGIs steigen. Daraus folgt,<br />

daß für eine bestimmte Größe <strong>der</strong> RBL-Zentrale die Gesamtinvestition<br />

des RBL pro Fahrzeug und Streckenkilometer<br />

mit steigen<strong>der</strong> Fahrzeugzahl abnimmt.<br />

Laufende Die laufenden Betriebskosten setzen sich zusammen aus Per-<br />

Betriebskosten sonal- und Sachkosten, wovon die Personalkosten den weit<br />

überwiegenden Anteil stellen.<br />

Neben den absoluten Kosten für ein RBL ist betriebswirtschaftlich<br />

<strong>der</strong> relative Anteil bezogen auf die Gesamtaufwendungen<br />

eines Verkehrsbetriebs und die jährlichen<br />

Gesamtbetriebskosten eines Fahrzeugs von Interesse, da<br />

sich daraus ein Anhaltspunkt für die Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong><br />

Investition ableiten läßt.<br />

In <strong>der</strong> Fachwelt haben Untersuchungen ergeben, daß die<br />

Kosten für ein RBL zwischen 0,4 % und 1,4 % des Gesamtbetriebsaufwands<br />

liegen (vgl. Khorovitch et al., 49. UITP<br />

Kongreß 1991, Stockholm).<br />

Reduziert auf eine rein betriebswirtschaftliche Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

ohne Berücksichtigung weiterer Nutz-<br />

Break-Even- effekte erreicht ein RBL damit den Break-Even-Point, wenn<br />

Point sich durch seine Einführung Einsparungen in <strong>der</strong> oben<br />

genannten Größenordnung ergeben. Diese Werte werden<br />

durch die vielfältigen Effekte des RBL z. B. auf die Opti-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 42<br />

mierung des Fahrplans, den Abbau von Reservekapazitäten<br />

für Spitzeneinsatz, die Verkürzung <strong>der</strong> Umlaufzeiten, die<br />

Reduzierung des Leitstellenpersonals o<strong>der</strong> auch die Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Belastung des Fahrpersonals und damit verbunden<br />

die Reduzierung krankheitsbedingter Ausfälle in<br />

<strong>der</strong> Regel mindestens erreicht.<br />

Der wirschaftliche Gewinn eines RBL erhöht sich nochmals<br />

signifikant, wenn in die Betrachtung die Gemeindeverkehrsfinanzierungszuschüsse<br />

von bis zu 90% <strong>der</strong><br />

Investitionskosten einbezogen werden.<br />

Weiterhin liefert das RBL betriebswirtschaftliche Leistungsdaten<br />

des Verkehrsbetriebs mit einer <strong>der</strong>zeit sonst nicht erreichten<br />

Datengüte. Diese Leistung ist schwierig zu quantifizieren,<br />

für ein effektives Controlling eines Betriebs aber<br />

unverzichtbar.<br />

6 Nutzen<br />

Neben dem im vorangegangenen Kapitel ausgeführten<br />

betriebswirtschaftlichen Nutzen für das einzelne Verkehrsunternehmen<br />

darf <strong>der</strong> Nutzen für den Fahrgast und <strong>der</strong><br />

damit zusammenhängende volkswirtschaftliche Nutzen nicht<br />

außer acht gelassen werden.<br />

Durch Einsparung von Fahrzeit z. B. durch Vermeidung<br />

von Fahrplanabweichungen, Reduzierung <strong>der</strong> Auswirkung<br />

von Störungen und Verbesserung <strong>der</strong> Anschlußsicherheit<br />

wird sicherlich <strong>der</strong> subjektiv empfundene Komfort des<br />

Fahrgasts und damit langfristig auch die Qualität und<br />

Attraktivität des ÖPNV erhöht. Objektiv wird durch die<br />

freigewordene Zeit ein volkswirtschaftlicher Nutzen erzielt,<br />

wenngleich dieser schwierig zu quantifizieren ist.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Weiterhin darf die Möglichkeit zur besseren Fahrgastinformation<br />

nicht unberücksichtigt bleiben. Sie trägt wie<strong>der</strong>um<br />

zur Erhöhung des subjektiv empfundenen Kundenkomforts<br />

bei, <strong>der</strong> Nutzen ist allerdings noch schwieriger zu quantifizieren.<br />

7 Perspektiven<br />

Seite 43<br />

Sowohl Hardware wie Software <strong>der</strong> RBL-Systeme und<br />

ihrer einzelnen Komponenten sind heute auf einem sehr<br />

weit fortgeschrittenen Entwicklungsstand. Die Einführung<br />

und <strong>der</strong> Einsatz dieser Systeme hinkt dagegen, betrachtet<br />

man die potentiellen Anwendungen und Anwen<strong>der</strong>, zur Zeit<br />

stark hinterher. Eine Erhebung in Hessen zeigt allerdings<br />

die Tendenz, daß in letzter Zeit verstärkt <strong>der</strong> Einsatz erwogen<br />

wird. Es ist daher zu erwarten, daß die folgenden Jahre<br />

mehr von <strong>der</strong> Einführung weiterer Systeme als von gravierenden<br />

technischen Neuerungen geprägt sein werden.<br />

Unabhängig davon zeichnen sich drei generelle Tendenzen<br />

für die nähere Zukunft ab.<br />

<strong>Technische</strong> Im technischen Bereich werden, durch die technische Wei-<br />

Weiter- terentwicklung initiiert, kontinuierlich einzelne Komponenentwicklung<br />

ten durch mo<strong>der</strong>nere ersetzt werden:<br />

Bei <strong>der</strong> Rechnertechnik wird die eingesetzte Hardware<br />

sowohl leistungsfähiger wie auch preiswerter<br />

Für die Fahrgastinformation werden auf neuen Technologien<br />

basierende Komponenten sowohl für Großdisplays<br />

wie auch für hochauflösende Nahsichtdisplays zu akzeptablen<br />

Preisen verfügbar<br />

Für Neuausrüstungen wird <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> digitalen Kommunikationssysteme<br />

zunehmen<br />

Die Software wird, insbeson<strong>der</strong>e in bezug auf dynamische<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 44<br />

Fahrgastinformation und Systemvernetzung, kontinuierlich<br />

weiterentwickelt.<br />

Einführung Durch die sinkende Preisschwelle – insbeson<strong>der</strong>e durch<br />

von RBL- die heute möglichen PC-basierten Systeme – wird die<br />

Systemen Einführung von RBL-Systemen zunehmend auch für kleinere<br />

Verkehrsunternehmen interessant und möglich. Die inzwischen<br />

bewährte Technik und <strong>der</strong> zunehmende Rentabilitätsdruck<br />

sowie abnehmende Marktanteil des ÖPNV<br />

verstärken diese Tendenz.<br />

Vernetzung von Die For<strong>der</strong>ung nach „vollständiger“ Information für den<br />

Informations- Fahrgast, auch unter Einbeziehung des Verkehrsgeschehens<br />

systemen im Individualverkehr, erfor<strong>der</strong>t verstärkt die Vernetzung<br />

von <strong>der</strong>zeit autonomen, stark unterschiedlich strukturierten<br />

Informationssystemen.<br />

Zusammenfassend ist für die RBL-Systeme zu erwarten,<br />

daß das Gewicht <strong>der</strong> individuell eingesetzten Technik immer<br />

stärker in den Hintergrund treten wird, da sich inzwischen<br />

vielfältige Lösungen anbieten. Die Bedeutung von<br />

Bedienkomfort und individueller Anpassung werden dagegen<br />

zunehmen. Neben dem Informieren und <strong>der</strong> Betriebssteuerung<br />

wird die aktuelle Fahrgastinformation zu einem<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> RBL-Aufgaben, um das Image des ÖPNV<br />

zu verbessern und dem Trend sinken<strong>der</strong> Marktanteile entgegenzuwirken.<br />

Literatur [1] Hartmut Reupke (BVG): GPS im ÖPNV – Ein Vorhaben<br />

<strong>der</strong> Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). DGON-Seminar, SAT-<br />

NAV 97, S.129 - 133 (1997)<br />

[2] H. Brünger, F. Schöttler (aerodata), J. Janecke (BLIC),<br />

D. Fischer (BVAG), R. Bock (Häni-Prolectron): „Info-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV 06610<br />

Seite 45<br />

Regio“ Telematikorientiertes Verkehrsmanagementsystem.<br />

DGON-Seminar, SATNAV 97, S.135 - 147 (1997)<br />

[3] Volker Grunow (BLIC), Dr. Martin Salecker(Thüringer<br />

Landesamt für Straßenbau): RBL-regional. Verkehr und<br />

Technik, 1998, Heft 1<br />

[4] B.G. Khorovitch, Giuseppe Catalano, Peter Höflinger,<br />

Michel Leprince: <strong>Technische</strong> und wirtschaftliche Aspekte<br />

von Betriebsleitsystemen. UITP Heft 6, 49. Internationaler<br />

Kongress, Stockholm<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06610 Rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme im ÖPNV<br />

Seite 46<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Betriebshof-Managementsysteme im<br />

ÖPNV<br />

von<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. H. Krampe<br />

1 Problembeschreibung<br />

Die neuzeitlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an Informationssysteme<br />

in Nahverkehrsunternehmen werden geprägt durch einen<br />

hohen Vernetzungsgrad innerhalb und zwischen den Struktureinheiten.<br />

Damit wird die Transparenz interner und ex-<br />

Geschäfts- terner Geschäftsprozesse des Unternehmens sichergestellt.<br />

prozesse Aus diesem Grunde gehören Betriebshof-Managementsysteme<br />

als integrierter Bestandteil zur Informationslogistik<br />

des Unternehmens, so daß Fahrbetrieb, Betriebshof und<br />

Werkstatt schnittstellenübergreifend verknüpft werden können<br />

(Abb. 1).<br />

Abb. 1: Wirkungsdreieck<br />

Seite 1<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 2<br />

Voraussetzung für die effektive Ausnutzung großer Fahrzeugparks<br />

und das flexible Reagieren auf Betriebserfor<strong>der</strong>nisse<br />

ist die Transparenz interner und externer Abläufe des<br />

Verkehrsunternehmens. Rechnergestützte Betriebsleit- und<br />

Fahrzeugdispositionssysteme können diese Transparenz<br />

schaffen und ermöglichen ein abgestimmtes Zusammenwirken<br />

aller Komponenten.<br />

Gleichzeitig werden dadurch die notwendigen Daten für die<br />

Abrechnung des Fahrzeugeinsatzes bereitgestellt.<br />

Betriebshöfe Die Betriebshöfe sind Ausgangs- und Endpunkt des Fahrzeugeinsatzes.<br />

Die Steuerung <strong>der</strong> Fahrzeugbewegungen innerhalb<br />

des Betriebshofes sowie <strong>der</strong> Ein- und Ausrückvor-<br />

Entscheidungen gänge erfor<strong>der</strong>t eine Vielzahl von Entscheidungen, bei denen<br />

häufig in kurzen Zeiträumen wechselnde Randbedingungen<br />

zu beachten sind.<br />

Derartige Entscheidungen betreffen beispielsweise<br />

die Zuordnung <strong>der</strong> Fahrzeuge zu Kursen,<br />

die Personalzuordnung zu Fahrzeugen,<br />

die Zusammenstellung <strong>der</strong> Züge aus Einzelfahrzeugen,<br />

die Optimierung <strong>der</strong> Fahrzeugaufstellung im Betriebshof<br />

sowie<br />

die Zuführung <strong>der</strong> Fahrzeuge zur Werkstatt bzw. zur<br />

Waschanlage.<br />

Bei <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> in einem Betriebshof beheimateten<br />

Fahrzeuge sowie zahlreichen zu berücksichtigenden Vorgaben<br />

(Fahrpläne) und Randbedingungen (Einsatzfähigkeit<br />

auf den Linien, Revisionstermine, Koppelbarkeit <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />

u. a.) wird es zunehmend schwierig, ohne entsprechende<br />

mo<strong>der</strong>ne Hilfsmittel optimale Entscheidungen zu<br />

treffen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

2 Zielsetzung<br />

Die Betriebshof-Managementsysteme haben auf diese Weise<br />

die rechtzeitige und ordnungsgemäße Bereitstellung <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge für den Betrieb zu gewährleisten. Darüber hinaus<br />

sind im weiteren folgende Aufgaben zu sichern:<br />

Automatisierung <strong>der</strong> Fahrwegeinstellung im Betriebshof,<br />

Steuerung <strong>der</strong> internen Fahrzeugbewegungen zur Werkstatt,<br />

zu Waschanlagen und Pflegestationen sowie zu den<br />

Tankstellen,<br />

Auskunft über Standort und Zustand <strong>der</strong> Fahrzeuge,<br />

Kommunikation mit dem Fahrplanungs- und dem Dienstplanungssystem,<br />

Betriebsdatenerfassung und Einsatzüberwachung <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge.<br />

Daraus ergibt sich die in Abb. 2 dargestellte Struktur des<br />

Betriebshof-Managementsystems.<br />

Abb. 2: Grundstruktur eines Betriebshof-Managementsystems<br />

Seite 3<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 4<br />

Da das BMS neben an<strong>der</strong>en DV-Systemen des Verkehrsunternehmens<br />

einen selbständigen Teil darstellt, ergibt sich<br />

Schnittstellen eine Reihe interner und externer Schnittstellen, die geson<strong>der</strong>t<br />

betrachtet werden müssen.<br />

Fahren und Beheimaten sind ineinan<strong>der</strong>greifende Prozesse<br />

bei <strong>der</strong> Betriebsabwicklung eines Verkehrsbetriebes. Diesem<br />

Aspekt entspricht das Angebot durch eine integrative<br />

Betrachtung <strong>der</strong> DV-Systeme RBL und BMS. Eine horizontale<br />

Integration wird durch die Schnittstellen zur Fahrwegsteuerung<br />

und zum Werkstattsystem (SAP R/3-PM)<br />

erreicht.<br />

3 Funktionalitäten des Betriebshof-Managementsystems<br />

Bildschirm- Die Grundlösung des Betriebshof-Managementsystems muß<br />

dialoge folgende Funktionalitäten enthalten, die über Bildschirmdialoge<br />

dem Einsatzleiter zur Verfügung gestellt werden:<br />

Manipulation von prozeßbezogenen Fahrzeug- und Stellplatzdaten<br />

über funktionsorientierte Masken,<br />

Auskünfte über<br />

– Fahrzeugstandorte,<br />

– Fahrzeugbestände,<br />

– Stellplatzbesetzung,<br />

– Fahrzeugeinsatz im Netz (Linie/Kurs),<br />

– Dienstplandaten,<br />

– Fahrplandaten,<br />

– Fahrzeugbestellungen,<br />

– Werkstattanfor<strong>der</strong>ungen,<br />

Verfolgen von Fahrzeugbewegungen wie<br />

– betriebshofinterne Rangierbewegungen (Fahrten von<br />

und zur Werkstatt, Waschanlage, Tankstelle u. a.),<br />

– Ausrücken,<br />

– Einrücken,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Auswerten von aktuellen und zurückliegenden Betriebszuständen<br />

für Kontroll- und Abrechnungszwecke,<br />

Erfassen bzw. Än<strong>der</strong>n von Stammdaten (Fahrzeuge,<br />

Stellplätze, Fahrplan u. ä.).<br />

In Abhängigkeit vom Einsatzfall können die bereitzustellenden<br />

Funktionalitäten erweitert werden. Das bezieht sich<br />

vor allem auf die Steuerungsfunktionen.<br />

Datenaustausch Eine wesentliche Funktionalität betrifft den Datenaustausch.<br />

Dabei ist die Kopplung zu den Personaldispositions-, Fahrund<br />

Dienstplanungssystemen unverzichtbar. Um die Integration<br />

weiterer Fremdsysteme künftig zu ermöglichen,<br />

Prinzip <strong>der</strong> wird <strong>der</strong> Schnittstellengestaltung ( vgl. Abb. 5) eine große<br />

Offenheit Aufmerksamkeit geschenkt. Dieses Prinzip <strong>der</strong> Offenheit<br />

ist insofern bedeutsam, als dadurch auch in an<strong>der</strong>en Fachbereichen<br />

Rationalisierungspotentiale auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

gesicherter Datenbestände geschlossen werden.<br />

4 Fachkonzept für die Softwareentwicklung<br />

Seite 5<br />

4.1 Übersicht<br />

Die vorgeschlagene Lösung besteht aus zwei unabhängigen<br />

Funktionsteilen:<br />

dem Operationsteil mit Tabellen für die im folgenden<br />

erläuterten Funktionalitäten und<br />

Layout des dem Grafikteil, <strong>der</strong> das Layout des Betriebshofes mit<br />

Betriebshofes den Abstellflächen und die Belegung durch die einzelnen<br />

Fahrzeuge darstellt und alle durch Funktionen ausgelösten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen sichtbar macht.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 6<br />

4.2 Beschreibung des Operationsteils<br />

Menüsystem Der Operationsteil wird aus dem Menüsystem aufgerufen,<br />

das aus einem Grundmenü und einer Reihe von Untermenüs<br />

besteht. Die Funktionalitäten orientieren sich dabei<br />

an den realen Systemkomponenten und Prozeßabläufen.<br />

Die Menüleiste des Grundmenüs bietet die in Abb. 3 dargestellten<br />

Deskriptoren.<br />

Im folgenden werden die einzelnen Funktionalitäten inhaltlich<br />

beschrieben.<br />

Menü Systemfunktionen:<br />

Dieser Menüpunkt erlaubt das reguläre Starten bzw. Beenden<br />

des Anwen<strong>der</strong>programms, das An-/Abmelden durch den<br />

Bediener sowie die Festlegung <strong>der</strong> Zugriffsberechtigungen.<br />

Menü Fahrereinsatzverwaltung:<br />

Dazu gehören alle Funktionen, die die Disposition <strong>der</strong> Fahrer,<br />

die operative Bearbeitung <strong>der</strong> Dienstpläne, das An-/Abmelden<br />

<strong>der</strong> Fahrer sowie Informationen für die Fahrer betreffen.<br />

Menü Fahrzeugverwaltung:<br />

Dieses Menü bietet die Auswahl folgen<strong>der</strong> Deskriptoren:<br />

L-K/Fahrzeug-Zuordnung,<br />

Fahrzeugliste (Liste aller Fahrzeuge im System mit entsprechenden<br />

technischen Daten),<br />

Fahrzeugsuche (Suche nach Fahrzeugen aufgrund ausgewählter<br />

Kriterien),<br />

Ausfahrtplan (Fahrzeugliste, geordnet nach Linien und<br />

Verkehrstag, Ausrückzeitpunkt),<br />

Einfahrtplan (Liste aller Fahrzeuge auf Strecken mit<br />

planmäßigen Einrückzeitpunkten).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 3: Funktionalitäten des Betriebshof-Managementsystem<br />

Seite 7<br />

Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 8<br />

Menü Stellplatzverwaltung:<br />

In diesem Menü kann nach folgenden Deskriptoren selektiert<br />

werden:<br />

Anzeigen <strong>der</strong> Stellplatzbelegung,<br />

Manuelle Stellplatzzuweisung,<br />

Än<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Zuweisungsparameter,<br />

Umbuchen eines Fahrzeuges,<br />

Sperren von Stellplätzen.<br />

Menü Betriebsablaufsteuerung:<br />

Dieses Menü umfaßt nachstehende Funktionen:<br />

Abwicklung <strong>der</strong> Fahraufträge,<br />

Disposition, Auflösung und Reservierung von Fahrrouten<br />

und Fahrwegen,<br />

Anfor<strong>der</strong>ung von Umsetzfahrten,<br />

Betriebshof-Ein- und Ausfahrtüberwachung,<br />

Werkstatt-Ein- und Ausfahrtüberwachung,<br />

Umsetzfahrten-Überwachung,<br />

Abstellhallen-Einfahrtüberwachung,<br />

Aufnahme und Identifikation von Fahrzeugen.<br />

Menü Fahrwegsteuerung:<br />

Dieses Menü dient <strong>der</strong> Beauftragung des Fahrwegsystems,<br />

das beim Straßenbahnbetrieb die sicherungstechnischen Aufgaben<br />

für die Bewegungsabläufe wahrnimmt. Dazu gehören<br />

die Funktionen:<br />

Anfor<strong>der</strong>ung von Fahrstraßen beim Fahrwegrechner,<br />

Überwachung <strong>der</strong> Fahrstraßeneinstellung,<br />

Anzeige des Fahrtziels.<br />

Beispielhaft soll hier das Entstehen <strong>der</strong> Bestell-Liste für die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an das Fahrwegsystem gezeigt werden<br />

(Abb. 4).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Abb. 4: Generieren <strong>der</strong> Bestell-Liste des Fahrdienstes an das Fahrwegsystem<br />

Seite 9<br />

Die Einstellung <strong>der</strong> Fahrstraßen kann dann halbautomatisch<br />

o<strong>der</strong> vollautomatisch erfolgen.<br />

Menü Standortverfolgung:<br />

Identifikations- Die Standorte <strong>der</strong> Fahrzeuge werden innerhalb des Bemittel<br />

triebshofes im Regelfall automatisch verfolgt. Zu diesem<br />

Zweck werden Identifikationsmittel eingesetzt. Das können<br />

Infrarot-Baken, Transpon<strong>der</strong> und Rea<strong>der</strong> o<strong>der</strong> bei Gleisanlagen<br />

Gleisstromkreise sein. Alle im Betriebshof eingesetzten<br />

Identifikationsmittel liefern nur Informationen über<br />

den ersten Wagen eines Zuges.<br />

Beim Straßenbahnbetrieb werden im Grundausbau <strong>der</strong><br />

Fahrzeugverfolgung<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 10<br />

alle Fahrten über gesicherte Fahrstraßen,<br />

bei einer abgeschalteten Fahrsignalanlage alle Fahrten,<br />

bei denen sich nur ein Fahrzeug im Bereich <strong>der</strong> Fahrsignalanlage<br />

befindet, sowie<br />

außerhalb des Bereiches einer Fahrsignalanlage alle an<strong>der</strong>en<br />

Fahrten in Regelfahrtrichtung<br />

verfolgt. Darüber hinaus besteht im allgemeinen die Möglichkeit,<br />

Fahrzeuge manuell im Gleisbild nachzuführen.<br />

Menü Werkstattfunktionen:<br />

Instand- Im Werkstattbereich wird zur Unterstützung <strong>der</strong> Instandhalhaltungs-<br />

tungsprozesse sehr häufig das SAP R/3 PM (Plant/Product<br />

prozesse Maintenance) für die Planung, Abwicklung und Abrechnung<br />

von Instandhaltungsmaßnahmen benutzt. Es ist nötig, die<br />

durch SAP angebotene Funktionalität um die betriebshofspezifischen<br />

Aspekte zu erweitern.<br />

Während die Übernahme <strong>der</strong> Vorbestellungslisten für Fristarbeiten<br />

hauptsächlich für die Fahrzeugdisposition genutzt<br />

wird, bilden die durch den Arbeitsvorbereiter im SAP angelegten<br />

Instandhaltungsaufträge die Grundlage für die im<br />

BMS durchzuführende Planung <strong>der</strong> Werkstattarbeiten.<br />

Schadens- Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist die laufende Schadenserfaserfassung<br />

sung an den Fahrzeugen, weil dadurch außerplanmäßige<br />

Instandhaltungsmaßnahmen erfor<strong>der</strong>lich werden können.<br />

Nicht betriebsbereite Fahrzeuge können nicht für Linieneinsätze<br />

disponiert werden.<br />

Für die Außenreinigung und ggf. Besandung stellt das BMS<br />

eine Funktionalität zur Definition eines Turnus bereit. Zusätzliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen können per Dialog im BMS erfaßt<br />

werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Seite 11<br />

Das BMS sollte außerdem über ein „Frühwarnsystem“ verfügen,<br />

das zu erwartende Probleme bei <strong>der</strong> Besetzung von<br />

Umläufen für den folgenden Betriebstag zum frühestmöglichen<br />

Zeitpunkt dem Benutzer über einen Alarm anzeigt.<br />

Dabei müssen sowohl operative Schadensmeldungen als auch<br />

planmäßige Instandhaltungsarbeiten an Fahrzeugen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Zeichnet sich aufgrund <strong>der</strong> Randbedingungen ab, daß ein<br />

Umlauf nicht besetzt werden kann, so liefert das BMS eine<br />

Übersicht <strong>der</strong> betriebsbereiten Fahrzeuge, die zur Besetzung<br />

des unbesetzten Umlaufes geeignet wären und sich für die<br />

Überwindung eines kurzfristigen Kapazitätsengpasses eignen.<br />

Die betriebshofspezifischen Funktionen betreffen also<br />

Stellplatzzuordnung,<br />

Stellplatzverwaltung,<br />

Auslösen von Werkstattbestellungen,<br />

Werkstattzuführung, Werkstattzuführungsüberwachung,<br />

Schadensmeldung und Schadenserfassung,<br />

Erstellung von Reparaturvorschlägen,<br />

Erstellung von Plänen für die Außenreinigung (Waschplänen).<br />

Menü Anzeigefunktionen:<br />

Dieses Menü hat alle notwendigen Informationen für das<br />

Betriebshof-Management anzubieten.<br />

Dazu gehören:<br />

Fahrzeugliste, Detailinformation, Fahrzeugeinsatz,<br />

Referenzliste technische Fahrzeugadresse – Wagennummer,<br />

Fahrerliste,<br />

Einfahrt- und Ausfahrtpläne,<br />

Einfahrt- und Ausfahrtlisten,<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 12<br />

Dienstplandaten,<br />

Fahrpläne,<br />

Werkstattplan,<br />

Werkstattliste,<br />

Störungsliste,<br />

Fahrauftragsliste.<br />

Menü Alarmfunktionen:<br />

Alarmbehandlung,<br />

Protokollierung,<br />

Parametrisierung von Grenzwerten für die Auslösung<br />

von Alarmfunktionen.<br />

Menü Auswertungen:<br />

Einsatzüberwachung: Laufleistungen, Einsatzzeiten, Reichweiten,<br />

Umläufe,<br />

Werkstattabläufe,<br />

Reinigungszyklen,<br />

Schäden und Ausfälle.<br />

Menü Abrechnung/Statistik:<br />

Die Abrechnung und Statistik werden meist von unternehmensspezifischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen geprägt. Sie beziehen sich<br />

aber in <strong>der</strong> Regel auf<br />

Tagesbericht,<br />

Monatsbericht,<br />

Einzelfallstatistik.<br />

Menü Ergänzungsfunktionen:<br />

Dazu gehören<br />

Notizbuch,<br />

Telefonbuch sowie<br />

unternehmensinterne Verzeichnisse.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Seite 13<br />

Menü Stammdatenverwaltung:<br />

Der gesamte Datenbestand des BMS wird zweckmäßigerweise<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage eines objektorientierten Datenmodells<br />

strukturiert und verwaltet. Die Datenmodellierung<br />

sollte sich an den Empfehlungen des gegenwärtig aktuellen<br />

ÖPNV- ÖPNV-Datenmodells, Funktionsbereich „Rechnergesteuerte<br />

Datenmodell Betriebsleitsysteme“ orientieren. Die Datenverwaltung im<br />

DV-System BMS erfolgt in einer Datenbank.<br />

Das BMS benötigt umfangreiche Datenmengen aus unterschiedlichen<br />

unabhängigen Quellensystemen und Unternehmensbereichen,<br />

z. B.:<br />

Fahrplandaten,<br />

Dienstplandaten,<br />

Daten zu Fahrzeugen und Fahrzeugtypen,<br />

Personaldaten,<br />

Gleisplandaten,<br />

Daten von SAP R/3-PM,<br />

Parameter zur Systemsteuerung und zur Gewährleistung<br />

betriebsinterner Vereinbarungen,<br />

Definitionen, Objektbeschreibungen, Fristtoleranzen.<br />

Der Datenbestand umfaßt Stammdaten, Produktionsdaten<br />

und Abrechnungsdaten.<br />

Stammdaten sind im wesentlichen statische Daten, die bestimmte<br />

Objekteigenschaften beschreiben und die für bestimmte<br />

Verarbeitungszeiträume unverän<strong>der</strong>lich sind (z. B.<br />

Fahrzeugdaten, Soll-Fahrplan, Gleisplandaten).<br />

Produktionsdaten sind dynamische Daten, die sich ständig<br />

än<strong>der</strong>nde Objekteigenschaften beschreiben (z. B. Standorte,<br />

Einfahrt-, Ausfahrt-, Auftragslisten, Stellplatzbelegungen).<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 14<br />

Aus <strong>der</strong> Zusammenfassung betrieblicher Produktionsdaten<br />

und bestimmter Stammdaten, bezogen auf einen Verkehrstag,<br />

ergeben sich umfangreiche Abrechnungsdaten (z. B.<br />

Dienstdurchführung, unterschiedliche Statistikdaten).<br />

Der genannte Menüpunkt dient <strong>der</strong> Datenpflege, die im<br />

Regelfall von einem Systembetreuer durchgeführt wird.<br />

Der Systembetreuer erhält eine speziell zugeschnittene DV-<br />

Anwendung mit Masken, die das „Suchen“, „Löschen“,<br />

„Än<strong>der</strong>n“ und „Hinzufügen“ von Datenelementen in den<br />

Stammdatentabellen ermöglichen.<br />

4.3 Beschreibung des Grafikteils<br />

Der Grafikteil bildet den kompletten Plan <strong>der</strong> Stellplätze<br />

für den Betriebshof bzw. eine virtuelle Streckensicht ab.<br />

Für die Manipulation <strong>der</strong> Objekte (Fahrzeuge) in <strong>der</strong> Grafik<br />

gibt es beispielsweise folgende Funktionen:<br />

Auswahl Sicht „Betriebshof“,<br />

Auswahl Sicht „Strecke“,<br />

Komplettdarstellung <strong>der</strong> Sicht,<br />

Auswahl <strong>der</strong> Vergrößerung,<br />

Funktion „Fahrzeuginformation“,<br />

Funktion „Umbuchen“,<br />

Refresh Grafik,<br />

Online Hilfe,<br />

Programmende.<br />

Durch Auswahl verschiedener Funktionsbuttons aus einer<br />

Symbolleiste (Icon-Bar) und <strong>der</strong> gewünschten Objekte<br />

(Fahrzeuge) in den einzelnen Sichten wird die konkrete<br />

Aktion ausgelöst. Auf diese Weise sollen auch im wesentlichen<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen des sog. Laienmodus gelöst werden.<br />

Das Betriebssystem Windows NT stellt die notwendigen<br />

Dienste bereit, um in einem Netz unterschiedliche Applikationen<br />

verteilt laufen zu lassen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Seite 15<br />

4.4 Funktionale Systemarchitektur<br />

Das BMS umfaßt aus funktioneller Sicht folgende Komponenten:<br />

das Mensch-Maschine-Interface (MMI),<br />

das operative Kernsystem (OKS) und<br />

das dispositive Kernsystem (DKS).<br />

Mensch- Das Mensch-Maschine-Interface bildet die Dialogebene, mit<br />

Maschine- <strong>der</strong>en Hilfe das BMS interaktiv bedient wird. Sämtliche<br />

Interface Dialoge sind in einer grafischen Benutzeroberfläche integriert.<br />

Operatives Das operative Kernsystem umfaßt alle Funktionen zur<br />

Kernsystem Steuerung und zur direkten Kopplung zwischen dem<br />

Leitsystem und den Prozeßkomponenten, insbeson<strong>der</strong>e zum<br />

System <strong>der</strong> Fahrzeugdatenver- und entsorgung (z. B. DA-<br />

TIR), zum System <strong>der</strong> Betriebshofsteuerung und Fahrzeugverfolgung,<br />

zum System <strong>der</strong> berührungslosen Fahrzeugidentifikation<br />

und zum Werkstatt-Managementsystem.<br />

Dispositives Das dispositive Kernsystem stellt alle dispositiven Verar-<br />

Kernsystem beitungs- und Anwen<strong>der</strong>funktionen bereit, die <strong>der</strong> Nutzer<br />

über eine grafische Benutzeroberfläche aktivieren kann.<br />

Die Schnittstelle zwischen operativem und dispositivem<br />

Kernsystem sind eine gemeinsam genutzte Datenbasis bzw.<br />

gemeinsame Datenstrukturen.<br />

Das Zusammenwirken <strong>der</strong> Teilsysteme basiert auf <strong>der</strong><br />

Verteilung und Bearbeitung interner Ereignisse (Events).<br />

Auf abstrakter, interner Funktionsebene werden Aufträge<br />

und Meldungen zwischen beiden Teilen ausgetauscht, bearbeitet<br />

und entsprechende Ergebnisse an die beteiligten<br />

Funktionsmodule o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teilsysteme weitergeleitet.<br />

Dabei stellt die BMS-Datenbasis das aktuelle Prozeßabbild<br />

dar.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99<br />

Abb. 5: Systemstruktur des Betriebshof-Managementsystems<br />

Seite 16<br />

06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Seite 17<br />

Aus Abb. 5 ist die Systemstruktur des BMS aus funktioneller<br />

Sicht zu entnehmen.<br />

4.5 Softwarearchitektur<br />

System- Als Systemsoftware werden Betriebssystemsoftware und<br />

software Datenbank-Managementsoftware betrachtet.<br />

Das Betriebssystem sollte durch folgende Merkmale charakterisiert<br />

sein:<br />

Multi-Tasking,<br />

Netzwerkfähigkeit (TCP/IP),<br />

Zugriffsrecht und Zugriffsschutz,<br />

Nutzergruppen,<br />

Systemprotokollierung,<br />

grafische Benutzeroberfläche.<br />

Betriebssystem Das Betriebssystem WINDOWS NT erfüllt beispielsweise<br />

diese Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Für das BMS wird eine standardisierte grafische Benutzeroberfläche<br />

mit <strong>der</strong> charakteristischen Fenstertechnik (Windows)<br />

vorgesehen. In den einzelnen Fenstern werden Masken<br />

mit Ein- und Ausgabefel<strong>der</strong>n, Listen und Schaltflächen<br />

für die interaktive Programmsteuerung aufgebaut.<br />

An jedem PC-Arbeitsplatz werden standardmäßig beim<br />

Start des BMS das Hauptfenster mit dem Hauptmenü und<br />

<strong>der</strong> Symbolleiste sowie das Gleisgrafikfenster geöffnet.<br />

Die Bedienung kann über Maus und Tastatur erfolgen. Die<br />

dadurch aufgerufenen einzelnen Anwen<strong>der</strong>funktionen erzeugen<br />

für Ein- und Ausgaben eigene Masken. Diese Masken<br />

sind in jeweils einem Fenster enthalten und im allgemeinen<br />

vollständig unabhängig von allen an<strong>der</strong>en bereits<br />

existierenden Fenstern.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 18<br />

Dem Nutzer werden prinzipiell folgende Arten von<br />

Darstellungen in Fenstern bereitgestellt:<br />

Listen und Tabellen,<br />

Eingabe- und Ausgabefel<strong>der</strong>,<br />

grafische Darstellungen mit zusätzlichen Elementen für<br />

Nutzeraktionen.<br />

Alle diese Darstellungen werden (jeweils in allen geöffneten<br />

Fenstern und an jedem PC-Arbeitsplatz) entsprechend<br />

dem aktuellen Datenbestand aktualisiert.<br />

Benutzer- Die Konzeption für die Benutzeroberfläche wird durch eine<br />

oberfläche überwiegende Nutzung grafischer Darstellungen für die interaktive<br />

Arbeit charakterisiert. Das Design aller Ein- und<br />

Ausgabemasken sowie aller grafischen Darstellungen sollte<br />

Gestaltung von sich auch an ergonomischen Empfehlungen bzw. Richtli-<br />

Bildschirm- nien für die Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen orienarbeitsplätzen<br />

tieren:<br />

einheitliche Darstellung und Beschriftung von Bedienelementen<br />

mit gleicher Funktion,<br />

einheitliche Anordnung von Bedienelementen in unterschiedlichen<br />

Masken (z. B. Suchfilter über <strong>der</strong> zugehörigen<br />

Liste, Schaltflächen im jeweiligen Dialogfenster unten),<br />

einheitliche, abgestimmte Farbgebung für Eingabe- und<br />

Ausgabefel<strong>der</strong>,<br />

Anordnung von Eingabe- bzw. Ausgabefel<strong>der</strong>n nach<br />

inhaltlichen Zusammenhängen,<br />

horizontale und vertikale Strukturierung von Eingabeund<br />

Ausgabefel<strong>der</strong>n,<br />

gleiche Farben für gleiche Inhalte usw.<br />

Objekt- Bei einer objektorientierten Modellierung und Programorientierte<br />

mierung sollte auch eine objektorientierte Datenverwal-<br />

Daten- tung vorgesehen werden. Eine diesbezügliche Möglichkeit<br />

verwaltung bietet das objektorientierte Datenbank-Management-System<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

(ODBMS) POET 5.0 <strong>der</strong> Firma POET Software GmbH.<br />

POET 5.0 wurde als Objektdatenbanksystem speziell für<br />

WINDOWS NT entwickelt. Auf dieser Referenzplattform<br />

bietet POET eine hohe Performance, geringen Ressourcenbedarf<br />

und gute Integrationsmöglichkeiten.<br />

Anwen<strong>der</strong>- Die Anwen<strong>der</strong>software umfaßt die Gesamtheit aller zu<br />

software erarbeitenden Programme für die im weiteren beschriebenen<br />

Funktionskomplexe des BMS, für die Schnittstellen,<br />

für die Systemadministration sowie für die Diagnose und<br />

Datenpflege.<br />

Sie ist durch folgende Merkmale charakterisiert:<br />

Client-Server-Architektur,<br />

modulare Strukturierung,<br />

gekapselte Funktionen, Funktionsbibliotheken,<br />

nutzerabhängigen Funktionsumfang,<br />

grafische Benutzeroberfläche,<br />

Maus- und Tastaturbedienung,<br />

Paßwortschutz.<br />

Seite 19<br />

Client-Server- Client-Server-Architektur bedeutet in diesem Zusammen-<br />

Architektur hang, daß die nutzergesteuerte Datenverarbeitung lokal auf<br />

den Arbeitsplatzrechnern realisiert wird, aber die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Daten zentral verwaltet werden sowie datenintensive<br />

Teilfunktionen in Form von Datenbank-Prozeduren zentral<br />

auf dem Datenbank-Server laufen und nur die Ergebnisse<br />

lokal weiterverarbeitet werden.<br />

Das Anwendungssystem ermöglicht ein Arbeiten mit hoher<br />

Anwen<strong>der</strong>freundlichkeit durch solche Eigenschaften wie<br />

die Verwendung von standardisierter Menü- und Fenstertechnik,<br />

systemgestützte Plausibilitätskontrollen,<br />

die Verwendung von Muß- und Kann-Fel<strong>der</strong>n,<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 20<br />

die nutzerfreundliche Behandlung <strong>der</strong> Abweichungen<br />

von den Regelabläufen (Standort- und Statuskorrekturen,<br />

Hinzufügen/Löschen eines o<strong>der</strong> mehrerer Merkmale)<br />

sowie<br />

die Vorbelegung häufig wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Datenfel<strong>der</strong> aus<br />

in den Stammdaten hinterlegbaren Informationen.<br />

Antwortzeiten Die Antwortzeiten dürfen den Bereich von Millisekunden<br />

bis zu wenigen Sekunden nicht überschreiten.<br />

Die fachlichen Sicherheitsanfor<strong>der</strong>ungen müssen auf eine<br />

Systemverfügbarkeit von wenigstens 99 % orientieren und<br />

IT-Sicherheits- sollten in einem beson<strong>der</strong>en IT-Sicherheitskonzept nach<br />

konzept gewiesen werden. Die Vertraulichkeit wird über die Benutzergruppen<br />

und die damit verbundenen Zugriffsrechte<br />

gesichert.<br />

Datenintegrität Die Integrität (Korrektheit) <strong>der</strong> verarbeiteten Daten muß<br />

über Plausibilitätsprüfungen weitgehend garantiert werden.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> auszuführenden Funktionen werden die<br />

Möglichkeiten des Betriebssystems Microsoft Windows NT<br />

4.0 Workstation für die Fehlerdiagnose und -anzeige voll<br />

genutzt. Zur Unterstützung <strong>der</strong> Fehlerbeseitigung und Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Bedienungssicherheit werden optional Help-<br />

Funktionen vorgesehen.<br />

4.6 Schnittstellen<br />

4.6.1 Schnittstelle Fahrplanungssystem<br />

Im allgemeinen verfügen die Fahrplanungssysteme über<br />

eine standardisierte Export-Schnittstelle. Damit können<br />

ASCII-Dateien übergeben werden :<br />

Aufzählung, Definitionsdatei,<br />

Ortsdatei,<br />

Streckenelementedatei,<br />

Liniendatei,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Überläuferdatei,<br />

Zielnummerndatei,<br />

Fahrtendatei,<br />

Fahrtdatengültigkeitsdatei,<br />

Umlaufdatei.<br />

Seite 21<br />

Zu einem festgelegten Zeitpunkt werden <strong>der</strong> Export und die<br />

Verteilung dieser Dateien manuell im Fahrplanungssystem<br />

angestoßen. Es entsteht eine Fahrplan-Version.<br />

Neben den aus dem Fahrplanungssystem importierten Daten<br />

wird im Zusammenhang mit den Fahrplandaten weiterhin<br />

eine Zuordnungstabelle zwischen Kalen<strong>der</strong>tag und Betriebstag<br />

(Betriebskalen<strong>der</strong>) im BMS benötigt.<br />

4.6.2 Schnittstelle Personaldispositionssystem<br />

Dieses System übernimmt die Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Dienstplanerstellung,<br />

<strong>der</strong> Zuordnung von Fahrern zu den Diensten eines jeden<br />

Betriebstages.<br />

Für die Kommunikation mit dem BMS wird eine Dateischnittstelle<br />

genutzt. Hierfür werden die relevanten Daten<br />

aus dem Personaldispositionssystem in ASCII-Dateien exportiert.<br />

Im einzelnen betrifft dies die folgenden Informationen:<br />

Definition <strong>der</strong> Dienste (und <strong>der</strong> zugehörigen Dienststücke),<br />

Zuweisung <strong>der</strong> Umläufe und Umlaufstücke zu den<br />

Diensten bzw. Dienststücken,<br />

tagesaktuelle Zuordnung von Fahrern zu den Diensten.<br />

Die Dateien werden mittels eines speziellen Importfilters in<br />

das BMS eingelesen und in <strong>der</strong> BMS-Datenbank abgelegt.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 22<br />

4.6.3 Schnittstelle RBL<br />

Das BMS und das RBL sind unabhängige Systeme, die<br />

durch unterschiedliche Systembasen und unterschiedliche<br />

Systemstandorte einerseits und durch vielfältige informationelle<br />

Beziehungen an<strong>der</strong>erseits gekennzeichnet sind. Das<br />

RBL übernimmt die Standortverfolgung und Disposition<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge im Netz, und das BMS verwaltet, disponiert<br />

und versorgt die Fahrzeuge im Betriebshof.<br />

Netzwerk- Für die Kommunikation ist eine Vernetzung erfor<strong>der</strong>lich.<br />

protokoll Als Netzwerkprotokoll wird TCP/IP (Transfer Control Protocol/Internet<br />

Protocol) genutzt.<br />

Folgende Funktionen werden im Zusammenhang mit einer<br />

Dateischnittstelle BMS-RBL notwendig:<br />

Filetransfer <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Datenversorgungszustände <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge mit FTP,<br />

Erfassung einer Zugbildungsliste für den Betriebstag im<br />

BMS und Filetransfer <strong>der</strong> Zugbildungsdatei mit FTP,<br />

Protokollierung des Datentransfers,<br />

Anzeige <strong>der</strong> Protokolldatei im BMS.<br />

Aus betrieblichen Gründen kann es zweckmäßig sein, eine<br />

RBL-Client-Software für das BMS vorzusehen. Dieses Programm<br />

arbeitet lokal auf einem o<strong>der</strong> mehreren BMS-Arbeitsplätzen<br />

parallel zur eigentlichen BMS-Anwendung.<br />

Der RBL-Client ist gekennzeichnet durch ausgewählte<br />

RBL-Funktionalitäten.<br />

Die RBL-Leitstelle fragt zyklisch den Standort aller Fahrzeuge<br />

im Netz ab. Dabei gelangen auch Informationen über<br />

Fehlerzustände des Fahrzeuges zum RBL.<br />

Ferner können vom Fahrzeug-Bordrechner codierte Meldungen<br />

an die RBL-Leitstelle geschickt werden. Über eine<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Seite 23<br />

spezielle codierte Meldung kann <strong>der</strong> Fahrer <strong>der</strong> Instandhaltung<br />

einen zu behebenden Schaden vorausmelden. Im<br />

BMS werden diese Zustandsmeldungen bzw. eine projektierbare<br />

codierte Meldung im RBL ausgefiltert und über<br />

RPC (remote procedure call) online dem BMS übergeben.<br />

Auf diese Weise können Informationen über Fehlerzustände<br />

auf dem Fahrzeug bereits vor dem Einrücken im Betriebshof<br />

bekanntgemacht werden. Dadurch ist eine frühzeitige Reaktion<br />

bei <strong>der</strong> Disposition möglich.<br />

4.6.4 Schnittstelle Betriebshofsteuerungssystem<br />

Über diese Schnittstelle werden die notwendigen Informationen<br />

an den BMS-Kommunikationsrechner gegeben, <strong>der</strong><br />

seinerseits über ein LAN mit dem BMS-Leitrechner kommuniziert.<br />

Es werden im wesentlichen folgende Statusinformationen<br />

übertragen:<br />

Status <strong>der</strong> Fahrsignalanlage,<br />

Status <strong>der</strong> Fahrstraßen,<br />

Status <strong>der</strong> Gleisstromkreise,<br />

Status <strong>der</strong> Signale (Signalbild),<br />

Meldungen von Identifikations-Schleifen (Ort <strong>der</strong> Schleife,<br />

Transpon<strong>der</strong>-ID des Fahrzeuges).<br />

In entgegengesetzter Richtung werden beispielsweise folgende<br />

Befehle übertragen:<br />

Fahrstraße bilden,<br />

Fahrstraße zurücknehmen,<br />

Anzeige einer Gleisnummer auf dem Zielgleisanzeiger<br />

sowie Löschen des Anzeigers.<br />

4.6.5 Schnittstelle Fahrzeugidentifikationssystem<br />

Auf dem Betriebshof werden an verschiedenen Orten<br />

Antwortmodule (AWM) installiert. Bei <strong>der</strong> Vorbeifahrt an<br />

einem AWM wird im Fahrzeug ein Datentelegramm ausgelöst,<br />

das über den Datenfunkempfänger aufgenommen<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 24<br />

und über die Telegrammauswerteeinheit decodiert wird.<br />

Die Telegrammauswerteeinheit wird über eine V.24-Schnittstelle<br />

mit dem BMS-Kommunikationsrechner verbunden,<br />

<strong>der</strong> die Daten an den BMS-Leitrechner weiterleitet.<br />

Das BMS benutzt die über das Fahrzeugidentifikationssystem<br />

übertragenen Standorte zur Ein- und Ausfahrtkontrolle<br />

bzw. zur Laufverfolgung <strong>der</strong> Fahrzeuge innerhalb des<br />

Betriebshofes.<br />

4.6.6 Schnittstelle zum Datenaustausch zwischen den<br />

Fahrzeugen und dem BMS<br />

Auf dem Betriebshof befinden sich an verschiedenen Standorten<br />

Streckenlesemodule (SLM), die über ebenfalls vorhandene<br />

Streckenlesemodulcontroller (SLMC) durch einen<br />

entsprechenden Server ausgewertet werden. Die auf diesem<br />

Server vorhandene Software schreibt Informationen über<br />

die Vorbeifahrten und den jeweils aufgeführten Datenaustausch<br />

zyklisch in entsprechende Dateien. Der Server wird<br />

unter dem Betriebssystem Windows NT betrieben.<br />

Der BMS-Kommunikationsrechner fragt zyklisch ab, ob die<br />

Dateien neu geschrieben wurden, und leitet neue Datensätze<br />

an den BMS-Leitrechner weiter. Der BMS-Leitrechner wertet<br />

die erhaltenen Informationen weiter aus und leitet sie an<br />

die jeweiligen Informationsempfänger weiter. So werden z. B.<br />

die Kilometerstände <strong>der</strong> Fahrzeuge über eine entsprechende<br />

Schnittstelle SAP R/3 zur Verfügung gestellt.<br />

4.6.7 Schnittstelle zur Datenversorgung <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />

Die Versorgung <strong>der</strong> Fahrzeuge mit Fahrplan- und Streckendaten,<br />

wie sie z. B. vom RBL benötigt werden, erfolgt beispielsweise<br />

bei Verwendung <strong>der</strong> Siemens-Produkte IFES und<br />

DATRANS über<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Seite 25<br />

eine Konvertierung <strong>der</strong> Fahrplandaten aus dem vorhandenen<br />

Fahrplanungssystem (z. B. EPON) nach IFES mittels<br />

des LIO-Adapters,<br />

eine Nachbearbeitung/Ergänzung <strong>der</strong> Daten im System<br />

IFES,<br />

die Umsetzung in das Format für das „Integrierte Streckenkartenmodul“<br />

des Bordrechners über das Programm<br />

DATRANS sowie<br />

die Übertragung auf den Bordrechner durch nutzergesteuerte<br />

Übertragung auf den DATIR-Server o<strong>der</strong> über<br />

Memory-Card/UDL.<br />

Das BMS verwaltet mehrere mit Hilfe des Programmes<br />

DATRANS manuell erstellte Fahrplanversionen mit allen<br />

relevanten Informationen, wie Gültigkeitszeitraum usw.<br />

Über die entsprechende Schnittstelle des BMS werden die<br />

Fahrzeuge automatisch mit den jeweils erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Fahrplanversionen versorgt.<br />

4.6.8 Schnittstelle SAP R/3, Modul PM<br />

Der BMS-Leitrechner ist über LAN mit dem SAP-System<br />

verbunden. Auf seiten sowohl des BMS als auch von SAP<br />

R/3 werden Softwarekomponenten erstellt, die über das<br />

Netz mittels CPI-C o<strong>der</strong> RFC (Remote Function Call) kommunizieren.<br />

Voraussetzung ist, daß sämtliche benötigten<br />

Daten im SAP-System existieren und gepflegt werden.<br />

Folgende Daten werden beispielsweise übertragen:<br />

Stammdaten <strong>der</strong> Fahrzeuge und Fahrzeugtypen (Dateischnittstelle,<br />

täglich),<br />

Tabelle von Schadenscodes (Dateischnittstelle, täglich),<br />

Daten zu Fristarbeiten, wie Revisionen und Hauptuntersuchungen<br />

(Dateischnittstelle, täglich),<br />

vom BMS erfaßte Kilometerstände <strong>der</strong> Fahrzeuge (Dateischnittstelle,<br />

täglich),<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 26<br />

Informationen zu Instandhaltungsaufträgen (Online-<br />

Schnittstelle),<br />

Schadensmeldungen vom BMS (Online-Schnittstelle),<br />

Fertigmeldungen vom BMS (Online-Schnittstelle).<br />

5 Hardwarekonfiguration<br />

Für die Umsetzung <strong>der</strong> funktionalen Systemstruktur ist eine<br />

entsprechende technische Systemstruktur (Hardware-Konfiguration)<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Das DV-System BMS sollte auf einem mo<strong>der</strong>nen Client-<br />

Server-Konzept basieren. Das bedeutet eine hard- und softwaremäßige<br />

Trennung von lokaler und zentraler Datenverarbeitung<br />

und Datenverwaltung. Die Abb. 6 zeigt ein Beispiel<br />

für die Gesamtkonfiguration eines BMS.<br />

Folgende Anfor<strong>der</strong>ungen werden durch die dargestellte<br />

Lösung erfüllt:<br />

hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit im Rahmen<br />

eines 24-h-Betriebes im Server-Bereich,<br />

geringer Wartungsbedarf,<br />

hohe Ausfallsicherheit durch Doppelserver-Konfiguration,<br />

Skalierbarkeit <strong>der</strong> Server durch zusätzliche Prozessoren<br />

und Speichererweiterung,<br />

redundante Datenhaltung durch RAID-Konfiguration,<br />

Multi-Tasking- und Netzwerkfähigkeit.<br />

Cluster- Der Datenbank-Server, <strong>der</strong> Leitrechner und ein RAID-Plattenrechnersystem<br />

system können bei entsprechenden Anfor<strong>der</strong>ungen ein hochverfügbares<br />

Clusterrechnersystem bilden. Bei Ausfall des<br />

Datenbank-Servers wird durch eine Failover-Software gewährleistet,<br />

daß <strong>der</strong> Leitrechner, zusätzlich zu seinen funktionalen<br />

Aufgaben als Programm- und Dienste-Server für<br />

die Arbeitsplätze, vollständig die Funktionen des Datenbank-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 6: Hardwarekonfiguration für einen Bus-Betriebshof<br />

Seite 27<br />

Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 28<br />

Failover- Servers übernehmen kann. Die Failover-Software erkennt<br />

Software Fehler des aktiven Servers und organisiert selbsttätig die<br />

Funktionsübernahme durch den bisher passiven Server.<br />

RAID- Das RAID-Plattensystem realisiert eine redundante Daten-<br />

Plattensystem speicherung durch logische Verteilung des Datenbestandes<br />

auf mehrere Festplatten, d. h. bei Ausfall einer Festplatte<br />

kann nach Auswechseln <strong>der</strong> defekten Festplatte <strong>der</strong> Datenbestand<br />

ohne Auswirkungen auf den Nutzer automatisch<br />

rekonstruiert werden.<br />

Doppelrechner- Der Datenbank-Server und <strong>der</strong> Leitrechner werden beisystem<br />

spielsweise für ein leistungsfähiges BMS durch folgende<br />

Merkmale gekennzeichnet:<br />

Digital Server 3205 R,<br />

Rackmount-Gehäuse (19 Zoll),<br />

Pentium II (32-Bit-Prozessor 300 MHz, 512 KB Cache),<br />

256 MB Hauptspeicher,<br />

SCSI-Plattenlaufwerk/2,1 GB,<br />

3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk,<br />

SCSI-2 CD-ROM-Laufwerk/600 MB (12-speed),<br />

DAT-Bandlaufwerk 4,0 mm/8,0 GB,<br />

Matrox Mellennium II PCI-Video-Kontroller mit 4 MB<br />

WRAM,<br />

SCSI-2 Ultra Fast/Wide Kontroller,<br />

Ethernet-Anschluß (ThickWire/Twisted Pair, umschaltbar),<br />

PCI/EISA-Bussystem mit 2 PCI-, 4 EISA- und 1 PCI/EISA-<br />

Steckplatz,<br />

integrierte 10/100 Mbit/s Netzwerkkarte (AUI, BNC, RJ45),<br />

2 asynchrone serielle Anschlüsse,<br />

1 paralleler Anschluß,<br />

Netzteil (300 Watt),<br />

Maus,<br />

Tastatur,<br />

17- bzw. 21-Zoll-Farbmonitor.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Seite 29<br />

Der Datenbank-Server verfügt über die komplette Server-<br />

Installation des Datenbank-Managementsystems und verwaltet<br />

alle Datenbank-Prozesse und -Tools.<br />

Der Leitrechner besitzt auch eine Server-Installation des<br />

Datenbank-Managementsystems. Auf diesem Rechner läuft<br />

eine Vielzahl von Dienstprogrammen für die Programmversorgung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsplatzrechner, für die Programmverteilung<br />

im lokalen Netzwerk, die gesamte Anwen<strong>der</strong>software<br />

zur Prozeßankopplung und Programme für die Kopplung<br />

sowie den Datenaustausch mit externen Systemen.<br />

Arbeitsplatz- Die Disponenten-Arbeitsplatzrechner (Schichtleiter Werkrechner<br />

statt, Schichtleiter und Disponent Service) sind in <strong>der</strong><br />

Grundausrüstung gleich. Auf diesen Rechnern laufen lokal<br />

das Anwendungsprogramm „BMS“ und die Client-Software<br />

des Datenbank-Managementsystems.<br />

Für weitere Arbeitsplatzrechner (z. B. Fahrdienstleitung,<br />

Betriebshofleitung, Fahrerinformationsterminals, Systembetreuer)<br />

sind Personalcomputer ausreichend. Auf diesen<br />

Rechnern laufen lokal das Anwendungsprogramm „BMS“<br />

und die Client-Software des Datenbank-Managementsystems.<br />

Informations- Die Fahrerinformationsterminals müssen zusätzlich mit<br />

terminals je einem Chipkarten-Leser ausgestattet werden, <strong>der</strong> seriell<br />

an den PC angeschlossen wird. Die Anmeldung (Logon) an<br />

diesen Rechnern ist ausschließlich über die bei den Fahrern<br />

vorhandenen Chipkarten möglich.<br />

Kommunika- Der Kommunikationsrechner realisiert die hard- und softtionsrechner<br />

waretechnischen Schnittstellen zum<br />

Betriebshofsteuerungs- und Verfolgungssystem,<br />

Fahrzeugidentifikationssystem und<br />

Datenaustauschsystem Fahrzeug/BMS<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 30<br />

sowie ggf. zur Ansteuerung des Fernbeobachtersystems. Er<br />

leitet Meldungen von diesen Systemen über eine TCP/IP-<br />

Netzwerkverbindung an den Leitrechner weiter. Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

werden vom Leitrechner über das Ethernet empfangen<br />

und über die Schnittstellen an die Fremdsysteme verteilt.<br />

Auf diesen Rechnern <strong>der</strong> Fremdsysteme laufen lokal verschiedene<br />

unabhängige Schnittstellenprogramme und die<br />

Client-Software des Datenbank-Managementsystems.<br />

Lokales Die Rechner (Server, Arbeitsplatzrechner, Kommunikations-<br />

Netzwerk rechner), die Netzwerkkoppelelemente und die Peripherie-<br />

(LAN) geräte (Funkuhr, Drucker) werden über ein lokales Netzwerk<br />

(LAN) miteinan<strong>der</strong> verbunden. Dabei bietet das Ethernet<br />

(laut IEEE 802.3) eine maximale Übertragungsrate von<br />

10 Mbit/s und basiert auf dem Zugangsverfahren CSMA/CD.<br />

Topologisch besteht das Netzwerk aus Koaxialkabel-Segmenten,<br />

die über Repeater gekoppelt werden. Wesentliche<br />

Vorteile dieses Netzwerkes bestehen in <strong>der</strong> einfachen und<br />

schnellen Erweiterbarkeit und im Ausfallverhalten.<br />

Für einen stabilen DV-Betrieb ist eine unterbrechungsfreie<br />

Stromversorgung notwendig.<br />

Die Fernwartung wird über einen ISDN-Router Ascend<br />

Pipeline 50 gewährleistet. Der ISDN-Router unterstützt einen<br />

ISDN-Basisanschluß und enthält Routersoftware und ISDN-<br />

Software.<br />

Bordrechner<br />

Bordrechner Die Fahrzeuge <strong>der</strong> Verkehrsunternehmen sind im allgemeinen<br />

mit Bordrechnern IBIS 2 ausgerüstet. Das BMS nutzt<br />

ebenfalls die Kommunikation des Bordrechners mit <strong>der</strong><br />

RBL-Leitstelle, ohne daß die Disponenten in <strong>der</strong> Leitstelle<br />

durch zusätzliche Bedienhandlungen belastet werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Fahrzeuge, die nicht mit einem IBIS-Bordrechner ausgerüstet<br />

sind, müssen im BMS manuell nachgeführt werden.<br />

Dafür sind entsprechende Dialogfunktionen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

6 Projektrealisierung<br />

Seite 31<br />

Die Realisierung eines BMS ist eine sehr komplexe Aufgabe,<br />

an <strong>der</strong> ggf. mehrere Auftragnehmer mitwirken müssen.<br />

In diesem Fall ist ein straffes und erfolgsorientiertes<br />

Projektmanagement erfor<strong>der</strong>lich. Die Bearbeitung sollte<br />

einem Phasenmodell folgen. Jenes umfaßt:<br />

Phase 1: Detailspezifikation (Pflichtenheft),<br />

Phase 2: Modellierung und Realisierung <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>software<br />

und <strong>der</strong> DV-Schnittstellen,<br />

Phase 3: Installation eines Schulungssystems, Durchführung<br />

<strong>der</strong> Schulungen und Dokumentation,<br />

Phase 4: Installation <strong>der</strong> Hardware, Systemintegration und<br />

Probebetrieb,<br />

Phase 5: Beginn des produktiven Dauerbetriebes.<br />

Die Modellierung und Realisierung <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>software<br />

und <strong>der</strong> DV-Schnittstellen sollten in nachstehenden Schritten<br />

erfolgen:<br />

Konzept<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> vorliegenden Detailspezifikation<br />

(Pflichtenheft) werden das betriebliche Funktionsmodell<br />

(statische und dynamische Sicht) sowie das betriebliche<br />

Datenmodell entwickelt. Die Modellierung erfolgt auf <strong>der</strong><br />

Grundlage eines objektorientierten Datenmodells.<br />

Entwurf<br />

Im Rahmen des Entwurfs werden folgende Teilschritte realisiert:<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 32<br />

Ableitung des Anwendungsdatenmodells aus dem betrieblichen<br />

Datenmodell,<br />

Ermittlung und Spezifikation <strong>der</strong> Systemfunktionen,<br />

Spezifikation <strong>der</strong> Kommunikation <strong>der</strong> Systemfunktionen,<br />

Spezifikation <strong>der</strong> Systemschnittstellen:<br />

– Kommunikationsweg,<br />

– Struktur <strong>der</strong> kommunizierten Daten,<br />

– Zeitpunkte <strong>der</strong> Kommunikation,<br />

– Protokollierung,<br />

Spezifikation <strong>der</strong> Benutzerschnittstelle,<br />

Festlegung <strong>der</strong> Modulstruktur.<br />

Implementierung<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Implementierung erfolgt die Programmierung<br />

<strong>der</strong> Module <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>software und <strong>der</strong> Schnittstellen-Module<br />

auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Ergebnisse des Entwurfs.<br />

Dabei werden folgende Teilschritte durchgeführt:<br />

Systemfunktionen implementieren,<br />

Benutzerschnittstelle implementieren,<br />

Systemschnittstellen implementieren,<br />

Implementierung des technischen Datenmodells.<br />

Die Programmierung wird anhand <strong>der</strong> im Pflichtenheft beschriebenen<br />

Funktionalitäten vorgenommen. Der Aufwand in<br />

<strong>der</strong> Realisierung wird an die zugrunde gelegte Kalkulation<br />

angelehnt. Diese mißt sich an den beim Auftragnehmer<br />

(AN) vorhandenen Standardkomponenten. Die Aktivitäten<br />

bei <strong>der</strong> Implementierung werden dementsprechend vom AN<br />

ausgestaltet.<br />

Softwaretest<br />

Alle erstellten Module werden nach Abschluß <strong>der</strong> Programmierung<br />

ausführlich im Einzeltest und im Zusammenwirken<br />

geprüft. Den Abschluß dieser Phase bildet die Werksabnahme<br />

in <strong>der</strong> Entwicklungsumgebung beim AN, bei <strong>der</strong><br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

<strong>der</strong> AN den Nachweis erbringt, daß die in <strong>der</strong> Spezifikation<br />

definierten Funktionen die festgelegten Aufgaben erfüllen<br />

und die beschriebenen Leistungparameter eingehalten werden.<br />

Mit <strong>der</strong> erfolgreichen Werkabnahme sind die Voraussetzungen<br />

für die Installation des Gesamtsystems in <strong>der</strong> Zielumgebung<br />

und für die weiterführende Systemintegration mit<br />

den Umgebungssystemen gegeben.<br />

7 Nutzenserwartungen<br />

Seite 33<br />

Mit <strong>der</strong> Einführung des rechnergestützten Betriebshof-Managements<br />

sind einige qualitative Nutzenserwartungen verbunden,<br />

die beson<strong>der</strong>s deutlich werden, wenn <strong>der</strong> Ist-Zustand<br />

betrachtet wird (Abb. 7). Sie beziehen sich auf<br />

eine rationellere und sichere Informationsübertragung<br />

zwischen allen an den Geschäftsprozessen im Betriebshof<br />

mitwirkenden Partnern,<br />

die Unterstützung und qualitative Verbesserung <strong>der</strong> Dispositionstätigkeit<br />

für den Fahrzeugeinsatz sowie die optimale<br />

Ausnutzung <strong>der</strong> Stellflächen, Gleise und Werkstattkapazitäten,<br />

die Verwaltung eines gesicherten und konsistenten Datenbestandes<br />

zum Einsatz des Fahrpersonals und des Fahrzeugparks,<br />

die Erhöhung <strong>der</strong> Prozeßqualität und Verbesserung des<br />

Beför<strong>der</strong>ungsangebots zum Nutzen <strong>der</strong> Kunden.<br />

Die Nutzenserwartungen lassen sich noch verbessern, wenn<br />

von einer Vernetzung aller Betriebshöfe und Abstellanlagen<br />

eines Verkehrsunternehmens ausgegangen wird.<br />

Aufwands-/ Für den konkreten Anwendungsfall muß selbstverständlich<br />

Nutzenanalyse eine Aufwands-/Nutzenanalyse vorgenommen werden.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 34<br />

Abb. 7: Vorherrschen<strong>der</strong> Ist-Zustand für die Tätigkeit des Einsatzleiters im Betriebshof<br />

8 Zusammenfassung<br />

Die DV-gestützte Arbeitsweise in den Nahverkehrsbetrieben<br />

ist noch sehr differenziert entwickelt. So fehlen immer noch<br />

durchgängige Systeme, weil für einzelne Bereiche überhaupt<br />

noch nicht an den Einsatz von DV-Systemen gedacht<br />

worden ist. Dies trifft auch vielfach für die Betriebshöfe zu.<br />

Hier werden vorwiegend traditionelle Mittel (z. B. Magnettafeln,<br />

tabellarische Übersichten usw.) genutzt.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Konzentration des Fahrzeugparks (Straßenbahn<br />

und/o<strong>der</strong> Bus) in großen Betriebshöfen entsteht zunehmend<br />

Handlungsbedarf zur Entwicklung spezieller Informationssysteme.<br />

Eine diesbezügliche Lösungskonzeption<br />

wurde beschrieben.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV 06630<br />

Seite 35<br />

Literatur [1] Krampe, H.; Krampe, A.: Informationslogistik für Betriebshöfe<br />

in Nahverkehrsunternehmen. Verkehr und Technik<br />

47 (1994) 9, S. 413...418<br />

[2] Leonhardt, U.: Konzeption und praktische Erfahrungen<br />

mit mo<strong>der</strong>nen Betriebshoftechnologien bei <strong>der</strong> CVAG. Vortrag<br />

zum Kolloquium „Mo<strong>der</strong>ne Betriebshoftechnologien“.<br />

Chemnitz 1997<br />

[3] Berthold, P.: Planung eines Betriebshofinformationsund<br />

Dispositionssystems (BIDS) für den Betriebshof Gorbitz<br />

<strong>der</strong> Dresdner Verkehrsbetriebe AG. Vortrag zum Kolloquium<br />

„Mo<strong>der</strong>ne Betriebshoftechnologien“. Chemnitz 1997<br />

[4] Winkler, A.: Das Softwareprodukt DIS – ein Kernbaustein<br />

für ein rechnergestütztes Betriebshofmanagement. Vortrag<br />

zum Kolloquium „Mo<strong>der</strong>ne Betriebshoftechnologien“.<br />

Chemnitz 1997<br />

[5] Steinbrecher, U.: Zielstellungen und Hauptaufgaben für<br />

die Schaffung eines rechnergestützten Informationssystems<br />

zur effektiven Fahrzeugeinsatzsteuerung im Betriebshof <strong>der</strong><br />

Stadtwerke Bielefeld. Vortrag zum Kolloquium „Mo<strong>der</strong>ne<br />

Betriebshoftechnologien“. Chemnitz 1997<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06630 Betriebshof-Managementsysteme im ÖPNV<br />

Seite 36<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Alarm aus dem Weltraum 06730<br />

Alarm aus dem Weltraum<br />

von<br />

Gisela Qasim<br />

1 Zielsetzung<br />

Mit Hilfe neuer Technologien, <strong>der</strong> satellitengestützten weltweiten<br />

Ortung GPS o<strong>der</strong> dem Mobilfunk über den weltweiten<br />

GSM-Standard haben sich viele neue Einsatzgebiete für<br />

Satellitenge- diese Technologien ergeben. Ein interessantes Anwendungsstützter<br />

Dieb- gebiet hierfür ist <strong>der</strong> satellitengestützte Diebstahlschutz von<br />

stahlschutz Kraftfahrzeugen, in dem schon heute bislang kaum vorstellbare<br />

Funktionen zur Sicherheit von Mensch und Fahrzeug<br />

realisiert werden.<br />

2 Situation<br />

Seite 1<br />

Diebstahlzahlen Seit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> elektronischen Drei-Punkt-Wegauf<br />

recht fahrsperren gehen die Diebstahlzahlen zurück. Sie befinden<br />

hohem Niveau sich aber bislang immer noch auf recht hohem Niveau.<br />

Gerade im Segment <strong>der</strong> oberen Preisklasse sind Autodiebstähle<br />

weiterhin attraktiv. Insbeson<strong>der</strong>e wenn sich die Diebe<br />

mittels „Car Jacking“, d. h. gewaltsam, während einer Fahrt<br />

<strong>der</strong> Wagenschlüssel bemächtigen, ist die Diebstahlsicherung<br />

mittels elektronischer Wegfahrsperren wirkungslos.<br />

Für Privatpersonen, beson<strong>der</strong>s Besitzer von Fahrzeugen <strong>der</strong><br />

Oberklasse, Autovermietungen, Flottenbeauftragte in Firmen<br />

o<strong>der</strong> Taxifahrer und an<strong>der</strong>e Zielgruppen mit speziellem<br />

Erhöhung Sicherheitsbedürfnis bietet die <strong>Verkehrstelematik</strong> weitreichen<strong>der</strong><br />

Sicherheit de Möglichkeiten zur Erhöhung <strong>der</strong> persönlichen und materiellen<br />

Sicherheit.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06730 Alarm aus dem Weltraum<br />

Seite 2<br />

Autodiebstähle<br />

in Tsd.<br />

Abb. 1: Autodiebstahl-Entwicklung 1990-1997<br />

3 Technologie des SKEYE Protect<br />

GPS-Ortung Der Diebstahlschutz beruht auf den zwei Säulen <strong>der</strong> GPS-<br />

GSM- Ortung und des GSM-Mobilfunks. SKEYE Protect besteht<br />

Mobilfunk aus mehreren Komponenten, die im Fahrzeug versteckt eingebaut<br />

werden. Dies erschwert die gezielte Suche nach<br />

Komponenten SKEYE Protect. Die Einbauwerkstatt trägt nach dem Einim<br />

Fahrzeug bau die Einbaustellen im Fahrzeug in einen Vordruck ein.<br />

versteckt So ist sichergestellt, daß auch an<strong>der</strong>e Werkstätten bei einem<br />

späteren Fahrzeug- o<strong>der</strong> Gerätewechsel auf die Komponenten<br />

zugreifen können.<br />

Die Komponenten des Diebstahlschutzsystems SKEYE Protect<br />

sind im einzelnen:<br />

3.1 Steuereinheit<br />

Microcontroller Die Steuereinheit besteht aus dem Microcontroller, <strong>der</strong> die<br />

Funktionen von SKEYE Protect überwacht und steuert, und<br />

dem GPS-Empfänger, <strong>der</strong> aus den Satelliteninformationen<br />

Freifahrtzone die Position des Fahrzeuges ermittelt. Hier wird die Freifahrtzone<br />

(s. u.) gespeichert und überwacht.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Alarm aus dem Weltraum 06730<br />

Abb. 2: Komponenten von SKEYE Protect<br />

Seite 3<br />

3.2 Wegfahrsperre<br />

Wegfahrsperre Bei Überfahren <strong>der</strong> Freifahrtzone und bei Befehlsübertragung<br />

durch die Leitstelle unterbricht die Wegfahrsperre die<br />

Stromkreise des Fahrzeugs an drei Stellen – wie von den<br />

Versicherungen gefor<strong>der</strong>t, an Anlasser, Zündung und Kraftstoffpumpe<br />

–, nachdem die Zündung ausgeschaltet wurde.<br />

Das Aktivieren <strong>der</strong> Wegfahrsperre ist bei eingeschalteter<br />

Zündung und fahrendem Fahrzeug nicht erlaubt und daher<br />

technisch ausgeschlossen.<br />

Transpon<strong>der</strong> Die Wegfahrsperre wird mit einem sogenannten Transpon<strong>der</strong><br />

(elektronischer Schlüssel), <strong>der</strong> am Fahrzeugschlüssel<br />

befestigt wird, berührungslos freigeschaltet. Der Transpon<strong>der</strong><br />

sendet einen einmaligen Code (von 18,4 Trillionen mögli-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06730 Alarm aus dem Weltraum<br />

Seite 4<br />

chen) an die Transpon<strong>der</strong>-Antenne, die unsichtbar in <strong>der</strong><br />

Nähe des Zündschlosses montiert ist. Erst wenn <strong>der</strong> vom<br />

Transpon<strong>der</strong> gesendete Code mit dem in <strong>der</strong> Wegfahrsperre<br />

programmierten Code übereinstimmt, wird das Fahrzeug<br />

freigeschaltet.<br />

3.3 GSM-Modul<br />

GSM-Modul Das GSM-Modul sendet und empfängt die Daten, die zwischen<br />

SKEYE Protect im Fahrzeug und <strong>der</strong> Leitstelle über<br />

das GSM-Mobilfunknetz übertragen werden. Das GSM-<br />

Modul nutzt in Deutschland das D1- o<strong>der</strong> D2-Mobilfunknetz,<br />

allerdings ausschließlich den Datendienst dieser Netze.<br />

3.4 GSM/GPS-Kombinationsantenne<br />

GSM/GPS- SKEYE Protect arbeitet mit einer Spezialantenne, mit <strong>der</strong><br />

Kombinations- sowohl GPS-Signale als auch GSM-Signale empfangen bzw.<br />

antenne gesendet werden können.<br />

3.5 Sicherheitsbatterie<br />

Zusätzliche SKEYE Protect verfügt über eine zusätzliche Sicherheits-<br />

Sicherheits- batterie, damit das System auch bei abgeklemmter Fahrzeugbatterie<br />

batterie noch einige Zeit lang funktioniert. Die Sicherheitsbatterie<br />

ist eine mo<strong>der</strong>ne Lithiumbatterie, die bei einem<br />

möglichen Ausbau des SKEYE Protect (z. B. bei Fahrzeugwechsel)<br />

bzw. bei <strong>der</strong> Entsorgung des Fahrzeugs unbedingt<br />

ausgebaut werden muß. Fachhändler bzw. <strong>der</strong> Hersteller von<br />

SKEYE Protect nehmen die Batterie zurück.<br />

Bei Werkstatt- Zu beachten ist, daß SKEYE Protect bei Werkstattaufentaufenthalten<br />

halten, bei denen die Fahrzeugbatterie abgeklemmt wird,<br />

abgeschaltet durch die Leitstelle abgeschaltet werden muß. Dabei wird<br />

dann auch die Sicherheitsbatterie abgeschaltet und sichergestellt,<br />

daß diese nicht unbeabsichtigt entladen wird.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Alarm aus dem Weltraum 06730<br />

4 Funktionen<br />

Seite 5<br />

4.1 Diebstahlschutz<br />

SKEYE Protect überträgt sofort nach Erkennung eines<br />

Alarmmeldung Diebstahl- o<strong>der</strong> Manipulationsversuchs eine Alarmmeldung<br />

an die Leitstelle über Mobilfunk an die Leitstelle. Geht in <strong>der</strong> Leitstelle eine<br />

Vorprüfung Alarmmeldung ein, wird eine Vorprüfung durchgeführt.<br />

Hierzu werden die vom Besitzer angegebenen Telefonnummern<br />

in <strong>der</strong> vereinbarten Reihenfolge angerufen. Kann ein<br />

Kontakt hergestellt werden, wird nach dem vereinbarten Codewort<br />

gefragt. Ist das Codewort korrekt und befindet sich <strong>der</strong><br />

Besitzer im Fahrzeug o<strong>der</strong> ist sich sicher, daß das Fahrzeug<br />

nicht gestohlen wird, wird die Alarmbearbeitung eingestellt.<br />

Wird das falsche Codewort genannt bzw. ist nicht<br />

sicher auszuschließen, daß das Fahrzeug gestohlen wird,<br />

Alarm- beginnt die Alarmbearbeitung. Das Fahrzeug wird geortet,<br />

bearbeitung d. h. <strong>der</strong> aktuelle Standort wird satellitengestützt ermittelt.<br />

Der Standort wird telefonisch nahegelegenen Polizeidienststellen<br />

bzw. privaten Wach- und Sicherheitsdiensten mitge-<br />

Fahrzeug teilt. Diese können das Fahrzeug dann ohne Vorwarnungsicherstellen<br />

des Täters sicherstellen.<br />

Online- Bewegt sich das Fahrzeug, wird eine Online-Verfolgung<br />

Verfolgung durchgeführt, d. h. die Route wird satellitengestützt verfolgt<br />

und aufgezeichnet. Nahegelegene Behörden bzw. Wach- und<br />

Sicherheitsdienste werden permanent telefonisch von <strong>der</strong><br />

Leitstelle über die aktuelle Route des gestohlenen Fahrzeuges<br />

informiert. Einsatzkräfte können dann das Fahrzeug zum<br />

richtigen Zeitpunkt sicherstellen. Bewegt sich das Fahrzeug<br />

eindeutig in Richtung eines Grenzübergangs, wird zusätzlich<br />

die zuständige Grenzbehörde informiert. Erkennt SKEYE<br />

Protect das Überfahren einer Freifahrtzone, wird sofort die<br />

Wegfahrsperre Wegfahrsperre aktiviert. Nach dem nächsten Ausschalten <strong>der</strong><br />

aktiviert Zündung kann das gestohlene Fahrzeug nicht mehr gestartet<br />

werden.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06730 Alarm aus dem Weltraum<br />

Seite 6<br />

4.2 Manipulationssicherheit<br />

SKEYE Protect erkennt Manipulationen am Fahrzeug, wie<br />

z. B. das Abklemmen <strong>der</strong> Fahrzeugbatterie o<strong>der</strong> Kurzschließen<br />

<strong>der</strong> Versorgungsspannung und Manipulationen an bestimmten<br />

Komponenten. Eine zusätzliche Sicherheitsbatterie<br />

wird automatisch zugeschaltet und gewährleistet die<br />

Spannungsversorgung auch bei abgeklemmter Fahrzeugbatterie.<br />

4.3 Aufbruchalarm<br />

Ist SKEYE Protect an eine im Fahrzeug eingebaute Alarmanlage<br />

angeschlossen, führen alle durch diese Alarmanlage<br />

erkannten Manipulationsversuche (z. B. Aufbrechen des Fahrzeugs)<br />

zu einer Alarmauslösung. Die Alarmanlage darf<br />

nicht zu empfindlich eingestellt werden. Insbeson<strong>der</strong>e Alarmanlagen<br />

mit Innenraumüberwachung sind so einzustellen,<br />

daß Fehlalarme ausgeschlossen sind. Es könnten sonst zusätzliche<br />

Kosten entstehen, wenn aufgrund eines Fehlalarms<br />

private Wach- und Sicherheitsdienste alarmiert werden.<br />

4.4 Aufladen und Abschleppen<br />

Positionsver- SKEYE Protect erkennt Positionsverän<strong>der</strong>ungen bei ausgeän<strong>der</strong>ungen<br />

schalteter Zündung, z. B. Abschleppen o<strong>der</strong> Aufladen. Auch<br />

das Abschleppen aufgrund Falschparkens führt zu einer<br />

Alarmauslösung in <strong>der</strong> Leitstelle.<br />

4.5 Car Jacking<br />

Keine herkömmliche Wegfahrsperre bot bislang Diebstahlschutz,<br />

wenn Diebe durch Car Jacking in den Besitz von<br />

Fahrzeug und Schlüssel kamen. SKEYE Protect ermöglicht<br />

nun die gezielte Ortung des gestohlenen Fahrzeugs nach<br />

<strong>der</strong> Diebstahlmeldung durch den Besitzer. Die Wegfahrsperre<br />

kann durch die Leitstelle aktiviert werden. Die Wegfahrsperre<br />

blockiert das Fahrzeug beim nächsten Ausschalten<br />

<strong>der</strong> Zündung. Durch die permanente Überwachung<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Alarm aus dem Weltraum 06730<br />

des gestohlenen Fahrzeugs können Behörden bzw. Wachund<br />

Sicherheitsdienste das Fahrzeug im richtigen Moment<br />

sicherstellen.<br />

Persönlicher 4.6 Persönlicher Schutz<br />

Schutz Persönlicher Schutz wird durch den Einbau eines o<strong>der</strong> mehrerer<br />

im Fahrzeuginneren versteckter Taster geboten. Zusätzlich<br />

muß ein Son<strong>der</strong>dienst <strong>der</strong> Mobilfunkbetreiber gebucht<br />

werden. Der Endkunde hinterlegt bei Einschaltung des<br />

Son<strong>der</strong>dienstes die im Alarmfall ablaufende Aktion selbst.<br />

4.7 Überblick über Alarmsituationen<br />

Alarmmeldungen werden in folgenden Fällen an die Leitstelle<br />

übermittelt:<br />

Beim Abschleppen bzw. Verladen des Fahrzeugs<br />

Beim Überfahren <strong>der</strong> Freifahrtzone<br />

Bei Sabotage an <strong>der</strong> Kombinationsantenne<br />

Bei Sabotage <strong>der</strong> Wegfahrsperre<br />

Bei Sabotage <strong>der</strong> On-Board-Unit (Steuereinheit)<br />

Beim Ausbleiben <strong>der</strong> wöchentlichen Alive-Meldung<br />

Wenn die Alarmanlage ausgelöst wird<br />

Wenn die Autobatterie auf unter 12 V abgesunken ist<br />

5 Elemente des SKEYE Protect<br />

Seite 7<br />

5.1 Individuelle Freifahrtzone<br />

Elektronische Eine Freifahrtzone ist wie eine „elektronische Grenze“ in<br />

Grenze <strong>der</strong> Steuereinheit des SKEYE Protect gespeichert. Serienmäßig<br />

verläuft die Freifahrtzone entlang <strong>der</strong> amtlichen<br />

Grenze von Deutschland. Zusätzlich können individuelle<br />

Bereichsgrenzen von <strong>der</strong> Leitstelle erstellt und auf die<br />

Steuereinheit übertragen werden. Will <strong>der</strong> Besitzer seine individuelle<br />

Freifahrtzone verlassen, veranlaßt er zuvor bei<br />

<strong>der</strong> Leitstelle durch die Nennung des Codewortes die Ausschaltung<br />

<strong>der</strong> Freifahrtzone. Fährt <strong>der</strong> Besitzer versehentlich<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06730 Alarm aus dem Weltraum<br />

Seite 8<br />

selbst über die Freifahrtzone, sollte er für eine Vorprüfung<br />

erreichbar sein (z. B. Mobiltelefon).<br />

5.2 Die Leitstelle<br />

Zur Überwachung des Fahrzeugs muß ein Dienstleistungsvertrag<br />

mit dem Mobilfunkbetreiber abgeschlossen wer-<br />

Roland Alarm den. Das Roland Alarm Center ist ein Geschäftsbereich <strong>der</strong><br />

Center Roland Assistance GmbH, einer Tochtergesellschaft <strong>der</strong> renommierten<br />

Roland Rechtsschutz Versicherung AG und<br />

Roland Schutzbrief Versicherung AG. Die VDS-anerkannte<br />

365 Tage Leitstelle ist 365 Tage im Jahr 24 Stunden besetzt und steht<br />

im Jahr somit für die Alarmbearbeitung rund um die Uhr zur Ver-<br />

24 Stunden fügung. Zu beachten ist, daß sich <strong>der</strong> Besitzer eines mit<br />

SKEYE Protect ausgestatteten Fahrzeugs unbedingt auch in<br />

Streßsituationen (z. B. Car Jacking) an sein persönliches<br />

Codewort Codewort erinnern muß und keine unbefugten Personen das<br />

Codewort kennen dürfen. Ohne die Nennung des Codewortes<br />

ist die Bearbeitung einer manuellen Alarmmeldung<br />

durch die Leitstelle nicht möglich.<br />

5.3 Leistungen <strong>der</strong> Leitstelle<br />

Rund um die Uhr Koordination <strong>der</strong> Alarmverfolgung nach<br />

den mit dem Kunden abgestimmten Maßnahmen<br />

Die Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Freifahrtzone (6 x pro Jahr = kostenlos)<br />

Die Vermittlung <strong>der</strong> nächsten Servicewerkstatt<br />

Das Aktivieren und Deaktivieren <strong>der</strong> Wegfahrsperre über<br />

Funk<br />

Die Vermittlung von Dienstleistungen (Pannenhilfe, Abschleppen,<br />

Hotelvermittlung, Bereitstellen eines Mietwagens)<br />

Das Abschalten bzw. Umschalten von SKEYE Protect<br />

auf den Servicemodus bei Werkstattaufenthalten<br />

System- Auf <strong>der</strong> Folgeseite findet sich eine Systemübersicht über<br />

übersicht SKEYE Protect und die beteiligten Partner.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 3: Systemübersicht SKEYE Protect<br />

Seite 9<br />

Alarm aus dem Weltraum 06730


06730 Alarm aus dem Weltraum<br />

Seite 10<br />

6 Perspektiven<br />

Maßnahmen Da die Maßnahmen zur Sicherstellung bislang nur in Deutschzur<br />

Sicher- land eingeleitet werden können – Ortung und Aktivierung<br />

stellung <strong>der</strong> Wegfahrsperre funktionieren europaweit –, ist <strong>der</strong> Aus-<br />

bislang nur in bau <strong>der</strong> entsprechenden europäischen Leitstellen und Ab-<br />

Deutschland kommen zur Zusammenarbeit vordringliches Ziel <strong>der</strong> Akti-<br />

Ortung und vitäten von SKEYE.<br />

Aktivierung<br />

<strong>der</strong> Wegfahr- In Griechenland wurde bereits SKEYE Hellas gegründet.<br />

sperre SKEYE Hellas kooperiert mit Panafon, einem großen grie-<br />

Europaweit chischen Mobilfunkanbieter. Dort wurde Anfang 1998 ein<br />

Europäische in Europa bislang einmaliger Vertrag mit einem großen<br />

Leitstellen Autoversicherer (Phoenix-Versicherung) abgeschlossen.<br />

Autofahrern, die ihr Fahrzeug mit Panafon Protect, wie das<br />

System in Griechenland genannt wird, ausstatten, werden<br />

Haftpflicht- auf die Haftpflichtversicherung Rabatte von 10 %, auf<br />

versicherung Diebstahlschutz- und Schadensversicherung Rabatte von 75 %<br />

Rabatte gewährt.<br />

Verhandlungen über die Einrichtung von Leitstellen werden<br />

<strong>der</strong>zeit (2. Quartal 98) u. a. in England, Polen, <strong>der</strong> Tschech-<br />

Europaweit ischen Republik und Ungarn geführt. Ziel ist es, europa-<br />

Sicherheit weit durchgängig Sicherheit für Fahrzeug und Mensch zu<br />

für Fahrzeug gewährleisten.<br />

und Mensch<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Der Einsatz satellitengestützter Diebstahlschutzsysteme 06740<br />

Der Einsatz satellitengestützter Diebstahlschutzsysteme<br />

– ein Praxisbericht<br />

von<br />

Reinhard Kloiber<br />

Im Westfalen Kurier vom 02.02.1999 fand sich folgende<br />

Meldung:<br />

Weniger Autodiebstähle<br />

Statistik BONN (dpa) Die Zahl <strong>der</strong> Autodiebstähle in Deutschland<br />

ist 1998 weiter gesunken. Nach Angaben des Bonner Innenministeriums<br />

sind im vergangenen Jahr 82.781 Personenwagen<br />

und Kombis als gestohlen gemeldet worden.<br />

13,2 Prozent weniger als 1997.<br />

Seite 1<br />

Damit habe das Ausmaß des Autodiebstahls erstmals wie<strong>der</strong><br />

unter dem Niveau des Jahres 1991 gelegen.<br />

Gegenüber dem Höchststand 1993 (144.057 Fahndungen)<br />

habe <strong>der</strong> Rückgang 42,55 Prozent betragen.<br />

Bei den auf Dauer verschwundenen Fahrzeugen sei eine<br />

ähnliche Tendenz festzustellen.<br />

Die Zahlen gingen hier um 7,2 Prozent auf 36.881 binnen<br />

Jahresfrist zurück.<br />

Laut Innenminister Otto Schily zeigt <strong>der</strong> deutliche Rückgang<br />

<strong>der</strong> Diebstahlzahlen in den vergangenen fünf Jahren,<br />

wie erfolgreich auch technische Maßnahmen zur Vorbeugung<br />

von Kriminalität sein können.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06740 Der Einsatz satellitengestützter Diebstahlschutzsysteme<br />

Seite 2<br />

Ganz überwiegend ist <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Diebstahlzahlen<br />

auf die zunehmende Verbreitung elektronischer Wegfahrsperren<br />

zurückzuführen. Lei<strong>der</strong> haben die Autoversicherer<br />

von dieser technischen Neuerung keinen Nutzen. Sie müssen<br />

ja dem Fahrzeugmieter den Schlüssel aushändigen, ihn<br />

also gewissermaßen autorisieren, die Wegfahrsperre zu überwinden,<br />

um das Fahrzeug vertragsgemäß zu nutzen.<br />

Wie man sich vorstellen kann, werden die Autovermieter<br />

durch diesen „Systemimmanenten Mangel“ zunehmend zur<br />

Zielscheibe krimineller Banden und Einzeltäter.<br />

Aber – die Autovermieter sind nicht schutzlos! Der Einsatz<br />

satellitengestützter Diebstahlschutzsysteme ist hier genau<br />

die richtige Antwort. Das zeigt auch <strong>der</strong> folgende Praxisbericht.<br />

Montag, 08.02.1999<br />

Alarm 20.05 Uhr: In <strong>der</strong> rund um die Uhr besetzten Notrufzentrale<br />

des ROLAND Alarm Centers erscheint auf dem<br />

Bildschirm des diensthabenden Mitarbeiters in<br />

eindringlichem Rot <strong>der</strong> Hinweis „ALARM“.<br />

Ein Mietfahrzeug <strong>der</strong> Luxusklasse hat die vorgesehene<br />

Freifahrtzone verlassen und befindet<br />

sich in Harwich an <strong>der</strong> englischen Südostküste.<br />

Der Mitarbeiter aktiviert sofort die Wegfahrsperre,<br />

so wie es in dem mit dem Auftraggeber –<br />

einer großen Autovermietungsfirma – für solche<br />

Fälle erarbeiteten Notfallplan vorgesehen ist.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Der Einsatz satellitengestützter Diebstahlschutzsysteme 06740<br />

Reaktion 20.08 Uhr: Der Mitarbeiter verständigt den Auftraggeber,<br />

indem er ihm auf einer speziell eingerichteten<br />

Mailbox eine entsprechende Nachricht hinterläßt.<br />

Dienstag, 09.02.1999<br />

Das Fahrzeug wird in 15minütigen Intervallen<br />

geortet, es bewegt sich eindeutig Richtung London.<br />

09.15 Uhr: Der Mieter des Fahrzeugs meldet sich bei <strong>der</strong><br />

Vermietungsfirma. Er steht in London und kann<br />

wegen <strong>der</strong> vom Alarm Center aktivierten<br />

Wegfahrsperre das Fahrzeug nicht mehr starten.<br />

12.30 Uhr: Die Vermietungsfirma entscheidet nach interner<br />

Prüfung, daß die Wegfahrsperre deaktiviert wird.<br />

Das Fahrzeug soll jedoch vom Alarm Center<br />

weiter beobachtet werden, da <strong>der</strong> Kunde angeblich<br />

am nächsten Tag nach Belgien zurückkehren<br />

möchte.<br />

Das Fahrzeug wird in 30-Minuten-Intervallen<br />

geortet.<br />

21.00 Uhr: Das Fahrzeug steht im Nordwesten von London.<br />

Mittwoch, 10.02.1999<br />

09.00 Uhr: Das Fahrzeug steht jetzt am Flughafen Heathrow.<br />

Freitag, 12.02.1999<br />

Seite 3<br />

22.00 Uhr: Das Fahrzeug verläßt Heathrow und fährt in die<br />

Londoner City.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


06740 Der Einsatz satellitengestützter Diebstahlschutzsysteme<br />

Seite 4<br />

Montag, 15.02.1999<br />

12.00 Uhr Das Fahrzeug verläßt London in Richtung Süden.<br />

16.05 Uhr: Beim diensthabenden Mitarbeiter erscheint wie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Hinweis „ALARM“. Diesmal wird die<br />

Position des Fahrzeugs bei ausgeschaltetem<br />

Motor verän<strong>der</strong>t (Abschleppen). Die Position<br />

beschreibt die Autobahn in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />

Ortschaft Guildford.<br />

17.00 Uhr: Die Position des Fahrzeugs ist nun Southampton<br />

– weiterhin regelmäßige Ortung.<br />

Mittwoch, 17.02.1999<br />

13.02 Uhr: Auf Anweisung des Auftraggebers wird die<br />

Wegfahrsperre wie<strong>der</strong> aktiviert. Gleichzeitig<br />

wird ein englischer Sicherheitsdienst mit <strong>der</strong><br />

Verfolgung des Fahrzeugs beauftragt. Die Verfolger<br />

halten regelmäßig telefonischen Kontakt<br />

mit dem Alarm Center und erhalten von dort die<br />

aktuellen Positionsdaten.<br />

Freitag, 19.02.1999<br />

Zugriff 11.00 Uhr: Sicherstellung des Fahrzeugs in <strong>der</strong> Nähe von<br />

Southampton. Das Fahrzeug befindet sich mit 8<br />

weiteren hochklassigen Mietfahrzeugen verschiedener<br />

Autovermietungsfirmen in einem<br />

Transportcontainer.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


07110 Dienstekonepte<br />

Stefan Vieweg<br />

Dienste<br />

07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Stefan Vieweg<br />

07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Horst Krampe<br />

07410 Flottenmanagement im Straßengüterverkehr<br />

Stefan Friedel und Gernot Lobenberg<br />

07510 Geographische Informationssysteme<br />

Christian Kreft<br />

07520 Software für Flottentelematik<br />

Hans Hubschnei<strong>der</strong><br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

07<br />

Seite 1


07<br />

Seite 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Dienstekonzepte<br />

von<br />

Dr. Stefan Vieweg<br />

1 Einleitung<br />

Der Individualverkehr wird auch auf absehbare Zeit bedeutend<br />

wachsen. Bis zum Jahr 2000 werden 20 Mio. weitere<br />

Fahrzeuge für Europas Straßen zugelassen. Derzeit gibt es<br />

in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland mehr als 45 Mio. Autofahrer.<br />

Ihre Anzahl steigt um knapp 1/4 Mio. jährlich. Im<br />

gleichen Zeitraum werden 3,5 bis 3,8 Mio. Neufahrzeuge<br />

zugelassen (Abb. 1).<br />

Abb. 1: Anstieg des Individualverkehrs in Deutschland<br />

Seite 1<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 2<br />

Dies führt zu einem Verkehrszuwachs und bei begrenzten<br />

Ausbaumöglichkeiten <strong>der</strong> Verkehrswege zu einer Verschärfung<br />

des Verkehrsproblems. Einen wesentlichen Beitrag zur<br />

Vermeidung des Verkehrskollapses leistet die <strong>Verkehrstelematik</strong>.<br />

Sie bezeichnet als Zusammenfassung von Telekommunikation<br />

und Informatik den Einsatz mo<strong>der</strong>nster Technologien<br />

zur Effizienzsteigerung von Verkehrs- und Transportprozessen<br />

zur Erhöhung <strong>der</strong> Sicherheit, des Reisekomforts<br />

sowie <strong>der</strong> Umweltschonung. Das europäische Marktvolumen<br />

wird von <strong>der</strong>zeit 1 Mrd. DM auf einen zweistelligen<br />

Milliardenbetrag im nächsten Jahrzehnt prognostiziert.<br />

Die Betätigungsfel<strong>der</strong> sind dabei we<strong>der</strong> auf öffentliche Aufgaben<br />

noch auf Nischenprojekte begrenzt. Für die große<br />

Anwen<strong>der</strong>gruppe des Individual- und Flottenverkehrs werden<br />

von kommerziellen Diensteanbietern verkehrsbezogene<br />

Informations- und Hilfsdienstleistungen angeboten. Als<br />

technologische Grundlage <strong>der</strong> Systeme dienen die im Markt<br />

GSM-Markt äußerst erfolgreich etablierten digitalen GSM-Mobilfunknetze.<br />

Der Boom in <strong>der</strong> Mobilfunkbranche schafft eine solide<br />

Basis für die schnelle Einführung von Telematikdiensten<br />

und -endgeräten. Wenn auch im europäischen Vergleich<br />

Deutschland <strong>der</strong>zeit erst auf Platz 10 liegt, da „nur” etwas<br />

mehr als 10 % <strong>der</strong> Bevölkerung mobil telefoniert, so zeichnet<br />

sich ein massives Wachstum auf skandinavische Verhältnisse<br />

(beim Spitzenreiter Finnland sind dies heute schon<br />

über 40 %) innerhalb <strong>der</strong> nächsten 8 Jahre ab. Überproportional<br />

zum Bevölkerungsdurchschnitt sind bereits heute die<br />

Autofahrer mit GSM-Telefonen ausgestattet.<br />

Diese Zahlen machen deutlich, welches Potential hinter <strong>der</strong><br />

Thematik <strong>Verkehrstelematik</strong> steckt.<br />

Dienstebedarf Diverse Marktuntersuchungen zeigen, daß ein erheblicher<br />

Bedarf an aktuellen und präzisen Verkehrsinformationen<br />

besteht (siehe auch Abb. 2). Dem folgt ein stark ausgeprägtes<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Sicherheitsbedürfnis, welches durch Notfall- und Pannendienste<br />

abgedeckt wird. Qualitativ hochwertige Navigationsdienste<br />

in Form von Routen- und Streckenplanung sowie<br />

Zielführung unterstützen den Autofahrer bei <strong>der</strong> Suche nach<br />

<strong>der</strong> optimalen Fahrstrecke unter Berücksichtigung des aktuellen<br />

Verkehrsgeschehens.<br />

Nachgeordnet ist ein weitreichendes Angebot an Auskunftsdiensten<br />

allgemeinerer Art von Interesse, das nicht notwendigerweise<br />

nur auf die Autofahrt beschränkt ist. Beispiele<br />

hierfür reichen von <strong>der</strong> Parkrauminformation, dem Wetterdienst,<br />

weiterführenden Telefoniediensten bis zu Buchungsdiensten.<br />

Abb. 2: Aufteilung <strong>der</strong> Nachfrage nach Telematikdiensten in Deutschland<br />

Seite 3<br />

Sukzessive wurden und werden die Dienste <strong>der</strong>zeit im<br />

Markt eingeführt. So bietet seit Herbst 1996 die Mannesmann<br />

Autocom die Flottendienste Passo Fleet, basierend auf<br />

GSM Short Message Service und GPS-Satellitenortung, an,<br />

seit Frühjahr 1997 sind selektiv hochaktuelle Verkehrsmeldungen<br />

über das Sprachdialogsystem Passo Verkehrsinformationsdienst<br />

per Telefon abrufbar. Im Laufe des Jahres 1998<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 4<br />

werden Telematik-Endgeräte für Kraftfahrzeuge im Individualbereich<br />

verfügbar, mit denen datenbasierte Telematik-<br />

Telematik- dienste genutzt werden können. Abb. 3 zeigt die prognostizier-<br />

Endgeräte- te Entwicklung des Telematik-Endgerätemarktes für Deutschentwicklung<br />

land.<br />

2 Überblick<br />

Eine erfolgreiche Markterschließung für innovative Dienste<br />

bedarf einer breit akzeptierbaren technischen Plattform. Diese<br />

Erkenntnis hat z. B. die Pay-TV-Branche bekanntermaßen<br />

mit <strong>der</strong> Einführung des digitalen Fernsehens in Deutschland<br />

durch einen schmerzlichen (nicht standardisierten) Fehlstart<br />

erfahren.<br />

Telematik- Um eine schnelle Marktöffnung zu erzielen, haben sich die<br />

standard GATS marktführenden <strong>Verkehrstelematik</strong>-Diensteanbieter auf einen<br />

Industriestandard für GSM-basierte Telematikdienste geeinigt.<br />

Dieser De-facto-Standard GATS (Global Automotive Telematics<br />

Standard) garantiert eine einheitliche Endgeräteplattform,<br />

Schnittstellen, Kommunikationsprotokolle und<br />

Dienstezugangsverfahren. Die Grundprinzipien von GATS<br />

werden in dem nachfolgenden Abschnitt beschrieben.<br />

Neben GATS gibt es eine Reihe weiterer Ansätze, die jedoch<br />

(noch) nicht kommerziell verfügbar sind, sich <strong>der</strong>zeit<br />

noch nicht auf einen wirtschaftlich tragfähigen digitalen<br />

Datentransfer stützen bzw. nur ein Teil des Dienstespektrums<br />

abdecken (vgl. Tab. 1).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Teilnehmer<br />

4.500.000<br />

4.000.000<br />

3.500.000<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

Potential dienstefähiger VT-Endgeräte<br />

0<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Jahr<br />

Abb. 3: Potential von Telematik-Endgeräten in Deutschland<br />

VT-Handy-Halterung (PoleStar u.a.)<br />

offene Navigatoren<br />

VT-Telefone mit Ortung (MobiMax u.ä.)<br />

Notruf mit Ortung<br />

Seite 5<br />

Dienstekonzepte 07110


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98<br />

Tab. 1: Vergleich unterschiedlicher <strong>Verkehrstelematik</strong>-Diensteansätze<br />

Seite 6<br />

07110 Dienstekonzepte


Dienstekonzepte 07110<br />

3 <strong>Verkehrstelematik</strong>standard GATS<br />

Seite 7<br />

Schon die Forschungsarbeiten <strong>der</strong> frühen 90er Jahre, die im<br />

Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union in dem Forschungsprogramm<br />

DRIVE II durchgeführt wurden, ließen im Projekt<br />

SOCRATES (System of Cellular Radio and Traffic Efficiency<br />

and Safety) die Vorzüge von GSM-Mobilfunknetzen für<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> erkennen. Die in diesem Forschungsprojekt<br />

erarbeiteten Ergebnisse bzgl. des Datenprotokoll-Aufbaus bei<br />

paketvermittelten Short Messages (GSM-SMS: Short Message<br />

Service) dienten als Ausgangsbasis für die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Protokollarchitektur für kommerzielle Dienste.<br />

Die Protokollarchitektur ist als technische Schnittstelle zur<br />

(Daten-)Kommunikation zwischen dem einzelnen Verkehrsteilnehmer<br />

und <strong>der</strong> Dienstleistungszentrale zwar notwendig,<br />

jedoch allein bei weitem noch nicht für die Diensteabwicklung<br />

ausreichend.<br />

VERDI Die Entwicklung von kommerziell tragfähigen <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienstekonzepten<br />

wurde in dem Großversuch VERDI<br />

(Vehicle Relayed Dynamic Information) von <strong>der</strong> Mannesmann<br />

Autocom GmbH zwischen Anfang 1996 und September 1997<br />

zunächst in Nordrhein-Westfalen, später im gesamten Bundesgebiet<br />

mit ca. 850 Fahrzeugen entwickelt und äußerst<br />

erfolgreich getestet. Die Erkenntnisse aus diesem Feldtest<br />

waren maßgebend für die Weiterentwicklung zum <strong>Verkehrstelematik</strong>-Standard<br />

GATS (Global Automotive Telematics<br />

Standard). Hierbei haben sich die im Wettbewerb zueinan<strong>der</strong><br />

stehenden <strong>Verkehrstelematik</strong>-Betreiber Mannesmann Autocom<br />

und T-Mobil auf gemeinsame Protokolle und wesentliche<br />

Diensteabläufe in Telematik-Endgeräten geeinigt.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 8<br />

Der Standard GATS weist dabei folgende Merkmale auf:<br />

GATS ermöglicht Herstellern von Telematik-Endgeräten<br />

die Implementierung von <strong>Verkehrstelematik</strong>-Diensten.<br />

Der Fokus liegt dabei auf Seite <strong>der</strong> Endgeräte, nicht auf<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dienstezentralen.<br />

Grundsätzlich ist GATS technologie- und netzunabhängig,<br />

wenngleich zur kommerziellen Einführung die Umsetzung<br />

auf den <strong>der</strong>zeit verfügbaren Kommunikationsdiensten <strong>der</strong><br />

GSM-Netze aufsetzt (Short Message Service, Cellular<br />

Broadcast, Sprache).<br />

Die Kommunikationsabläufe sind bei GATS für schmalbandige<br />

Kommunikationsnetze (s. o.) optimiert, so daß<br />

GSM-Netze trotz <strong>der</strong>zeitiger Einschränkungen ohne Beeinträchtigungen<br />

verwendet werden können.<br />

GATS stellt eine offene Plattform dar, die zukünftige<br />

Diensteentwicklungen ermöglicht.<br />

Abb. 4: Komponenten des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Standards GATS<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 9<br />

Seit Beginn <strong>der</strong> 90er Jahre wird in den europäischen Normungsgremien<br />

CEN (Comité Européen de Normalisation),<br />

CENELEC (Comité Européen de Normalisation Electrotechnique)<br />

und ETSI (European Telecommunications Standards<br />

Institute) <strong>Verkehrstelematik</strong> als Thema behandelt. Parallel<br />

dazu gibt es in dem internationalen Normungsgremium<br />

ISO (International Organization for Standardization) Aktivitäten<br />

in diesem Bereich. CEN und ISO haben zur Vermeidung<br />

von Doppelarbeit und Überschneidungen ein Kooperationsabkommen<br />

vereinbart, in dem Normenentwürfe gegenseitig<br />

zum sogenannten „parallel voting” eingereicht werden.<br />

GATS wird <strong>der</strong>zeit in dem europäischen Normungsgremium<br />

CEN in dem Technical Committee TC 278 offengelegt. Ein<br />

erster Draft ist für das Ende 1998 zu erwarten.<br />

3.1 Architektur<br />

Der Aufbau des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Standards GATS kann<br />

als Client-Server-Architektur verstanden werden, bei <strong>der</strong> eine<br />

(bidirektionale) Kommunikation über Mobilfunknetze ermöglicht<br />

wird (vgl. Abb. 5). Die Fahrzeuge stellen dabei Clients<br />

dar, die über ein Telematik-Endgerät verfügen. Dieses beinhaltet<br />

eine Ortungseinheit, mit <strong>der</strong> die eigene Position automatisch<br />

bestimmt werden kann, sowie eine Kommunikationseinheit<br />

zum Datenaustausch mit dem Server des Telematik-Diensteanbieters.<br />

Diese Betreiberzentrale kann weitere<br />

externe Anbindungen haben, zum Beispiel zu Notfall-,<br />

und Serviceorganisationen, Informationsanbietern o<strong>der</strong> Fuhrparkzentralen.<br />

Die Kommunikation zwischen Endgerät und Dienstezentrale<br />

ist meldungsorientiert. Daher sind die paketorientierten<br />

GSM-Mobilfunknetze für den Datenaustausch sehr gut<br />

geeignet, die Verwendung an<strong>der</strong>er Kommunikationsnetze ist<br />

allerdings durchaus möglich. Der Datenaustausch erfolgt je<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 10<br />

Abb. 5: Systemkomponenten<br />

nach Diensteausprägung über Point-to-Point-Verbindungen<br />

und/o<strong>der</strong> über Broadcast. In den heutigen GSM-Netzen stehen<br />

für erstgenannte Verbindungsart <strong>der</strong> Short Message Service<br />

(SMS) zur Verfügung, für letztgenannte wird <strong>der</strong> Cellular<br />

Broadcast (CB) eingesetzt:<br />

Short Message 1. Short Message Service ermöglicht Datenpakete von ca.<br />

Service SMS 140 Byte Nutzdatenlänge. SMS werden nach <strong>der</strong> Initiierung<br />

folgen<strong>der</strong>maßen unterschieden:<br />

Mobile-Originated(MO)-SMS sind Meldungen vom Fahrzeug<br />

zur Dienstezentrale. Sie werden im wesentlichen<br />

verwendet für<br />

- Diensteanfragen,<br />

- Floating-Car-Data-Meldungen,<br />

- Quittierungen für Nachrichten.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 11<br />

Mobile-Terminated(MT)-SMS sind Meldungen von <strong>der</strong><br />

Dienstezentrale zum Fahrzeug. Sie werden im wesentlichen<br />

verwendet für<br />

- Antworten auf Diensteanfragen,<br />

- Konfigurationsinformationen, um das Endgerät (d. h. den<br />

Client) an die aktuellen Diensteparameter anzupassen,<br />

- Aufträge bei Flottenanwendungen.<br />

Cellular 2. Cellular Broadcast ermöglicht Datenpakete von 82 Bytes<br />

Broadcast CB Nutzdatenlänge. Dieser GSM-Dienst ist grundsätzlich nur<br />

monodirektional von <strong>der</strong> Übertragungsstation zu den Endgeräten<br />

möglich. Die Endgeräte fungieren als Empfangsstationen,<br />

wobei alle Empfänger in einer Funkzelle grundsätzlich<br />

diese Information empfangen können. Dieses Übertragungsmedium<br />

eignet sich insbeson<strong>der</strong>e für<br />

Verkehrsinformationen,<br />

Steuerparameter für das Floating-Car-Data-Verfahren (vgl.<br />

auch Kapitel 5.2),<br />

Parametrierungen aller Endgeräte (Clients) in <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Funkzelle, um so die Endgeräte mit aktuellen<br />

Konfigurationen versorgen zu können,<br />

weitere Informationsdienste, insbeson<strong>der</strong>e sofern sie von<br />

regionalem Interesse sind.<br />

3. Sprachverbindungen werden für einige <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

in Ergänzung zur Datenübertragung verwendet,<br />

insbeson<strong>der</strong>e sind dies<br />

sicherheitskritische Dienste wie <strong>der</strong> Notrufdienst,<br />

Dienste mit komplexen Eingaben wie z. B. Zielbeschreibungen,<br />

sofern das Endgerät nur sehr beschränkte Eingabemöglichkeiten<br />

hat,<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 12<br />

Ausgaben von Verkehrsinformationen bei Endgeräten, die<br />

we<strong>der</strong> über eine ausreichende visuelle Ausgabemöglichkeit<br />

noch über eine akustische Aufbereitung <strong>der</strong> kodierten<br />

Information verfügen,<br />

Hotlines zur weitergehenden Hilfestellung.<br />

Den (Endgeräte-)Clients steht z. B. durch die Verwendung<br />

von GPS als Bestandteil <strong>der</strong> Ortungskomponenten auch<br />

eine hochgenaue Zeitinformation (des GPS-Systems) mit<br />

weltweiter Gültig- und Eindeutigkeit zur Verfügung. Daher<br />

werden die Prozesse zwischen Server und Clients auf Basis<br />

<strong>der</strong> Universal Time Coordinated (UTC) abgestimmt.<br />

3.2 Kommunikationsprotokolle<br />

Die Kommunikationsprotokolle für die Übertragung von<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Daten sind modular in unterschiedlichen<br />

Ebenen aufgebaut. Sie setzen auf den sogenannten lower<br />

layers auf, die bei GSM-Netzen die physikalischen Eigenschaften,<br />

den Data Link und das Netzwerk charakterisieren.<br />

Die lower layers sind Bestandteil des verwendeten Kommunikationsnetzes,<br />

nicht aber des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Standards<br />

GATS, so daß GATS grundsätzlich netzunabhängig betrachtet<br />

werden kann.<br />

Die upper layers sind in GATS auf die Anwendungen bei<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>dienste ausgerichtet, wenngleich auch artverwandte<br />

Applikationen hierdurch zukünftig abgedeckt werden<br />

können. Diese Layers bestehen im einzelnen aus dem<br />

Transportprotokoll (Transport Protocol), dem Zugangsprotokoll<br />

(CAS Protocol) sowie den Anwendungsdaten (Application<br />

Data Protocol). Die Modularität <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Schichten ist im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden<br />

schmalbandigen Netze optimiert, so daß z. B. auf<br />

Redundanzen in unterschiedlichen Layern zugunsten <strong>der</strong><br />

Einsparung von Kommunikationsoverhead bewußt verzich-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

tet wurde. Der Empfänger dekodiert den Datenstapel jeweils<br />

von unten nach oben, infolgedessen nimmt er <strong>der</strong>artige<br />

Informationen aus den zuvor dekodierten, unteren Schichten.<br />

Für Point-to-Point-Verbindungen und Broadcast-Kommunikation<br />

werden unterschiedliche, auf das Kommunikationsmedium<br />

optimierte Transport- bzw. CAS-Protokolle eingesetzt<br />

(vgl. auch Abb. 6 bzw. Abb. 8). Bei Point-to-Point-<br />

Meldungen, bei denen eine Nachricht auf mehrere Datenpakete<br />

aufgeteilt wird, benötigt nur das erste Datenpaket einen<br />

CAS-Hea<strong>der</strong> (vgl. Abb. 7). Aufgrund <strong>der</strong> monodirektionalen<br />

Kommunikation des Broadcasts kann bei diesem auf<br />

wesentliche Elemente des Transportprotokolls verzichtet<br />

werden, so daß sich hierfür nur ein gegenüber den Point-to-<br />

Point-Verbindungen leicht modifizierter CAS-Layer ergibt.<br />

Die Bedeutung dieser Layer wird im einzelnen in den folgenden<br />

Unterkapiteln erläutert.<br />

Abb. 6: Protokollarchitektur bei Punkt-zu-Punkt-Kommunikation<br />

Abb. 7: Aufteilung einer Nachricht (im ADP kodiert) auf mehere Datenpakete<br />

Seite 13<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 14<br />

Abb. 8: Protokollarchitektur bei Rundfunk-Nachrichten<br />

3.2.1 Transport Protocol<br />

Das Transportprotokoll dient zur richtigen Interpretation des<br />

nachfolgenden Datenpaketes. Im einzelnen<br />

wird das Routing von Daten zum adressierten Dienstemodul<br />

innerhalb des Endgerätes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dienstezentrale ermöglicht;<br />

erfolgt die Identifikation des Dienstes anhand einer entsprechenden<br />

Kennung;<br />

wird <strong>der</strong> Bezug zur gesamten Meldungsinteraktion hergestellt;<br />

dient <strong>der</strong> Transport Layer <strong>der</strong> Übermittlung von Paketierungsinformationen,<br />

um einzelne Datenpakete auf Reihenfolge<br />

und Vollständigkeit beim Empfänger prüfen zu<br />

können. Dabei ermöglicht <strong>der</strong> Transportlayer an sich<br />

noch keine Erkennung von Übertragungsfehlern, diese<br />

Überprüfung wird in den Anwendungen selbst durchgeführt;<br />

ermöglicht <strong>der</strong> Transport Layer die Identifikation <strong>der</strong><br />

Nutzdaten-Protokollversion (ADP-Version), um Abwärtskompatibilität<br />

bei Weiterentwicklungen zu gewährleisten;<br />

dient <strong>der</strong> Transport Layer <strong>der</strong> Indikation, ob Meldungen<br />

in einer Mailbox des Dienstebetreibers eingegangen sind;<br />

können Debit-Informationen über zukünftige elektronische<br />

Zahlungssysteme mit übertragen werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 15<br />

Das Transportprotokoll wird lediglich bei Point-to-Point-Meldungen<br />

verwendet und ist 7 Bytes lang. Für Broadcast-Meldungen<br />

werden die verbleibenden relevanten Informationselemente<br />

innerhalb des (Broadcast-)CAS-Protokolls übertragen.<br />

3.2.2 CAS-Protocol<br />

Conditional Das CAS-Protokoll (CAS – Conditional Access and Security)<br />

Access and beschreibt die verwendeten Zugangsmechanismen für die<br />

Security CAS nachfolgenden Anwendungsdaten des ADPs. Die Zugangsmechanismen<br />

sind gekennzeichnet durch kryptographische<br />

Funktionen zur Gewährleistung von Datensicherheit, Authentizität,<br />

Integrität und Verbindlichkeit einer Nachricht.<br />

Im CAS-Layer werden die zur Dekodierung zu verwendenden<br />

Schlüssel identifiziert, die teilweise dynamisch und/o<strong>der</strong><br />

individuell für zwei Kommunikationspartner sind. Ferner<br />

können Informationen zur Authentizität übertragen werden.<br />

Da Nachrichten grundsätzlich sowohl ver- als auch unverschlüsselt<br />

übertragen werden können, ist das CAS-Protokoll<br />

so optimiert, daß im unverschlüsselten Falle <strong>der</strong> Overhead<br />

durch dieses Protokoll minimiert ist. So paßt sich die<br />

Länge des CAS-Hea<strong>der</strong>s zwischen 1 Byte (unverschlüsselt) bis<br />

max. 9 Bytes (symmetrische Verschlüssselung mit Authentikationsprüfung<br />

bei Point-to-Point-Meldungen) an.<br />

Je nachdem, ob Point-to-Point-Meldungen o<strong>der</strong> Nachrichten<br />

im Broadcast ausgestrahlt werden, kommen unterschiedliche<br />

CAS-Hea<strong>der</strong> zum Einsatz.<br />

3.2.2.1 Point to Point<br />

Der CAS-Hea<strong>der</strong> für Point-to-Point-Meldungen unterstützt<br />

standardisierte Verschlüsselungsverfahren, sowohl symme-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 16<br />

trische DES-Verfahren (ISO/IEC[1]) als auch asymmetrische<br />

Verfahren nach [2]. Das asymmetrische Verschlüsselungsverfahren<br />

wird für die Kommunikationspartner zwischen<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät und Dienstezentrale einmalig<br />

festgelegt. Es wird im wesentlichen für die Übertragung<br />

von symmetrischen, dienstebezogenen Grundschlüsseln verwendet.<br />

Nachrichten für einzelne <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

werden hingegen symmetrisch verschlüsselt. Die hierzu<br />

verwendeten Transaktionsschlüssel werden aus den Dienste-Grundschlüsseln<br />

abgeleitet, also dynamisiert. Es können<br />

sowohl generelle Transaktionsschlüssel (ohne endgerätespezifische<br />

Informationen) als auch für jedes Endgerät individualisierte<br />

Transaktionsschlüssel abgeleitet werden.<br />

Sowohl die Authentizität als auch die Integrität <strong>der</strong> Nachricht<br />

werden bei Anwendung des symmetrischen Verschlüsselungsverfahrens<br />

durch sogenannte Message Authentication Codes<br />

(MAC) sichergestellt. Je nach Anfor<strong>der</strong>ung kann die Länge<br />

des im CAS-Hea<strong>der</strong> übertragenen MACs zwischen 4 Bytes<br />

und 1 Byte minimal gehalten werden.<br />

Die Länge <strong>der</strong> Anwendungsdaten wird in dem CAS-Hea<strong>der</strong><br />

nicht mit übertragen, da sie explizit schon im Transport-<br />

Protokoll genannt wurde (vgl. auch Kapitel 3.2.1).<br />

3.2.2.2 Broadcast<br />

Meldungen, die im Broadcast-Verfahren ausgestrahlt werden,<br />

sind bezüglich des einsetzbaren Verschlüsselungsverfahrens<br />

und <strong>der</strong> Schlüsseldynamisierung deutlich eingeschränkt.<br />

Dieser Tatsache wird durch einen speziellen Broadcast-CAS-<br />

Hea<strong>der</strong> Rechnung getragen. So entfallen Angaben zur asymmetrischen<br />

Verschlüsselung und zur individuellen Schlüsselableitung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Da bei Broadcast-Nachrichten kein Transport-Protokoll verwendet<br />

wird, sind die Länge <strong>der</strong> Anwendungsdaten wie<br />

auch die Anwendungskennung (Application-ID) in dem<br />

CAS-Hea<strong>der</strong> mit angegeben.<br />

3.2.3 Application Data Protocol<br />

Das Kommunikationskonzept <strong>der</strong> GATS-<strong>Verkehrstelematik</strong>dienste<br />

ist auf einen paketorientierten, minimalen Datenaustausch<br />

ausgelegt. Die Application Data Protocols (ADP)<br />

spezifizieren die Kodierung <strong>der</strong> jeweiligen Anwendungsmeldungen.<br />

Je<strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienst hat einen Satz von<br />

Meldungen (z. B. Anfragen, Antworten, Quittierungen etc.),<br />

die in den entsprechenden ADPs beschrieben sind. Diese Meldungen<br />

sind anwendungsspezifisch, da sie den jeweiligen<br />

Informationsfluß zwischen <strong>Verkehrstelematik</strong>-Nutzer und<br />

Dienstezentrale wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

Häufig wie<strong>der</strong>kehrende Basiselemente sind modular spezifiziert<br />

und werden in den ADPs verwendet. Im einzelnen<br />

sind dies<br />

Zeitkodierung,<br />

Kodierung von Positionen,<br />

Freitextmeldungen,<br />

Adressen und<br />

Fehlerhandling.<br />

Seite 17<br />

4 Basiskomponenten in <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräten<br />

Zur Nutzung <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste nach dem Standard<br />

GATS sind entsprechende <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräte<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Diese müssen als Basiskomponenten über<br />

eine Ortungs- und eine Kommunikationskomponente verfügen.<br />

Typischerweise werden hierbei die Basistechnologien<br />

GPS und GSM eingesetzt.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 18<br />

4.1 Ortungskomponente<br />

Die Ortungsfunktion im Telematik-Endgerät dient einerseits<br />

als Ausgangsbasis für eine kundengerechte, dedizierte Bearbeitung<br />

von Diensteanfragen, an<strong>der</strong>erseits auch <strong>der</strong> Erfassung<br />

von Verkehrsereignissen beim FCD-Verfahren (vgl.<br />

Kapitel 5.2). Wesentliche Eigenschaften dabei sind:<br />

Es erfolgt eine kontinuierliche Ortung im <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät<br />

während je<strong>der</strong> Fahrt, selbst wenn <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

nicht aktiv vom Fahrer genutzt werden.<br />

Diese Anfor<strong>der</strong>ung resultiert aus <strong>der</strong> Tatsache, daß sicherheitsrelevante<br />

Dienste wie Notruf und Pannendienst instantan<br />

abgerufen werden.<br />

Perlenkette Im Falle einer Diensteanfor<strong>der</strong>ung wird die aktuelle<br />

Ortungsinformation inklusive einer ausgewählten Anzahl<br />

von „historischen” Ortungsinformationen als sogenannte<br />

„Perlenkette” an die Zentrale übertragen (vgl. Abb. 9).<br />

Diese Perlenkette besteht aus folgenden Informationselementen:<br />

- Zeit<br />

- Position<br />

- Fahrtrichtung<br />

- zurückgelegter Weg<br />

- Geschwindigkeit<br />

- Fehlerabschätzungen<br />

Lokalisierung des Fahrzeugs erfolgt auf digitaler Straßenkarte<br />

(Map-Matching) in <strong>der</strong> Zentrale.<br />

Ortungs- Die Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen an die Ortungskomponenten sind<br />

anfor<strong>der</strong>ungen dienstespezifisch und unterteilen sich in die folgenden Qualitätsmerkmale<br />

(vgl. auch Tab. 2):<br />

Leistungsfähigkeit (Genauigkeit),<br />

Zuverlässigkeit (Verfügbarkeit, Einsatzzuverlässigkeit),<br />

Integrität (Fehlererkennung, -isolierung, -korrektur).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Abb. 9: Beispiel einer „Perlenkette” zur Fahrzeuglokalisation<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienst Leistungsfähigkeit Zuverlässigkeit<br />

Notruf ++ ++<br />

Panne ++ +<br />

Navigation ++ ++<br />

Verkehrsinformation - o<br />

Auskunftsdienste - o<br />

Flotte (Ortung) o o<br />

Floating Car Data + +<br />

Tab. 2: Dienstespezifische Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen an die Ortungskomponente<br />

Seite 19<br />

Dabei tragen die spezifizierten Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen folgenden<br />

gegensätzlichen Randbedingungen Rechnung:<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 20<br />

Einerseits werden für die Diensteprodukte<br />

hohe Genauigkeit,<br />

hohe Zuverlässigkeit und<br />

geringe Kommunikationskosten<br />

gefor<strong>der</strong>t, an<strong>der</strong>erseits sind die Marktbedürfnisse ausgerichtet<br />

auf<br />

geringe Endgerätepreise,<br />

einen einfachen (und kostengünstigen) Einbau insbeson<strong>der</strong>e<br />

in den Marktbereichen Retrofit, Dealer Installed Options<br />

und After Market und<br />

kleine Abmaße bzw. Volumina sowie einen geringen<br />

Stromverbrauch.<br />

Typischerweise erfolgt die Ortung fahrzeugseitig auf Basis<br />

von GPS und Zusatzsensoren (z. B. Tacho, ABS, Vibrationskreisel,<br />

Magnetkompaß) für Dead-Reckoning-Verfahren. GPS<br />

allein reicht erfahrungsgemäß bei <strong>der</strong>zeit am Markt verfügbaren<br />

GPS-Empfangseinheiten nicht aus, um die Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

insbeson<strong>der</strong>e bezüglich <strong>der</strong> Zuverlässigkeit<br />

für sicherheitskritische <strong>Verkehrstelematik</strong>dienste zu erfüllen.<br />

4.2 GSM-Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Für die Dienste, die mit dem Standard GATS darstellbar<br />

sind, werden grundsätzlich keine für <strong>Verkehrstelematik</strong> spezifischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die GSM-Endgeräte gestellt.<br />

Damit können im Markt verfügbare GSM-Telefone großenteils<br />

für <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste eingesetzt werden. Entscheidend<br />

ist, daß diese GSM-Telefone die SMS-Funktionen<br />

in beide Richtungen (Mobile Originated und Mobile Terminated<br />

SMS) unterstützen, Cellular Broadcast empfangen können<br />

und alle Daten dem <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät über<br />

eine Schnittstelle zur Verfügung stellen. Die konkret notwendigen<br />

Befehlssätze (AT-Befehlssätze) sind im Rahmen<br />

von GATS mit spezifiziert.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

5 Basisdienste<br />

Seite 21<br />

5.1 Zugangsverfahren über CAS<br />

Conditional Access and Security (CAS) bezeichnet innerhalb<br />

GATS das Konzept zur flexiblen Gestaltung des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienstezugangs<br />

und <strong>der</strong> Abdeckung von unterschiedlichen<br />

Sicherheitsbedürfnissen. Durch die Umsetzung<br />

<strong>der</strong> CAS-Funktionalität in <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräten<br />

wie auch bei den Dienstebetreibern ist es möglich, eine breite<br />

Marktöffnung und Akzeptanz auf Seiten <strong>der</strong> Nutzer (Endgerätewahl<br />

ist unabhängig von <strong>der</strong> Dienstewahl) und <strong>der</strong> Endgerätehersteller<br />

(Investitionssicherheit) durch kompatible <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräte<br />

mit gleichem Dienstestandard zu<br />

erreichen. Ferner ermöglichen die CAS-Dienstespezifikationen<br />

„Interne Dienste” und „Key Management and Security”<br />

die Aktualisierung von <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräteclients<br />

bzgl. Diensteadressen, -parameter, Freischaltungsprofile, Grundschlüssel<br />

als auch Fahrzeug-Stammdaten und Endgerätediagnose.<br />

Wenngleich die CAS-Mechanismen grundsätzlich unabhängig<br />

von dem verwendeten Kommunikationsmedium sind,<br />

bauen diese doch konsequent auf den bewährten Verfahren<br />

des digitalen Mobilfunks auf. So erfolgt die Zuordnung<br />

zwischen <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät und <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Diensteanbieter erst bei <strong>der</strong> Geräteinbetriebnahme und ist<br />

technisch je<strong>der</strong>zeit auflösbar, d. h. ein Wechsel des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienstebetreibers<br />

ist unabhängig vom Gerätewechsel.<br />

Ebenso wird durch die CAS-Mechanismen ein internationaler<br />

Einsatz von <strong>Verkehrstelematik</strong>-Geräten ermöglicht (<strong>Verkehrstelematik</strong>-Diensteroaming),<br />

d. h. ein <strong>Verkehrstelematik</strong>-Diensteanbieter<br />

im Ausland kann auch einen inländischen Ver-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 22<br />

kehrstelematik-Kunden mit seinen Dienstleistungen bedienen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> inländische <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienstebetreiber<br />

kann auch im Ausland seine Kunden bedienen.<br />

Abb. 10: Umfassende Zugangs-, Parametrierungs- und Verschlüsselungsfunktion<br />

5.2 Verkehrsdatenerfassung mit FCD<br />

Für viele <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste stellen qualitativ hochwertige<br />

Verkehrsinformationen die Ausgangsbasis dar. Hierbei<br />

reichen die heute verfügbaren öffentlichen wie auch privaten<br />

Informationsquellen bei weitem nicht aus. Wesentliche<br />

Gründe hierfür sind, daß mit den bisher eingesetzten Verfahren<br />

wie<br />

manuelle Meldungen <strong>der</strong> Polizei o<strong>der</strong> von privaten Staumel<strong>der</strong>n<br />

und<br />

Induktionsschleifen, die in <strong>der</strong> Fahrbahndecke eingelassen<br />

sind,<br />

we<strong>der</strong> eine reproduzierbare Qualität <strong>der</strong> Meldungen noch<br />

eine ausreichende Flächendeckung zu angemessenen Investitions-<br />

und Betriebskosten erzielt werden können.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 23<br />

Daher wurde ein neues, automatisches und mobiles Erfassungsverfahren<br />

für die Verkehrssituationen, das sogenannte<br />

FCD-Verfahren (FCD steht für Floating Car Data), von <strong>der</strong><br />

Mannesmann Autocom entwickelt, im Großversuch VERDI<br />

sehr erfolgreich getestet und im Zuge <strong>der</strong> Dienstestandardisierung<br />

mit <strong>der</strong> T-Mobil weiter optimiert. Das FCD-Verfahren<br />

ist Bestandteil des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Standards GATS.<br />

FCD basiert auf <strong>der</strong> Gewinnung umfassen<strong>der</strong> Verkehrsinformationen<br />

ohne stationäre Infrastruktur, lediglich auf Basis<br />

von GSM und GPS. Entscheidend hierbei ist, daß diese<br />

Verfahren es ermöglichen,<br />

– aktuelle Informationen<br />

– flächendeckend, nicht nur auf Autobahnen, son<strong>der</strong>n auch<br />

auf nachgelagerten Straßennetzen<br />

– umfassend und<br />

– kommerziell tragfähig<br />

zu erfassen.<br />

Bei dem FCD-Verfahren werden die einzelnen Fahrzeuge,<br />

<strong>der</strong>en <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräte über eine Ortungskomponente<br />

verfügen, als im Verkehr „mitschwimmende” Meßstationen<br />

verwendet. Einerseits können so Verkehrsstörungen,<br />

in die ein Floating Car einfährt, unmittelbar an die Verkehrszentrale<br />

gemeldet werden, an<strong>der</strong>erseits ist auch eine Früherkennung<br />

von Verkehrsbehin<strong>der</strong>ungen möglich. Im erstgenannten<br />

Fall hat das Floating Car lediglich die Aufgabe des<br />

automatischen Staumel<strong>der</strong>s bzw. die Aufgabe des automatischen<br />

Stauabmel<strong>der</strong>s. Denn wenn trotz einer in <strong>der</strong> Verkehrsinformation<br />

gemeldeten Behin<strong>der</strong>ung das Floating Car<br />

keine Beeinträchtigungen feststellt, kann automatisch eine<br />

entsprechende Mitteilung über die vermeintliche Störung<br />

an die Verkehrszentrale mitgeteilt werden (vgl. Abb. 11).<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 24<br />

Abb. 11: FCD-Prinzipbild<br />

Die Verkehrssituation wird als mikroskopischer Ausschnitt<br />

von den einzelnen Floating Cars erfaßt. Hierzu sammeln,<br />

verarbeiten und verdichten die einzelnen Floating Cars die<br />

signifikanten Geschwindigkeitsän<strong>der</strong>ungen in Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> jeweils befahrenen Straßenkategorie. Sind zum Beispiel<br />

genügend Ereignisse angefallen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e, von <strong>der</strong><br />

zentralen Vekehrslageerfassung definierte Kriterien erreicht,<br />

meldet das Floating Car seine Daten <strong>der</strong> Verkehrszentrale. Je<br />

nach Verkehrslage kann den einzelnen Floating Cars jeweils<br />

ein unterschiedliches Meldeverhalten zugewiesen werden.<br />

Dies geschieht in Form von Steuerparametern, die regional<br />

über Cellular Broadcast von <strong>der</strong> Verkehrszentrale ausge-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 25<br />

sendet werden. Jedes Floating Car, das in einer bestimmten<br />

Region die Steuerparameter empfängt, stellt sein Detektions-<br />

und Meldefilter entsprechend ein. Somit ist es möglich,<br />

einerseits die umfassenden Informationen zur Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Verkehrslagemodelle zu nutzen, an<strong>der</strong>erseits können<br />

aber auch flexibel für einzelne Verkehrssituationen relevante<br />

Daten übertragen werden.<br />

FCD-Typen In GATS sind endgerätebezogen drei abgestufte Algorithmen<br />

(Typen A, B und C) spezifiziert, so daß je nach <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerätetyp<br />

eine auch für die Endgeräte optimierte<br />

FCD-Erfassung mit minimalem Aufwand ermöglicht wird.<br />

Typ A ermöglicht eine eventabhängige Erfassung <strong>der</strong><br />

Verkehrslage. Dabei werden endgeräteseitig lediglich kontinuierlich<br />

Ortungsinformationen benötigt, um mit den<br />

Typ-A-Algorithmen eigenständig die relevanten Verkehrssituationen<br />

detektieren zu können.<br />

Typ B stellt eine Erweiterung des Typs A dar. Typ B beinhaltet<br />

zusätzlich sogenannte virtuelle Erfassungsstellen.<br />

Diese statischen Lokationen bezeichnen zum Beispiel neuralgische<br />

Verkehrspunkte, <strong>der</strong>en Passieren das Auslösen<br />

einer FCD-Meldung sein kann. In Ergänzung zu den Typ-<br />

A-Algorithmen ist für Typ B zusätzlich eine Datenbank<br />

mit dem virtuellen, statischen Erfassungsstellen notwendig.<br />

Die Größe dieser Datenbank beträgt <strong>der</strong>zeit zwischen<br />

70 und 256 kBytes für Erfassungsstellen auf bundesdeutschen<br />

Autobahnen.<br />

Typ C ist eine FCD-Variante, die speziell auf autarke Navigations-Endgeräte<br />

zugeschnitten ist. Diese Endgeräte<br />

können mit Hilfe ihrer (meist auch GPS-basierten) Ortungskomponente<br />

und einer digitalen Karte (zumeist auf<br />

CD-ROM) durch Map-Matching-Verfahren ihre Position<br />

sehr genau in bezug auf das Straßennetz lokalisieren.<br />

Daher ist es bei diesen Geräten möglich, bereits im End-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 26<br />

gerät vor Ort die aktuell befahrene Straße zu identifizieren.<br />

Hierdurch kann sehr treffsicher das beabsichtigte<br />

Straßennetz für die FCD-Funktion gefiltert werden. Eine<br />

nachträgliche Lokalisierung in <strong>der</strong> Verkehrszentrale auf<br />

Basis <strong>der</strong> dort vorhandenen digitalen Karten ist bei FCD-<br />

Typ C im Gegensatz zu den FCD-Typen A o<strong>der</strong> B nicht<br />

notwendig.<br />

Die von den Floating Cars an die Zentrale zu sendenden<br />

Daten werden anonym an diese übermittelt. Somit wird <strong>der</strong><br />

Sicherstellung des Datenschutzes Rechnung getragen.<br />

Bei dem FCD-Verfahren erfolgt durch die Vorverarbeitung<br />

im Endgerät eine Optimierung <strong>der</strong> zur Zentrale übertragenen<br />

Dateninhalte und -mengen. Damit teilt sich die „Intelligenz”<br />

des FCD-Verfahrens zwischen Server (ca. 70 %)<br />

und Clients (ca. 30 %) auf.<br />

Die Aufbereitung <strong>der</strong> FCD-Meldungen erfolgt durch die<br />

Gesellschaft für Verkehrsdaten mbH (DDG). Die DDG ist<br />

ein 50:50-Joint-Venture <strong>der</strong> Häuser Mannesmann und T-<br />

Mobil.<br />

6 Telematikdienste mit direktem Kundenbezug<br />

Übersicht von Derzeit werden die ersten <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste von <strong>der</strong><br />

PASSO- Mannesmann Autocom unter dem Markennamen PASSO<br />

Diensten angeboten, die auf dem Standard GATS aufbauen. Diese<br />

Dienste können bereits mit <strong>der</strong> ersten Generation von <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräten<br />

genutzt werden, die parallel im<br />

Markt eingeführt werden. Eine Übersicht ist in Tab. 3 angegeben.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Tab. 3: Portfolio von PASSO-Diensten<br />

Seite 27<br />

Dienst Ausprägung Markteinführung<br />

PASSO Sprachdialogsystem 1997<br />

Verkehrsinfodienst GSM (SMS-basierte Dienste) 1998<br />

PASSO Pannenruf mit 1998<br />

Pannen- und Notrufdienste Ortsbestimmung<br />

PASSO FLEET Fahrzeugkommunikation 1996<br />

Flottendienste Fahrzeugortung 1996<br />

Fahrzeugsteuerung 1997<br />

weitere Dienste 1998<br />

6.1 Sicherheitsdienste<br />

6.1.1 Dienstebeschreibung<br />

Die Sicherheitsdienste haben den Anspruch, dem Kunden<br />

eine schnelle und kompetente Hilfe in Notsituationen zukommen<br />

zu lassen. Dazu umfassen die PASSO-Sicherheitsdienste<br />

sowohl qualifizierte und schnelle Hilfe bei Notfällen<br />

als auch bei Fahrzeugpannen.<br />

Auch wenn die Diensteinanspruchnahme für jeden einzelnen<br />

Fahrer nur sehr selten erfolgt, zeigen Marktanalysen insbeson<strong>der</strong>e<br />

für den deutschen Bereich ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis.<br />

So wurde bei entsprechenden Umfragen ermittelt,<br />

daß knapp zwei Drittel <strong>der</strong> Befragten ein <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät<br />

nur dann kaufen wollen, wenn im Telematik-Dienstepaket<br />

Sicherheitsdienste mit inbegriffen sind.<br />

Ziel des PASSO-Notrufdienstes wie auch des Pannendienstes<br />

ist es, die Reaktionszeiten bis zum Eintreffen von Hilfskräften<br />

vor Ort beim Verunglückten bzw. Havarierten um<br />

bis zu 50 % zu verkürzen. Hierzu sind gegenüber <strong>der</strong> bisherigen<br />

Notfallbearbeitung deutliche Verbesserungen in folgenden<br />

Bereichen nötig:<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 28<br />

Alarmierungsverfahren<br />

Lokalisierung des Fahrzeugs<br />

Clearing zwischen unterschiedlichen Beteiligten in <strong>der</strong><br />

Notfallbearbeitung<br />

Vermittlung von Informationen<br />

Kontrolle<br />

Diese Zielerreichung wird bei den PASSO-Sicherheitsdiensten<br />

durch konsequente Nutzung <strong>der</strong> Ortungs- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

von <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräten, einem<br />

hohen Automatisierungsgrad in <strong>der</strong> zentralseitigen Datenverarbeitung<br />

sowie einen qualifizierten und permanent<br />

verfügbaren Operatordienst erzielt.<br />

6.1.2 Diensteablauf<br />

Der Diensteablauf ist schematisch in Abb. 12 dargestellt.<br />

Abb. 12: Schematische Darstellung des Diensteablaufs<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 29<br />

Die Auslösung <strong>der</strong> Notfallmeldung erfolgt über das <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät<br />

bequem und schnell, ohne daß <strong>der</strong> Kunde<br />

sein Fahrzeug verlassen muß. Die Initiierung kann grundsätzlich<br />

sowohl manuell (über entsprechende Eingabemenüs<br />

o<strong>der</strong> Notfall-Knöpfe am <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät) als auch<br />

automatisch (über Crashsensoren, Airbag etc.) erfolgen.<br />

Die Ortungskomponente (meist bestehend aus einer integrierten<br />

Lösung von GPS-Empfänger und Dead-Reckoning-Sensoren)<br />

des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerätes ermittelt während<br />

<strong>der</strong> Fahrt fortlaufend die aktuelle Fahrzeugposition. Diese<br />

wird mit Hilfe eines speziellen Algorithmus in bezug auf<br />

den zurückgelegten Weg und die Richtungsän<strong>der</strong>ungen gefiltert<br />

und in komprimierter Form als sogenannte Lokalisierungsperlenkette<br />

im Speicher des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerätes<br />

gehalten. Im Falle einer Notsituation wird diese Lokalisierungsperlenkette<br />

an die <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienstezentrale<br />

gesendet, um aus typischerweise 4 bis 5 Perlen (d. h.<br />

signifikanten Positionen) die letzte Wegstrecke vor dem Notfallort<br />

durch spezielles, zentraleseitiges Map Matching zu<br />

rekonstruieren sowie die Straße und den Standort des Fahrzeuges<br />

zu identifizieren (vgl. auch Abb. 9). Dieser automatisch<br />

ablaufende Vorgang wird als Lokalisierung bezeichnet. Hierfür<br />

steht bei <strong>der</strong> Mannesmann Autocom ein flächendeckendes<br />

Kartensystem zur Verfügung. Die gemeldeten Ortungsdaten<br />

des Fahrzeugs werden Punkten auf einer digitalen Vektorkarte<br />

elektronisch zugeordnet. Dabei stehen <strong>der</strong>zeit ca. 12 %<br />

<strong>der</strong> Fläche <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland tiefendigitalisiert<br />

zur Verfügung. Dies entspricht etwa 50 % <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Als Ergänzung ist ein manuelles Map Matching<br />

immer dann möglich, wenn das automatische Verfahren<br />

nicht erfolgreich ist. Hierfür werden die Ortungsangaben<br />

des Fahrzeugs an einem dafür eingerichteten Arbeitsplatz<br />

visualisiert. Hierzu kommen als Ergänzung zur digitalen<br />

Vektorkarte gescannte Rasterkarten zum Einsatz. Die Kom-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 30<br />

bination von Vektor- und Rasterkarten ermöglicht eine<br />

Lokalisierung in einem sehr feinen Maßstab. Durch dieses<br />

kombinierte Verfahren ist es möglich, den Interventionskräften<br />

die genaue Lokalisation des Hilfebedürftigen mitzuteilen<br />

und so kostbare (Such-)Zeit einzusparen.<br />

Aktionspartner Bei den Aktionspartnern muß unterschieden werden zwibei<br />

Sicherheits- schen Notruf und Pannenhilfe:<br />

diensten<br />

Notruf:<br />

Als Aktionspartner werden im Falle eines Notrufes die<br />

Rettungsleitstellen aktiviert. Betreiber <strong>der</strong> 348 Rettungsleitstellen<br />

in Deutschland sind zu einem überwiegenden<br />

Anteil die Landkreise bzw. Städte (56 %), die Feuerwehren<br />

(18 %) und das Deutsche Rote Kreuz (26 %, überwiegend<br />

in Süddeutschland).<br />

Pannenhilfe:<br />

Im Falle <strong>der</strong> Pannenhilfe wird <strong>der</strong> Kunde mit Priorität an<br />

seinen Vertragspartner für den Pannenservice vermittelt.<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Vertragspartner des Kunden nicht verfügbar<br />

ist, erfolgt bei den PASSO-Sicherheitsdiensten eine<br />

garantierte Betreuung rund um die Uhr.<br />

Hierzu kooperiert die Mannesmann Autocom mit führenden<br />

Pannenserviceanbietern. Statistiken zeigen, daß ca.<br />

63 % aller deutschen Autofahrer für Pannenfälle versichert<br />

sind, und zwar sind ca. 37 % bei Automobilclubs,<br />

ca. 18 % über eine Mobilitätsgarantie und weitere 7 %<br />

durch Schutzbriefe abgesichert.<br />

Der Kunde wird jeweils durch die Clearingfunktion <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienstezentrale über den Vermittlungsstatus<br />

ständig informiert.<br />

In Abb. 13 ist <strong>der</strong> Meldungsablauf in einzelnen dargestellt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Abb. 13: Meldungsablauf bei Sicherheitsdiensten<br />

Seite 31<br />

6.1.3 Vorteile für den Dienstenutzer<br />

Der Nutzen <strong>der</strong> PASSO-Sicherheitsdienste für den Fahrer<br />

ergibt sich zusammengefaßt aus folgenden Punkten:<br />

Die Reaktionszeit bis zum Einsatz von Hilfsmaßnahmen<br />

kann um bis zu 50 % verkürzt werden.<br />

Die Zielführung <strong>der</strong> Interventionskräfte wird durch genaue<br />

Positionsangabe ermöglicht.<br />

Die Notfallmeldung kann bequem und schnell ausgelöst<br />

werden, ohne daß <strong>der</strong> Nutzer sein Fahrzeug verlassen<br />

muß.<br />

Die Autocom kooperiert mit führenden Pannenserviceanbietern,<br />

so daß <strong>der</strong> Nutzer qualifizierte Hilfe vor Ort<br />

erhält.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 32<br />

Der Dienstenutzer wird im Pannenfall mit Priorität an<br />

seinen Vertragspartner vermittelt.<br />

Die Autocom betreibt ein 24-h-Service-Center. Hierdurch<br />

kann die Betreuung rund um die Uhr erfolgen – auch wenn<br />

<strong>der</strong> Vertragspartner des Kunden nicht verfügbar ist, werden<br />

Hilfen durch an<strong>der</strong>e Pannenserviceanbieter vermittelt.<br />

Der Kunde wird über den Vermittlungsstatus ständig<br />

informiert.<br />

6.2 Verkehrsinformationsdienste<br />

Verkehrsinformationsdienste informieren den Fahrer aktuell<br />

und zuverlässig über die für ihn relevante Verkehrslage.<br />

Diese Informationen sind je<strong>der</strong>zeit für ihn verfügbar. Die<br />

hochwertigen Informationen kann <strong>der</strong> Fahrer nach seinen<br />

Präferenzen individuell selektieren und sich so seinen persönlichen<br />

Verkehrslagebericht zusammenstellen. Basis hierfür<br />

sind die Online-Erfassung <strong>der</strong> Verkehrslage (vgl. auch<br />

Kapitel „Verkehrsdatenerfassung”) sowie die automatisierte<br />

Verarbeitung und Versendung <strong>der</strong> Verkehrsdaten aus einer<br />

zentralen Datenbank.<br />

Verkehrsinformationsdienste über GSM werden <strong>der</strong>zeit in<br />

zwei grundsätzlich unterschiedlichen Varianten angeboten,<br />

wobei beide auf dieselbe Datenbasis <strong>der</strong> Verkehrsredaktion<br />

zurückgreifen:<br />

1. Verkehrsinformationen können über ein Sprachdialogsystem<br />

abgerufen werden. Hierzu wird lediglich ein GSM-<br />

Telefon benötigt. Bei <strong>der</strong> Dienstenutzung wird über einen<br />

GSM-Sprachkanal die vorselektierte Verkehrsinformation<br />

direkt hörbar übertragen. Diese Dienste werden als Mehrwertdienste<br />

in den GSM-Netzen D1, D2 und E+ für Deutschland<br />

angeboten. Im folgenden Kapitel 6.2.1 wird exemplarisch<br />

<strong>der</strong> Dienst „PASSO per Telefon” dargestellt.<br />

2. Die zweite Möglichkeit bietet <strong>der</strong> datengestützte Verkehrsinformationsdienst,<br />

bei dem codierte Verkehrsinformationen<br />

über SMS interaktiv abgefragt o<strong>der</strong> über Cellular Broad-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 33<br />

cast mit einem <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät empfangen<br />

und aufbereitet werden. Die Übertragungsmöglichkeiten<br />

werden anhand des PASSO-Verkehrsinformationsdienstes<br />

in Kapitel 6.2.2 dargestellt.<br />

6.2.1 Beschreibung <strong>der</strong> Verkehrsinformationsdienste per<br />

Telefon<br />

Der PASSO-Verkehrsinfodienst per Telefon bietet jedem und<br />

überall die Möglichkeit, die für ihn relevanten Verkehrsinformationen<br />

mit einem Mobiltelefon über das Sprachdialogsystem<br />

(SDS) <strong>der</strong> Mannesmann Autocom abzufragen. Für die<br />

individuelle Auswahl <strong>der</strong> Verkehrsinformationen bietet <strong>der</strong><br />

Dienst vier Teildienste mit folgenden Informationsarten:<br />

1. Die Autobahn-Info liefert Informationen zu einer wählbaren<br />

Autobahn.<br />

2. Die Bundesstraßen-Info liefert Informationen zu einer<br />

wählbaren Bundesstraße.<br />

3. Die Touren-Info liefert Informationen über einen zu wählenden<br />

Start- und einen Zielort. Es werden nur die Meldungen<br />

ausgegeben, die für die Richtung zwischen Startund<br />

Zielort relevant (vgl. auch Kapitel 6.2.3) sind.<br />

4. Die Ballungsraum-Info liefert Informationen zu einem von<br />

10 vordefinierten Ballungsräumen (vgl. auch Kapitel 6.2.3).<br />

5. Tips & Infos liefert allgemeine Hinweise zum Dienst<br />

und zur effizienteren Nutzung.<br />

Abhängig von <strong>der</strong> Info-Art werden Meldungen zu Deutschlands<br />

Autobahnen und/o<strong>der</strong> Bundesstraßen geliefert. Zusätzlich<br />

sind für die Ballungsräume Meldungen zu Hauptverkehrsstraßen<br />

verfügbar.<br />

Der Fahrer nutzt den Dienst z. B. über ein handelsübliches<br />

D-Netz-Mobiltelefon durch Wahl <strong>der</strong> Servicenummer 22666<br />

im D2-Netz. Die maschinelle Abwicklung erfolgt über ein<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 34<br />

Sprachdialogsystem (SDS). Der Nutzer kann die Informationsauswahl<br />

über Sprach- o<strong>der</strong> Tastatureingabe steuern.<br />

Direktwahl Der schnellste Weg zur Information ist über eine Direktwahl-<br />

Funktionalität möglich, die sich aus <strong>der</strong> Dienste-Telefonnummer<br />

22666 und zusätzlich dem gewählten Teildienst sowie z. B. <strong>der</strong><br />

Straßennummer zusammensetzen lassen.<br />

Abb. 14: Beispiel für Direktwahl im D2-Netz beim PASSO-Verkehrsinformationsdienst<br />

über das Sprachdialogsystem<br />

Dieser Dienst zeichnet sich dadurch aus, daß <strong>der</strong> Nutzer<br />

lediglich sein GSM-Telefon benötigt.<br />

6.2.2 Beschreibung datengestützter Verkehrsinformationsdienste<br />

Datengestützte Verkehrsinformationsdienste bieten gegenüber<br />

den Verkehrsinfos über Sprachdialogsysteme eine bequemere<br />

und, aufgrund geringerer Kommunikationskosten und<br />

zentralseitiger Verarbeitungkosten, günstigere Art <strong>der</strong> individuellen<br />

Verkehrsinformationsversorgung. Die qualitativ<br />

hochwertigen Ortungsinformationen (Position und Fahrtrichtung)<br />

des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerätes werden zur Filterung<br />

<strong>der</strong> relevanten Verkehrsinformationen verwendet.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Ferner sind im <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät Dekodiertabellen<br />

gespeichert, die das Auswerten <strong>der</strong> empfangenen, kodierten<br />

Daten ermöglichen. Bei <strong>der</strong> Codierung <strong>der</strong> Verkehrsereignisse<br />

Eventcodes wird zwischen Ereigniscodierung und Lokationscodierung<br />

unterschieden. Die Ereigniscodierung beschreibt die Attribute<br />

Quantifizierer,<br />

Ereigniscode (beschreibt die Art des Ereignisses, z. B.<br />

Stau, Sperrung),<br />

Umleitungshinweise.<br />

Geocodes Die Codierung <strong>der</strong> Lokationen erfolgt als sogenannte Geocodierung.<br />

Hierbei wird <strong>der</strong> Ortsbezug des Verkehrsereignisses<br />

als Differenz zu einem WGS84-Bezugspunkt mit <strong>der</strong><br />

Auflösung von ca. 100 m äußerst komprimiert übertragen.<br />

Anhand <strong>der</strong> Geocode-Tabelle im <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät<br />

können zusätzliche Informationen zu dieser Lokation wie z. B.<br />

Ausfahrts- o<strong>der</strong> Kreuzungsnamen ausgelesen und zur weiteren<br />

Verarbeitung <strong>der</strong> Verkehrsnachricht verwendet werden.<br />

Sollte kein Eintrag in <strong>der</strong> Geocode-Tabelle vorhanden<br />

sein, ist dennoch eine relative Angabe zwischen aktueller<br />

Fahrzeugposition und gemeldetem Verkehrsereignis möglich.<br />

Beispiel für eine Verkehrsinformation mit Geocodierung:<br />

A3 Oberhausen in Richtung Frankfurt zwischen AK<br />

Köln-Ost und Heumar 3 km Stau<br />

Analog zu diesem Beispiel könnte die Meldung ohne Geocode<br />

folgen<strong>der</strong>maßen lauten:<br />

A3 in Richtung Süden ein 5 km Stau, 3 km Länge<br />

Seite 35<br />

Die Verkehrsinformationen werden dem Kunden entsprechend<br />

den Ausgabemöglichkeiten seines Endgerätes ange-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 36<br />

boten. Insbeson<strong>der</strong>e sind hierbei die visuellen Ausgabemöglichkeiten<br />

(Displaygröße und Anordnung des Displays in<br />

bezug auf das Fahrersichtfeld) wie auch die akustische Ausgabe<br />

(z. B. Sprachgenerierung über Sprachsynthese) zu beachten.<br />

6.2.3 Beschreibung interaktiver Verkehrsinfo-Dienst<br />

Bei Nutzung des interaktiven Verkehrsinfo-Dienstes werden<br />

die Informationen vom Kunden per SMS individuell<br />

angefor<strong>der</strong>t und entsprechend <strong>der</strong> Anfrage in <strong>der</strong> Autocom-<br />

Zentrale automatisch bearbeitet und an das <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Endgerät gesendet. Der Nutzer kann dabei zwischen Standardanfragen<br />

und erweiterten Anfragen in einem Entfernungsbereich<br />

bis 200 km wählen.<br />

Standardanfragen<br />

Folgende Standardanfragen sind definiert:<br />

Der Bezugspunkt für die geometrischen Selektionsgebiete<br />

ist jeweils die über die Ortungskomponente fahrzeugseitig<br />

ermittelte aktuelle Fahrzeugposition. Die Ausrichtung des<br />

Kreissegmentes erfolgt automatisch in Fahrtrichtung o<strong>der</strong><br />

wahlweise auf ein vom Nutzer angegebenes Ziel (Stadt,<br />

Himmelsrichtung).<br />

Die Auswertung von Verkehrsmeldungen über das Kriterium<br />

„Straßen-Info” ermöglicht dem Kunden eine gezielte<br />

Abfrage von maximal 5 Bundesautobahnen und/o<strong>der</strong> Bundesstraßen<br />

je Anfrage im Entfernungsbereich bis 200 km.<br />

Zusätzlich kann <strong>der</strong> Fahrer über Display o<strong>der</strong> Sprache nochmals<br />

vom <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät gewarnt werden, wenn<br />

er sich auf seiner Fahrtstrecke einem Stau nähert. Diese<br />

Funktionalität wird durch den Vergleich <strong>der</strong> aktuellen Fahrzeugposition<br />

mit den geokodierten Orten <strong>der</strong> Verkehrsmeldungen<br />

ermöglicht.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 15: Standardanfragen des Verkehrsinfodienstes<br />

Seite 37<br />

Dienstekonzepte 07110


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 38<br />

Erweiterte Anfragen<br />

Von <strong>der</strong> Autocom-Zentrale werden außerdem die folgenden<br />

Selektionskriterien unterstützt:<br />

– Touren-Info<br />

In <strong>der</strong> Autocom-Zentrale sind Strecken definiert, die<br />

über das gesamte Bundesgebiet 141 Städte (mehr als<br />

100.000 Einwohner) miteinan<strong>der</strong> verbinden. Der Fahrer<br />

bestimmt als Start- und Zielpunkt jeweils eine dieser<br />

Städte und erhält daraufhin alle auf „seiner Tour” vorliegenden<br />

Meldungen.<br />

– Ballungsraum-Info:<br />

Es sind 10 Ballungsräume in <strong>der</strong> Autocom-Zentrale definiert.<br />

Die definierten Ballungsräume entsprechen den<br />

Hauptwirtschaftszentren <strong>der</strong> Bundesrepublik. Verkehrsmeldungen,<br />

die in dem gewählten Ballungsraum vorliegen,<br />

werden dem Fahrer übermittelt.<br />

– Umkreis-Info flexibel:<br />

Der Kunde kann einen Umkreis gewünschter Größe<br />

(maximaler Radius 200 km) um einen beliebigen Ort<br />

innerhalb Deutschlands legen. Für diesen Bereich werden<br />

ihm alle vorliegenden Meldungen gesendet.<br />

Diese Dienstevariante ermöglicht dem Fahrer, auch<br />

weiter entfernte Gebiete innerhalb Deutschlands auf Verkehrsstörungen<br />

zu prüfen. Vor Antritt seiner Fahrt o<strong>der</strong><br />

in entscheidungsrelevanter Entfernung von seinem Ziel<br />

kann er sich für eine Alternativstrecke entscheiden.<br />

In Zukunft werden weitere Informationen (z. B. Baustellen,<br />

Umleitungsempfehlungen, Straßenzustandsberichte) und<br />

Verkehrsprognosen innerhalb des Verkehrsinfo-Dienstes<br />

angeboten.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 16: Erweiterte Anfragen des Verkehrsinfodienstes<br />

Seite 39<br />

Dienstekonzepte 07110


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 40<br />

6.2.4 Beschreibung kollektiver Verkehrsinfo-Dienst<br />

Der kollektive Verkehrsinfo-Dienst im GSM-Netz basiert auf<br />

dem Übertragungsmedium Cellular Broadcast (CB). Wesentliches<br />

Merkmal von CB ist, daß Informationen regionalisiert<br />

in den unterschiedlichen Funkzellen (mit einem Durchmesser<br />

von ca. 20 km) ausgestrahlt werden können.<br />

Die Verkehrsinfos werden vom Nutzer für einen Entfernungsumkreis<br />

von ca. 100 km zur jeweiligen Fahrzeugposition<br />

empfangen. Das <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät wertet die Meldungen<br />

entsprechend den Vorgaben des Fahrers aus.<br />

Je nach Endgerätefunktionalität können die Verkehrsinformationen<br />

nach verschiedenen Kriterien ausgewählt werden.<br />

Die Selektion <strong>der</strong> Meldungen kann beispielsweise analog zum<br />

interaktiven Dienst nach den Standardkriterien „Umkreis-Info”,<br />

„Scheinwerfer-Info” o<strong>der</strong> „Straßen-Info” im <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät<br />

erfolgen.<br />

Da die Verkehrsmeldungen im CB permanent aktualisiert werden,<br />

bieten sie dem Fahrer einen optimalen Überblick über die<br />

Verkehrslage inklusive <strong>der</strong> ihn betreffenden akuten Verkehrswarnung<br />

im Nahbereich. Durch den Positionsvergleich<br />

zwischen Fahrzeug und den geokodierten Orten <strong>der</strong> Verkehrsmeldungen<br />

kann das <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät dem<br />

Fahrer zusätzlich die entsprechende Entfernung zur Verkehrsstörung<br />

angeben.<br />

6.2.5 Vorteile für den Dienstenutzer<br />

Der Nutzen <strong>der</strong> PASSO-Verkehrsinfo-Dienste für den Fahrer<br />

ergibt sich zusammengefaßt aus folgenden Punkten:<br />

ständig verfügbarer Überblick über die Verkehrslage (24-<br />

Stunden-Service)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 41<br />

individuelle Selektion des Informationsinhaltes<br />

drastische Reduzierung <strong>der</strong> Informationsflut durch gezielte<br />

Auswahl kleiner Gebiete o<strong>der</strong> ganz bestimmter<br />

Straßen<br />

permanent aktualisierte Verkehrsmeldungen durch mo<strong>der</strong>ne<br />

Verkehrslageerfassung über Brückensensoren und<br />

FCD<br />

Relevanz <strong>der</strong> Verkehrsmeldungen ist bedeutend höher,<br />

da die aktuelle Fahrzeugposition berücksichtigt wird<br />

Reduzierung von Reisezeiten und Reisestreß<br />

Informations-Know-how für Entscheidungsprozeß zur<br />

Planung einer optimalen Fahrstrecke<br />

Konsequente Nutzung neuester <strong>Verkehrstelematik</strong>-Technologien<br />

für die persönliche Mobilität<br />

6.3 Navigationsdienste<br />

6.3.1 Dienstebeschreibung<br />

Die PASSO-Navigationsdienste ermöglichen die Routenplanung<br />

und Weginformationen über unbekannte Strecken. Diese<br />

Dienste sind mit den <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräten nutzbar,<br />

die die unter Kapitel 4 genannten Basiskomponenten<br />

beinhalten. Dabei unterscheiden sich die <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Navigationsdienste wesentlich von den bereits seit einiger<br />

Zeit auf dem Markt verfügbaren autarken Navigatoren, die<br />

anhand einer digitalen Karte und Ortungssensorik fahrzeugseitig<br />

eine Zielführung ermöglichen (Onboard-Navigation):<br />

Das beson<strong>der</strong>e Leistungsmerkmal <strong>der</strong> PASSO-Navigationsdienste<br />

ist die Einbeziehung <strong>der</strong> aktuellen Verkehrslage in<br />

die Routenoptimierung. Dies wird durch die Routenberechnung<br />

im zentralen Server möglich, <strong>der</strong> neben einer aktuellen<br />

digitalen Karte auch über den Zugriff auf die komplexe<br />

Verkehrsdatenbank <strong>der</strong> Dienstezentrale verfügt.<br />

Ein vergleichsweise teures, autarkes Navigationsgerät im<br />

Fahrzeug, das auf Basis von z. B. CD-ROM-basierter digi-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 42<br />

taler Karte eine Routenberechnung und Zielführung durchführt,<br />

ist für die PASSO-Dienstenutzung nicht notwendig.<br />

Die Dienste können sowohl mit den vor <strong>der</strong> Markteinführung<br />

stehenden <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräten als auch mit<br />

zukünftigen, für <strong>Verkehrstelematik</strong> erweiterten Onboard-Navigationssystemen<br />

effizient genutzt werden.<br />

6.3.2 Diensteablauf<br />

Der Aufruf <strong>der</strong> PASSO-Navigationsdienste wird vom Nutzer<br />

des Endgerätes initiiert. Nach Eingabe von Start- und Zielpunkt<br />

am <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät wird über GSM-SMS<br />

eine Routenanfrage an die Autocom-Zentrale übermittelt,<br />

wobei <strong>der</strong> aktuelle Fahrzeugstandort automatisch als Startpunkt<br />

übernommen werden kann. Als komfortable Alternative<br />

zur Eingabe <strong>der</strong> Zieladresse am Endgerät kann diese<br />

Anwahl des Call Centers auch verbal dem Operator mitgeteilt<br />

werden.<br />

Abb. 17: Ablauf für PASSO-Navigationsdienste<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 43<br />

Im zentralen Servicerechner wird unter Berücksichtigung aller<br />

verfügbaren Verkehrsinformationen die optimale (= schnellste)<br />

Route zum Ziel berechnet. Dabei werden in Zukunft neben<br />

allen im Verkehrsinformationsdienst verfügbaren Daten<br />

auch statistische Daten aus <strong>der</strong> Vergangenheit (z. B. tägliche<br />

Staus im Berufsverkehr) und im Zuge <strong>der</strong> Konsolidierung<br />

<strong>der</strong> Verkehrsmodelle auch Prognosen berücksichtigt.<br />

Dadurch wird die Routenplanung auch für bekannte Strecken<br />

attraktiv, um bequem die unter <strong>der</strong> aktuellen Verkehrslage<br />

schnellste Route zu bestimmen, ohne selbst umfangreiche<br />

Verkehrsmeldungen auswerten zu müssen.<br />

Die Routeninformationen werden dann über SMS an das Fahrzeug<br />

übertragen und vom <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät ausgewertet.<br />

Der Benutzer hat die Wahl zwischen einer kurzen,<br />

textlichen Wegbeschreibung und einer Streckenführung mit<br />

allen zum Erreichen des Ziels erfor<strong>der</strong>lichen Abbiegemanövern.<br />

Dabei ist die Informationstiefe im wesentlichen auf<br />

die Ortungsgenauigkeit im <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät begrenzt.<br />

Bei Onboard-Navigationssystemen erfolgt die Zielführung<br />

wie gewohnt als „Turn by turn”-Führung. Bei Bedarf<br />

kann <strong>der</strong> Fahrer die Route durch erneute Anfragen<br />

immer wie<strong>der</strong> auf den aktuellen Stand bringen, um auf Verkehrsstörungen<br />

zu reagieren, die im Verkehrsinformationsdienst<br />

(z. B. über Cellular Broadcast) gemeldet werden.<br />

6.3.3 Vorteile für den Dienstenutzer<br />

Der Nutzen <strong>der</strong> PASSO-Navigationsdienste für den Fahrer<br />

ergibt sich zusammengefaßt aus folgenden Punkten:<br />

Zeitoptimierte zentrale Routenberechnung unter Berücksichtigung<br />

aktueller und umfassen<strong>der</strong> Verkehrsinformationen<br />

und weiterführen<strong>der</strong> Informationen. Die als Grundlage<br />

dienenden Datenmengen <strong>der</strong> zentralen Verkehrsdatenbank<br />

könnten auf absehbare Zeit nicht wirtschaftlich in<br />

Fahrzeuge übertragen werden.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 44<br />

Bequeme Nutzung des Dienstes auch mit vergleichsweise<br />

einfachen <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräten, ohne daß notwendigerweise<br />

ein autarkes Navigationssystem (z. B. mit<br />

CD-ROM-basierter digitaler Karte) im Fahrzeug verfügbar<br />

sein muß.<br />

Nutzen <strong>der</strong> dynamischen Routenberechnung auch auf bekannten<br />

Strecken, da sie direkte Entscheidungshilfe bei<br />

möglichen Routenalternativen gibt.<br />

6.4 Auskunftsdienste<br />

6.4.1 Dienstebeschreibung<br />

Auskunftsdienste bieten dem Autofahrer die Möglichkeit,<br />

über sein Telematik-Endgerät je<strong>der</strong>zeit individuelle und aktuelle<br />

Informationen unterschiedlicher Ausprägung abzurufen.<br />

Dies können beispielsweise Informationen über Veranstaltungen,<br />

freie Parkplätze, Hotels, Restaurants, Sport, Wetter,<br />

Nachrichten, Börsenkurse etc. sein. Darüber hinaus sind auch<br />

Buchungsdienste, z. B. Hotelbuchung o<strong>der</strong> Ticketbuchung,<br />

geplant.<br />

Die Anfragen erfolgen durch Eingabe am Telematik-Endgerät<br />

o<strong>der</strong> über einen Operator.<br />

6.4.2 Diensteablauf<br />

6.4.2.1 Diensteimplementierung<br />

PASSO-Auskunftsdienste können vom Fahrer selbst (über<br />

die Luftschnittstelle) in das <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät geladen<br />

werden. Der Fahrer hat somit die Möglichkeit, die Palette<br />

<strong>der</strong> in seinem <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät gespeicherten<br />

Auskunftsdienste je<strong>der</strong>zeit flexibel und individuell zu<br />

erweitern bzw. zu än<strong>der</strong>n.<br />

Dienste- Die Einspielung eines neuen Auskunftsdienstes per SMS<br />

Download erfolgt durch digitale o<strong>der</strong> operatorgestützte Anfragen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

6.4.2.2 Informationsanfrage<br />

Die Informationsanfrage kann sowohl digital per SMS als<br />

auch verbal gegenüber einem Operator erfolgen.<br />

Abb. 18: Einspielung neuer Auskunftsdienste<br />

Seite 45<br />

Digitale Anfrage:<br />

Bei einer preisgünstigen digitalen Anfrage for<strong>der</strong>t das <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät<br />

den Fahrer nach Wahl des entsprechenden<br />

Auskunftsdienstes nacheinan<strong>der</strong> zur Eingabe <strong>der</strong><br />

Selektionsparameter gemäß <strong>der</strong> gespeicherten Anfragemaske<br />

auf. Dadurch erhält <strong>der</strong> Kunde die Möglichkeit, die von ihm<br />

gewünschten Informationen genau und individuell zu<br />

bestimmen.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 46<br />

Abb.19: Informationsabfrage<br />

Bei räumlich orientierten Anfragen (z. B. „Wo ist <strong>der</strong> nächste<br />

EC-Automat?”) ergänzt das <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät bei<br />

Bedarf die vom Kunden vorgenommenen Eingaben automatisch<br />

um die Parameter „aktuelle Position” und „Fahrtrichtung”.<br />

Operatorgestützte Anfrage:<br />

Nach Wahl <strong>der</strong> entsprechenden Menüfunktion baut das <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät<br />

automatisch eine Sprachverbindung<br />

zu einem Operator im Call-Center auf, <strong>der</strong> den Informationswunsch<br />

des Kunden entgegennimmt.<br />

Parallel zum Aufbau <strong>der</strong> Sprachverbindung erfolgt die Versendung<br />

einer Short Message. Diese enthält die aktuelle Fahrzeugposition<br />

sowie die Fahrtrichtung und ermöglicht dem<br />

Operator bei räumlich orientierten Anfragen die Lokalisierung<br />

des Kunden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

Seite 47<br />

Antwort:<br />

Mannesmann Autocom ermittelt die gewünschten Informationen<br />

topaktuell in <strong>der</strong> entsprechenden Datenbank und sendet<br />

diese an das <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät. Je nach Art<br />

<strong>der</strong> Anfrage bzw. dem Ergebnis <strong>der</strong> Informationssuche werden<br />

hierbei unterschiedliche Antwortformate eingesetzt.<br />

Die übermittelten Ergebnisse können anschließend vom<br />

Kunden für weitere Aktionen (z. B. Speicherung im <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät)<br />

und/o<strong>der</strong> Dienste (z. B. Navigation zum<br />

ermittelten Ziel o<strong>der</strong> Reservierung des ausgewählten Hotels)<br />

genutzt werden.<br />

6.4.3 Vorteile für den Dienstenutzer<br />

Der Nutzen <strong>der</strong> PASSO-Auskunftsdienste für den Fahrer<br />

ergibt sich zusammengefaßt aus folgenden Punkten:<br />

Einheitliche Abläufe, flexible Nutzungs- und Implementierungsmöglichkeiten<br />

sowie die Informationsbündelung<br />

auf Serverseite gewährleisten ein Höchstmaß an Benutzerfreundlichkeit.<br />

Zeitgewinn bei <strong>der</strong> Informationssuche; je<strong>der</strong>zeit bequemer<br />

und individueller Zugriff auf aktuelle Informationen unterschiedlichster<br />

Ausprägung.<br />

Wahlmöglichkeit zwischen preiswerter digitaler Anfrage<br />

o<strong>der</strong> Komfortanfrage über Operator.<br />

Verknüpfung <strong>der</strong> ermittelten Informationen mit an<strong>der</strong>en<br />

Diensten, z. B. Navigation, ist möglich.<br />

Einfache Implementierungsmöglichkeit neuer Auskunftsdienste<br />

und einheitliche Abläufe für alle Anfragen garantieren<br />

Aufwärtskompatibilität des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerätes<br />

und hohe Benutzerfreundlichkeit.<br />

Durch Informationsbündelung in <strong>der</strong> Autocom-Zentrale<br />

sind immer aktuelle Informationen vorhanden, ohne Vorhalten<br />

und Pflegen von Datenbanken (z. B. auf CD-ROM)<br />

im Fahrzeug.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 48<br />

6.5 Telematikdienste für Flottenanwendungen<br />

6.5.1 Dienstebeschreibung<br />

Unter dem Markennamen PASSO FLEET stehen seit Herbst<br />

1996 die Flottendienste <strong>der</strong> Mannesmann Autocom kommerziell<br />

zur Verfügung. Die Flottendienste bieten den Betreibern<br />

von Fahrzeugflotten eine Reihe von Vorteilen bei <strong>der</strong><br />

Flotten- Disposition ihrer Fahrzeuge. Die Flottendienste bestehen im<br />

Basisdienste einzelnen aus den Flotten-Basisdiensten Fahrzeugkommunikation<br />

und Fahrzeugortung:<br />

Fahrzeugkommunikation, d. h.<br />

– Übermittlung von Aufträgen und Informationen an die<br />

Fahrer,<br />

– Übermittlung einer Zielführung an einzelne Fahrzeuge,<br />

– Übermittlung von Informationen an den Flottendisponenten<br />

und<br />

– schriftliche Quittierung von Aufträgen.<br />

Fahrzeugortung:<br />

– Ortung eines bestimmten Flottenfahrzeuges,<br />

– Ortung einer definierten Fahrzeuggruppe,<br />

– Ortung <strong>der</strong> Fahrzeuge im definierten Gebiet und<br />

– Fahrzeugverfolgung durch Ortung in Zeitintervallen.<br />

Neben den Flotten-Basisdiensten stehen bereits heute weitere<br />

Dienste für Flottenkunden zur Verfügung:<br />

Verkehrsinformationen:<br />

– aktuelle und individuelle Informationen über die Verkehrslage,<br />

– Abruf im Fahrzeug und in <strong>der</strong> Fuhrparkzentrale.<br />

Sicherheitsdienste (Pannen- und Notrufdienst) wie auch<br />

weitere Informationsdienste (Navigation, Auskunftsdienst)<br />

sind <strong>der</strong>zeit in Vorbereitung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

6.5.2 Diensteablauf<br />

Abb. 20 zeigt den schematischen Ablauf von einzelnen<br />

Flotten-Basisdiensten.<br />

Die Auftragsabwicklung erfolgt ausschließlich datengestützt<br />

– <strong>der</strong>zeit bei den GSM-Netzen per Short Message Service –,<br />

ohne daß eine kostenintensive Sprachkommunikation notwendig<br />

ist.<br />

Abb. 20: Systemablauf bei Flottenanwendungen<br />

Seite 49<br />

6.5.3 Vorteile für Flottenbetreiber und Fahrer von Flottenfahrzeugen<br />

bei Nutzung <strong>der</strong> PASSO-FLEET-Dienste<br />

Der Nutzen <strong>der</strong> PASSO-FLEET-Dienste ergibt sich zusammengefaßt<br />

aus folgenden Punkten:<br />

effiziente Flottensteuerung durch Flottendienste aus<br />

einer Hand:<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 50<br />

PASSO FLEET bietet über Systemanbieter, mit denen<br />

Mannesmann Autocom zusammenarbeitet, Standardschnittstellen<br />

sowohl<br />

– zu unterschiedlichen Herstellern <strong>der</strong> Software für Fuhrparkzentralen<br />

als auch<br />

– zu Herstellern von Fahrzeugendgeräten;<br />

sichere Kommunikation mit einzelnen Fahrzeugen, d. h.<br />

– Benachrichtigung, wenn <strong>der</strong> Fahrer nicht erreichbar ist,<br />

– automatische Rückmeldung, wenn Nachrichten gelesen<br />

wurden,<br />

– schriftliche Quittierungen bei Annahme, Ablehnung, Erledigung<br />

o<strong>der</strong> Abbruch eines Auftrages,<br />

– geringerer Zeitbedarf für Datentransfer (siehe Abb. 21);<br />

Abb. 21: PASSO FLEET versus SMS-Direkt und Bündelfunk<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Dienstekonzepte 07110<br />

dynamische Pools erlauben die flexible Zuordnung von<br />

einzelnen Fahrzeugen, die einem Homepool eines Fuhrparkunternehmens<br />

angehören, temporäre zu einem dynamischen<br />

Pool einer Logistikzentrale, in <strong>der</strong>en Auftrag<br />

das Fahrzeug unterwegs ist;<br />

transparente Preisgestaltung: Mannesmann Autocom bezahlt<br />

die Kommunikation, <strong>der</strong> Kunde die Information.<br />

Dadurch ergibt sich ein eindeutiger, fester Preis für die<br />

Information;<br />

Investitionssicherheit durch standardisierte, innovative<br />

Technologie;<br />

aktuelle Informationen, Transparenz und bessere Koordination<br />

des Fuhrparks;<br />

Effizienzsteigerung und Kostenreduktion im Unternehmen;<br />

Wettbewerbsvorteile durch größere Kundenzufriedenheit.<br />

7 Perspektiven<br />

Seite 51<br />

ITS- Der <strong>Verkehrstelematik</strong>-Standard GATS (Global Automotive<br />

Weltkongreß Telematics Standard) hat sich mittlerweile als Plattform für<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> in <strong>der</strong> Fachwelt weitgehend durchgesetzt.<br />

Neben einer Vielzahl von Produktentwicklungen und<br />

<strong>der</strong>en Markteinführung hat GATS auch in <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit<br />

beachtliche Zustimmung erfahren, z. B. auf dem<br />

Weltkongreß für <strong>Verkehrstelematik</strong>, dem 4th World Congress<br />

on Intelligent Transport Systems in Berlin vom 21.-<br />

24. Oktober 1997. Der Verband <strong>der</strong> Automobilindustrie e.V.<br />

(VDA) hat die Unterstützung <strong>der</strong> deutschen Automobilhersteller<br />

zu dem <strong>Verkehrstelematik</strong>-Standard GATS bekanntgegeben<br />

(VDA[3]). Unter den im VDA zusammengeschlossenen<br />

deutschen Automobilherstellern Audi AG, Daimler-<br />

Benz AG, Ford-Werke AG, Adam Opel AG, Dr. Ing. h. c. F.<br />

Porsche AG und Volkswagen AG besteht Einvernehmen,<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07110 Dienstekonzepte<br />

Seite 52<br />

daß <strong>der</strong> von Mannesmann Autocom und T-Mobil entwickelte<br />

Industriestandard GATS die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

weitgehend abdeckt.<br />

Reges Interesse hat <strong>der</strong> Standard auch im europäischen<br />

Ausland sowie in Übersee (USA, Japan) auf o. g. Kongreß<br />

ausgelöst.<br />

Wie bereits in Kapitel 3 erläutert, wird GATS <strong>der</strong>zeit in den<br />

europäischen Normungsaktivitäten des CEN TC 278 mit<br />

eingebracht, die Verabschiedung von GATS als europäischer<br />

Normvorschlag durch die zuständige Arbeitsgruppe<br />

steht kurz bevor.<br />

Eigens für die Weiterentwicklung und Pflege von GATS sowie<br />

<strong>der</strong>en marktgerechte Implementierung in Telematikprodukten<br />

wurde jüngst die Vereinigung „GATS-Forum” gegründet,<br />

die eine Interessenvereinigung von Endgeräteherstellern,<br />

Automobilindustrie und Diensteanbietern darstellt.<br />

Es können daher in naher Zukunft Telematikprodukte, die<br />

auf dem Industriestandard GATS beruhen, zumindest auf<br />

dem europäischen Markt erwartet werden.<br />

Literatur [1] Data Encryption Standard, ISO/IEC 10116<br />

[2] PKCS#1; RSA Encryption Standard, RSA Labs Technical<br />

Notes, V 1.5, Nov. 1993<br />

[3] VDA (Hrsg.); Deutsche Automobilhersteller unterstützen<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Standard GATS, VDA Pressedienst,<br />

Frankfurt/Main, 23. Oktober 1997<br />

[4] Vieweg: GATS (Global Automotive Telematics Standard)<br />

and example of implementation, 4th World Congress on<br />

Intelligent Transport Systems, Berlin, October 1997<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Verkehrsdatenerfassung<br />

von<br />

Dr. Stefan Vieweg<br />

1 Einleitung<br />

Seite 1<br />

Motorisierter In den kommenden Jahren ist in Europa mit einem erhebli-<br />

Individual- chen Verkehrszuwachs im motorisierten Individualverkehr<br />

verkehr (MIV) (MIV) zu rechnen. Die signifikante Erweiterung <strong>der</strong> Straßennetze<br />

zur Entlastung verstopfter Straßen bietet vor dem Hintergrund<br />

leerer Kassen <strong>der</strong> öffentlichen Hand sowie aus<br />

Gründen des Umweltschutzes keine Lösungsalternativen.<br />

An<strong>der</strong>erseits stellt die Infrastruktur für den Individualverkehr<br />

eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit dar, da sie<br />

erst das Zusammenwachsen <strong>der</strong> europäischen Staaten sowie<br />

die Öffnung <strong>der</strong> lokalen Märkte ermöglicht. Entsprechend<br />

hoch ist bereits heute <strong>der</strong> volkswirtschaftliche Schaden<br />

durch kollabierende Straßennetze. So werden jährlich über<br />

4 Mrd. Stunden im Stau verbracht, für den einzelnen<br />

Autofahrer in Deutschland sind das bis zu 65 Stunden pro<br />

Jahr [1].<br />

Die Sicherstellung des fließenden Individualverkehrs ist<br />

daher auch als wichtiger Standortfaktor zu werten. Dies<br />

spiegelt sich beispielsweise in einer entsprechend ausgebauten<br />

Infrastruktur für den Individualverkehr in den Nie<strong>der</strong>landen<br />

wi<strong>der</strong>, wo diese als Grundversorgung für den<br />

Wirtschaftsstandort angesehen wird. Deutschland ist aufgrund<br />

seiner geographischen Lage in <strong>der</strong> Mitte von Europa<br />

als Transitland für europäische Verkehre zu betrachten, so<br />

daß neben <strong>der</strong> hohen Dichte interner Verkehrsströme hier<br />

die Probleme durch Transitreisende noch verstärkt werden.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 2<br />

Vor diesem Hintergrund führt <strong>der</strong> Verkehrszuwachs im<br />

motorisierten Individualverkehr in den kommenden Jahren<br />

zu einem erheblichen Bedarf an verkehrstelematischen<br />

Systemen, die die bestehenden Verkehrswegenetze effektiver<br />

und ressourcenschonen<strong>der</strong> zu nutzen gestatten.<br />

Ziel <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> ist die Beeinflussung von Verkehr<br />

im Sinne von ressourcenoptimierter und umweltschonen<strong>der</strong><br />

Verteilung und Vermeidung unnötigen Verkehrs.<br />

Hierzu dient die Information über die Verkehrslage als Basis,<br />

so daß <strong>der</strong> Erhebung von qualitativ hochwertigen Beob-<br />

Telematik- achtungsdaten eine entsprechend große Bedeutung zustandard<br />

GATS kommt. Die Beobachtungsdaten können z. B. auf unterschiedlichen<br />

Veredelungsstufen für verkehrstelematische<br />

Dienste nach dem GATS-Standard genutzt werden (vgl.<br />

auch das Kapitel „Dienstekonzepte“ in diesem <strong>Kompendium</strong>):<br />

1. Veredelung <strong>der</strong> Beobachtungsdaten zu Verkehrsinformationen,<br />

die dem Nutzer gemäß seiner Präferenzen übermittelt<br />

werden,<br />

2. Verwendung <strong>der</strong> Verkehrsinformationen nach 1. zur Routenberechnung<br />

„offboard“ in einer Zentrale eines <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienstebetreibers,<br />

wobei die <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräte<br />

keiner digitalen Karte bedürfen, o<strong>der</strong><br />

3. Verwendung <strong>der</strong> Verkehrsinformationen nach 1. zur Routenberechnung<br />

„onboard“ mit sogenannten „dynamisierten“<br />

Navigatoren,<br />

4. langfristig zur Erzeugung von Verkehrsprognosen.<br />

Der Qualität <strong>der</strong> Beobachtungsdaten kommt dabei eine entscheidende<br />

Bedeutung zu. Die in Deutschland verfügbaren<br />

Systeme konnten bisher die Anfor<strong>der</strong>ungen nicht erfüllen.<br />

Daher hat die Mannesmann Autocom GmbH neue Verfahren<br />

entwickelt und in einem umfassenden Großversuch<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

getestet. Die bundesweite Ausrüstung sowie den Regelbetrieb<br />

<strong>der</strong> Verkehrsdatenerfassung hat ein 50:50-Joint-venture<br />

<strong>der</strong> Mannesmann Eurokom GmbH und <strong>der</strong> Deutsche<br />

Telekom MobilNet GmbH, die DDG – Gesellschaft für Verkehrsdaten<br />

mbH –, übernommen. Derzeit wird die notwendige<br />

Infrastruktur zur qualitativ hochwertigen und betriebswirtschaftlich<br />

verträglichen Erfassung <strong>der</strong> Verkehrslage<br />

für Deutschland aufgebaut.<br />

2 Zielsetzung<br />

Seite 3<br />

Die Zielsetzung für eine qualitativ hochwertige Verkehrsdatenerfassung<br />

soll zunächst anhand einer grundlegenden<br />

Betrachtung kurz erläutert werden.<br />

2.1 Problembeschreibung<br />

Die Bewegung einzelner Verkehrsteilnehmer im motorisierten<br />

Individualverkehr kann sehr anschaulich anhand des<br />

Weg-Zeit-Diagramms dargestellt werden. Bei einer Verkehrsbehin<strong>der</strong>ung<br />

z. B. durch Überlastung des Verkehrswegs<br />

flachen die Weg-Zeit-Verläufe <strong>der</strong> einzelnen Fahrzeuge<br />

schlagartig ab, eine längere Zeitspanne wird benötigt,<br />

um ein Streckenelement zu passieren (vgl. Abb. 1).<br />

Ein <strong>der</strong>artiges Ereignis kann anhand <strong>der</strong> beiden fundamentalen<br />

Kenngrößen Verkehrsfluß und Verkehrsdichte sowie<br />

ihres Zusammenspiels sehr übersichtlich beschrieben werden.<br />

Es handelt sich dabei sowohl um eine zeitliche als<br />

auch räumliche Beschreibung <strong>der</strong> Verkehrslage. Durch die<br />

Kenngrößen Beobachtung dieser Kenngrößen können an<strong>der</strong>erseits die<br />

Entstehung, Entwicklung und <strong>der</strong> Abbau von Verkehrsstörungen<br />

prinzipiell prognostiziert werden.<br />

Der Zusammenhang zwischen Verkehrsfluß und -dichte soll<br />

durch einige vereinfachte Annahmen illustriert werden.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 4<br />

Abb. 1: Weg-Zeit-Diagramm<br />

Betrachtet werde eine einspurige Strecke <strong>der</strong> Länge l<br />

während eines Zeitraums t. Es können die grundlegenden<br />

Kenngrößen Verkehrsfluß, Verkehrsdichte und Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

folgen<strong>der</strong>maßen bestimmt werden:<br />

Verkehrsfluß :<br />

Der Verkehrsfluß wird definiert als Anzahl <strong>der</strong> Fahrzeuge n,<br />

die innerhalb des betrachteten Zeitraums t die Strecke l<br />

passieren.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Verkehrsdichte :<br />

Die Verkehrsdichte wird definiert als Summe <strong>der</strong> Fahrzeiten<br />

t i aller Fahrzeuge innerhalb eines Zeitraums t (quasi <strong>der</strong><br />

Anzahl n), dividiert durch das Produkt aus dem Zeitraum t<br />

und <strong>der</strong> Segmentlänge l.<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit :<br />

Seite 5<br />

Die Durchschnittsgeschwindigkeit ergibt sich aus dem<br />

Quotienten von Verkehrsfluß und Verkehrsdichte.<br />

Fundamental- Mit Hilfe dieser grundlegenden Parameter läßt sich <strong>der</strong> Überdiagramm<br />

gang zwischen unterschiedlichen Verkehrssituationen leicht<br />

in einem Fluß-Dichte-Diagramm, dem sogenannten Fundamentaldiagramm,<br />

beschreiben (vgl. Abb. 2).<br />

Staubildung Eine ungestörte Verkehrssituation ergibt sich mit wenigen<br />

Fahrzeugen, die mit zulässiger Höchstgeschwindigkeit das<br />

betrachtete Streckensegment befahren können. In dieser Phase<br />

1 ist <strong>der</strong> Verkehrsfluß gering wegen <strong>der</strong> geringen Anzahl<br />

von Einzelfahrzeugen (Punkt 1 in Abb. 2). Aufgrund <strong>der</strong><br />

hohen Geschwindigkeit ist ebenfalls die Verkehrsdichte niedrig,<br />

die Fahrzeuge haben einen großen relativen Abstand<br />

zueinan<strong>der</strong> und beeinflussen sich nicht. Mit zunehmen-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 6<br />

Abb. 2 : Fundamentaldiagramm<br />

<strong>der</strong> Fahrzeugdichte nimmt jedoch <strong>der</strong> Abstand zwischen<br />

den Einzelfahrzeugen ab. In dieser Phase 2 beeinflussen<br />

sich die Fahrzeuge untereinan<strong>der</strong> dadurch, daß die Einzelfahrzeuge<br />

ihre individuellen Geschwindigkeiten drosseln<br />

müssen, um einen Minimalabstand zu dem jeweiligen Vorfahrer<br />

nicht zu unterschreiten (Punkt 2 in Abb. 2). In dieser<br />

Situation wächst die Verkehrsdichte bei gleichzeitig abnehmen<strong>der</strong><br />

Durchschnittsgeschwindigkeit. Zu Beginn <strong>der</strong> Phase<br />

2 übersteigt <strong>der</strong> Dichtezuwachs die Geschwindigkeitsabnahme,<br />

so daß <strong>der</strong> Verkehrsfluß noch weiter ansteigt, bis<br />

sich schließlich die Verhältnisse umkehren und <strong>der</strong> Fluß mit<br />

weiterer Reduzierung <strong>der</strong> Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

(Punkt 3 in Abb. 2) bis zum völligen Fahrzeugstillstand<br />

(Stau) abnimmt. Durch die Beeinflussung <strong>der</strong> Einzelfahrzeuge<br />

untereinan<strong>der</strong>, die sich in jeweils kleinen Ge-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

schwindigkeitsanpassungen vollzieht, bilden sich Dichtewellen<br />

aus.<br />

Abb. 3: Vereinfachtes Weg-Zeit-Diagramm<br />

Seite 7<br />

Diese Dichtewellen breiten sich bei unterkritischer Verkehrsdichte<br />

zunächst in Fahrtrichtung mit einer Geschwindigkeit<br />

aus, die geringer als die Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge ist. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit <strong>der</strong><br />

Dichtewellen ergibt sich aus <strong>der</strong> Sekante an den Fluß-<br />

Dichte-Graphen, > 0 in Abb. 3. Ist die Verkehrsdichte so<br />

hoch, daß <strong>der</strong> Fluß abnimmt, breiten sich die Dichtewellen<br />

entgegengesetzt zur Fahrtrichtung aus, es kommt zu einer<br />

Ausbreitung <strong>der</strong> Verkehrsstörung entgegen <strong>der</strong> Fahrtrichtung<br />

(vgl. Abb. 3).<br />

Die oben dargestellten Ausführungen sind eine stark vereinfachte<br />

Modellbetrachtung, die lediglich die örtlichen Zusammenhänge<br />

beschreibt. Für eine umfassende Verkehrs-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 8<br />

lageerfassung, die bis hin zu einer Verkehrsprognose reichen<br />

kann, werden die notwendigen Modelle entsprechend<br />

komplexer. So sind z. B. Mehrspursysteme, Zu- und Abfahrten,<br />

topographische Begebenheiten, Geschwindigkeitsbegrenzungen,<br />

stationäre Hin<strong>der</strong>nisse (z. B. Baustellen) sowie auch<br />

örtliche Wetterbedingungen mit zu berücksichtigen.<br />

Die Aufgabe <strong>der</strong> Verkehrsdatenerfassung besteht nun darin,<br />

die Kenngrößen an diskreten Meßstellen zu erfassen, um<br />

die Verkehrslagemodelle mit diesen Messungen zu stützen<br />

(vgl. Abb. 4).<br />

Die Verfahren hierzu werden in den nachfolgenden Kapiteln<br />

beschrieben.<br />

Messung / Erfassung<br />

von Rohdaten<br />

Modellierung<br />

<strong>der</strong> Verkehrslage<br />

Aufbereitung<br />

zu Verkehrsdaten<br />

Veredelung zu Verkehrsinformation<br />

Abb. 4: Einordnung <strong>der</strong> Beobachtungsdatenerfassung in den Verarbeitungsprozeß<br />

zu Verkehrsinformationen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

2.2 Anfor<strong>der</strong>ungen an die Verkehrsdatenerfassung<br />

Qualitäts- Die maßgebliche Qualität <strong>der</strong> unterschiedlichen Verkehrskriterien<br />

informationsdienste hängt im wesentlichen von folgenden<br />

Aspekten ab:<br />

• Aktualität <strong>der</strong> bereitgestellten Informationen,<br />

• Vollständigkeit <strong>der</strong> Verkehrsinformationen,<br />

• Flächendeckung <strong>der</strong> erfaßten Gebiete sowie<br />

• Relevanz für den Fahrer bzw. Relevanz für die automatisierte<br />

Weiterverarbeitung <strong>der</strong> Daten, z. B. in dynamisierten<br />

Navigatoren.<br />

Die Verkehrsdatenerfassung an diskreten Meßstellen muß<br />

als Basis für die Generierung von Verkehrsinformationen<br />

daher neben den oben angeführten Kriterien insbeson<strong>der</strong>e<br />

eine hohe Meßqualität sowie eine ausreichende Informationstiefe<br />

haben. So ist z. B. die Reproduzierbarkeit sehr wichtig,<br />

d. h. gleiche Situationen führen zu gleichen Meßergebnissen.<br />

3 Meßverfahren<br />

Seite 9<br />

Die Verfahren zur Erfassung von Beobachtungsdaten können<br />

in drei unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden:<br />

1. Stationäre Erfassungsverfahren:<br />

An festen Meßorten den Fahrweg entlang wird das Verkehrsgeschehen<br />

beobachtet.<br />

2. Mobile Erfassungsverfahren :<br />

Aus dem Verkehrsgeschehen heraus wird fahrzeugseitig das<br />

Verkehrsgeschehen beobachtet.<br />

3. Externe Erfassungsverfahren:<br />

Externe Beobachter erfassen das Verkehrsgeschehen „von<br />

außen“, z. B. aus einem Luftfahrzeug o<strong>der</strong> – zukünftig vielleicht<br />

– per Satellit.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 10<br />

Bisherige Verkehrsinformationen, die auf teilweise sehr unterschiedliche<br />

Art und Weise aus allen <strong>der</strong> o. g. drei Kategorien<br />

erfaßt werden, erfüllen bisher nicht Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die zur Aufbereitung und Nutzung von verkehrstelematischen<br />

Diensten Voraussetzung sind.<br />

Während heute größtenteils die Verkehrssituation manuell<br />

beobachtet wird, wie z. B. polizeiliche Meldungen an die<br />

Landesmeldestellen <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong>, sind automatisierte<br />

Erfassungssysteme <strong>der</strong>zeit nur auf stationäre Meßpunkte (z. B.<br />

Induktionsschleifen, die in die Fahrbahndecke eingelassen<br />

werden) begrenzt.<br />

Mittelfristig wird <strong>der</strong> automatisierten, mobilen Erfassung<br />

mittels im Verkehr mitbewegter (verkehrstelematischer) Meßstationen,<br />

<strong>der</strong> sogenannten Floating Cars, eine bedeutende<br />

Rolle zugeschrieben.<br />

Daher hat die Mannesmann Autocom GmbH ein Floating-<br />

Car-Data (FCD)-Verfahren entwickelt und in dem knapp<br />

1.000 Individualfahrzeuge umfassenden Feldversuch VERDI<br />

(Vehicle Relayed Dynamic Information) intensiv getestet.<br />

Für weitergehende Erläuterungen zu dem Großversuch sei<br />

auf die Publikation (Larima / 2) verwiesen. Das FCD-Verfahren<br />

ist mittlerweile Bestandteil des <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Standards GATS (Global Automotive Telematics Standard),<br />

den die Mannesmann Autocom und die T-Mobil (Deutsche<br />

Telekom MobilNet GmbH) bzw. die Tegaron entwickelt<br />

haben.<br />

Wie bereits in <strong>der</strong> Einleitung erwähnt, wird die DDG – Gesellschaft<br />

für Verkehrsdaten mbH – maßgebliche Entwicklungsergebnisse<br />

<strong>der</strong> Mannesmann Autocom GmbH zur automatisierten<br />

stationären wie auch mobilen Verkehrsdatenerfassung<br />

ausbauen und im Regelbetrieb in Deutschland<br />

betreiben.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Erfassungs- Tab. l stellt eine Übersicht über Verfahren zur Verkehrsdaverfahren<br />

tenerfassung in Deutschland dar.<br />

In <strong>der</strong> Einführungsphase des FCD-Verfahrens kann eine<br />

Flächendeckung allein mit diesem Verfahren nicht gewährleistet<br />

werden. Um dennoch eine deutliche Qualitätsverbesserung<br />

bei <strong>der</strong> Verkehrsdatenerfassung sehr zeitnah erzielen<br />

zu können, setzt die DDG zukünftig stationäre Detektoren<br />

auf dem Bundesautobahnnetz ein. In Kapitel 0 wird hierauf<br />

näher eingegangen.<br />

Ein zeitlicher Überblick über die Ausbaustufen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Verfahren zur Verkehrsdatenerfassung ist in<br />

Abb. 5 skizziert.<br />

Tabelle 1: Vergleich unterschiedlicher Erfassungsverfahren<br />

Seite 11<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 12<br />

Qualität<br />

1998<br />

geringe Flächendeckung<br />

LMSt<br />

FCD<br />

Detektoren an BAB-Brücken<br />

Zeit<br />

Abb. 5: Qualitätsverbesserung durch neuartige Verfahren <strong>der</strong> Verkehrsdatenerfassung<br />

3.1 Stationäre Erfassung<br />

3.1.1 Bisherige Verfahren<br />

Die Erfassung <strong>der</strong> Beobachtungsdaten an festen Meßorten<br />

erfolgt heute entwe<strong>der</strong> manuell – meist in urbanen Gebieten<br />

- o<strong>der</strong> automatisiert meist durch Induktionsschleifen.<br />

Die auf Induktionsschleifen basierenden Systeme haben den<br />

Vorteil, daß das Verkehrsgeschehen quasi zu 100 % am<br />

Meßort querschnittsbezogen über alle Fahrspuren erfaßt<br />

werden kann. Dem stehen allerdings gravierende Nachteile<br />

gegenüber, die einen wirtschaftlich vertretbaren Ausbau und<br />

die Nutzung dieser Technologie behin<strong>der</strong>n. So ist <strong>der</strong> Installations-<br />

und Wartungsaufwand extrem hoch, da die In-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Seite 13<br />

duktionsschleifen unter <strong>der</strong> Fahrbahndecke direkt auf dem<br />

Fahrweg installiert werden müssen. Dies hat zur Folge, daß<br />

bei Defekten die Fahrbahnen abgesperrt werden müssen,<br />

was also eine Behin<strong>der</strong>ung des fließenden Verkehrs darstellt.<br />

Nach unterschiedlichen Quellen liegt die Ausfallrate <strong>der</strong><br />

induktionsbasierten Detektorsysteme im höheren zweistelligen<br />

Prozentsatzbereich. Ferner besteht bei je<strong>der</strong> Fahrbahnreparatur<br />

die Gefahr, daß die Sensoreinheit in Mitleidenschaft<br />

gezogen wird, so daß dies mit ein Grund für die hohe<br />

Ausfallrate sein kann.<br />

Eine bundesweite Flächendeckung auf dem Autobahnnetz<br />

und weiteren hochfrequenten Straßennetzen ist mit dieser<br />

Technologie nicht absehbar, so daß die in Kapitel 2.2<br />

genannten Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen nicht erfüllt werden.<br />

Eine an<strong>der</strong>es Verfahren, welches diese Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

erfüllen kann, wird im folgenden Abschnitt beschrieben.<br />

3.1.2 Stationäre Verkehrsdatenerhebung analog zum<br />

Traffic-Master-System<br />

Derzeit wird eine Infrastruktur zur stationären Erfassung von<br />

Beobachtungsdaten auf den Bundesautobahnen in Deutschland<br />

aufgebaut. Das Verfahren stützt sich auf das in Großbritannien<br />

eingeführte Traffic-Master-System.<br />

Die Verkehrsdatenerfassung durch Detektoren auf Autobahnen<br />

hat sich als geeignetes Mittel zur schnellen Erreichung<br />

<strong>der</strong> in Kapitel 2.2 genannten Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen und<br />

als bester Zwischenschritt hin zur Datenerhebung mit FCD<br />

erwiesen. Während die Erfassung <strong>der</strong> Verkehrslage mit dem<br />

Detektorsystem auf die Bundesautobahnen beschränkt ist,<br />

kann FCD auch auf den nachgeordneten Straßennetzen eingesetzt<br />

werden.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 14<br />

3.1.2.1 Beschreibung des Verfahrens<br />

Die stationäre Messung <strong>der</strong> Verkehrssituation über Detektoren<br />

an Autobahnen bildet die Grundlage für den Aufbau<br />

eines eigenständigen Produktionssystems zur Erfassung von<br />

Verkehrsinformationen. Mit diesen Detektoren sind punktbezogene<br />

Aussagen über Staus o<strong>der</strong> zähfließenden Verkehr<br />

möglich. Die Daten werden anonym erfaßt, so daß keinerlei<br />

Rückschlüsse auf die einzelnen Fahrzeuge o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong>en<br />

Fahrer und Mitinsassen gezogen werden können.<br />

Bei flächendecken<strong>der</strong> Einführung eines solchen Systems<br />

wird für die DDG als Betreibergesellschaft dieser Systeme<br />

die Unabhängigkeit gegenüber Dritten (fremde Quellen),<br />

bezogen auf den Zugang zu autobahnrelevanten Beobachtungsdaten,<br />

erreicht und sichergestellt. Dennoch ist die Berücksichtigung<br />

von Daten aus weiteren Quellen von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung, um die Daten des Detektorsystems validieren<br />

zu können (Modellabgleich) und bei kurzfristigem<br />

Teilausfall eines Systems die weitere Datengenerierung<br />

sicherzustellen.<br />

An autobahnüberspannenden Brücken werden <strong>der</strong>zeit bundesweit<br />

Meßdetektoren in einem Abstand von ca. 3,5 km<br />

zur Erfassung <strong>der</strong> Verkehrssituation über den Fahrstreifen<br />

<strong>der</strong> Autobahnen angebracht. Abb. 6 zeigt eine <strong>der</strong>artige<br />

Detektorinstallation zur Veranschaulichung als Prinzipbild.<br />

Die Detektorsysteme messen anonym die Geschwindigkeiten<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge sowie die Anzahl <strong>der</strong> die Meßstelle<br />

passierenden Fahrzeuge. Daraus wird am jeweiligen Standort<br />

eine Durchschnittsgeschwindigkeit über ein parametrierbares<br />

Zeitintervall berechnet. Sobald ein intern vorgegebener<br />

Geschwindigkeitsschwellenwert unterschritten wird, z. B.<br />

wenn die Durchschnittsgeschwindigkeit unter 50 km/h<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Seite 15<br />

sinkt o<strong>der</strong> es zu völligem Stillstand kommt, meldet das<br />

Detektorsystem dies <strong>der</strong> Zentrale. Das bedeutet, daß eine<br />

permanente Datenübertragung nicht notwendig ist.<br />

Datenkom- Die Kommunikation zwischen einzelnen Detektorsystemen<br />

munikation und <strong>der</strong> Zentrale wird durch GSM-Mobilfunknetze sichergestellt. Die<br />

über GSM Beobachtungsdaten werden dabei unter Verwendung des<br />

Short Message Short Message Service (SMS) an die Zentrale übermittelt.<br />

Service SMS Kostenintensive leitungsvermittelte Kommunikationsdienste<br />

(z. B. Sprachkanal) sind nicht notwendig. So kann einerseits<br />

die Netznutzung (Airtime) zur Übertragung <strong>der</strong> Daten<br />

von <strong>der</strong> Brücke an die Zentrale minimiert werden und an<strong>der</strong>erseits<br />

<strong>der</strong> von den Übertragungsdauern abhängige Energieverbrauch<br />

auf das notwendige Maß reduziert werden.<br />

Die Zentrale kann – ebenfalls über SMS – die Detektorsysteme<br />

parametrieren und damit Einfluß auf die Datensammlung<br />

und Verdichtung nehmen. So kann z. B. die<br />

Übertragungshäufigkeit modifiziert werden o<strong>der</strong> auch instantan<br />

Informationen abgerufen werden.<br />

Abb. 6: Brückendetektor zur Verkehrsdatenerfassung an Autobahnen<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 16<br />

Bezogen auf die Energieversorgung handelt es sich auf <strong>der</strong><br />

Erfassungsseite um ein autarkes System, das durch Batterien<br />

und/o<strong>der</strong> Solarstrom versorgt wird und folglich nicht<br />

auf bestehende Stromversorgungsnetze zurückgreifen muß.<br />

Der gepufferte Solarstrom versorgt sämtliche Komponenten<br />

des Detektorsystems, im wesentlichen sind dies die Verarbeitungseinheit,<br />

die die Daten sammelt und verdichtet, sowie<br />

das Kommunikationsmodem. Beide Komponenten wurden<br />

extrem stromsparend konzipiert, so daß beispielsweise<br />

in den lichtintensiven Monaten nur 1/10 <strong>der</strong> generierten<br />

elektrischen Energie zur Erfassung und Übertragung sämtlicher<br />

Daten benötigt wird.<br />

Durch die autarke Auslegung <strong>der</strong> Detektorsysteme kann zusätzlich<br />

<strong>der</strong> Wartungsaufwand sehr gering gehalten werden.<br />

3.1.2.2 Umfang des Roll-Outs<br />

Nach Informationen von <strong>der</strong> Bundesanstalt für Straßenwesen<br />

werden über 80 % aller Verkehrsstörungen auf den insgesamt<br />

ca. 11.200 Autobahnkilometern durch Verkehrsbelastungen<br />

nahe an bzw. über <strong>der</strong> Kapazitätsgrenze <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Autobahn verursacht. Jeweils 10 % <strong>der</strong> Staus ergeben<br />

sich durch Unfälle bzw. Baustellen.<br />

Daraus ergibt sich, daß 90 % aller Verkehrsstörungen auf<br />

ungefähr 6.000 Autobahnkilometern entstehen. Um das relevante<br />

Straßennetz abbilden und gleichzeitig Aussagen<br />

über unmittelbare Alternativstrecken, also freie Autobahnen,<br />

die sich in <strong>der</strong> Nähe befinden, treffen zu können, muß in<br />

einem ersten Schritt von einer Gesamtstrecke von 8.000 km<br />

ausgegangen werden, die mit Hilfe <strong>der</strong> Detektortechnik betrachtet<br />

wird.<br />

Unter <strong>der</strong> Voraussetzung, daß die Entfernung zwischen zwei<br />

Meßpunkten ca. 3,5 km betragen soll, werden ca. 2.500<br />

Meßstandorte (Brücken und Son<strong>der</strong>erfassungsstellen) benötigt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Abb. 7: Roll-Out-Plan <strong>der</strong> Brückendetektoren für Bundesautobahnen<br />

Seite 17<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 18<br />

Abb. 7 zeigt den Roll-Out-Plan für die Installation <strong>der</strong> Detektorsysteme.<br />

In einer ersten Phase wurden ca. 1.000 Sensoren<br />

im wesentlichen im nördlichen Bundesgebiet an Autobahnen<br />

installiert, so daß diese Systeme bereits Ende<br />

1997 testweise zur Verkehrsdatenerfassung eingesetzt werden<br />

konnten. In einer 2. Phase wurden weitere 1.500 Sensoren<br />

installiert, so daß bereits seit Mitte 1998 die hochfrequentierten<br />

Autobahnabschnitte in Deutschland abgedeckt<br />

sind.<br />

3.2 Mobile Erfassung<br />

3.2.1 Bisherige Verfahren<br />

Bisher ist die Verkehrssituation weitgehend nur manuell aus<br />

dem Verkehrsfluß heraus erfaßbar. Dies geschieht im wesentlichen<br />

durch Beobachtungen <strong>der</strong> Polizei und seit kurzem<br />

auch durch Privatpersonen, die „manuellen Staumel<strong>der</strong>“.<br />

Beiden Varianten ist gemeinsam, daß neben problematischer<br />

Aktualität zumindest die Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen bzgl. Reproduzierbarkeit<br />

und Flächendeckung nicht gegeben sind<br />

(vgl. auch Kapitel 2.2).<br />

Aus diesem Grund wird ein neues, automatisiertes Verfahren,<br />

das „Floating Car Data“-Verfahren, zukünftig eingesetzt,<br />

das im nachfolgenden Abschnitt beschrieben wird.<br />

3.2.2 Floating Car Data – Verfahren zur automatisierten<br />

Verkehrsdatenerhebung<br />

Aufgrund <strong>der</strong> vorher beschriebenen Qualitätsdefizite wurde<br />

ein neues, automatisches und mobiles Verfahren, das sogenannte<br />

FCD-Verfahren (Floating Car Data), von <strong>der</strong> Mannesmann<br />

Autocom für die kommerziell tragfähige Erfassung<br />

von Verkehrssituationen entwickelt. Dieses Verfahren wurde<br />

VERDI zunächst im Großversuch VERDI schwerpunktmäßig in<br />

Nordrhein-Westfalen ca. 18 Monate mit annähernd 1.000<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Seite 19<br />

Fahrzeugen sehr erfolgreich getestet und im Zuge <strong>der</strong><br />

Dienstestandardisierung mit <strong>der</strong> T-Mobil weiter optimiert.<br />

Das FCD-Verfahren ist Bestandteil des <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Standards GATS (Global Automotive Telematics Standard).<br />

3.2.2.1 Beschreibung des Verfahrens<br />

Bei <strong>der</strong> Verkehrsdatenerfassung über FCD (Floating Car Data)<br />

fungieren eine gewisse Anzahl von Fahrzeugen als im Verkehr<br />

„mitschwimmende“ Meßstationen. Diese Fahrzeuge<br />

zeichnen sich dadurch aus, daß sie mit einem <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräte<br />

ausgestattet sind, das über eine Ortungskomponente<br />

die fahrtbezogenen Meßgrößen wie Geschwindigkeit,<br />

Position und Fahrtrichtung autark erfassen kann.<br />

Daraus ergibt sich für diese Fahrzeuge eine mikroskopische,<br />

lokale Verkehrssituation, die in <strong>der</strong> Rechnereinheit<br />

des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerätes prozessiert, verdichtet<br />

und bei Bedarf an die Zentrale über GSM-Mobilfunknetze<br />

übermittelt wird. Hierzu werden die Daten als SMS an eine<br />

Reverse spezielle Adresse <strong>der</strong> Zentrale gesendet, die über einen<br />

Charging „reverse charging“-Mechanismus mit dem Mobilfunk-Netzebetreiber<br />

abgerechnet wird. Damit ist eine Belastung des<br />

Teilnehmers mit FCD-Kommunikationskosten ausgeschlossen.<br />

In <strong>der</strong> Zentrale werden die eingehenden anonymisierten<br />

Meldungen temporär zwischengespeichert, <strong>der</strong>en Integrität<br />

geprüft und unter Zuhilfenahme von digitalen Karten <strong>der</strong><br />

Fahrweg und das Fahrprofil rekonstruiert. Die aufbereiteten<br />

Daten fließen in ein Verarbeitungssystem zur Zustandsmodellierung<br />

<strong>der</strong> Verkehrslage mit ein. Von diesem Verkehrsdaten-Verarbeitungssystem<br />

kann wie<strong>der</strong>um eine Parametrierung<br />

des Melde- und Erfassungsverhaltens <strong>der</strong> Floating<br />

Cars vorgegeben werden. Diese Melde- und Erfassungsaufträge<br />

werden über den Cellular Broadcast <strong>der</strong> GSM-Mobilfunknetze<br />

regionalisiert ausgestrahlt und können von den<br />

momentan aktiven Floating Cars empfangen und ausgeführt<br />

werden. Abb. 8 faßt das Funktionsprinzip zusammen.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 20<br />

Dieser FCD-Prozeß läuft automatisiert in den Fahrzeugen<br />

und <strong>der</strong> Zentrale ab, so daß er für den Fahrzeugnutzer vollständig<br />

transparent ist und er sich um nichts kümmern muß.<br />

Die Datenerfassung mit dem FCD-Verfahren erfolgt anonym,<br />

so daß keine Rückschlüsse we<strong>der</strong> auf das Fahrzeug<br />

noch auf den Fahrer o<strong>der</strong> seine Mitinsassen gezogen werden<br />

können.<br />

Abb. 8: Gewinnung von Beobachtungsdaten mittels FCD<br />

3.2.2.2 Ausgestaltung des FCD-Verfahrens<br />

Ziel <strong>der</strong> Verkehrsdatenerfassung über FCD ist die Sammlung<br />

<strong>der</strong>jenigen Daten, die für eine umfassende, aussagekräftige<br />

Beschreibung <strong>der</strong> Verkehrssituation geeignet sind. Um das<br />

Verfahren kommerziell tragfähig zu gestalten, muß <strong>der</strong><br />

Kommunikationsbedarf zwischen <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät<br />

in den Fahrzeugen und <strong>der</strong> Zentrale minimiert werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Seite 21<br />

Gleichzeitig sind aber möglichst aussagekräftige Daten in<br />

den Fahrzeugen zu sammeln, so daß sich daraus prinzipiell<br />

ein Zielkonflikt ergibt. Dieser ist dadurch gelöst, daß eine<br />

intelligente Vorverarbeitung und Verdichtung <strong>der</strong> fahrzeugbezogenen<br />

Beobachtungsdaten schon im <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Endgerät erfolgt, so daß nur eine sehr geringe Untermenge<br />

an erfaßten Daten zur Zentrale übertragen werden. Ferner<br />

ist über die Parametrierung <strong>der</strong> FCDs durch die Zentrale die<br />

Möglichkeit geschaffen, daß situations- und bedarfsgerecht<br />

nur diejenigen Meldungen von den FCDs abgesetzt werden,<br />

die die Zentrale tatsächlich benötigt.<br />

Inhaltlich kann zwischen folgenden Informationen unterschieden<br />

werden:<br />

1. Ereignisbezogene Datenerfassung:<br />

Die Stauerkennung als wichtigstes Bespiel <strong>der</strong> ereignisbezogenen<br />

Erfassung dient unmittelbar <strong>der</strong> Information über<br />

die konkrete Än<strong>der</strong>ung einer (bekannten) Verkehrslage, sie<br />

besitzt daher die höchste Priorität.<br />

2. Streckenbezogene Datenerfassung:<br />

Die streckenbezogene Erfassung <strong>der</strong> durchschnittlichen Geschwindigkeit<br />

und <strong>der</strong> mittleren Reisegeschwindigkeit bildet<br />

die Basis zur Erfassung <strong>der</strong> Verkehrslage flächendeckend<br />

im gesamten Straßennetz. Die Erfassung dieser Informationen<br />

besitzt eine mittlere Priorität.<br />

3. Die straßennetz- und gebietsbezogene Erfassung des<br />

Verkehrsflusses haben eine nachgeordnete Priorität, dies<br />

gilt ebenso für die Erhebung von Zustandsdaten unterschiedlicher<br />

Straßennetze. Ferner sind weitere Datenarten<br />

wie z. B. Wetterkenngrößen denkbar. Diese werden <strong>der</strong>zeit<br />

noch nicht erfaßt, wenngleich <strong>der</strong> GATS-Standard eine<br />

Erweiterung auf die Erfassung und Übertragung <strong>der</strong>artiger<br />

Informationen zuläßt.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 22<br />

3.2.2.3 Endgeräteoptimierte Varianten des FCD-Verfahrens<br />

Die Umsetzung des FCD-Konzeptes setzt in den Floating<br />

Cars <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräte nach dem GATS-Standard<br />

voraus (vgl. auch Kapitel „Dienstekonzepte“ in diesem<br />

<strong>Kompendium</strong>). Dabei kommt <strong>der</strong> FCD-Verarbeitungseinheit<br />

in den <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräten eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

zu, da sie maßgeblich die Qualität wie auch die Kommunikationskosten<br />

des FCD-Verfahrens beeinflußt. Die benötigten<br />

Verarbeitungsalgorithmen sind in Form eines leicht<br />

implementierbaren, plattformunabhängigen Software-Musters<br />

als sogenannte FCD-Referenzimplementierung bei den<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Diensteanbietern Mannesmann Autocom<br />

o<strong>der</strong> Tegaron verfügbar. Diese Software kann von den Endgeräteherstellern<br />

als Ausgangsbasis für die jeweilige endgeräteseitige<br />

Implementierung verwendet werden.<br />

Die Algorithmen beinhalten unterschiedliche Funktionen,<br />

die einzeln o<strong>der</strong> in Kombination eingesetzt werden. Derartige<br />

Module sind z. B.<br />

• eine autarke Straßentyperkennung,<br />

• Algorithmen zur Stauerkennung,<br />

• Staugütebestimmung, insbeson<strong>der</strong>e in bezug auf die Staulänge<br />

und die Erkennungsgüte,<br />

• Stützstellenspeicherung und<br />

• die abschnittsbezogene Komprimierung von Meßgrößen.<br />

Zur Vorverarbeitung und Komprimierung <strong>der</strong> Fahrzustandsdaten<br />

im <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerät ist endgeräteseitig entsprechende<br />

Rechen- und Speicherkapazität notwendig. Um<br />

diese minimal zu halten, wurden in GATS drei unterschiedliche,<br />

abgestufte Algorithmen (Typen A, B und C) spezifiziert,<br />

so daß je nach Typ des <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgerätes<br />

nur ein minimierter Aufwand entsteht. Alle FCD-Varianten<br />

verwenden dasselbe FCD-Protokoll.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Seite 23<br />

• Typ A ist für einfache <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräte, die<br />

lediglich kontinuierlich Ortungsinformationen bereitstellen<br />

und einen vergleichsweise kleinen nichtflüchtigen,<br />

wie<strong>der</strong>beschreibbaren Speicherplatz haben (ca. 200 Bytes<br />

für FCD-Funktionen). Die Identifizierung des Straßennetzes<br />

erfolgt mit Hilfe eines Algorithmus zur Straßentyperkennung<br />

und ermöglicht eine Grobselektion, ohne<br />

daß das Vekehrstelematik-Endgerät einer digitalen Karte<br />

bedarf.<br />

• Typ B stellt eine Erweiterung des Typs A dar. Typ B ist<br />

gedacht für <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräte, die einen etwas<br />

größeren nichtflüchtigen, wie<strong>der</strong>beschreibbaren Speicherbereich<br />

haben. Diese Variante beinhaltet zusätzlich sogenannte<br />

virtuelle Erfassungsstellen. Das sind statische Lokationen,<br />

die z. B. neuralgische Verkehrspunkte bezeichnen.<br />

Für das bundesdeutsche Autobahnnetz werden für Typ B<br />

zwischen 70 kBytes und 256 kBytes benötigt.<br />

• Typ C ist eine FCD-Variante, die speziell für Endgeräte<br />

zugeschnitten ist, die eigenständig eine Fahrwegidentifikation<br />

über eine digitale Karte (z. B. autarke Navigatoren)<br />

vornehmen können. Durch Map-Matching-Verfahren, die<br />

nach dem Ausschlußprinzip eine (meist GPS-basierte)<br />

Positionsmessung des Fahrzeuges im Zusammenhang zu<br />

dem verfügbaren Straßennetz <strong>der</strong> mitgeführten digitalen<br />

Karte setzen, kann die aktuell befahrene Straße sehr<br />

genau identifiziert werden. Damit kann das für die FCD-<br />

Funktion interessante Straßennetz sehr leicht detektiert<br />

werden, so daß eine nachträgliche Lokalisierung in <strong>der</strong><br />

Verkehrszentrale auf Basis <strong>der</strong> dort vorhandenen digitalen<br />

Karten bei dem FCD-Typ C im Gegensatz zu Typ A<br />

o<strong>der</strong> B nicht mehr notwendig ist.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 24<br />

3.2.2.4 Steuerung <strong>der</strong> FCD durch die Zentrale<br />

Das Erfassungs- und auch das Meldeverhalten <strong>der</strong> Floating<br />

Cars wird in sogenannten „Rollen“ zusammengefaßt und<br />

verwaltet. So sind typische Rollen z. B. <strong>der</strong> „Staumel<strong>der</strong>“<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Streckenmel<strong>der</strong>“. Die Floating Cars sind per se<br />

mit einem Defaultverhalten parametriert. Sollte eine an<strong>der</strong>e<br />

Rolle vom Verkehrsdaten-Verarbeitungssystem <strong>der</strong> Zentrale<br />

benötigt werden, so wird für die entsprechende Region eine<br />

Meldung im Cellular Broadcast ausgestrahlt, die alle zu<br />

diesem Zeitpunkt aktiven Floating Cars entgegennehmen<br />

und umsetzen kann.<br />

Hierdurch ist es möglich, die Kommunikationskosten situationsbezogen<br />

zu minimieren, indem redundante o<strong>der</strong> nicht<br />

aussagekräftige Informationen schon im <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Endgerät unterdrückt werden.<br />

3.2.2.5 Anonymisierung<br />

Die von den Floating Cars an die Zentrale zu sendenden Daten<br />

werden anonym an diese übermittelt. Hierbei werden die in<br />

den <strong>Verkehrstelematik</strong>-Endgeräten aufbereiteten und verdichteten<br />

Daten verschlüsselt per SMS übertragen. Die SMS wird<br />

vor <strong>der</strong> Weiterleitung vom SMSC (Short Message Service<br />

Center) des Mobilfunkbetreibers zur Verkehrszentrale von<br />

den Informationen getrennt, die Rückschlüsse auf den<br />

(Mobilfunk-)Teilnehmer zulassen. Die Instanz, die diese<br />

teilnehmerbezogenen Informationen, konkret die Absen<strong>der</strong>kennung,<br />

vornimmt, hat ihrerseits keinen Zugang zu<br />

den Inhalten <strong>der</strong> chiffrierten FCD-Meldungen, da sie nicht<br />

über den entsprechenden kryptografischen Schlüssel verfügt.<br />

Sämtliche Floating Cars verwenden einheitliche kryptografische<br />

Schlüssel, so daß auch darüber kein Rückschluß<br />

auf den Teilnehmer erfolgen kann (vgl. auch Abb. 9).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Abb. 9: Prinzipbild Anonymisierung<br />

Seite 25<br />

Somit wird <strong>der</strong> Sicherstellung des Datenschutzes Rechnung<br />

getragen.<br />

Steuerungsdaten werden ausschließlich im Cellular Broadcast<br />

ausgestrahlt. Dabei hat die Verkehrszentrale keinen Zugriff<br />

auf Informationen, welche Floating Cars diese Meldungen<br />

erhalten haben. Somit ist hierbei inhärent die Anonymität<br />

<strong>der</strong> Floating Cars gewährleistet.<br />

3.2.2.6 Erste Erkenntnisse des FCD-Verfahrens<br />

Die Erprobung und Validierung des oben genannten FCD-<br />

Konzeptes sowie die Entwicklung <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Software für die Serverplattform wie auch für die Endge-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 26<br />

räte waren Hauptaufgabe in dem Großversuch VERDI.<br />

Dabei wurde das Kosten/Nutzen-Verhältnis zwischen den<br />

gewonnenen Daten und den verursachten Kommunikationskosten<br />

optimiert.<br />

Zur Qualitätsbeurteilung wurden die aufbereiteten FCD-<br />

Daten mit Beobachtungsdaten aus an<strong>der</strong>en Quellen (z. B.<br />

Induktionsschleifen, Landesmeldestellen) verglichen. Zusätzlich<br />

zu diesen „klassischen“ Quellen wurden Meldungen<br />

über Stauereignisse auch direkt von den Versuchsteilnehmern<br />

manuell über die Staumeldetaste ihres <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Endgerätes ausgelöst und an die Mannesmann-Autocom-<br />

Zentrale geschickt.<br />

Die ersten Ergebnisse <strong>der</strong> Datenanalyse zeigen, daß bereits<br />

die ca. 850 eingesetzten VERDI-Fahrzeuge etwa 45 % aller<br />

von den Landesmeldestellen in NRW gemeldeten Staus erfassen<br />

konnten. Im Mittel gingen die Staumeldungen <strong>der</strong><br />

VERDI-Fahrzeuge 15 Minuten o<strong>der</strong> früher ein als diejenigen<br />

<strong>der</strong> Landesmeldestellen in <strong>der</strong> Autocom-Zentrale.<br />

Im Feldversuch konnten 12 % aller RDS/TMC-Meldungen,<br />

die automatisch aus den Daten <strong>der</strong> Induktionsschleifen in<br />

NRW abgeleitet werden, durch FCD-Meldungen bestätigt<br />

werden, allerdings traten letztere im Mittel 19 Minuten<br />

nach <strong>der</strong> TMC-Meldung ein. Dies lag vor allem an <strong>der</strong> vergleichsweise<br />

niedrigen Anzahl von Floating Cars im Feldversuch.<br />

Die Floating Cars meldeten außerdem etwa 30 %<br />

zusätzliche Ereignisse, die von den Induktionsschleifen<br />

nicht detektiert wurden.<br />

Ferner hat sich gezeigt, daß die in VERDI mit dem FCD-<br />

Verfahren gewonnenen streckenbezogenen Beobachtungsdaten<br />

uneingeschränkt zur aktuellen und vollständigen<br />

Verkehrslageerfassung verwendet werden können.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

Seite 27<br />

3.3 Externe Verfahren<br />

Bei externen Erfassungsverfahren wird die Verkehrslage quasi<br />

„von außen“ beobachtet. Vorteil hierbei ist, daß für ein<br />

Gebiet bzw. einen Streckenabschnitt die Gesamtheit <strong>der</strong><br />

Verkehrslage vollständig erfaßt werden kann. Derzeit gibt es<br />

allerdings noch keine automatisierten Erfassungsverfahren,<br />

die die Verkehrsbeobachtung zu wirtschaftlich tragfähigen<br />

Bedingungen und unter Berücksichtigung <strong>der</strong> unter Kapitel<br />

2.2 genannten Qualitätanfor<strong>der</strong>ungen gestattet. So werden<br />

heute Luftfahrzeuge (im wesentlichen Hubschrauber, Kleinflugzeuge)<br />

an neuralgischen Verkehrsproblempunkten und<br />

lediglich an stauanfälligen Tagen eingesetzt (z. B. zum<br />

Ferienbeginn und -ende, wobei mit erheblicher Kapazitätsüberlastung<br />

<strong>der</strong> Verkehrswege aufgrund von Reisewellen<br />

gerechnet wird).<br />

Erste konzeptionelle Ansätze einer automatisierten externen<br />

Verkehrsdatenerfassung werden <strong>der</strong>zeit diskutiert, die auf<br />

einer satellitengestützten Verkehrsbeobachtung beruhen.<br />

Hierbei können prinzipiell Erkenntnisse und Verfahren <strong>der</strong><br />

Fernerkundung und <strong>der</strong> Erdbeobachtung genutzt werden,<br />

jedoch stellt die Erfassung <strong>der</strong> Verkehrslage im wesentlichen<br />

sehr hohe Ansprüche bzgl. Echtzeitfähigkeit/Updaterate,<br />

Auflösung und Verfügbarkeit bzw. Robustheit gegenüber<br />

Störungen. So liegen die Updateraten von Fernerkundungssystemen<br />

heute eher im Stundenbereich als im – für die<br />

Verkehrsdatenerfassung notwendigen – Minutenbereich.<br />

Die Bildauflösung muß für die Anwendung <strong>der</strong> Verkehrsdatenerfassung<br />

eine Fahrspurunterscheidung zulassen, so<br />

daß die Anfor<strong>der</strong>ungen an Lokationsgenauigkeit und Bildauflösung<br />

im Meterbereich anzusiedeln sind. Sollte eine<br />

satellitengestützte Verkehrsdatenerfassung als Primärerfassungssystem<br />

eingesetzt werden, so sind hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Verfügbarkeit und Störunempfindlichkeit zu stel-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 28<br />

len. Ein <strong>der</strong>artiges System sollte bei jeden Wetterbedingungen<br />

und Lichtverhältnissen eine qualitativ hochwertige Verkehrsbeobachtung<br />

erlauben. Letztlich legen die kommerziellen<br />

Randbedingungen nahe, daß bei <strong>der</strong>artigen Erfassungssystemen<br />

die beobachteten Fahrzeuge passiv sind, d. h. keine<br />

Transpon<strong>der</strong> etc. benötigen.<br />

4 Verwendung <strong>der</strong> Beobachtungsdaten<br />

Die Aufbereitung <strong>der</strong> aus den unterschiedlichen Quellen erfaßten<br />

Beobachtungsdaten wird in einer speziellen „Redaktion“<br />

zu sogenannten Verkehrsdaten weiterverarbeitet.<br />

Dazu werden die eingehenden Daten in einem sogenannten<br />

Eingangsmeldungspool den Sachbearbeitern dargestellt. In<br />

dem Verkehrsmeldungseditor haben die Sachbearbeiter die<br />

Möglichkeit, die Eingangsmeldungen zu qualifizieren (bei den<br />

über Brückensensoren o<strong>der</strong> FCD ermittelten Beobachtungen<br />

erfolgt dies lediglich bei Konsistenzproblemen) und<br />

weiter zu bearbeiten, z. B. durch Ergänzung von zusätzlichen<br />

Informationen wie Unfallursachen.<br />

Die aufbereiteten Daten werden in einer Verkehrsdatenbank<br />

den <strong>Verkehrstelematik</strong>-Diensteanbietern Mannesmann Autocom<br />

und Tegaron zur Verfügung gestellt, die diese Daten<br />

als Basis für die <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste, Verkehrsinformationsdienste<br />

sowie Navigationsdienste nutzen können.<br />

5 Perspektiven<br />

Der Erfassung von qualitativ hochwertigen Verkehrsdaten<br />

kommt eine entscheidende Bedeutung in <strong>der</strong> Marktentwicklung<br />

und -akzeptanz von <strong>Verkehrstelematik</strong>-Diensten zu.<br />

Hierfür wurden bereits neue Detektionsverfahren entwickelt<br />

und getestet. Diese Systeme befinden sich <strong>der</strong>zeit im Übergang<br />

zu kommerziellen Produktionsprozessen, die sich zu-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 10: Generierung von Verkehrsinformationen<br />

Seite 29<br />

Verkehrsdatenerfassung 07210


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 30<br />

nächst auf die stationären Beobachtungsverfahren mit<br />

Brückensensoren stützen, mittelfristig jedoch wird FCD als<br />

mobiles Verfahren eine umfassende Beobachtung <strong>der</strong> Verkehrssituation<br />

auf sehr hohem Qualitätsniveau erlauben.<br />

Zielausrichtung ist zunächst das Fernstraßennetz, vorrangig<br />

das bundesdeutsche Autobahnnetz. Mittelfristig ist hier eine<br />

Erweiterung auf nachrangige Straßennetze, insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch den Verkehr in Ballungsräumen denkbar. Erste Entwicklungsansätze<br />

gibt es hierzu bereits.<br />

Eine Ausdehnung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit in Deutschland eingeführten<br />

Verfahren zumindest auf Europa ist prinzipiell möglich und<br />

vom Markt gefor<strong>der</strong>t. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß<br />

die Voraussetzungen bezüglich <strong>der</strong> Verkehrsprobleme, <strong>der</strong><br />

Infrastruktur zur Erfassung <strong>der</strong> Verkehrsdaten sowie die daraus<br />

ableitbaren Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong> sehr<br />

heterogen sind.<br />

Eine Weiterentwicklung auf technologischer Seite betrifft<br />

die Ergänzung <strong>der</strong> heute mittels FCD erfaßten Informationen,<br />

die ausschließlich fahrzustandsbezogen sind. Hier sind<br />

die zusätzliche Erfassung von Umgebungsdaten (z. B. Erfassung<br />

<strong>der</strong> lokalen Wettersituation wie die Umgebungstemperatur)<br />

und Daten über den Fahrzeugzustand (z. B.<br />

Scheibenwischer aktiv, Nebelschlußleuchte aktiv etc.) zu<br />

berücksichtigen.<br />

Parallel zu dem mobilen Erfassungssystem FCD werden<br />

<strong>der</strong>zeit erste Konzeptuntersuchungen zu einer automatisierten,<br />

externen Verkehrsbeobachtung mittels Satelliten durchgeführt.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Technik sind hierbei<br />

sehr hoch, so daß mit Lösungen für einen operativen Betrieb<br />

erst etwa ab dem Jahre 2005 zu rechnen ist. Neben<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Verkehrsdatenerfassung 07210<br />

den technologischen Fragen ist jedoch entscheidend für den<br />

Einsatz solcher Systeme, inwieweit kommerziell tragfähige<br />

Lösungen gefunden werden können. Dies betrifft neben <strong>der</strong><br />

Satellitentechnik und ihrem Betrieb insbeson<strong>der</strong>e die notwendige<br />

Ausstattung <strong>der</strong> einzelnen Fahrzeuge, die aufgrund<br />

<strong>der</strong> extremen Kostensensitivität möglichst passiv sein sollten,<br />

d. h. also keine eigenständigen Funktionen durchführen<br />

müssen und somit keiner Hard- o<strong>der</strong> Software für die Verkehrsdatenerfassung<br />

bedürfen. Aufgrund dieser sehr einschränkenden<br />

Randbedingungen sind Migrationsszenarien wahrscheinlicher,<br />

bei denen die satellitengestützte Beobachtung<br />

<strong>der</strong> Verkehrssituation zunächst ergänzend (und qualitätsverbessernd)<br />

zu dem FCD-Verfahren eingesetzt wird.<br />

Literatur [1] Dynamische Verkehrsleitsysteme, Funkschau, 13/97<br />

[2] Larima; VERDI, ITS Berlin, Oktober 1997<br />

[3] DDG; Pressemitteilung<br />

Seite 31<br />

[4] DDG; Mobile Verkehrsdatenerfassung mit dem<br />

Floating-Car-Data-Verfahren (FCD), interner Bericht, 1997<br />

[5] Vieweg; Verkehrslageerfassung, individuelle Informationsdienste<br />

und Hilfsdienste für Notfälle im Individualverkehr,<br />

VDE-Kongreß, Braunschweig, Oktober 1996<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07210 Verkehrsdatenerfassung<br />

Seite 32<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

von<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. H. Krampe<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 1<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> öffentlichen Personennahverkehrsunternehmen<br />

in den Städten <strong>der</strong> neuen Bundeslän<strong>der</strong> ist nach<br />

wie vor durch einen dramatischen Fahrgastverlust gekennzeichnet<br />

(vgl. Tab. 1).<br />

Stadt 1990 1995 1995/1990 in %<br />

Brandenburg 28,2 11,1 39<br />

Chemnitz 100,2 56,8 57<br />

Cottbus 34,4 19,2 56<br />

Dresden 254,8 139,0 55<br />

Erfurt 68,7 44,5 65<br />

Gera 51,8 19,9 38<br />

Halle 89,8 68,3 76<br />

Jena 39,8 19,2 48<br />

Leipzig 255,1 119,3 47<br />

Magdeburg 63,2<br />

Potsdam 91,3 35,1 38<br />

Rostock 76,5 43,1 56<br />

Zwickau 28,5 17,4 61<br />

Durchschnitt 62<br />

Tab. 1: Entwicklung <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ungszahlen in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n in Mill. Fahrgäste/Jahr<br />

(nach statistischen Jahresberichten des VDV)<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 2<br />

So fielen die Fahrgastzahlen von ca. 1,76 Mrd. im Jahre 1990<br />

auf rd. 1,09 Mrd. im Jahre 1995. Das sind nur noch 62 %.<br />

Deshalb kann das Ziel nur im Rückgewinn von Fahrgästen<br />

durch eine ständige Verbesserung des Beför<strong>der</strong>ungsangebotes<br />

bestehen.<br />

Hierzu gehört vor allem auch die Verbesserung des Informationsangebotes.<br />

Informations- Zahlreiche Verkehrsunternehmen betreiben Auskunftssysteme,<br />

angebot die meist schon einen hohen Reifegrad und eine gute Akzeptanz<br />

bei den Nutzern erreicht haben. Sie werden dahin<br />

gehend entwickelt, eine flächendeckende Fahrplanauskunft<br />

zu erreichen.<br />

Fahrplan- Die Zielsetzungen bestehen darin,<br />

auskunft<br />

• durchgehende Fahrplanauskünfte anzubieten,<br />

• durchgehende Tarifauskünfte bereitzustellen,<br />

• eine bequeme Informationsbeschaffung mit stationären<br />

und mobilen Endgeräten zu gewährleisten,<br />

• alternative Fahrwege, -zeiten und -preise gegenüberzustellen<br />

und<br />

• die Platzreservierung und den Fahrscheinverkauf mit <strong>der</strong><br />

Auskunft zu verknüpfen.<br />

Eine Voraussetzung zum Erreichen dieser Zielsetzungen besteht<br />

in <strong>der</strong> Verfügbarkeit von elektronisch gespeicherten Sollund<br />

Ist-Betriebsdaten.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsprogramm für die Fahrplanauskunft<br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Die Definition <strong>der</strong> Mindestanfor<strong>der</strong>ungen geht von den nachstehenden<br />

Grundideen aus:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Tab. 2: Kundenwünsche<br />

• Der Kunde soll möglichst schnell auf <strong>der</strong> Basis einfacher<br />

und weniger Angaben eine Auskunft erhalten.<br />

• Die Interaktion zwischen dem Kunden und dem Auskunftssystem<br />

muß sich an den Daten orientieren, die <strong>der</strong> Kunde<br />

im allgemeinen weiß.<br />

• Die Auskunft sollte einerseits möglichst präzise die Anfrage<br />

des Kunden beantworten, an<strong>der</strong>erseits aber weitere<br />

wichtige Informationen und alternative Auskünfte anbieten,<br />

auch wenn diese nicht explizit angefragt wurden.<br />

• Die Konventionen für die Kooperation <strong>der</strong> Systeme in<br />

Verkehrsverbünden sollten möglichst gering sein.<br />

Wünsche <strong>der</strong> Verkehrskunden<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund aller Pläne für Auskunftssysteme müssen<br />

die Wünsche <strong>der</strong> Verkehrskunden stehen. Sie betreffen nachstehende<br />

Wünsche (vgl. Tab. 2):<br />

Komponente Kundenwunsch<br />

Strecke Vom Start- zum Zielpunkt und nicht von Haltestelle<br />

zu Haltestelle<br />

Zeitvorgabe Zeitkorridor mit fixen Terminen<br />

Flexibilität Routenän<strong>der</strong>ung, Fahrtunterbrechung, Verkehrsmittelwechsel<br />

Dauer kurz bzw. mit paralleler Beför<strong>der</strong>ungszeitnutzung<br />

(z. B. Lesen), Pünktlichkeit<br />

Komfort bequem und guter Service<br />

Sicherheit bei <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung, an den Haltestellen<br />

Erreichbarkeit permanent mit berechenbarem Beför<strong>der</strong>ungsangebot<br />

Erlebniswert Entspannung, Arbeit, Kontakte, Unterhaltung,<br />

Information<br />

Umwelt umweltschonend, schadstoffarm, energiesparend, leise<br />

Kosten subjektiv gering<br />

Seite 3<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 4<br />

Die Verkehrssysteme erfüllen die genannten Kundenwünsche<br />

sehr unterschiedlich, jedoch trägt keines für sich allein<br />

den Mobilitätsansprüchen <strong>der</strong> Kunden je<strong>der</strong>zeit optimal Rechnung.<br />

Gerade diese Tatsache macht deutlich, daß eine Vernetzung<br />

<strong>der</strong> einzelnen ÖPNV-Angebote unverzichtbar ist.<br />

Erst dadurch kann eine bessere Bedarfsbefriedigung erzielt<br />

werden.<br />

Eigenschaften Der Informationsservice muß folgende Eigenschaften bedes<br />

Informa- sitzen:<br />

tionsservice<br />

• zeitnahe, wahre Information,<br />

• durchgängige, umfassende Information (z. B. über Fahrpläne,<br />

Routen, Preise, Ermäßigungen, Verkehrsmittelalternativen),<br />

• verständliche Information (z. B. über Umsteigeorte, Reiseverlauf),<br />

• Steuerungsinformation (z. B. zur Zielfindung, Standortbestimmung,<br />

Wegoptimierung, Verkehrsleitung),<br />

• Produktinformation (z. B. Angebotspakete, Son<strong>der</strong>angebote,<br />

Zusatzleistungen, Konditionen).<br />

Diese Mindestanfor<strong>der</strong>ungen werden festgelegt durch die<br />

Beschreibung möglicher Kundenanfragen sowie <strong>der</strong> Auskünfte,<br />

die <strong>der</strong> Kunde vom System erhält.<br />

Struktur des Auskunftssystems<br />

Das Auskunftssystem läßt sich stark vereinfacht in folgende<br />

Blöcke glie<strong>der</strong>n (vgl. Abb. 1):<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Abb. 1: Struktur des Auskunftssystems<br />

• Präsentation (MMI),<br />

• Verarbeitung und<br />

• Datenverwaltung.<br />

Seite 5<br />

Präsentation Mit dem Präsentationsblock wird die Interaktion mit dem<br />

<strong>der</strong> Fahrplan- Nutzer gesteuert. Die Interaktion unterscheidet sich in den<br />

auskunft einzelnen Systemen teilweise in Abhängigkeit vom Ausgabemedium<br />

(Touch-Screen, grafischer Bildschirm, T-Online,<br />

Internet o<strong>der</strong> Sprachausgabe) und vom Systemnutzer (Mitarbeiter<br />

in <strong>der</strong> Informationszentrale o<strong>der</strong> Verkehrskunde)<br />

erheblich. Die Benutzerführung und Darstellung von Auskünften<br />

werden entsprechend aufbereitet und gesteuert.<br />

Die Fahrplandaten werden in unterschiedlicher Weise präsentiert:<br />

• Einzelauskunft für eine bestimmte Fahrt zu einer bestimmten<br />

Zeit,<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 6<br />

• Haltestellenfahrplan für alle Linien, die von einer bestimmten<br />

Haltestelle abfahren,<br />

• persönlicher Fahrplan mit mehreren Verbindungen, die<br />

während eines bestimmten Zeitintervalls eine bestimmte<br />

Route befahren, z. B. zwischen Wohnsitz und Arbeitsstelle,<br />

• Linienfahrplan für alle Zeiten und Haltestellen einer<br />

bestimmten Linie.<br />

Such- Im Verarbeitungsblock wird aus <strong>der</strong> Kundenanfrage eine Ausalgorithmus<br />

kunft generiert. Der Suchalgorithmus für eine o<strong>der</strong> mehrere<br />

Verbindungen greift auf Fahrplandaten o<strong>der</strong> Ist-Daten für<br />

die Fahrten zwischen zwei existierenden Haltestellen zu.<br />

Die Funktion „Haltestellensuche” muß versuchen, aus <strong>der</strong><br />

Kundenanfrage eindeutige und bekannte Haltestellen abzuleiten.<br />

Wenn dies nicht möglich ist, müssen vom Systemnutzer<br />

weitere und genauere Informationen erfragt werden.<br />

Dieser Vorgang kann durch eine Eingabeunterstützung seitens<br />

des Systems beschleunigt werden.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Haltestellensuche erfolgt, wenn als<br />

Start- bzw. Zielpunkt <strong>der</strong> Anfrage keine Haltestellennamen,<br />

son<strong>der</strong>n beliebige Punkte in Form von Adressen o<strong>der</strong> Koordinaten<br />

angegeben werden. Hier werden Funktionen benötigt,<br />

die diese Angaben in eine mögliche Haltestelle ggf.<br />

unter Hinzuziehung geographischer und weiterer Daten<br />

transformieren.<br />

Die Definition <strong>der</strong> Mindestanfor<strong>der</strong>ungen bezieht sich also<br />

auf die (logische) Schnittstelle zwischen Präsentations- und<br />

Verarbeitungsblock. Dazu werden die Inhalte möglicher Anfragen<br />

und <strong>der</strong> zu erteilenden Auskünfte unabhängig von<br />

<strong>der</strong> Art, <strong>der</strong> Technik und dem Medium <strong>der</strong> Ein- und Ausgaben<br />

beschrieben.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Die Daten für die einzelnen Auskunftssysteme werden entwe<strong>der</strong><br />

aus vorhandenen Fahrplanungssystemen o<strong>der</strong> aus<br />

rechnergestützten Betriebsleitsystemen importiert.<br />

Für die Überführung stehen in den Systemen Datenmanagement-Komponenten<br />

und Konverter zur Verfügung, die im<br />

wesentlichen die Daten in das Eingabeformat des jeweiligen<br />

Auskunftssystems transformieren. Die zugehörigen<br />

Formate sind z. B. DIVA für EFA, Infopool für fahrinfo und<br />

das UIC-Datenformat für EVA bei <strong>der</strong> Eisenbahn.<br />

Der VDV liefert mit dem VDV-Datenmodell eine Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Informationsobjekte, Beziehungen und Eigenschaften,<br />

die in diesem Kontext Berücksichtigung finden sollten.<br />

Jedes Auskunftssystem kann auf verschiedene Arten aufgerufen<br />

werden. Im allgemeinen sind Informationen an Expertenplätzen<br />

am Schalter o<strong>der</strong> über Telefon, an Automaten<br />

auf öffentlichen Plätzen, über Online-Dienste/Internet o<strong>der</strong><br />

off-line über Diskette/CD-ROM erhältlich.<br />

Paging-Systeme<br />

Seite 7<br />

Begriffsbestimmung und Merkmale<br />

Begriff Seit einigen Jahren hat sich international <strong>der</strong> Begriff „paging”<br />

für Funkruf durchgesetzt. Über Funk wird ein Endgerät, <strong>der</strong><br />

Pager, angerufen. Dabei werden Tonsignale, Ziffernfolgen<br />

und/o<strong>der</strong> Textmitteilungen von einer Zentrale an die Pager<br />

übertragen. Die Übertragung ist monodirektional. Ein Dialog<br />

ist nicht möglich. Die Bestellung eines Funkrufs muß vorher<br />

telefonisch bei <strong>der</strong> Zentrale unter Angabe des jeweiligen<br />

Adressaten erfolgen. Dennoch können Pager selbst über<br />

eine Intelligenz und über Speicher verfügen, so daß vom<br />

Nutzer differenzierte Abfragen gestartet werden können,<br />

die aber nur innerhalb des Endgerätes gehandelt werden.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 8<br />

Die Pager sind mobile Geräte und stellen eine Zwischenstufe<br />

innerhalb <strong>der</strong> klassischen stationären Telefone o<strong>der</strong><br />

Funkgeräte und <strong>der</strong> Mobiltelefone (Handy) dar. Die Funkrufempfänger<br />

finden vor allem deshalb Verbreitung, weil<br />

sie einerseits preisgünstig und an<strong>der</strong>erseits eine selbsttätige<br />

Nachrichtenversorgung insbeson<strong>der</strong>e für vielbeschäftigte<br />

Nutzer, die sehr zeitökonomisch denken müssen, bieten.<br />

Merkmale Von einem zukunftsorientierten Kommunikationsdienst<br />

werden nachstehende Merkmale erwartet:<br />

• unkompliziert, zeitsparend,<br />

• preiswert,<br />

• je<strong>der</strong>zeit und überall erreichbar,<br />

• kein Zwang zur sofortigen Reaktion,<br />

• auf den Nutzer abgestimmtes, selektierbares Informationsangebot,<br />

• diskreter Empfang persönlicher Botschaften.<br />

Übertragungsnetze<br />

Für die Nachrichtenübertragung wird ein eigenständiges<br />

Netz benötigt. Auf dem deutschen Markt gibt es folgende<br />

Paging-Systeme:<br />

Cityruf<br />

Dieser Funkrufdienst wird seit 1989 von T-Mobil, einer<br />

Tochter <strong>der</strong> Deutschen Telekom, angeboten. Das Cityruf-<br />

Netz umfaßt 16 Regiobereiche mit Reichweiten bis zu 200<br />

km und ist somit für Deutschland fast flächendeckend.<br />

Die Art des Empfangsgerätes und die Einbuchung des Kunden<br />

in das Cityruf-Netz entscheiden über die Anrufarten,<br />

die genutzt werden können.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 9<br />

Es gibt die Empfangsgeräte<br />

• Cityruf Display für den Empfang von Textbotschaften,<br />

Ziffernfolgen und Tonsignalen,<br />

• Cityruf Ton für den Empfang von Tonsignalen bzw. Vibratorsignalen.<br />

Die Einbuchung erfolgt für<br />

• Cityruf regional mit <strong>der</strong> Erreichbarkeit des Nutzers innerhalb<br />

eines definierten Regiobereiches,<br />

• Cityruf national mit den Varianten<br />

Cityruf national vario und<br />

Cityruf national pro.<br />

Erstere Einbuchung für Cityruf national kann innerhalb von<br />

Deutschland Nachrichten empfangen, indem aus 7 Regiobereichen<br />

ein bestimmter Rufbereich ausgewählt wird, für<br />

den die Erreichbarkeit des Kunden gesichert werden kann.<br />

Daneben kann noch ein zweiter Variobereich je<strong>der</strong>zeit umgebucht<br />

werden, wenn <strong>der</strong> Nutzer auf Reisen geht.<br />

Cityruf national pro sichert hingegen die Erreichbarkeit des<br />

Teilnehmers im gesamten deutschen Cityruf-Netz.<br />

Der Zugang zum Cityruf-Netz kann wie folgt realisiert werden:<br />

• Telefonanruf an die Zentrale unter Angabe <strong>der</strong> Funkrufnummer<br />

des Empfängers und <strong>der</strong> abzusendenden Texto<strong>der</strong><br />

Numerik-Nachricht,<br />

• T-Online (Datex-J, Btx): Einwahl über Zugangskennung<br />

und PIN sowie Befolgen <strong>der</strong> Benutzerführung,<br />

• PC + Modem: Es müssen ein PC, ein Kommunikationsprogramm<br />

und ein Modem mit einer Übertragungsrate<br />

von mindestens 2.400 bps verfügbar sein.<br />

• PageMobil als Programm für Windows- und OS/2-Rechner.<br />

Die Nachrichten werden über PC und Modem über-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 10<br />

mittelt. Als zusätzliche Komfortfunktionen sind ein Adreßbuch<br />

und vordefinierte Text- und Verteilerlisten vorhanden.<br />

• Internet/www.: Damit können weltweit Nachrichten an<br />

Cityruf-Partner abgesetzt werden, wenn <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> über<br />

einen diesbezüglichen Anschluß verfügt.<br />

• TipSend ist ein spezielles Eingabegerät für das Senden<br />

von Text- und Numerik-Nachrichten per Telefon.<br />

• Telex realisiert über eine bestimmte Telexnummer in Verbindung<br />

mit einer Telexkennung den Zugang zum Cityruf.<br />

• Tonfrequenzsen<strong>der</strong> sichern bei älteren Telefonen mit<br />

Impulswählverfahren den Zugang zum Cityruf.<br />

Für die Nachrichtenübermittlung mit Hilfe von PC und<br />

ISDN-Karte bzw. Modem werden nachstehende Systemvoraussetzungen<br />

verlangt:<br />

- PC mit Windows ab Version 3.1, Windows 95, Windows<br />

NT o<strong>der</strong> IBM OS2,<br />

- Hayes-kompatibles Modem o<strong>der</strong> ISDN-Karte (CAP1.1<br />

o<strong>der</strong> 2.0),<br />

- mindestens 8-MB-Hauptspeicher,<br />

- mindestens 486er Prozessor,<br />

- Festplattenlaufwerk mit 3 MB freier Kapazität,<br />

- 3,5’’-Diskettenlaufwerk,<br />

- Maus.<br />

Scall<br />

Dieser Funkrufdienst wird seit Dezember 1994 ebenfalls<br />

von T-Mobil betrieben. Nach Mitteilung <strong>der</strong> Postleitzahl an<br />

die Zentrale ist <strong>der</strong> Scall-Empfänger für eine Rufzone von<br />

50 km Radius einsatzbereit. Der Rufbereich ist in Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Postleitzahl än<strong>der</strong>bar. Die Flächendeckung beträgt<br />

in Deutschland über 90 %.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Mit Scall können Text- und Numerik-Nachrichten empfangen<br />

sowie Sprachmitteilungen auf einer persönlichen Voice-Box<br />

gespeichert werden.<br />

Scall ist <strong>der</strong> erste Funkrufdienst ohne monatlichen Grundpreis.<br />

Das Entgelt für die Nachrichtenübertragung hat <strong>der</strong> Absen<strong>der</strong><br />

zu entrichten.<br />

Skyper<br />

Das ist ein von T-Mobil seit Oktober 1996 betriebener Informationsdienst.<br />

Er umfaßt 3 Basisprogramme: dpa/News,<br />

WetterNews und SkyperLine, die ohne Beauftragung anliegen.<br />

Außerdem verfügt er über eine Vielzahl von Informationsprogrammen<br />

zu aktuellen Themen, wie Politik, Börse,<br />

Sport, Bundesliga, Szene usw., aus denen <strong>der</strong> Empfänger 17<br />

Programme je<strong>der</strong>zeit auswählen kann, so daß sie ständig im<br />

SkyperSetup vorhanden sind.<br />

Die Erreichbarkeit des Empfängers wird durch die Möglichkeit,<br />

persönliche Text-Nachrichten, sog. Friendly News,<br />

und E-Mail-Nachrichten zu übertragen, gewährleistet. Es<br />

gibt 16 Rufzonen mit einer Flächendeckung von über 90 %.<br />

Auch hier ist kein monatlicher Grundpreis zu entrichten.<br />

Seite 11<br />

TeLMI<br />

Dieser Funkrufdienst wird für Großräume seit November<br />

1995 von <strong>der</strong> Deutschen Funkruf GmbH, Mainz betrieben.<br />

Gegenwärtig gibt es 6 Standard-Produkte, von denen für<br />

den Untersuchungszweck nachfolgende interessant sind:<br />

• TeLMI FAMILY mit 12 Infos pro Tag zu Veranstaltungen,<br />

News zu Sport, Wetter, Politik,<br />

• TeLMI PRO für Geschäftskunden mit Sekretariatsservice,<br />

Erinnerungsdienst, Fax-Zusammenfassung und 25<br />

Infos pro Tag zu Wirtschaft, Börse, Wetter, Politik,<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 12<br />

• TeLMI ONLINE wird mit <strong>der</strong> Software TeLMI CON-<br />

NECT aus dem Internet o<strong>der</strong> per E-Mail geladen. Die<br />

Nachrichten können vom PC mit Modem an die TeLMI-<br />

Empfänger verschickt werden.<br />

• TeLMI MORE ist ein spezieller Dienst zum Verkauf<br />

von spezifischen Informationspaketen über zusätzliche TeL-<br />

MI Cards.<br />

Durch TeLMI wird die ständige Erreichbarkeit bei persönlicher<br />

Abwesenheit vom Arbeitsplatz gewährleistet, wobei<br />

bei <strong>der</strong> persönlichen Nachrichtenübermittlung keine monatliche<br />

Grundgebühr erhoben wird.<br />

QUIX<br />

Dieser Funkrufdienst wurde durch den privaten Betreiber<br />

Miniruf GmbH, Hannover im August 1995 gestartet. Er ist<br />

für Großräume vorgesehen und wahlweise für eine von 5 Rufzonen<br />

nutzbar. Mit <strong>der</strong> Funktion „Follow me” ist aber je<strong>der</strong>zeit<br />

eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> QUIX-Rufzonen möglich, so daß<br />

eine Erreichbarkeit des Teilnehmers in allen Regionen<br />

Deutschlands möglich ist.<br />

QUIX ist für Textpaging und die Übertragung von Zahlennachrichten<br />

gedacht, verfügt aber auch über eine Sprachbox.<br />

Die Funkrufe lassen sich über Operator, Telefon, PC/<br />

Modem, Internet und T-Online absetzen. Neben persönlichen<br />

Botschaften können Gruppenrufe, Quix-Schlagzeilen, Börsen-<br />

und Wetternachrichten sowie Weckrufe empfangen werden.<br />

Es sind aber auch Fernüberwachung elektronischer<br />

Anlagen und die Integration von Alarmanlagen möglich.<br />

Private Lokalrufsysteme<br />

Derartige Systeme stellen den Übergang von Betriebsfunksystemen<br />

zu flächendeckenden Systemen für Funkrufdienste<br />

dar. Ein diesbezüglicher Anbieter ist die weltweit agierende<br />

MULTITONE-Gruppe, die in Deutschland von <strong>der</strong> Multi-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 13<br />

ton Elektronik GmbH, Düsseldorf vertreten wird. MULTI-<br />

TONE wurde bereits 1931 gegründet und bietet eine breite<br />

Produktpalette von Eingabegeräten, Zentralsystemen, Funktechnik<br />

und Endgeräten an.<br />

Der Lokalruf wurde als Erweiterung des Betriebsrufes<br />

geschaffen, um in definierten Ballungsräumen einseitige<br />

Kontakte zu Partnern herstellen zu können. Zu diesem<br />

Zweck stehen mobile Endgeräte für die Rufarten<br />

- Nur-Tonrufe,<br />

- Ton und Numerik-Informationen,<br />

- Ton und alphanumerische Informationen (Textnachrichten)<br />

zur Verfügung.<br />

Zum Zentralsystem gehören Sen<strong>der</strong> mit maximal 15 W Ausgangsleistung<br />

bei höchstens 50 m Antennenhöhe. Die Reichweite<br />

ist von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> installierten Sen<strong>der</strong> abhängig.<br />

Die Sen<strong>der</strong> werden über Zweidrahtleitungen angesteuert.<br />

Sie arbeiten mit einer hohen Frequenzstabilität und verfügen<br />

über ein Sen<strong>der</strong>interface sowie eine Notstromversorgung.<br />

Die Lokalrufsysteme ermöglichen den Zugang über manuelle<br />

Eingabegeräte, Telefonanschlüsse, automatische Überwachungsanlagen<br />

und Computer-Eingänge über eine RS232C-<br />

Schnittstelle.<br />

Mit einem zusätzlichen Modul für die Systemverwaltung<br />

können bis zu 5.000 Teilnehmer über einen PC mit spezieller<br />

Software erfaßt werden.<br />

Europäische Netze<br />

In Verbindung mit <strong>der</strong> Liberalisierung des deutschen Kommunikationsmarktes<br />

ist zunehmend mit weiteren Netzen zu<br />

rechnen. Von Interesse ist dabei vor allem die ERMES-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 14<br />

Norm, <strong>der</strong>en Kompatibilität mit den oben beschriebenen<br />

Netzen gegenwärtig noch nicht gegeben ist. Es ist jedoch<br />

damit zu rechnen, daß sich die entsprechenden Netzanbieter<br />

über diesbezügliche Schnittstellen einigen werden, so daß<br />

auch ausländische Endgeräte, z. B. die Pager <strong>der</strong> französischen<br />

Firma JCDecaux für das System infobus in Deutschland<br />

genutzt werden können.<br />

Endgeräte<br />

Pageranbieter Entsprechend <strong>der</strong> aktuellen Marktübersicht zu Pagern in<br />

<strong>der</strong> Fachzeitschrift MobilTELEFON, Ulm, Jg.1998 Nr.1<br />

gibt es auf dem deutschen Markt die in Tab. 3 zusammengestellten<br />

Anbieter.<br />

Lfd.- Anbieter<br />

Nr.<br />

Straße PLZ Ort Telefon/Fax<br />

1 DFR Deutsche Anna-Bille-Str.11 55252 Mainz-Kastel (06134)716138/<br />

Funkruf GmbH (06134)716110<br />

2 Miniruf GmbH Brüsseler Str. 3 30539 Hannover (0511)87630<br />

3 Motorola Hagenauer Str. 42 65203 Wiesbaden<br />

4 Multitone Elek- Roßstr. 11 40476 Düsseldorf (0211)469020/<br />

tronik GmbH (0211)480758 o<strong>der</strong><br />

(0341)8628587/<br />

(0341)8628588<br />

5 Philips Kreuzweg 60 47809 Krefeld<br />

6 Swissphone Industriestr. 51 79194 Gundelfingen (0761)5905333/<br />

Telecommunications<br />

GmbH<br />

(0761)5905100<br />

7 T-Mobil Landgrabenweg 151 53227 Bonn (0130)800161/<br />

MobilNET GmbH (0180)54171<br />

8 Swatch Telecom Rudolf-Diesel-Str. 7 65760 Eschborn-<br />

Nie<strong>der</strong>höchstadt<br />

9 JCDecaux Oskar-Jäger-Str. 48 50825 Köln (0221)546850/<br />

Deutschland (0221)5468541 o<strong>der</strong><br />

GmbH (0351)282910/<br />

(0351)2829140<br />

Tab. 3: Pageranbieter auf dem deutschen Markt<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

<strong>Technische</strong> Für die hier relevanten Aufgaben <strong>der</strong> Textinformation werden<br />

Parameter verschiedene Endgeräte mit nachstehenden Parameterbereichen<br />

angeboten:<br />

Für die Displays gibt es folgende Ausführungsformen:<br />

Seite 15<br />

Maße: 66,5...90 x 44...59 x 14...20,5 mm<br />

Gewicht: 10...45 g<br />

Betriebszeit: 720...2.500 h<br />

Rufempfindlichkeit: 6,7...8 µV/m<br />

Speicher: 15...32 (99) kB<br />

• Form 1: Einzeilig, 16 Stellen<br />

• Form 2: Einzeilig, 16 Stellen, Scrollfunktion<br />

• Form 3: Zweizeilig, 20 Stellen<br />

• Form 4: Zweizeilig, 24 Stellen<br />

• Form 5: Vierzeilig, 20 Stellen<br />

• Form 6: 5/7-zeilig, 26 Stellen.<br />

Funktionen Die Funktionen betreffen Uhrzeit, Datum, Timer, Weckfunktion,<br />

Eingangsstempel, Informationsdienste, Vibrationsalarm,<br />

Datenbank, Editor, Sprachbox, E-Mail, Internet, Gruppenruf,<br />

Erinnerungsservice, Fax-Sammelservice, Löschsperre,<br />

Batteriewarnanzeige und automatische Ein-/Ausschaltung.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Informationsdienste innerhalb von Paging-<br />

Systemen zeigt, daß bisher in Deutschland keine speziellen<br />

dynamischen Informationen zu Verkehrsproblemen angeboten<br />

werden. Eine Ausnahme stellt das französische System<br />

infobus dar, so daß es geson<strong>der</strong>t dargestellt wird.<br />

Das System infobus<br />

Infobus ist ein individuelles Fahrgastinformationssystem,<br />

das dem Verkehrskunden als zusätzliches Dienstleistungsangebot<br />

vom Verkehrsunternehmen zur Verfügung gestellt wer-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 16<br />

Abb. 2: Struktur des Systems infobus<br />

den kann. Die Fahrgastinformation bezieht sich auf die Ist-<br />

Abfahrtzeiten für ausgewählte Linien und Haltestellen<br />

innerhalb <strong>der</strong> nächsten Stunde nach Start <strong>der</strong> Anfrage.<br />

Die Konfiguration des Infobus-Systems ist aus Abb. 2<br />

ersichtlich. Es umfaßt folgende Komponenten:<br />

• Zentralsystem einschl. Funkübertragung durch das<br />

ERMES-Netz,<br />

• Pager und<br />

• Haltestellenanzeigen.<br />

Von grundsätzlicher Bedeutung ist die Zusammenarbeit von<br />

infobus mit einem RBL, aus dem die Netzwerk- und Fahrplandaten<br />

sowie die Ist-Positionen <strong>der</strong> Fahrzeuge (z. B. gemessen<br />

als Fahrplanabweichung) exportiert werden.<br />

Charakteristisch für infobus ist das Prinzip <strong>der</strong> verteilten Intelligenz<br />

von Server und Pager. Infobus hat ein eigenes<br />

Doppelrechnersystem, das die Aufgaben des Zentralrechners,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

des Servers und des Datenbankmanagementsystems übernimmt.<br />

Es verfügt über Schnittstellen für den Datenimport<br />

(FTP) aus dem RBL und eine X.25-Schnittstelle gegenüber<br />

dem Datenübertragungssystem ERMES. Außerdem sind<br />

ISDN- und Internet-Anschlüsse vorhanden, so daß eine Nachrichtenübertragung<br />

von Dritten möglich ist.<br />

Die Pager verfügen über eine eigene Intelligenz. Über Icons<br />

können die entsprechenden Anwendungen (persönliche Botschaften,<br />

allgemeine Informationsdienste, Fahrplanauskunft)<br />

angewählt werden (vgl. Abb. 3).<br />

Abb. 3: Beispiel für ein mobiles Endgerät<br />

Seite 17<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 18<br />

Bei <strong>der</strong> Fahrplanauskunft besteht die Möglichkeit, Linien<br />

und Haltestellen zu selektieren. Für die gewünschte Haltestelle<br />

werden dann die nächsten 5 Abfahrten angezeigt. Die<br />

Abfahrtzeiten werden aufgrund <strong>der</strong> aktuellen Ist-Informationen<br />

aus dem RBL zu den jeweiligen Kursen und einer<br />

mittleren Reisegeschwindigkeit auf <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Linie prognostiziert.<br />

Außerdem kann <strong>der</strong> Kunde in seinem Pager bis zu 5 Haltestellen,<br />

die er häufig benutzt, speichern und natürlich auch<br />

geson<strong>der</strong>t abfragen. Diese Tatsache schließt aber nicht aus,<br />

daß er sich zu jedem Zeitpunkt über an<strong>der</strong>e Linien und<br />

Haltestellen des gesamten Netzes informieren kann.<br />

Die Pager besitzen einen flüchtigen Speicher von 64 kB<br />

und einen permanenten Speicher mit einer Kapazität von<br />

ebenfalls 64 kB. Die Betriebszeit des Pagers beträgt ca.<br />

1.000 bis 1.200 h. Danach müssen die Batterien erneut aufgeladen<br />

werden. Das LCD-Display umfaßt 5 Zeilen mit 24<br />

Zeichen. Das Endgerät ist wahlweise in einer speziellen<br />

Halterung untergebracht und ist ca. 85 g schwer.<br />

Die Datenversorgung von infobus erfolgt in einem sog.<br />

„Stand-by-Modus”, bei dem alle zwei Minuten die Ist-Daten<br />

vom RBL an das Zentralsystem übertragen werden. Der<br />

Betriebsmodus sieht alle 30 s eine Datenübertragung an den<br />

Pager mit verfeinerten Prognosedaten für die gespeicherten<br />

Haltestellen vor.<br />

Die dritte Komponente von infobus umfaßt die Anzeigetafeln<br />

für die dynamische Fahrgastinformation, die in das<br />

Dach des Haltestellenunterstandes eingebaut sind.<br />

Die Abmessung einer solchen Tafel beträgt 1180 x 382 x<br />

110 mm. Die Tafeln sind als LED-Anzeigen ausgeführt und<br />

umfassen im Regelfall 4 Zeilen mit je 36 Zeichen. Eine<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Zeile besteht aus 290 x 9 Lichtpunkten. Die Höhe <strong>der</strong> Zeichen<br />

beträgt 35 mm und garantiert eine Lesbarkeit bis 15 m<br />

Entfernung.<br />

Die Stromversorgung erfolgt mit <strong>der</strong> üblichen Netzspannung.<br />

Der Anschlußwert beträgt 500 W.<br />

Die Anzeigetafel enthält eine Überschriftzeile mit Linie/<br />

Richtung/Wartezeit. Es können entwe<strong>der</strong> permanent die<br />

Wartezeiten für 3 Linien o<strong>der</strong> alternierend für mehr als 3<br />

Linien angezeigt werden. Die Anzeigedauer sowie die Anzeigezeiträume<br />

sind programmierbar.<br />

Für den Betrieb von infobus ist eine eigene Organisation<br />

beispielsweise als Tochter des Verkehrsunternehmens o<strong>der</strong><br />

als selbständiger Betrieb zu schaffen. Für regionale und<br />

städtische Telekommunikationsanbieter gibt es inzwischen<br />

in Deutschland auch schon Beispiele.<br />

Die gegenwärtig vorliegenden Referenzen von infobus beziehen<br />

sich auf einen seit November 1997 in Metz laufenden<br />

Feldversuch mit 400 Pagern. Das Bedienungsgebiet<br />

umfaßt ca. 300.000 Einwohner.<br />

Überdies ist <strong>der</strong> Einsatz von infobus in Cannes und Straßburg<br />

in Vorbereitung.<br />

Lokalrufsystem<br />

Seite 19<br />

Eine alternative Lösung bezieht sich auf ein Betriebsfunksystem,<br />

das beispielhaft folgende Struktur hat (vgl. Abb. 4 ).<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 20<br />

Abb. 4: Struktur eines Lokalrufsystems<br />

Abgrenzung zum Handy<br />

Nicht nur aus dem Geschäftsleben, son<strong>der</strong>n auch für den<br />

Privatgebrauch ist das Handy nicht mehr wegzudenken. Die<br />

Datenübertragung per Funk über den GSM-Standard (Global<br />

System for Mobil Communication) ist zu einer Schlüsseltechnologie<br />

geworden, die insbeson<strong>der</strong>e Schnelligkeit und<br />

Flexibilität im Geschäft garantiert. Die verfügbaren GSM-<br />

Netze D1, D2 und E-Plus sorgen flächendeckend für stabile<br />

Netzverbindungen.<br />

Seitdem das datenfähige Handy plus Adapter für ein Notebook<br />

mit Data-Card vorhanden ist, gewinnen <strong>der</strong> Short-<br />

Message-Service (SMS), die Fax-Übertragung und <strong>der</strong><br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Datenaustausch zwischen den Computern per GSM eine<br />

ständig wachsende Bedeutung. Beim Vorhandensein einer<br />

entsprechenden SMS-Software können Nachrichten mit<br />

einer <strong>der</strong>zeitigen Beschränkung auf 160 Zeichen versendet<br />

und empfangen werden. Außerdem ist eine Weiterleitung<br />

von E-Mails über SMS möglich.<br />

Die Fax-Übertragung und <strong>der</strong> Datenaustausch sind gegenwärtig<br />

noch durch die Übertragungsgeschwindigkeit von<br />

9.600 bps eingeengt. Diese Tatsache ist natürlich auch<br />

kostenrelevant; denn die Übertragungsrate beeinflußt direkt<br />

die erfor<strong>der</strong>liche Anzahl von Übertragungseinheiten (TE).<br />

Schließlich kann sich <strong>der</strong> Handy-Nutzer auch via Funk bei<br />

einem Internet-Provi<strong>der</strong> o<strong>der</strong> einem Online-Dienst (z. B. AOL,<br />

CompuServe, T-Online) einloggen.<br />

Das Handy eröffnet dadurch, daß es Telefon, Fax und<br />

Internet-Computer in einem Gerät ist, das Tor zum<br />

„Mobilen Büro”.<br />

Inzwischen gibt es auf dem Markt eine Reihe lukrativer Angebote.<br />

Als Beispiele für diese Geräte stehen<br />

APPLE NEWTON 120/130,<br />

CASIO PLANEO,<br />

NOKIA 9000 COMMUNICATOR,<br />

OMNIGO 700LX,<br />

PSION 3A,<br />

SHARP ZAURUS,<br />

TEXAS INSTRUMENTS PS-6890 SI,<br />

US ROBOTICS PILOT.<br />

Seite 21<br />

Als ein Spitzenprodukt gilt <strong>der</strong> NOKIA 9000 COMMUNI-<br />

CATOR, <strong>der</strong> inzwischen für ca. 1.500 DM angeboten wird.<br />

Dieses Gerät ist nicht nur ein mobiles Adreßverzeichnis,<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 22<br />

Terminkalen<strong>der</strong>, Alarmklingel o<strong>der</strong> Notizbuch, son<strong>der</strong>n<br />

gleichzeitig auch Fax- und E-Mail-Station zum Senden und<br />

Empfangen von Nachrichten. Letzteres gilt natürlich auch<br />

für SMS. Außerdem besitzt NOKIA 9000 COMMUNICA-<br />

TOR ein Browser-Programm, um im Internet zu navigieren.<br />

Natürlich kann stiftungsgemäß mit diesem Gerät vor allem<br />

auch telefoniert werden. Für alle genannten Dienste existiert<br />

die gleiche einfache Benutzeroberfläche, so daß eine<br />

leichte Bedienung gesichert ist. Der Communicator kann<br />

schließlich mit einem seriellen Kabel o<strong>der</strong> über einen<br />

Infrarot-Adapter an einen PC angeschlossen werden. Auf<br />

diese Weise lassen sich Informationen speichern und aktualisieren,<br />

beispielsweise Adreßverzeichnisse, Textdokumente,<br />

Faxe, E-Mails und Notizen, die natürlich auch ausgedruckt<br />

werden können.<br />

Es stehen 130 Minuten Sprech-, Daten- und Faxübertragungszeit<br />

sowie 30 Stunden Betriebszeit (Stand-by-Zeit) zur<br />

Verfügung. Unter diesen Bedingungen ist das Surfen im<br />

Internet nicht unbedingt empfehlenswert, da beispielsweise<br />

<strong>der</strong> Aufbau einer Homepage schon 7 bis 10 Minuten dauern<br />

kann. Weitere technische Einzelheiten werden an dieser<br />

Stelle nicht dargestellt.<br />

Angesichts <strong>der</strong> skizzierten Situation erhebt sich zunächst<br />

berechtigt die Frage nach Nützlichkeit von Pagern. Der<br />

wesentliche technische Unterschied besteht in den Kommunikationsarten:<br />

Handy - bidirektionale Kommunikation<br />

Pager - monodirektionale Kommunikation zwischen<br />

Zentrale und Nutzer<br />

Diese Tatsache ist selbstverständlich sofort kostenrelevant.<br />

Die Anschaffungskosten verhalten sich gegenwärtig wie<br />

8...10 : 1 zugunsten des Pagers. Auch bei den Übertra-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 23<br />

gungskosten bestehen ähnliche Relationen, so daß noch<br />

nicht damit gerechnet werden kann, die Zielgruppe <strong>der</strong><br />

Privatnutzer in ausreichendem Maße zu erreichen.<br />

Außerdem liegt bei Pagern die gewünschte Nachricht sofort<br />

an, sofern eine vorherige (telefonische) Bestellung für die<br />

Fahrplanauskunft vorliegt. Diese Bestellung kann natürlich<br />

bis auf Wi<strong>der</strong>ruf gelten. Durch die Sicherung einer gewissen<br />

Multifunktionalität entgeht <strong>der</strong> Pager auch zunehmend<br />

<strong>der</strong> Gefahr einer einseitigen und damit kostspieligen<br />

Nutzung.<br />

Natürlich kann auch über das Handy beispielsweise über<br />

Internet o<strong>der</strong> mit einem traditionellen Telefongespräch eine<br />

Fahrplanauskunft erhalten werden. Sie ist aber noch deutlich<br />

teurer als ein Funkruf.<br />

Fazit zur Nutzung von Paging-Systemen<br />

Die Untersuchungen haben gezeigt, daß die alleinige Nutzung<br />

eines Paging-Systems wahrscheinlich nicht sinnvoll sein<br />

wird. Es gibt am Markt zahlreiche Informationsanbieter,<br />

Service Provi<strong>der</strong> und Netzbetreiber (vgl. Abb. 5).<br />

Die Zugänge zu den Paging-Systemen sind bereits heute<br />

sehr universell. Sie betreffen das traditionelle Telefon, neue<br />

Dienste (Btx, E-Mail), world wide web (www) mit Internet<br />

sowie PC und unternehmensinterne Rechnernetze.<br />

Die Informationsübertragung zu den Paging-Systemen betrifft<br />

Sprache/Ton, Text und Numerik.<br />

Die Verbreitung <strong>der</strong> Pager am Markt geht aus den Abb. 6<br />

und 7 hervor.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 24<br />

Abb. 5: Konfiguration von Paging-Systemen<br />

Abb. 6: Pager im Markt (1996)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Abb. 7: Zuwachs Pager 1996<br />

Nutzungskosten für Paging-Systeme<br />

Seite 25<br />

Eine abschließende Betrachtung über die beim Gebrauch<br />

von Pagern auftretenden Kosten ist gegenwärtig problematisch,<br />

da die Tarifgestaltung durch das Ende des staatlichen<br />

Monopols auf dem Telekommunikationsmarkt in Bewegung<br />

geraten ist. Dennoch wurde versucht, die Tarife, die<br />

Ende 1997 gültig waren, für eine erste Einschätzung<br />

zusammenzutragen.<br />

• Cityruf<br />

Durch die Bereitstellung des Cityruf-Netzes entstehen<br />

Kosten, die gegenwärtig dem Nutzer in Form eines monatlichen<br />

Grundpreises berechnet werden. Für die Berechnung<br />

spielen die Rufklasse, <strong>der</strong> gebuchte Rufbereich sowie<br />

ein eventuell vereinbartes Abonnement eine Rolle.<br />

Der monatliche Grundpreis inkl. MwSt. beträgt bei:<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 26<br />

Tab. 6: Preisgestaltung Cityruf<br />

Cityruf regional<br />

Display je Anschluß 24,- DM/Monat<br />

Abo 10 für 12 20,- DM/Monat<br />

Die Preise für den Absen<strong>der</strong> von Funkrufen richten sich<br />

nach Art und Zeitpunkt <strong>der</strong> Eingabe. Das Übermitteln<br />

eines Funkrufes ist ab 0,12 DM möglich. Der<br />

Normaltarif beim Telefon gilt montags bis freitags von 9-<br />

18 Uhr, <strong>der</strong> Billigtarif in <strong>der</strong> übrigen Zeit und an<br />

Feiertagen. Es gelten die Werte nach Tab. 6.<br />

Zugang Tarif Zeittakt<br />

(TE in Sek.)<br />

Auftragsservice durchgehen<strong>der</strong> Tarif 5<br />

Telefon Normaltarif 20<br />

Telefon Billigtarif 30<br />

Telex durchgehend 5<br />

0,12 DM/TE<br />

• Scall<br />

Das System arbeitet ohne monatliche Grundgebühr.<br />

Die Kosten trägt <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> den jeweiligen Funkrufteilnehmer<br />

erreichen will, entsprechend den verbrauchten<br />

Übertragungseinheiten.<br />

• Skyper<br />

Hier gilt eine ähnliche Tarifgestaltung wie bei Scall. Für<br />

die Funkrufempfänger sind die 3 Basisprogramme und<br />

FriendlyNews kostenfrei.<br />

Der Empfang von Informationsprogrammen kostet bei<br />

Vorauszahlung einmalig bei<br />

6 Monate Vertragslaufzeit 59,- DM,<br />

12 Monate Vertragslaufzeit 99,- DM.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

• TeLMI<br />

Dieses System hat keinen monatlichen Grundpreis. Der<br />

Empfang <strong>der</strong> Informationsdienste ist kostenfrei. Lediglich<br />

spezielle Informationsdienste sind für den Empfänger<br />

kostenpflichtig. Die Preisempfehlungen für TeLMI-<br />

MORE-Cards betragen als einmalige Kosten:<br />

Bundesliga-Card 49,90 DM<br />

Formel-1-Card 49,90 DM<br />

TV-Spielfilm-Card 29,90 DM<br />

7er-Group-Card 49,90 DM<br />

15er-Group-Card 79,90 DM.<br />

Hier handelt es sich um einen einmaligen Aufwand, <strong>der</strong><br />

in dieser Form wahrscheinlich auch Anwendung für die<br />

Fahrplanauskunft finden könnte.<br />

Die Übertragungskosten belaufen sich auf<br />

Telefon/Bandaufnahme 0,12 DM pro 1,3 s,<br />

Telefon/Sekretariatsdienst 0,12 DM pro 5,2 s,<br />

PC+Modem/TeLMI CONNECT 0,12 DM pro 5,2 s.<br />

Seite 27<br />

Der Sekretariats-Service beträgt 19,90 DM/Monat (inkl.<br />

MwSt.). Hinzu kommt eine einmalige Aktivierungsgebühr<br />

in Höhe von 39,90 DM (inkl. MwSt.).<br />

• QUIX<br />

Die Gebühren pro Nachricht sind von dem gewählten<br />

Netzzugang abhängig:<br />

Zugang per Operator ohne Partnerpaket 2,40 DM<br />

Zugang per Operator mit Partnerpaket 0,96 DM<br />

(montags bis freitags, 9-18 Uhr) bzw. 1,20 DM<br />

(übrige Zeit)<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 28<br />

Zugang per PC + Modem 0,96 DM<br />

bzw. 1,20 DM<br />

Zugang per T-Online bzw. Internet Son<strong>der</strong>regelungen<br />

Zugang per Telefon 0,24 DM.<br />

Die Länge <strong>der</strong> Textnachrichten ist mit 120 Zeichen begrenzt.<br />

Die Gebühren zahlt immer <strong>der</strong> Absen<strong>der</strong> einer Message.<br />

Monatsgebühren für die Nutzung des Funkdienstes fallen<br />

nicht an.<br />

Für das QUIX-Partnerpaket gelten reduzierte Auftragsdienst-Rufpreise<br />

in Höhe von 1,20 DM tagsüber und<br />

0,96 abends statt 2,40 DM. Das Partnerpaket kostet<br />

19,90 DM.<br />

Zusätzliche einmalige Kosten treten noch auf für<br />

QUIX-Gruppenruf 4,90 DM<br />

Profi Mailbox 4,90 DM<br />

QUIX bundesweit 9,90 DM.<br />

• Infobus<br />

Die Franzosen rechnen mit monatlichen Nutzungsgebühren<br />

für den Pager in Höhe von 28 FF (ca. 9,30 DM).<br />

In Cannes sollen sie sogar nur 25 FF (ca. 8,30 DM) betragen.<br />

Damit sind alle Kosten für den Kunden abgegolten.<br />

Generell läßt sich absehen, daß im Regionalbereich bis<br />

50 km die Telefontarife 1998 gemäß Tab. 7 gelten werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Tab. 7: Telefontarife 1998 in DM pro Minute Gesprächsdauer (werktags) im Regionalbereich<br />

Es ist zu erwarten, daß sich aufgrund des Wettbewerbs zwischen<br />

den Anbietern auch die Übertragungskosten für<br />

Funkrufe in Zukunft eher noch verringern werden.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an ein Paging-System im ÖPNV<br />

Vorbemerkungen<br />

Seite 29<br />

Anbieter Deutsche Telekom Arcor Mobilcom TelePassport<br />

21 - 5 Uhr 0,06 0,08 0,18<br />

5 - 9 Uhr 0,16 0,12 ca. 10 % 0,18<br />

9 - 12 Uhr 0,28 0,16 unter <strong>der</strong> 0,22<br />

12 - 18 Uhr 0,24 0,16 Telekom 0,22<br />

18 - 21 Uhr 0,16 0,12 0,18<br />

Aus verkehrspolitischen und unternehmerischen Gesichtspunkten<br />

müssen die Nahverkehrsbetriebe umfassende Aktivitäten<br />

für den Rückgewinn von Fahrgästen unternehmen.<br />

Das Nutzen des Produktionsfaktors Information zählt zweifellos<br />

hierzu. So konnte beispielsweise in einer soziologischen<br />

Studie zur Vorbereitung des Pager-Einsatzes in <strong>der</strong><br />

Stadt Metz herausgefunden werden, daß 26 % <strong>der</strong> Befragten<br />

die öffentlichen Verkehrsmittel öfter als heute benutzen<br />

wollen, wenn sie bessere Informationen zum öffentlichen<br />

Nahverkehr haben. Obwohl diese Ergebnisse keineswegs<br />

als konsolidiert angesehen werden können, muß eingeräumt<br />

werden, daß ein direkter Zusammenhang zwischen<br />

<strong>der</strong> Zuverlässigkeit und <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ungsangebote<br />

und dem Fahrgastaufkommen besteht.<br />

Dennoch steht die Frage nach <strong>der</strong> Bewertung einer guten<br />

und umfassenden Information versus notwendige persönliche<br />

Kosten <strong>der</strong> potentiellen Fahrgäste. Welchen Anteil muß<br />

die Öffentlichkeit aus verkehrspolitischen Rücksichten<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 30<br />

finanzieren? Wie hoch ist die Bereitschaft <strong>der</strong> Bürger, für<br />

eine Maßnahme <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ungsvorbereitung, zu denen<br />

die Fahrplanauskunft zählt, etwas zu bezahlen? Vorliegende<br />

soziologische Untersuchungen für verschiedene Städte zeigen<br />

eher, daß <strong>der</strong> Übergangswi<strong>der</strong>stand zwischen motorisiertem<br />

Individualverkehr und ÖPNV sehr hoch ist.<br />

Mithin wäre es unrealistisch zu glauben, daß die Bürger<br />

sich Pager nur für die Fahrplanauskunft leisten würden. Das<br />

würden allenfalls Unternehmen, Institutionen und Behörden<br />

tun, für die die Kosten zur Anschaffung und Nutzung<br />

<strong>der</strong>artiger Geräte mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar steuerlich<br />

absetzbar wären. Das bedeutet, daß die Einzelpersonen<br />

durch zusätzliche Informationsangebote an <strong>der</strong> Nutzung von<br />

Pager-Systemen interessiert werden müßten.<br />

Lösungskonzept für die Fahrplanauskunft<br />

Die Fahrplanauskunft ist ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

des Marketing eines Verkehrsunternehmens. Das betrifft<br />

• die statische Fahrplanauskunft und<br />

• die dynamische Fahrplaninformation.<br />

Statische Für den ersten Punkt werden gegenwärtig meist folgende<br />

Fahrplan- Möglichkeiten angeboten:<br />

auskunft • Fahrplanhefte, die jeweils für eine Fahrplanperiode von<br />

den potentiellen Verkehrskunden käuflich erworben werden<br />

können,<br />

• Fahrplanaushänge an den Haltestellen,<br />

• kostenfreie Auskünfte an elektronischen Auskunftsautomaten,<br />

• mündliche Auskünfte an den Servicezentren o<strong>der</strong> telefonisch<br />

in <strong>der</strong> Leitstelle,<br />

• unternehmensübergreifende Auskünfte über beispielsweise<br />

das System EFA im Verkehrsverbund.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Dynamische Diese Auskünfte sollen im zweiten Punkt wie folgt ergänzt<br />

Fahrplan- werden:<br />

auskunft • Anzeigen <strong>der</strong> dynamischen Fahrgastinformation (DFI) an<br />

ausgewählten Haltestellen,<br />

• statische und dynamische Fahrplanauskunft in <strong>der</strong> Leitstelle<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage einer geson<strong>der</strong>ten Funktion des<br />

RBL,<br />

• Entwicklung einer Schnittstelle zwischen RBL und weiteren<br />

Fahrplan-Informationssystemen, wodurch <strong>der</strong> Zugang<br />

mit dem Internet zu den Ist-Betriebsdaten gewährleistet<br />

werden soll.<br />

Zur Sicherung dieser Maßnahmen ist ein Datenexport aus<br />

dem RBL notwendig.<br />

Als neue Möglichkeit für die Fahrplanauskunft soll ein<br />

Paging-System in Betracht gezogen werden. Die weiteren<br />

Ausführungen beziehen sich demzufolge nur auf diesen Gegenstand.<br />

Systemanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Seite 31<br />

Das Paging-System besteht aus den bereits früher beschriebenen<br />

Systemkomponenten<br />

• Zentrale,<br />

• Funkrufnetz und<br />

• mobile Endgeräte.<br />

Pager-Zentrale Die Zentrale des Paging-Systems umfaßt den Operator-<br />

Arbeitsplatz, die Rechner und Peripheriegeräte, die Schnittstellen<br />

zu den Datenanbietern, den Nutzern des Paging-<br />

Systems und zum Funkrufnetz bzw. direkt die Funkanlage.<br />

Das Funkrufnetz dient <strong>der</strong> Übertragung <strong>der</strong> Nachrichten<br />

an die Endkunden. Am Markt sind verschiedene Netzanbieter<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 32<br />

tätig. Deshalb ist die Nutzung von einer entsprechenden<br />

Anmeldung abhängig.<br />

Die Endkunden besitzen mobile Endgeräte (Pager), die in<br />

Übereinstimmung mit dem vorgesehenen Netzbetreiber unter<br />

einem vorliegenden Marktangebot ausgewählt werden müssen.<br />

Als allgemeine Anfor<strong>der</strong>ungen sind die einschlägigen technischen<br />

Vorschriften (ISO, DIN, VDE usw.) sowie die<br />

Bedingungen <strong>der</strong> Berufsgenossenschaften und die gesetzlichen<br />

Vorschriften insbeson<strong>der</strong>e für das Arbeitsumfeld <strong>der</strong><br />

Zentrale zu beachten.<br />

Im Folgenden werden zunächst die speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

bezüglich <strong>der</strong> Fahrplanauskunft beschrieben.<br />

Die Zentrale muß mit den relevanten Betriebsdaten aus dem<br />

RBL versorgt werden. Diese Daten sind beim Unternehmen<br />

einerseits im Fahrplanplanungssystem (Soll-Daten)<br />

Datenexport und an<strong>der</strong>erseits im RBL (Ist-Daten) vorhanden. Über eine<br />

Exportschnittstelle sind folgende Daten aus dem RBL<br />

bereitzustellen:<br />

• die für die Fahrplanauskunft relevanten Netz- und Streckendaten,<br />

• die gültigen Fahrplanversionen und<br />

• die Ist-Daten für die Fahrplanabweichungen <strong>der</strong> aktuellen<br />

Linien und Kurse.<br />

Die oben genannten Daten müssen aus dem RBL extrahiert<br />

und in ein anwendungsneutrales Format (ASCII-Dateien)<br />

überführt werden.<br />

Sofern noch zusätzliche Informationsfunktionen seitens des<br />

Nahverkehrsunternehmens ausgegeben werden sollen, muß<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 33<br />

die Schnittstelle entsprechend erweitert werden. Dafür ist<br />

ein entsprechen<strong>der</strong> Aufwand zu berücksichtigen.<br />

Datenüber- Die Datenübertragung <strong>der</strong> entstandenen Dateien wird<br />

tragung danach in einem standardisierten Datei-Übertragungsverfahren<br />

(z. B. FTP -. File transfer protocol) zur Importschnittstelle<br />

des Zielsystems in <strong>der</strong> Funkrufzentrale nach<br />

einem nutzerdefinierten Zeitregimes realisiert. Die<br />

Zykluszeit für die Aktualisierung <strong>der</strong> Ist-Datenbestände soll<br />

2 Minuten betragen. Die physische Datenübertragung kann<br />

dabei über öffentliche Kommunikationskanäle o<strong>der</strong> über<br />

angemietete Standleitungen erfolgen. Die Auswahl <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Lösung soll nach Leistungs- und Kostengesichtspunkten<br />

erfolgen.<br />

Datenimport Die Importschnittstelle des Paging-Systems hat die empfangenen<br />

Dateistrukturen zu analysieren und in die anwendungsspezifischen<br />

Datenformate <strong>der</strong> Datenbasis <strong>der</strong><br />

Funkrufzentrale zu konvertieren und abzulegen.<br />

Die Zentrale empfängt die Aufträge entwe<strong>der</strong> als registrierte<br />

Funkrufbestellungen <strong>der</strong> Endkunden (vergleichbar mit<br />

einem Abonnement) o<strong>der</strong> als an einen bzw. an mehrere<br />

Teilnehmer gerichtete Funkrufe. Letztere können über Telefon,<br />

PC, Fax, E-Mail o<strong>der</strong> Internet an die Zentrale herangetragen<br />

werden. Die Aufträge müssen erfaßt, verwaltet, abgearbeitet<br />

und abgerechnet werden. Für den Übergang <strong>der</strong><br />

Nachrichten aus Rechnersystemen wird von den Service-<br />

Provi<strong>der</strong>n die erfor<strong>der</strong>liche Software meist kostenfrei den<br />

Nutzern zur Verfügung gestellt. Das Paging-System muß<br />

also auch über eine RS232C-Schnittstelle verfügen.<br />

Die Datenverwaltung ist mit dem jeweiligen Funkrufsystem<br />

verknüpft, so daß keine beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen gestellt<br />

werden müssen.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 34<br />

Funkruf- Die Abarbeitung <strong>der</strong> Funkrufaufträge erfor<strong>der</strong>t die Anwahl<br />

aufträge des entsprechenden Teilnehmers durch die Zentrale.<br />

Sporadisch anfallende Nachrichten werden direkt weitergegeben.<br />

Dabei muß sich das Paging-System auf eine Weckfunktion<br />

bzw. einen Vibrationsalarm im jeweiligen Endgerät<br />

stützen.<br />

Standard-Informationspakete werden in einem festgelegten<br />

Zeitzyklus, <strong>der</strong> durch den Inhalt <strong>der</strong> Nachrichten bestimmt<br />

wird, an alle Empfänger weitergegeben.<br />

Die Fahrplanauskunft erfor<strong>der</strong>t differenzierte Nachrichten.<br />

Die jeweiligen Auskunftsdaten sind auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong><br />

Nutzer-Bestellungen von <strong>der</strong> Paging-Zentrale zu selektieren,<br />

an das Funkrufnetz zur Übertragung weiterzugeben und<br />

an die entsprechende Anrufnummer des Empfängers zu<br />

übertragen.<br />

Als Übertragungssystem zwischen <strong>der</strong> Zentrale und dem<br />

Endgerät beim Kunden soll ein Funkrufnetz dienen. Das<br />

Netz muß eine Erreichbarkeit <strong>der</strong> Funkrufteilnehmer im<br />

Einzugsbereich mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 %<br />

sicherstellen.<br />

Über das Funkrufnetz werden nicht nur die Fahrplanauskunft,<br />

son<strong>der</strong>n auch weitere, den potentiellen Verkehrskunden<br />

interessierende Informationsdienste als Basisprogramme<br />

kostenfrei angeboten.<br />

Dazu zählen dpaNews, Wetternachrichten, allgemeine<br />

Verkehrsinformationen, Hotel/Übernachtung, Lotto-Ergebnisse<br />

und Stadtnachrichten. Zusätzliche Informationspakete<br />

können kostenpflichtig angeboten werden.<br />

Die Selektion <strong>der</strong> anzuzeigenden Nachrichten erfolgt über<br />

das Menüsystem <strong>der</strong> Pager beim Endkunden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Als beson<strong>der</strong>e Aktivität ist die Einbeziehung von Aufsichtsund<br />

technischen Servicediensten des Nahverkehrsbetriebes<br />

in das Paging-System zu betrachten. Die Aufsichtskräfte<br />

und die Verkehrsfunkwagen sollen je<strong>der</strong>zeit die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Auskünfte über den aktuellen Betriebsablauf<br />

an selektierten Haltestellen und für ausgewählte Linien<br />

erhalten können. Außerdem sollen sie über Gruppenruf zu<br />

aktuellen Verkehrsstörungen unterrichtet werden, damit sie<br />

möglichst ohne Zeitverzug für das Störungsmanagement<br />

vor Ort wirksam werden können. Ein weiterer Einsatzfall<br />

bezieht sich auf die Verkehrsabwicklung bei Großveranstaltungen.<br />

Hier sind die Aufsichtskräfte nicht nur in <strong>der</strong><br />

Situation, daß sie selbst aktuelle Informationen automatisch<br />

von <strong>der</strong> Leitstelle empfangen, son<strong>der</strong>n auch dem Publikum<br />

exakte Auskünfte geben können.<br />

Ein prinzipiell ähnliches Anliegen gilt für die technischen<br />

Servicedienste bei <strong>der</strong> Verrichtung ihrer planmäßigen Tätigkeiten<br />

o<strong>der</strong> bei Havarieeinsätzen. Unabhängig vom Sprechfunkeinsatz<br />

können sie bei einem ausgelösten Auftrag automatisch<br />

die gewünschten, ihren Einsatzort betreffenden<br />

Informationen empfangen.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Endgeräte<br />

Seite 35<br />

Die Endgeräte sollen Textnachrichten anzeigen können und<br />

zu diesem Zweck ein Display von wenigstens 4 Zeilen mit<br />

jeweils 24 Zeichen besitzen. Außerdem soll ein Speicher<br />

von mindestens 124 kB vorhanden sein.<br />

Die Geräteabmessungen dürfen den Bereich von 90 x 60 x<br />

20 mm nicht übersteigen. Die Masse des Gerätes sollte<br />

nicht über 100 g betragen. Die Betriebszeit muß mindestens<br />

1.200 h umfassen. Es muß ein preisgünstiges Ladegerät<br />

angeboten werden. Die Empfangsempfindlichkeit muß wenigstens<br />

8 µV/m sein.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 36<br />

Die Endgeräte müssen eine Selektion <strong>der</strong> Informationsfunktionen<br />

über das Menüsystem ermöglichen. Hierfür sind<br />

entsprechende Icons zur Auswahl <strong>der</strong> Informationsangebote<br />

vorzusehen. Weiter sollen die üblichen Standardfunktionen,<br />

die den Betrieb des Endgerätes betreffen, vorhanden sein.<br />

Für die Fahrplaninformation sollen Auskünfte zu definierten<br />

Linien und Haltestellen ausgewählt werden können.<br />

Dabei muß eine Auskunft zu den Abfahrten in <strong>der</strong> kommenden<br />

Stunde nach Start <strong>der</strong> Anfrage gegeben werden können.<br />

Das Eintreffen einer persönlichen Botschaft ist durch die<br />

Weckfunktion bzw. den Vibrationsalarm anzuzeigen. Wenigstens<br />

10 Botschaften müssen für etwa 30 Stunden abgespeichert<br />

werden können.<br />

Service-Angebot/Systemfunktionen<br />

Es ist davon auszugehen, daß die Fahrplanauskunft das<br />

Paging-System nicht rechtfertigt. Daher müssen weitere<br />

unternehmensinterne, fachbezogene und allgemeine Informationsdienste,<br />

die ein hohes Publikumsinteresse hervorrufen,<br />

sowie Möglichkeiten zur Übermittlung persönlicher<br />

Botschaften in das Service-Angebot einbezogen werden.<br />

Auf dieses Service-Angebot hat auch die Organisationsform<br />

des Paging-Systems aufzubauen.<br />

Die Betriebsbereitschaft des Paging-Systems muß durch die<br />

Zentrale des Funkrufdienstes durchgehend gewährleistet<br />

werden. Die Systemzuverlässigkeit muß 95 % betragen.<br />

Die Zentrale gehört dem Service Provi<strong>der</strong>. Sie muß nicht<br />

unbedingt auch für den Netzbetrieb zuständig sein. Bei<br />

QUIX ist beispielsweise die Miniruf GmbH sowohl Service<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Service-Angebot:<br />

Informationsdienste des Nahverkehrsbetriebes:<br />

Statische Fahrplanauskunft<br />

Dynamische Fahrplaninformation<br />

Störungs-Sammelrufe für Aufsichts- und technische Servicedienste<br />

Ansteuerung von Anzeigern des DFI<br />

Tarifinformationen<br />

Unternehmens-Informationen<br />

Management-Gruppenrufe<br />

Verkehrsinformationen<br />

Straßensperrungen/Umleitungen<br />

Verkehrslage (Unfälle, Stauerscheinungen)<br />

Verkehrswetterbericht<br />

Fahrtroutenempfehlungen<br />

Allgemeine Informationsdienste<br />

dpaNews<br />

Wetterbericht<br />

Sportnachrichten<br />

Lotto-/Toto-Ergebnisse<br />

Stadtinformationen (Öffnungszeiten, Events)<br />

Übernachtungen<br />

Restaurants<br />

Tankstellen/Werkstätten<br />

Persönliche Botschaften<br />

Kurzinformationen<br />

Rückrufwünsche<br />

Seite 37<br />

Provi<strong>der</strong> als auch Netzbetreiber. Unter Berücksichtigung<br />

des regional orientierten Service-Angebotes sollte <strong>der</strong> Service<br />

Provi<strong>der</strong> allerdings aus dem Umfeld <strong>der</strong> jeweiligen Region<br />

als gemeinnütziges Unternehmen entstehen.<br />

Die monatliche Kostenbelastung pro Endkunden für die<br />

Deckung <strong>der</strong> fixen und variablen Kosten <strong>der</strong> Fahrplanaus-<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 38<br />

kunft sollte ohne Berücksichtigung spezieller Informationsdienste<br />

6 DM nicht übersteigen.<br />

Die Preisgestaltung bei den über die Fahrplanauskunft hinausgehenden<br />

Informationsdiensten ist noch offen.<br />

Handlungsempfehlungen<br />

Aufgrund <strong>der</strong> durchgeführten Untersuchungen hat sich ergeben,<br />

daß die Einführung <strong>der</strong> Fahrplanauskunft mit Pagern<br />

Rahmen- unter Berücksichtigung bestimmter Rahmenbedingungen<br />

bedingungen nützlich sein kann. Die Rahmenbedingungen betreffen<br />

• Klärung <strong>der</strong> Akzeptanz bei den potentiellen Verkehrskunden<br />

(in Metz waren sofort 17 % bereit, einen Pager<br />

zu benutzen),<br />

• Integration betrieblicher Nutzungen durch den Aufsichtsund<br />

technischen Servicedienst sowie zur Ansteuerung<br />

<strong>der</strong> Haltestellenanzeigen <strong>der</strong> DFI,<br />

• Schaffung <strong>der</strong> organisatorischen Voraussetzungen<br />

durch Gründung und/o<strong>der</strong> Outsourcing einer entsprechenden<br />

Struktureinheit,<br />

• Aufbau von Kooperationen mit weiteren Nutzern in<br />

<strong>der</strong> Region,<br />

• Entwicklung von Finanzierungsmodellen.<br />

Die Einführung eines Paging-Systems darf nicht isoliert<br />

betrachtet werden, son<strong>der</strong>n muß als ein Bestandteil <strong>der</strong><br />

Marketingarbeit des Verkehrsunternehmens betrachtet wer-<br />

Realisierungs- den. In diesem Kontext werden folgende Empfehlungen für<br />

schritte die erfor<strong>der</strong>lichen Realisierungsschritte gegeben:<br />

Schritt 1: Ausarbeiten und Bestätigen eines Lösungskonzepts<br />

für die Fahrplanauskunft unter Nutzung<br />

innovativer Telekommunikationsansätze,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Schritt 2: Klärung <strong>der</strong> Kooperationsmöglichkeiten mit dem<br />

zuständigen Verkehrsverbund,<br />

Schritt 3: Klärung <strong>der</strong> Kooperationsmöglichkeiten mit dem<br />

Stadtmarketing, Tourismus, Hotelwesen, den Werbeagenturen,<br />

Schritt 4: Soziologische Akzeptanzuntersuchung für den<br />

Einsatz von Pagern bei potentiellen Verkehrskunden,<br />

Durchführung von Studienbesuchen bei<br />

Anbietern bzw. Referenzanlagen,<br />

Schritt 5: Grundsatzentscheidung zum Lösungskonzept sowie<br />

zu den Finanzierungs- und Organisationsmodellen,<br />

Schritt 6: Präzisieren und Bestätigen des Lastenheftes für<br />

die Einführung des Paging-Systems,<br />

Schritt 7: Ausschreibung,<br />

Schritt 8: Auswertung <strong>der</strong> Angebote inkl. Testvorführungen,<br />

Schritt 9: Sichern <strong>der</strong> Finanzierung,<br />

Schritt 10: Schaffen einer Organisationsform für Service<br />

Provi<strong>der</strong>,<br />

Schritt 11: Werbung und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Schritt 12: Beauftragung, Realisierung,<br />

Schritt 13: Probebetrieb und Inbetriebnahme,<br />

Schritt 14: Abnahme und Inbetriebnahme.<br />

Seite 39<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 40<br />

Schlußbetrachtung<br />

Die durchgeführten Studien zeigten, daß die Nutzung von<br />

Funkrufsystemen für den ÖPNV nützlich ist. Die Aufgabe<br />

des Nahverkehrsunternehmens besteht in <strong>der</strong> Bereitstellung<br />

<strong>der</strong> Soll- und Ist-Fahrplandaten über eine Exportschnittstelle<br />

des RBL. Das weitere Aufbereiten <strong>der</strong> Auskunftsinfomationen<br />

ist eigentlich schon nicht mehr die primäre Aufgabe<br />

des Verkehrsbetriebes. Hier könnte sich ein Service Provi<strong>der</strong><br />

etablieren. Er soll nicht nur eine unternehmensübergreifende<br />

Fahrplanauskunft für den zu bedienenden<br />

Verkehrsraum erzeugen, son<strong>der</strong>n diesen Informationsdienst<br />

mit an<strong>der</strong>en ähnlichen Diensten verknüpfen und entwe<strong>der</strong><br />

als Basisprogramme o<strong>der</strong> gemäß Kundenbestellung für die<br />

Übertragung über ein offenes, für je<strong>der</strong>mann zugängliches<br />

Netz darbieten.<br />

Für die Datenübertragung steht jetzt eine Reihe von Netzanbietern<br />

bereit, die sich allenfalls durch die Preise für die<br />

Übertragungseinheit unterscheiden.<br />

Das Angebot für die Empfangsgeräte (Pager) ist vielfältig<br />

und auch kostengünstig. Spezielle Software für die Fahrplanauskunft<br />

in diesem Zusammenhang liegt nur in Einzelfällen<br />

(z. B. JCDecaux) vor, so daß ggf. für den Service<br />

Provi<strong>der</strong> und den Datenanbieter noch ein Entwicklungsaufwand<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist. Es ist ein Entscheidungstatbestand,<br />

ob die Endgeräte den Kunden gegen ein monatliches<br />

Nutzungsentgelt zur Verfügung gestellt o<strong>der</strong> die Empfänger<br />

durch den Kunden beschafft und auf <strong>der</strong> Basis einer einmaligen<br />

Nutzungsgebühr für den Funkrufdienst betrieben werden.<br />

Das ist eine generelle Akzeptanz- und Marketingfrage.<br />

Es ist weiter notwendig, daß auch <strong>der</strong> Nahverkehrsbetrieb<br />

bei <strong>der</strong> Realisierung eines <strong>der</strong>artigen Projektes interne<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Pagereinsatz für die individuelle dynamische 07320<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Mehrwerte durch eine eigene Beteiligung und Nutzung des<br />

Funkrufdienstes sucht.<br />

Quellenverzeichnis<br />

Schreiben <strong>der</strong> DFR Deutsche Funkruf, Mainz, v. 28.11.1997,<br />

Schreiben <strong>der</strong> Swissphone Telecommunications GmbH,<br />

Gundelfingen, v. 01.12.1997,<br />

Schreiben <strong>der</strong> T-Mobil Deutsche Telekom MobilNet, Bonn,<br />

v. 02.12.1997,<br />

Schreiben <strong>der</strong> Multiton Elektronik GmbH, Düsseldorf, v.<br />

03.12.1997 u. 15.12.1997,<br />

Konsultation bei JCDecaux, Plaissir (Frankreich), am<br />

18.12.1997,<br />

Schreiben <strong>der</strong> Miniruf GmbH, Hannover, v. 06.01.1998,<br />

Fachzeitschrift „MobilTELEFON”, Ulm, Jahrg. 1998, Heft 1,<br />

Fachzeitschrift „Computer-Bild”, Jahrg. 1996, Heft 18, S. 88,<br />

1996, 1997 IMS Internet- & Marketingservice Monique<br />

Stoeck,<br />

NOKIA 9000, TelePacific, 1996<br />

Seite 41<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07320 Pagereinsatz für die individuelle dynamische<br />

Fahrplanauskunft im ÖPNV<br />

Seite 42<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Flottenmanagement 07410<br />

Flottenmanagement im Straßengüterverkehr<br />

von<br />

Gernot Lobenberg, Stefan Friedel<br />

1 Einführung<br />

Seite 1<br />

Der Einsatz von verkehrstelematischen Systemen im Güterverkehr<br />

erfolgt <strong>der</strong>zeit noch in relativ geringem Umfang,<br />

Projekte haben viele Projekte haben Pilotcharakter. In <strong>der</strong> Branche <strong>der</strong> Ku-<br />

Pilotcharakter rier-, Express- und Paket-Dienste haben zwar alle großen<br />

Unternehmen mindestens die Verfolgung <strong>der</strong> transportierten<br />

Sendungen mit Hilfe von Ident-Systemen im Einsatz. Das<br />

Management <strong>der</strong> Fahrzeugflotte hinkt jedoch auch hier den<br />

technischen Einsatzmöglichkeiten hinterher.<br />

Mit dem Siegeszug von Mobilfunk und Satellitenortung<br />

Bedarf an (GPS) steigt jedoch <strong>der</strong> Bedarf an integrierten telematiintegrierten<br />

schen Anwendungen sprunghaft an. Lange Zeit galt z. B. <strong>der</strong><br />

telematischen Lkw als „Black Box“: ist er vom Hof, reißt <strong>der</strong> Informa-<br />

Anwendungen tionsfluß ab. Informationen über den Status einer Sendung<br />

konnten, wenn überhaupt, erst mit entsprechen<strong>der</strong> zeitlicher<br />

Verzögerung gegeben werden. Mobilfunk und GPS bilden in<br />

Kombination mit entsprechenden Applikationen in einer<br />

Flottenmanagement-Zentrale das Grundgerüst für eine effiziente<br />

Steuerung des Fuhrparks.<br />

Das Thema Flottenmanagement hat in seiner gesamten<br />

(noch) relativ Bandbreite vor allem wegen <strong>der</strong> (noch) relativ hohen Invehohe<br />

stitionskosten bisher nicht den erwarteten Zuspruch gefunden.<br />

Investitions- Allerdings zeigen nahezu alle Praxisbeispiele, daß Flottenkosten<br />

management auf Basis <strong>der</strong> im weiteren dargestellten<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> praktikabel, effektiv und effizient sein<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 2<br />

Investitionen kann und sich die Investitionen in <strong>der</strong> Regel in relativ kurzer<br />

amortisieren Zeit amortisieren.<br />

sich in <strong>der</strong><br />

Regel in relativ Flottenmanagement ist prinzipiell anwendbar auf die vier<br />

kurzer Zeit Verkehrsträger Straße, Schiene, Wasser und Luft, auf Personen-,<br />

Güter- und Serviceverkehr. Die Schwerpunkte <strong>der</strong> bis-<br />

Schwerpunkte herigen kommerziellen Einsätze von verkehrstelematischen<br />

<strong>der</strong> kommerzi- Systemen liegen jedoch im Straßenverkehr und hier speziell<br />

ellen Einsätze im Güter- und Serviceverkehr. Aus diesem Grund bildet das<br />

liegen im Flottenmanagement im Straßengüterverkehr auch den inhalt<br />

Straßenverkehr lichen Schwerpunkt im vorliegenden Beitrag.<br />

Im Folgenden werden zunächst die Aufgaben, Ziele und Betriebsformen<br />

des Flottenmanagements vorgestellt (Kap. 2).<br />

Die Kapitel 3 und 4, die die einzelnen Systeme des Flottenmanagements<br />

und praktische Anwendungen behandeln, bilden<br />

den Schwerpunkt des Beitrags. Die Wirtschaftlichkeit<br />

von Flottenmanagement-Systemen wird durch eine Gegenüberstellung<br />

von Nutzen und Kosten in Kapitel 5 analysiert.<br />

Ein perspektivischer Ausblick zur Zukunft des Flottenmanagements<br />

schließt den Beitrag ab (Kap. 6).<br />

2 Aufgaben und Ziele des Flottenmanagements<br />

2.1 Aufgaben<br />

Flottenmanagement umfaßt die zielgerichtete optimale Pla-<br />

Definition nung, Steuerung und Kontrolle des Fuhrparkeinsatzes auf Basis<br />

<strong>der</strong> verfügbaren Ressourcen unter Beachtung interner und<br />

externer Einflußfaktoren. Die Integration <strong>der</strong> organisatorischen<br />

Prozesse mit mo<strong>der</strong>nen Informationssystemen steht hierbei<br />

im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Ein übergreifendes Flottenmanagement-System erfaßt und<br />

Daten- verbindet die in Zentrale und Fahrzeug anfallenden Daten<br />

management durch mobile Kommunikationssysteme zu einem gesamtheitlichen<br />

System (vgl. Abb 1).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Datenmanagement<br />

in <strong>der</strong> Zentrale<br />

Kundendaten Tourdaten<br />

Depotdaten<br />

Fuhrparkdaten<br />

Fahrzeugdaten<br />

...<br />

Mobile<br />

Kommunikationssysteme<br />

Abb. 1: Datenmanagement im Rahmen eines Flottenmanagement-Systems<br />

Statusdaten<br />

Positionsdaten<br />

Fahrzeugzustand<br />

(Sensorik)<br />

Seite 3<br />

Datenmanagement<br />

im Fahrzeug<br />

Flottenmana- Ein Flottenmanagement-System ist eingebettet in ein logigement-System<br />

stisches Gesamtsystem, das aus drei Management-Ebenen<br />

ist eingebettet besteht: Logistik-, Fuhrpark- und Fahrzeugebene. Nur bei<br />

in ein <strong>der</strong> Beachtung des logistischen Gesamtsystems lassen sich die<br />

logistisches angestrebten Ziele des Flottenmanagements erreichen. Die<br />

Gesamtsystem wesentlichen Komponenten, ihre Beziehungen und Kommunikationswege<br />

zeigt Abb. 2. Innerhalb dieser drei Ebenen<br />

lassen sich jeweils verschiedene Teilfunktionen ausmachen,<br />

die zu Funktionsmodulen zusammengefaßt werden können.<br />

2.2 Ziele<br />

Die wesentlichen Ziele des Flottenmanagements aus betrieblicher<br />

Sicht sind<br />

die Verkürzung von Laufzeiten bzw. die Optimierung von<br />

Fahrzeugumläufen,<br />

eine verbesserte Auslastung <strong>der</strong> La<strong>der</strong>aumkapazitäten bzw.<br />

die Vermeidung von Leerfahrten,<br />

eine flexiblere Auftragsabwicklung sowie die generelle<br />

Verbesserung des logistischen Service.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

...


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 4<br />

Abb. 2: Integriertes Logistik- und Flottenmanagement (Quelle: Povel/Häußermann 1991)<br />

Daraus leiten sich eine Senkung <strong>der</strong> spezifischen Transportkosten<br />

sowie eine verbesserte Wettbewerbssituation für das<br />

Unternehmen, das Flottenmanagement betreibt, ab. Neben <strong>der</strong><br />

Erfüllung von Standardkriterien wie Termintreue, Flexibili-<br />

Vom tät und Sicherheit wird vom Markt im Zuge <strong>der</strong> Schaffung<br />

Markt wird eines durchgängigen Informationsflusses immer stärker <strong>der</strong><br />

immer stärker Einsatz von IuK-Technologien gefor<strong>der</strong>t, teilweise sogar<br />

<strong>der</strong> Einsatz von zur Bedingung gemacht. Kernanfor<strong>der</strong>ungen sind dabei u.<br />

IuK-Tech- a. Tracking und Tracing sowie Online-Auskunftsmöglichnologien<br />

keiten. Insofern drängen oftmals Kunden auf den Einsatz von<br />

gefor<strong>der</strong>t telematischen Systemen, die Transportunternehmen selbst sind<br />

aufgrund <strong>der</strong> notwendigen Investitionen meist zurückhaltend.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 5<br />

Gesamt- Auf <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Ebene bestehen die grundwirtschaftliche<br />

legenden Ziele des Flottenmanagements aus <strong>der</strong> Verkehrs-<br />

Ziele vermeidung sowie <strong>der</strong> Optimierung des verbleibenden Verkehrs.<br />

Erwünschte Folgewirkungen sind insbeson<strong>der</strong>e ein<br />

verbesserter Verkehrsfluß sowie die Einsparung von Ressourcen<br />

und vermin<strong>der</strong>te Lärm- und Schadstoffemissionen.<br />

2.3 Betriebsformen und Dienste<br />

Grundlage für ein funktionierendes Flottenmanagement-<br />

System ist neben <strong>der</strong> Ausrüstung <strong>der</strong> Fahrzeuge mit telematischen<br />

Endgeräten sowie dem Einsatz von mobilen Kommu-<br />

Schaffung einer nikationssystemen die Schaffung einer Flottenmanagement-<br />

Flotten- Zentrale. Häufig wird hierbei lediglich <strong>der</strong> jeweilige einzelmanagement-<br />

betriebliche Aspekt einer genaueren Betrachtung unterzo-<br />

Zentrale gen. Darüber hinaus bestehen jedoch auch überbetriebliche<br />

Einsatzmöglichkeiten.<br />

Überbetrieblich betriebenes Flottenmanagement ermöglicht<br />

oftmals eine höhere Effektivität als einzelbetriebliche Maßnahmen,<br />

ist aber, zumindest bisher, mit größeren Aufwendungen<br />

verbunden. Der Einsatz von Internet-Technologie bietet<br />

hier neue Ansatzmöglichkeiten für eine deutliche Reduktion<br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen technischen Aufwendungen.<br />

Für die Nutzung eines Flottenmanagement-Systems bieten<br />

sich somit mindestens drei Wege an:<br />

Aufbau einer eigenen Zentrale im Betrieb,<br />

Aufbau/Nutzung einer kooperativ mit an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />

betriebenen Zentrale,<br />

Nutzung eines Diensteanbieters (z. B. aus dem Mobilfunkbereich).<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 6<br />

Aufbau einer eigenen Zentrale<br />

Für mittlere Eine eigene Lösung ist insbeson<strong>der</strong>e für mittlere und größere<br />

und größere Unternehmen die Regel. Neben den notwendigen Investi-<br />

Unternehmen tionen für Hardware, Software und Softwareanpassungen an<br />

den spezifischen betrieblichen Bedarf entstehen relativ hohe<br />

Hohe Betriebs- Betriebskosten für die technische Systembetreuung. Diese<br />

kosten laufenden Kosten für die Systemwartung werden oft unterschätzt.<br />

Flottenmanagement über eine Servicezentrale<br />

Für kleine Insbeson<strong>der</strong>e für kleinere bis mittlere Unternehmen mit gebis<br />

mittlere ringer Finanzkraft, die an einer operativen Zusammenarbeit<br />

Unternehmen interessiert sind, kann die Implementierung einer kooperativ<br />

genutzten Zentrale eine günstige Alternative sein. Der Austausch<br />

und die Weitergabe <strong>der</strong> Informationen werden über<br />

eine Servicezentrale als Clearing-Stelle für das Informationsmanagement<br />

von angeschlossenen Mitglie<strong>der</strong>n betrieben.<br />

Service-Zentrale Die Service-Zentrale koppelt die relevanten Infoströme und<br />

koppelt die managt die Schnittstellen zu weiteren Applikationen bei<br />

relevanten den einbezogenen Unternehmen. Für den Betrieb einer<br />

Infoströme und Zentrale bietet sich ein zu diesem Zweck von den Partnern<br />

managt die gemeinsam gegründetes Unternehmen an. Darüber hinaus<br />

Schnittstellen sind auch die Verbände des Verkehrsgewerbes geeignete<br />

Institutionen für betriebene Flottenmanagement-Zentrale<br />

(vgl. auch Beispiel im Kap. 4.3).<br />

Flottenmanagement als Diensteangebot<br />

Neben <strong>der</strong> Einführung eines eigenen o<strong>der</strong> kooperativen Flottenmanagement-Systems<br />

kommt die Nutzung von Diensteanbietern<br />

(Provi<strong>der</strong>n) insbeson<strong>der</strong>e für kleinere Unternehmen<br />

Für kleinere in Betracht. Vorteil ist <strong>der</strong> schnelle Zugang zu den Diensten<br />

Unternehmen ohne größeren betrieblichen Aufwand. Diese Dienste, bspw.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 7<br />

Tochterfirmen <strong>der</strong> Mobilfunknetzbetreiber, bieten darüber<br />

hinaus Verkehrslageinformationen sowie Zusatzdienste wie<br />

automatischen Notruf an. Nachteilig ist die relativ geringe<br />

Flexibilität <strong>der</strong> Dienste für spezifische betriebliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

sowie die (noch) hohen Preise <strong>der</strong> Diensteanbieter.<br />

Auswahl <strong>der</strong> Für eine Auswahl <strong>der</strong> geeigneten Betriebsform ist entscheigeeigneten<br />

dend, welche Ziele verfolgt werden, welche Funktionalitäten<br />

Betriebsform zur Verfügung stehen sollen und welche Investitions- und<br />

Betriebsmittel zur Verfügung stehen. Geht es lediglich um<br />

die reine Visualisierung von Fahrzeugpositionen und/o<strong>der</strong><br />

die Übermittlung von Kurznachrichten via Datenkommunikation,<br />

ist unter Umständen bereits ein Diensteanbieter ausreichend.<br />

Soll ein kontinuierlicher Datenfluß für Systeme des<br />

Fuhrparkmanagements o<strong>der</strong> eine durchgängige Sendungsverfolgung<br />

erreicht werden, ist eine eigene o<strong>der</strong> eine kooperative<br />

Flottenmanagementzentrale sinnvoll.<br />

3 Systeme im Flottenmanagement<br />

3.1 Übersicht<br />

Komponenten Die Komponenten eines Flottenmanagement-Systems umfaseines<br />

Flotten- sen im allgemeinen:<br />

management-<br />

Systems Flottenmanagement-Zentrale<br />

zentrale Leitstelle für Einsatzplanung, -steuerung und -überwachung<br />

mit Schnittstellen zu den Bereichen Stammdatenverwaltung,<br />

Auftragsabwicklung (inkl. Sendungsverfolgung),<br />

Geografischen Informationssystemen (GIS)<br />

sowie Verkehrsleit- und -informationssystemen<br />

Mobilkommunikations- und Positionsbestimmungssysteme<br />

für die mobile Sprach- und Datenkommunikation sowie<br />

die Lokalisierung von Verkehrsmitteln und Ladegefäßen<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 8<br />

Externe<br />

DISI<br />

DISI<br />

Abb. 3: Informationsfluß (Überblick)<br />

Fahrzeugendgeräte<br />

zur dezentralen Datenerfassung, -verarbeitung und -ausgabe<br />

im Fahrzeug.<br />

Die Flottenmanagement-Zentrale erhält Informationen aus<br />

unterschiedlichen Bereichen und verknüpft diese zu einer<br />

optimalen Planung, Steuerung und Kontrolle des Verkehrsmittel-<br />

und Ladegefäßeinsatzes (vgl. Abb. 3).<br />

Kommunikationsflüsse<br />

Informationsflüsse<br />

Flottenmanagement-<br />

Zentrale<br />

Verkehrsmittel Ladegefäß<br />

Verkehrsinformations-<br />

Zentrale<br />

Interne<br />

Auftraggeber, Kunden,... Nie<strong>der</strong>lassungen, Partner,...<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 9<br />

3.2 Systemkomponenten in <strong>der</strong> Flottenmanagement-Zentrale<br />

3.2.1 Stammdatenverwaltung<br />

Kaufmännische Die Stammdaten bilden die Grundlage <strong>der</strong> täglichen Arbeit<br />

und technische im Hinblick auf Auftragsabwicklung bzw. Tourenplanung.<br />

Stammdaten Hier gilt es zwischen kaufmännischen und technischen Stammdaten<br />

zu unterscheiden. Zu den kaufmännischen Stammdaten<br />

gehören Daten aus den Bereichen Mandanten, Leistungsarten,<br />

Produktbereiche, Preise, Kostenrechnung etc. <strong>Technische</strong><br />

Stammdaten sind vor allem Daten, die den Fuhrpark<br />

abbilden. Dieser kann neben eigenen Verkehrsmitteln/Ladegefäßen<br />

auch fremdes „Material“ umfassen. Die einzelnen<br />

Handlungen und Abläufe in den Bereichen interne und externe<br />

Beteiligte, Flottenmanagement-Zentrale sowie Verkehrsmittel/Ladegefäße<br />

zeigt Abb 4.<br />

interne u. externe<br />

Beteiligte<br />

• Erteilung von Aufträgen<br />

•Übertragung von Auftragsdaten<br />

• ONLINE-Abfrage von Positionsund<br />

Statusmeldungen<br />

•Übermittlung von Verkehrsinformationen<br />

• Empfang von Verkehrs(fluß)informationen<br />

Abb. 4: Informationsfluß (Funktionalitäten)<br />

Flottenmanagement-<br />

Zentrale<br />

• Empfang von Auftragsdaten/<br />

Erfassung von Aufträgen<br />

• Tourendisposition<br />

• Tourliste erstellen (Rollkarten)<br />

•Übertragung <strong>der</strong> Auftragsdaten an<br />

die eingesetzten Fahrzeuge<br />

• Empfang <strong>der</strong> Positions- und<br />

Statusmeldungen aller Fahrzeuge<br />

• Speicherung <strong>der</strong> Position für<br />

spätere Abfragen<br />

• Suche des günstigsten Fahrzeuges<br />

•Übertragung <strong>der</strong> Auftragsdaten an<br />

das ausgewählte Fahrzeug<br />

•Übertragung <strong>der</strong> Rückmeldungen<br />

von Aufträgen an den jeweiligen<br />

Partner<br />

• Empfang und Weiterverarbeitung<br />

von Verkehrsinformationen<br />

• Weiterleiten erhaltener<br />

Verkehrs(fluß)- informationen<br />

Verkehrsmittel<br />

Ladegefäße<br />

• Empfang <strong>der</strong> Auftragsdaten<br />

• Bestätigung<br />

• Abwicklung <strong>der</strong> Tour<br />

•Übertragung <strong>der</strong> Positions- und<br />

Statusmeldungen<br />

• Empfang und Weiterverarbeitung<br />

von Verkehrsinformationen<br />

•Übermittlung von Verkehrs(fluß)informationen<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 10<br />

Eine sorgfältige Datenpflege ist eine unabdingbare Voraussetzung,<br />

um optimale Ergebnisse erzielen zu können.<br />

3.2.2 Auftragsabwicklung<br />

Hierunter fallen alle Tätigkeiten von <strong>der</strong> Auftragsannahme<br />

bis zur ordnungsgemäßen Durchführung des erteilten Auftrages<br />

einschließlich Fakturierung. Die Auftragsbestandteile<br />

umfassen im wesentlichen Angaben zum Auftraggeber,<br />

Lade- und Entladestelle einschließlich möglicher Restriktionen<br />

sowie Quantitäten (Kollianzahl, Gewicht, Volumen),<br />

Verpackung und Inhalt.<br />

Für eine ordnungsgemäße und transparente Auftragsabwicklung<br />

nimmt die Bedeutung von Kolli- und Sendungsverfolgungssystemen<br />

stark zu.<br />

3.2.3 Dispositionssysteme und dynamische Auftragszuordnung<br />

Aufgabe Rechnergestützte Dispositionssysteme haben die Aufgabe,<br />

Entscheidungen vorzubereiten o<strong>der</strong> zu unterstützen. Dabei<br />

werden mathematische Modelle verwandt, die auf Basis<br />

verschiedener Vorgaben und unter Beachtung von Restriktionen<br />

gültige Lösungen erzeugen.<br />

Tourenpla- Tourenplanungssysteme gehören zu den Dispositionssystenungssysteme<br />

men. Sie optimieren Fahrzeugeinsatz und Auftragsabwickoptimieren<br />

lung unter automatischer Beachtung aller technischen<br />

Fahrzeugeinsatz und zeitlichen Restriktionen. Routenplanungssysteme, eine<br />

und Auftrags- Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Tourenplanung, berechnen dagegen nur die<br />

abwicklung kürzeste Route zwischen vorgegebenen Orten. Regelmäßig-<br />

Routen- erfolgt dabei zusätzlich eine Lösung des Reihenfolgeproplanungs-<br />

blems, d. h. in welcher Reihenfolge zwischen dem zuerst an-<br />

systeme gegebenen und dem zuletzt genannten Ort die weiteren<br />

berechnen die Orte angefahren werden sollten, um eine strecken- und/o<strong>der</strong><br />

kürzeste Route zeitoptimierte Tour zu erhalten.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 11<br />

Kartenmaterial Basis für die Berechnung ist neben einem entsprechenden<br />

mit routing- Lösungsalgorithmus das zur Verfügung stehende Kartenmafähigem<br />

terial mit einem hinterlegten routingfähigen Straßennetz.<br />

Straßennetz Die Straßennetzdaten unterscheiden verschiedene Geschwindigkeiten<br />

je Straßenkategorie sowie Restriktionen im Netz,<br />

wie z. B. Einbahnstraßen und Abbiegevorschriften.<br />

Ein Dispositionssystem kann zusätzlich die Rückmeldungen<br />

<strong>der</strong> beteiligten Fahrzeuge in Form von Positionsmeldungen<br />

o<strong>der</strong> Auftragsstatus als auch kurzfristig eingebrachte<br />

Aufträge, die bei <strong>der</strong> Planung noch nicht berücksichtigt<br />

werden konnten, verwalten.<br />

Vorschläge für Viele Hersteller von Planungsprogrammen bieten zwischendie<br />

optimale zeitlich den Einsatz von Monitoring-Komponenten zur Über-<br />

Einbindung wachung <strong>der</strong> jeweils aktuellen Fahrzeugposition(en) an. Eikurzfristiger<br />

nige dieser Systeme erarbeiten auf Basis vorliegen<strong>der</strong> Posi-<br />

Aufträge in tionsmeldungen bereits automatisch Vorschläge für die opaktuell<br />

ge- timale Einbindung kurzfristiger Aufträge in aktuell gefahrefahrene<br />

Touren ne Touren (find vehicle/find nearest vehicles).<br />

3.2.4 Flottenüberwachung (Monitoring)<br />

Darstellung Dieses Service-Element beinhaltet die Darstellung <strong>der</strong> aktu<strong>der</strong><br />

aktuellen ellen Fahrzeugpositionen anhand <strong>der</strong> Rückinformationen<br />

Fahrzeug- aus dem jeweiligen Fahrzeug o<strong>der</strong> des Ladegefäßes. Dabei<br />

positionen kann nach <strong>der</strong> Art des Datenursprungs unterschieden werden:<br />

(1) durch die Visualisierung im Rahmen <strong>der</strong> Rückmeldung<br />

erledigter Aufträge und/o<strong>der</strong> (2) die Positionsbestimmung<br />

mit Hilfe von Satelliten (GPS).<br />

Mit Hilfe geographischer Informationssysteme (GIS) kön-<br />

Daten auf nen die erhaltenen Daten auf geographischer Basis visualigeographischer<br />

siert und analysiert werden. Im Zusammenspiel mit detail-<br />

Basis visualisiert lierten Raster- und/o<strong>der</strong> Vektorkarten entsteht ein schlagund<br />

analysiert kräftiges Informationsinstrument und Hilfsmittel zur Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Entscheidungsfindung (vgl Abb. 5).<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk<br />

Abb. 5: Beispiel für die Visualisierung von Fahrzeugpositionen<br />

Seite 12<br />

07410 Flottenmanagement


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 13<br />

Digitale Karten Die Erstellung <strong>der</strong> digitalen Karten und Daten zur Beschreiund<br />

Daten auf bung des Straßennetzes erfor<strong>der</strong>t eine hohe Detailgenauiggeographischer<br />

keit und -fülle und ist entsprechend arbeits- und zeitintensiv.<br />

Basis Aus diesem Grund sind Updates, zumindest bisher, nur mit<br />

visualisiert entsprechen<strong>der</strong> zeitlicher Verzögerung zu realisieren. Kurzund<br />

analysiert fristige Störungen wie Baustellen werden in aller Regel<br />

nicht berücksichtigt.<br />

3.2.5 Statistik und Controlling<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Einsatz von GIS und zugehörigem Karten-<br />

Umfangreiche material bietet umfangreiche Analysemöglichkeiten. Die<br />

Analyse- Fähigkeit, Daten aus verschiedenen Anwendungen, wie z. B.<br />

möglichkeiten Excel o<strong>der</strong> Datenbanken, als verschiedene Datenlayer übereinan<strong>der</strong>zulegen,<br />

um so Zusammenhänge besser erkennen<br />

zu können, eröffnet neue, bisher weitgehend unbeachtet<br />

gebliebene Auswertungsmöglichkeiten.<br />

Fuhrpark- Die aus <strong>der</strong> Disposition sowie im Rahmen von Fuhrparkmanagement-<br />

management- und -informationssystemen (vgl. Kap. 3.5)<br />

und -informa- gewonnenen Daten ermöglichen den Auf- und Ausbau eines<br />

tionssysteme umfassenden Controllings. Instrumente eines solchen Conermöglichen<br />

trollings können sein: finanzielles Rechnungswesen, Kosten-<br />

den Auf- und und Leistungsrechnung, Investitionsrechnung, Unternehmens-<br />

Ausbau eines planung, Vor- und Nachkalkulation sowie ein empfängerumfassenden<br />

orientiertes Berichtswesen.<br />

Controllings<br />

3.2.6 Hard- und Software-Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Vernetzung Als Systemarchitektur empfiehlt sich eine Client-Serveraller<br />

Architektur. Beson<strong>der</strong>er Wert ist dabei auf die Vernetzung<br />

Komponenten aller Komponenten und realisierbare Zugriffszeiten zu legen.<br />

Für die externe Vernetzung mit Filialen o<strong>der</strong> innerhalb von<br />

Kooperationen werden neben den gängigen DFÜ-Lösungen<br />

Internet als <strong>der</strong>zeit Systeme entwickelt, die das Internet als Übertra-<br />

Übertragungs- gungsmedium nutzen. Der Vorteil einer solchen Technolomedium<br />

gie liegt darin, daß beliebig viele Anwen<strong>der</strong> flexiblel auf<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 14<br />

das System zugreifen können, ohne daß eine spezielle Software<br />

am jeweiligen Arbeitsplatz notwendig ist.<br />

Hardware-Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

leistungsfähige Rechner (mindestens Datenbank- und<br />

Applikations-Server) und Netzwerk<br />

Mobilfunkmodem/-telefon für Datenübertragung und<br />

-empfang und ggf. Sprache<br />

großformatiger Monitor für den Disponenten<br />

Drucker<br />

Software-Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Programme zur Stammdatenverwaltung und Auftragsabwicklung<br />

bzw. Schnittstellen zu diesen, evtl. zzgl. Benutzerverwaltung<br />

computergestütztes Dispositionssystem (CDS) für die manuelle<br />

o<strong>der</strong> automatische Planung und ggfs. weitere Dispositionsfunktionen,<br />

wie z. B. dynamische Auftragszuordnung<br />

Programme für Fakturierung und Auswertung bzw. Schnittstellen<br />

zu diesen<br />

Kommunikationssoftware für die Datenübertragung zum/vom<br />

Fahrzeug o<strong>der</strong> Ladegefäß<br />

leistungsfähiges relationales Datenbanksystem, wie z.B.<br />

Oracle<br />

GIS und detailliertes Kartenmaterial inkl. routingfähiger<br />

Straßennetzwerke.<br />

3.3 Kommunikations- und Positionsbestimmungssysteme<br />

3.3.1 Kommunikationsnetze<br />

Verfügbarkeit Die Verfügbarkeit leistungsfähiger Telekommunikationstechleistungsfähiger<br />

niken ist Voraussetzung für den Aufbau durchgängiger In-<br />

Telekommuni- formationsketten. Für die Sprach- und Datenkommunikation<br />

kationstechniken stehen zwischenzeitlich eine Vielzahl von Telekommunikaist<br />

die Voraus- tionssystemen zur Verfügung. Hierzu zählen:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 15<br />

setzung für leitungsgebundene Kommunikationssysteme (Festnetze),<br />

den Aufbau bodengestützte (terrestrische) Mobilkommunikationssydurchgängiger<br />

steme,<br />

Informations- Satellitenkommunikationssysteme.<br />

ketten<br />

In Flottenmanagement-Systemen werden leitungsgebundene<br />

Kommunikationsnetze zur Sprach- und Datenübertragung<br />

zwischen den einzelnen Nie<strong>der</strong>lassungen und im Kundenverkehr<br />

verwendet. Boden- o<strong>der</strong> satellitengestützte Mobilkommunikationssysteme<br />

werden zur Übermittlung von Sprache<br />

und Daten zwischen <strong>der</strong> Flottenmanagement-Zentrale und<br />

den eingesetzten Verkehrsmitteln genutzt. Zunehmende Bedeutung<br />

gewinnen daneben Online-Netze wie das Internet.<br />

Die weltweite Verwendung von einheitlichen Datenübertragungsprotokollen<br />

ermöglicht jedem potentiellen Nutzer, mit<br />

einfachen Mitteln und ohne beson<strong>der</strong>e Systemanpassungen<br />

diesen Kommunikationsweg zu nutzen.<br />

Tracking und Tracking und Tracing von Sendungen sowie <strong>der</strong>en Avisie-<br />

Tracing rung, elektronischer Austausch von Frachtpapieren (EDI-<br />

Vielzahl von FACT) o<strong>der</strong> Korrespondenz (eMail) sowie Online-Aus-<br />

Nutzungs- kunftsmöglichkeiten sind nur einige einer Vielzahl von<br />

möglichkeiten Nutzungsmöglichkeiten.<br />

3.3.2 Positionsbestimmungssysteme<br />

Voraussetzung Sie sind Voraussetzung für die Ortung, Überwachung und<br />

für die Ortung, Zielführung im Rahmen von Flottenmanagement-Systemen.<br />

Überwachung Grundsätzlich lassen sich mehrere Verfahren unterscheiden:<br />

und Zielführung<br />

Satellitenortung (GPS),<br />

Koppelortung und Map matching, d.h. die Positionsbestimmung<br />

erfolgt mittels fahrzeugeigener Sensoren und entsprechen<strong>der</strong><br />

Korrekturverfahren,<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 16<br />

Positionsbestimmung durch Vorbeifahrt an entsprechend<br />

ausgerüsteten Orientierungszeichen (Bakenortung) o<strong>der</strong><br />

an Lesegeräten,<br />

Positionsbestimmung durch „Einbuchen“ in eine Funkzelle<br />

eines zellularen Mobilkommunikationssystemes.<br />

Gängigstes Gängigstes Verfahren im Bereich des Flottenmanagements<br />

Verfahren ist ist heute die Positionsbestimmung durch Satellitenortung.<br />

heute Positions- Koppelortung und Map matching finden als Zusatzverfahren<br />

bestimmung insbeson<strong>der</strong>e in fahrzeugautonomen Systemen Anwendung.<br />

durch Satelliten- Lesegeräte im Zusammenspiel mit fahrzeugseitig o<strong>der</strong> am<br />

ortung Ladegefäß angebrachten Transpon<strong>der</strong>n werden zwischenzeitlich<br />

verstärkt im Bereich des kombinierten Verkehrs eingesetzt.<br />

Auf die Positionsbestimmung durch Einbuchen in ein<br />

Mobilkommunikationsnetz greifen die Flottenmanagementdienste<br />

<strong>der</strong> Mobilfunknetzbetreiber zurück.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> weiteren Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes<br />

ist zu erwarten, daß durch zusätzliche Anbieter<br />

am Markt und verän<strong>der</strong>ten Preisstrukturen die Kosten<br />

für den laufenden Betrieb weiter sinken und damit <strong>der</strong> Einsatz<br />

mo<strong>der</strong>ner Kommunikations- und Positionsbestimmungssysteme<br />

zunehmend attraktiver wird.<br />

3.4 Fahrzeug- und ladegefäßbezogene Systeme<br />

3.4.1 Endgeräte<br />

1) Fahrergesteuerte Verkehrsmittel<br />

Zur Ausstattung von fahrergesteuerten Verkehrsmitteln gehören<br />

Kommunikationseinheit,<br />

Bordrechner mit Positionsbestimmungssystem,<br />

Terminal zur Datenerfassung und -ausgabe,<br />

evtl. Drucker,<br />

evtl. Sensorik.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 17<br />

Das wichtigste Endgerät für das Flottenmanagement ist neben<br />

<strong>der</strong> Kommunikationseinheit <strong>der</strong> Bordcomputer. Vielfach kritisiert<br />

als Kontrollgerät <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit eines Fahrers,<br />

Bordcomputer erhält <strong>der</strong> Bordcomputer im Flottenmanagement einen neuen<br />

erhält Stellenwert. Er ist nicht mehr nur akribischer Datensammler,<br />

im Flotten- son<strong>der</strong>n auch zuständig für die Positionsbestimmung und<br />

management den Kontakt mit <strong>der</strong> Fuhrparkzentrale. Daneben ist eine Daeinen<br />

neuen tenein-/-ausgabeeinheit (z. B. ein Handheld) notwendig. Op-<br />

Stellenwert tionale Einheiten sind Drucker sowie die Sensorik.<br />

Fahrzeugseitige Die fahrzeugseitige Datenerfassung sowie Diagnose sind<br />

Datenerfassung Kernfunktionen im Gesamtsystemkonzept des Flottenmanasowie<br />

Diagnose gements. Dabei lassen sich grundsätzlich zwei Bereiche<br />

sind Kern- unterscheiden:<br />

funktionen<br />

Fahrzeugbetriebsdaten<br />

Die Erfassung dieser Daten erfolgt in Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> installierten Kfz-Sensorik. Hierunter fallen auch Daten,<br />

die das Ladegut bzw. den Zustand des Ladeguts betreffen.<br />

Toureinsatzdaten<br />

Hierunter fallen tätigkeits- und aufgabenbezogene Daten<br />

des Fahrers sowie tour- und kundenspezifische Daten. Große<br />

Beachtung findet dieser Bereich insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Realisierung<br />

von Sendungsverfolgungssystemen. Die laufende<br />

Übermittlung von Auslieferdaten und Sendungsstatus<br />

noch während des Einsatzes ist ein insbeson<strong>der</strong>e von Paketdiensten<br />

genutztes Instrument.<br />

2) Fahrerlose Verkehrsmittel und Ladegefäße<br />

Als ein geeignetes Endgerät im Bereich <strong>der</strong> fahrerlosen Verkehrsmittel,<br />

wie Anhänger o<strong>der</strong> Güterwagen und <strong>der</strong> Ladegefäße<br />

hat sich <strong>der</strong> passive Transpon<strong>der</strong> herauskristallisiert.<br />

Optische Erkennungssysteme, die Aufschriften o<strong>der</strong> Strich-<br />

Codes lesen können, haben sich aufgrund ihrer Anfälligkeit<br />

gegenüber einer Verschmutzung des Datenträgers, insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei schlechtem Wetter, als ungeeignet erwiesen.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 18<br />

Neuere Bordcomputer arbeiten auch ohne Netzspannung<br />

auf GPS-Basis mit leistungsfähigen Akkus. Dadurch wird<br />

die Ortung von Ladegefäßen, wie Containern o<strong>der</strong> Wechselbehältern,<br />

wirtschaftlich möglich.<br />

3.4.2 Navigation/Zielführung<br />

Sog. inter- Fahrzeugnavigationssysteme gehören heute (fast) zur Standardaktive<br />

Ziel- ausstattung eines im Hochpreis-Sektor angesiedelten Pkws. Sie<br />

führungssy- erleichtern als sog. interaktives Zielführungssystem die Oriensteme<br />

erleich- tierung. Mit Hilfe von akustischen und optischen Fahrhintern<br />

die weise finden auch ortsunkundige Fahrer das Ziel.<br />

Orientierung<br />

Die Funktionsweise solcher Systeme läßt sich in drei Teilbereiche<br />

unterglie<strong>der</strong>n:<br />

(1) Bestimmung <strong>der</strong> eigenen Position<br />

(2) Ermittlung einer Fahrtroute<br />

(3) Dialog mit dem Fahrer<br />

(1) Positionsbestimmung<br />

Ortungssignale Die Ortungssignale <strong>der</strong> GPS-Satelliten dienen aufgrund<br />

<strong>der</strong> GPS- ihrer relativ geringen Genauigkeit zur Bestimmung <strong>der</strong> un-<br />

Satelitten zur gefähren Position. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit,<br />

Bestimmung mittels eines Korrektursignals eine höhere Genauigkeit zu<br />

<strong>der</strong> Position erzielen (DGPS). Um dem Problem <strong>der</strong> Abschattung entgegenwirken<br />

zu können, finden unterstützend noch an<strong>der</strong>e<br />

Möglichkeiten einer Positionsbestimmung, wie z. B. Koppelortung<br />

und Map Matching Anwendung.<br />

(2) Ermittlung einer Fahrtroute<br />

Auf Basis <strong>der</strong> Aus <strong>der</strong> eigenen Position und dem vom Fahrer eingegebenen<br />

vorhandenen Zielpunkt wird auf Basis <strong>der</strong> vorhandenen Kartengrundlagen<br />

Kartengrund- eine Fahrtroute errechnet. Dies kann fahrzeugautonom, ggf.<br />

lagen einer mit Einbindung aktueller RDS/TMC-Daten erfolgen. Alter-<br />

Fahrtroute nativ bietet sich eine Datenübertragung von einer Disposierrechnet<br />

tionsleitstelle o<strong>der</strong> aber auch durch einen mobilen Zugriff<br />

aufs Internet mit Hilfe eines Mini-Computers an.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 19<br />

(3) Dialog mit dem Fahrer<br />

Die Eingabe von Daten erfolgt über Buchstabenwahl per<br />

Joystick, Kreuzwippe, Tastatur, via Karte o<strong>der</strong> Sprache. Die<br />

Ausgabe <strong>der</strong> Meldungen erfolgt via LCD-Display mit Kartendarstellung<br />

und/o<strong>der</strong> Fahrtrichtungspfeilen sowie <strong>der</strong> Ansage<br />

von Fahrhinweisen.<br />

Der Einsatz im Bereich des Güter- und Serviceverkehrs wurde<br />

zwar erforscht, praktische Anwendungen in größerem Um-<br />

Mehrzahl <strong>der</strong> fang liegen aber noch nicht vor. Hierfür sind zwei Gründe<br />

Systeme über zu nennen: Einerseits zeigt die Erfahrung aus dem Pkwdie<br />

Erstaus- Sektor, daß die Mehrzahl <strong>der</strong> Systeme über die Erstausrüsrüstung<br />

ver- tung <strong>der</strong> Fahrzeuge verkauft wird. Dies wird im Nutzfahrkauft<br />

zeugbereich bisher nur vereinzelt angeboten bzw. die<br />

Nachfrage ist zu gering. An<strong>der</strong>erseits ist die Qualität des<br />

Qualität des Karten- und Datenmaterials entscheidend für die Güte <strong>der</strong><br />

Karten- und Routenplanung, und hier bestehen noch deutliche Defizite<br />

Datenmaterials im Hinblick auf die beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen an Nutzentscheidend<br />

fahrzeuge, z. B. zu beachtende Höhen- und Gewichtsrestrikfür<br />

die Güte <strong>der</strong>tionen.<br />

Routenplanung<br />

3.4.3 Verkehrsmeldungen (RDS/TMC)<br />

Kurzfristig auftretende Störungen des Verkehrsflusses können<br />

die möglichen Erfolgspotentiale einer guten Planung konterkarieren.<br />

Die beste Planung geht fehl, fahren die disponierten<br />

Fahrzeuge nach Auftragserteilung in den nächsten Stau.<br />

Einbindung In diesem Zusammenhang gewinnt die Einbindung von<br />

von Verkehrs- Verkehrsinformationen in die aktuelle Tagesdisposition zuinformationen<br />

nehmend an Bedeutung. Die bisher praktizierte Form <strong>der</strong><br />

in die aktuelle Übermittlung von Verkehrsinformationen weist verschiedene<br />

Tagesdisposition Defizite auf: sie erfolgte lediglich in Sprachform und üblicherweise<br />

nur alle 30 Minuten.<br />

Eine Weiterentwicklung des bisherigen Verkehrsfunks bildet<br />

RDS/TMC (Radio-Data-Service/Traffic Message Channel).<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 20<br />

Auf ihm können via UKW digital codierte Verkehrsinformationen<br />

übermittelt werden. Rund 60 Meldungen können<br />

pro Minute übertragen werden. Gleichzeitig erfolgen eine<br />

ständige Wie<strong>der</strong>holung und laufende Aktualisierung <strong>der</strong> ge-<br />

RDS/TMC- sendeten Meldungen. RDS/TMC-Meldungen können im<br />

Meldungen Empfangsgerät gespeichert und je<strong>der</strong>zeit abgerufen werden.<br />

können im Dabei ist die Selektion z. B. nach einer bestimmten Region<br />

Empfangsgerät o<strong>der</strong> Fahrtroute, möglich. Die Ausgabe <strong>der</strong> Meldungen<br />

gespeichert und erfolgt via Sprache, um eine Ablenkung des Autofahrers von<br />

je<strong>der</strong>zeit abge- <strong>der</strong> aktuellen Straßensituation zu vermeiden. Jedoch ist<br />

rufen werden grundsätzlich unterstützend auch eine Visualisierung z. B.<br />

im Rahmen eines Fahrzeugnavigationssystems möglich.<br />

Mehrere industrielle Anbieter haben dies im Rahmen von<br />

Fahrzeugnavigationssystemen bereits realisiert.<br />

Den Einsatz Bei allen Vorteilen, die RDS/TMC gegenüber dem bisherigen<br />

als dynamisches Verkehrsfunk hat, müssen jedoch einige Einschränkungen<br />

Lenkungsele- beachtet werden, welche zumindest kurzfristig den Einsatz<br />

ment für Nutz- als dynamisches Lenkungselement für Nutzfahrzeuge einfahrzeuge<br />

ein- schränken.<br />

schränken<br />

So ist bspw. zu beachten, daß im Lkw-Einsatz nicht die<br />

gleichen Bedingungen gelten wie bei Pkws. Hier sind bei<br />

<strong>der</strong> Erstellung von Ausweichempfehlungen z. B. Höhen- und<br />

Gewichtsrestriktionen zu beachten, bei Transporten mit Gefahrgut<br />

sind unter Umständen Fahrwegbestimmungen einzuhalten.<br />

3.5 Fuhrparkmanagement- und -informations-Systeme<br />

Maximale Der zusätzliche Einsatz von Fuhrparkmanagement- und -infor-<br />

Transparenz mations-Systemen zur Abdeckung aller nicht durch Flottendes<br />

Fuhrparks management-Systeme erfaßten Bereiche gewährleistet eine<br />

maximale Transparenz des Fuhrparks.<br />

Grundsätzlich kann <strong>der</strong> Bereich des Fuhrparkmanagements<br />

in drei Teilbereiche unterglie<strong>der</strong>t werden:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Fuhrparkbedarfsplanung,<br />

Fuhrparkbestandsplanung und die<br />

Fuhrparkeinsatzplanung.<br />

Seite 21<br />

Fuhrpark- Aufgabe <strong>der</strong> Fuhrparkbedarfsplanung ist es, die Verkehrsbedarfsplanung<br />

mittel, die zur Durchführung aller in einer Planungsperiode<br />

anfallenden Transportaufgaben erfor<strong>der</strong>lich sind, nach Art,<br />

Zahl und Zeit zu bestimmen.<br />

Fuhrpark- Der Begriff Fuhrparkbestandsplanung umfaßt die Planung<br />

bestands- <strong>der</strong> Kapazitätsbereitstellung. Fuhrparkbedarfs- und -bestandsplanung<br />

planung können <strong>der</strong> zeitablaufbezogenen Finanz- und Investitionsplanung<br />

zugeordnet werden.<br />

Fuhrparkein- Bei <strong>der</strong> Fuhrparkeinsatzplanung ebenso wie bei <strong>der</strong> ansatzplanung<br />

schließenden Transportrealisation geht es um einen Produktionsprozeß,<br />

d. h. um die Erstellung <strong>der</strong> Transportleistung.<br />

Alle für einen Fuhrparkinformationssysteme sollen alle für einen Fuhrpark<br />

Fuhrpark bedeutsamen Kosten-, Leistungs- und technischen Daten<br />

bedeutsamen erfassen, in nutzbare Informationen umwandeln und diese<br />

Kosten-, dem Logistik- und Fuhrparkmanagement je nach notwendigem<br />

Leistungs- und Detaillierungsgrad zur Verfügung stellen. Für den Begriff<br />

technischen Fuhrparkinformationssystem liegt allerdings keine klare De-<br />

Daten finition vor, so daß eine Vielzahl von Einzelkomponenten<br />

unter diesen Bereich fallen. Beispielhaft genannt seien Reparatur-/Wartungs-,<br />

Kraftstoff-, Reifen-, Versicherungs-,<br />

Werkstatt- o<strong>der</strong> Ersatzteilverwaltungs-Programme. Teilweise<br />

werden auch Tourenplanungs- und -dispositionsprogramme<br />

als Bestandteile von Fuhrparkinformationssystemen angeboten.<br />

Die Datenerfassung erfolgt manuell durch die Übernahme aus<br />

an<strong>der</strong>en Programmen o<strong>der</strong> automatisch. Der Einsatz von<br />

Komponenten <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>, wie z. B. durch die<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 22<br />

Für jede Ausstattung <strong>der</strong> Fahrzeuge mit Bordcomputern und An-<br />

Entscheidungs- bindung an die Flottenmanagement-Zentrale mittels Mobilfindung<br />

not- kommunikation, unterstützt diese für jede Entscheidungsfinwendige<br />

Daten- dung notwendige Datensammlung und sorgt gleichzeitig<br />

sammlung für laufende Aktualität <strong>der</strong> Daten.<br />

Diese liefern Informationen für<br />

fahrzeugbezogene Auswertungen,<br />

fahrpersonalbezogene Auswertungen,<br />

tourenbezogene Auswertungen,<br />

kundenbezogene Auswertungen.<br />

Ziel des Einsatzes von Fuhrparkinformationssystemen ist es,<br />

auf Basis dieser Informationen und <strong>der</strong>en Auswertung verbesserte<br />

Planungen zu ermöglichen, um so Kostensenkungen<br />

und Leistungssteigerungen verwirklichen zu können.<br />

Bisher nur in Fuhrparkmanagement- und -informationssysteme werden seit<br />

Unternehmen längerem am Markt angeboten und bisher nur in Unternehmit<br />

größeren men mit größeren Fuhrparks eingesetzt.<br />

Fuhrparks<br />

Der wichtigste Erklärungsansatz dürfte in den nach wie vor<br />

relativ hohen Kosten <strong>der</strong> Einführung und im Betrieb liegen.<br />

Oftmals übersteigen die für die Einführung solcher Systeme<br />

erfor<strong>der</strong>lichen (Vor-)Arbeiten die reinen Anschaffungskosten.<br />

4 Praktische Anwendungen (Beispiele)<br />

4.1 Verkehrsmittel- und Ladegefäßverfolgung im kombinierten<br />

Verkehr<br />

Während bei <strong>der</strong> Kolli- und Sendungsverfolgung im Regelfalle<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter für die Registrierung einer Sendung<br />

verantwortlich zeichnet, liegt <strong>der</strong> Verkehrsmittel- und Lade-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 23<br />

Automatische gefäßverfolgung <strong>der</strong> Gedanke einer automatischen Identifi-<br />

Identifikation kation zugrunde.<br />

Ein spezielles Anwendungsfeld ist <strong>der</strong> Bereich des kombinierten<br />

Verkehrs. Der Container o<strong>der</strong> Wechselbehälter, aber<br />

Aus diesem auch <strong>der</strong> Güterwagen ist eine stumme, inaktive Einheit, die<br />

Informations- häufig ohne jegliche Rückmeldung durch die Transportkette<br />

defizit ent- bewegt wird. Fast zwangsläufig entstehen aus diesem Inforstehen<br />

Zeit- mationsdefizit Zeitverzögerungen mit <strong>der</strong> Konsequenz, daß<br />

verzögerungen diese Verkehrsmittel und Ladegefäße schlechtere Umlaufgeschwindigkeiten<br />

erreichen als Lkw.<br />

Kernpunkt ist Kernpunkt für den Abbau des Info-Defizits ist eine automa-<br />

Identifikation tische Identifikation von Ladegefäßen und Güterwagen. Davon<br />

Ladege- bei sendet ein am Verkehrsmittel o<strong>der</strong> Ladegefäß angebrachfäßen<br />

und ter Transpon<strong>der</strong> ein stetiges Radiosignal, daß bei Vorbeifahrt<br />

Güterwagen an einem Lesegerät empfangen und weitergeleitet wird.<br />

Die vom Lesegerät aufgenommenen Informationen werden<br />

in Verbindung mit ergänzenden Informationen, z. B. in<br />

Form eines Soll-Ist-Fahrplanabgleichs, an eine Leitzentrale<br />

übermittelt.<br />

Herkömmliche Alternativ sind heute erste herkömmliche Ortungssysteme<br />

Ortungssysteme (GPS und Mobilfunk) verfügbar, die über leistungsfähige<br />

Leistungsfähige und langlebige Akkus mit <strong>der</strong> notwendigen Spannung verund<br />

langlebige sorgt werden und zeitweise in einen sleep mode fallen.<br />

Akkus<br />

Ergebnis ist eine transparente Transportkette, die eine effektive<br />

Disposition und Überwachung ermöglicht. Verbunden<br />

ist damit in aller Regel eine Verkürzung <strong>der</strong> Umlaufzeiten.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 24<br />

4.2 Telematikanwendungen im Sammelgutumschlag<br />

Übergreifendes Flottenmanagement beginnt nicht erst mit<br />

Im betriebs- <strong>der</strong> Abfahrt <strong>der</strong> disponierten Verkehrsmittel und endet nicht<br />

eigenen mit <strong>der</strong>en Eintreffen beim Kunden o<strong>der</strong> heimischen Spedi-<br />

Speditionster- tionslager. Während Wartezeiten beim Kunden nur indirekt,<br />

minal direkte z. B. durch Avisierung o<strong>der</strong> Einhaltung vorgegebener Ter-<br />

Handlungs- mine, beeinflußt werden können, bestehen im betriebseigemöglichkeiten<br />

nen Speditionsterminal direkte Handlungsmöglichkeiten.<br />

Aufgrund des Fehlens von aktuellen, sendungsspezifischen<br />

Informationen beim Eintreffen <strong>der</strong> Verkehrsmittel und Ladegefäße<br />

werden bisher Entscheidungen oft pragmatisch aus<br />

<strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> Ist-Situation heraus getroffen. Folge<br />

ist eine auch hier häufig nicht-optimale Nutzung <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Möglichkeiten und des eingesetzten Kapitals.<br />

Speditionsleit- Ein systemintegrieren<strong>der</strong> Speditionsleitstand zur Planung und<br />

stand zur Steuerung des Sammelgutumschlags vereinigt die verschie-<br />

Planung und denen Anwendungen für den operativen Ablauf einer Sam-<br />

Steuerung melgutspedition in einem System. Der Leitstand verknüpft<br />

zusätzliche Informationen, wie sie durch den Einsatz von<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> gewonnen werden können, mit den Planungsinstrumenten.<br />

Dieses Telematiksystem kann den aktuellen<br />

Sendungs- und Transportmittelstatus, die Belegung<br />

<strong>der</strong> Flächen und Tore sowie <strong>der</strong> Wartepositionen und Standplätze<br />

visualisieren. Es unterstützt bei <strong>der</strong> kurzfristigen Fahrzeugdisposition<br />

und bei <strong>der</strong> Terminierung von Ankunftszeiten.<br />

Bereitstellung Der Einsatz eines <strong>der</strong>artigen Leitstands ermöglicht die Beeiner<br />

aktuellen reitstellung einer aktuellen, auf die Auftrags-, Fuhrpark- und<br />

Datenbasis Verkehrssituation angepaßten Datenbasis. Ergebnis sind u. a.<br />

eine Straffung <strong>der</strong> Abläufe, ein effizienter Personaleinsatz,<br />

schnellerer Informationsfluß, eine Erhöhung <strong>der</strong> Umschlagleistung,<br />

verkürzte Wartezeiten und eine Beschleunigung des<br />

Umlaufs <strong>der</strong> eingesetzten Transportkapazitäten.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 25<br />

4.3 Telematikbasierte City-Logistik<br />

Um den zunehmenden Problemen bei <strong>der</strong> Abwicklung des innerstädtischen<br />

Lieferverkehrs zu begegnen, werden vielfach<br />

sog. City-Logistik-Konzepte entworfen und realisiert. Ansatzpunkt<br />

ist dabei regelmäßig eine optimierte Leistungsabwicklung<br />

durch die Zusammenfassung von Touren und Bedienstellen<br />

verschiedener Speditions- und Transportunternehmen.<br />

Diesem Gedanken wurde auch bei <strong>der</strong> Entwicklung einer<br />

telematikbasierten City-Logistik Rechnung getragen. Den<br />

Erschließung Beteiligten werden jedoch zusätzliche Informationen zur<br />

von Produktivi- Verfügung gestellt. Welche Optionen die Beteiligten nutzen,<br />

tätspotentialen ob sie einzelbetrieblich o<strong>der</strong> kooperativ tätig sein wollen, entbei<br />

Wahrung scheiden diese frei. Zentraler Gedanke ist die Erschließung<br />

einzelbetrieb- von Produktivitätspotentialen bei Wahrung einzelbetrieblicher<br />

licher Interessen Interessen und kooperativer Handlungsoptionen.<br />

Beispiele für <strong>der</strong>artige, öffentlich geför<strong>der</strong>te Projekte sind z. B.<br />

DISI, Hamburg und LIS, Berlin. Dabei steht die Abkürzung<br />

DISI für Dispositions- und Informations-System und LIS für<br />

Logistisches Informations-System.<br />

Das Organisations- und Telematikkonzept wirkt auf zwei<br />

Ebenen:<br />

Einrichtung Die erste Stufe beinhaltet die Einrichtung einer Servicezeneiner<br />

Service- trale und den gemeinschaftlichen Einsatz einer Telematikinzentrale<br />

und frastruktur, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Komponenten computerge-<br />

Telematikinfra- stützter Disposition und Monitoring & Messaging.<br />

struktur<br />

Unternehmens- Die zweite Stufe umfaßt eine unternehmensübergreifende<br />

übergreifende Auftragspoolung und optimierende Tourenplanung sowie die<br />

Auftragspoolung Ad-hoc-Disposition von kurzfristigen Aufträgen.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 26<br />

Während in <strong>der</strong> ersten Stufe den beteiligten Partnern grundsätzlich<br />

nur Servicedienste zur Verfügung gestellt werden, die<br />

diese einzelbetrieblich nutzen können, sind in <strong>der</strong> zweiten<br />

Stufe eine kooperative Vergabe bzw. Bearbeitung von Aufträgen<br />

und ein gemeinschaftlicher Einsatz von Fahrzeugen<br />

vorgesehen.<br />

Optimierungs- Die Optimierungspotentiale im Rahmen von DISI beleuchpotentiale<br />

tet ein rechnergestützter Simulationslauf mit Echtdaten <strong>der</strong><br />

beteiligten Unternehmen für einen Stichtag: so konnte die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Touren um bis zu einem Drittel reduziert werden.<br />

Die Summe <strong>der</strong> zurückgelegten Kilometer sowie die Betriebsstunden<br />

<strong>der</strong> eingesetzten Fahrzeuge aller Partner verringerten<br />

sich um bis zu 15 %.<br />

5 Wirtschaftlichkeit<br />

5.1 Kosten für Investition und Betrieb<br />

Die Implementation von Flottenmanagement-Systemen in<br />

ihrer Gesamtheit erfor<strong>der</strong>t Vorleistungen und ist, je nach Art<br />

Kosten <strong>der</strong> und Umfang, mit nicht unerheblichen Investitionen verbun-<br />

Einführung den. Die Kosten <strong>der</strong> Einführung werden in Literatur und<br />

werden nur Produktinformationen meist nur ungenau o<strong>der</strong> gar nicht<br />

ungenau o<strong>der</strong> angegeben. Oftmals werden nur Kosten ausgewählter Mogar<br />

nicht dule genannt. Hinweise auf Personal- und Schulungskosten<br />

angegeben fehlen häufig.<br />

Investitionskosten<br />

Grundsätzlich fallen Investitionskosten für folgende Komponenten<br />

im Flottenmanagement an:<br />

Hardware<br />

Software<br />

Beratung<br />

Schulung<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Systemanpassung/-einbindung<br />

Umschichtung von bereits vorhandenem Personal<br />

evtl. zusätzlich notwendiges Personal<br />

sonstige Kosten wie zusätzliches Mobiliar etc.<br />

Kosten für Erfahrungswerte aus <strong>der</strong> Praxis zeigen, daß die Kosten für<br />

Hard- und Hard- und Software rund zwei Drittel <strong>der</strong> Gesamtkosten<br />

Software be- betragen. Während die Kosten für Beratung und Schulung<br />

tragen rund in <strong>der</strong> Mehrzahl aller Fälle zumindest auf <strong>der</strong> Basis von<br />

zwei Drittel Stunden- o<strong>der</strong> Tagessätzen vorliegen und sich <strong>der</strong> Gesamtaufwand<br />

abschätzen läßt, kommt es im Falle von notwendigen<br />

Systemanpassungen und erfor<strong>der</strong>lichem Personalaufwand<br />

auf den spezifischen Einzelfall an.<br />

Hier entscheiden nicht zuletzt die vorhandene Ablauforganisation<br />

eines Betriebes und die Kommunikationsfähigkeit<br />

bereits vorhandener Systeme mit den neu hinzukommenden<br />

Komponenten über den tatsächlichen Zeit- und Kostenauf-<br />

Ablauforgani- wand. Beson<strong>der</strong>s ältere Systeme haben hier eine Schwäche,<br />

satorische so daß es unter Umständen günstiger sein kann, einige<br />

Regelungen ablauforganisatorische Regelungen aufzugeben und durch<br />

ersetzen neue zu ersetzen.<br />

Betriebskosten<br />

In den Bereich <strong>der</strong> laufenden Betriebskosten fallen an:<br />

Seite 27<br />

Kosten für Wartung und Pflege von Hard- und Software,<br />

Kommunikationskosten (Grundgebühr und variable<br />

Kosten),<br />

weitere Kosten für z. B. Büromiete, Finanzierungskosten,<br />

Abschreibungen etc.<br />

Größenordnung Die Kosten für Wartung und Pflege <strong>der</strong> Hard- und Software<br />

von etwa 15% liegen üblicherweise in einer Größenordnung von etwa 15 %<br />

bis 20% <strong>der</strong> bis 20 % <strong>der</strong> Anschaffungskosten pro Jahr. Der Hauptteil<br />

Anschaffungs- <strong>der</strong> Kommunikationskosten besteht aus den variablen<br />

kosten pro Jahr Kosten <strong>der</strong> Sprach- und Datenkommunikation, die stark ab-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 28<br />

hängig sind von <strong>der</strong> betriebsspezifischen Nutzungsintensität.<br />

5.2 Nutzen<br />

Durch den Einsatz von <strong>Verkehrstelematik</strong> im betrieblichen<br />

Flottenmanagement können eine Reihe ökonomischer und<br />

ökologischer Verbesserungen erzielt werden.<br />

5.2.1 Betrieblicher Nutzen<br />

Sicht <strong>der</strong> Aus Sicht <strong>der</strong> Disposition bzw. <strong>der</strong> Flottenmanagement-Zen-<br />

Disposition trale ergeben sich im wesentlichen folgende Nutzenaspekte:<br />

Zunehmende Fahrzeugauslastung und Vermeidung von<br />

Leerfahrten<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Fahrleistung durch gezielte Auftragszuweisung<br />

und Tourenoptimierung sowie aktive Fahrerunterstützung<br />

durch Zielführung<br />

Fahrzeugüberwachung und -diagnose<br />

größere Flexibilität und verbesserte Planung, Steuerung<br />

und Kontrolle durch verbesserte Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

Zeitersparnis für Disponent und Fahrer<br />

verbesserte Integration von Transportketten mittels automatischer<br />

Verkehrsmittel- und Ladegefäßidentifikation<br />

JIT-(Just-in-Time-)Steuerung <strong>der</strong> Vor- und Nachläufe insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Transportketten des kombinierten Verkehrs<br />

Reduzierung von Kommunikationskosten durch den Ersatz<br />

von kostenintensivem Sprechfunk durch günstigen<br />

Datenfunk<br />

ein besseres Verhältnis von Aufträgen zu eingesetzten<br />

Fahrzeugen, verbunden mit einer Minimierung <strong>der</strong> Fahrzeugvorhaltekosten<br />

höhere Servicequalität und Kundenzufriedenheit.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 29<br />

Sicht des Ge- Aus <strong>der</strong> Sicht des Gesamtbetriebs lassen sich folgende<br />

samtbetriebes Nutzen ableiten:<br />

höhere Rendite des eingesetzten Kapitals, wenn die Fahrzeuge<br />

auf eigenen Namen gekauft wurden<br />

größere Kosten- und Leistungstransparenz sowie ein verbessertes<br />

Kosten-/Leistungsverhältnis<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsproduktivität <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

Personalkostenreduktion durch Zusammenfassung <strong>der</strong><br />

Disposition zu einer hauptverantwortlichen Dispositionszentrale<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit durch Informationsvorsprung<br />

und Qualitätssicherung.<br />

5.2.2 Volkswirtschaftlicher Nutzen<br />

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht besteht <strong>der</strong> Nutzen im<br />

wesentlichen aus <strong>der</strong> Vermeidung von Verkehr bzw. <strong>der</strong><br />

Optimierung des Verkehrs:<br />

Umweltentlastung durch eine Verringerung<br />

- <strong>der</strong> Luftbelastung mit Schadstoffen,<br />

- <strong>der</strong> Lärmemissionen,<br />

als Folge eines verbesserten Informationsflusses zwischen<br />

den am Verkehr Beteiligten<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Verkehrssicherheit<br />

Effektivität <strong>der</strong> Verkehrsmittel durch Integration im Rahmen<br />

eines kollektiven Verkehrsmanagements<br />

Sicherung <strong>der</strong> notwendigen Mobilität auf Basis <strong>der</strong> bestehenden<br />

Infrastruktur als Grundlage für eine funktionierende,<br />

arbeitsteilige Wirtschaft.<br />

5.2.3 Grenzen<br />

Dem einzelbetrieblichen und dem volkswirtschaftlichen<br />

Nutzen des Flottenmanagements werden jedoch auch deutliche<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 30<br />

Der Anteil <strong>der</strong> fixen Kosten im Fahrzeugbereich liegt im<br />

Nahverkehr bei ca. 80 bis 85 Prozent, im Fernverkehr,<br />

bedingt durch die wesentlich höhere Kilometerleistung, bei<br />

Mit <strong>der</strong> Kauf- ca. 65 bis 70 Prozent. Mit <strong>der</strong> Kaufentscheidung wird ein<br />

entscheidung Großteil <strong>der</strong> künftigen Kosten fixiert. Hier lassen sich<br />

wird ein durch den Einsatz von Flottenmanagement nur dann deutli-<br />

Großteil <strong>der</strong> che Kostenvorteile erzielen, wenn die gewonnenen Inforkünftigen<br />

mationen aufgegriffen und zielgerichtet weiterverarbeitet<br />

Kosten fixiert werden, z. B. im Rahmen <strong>der</strong> Fuhrparkbedarfs- und -bestandsplanung.<br />

Die Leistungserstellung von Verkehrsbetrieben im Straßengüterverkehr<br />

wird seit jeher von einer Tendenz zu hohen<br />

Viele Leer- Leertransportquoten geprägt. Viele Leerfahrten entstanden<br />

fahrten ent- bisher aufgrund staatlicher Einschränkungen und Vorgaben,<br />

standen bisher wie z. B. <strong>der</strong> Tatsache, daß eine Rückladung abgelehnt weraufgrund<br />

den muß, weil <strong>der</strong> Unternehmer nicht über die notwendige<br />

staatlicher Ein- Konzession verfügte. Ein an<strong>der</strong>es Beispiel ist die vorgeschränkungen<br />

schriebene Reinigung von Fahrzeugen vor <strong>der</strong> Übernahme<br />

und Vorgaben eines neuen Auftrages, wie beim Transport spezieller Güter<br />

aus dem Bereich Lebensmittel o<strong>der</strong> Gefahrgut. Ein größeres<br />

Problem sind kundenseitig verursachte Probleme, wie z. B.<br />

Termindruck o<strong>der</strong> zu kurze Abhol- bzw. Anlieferzeitfenster.<br />

Entscheidende Den Optimierungspotentialen eines gezielten Flottenmana-<br />

Grenzen gesetzt,gements sind hier entscheidende Grenzen gesetzt, die nur<br />

die nur zum zum Teil durch EDV-gestützte Dispositionssysteme, ver-<br />

Teil überwunden besserte Kommunikation sowie Verkehrslenkung überwunwerden<br />

können den werden können.<br />

Die unberechenbare Verkehrslage trägt ihren Teil zum Entstehen<br />

von Leerfahrten bei. Von den Autobahnen, auf denen<br />

rund 30 Prozent aller Fahrleistungen im Personen- und Güterverkehr<br />

erbracht werden, müssen mehr als ein Viertel als<br />

permanent staugefährdet angesehen werden. Die teilweise<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

sehr hohe Verkehrsdichte bewirkt, daß die Fahrzeuge oft bis<br />

zur Hälfte ihrer Einsatzzeit unproduktiv sind.<br />

6 Perspektiven für das Flottenmanagement<br />

Seite 31<br />

Verstärkte Die Umstrukturierungs- und Konzentrationsprozesse in <strong>der</strong><br />

Nachfrage nach Logistikbranche sowie die Globalisierungstendenzen <strong>der</strong><br />

zusätzlichen Logistik überhaupt bewirken eine schnelle und dynamische<br />

logistischen Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Marktstrukturen. Dies bedeutet für die Trans-<br />

Service- portunternehmen eine nochmals verstärkte Nachfrage nach zuleistungen<br />

und sätzlichen logistischen Serviceleistungen auf <strong>der</strong> einen Seite<br />

zunehmen<strong>der</strong> und zunehmenden Kostendruck auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.<br />

Kostendruck<br />

Lückenlose Vernetzung<br />

Das Flottenmanagement wird mittel- bis langfristig eine<br />

Intgration in gesicherte Zukunft haben, wenn eine Integration des dies-<br />

die gesamte bezüglichen Verkehrs in die gesamte physische Transport-<br />

physische kette und – vor allem – in einen geschlossenen Informa-<br />

Transport- tionskreislauf gelingt. Hierfür bieten die neuen Informatikette<br />

ons- und Kommunikationsmedien, wie das Internet, neue<br />

Möglichkeiten.<br />

Erst wenn eine lückenlose Vernetzung zwischen den verschiedenen<br />

Schnittstellen erfolgt o<strong>der</strong> dies ohne son<strong>der</strong>lichen<br />

Mehraufwand realisiert werden kann, wird sich die <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

auch im Güterverkehr einem breiten Kreis<br />

von Anwen<strong>der</strong>n erschließen können. Hierzu kann auch die<br />

Einbindung im Rahmen eines Verkehrsmanagementsystems<br />

gezählt werden.<br />

Ein konsequentes Flottenmanagement spricht beide Seiten<br />

an: Durch die Mobilkommunikation stehen dem Disponenten<br />

und letztlich dem Kunden Fahrzeug- und Sendungsinformationen<br />

ad hoc zur Verfügung. Dieser Aufbau <strong>der</strong> par-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 32<br />

Parallel zur allel zur Transportkette laufenden Informationskette ist einer<br />

Transportkette <strong>der</strong> wichtigsten Servicebestandteile eines erfolgreichen Flottenlaufende<br />

managements. Auf <strong>der</strong> Kostenseite zeigt sich heute bereits,<br />

Informations- daß durch eine EDV-gestützte Disposition realistische Einkette<br />

sparungen von 10 bis 15 % möglich sind. Trotz <strong>der</strong> bisherigen<br />

Zurückhaltung <strong>der</strong> Transportbranche steht dem Siegeszug<br />

des Flottenmanagements somit mittelfristig nichts im Wege.<br />

Ein Konflikt konnte bisher allerdings nicht gelöst werden:<br />

<strong>der</strong> verstärkte Einsatz von Telematik im Güterverkehr ist<br />

kostengünstige, nur dann zu erwarten, wenn kostengünstige, integrierte Löintegrierte<br />

sungen angeboten werden. So ist z. B. die Nachrüstung von<br />

Lösungen Fahrzeugen mit den entsprechenden Systemen die <strong>der</strong>zeit<br />

einzig mögliche, für den Güterverkehr angebotene Variante.<br />

Während Pkw <strong>der</strong> Luxusklasse schon fast standardmäßig<br />

mit Fahrzeugnavigationssystemen ausgerüstet werden, ist<br />

dies im Lkw-Bereich oft noch Zukunftsmusik.<br />

Standardisierung bei gleichzeitiger Offenheit <strong>der</strong> Systeme<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Softwareentwicklung existiert nicht nur die<br />

Tendenz, son<strong>der</strong>n aufgrund <strong>der</strong> kurzen Produktlebenszyklen<br />

eine Notwendigkeit zur Standardisierung <strong>der</strong> Systeme.<br />

Software- Bei Softwaresystemen, die aus vielen einzelnen Modulen<br />

systeme aus zusammengesetzt sind und möglichst plattformunabhängig<br />

vielen einzelnen arbeiten, können einzelne Bausteine leichter ausgetauscht und<br />

Modulen und neu kombiniert werden. So werden im Bereich des Flottenplattform-<br />

managements künftig verstärkt branchenunabhängige und<br />

unabhängig noch flexiblere Systeme zum Einsatz kommen, wie dies<br />

heute bereits im Bereich des Monitoring und Messaging zu<br />

beobachten ist.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Trend Auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Fahrzeugendgeräte besteht ein Trend zu<br />

zu preis- preisgünstigen integrierten Systemen. Diese Systeme fassen<br />

günstigen die Kommunikationseinheit, den Bordcomputer, den GPSintegrierten<br />

Receiver und die Zielführung sowie das Autoradio mit<br />

Systemen RDS/TMC-Funktion und CD-Player in einem Gerät zusambei<br />

Fahrzeug- men. Einige Geräte dieser Art sind bereits verfügbar. Allerendgeräten<br />

dings sind diese Geräte gerade im gewerblichen Güter- und<br />

Serviceverkehr nicht für alle Einsatzfälle geeignet bzw. zu<br />

umfangreich ausgestattet.<br />

Die Chancen des Internet<br />

Seite 33<br />

Einen Weg zur Vernetzung <strong>der</strong> Beteiligten bei gleichzeitig<br />

geringen Zugangshemmnissen und zur weiteren Standardisierung<br />

von Flottenmanagement-Systemen stellt die verstärkte<br />

Nutzung des Mediums Internet dar. Die Verwendung von<br />

Softwaresystemen, die auf <strong>der</strong> Internet-Technologie basieren,<br />

bieten aber nicht nur den unkomplizierten Zugang zum<br />

System, son<strong>der</strong>n führen unter bestimmten Voraussetzungen<br />

zu wesentlich günstigeren Kommunikationskosten.<br />

Neben den Kundenzugriff auf Statusinformationen zu ihren<br />

Sendungen kann eine geschlossene Benutzergruppe zu<br />

einem Internet zusammengeschlossen werden. Beispiele<br />

hierfür sind mehrere Nie<strong>der</strong>lassungen o<strong>der</strong> Kooperationspartner,<br />

aber auch hausinterne Arbeitsplätze, die an die<br />

Zentrale angebunden sind.<br />

In <strong>der</strong> Flottenmanagement-Zentrale werden leistungsfähige<br />

Rechner mit Zugang zum Internet o<strong>der</strong> ISDN benötigt.<br />

Notwendig sind lediglich ein entsprechendes Modem zur<br />

Datenübertragung o<strong>der</strong> eine leistungsfähige ISDN-Karte o<strong>der</strong><br />

-Router sowie <strong>der</strong> notwendige Browser, <strong>der</strong> zwischenzeitlich<br />

zur Standardausstattung jedes neuen PCs gehört. Nachteilig<br />

können sich für diejenigen, die das Internet auch als<br />

Übertragungsmedium nutzen wollen, die unterschiedlich<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 34<br />

langen, von <strong>der</strong> jeweiligen Tageszeit abhängigen Datenübertragungszeiten<br />

auswirken.<br />

Literatur Candreja, M; Lanz, R.: Controlling im Transportgewerbe.<br />

Verlag Paul Haupt, Bern/Stuttgart/Wien, 1993<br />

Dürr, E.; Seidelmann, C.: Ein richtungweisendes Telematikprojekt<br />

im kombinierten Güterverkehr. Internationales Verkehrswesen<br />

5/95, S. 243 ff.<br />

Fraunhofer Institut für Materialfluß und Logistik/LogiBall:<br />

Verkehrspolitische Bedeutung von Informations- und Kommunikationssystemen<br />

in <strong>der</strong> Transportwirtschaft. Dortmund/Herne,<br />

1997<br />

Frenzel, R.: Fuhrparkinformationssysteme. Verlag Vandenhoeck<br />

& Ruprecht, Göttingen, 1992<br />

Höller, M.; Haubold, V.; Stahl, D.; Rodi, H.: Die Bedeutung<br />

von Informations- und Kommunikationstechnologien für den<br />

Verkehr. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1994<br />

ITS Congress Association (Veranstalter): 4th World Congress<br />

on Intelligent Transport Systems. Berlin, 1997<br />

Lublow, R.: Mobile Informationssysteme für die Güterverkehrslogistik.<br />

Expert Verlag, Renningen-Malmsheim, 1997<br />

Lublow, R.; van Bonn, B.: Umschlagleitstände in Güterverkehrsunternehmen.<br />

Verkehr und Technik 5/97, S. 189 ff.<br />

Lützenkirchen, H. P.: Optimale Fuhrparkbestandsplanung.<br />

Verlag Peter Lang, Frankfurt/Main, 1982<br />

Projektträger BVT im TÜV Rheinland (Hrsg.): Technolo-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Flottenmanagement 07410<br />

Seite 35<br />

gieansätze zur besseren Kooperation und Vernetzung <strong>der</strong><br />

Verkehrsträger. Statusseminar des Bundesministeriums für<br />

Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, 1995<br />

Schlechter, H.: EDV-Einsatz in kleinen und mittleren Speditions-<br />

und Lagereiunternehmen. usl, Bonn, 1994<br />

Siegele, G. (Hrsg.): Telematik im Verkehr. R. v. Decker’s<br />

Verlag, Heidelberg, 1996<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07410 Flottenmanagement<br />

Seite 36<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Taxenzentrale 07420<br />

Taxenzentrale<br />

von<br />

Burkhard Scheller<br />

Taxenzentrale ist für die breite Bevölkerung nur ein vager<br />

Begriff. Man kennt das Verkehrsmittel Taxi, und man weiß<br />

in <strong>der</strong> Regel, wie man eine Taxe bestellt, wenn man mal ein<br />

Fahrzeug mit Fahrer benötigt. Was wirklich geschieht, wenn<br />

eine Taxenrufnummer gewählt wird, welche Organisationsformen<br />

dahinterstehen und welche rechtliche Problematik<br />

sich ergeben kann, ist dem Taxenkunden in <strong>der</strong> Regel kaum<br />

bekannt.<br />

Dieser Artikel soll dazu beitragen, die Organisationsform<br />

Taxenzentrale zu erläutern, das weite Spektrum <strong>der</strong> Aufgabenbereiche<br />

darzustellen und Möglichkeiten für die Zukunft<br />

aufzuzeigen.<br />

Überblick über das Taxengewerbe<br />

Seite 1<br />

Im bundesdeutschen Taxengewerbe gibt es zur Zeit über<br />

52.000 zugelassene Taxen. Für jede Taxe wird eine eigene<br />

Taxenkonzession benötigt. Jede einzelne Taxenkonzession<br />

wird von <strong>der</strong> jeweils zuständigen Genehmigungsbehörde<br />

einer natürlichen o<strong>der</strong> juristischen Person, dem Konzessionsinhaber,<br />

erteilt. Der Konzessionsinhaber ist auf Grund<br />

dieser Vergabeform ausschließlich seiner Genehmigungsbehörde<br />

gegenüber für die ordnungsgemäße Betriebsführung verantwortlich.<br />

Diese Rechtsbeziehung zwischen Konzessionsinhaber<br />

und Genehmigungsbehörde kann nicht auf eine privatrechtliche<br />

Organisation Dritter übertragen werden. Das<br />

heißt, <strong>der</strong> Taxenunternehmer ist mit seiner Taxe immer ein<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 2<br />

eigenständiger verantwortlicher Unternehmer mit allen Rechten<br />

und Pflichten, die sich aus einer Genehmigung ergeben.<br />

Der Gesetzgeber bezweckt damit, daß für den Taxenkunden<br />

das Verkehrsmittel Taxe unabhängig von Firmen- o<strong>der</strong> Zen-<br />

Nahverkehrs- tralenzugehörigkeit einfach nur ein öffentliches Nahverkehrsmittel<br />

mittel ist, welches sich in Preis, Aussehen und Verfügbarkeit<br />

nicht von an<strong>der</strong>en Taxen unterscheidet. Auf Grund dieser<br />

Gleichstellung aller Taxen eines Zulassungsgebietes stehen<br />

auch alle öffentlichen Taxenhalteplätze grundsätzlich<br />

allen Taxenunternehmen gemeinsam zur Verfügung. Die Vorschriften<br />

für die Taxen eines Zulassungsgebietes werden<br />

von <strong>der</strong> zuständigen Genehmigungsbehörde in <strong>der</strong> örtlichen<br />

Taxen- und Taxentarifordnung geregelt.<br />

Der Taxenhalteplatz ist <strong>der</strong> klassische Ort, an dem das Taxi<br />

Fahrtaufträge erhält. Insbeson<strong>der</strong>e in innerstädtischen Bereichen<br />

von Großstädten, an Bahnhöfen und an Flughäfen<br />

gibt es viele Kunden, die dort am Halteplatz in das bereitgestellte<br />

Taxi steigen. Da es im Normalfall aber für den einzelnen<br />

Taxenunternehmer nicht mehr ausreicht, nur am<br />

Taxenhalteplatz auf einen Einsteiger zu warten o<strong>der</strong> während<br />

einer Leerfahrt auf einen zufällig am Straßenrand winkenden<br />

Kunden zu hoffen, ist es nötig, zusätzliche Fahrtaufträge<br />

auf an<strong>der</strong>em Wege zu bekommen.<br />

Nun könnte je<strong>der</strong> Taxenunternehmer zur Auftragssteigerung<br />

seine eigene Telefonannahme im Büro einrichten o<strong>der</strong> Fahrtaufträge<br />

über lange Funktelefonnummern direkt vom Fahrzeug<br />

aus akquirieren. Wenn man für die Kundschaft rund<br />

um die Uhr an 365 Tagen pro Jahr erreichbar sein will, gelangt<br />

man so natürlich schnell an seine Grenzen. Aus diesem<br />

Grund schließen sich viele Taxenunternehmer zu sogenannten<br />

Taxenzentralen zusammen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Abb. 1: Taxiverkehr<br />

Seite 3<br />

Wie oben bereits erwähnt, gibt es in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland ca. 52.537 Taxen. Diese Taxen verteilen sich<br />

auf 28.131 einzelne Taxenunternehmer. Davon sind 21.615<br />

Einwagenunternehmer, 3.605 Zweiwagenunternehmer und<br />

nur 2.831 Mehrwagenunternehmer.<br />

Land<br />

Taxiverkehr - Stand Februar 1996 -<br />

Zahl <strong>der</strong> genehmigten Zahl <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge im Taxiverkehr Taxi-Unternehmer<br />

Baden-Württemberg 3.750 2.139<br />

Bayern 7.000 4.395<br />

Berlin 6.945 4.210*<br />

Brandenburg 1.341 690<br />

Bremen 757 448**<br />

Hamburg 3.843 2.544<br />

Hessen 3.893 2.145<br />

Mecklenburg-Vorpommern 1.055 689<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen 3.955 1.269<br />

Nordrhein-Westfalen 11.517 5.337<br />

Rheinland-Pfalz 1.243 648<br />

Saarland 625 220<br />

Sachsen-Anhalt 1.345 607<br />

Sachsen 2.853 1.624<br />

Schleswig-Holstein 1.395 663<br />

Thüringen 1.020 503<br />

Bundesgebiet Gesamt 52.537 28.131<br />

* Stichtag 31.03.1996 ** Stichtag 31.03.97<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 4<br />

Land<br />

Taxi- und Mietwagenverkehr nach Anzahl <strong>der</strong> Unternehmer<br />

- Stand Februar 1996 -<br />

Zahl <strong>der</strong><br />

Taxiunternehmer/Mietwagenunternehmer<br />

Insgesamt<br />

ohne<br />

eigene<br />

Fahrzeuge<br />

mit<br />

1<br />

Fahrzeug<br />

Abb. 2: Taxi- und Mietwagenverkehr nach Anzahl <strong>der</strong> Unternehmer<br />

mit<br />

2<br />

Fahrzeugen<br />

mit<br />

3 und mehr<br />

Fahrzeugen<br />

Baden-Württemberg<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

2.139<br />

779<br />

1<br />

4<br />

1.694<br />

414<br />

266<br />

174<br />

178<br />

187<br />

Bayern<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

4.395<br />

905<br />

1<br />

9<br />

3.671<br />

559<br />

381<br />

188<br />

342<br />

149<br />

Berlin<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

4.210<br />

158<br />

––<br />

––<br />

3.529<br />

94<br />

312<br />

24<br />

369<br />

40<br />

Brandenburg<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

690<br />

236<br />

––<br />

6<br />

517<br />

160<br />

108<br />

26<br />

65<br />

44<br />

Bremen**<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

448<br />

36<br />

––<br />

––<br />

354<br />

17<br />

45<br />

4<br />

49<br />

14<br />

Hamburg<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

2.544<br />

47<br />

––<br />

––<br />

2.192*<br />

24 *<br />

170*<br />

8*<br />

186*<br />

15*<br />

Hessen<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

2.145<br />

428<br />

4<br />

2<br />

1.723<br />

221<br />

239<br />

96<br />

179<br />

109<br />

Mecklenburg- Taxiunternehmer 689 –– 553 104 32<br />

Vorpommern Mietwagenunternehmer 41 –– 24 8 9<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

1.269<br />

751<br />

1<br />

9<br />

758<br />

339<br />

256<br />

157<br />

254<br />

246<br />

Nordrhein- Taxiunternehmer 5.337 75 3.689 846 727<br />

Westfalen Mietwagenunternehmer 1.037 17 537 183 300<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

648<br />

472<br />

1<br />

1<br />

508<br />

287<br />

77<br />

99<br />

62<br />

85<br />

Saarland<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

220<br />

43<br />

––<br />

1<br />

150<br />

28<br />

39<br />

10<br />

31<br />

4<br />

Sachsen<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

1.624<br />

232<br />

1<br />

2<br />

1.117<br />

149<br />

380<br />

46<br />

126<br />

35<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

607<br />

85<br />

––<br />

2<br />

372<br />

46<br />

164<br />

20<br />

71<br />

17<br />

Schleswig-Holstein<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

663<br />

223<br />

––<br />

––<br />

418<br />

126<br />

135<br />

50<br />

110<br />

47<br />

Thüringen<br />

Taxiunternehmer<br />

Mietwagenunternehmer<br />

503<br />

122<br />

––<br />

––<br />

370<br />

72<br />

83<br />

27<br />

50<br />

23<br />

Bundesgebiet Taxiunternehmer 28.131 84 21.615 3.605 2.831<br />

(Gesamt) Mietwagenunternehmer 5.596 53 3.097 1.120 1.324<br />

* Stichtag 31.12.95, ** Stichtag 31.03.97<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Seite 5<br />

Einsatzzeiten Etwa die Hälfte aller Taxen ist täglich rund um die Uhr im<br />

Einsatz. Die Einsatzzeiten sind stark von <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong><br />

Gemeinde, in dem die Fahrzeuge konzessioniert sind, abhängig.<br />

Im ländlichen Raum werden die meisten Taxen nur<br />

tagsüber eingesetzt sein, in Großstädten mit Touristen und<br />

Nachtleben sind die Fahrzeuge auch nachts häufiger in<br />

Betrieb. Für eine einzelne Taxe, die im 24-Stundenbetrieb<br />

täglich im Einsatz ist, benötigt man einschließlich <strong>der</strong><br />

Aushilfsfahrer etwa fünf Taxifahrer/innen. Für eine überwiegend<br />

tagsüber genutzte Taxe benötigt man ca. 1,5 Fahrer.<br />

Es gibt im Bundesgebiet einschließlich aller selbstfahrenden<br />

Unternehmer, Aushilfen und hauptberuflichen Mitarbeitern<br />

ca. 150.000 Taxifahrer und -fahrerinnen.<br />

Unter diesen Strukturbedingungen mit über 25.000 Kleinbetrieben<br />

ist wirtschaftliches Arbeiten für den einzelnen<br />

Unternehmer kaum möglich. Er kann nicht sehr viel mehr<br />

tun, als seine eigene Taxe zu fahren. Die durchschnittlichen<br />

Schichtzeiten Schichtzeiten eines selbstfahrenden Taxenunternehmers liegen<br />

auch wegen <strong>der</strong> aktuellen schlechten wirtschaftlichen<br />

Lage in <strong>der</strong> Praxis bei 12 bis 14 Stunden bei mindestens<br />

sechs Arbeitstagen pro Woche. Es bleibt dabei natürlich<br />

insbeson<strong>der</strong>e für den Ein- o<strong>der</strong> Zweiwagenunternehmer<br />

kaum Zeit, neue Kunden und Aufträge zu akquirieren, günstige<br />

Einkaufsmöglichkeiten zu schaffen o<strong>der</strong> Großkunden<br />

zu bedienen. Deswegen sind von allen Taxen etwa 70 %,<br />

also ca. 35.000 Taxen mit über 100.000 Fahrern und Fahrerinnen,<br />

zu Gemeinschaften in sogenannten Taxenzentralen<br />

zusammengeschlossen.<br />

Organisations- Der Organisationsgrad nimmt mit <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Gemeinden<br />

grad zu. Auf dem flachen Land finden wir sehr viele kleine<br />

Unternehmen, die mit wenigen eigenen Fahrzeugen ohne<br />

Taxenzentrale ihre Kunden bedienen. Oftmals sitzt ein<br />

Familienmitglied zu Hause am Telefon und reicht die<br />

Kundenwünsche über Autotelefon o<strong>der</strong> auch über Betriebs-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 6<br />

funk an die eigenen Fahrzeuge weiter. Das Tagesgeschäft<br />

besteht oft zu einem großen Teil aus Krankenfahrten. Nachts<br />

gibt es bis auf die Wochenenden nur wenig zu tun. Häufig<br />

Mischbetriebe sind solche kleinen Betriebe auch Mischbetriebe mit Taxenund<br />

Mietwagenkonzessionen.<br />

In Ballungsräumen gibt es nur wenige Individualisten, die<br />

mit ihren Taxen von Halteplatz zu Halteplatz ziehen. Die<br />

meisten Betriebe, auch wenn sie über mehrere Fahrzeuge<br />

verfügen, haben sich einer Taxenzentrale angeschlossen.<br />

Die Taxenzentrale<br />

Eine Taxenzentrale ist eine rechtlich eigenständige Organisation.<br />

Sie arbeitet immer örtlich in nur einem Zulassungsgebiet.<br />

In <strong>der</strong> Regel hat sie keine eigenen Taxen im Einsatz,<br />

son<strong>der</strong>n es sind ihr eine Reihe von selbständigen Taxenun-<br />

Steigerung <strong>der</strong> ternehmern mit ihren Fahrzeugen angeschlossen. Die Auf-<br />

Wirtschaftlich- gabe einer Taxenzentrale ist insbeson<strong>der</strong>e die Steigerung <strong>der</strong><br />

keit Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> angeschlossenen Betriebe. Das geschieht<br />

durch Schaffung geeigneter Kommunikationssysteme mit<br />

passen<strong>der</strong> Logistik und Telematik. Zu ihrem Arbeitsbereich<br />

gehören<br />

die Vermittlung von eingehenden Fahrtaufträgen an die angeschlossenen<br />

Taxen mittels geeigneter Technik,<br />

die Verwaltung und Betreuung von Aufträgen, Vorbestellungen,<br />

Kunden etc.,<br />

Handling von Großaufträgen/Großkunden,<br />

Abrechnung von Krankentransporten,<br />

Abrechnung von Rechnungskunden,<br />

Akquirieren von Kunden, Bewerben <strong>der</strong> Taxirufnummer,<br />

Taxinotruf,<br />

Schulung von Fahrpersonal und Unternehmern,<br />

Vertretung <strong>der</strong> Unternehmen gegenüber Behörden,<br />

Koordinierung von Tarifverhandlungen,<br />

Telefondienste und Son<strong>der</strong>dienste für Dritte.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Um alle diese Arbeitsbereiche abdecken zu können, benötigt<br />

eine Taxenzentrale neben dem Personal, das aus Telefonisten,<br />

Fahrtendispatchern, Kaufleuten und Technikern besteht,<br />

einen rechtlichen Rahmen und eine leistungsfähige,<br />

mo<strong>der</strong>ne Technik.<br />

Organisationsformen einer Taxenzentrale<br />

Seite 7<br />

Rechtliche Organisation<br />

Zwei Rechtsformen haben sich in Deutschland weitestgehend<br />

herauskristallisiert, die Genossenschaft und die GmbH.<br />

Eine Genossenschaft kommt in ihrer Struktur einem Verein<br />

sehr nahe. Ihre Mitglie<strong>der</strong>zahl ist nicht geschlossen, und das Ziel<br />

einer Genossenschaft ist es, den Erwerb o<strong>der</strong> die Wirtschaft<br />

ihrer Mitglie<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n. In dieser Rechtsform sind alle angeschlossenen<br />

Unternehmer als Genossen gleichberechtigt beteiligt.<br />

Sie sind gemeinnützig und nicht gewinnorientiert. Nicht<br />

die kapitalmäßige, son<strong>der</strong>n die persönliche Beteiligung <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> steht bei dieser körperschaftlich organisierten Vereinigung<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Dadurch sind die Teilnehmergebühren<br />

für die angeschlossenen Unternehmer in <strong>der</strong> Regel<br />

günstig. Dennoch geht die Entwicklung <strong>der</strong> Taxenzentralen<br />

weg von <strong>der</strong> Rechtsform <strong>der</strong> Genossenschaften und hin zur<br />

GmbH. Im Laufe <strong>der</strong> Zeit haben viele Genossenschaften nicht<br />

unerhebliche Vermögen gebildet. Da ein Genossenschaftsanteil<br />

seinen Nennwert unabhängig von <strong>der</strong> wirtschaftlichen Lage<br />

<strong>der</strong> Genossenschaft behält, können ausscheidende Genossen,<br />

wenn sie ihre Anteile veräußern möchten, nicht am Wertzuwachs<br />

teilhaben. Außerdem gehen im Wandel <strong>der</strong> aktuellen<br />

Rechtsprechung die Vorteile, die die Genossenschaften ihren<br />

Mitglie<strong>der</strong>n z. B. in Form von bevorzugten Einkaufsmöglichkeiten<br />

erschaffen hatten, immer mehr verloren.<br />

Deswegen spielt die GmbH und GmbH+CoKG für Taxenzentralen<br />

eine immer größere Rolle. Solche Zentralen arbeiten ge-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 8<br />

winnorientiert und es gibt sie überwiegend in Städten mit<br />

mehreren Taxenzentralen. Sie können die erwirtschafteten Gewinne<br />

uneingeschränkt an ihre Gesellschafter weitergeben und<br />

im Innenverhältnis steht <strong>der</strong> freien vertraglichen Gestaltung<br />

nichts im Wege.<br />

Während in einer Genossenschaft die Mehrheit <strong>der</strong> Unternehmer<br />

selbst Genossen sind und nur wenige Taxenbetriebe<br />

Teilnehmer als sogenannte Teilnehmer über reine Teilnehmerverträge an<br />

<strong>der</strong> Fahrtenvermittlung teilnehmen, gibt es bei den GmbHs<br />

Gesellschafter häufig nur wenige Taxenbetriebe, die auch selbst Gesellschafter<br />

sind. Eine immer größer werdende Zahl ist reiner<br />

Vertragspartner, <strong>der</strong> sich unter den Taxenzentralen vor Ort<br />

eine Zentrale auswählt und über einen Dienstleistungsvertrag<br />

an <strong>der</strong> Fahrtenvermittlung teilnimmt. Die Taxenzentralen<br />

nehmen meistens eine marktstarke o<strong>der</strong> gar beherrschende<br />

Stellung ein. Deswegen können sich die Zentralenleitungen<br />

nur sehr bedingt die Taxenunternehmer aussuchen,<br />

die sie an ihrer Fahrtenvermittlung beteiligen wollen. Der<br />

selbständige Unternehmer kann sich normalerweise bei<br />

mehreren örtlichen Taxenzentralen die Zentrale aussuchen,<br />

von <strong>der</strong> er sich das beste Geschäft verspricht. Selbst Doppelmitgliedschaften<br />

billigt <strong>der</strong> Gesetzgeber unter bestimmten<br />

Voraussetzungen. Mehrwagenunternehmer haben auch<br />

teilweise zusätzlich zum Zentralenanschluß eigene parallel<br />

betriebene Vermittlungstechnologien. Dabei kommt es dann<br />

nicht selten zu Interessenkonflikten zwischen <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

und den einzelnen Betrieben. Eine Flut von gerichtlichen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen bis hin zum Bundesgerichtshof<br />

hat deswegen in <strong>der</strong> Vergangenheit stattgefunden. Der überwiegende<br />

Tenor aller Gerichtsurteile stärkt die eigenständige<br />

Position <strong>der</strong> Unternehmer und schränkt den Einfluß <strong>der</strong><br />

Taxenzentralen auf die Betriebe stark ein. Die Taxenzentrale<br />

steht somit ständig in dem Konflikt, Kunden für alle akquirieren<br />

zu müssen, ohne dabei die wirtschaftliche Eigenständigkeit<br />

<strong>der</strong> Betriebe einzuschränken. Außerdem muß<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Seite 9<br />

die Leistung <strong>der</strong> Zentralen den Betrieben zu einem günstigen<br />

Preis angeboten werden, von ausreichen<strong>der</strong> Vielfalt sein<br />

und möglichst alle zufriedenstellen – eine kaum lösbare<br />

Aufgabe.<br />

Rechtsbeziehung Taxenzentrale/Kunde/Taxenunternehmer<br />

Rechtlich Welche rechtlichen Beziehungen bestehen bei einer telefoeigenständige<br />

nischen Auftragsvergabe an eine Taxenzentrale, wenn <strong>der</strong><br />

Taxe Kunde von einer rechtlich eigenständigen Taxe beför<strong>der</strong>t<br />

wird? Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten.<br />

Der Normalfall ist, daß die Taxenzentrale den erhaltenen<br />

Fahrtauftrag an eine <strong>der</strong> angeschlossenen Taxen vermittelt.<br />

Beför<strong>der</strong>ungs- Der Beför<strong>der</strong>ungsvertrag kommt erst vor Ort zwischen<br />

vertrag Fahrgast und Fahrer zustande. Die Fahrt wird direkt beim<br />

Fahrer bar bezahlt. In diesem Fall besteht nur die Rechtsbeziehung<br />

Kunde/Taxe. Der erzielte Umsatz wird ausschließlich<br />

dem Taxenbetrieb zugerechnet und nur dieser stellt über<br />

die Fahrt eine Quittung aus und versteuert den Umsatz.<br />

Daraus folgt dann lei<strong>der</strong> auch für die Taxenzentrale, daß,<br />

obwohl diese Kunden auf Grund <strong>der</strong> Werbung <strong>der</strong> Zentrale<br />

und <strong>der</strong> Vermarktung ihrer Telefonnummer dort anrufen, sie<br />

nicht Kunden <strong>der</strong> jeweiligen Taxenzentralen, son<strong>der</strong>n Kunden<br />

<strong>der</strong> dort angeschlossenen Taxenbetriebe sind. Lei<strong>der</strong><br />

werden deswegen immer wie<strong>der</strong> gute Kunden, die über längere<br />

Zeit mit allen Taxen <strong>der</strong> Zentrale gefahren sind, von<br />

einzelnen abgeworben. Die Zentralen und die Gemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Unternehmen können sich dagegen kaum wehren.<br />

Es gibt aber auch eine Vielzahl von Kunden, die mit <strong>der</strong><br />

Taxenzentrale Verträge über bestimmte Aufträge schließen.<br />

In diesem Fall stellt die Taxenzentrale dem Kunden den<br />

Aufwand in Rechnung, ist also Auftraggeber und Vertrags-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 10<br />

partner des Taxenkunden. Die Zentrale wie<strong>der</strong>um schließt<br />

die Beför<strong>der</strong>ungsverträge jeweils mit den einzelnen Taxenunternehmen.<br />

Hier gibt es keine Rechtsbeziehung Taxe/<br />

Kunde, son<strong>der</strong>n die Beziehung Kunde/Taxenzentrale und<br />

Taxenzentrale/Taxe.<br />

Teilnehmer- Mit viel Mühe werden zur Vermeidung von Problemen die<br />

verträge Satzungen und Teilnehmerverträge ausformuliert, <strong>der</strong> Erfolg<br />

tritt dennoch nur spärlich ein. Um so wichtiger ist es, daß die<br />

Taxenzentralen in ihrer Organisation effektiv und möglichst<br />

objektiv arbeiten. Wesentlich trägt dazu die Technik bei, mit<br />

<strong>der</strong>en Hilfe die Aufträge vermittelt und verwaltet werden.<br />

<strong>Technische</strong> Organisation<br />

Die technische Organisation <strong>der</strong> Taxenzentrale ermöglicht<br />

es nicht nur <strong>der</strong> Zentrale, wirtschaftlich zu arbeiten, son<strong>der</strong>n<br />

auch den Einsatz <strong>der</strong> angeschlossenen Taxen optimal<br />

zu organisieren, damit die Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> einzelnen<br />

Taxenbetriebe steigt. Die Taxenzentralen bedienen sich zur<br />

Umsetzung ihrer Aufgaben sehr unterschiedlicher Techno-<br />

Vermittlungs- logien. Die gesamte Vermittlungstechnik glie<strong>der</strong>t sich dabei in<br />

technik drei Bereiche:<br />

die Auftragsannahme und -verwaltung (Zentrale)<br />

die Auftragsvergabe an die Taxe (Kommunikation)<br />

die Fahrzeugtechnik (Taxe)<br />

Die Sprechfunkzentrale ist die ursprüngliche Form einer<br />

Taxenzentrale. Noch heute arbeitet die Mehrheit aller Taxenzentralen<br />

mit Sprechfunk. Der Übergang von einer reinen<br />

Sprechfunkzentrale zu einer mo<strong>der</strong>nen Datenfunkzentrale<br />

kann allerdings fließend sein. Wir finden deshalb alle möglichen<br />

Formen <strong>der</strong> Zwischenstufen im Einsatz. Der entscheidende<br />

Unterschied liegt in dem Kommunikationssystem<br />

zwischen Zentrale und Fahrzeug. In <strong>der</strong> Sprechfunkzentrale<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

wird nur Sprache analog übertragen, in <strong>der</strong> Datenfunkzentrale<br />

werden digitale Informationen ausgetauscht.<br />

Die Sprechfunkzentrale<br />

Seite 11<br />

Auftragsannahme und -verwaltung manuell<br />

Die klassische Taxenzentrale ist eine Sprechfunkzentrale<br />

und verfügt über eine telefonische Auftragsannahme. Es ist<br />

Telefonzentrale eine konventionelle Telefonzentrale eingerichtet. Der anrufende<br />

Kunde teilt dem Mitarbeiter <strong>der</strong> Auftragsannahme seinen<br />

Fahrtwunsch mit. Dieser wird in chronologisch geführten<br />

Listen erfaßt. Dabei werden <strong>der</strong> Kundennahme, die Abholadresse,<br />

Son<strong>der</strong>optionen und Auftragseingang festgehalten.<br />

Sammelfahrten werden manuell zusammengestellt, Direktaufträge<br />

umgehend an die Fahrtenvermittlung weitergegeben.<br />

Vorbestellungen und sich regelmäßig wie<strong>der</strong>holende<br />

Aufträge werden kalendarisch erfaßt.<br />

Manuelle Auftragsvergabe an die Taxe über Sprechfunk<br />

Diese erfaßten Aufträge gehen weiter an die Fahrtenvermittlung.<br />

In kleinen Zentralen kann das dieselbe Person<br />

sein, die auch die Aufträge annimmt. In großen Zentralen<br />

ist eine Vielzahl von Arbeitsplätzen eingerichtet. Die Vermittlung<br />

ruft den gelisteten Auftrag auf dem für die Abholadresse<br />

zugeteilten Betriebsfunkkanal aus. Die meisten<br />

Zentralen rufen dabei die Taxenhalteplätze in <strong>der</strong> Reihenfolge<br />

ihrer Nähe zum Kunden ab. Wenn auf einem dieser<br />

Halteplätze eine freie Taxe steht, meldet sie sich über Funk<br />

und erhält den Fahrtauftrag. Dabei werden in <strong>der</strong> Fahrtenliste<br />

die Vermittlungszeit und die Taxe, die den Auftrag bekommen<br />

hat, eingetragen.<br />

Taxentechnik Sprechfunk<br />

Betriebsfunk In den Taxen befinden sich in <strong>der</strong> Regel Betriebsfunkgeräte,<br />

die Sprache in analoger Technik übertragen. Der Auftrag<br />

wird über Sprache an die Taxe gegeben und dort empfan-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 12<br />

gen. Erfahrene Fahrer merken sich die gehörte Adresse,<br />

sorgfältige Mitarbeiter schreiben sich den Auftrag auf ein<br />

Blatt Papier. Dementsprechend ist die Arbeitsweise <strong>der</strong><br />

klassischen Sprechfunkzentrale sehr zeitaufwendig und hat<br />

eine relativ hohe Fehlerquote. Dennoch gibt es immer noch<br />

eine große Zahl manuell arbeiten<strong>der</strong> Taxenzentralen.<br />

Kommunikationssysteme<br />

Je nach Größe <strong>der</strong> Taxenzentrale teilt man sich eine Funkfrequenz<br />

mit an<strong>der</strong>en Nutzern, steht eine eigene Funkfrequenz<br />

zur Verfügung, o<strong>der</strong> es wird über mehrere Kanäle<br />

vermittelt. Genutzt wird überwiegend das 2-Meter-Band. In<br />

letzter Zeit gibt es wegen <strong>der</strong> stark angewachsenen Nachfrage<br />

und <strong>der</strong> dadurch knapper werdenden freien 2-Meter-<br />

Frequenzen immer mehr Betriebsfunkanlagen, die im 70cm-Band<br />

arbeiten. Das 70-cm-Band ist auf Grund <strong>der</strong> kürzeren<br />

Wellenlänge energieärmer und anfälliger für sogenannte<br />

Funklöcher. Das sind Stellen im Vermittlungsgebiet,<br />

in denen sich die Funkgeräte <strong>der</strong> Taxen zur Antenne <strong>der</strong><br />

Zentrale im sogenannten Funkschatten befinden und des<br />

Kosten für halb keinen Funkkontakt halten können. Die Kosten für<br />

Betriebsfunk- beide Arten <strong>der</strong> Betriebsfunkgeräte und die laufenden Gegeräte<br />

bühren für die Nutzung <strong>der</strong> Frequenzen sind fast gleich.<br />

Lei<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Aktionsradius für den Betriebsfunk durch Vorschriften<br />

auf 6 bis 10 Kilometer eingeschränkt.<br />

Bündelfunk Der Bündelfunk hat sich im Taxengewerbe für die Nutzung<br />

durch Taxenzentralen nicht durchsetzen können. Die laufenden<br />

Kosten für die Nutzung <strong>der</strong> Frequenzen sowie <strong>der</strong> Anschaffungspreis<br />

<strong>der</strong> Bündelfunkgeräte sind deutlich höher<br />

als beim normalen Betriebsfunk. Durch die gemeinsame<br />

Nutzung vieler und verschiedener Anwen<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Zugriff<br />

auf eine freie Frequenz recht langsam. Der einzige Vorteil<br />

liegt in einem wesentlich größeren Aktionsradius. Der Bündelfunk<br />

wird bestenfalls von Mehrwagenunternehmern zu<br />

eigenen Zwecken genutzt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Seite 13<br />

Das Mobiltelefon ist zur professionellen Vermittlung zu inflexibel<br />

und teuer. Es wird nur von selbständigen Einwagenunternehmern<br />

o<strong>der</strong> einzelnen Fahrern zur Vermittlung von<br />

Aufträgen genutzt. Das Mobiltelefon arbeitet dafür in den<br />

GSM-Netze GSM-Netzen europaweit. Das E-plus-Netz hat im Taxengewerbe<br />

so gut wie keine Bedeutung.<br />

Auftragsannahme und -verwaltung per EDV<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, die Auftragserfassung und -vergabe<br />

mit inzwischen sehr preiswerten mo<strong>der</strong>nen technischen<br />

Hilfsmitteln zu verbessern. Der erste Schritt ist die<br />

Auftragserfassung mit Hilfe einer EDV. Viele Software-<br />

Programme zur unternehmen bieten spezielle Programme zur Datenerfas-<br />

Datenerfassung sung für Taxenzentralen an. Um die Fehlerquote zu reduzieren,<br />

die bei <strong>der</strong> Annahme z. B. durch Hörfehler o<strong>der</strong> Unkenntnis<br />

des Kunden entsteht, werden in einer Datenbank<br />

alle für das Vermittlungsgebiet relevanten Daten erfaßt. Das<br />

sind insbeson<strong>der</strong>e alle Straßen und <strong>der</strong>en Hausnummern, alle<br />

Gaststätten, Hotels, Ärzte, öffentliche Einrichtungen, Stammkunden<br />

und vieles mehr.<br />

Telefonische Auftragsannahme<br />

Der telefonische Auftrag wird am Bildschirm in eine spezielle<br />

Annahmemaske eingetragen. Bereits während <strong>der</strong> An-<br />

Logik- nahme werden Logikkontrollen durchgeführt, zum Beispiel,<br />

kontrollen ob es die genannte Hausnummer auf <strong>der</strong> angegebenen Straße<br />

überhaupt gibt o<strong>der</strong> die Uhrzeit paßt. Bei <strong>der</strong> Auftragseingabe<br />

von Stammkunden, <strong>der</strong>en Daten in Dateien hinterlegt<br />

sind, wird bereits bei Eintrag des Namens o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stammkundennummer<br />

automatisch die zugehörige Adresse angezeigt.<br />

Alle Aufträge bleiben in speziellen Dateien aufgelistet.<br />

Kundenreklamationen und Nachfragen <strong>der</strong> Taxifahrer<br />

lassen sich so unverzüglich klären. Der Zugriff auf die<br />

Daten ist von jedem Arbeitsplatz aus möglich, so daß zeitaufwendige<br />

Rückfragen vom Telefonisten zum Dispatcher<br />

entfallen. Es lassen sich schnell und preiswert statistische<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 14<br />

Auswertungen erstellen, die für Werbung und Kundenbetreuung<br />

außerordentlich wichtig sind. Ebenso werden Vorbestellungen<br />

und Daueraufträge automatisch verwaltet. Die<br />

„vergessene” Vorbestellung mit all ihren rechtlichen Konsequenzen<br />

gehört somit <strong>der</strong> Vergangenheit an.<br />

Automatisierte Auftragsannahme/Autobooking<br />

Wie bereits erwähnt, sind Stammdaten <strong>der</strong> Stammkunden,<br />

ebenso <strong>der</strong> Hotels, Gaststätten, Ärzte, öffentlichen Einrichtungen<br />

und vieles mehr hinterlegt. Da bietet es sich natürlich<br />

bei häufig bestellenden Kunden an, den Zugriff auf die Daten<br />

vollständig zu automatisieren.<br />

Taxirufgeräte Das kann über sogenannte Taxirufgeräte geschehen. Diese<br />

Rufgeräte werden bei den Kunden parallel zur Telefonanlage<br />

installiert und wählen bei Benutzung den Vermittlungsrechner<br />

<strong>der</strong> Taxenzentrale selbständig an. Eine jeweils im Taxirufgerät<br />

hinterlegte Kennung o<strong>der</strong> Stammnummer erzeugt<br />

den dazugehörigen Fahrtauftrag auf dem Bildschirm. Für Son<strong>der</strong>optionen<br />

verfügen einige dieser Geräte über separate<br />

Eingabemöglichkeiten. Die erfolgte Bestellung wird mittels<br />

einer Leuchtdiode bestätigt o<strong>der</strong> eine Fehlfunktion angezeigt.<br />

Gleiches läßt sich auch durch einfache Programmierung<br />

eines Adressenspeichers im Kundentelefon erreichen, sofern<br />

die Telefonanlage des Kunden MFV-fähig ist.<br />

ISDN-Telefone Noch eleganter kann man die abgesandte Kennung (eigene<br />

Rufnummer) von ISDN-Telefonen nutzen. Es wird das<br />

elektronische Telefonbuch in die Datenbank des Zentralenrechners<br />

eingelesen. Sofern <strong>der</strong> Kunde über einen Telefonbucheintrag<br />

mit Adresse und ein geeignetes Telefon verfügt,<br />

kann mit dieser Technik ohne menschliches Zutun, also<br />

fehlerfrei, <strong>der</strong> Auftrag aufgegeben werden. Lei<strong>der</strong> eignen<br />

sich diese Möglichkeiten nur für Direktbestellungen ohne<br />

Son<strong>der</strong>wünsche. Mehr als 25 % aller Aufträge einer Taxenzentrale<br />

können bereits heute so abgewickelt werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Autobooking- Über die Hälfte aller Taxenzentralen arbeiten mit EDV-gesystem<br />

stützter Auftragsannahme. Lei<strong>der</strong> nur wenige ergänzen diese<br />

durch Autobookingsysteme. Es ist allerdings auch nur ein<br />

halber Schritt, Daten und Aufträge in einem Rechner zu erfassen,<br />

diese dann aber zur Vermittlung in altväterlicher Art<br />

vom Bildschirm abzulesen und per Sprechfunk an die Taxe<br />

zu vermitteln.<br />

Die Datenfunkzentrale<br />

Seite 15<br />

Auftragsvergabe an Taxen per EDV/Datenfunk<br />

Es liegt nahe, die EDV-mäßig erfaßten Aufträge per digitalem<br />

Datenfunk direkt an die Taxen zu schicken. Diese Technik<br />

wird bereits seit vielen Jahren erfolgreich angewandt. In<br />

Datenfähiges den Fahrzeugen wird ein Display mit einem datenfähigen<br />

Funkgerät Funkgerät verbunden, so daß <strong>der</strong> Fahrtauftrag mit allen Informationen<br />

direkt im Fahrzeug empfangen und vom Fahrer<br />

abgelesen werden kann. Dadurch sinkt weiterhin deutlich<br />

die Fehlerquote <strong>der</strong> Vermittlung. Beson<strong>der</strong>s ausländischen<br />

und neuen Taxifahrern erleichtert das Ablesen eines Auftrages<br />

vom Display die Ausführung. Alle für den Fahrer wichtigen<br />

Informationen werden angezeigt. Es wird keine Son<strong>der</strong>option<br />

vergessen, zeitaufwendiges Nachfragen bei Hörfehlern<br />

entfällt, und die Adressensuche im Stadtplan ist unter<br />

Kenntnis <strong>der</strong> richtigen Schreibweise einschließlich seiner<br />

Koordinatenangaben deutlich einfacher und schneller. Um<br />

den Fahrtauftrag jedoch dem richtigen Fahrzeug zuzuordnen,<br />

wird auch in diesem „halbautomatischen” Betrieb die<br />

Fahrt über Sprechfunk vermittelt. Dazu werden in <strong>der</strong><br />

Regel die Halteplätze in <strong>der</strong> Reihenfolge ihrer Entfernung<br />

zum Kunden ausgerufen. Wenn einer <strong>der</strong> ausgerufenen Halteplätze<br />

mit einer Taxe besetzt ist, meldet sich <strong>der</strong> Fahrer<br />

<strong>der</strong> ersten Taxe und erhält den Auftrag über sein Display.<br />

Ist keine freie Taxe auf den ausgerufenen Halteplätzen verfügbar,<br />

wird <strong>der</strong> Auftrag an alle freigegeben. Da <strong>der</strong> Dispatcher<br />

normalerweise keine Kenntnis über die Standorte sei-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 16<br />

ner Fahrzeuge hat, ist dieses Verfahren oft sehr langsam<br />

und aufwendig.<br />

Wirtschaftlicher Aspekt<br />

Hohe Zur fehlerfreien Übertragung von Daten benötigt man aller-<br />

Investitionen dings auch leistungsfähige Funkgeräte. Das hat zur Folge,<br />

daß bei Einführung <strong>der</strong> Datenfunktechnik oft hohe Investitionen<br />

nötig werden, wenn die alten Sprechfunkgeräte die<br />

Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht haben. Da die Taxenzentralen<br />

nicht über eigene Taxen verfügen, son<strong>der</strong>n ihr nur<br />

die rechtlich und wirtschaftlich eigenständigen Betriebe angeschlossen<br />

sind, lassen sich Umstellungen auf Datenfunk<br />

häufig gar nicht o<strong>der</strong> nur schleppend durchsetzen, weil Beschlüsse<br />

<strong>der</strong> Unternehmer nur mit deutlichen Mehrheiten<br />

Abb. 3: Gesamtüberblick 1991 – 1998<br />

+/- %<br />

1991 1993 1995 1996 1997 1998 1998 zu<br />

1991<br />

Einnahmen 60.560,75 62.757,00 58.412,00 68.720,00 67.826,64 67.826,64 + l2,0<br />

Fixe Kosten 23.707,65 27.489,63 26.860,59 31.817,81 28.181,93 28.399,74 + l9,7<br />

Variable Kosten 7.819,00 8.159,45 6.992,83 7.347,71 7.684,70 7.354,57 - 6,1<br />

Renten-, Krankenund<br />

ab 1996<br />

Pflegeversicherung<br />

18,7 %/ 17,5 %/ 18,6 %/ 18,6 %/ 20,3 % / 20,3 %/<br />

17,9 %* 17,9 %* 17,4 %* / 17,4 %*/ 17,6 %* /1 17,6 %*/<br />

1 % 1 % 1,7% 1,7 % + l9,6<br />

10.626,48 9.596,20 11.258,14 10.935,16 12.656,16 12.706,19<br />

zu versteuemdes 18.407,62 17.511,72 13.300,44 18.619,32 19.303,85 19.380,14 + 5,4<br />

Einkommen p. a.<br />

mtl. Einkommen 1.533,97 1.459,31 1.108,37 1.551,61 1.608,65 1.615,01 + 5,4<br />

Anschaffungskosten<br />

DB 124 TYP 200 D 39.158,20 41.712,60 43.537,00 49.370,50 49.533,50 48.569,20 + 24,8<br />

ab ‘97 E220 D W210<br />

Gewinn aus 29.034,10 27.107,92 24.558,58 29.544,48 31.960,01 32.086,33 + 10,5<br />

Gewerbebetrieb<br />

* mit Krankengeldanspruch<br />

Gesamtüberblick 1991 – 1998<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Seite 17<br />

nahe <strong>der</strong> Einstimmigkeit möglich sind. Keine Taxenzentrale<br />

kann ihre angeschlossenen Betriebe zu Investitionen zwingen.<br />

Die Kostenentwicklung im Taxengewerbe ist sehr ungünstig<br />

und liegt deutlich über dem allgemeinen Kostenindex.<br />

Die teuersten Sparten unserer Wirtschaft mit den höchsten<br />

Steigerungsraten, nämlich Kraftfahrzeug- und Personalkosten,<br />

stellen den weitaus größten Kostenanteil in diesem Gewerbe<br />

dar.<br />

Dem gegenüber steht, den Trend verstärkend, eine stagnierende<br />

bis leicht rückläufige Einnahmeentwicklung.<br />

Abb. 4: Einnahmen im Taxi- und Mietwagenverkehr in Millionen DM (bis 1990 nur alte<br />

Bundeslän<strong>der</strong>)<br />

Steigende Kosten und sinkende Einnahmen, so fehlt den<br />

Taxenunternehmern das nötige Geld für innovative Investitionen.<br />

Erschwerend kommt hinzu, daß sich die Vorteile einer<br />

mo<strong>der</strong>nen Vermittlungstechnologie nur langsam an <strong>der</strong> Basis<br />

im wirtschaftlichen Bereich <strong>der</strong> Betriebe auswirken. Trotzdem<br />

gibt es inzwischen eine zwar noch geringe, aber langsam<br />

steigende Zahl mo<strong>der</strong>ner Taxenzentralen im Bundesgebiet.<br />

Vollautomatische Auftragsvermittlung<br />

Diese Taxenzentralen arbeiten mit einer „vollautomatischen”<br />

Fahrtenvermittlung, wenn auch mit unterschiedlichem Grad<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 18<br />

Abb. 5: Son<strong>der</strong>dienste<br />

<strong>der</strong> Automatisierung. Voraussetzung für alle solche Taxenzentralen<br />

sind selbstverständlich die bereits erläuterte Auftragserfassung<br />

mittels einer EDV und die Vermittlung <strong>der</strong><br />

Aufträge über Datenfunk an die Fahrzeuge. Wird bei <strong>der</strong><br />

halbautomatischen Vermittlung <strong>der</strong> jeweilige Fahrtauftrag<br />

noch vom Dispatcher manuell auf eine von ihm ausgewählte<br />

Taxe gegeben, erfolgt die Auftragsvergabe bei <strong>der</strong> vollautomatischen<br />

Vermittlung ohne Personaleinfluß vom Zentralenrechner.<br />

Das Display im Fahrzeug muß dabei nicht nur empfangen<br />

son<strong>der</strong>n auch senden können. Bei Schichtbeginn meldet sich<br />

das Fahrpersonal über das Display beim Zentralenrechner<br />

an. Dabei werden alle vermittlungsrelevanten Fahrzeug- und<br />

Fahrerdaten dem Rechner gemeldet. Es wird fahrzeugseitig<br />

z. B. unterschieden zwischen Raucher- und Nichtraucher-,<br />

Großraum-, Kombitaxe, Limousine, Anzahl von Sitzplätzen,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Seite 19<br />

Fabrikat u. a., fahrerseitig zwischen Merkmalen wie Raucher,<br />

Nichtraucher, männlich, weiblich, Sprachkenntnisse,<br />

Befähigung für Son<strong>der</strong>aufträge u. a. Dadurch ist es möglich,<br />

die wesentlichen Son<strong>der</strong>wünsche <strong>der</strong> Kunden gezielt<br />

und schnell zu bedienen.<br />

Da die Fahrtaufträge nicht mehr ausgerufen werden, ist ein<br />

flächendeckendes Erfassen aller freien Taxen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Es gibt zwei grundlegend verschiedene Möglichkeiten, mit<br />

denen <strong>der</strong> Vermittlungscomputer die Standorte <strong>der</strong> Taxen<br />

ermittelt.<br />

Manuelle Standorteingabe durch das Fahrpersonal<br />

Die preiswerte und deshalb am meisten verbreitete Lösung<br />

ist die manuelle Eingabe des Standortes durch das Fahrpersonal<br />

in das Display des Fahrzeuges. Dazu sind zum Beispiel<br />

alle Taxenhalteplätze des Vermittlungsgebietes erfaßt<br />

und mit Codenummern versehen. Der Taxifahrer gibt seinen<br />

Durch die Standort in das Display ein, welches dann die Fahrzeug-<br />

Anmeldung position dem Zentralenrechner zusendet. Zusätzlich zu dem<br />

zum Schicht- Standort <strong>der</strong> Taxe sind durch die Anmeldung zum Schichtbeginn<br />

alle beginn alle zur Vermittlung nötigen Spezifikationen benötigen<br />

kannt. Damit kann <strong>der</strong> Rechner nun jeden Auftrag gezielt<br />

Spezifikationen an die kundennächste Taxe vermitteln. Zusätzlich zur<br />

bekannt Standortangabe Taxenhalteplatz kann das Vermittlungsgebiet<br />

in sogenannte Räume aufgeteilt werden. Hier können sich<br />

die Fahrzeuge anmelden, die noch keinen Halteplatz<br />

erreicht haben, aber für die Vermittlung ebenfalls zur Verfügung<br />

stehen. Der Schwachpunkt dieser Vermittlungsform<br />

ist die manuelle Eingabe durch das Fahrpersonal. Es gibt<br />

immer Fahrer, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen<br />

nicht im System einbuchen, und es gibt natürlich auch vorsätzliche<br />

Fehleinbuchungen, um sich einen vermeintlichen<br />

Vorteil zu verschaffen. Diese Verhaltensweisen stören natürlich<br />

die Wirtschaftlichkeit bei <strong>der</strong> Fahrtenvergabe, lassen<br />

sich aber als „Risiko Mensch“ nicht vermeiden.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 20<br />

Abb. 6: Standortermittlung mittels GPS<br />

Standortermittlung mittels GPS<br />

Die kostspielige, aber effektivere Lösung ist die Standortermittlung<br />

<strong>der</strong> Taxen per Satellitenortung GPS. Es stehen<br />

uns in <strong>der</strong> ganzen Welt und damit auch im gesamten Bundesgebiet<br />

amerikanische Satelliten zur Verfügung, die fest<br />

am Himmel positioniert sind und ständig ihre Koordinaten<br />

aussenden.<br />

Diese für militärische Zwecke eingesetzten Satelliten können<br />

zivil kostenlos genutzt werden. Mit einem geeigneten Satellitenempfänger<br />

im Fahrzeug kann man seine genaue Position<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> ausgesandten Daten mehrerer Satelliten ermitteln.<br />

Diesbezüglich ist die größtmögliche Genauigkeit von<br />

wenigen Metern, die aufgrund dieser Ortung erzielt werden<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Seite 21<br />

kann, für die Fahrtenvermittlung einer Taxenzentrale gar<br />

nicht nötig. Es reichen Standortangaben von 30 bis 50<br />

Metern Genauigkeit völlig aus, so daß auf sehr teure und<br />

aufwendige Empfänger verzichtet werden kann. Durch Einsatz<br />

dieser Technik verfügt <strong>der</strong> Zentralenrechner ständig<br />

über exakte, nicht manipulierte Standortangaben aller Taxen.<br />

Über spezielle Schaltungen <strong>der</strong> Taxameter kann man dem<br />

Rechner auch mitteilen, ob eine Taxe frei o<strong>der</strong> besetzt ist.<br />

Der optimale Vorgang einer Taxenbestellung sieht dann wie<br />

folgt aus: Der Kunde erzeugt mit seinem ISDN-Telefon im<br />

Zentralenrechner den Fahrtauftrag. Mit den Stammdaten<br />

des Kunden sind seine Son<strong>der</strong>wünsche hinterlegt. Dieser<br />

Auftrag wird vollautomatisch an die kundennächste Taxe<br />

vermittelt, die alle Son<strong>der</strong>wünsche des Auftraggebers erfüllt.<br />

Die Zentralen sparen mit dieser Technik merklich Personal<br />

ein. Wegen <strong>der</strong> Arbeitsentlastung können die Dispatcher<br />

besser auf spezielle Probleme <strong>der</strong> Taxen eingehen. Dazu<br />

gehören Probleme mit Kunden im Fahrzeug, Aufnahme von<br />

Notrufen und auch Dienstleistungen für den Fahrgast wie<br />

Fahrplan- o<strong>der</strong> Hotelauskünfte. Die Telefonisten haben mehr<br />

Zeit, sich mit den anrufenden Kunden auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Ein großer Teil <strong>der</strong> Individualkundschaft sind alte Menschen,<br />

die oft Schwierigkeiten haben, einen Auftrag zügig<br />

und fehlerfrei aufzugeben.<br />

In Deutschland gibt es zur Zeit etwas mehr als 20 Taxenzentralen,<br />

die mit einer vollautomatischen Fahrtenvermittlung<br />

arbeiten. Davon haben nur 5 Zentralen eine satellitengesteuerte<br />

Standortermittlung <strong>der</strong> Fahrzeuge. Immerhin verfügen<br />

bereits über 80 % aller Taxenzentralen über rechnergestützte<br />

Auftragserfassung und mehr als 50 % aller Zentralen<br />

über halbautomatische Vermittlung mit Datendisplays<br />

in den Taxen. Wenn die Preise für gute Zentralentechnik weiterhin<br />

sinken, wird <strong>der</strong> Automatisationsgrad trotz <strong>der</strong> angespannten<br />

wirtschaftlichen Lage sicher zügig steigen.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 22<br />

Sicherheit in <strong>der</strong> Taxe<br />

Eine wesentliche Aufgabe einer Taxenzentrale ist auch die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Sicherheit <strong>der</strong> Taxifahrer und -fahrerinnen.<br />

Alarmanlage Der Gesetzgeber schreibt im Taxi eine laute Alarmanlage<br />

vor, die bei Auslösung das Fahrzeug zum Hupen und Blinken<br />

bringt. Wegen <strong>der</strong> vielen Diebstahlsicherungen bei Privatwagen<br />

ist <strong>der</strong> Aufnahmefähigkeitsgrad dieses Alarms<br />

nur noch sehr gering. Außerdem ist die Reaktion eines<br />

Täters auf den lauten Alarm unkalkulierbar. Deswegen<br />

stellt die Funkverbindung zu einer Taxenzentrale einen<br />

großen Sicherheitsfaktor dar. In <strong>der</strong> klassischen Sprechfunkzentrale<br />

kann <strong>der</strong> Fahrer einen Notruf per Sprache absetzen.<br />

Sofern dieser noch in <strong>der</strong> Lage ist, sich verbal zu äußern,<br />

nimmt <strong>der</strong> Dispatcher den Notruf auf und gibt ihn sofort an<br />

alle Taxen weiter. So kommen dem bedrohten Fahrer in<br />

kürzester Zeit alle in <strong>der</strong> Nähe befindlichen Kollegen zu<br />

Hilfe. Den Hilferuf hört aber auch <strong>der</strong> Täter, und damit kommt<br />

dieses Notrufsystem nicht zur Wirkung.<br />

Stiller Alarm In einer mo<strong>der</strong>nen Datenfunkzentrale wird <strong>der</strong> Alarm still<br />

ausgelöst. Nach Auslösung erscheint auf dem Bildschirm<br />

des Dispatchers bei einer Taxenzentrale mit manueller Standorteingabe<br />

<strong>der</strong> letzte gemeldete, bei einer GPS-gestützten<br />

Zentrale <strong>der</strong> aktuelle Fahrzeugstandort. Zusätzlich geht die<br />

Sendeanlage in <strong>der</strong> Taxe auf Dauersendung, so daß die<br />

Zentrale und alle Taxen mithören können, was im Fahrzeug<br />

geschieht. Die Zentrale kann detaillierte Anweisungen an<br />

die benachbarten Taxen geben, ohne daß diese in <strong>der</strong> überfallenen<br />

Taxe registriert werden können.<br />

In Anbetracht <strong>der</strong> lei<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> steigenden Anzahl von Gewaltverbrechen<br />

gegenüber Taxifahrern ist die Sicherheit, die<br />

eine Taxenzentrale ihren angeschlossenen Unternehmern und<br />

Fahrern bietet, von großer Bedeutung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Seite 23<br />

Son<strong>der</strong>dienste von Taxenzentralen<br />

Taxenzentralen sind 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr<br />

im Einsatz. Sie halten dazu ständig Personal bereit, das mit<br />

<strong>der</strong> normalen telefonischen Auftragsannahme beson<strong>der</strong>s in<br />

den Nachtzeiten nicht immer voll ausgelastet ist. Da bietet<br />

es sich natürlich an, an<strong>der</strong>e Dienste mit zu übernehmen.<br />

Häufig werden Sicherheits-, telefonische Bereitschafts- und<br />

Auftragsdienste an Wochenenden und in <strong>der</strong> Nacht von<br />

Taxenzentralen für externe Firmen übernommen. Viele Kunden<br />

nutzen auch die Taxirufgeräte <strong>der</strong> Autobookingsysteme<br />

für eigene Notrufe o<strong>der</strong> Alarmmeldungen und <strong>der</strong>en Abhandlung.<br />

Bundesweiter Taxinotruf<br />

Die Einrichtung und Übernahme eines bundesweiten Taxinotruf-Systems<br />

durch ausgewählte Taxenzentralen für alle<br />

Taxifahrer ist zur Zeit in Planung. Dazu sollen alle Taxen in<br />

ganz Deutschland mit GPS-Empfängern ausgerüstet werden.<br />

Im Falle eines ausgelösten Alarms wird <strong>der</strong> aktuelle Standort<br />

<strong>der</strong> betroffenen Taxe mit Hilfe <strong>der</strong> Satellitenortung festgestellt<br />

und <strong>der</strong> nächsten Notrufzentrale mitgeteilt. Die Übertragung<br />

<strong>der</strong> Daten kann über das bereits flächendeckend<br />

vorhandene GSM-Netz erfolgen. Viele Taxler verfügen bereits<br />

über ein Autotelefon, und die Kosten dafür werden<br />

immer geringer. Eine tragbare Grundgebühr kann sicherlich<br />

mit den Netzbetreibern ausgehandelt werden, und im Ernstfall<br />

würden bei Nutzung nur noch Kosten <strong>der</strong> Telefoneinheiten<br />

für den Notruf entstehen.<br />

Es wurde auch bereits eine bundesweit einheitliche Notruffrequenz<br />

im 2-Meter-Bandbereich genehmigt. Die Nutzung<br />

dieser einheitlichen Frequenz setzt allerdings hohe Investitionskosten<br />

voraus, da ein dichtes Netz von Sen<strong>der</strong>n und<br />

Empfängern installiert werden müßte. Auch haben nur ein<br />

Teil aller Taxen ein 2-Meter-Funkgerät, welches diese Frequenz<br />

zusätzlich verarbeiten kann. So würde auch eine<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 24<br />

nicht unwesentliche Zahl von Taxen mit zusätzlichen Funkgeräten<br />

ausgerüstet werden müssen. Auch für das Bereithalten<br />

<strong>der</strong> Betriebsfunkfrequenz fallen monatliche Grundgebühren<br />

an. Für die eigentliche Nutzung würden aber keine<br />

zusätzlichen Gebühren entstehen. In Stuttgart läuft zur Zeit ein<br />

Feldversuch Feldversuch, <strong>der</strong> die Datensicherheit dieses Systems und<br />

zur Sicherheit die verschiedenen Kommunikationsmedien testen soll. Ob<br />

allerdings <strong>der</strong> Ausbildungsstand des Personals einer Taxenzentrale<br />

den wichtigen Anfor<strong>der</strong>ungen genügt, die neue Systeme<br />

verlangen, bedarf eingehen<strong>der</strong> Prüfung. Es wird alternativ<br />

überlegt, das Betreiben des bundeseinheitlichen Taxennotrufes<br />

bereits bestehenden Notrufzentralen zu übertragen.<br />

Perspektiven und neue Aufgaben für Taxenzentralen<br />

Die Zusammenarbeit von einzelnen Taxenunternehmern mit<br />

Taxenzentralen dient in erster Linie <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong><br />

eigenen Wirtschaftlichkeit. Sowohl die Anzahl <strong>der</strong> beför<strong>der</strong>ten<br />

Personen als auch die Anzahl <strong>der</strong> mit Personen gefahrenen<br />

Kilometer sinkt seit 1992/93 ständig (Abb. 7 und 8),<br />

bei gleichzeitig steigenden Kosten. Mit <strong>der</strong> Nutzung gemeinsamer<br />

Kommunikationsmittel und gemeinsamen Personals<br />

mittels Taxenzentralen kann man wenigstens einen<br />

Teil <strong>der</strong> Kosten sparen. Die Verteilung <strong>der</strong> Kundenaufträge<br />

Effektivität auf möglichst viele Fahrzeuge erhöht die Effektivität des<br />

des einzelnen einzelnen. Die Anfahrtwege zum Kunden und damit auch<br />

die Bedienzeiten sind deutlich kürzer. Man spart Kilometer.<br />

Die Umweltbelastung und die Betriebskosten sinken.<br />

Dennoch sollte das Taxengewerbe sich damit nicht zufrieden<br />

geben, solange die Standzeiten einer Taxe die Fahrteinsätze<br />

um ein Vielfaches übersteigen und die Fahrleistungen<br />

weiter rückläufig sind. Das Taxengewerbe hat im Jahres-<br />

70 % freie durchschnitt etwa 70 % freie Kapazitäten. Jede an<strong>der</strong>e Wirt-<br />

Kapazitäten schaftsbranche würde bei einer so schlechten Auslastung bald<br />

den Betrieb einstellen. Ein weiteres wichtiges Aufgabenfeld<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Seite 25<br />

Abb. 7: Beför<strong>der</strong>te Personen in Millionen im Taxi- und Mietwagenverkehr (bis 1990 nur<br />

alte Bundeslän<strong>der</strong>)<br />

Abb. 8: Personenkilometer in Milliarden Taxis und Mietwagen (bis 1990 nur alte<br />

Bundeslän<strong>der</strong>)<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 26<br />

<strong>der</strong> Taxenzentrale liegt deswegen in <strong>der</strong> Beschaffung neuer<br />

zusätzlicher Aufgabenbereiche.<br />

ÖPNV<br />

Das Verkehrsmittel Taxe ist nach dem Gesetz Bestandteil<br />

des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Damit erfüllt<br />

es einen wesentlichen Zweck bzgl. <strong>der</strong> Mobilität <strong>der</strong> Kunden.<br />

Allerdings sollte man kein Verkehrsmittel separat beurtei-<br />

Verknüpfung len. In <strong>der</strong> Verknüpfung zu an<strong>der</strong>en Verkehrsträgern liegen<br />

zu an<strong>der</strong>en viele Möglichkeiten, die Taxe noch besser auszulasten und<br />

Verkehrsträgern damit wirtschaftlicher einzusetzen. Unsere mo<strong>der</strong>nen Datenfunkzentralen<br />

sind für solche Verknüpfungen bestens geeignet.<br />

Sie verfügen über genaue Kenntnisse <strong>der</strong> Standorte <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge und <strong>der</strong>en Verfügbarkeit.<br />

Linienanschlußverkehr<br />

Schnittstellen zwischen den Leitstellenrechnern <strong>der</strong> Taxenzentralen<br />

und dem örtlichen Verkehrsbetrieb ermöglichen eine<br />

bedarfsgesteuerte Ergänzung zum Linienverkehr. Mit einem<br />

Datenterminal Datenterminal in Bus o<strong>der</strong> Bahn kann <strong>der</strong> Fahrgast eine<br />

in Bus o<strong>der</strong> Taxe zu seiner Endhaltestelle or<strong>der</strong>n. Die Taxe wird pünkt-<br />

Bahn lich ankommen, so daß we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Taxifahrer verlustreiche<br />

Wartezeiten hat noch <strong>der</strong> Kunde alleine im Dunkeln an<br />

einer einsamen Haltestelle warten muß. Diese Art von Linienanschlußverkehr<br />

erhöht die Sicherheit und den Komfort<br />

für den Fahrgast und verbessert die Auslastung <strong>der</strong> Taxe.<br />

Linienersatzverkehr<br />

Zu „schwachen Zeiten“ können Taxen bestimmte Linienverkehre<br />

im Linienersatzverkehr vollständig übernehmen. Das<br />

kann mit fahrplanmäßig verkehrenden Taxen ebenso wie mit<br />

Anrufsammel- Anrufsammeltaxen geschehen. Damit die Taxe aber nicht nur<br />

taxen ständig im Linienverkehr eingesetzt wird und dadurch nur teilweise<br />

ausgelastet ist, muß ihr Einsatz gezielt von <strong>der</strong> Zentrale<br />

gesteuert werden. Auch dazu sind die Standortbestimmungen<br />

<strong>der</strong> Fahrzeugen durch die Zentrale Voraussetzung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Taxenzentrale 07420<br />

Seite 27<br />

Bahntaxi<br />

In einem Feldversuch in mehreren Großstädten versucht die<br />

Deutsche Bahn AG in Zusammenarbeit mit örtlichen Taxen-<br />

Zur Bahn zentralen die Bahnreisenden bequem und gezielt zur Bahn<br />

hin und wie<strong>der</strong> hin- und wie<strong>der</strong> zurückzubringen. Dazu werden die Kundenzurück<br />

bestellungen von den Zentralen gesammelt und zu Touren<br />

zusammengestellt. Der Kunde fährt unabhängig von <strong>der</strong> Wegstrecke<br />

ohne Zeitverlust zu einem Festpreis von seiner Haustür<br />

zur Bahn hin und wie<strong>der</strong> zurück, allerdings mit an<strong>der</strong>en<br />

Fahrgästen zusammen in einer Sammeltour.<br />

Fazit<br />

Das deutsche Taxengewerbe ist inzwischen überwiegend in<br />

Taxenzentralen organisiert. Die Effektivität des Einsatzes<br />

<strong>der</strong> einzelnen Fahrzeuge läßt sich aber noch deutlich verbessern.<br />

Dazu ist eine Vielzahl von technischen Investitionen<br />

nötig, für die oft das Geld und die richtige Einstellung<br />

<strong>der</strong> Unternehmer fehlen. Alleine eine verbesserte Organisation<br />

kann das Taxengewerbe nicht aus seinem wirtschaftlichen<br />

Tief bringen. Dazu ist die Erschließung innovativer<br />

Märkte mit neuen Aufgaben unumgänglich. Einige<br />

Taxenzentralen sind dabei auch heute schon auf dem richtigen<br />

Weg.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07420 Taxenzentrale<br />

Seite 28<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Die neue Wirtschaftlichkeit im Flottenmanagement 07430<br />

Die neue Wirtschaftlichkeit im<br />

Flottenmanagement<br />

von<br />

Gisela Qasim<br />

1 Zielsetzung<br />

Professioneller Eine weitere hier vorgestellte verkehrstelematische Anwen-<br />

Lastwagen- dung ist für den professionellen Lastwagenverkehr, d. h.<br />

verkehr kleinere bis mittlere Speditionen, konzipiert. Für Speditionen<br />

gehört Luft zu den kostspieligsten Frachten. Denn Leerfahrten<br />

kosten Zeit und Geld, bringen aber nichts ein. Der<br />

effiziente Einsatz <strong>der</strong> Fahrzeugflotte ist also ein entscheidendes<br />

Erfolgskriterium für jedes Fuhrunternehmen. Darüber<br />

hinaus entlasten weniger LKW-Leerfahrten den Straßenverkehr<br />

und schonen die Umwelt. SKEYE Fleet ist das<br />

Flottenmanagement-System, das hier Abhilfe schaffen kann.<br />

Es arbeitet wie die vorangegangenen Systeme auf Basis<br />

Flottenmanage- <strong>der</strong> flächendeckenden Technologien des Mobilfunks (GSM)<br />

ment und <strong>der</strong> Satellitenortung (GPS) und optimiert das<br />

Flottenmanagement jedes Transportunternehmens. Zusätz-<br />

Diebstahlschutz lich bietet es effektiven Diebstahlschutz.<br />

2 Technik<br />

Seite 1<br />

SKEYE Fleet setzt an drei verschiedenen Stellen im Fuhrparkmanagement<br />

an. Zum einen weiß die Speditionszentrale<br />

Fahrzeug- durch die Fahrzeugortung stets genau, wo sich ein Wagen<br />

ortung befindet: Die Positionen werden mit Hilfe des Geographischen<br />

Informationssystems (GIS) auf einer elektronischen Land-<br />

Nachrichten karte angezeigt. Zum an<strong>der</strong>en können Nachrichten und<br />

Aufträge über Mobilfunk zwischen Fahrzeug und Zentrale<br />

ausgetauscht werden. Auf diese Weise sind Fahrer und<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07430 Die neue Wirtschaftlichkeit im Flottenmanagement<br />

Seite 2<br />

Je<strong>der</strong>zeit auf Spediteur je<strong>der</strong>zeit auf dem neuesten Stand. Schließlich erdem<br />

neuesten möglicht die Technologie Diebstahlschutz für jedes Fahr-<br />

Stand zeug, damit Ladung und Fahrzeug sicher an ihrem Bestimmungsort<br />

ankommen.<br />

Eigene Flotten- Mit <strong>der</strong> PC-Software von SKEYE Fleet wird <strong>der</strong> Spedition<br />

zentrale eine eigene Flottenzentrale auf dem Firmen-PC installiert.<br />

So hat ein Flottenmanager stets alle relevanten Daten über<br />

seine Fahrzeuge zur Hand. Auftragsdetails, Ladungsspezifikationen,<br />

Betriebszustände o<strong>der</strong> die aktuellen Positionen<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge werden auf Knopfdruck angezeigt. Neue Aufträge<br />

o<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Fahrtroute können per Textnachricht<br />

an einzelne o<strong>der</strong> mehrere Fahrzeuge gesandt werden.<br />

Der Fahrer liest diese Informationen vom übersichtlichen<br />

Display ab und bestätigt sie per Knopfdruck. Irrtümer<br />

Leerfahrtzeiten o<strong>der</strong> falsch verstandene Auftragsdetails werden so miniauf<br />

Mindest- miert und unwirtschaftliche Stand- und Leerfahrtzeiten auf<br />

maß ein Mindestmaß verringert. Auch kann das Fuhrunternehmen<br />

mit diesem Kommunikationssystem auf Auftragsän<strong>der</strong>ungen<br />

schnell und verläßlich reagieren. Die PC-Software erfaßt als<br />

elektronisches „Logbuch" selbständig die Betriebszustände<br />

<strong>der</strong> angeschlossenen Fahrzeuge und wertet sie aus. Disponent<br />

und Fahrer sind so immer genau über Fahrt- und Pausen-<br />

Modular zeiten informiert. SKEYE Fleet ist ein modular aufgeaufgebautes<br />

bautes System, dessen Endgeräte und Leitstellensoftware-<br />

System individuell an die Kundenbedürfnisse angepaßt werden können.<br />

3 Komponenten<br />

Software Die Leitstelle von SKEYE Fleet besteht aus <strong>der</strong> Software,<br />

die auf bereits vorhandenen Rechnern <strong>der</strong> Spedition installiert<br />

wird. In den Fahrzeugen sorgt eine mit einem GPS-<br />

Steuereinheit Empfänger versehene Steuereinheit für die Positionsbestimmung<br />

und die Kommunikation mit <strong>der</strong> Leitzentrale. Je nach<br />

Ausstattungsvariante werden die Fahrzeuge zusätzlich mit<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Die neue Wirtschaftlichkeit im Flottenmanagement 07430<br />

Terminals Terminals zur zweiseitigen Kommunikation ausgestattet.<br />

Das mitgelieferte GSM-Modul verbindet SKEYE Fleet mit<br />

dem Mobilfunknetz..<br />

Leitstellensoft- Die Leitstellensoftware läuft unter Microsoft Windows. Sie<br />

ware läuft unterermöglicht eine einfache Disposition <strong>der</strong> Fahrzeugflotte. Die<br />

Microsoft Win- Position <strong>der</strong> angeschlossenen Fahrzeuge kann manuell o<strong>der</strong><br />

dows automatisch bestimmt werden, die Fahrzeugdaten werden<br />

erfaßt und schaffen so die für ein effizientes Management<br />

Transparenz notwendige Transparenz. Da Leitstellensoftware und Fahrzeugelektronik<br />

aus einer Hand stammen, sind die Abläufe<br />

optimiert. Das sichert ein problemloses Zusammenspiel von<br />

Hard- und Software.<br />

Darstellung von Die mitgelieferte elektronische Landkarte ermöglicht die<br />

Standort und Darstellung von Standort und Fahrtverläufen <strong>der</strong> georteten<br />

Fahrtverläufen Fahrzeuge auf dem Bildschirm.<br />

Sind die angeschlossenen Fahrzeuge mit dem (optionalen)<br />

Terminal ausgestattet, können Textnachrichten zwischen<br />

Fahrzeug und Speditionszentrale ausgetauscht werden. Der<br />

Fahrer kann die jeweilige Betriebssituation (Beladen, Entladen,<br />

Fahrt, Pause) eingeben und melden.<br />

Abb. 1: SKEYE Fleet Terminal im Fahrzeug<br />

Seite 3<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07430 Die neue Wirtschaftlichkeit im Flottenmanagement<br />

Seite 4<br />

4 Funktionen<br />

Positions- 4.1 Positionsbestimmung<br />

bestimmung In <strong>der</strong> Leitstelle können beliebig viele Fahrzeuge geortet<br />

werden. Fahrzeuge können vom Anwen<strong>der</strong> in frei definierbaren<br />

Gruppen zusammengefaßt werden. Wird eine Gruppe<br />

geortet, erscheinen alle Fahrzeuge dieser Gruppe in <strong>der</strong><br />

Anzeige.<br />

Automatische Die Positionsbestimmung kann manuell durch den Anwen-<br />

Positions- <strong>der</strong> o<strong>der</strong> automatisch erfolgen. Bei <strong>der</strong> automatischen Pobestimmung<br />

sitionsbestimmung wird das Gerät im Fahrzeug so eingestellt,<br />

daß es regelmäßig seine Position meldet. Wie lange<br />

und wie oft die automatischen Positionsmeldungen gesendet<br />

werden, kann frei gewählt werden. Die eingehenden<br />

Meldungen werden von <strong>der</strong> Leitstelle erfaßt und in einer<br />

Datenbank abgelegt. Die erfaßten Positionen werden als<br />

Text ausgegeben („15 km südwestlich von Nürnberg") und<br />

können auf <strong>der</strong> elektronischen Landkarte <strong>der</strong> Leitstelle<br />

angezeigt werden.<br />

Erfassung <strong>der</strong> 4.2 Erfassung <strong>der</strong> Fahrzeugzustände<br />

Fahrzeug- Über SKEYE Fleet können verschiedene Fahrzeugdaten<br />

zustände erfaßt und gespeichert werden. Neben <strong>der</strong> automatischen<br />

Erfassung des Zündungssignals stehen 5 digitale Eingänge<br />

Digitale zur Verfügung, die über die Leitstelle frei konfiguriert und<br />

Eingänge benannt werden können. D. h., das Fuhrunternehmen kann<br />

Sensoren o<strong>der</strong> Eingabegeräte anschließen, um Meldungen<br />

über speziell interessierende Zustände o<strong>der</strong> Sachverhalte<br />

zu erhalten (z. B. Überschreiten einer Höchsttemperatur). Die<br />

Signale können nach ihrer Wichtigkeit geordnet werden<br />

und zu verschiedener Weiterverarbeitung führen (Auslesen,<br />

Dokumentation, Meldung).<br />

Reine Weniger wichtige Signale werden als reine Zustandsdaten<br />

Zustandsdaten definiert. Die Leitstelle kann den aktuellen Zustand bei Be-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Die neue Wirtschaftlichkeit im Flottenmanagement 07430<br />

Seite 5<br />

darf abfragen (z. B. Beladen, Entladen). Än<strong>der</strong>ungen des<br />

Zustands führen zu keiner Weiterleitung des Signals. Wichtige<br />

Zustände ohne kritische Folgen (z. B. das Ein-/Aus-<br />

Logdaten schalten <strong>der</strong> Zündung) werden als Logdaten definiert. Hier<br />

führt eine Än<strong>der</strong>ung zu einem Eintrag im elektronischen<br />

Logbuch des Fahrzeugs. Die Än<strong>der</strong>ung wird zusammen mit<br />

<strong>der</strong> Uhrzeit gespeichert (z. B. Fahrt, Pause). Das Logbuch<br />

kann bei Bedarf in <strong>der</strong> Leitstelle abgefragt und ausgewertet<br />

werden. Wichtige Zustände mit kritischen Folgen (z. B.<br />

Überschreiten einer Mindesttemperatur) werden als Alarm<br />

Alarm definiert. In diesem Fall führt eine Zustandsän<strong>der</strong>ung sowohl<br />

zu einem Eintrag im Logbuch als auch zur Übertragung<br />

einer Alarmmeldung an die Leitstelle. Der Alarm erscheint<br />

dort auf dem Bildschirm zusammen mit einem Signalton.<br />

4.3 Nachrichtenübertragung<br />

Mit dem optionalen Terminal ist die Übertragung von Textnachrichten<br />

möglich. Von <strong>der</strong> Leitstelle zu den Fahrzeugen<br />

können über die Tastatur des Leitstellenrechners beliebige<br />

Nachrichten verschickt werden. Vom Fahrzeug zur<br />

Leitstelle können vordefinierte Texte gesendet werden. Die<br />

Textnachrichten können mit einer Quittierungsfunktion<br />

belegt werden, d. h. <strong>der</strong> Fahrer muß manuell bestätigen, daß<br />

er die Nachricht gelesen hat. Das Terminal verfügt über vier<br />

eingebaute Funktionstasten zur Eingabe <strong>der</strong> Zustände<br />

Beladen, Entladen, Fahrt, Pause.<br />

4.4 Diebstahlschutz<br />

Der Diebstahlschutz basiert auf dem bereits vorgestellten<br />

SKEYE Protect. Für jedes Fahrzeug kann über die Leit-<br />

Freifahrtzone stelle eine Freifahrtzone definiert werden, ein Gebiet, bei<br />

dessen Verlassen sofort Meldung an den Disponenten bzw.<br />

an die Sicherheitsdienste gegeben wird. Nach Prüfung des<br />

Alarms werden die Position des Fahrzeugs festgestellt und<br />

Einsatzkräfte mit <strong>der</strong> sofortigen Sicherstellung des Fahr-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07430 Die neue Wirtschaftlichkeit im Flottenmanagement<br />

Seite 6<br />

zeugs und <strong>der</strong> Ladung beauftragt. Unberechtigtes Abschleppen<br />

eines Fahrzeugs erkennen SKEYE Fleet wie SKEYE<br />

Protect und lösen Alarm in <strong>der</strong> Zentrale aus. Bei einem sich<br />

bewegenden LKW kann die Online-Verfolgung zur Sicherstellung<br />

des Fahrzeugs beitragen.<br />

4.5 Reservebatterie<br />

Die Fahrzeugausstattung von SKEYE Fleet enthält eine Reservebatterie,<br />

die SKEYE Fleet mehrere Stunden funktionsfähig<br />

hält, auch wenn die Stromversorgung des Fahrzeugs<br />

ausfällt. In diesem Fall wird außerdem automatisch eine<br />

Alarmmeldung an die Leitstelle gesendet.<br />

Beispiel- 4.6 Beispielansicht <strong>der</strong> SKEYE Fleet-Leitstelle<br />

ansicht Abb. 2 zeigt die vorstehend beschriebenen Funktionen auf<br />

Bildschirmausschnitten aus <strong>der</strong> SKEYE-Fleet-Leitstellensoftware.<br />

5 Perspektiven<br />

Kleinere bis Das bestehende Flottenmanagementsystem ist in sich abgemittlere<br />

Fuhr- schlossen und deshalb gerade für kleinere bis mittlere Fuhrunternehmen<br />

unternehmen interessant. Die bislang gegebene Möglich-<br />

Datenexport keit des Datenexports in einigen Standardformaten (dBase,<br />

Excel) ermöglicht die Anbindung an die Rechnersysteme<br />

<strong>der</strong> Fuhrunternehmen. In <strong>der</strong> Weiterentwicklung des Systems<br />

Warenwirt- wird die Einbindung in schon vorhandene Warenwirtschaftsschaftssysteme<br />

systeme größerer Fuhrunternehmen folgen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 2: Beispiele für die SKEYE Fleet-Software in <strong>der</strong> Leitstelle<br />

Beispiele Leitstelle<br />

Seite 7<br />

Die neue Wirtschaftlichkeit im Flottenmanagement 07430


07430 Die neue Wirtschaftlichkeit im Flottenmanagement<br />

Seite 8<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Geographische Informationssysteme<br />

von<br />

Dr. Christian Kreft<br />

Seite 1<br />

1 Einsatzfel<strong>der</strong> und Nutzen von GIS in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Wichtiges Geographische Informationssysteme (GIS) dienen <strong>der</strong> EDV-<br />

Hilfsmittel <strong>der</strong> gestützten Erfassung, Verwaltung, Analyse und Wie<strong>der</strong>gabe<br />

Verkehrstele- von Informationen, die einen geographischen Bezug haben 1 .<br />

matik Damit ist GIS ein wertvolles Hilfsmittel zur Beantwortung<br />

wichtiger Fragestellungen in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>:<br />

Wo ist <strong>der</strong> Standort eines Objektes o<strong>der</strong> Fahrzeuges?<br />

Wie gelangt man an einen bestimmten Ort, und welche<br />

Wegalternativen gibt es?<br />

Welche Baustellen o<strong>der</strong> Verkehrsstörungen liegen auf dem<br />

Weg dorthin?<br />

Was befindet sich in <strong>der</strong> Nähe eines Fahrzeuges, Ortes o<strong>der</strong><br />

eines Gebietes?<br />

Wie ist die Verkehrsbelastung auf einer Route o<strong>der</strong> in einem<br />

Gebiet?<br />

Bis vor kurzem wurden diese und komplexere Fragen auf<br />

<strong>der</strong> Grundlage analoger kartographischer Darstellungen beantwortet.<br />

Die Bearbeitung und Auswertung erfolgten manuell<br />

mit Hilfe von Maßstab, Zirkel, Dreieck, Stift, Radiergummi,<br />

Räumliche Rechner etc. Heute bieten Geographische Informationssyste-<br />

Analysen me eine effektive und kostengünstige Möglichkeit zur Bearbeitung<br />

auch sehr großer Datenmengen. Komplexe Analysen<br />

können zeitnah und teilweise sogar in Real-Time erfolgen.<br />

Ergebnisse werden anschaulich in Form digitaler Karten<br />

aufbereitet und stehen schnell als Entscheidungsgrundlage<br />

1 Definition: A GIS is „a powerful set of tools for collecting, storing, retrieving at will,<br />

transforming and displaying spatial data from the real world“ (nach Burrough, 1986)<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 2<br />

zur Verfügung. Über GIS werden die Verständlichkeit und<br />

Aussagekraft einer Karte mit <strong>der</strong> Flexibilität und Geschwindigkeit<br />

eines Computers verbunden.<br />

Die Frage nach räumlichen Zusammenhängen ist für operative<br />

wie für strategische Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> von<br />

Informationen zentraler Bedeutung. Um im Verkehrsbereich relevante Inforfiltern<br />

und mationen zu filtern und zu präsentieren, ist die Nutzung des<br />

präsentieren Raumbezuges meist unumgänglich. Die räumlichen und zeitlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> großen Datenmengen in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

können häufig effizient nur noch über das<br />

digitale Kartenmedium erfaßt, analysiert und überschaubar<br />

dargestellt werden.<br />

Noch vor wenigen Jahren war GIS nur in ausgewählten Bereichen<br />

wie dem Vermessungswesen o<strong>der</strong> im Umweltschutz<br />

anzutreffen. Das Nutzerspektrum hat sich aber, insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch die bessere Verfügbarkeit von Daten, in den letzten<br />

Neuere Anwen- Jahren stark erweitert. Die neuen Anwendungsgebiete umdungsgebiete<br />

fassen Leitungsdokumentation, Netzplanung und -managevon<br />

GIS ment, Liegenschaftsverwaltung, Standortsuche, Marketing,<br />

Raumplanung, Lagerstättensuche, Risiko- und Schadensanalyse<br />

und vieles mehr. Praktisch in allen Branchen gibt es<br />

heute Beispiele für den Einsatz von GIS. Der GIS-Markt<br />

wächst in einzelnen Bereichen mit Raten von über 20 %<br />

pro Jahr.<br />

Damit än<strong>der</strong>t sich auch das Verständnis von Geographischen<br />

Informationssystemen. Anfangs standen die Produktion thematischer<br />

Karten und die Analyse kleiner Datenbestände im<br />

Vor<strong>der</strong>grund. Bei genauer Betrachtung von bestehenden DV-<br />

Anwendungen zeigt sich aber, daß mehr als 75 % aller Daten<br />

Management einen Raumbezug haben. (Im Verkehrssektor liegt dieser<br />

von Daten mit Anteil wohl eher bei 95 %). Das Management von Daten<br />

Raumbezug mit Raumbezug wird deshalb heute immer stärker als integraler<br />

Bestandteil <strong>der</strong> unternehmensweiten Informationstechno-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

logie angesehen. Damit wird die Integration von GIS in be-<br />

Einsatzfel<strong>der</strong> stehende Anwendungen, in offene Client/Server-Architekvon<br />

GIS turen und in relationale Datenbanksysteme immer wichtiger.<br />

PDA/PTA<br />

richtungsbezogene<br />

Verkehrshinweise<br />

Endgeräte/<br />

Anwendungen<br />

Einsatzfel<strong>der</strong> von GIS in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Bordrechner<br />

Daten- u. Servicezentralen<br />

(Datenintegration über<br />

Raumbezug)<br />

Datenquellen<br />

Routenplanung,<br />

routenbezogene<br />

Verkehrshinweise<br />

Verkehrsplanung<br />

Strukturdaten<br />

Stadtentwicklung<br />

Verkehrsentwicklung<br />

Grundkarten<br />

etc.<br />

Auskunftsarbeitsplatz<br />

CD-ROM-<br />

Produkte<br />

Routen- u. Tourenvorschläge,<br />

Standorte, Verkehrslage,<br />

Mobilitätsberatung,ÖV-Verbindungen,<br />

Reiseführer etc.<br />

Verkehrsmanagement,<br />

Informationsdienste,<br />

Leitstellen,<br />

Disposition<br />

etc.<br />

Verkehrsdaten IV<br />

Straßennetze<br />

Verkehrslage<br />

Hochrechnungen<br />

etc.<br />

Abb. 1: Übersicht GIS-Einsatz in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 3<br />

Online-Dienste Auskunftsterminals<br />

www<br />

Baustelleninformation,<br />

Reiseplanung,<br />

Verkehrslage,<br />

Sendungsverfolgung<br />

etc.<br />

Verkehrsdaten ÖV<br />

Haltestellen<br />

Liniennetze<br />

IST/RBL-Daten<br />

etc.<br />

Standorte,<br />

ÖPNV-Netze,<br />

Parkplätze<br />

etc.<br />

GIS als Querschnittsanwendung durchdringt fast alle DV-Anwendungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>. In Abb. 1 sind einige Einsatzfel<strong>der</strong><br />

dargestellt. Die Anwendungsgebiete sind bezüglich<br />

Datennutzung und Funktionalität eng miteinan<strong>der</strong> verzahnt.<br />

Am bekanntesten ist GIS in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

über Routinganwendungen und Informationssysteme für Leitstellen-<br />

bzw. Dispositionsarbeitsplätze. Aber auch für die<br />

Integration <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Verkehrs- und Informationssysteme hat GIS<br />

Verkehrs- und eine große Bedeutung. Die Zusammenführung und Vereinheit-<br />

Informations- lichung von Daten über unterschiedliche Verkehrsträger wird<br />

systeme durch die Nutzung eines einheitlichen Raumbezugs erheblich<br />

vereinfacht. Beispielsweise haben ein P+R-Parkplatz,<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 4<br />

die angrenzenden Straßen und ÖPNV-Haltestellen selten<br />

einen gemeinsamen Namen o<strong>der</strong> ein an<strong>der</strong>es gemeinsames<br />

Merkmal. Aber sie liegen alle am selben Ort in geringer<br />

Entfernung voneinan<strong>der</strong>. Durch eine GIS-Abfrage <strong>der</strong> Art<br />

„Welche Haltestellen und Straßen liegen im Umkreis von<br />

500 m um einen bestimmten P+R-Platz?“ kann sofort <strong>der</strong><br />

Zusammenhang ermittelt werden.<br />

Vorteile von An diesem Beispiel lassen sich die Vorteile von GIS gut<br />

GIS veranschaulichen:<br />

GIS kann erhebliche Kosten sparen: Um die oben beschriebene<br />

Aufgabe ohne GIS zu bearbeiten, müssen Informationen<br />

aus verschiedenen Karten und Listen von Personen<br />

mit Ortskenntnissen manuell abgeglichen werden.<br />

Diesem Zeitaufwand stehen die Kosten für die Datenerfassung<br />

im GIS gegenüber. Die Erfahrung zeigt dabei, daß<br />

die Erfassung schon bei einfachen Fragestellungen oft<br />

billiger ist als die manuelle Auswertung. Bei großen Datenmengen<br />

o<strong>der</strong> häufiger Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Auswertung<br />

ist eine effiziente Bearbeitung ohne GIS oft nicht mehr<br />

möglich.<br />

GIS erzeugt Mehrfachnutzen: Wenn die Daten einmal<br />

in einem GIS erfaßt worden sind, können sie für weitere<br />

Auswertungen verwendet werden. Im Beispiel kann das<br />

GIS dazu genutzt werden, Umgebungskarten <strong>der</strong> P+R-<br />

Plätze für die Veröffentlichung zu erstellen. Durch die Analyse<br />

<strong>der</strong> Einwohnerstrukturdaten für die Gemeinden in <strong>der</strong><br />

Nachbarschaft des P+R-Platzes kann das Nutzerpotential<br />

bestimmt werden.<br />

GIS ermöglicht neue Serviceangebote und Auswertungsmöglichkeiten:<br />

Durch räumliche Abfragen können<br />

neue Dienstleistungen angeboten werden, die bisher nicht<br />

existieren. Z. B. liefert eine einfache GIS-Abfrage eine<br />

Antwort auf die Frage: „Wo ist zu einem Standort die<br />

nächste Tankstelle, Haltestelle, Einkaufsmöglichkeit o. ä.?“.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Damit kann an Kundenterminals, in Mobilfunk-Service-<br />

Centern o<strong>der</strong> über Online-Dienste ein neuer Mehrwert<br />

für den Kunden erzeugt werden. In den Bereichen Marketing<br />

und Controlling führt GIS bei <strong>der</strong> Datenanalyse zu<br />

neuen Aussagen. So kann <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> Aktivitätsdaten<br />

im Mobilfunknetz mit Informationen zur Verkehrslage<br />

zu neuen Erkenntnissen über den Nutzungsgrad verkehrstelematischer<br />

Dienste führen. Daraus können dann<br />

ggf. in Echtzeit Marktingmaßnahmen abgeleitet werden.<br />

GIS liefert anschauliche Ergebnisse und nützliche Entscheidungsgrundlagen:<br />

Für die Gespräche und Abstimmung<br />

mit an<strong>der</strong>en Beteiligten ist das Kartenmedium ein unschätzbares<br />

Hilfsmittel. In Karten lassen sich große Datenmengen<br />

übersichtlich darstellen und wesentliche Aspekte<br />

deutlich hervorheben. Da <strong>der</strong> gewohnte Umgang mit Karte<br />

im Verkehr auf dem Computer nachgebildet wird, ist GIS<br />

anschaulich und einfach verständlich. Durch unterschiedliche<br />

Vergrößerungsstufen einer digitalen Kartenansicht<br />

stehen in einem GIS gleichzeitig Übersichts- und Detailinformationen<br />

zur Verfügung.<br />

Dieser Beitrag soll dazu dienen, das Verständnis Geographischer<br />

Informationssysteme für den Einsatz in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

zu verbessern. Dazu geben wir im Folgenden<br />

einen Überblick zum Stand <strong>der</strong> Technik. An Beispielen werden<br />

typische Anwendungsfälle erläutert. In Abschnitt 4<br />

gehen wir auf Wirtschaftlichkeitsaspekte ein, und am Schluß<br />

umreißen wir die wichtigsten Entwicklungstrends im GIS-<br />

Bereich.<br />

2 Zunehmende Verbreitung von GIS<br />

Seite 5<br />

Komponenten Wichtige Komponenten eines GIS sind neben <strong>der</strong> Hard- und<br />

eines GIS Software die digitalen Kartengrundlagen und die Qualifika-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 6<br />

tion <strong>der</strong> Bediener. In allen vier Bereichen haben sich in den<br />

letzten Jahren deutliche Verän<strong>der</strong>ungen ergeben. Dies hat die<br />

Einführung und Nutzung von GIS erheblich vereinfacht und<br />

zu einer starken Verbreitung geführt. Heute sind in Massenprodukten<br />

(z. B. Bordnavigationssysteme im PKW, CD-ROM<br />

für Telefonauskunft) GIS-Funktionen enthalten, die vor 20<br />

Jahren selbst in Spezialabteilungen von Behörden o<strong>der</strong> Unternehmen<br />

selten o<strong>der</strong> gar nicht zur Verfügung standen. In<br />

diesem Abschnitt werden diese Entwicklung und ihre Auswirkungen<br />

auf die <strong>Verkehrstelematik</strong> erläutert.<br />

2.1 Systemverfügbarkeit<br />

Verbesserte Ursprüngliches Einsatzgebiet für Geographische Informati-<br />

Systemverfüg- onssysteme war die Inventarisierung von Raumdaten zur Herbarkeit<br />

stellung von thematischen Karten, in denen Beobachtungen<br />

festgehalten und klassifiziert wurden. Beispiele dafür sind<br />

das Mitte <strong>der</strong> sechziger Jahre entwickelte Canada Geographic<br />

Information System (CGIS) o<strong>der</strong> das Land Use and<br />

Natural Ressources Inventory of New York State (LUNAR),<br />

die zu Bestandsaufnahmen von Landnutzungen und natürlichen<br />

Ressourcen eingesetzt wurden.<br />

Mit <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Computertechnik haben sich<br />

die Systemverfügbarkeit, die Leistungsfähigkeit, die Bedienung<br />

sowie die Kostensituation für GIS-Anwendungen tiefgreifend<br />

verän<strong>der</strong>t. Bis vor kurzem noch waren Geographische<br />

Informationssysteme proprietäre Insellösungen, die nur von<br />

einem kleinen Kreis ausgebildeter Experten bedient werden<br />

konnten. Auf Grund <strong>der</strong> hohen Hardware- und Softwareanfor<strong>der</strong>ungen<br />

und <strong>der</strong> notwendigen Qualifikation <strong>der</strong> Bediener<br />

war <strong>der</strong> Einsatz von GIS teuer und auf fachliche Spezialanwendungen<br />

beschränkt, die oft in eigenen GIS-Abteilungen<br />

angesiedelt wurden.<br />

Mit den seit einigen Jahren verfügbaren Desktop-Mapping-<br />

Systemen und den objektorientierten Viewerkomponenten<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 7<br />

Heute günstige stehen heute kostengünstige GIS-Lösungen für jeden Ar-<br />

GIS-Lösungen beitsplatz-Rechner (PC) zur Verfügung. Mo<strong>der</strong>ne Systeme<br />

dieser Art zeichnen sich durch leichte Bedienbarkeit, gute<br />

Integration in grafische Benutzeroberflächen und in Standardanwendungen<br />

wie Microsoft Office sowie eine offene Systemarchitektur<br />

aus. Damit können geographische Informationen<br />

unternehmensweit und fachgebietsübergreifend zur<br />

Unterstützung von Geschäfts- und Entscheidungsprozessen<br />

genutzt werden.<br />

2.2 Kartenverfügbarkeit<br />

Umfangreiche Noch in den achtziger Jahren behin<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Mangel an<br />

Datenbestände Raumdaten die Verbreitung von Geographischen Informaverfügbar<br />

tionssystemen. Mittlerweile stehen umfangreiche Datenmengen<br />

zur Verfügung.<br />

Zunächst wurden Daten nur für kleine Regionen aufgenommen.<br />

Inzwischen haben staatliche Organisationen die Bedeutung<br />

von digitalen Datenbeständen erkannt und begon-<br />

Amtliche nen, die große Menge amtlicher Kartenwerke in eine digita-<br />

Kartenwerke le Form zu überführen (ATKIS/ALK). Diese von Behörden<br />

durchgeführten Digitalisierarbeiten sind sehr langwierig<br />

und kostenintensiv. In wachsendem Maße sind hier aber Ergebnisse<br />

verfügbar. Durch gesetzliche Regelungen ist die<br />

Nachführung <strong>der</strong> Datenbestände sichergestellt.<br />

Private Mittlerweile gibt es auch eine große Anzahl privater An-<br />

Anbieter bieter für geographisches Datenmaterial und die zugehörigen<br />

Dienstleistungen (Datenkonvertierung, Digitalisierung<br />

etc.). Neben Ingenieurbüros und GIS-Herstellern sind dies<br />

zunehmend auch die Verleger analoger Karten und Stadtpläne,<br />

die ihre Daten in digitaler Form vermarkten.<br />

Beson<strong>der</strong>s wichtig für die <strong>Verkehrstelematik</strong> sind digitale<br />

Straßendaten Straßendaten, die heute in hoher Qualität kommerziell be-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 8<br />

reitgestellt werden. Große Verbreitung erfahren diese Daten<br />

zur Zeit in Bordnavigationsgeräten und im Fleetmanagement.<br />

Für diese Zwecke enthalten die Straßendaten neben<br />

dem Straßenverlauf auch Sachdaten zur Klassifikation <strong>der</strong><br />

Straßen, Angaben zu Geschwindigkeitsbegrenzungen, Einbahnstraßen,<br />

Durchfahrtshöhen, Brückentragkraft, Point of<br />

Interest etc.<br />

Bis heute sind weite Teile Zentral- und Nordeuropas mindestens<br />

auf Hauptstraßenebene erfaßt. Für wichtige Ballungsgebiete<br />

(z. B. Ruhrgebiet und Rhein-Main-Gebiet) liegen<br />

auch alle Nebenstraßen und teilweise die Adressen vor. Bis<br />

zum Jahr 2000 haben einige Anbieter die flächendeckende<br />

Digitalisierung Deutschlands inklusive aller Adressen angekündigt.<br />

Vergleichbare Straßendaten sind auch für die an<br />

Deutschland angrenzenden Län<strong>der</strong> verfügbar. In an<strong>der</strong>en europäischen<br />

Län<strong>der</strong> sind die Bearbeitungsstände sehr unterschiedlich<br />

(z. B. in England sehr gut und im ehemaligen<br />

Ostblock am schlechtesten).<br />

2.3 Aufgaben und beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an GIS in<br />

<strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Aufgaben von Diese Entwicklungen haben in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> zu<br />

GIS einer rasanten Verbreitung von GIS-Anwendungen geführt.<br />

Einen Überblick zu den Aufgaben von GIS in diesem Bereich<br />

gibt Abb. 2.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen Generell stellt GIS deutlich höhere Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

an GIS Soft- und Hardwarebasis als z. B. eine textorientierte Anwendung.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Fragen <strong>der</strong> Performance, des stabilen<br />

Handlings großer Datenmengen, <strong>der</strong> Bildschirmdarstellung<br />

und <strong>der</strong> Druckfunktionen hängen dabei erheblich von <strong>der</strong> verwendeten<br />

Hardware-Plattform ab. Hier empfiehlt sich generell<br />

<strong>der</strong> Einsatz leistungsfähiger Komponenten, da die bearbeiteten<br />

Datenmengen und die Nutzeranfor<strong>der</strong>ungen erfahrungsgemäß<br />

schnell wachsen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Abb. 2 Aufgaben von GIS in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Fahrplanauskunft/Kundeninformation<br />

address matching<br />

Seite 9<br />

location<br />

dealer/service next<br />

GIS-Aufgaben/Einsatzgebiete<br />

Suche und Anzeige von Standorten (z.B. Adresse, POI,<br />

Haltestelle)<br />

x x x x x x x x x x<br />

Anzeige von Umgebungs- und Lageplänen x x x x x x x x<br />

Anzeige von Standort und Status für Fahrzeuge, Wagen,<br />

Container, Sendungen<br />

x x x x x x<br />

Ermittlung und Anzeige von Fahrtrouten (statisch /<br />

dynamisch )<br />

x x x x x x x x x x<br />

Darstellung von Straßennetzen und<br />

Verkehrslageinformationen<br />

x x x x x x x x x x x x<br />

Darstellung von Straßennetzen x x x x x x x x x<br />

Darstellung von Hochrechnungen und<br />

Prognosenergebnissen<br />

x x x x x x x<br />

Erreichbarkeitsdarstellungen, Isochronendarstellung x x x x x<br />

Kantenbelastungsdarstellung x x x x x<br />

Choroplethen-Karten etc. x x x x<br />

Konvertierung von Geodaten x x x x<br />

Für den Einsatz in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> beson<strong>der</strong>s wichtig<br />

sind<br />

gute Bedienbarkeit, einfache Mensch-Maschine-Schnittstelle,<br />

da die Nutzer im allgemeinen keine GIS-Experten<br />

sind,<br />

gute Performance auch für große Datenvolumina (auch<br />

des Netzwerks),<br />

gute Grafikausstattung für einen zügigen Bildaufbau<br />

und eine hohe Grafikauflösung,<br />

genügend Haupt- und Festspeicher (z. B. schnelle CD-<br />

ROM-Laufwerke),<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Tourenplanung/Fleetmanagement<br />

Sendungsverfolgung<br />

Betriebsleitstellen<br />

Störfall-/Notfallmanagement<br />

Bordnavigation<br />

Verkehrsmanagmenet-Zentralen<br />

Baustelleninformationssystem<br />

Verkehrsplanung<br />

Fahrplanung<br />

Standortplanung u. -optimierung<br />

Statistik/Auswertung<br />

Datenintegration


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 10<br />

hohe Betriebssicherheit (etwa für den Dauerbetrieb in<br />

Leitstellen),<br />

gute Wartbarkeit und Erweiterbarkeit bei Daten und<br />

Funktionen,<br />

an den Einsatzzweck angepaßte Genauigkeit <strong>der</strong> Systeme<br />

und Daten,<br />

GIS-Funktionen für Straßen-/Schienen-Netze (dynamic<br />

segmentation, Kantenbelastungsdarstellung), zur Georeferenzierung<br />

(address matching) und für thematische Karten<br />

sowie die Kartengestaltung über Symbole, Legende, Diagramme<br />

etc.),<br />

Druckfunktionen für hochwertige Kartendrucke.<br />

3 Kartographische Grundlagen, GIS-Techniken und<br />

Einsatzbeispiele<br />

In diesem Abschnitt werden Technologien, Systeme und<br />

Anwendungen mo<strong>der</strong>ner Geographischer Informationssysteme<br />

erläutert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den für die<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> relevanten Aspekten. Für eine weitergehende<br />

Einführung in GIS wird auf einen im Internet frei verfügbaren<br />

Text von Stahl und Henneberg verwiesen. Als ein Standardwerk<br />

über Geographische Informationssysteme sei<br />

Laurini and Thompson (1992) empfohlen.<br />

3.1 Digitale Kartengrundlagen<br />

Digitale Zentrale und kostenintensive Grundlage jedes Geogra-<br />

Karten- und phischen Informationssystems sind die digitalen Karten- und<br />

Geodaten Geodaten. Digitale Kartendaten werden nach Struktur (Raster-,<br />

Vektorkarten), Projektion/Koordinatensystem (Gauß-<br />

Krüger, WGS84, UTM etc.), Bezugsquelle (amtlich o<strong>der</strong><br />

kommerziell), Typ (Vermessungskarten, Autokarten, Luftbil<strong>der</strong>,<br />

Satellitenbil<strong>der</strong> etc.) und Inhalt (Attributen) unterschieden.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswahl und Beschaffung digitaler Karten<br />

sind u. a. folgende Aspekte zu beachten:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 11<br />

Datenumfang und Inhalte (Welche Attribute werden benötigt?),<br />

Qualität (Vollständigkeit, Genauigkeit, Richtigkeit und<br />

Aktualität),<br />

Aktualisierungszyklen (üblich sind jährliche, halb- o<strong>der</strong><br />

selten vierteljährliche Zyklen),<br />

Kosten für Beschaffung, Datenaufnahmen und Aktualisierung,<br />

Datenmenge, Datenformate und Konvertierung (ggf.<br />

Folgekosten),<br />

Auswirkungen auf Hardwarebedarf, System- und Netzwerkperformance,<br />

Möglichkeiten, Daten selbst zu erfassen o<strong>der</strong> zu ergänzen<br />

(digitalisieren),<br />

Weiternutzung <strong>der</strong> Daten für an<strong>der</strong>e Projekte,<br />

Möglichkeiten zum Verkauf eigener Geodaten o<strong>der</strong> Attribute.<br />

3.1.1 Kartographische Grundlagen<br />

Karten<br />

Karten Karten sind Abbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wirklichkeit, die für bestimmte<br />

Aufgaben angefertigt werden. In geographischen Karten werden<br />

Teile <strong>der</strong> Erdoberflähe und ausgewählte Aspekte <strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Erde vorhandenen Objekte abgebildet.<br />

Wichtige Kartentypen sind:<br />

Topographische Karten (TK) mit Geländeformen, Gewässern<br />

und an<strong>der</strong>en Objekten (Gebäude, Wege etc.),<br />

Thematische Karten zur Präsentation von Analyseergebnissen<br />

durch Farben (z. B. Choroplethenkarten mit unterschiedlichen<br />

Farben für unterschiedliche Wertebereiche)<br />

o<strong>der</strong> Symbole (Symbolkarten),<br />

Auto- und Straßenkarten bzw. Atlanten (im Verkehrsalltag<br />

übliche Karten),<br />

Luftbildkarten/Orthophotos (durch Befliegung gewonnen<br />

und um optische Fehler bereinigte Fotos, die über<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 12<br />

Referenzpunkte in ein geographisches Koordinatensystem<br />

eingepaßt werden),<br />

Satellitenbil<strong>der</strong> (Fotos aus Satellitenkameras im optischen<br />

o<strong>der</strong> einem an<strong>der</strong>en Frequenzbereich, die wie Luftbil<strong>der</strong><br />

kartographisch aufbereitet werden).<br />

Projektionen<br />

Projektionen Analoge Kartenblätter o<strong>der</strong> digitale Karten am Computerbildschirm<br />

sind immer 2dimensionale Darstellungen. Die<br />

Erdoberfläche als Oberfläche einer Kugel (o<strong>der</strong> in besserer<br />

Näherung als Oberfläche eines Ellipsoids) ist aber ein 3dimensionales<br />

Objekt. Für jede kartographische Darstellung<br />

muß deshalb eine Abbildung <strong>der</strong> gekrümmten Erdoberfläche<br />

auf die Ebene gewählt werden.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Zeit sind hierfür verschiedene mathematische<br />

Verfahren, sogenannte Projektionen, entwickelt worden. Je<br />

nach Projektion treten unterschiedliche Abbildungsfehler<br />

(z. B. Flächen-, Winkel- o<strong>der</strong> Entfernungsverzerrungen) auf.<br />

Es ist mathematisch möglich, den Fehler für einen bestimmten<br />

Teilausschnitt <strong>der</strong> Erdoberfläche klein zu halten. Hierfür<br />

werden bei vielen Projektionen sogenannte Meridianstreifen<br />

verwendet. Außerhalb dieser Streifen werden die Verzerrungen<br />

so groß, daß die Projektion nicht mehr sinnvoll zu<br />

verwenden ist.<br />

Abhängig von <strong>der</strong> Nutzungsart ist zu entscheiden, welche<br />

Projektion und welche Abbildungsfehler hingenommen werden<br />

können. So ist etwa im militärischen Bereich für die<br />

Ballistik und Orientierung im Gelände eine winkel- bzw.<br />

entfernungstreue Projektion hilfreich. Im Steuerwesen hingegen<br />

ist für die Ermittlung <strong>der</strong> flächenabhängigen Grundsteuer<br />

eine flächentreue Projektion vorteilhaft.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Koordinatensysteme<br />

Geographische Zur Orientierung auf <strong>der</strong> Erdoberfläche werden schon seit<br />

Koordinaten Jahrhun<strong>der</strong>ten geographische Koordinaten verwendet. Über<br />

Längen- und Breitengrad kann je<strong>der</strong> Ort auf <strong>der</strong> Erdoberfläche<br />

eindeutig vermessen werden. Nimmt man als dritte<br />

Koordinate noch die Höhe über einem Bezugsniveau (z. B.<br />

Normalnull) hinzu, so sind auch alle Punkte ober- o<strong>der</strong> unterhalb<br />

<strong>der</strong> Erdoberfläche eindeutig bestimmt. Mathematisch<br />

entsprechen die geographischen Koordinaten sphärischen<br />

bzw. in besserer Näherung elliptischen Koordinaten.<br />

Bei <strong>der</strong> Projektion <strong>der</strong> Erdoberfläche auf die ebenen Karten<br />

werden die geographischen Koordinaten <strong>der</strong> Erdoberfläche<br />

Kartesische auf ein sogenanntes kartesisches Koordinatensystem in <strong>der</strong><br />

Koordinaten Kartenebene abgebildet. Mit Hilfe von Transformationen<br />

können die Daten zwischen den verschiedenen Koordinatensystemen<br />

umgerechnet werden. Leistungsfähige GIS unterstützen<br />

mehrere hun<strong>der</strong>t Koordinatensysteme und Transformationen.<br />

Abb. 3: Wichtige Koordinatensysteme<br />

Seite 13<br />

Die für die <strong>Verkehrstelematik</strong> wichtigsten Koordinatensysteme<br />

in Deutschland sind in Abb. 3 aufgeführt.<br />

System Abkürz. Einsatzgebiet Beispiele<br />

Gauß-Krüger GK amtliches Koordinatensystem für<br />

die Vermessung im deutschsprachigen<br />

Raum<br />

Universal<br />

Transversal<br />

Mercator<br />

World Geodetic<br />

System 1984<br />

Lambert'sche<br />

Kugelprojektion<br />

UTM Militärische Karten <strong>der</strong> USA und<br />

<strong>der</strong> NATO; auch für die<br />

Landesvermessung empfohlen<br />

WGS84 Koordinatenbasis für die<br />

Satellitenortung (GPS)<br />

Lambert kleinmaßstabige Projektionen<br />

größerer Gebiete <strong>der</strong> mittleren<br />

Breiten<br />

ALK, ATKIS, topographische<br />

Karten TK5,<br />

TK10, TK50, TK100<br />

Europäische Kartenwerke;<br />

Generalkarte<br />

Deutschland 1:200.000<br />

Straßennetze für<br />

Navigationssysteme<br />

Übersichtskarten z. B.<br />

Deutschland 1:500.000<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 14<br />

In einigen Regionen gibt es auch lokal wichtige Koordinatensysteme.<br />

Meist weisen diese Projektionen für das entsprechende<br />

Gebiet im großmaßstäbigen Bereich eine sehr geringe<br />

Verzerrung auf. Oft werden sie in dieser Region als amtliche<br />

Koordinaten festgeschrieben. Dort liegen dann alle amtlichen<br />

Karten darin vor (z. B. das Soldner-System für Berlin<br />

mit dem Bezugspunkt Potsdam-Telegraphenberg). Durch<br />

Transformation in ein geographisches Koordinatensystem können<br />

diese Karten mit an<strong>der</strong>en Geodaten kombiniert werden.<br />

Gestaltung von Karten<br />

Geographie und Vermessungswesen beschäftigen sich mit<br />

<strong>der</strong> exakten Lage <strong>der</strong> Objekte auf <strong>der</strong> Erde und streben hier<br />

Kartographie bei eine große Genauigkeit an. In <strong>der</strong> Kartographie steht dagegen<br />

die Gestaltung <strong>der</strong> Karten im Hinblick auf Einsatzzweck<br />

und Medium im Vor<strong>der</strong>grund. Z. B. werden vom Kartographen<br />

in Autokarten Bahnhöfe und Bahnstrecken, Gewässer<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Objekte, die für den Autofahrer nebensächlich<br />

sind, verschoben, um Straßen und Kreuzungen breiter<br />

darstellen zu können. Aus dieser Karte kann die exakte<br />

geographische Lage nicht mehr abgelesen werden. Das Verdrängen<br />

unwichtiger durch wichtige Objekte in einer Karte<br />

Generalisierung für einen bestimmten Anwendungszweck wird als Generalisierung<br />

bezeichnet. In einem GIS können die Generalisierungen<br />

durchgeführt werden, ohne die Originaldaten dabei<br />

zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Visuelle In einem Geographischen Informationssystem ist die visu-<br />

Aufbereitung elle Aufbereitung <strong>der</strong> erzeugten Kartenansichten von großer<br />

Bedeutung. Der gute optische Eindruck ist für die Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Karteninhalte zwischen verschiedenen Fachnutzern<br />

genauso wie für Marketing und Vertrieb wichtig<br />

(siehe hierzu auch J. Bertin). Deshalb sollte in einem GIS-<br />

Projekt immer auch speziell auf die Gestaltung digitaler<br />

Karten ausgerichtetes kartographisches Know-how hinzugezogen<br />

werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

3.1.2 Geodaten in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Geodaten Neben <strong>der</strong> Unterscheidung nach ihren Inhalten werden Geodaten<br />

auch nach ihrer Struktur klassifiziert. Dabei wird in<br />

erster Linie zwischen Vektor- und Rasterdaten unterschieden.<br />

Je nach Anwendungsfall ist die eine o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e Art o<strong>der</strong><br />

eine Kombination (Hybridkarte) besser geeignet.<br />

Abb. 4 gibt einen Überblick über gebräuchliche Geodaten<br />

in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>.<br />

Basis-/Referenzdaten<br />

Topographische<br />

Karten (Raster)<br />

ATKIS<br />

Admin.<br />

Grenzen<br />

ALK<br />

wenigen/<br />

bzw. amtlich<br />

Luftbil<strong>der</strong><br />

gering Än<strong>der</strong>ungsrate<br />

Abb. 4: Übersicht Geodaten für die <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Zugriff von vielen<br />

hoch<br />

öffentlich/amtlich Datenbesitz privat<br />

GIS/Kartographiespezialisten<br />

Schienennetze<br />

Demographiedaten<br />

ÖV-Netze<br />

Straßennetze<br />

Kundenstandorte<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Touren<br />

Verkehrsdaten<br />

Fahrzeugstandorte<br />

Fahrtrouten<br />

Datenmanager Fachleute/<br />

Manager<br />

Seite 15<br />

Notrufe<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 16<br />

Vektordaten<br />

Vektordaten Vektordaten sind Geodaten, bei denen die geographischen<br />

Objekte einzeln als Punkte, Flächen, Linien etc. abgelegt<br />

werden. Über einen eindeutigen Schlüssel (Objektindentifikation)<br />

können jedem geograpischen Objekt Sachdaten zugeordnet<br />

werden. So wird z. B. zu einem Grundstück ein von<br />

einem Polygon begrenztes Flächenobjekt angelegt. Als Sachattribute<br />

können Daten zum Eigentümer, zur Nutzungsart<br />

etc. abgelegt werden. Erst für die Darstellung am Bildschirm<br />

wird einem Vektorobjekt, meist auf Grund seiner Sachattribute,<br />

eine Signatur (Farbe, Schraffur, Randlinienart etc.)<br />

zugewiesen. Vektorobjekte können getrennt selektiert o<strong>der</strong><br />

manipuliert werden. In unterschiedlichen Anwendungen<br />

können Vektordaten dadurch unterschiedlich dargestellt werden.<br />

Beispielsweise können aus einem Straßennetz für Übersichtszwecke<br />

nur die Hauptstraßen selektiert werden. Erst<br />

bei Vergrößerung des angezeigten Ausschnittes werden dann<br />

zusätzlich alle Nebenstraßen eingeblendet.<br />

Die Erfassung <strong>der</strong> geometrischen Objekte und <strong>der</strong> zugehörigen<br />

Sachdaten ist mit erheblichem Aufwand verbunden.<br />

Digitalisierung Auch wenn heute die Digitalisierung am Bildschirm direkt<br />

aus einer gescannten Karte diese Aufgabe vereinfacht, sind<br />

Geodaten im Vektorformat vergleichsweise teuer. Diese Kosten<br />

werden allerdings oft durch die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten<br />

eines einmal beschafften Datenbestandes relativiert.<br />

Vektordaten sind blattschnitt- und maßstabsfrei, d. h. die<br />

Datenausgabe und -verwaltung ist nicht an Kartenblätter<br />

gebunden und kann in jedem beliebigen Maßstab erfolgen.<br />

Es ist jedoch zu beachten, daß <strong>der</strong> Erfassungsmaßstab die<br />

Genauigkeit begrenzt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 17<br />

Straßenverkehrsdaten und GDF<br />

Digitale Bei Straßenverkehrsnetzen beson<strong>der</strong>s wichtig ist die Ablage<br />

Straßendaten <strong>der</strong> Beziehungen zwischen den einzelnen Geometrieobjekten.<br />

Um ein Straßennetz exakt wie<strong>der</strong>zugeben, muß auch festgehalten<br />

werden, welche Straßen über Abbiegemöglichkeiten<br />

miteinan<strong>der</strong> verknüpft sind. Dazu wird ein Knoten-Kanten-Modell<br />

verwendet. Die Kreuzungen und Einmündungen<br />

bilden die Knoten und die Straßenabschnitte dazwischen<br />

bilden die Kanten. An den Knoten treffen die Kanten aufeinan<strong>der</strong>.<br />

Erst solch ein Netz zusammen mit Sachdaten für<br />

Geschwindigkeitsbegrenzungen, Anzahl <strong>der</strong> Fahrspuren, Steigung,<br />

Abbiegevorschriften, Brückendurchfahrtshöhen usw.<br />

kann als Grundlage für Routenplanungsalgorithmen verwendet<br />

werden.<br />

Europäischer Standard zur Beschreibung und zum Austausch<br />

von Straßennetz- und Straßenverkehrsdaten ist das Geogra-<br />

GDF phical Data File (GDF). Es wurde im Rahmen des europäischen<br />

Projektes EDRM (European Digital Road Map) entwickelt<br />

und bei CEN (CEN TC278 WG VII Draft) sowie<br />

ISO als Normvorschlag eingereicht. Auch in Japan und den<br />

USA wird GDF große Beachtung geschenkt, obwohl dort<br />

auch nationale Standards existieren.<br />

GDF wird bisher hauptsächlich für Bordnavigationssysteme<br />

(Bosch , Philips etc.) eingesetzt. Neben dem Dateiformat werden<br />

im GDF aber auch Regeln für die Datenaufnahmen und<br />

die Definition <strong>der</strong> Attribute und Features sowie die abzulegenden<br />

Datenbeziehungen festgelegt. Damit ist GDF ein<br />

generell wichtiger Standard für Transport- und Verkehrsanwendungen.<br />

Im Rahmen an<strong>der</strong>er EU-Projekte (TITAN) wird<br />

GDF auch im ÖPNV (GIS-Komponente im TRANSMO-<br />

DEL) eingesetzt. Für Europa werden digitale Straßennetze<br />

von verschiedenen Herstellern angeboten (TeleAtlas, NavTech<br />

etc.), die sich verpflichtet haben, die GDF-Spezifikationen<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 18<br />

einzuhalten. Als Koordinatensystem ist wegen <strong>der</strong> Kopplung<br />

mit <strong>der</strong> GPS-Ortung WGS84 üblich.<br />

GDF hat drei Ebenen. Die Ebene 0 enthält die Topologie des<br />

Straßennetzes in einem standardisierten Knoten-Kanten-Modell.<br />

Ebene 1 enthält die sogenannten Features. Dies sind<br />

Objekte wie Straßenabschnitte, Flüsse, administrative Grenzen,<br />

Verkehrszeichen etc. und ihre Attribute. Auf Ebene 2<br />

werden einfache Features zu sogenannten komplexen Features<br />

aggregiert. Ebene 2 wird z. B. benutzt, um vereinfachte Übersichtsdarstellungen<br />

<strong>der</strong> Straßennetze zu generieren. Informationen<br />

zu GDF sind im Internet verfügbar.<br />

ALK und ATKIS<br />

Amtliche Die Automatisierte Liegenschaftskarte (ALK) und das Amt-<br />

Vektordaten liche Topographisch-Kartographische Informationssystem<br />

(ATKIS) sind die wichtigsten amtlich spezifizierten Datenbestände<br />

in Deutschland. ALK und ATKIS sind bundesweite<br />

Gemeinschaftsprojekte <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Vermessungsverwaltungen<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland (AdV). Beide Datenbestände basieren auf dem<br />

Gauß-Krüger-Koordinatensystem. Die Maßstabsbereiche für<br />

ALK und ATKIS sind 1:1000 und 1:25.000.<br />

Die ALK löst im Bereich <strong>der</strong> Kartenwerke die analoge, amtliche<br />

Liegenschaftskarte ab. Für das amtliche Liegenschaftswesen<br />

wird die ALK mit dem ALB (Automatisiertes<br />

ALK Liegenschaftsbuch) gekoppelt. Die ALK beinhaltet grundsätzlich<br />

alle Informationen <strong>der</strong> herkömmlichen analogen<br />

Liegenschaftskarte, jedoch mit wesentlich höherem Komfort<br />

und deutlich gesteigerter Genauigkeit. Die Karteninformationen<br />

sind über logische Objekte strukturiert und werden<br />

in verschiedenen Folien (Ebenen) abgelegt. Neben den rechtlich<br />

relevanten Flurstücksgrenzen und Gebäuden gibt es noch<br />

zahlreiche weitere Objektarten, die im sogenannten Objekt-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 19<br />

abbildungskatalog (OBAK) beschrieben werden. Da die ALK<br />

einheitliche digitale Kartengrundlage im kommunalen Bereich<br />

ist, basieren viele an<strong>der</strong>e Fachdatenbestände (z. B.<br />

Umwelt- und Planungsdaten) auf <strong>der</strong> ALK und können<br />

zusammen genutzt werden. Die ALK-Daten werden von<br />

den Verwaltungen über die system- und herstellerunabhängige<br />

einheitliche Datenbankschnittstelle (EDBS) an die<br />

EDBS Nutzer abgegeben. EDBS ist für eine automatische Datenaktualisierung<br />

ausgelegt (Bezieher-Sekundärnachweis (BZSN)).<br />

Neben <strong>der</strong> Datenabgabe im EDBS-Format sind auf Wunsch<br />

auch an<strong>der</strong>e Industrieformate möglich (z. B. DXF, SQD,<br />

HPGL, E00). Für viele GIS gibt es mittlerweile auch sogenannte<br />

EDBS-Rea<strong>der</strong> und kommerzielle Schnittstellen für<br />

den Zugriff auf ALK-Daten.<br />

ATKIS ATKIS beschreibt die neue, digitale Form <strong>der</strong> amtlichen topographischen<br />

Kartengrundlage für Deutschland. ATKIS<br />

enthält Daten zu Festpunkten, Siedlungen, Verkehr, Vegetation,<br />

Gewässer, Relief, Gebieten etc. Die ATKIS-Daten<br />

werden im ATKIS-OK (Objektkatalog) beschrieben. Wie bei<br />

<strong>der</strong> ALK werden auch ATKIS-Daten über EDBS weitergegeben.<br />

Integrierbar in ATKIS, wird das Digitale Geländemodell<br />

mit dreidimensionalen Positionsangaben <strong>der</strong> Geländeoberfläche<br />

(Rechts- und Hochwerte nach Gauß-Krüger-<br />

Koordinaten, Höhen über Normalnull) aufgebaut. In einer<br />

DHM Vorstufe, dem Digitalen Höhenmodell (DHM), liegen für<br />

einzelne Bundeslän<strong>der</strong> in einer Rasterweite von 40 m<br />

Höhendaten vor. Für geringere Genauigkeitsanspräche steht<br />

ein 100-m-Raster zur Verfügung. Im Endausbau wird ein<br />

3D-Modell des Geländes in Deutschland bereitgestellt.<br />

An<strong>der</strong>e An<strong>der</strong>e häufig benötigte Vektordaten in <strong>der</strong> Verkehrste-<br />

Vektordaten lematik sind:<br />

Ortsdateien mit Lage, Name und Gemeindekennziffer für<br />

Orte und Ortsteile<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 20<br />

Adreßdaten mit Koordinaten für jede Hausnummer<br />

Administrative Grenzen (Bundesland-, Kreis- und Gemeindegrenzen<br />

mit amtlicher Gemeindekennziffer)<br />

Grenzen <strong>der</strong> Postleitzahlgebiete mit 5stelliger PLZ<br />

Schienennetze<br />

Wasserstraßennetze<br />

Standortdaten und Points-of-Interest (POI)<br />

Verkehrszellen und statistische Gebiete mit Verkehrs-,<br />

Struktur- und Wirtschaftsdaten<br />

Rasterdaten<br />

Rasterdaten Rasterdaten bieten oft eine attraktive und kostengünstige<br />

Alternative zu den Vektordaten. Sie entstehen durch das<br />

Scannen von Karten, Plänen, Luftbil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> aber direkt<br />

aus Aufnahmen mit einer digitalen Kamera (z. B. Satellitenbil<strong>der</strong>).<br />

DV-technisch sind Rasterkarten große Bitmaps<br />

aus einzelnen Bildpunkten (Pixeln) mit unterschiedlichen<br />

Farben o<strong>der</strong> Graustufen. Als Dateiformat ist hierfür TIFF 4<br />

verbreitet. Durch die Zuordnung von Referenzkoordinaten<br />

z. B. zu den Eckpunkten <strong>der</strong> Bitmap werden Rasterkarten in<br />

einem GIS nutzbar.<br />

Die geographischen Objekte in einer Rasterkarte sind nicht<br />

einzeln aufgelöst. Deshalb können sie auch nicht bearbeitet<br />

werden, und es lassen sich keine Sachdaten zuordnen. In<br />

rasterbasierten Geographischen Informationssystemen (z. B.<br />

IDRISI, GRASS) können Rasterdaten (z. B. Satellitenbil<strong>der</strong>)<br />

allerdings mit Methoden <strong>der</strong> Bildverarbeitung manipuliert<br />

und analysiert durchgeführt werden.<br />

Es ist zu beachten, daß Rasterkarten (vor allem farbige)<br />

sehr viel Speicherplatz und eine gute Grafikperformance erfor<strong>der</strong>n.<br />

Ein weiterer Nachteil ergibt sich daraus, daß Rasterkarten<br />

einen festen Maßstab haben. Zwar kann eine Karten-<br />

Bitmap für die Anzeige etwas gestaucht bzw. gestreckt werden,<br />

aber die Lesbarkeit des Inhalts leidet darunter sehr<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 21<br />

stark. Um über mehrere Maßstabsbereiche Rasterkarten anzuzeigen,<br />

sind auch Rasterdaten verschiedener Maßstäbe vorzuhalten.<br />

In vielen Systemen ist es möglich, den Wechsel <strong>der</strong><br />

Rasterdaten in Abhängigkeit vom Anzeigemaßstab automatisch<br />

vorzunehmen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> werden Rasterkarten meist<br />

als Hintergunddaten o<strong>der</strong> für Auskunftssysteme (z. B. digitaler<br />

Stadtplan im Informationskiosk) benutzt.<br />

Luftbil<strong>der</strong>/ Eine beson<strong>der</strong>e Art von Rasterdaten bilden Luftbil<strong>der</strong>. Sie<br />

Orthophotos entstehen durch Fotoaufnahmen, die aus einem Flugzeug<br />

gemacht werden. In einem komplexen Bearbeitungsvorgang<br />

werden diese Fotos um optische Abbildungsfehler bereinigt,<br />

auf ein Koordinatensystem projiziert und georeferenziert.<br />

Dabei entstehen sogenannte Orthophotos, die direkt<br />

als digitale Kartengrundlage in einem GIS nutzbar sind.<br />

Auf Grund ihrer hohen Aktualität sind Orthophotos für die<br />

Erfassung von Vektordaten sehr gut geeignet (beispielsweise<br />

die Aufnahmen des Schienennetzes mit Betriebsanlagen<br />

und Bahnhöfen o<strong>der</strong> die Verfolgung von Baustellenaktivitäten).<br />

Wichtige Rasterkarten für die <strong>Verkehrstelematik</strong> sind<br />

Topographische amtliche topographische Karten <strong>der</strong> Vermessungsbehörden,<br />

Karten kommerzielle Stadt- und Autokarten,<br />

Bau- und Lagepläne privater o<strong>der</strong> öffentlicher Einrichtungen<br />

(z. B. Hafenpläne, Bahnhofspläne etc.),<br />

Orthophotos <strong>der</strong> Vermessungsbehörden.<br />

Hybride Kartendarstellung<br />

Hybride Ein beson<strong>der</strong>er Vorteil digitaler Karten ist die hybride Kar-<br />

Kartendar- tendarstellung. Dazu werden Raster- und Vektorkarten als<br />

stellung Folien übereinan<strong>der</strong> gelegt. In einigen Systemen kann dabei<br />

eine Farbebene einer Rasterkarte (z. B. weiß) transparent<br />

geschaltet werden. So können mehrere Rasterfolien überein-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 22<br />

an<strong>der</strong> angezeigt o<strong>der</strong> s/w-Rasterdaten mit farbigen Vektordaten<br />

hinterlegt werden. In einem geeigneten GIS können<br />

die Vektorfolien dann für selektierbare und manipulierbare<br />

Daten benutzt werden. Die Rasterfolien bilden den Hintergrund<br />

für die Orientierung. Mit dieser Methode können in<br />

einem preiswerten GIS ansprechende und kostengünstige<br />

Kartendarstellungen realisiert werden, in denen die Vorteile<br />

bei<strong>der</strong> Datenstrukturen zum Tragen kommen.<br />

Als Beispiel zeigt Abb. 5 eine Kombination verschiedener<br />

Geodaten. Im oberen Bildteil ist eine topographische Karte<br />

im Maßstab 1:100.000 (TK100) aus Hessen zu sehen. Im<br />

unteren Bildteil ist ein Vektorstraßennetz für Rheinland-<br />

Pfalz im GDF-Format abgebildet. Durch die Überlagerung<br />

entsteht in <strong>der</strong> Bildmitte eine hybride Kartendarstellung.<br />

3.2 Systeme<br />

Rasanter Geographische Informationssysteme erfahren <strong>der</strong>zeit einen<br />

technologischer rasanten technologischen Wandel. Klassische Workstation GIS<br />

Wandel werden durch einfach zu bedienende PC-basierte Systeme<br />

abgelöst und ergänzt. GIS-fähige Datenbanken und Internet-<br />

GIS-Lösungen eröffnen neue Einsatzfel<strong>der</strong>. Auch die bisher<br />

sehr strikte Trennung zwischen Geographischer Informationsverarbeitung<br />

(GIS) und kartographischer Aufbereitung<br />

und Kartenproduktion (Kartographiesysteme) wird weicher.<br />

Mit einem einfach zu bedienenden und kostengünstigen Desktop-Mapping-System<br />

kann ein Fachanwen<strong>der</strong> heute in vielen<br />

Fällen eine geographische Analyse selbständig durchführen<br />

und die Ergebnisse als Karte aufbereiten. Früher<br />

waren hierfür Aufträge an GIS- und Kartographieabteilung<br />

notwendig, die spezielle, kostenintensive Systeme und das<br />

Fachwissen für die Bedienung vorhielten.<br />

Im folgenden Abschnitt werden die heute verfügbaren GIS-<br />

Technologien kurz beschrieben. Die Zuordnung <strong>der</strong> Systeme<br />

zu Kategorien ist dabei meist fließend. Die Hersteller ver-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 5: Raster- und Vektordaten<br />

Seite 23<br />

Geographische Informationssysteme 07510


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 24<br />

Grad <strong>der</strong><br />

Komplexität<br />

spezielle<br />

geographische<br />

Analyse/<br />

sehr große<br />

Datenmengen<br />

allgemeine<br />

geographische<br />

Analyse<br />

reine<br />

Darstellung<br />

Abb. 6: Systemübersicht GIS<br />

suchen in ihrem Marktsegment über eine optimale Kombination<br />

von Technologie und Leistungsumfang bei ihren<br />

Systemen einen Wettbewerbsvorteil aufzubauen. Abb. 6 gibt<br />

eine Übersicht <strong>der</strong> GIS-Typen mit einer groben Zuordnung <strong>der</strong><br />

Einsatzbereiche.<br />

Workstation<br />

GIS<br />

CAD<br />

GIS<br />

Desktop<br />

GIS<br />

Anzahl Nutzer<br />

GIS-Datenbank<br />

(RDBMS)<br />

GIS<br />

Viewer<br />

Workstation Workstation GIS: Als Workstation GIS werden die kla-<br />

GIS sischen Geographischen Informationssysteme bezeichnet, die<br />

in GIS-Abteilungen von Unternehmen o<strong>der</strong> Behörden (meist<br />

im Vermessungswesen) benutzt werden. Diese kostenintensiven<br />

Systeme erfor<strong>der</strong>n eine leistungsfähige Hardware-Ausstattung<br />

auf Basis von UNIX- o<strong>der</strong> neuerdings auch NT-<br />

Workstations. Sie weisen einen sehr großen Funktionsumfang<br />

aus und erfor<strong>der</strong>n eine langwierige, geographische<br />

Ausbildung <strong>der</strong> Bediener. Verbreitete Systeme sind MGE<br />

von INTERGRAPH, SICAD von Siemens und ARC/INFO<br />

von ESRI.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 25<br />

CAD-GIS: In <strong>der</strong> Baubranche werden für die Konstruk-<br />

CAD und GIS tion auch viele GIS-Funktionen benötigt. Da CAD-Systeme<br />

und GIS technisch viele Gemeinsamkeiten haben, lag es<br />

nahe, CAD-Systeme um GIS-Funktionen zu erweitern.<br />

Die daraus resultierenden CAD-GIS werden vor allem<br />

für Planungs- und Projektsteuerungsaufgaben im Baubereich<br />

(Straßenbau und an<strong>der</strong>e Infrastruktur-Projekte<br />

etc.) eingesetzt. Beispiele sind AutoCad von AutoDesk<br />

und MicroStation von Bentley Systems.<br />

PC-GIS PC-GIS: Unter PC-GIS versteht man Systeme mit grafischen<br />

Benutzeroberflächen und reduziertem GIS-Funktionsumfang,<br />

die auf Microsoft Windows aufsetzen. Oft<br />

sind diese auf die Intel-Plattform portierte Versionen eines<br />

Workstation GIS. PC-GIS sind wegen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>neren<br />

Bedieneroberfläche einfacher zu nutzen als Workstation-<br />

Systeme. Beispiele sind PC ArcInfo von ESRI und Win-<br />

Cad von Siemens.<br />

Desktop- Desktop Mapping: Als Desktop-Mapping-Systeme be-<br />

Mapping- zeichnet man eine neue Generation von GIS. Diese Sy-<br />

Systeme steme bieten einfache GIS- und Kartographie-Funktionen<br />

für PC-Arbeitsplätze (Windows 3.11 / 95 / NT o<strong>der</strong><br />

Macintosh). Sie verfügen über eine schnell erlernbare,<br />

intuitive Benutzeroberfläche (z. B. Unterstützung durch<br />

Wizards) und lassen sich gut in Standardprodukte wie etwa<br />

Microsoft Office einbinden. Die Verbreitung von Desktop<br />

Mapping nimmt sehr stark zu. Beispiel sind MapInfo<br />

Professional von MapInfo und ArcView von ESRI.<br />

GIS-Viewer: Eine weitere Entwicklung am GIS-Markt<br />

GIS-Kompo- bilden GIS-Komponenten für die Datenpräsentation (Viewer).<br />

nenten/Viewer Sie werden als Controll-Objekte (z. B. als OCX-Modul)<br />

in Fachanwendungen integriert o<strong>der</strong> mit vorhandener<br />

Standardsoftware (z. B. mit Microsoft Access, Lotus<br />

Notes) kombiniert. Im allgemeinen sind diese Viewer<br />

datenkompatibel zu bestehenden Systemen. Ein sehr verbreitetes<br />

Beispiel ist das GIS-Modul im Lieferumfang<br />

von Microsoft Excel. Dieses Modul wurde von <strong>der</strong> Firma<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 26<br />

MapInfo entwickelt und bietet einen direkten Zugriff auf<br />

Sachdaten aus Excel und Geodaten im MapInfo-Format.<br />

über GIS-Viewer stehen für viele Anwendungen einfache<br />

GIS- und Mapping-Funktionen zur Verfügung, die den<br />

Stadtplan in <strong>der</strong> Schublade ersetzen (z. B. im Bereich Kundeninformation/Service<br />

o<strong>der</strong> für CD-ROM-Produkte).<br />

Über GIS-Viewer können Geodaten einfach mit Sachdaten<br />

vorhandener Anwendungen kombiniert werden. So<br />

lassen sich Fachanwendungen schneller und mit geringerem<br />

Aufwand als bisher um GIS erweitern.<br />

Branchenlösungen<br />

Für spezifische Fachaufgaben bieten GIS-Hersteller, ihre<br />

Vertriebspartner (VAR) o<strong>der</strong> dritte Anbieter Branchenlösun-<br />

Fachschalen gen an. Meist bestehen diese Produkte aus Fachschalen, die<br />

auf eine GIS-Standardsoftware aufsetzen. Je<strong>der</strong> GIS-Hersteller<br />

kann hier auf eine sehr große Palette von speziellen<br />

Lösungen verweisen. Als Beispiel seien Tools zur Bearbeitung<br />

von GDF-Daten, Netzwerkmanagement-Systeme, GIS-<br />

Komponenten für die Fahrplankonstruktion im ÖPNV o<strong>der</strong><br />

Werkzeuge für die Verkehrsplanung genannt. Im Bereich<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> gibt es Lösungen zur Tourenplanung und<br />

zur Fahrzeugverfolgung im Fleetmanagement.<br />

GIS für Internet-Architekturen<br />

GIS im Auf Grund <strong>der</strong> rasanten Verbreitung und <strong>der</strong> attraktiven<br />

Internet Kostenstruktur sind Internet-Architekturen eine interessante<br />

Plattform, um geographische Informationen für einen großen<br />

Nutzerkreis bereitzustellen. In <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> gibt es<br />

<strong>der</strong>zeit Einsatzbeispiele im Internet, im Intranet (z. B. bei<br />

großen Verkehrsbetrieben) o<strong>der</strong> im Extranet (z. B. für die<br />

virtuelle Organisation einer Dispositionszentrale im Güternahverkehr;<br />

Projekt LIS).<br />

Im einfachsten Fall werden Karten mit einem GIS vorgefertigt<br />

und als Bitmap-Dateien statisch auf einem WWW-Server<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 27<br />

Dynamische abgelegt. Meist ist aber eine dynamische Kartengenerierung<br />

Kartengenerie- sinnvoll, um zeitlich verän<strong>der</strong>liche Informationen darzustelrung<br />

len. Dafür sind am Markt Internet-GIS-Lösungen für alle gebräuchlichen<br />

Technologien (CGI, Plug-In, JAVA, ActiveX/DCOM<br />

und CORBA) verfügbar.<br />

Internet Client/ Entscheidendes Merkmal sind die Aufgabenteilung und die<br />

Server Lastverteilung zwischen Internet-Client und -Server, die in<br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> verfügbaren Netzwerk-Bandbreite zu wählen<br />

sind. Weiterhin ist zwischen Vektor- und Rastersystemen<br />

zu unterscheiden. Beim Rastersystem erzeugt <strong>der</strong> Server<br />

über ein GIS dynamisch eine digitale Karte, die als Rasterdaten<br />

(Bitmap) zum Client übertragen wird. Damit ist je<strong>der</strong><br />

Browser (Netscape, Internet Explorer etc. ) als Client<br />

geeignet. Die zu übertragende Datenmenge hängt wenig<br />

vom Karteninhalt und stark von <strong>der</strong> Kartengröße (= Größe<br />

<strong>der</strong> Bitmap) ab. Bei Vektorsystemen werden vom GIS-Server<br />

Vektordaten bereitgestellt und zum Client übertragen. Erst<br />

dort werden sie für die Kartenanzeige aufbereitet. Damit<br />

benötigen Vektorsysteme in allen Fällen eine Erweiterung<br />

des Browsers (über JAVA o<strong>der</strong> Plug-In). Die zu übertragende<br />

Datenmenge hängt stark vom Karteninhalt ab und variiert<br />

bei je<strong>der</strong> Ansicht. Auf Basis von JAVA/CORBA ist auch<br />

eine gemischte Lösung verfügbar, in <strong>der</strong> auf dem Server generierte<br />

Rasterkarten als Hintergrund mit Vektorobjekten im<br />

Vor<strong>der</strong>grund verbunden werden.<br />

Nutzungsrechte Die Frage <strong>der</strong> Nutzungsrechte von Daten im Internet erforvon<br />

Daten <strong>der</strong>t generell eine beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die zwangsläufige Weitergabe <strong>der</strong> Vektordaten in einem Vektorsystem<br />

an den Internetnutzer ist hier problematisch.<br />

Neben <strong>der</strong> Anzeige von Karten werden Funktionen für die<br />

Karten- und Datenauswahl und die Navigation in <strong>der</strong> Karte<br />

benötigt. Hier bieten JAVA-basierte Lösungen den größten<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 28<br />

Komfort und quasi das Look&Feel eines offline betriebenen<br />

GIS-Viewers. Durch die starken Einschränkungen für Oberflächen-Steuerelemente<br />

in HTLM weisen CGI-Lösungen in<br />

diesem Bereich deutliche Schwächen auf.<br />

3.3 GIS-Datenbanken und Geodatenmanagement<br />

Kopplung mit Die meisten Geographischen Informationssysteme besitzen<br />

relationalen Schnittstellen zum direkten Zugriff auf relationale Daten-<br />

Datenbank- banksysteme. Diese Kopplung ermöglicht es, Datenbestände<br />

systemen aus vorhandenen Datenbanksystemen nach neuen, raumbezogenen<br />

Gesichtspunkten auszuwerten (z. B. können über<br />

die Adreß-Koordinaten alle Kunden aus einer Kundendatenbank<br />

selektiert werden, die im Abstand von weniger als<br />

500 m von einer U-Bahnlinie entfernt leben). Insbeson<strong>der</strong>e in<br />

Kombination mit GIS-Viewern können bestehende Fachanwendungen<br />

so einfach um GIS-Funktionen erweitert werden.<br />

Technisch verbleiben die Datenbestände dabei in den jeweiligen<br />

Ursprungssystemen (Sachdaten in <strong>der</strong> Datenbank und<br />

Geodaten im GIS) und sind einan<strong>der</strong> über eindeutige Schlüsse<br />

zugeordnet. Durch diese Redundanz besteht bei <strong>der</strong> Datenfortführung<br />

die Gefahr von Inkonsistenzen zwischen Sachund<br />

Geodaten. Um dieses Problem zu umgehen, wurden geographische<br />

Erweiterungen für relationale Standarddatenbanken<br />

entwickelt (z. B. SpatialWare von MapInfo, SDE von ESRI<br />

Geodaten- o<strong>der</strong> SDO von Oracle). In solchen Geodatenbanken werden<br />

banken Sachdaten und Geodaten zusammen abgelegt. Geographische<br />

Operationen werden über eine GIS-Middleware direkt auf<br />

<strong>der</strong> Datenbank durchgeführt. Der Datenbankabfrage-Standard<br />

SQL wird deshalb in <strong>der</strong> nächsten Version auch GIS-Operationen<br />

umfassen (Entwurf SQL3 SQL/MM Part 3).<br />

Durch die zunehmende Verbreitung von GIS kommt <strong>der</strong><br />

Sammlung, Aufbereitung, Pflege und Bereitstellung von<br />

Geodaten eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. In den meisten Unternehmen<br />

werden Geodaten heute in mehreren Abteilungen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 29<br />

und in verschiedenen Systemen getrennt gehalten und fortgeschrieben.<br />

Zur Aktualisierung erfolgt in Abständen ein<br />

Austausch über Konverter und Schnittstellen. Dadurch entstehen<br />

zusätzliche Aufwände. Die Gefahr von Doppelarbeit<br />

ist groß.<br />

Um die Probleme bei <strong>der</strong> Integration verteilter GIS-Insellösungen<br />

in einem Unternehmen zu lösen, ist ein zentrales<br />

Geodaten- Geodaten-Management (engl. Spatial Information Manage-<br />

Management ment (SIM)) einzurichten. Darunter versteht man die technischen<br />

und organisatorischen Maßnahmen beim Zusammenführen,<br />

Vereinheitlichen und Bereitstellen von Geodaten<br />

für eine große Zahl von Arbeitsplätzen und für viele verschiedene<br />

Anwendungsfälle. Wegen <strong>der</strong> hohen Kosten für<br />

die Datenbeschaffung, -aufnahme und -weitergabe können<br />

durch die Zusammenfassung dieser Aufgaben mittel- und<br />

langfristig erhebliche Einsparungen erzielt werden. Auch<br />

werden Synergien zwischen den Fachanwen<strong>der</strong>n geför<strong>der</strong>t.<br />

Wesentliche Aufgaben des Geodatenmanagements sind:<br />

Organisation <strong>der</strong> regelmäßigen Datenaktualisierung<br />

Zusammenführung und Vereinheitlichung von Geodaten<br />

aus Fachsystemen und externen Quellen<br />

Betrieb von Schnittstellen und Datenkonvertierung zwischen<br />

verschiedenen Formaten und Koordinatensystemen<br />

Dokumentation und Archivierung <strong>der</strong> im Unternehmen<br />

genutzten Geodaten<br />

Verwaltung und Betreuung von Mechanismen zur automatischen<br />

o<strong>der</strong> manuellen Verteilung von Geodaten<br />

Die technische Umsetzung basiert dabei auf einer Datenhal-<br />

Datendoku- tung in einem Workstation GIS o<strong>der</strong> in Zukunft in verteilten<br />

mentation Geodatenbanken. Um die Übersicht über die Datenbestände<br />

(Metadaten) zu behalten, ist eine Datendokumentation (Metadaten) mit<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 30<br />

Zusammenfüh- Angaben zu Art, Quelle, Maßstab, Stand, Attribute etc. aufrung<br />

und Ver- zubauen. Für die Zusammenführung und Vereinheitlichung<br />

einheitlichung <strong>der</strong> Daten aus mehreren Quellen gibt es <strong>der</strong>zeit zwei Ansätze:<br />

von Geodaten<br />

1. Austausch über ein einheitliches Austauschdatenmodell<br />

(bzw. Datenformat)<br />

2. Objektschnittstellen auf Basis von CORBA o<strong>der</strong> DCOM,<br />

die zwischen den Systemen die Interoperabilität, d. h. den<br />

direkter Zugriff auf die Datenbestände und Funktionen<br />

untereinan<strong>der</strong>, sicherstellen<br />

Standardisie- Für beide Ansätze gibt es Vorschläge für Standards, die das<br />

rung Funktionieren in einer heterogenen Systemlandschaft gewährleisten<br />

sollen.<br />

Für die Bereitstellung und Verteilung <strong>der</strong> Daten sind Intranet-<br />

Architekturen geeignet, die meist im Unternehmen schon<br />

vorhanden sind. Für Offline-Anwendungen ist die CD-ROM<br />

ein geeigneter Ersatz dafür.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> hat das Geodatenmanagement vor<br />

allem bei <strong>der</strong> Datenintegration in Verkehrsmanagementzentralen<br />

und in <strong>der</strong> Verkehrsplanung eine Bedeutung. Hier<br />

kommen Daten mit Raumbezug aus vielen verschiedenen<br />

Quellen zusammen und werden an viele verschiedene Nutzer<br />

verteilt.<br />

3.3 Anwendungsbeispiele<br />

Im Folgenden werden einige Anwendungsbeispiele für GIS<br />

im Bereich <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> beschrieben.<br />

3.3.1 GIS im ÖPNV<br />

Fahrplanauskunft<br />

Um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern, müssen neue<br />

Wege zur Erleichterung des Zugangs zu diesem Verkehrs-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 31<br />

system geschaffen werden. Kunden wollen beispielsweise<br />

nicht nur wissen, wie sie von einer Haltestelle zu einer an-<br />

Kundeninfor- <strong>der</strong>en fahren können. Eine mo<strong>der</strong>ne Kundeninformation<br />

mation im muß dem Reisenden für den gesamten Weg von Haustür zu<br />

ÖPNV Haustür eine Lösung anbieten. Dazu gehören auch Zu- und<br />

Abgangswege zu Fuß o<strong>der</strong> per Taxi. Über ein Geographisches<br />

Informationssystem können dazu Umgebungskarten<br />

für beliebige Start- o<strong>der</strong> Zielpunkte erzeugt werden.<br />

Darauf kann <strong>der</strong> Kunde die für ihn günstigsten Haltestellen<br />

wählen und den Weg dorthin erkennen.<br />

Elektronische Für das elektronische Fahrplanauskunftssystem fahrin-<br />

Fahrplanaus- fo/HAFAS wurde hierzu eine GIS-Erweiterung entwickelt.<br />

kunft mit GIS- In <strong>der</strong> Internet-Version fahrinfo-online stehen über ein<br />

Erweiterung JAVA-Frontend Funktionen zur Haltestellenauswahl, zur<br />

Adreßsuche und zur Darstellung von Kartenausschnitten<br />

zur Verfügung. Über eine CORBA-Middleware werden die<br />

dafür benötigten geographischen Operationen auf einem<br />

GIS-Server (MapInfo ProServer) angesteuert. Die dort<br />

erzeugten Rasterkarten werden dann zum JAVA-Frontend<br />

übertragen und dort angezeigt.<br />

Einsatz im Das System ist <strong>der</strong>zeit bei den Berliner Verkehrsbetrieben<br />

Internet (BVG) sowohl im Intranet für die BVG-Mitarbeiter als<br />

auch im Internet (http://www.fahrinfo-berlin.de) für die<br />

Fahrgäste im Einsatz. Als Kartengrundlage werden die amtlichen<br />

Vektordaten des Berliner Raumbezugssystems (RBS<br />

inklusive Adreßdaten) vom Statistischen Landesamt eingesetzt.<br />

Die geographische Lage aller Haltestellen und die<br />

Streckenführung <strong>der</strong> BUS- und Tram-Linien wurden von<br />

<strong>der</strong> BVG aufgenommen.<br />

Als Erweiterung besteht die Möglichkeit, die in <strong>der</strong> elektronischen<br />

Fahrplanauskunft ermittelte Fahrtroute direkt in <strong>der</strong><br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 32<br />

Karte anzuzeigen. Weiterhin können IST-Daten zu den Fahrzeugpositionen<br />

und zu Störungsmeldungen aus einem RBL-<br />

System eingeblendet werden.<br />

Sicherheits-, Informations- und Service-Leitstellen für<br />

die U-Bahn<br />

Zur Verbesserung <strong>der</strong> Sicherheit, <strong>der</strong> Information und des<br />

Service für Kunden von Schienenverkehrsunternehmen werden<br />

heute mo<strong>der</strong>ne Kommunikationsmedien und -technolo-<br />

Notruf- und gien eingeführt. Notruf- und Informationssäulen (NIS) auf<br />

Informations- den Bahnhöfen, mobile Fahrgast-Service-Teams und -Leitsäulen<br />

stellen sollen sicherstellen, daß Fahrgäste auf jedem Bahnsteig<br />

betreut werden, auch wenn keine stationären Zugabfertiger<br />

im Einsatz sind. Die Berliner Verkehrsbetriebe<br />

(BVG) haben ihr U-Bahnnetz hierfür mit einem integrierten<br />

Informationssystem <strong>der</strong> Fa. Siemens für die Videoüberwachung,<br />

die Audiokommunikation sowie die Datenübertragung<br />

ausgerüstet.<br />

Anfragen und Notrufe von Fahrgästen gelangen über einen<br />

Sprechkanal von <strong>der</strong> NIS in die zugehörige Leitstelle und<br />

werden dort beantwortet. Dabei werden neben aktuellen Fahrplaninformationen<br />

auch Raumbezugsdaten benötigt (z. B.<br />

bei Fragen zu Zugangs- bzw. Abgangswegen, zum Umsteigevorgang,<br />

zur Bahnhofsumgebung, zur Führung von Poli-<br />

Leitstellen- zei, Feuerwehr etc.). Deshalb wurden die Leistellenarbeitsplätze<br />

arbeitsplätze mit <strong>der</strong> elektronischen Fahrplanauskunft fahrinfo und mit<br />

mit GIS einem GIS (beides von <strong>der</strong> Fa. IVU) ausgerüstet. Die auf<br />

einem GIS <strong>der</strong> Firma MapInfo basierende Anwendung bietet<br />

folgende Funktionen:<br />

Grundkarte 1:5.000 mit allen Berliner Adressen zur Orientierung<br />

Anzeige und Schnellauswahl von Bahnhöfen über die<br />

Netzspinne<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 33<br />

Detailkarte <strong>der</strong> U-Bahnhöfe (Ausgänge, Notausstiege etc.)<br />

zur Unterstützung von Umsteigevorgängen und des Notfallmanagements<br />

Umgebungskarte <strong>der</strong> U-Bahnhöfe mit öffentlichen Gebäuden,<br />

Taxiständen usw.<br />

Darstellung des aktuellen Verkehrsnetzes mit Haltestellen<br />

und Linien<br />

einfach zu bedienende Kartenfunktionen (Scrollen, Zoomen,<br />

Suchen nach Adresse, Haltestelle, Ziel etc.)<br />

direkte Kopplung von digitaler Karte und elektronischer<br />

Fahrplanauskunft zur Eingabe von Start- o<strong>der</strong> Ziel <strong>der</strong><br />

Reise<br />

Verkehrs- und Angebotsplanung<br />

Verkehrs- und Bei <strong>der</strong> Verkehrsplanung und speziell <strong>der</strong> Angebotsplanung<br />

Angebotspla- im ÖPNV werden Geographische Informationssysteme einnung<br />

gesetzt, um Verkehrs-, Struktur- und Umweltdaten auszuwerten<br />

(Feix, 1997). Für die strategische Planung eines Verkehrsnetzes<br />

benötigte Daten zur Stadt-, Wirtschafts- und Verkehrsentwicklung<br />

stammen aus vielen verschiedenen Quellen<br />

(öffentliche Verwaltung, Verkehrsbetriebe, private Investoren<br />

etc.). In einem GIS können diese Daten über den einheitlichen<br />

Raumbezug zusammengeführt und analysisert werden.<br />

Über Schnittstellen zu Umlegungsmodellen und Simulationssystemen<br />

(z. B. VISUM, EMME/2) können komplexe<br />

Prognosen gemacht werden. Die Ergebnisse lassen sich im<br />

GIS z. B. in Form von Kantenbelastungsdarstellungen<br />

Planungs- und anschaulich aufbereiten. Damit werden Planungs- und Ent-<br />

Entscheidungs- scheidungsprozesse unterstützt. In verschiedenen Anwenprozesse<br />

unter- dungen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> gehen diese Geodaten als Grundstützen<br />

lage ein (z. B. für die Stau- bzw. Verkehrsprognose).<br />

Fahrplanung im ÖPNV<br />

Die ersten Schritte bei <strong>der</strong> Konstruktion eines Fahrplanes<br />

bestehen in <strong>der</strong> Definition von Haltestellen und Linien. Über<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 34<br />

ein GIS können die Positionsdaten und die Streckenführung<br />

direkt in eine digitale Karte eingetragen werden. Durch die<br />

Integration von DV-technische Integration des GIS in ein Fahrplankonstruk-<br />

GIS in Fahr- tionssystem (z. B. MICROBUS, EPON, ProRegio etc.) werplankonstruk-<br />

den die Datenintegrität und -konsistenz gesichert. Im GIS<br />

tionssysteme kann dann je<strong>der</strong>zeit eine Karte des Liniennetzes mit allen<br />

geplanten Än<strong>der</strong>ungen erzeugt werden. Dadurch werden die<br />

Koordination und Durchführung <strong>der</strong> weiteren Planungsschritte<br />

(z. B. Linenüberprüfung, Einrichtung o<strong>der</strong> Umrüstung<br />

von Haltestellen, Tourenplanung für die Verteilung von Haltestellen)<br />

unterstützt. Die Ermittlung <strong>der</strong> Linienlänge direkt<br />

aus <strong>der</strong> Karte statt durch Meßfahrten führt zu Kosteneinsparungen.<br />

Grundlage für Die bei <strong>der</strong> Fahrplanung aufgenommenen Geodaten zum<br />

GIS in Ver- aktuellen Verkehrsnetz bilden die Grundlage für den Einkehrsbetrieben<br />

satz von GIS in an<strong>der</strong>en Geschäftsprozessen im Verkehrsbetrieb<br />

(z. B. RBL, Fahrgastinformation über Liniennetzplan,<br />

Haltestellen-Umgebungspläne, elektronische Fahrplanauskunft,<br />

Controlling, Marketing etc.) und zur Kommunikation<br />

in einemVerkehrsverbund.<br />

3.3.2 GIS im IV<br />

Verkehrslage, Baustelleninformation und Reiseplanung<br />

im Internet<br />

Für verschiedene Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> gibt es im<br />

Internet bereits heute Anwendungsbeispiele, die fast immer<br />

auch eine kartographische Darstellung beinhalten.<br />

Digitale Über- Die meisten Systeme verfügen über digitale Übersichtskarsichtskarten<br />

ten zur Informationsanzeige (z. B. Standorte von Parkplätzen,<br />

Baustellen etc.) und zur Selektion von Objekten (z. B.<br />

Wechsel zu an<strong>der</strong>en Informationsseiten über ein Symbol in<br />

<strong>der</strong> Karte). Dafür werden Rasterkarten verwendet, die mit<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 7: Anwendungsbeispiel SIS-MAP<br />

Seite 35<br />

Geographische Informationssysteme 07510


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 36<br />

einem GIS vorgefertigt werden. Über Internet-Autoren-Soft-<br />

Baustellen-, ware werden Links zu den Informationsseiten eingefügt.<br />

Stau- und Beispiele hierfür sind die Baustelleninformationen und Stau-<br />

Parkhaus- prognosen von Bayern, Hessen und Burda/ADAC o<strong>der</strong> die<br />

informationen Parkhausinformationen <strong>der</strong> Stadt Köln.<br />

Reiseplanung Nur in wenigen Fällen werden heute schon komplexe Aufgaben<br />

auf GIS-Server verlagert. Im Bereich <strong>der</strong> Reiseplanung<br />

im Internet z. B. wird nach Eingabe von Start- und Zielort<br />

auf einer HTML-Abfrageseite in einem GIS eine optimale<br />

Fahrtroute berechnet und in einer Rasterkarte dargestellt (z. B.<br />

EU-Projekt Serti, CAS-Software).<br />

Bordnavigationssysteme<br />

Kartendisplay Eine sehr bekannte Anwendung von GIS im Verkehrsbereich<br />

im Bord- ist das Kartendisplay im Bordnavigationsgerät eines PKW<br />

navigations- Heute bieten alle Automobilhersteller beim Kauf eines PKWgerät<br />

Neuwagens ein Navigationssystem als Zubehör an. Prognosen<br />

gehen davon aus, daß in wenigen Jahren je<strong>der</strong> zweite<br />

Neuwagen damit ausgestattet sein wird. Die Geräte sind<br />

etwa so groß wie ein Autoradio, mit einem Farbdisplay ausgestattet<br />

und bieten GIS-Funktionen zur Routenplanung,<br />

Über TMC Standortanzeige und Zielführung. Über den Traffic Message<br />

aktuelle Channel (TMC) des RDS empfangene aktuelle Verkehrsin-<br />

Verkehrs- formationen mit Raumbezug können in die Karte einge<br />

informationen blendet werden. Durch die Kopplung von Satellitennavigation<br />

(GPS) und terrestrischer Koppelnavigation im Straßennetz<br />

kann damit eine sehr hohe Genauigkeit erreicht werden.<br />

ergonomische An die Bedienoberfläche bestehen hier hohe ergonomische<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen Anfor<strong>der</strong>ungen. Zum einen wird das System von sehr vielen<br />

Nutzern mit unterschiedlichen Qualifikationen genutzt, zum<br />

an<strong>der</strong>en darf <strong>der</strong> Fahrer durch die Bedienung nicht vom<br />

Verkehr abgelenkt werden. Deshalb haben sich als Steuer-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 37<br />

elemente für die Kartenanzeige Drehknöpfe und Tasten ähnlich<br />

dem Autoradio durchgesetzt. Außerdem verfügen die<br />

Geräte über einen Anzeigemodus ohne Kartendarstellung,<br />

in dem nur Richtungsän<strong>der</strong>ungen für den Fahrer dargestellt<br />

o<strong>der</strong> angesagt werden. Auch dies ist eine Form geographischer<br />

Informationen, die zum Beispiel in das Fleetmanagement<br />

übertragen werden kann.<br />

Routingfähiges Als Datengrundlage wird ein routingfähiges Vektorstraßen-<br />

Vektorstraßen- netz verwendet. Über ein CD-ROM-Laufwerk werden diese<br />

netz Daten eingelesen und können durch Auswechseln <strong>der</strong> CD-<br />

ROM aktualisiert werden. Die Routinganwendung im PKW<br />

erfor<strong>der</strong>t neben einer hohen Genauigkeit eine sehr gute<br />

Flächendeckung sowie regelmäßige Updates <strong>der</strong> Sachattribute.<br />

Die Daten in diesem Anwendungsgebiet basieren auf<br />

dem GDF-Format und dem Koordinatensystem WGS84.<br />

Notrufanzeige in Taxizentralen<br />

Taxifahrzeuge sind heute fast durchgängig mit Notruftasten<br />

ausgerüstet, die <strong>der</strong> Fahrer bei Gefahr unbemerkt drücken<br />

kann. Dadurch wird über Datenfunk eine Notfallmeldung in<br />

die Taxileitstelle gesendet und dort angezeigt. Da in <strong>der</strong><br />

Leitstelle die exakte Position nicht bekannt ist, kann Hilfe<br />

auch nur schwer zu dem gefährdeten Wagen dirigiert werden.<br />

Der Wagen muß anhand seines Kennzeichens im Straßenraum<br />

gesucht werden.<br />

Kopplung mit Wenn die Taxis auch mit GPS-Empfängern ausgerüstet wer-<br />

Positionsinfor- den, kann eine Kopplung <strong>der</strong> Notfallmeldung mit den Posimationen<br />

tionsinformationen aus dem GPS die Situation grundlegend<br />

verbessern. Dazu werden nach Eingang eines Notrufs in <strong>der</strong><br />

Leitstelle die aktuelle Position und die letzte gefahrene<br />

Strecke (z. B. Track <strong>der</strong> letzen 3 Minuten) in einer digitalen<br />

Karte dargestellt. Zusätzlich erscheinen Angaben zu Fahr-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 38<br />

zeugkennzeichen, Funkrufnummer etc. Damit kennt <strong>der</strong><br />

Disponent den genauen Standort und kann Hilfskräfte dorthin<br />

dirigieren. Aus <strong>der</strong> Tracking-Information ersieht er, mit<br />

welcher Geschwindigkeit <strong>der</strong> Wagen sich bewegt. Bei genügend<br />

genau ausgelegtem System erkennt er sogar, ob <strong>der</strong><br />

Wagen von <strong>der</strong> Straße abgekommen ist.<br />

Notfall- Ein Notfallmanagement dieser Art ist in fast allen Einmanagement<br />

satzleitstellen zur Flottenüberwachung denkbar. Die beschriebene<br />

Anwendung kann auch mit einem vorhandenen<br />

GIS/GPS für Disposition o<strong>der</strong> Tourenplanung gekoppelt<br />

werden.<br />

3.3.3 GIS im Transport<br />

Fleetmanage- Die Steuerung und Überwachung von Fahrzeugflotten sind<br />

ment schon seit geraumer Zeit ein wichtiges Einsatzfeld für Geographische<br />

Informationssysteme. Im GIS werden eine Grundkarte<br />

zur Orientierung, die Fahrzeugpositionen und -status<br />

sowie die Tourenverläufe und die Kundenstandorte angezeigt.<br />

Fahrzeuge können am Bildschirm selektiert und Touren ge-<br />

Soll-/Ist- plant bzw. geän<strong>der</strong>t werden. Durch einen Soll-/Ist-Abgleich<br />

Abgleich werden verspätete Fahrzeuge sofort optisch hervorgehoben.<br />

Fahrer können anhand <strong>der</strong> Karten über Sprechfunk zum<br />

Ziel geführt werden. Als Datengrundlage wird im Fleetmanagement<br />

das GDF-Straßennetz auf Basis des WGS84- Koordinatensystems<br />

eingesetzt. (siehe auch Abschnitt Bordnavigationssysteme).<br />

GIS in <strong>der</strong> Entlang <strong>der</strong> gesamten Transportkette haben geographische<br />

gesamten Informationen eine Bedeutung: im Fahrzeug (Verkehrs-<br />

Transportkette lagebericht, Zielführung), beim Fuhrparkmanagement (Fahrzeugstandort<br />

und -status, Notfallinformationen, Sicherheitsüberwachung),<br />

in <strong>der</strong> Disposition (Routen und Touren,<br />

Kunden- und Lagerstandorte), bei Auftragsabwicklung,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 39<br />

Absen<strong>der</strong> bzw. Empfänger (Sendungsverfolgung). Durch<br />

Nutzung des Raumbezugs wird die Integration <strong>der</strong> Informationen<br />

über die Einzelprozesse vereinfacht. Ein konsequenter<br />

Einsatz von GIS im Fleetmanagement verkürzt die Reaktionszeiten<br />

und führt zu einer Kostenreduktion. Der Service<br />

für die Kunden wird durch größere Flexibilität und<br />

genauere Informationen verbessert.<br />

Zuglaufverfolgung und Leerwagenanzeige im Schienen-<br />

Güterverkehr<br />

GIS im Im schienengebundenen Güterverkehr besteht auf Grund<br />

Schienengüter- <strong>der</strong> Konkurrenzsituation zur Straße ein hoher Rationalisieverkehr<br />

rungsdruck. Bei <strong>der</strong> Auftragsabwicklung werden für Annahme,<br />

Disposition und Sendungsverfolgung geographische<br />

Zuglauf und Informationen zum Zuglauf und zu Wagenstandorten<br />

Wagen- benötigt. Mit Hilfe von Ortungs- und Funktechnik ist es mögstandorte<br />

lich, diese Daten automatisch zu erfassen. GIS wird hier vor<br />

allem für die Sammlung und Analyse <strong>der</strong> auflaufenden,<br />

großen Datenmengen sowie für die Darstellung am Arbeitsplatz<br />

in den Leit-, Dispositions- und Kundeninformationszentralen<br />

benötigt.<br />

Ein Beispiel ist das Trailerzug-Informationssystem (TZI),<br />

das für einen Pilotbetrieb des kombinierten Güterverkehrs<br />

im Auftrag <strong>der</strong> Deutschen Bahn AG entwickelt wurde. TZI<br />

ist ein integriertes System für die Auftragsabwicklung, Disposition<br />

und Überwachung des Trailerzugbetriebes. Für die<br />

Anzeige <strong>der</strong> Wagen- bzw. Drehgestellstandorte und -status<br />

sowie <strong>der</strong> aktuellen und fahrplanmäßigen Zugposition wurde<br />

ein GIS-Viewer in die Leitstellensoftware integriert. Damit<br />

erhält <strong>der</strong> Disponent je<strong>der</strong>zeit einen Überblick zur Verteilung<br />

<strong>der</strong> Wagen und zur momentanen Zuglaufsituation. Ein-<br />

Sendungsver- zelne Sendungen können direkt in <strong>der</strong> Karte verfolgt werden.<br />

folgung Durch einen automatischen Soll-/Ist-Abgleich wird bei gro-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 40<br />

ßen Verspätungen automatisch eine Information per FAX an<br />

den Kunden verschickt. Für die TZI-Fahrplanung kann die<br />

Streckenführung <strong>der</strong> Zugrelationen direkt am Bildschirm in<br />

<strong>der</strong> Karte bearbeitet werden. Zur Auswertung werden die<br />

erfaßten Positionsdaten in einer Datenbank gespeichert. Damit<br />

können etwa Fragen zur räumlichen Verteilung von Verspätungen<br />

und von Störungsmeldungen analysiert werden.<br />

4 Kosten und Nutzen<br />

Geographische Informationssysteme sind komplexe Systeme<br />

zur Verarbeitung von meist großen Datenmengen. Damit<br />

sind je nach Einsatzzweck und -art sehr unterschiedliche<br />

Systemkonfigurationen möglich, was sich direkt im Aufwand<br />

nie<strong>der</strong>schlägt. Im folgenden werden einige Kostenund<br />

Nutzenaspekte beim Einsatz von GIS erläutert.<br />

4.1 Kostenarten beim Einsatz von GIS<br />

Beim Einsatz von Geographischen Informationssystemen<br />

ist zwischen Einführungs- und Betriebskosten zu unterscheiden.<br />

Einführungs- Die Einführungskosten umfassen neben Hardware, Software,<br />

kosten Schulung und Beratung vor allem die Kosten für die Geo-<br />

Datenbeschaffung bzw. <strong>der</strong>en Erstaufnahme. In Klemmer<br />

(1997) wird von folgen<strong>der</strong> Aufteilung ausgegangen:<br />

Daten und Datenerfassung (65 %),<br />

Hardware (10 %), Software (15 %),<br />

Beratung (5 %) und<br />

Training (5 %).<br />

Betriebskosten Die Betriebskosten umfassen die<br />

Geo-Datenaktualisierung und -pflege (Geodatenmanagement),<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 41<br />

Softwareaktualisierung (Updates) und die Anpassung <strong>der</strong><br />

Soft- und Hardware an geän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

Betreuung <strong>der</strong> GIS-Enduser (z. B. Betrieb eines Help-<br />

Desk).<br />

Für die Betriebskosten können als Erfahrungswert pro Jahr<br />

15 %-25 % <strong>der</strong> Einführungskosten angesetzt werden. Dieser<br />

Rahmen kann aber durch höhere Aufwände für die Fortschreibung<br />

<strong>der</strong> Geodaten überschritten werden.<br />

Datenkosten<br />

Daten teuerster Beschaffung, Aufnahme und Aufbereitung <strong>der</strong> Daten sind<br />

Teil einer GIS mit Abstand <strong>der</strong> teuerste Teil eines GIS. Die Kosten dafür<br />

sind etwa doppelt so hoch wie die Systemkosten (Hard- und<br />

Software). Damit kommt in einem GIS-Projekt <strong>der</strong> rechtzeitigen<br />

Beachtung von Fragen nach Datenquellen, Datenerfassung,<br />

Datenwie<strong>der</strong>verwendung und -aktualisierung hohe<br />

Bedeutung zu. Für eine langfristige Nutzung <strong>der</strong> Geodaten<br />

entscheidend ist die Führung von Metadaten zur Dokumentation<br />

<strong>der</strong> Datenbestände. Datenkosten fallen an für die<br />

Erstbeschaffung, Datenaufnahmen (Scannen, Digitalisieren,<br />

Georeferenzierung),<br />

Datenzusammenführung und Vereinheitlichung (Konvertierung<br />

von Formaten und Koordinatensystemen),<br />

Fortschreibung und Aktualisierung, Update von beschafften<br />

Daten.<br />

Datenaufnahme Zwischen eigener Datenaufnahme und Zukauf von Geodaten<br />

ist genau abzuwägen, sofern die benötigten Daten überhaupt<br />

am Markt erhältlich sind. Das eigene Digitalisieren<br />

o<strong>der</strong> Scannen verursacht Personalkosten bei <strong>der</strong> Erstaufnahme<br />

und Fortführung, die sich im Vorfeld nicht immer genau<br />

kalkulieren lassen. Vielfach werden hierbei grundlegende<br />

methodische Fehler gemacht, die nachträglich hohe Kosten<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 42<br />

für Korrekturen verursachen. In jedem Fall ist die Datenaufnahme<br />

sorgfältig zu planen (u. a. die notwendigen Systemkomponenten<br />

wie Scanner, Digitalisiertisch, Festplatten- und<br />

Bandspeicherbedarf). Mo<strong>der</strong>ne Verfahren zur Datenpflege mit<br />

GPS und durch das Vektorisieren von gescannten Rasterkarten<br />

senken die Kosten. Auch eine Fremdvergabe bietet oft<br />

eine sinnvolle Alternative.<br />

Eigene Daten können ohne Nutzungsbeschränkungen eingesetzt<br />

und auch kommerziell weitergegeben werden. Hier<br />

ist aber Vorsicht geboten, da die Daten damit auch Mitbewerbern<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Werden Daten gekauft, stehen die Kosten von Beginn an<br />

fest und liegen meist unter denen für die eigene Datenaufnahme.<br />

Einen Überblick über den sehr unübersichtlichen<br />

Markt für Markt für Geodaten bieten Geodaten-Kataloge von GIS-<br />

Geodaten Herstellern und <strong>der</strong> GIS-Report (Buhmann, 1996).<br />

Die Preise und die Preismodelle für Geodaten variieren<br />

sehr stark. Behörden rechnen nach Kartenblättern o<strong>der</strong> Quadratkilometern<br />

sowie Anzahl und Inhalt <strong>der</strong> Kartenfolien ab.<br />

Zwischen den einzelnen Bundeslän<strong>der</strong>n und Kommunen<br />

gibt es dabei erhebliche Preisunterschiede. Oft sind amtliche<br />

Karten vergleichsweise teuer. Private Lieferanten bieten<br />

vielfach Paketpreise für bestimmte Städte o<strong>der</strong> Regionen<br />

und Produkte (Raster- u. Vektorkarten, Marketingdaten mit<br />

Raumbezug etc.).<br />

Nutzungsrechte Auch für die Nutzungsrechte gibt es sehr unterschiedliche<br />

Regelungen. Mal beziehen sie sich auf einen einzelnen Arbeitsplatz,<br />

mal ist <strong>der</strong> Einsatz an mehreren internen Arbeitsplätzen<br />

aber nur für interne Zwecke möglich. Bei an<strong>der</strong>en<br />

Lieferanten erhält man Unternehmenslizenzen. Amtliche<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Lieferanten machen den Preis davon abhängig, in welchem<br />

Maße durch die Datennutzung Einnahmen erzielt werden.<br />

Für die Kartennutzung in neuen Medien wie Internet o<strong>der</strong><br />

CD-ROM haben viele Anbieter keine standardisierten<br />

Preismodelle geschaffen. Hier sind individuelle Nutzungsverträge<br />

auszuhandeln. Bei mehreren beteiligten Lieferanten<br />

sind die einzelnen Preismodelle und Nutzungsrechte abzustimmen.<br />

Kombination<br />

von beschafften Oft ist die Kombination von beschafften Grundkarten mit<br />

Grundkarten einer anwendungsbezogenen, eigenen Datenaufnahme ein<br />

mit eigener kostengünstiger Weg zu einer guten Datengrundlage.<br />

Datenaufnahme<br />

Software, Hardware und Training<br />

Systemkosten Abb. 8 gibt einen Überblick zu Kosten und Einarbeitungsaufwänden<br />

für verschiedene GIS-Typen.<br />

Systemtyp Einsatzschwerpunkt Softwarekosten<br />

(TDM)<br />

Server-GIS Unternehmens- o<strong>der</strong><br />

GIS<br />

(Workstation)<br />

Abb. 8: Systemkosten<br />

behördenweites GIS<br />

Großprojekte und<br />

Projekte mit<br />

Modelleinbindung<br />

GIS-CAD Planungsbüro mit CAD-<br />

Umgebung<br />

GIS (PC) mittlere und kleine PCbasierte<br />

Projekte<br />

Desktop Abfragesysteme für<br />

Endanwen<strong>der</strong><br />

GIS-Viewer Viewerkomponenten zur<br />

Integration in eigene<br />

Anwendungen<br />

(Quelle: GIS-Report 96, eigene Recherchen )<br />

Projektdauer<br />

Einarbeitungszeit<br />

Seite 43<br />

> 100 5-80 Jahre 80-120 Tage<br />

20-100 2-15 Jahre 40-100 Tage<br />

10-25 1-2 Jahre 15-30 Tage<br />

5-20 0,5-2 Jahre 10-30 Tage<br />

1-3 < 1 Jahre 2-5 Tage<br />

< 0,3 < 3 Monate 2-4 Stunden<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 44<br />

Desktop- Desktop-Mapping-Systeme kosten einen Bruchteil an<strong>der</strong>er<br />

Mapping- GIS, bieten aber zunehmend mehr Leistungen. Da bei ein-<br />

Systeme em großflächigen Einsatz komplexe GIS-Funktionen nur an<br />

wenigen zentralen Stellen benötigt werden, setzen sich<br />

Desktop-Systeme heute in vielen Fachabteilungen als Arbeitsplatz-Software<br />

durch.<br />

Viewer-Anwen- Eine noch kostengünstigere Alternative bei Viewer-Anwendungen<br />

dungen bieten Internet/Intranet-basierte GIS-Clients auf<br />

Basis von ActiveX, JAVA o<strong>der</strong> HTML/CGI. Für die Nutzerarbeitsplätze<br />

fallen dann keine o<strong>der</strong> nur geringe Kosten an.<br />

Demgegenüber stehen die Kosten für die Serverseite und<br />

<strong>der</strong> gesteigerte Bandbreitenbedarf im Netzwerk.<br />

GIS-Daten- Die Kosten für GIS-Datenbanklösungen sind heute vergleichbanken<br />

bar und teilweise höher als die Datenbankkosten selbst, da<br />

die Komplexität <strong>der</strong> Bearbeitungsfunktionen höher und die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Installationen zur Zeit noch gering ist. Je nach<br />

Hersteller gibt es hier verschiedene Preismodelle (per Server,<br />

named user, concurrent user etc.).<br />

Fachanwen- Neben <strong>der</strong> Systemsoftware entstehen noch Kosten für Fachdungen<br />

anwendungen. Abhängig vom Einsatzfall gibt es dabei große<br />

Unterschiede. Es ist jeweils abzuwägen, ob die Fachfunktionen<br />

eingekauft o<strong>der</strong> entwickelt werden sollen.<br />

Hardware- Die Hardwarekosten liegen bei etwa 2/3 <strong>der</strong> Softwarekoskosten<br />

ten. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Standard-<br />

Hardwarekomponenten, so daß je nach Ausstattung große<br />

Variationen möglich sind. GIS benötigen wegen <strong>der</strong> großen<br />

Datenmengen und <strong>der</strong> komplexen Operationen eine leistungsfähige<br />

Hardwarebasis. Bei Speicherplatz (Hauptspeicher und<br />

Festplattenspeicher), Grafikausgabe (Videokarten, Monitorgröße<br />

und -qualität) und Prozessorleistung darf nicht zu<br />

knapp kalkuliert werden. Dies betrifft beson<strong>der</strong>s die Spei-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 45<br />

cherausstattung von Druckern und Plottern, die durch detaillierte<br />

und großformatige Kartenplots stark belastet werden.<br />

Ausbildung Zur Ausbildung <strong>der</strong> GIS-Anwen<strong>der</strong> bieten die Hersteller o<strong>der</strong><br />

ihre Vertriebspartner gut konzipierte Schulungsprogramme<br />

zu den jeweiligen Systemen an. Die Preise pro Schulungstag<br />

liegen im normalen Rahmen. Meist können die Kurse in<br />

Form von individuellen Workshops durchgeführt werden.<br />

GIS ist zwar ein anschauliches, aber wegen <strong>der</strong> Komplexität<br />

<strong>der</strong> Datenbestände und Bearbeitungsfunktionen auch schwieriges<br />

Thema. Deshalb sollte hier auf eine gute Ausbildung <strong>der</strong><br />

zuständigen Mitarbeiter geachtet werden.<br />

Beratung Die GIS-Einführung wird heute von GIS- o<strong>der</strong> DV-Abteilungen<br />

und in zunehmendem Maße von Fachabteilungen<br />

betrieben. Aber erst das Zusammenführen aller drei Kompetenzen<br />

(GIS, DV und Fachseite) sichert das erfolgreiche<br />

GIS-Projekt Gelingen eines GIS-Projektes. Beispiele für oft vernachlässigte<br />

Aspekte sind dabei:<br />

ausreichendes Systemkonzept (DV-Architektur, Datenmodell,<br />

Schnittstelle und Datenaustausch),<br />

Interoperabilität <strong>der</strong> Systeme (z. B. durch offene Architekturen),<br />

Integration in bestehende Anwendungen,<br />

hohe Bedienerfreundlichkeit,<br />

zu erwartende Netzwerk- und Serverbelastung,<br />

realistisches Einführungskonzept (Installation an vielen<br />

Arbeitsplätzen, Schulungsaufwand, User-Help-Desk),<br />

globale Markttrends und Standards,<br />

Planung und Überwachung <strong>der</strong> Datenaufnahme (Digitalisieren,<br />

Scannarbeiten, Georeferenzierung),<br />

Sicherung <strong>der</strong> Langlebigkeit <strong>der</strong> Daten durch gute<br />

Geodatenmodellierung und Gewährleistung <strong>der</strong> Datenfortschreibung<br />

(Investitionsschutz),<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 46<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mehrfachnutzen <strong>der</strong> Daten (intern und extern),<br />

Beson<strong>der</strong>heiten im Projektmanagement von GIS-Projekten.<br />

Im allgemeinen ist es für ein Unternehmen o<strong>der</strong> eine Behörde<br />

nicht wirtschaftlich, GIS-spezifische Fähigkeiten und<br />

Kenntnisse in diesem Bereich vorzuhalten. Bei mittleren und<br />

Beratung bei großen GIS-Projekten sollte deshalb eine zusätzliche Be-<br />

Konzeption und ratung während <strong>der</strong> Konzeption und Durchführung in jedem<br />

Durchführung Fall erwogen werden. Oft wird auch die Kommunikation <strong>der</strong><br />

beteiligten Abteilungen durch die Mo<strong>der</strong>ation eines externen<br />

Beraters verbessert.<br />

4.2 Nutzenbetrachtungen<br />

Der grundlegende Nutzen von Geographischen Informationssystemen<br />

liegt in <strong>der</strong> Integration raumbezogener Daten in<br />

Integration von die digitale Informationsverarbeitung. Unter GIS versteht man<br />

Raumbezug in dabei nicht nur eine technische Komponente, son<strong>der</strong>n die<br />

EDV gesamte Technologie. Hierfür lassen sich die Vorteile allgemein<br />

beschreiben. Quantifizierbar ist <strong>der</strong> Nutzen aber nur<br />

in konkreten Einzelbetrachtungen.<br />

Beispiel: Als Beispiel wird eine GIS-Komponente in einem Kunden-<br />

Kunden- informationssystem betrachtet. Nimmt man an, daß an einem<br />

information Auskunftsarbeitsplatz für Verkehrsinformationen (z. B. Fahrplanauskunft<br />

in einem Verkehrsbetrieb) im Durchschnitt pro<br />

Stunde 5mal nach einem beson<strong>der</strong>en Ziel (z. B. einem<br />

Theater, Hotel, Behörde etc.) gefragt wird und die Suche im<br />

Anschriftenverzeichnis und im Stadtplan je etwa 2 Minuten<br />

dauert, so kostet dieses Auskunftsangebot bei 12 Stunden<br />

Öffnungszeit etwa 2 Stunden Arbeitszeit pro Tag. Durch ein<br />

GIS kann die Suchzeit auf weniger als 30 Sekunden reduziert<br />

werden. Dies ergibt eine Einsparung von 45 Stunden pro<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 47<br />

Monat. Zusätzlich wird das Serviceangebot durch Schnelligkeit<br />

und Aktualität verbessert. Der Kunde erhält die Auskunft<br />

nach einem Viertel <strong>der</strong> Wartezeit. Er kann sofort einen Ausdruck<br />

des entsprechenden Stadtplanausschnittes mitnehmen.<br />

Auch können Daten zur Lage <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Ziele<br />

und Haltestellen viel schneller und einfacher aktualisiert<br />

werden als im gedruckten Stadtplan. Durch die automatische<br />

Verteilung <strong>der</strong> Daten über ein Netzwerk lassen sich<br />

weitere Kosten sparen.<br />

Beispiel: Ein an<strong>der</strong>es Beispiel sind Suchvorgänge in großen Planar-<br />

Suchvorgänge chiven. Im Maßstab 1:25.000 werden für Deutschland<br />

in Planarchiven 2.967 Kartenblätter benötigt. Mit einem GIS kann nach<br />

Eingabe eines Ortsnamens direkt auf das entsprechende<br />

Kartenblatt zugegriffen werden. Sowohl bei Raster- als<br />

auch bei Vektordaten steht <strong>der</strong> benötigte Kartenausschnitt<br />

dann blattschnittfrei zu Bearbeitung zur Verfügung. Bei<br />

Kartenwerken auf Papier o<strong>der</strong> Microfiche sind vorher aufwendige<br />

Kopier- und Klebearbeiten notwendig. Das Einsparungspotential<br />

hierfür ist mit mehreren Personenjahren<br />

bei großen Archiven o<strong>der</strong> häufigem Zugriff anzusetzen.<br />

Vorteile aus Weitere Vorteile aus dem GIS-Einsatz sind:<br />

GIS-Einsatz Attraktivität <strong>der</strong> Karte als Kommunikationsmedium,<br />

Verbesserung des Serviceangebots durch höhere Aktualität<br />

und Qualität bei Anfragen zum „Wo?“ und zum<br />

„Wohin?“,<br />

Erschließung neuer Service- und Informationsangebote,<br />

Vereinfachung von Analyse- und Planungsaufgaben durch<br />

raumbezogene Auswertungen,<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Entscheidungsprozesse durch verständliche<br />

und übersichtliche thematische Karten (beson<strong>der</strong>s in<br />

den Bereichen Marketing und Controlling),<br />

transparente Aufbereitung und Vermittlung von Fachwissen,<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 48<br />

Vereinfachung <strong>der</strong> Abstimmung von Arbeitprozessen und<br />

<strong>der</strong> fachübergreifenden Zusammenarbeit durch Karten,<br />

Unterstützung und Qualitätsverbesserung bei <strong>der</strong> Datenintegration,<br />

Erschließung neuer Möglichkeiten zur Auswertung vorhandener<br />

Datenbestände.<br />

5 Entwicklungstendenzen<br />

GIS ist ein sehr dynamischer Bereich. Durch die wachsende<br />

Nachfrage nach geographischen Informationen, durch die<br />

Rapide rapide Leistungssteigerung <strong>der</strong> Hardware und durch die<br />

Leistungs- Verbreitung von Multimedia und Internet-/Intranet-Technisteigerung<br />

ken än<strong>der</strong>t sich GIS laufend. Diese Entwicklung läßt sich in<br />

drei Haupttrends zusammenfassen:<br />

1 Die Einsatzfel<strong>der</strong> für Geographische Informationssysteme<br />

erweitern sich sowohl in <strong>der</strong> Breite, durch neue<br />

Anwendungsfälle und die Integration in unternehmensweite<br />

IT-Systeme als auch in <strong>der</strong> Tiefe, durch hochspezielle<br />

Fachanwendungen.<br />

2 Durch mo<strong>der</strong>ne Softwaretechnologie wie Objektorientierung<br />

und Komponentware sowie durch das Zusammenwachsen<br />

von GIS und Datenbanksystemen werden<br />

Geographische Informationssysteme leichter bedienbar,<br />

leistungsfähiger, flexibler und kostengünstiger.<br />

3 Die Verfügbarkeit von Geodaten, insbeson<strong>der</strong>e von<br />

Vektordaten, wird durch das wachsende kommerzielle<br />

Interesse an GIS und die zunehmenden Aktivitäten<br />

zur Standardisierung von Datenaustauschformaten verbessert<br />

werden.<br />

Im Folgenden werden einzelne Aspekte dieser Entwicklung<br />

erläutert.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 49<br />

In mehr und mehr Anwendungen wird GIS als Komponente<br />

benötigt. Ob auf <strong>der</strong> Multimedia-CD-ROM, über den Online-Dienst<br />

o<strong>der</strong> beim mobilen PDA (Personal Digital<br />

Kunden Assistent) bzw. PTA (Personal Travel Assistent): die Kunerwarten<br />

den erwarten heute neben textuellen o<strong>der</strong> graphischen Inforheute<br />

digitale mationen auch digitale Karten. Funktionen, die auf Ausstel-<br />

Karten lungen für den privaten PKW gezeigt werden, erzeugen eine<br />

Erwartungshaltung auch bei an<strong>der</strong>en Computeranwendungen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Verbindung mit Multimedia erfor<strong>der</strong>t<br />

eine verständliche Bedienerführung und optisch ansprechende<br />

Darstellung. Ein Beispiel ist das System BirdView, in<br />

dem alternativ zur ebenen Karte eine 3D-Darstellung aus<br />

<strong>der</strong> Vogelperspektive angeboten wird. Auch dynamische<br />

Karten zur Darstellung von zeitlich verän<strong>der</strong>lichen Prozessen<br />

spielen zunehmend eine Rolle.<br />

Vielfältige Die Vielfalt von Anwendungsgebieten stellt ständig neue<br />

Anwendungs- und komplexere Anfor<strong>der</strong>ungen an GIS. Für die Datenaufgebiete<br />

bereitung und zur Erweiterung komplexer Planungssysteme<br />

um leistungsstarke GIS-Komponenten werden immer neue<br />

GIS-Funktionen entwickelt. Beispielsweise werden im Bereich<br />

des Netz-Managements in <strong>der</strong> Telekommunikation<br />

o<strong>der</strong> im Verkehr Funktionen zur Zuordnung von Netzabschnitten<br />

zwischen mehreren Datenbeständen benötigt. Die-<br />

Auf gute ses Problem <strong>der</strong> dynamischen Segmentierung ist in den<br />

Erweiterbarkeit preiswerten Systemen noch nicht befriedigend gelöst. Bei<br />

achten <strong>der</strong> Auswahl eines GIS ist hier vor allem auf die gute Erweiterbarkeit<br />

zu achten.<br />

Datawarehouse In den Bereichen Datawarehouse und OLAP bilden Geound<br />

OLAP graphische Informationssysteme eine sehr gute Ergänzung<br />

zu den vorhandenen Systemen. Geographische Datenabfrage,<br />

die Aggregation von Daten über geographische Grenzen<br />

und die gute Verständlichkeit von Karten können Entscheidungsprozesse<br />

in vielfältiger Weise unterstüzen. Dabei spielt<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 50<br />

das Zusammenwachsen von GIS mit relationalen Datenbanksystemen<br />

eine wichtige Rolle. Der kommende Standard<br />

für die Datenbankabfrage (SQL3) wird auch geographische<br />

Abfragen unterstützen. Dadurch wird die Integration von<br />

GIS in Client-/Server-Anwendungen möglich. Komplexe<br />

geographische Abfragen können dann auf dem Server abgearbeitet<br />

werden.<br />

Verstärkter Am Arbeitsplatz-PC werden verstärkt Desktop-Mapping-<br />

Einsatz von Systeme bzw. Viewer-Systeme eingesetzt. Die Anfor<strong>der</strong>un-<br />

Desktop- gen verschieben sich von <strong>der</strong> komplexen GIS-Funktionali-<br />

Mapping tät zur einfachen Bedienung und guten Erweiter- und Anpaßbarkeit.<br />

Nur so ist für eine große Zahl von Anwen<strong>der</strong>n<br />

und Anwendungen eine schnell und kostengünstige Bereitstellung<br />

von Geographischen Informationen möglich. Technologische<br />

Trends wie Objektorientierung und Komponent-<br />

Objektstandard ware unterstützen diese Entwicklung. Durch Objektstandards<br />

(CORBA o<strong>der</strong> DCOM) wird die Integration von GIS-Komponenten<br />

in Fachanwendungen stark vereinfacht. Auch die<br />

Internet-/Intranet-Technologie unterstützt den breiten Einsatz<br />

von GIS in Unternehmen und Online-Diensten.<br />

Beschleunigte Das wachsende Interesse an GIS wird auch zu einer Be-<br />

Datenaufnahme schleunigung bei <strong>der</strong> Datenaufnahme führen. Die von amtlicher<br />

Seite begonnenen Projekte zur Erfassung von Vektordaten<br />

(ALK und ATKIS) werden in den nächsten Jahren zu<br />

deutschlandweiten, sehr detaillierten Datenbeständen für<br />

Topographie und Liegenschaften führen. Weil die Verwaltungen<br />

selbst mittel- und langfristig eine Kosteneinsparung<br />

durch digitale Kartengrundlagen anstreben, ist hier auch die<br />

kontinuierliche Datenfortschreibung gesichert. Durch vergleichbare<br />

Aktivitäten in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n und durch Bestrebungen<br />

<strong>der</strong> EU zur Einführung neuer, einheitlicher Verfahren<br />

bei <strong>der</strong> Datenaufnahme (z. B. Ermittlung <strong>der</strong> Flächennutzung<br />

aus Satellitenaufnahmen am ISPRA) wird sich die<br />

Datenverfügbarkeit weiter verbessern.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Seite 51<br />

Parallel dazu weiten kommerzielle Anbieter von Geodaten<br />

ihre Aktivitäten zur Erfassung und zum Vertrieb von Geodaten<br />

für diesen wachsenden Markt aus. Über Kooperationen<br />

mit Unternehmen und Konzernen werden neue Datenquellen<br />

erschlossen. In den Bereichen Telekommunikation,<br />

Schienen- und Straßenverkehr, Post, bei Versorgern und<br />

großen Filialunternehmen besteht beim Aufbau von Netzinformationssystemen,<br />

für die Standortplanung, im Marketing<br />

und im Controlling ein großer Bedarf an Geodaten. Die dafür<br />

notwendige digitale Erfassung <strong>der</strong> vorhandenen analogen<br />

Daten ist sehr kostenintensiv und wird teilweise durch<br />

den Weiterverkauf von Daten refinanziert.<br />

Standards für Um diese wachsende Datenflut zu beherrschen und system-<br />

Datenaustausch übergreifend nutzen zu können, sind neue Standards für den<br />

und die Daten- Datenaustausch und die Datendokumentation (Metadaten)<br />

dokumentation notwendig. Dieser Bedarf wurde bei Herstellern, Behörden<br />

und Standardisierungsgremien erkannt. Wichtige Aktivitäten<br />

sind die Standardisierung von Austauschdatenmodellen<br />

(ALK/ATKIS, Spatial Data Transfer Standard <strong>der</strong> USGS,<br />

Metadaten CEN TC 287 bzw. ISO TC211) und Metadatenkonzepten<br />

(Content Standards for Digital Geospace Metadata des U.S.<br />

FGDC, Catalogue of Data Sources (CDS) <strong>der</strong> European Environmental<br />

Agency). Einen integrierten Ansatz verfolgt<br />

das OpenGIS Consortium, in dem die wesentlichen GIS-<br />

Hersteller zusammengeschlossen sind, mit <strong>der</strong> Schaffung<br />

<strong>der</strong> objektorientierten Open Geodata Interoperability Specification<br />

(OGIS). Über OGIS werden Geodatenzugriffe und<br />

GIS-Operationen vereinheitlicht und systemübergreifend<br />

zugänglich gemacht. Durch Standardisierung im GIS-Be-<br />

Inter- reich werden mittelfristig die Interoperabilität und Portaoperabilität<br />

bilität <strong>der</strong> Systeme verbessert, <strong>der</strong> Aufwand für Daten durch<br />

und Mehrfachnutzung reduziert und die Systementwicklung bzw.<br />

Portabilität -integration vereinfacht.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 52<br />

Um den Anfor<strong>der</strong>ungen mo<strong>der</strong>ner Softwaretechniken und<br />

kommen<strong>der</strong> Standards zu genügen, zerlegen <strong>der</strong>zeit viele<br />

Konzentration GIS-Hersteller ihre monolithischen und proprietären Systebei<br />

GIS- me in einzelne Komponenten. Damit werden neue Möglich-<br />

Herstellern keiten zur flexiblen Kombination <strong>der</strong> GIS-Techniken geschaffen.<br />

Da die Teilnahme an dieser globalen Entwicklung<br />

sehr aufwendig ist, viel Know-how und eine weltweite<br />

Kooperation mit Partnern erfor<strong>der</strong>t, wird nur ein kleiner<br />

Teil <strong>der</strong> GIS-Hersteller in diesem Prozeß mithalten können.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Anbieter (zur Zeit mehr als 120 im deutschsprachigen<br />

Raum) wird sich durch Konzentration auf wenige<br />

Hersteller mit einem großen Marktanteil und herausragenden<br />

Technologien erheblich reduzieren.<br />

Literatur Bücher und Artikel:<br />

Aronoff, S.: Geographic Information Systems. A Management<br />

Perspective. WDL Publications, Ottawa (1989)<br />

Bartelme, N.: GIS-Technologie. Geoinformationssysteme,<br />

Landesinformationssysteme und ihre Grundlagen, Springer,<br />

Berlin (1989)<br />

Bertin, J.: Graphische Semiologie. Diagramme – Netze –<br />

Karten, de Gruyter, Berlin-New York (1973)<br />

Burrough, P. A.: Principles of Geographic Information System<br />

for Land Resource Assessment. Clarendon Press, Oxford<br />

(1986)<br />

Buhmann, E.; Wiesel J.: (Hrsg.), GIS-Report ...Software,<br />

Daten, Firmen. Bernhard-Harzer-Verlag, Heidelberg (1996),<br />

erscheint jährlich<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Geographische Informationssysteme 07510<br />

Feix, C.: GIS und Verkehrsplanung – geht das zusammen?<br />

Kombination und Integration. In: Dollinger, F. u. Strobel, J.<br />

(Hrsg.): Angewandte geographische Inforamtionsverarbeitung<br />

IX, Salzburger Geographische Materialien, Heft 26,<br />

Salzburg.<br />

Franken, M.: Über kostenlosen Verkehrsfunk entscheidet <strong>der</strong><br />

Radiokäufer. In: VDI nachrichten, 7.11.97, Nr. 42, Seite 23<br />

M. Franken, Reiseplanung im World Wide Web. In: VDI<br />

nachrichten, 31.10.97, Nr. 42, Seite 14<br />

Ganter, J. et al.: The Open Geodata Interoperability Specification<br />

(OGIS) as a Technology for geospatial transportation<br />

computing. In: Proceedings of the 1995 AASHTo GIS-T<br />

Symposium, Reno NV (USA), (1995)<br />

Hake, G.: Kartographie I. de Gruyter, Berlin – New York<br />

(1982)<br />

Klemmer, W.; Spranz, R.: GIS Projektplanung und Projektmanagement.<br />

Bonn (1997)<br />

Laurini, R.; Thompson, D.: Fundamentals of Spatial Information<br />

Systems. Academic Press, London (1992)<br />

Wendeln, D.: Genauigkeit ist bei digitalen Landkarten oberstes<br />

Gebot. In: VDI nachrichten, 17.10.97, Nr. 42, Seite 14<br />

Internet:<br />

Stahl, R.; Henneberg, F., „GIS und Internet Tutorium“<br />

(www.giub.uni-bonn.de/gistutor/start.htm)<br />

GDF-Homepage (www.intergraph.com/ehq/gdf)<br />

OpenGIS Consortium (www.opengis.org)<br />

Seite 53<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07510 Geographische Informationssysteme<br />

Seite 54<br />

Geographic Information 2000, Initiative <strong>der</strong> EU<br />

(www2.echo.lu/gi/en/intro/gihome.html)<br />

EU-Server mit Standards im GIS-Bereich<br />

(www2.echo.lu/gi/en/intro/rel_site.html#stand<br />

und www2.echo.lu/impact/oii/oiiold/gis.html)<br />

Birdview Navigation System (www.xanavi.co.jp)<br />

Hessisches Landesvermessungsamt mit Informationen zur<br />

ALK und ATKIS (www.hessen.de/Hlva/homepage.htm)<br />

EU-Projekt Serti mit Routinganwendung (ww2.equipement.gouv.fr/serti/)<br />

Burda-Verlag/ADAC Reise- und Verkehrsservice mit Staumeldungen<br />

(www.traxx.de)<br />

Land Hessen mit Baustelleninformationssystem<br />

(www.hessen.de)<br />

Stadt München mit Baustelleninformationen<br />

(www.muenchen.de)<br />

Daimler-Benz – ITF-Intertraffic Reiseplaner<br />

(www.verkehrsservice.de)<br />

Stadt Köln mit Parkhausinformationssystem<br />

(www.netcologne.de)<br />

Land Bayern mit Verkehrsinformationssystem (www.bayerninfo.de)<br />

CAS mit Routenplanung (www.cas-software.de)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Software für die Flottentelematik<br />

von<br />

Dr.-Ing. Hans Hubschnei<strong>der</strong><br />

1 Zielsetzung<br />

Seite 1<br />

Flotten- Unter Flottentelematik verstehen wir die Nutzung von Tetelematik<br />

lematikfunktionalität zum Management von Fahrzeugflotten,<br />

zur Information über die Durchführung von Transporten<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erledigung von Servicediensten.<br />

Telematik ist ein Kunstwort aus Telekommunikation und<br />

Informatik. Flottentelematik umfaßt das Anwendungsgebiet<br />

<strong>der</strong> Mobilkommunikation zwischen einer Flottenmanagementzentrale<br />

und den Fahrzeugen. Solche Zentralen sind<br />

in <strong>der</strong> Regel beim Spediteur, beim Fuhrparkbetreiber und<br />

auch beim Auftraggeber installiert.<br />

Fahrzeugflotten Die Fahrzeugflotten umfassen nahezu alle Bereiche des<br />

professionellen Fahrzeugeinsatzes. Angesprochen sind <strong>der</strong><br />

Gütertransport auf Straße und Schiene, Außendienste, Serviceunternehmen<br />

und Flotten des öffentlichen Personenverkehrs<br />

wie Taxi- o<strong>der</strong> Bedarfsbusse.<br />

Software in Dieser Beitrag konzentriert sich auf die Software in Flot-<br />

Flottenmanage- tenmanagementzentralen. Nach <strong>der</strong> grundsätzlichen Darmentzentralen<br />

stellung <strong>der</strong> notwendigen Softwareumgebungen werden insbeson<strong>der</strong>e<br />

aktuelle Entwicklungen aufgrund des zunehmenden<br />

Bedarfs an Systemintegration und die Auswirkungen<br />

auf die Standardisierung von Anwendungsschnittstellen und<br />

Systemstrukturen beschrieben.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07520 Software für die Flottentelematik<br />

Seite 2<br />

2 Struktur des Gesamtsystems<br />

Das Gesamtsystem „Flottentelematik“ besteht aus den Hauptkomponenten<br />

Fahrzeug mit Bordcomputer<br />

Mobilkommunikation<br />

Flottenmanagementzentrale<br />

2.1 Fahrzeugbordcomputer<br />

Bordcomputer Der Bordcomputer ist im Fahrzeug installiert. Er besteht<br />

mindestens aus einem Prozessor, einem Lokalisierungsmodul<br />

(in <strong>der</strong> Regel einem GPS-Empfänger) sowie aus einem<br />

Modul zur Datenübertragung mittels Datenfunk. Optional<br />

sind Anzeige- und Bedieneinheit sowie eine Anbindung an<br />

die Fahrzeugsensorik.<br />

Historisch gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher kleiner<br />

und größerer Anbieter von Fahrzeugbordcomputern. Zu-<br />

Standardi- nehmend werden jedoch Standardisierung und Serienprosierung<br />

duktion gefragt, so daß eine Bereinigung des Markts auf<br />

wenige leistungsfähige Anbieter erfolgt.<br />

Beispiele für in größeren Stückzahlen eingesetzte Bordcomputer<br />

sind Geräte <strong>der</strong> Firmen Aplicom, ICS, MAN,<br />

OHB-Teledata, SIMAC.<br />

2.2 Mobilkommunikation<br />

Die Mobilkommunikation benötigt prinzipiell folgende Teilsysteme:<br />

Sende/Empfangseinrichtung im Fahrzeug,<br />

Sende/Empfangseinrichtung in <strong>der</strong> Zentrale,<br />

bei Bedarf Kommunikationsmittler wie SMS-C (Short-<br />

Message-Center für GSM/SMS), o<strong>der</strong> Satelliten-Bodenstationen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Seite 3<br />

Sen<strong>der</strong> und Im Fahrzeug werden Sen<strong>der</strong> und Empfänger für den jeweili-<br />

Empfänger gen Dienst sowie eine geeignete Mobilantenne benötigt. In<br />

<strong>der</strong> Zentrale werden entwe<strong>der</strong> gleichartige Sende-/Empfangseinheiten<br />

eingesetzt; o<strong>der</strong> es erfolgt eine Anbindung über<br />

das Festnetz (Modem, ISDN, X.25/X.31) an einen Kommunikationsmittler<br />

wie das SMS-C beim GSM-Dienst o<strong>der</strong> die<br />

Satelliten-Bodenstation.<br />

Datenüber- Für die Datenübertragung stehen unterschiedliche Dienste<br />

tragung zur Verfügung. Grundsätzlich zu unterscheiden sind reine<br />

Datendienste (z. B. Satellitenkommunikation über Eutelsat)<br />

von Diensten, die parallell Nutzung für die Sprachkommunikation<br />

ermöglichen (z. B. GSM).<br />

Der Markt <strong>der</strong> Flottentelematik fokussiert sich <strong>der</strong>zeit auf<br />

Anwendungen auf <strong>der</strong> Basis GSM/SMS (Short Message<br />

Service), Satellitenkommunikation (Euteltracs, Inmarsat,<br />

Orbcom) sowie auf Bündelfunkanwendungen im Nahbereich.<br />

Für die eigentliche Datenübermittlung werden jeweils<br />

Protokolle unterschiedliche Protokolle verwendet, in denen das Format<br />

<strong>der</strong> einzelnen Datensätze, die verwendeten Zeichenkodierungen<br />

und die Abhängigkeiten zwischen aufeinan<strong>der</strong>folgenden<br />

Datensätzen beschrieben werden. Die Datenübertragungsprotokolle<br />

sind in den meisten Fällen abhängig vom<br />

Bordcomputer, vom Dienst und von <strong>der</strong> Software in <strong>der</strong><br />

Flottenmanagementzentrale (siehe auch Kapitel 4).<br />

2.3 Flottenmanagementzentrale<br />

Unter <strong>der</strong> Flottenmanagementzentrale kann <strong>der</strong> Gesamtumfang<br />

<strong>der</strong> Auftragsabwicklungssoftware verstanden werden.<br />

Hier sollen jedoch nur die Teilsysteme mit direkter Beziehung<br />

zur Flottentelematik betrachtet werden.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07520 Software für die Flottentelematik<br />

Seite 4<br />

Relevant sind folgende Teilsysteme:<br />

Kommunikationsserver (inklusive Sende-/Empfangseinrichtung);<br />

Anwendungssoftware für Flottenüberwachung (Monitoring)<br />

und Flotteneinsatzplanung (Disposition) mit direkter<br />

Anbindung an die Flottentelematik.<br />

Kommunika- Der Kommunikationsserver bildet einerseits die Schnittstelle<br />

tionsserver zur Anwendungssoftware. Insbeson<strong>der</strong>e können hier auch<br />

Nachrichten auf unterschiedliche Anwendungen verteilt<br />

o<strong>der</strong> von mehreren Anwendungen entgegengenommen werden.<br />

An<strong>der</strong>erseits erfolgt im Kommunikationsserver die gesamte<br />

Abwicklung <strong>der</strong> Kommunikation mit den Fahrzeugen über<br />

die entsprechende Sende-/Empfangseinrichtung. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

werden im Kommunikationsserver auch die Fehlerbehandlung,<br />

die Überwachung <strong>der</strong> Kommunikationswege und<br />

die Archivierung des Datenverkehrs durchgeführt.<br />

Anwendungs- Die Anwendungssoftware stellt die Funktionen <strong>der</strong> Flottensoftware<br />

telematik für das Fuhrparkpersonal zur Verfügung. Eine<br />

weitergehende Glie<strong>der</strong>ung findet sich im nachfolgenden<br />

Kapitel.<br />

Beispiele für <strong>der</strong>zeit verfügbare Flottentelematiksysteme in<br />

<strong>der</strong> Zentrale sind Monitoring-Systeme von CARDY (Cardy<br />

Fleet), Euteltracs (Fleet Manager) o<strong>der</strong> PTV/CAS (Map&<br />

Guide fleet monitor). Dispositionssysteme mit Online-Anbindung<br />

werden <strong>der</strong>zeit z. B. von IVU (Contour Fleet),<br />

Kratzer Automatisierung (CADIS) o<strong>der</strong> PTV (INTER-<br />

TOUR/fleet und INTERLOAD/fleet) angeboten.<br />

Zur Struktur unterschiedlicher Flottentelematiksysteme<br />

siehe auch Abb. 1.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Abb. 1: Struktur unterschiedlicher Flottentelematiksysteme<br />

3 Funktionen <strong>der</strong> Flottentelematiksysteme<br />

Seite 5<br />

In Abhängigkeit vom Einsatzzweck können drei wesentliche<br />

Ausbaustufen von Flottentelematiksystemen unterschieden<br />

werden. Diese bauen jeweils aufeinan<strong>der</strong> auf und ermöglichen<br />

zunehmende Integration <strong>der</strong> Flottentelematik in<br />

die Auftragsabwicklung.<br />

Zusätzlich können typische Funktionen aus <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

auch für die Flottentelematik genutzt werden.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07520 Software für die Flottentelematik<br />

Seite 6<br />

3.1 Ausbaustufe 1: Kommunikation und Statusübermittlung<br />

Kommunika- In <strong>der</strong> einfachsten Ausbaustufe stellt die Flottentelematik einen<br />

tionsweg Kommunikationsweg zum Fahrzeug zur Verfügung, über<br />

den einfache Nachrichten wie Fahrzeugstatus, Fahrzeugposition<br />

sowie Textmeldungen ausgetauscht werden.<br />

Für diese Anwendungen sind sehr einfache, preiswerte Bordcomputer<br />

einsetzbar. In vielen Fällen kann sogar auf eine<br />

Eingabe durch den Fahrer verzichtet werden.<br />

In <strong>der</strong> Zentrale werden Anwendungen <strong>der</strong> Ausbaustufe 1 in<br />

vielen Fällen als Stand-alone-Lösung verwendet. Es kann<br />

einfache Standardsoftware verwendet werden (siehe „Monitoring-Systeme“<br />

in Abschnitt 2.3). Durch Verzicht auf die<br />

Integration in die Auftragsabwicklung ergeben sich kurze<br />

Installationszeiten und schnelle Verfügbarkeit.<br />

3.2 Ausbaustufe 2: Auftragsverfolgung<br />

Mit Funktionen zur Auftragsverfolgung können Flottentelematiksysteme<br />

sinnvoll in Auftragsabwicklungsumgebungen<br />

Auftrags- integriert werden. Die Auftragsverfolgung ermöglicht minverfolgung<br />

destens die Übermittlung von Aufträgen an die Fahrzeuge,<br />

die Bestätigung <strong>der</strong> Auftragsübernahme durch den Fahrer<br />

sowie weitere Statusinformationen zum Erledigungsgrad<br />

des Auftrags (z. B. „beim Kunden eingetroffen“, „Arbeitsbeginn“,<br />

„Ladeende“, „Auftrag erledigt“).<br />

Der Fahrzeugbordcomputer benötigt für diese Ausbaustufe<br />

zusätzliche Funktionen zum Speichern eines o<strong>der</strong> mehrerer<br />

Aufträge, zur Auswahl von Aufträgen durch den Fahrer und<br />

zur Übertragung des Auftragsstatus. Zusätzlich müssen<br />

Son<strong>der</strong>funktionen wie Auftragsstorno o<strong>der</strong> Auftragsweitergabe<br />

implementiert werden. In <strong>der</strong> Regel wird eine komfortable<br />

Benutzerschnittstelle für den Fahrer realisiert; alterna-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Seite 7<br />

tiv ist auch eine Statuserkennung und -übertragung aufgrund<br />

logischer Vergleiche („Fahrzeug hat Kundenposition<br />

erreicht und Fahrer hat Motor abgestellt“) möglich.<br />

In <strong>der</strong> Zentrale kann die Auftragsverfolgung in einem dezidierten,<br />

mit <strong>der</strong> Flottenkommunikation gekoppelten System<br />

abgewickelt werden, das Auftragseingabe, Auftragsdisposition<br />

und Fahrzeugkommunikation integriert. Alternativ wird<br />

ein umfassendes administratives System über Kommunikationsserver<br />

und Dispositions-Modul an die Flottentelematik<br />

angekoppelt.<br />

Darüber hinaus kann auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Auftragsverfolgung<br />

durch ein geeignetes Monitoring-System auch ein Auftraggeber<br />

auf den Erledigungsstatus des Auftrags zugreifen.<br />

Wesentlich ist dabei ein geeigneter Zugangsschutz, so daß<br />

ein Auftraggeber nicht Daten eines Dritten sehen kann.<br />

3.3 Ausbaustufe 3: Sendungsverfolgung<br />

Sendungs- Für die Sendungsverfolgung ist die Erkennung <strong>der</strong> einzelverfolgung<br />

nen Sendungen durch Barcodes o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Markierungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Anwendungen ergeben sich sowohl bei <strong>der</strong><br />

Auslieferung von Sendungen (Vollständigkeitskontrolle) als<br />

auch bei <strong>der</strong> Übernahme von Sendungen (Information über<br />

Sendungseingang).<br />

Die Fahrzeugausstattung wird entsprechend um ein Lesegerät<br />

erweitert, das mit dem Bordcomputer Daten austauschen<br />

kann.<br />

3.4 Funktionen aus <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>: Verkehrsinformationen,<br />

Pannenhilfe und Serviceinformation<br />

Die reinen Flottentelematikfunktionen können entwe<strong>der</strong> über<br />

eine Dienstezentrale und das Fahrzeugendgerät (siehe Ab-<br />

Verkehrs- schnitt 4.1, GATS-Protokoll) o<strong>der</strong> mit Hilfe <strong>der</strong> Flottenteletelematik<br />

matik-Zentrale um Funktionen aus <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07520 Software für die Flottentelematik<br />

Seite 8<br />

erweitert werden. Von Interesse sind insbeson<strong>der</strong>e die Übermittlung<br />

von Verkehrsinformationen und die Nutzung <strong>der</strong><br />

Flottentelematik zur Übertragung von Service- und Notfallinformationen.<br />

Verkehrs- Verkehrsinformationen werden von Serviceprovi<strong>der</strong>n zur<br />

informationen Verfügung gestellt (z. B. Dienst PASSO <strong>der</strong> Mannesmann<br />

Autocom). Diese Verkehrsinformationen können über die<br />

Servicezentrale an betroffene Fahrzeuge weitergegeben<br />

werden. Sinnvoll ist hier eine Vorauswahl <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />

mit Hilfe des Dispositionssystems o<strong>der</strong> durch gezielte Auswertung<br />

<strong>der</strong> Standortinformationen.<br />

Pannen- und Serviceprovi<strong>der</strong> für Flottendienste bieten darüber hinaus di-<br />

Service- rekte Übermittlung von Pannen- und Servicemeldungen zu<br />

meldungen einem geeigneten Dienstleister an. Diese Informationen<br />

können parallel zu den reinen Flottendiensten sinnvoll genutzt<br />

werden.<br />

Zielführung Derzeit noch nicht relevant sind Dienste für Zielführung.<br />

Diese erfor<strong>der</strong>n einerseits speziell ausgestattete Endgeräte im<br />

Fahrzeug, an<strong>der</strong>erseits können die Anfor<strong>der</strong>ungen insbeson<strong>der</strong>e<br />

des Transportgewerbes von den <strong>der</strong>zeit angekündigten<br />

Diensten noch nicht abgedeckt werden, da die speziellen<br />

Bedingungen wie Berücksichtigung fahrzeugspezifischer<br />

Straßeneignung nicht erfüllt werden.<br />

3.5 Beispiele für Anwendungen <strong>der</strong> Flottentelematik<br />

A. Kommunikation und Statusverfolgung – Beispiel<br />

Map&Guide fleet monitor<br />

Stellvertretend für vergleichbare Produkte werden die<br />

Funktionen eines einfachen Monitoring-Systems am Beispiel<br />

des Standardprodukts Map&Guide fleet monitor aufgezeigt.<br />

In Verbindung mit einem geeigneten Kommunikationsserver<br />

(Abschnitt 4) stellt das Monitoring-System folgende<br />

Funktionsbereiche zur Verfügung:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Positions- und Statusabfrage<br />

Seite 9<br />

Fahrzeug- Die Fahrzeugposition wird durch Angabe einer Koordinate<br />

position beschrieben. In <strong>der</strong> Regel wird das Koordinatensystem WGS84<br />

verwendet, das weltweit gültig ist und auch im satellitengestützten<br />

Ortungssystem GPS eingesetzt wird.<br />

Im Monitoring-System werden Fahrzeugpositionen in einfach<br />

zu interpretierende Relativangaben wie „2 km südlich von<br />

Karlsruhe“ umgesetzt.<br />

Fahrzeugstatus Für den Fahrzeugstatus werden frei wählbare Kennungen<br />

verwendet. Unterschieden werden zum Beispiel Zustände<br />

wie „Leerfahrt“, „Fahrt zur Ladestelle“, „bei <strong>der</strong> Ladestelle“,<br />

„Notruf“.<br />

Einzelfunktionen:<br />

Senden einer Positions- und Statusanfrage an Einzelfahrzeug,<br />

Fahrzeuggruppe o<strong>der</strong> alle Fahrzeuge;<br />

Konfiguration von Fahrzeuggeräten, so daß Positionsund<br />

Statusmeldungen vom Fahrzeug regelmäßig (z. B.<br />

alle 30 min o<strong>der</strong> immer nach 5 km Fahrtstrecke), bei<br />

einem bestimmten Status o<strong>der</strong> Statusübergang o<strong>der</strong> z. B.<br />

bei Annäherung an eine bestimmte Position gesendet<br />

werden;<br />

Empfang von Positions- und Statusmeldung eines Fahrzeugs.<br />

Digitale Karten Die Fahrzeugpositionen und Status können in digitalen Karten<br />

dargestellt werden. Es sind geson<strong>der</strong>te Funktionen für<br />

die Ausschnittsverfolgung von Fahrzeugen, die Darstellung<br />

früherer Positionen (Spurverfolgung) und für das Löschen/<br />

Archivieren von Statusmeldungen verfügbar.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07520 Software für die Flottentelematik<br />

Seite 10<br />

Nachrichtenaustausch<br />

Einfache Nachrichten sind Texte, die nach Bedarf strukturiert<br />

sein können. In vielen Fällen ist die Länge <strong>der</strong> Textnachrichten<br />

begrenzt auf ca. 150 Zeichen.<br />

Einzelfunktionen:<br />

Empfang einer Nachricht vom Fahrzeug, eingestuft nach<br />

Dringlichkeitsklassen;<br />

Versand einer Nachricht an ein Fahrzeug, an eine Fahrzeuggruppe<br />

o<strong>der</strong> an alle Fahrzeuge; mit und ohne Empfangsbestätigung<br />

durch das Fahrzeug.<br />

Die Nachrichten werden wie in einem Mail-System gesammelt<br />

und geson<strong>der</strong>t nach gesendeten und empfangenen<br />

Nachrichten verwaltet. Bearbeitete Nachrichten können gekennzeichnet<br />

und bei Bedarf gelöscht werden.<br />

B. Auftragsverfolgung – Beispiel INTERTOUR/fleet<br />

Das Standard-Tourenplanungssystem INTERTOUR verfügt<br />

über geson<strong>der</strong>te Funktionen zur Anbindung von Flottentelematiksystemen.<br />

In Ergänzung zu den üblichen Planungsschritten<br />

<strong>der</strong> Zuordnung von Aufträgen zu Touren und Fahrzeugen<br />

sowie den Standard-Monitoring-Funktionen sind<br />

hier verfügbar:<br />

Auftragsübermittlung<br />

Auftrags- Geplante Aufträge können an die Fahrzeuge übermittelt<br />

übermittlung werden. In <strong>der</strong> Regel sind dies vor Tourbeginn Aufträge zur<br />

Belieferung von Kunden; während <strong>der</strong> Tourdurchführung<br />

können meist nur Abholaufträge disponiert werden. Ähn-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Software für die Flottentelematik 07520<br />

lich behandelt werden Aufträge an Servicefahrzeuge, wenn<br />

keine geson<strong>der</strong>ten Lieferungen o<strong>der</strong> Abholungen durchzuführen<br />

sind.<br />

Einzelfunktionen:<br />

Auftrag mit Beschreibung und Kundenadresse an Fahrzeug;<br />

Sollabfahrtszeit an Fahrzeug.<br />

Tourstatus<br />

Tourstatus In Gegenrichtung übermittelt das Fahrzeug Informationen<br />

zum Tourverlauf. In <strong>der</strong> Regel werden Meldungen durch<br />

Statusän<strong>der</strong>ungen ausgelöst.<br />

Aufgrund des Erledigungsstatus kann <strong>der</strong> Zeitplan <strong>der</strong> Tour<br />

überwacht werden. Gegebenenfalls kann vorgeplant werden,<br />

ob in <strong>der</strong> Zukunft liegende Zeitbedingungen noch eingehalten<br />

werden können.<br />

Einzelfunktionen:<br />

Anfrage nach Tourstatus;<br />

Tourstatus mit nächstem geplanten Auftrag und aktueller<br />

Fahrzeugposition;<br />

Auftragsbestätigung durch den Fahrer (in Verbindung<br />

mit Durchführungsstatus wie „Auftrag angenommen“,<br />

„Auftrag begonnen“, „Auftrag beendet“.<br />

4 Wege zur Standardisierung<br />

Seite 11<br />

Die bisherigen Systeme <strong>der</strong> Flottentelematik wurden primär<br />

in Projekten mit Pilotcharakter entwickelt und eingesetzt.<br />

Entsprechend haben sich die Teilsysteme bisher sehr heterogen<br />

entwickelt.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07520 Software für die Flottentelematik<br />

Seite 12<br />

In den meisten Fällen wird in den Pilotprojekten eine bestimmte<br />

Kombination von Produkten eingesetzt, die genau<br />

aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt und angepaßt sind und die aus-<br />

Starke schließlich in dieser Zusammenstellung nutzbar sind. Durch<br />

Aufsplittung diese Bindung, insbeson<strong>der</strong>e zwischen Bordcomputer und<br />

des Marktes Anwendungssoftware, ergab sich eine starke Aufsplittung<br />

des Marktes.<br />

Dies bringt erhebliche Nachteile für den Anwen<strong>der</strong> mit<br />

sich: einerseits ist er durch eine Systementscheidung sehr<br />

weitgehend auf einen o<strong>der</strong> mehrere voneinan<strong>der</strong> abhängige<br />

Anbieter angewiesen; an<strong>der</strong>erseits findet ein Wettbewerb<br />

<strong>der</strong> einzelnen Systeme nur als Gesamtlösung, nicht jedoch<br />

in den einzelnen Systemkomponenten statt. Schließlich werden<br />

in zukünftigen komplexen Logistiknetzen eine Austauschbarkeit<br />

und Kombinierbarkeit von Flottentelematikfunktionen<br />

unabdingbar sein, da nur so die Unabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Fahrzeugeinheiten von Spediteuren und Verla<strong>der</strong>n<br />

gewährleistet werden kann.<br />

Inzwischen werden jedoch gezielte Anstrengungen unternommen,<br />

in bestimmten Bereichen <strong>der</strong> Flottentelematik-<br />

Standardi- Modulkette eine Standardisierung herbeizuführen. Insbesierung<br />

son<strong>der</strong>e gilt dies für die beiden wesentlichsten Investitionsbereiche:<br />

Bordcomputer und Anwendungssoftware.<br />

4.1 Standardisierung <strong>der</strong> Mobilkommunikation: Einheitliche<br />

Protokolle zwischen Bordcomputer und Feststation<br />

Für die Datenübertragung zwischen Fahrzeuggerät und<br />

Festnetz werden unterschiedliche Protokolle eingesetzt, die<br />

von <strong>der</strong> Anwendung, vom Übertragungskanal und vom<br />

Bordcomputer abhängig sind. Eine Standardisierung dieser<br />

Protokolle wurde von zwei Anbietern von Flottentelematikdiensten<br />

aus unterschiedlichen Richtungen angegangen:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Seite 13<br />

Für die Anwendungen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> wurde von<br />

Mannesmann Autocom und DeTeMobil gemeinsam <strong>der</strong><br />

Übertragungs- Übertragungsstandard GATS definiert. Grundlage dieses<br />

standard GATS Protokolls ist <strong>der</strong> Datenaustausch über GSM/SMS. Dieser<br />

Standard wird inzwischen von einer Reihe von Endgeräteherstellern<br />

und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

unterstützt und ist auf dem Weg zur CEN-Zertifizierung.<br />

Mannesmann Autocom hat den GATS-Standard für die<br />

Anwendungen <strong>der</strong> Flottentelematik erweitert und damit<br />

eine Voraussetzung für die Akzeptanz durch unterschiedliche<br />

Hersteller von Bordcomputern geschaffen.<br />

Mehrere Hersteller von Fahrzeugbordcomputern haben<br />

bereits Geräte zur Unterstützung des GATS-Standards<br />

angekündigt. Darunter sind insbeson<strong>der</strong>e auch Hersteller<br />

von Bordcomputern für den Flottentelematikbereich.<br />

Wichtigster Anbieter in diesem Marktsegment ist zur<br />

Zeit <strong>der</strong> finnische Hersteller Aplicom.<br />

Einfaches Von DeTeMobil wurde im Jahr 1997 ein einfaches Über<br />

Übertragungs- tragungsprotokoll für Flottenanwendungen konzipiert.<br />

protokoll Im wesentlichen werden hier Funktionen zur Status- und<br />

Positionsübermittlung sowie zum Nachrichtenaustausch<br />

definiert (siehe Kapitel 3.5, Beispiel A).<br />

Auch dieses Protokoll basiert auf GSM/SMS. Es ist auch<br />

im europäischen Ausland einsetzbar.<br />

Eine Vielzahl von Bordcomputerherstellern hat zugesagt,<br />

diesen Standard zu unterstützen und entsprechende Geräte<br />

bereitzustellen und lizenzieren zu lassen.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07520 Software für die Flottentelematik<br />

Seite 14<br />

Nachteil des GATS-Standards sind die hohe Komplexität<br />

und die aufwendige Umsetzung im Bordcomputer. Damit ist<br />

die Zahl <strong>der</strong> unterstützenden Bordcomputerhersteller noch klein.<br />

An<strong>der</strong>erseits ist <strong>der</strong> von DeTeMobil gesetzte Standard <strong>der</strong>zeit<br />

nur für relativ einfache Monitoring-Anwendungen geeignet.<br />

Es wurde jedoch bereits von relativ vielen Herstellern<br />

von Fahrzeughardware Unterstützung zugesagt. Gleichzeitig<br />

wird die Weiterentwicklung des Standards für komplexere<br />

Aufgabenstellungen betrieben.<br />

Beide Standards sind noch nicht breit im Markt eingeführt.<br />

Es ist heute jedoch absehbar, daß zukünftige Anwendungen<br />

<strong>der</strong> Flottentelematik weitgehend auf solche Standards setzen<br />

werden.<br />

4.2 Standardisierung <strong>der</strong> Schnittstelle zu Flottentelematikanwendungen<br />

Die Weiterverarbeitung <strong>der</strong> zwischen Fahrzeugendgerät und<br />

<strong>der</strong> Flottenmanagementzentrale ausgetauschten Informationen<br />

geschieht in den Anwendungsprogrammen.<br />

Auch hier hat sich in <strong>der</strong> Vergangenheit die starke Verknüpfung<br />

mit den Übertragungsprotokollen ausgewirkt. Durch die<br />

durchgehende Protokollverbindung waren Anwendung und<br />

Bordcomputer weitgehend voneinan<strong>der</strong> abhängig. Es war in<br />

<strong>der</strong> Regel nicht möglich, bei einer Anwendung mit unterschiedlichen<br />

Fahrzeugendgeräten Daten auszutauschen.<br />

Von <strong>der</strong> PTV GmbH in Karlsruhe wurde in Zusammenarbeit<br />

mit den wesentlichen Anbietern von Bordcomputern<br />

Anwendungs- und Flottentelematik-Diensten ein Anwendungsprotokoll<br />

protokoll (FAP Fleet Application Protocol) definiert, das eine weitgehende<br />

Entkopplung von Anwendungen und den Übertragungsprotokollen<br />

und Fahrzeuggeräten ermöglicht.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Seite 15<br />

Diese Datenschnittstelle deckt einerseits alle wesentlichen<br />

Funktionen <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit verfügbaren Anwendungsprogramme<br />

ab und schafft an<strong>der</strong>erseits die Voraussetzungen für einen<br />

einheitlichen Zugang von einer Anwendung zu unterschiedlichen<br />

Kommunikationsdiensten und -protokollen <strong>der</strong> Flottentelematik.<br />

Darüber hinaus werden auch wesentliche<br />

Funktionen aus <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> wie z. B. Verkehrsinformationen<br />

über diese Anwendungsprotokolle für die Flottentelematik<br />

zugänglich gemacht.<br />

Das FAP-Protokoll ist ein möglicher Kandidat für die Standardisierung<br />

<strong>der</strong> Anwendungsschnittstelle in <strong>der</strong> Flottentelematik.<br />

Es wurde aus diesem Grund vollständig veröffentlicht<br />

und soll auch in enger Zusammenarbeit mit unterschiedlichen<br />

Marktpartnern weiterentwickelt werden.<br />

4.3 Das Anwendungsprotokoll FAP<br />

Das Anwendungsprotokoll FAP (Fleet Application Protocol)<br />

beschreibt den Datenaustausch zwischen Anwendungen<br />

<strong>der</strong> Flottentelematikzentrale und einem geeigneten Kommunikationsserver,<br />

<strong>der</strong> dieses Protokoll bedient.<br />

Unabhängigkeit Entscheidend ist die Unabhängigkeit <strong>der</strong> Anwendung von<br />

<strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Erreichbarkeit <strong>der</strong> Fahrzeuge über unterschiedliche<br />

Dienste und Fahrzeugendgeräte. Hierfür werden vom Anwendungsprotokoll<br />

die eigentlichen Übertragungsprotokolle<br />

und Kommunikationswege vor <strong>der</strong> Anwendung verborgen.<br />

Erst ein geeigneter Kommunikationsserver sorgt jedoch für<br />

die Umsetzung <strong>der</strong> Anfragen in die jeweilige spezifische<br />

„Sprache“ und kommuniziert mit den Fahrzeugen (Kapitel 4.4).<br />

Das FAP deckt alle wesentlichen Leistungen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Flottentelematiksysteme ab. Es ist unterglie<strong>der</strong>t<br />

in einzelne Funktionsbereiche (Abb. 2).<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07520 Software für die Flottentelematik<br />

Seite 16<br />

Abb. 2: Funktionsbereiche des FAP-Protokolls<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Seite 17<br />

4.4 Anbindung unterschiedlicher Kommunikationswege<br />

und Bordcomputer über einen Protokollumsetzer<br />

Die Integration <strong>der</strong> einzelnen Protokolle und Dienste erfolgt<br />

über einen FPS Fleet Protocol Server.<br />

Dieser basiert auf einem Standard-Kommunikationsserver.<br />

Standardmäßig stehen damit folgende Funktionen zur Verfügung:<br />

Verwaltung von Fahrzeugen und <strong>der</strong>en Erreichbarkeit;<br />

Statusüberwachung für alle DFÜ-Schnittstellen;<br />

Protokollierung aller aus- und eingehenden Nachrichten;<br />

Archivierung und Archivverwaltung für Protokolldaten;<br />

Multi-User-Zugang mit Zugangsschutz für Anwendungsprogramme.<br />

Für die Realisierung des FPS sind folgende wesentliche<br />

Erweiterungen notwendig:<br />

Bedienung <strong>der</strong> FAP-Schnittstelle;<br />

Verwaltung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> einzelnen FT-Systeme;<br />

Erweiterung <strong>der</strong> Fahrzeugverwaltung bezüglich verfügbaren<br />

FT-Systems;<br />

Dienstekonverter zwischen FAP-Schnittstelle und Protokollschnittstellen<br />

<strong>der</strong> FT-Systeme.<br />

Die entscheidende Technologie liegt im Dienstekonverter.<br />

Hier müssen die Anfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> FAP-Schnittstelle<br />

bzw. aus Fahrzeugnachrichten transparent für Anwendungsprogramme<br />

und FT-Systeme umgesetzt werden. Da nicht<br />

alle FT-Systeme gleiche Leistungscharakteristika haben, müssen<br />

einzelne Leistungsbereiche entwe<strong>der</strong> nachgebildet o<strong>der</strong><br />

dem Anwendungsprogramm als „nicht verfügbar“ zurückgemeldet<br />

werden. Außerdem müssen die Transaktionsabläufe<br />

aus <strong>der</strong> FAP-Schnittstelle in einzelne Bearbeitungsschritte<br />

zerlegt werden.<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98<br />

Abb. 3: Struktur des FPS Fleet Protocol Server<br />

Seite 18<br />

07520 Software für die Flottentelematik


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Die Kommunikation zwischen Anwendungsprogrammen<br />

und FPS erfolgt über standardisierte Protokolle (TCP/IP).<br />

Damit ist auch die Integration in Nicht-Windows-Umgebungen<br />

wie UNIX o<strong>der</strong> AS/400 einfach möglich.<br />

5 Integration <strong>der</strong> Flottentelematik in die operative Abwicklung<br />

Gesamte Die Zukunft <strong>der</strong> Flottentelematik wird in <strong>der</strong> durchgehenden<br />

logistische Integration in die gesamte logistische Prozeßkette liegen.<br />

Prozeßkette Hier müssen – vergleichbar zum Teilsystem Flottentelematik<br />

– heterogene Systembausteine miteinan<strong>der</strong> verknüpft<br />

und zu einem operativ nutzbaren Gesamtsystem verbunden<br />

werden.<br />

Die wesentlichen Systembausteine sind hierbei (Abb. 4A):<br />

Auftragsabwicklung<br />

Disposition<br />

Flottenmanagement<br />

Fuhrparkinformationssystem<br />

Seite 19<br />

Die einzelnen Daten werden dabei in vielen Fällen von<br />

einem System zum an<strong>der</strong>en weitergereicht. Es ergeben sich<br />

viele unterschiedliche Schnittstellen in Abhängigkeit von<br />

den Lieferanten <strong>der</strong> einzelnen Systembausteine.<br />

Zentrale Alternativ hierzu können die Kommunikationsschnittstellen<br />

Datenbank durch die Ergänzung einer zentralen Datenbank für den<br />

gesamten Anwendungsbereich <strong>der</strong> Transportabwicklung reduziert<br />

werden (TOP DB – Transport Operations Database)<br />

(Abb. 4B).<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98<br />

Abb. 4: Kreislauf ohne und mit TOP DB<br />

Seite 20<br />

07520 Software für die Flottentelematik


Software für die Flottentelematik 07520<br />

Seite 21<br />

Voraussetzung hierfür ist die Einigung auf ein einheitliches<br />

Datenmodell für diese zentrale Datenbank. Dieses Datenmodell<br />

muß den gesamten Anwendungsbereich des Flottenmanagements<br />

inklusive <strong>der</strong> entsprechenden Planungsaufgaben<br />

abdecken.<br />

Erste solche Datenmodelle sind verfügbar und werden <strong>der</strong>zeit<br />

zwischen unterschiedlichen Anbietern von Systembau-<br />

De-facto- steinen abgestimmt. Dadurch soll ein De-facto-Standard ge-<br />

Standard schaffen werden, <strong>der</strong> einerseits für die Lieferanten <strong>der</strong> Systembausteine<br />

eine Vereinfachung <strong>der</strong> Schnittstellen ermöglicht<br />

und an<strong>der</strong>erseits dem Nutzer eine einfachere Austauschbarkeit<br />

von Systembausteinen und damit größere Unabhängigkeit<br />

garantiert.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e können für gängige Abwicklungssysteme Standardanbindungen<br />

entwickelt werden, die eine einfache Integration<br />

<strong>der</strong> Flottenmanagementzentralen ermöglichen. Die<br />

zentrale Datenbank TOP DB ist dann gleichzeitig Zugang<br />

zur Flottentelematik über eine standardisierte Schnittstelle<br />

wie FAP und bietet Verbindungsmodule zu Flottenmonitoring,<br />

Dispatching und zu weitergehenden Informationssystemen<br />

(Fuhrparkinformationssystem, Sendungsverfolgung).<br />

2. Akt.-Liefg. November 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07520 Software für die Flottentelematik<br />

Seite 22<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 2. Akt.-Liefg. November 98


<strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz 07610<br />

Der Datenschutz im Spannungsfeld<br />

<strong>der</strong> Verkehrs-Telematik-Systeme<br />

von<br />

Heinz-Werner Ehlgen<br />

1 Einführung<br />

Seite 1<br />

Die an an<strong>der</strong>er Stelle dieses Sammel-Werkes ausführlich<br />

beschriebenen Systeme zur Verbesserung <strong>der</strong> Verkehrsinformationen<br />

mit Ausblick auf die Möglichkeiten zur interaktiven<br />

Verkehrslenkung stellen zunächst für den technischen<br />

Bereich eine große Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />

Dies insbeson<strong>der</strong>e deswegen, weil eine Vielzahl von Einzelelementen<br />

– Straße, Fahrzeug, Umgebungsbedingungen,<br />

Standortbestimmung, Verkehrsfluß, vorausschauende Verkehrsinformationen,<br />

Signalübertagung etc. – aufeinan<strong>der</strong> „zu entwickelt“<br />

und zu funktionierenden Gesamtsystemen zusammengeführt<br />

werden müssen.<br />

Erst auf den zweiten Blick erschließt sich dem zunächst technisch-kundigen<br />

Betrachter, daß durch die Kombination insoweit<br />

neu geschaffener funktioneller Einheiten gerade auch<br />

im Bereich des Datenschutzes beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

zu bewältigen sind.<br />

Dabei muß für die Anbieter von Telematik-Systemen beson<strong>der</strong>s<br />

im Vor<strong>der</strong>grund stehen, daß die – so das Bundes-<br />

Informationelle verfassungsgericht im sogenannten Volkszählungsurteil –<br />

Selbst- informationelle Selbstbestimmung des einzelnen gewahrt<br />

bestimmung wird und die Speicherung und Übermittlung von personenbezogenen<br />

Daten mit den zur Verfügung stehenden Mitteln<br />

<strong>der</strong> Technik vor unzulässigen Fremdzugriffen geschützt werden.<br />

Es muß in diesem Zusammenhang auch im Interesse<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07610 <strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz<br />

Seite 2<br />

<strong>der</strong> Anbieter liegen, daß die Telematik-Kunden über die<br />

technischen Zusammenhänge nicht im unklaren gelassen<br />

werden; denn nur so kann Vertrauen in die Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> begründet und hinsichtlich kommen<strong>der</strong><br />

Weiterentwicklungen gefestigt und gestärkt werden.<br />

2 Passive Systeme<br />

Seit einigen Jahren sind die bekannten Navigationssysteme<br />

verschiedener Hersteller und Anbieter im Einsatz. Durch<br />

technische Weiterentwicklungen wurde zwischenzeitlich eine<br />

bemerkenswerte Verläßlichkeit hinsichtlich <strong>der</strong> Fahr-/Wege-<br />

Empfehlungen erreicht.<br />

Bei diesen Navigationssystemen werden durch fahrzeuginterne<br />

Einheiten auf entsprechende Abfrage des Nutzers<br />

Ziel-/Wege-Berechnungen vorgenommen und in geeigneter<br />

Weise – akustisch und/o<strong>der</strong> optisch – dem Fahrer vermittelt.<br />

Die einzige „Außenwirkung“ besteht diesbezüglich darin,<br />

daß <strong>der</strong> fahrzeuginterne Empfänger für Signale des bekann-<br />

GPS-System ten internationalen GPS-Systems dem Fahrzeug-Navigationssystem<br />

im Zusammenspiel mit vorhandener Rad-Sensorik<br />

die Errechnung von Positionsdaten erlaubt. Denn diese wie<strong>der</strong>um<br />

bilden die Basis für die fortzuschreibenden Fahrweg-<br />

Empfehlungen.<br />

Datenschutz- Datenschutzrechtliche Konsequenzen ergeben sich aus dierechtliche<br />

ser technischen Systematik <strong>der</strong>zeit nicht, denn das interakti-<br />

Konsequenzen ve Zusammenwirken zwischen Fahrer und Navigationssystem<br />

beinhaltet keine Speicherung o<strong>der</strong> Weiterverwendungs-<br />

In das möglichkeiten von personenbezogenen Daten, zumal die Sig-<br />

Fahrzeug nale zur Positionsbestimmung nur „in das Fahrzeug hineinhineinwirken<br />

wirken“.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


<strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz 07610<br />

Damit diese Technologie, die trotz Weiterentwicklung auf<br />

parallelen Gebieten in den nächsten Jahren ihren Kundenkreis<br />

noch erweitern wird, auf Dauer datenschutzrechtlich<br />

unbedenklich bleibt, sind entwicklungsseitig Vorkehrungen<br />

zu treffen, z. B. zurückgelegte Wegstrecken für<br />

Fremdzugriffe nicht zugänglich zu machen. Vorzugsweise<br />

sollten keine entsprechenden Speicherungen stattfinden, die<br />

technisch ohne weiteres machbar wären.<br />

3 Aktive Systeme<br />

Unter aktiven Systemen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> sind solche<br />

Systeme zu verstehen, die auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> vorstehend beschriebenen<br />

Passivsysteme über drahtlose Netze mit System-<br />

Recheneinheiten kommunizieren. Auf diese Weise können<br />

interaktive Nutzungen z. B. zwischen Fahrer und Rechnerzentrale<br />

des jeweiligen Anbieters erfolgen und punktuelle<br />

Ziel-Abfragen mit aktuellen Verkehrsinformationen bis hin<br />

zu Umleitungs-Empfehlungen vorstellbar werden 1) .<br />

Die aktiven Systeme werden bis auf absehbare Zeit für die<br />

bidirektionale Datenübermittlung zwischen Fahrzeug und<br />

Dienste-Anbieter-Zentrale die Datenkanäle des D1/D2-GSM-<br />

Telefonnetzes verwenden (müssen). Insoweit tangiert die<br />

Weiterentwicklung im Automobilbereich zum ersten Mal in<br />

wesentlichem Umfang den Bereich <strong>der</strong> Telekommunikation.<br />

Das rechtliche Regelungsumfeld <strong>der</strong> drahtlosen Telefonie<br />

enthält – auch unter Einbeziehung <strong>der</strong> seit dem Start von<br />

D1 und D2 gesammelten Erfahrungen – dezidierte Vorschriften<br />

für die Netzbetreiber D1 und D2 sowie für die<br />

vielen nach dem Telekommunikationsgesetz zugelassenen<br />

und entsprechende Dienste vermittelnden Service-Provi<strong>der</strong>n.<br />

1 ) Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Drucklegung bestehen bereits einige interaktive Angebote.<br />

Seite 3<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07610 <strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz<br />

Seite 4<br />

Grundsätzlich und vorbehaltlich weiterer Erwägungen kann<br />

also davon ausgegangen werden, daß die Übermittlung von<br />

Sprachkommunikation über ausreichende datenschutzrechtliche<br />

Vorgaben zum Schutz <strong>der</strong> personenbezogenen Datenbenutzer<br />

verfügt.<br />

Es stellt sich aber die rechtliche Frage, unter welchen Regelungsbereich<br />

aktive Telematik-Systeme fallen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch, was ihren Bestandteil <strong>der</strong> drahtlosen Übermittlung<br />

von Daten angeht.<br />

Hierzu ist zunächst ein „Ausflug“ in das Gebiet des Medienrechts<br />

erfor<strong>der</strong>lich; dieser Ansatz drängt sich naturgemäß<br />

nicht unbedingt in erster Linie auf.<br />

Im Bereich des Telekommunikations-/Medienrechts haben<br />

sich Bund und Län<strong>der</strong> in den letzten Jahren über die Regelungskompetenzen<br />

hinsichtlich <strong>der</strong>jenigen Dienste und Angebote<br />

streitig auseinan<strong>der</strong>gesetzt, die über den klassischen<br />

Rundfunk hinausgehen. Der Hintergrund liegt schlicht darin,<br />

daß Bund und Län<strong>der</strong> gleichermaßen Einfluß gewinnen<br />

wollten, um den Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen<br />

von Multimedia und sog. Mehrwertdiensten prägenden<br />

Einfluß zu verleihen.<br />

Grundvoraussetzung für das Verständnis besteht in <strong>der</strong> Regelung<br />

des Artikels 73 Nr. 7 des Grundgesetzes. Danach<br />

steht dem Bund die ausschließliche Gesetzgebung über<br />

„Das Postwesen und die Telekommunikation“ zu.<br />

Die Gesetzgebungskompetenz für den Rundfunkbereich hat<br />

das Grundgesetz nicht festgelegt; diese wurde den Län<strong>der</strong>n<br />

jedoch in seiner ersten Rundfunkentscheidung zugebilligt 2) .<br />

Seitdem regeln die Län<strong>der</strong> die Rundfunkordnung <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland im Rahmen von Län<strong>der</strong>-Staatsverträgen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


<strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz 07610<br />

Hiervon ausgehend wird verständlich, daß <strong>der</strong> Bund unter<br />

an<strong>der</strong>em mit seinem Teledienstegesetz 3) in den Regelungsbereich<br />

des Nicht-Rundfunks eingriff und insoweit eine entsprechende<br />

Rechtsgrundlage beanspruchte.<br />

Teledienste- Da hier <strong>der</strong> Bereich des Verkehrs und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Vergesetz<br />

kehrstelematik diskutiert wird, muß darauf hingewiesen werden,<br />

daß das Teledienstegesetz hierfür eine mögliche Rechtsgrundlage<br />

darstellen kann.<br />

§ 2 Geltungsbereich<br />

2) BVerfGE 12 205 ff.<br />

3) vom 22. Juli 1997 (BGBl. I S. 1870)<br />

Seite 5<br />

1. Die nachfolgenden Vorschriften gelten für alle elektronischen<br />

Informations- und Kommunikationsdienste, die für<br />

eine individuelle Nutzung von kombinierbaren Daten wie<br />

Zeichen, Bil<strong>der</strong> und Töne bestimmt sind und denen eine<br />

Übermittlung mittels Telekommunikation zugrunde liegt<br />

(Teledienste).<br />

2. Teledienste im Sinne des Abs. 1 sind insbeson<strong>der</strong>e ...<br />

2. Angebote zur Information o<strong>der</strong> Kommunikation, soweit<br />

nicht die redaktionelle Gestaltung zur Meinungsbildung<br />

im Vor<strong>der</strong>grund steht (Datendienste, z. B. Verkehrs-,<br />

Wetter-, Umwelt- und Börsendaten, Verbreitung<br />

von Information über Waren- und Dienstleistungsangebote),<br />

...<br />

<br />

Der mit dem Teledienstegesetz korrespondierende – um nicht<br />

zu sagen konkurrierende – Mediendienste-Staatsvertrag 4)<br />

behandelt in seinem Geltungsbereich folgendes:<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07610 <strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz<br />

Seite 6<br />

§ 2 Geltungsbereich<br />

(1) Dieser Staatsvertrag gilt für das Angebot und die<br />

Nutzung von an die Allgemeinheit gerichteten Informations-<br />

und Kommunikationsdiensten (Mediendienste) in<br />

Text, Ton o<strong>der</strong> Bild, die unter Benutzung elektromagnetischer<br />

Schwingungen ohne Verbindungsleitung o<strong>der</strong><br />

längs o<strong>der</strong> mittels eines Leiters verbreitet werden. Die<br />

Bestimmungen des Rundfunkstaatsvertrages bleiben unberührt.<br />

Ferner bleiben die Bestimmungen des Teledienstegesetzes<br />

in <strong>der</strong> in einem Bundesgesetz erstmalig<br />

beschlossenen Fassung sowie des Telekommunikationsgesetzes<br />

unberührt.<br />

(2) Mediendienste im Sinne von Absatz 1 sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />

...<br />

4. Abrufdienste, bei denen Text-, Ton- o<strong>der</strong> Bilddarbietungen<br />

auf Anfor<strong>der</strong>ung aus eletronischen Speichern<br />

zur Nutzung übermittelt werden, mit Ausnahme von<br />

solchen Diensten, bei denen <strong>der</strong> individuelle Leistungsaustausch<br />

o<strong>der</strong> die reine Übermittlung von Daten<br />

im Vor<strong>der</strong>grund steht, ferner von Telespielen.<br />

Das beson<strong>der</strong>e Augenmerk ist in diesem Zusammenhang zu<br />

richten auf die vom Autor hervorgehobene Ausnahme in Abs. 2<br />

Nr. 4, die <strong>der</strong> Individual-Kommunikation zuzuordnen ist.<br />

Die beschriebene Problematik zur Gesetzgebungs-Kompetenz<br />

zwischen Bund und Län<strong>der</strong>n hat zwar erkennbar zu einer<br />

erheblichen Grauzone geführt, im Ergebnis kann aber davon<br />

ausgegangen werden, daß für Telematik-Dienste das<br />

Teledienstegesetz als lex specialis anzusehen ist. 5)<br />

4) vom 20. Januar bis 7. Februar 1997, Inkrafttreten 1. August 1997<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


<strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz 07610<br />

4 Datenschutz bei Telematik als Teledienst i. S. des TDG<br />

Der Gesetzgeber hat für den Bereich <strong>der</strong> Teledienste bereits<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> ersten Textentwürfe die Notwendigkeit<br />

erkannt, zusätzliche und das Bundesdatenschutzgesetz<br />

ergänzende Regelungen zum Datenschutz bei Telediensten<br />

einzuführen. Dies erfolgte im Rahmen des Erlasses<br />

des Teledienste-Datenschutzgesetzes (TDDSG). 6)<br />

Dessen „Grundsätze für die Verarbeitung personenbezogener<br />

Daten“ (§ 3) und „datenschutzrechtliche Pflichten des Diensteanbieters“<br />

beinhalten bereits die beiden vom Bundesdatenschutzgesetz<br />

bekannten Elemente und werden spezifiziert.<br />

Verarbeitung, Speicherung und Weitergabe<br />

von personenbezogenen Daten nur in<br />

absolut erfor<strong>der</strong>lichem Umfang<br />

und<br />

Seite 7<br />

Einwilligungsmöglichkeiten des betroffenen<br />

Nutzers für gesteigerte Verwendungsmöglichkeiten<br />

personenbezogener Daten bzw.<br />

Verzicht auf Auskunftsrechte.<br />

Bei <strong>der</strong> Anwendung in <strong>der</strong> Praxis werden die Vertragsverhältnisse<br />

zwischen Diensteanbieter und Kunden darauf zu<br />

untersuchen sein, ob die hier einschlägigen gesetzlichen Vorschriften<br />

eingehalten sind.<br />

5) Hierfür spricht auch die Begründung des entsprechenden Referenten-Entwurfs, <strong>der</strong> zu<br />

den in Abs. 2 Nr. 1 enthaltenen Regelungsgebieten u. a. neue Formen <strong>der</strong> Zusammenarbeit,<br />

wie beispielsweise bei den Anwendungen Telearbeit, Telemedizin, Telelernen,<br />

Telematik u. a., erweiterte Formen <strong>der</strong> Individualkommunikation einbezieht. Sofern sich<br />

<strong>der</strong> Mediendienste-Staatsvertrag insoweit nicht „zurückgehalten“ hätte, wäre eine definitiv<br />

unklare Rechtslage entstanden.<br />

6) vom 22. Juli 1997, BGBl. I S. 1870<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07610 <strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz<br />

Seite 8<br />

Dies bezieht sich beispielhaft auf die Frage, auf welche<br />

Weise die Datenübermittlung einer Verkehrsziel-Anfrage erfolgt,<br />

wie sie bearbeitet, eventuell gespeichert und an den<br />

Kunden mittels einer Verkehrsinformation rückübermittelt wird.<br />

Rein theoretisch ist vorstellbar, daß sich allein aus einer<br />

Vielzahl von Verkehrsabfragen durch einzelne Nutzer und<br />

die Einbeziehung von Informationen aus den GSM-Funkzellen<br />

Wegstrecken ermitteln und speichern lassen.<br />

Zweifelsfrei wären solche Vorgänge vom Vertragszweck<br />

– Verkehrsinformationen – nicht mehr gedeckt und eine Einwilligung<br />

<strong>der</strong> betroffenen Dienste-Kunden wäre vernünftigerweise<br />

nicht zu erwarten.<br />

Es ist im weiteren bekannt, daß sich Systeme in <strong>der</strong> Entwicklung<br />

befinden, die aus <strong>der</strong> Zusammenfassung von einzelnen<br />

automatisiert ermittelten Fahrzeug-Standortdaten einen<br />

deutlich genaueren Überblick über die flächendeckende Verkehrslage<br />

erzeugen werden. 7)<br />

Hier sind die Fahrzeug-Hersteller, Netzbetreiber (D1 und<br />

D2) und Diensteanbieter aufgerufen, bei den Kunden <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrstelematik</strong>-Systeme für das notwendige Vertrauen<br />

zu sorgen, daß ihr Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung<br />

unter Einbeziehung <strong>der</strong> Regelung des Bundes-/Teledienste-Datenschutzgesetzes<br />

nicht unzulässig eingeschränkt<br />

wird.<br />

Technisch gesehen ergeben sich auf diese Weise erhebliche<br />

Fortschritte, auch was die Kostenseite <strong>der</strong> Beschaffung von<br />

Verkehrsinformationen angeht. Wenn die Kundenseite durch<br />

ihre eigenen Fahrzeugbewegungen wie<strong>der</strong>um dazu beitragen<br />

kann, die Genauigkeit <strong>der</strong> Dienste zu erhöhen, kann man<br />

durchaus von erwünschten synergistischen Effekten sprechen.<br />

7) Diese Systeme werden als Floating-car-data-System (FCD) bezeichnet.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


<strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz 07610<br />

Dies darf aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite nicht dazu führen, daß<br />

die berechtigten Interessen des einzelnen in ihren wesentlichen<br />

Elementen beeinträchtigt und über die Mitwirkungsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> Kunden durch ihre Zustimmungshandlun-gen<br />

hinaus verletzt werden.<br />

5 Ausblick<br />

Seite 9<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>-Systeme ist sehr jung,<br />

<strong>der</strong>en technische Entwicklung alles an<strong>der</strong>e als abgeschlossen<br />

und auch die Möglichkeiten <strong>der</strong> zukünftigen Entwicklungen<br />

erst angedacht. Es wird daher zukünftig einer konkreten<br />

Anwendung <strong>der</strong> hier genannten Grundsätze auf die<br />

Inhalte <strong>der</strong> in Kürze bekanntwerdenden <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Dienste bedürfen.<br />

In diesem Zusammenhang wird insbeson<strong>der</strong>e zu überprüfen<br />

sein, welche bidirektionalen Übermittlungs-/Speichervorgänge<br />

<strong>der</strong> Kommunikationsdaten datenschutzrechtliche Gefährdungen<br />

aufweisen und ob diesen von den Fahrzeug-<br />

Herstellern/Netzbetreibern D1 und D2/Diensteanbietern in<br />

gebotenem rechtlichen Umfang zum Schutz <strong>der</strong> Nutzer<br />

begegnet worden ist. Markterfolge werden sich auf Dauer<br />

für <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste nur einstellen, wenn das notwendige<br />

Kundenvertrauen gleich zu Beginn dieser technischen<br />

Entwicklungen geschaffen und zukünftig gefestigt<br />

werden kann.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


07610 <strong>Verkehrstelematik</strong> und Datenschutz<br />

Seite 10<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Wirkungen, Nutzen<br />

08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Karl-Oskar Proskawetz<br />

08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Horst Krampe<br />

08210 <strong>Verkehrstelematik</strong> in Deutschland und Europa<br />

aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Verkehrspolitik<br />

Josef Kunz<br />

08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Christian Wilkens, Dr. Marcus Poggenpohl<br />

4. Akt.-Liefg. August 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

08<br />

Seite 1


08<br />

Seite 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. August 99


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

von<br />

Dr. Karl-Oskar Proskawetz<br />

1 Zielsetzung<br />

Seite 1<br />

Historie Die Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger ist sowohl im Güterverkehr<br />

als auch im Personenverkehr seit über 40 Jahren<br />

fester Bestandteil <strong>der</strong> Verkehrspolitik (Sönnichsen: 40 Jahre<br />

Verkehrspolitik). So soll <strong>der</strong> öffentliche Personennah- und<br />

-fernverkehr zum einen ein Grundangebot für die Bevölkerungskreise<br />

anbieten, die nicht am Individualverkehr teilnehmen<br />

können o<strong>der</strong> wollen. Mit <strong>der</strong> Entlastung vom Autoverkehr<br />

ergibt sich vor allem in den Ballungsräumen<br />

zugleich ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz. Auch im<br />

Güterverkehr gab es schon immer eine Zusammenarbeit<br />

zwischen Schiene und Straße. Stückgut und Expreßgut<br />

wurden mit <strong>der</strong> Bahn transportiert und von Rollfuhrunternehmen<br />

an die Kunden ausgeliefert o<strong>der</strong> bei diesen abgeholt.<br />

Huckepack- und Containerverkehr sowie die „Rollende<br />

Landstraße“ stellen weiter Stationen des „kombinierten<br />

Verkehrs“ dar. Analog zum motorisierten Individualverkehr<br />

im Bereich des Personenverkehrs gewann jedoch <strong>der</strong> Straßengüterverkehr<br />

insbeson<strong>der</strong>e wegen seiner hohen Flexibilität<br />

und Schnelligkeit immer stärkere Marktanteile und dominiert<br />

seit langem in <strong>der</strong> nationalen und internationalen Verkehrsstatistik.<br />

Politische Aufgrund <strong>der</strong> heutigen Dominanz des Straßengüter- und<br />

Zielsetzung des motorisierten Individualverkehrs und <strong>der</strong> prognostizierten<br />

Verkehrszuwächse als Folge des europäischen Binnenmarktes<br />

sowie <strong>der</strong> Öffnung <strong>der</strong> Grenzen nach Osteuropa<br />

rücken umweltpolitische Aspekte zunehmend in den Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> europäischen Verkehrspolitik (CEMT/OECD:<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 2<br />

Verkehrspolitik und Umwelt, 1991). Zukünftiges intermodales<br />

Verkehrsmanagement soll die Fahrzeugbenutzung und<br />

die daraus resultierenden Verkehrsträgeranteile in Richtung<br />

„Umweltverbund“ beeinflussen. Beschränkungen und Gebührenerhebung<br />

im Straßenverkehrswesen, die För<strong>der</strong>ung<br />

umweltfreundlicher Fahrzeuge sowie die Stärkung des<br />

öffentlichen Verkehrs sollen entsprechende Beiträge zur<br />

umweltschonen<strong>der</strong>en Verkehrsabwicklung liefern. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die stärkere Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger ist geeignet,<br />

die Anzahl <strong>der</strong> Fahrzeugbewegungen von <strong>der</strong> zu erbringenden<br />

Transportleistung zu entkoppeln und den notwendigen<br />

Verkehr zu minimieren. Aus diesem Grunde werden<br />

bereits seit Jahrzehnten Forschungsvorhaben, Studien und<br />

Pilotanwendungen zur Verkehrsträgervernetzung sowohl<br />

auf nationaler als auch auf europäischer Ebene geför<strong>der</strong>t.<br />

Marktwirt- Die Akzeptanz dieser politisch gewünschten intermodalen<br />

schaftliche Verkehrsangebote durch den Kunden hängt jedoch sehr<br />

Akzeptanz davon ab, inwieweit es den Unternehmen des Verkehrsbereichs<br />

gelingt, mit Hilfe <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Verkehrstelematik</strong> auf<br />

die Kundenbedürfnisse zugeschnittene, wettbewerbsfähige<br />

Dienstleistungen anzubieten. Aus Sicht des Kunden gilt es,<br />

die bisher zu langen intermodalen Transportzeiten zu<br />

verkürzen,<br />

die Gesamttransportkosten zu reduzieren,<br />

die mangelnde Transparenz (Information) vom Vorfeld<br />

über die gesamte Wege- bzw. Transportkette bis hin zum<br />

Nachfeld zu verbessern und<br />

den Kundenkomfort von <strong>der</strong> Transportplanung bis hin<br />

zur Transportabwicklung zu erhöhen.<br />

Diese Wettbewerbsfor<strong>der</strong>ungen gelten grundsätzlich sowohl<br />

für den Güter- als auch für den Personentransport in<br />

ähnlicher Weise. Sie lassen sich nur durch ein Bündel von<br />

unterschiedlichsten Maßnahmen wie<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Verkehrsleistung (Mrd. tkm)<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

engere Kooperationen zwischen den Unternehmen,<br />

Verbesserung <strong>der</strong> bestehenden und Bau neuer Infrastruktureinrichtungen<br />

sowie<br />

durch integrierten Einsatz mo<strong>der</strong>nster Telematik<br />

Seite 3<br />

lösen. Diese verschiedenen Aspekte werden nachfolgend<br />

zum Teil exemplarisch für den Güter- und Personentransport<br />

getrennt besprochen und diskutiert.<br />

Binnenländischer Güterverkehr<br />

0<br />

68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80<br />

Jahr<br />

81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92<br />

Eisenbahnen Binnenschiffahrt Straßengüterfernverkehr<br />

Rohrfernleitungen Luftverkehr Straßengüternahverkehr<br />

Abb. 1: Verkehrsleistung des Güterverkehrs in Deutschland; bis 1990 nur BRD, seit 1990<br />

für Gesamtdeutschland (BMV: Verkehr in Zahlen, 1990, 1995)<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 4<br />

Verkehrsleistung (Mrd. Pkm)<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

2 Situationsdarstellung/Handlungsbedarf<br />

Güterverkehrs- In den Industrielän<strong>der</strong>n ist die Verkehrsleistung mit <strong>der</strong> Wirtentwicklung<br />

schaftskraft bis heute eng verkoppelt. Das binnenländische<br />

Güterverkehrsaufkommen in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n lag<br />

während <strong>der</strong> 80er und 90er Jahren etwa konstant bei 3 Mrd. t<br />

pro Jahr, wovon ungefähr zwei Drittel auf den Straßengüternahverkehr<br />

entfielen. Bedingt durch die Globalisierung sowie<br />

die verän<strong>der</strong>ten Produktions- und Vertriebsmethoden<br />

wurden jedoch in diesem Zeitraum die Transportwege zunehmend<br />

länger, weshalb die binnenländische Güterverkehrsleistung<br />

[tkm] stetig auf ihr heutiges Niveau von über<br />

300 Mrd. tkm anstieg. Dieser Anstieg <strong>der</strong> Güterverkehrsleistung<br />

geht im wesentlichen einher mit <strong>der</strong> Entwicklung<br />

des Straßengüterfernverkehrs, wohingegen sich die Transportleistungen<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Transportmittel nur unwesentlich<br />

än<strong>der</strong>ten (Bundesminister für Verkehr: Verkehr in Zahlen<br />

1990 und 1995).<br />

Personenverkehrsleistung<br />

68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94<br />

Jahr<br />

Taxi- und Mietw agen Luftverkehr Eisenbahn Öffentlicher Straßenpersonenverkehr Individualverkehr<br />

Abb. 2: Verkehrsleistung des Personenverkehrs in Deutschland; bis 1990 nur BRD, seit<br />

1990 für Gesamtdeutschland (BMV: Verkehr in Zahlen, 1990, 1995)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Seite 5<br />

Personen- Wirtschaftskraft und Wohlstand eines Landes bedingen neben<br />

verkehrs- einem Transport von Gütern auch ein hohes Maß an Mobi-<br />

entwicklung lität <strong>der</strong> Bürger. Zunehmen<strong>der</strong> Wohlstand bedingt bisher<br />

stets auch ein Anwachsen <strong>der</strong> Verkehrsleistung. In Deutschland<br />

ist in <strong>der</strong> Vergangenheit parallel zur Entwicklung unseres<br />

wirtschaftlichen Wohlstandes das Verkehrsaufkommen im<br />

Personenverkehr ebenfalls permanent angewachsen. Während<br />

die Anzahl <strong>der</strong> durch öffentliche Verkehrsmittel beför<strong>der</strong>ten<br />

Personen seit den 70er Jahren in etwa gleich blieb,<br />

nahm das Verkehrsaufkommen des Individualverkehrs stetig<br />

zu. Bedingt durch die verbesserten Arbeits- und Lebensverhältnisse<br />

wurden auch die Reiseweiten insbeson<strong>der</strong>e im Freizeitverkehr<br />

größer. Beide Effekte spiegeln sich in <strong>der</strong> Personenverkehrsleistung<br />

[Pkm] wi<strong>der</strong>, die eindrucksvoll die heutige<br />

Dominanz des Individualverkehrs bei <strong>der</strong> Personenbeför<strong>der</strong>ung<br />

aufzeigt.<br />

Schere zwischen Deutschland verfügt über eine gut ausgebaute Ver-<br />

Verkehrs- und kehrsinfrastruktur, die 1993 (nur) in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

Infrastruktur- bereits einen Gesamtwert von über 800 Mrd. DM (Preisindex<br />

entwicklung 1991) darstellte. 1993 ermöglichte diese Verkehrsinfrastruktur<br />

<strong>der</strong> alten Bundeslän<strong>der</strong> eine Binnenverkehrsleistung von<br />

über 840 Mrd. Pkm im Personenverkehr und ca. 350 Mrd.<br />

tkm im Güterverkehr (Tab. 2). Das Gesamtverkehrsaufkommen<br />

ist seitdem weiter, bedingt durch die Grenzöffnung nach<br />

Osten, sogar überproportional gestiegen. Für den Zeitraum<br />

von 1988 bis 2010 wurde vom Bundesministerium für Verkehr<br />

im Jahre 1993 ein Wachstum des Güterverkehrs um 78 %<br />

und des Personenverkehrs um 32 % prognostiziert (Bundesministerium<br />

für Verkehr: Strategiepapier 1993). Aufgrund<br />

<strong>der</strong> absehbaren starken Verkehrszuwächse verschärft sich<br />

<strong>der</strong> Zielkonflikt zwischen Verkehr und Umwelt zunehmend<br />

weiter. Gemessen am Verkehrswachstum sind neue Infrastrukturprojekte<br />

im Verkehrsbereich sowohl unter Umweltgesichtspunkten<br />

als auch unter den Zwängen <strong>der</strong> begrenzten<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 6<br />

Jahr 1993 Verkehrsinfrastruktur<br />

zu Preisen von<br />

1991<br />

in [Mrd. DM]<br />

Brutto-Anlageinvestitionen Brutto-Anlagevermögen<br />

Verkehrswege Umschlagplätze Verkehrswege Umschlagplätze<br />

Flugzeug 1,994 18,248<br />

Eisenbahn,<br />

S-Bahn<br />

Stadtschnellbahn,<br />

Straßenbahn<br />

Straßen, Brücken,<br />

Bundesfernstraßen<br />

Binnenwasserstraßen<br />

3,293 0,802 156,552 24,488<br />

1,713 47,515<br />

15,644 495,344<br />

0,956 0,149 34,797 6,392<br />

Seewasserstraßen 0,769 18,096<br />

Rohrfernleitungen 0,267 2,760<br />

Summen<br />

[Mrd. DM]<br />

Gesamt<br />

[Mrd. DM]<br />

21,873 3,714 736,968 67,224<br />

25,587 804,192<br />

Tab. 1: Verkehrsinfrasturktur – Investitionen und Anlagenvermögen nur<br />

ABL (BMV: Verkehr in Zahlen, 1990, 1995)<br />

Luftverkehr<br />

nur Inland<br />

Jahr 1993 Binnenverkehrsleistung<br />

Schienenfernverkehr<br />

Schienennahverkehr<br />

Personenkilometer Transportkilometer<br />

[Mrd. Pkm] [%] [Mrd. tkm] [%]<br />

6,3 0,7 0,46 0,1<br />

33,7 4,0 65,60 18,8<br />

25,0 3,0<br />

Straßenfernverkehr 146,40 42,0<br />

Straßennahverkehr 777,2 92,3 62,90 18,0<br />

Binnenschiffsverkehr<br />

57,60 16,5<br />

Rohrfernleitungen 16,00 4,6<br />

Summen 842,2 100 348,96 100<br />

Tab. 2: Binnenverkehrsleistung – Personen und Güter (BMV: Verkehr<br />

in Zahlen, 1990, 1995)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Seite 7<br />

Haushaltsbudgets in Zukunft immer schwieriger realisierbar.<br />

Ausnutzung Dieser sich weiter vergrößernden Diskrepanz zwischen<br />

<strong>der</strong> Infrastruk- wachsen<strong>der</strong> Verkehrsleistung einerseits und stagnierendem<br />

turkapazitäten Infrastrukturausbau an<strong>der</strong>erseits soll zukünftig durch eine bessere<br />

Ausnutzung <strong>der</strong> Infrastrukturkapazitäten (wenigstens teilweise)<br />

begegnet werden (Bundesministerium für Verkehr:<br />

Strategiepapier 1993). Hierzu sind Verkehrsflüsse zu verbessern,<br />

Verkehrsträger zu vernetzen, Verkehr auf an<strong>der</strong>e Verkehrsmittel<br />

zu verlagern und Verkehr auch unter Ausgestaltung von Marketinginstrumenten<br />

zu vermeiden. Mo<strong>der</strong>ne Verkehrsmanagementsysteme<br />

bilden hierzu sowohl informationstechnisch als auch<br />

organisatorisch eine Grundvoraussetzung.<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Während bis in die 80er Jahre im wesentlichen die einzel-<br />

Verkehrsträger nen Verkehrsträger jeweils für sich optimiert wurden, werund<br />

Übergangs- den seit Ende <strong>der</strong> 80er Jahre auch <strong>der</strong>en Vernetzung und<br />

wi<strong>der</strong>stände Integration sowohl auf nationaler als auch auf europäischer<br />

Ebene vorrangig geför<strong>der</strong>t. Die Idee <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

ist nicht grundsätzlich neu, jedoch scheiterte<br />

<strong>der</strong>en Umsetzung in <strong>der</strong> Vergangenheit zum einen an <strong>der</strong><br />

mangelnden Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse und zum<br />

an<strong>der</strong>en an den (noch) nicht ausreichenden technischen Unterstützungsmöglichkeiten<br />

zur Reduzierung <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Übergangswi<strong>der</strong>stände zwischen den Verkehrssystemen.<br />

Als Beispiele hierfür können<br />

im kombinierten Güterverkehr<br />

die zu langen Umschlag- und Transportzeiten sowie die<br />

zu geringe, in <strong>der</strong> Regel veraltete Information über den<br />

aktuellen Transportstand und<br />

im öffentlichen Personenverkehr<br />

die nicht abgestimmten Fahrpläne von Bahn und regionalen<br />

Verkehrsbetrieben, die unterschiedlichen, regionalen<br />

Tarifsysteme und Fahrscheinautomaten sowie die<br />

mangelnde Planungsinformation für eine überregionale<br />

Reise mit unterschiedlichen Verkehrsträgern dienen.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 8<br />

Erfolgsfaktoren Gerade die großen Fortschritte <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

in den letzten Jahren eröffnen für<br />

die Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger neue Möglichkeiten. Dem<br />

eigentlichen Transport von Personen o<strong>der</strong> Gütern eilt zunehmend<br />

eine zugeordnete, transportspezifische, stets aktuelle<br />

Information voraus. Deren angestrebte län<strong>der</strong>- und verkehrssystemübergreifende<br />

Nutzung bedingt jedoch internationale<br />

Standards für diese Informationen, die von den Geräteherstellern<br />

und Dienstleistern im Verkehrsbereich zum<br />

Teil noch zu erarbeiten und zu harmonisieren sind.<br />

Der Markterfolg intermodaler Verkehrsangebote erfor<strong>der</strong>t<br />

sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr<br />

mehr Flexibilität,<br />

attraktive Transportzeiten,<br />

konkurrenzfähige Transportpreise sowie<br />

zugehörige kundenfreundliche Dienstleistungen, wie z. B.<br />

Beratung, Planung, Optimierung, Zollabwicklung, Reservierung<br />

o<strong>der</strong> Buchung.<br />

Während im Güterverkehr <strong>der</strong> Erfolg intermodaler Transportketten<br />

im wesentlichen durch die betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekte bestimmt wird, spielen im Personenverkehr<br />

zusätzlich individuelle Präferenzen, Gewohnheiten, Komfortbedürfnisse<br />

und Bequemlichkeitsaspekte eine nicht zu<br />

unterschätzende Rolle. Aus diesen Gründen müssen zusätzlich<br />

zu den technischen und organisatorischen Maßnahmen<br />

auch die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen<br />

wie z. B. Aufhebung des Kapotageverbotes, Angleichung<br />

<strong>der</strong> internationalen Transportbesteuerungen, För<strong>der</strong>ung umweltfreundlicher<br />

Verkehre und Kommunikationsstrategien<br />

zur nachhaltigen Verkehrsentwicklung konsequent weiterentwickelt<br />

werden. Weiterhin eröffnet insbeson<strong>der</strong>e die <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

für die Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger neue<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Möglichkeiten und läßt <strong>der</strong>en marktwirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

in greifbare Nähe rücken.<br />

3 Technologien/Systeme und Anwendungen/Wirkungen<br />

Infrastruktur Die Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger geschah in <strong>der</strong> Verund<br />

gangenheit vor allem durch infrastrukturelle Maßnahmen.<br />

Information See- und Binnenhäfen, Güterbahnhöfe und Flugplätze stellen<br />

bis heute wichtige Knotenpunkte dar, die einen Übergang<br />

von einem zu einem an<strong>der</strong>en Verkehrsträger ermöglichen.<br />

Die Infrastrukturvernetzung bildet damit eine notwendige<br />

Voraussetzung zur Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger.<br />

Im Vergleich zu den Transportangeboten eines einzigen Verkehrsträgers<br />

stellen sich dem Kunden jedoch bis heute<br />

Planung, Durchführung und Abwicklung intermodaler Verkehre<br />

wesentlich komplexer und aufwendiger dar. Die von<br />

den Kunden gewünschte, attraktive Gesamtverkehrsdienstleistung<br />

aus einer Hand wird aber erst durch eine Informationsvernetzung<br />

<strong>der</strong> an intermodalen Verkehrsangeboten<br />

beteiligten Partnerfirmen möglich.<br />

Da beide Aspekte für die Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

eine entscheidende Rolle spielen, werden nachfolgend<br />

in Kapitel 3.1 die Infrastrukturvernetzung und<br />

in Kapitel 3.2 die Informationsvernetzung<br />

anhand von Beispielen näher besprochen.<br />

Seite 9<br />

3.1 Infrastrukturvernetzung<br />

Infrastruktur Eine Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger bedingt grundsätzlich<br />

bauliche Maßnahmen, da erst die räumliche Nähe <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Verkehrssysteme des Straßen-, Schienen- und<br />

Luftverkehrs sowie <strong>der</strong> Binnen- und Seeschiffahrt an den<br />

speziellen Netzknoten Übergänge zwischen den Verkehrs-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 10<br />

systemen ermöglicht. Als Beispiele solcher Verkehrsknotenpunkte<br />

können Flugplätze, See- und Binnenhäfen, Bahnhöfe<br />

sowie P&R-Anlagen dienen. Während beim internationalen<br />

Güterverkehrssystem bereits zunehmend regionale<br />

Güterverkehrszentren (GVZ) integriert werden, sind vergleichbare<br />

Mobilitätszentralen für den Personenverkehr zwar<br />

in <strong>der</strong> Diskussion, wurden bisher aber noch nicht systematisch<br />

verwirklicht. Sowohl die Güterverkehrszentren als<br />

auch die Mobilitätszentralen bilden jedoch die Voraussetzung<br />

zur Stärkung des intermodalen Verkehrs. Als Folge <strong>der</strong><br />

betriebswirtschaftlichen sowie volkswirtschaftlichen Optimierungspotentiale<br />

dieser Einrichtungen werden auch neue<br />

Organisationsformen und Dienstleistungen entstehen. Weiterhin<br />

sind die beiden Infrastruktureinrichtungen<br />

Güterverkehrszentren und<br />

Mobilitätszentralen<br />

geeignet, wesentliche Beiträge zur Reduzierung <strong>der</strong> verkehrsbedingten<br />

Umweltbelastungen zu leisten und damit<br />

neue Handlungsspielräume für die regionale Entwicklung<br />

zu schaffen.<br />

3.1.1 Güterverkehrszentren (GVZ)<br />

Umschlagplätze Güterverkehrszentren werden seit Anfang <strong>der</strong> neunziger<br />

des Güter- Jahre in <strong>der</strong> Nähe von Ballungs- und Industriezentren mit guverkehrs<br />

tem Zugang zu den Fernverkehrsnetzen des Schienen- und<br />

Straßenverkehrs sowie ggf. <strong>der</strong> Binnenwasserstraßen gebaut und<br />

dienen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> regionalen Transportlogistik. Sie<br />

bilden die Grundlage zur Verbesserung <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftsstruktur<br />

bei gleichzeitiger Reduzierung des transportbedingten<br />

Verkehrsaufkommens. Die geringere Verkehrsbelastung<br />

entlastet die Umwelt und das regionale Umfeld,<br />

was <strong>der</strong> weiteren Entwicklung <strong>der</strong> Ballungs- und Industriezentren<br />

entgegenkommt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Vorteile <strong>der</strong> Direktverkehre sind logistisch einfacher zu optimieren<br />

GVZ und haben sich in <strong>der</strong> Vergangenheit aufgrund ihrer hohen<br />

Flexibilität und kurzen Transportzeiten insbeson<strong>der</strong>e als<br />

Straßengüterverkehr durchgesetzt. Die Direktverkehre ermöglichen<br />

jedoch keine Transportbündelung und bedingen<br />

einen hohen Anteil von über 30 % Leerfahrten. Damit erzeugen<br />

Direktverkehre ein entsprechend hohes Straßenverkehrsaufkommen<br />

mit allen seinen negativen Auswirkungen<br />

hinsichtlich Verkehrsbelastung und Umweltbeeinträchtigung.<br />

Die regionalen Güterverkehrszentren (GVZ) bilden die infrastrukturelle<br />

Voraussetzung für gebrochene Verkehre, die<br />

eine Bündelung <strong>der</strong> Transporte im Fernverkehr und eine<br />

optimierte Logistik im regionalen Nahverkehr ermöglichen.<br />

Gelingt es, im Fern- und im Nahverkehr wie geplant die<br />

Abb. 3: Beispiele prinzipieller Transportketten im Güterverkehr<br />

Seite 11<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 12<br />

jeweils am besten geeigneten Verkehrsmittel einzusetzen<br />

und durch Transportbündelung Auslieferungs- sowie Leerfahrten<br />

zu vermeiden, so tragen die regionalen Güterverkehrszentren<br />

sowohl zur Reduzierung des Verkehrs und <strong>der</strong><br />

damit verbundenen Umweltbelastung als auch zur Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Transportkosten bei.<br />

Darüber hinaus bildet <strong>der</strong> Zusammenschluß von mehreren<br />

logistischen Dienstleistern in einem Güterverkehrszentrum<br />

die Basis für Kooperationen zwischen den Transportunternehmen,<br />

die größtmögliche Rationalisierungspotentiale bei<br />

<strong>der</strong> Abwicklung von Transportleistungen bieten. Güterverkehrszentren<br />

(GVZ) ermöglichen auf Grund <strong>der</strong> Arbeitsteiligkeit<br />

und Synergiewirkungen logistische, über die Kapazitätsgrenzen<br />

eines einzelnen Betriebes hinausgehende Produktionspotentiale<br />

hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> operativen Kapazitäten, z. B. in Form von Hilfs- und<br />

Werkstattdiensten, Transportmittel, Lager, Umschlageinrichtungen<br />

und Bearbeitungstechnik,<br />

<strong>der</strong> distributiven Kapazitäten durch gemeinsame Verteilnetzwerke<br />

und<br />

<strong>der</strong> dispositiven Kapazitäten bzgl. Organisation und Management.<br />

Weitere Kostenvorteile ergeben sich durch Preisvorteile eines<br />

gemeinsamen Einkaufs, <strong>der</strong> gemeinsamen Nutzung spezialisierter<br />

Mitarbeiter wie z.B. von Gefahrgutbeauftragten<br />

und <strong>der</strong> informationstechnischen Vernetzung. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Abwicklung <strong>der</strong> Disposition im Rahmen <strong>der</strong> City-Logistik<br />

ist ohne ein leistungsfähiges Netzwerk zur Datenverarbeitung<br />

nicht denkbar, worauf in Kapitel 3.2 noch näher<br />

eingegangen wird (Dornier: Kosten-/Nutzenanalyse von<br />

GVZ, 1993).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

3.1.2 Mobilitätszentralen<br />

Umschlag- Das infrastrukturelle Pendant zu den Güterverkehrszentren<br />

plätze des stellen die Mobilitätszentren für die Vernetzung des Personen-<br />

Personen- verkehrs dar (Abb. 4). Flughäfen, Bahnhöfe und P&R-Einverkehrs<br />

richtungen bieten zum Teil bereits heute die zur Vernetzung<br />

<strong>der</strong> Verkehrsträger notwendige räumliche Nähe zwischen den<br />

verschiedenen Verkehrssystemen des Straßen-, Schienen- und<br />

Luftverkehrs. So verfügt beispielsweise ein mo<strong>der</strong>ner Flughafen<br />

über einen Autobahnanschluß, ausreichend bemessene<br />

Parkflächen, integrierte Bushaltestellen, Taxistände und Autovermieternie<strong>der</strong>lassungen,<br />

einen S-Bahnhof sowie einen Fernbahnanschluß.<br />

Darüber hinaus bieten eine Vielzahl von Geschäften<br />

den Kunden weitere vielfältige Dienstleistungen.<br />

Von <strong>der</strong> Information über Buchung und Einkauf bis hin zur<br />

Unterhaltung wird dem Kunden alles unter einem Dach<br />

geboten. Mit ihren vielen, unabhäng voneinan<strong>der</strong> agierenden<br />

Geschäften und Dienstleistern können mo<strong>der</strong>ne Flughäfen<br />

und Bahnhöfe bereits die Keimzellen für zukünftige<br />

Mobilitätszentralen mit umfassenden, überregionalen und<br />

verkehrssystemübergreifenden Dienstleistungen darstellen.<br />

Abb. 4: Beispiele intermodaler Wegketten im Personenverkehr<br />

Seite 13<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 14<br />

Vision Zukünftige Mobilitätszentralen bieten ihren Kunden eine umfassende,<br />

län<strong>der</strong>übergreifende Mobilitätsdienstleistung unabhängig<br />

von Ort und Zeit. Der Kunde einer Mobilitätszentrale<br />

besitzt in <strong>der</strong> Regel kein eigenes Fahrzeug mehr, son<strong>der</strong>n<br />

wählt zur Befriedigung seiner Mobilitätsbedürfnisse in<br />

<strong>der</strong> lokalen Mobilitätszentrale das jeweils geeignetste Verkehrsmittel<br />

vom Stadtfahrzeug über die Reiselimousine bis<br />

hin zum öffentlichen Nah- o<strong>der</strong> Fernverkehrsmittel aus. Die<br />

genutzten Verkehrsmittel werden stets nach dem Bestpreis-<br />

Prinzip über ein einheitliches, benutzerfreundliches Abrechnungssystem<br />

z. B. auf Chipkartenbasis abgerechnet. Zusätzlich<br />

zum intermodalen Verkehrsangebot bieten die Mobilitätszentralen<br />

auch alle mobilitätsrelevanten Informationen, Reservierungen<br />

und Buchungen sowie weitere kundenindividuelle<br />

Serviceleistungen aus einer Hand überregional einheitlich<br />

an (Voy, Proskawetz: Mobilitätsleasing, 1991, 1996).<br />

Beispiel Als Ansatz für eine gut erreichbare Mobilitätszentrale kann<br />

MobiCenter das MobiCenter <strong>der</strong> Wuppertaler Stadtwerke AG dienen, die<br />

als zentraler Baustein eines leistungsfähigen Mobilitätsmanagements<br />

auch den Einsatz von Mobilitätsberatern und -koordinatoren<br />

bei den großen Arbeitgebern und Mobilitätsbeauftragte<br />

bei den kommunalen Gebietskörperschaften mit<br />

einbezieht. Die logistische Verknüpfung aller zur Verfügung<br />

stehenden Betriebsformen vom Fahrrad über den ÖPNV<br />

und die Fernbahn bis hin zu Car-Sharing und Fahrgemeinschaften<br />

wertet den Umweltverbund auf und bietet neue,<br />

kundenorientierte Lösungen für die individuellen Mobilitätsbedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Menschen (Wuppertaler Stadtwerke AG:<br />

MobiCenter, 1996).<br />

Weitere Das Konzept <strong>der</strong> Mobilitätszentralen bedingt zusätzlich zur<br />

Erfor<strong>der</strong>nisse räumlichen Nähe <strong>der</strong> verschiedenen Verkehrsträger unter<br />

einem Dach auch <strong>der</strong>en regionale und überregionale, organisatorische<br />

Kooperation. Der Ausbau <strong>der</strong> einzelnen Mobilitätszentralen<br />

an den jeweiligen Verkehrsknotenpunkten<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Seite 15<br />

(Flughäfen, Bahnhöfen, P&R-Stationen) wird sich dabei<br />

aus wirtschaftlichen Gründen immer nach den lokalen Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

richten. Damit die Kunden die intermodalen<br />

Verkehrsangebote <strong>der</strong> Mobilitätszentralen akzeptieren und<br />

tatsächlich auch nutzen, müssen <strong>der</strong>en Angebote für den<br />

Kunden stets verfügbar, attraktiv und transparent sein. Diese<br />

Kundenfor<strong>der</strong>ung bedingen zusätzlich zum intermodalen<br />

Verkehrsangebot auch neue Mobilitätsdienstleistungen, die<br />

erst durch eine überregionale, verkehrssystemübergreifende<br />

Informationsvernetzung ermöglicht werden.<br />

3.2 Informationsvernetzung<br />

Optimierung Seit jeher versucht je<strong>der</strong> Verkehrsträger für sich seine be<strong>der</strong><br />

Verkehrs- triebswirtschaftlichen Kosten entsprechend dem aktuellen<br />

träger Stand <strong>der</strong> Technik zu minimieren. Wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

im wesentlichen die jeweiligen Verkehrsmittel weiterentwickelt<br />

und die notwendigen Infrastruktureinrichtungen<br />

ausgebaut, so werden mittlerweile ein Großteil <strong>der</strong> Verbesserungen<br />

<strong>der</strong> Verkehrsträger auf Basis von informationstechnischen<br />

Maßnahmen erzielt. Als Beispiele hierfür können<br />

Verkehrswarnfunk, Linienbeeinflussungsanlagen, dynamische<br />

Wechselwegweisungen, autarke Zielführungssysteme<br />

sowie Flottenmanagementsysteme dienen.<br />

Aufgrund des erreichten hohen technischen Standes <strong>der</strong> einzelnen<br />

Verkehrsträger lassen sich weitere wesentliche Verbesserungen<br />

und Synergieeffekte im Verkehrssystem nur noch<br />

durch die Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger erzielen, da nur in<br />

einem vernetzten Verkehrssystem die Stärken <strong>der</strong> einzelnen<br />

Verkehrsträger optimal genutzt werden können. Für die Vernetzung<br />

<strong>der</strong> Verkehrsträger reichen jedoch die skizzierten,<br />

infrastrukturellen Maßnahmen alleine nicht aus. Erst durch die<br />

ergänzende informationstechnische Vernetzung gelingt es,<br />

die von den Kunden als wesentlich wahrgenommenen Übergangswi<strong>der</strong>stände<br />

zwischen den Verkehrssystemen zu redu-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 16<br />

zieren und intermodale Transportketten als Ganzes weiter<br />

zu optimieren (FGSV: HEUREKA ‘93).<br />

Beispiele <strong>der</strong> Die stets aktuelle Erfassung von intermodalen Verkehrsin-<br />

Informations- formationen, die Vernetzung und Integration <strong>der</strong> einzelnen<br />

vernetzung Verkehrsdatenbasen bilden die Grundlage für ein integriertes,<br />

dynamisches Verkehrsmanagement zur Optimierung des<br />

Gesamtverkehrssystems. Der problemlose Austausch <strong>der</strong> verkehrlichen<br />

Informationen zwischen den Beteiligten setzt jedoch<br />

standardisierte Vorgehensweisen und Datenaustauschformate<br />

voraus. Der interventionslose Datenaustausch von<br />

Geschäftsdokumenten durch Electronic Data Interchange (EDI)<br />

sowie die elektronische Verkehrs- bzw. Fahrplanauskunft<br />

(EVA, EFA) können hierfür als Beispiel dienen. Zur Vertiefung<br />

von unterschiedlichen Aspekten <strong>der</strong> Informationsvernetzung<br />

werden nachfolgend<br />

in Kapitel 3.2.1 das integrierte Verkehrsmanagement,<br />

in Kapitel 3.2.2 die intermodale Gütertransportlogistik,<br />

in Kapitel 3.2.3 <strong>der</strong> interventionslose, elektronische Datenaustausch<br />

und<br />

in Kapitel 3.2.4 die elektronische Fahrplanauskunft und<br />

Mobilitätsberatung<br />

näher besprochen.<br />

3.2.1 Integriertes Verkehrsmanagement<br />

IDVM- Bereits Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre wurden im Rahmen des euro-<br />

Grundnorm päischen Forschungsprojektes POLIS (Promoting Operational<br />

Links with Integrated Services through road traffic informatics<br />

between european cities) Feldversuche in etwa<br />

30 europäischen Städten zur Lösung <strong>der</strong> vorhandenen Verkehrsprobleme<br />

durchgeführt. Basierend auf den Erkenntnissen<br />

aus diesen und an<strong>der</strong>en Forschungsvorhaben, erarbeiteten<br />

Wissenschaftler und Entwickler bei <strong>der</strong> Deutschen Elektrotechnischen<br />

Kommission (DKE) u. a. die Grundnorm IDVM<br />

– Interaktives Dynamisches Verkehrssystemmanagement<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

und brachten diese in den europäischen Normungsprozeß<br />

bei dem Comité Européen de Normalisation (CEN) ein (DKE:<br />

IDVM, 1991). Ziel <strong>der</strong> IDVM-Grundnorm ist es, eine Basis<br />

für verkehrsträgerübergreifendes (intermodales) Verkehrsmanagement<br />

zu definieren, durch die zukünftig planende, steuernde<br />

und regelnde Eingriffe zur Optimierung des Verkehrs<br />

ermöglicht werden.<br />

Die IDVM-Grundnorm weist insgesamt acht Anwendungsbereiche<br />

aus:<br />

1. Fahrtenplanung<br />

2. Zielführung<br />

3. Parkmanagement<br />

4. Flottenmanagement<br />

5. Geschlossene Nutzergruppen<br />

6. Sicherheits- und straßenbezogene Hinweise<br />

7. Informationsdienste<br />

8. Gebührenerfassung und Zugangsregelung.<br />

Voraus- Für alle acht Anwendungen des Verkehrsmanagements bilsetzungen<br />

den Zustandserfassung und Informationsverarbeitung die<br />

Grundlagen <strong>der</strong> optimierten Empfehlungen und Eingriffe in<br />

das aktuelle Verkehrsgeschehen. Je<strong>der</strong> dieser drei Arbeitsschritte,<br />

Zustandserfassung,<br />

Informationsverarbeitung und<br />

Empfehlungen/Eingriffe,<br />

Seite 17<br />

ist ohne die mo<strong>der</strong>nen Möglichkeiten <strong>der</strong> Telematik nicht<br />

annähernd darstellbar, wobei alle drei Arbeitsschritte aber<br />

erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen.<br />

Die Zustandserfassung des aktuellen Verkehrsgeschehens ist<br />

in <strong>der</strong> Praxis bis heute noch nicht über lokale Meßstellen<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 18<br />

hinausgekommen. Methoden zur Erfassung streckenbezogener<br />

Verkehrsparameter z. B. durch Floating-Car-Data, die<br />

eine genauere Analyse des Verkehrsflusses, aber auch des<br />

Umfeldes einschließlich Straßen- und Witterungsparameter<br />

zulassen, sind zur Zeit noch in <strong>der</strong> Entwicklung. Erst mit<br />

<strong>der</strong> für 1998 angekündigten Markteinführung <strong>der</strong> dynamischen<br />

Zielführung von Staßenfahrzeugen wird Floating-<br />

Car-Data von den ausgerüsteten Fahrzeugen zunehmend<br />

erfaßt und an die Leitzentrale anonymisiert zurückgemeldet<br />

werden.<br />

Die Informationsverarbeitung zur Analyse <strong>der</strong> Verkehrsdaten,<br />

Extrahierung und Prognose des Verkehrszustandes,<br />

Bewertung und Auswahl von Leit-, Beeinflussungs- und<br />

Interventionsstrategien ist befriedigend nur zu lösen, wenn<br />

zum einen ein eindeutiges, mit <strong>der</strong> Verkehrsplanung kompatibles<br />

Zielsystem formulierbar ist und zum an<strong>der</strong>en entsprechende<br />

Handlungsanweisungen zur Auswahl geeigneter<br />

Maßnahmen vorliegen, <strong>der</strong>en Wirkungen hinreichend zuverlässig<br />

abschätzbar sind.<br />

Empfehlungen und Eingriff in das Verkehrsgeschehen erfolgen<br />

heute noch vorwiegend durch kollektive Verkehrsbeeinflussungsanlagen<br />

wie z. B. verkehrsstärkeabhängige Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

o<strong>der</strong> Wechselwegweisungen.<br />

Die individuelle Verkehrsbeeinflussung setzt entsprechend ausgerüstete<br />

Verkehrsmittel voraus und ist zur Zeit nur auf<br />

Basis statischer Netzinformationen möglich. Ab 1998 sind<br />

jedoch insbeson<strong>der</strong>e für die individuelle dynamische Zielführung<br />

von Straßenverkehrsfahrzeugen (auf Autobahnen und<br />

wichtigen Bundesstraßen) erste Angebote von kommerziellen<br />

Diensteanbietern zu erwarten.<br />

Grundlage des interaktiven, dynamischen Verkehrsmanage-<br />

ments sind die Zusammenführung und Auswertung aller de-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Stationäre IDVM-Terminals<br />

- Betriebszentralen<br />

(DB, ÖPNV, Luftfahrt)<br />

- Flotteneinsatzzentralen<br />

- Informationsabfragen<br />

(Wohnung, Hotel, Büro,<br />

Bahnhof, Haltestelle,<br />

Flughafen)<br />

- Informationsdienste<br />

- Kontrolle und Buchung<br />

(P, P+R, Bahnhof, Haltestellen,<br />

Flughäfen,...<br />

- Lichtzeichenanlagen<br />

Abb. 5: IDVM-Informationsvernetzung<br />

Seite 19<br />

zentral erhobenen Verkehrszustandsdaten in einer Datenbank<br />

einer regionalen Verkehrsleitzentrale und die Bereitstellung<br />

Daten-Pool<br />

Fahrtenplanung<br />

Zielführung<br />

Parkmanagement<br />

Flottenmanagement<br />

Bevorrechtigung<br />

Sicherheitshinweise<br />

Informationsdienst<br />

Gebührenerhebung/Zufahrtskontrolle<br />

IDVM-Verkehrsleitzentrale für das Verbundnetz<br />

Mobile IDVM-Terminals<br />

- Priv. Fahrzeuge<br />

- ÖV-Straßenfahrzeuge<br />

- Behördl. Flotten-Kfz<br />

(Polizei, Rettung, Feuerwehr,<br />

Straßenbetrieb)<br />

- Privatwirt. Flotten-Kfz<br />

IDVM - externe Kommunikationspartner<br />

- Straßenverwaltung<br />

- Verkehrsfunk<br />

- Videotext<br />

- Wetterdienst<br />

- Polizei (Stau, Unfall)<br />

Vernetzte, <strong>der</strong> regionalen sowie überregionalen Informationen für die<br />

regionale angeschlossenen Nutzer. Diese zentrale Datenbank enthält<br />

Datenpools aktuelle Informationen über das verkehrliche Angebot <strong>der</strong> innerstädtischen<br />

Zentren und <strong>der</strong>en Auslastung, über Wetter-,<br />

Straßen- und Verkehrszustände, Belegung und Gebühren<br />

von Parkhäusern und lokalen Parkräumen, Unfall- und Staumeldungen,<br />

Baustellen und Son<strong>der</strong>transporte, Son<strong>der</strong>einsätze<br />

von Feuerwehr und Rettungsfahrzeugen, Großveranstaltungen,<br />

wie Sportveranstaltungen, Messen o<strong>der</strong> Demonstrationen,<br />

bis hin zu aktuellen Fahrplan- und Preisinformationen<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Verkehrsmittel.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 20<br />

Beispiele <strong>der</strong> Die in <strong>der</strong> Datenbank <strong>der</strong> regionalen Verkehrsleitzentrale<br />

Datennutzung gespeicherten aktuellen Informationen können durch angeschlossene<br />

Unterzentralen sowohl abgefragt als auch<br />

ergänzt und aktualisiert sowie mit an<strong>der</strong>en regionalen<br />

Verkehrsleitzentralen ausgetauscht werden.<br />

So können angeschlossene Betriebsleitzentralen <strong>der</strong><br />

öffentlichen Verkehrsbetriebe die verfügbaren Informationen<br />

zur Fahrplan- und Einsatzoptimierung heranziehen.<br />

Eine Bevorrechtigung <strong>der</strong> öffentlichen Verkehrsmittel<br />

an Lichtzeichenanlagen wird durch das jeweilige<br />

Verkehrsmittel vor Ort angefor<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> kann durch die<br />

Betriebsleitzentrale koordiniert werden. Zusätzlich zu den<br />

Grünzeitanfor<strong>der</strong>ungen werden auch Fahrplanän<strong>der</strong>ungen,<br />

Betriebsstörungen und resultierende Verspätungen<br />

<strong>der</strong> Einsatzfahrzeuge an die regionale Verkehrsleitzentrale<br />

gemeldet.<br />

Leitzentralen von Behördenfahrzeugen wie z. B. <strong>der</strong> Polizei<br />

o<strong>der</strong> des Straßendienstes sowie Leitzentralen <strong>der</strong> Rettungsdienste<br />

wie z. B. von Notarztwagen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Feuerwehr<br />

können die regionalen Verkehrsinformationen zur Einsatzoptimierung<br />

nutzen und darüber hinaus Einsatzinformationen<br />

sowie Anfor<strong>der</strong>ungen zur Routenfreischaltung an<br />

die regionale Verkehrsleitzentrale zurückmelden.<br />

Verkehrsleitzentralen zur interaktiven dynamischen Zielführung<br />

nutzen die Kenntnis des regionalen Verkehrszustandes<br />

für optimierte Routenempfehlungen an den Individualverkehr<br />

und informieren diesen bei Bedarf rechtzeitig<br />

über individuell optimierte Park- und P&R-Angebote<br />

und ermöglichen ggf. darüber hinaus auch Parkplatzvorbuchungen<br />

vor o<strong>der</strong> während <strong>der</strong> Fahrt. Im Gegenzug<br />

erheben die geleiteten Einzelfahrzeuge (Pkws,<br />

Taxen aber auch Busse und Lkws) streckenbezogene<br />

Reise- und Haltezeiten (Floating Car Data), die wie<strong>der</strong>um<br />

in anonymisierter, verdichteter Form an die regionale<br />

Verkehrsleitzentrale gemeldet werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Seite 21<br />

Flottenmanagementzentralen können aufgrund <strong>der</strong> umfassenden<br />

Informationen ihre Transportrouten optimieren<br />

o<strong>der</strong> den Gütersammel- bzw. Güterverteilverkehr günstiger<br />

organisieren.<br />

An<strong>der</strong>e angeschlossene Unterzentralen können unter<br />

Kenntnis <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>anfor<strong>der</strong>ungen und des aktuellen<br />

sowie des prognostizierten Verkehrszustandes kollektive<br />

Linienbeeinflussungsanlagen optimieren, kollektive Umleitungsstrecken<br />

empfehlen o<strong>der</strong> Lichtsignalpläne bedarfsgerecht<br />

schalten.<br />

Darüber hinaus lassen sich relevante Verkehrsinformationen<br />

auch über Rundfunk, Internet und an<strong>der</strong>e Informationssysteme<br />

regional sowie überregional verbreiten<br />

und unter individuellen Gesichtspunkten sowohl vor<br />

als auch während einer Reise auswerten.<br />

Zusätzlich zu den bereits diskutierten vernetzten IDVM-<br />

Datenbanken mit ihren umfassenden, regionalen, verkehrsrelevanten<br />

Informationen sind insbeson<strong>der</strong>e auch die Möglichkeiten<br />

zur mobilen (Daten-)Kommunikation und zur<br />

Ortung von Fahrzeugen für die Realisierung <strong>der</strong> meisten <strong>der</strong><br />

genannten acht IDVM-Anwendungsbereiche notwendig.<br />

Wert <strong>der</strong> Wurden die verschiedenen Informationen bisher von öffent-<br />

Informationen lichen Einrichtungen überwiegend für Zwecke <strong>der</strong> Verkehrserfassung,<br />

<strong>der</strong> Verkehrssteuerung und <strong>der</strong> statistischen Analyse<br />

erhoben, so eröffnet <strong>der</strong>en Ergänzung und Verknüpfung neuartige<br />

vermarktbare Dienstleistungen. Während <strong>der</strong> notwendige<br />

Aufwand zur Erfassung, Aufbereitung und Verteilung<br />

<strong>der</strong> Informationen kostenmäßig relativ gut erfaßbar ist, kann<br />

die Frage nach dem erzielbaren Marktwert <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Informationen zur Zeit noch nicht eindeutig beantwortet<br />

werden. Während auf <strong>der</strong> einen Seite Veranstaltungsinformationen<br />

und werbende Firmeninformationen für den Kunden<br />

sicherlich kostenfrei erhältlich sein werden, sind Informationen<br />

zur individuellen Reiseplanung und Durchführung<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 22<br />

bereits heute gebührenpflichtig. Die Preisfindung für die<br />

unterschiedlichen Informationen, die den Telematik-Dienstleistungen<br />

zugrunde liegen, wird sich erst in Zukunft entsprechend<br />

<strong>der</strong> Marktnachfrage und den erzielbaren Marktpreisen<br />

für die angebotenen Dienstleistungen ergeben.<br />

3.2.2 Intermodale Gütertransportlogistik<br />

Beispiel einer Als zweites Beispiel zur Informationsvernetzung soll die<br />

Container- intermodale Güterlogistik für einen internationalen Contai-<br />

Transportkette nertransport näher betrachtet werden. Der Hersteller produziert<br />

die vom Abnehmer bestellten Waren, verstaut diese<br />

anschließend in Container und beauftragt eine international<br />

arbeitende Spedition mit dem Transport <strong>der</strong> Waren zum Kunden.<br />

Die Spedition transportiert die Container zum nächstgelegenen<br />

Containerhafen und lagert diese dort bis zur Abwicklung<br />

<strong>der</strong> Zollformalitäten und Organisation des Seetransports<br />

zwischen. Steht das Containerschiff bereit, müssen die<br />

Container zwischen den vielen tausend an<strong>der</strong>en im Zwischenlagerbereich<br />

wie<strong>der</strong> aufgefunden und auf das richtige Schiff<br />

verladen werden. Das Containerschiff transportiert seine Fracht<br />

zum vorgesehenen Zielhafen, wo die Container wie<strong>der</strong> bis<br />

zur Abwicklung <strong>der</strong> Zollformalitäten und Organisation des<br />

weiteren Landtransports zwischengespeichert werden. Vom<br />

Zwischenspeicherbereich des Containerhafens werden die<br />

Container anschließend entwe<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Bahn o<strong>der</strong> Fernlastzügen<br />

zu dem in <strong>der</strong> Zielregion gelegenen Güterverkehrszentrum<br />

(GVZ) transportiert und von dort nach einem<br />

weiteren Umschlag schließlich an den Kunden ausgeliefert.<br />

Container- Bei jedem Containerumschlag sowohl in einem Seehafen<br />

umschlag als auch in einem Güterverkehrszentrum (GVZ) werden die<br />

Container in den meisten Fällen kurzzeitig zwischengelagert.<br />

In großen Containerhäfen warten ständig mehr als<br />

sechzigtausend Container auf ihren Weitertransport. Auf<br />

Grund von unzureichend bzw. fehlerhaft protokollierten Um-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 6: Beispiel für eine intermodale Gütertransportlogistik<br />

Satellitenkommunikation terrestrisches Ortungssystem satellitengestütztes Ortungssystem<br />

Hersteller Transportkette Hafen Transportkette Transportkette Abnehmer<br />

GSM Bündelfunk / Betriebsfunk<br />

(Zellulare Netze)<br />

GVZ<br />

Logistik-Informationsserver (Internet)<br />

Seite 23<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 24<br />

schlagaktivitäten gehen dort pro Jahr etwa fünf bis sechs<br />

<strong>der</strong> Container mit ihrer Fracht verloren und lassen sich trotz<br />

intensiver Suche durch Mitarbeiter nicht wie<strong>der</strong> auffinden.<br />

Zur Verbesserung dieses Mißstandes können bereits heute<br />

verfügbare, über Mikrowellenkommunikation auslesbare Container-Tags<br />

zur automatischen Containeridentifizierung genutzt<br />

und in Verbindung mit Differential-GPS und Mobilfunk<br />

ausgerüsteten Van-Carriern und einer Datenbank für<br />

die dynamische Containerverwaltung eingesetzt werden.<br />

Nur <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Telematiksysteme garantiert<br />

das schnelle und sichere Wie<strong>der</strong>auffinden <strong>der</strong> weiterzutransportierenden<br />

Container und <strong>der</strong>en Verladung auf das richtige,<br />

zu seinem Weitertransport bestimmte Verkehrsmittel.<br />

Nutzen <strong>der</strong> Die mo<strong>der</strong>nen Flottenmanagementsysteme <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>eien<br />

intermodalen und Speditionen sowie die Transportmanagementsysteme in<br />

Güterverfol- den Güterumschlagplätzen erlauben <strong>der</strong> fe<strong>der</strong>führenden<br />

gung Spedition in Zukunft eine permanente Kontrolle <strong>der</strong> planmäßigen<br />

Durchführung des Containertransports rund um<br />

den Erdball. In dem europäischen Forschungsprojekt CESAR<br />

wird hierfür bis 1999 ein universelles, einheitliches Interface<br />

als EDI-Anwendung für den intermodalen Transport entwickelt,<br />

getestet und harmonisiert (CESAR 1997). Auf Basis<br />

<strong>der</strong> aktuellen Logistikinformationen können die Umschlagvorgänge<br />

und <strong>der</strong> Weitertransport mit den aktuell verfügbaren<br />

Transportmitteln optimal aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt werden.<br />

Treten außerplanmäßig größere Verzögerungen in <strong>der</strong> intermodalen<br />

Transportkette auf, ist die fe<strong>der</strong>führende Spedition<br />

in <strong>der</strong> Lage, sowohl den Abnehmer als auch den Hersteller<br />

zeitnah darüber zu informieren und mit beiden über mögliche<br />

Alternativen zu beraten. So ermöglicht die den Gütern<br />

vorauseilende Information beispielsweise dem Abnehmer bei<br />

absehbarer Verzögerung des Transportvorgangs, durch frühzeitig<br />

einzuleitende, interne Maßnahmen die entstehenden<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Seite 25<br />

Zusatzkosten, z. B. als Folge größerer Produktionsausfälle, in<br />

vielen Fällen zu verringern o<strong>der</strong> sogar ganz zu vermeiden.<br />

3.2.3 Electronic Data Interchange (EDI)<br />

Rationalisierung Als drittes Beispiel zur Informationsvernetzung soll <strong>der</strong> voll<br />

von Geschäfts- elektronische Datenaustausch dienen, da immer, wenn zwei<br />

vorfällen o<strong>der</strong> mehrere Partner miteinan<strong>der</strong> in geschäftliche Beziehung<br />

treten, die zwischen ihnen ausgetauschten Waren, Informationen<br />

und Dienstleistungen von zugeordneten Geschäftsdokumenten<br />

zur Bestellung, Bestätigung und Abrechnung<br />

begleitet werden. Insbeson<strong>der</strong>e Partner aus Handel<br />

und Industrie sowie des Bank- und Transportwesens, die<br />

sehr viel und eng zusammenarbeiten, können durch elektronische<br />

Datenaustauschverfahren viel Zeit und Kosten sparen.<br />

Begleituntersuchungen konnten im Speditionsbereich<br />

entsprechende Rationalisierungsgewinne von bis zu 25 %<br />

nachweisen. Electronic Data Interchange (EDI) ist für ein<br />

breites Spektrum von Geschäftsvorfällen durchgängig einsetzbar,<br />

von Bestellungen über Auftragsbestätigungen, Liefermeldungen<br />

bis hin zur Rechnungsstellung, Lastschrift,<br />

zum Zahlungsauftrag und zur Belastungsanzeige. Die zugehörigen<br />

EDI-Nachrichten sind in <strong>der</strong> Norm ISO 9735 als<br />

UN/EDIFACT international standardisiert.<br />

Integration von Der elektronische Datenaustausch geht deutlich über die<br />

EDI in die einfachen, allgemein bekannten Datenaustauschmöglich-<br />

Anwendungs- keiten mittels E-Mail, Mailboxen o<strong>der</strong> Datenkopien auf<br />

software Datenträgern hinaus. Aus diesem Grunde müssen sich die<br />

kooperierenden Partner im ersten Schritt auf das zu verwendende<br />

Kommunikationsnetzwerk sowie auf die elektronisch<br />

auszutauschenden Dokumente verständigen und <strong>der</strong>en<br />

genauen EDI-Standard festlegen. Im nächsten Schritt werden<br />

die EDV-Systeme <strong>der</strong> kooperierenden Partner zur Datenkommunikation<br />

über X.400, X.25 o<strong>der</strong> ISDN befähigt und<br />

das notwendige EDI-System in die vorhandene Anwendungssoftware<br />

wie z. B. Auftragsbearbeitungs- o<strong>der</strong> Buch-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 26<br />

haltungsprogramm integriert. Das EDI-System hat die Aufgabe,<br />

zwischen dem EDI-Format und dem entsprechenden<br />

Inhouseformat zu konvertieren, die Daten den jeweiligen<br />

Anwendungsprogrammen bereitzustellen o<strong>der</strong> von dort abzuholen<br />

und für <strong>der</strong>en elektronischen Versand zu sorgen. Auf<br />

<strong>der</strong> Basis von Electronic Data Interchange (EDI) kann beispielsweise<br />

das Auftragsbearbeitungsprogramm eines Lieferanten<br />

direkt Rechnungs- o<strong>der</strong> Bestelldaten zum Buchhaltungsprogramm<br />

des Kunden übertragen.<br />

Die Vorteile des elektronischen Datenaustauschs (EDI) sind<br />

durch<br />

erhebliche Zeitvorteile bei <strong>der</strong> Übertragung,<br />

Entfall von Mehrfacherfassungen,<br />

Reduktion menschlicher Fehler auf ein Minimum und<br />

die damit verbundenen Kosteneinsparungen<br />

gegeben. EDI stellt bereits heute ein notwendiges Werkzeug<br />

insbeson<strong>der</strong>e für das Handels- und Bankgewerbe, den<br />

intermodalen Gütertransport, aber auch für viele <strong>der</strong> zukünftigen<br />

Telematik-Dienstleistungen dar.<br />

3.2.4 Elektronische Fahrplanauskunft (EFA) und Mobilitätsberatung<br />

Das Informa- Als letztes Beispiel zur Informationsvernetzung soll das<br />

tionsproblem elektronische Fahrplanauskunftssystem des öffentlichen Verkehrs<br />

näher betrachtet werden. Das Dienstleistungsangebot<br />

städtischer sowie regionaler Verkehrsbetriebe wird durch die<br />

Liniennetze <strong>der</strong> betriebenen Omnibusse, Straßen-, Stadtund<br />

U-Bahnen und die zugeordneten Fahrpläne beschrieben.<br />

Das Angebot <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn war früher im<br />

Kursbuch dokumentiert. Für eine überregionale Reiseplanung<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Regionen, in denen sich <strong>der</strong> Reisende<br />

wenig o<strong>der</strong> gar nicht auskennt, benötigt <strong>der</strong> Reisende umfassende<br />

Informationen insbeson<strong>der</strong>e über Alternativen, Um-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Seite 27<br />

steigstationen, Reiseweg, Reisezeit und Kosten. Während<br />

Autofahrer Straßenkarten sowohl zur Vorbereitung einer<br />

Fahrt als auch während <strong>der</strong> Reise zu Rate ziehen können, war<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit sowohl für Privat- als auch Geschäftskunden<br />

eine ausreichende Reiseplanung für eine Reise mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln von einer Region in die nächste<br />

auf Grund <strong>der</strong> dezentralen Datenverfügbarkeit nur sehr<br />

schwer zu leisten, wenn nicht sogar in vielen Fällen unmöglich.<br />

ÖV-Fahrpläne Die bereits heute verfügbare elektronische Fahrplanauskunft<br />

– EFA (EFA) <strong>der</strong> regionalen Verkehrsbetriebe und <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn<br />

stellt einen ersten grundlegenden Baustein zur Reiseplanung<br />

und Reiseinformation dar. Über BTX o<strong>der</strong> Internet<br />

kann <strong>der</strong> Kunde landesweit die gewünschte Fahrplanauskunft<br />

zum Beispiel von seinem PC-Arbeitsplatz elektronisch<br />

erfragen und zusammen mit Liniennetz- und Umgebungsplaninformationen<br />

auf seinem Rechnersystem speichern<br />

o<strong>der</strong> ausdrucken (EFA-WWW: Intermodale Informationssysteme,<br />

1998).<br />

Datenaktualität Die individuelle elektronische Fahrplanauskunft erfolgt zwar<br />

online, jedoch entsprechen die abgefragten Fahrplanauskünfte<br />

bisher nur dem planerischen Soll-Fahrplan. Ist <strong>der</strong><br />

Linientakt im ÖPNV relativ dicht, so spielen Verspätungen für<br />

den Kunden in <strong>der</strong> Regel keine große Rolle, da das nächste<br />

Verkehrsmittel sowieso innerhalb weniger Minuten kommt.<br />

Im überregionalen öffentlichen Verkehr (Bahn, Flugzeug)<br />

ist zum einen die Taktdichte üblicherweise geringer, und<br />

zum an<strong>der</strong>en unterliegen die Reisenden oft engen persönlichen<br />

und zeitlichen Randbedingungen. So werden Privatpersonen<br />

häufig zum Bahnhof o<strong>der</strong> Flugplatz gebracht bzw.<br />

von dort abgeholt, und Geschäftsreisende sind bemüht, ihren<br />

manchmal knappen Terminplan einzuhalten. Damit diesen<br />

Kunden stets auch im Verspätungsfall eine hilfreiche Infor-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 28<br />

mation zur Verfügung gestellt werden kann, sind zukünftig<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei den geringeren Taktdichten des Fernverkehrs<br />

Online-Auskünfte auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> aktuellen Fahrplanlage<br />

notwendig.<br />

Intermodale Trotz <strong>der</strong> durch die elektronische Fahrplanauskunft erziel-<br />

Fahrplanaus- ten Fortschritte war das Zusammenfügen <strong>der</strong> Einzelinforkunft<br />

mationen für intermodale Wegeketten (z. B. ÖPNV-Bahn-<br />

ÖPNV) bei überregionalen Reisen bisher noch zu aufwendig<br />

und <strong>der</strong> objektive Vergleich verschiedener Alternativen<br />

für den Kunden sehr schwierig. Aus diesem Grunde werden<br />

im Rahmen des nationalen BMBF-Forschungsprojekts<br />

DELFI Verfahren entwickelt, die Fahrplanauskünfte für die<br />

gesamte intermodale Wegekette des Kunden auf Basis <strong>der</strong><br />

dezentralen Datenbasen <strong>der</strong> regionalen Verkehrsbetriebe,<br />

Bahn-, Schiffahrts- und Luftverkehrsgesellschaften sowie<br />

des Straßenverkehrs ermöglichen. Die hierfür grundlegenden<br />

Mechanismen werden bereits Mitte 1998 zur Verfügung<br />

stehen (DELFI-Informationsbroschüre, 1997).<br />

Vermarktung Bisher fallen für die elektronische Fahrplanauskunft <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Fahrplan- regionalen Verkehrsbetriebe nur die Kommunikationskoinformationen<br />

sten an, da Verkehrsbetriebe über diesen kundenfreundlichen<br />

Informationsdienst auch Werbung für ihr Unternehmen<br />

mit seinem Verkehrsangebot machen. Jedoch wird <strong>der</strong>zeit<br />

sowohl bei <strong>der</strong> Bahn als auch bei den Verkehrsbetrieben<br />

die Vermarktbarkeit dieser Basis-Dienstleistung geprüft.<br />

Die auf <strong>der</strong> elektronischen Fahrplanauskunft (EFA)<br />

<strong>der</strong> regionalen Verkehrsbetriebe und <strong>der</strong> Bahn aufbauende,<br />

intermodale Fahrplanauskunft bietet dem überregional Reisenden<br />

zukünftig einen deutlich größeren Nutzen, weshalb<br />

diese Telematik-Dienstleistung sehr wahrscheinlich von mehreren<br />

konkurrierenden Dienstleistern gebührenpflichtig vermarktet<br />

werden wird.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Mobilitäts- Aufbauend auf <strong>der</strong> elektronischen, intermodalen Fahrplanberatung<br />

auskunft, den aktuellen sowie prognostizierten Verkehrszuständen,<br />

Mitfahrerbörsen, Veranstaltungskalen<strong>der</strong> und weiteren<br />

regionalen Verkehrsdatenbasen, werden zukünftig neue<br />

Mobilitätsdienstleistungen wie die <strong>der</strong> Mobilitätsberatung<br />

entwickelt und angeboten werden. Die Mobilitätsberatung<br />

liefert dem Kunden sämtliche Informationen aus einer Hand,<br />

die ggf. durch weitere reiserelevante Dienstleistungen wie<br />

Reservierung, Buchung, Fahrscheinverkauf und Abrechnung<br />

ergänzt werden. Zeit- und Kostenaufwand für Reisen mit<br />

einem Pkw können so den verschiedenen Alternativen intermodaler<br />

Wegeketten gegenübergestellt werden. Die größere<br />

Transparenz und <strong>der</strong> mögliche umfassende Service dieser<br />

neuen Mobilitätsdienstleistungen bieten vielversprechende<br />

Ansätze zur Erhöhung <strong>der</strong> Attraktivität des Umweltverbundes<br />

(Füße, Rad, ÖPNV und Bahn), insbeson<strong>der</strong>e auch für<br />

überregionale Reisen.<br />

4 Nutzen und Wirtschaftlichkeit<br />

Seite 29<br />

Grenzen <strong>der</strong> Wie bereits an den verschiedenen Beispielen des Personen-<br />

Mobilität und Güterverkehrs dargelegt, stoßen die einzelnen Verkehrsträger<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Ballungsräumen zunehmend an ihre<br />

Grenzen hinsichtlich ihres weiteren Verbesserungspotentials<br />

und ihrer Ausbaubarkeit. Darüber hinaus werden auch die<br />

verkehrsbedingten Umweltaspekte zukünftig zunehmend<br />

stärker die verkehrspolitischen Maßnahmen beeinflussen.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Telematiksysteme zur dynamischen Zielführung<br />

von Fahrzeugen o<strong>der</strong> zum Management von Fahrzeugflotten<br />

erweitern die Grenzen <strong>der</strong> einzelnen Verkehrsträger<br />

zwar nochmals beachtlich, jedoch bietet erst die Vernetzung<br />

<strong>der</strong> Verkehrsträger das notwendige Potential zur Bewältigung<br />

<strong>der</strong> prognostizierten, weiter zunehmenden Mobilität.<br />

Aus heutiger Sicht scheint längerfristig nur <strong>der</strong> intermodale<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 30<br />

Verkehr geeignet, bei weiter wachsen<strong>der</strong> Personen- und<br />

Güterverkehrsnachfrage die Anzahl <strong>der</strong> notwendigen Verkehrsmittelbewegungen<br />

zu reduzieren. Die Ausnutzung <strong>der</strong><br />

spezifischen Stärken <strong>der</strong> einzelnen Verkehrsträger im intermodalen<br />

Verkehr eröffnet darüber hinaus sowohl betriebswirtschaftliche<br />

als auch volkswirtschaftliche Vorteile.<br />

Güterverkehr Die Entwicklung im Güterverkehr wird im wesentlichen<br />

vom internationalen Wettbewerb auf <strong>der</strong> Grundlage betriebswirtschaftlicher<br />

Nutzen-/Kostenrechnungen beeinflußt. Da sowohl<br />

die besprochenen infrastrukturellen Güterverkehrszentren<br />

(GVZ) als auch die informationstechnischen Maßnahmen<br />

zum elektronischen Datenaustausch (EDI) und zur<br />

Online-Güterverfolgung Kostenvorteile versprechen, werden<br />

diese Maßnahmen zur För<strong>der</strong>ung des intermodalen Gütertransports<br />

beitragen.<br />

Personen- Im Gegensatz zum Güterverkehr wird die Entwicklung im<br />

verkehr Personenverkehr nur bedingt von betriebswirtschaftlichen<br />

Kosten beeinflußt. Statt dessen spielen im Personenverkehr<br />

auch individuelle Wahrnehmungen, Emotionen, Gefühle, Ansprüche<br />

und Präferenzen neben dem persönlichen Wohlstand<br />

und gesellschaftlichen Trends eine große Rolle (Horx:<br />

Trendbuch, 1993). Trotz zunehmen<strong>der</strong> individueller Einsicht<br />

in die Notwendigkeit des Umweltschutzes ist eine überproportionale<br />

Zunahme des Freizeitverkehrs auch für die nächsten<br />

Jahre prognostiziert. Nur wenn es <strong>der</strong> Politik und den<br />

neuen Mobilitätsdienstleistungen gelingt, den Mythos des<br />

Automobils zu entzaubern und vernetzte, intermodale Verkehrsangebote<br />

kundenattraktiv zu vermarkten, werden sich<br />

die umweltpolitisch und volkswirtschaftlich angestrebten<br />

Ziele über die Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger auch im Personenverkehr<br />

realisieren lassen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Volkswirt- Die betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Ausschaftlicher<br />

wirkungen als Folge einer umfassenden Vernetzung <strong>der</strong> Ver-<br />

Nutzen kehrsträger sind bis heute noch nicht explizit untersucht<br />

worden. Jedoch zeigen die bisher untersuchten Anwendungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> aus den Bereichen <strong>der</strong> Verkehrsinformation,<br />

des Verkehrsmanagements, <strong>der</strong> Zielführung, des<br />

Flottenmanagements, <strong>der</strong> automatischen Gebührenerhebung<br />

und <strong>der</strong> abstandsgeregelten Tempomaten Nutzen-/ Kostenverhältnisse<br />

von 1,3 bis 6 je nach dem zugrundeliegenden<br />

Szenario (Baum, 1994; Zackor, Keller et al., 1997).<br />

5 Perspektiven<br />

Seite 31<br />

Europäische Bei <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Aspekte wurden die Aspekte des grenzüberschreitenden Verkehrs bewußt<br />

ausgeklammert, da historische Entwicklungen, Sprachund<br />

Mentalitätsbarrieren sowie gewachsene, nicht kompatible,<br />

nationale Infrastruktursysteme eine län<strong>der</strong>übergreifende<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger insbeson<strong>der</strong>e im Bahnbereich<br />

zusätzlich erschweren. Begleitend zur Öffnung des<br />

europäischen Binnenmarktes und zur Einführung <strong>der</strong> europäischen<br />

Währungsunion sind die notwendigen Lösungen<br />

für den zukünftigen (grenzüberschreitenden) Verkehr innerhalb<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union zur Zeit in Bearbeitung. Einhergehend<br />

mit diesen technischen und organisatorischen<br />

Maßnahmen werden auch die nationalen Rechtsvorschriften<br />

harmonisiert sowie Subventionen und schützende Eingriffe<br />

<strong>der</strong> Mitgliedstaaten in das Verkehrssystem auf ein Mindestmaß<br />

zurückgeführt. Als Beispiele für die zu leistenden Arbeiten<br />

seien hier stellvertretend nur die Harmonisierung <strong>der</strong><br />

europäischen Bahnsysteme und die Harmonisierung <strong>der</strong> internationalen<br />

Normen für die <strong>Verkehrstelematik</strong> genannt.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 32<br />

Die Bedeutung des europäischen Verkehrssystems wurde<br />

bereits 1991 von <strong>der</strong> europäischen Expertengruppe Verkehr<br />

2000 plus wie folgt eingeordnet:<br />

Das Verkehrssystem muß als ein europäischer Wirtschaftsbereich,<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftsgesetzen unterliegt, und als Dienstleister<br />

betrachtet werden, von dessen Leistungsfähigkeit<br />

und Kohärenz das Wohl <strong>der</strong> gesamten Wirtschaft abhängt<br />

(DG VII: Gruppe Verkehr 2000 plus, 1991).<br />

Folgerichtig sind bereits die wichtigsten Maßnahmen für<br />

ein transeuropäisches Verkehrsnetzwerk durch die Europäische<br />

Union auf den Weg gebracht worden. Das 1999 beginnende<br />

5. Europäische Forschungs- und Entwicklungsprogramm wird<br />

im Verkehrsbereich den Fokus auf die weitere Optimierung<br />

<strong>der</strong> Verkehrsträger, <strong>der</strong>en Vernetzung und <strong>der</strong>en Beeinflussung<br />

durch marktwirtschaftliche Steuerungsmechanismen<br />

lenken, mit dem Ziel, die Mobilität in Europa auch langfristig<br />

zu erhalten, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren und stärkere<br />

Umweltentlastungen im Verkehrsbereich zu erzielen.<br />

Wie in dem Beitrag zur Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger aufgezeigt<br />

wurde, trägt die <strong>Verkehrstelematik</strong> zur Kostentransparenz<br />

und Reduzierung <strong>der</strong> Übergangswi<strong>der</strong>stände zwischen<br />

den Verkehrsträgern erheblich bei und erhöht dadurch<br />

die Attraktivität <strong>der</strong> intermodalen Verkehre. Sowohl<br />

aus verkehrspolitischer als auch aus umweltpolitischer Sicht<br />

werden zukünftig entsprechende staatliche flankierende Maßnahmen<br />

diese Entwicklung noch verstärken. Damit wird<br />

sich in Zukunft eine wesentlich intensivere Vernetzung <strong>der</strong><br />

Verkehrsträger ergeben und neue intermodale Mobilitätsund<br />

Transportdienstleistungen zunehmend ihren Markt finden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger 08110<br />

Seite 33<br />

Literatur Lorenz Sönnichsen: 40 Jahre Verkehrspolitik – Wie ich es<br />

sehe. BMV Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit<br />

CEMT/OECD: Verkehrspolitik und Umwelt. Ministertagung<br />

<strong>der</strong> CEMT 1991, Band A127<br />

Bundesminister für Verkehr: Verkehr in Zahlen 1990, 1995<br />

Statistisches Bundesamt Wiesbaden: Statistisches Jahrbuch<br />

1990 für die Bundesrepublik. 1990 und 1995, Metzler-<br />

Poeschel Verlag Stuttgart<br />

Bundesministerium für Verkehr: Strategiepapier Telematik<br />

im Verkehr zur Einführung und Nutzung von neuen Informationstechniken.<br />

31. August 1993<br />

Dornier GmbH: Kosten-/Nutzen-Analyse von Güterverkehrszentren.<br />

Pilot-Analyse am Beispiel des GVZ Bremen,<br />

BMV-FE-Nr.: 90366/92, Schlußbericht 1993<br />

Christian Voy, K.-O. Proskawetz: Mobilitätsleasing – Vision<br />

und Ansätze zur Realisierung. 1991, VDI-Berichte<br />

Christian Voy, K.-O. Proskawetz: Mobilitätsleasing – Ziel,<br />

Nutzen, Organisation, Systeme. 26.6.1996, Kasseler Mobilitätsforum<br />

Wuppertaler Stadtwerke AG: Konzeption <strong>der</strong> Wuppertaler<br />

Mobilitätszentrale MobiCenter. Broschüre, 1996<br />

FGSV: HEUREKA ‘93 – Optimierung in Verkehr und<br />

Transport. Tagungsband, 1993<br />

DKE GK 717 Ad-HOC AK 1: Interaktives Dynamisches<br />

Verkehrssystemmanagement (IDVM) – Grundnorm Allgemeine<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen. Entwurf, März 91<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08110 Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Seite 34<br />

CESAR Newsletter. EU 4th Framework Programme,<br />

October 1997<br />

VISER Systemintegration: Was ist EDI? Was ist UN/EDI-<br />

FACT? http://www.viser.de<br />

EFA-WWW: Intermodale Informationssysteme für Reisende<br />

am Beispiel <strong>der</strong> Elektronischen Fahrplanauskunft EFA.<br />

http://www.efa.de/online<br />

FAW, DB AG: DELFI-Informationsbroschüre. 1997<br />

Matthias Horx: Trendbuch – Der erste große deutsche Trendreport.<br />

ECON, 1993<br />

Baum: Gesamtwirtschaftliche Bewertung von Rationalisierungsmaßnahmen<br />

im Straßenverkehr. Schriftenreihe FAT<br />

Nr. 113, 1994)<br />

Zackor, Keller, Lindenbach, Tsavachidis: Design and Assessment<br />

of ITS Scenarios for German. 4th ITS-Worldcongress,<br />

Berlin, November 1997<br />

DG VII, Gruppe Verkehr 2000 plus: Der Verkehr in einem<br />

sich rasch wandelnden Europa – Überlegungen zur Vernetzung<br />

<strong>der</strong> Verkehrssysteme in Europa. VII/16/91-DE<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

von<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Horst Krampe<br />

1 Ausgangssituation<br />

Seite 1<br />

Seit Anfang <strong>der</strong> achtziger Jahre bemüht sich eine Reihe von<br />

Unternehmen um die Entwicklung schnittstellenübergreifen<strong>der</strong><br />

Informationssysteme für den Güterverkehr, die einen<br />

automatischen Datenaustausch gewährleisten sollen. Dafür<br />

stehen unternehmensspezifische Informationsnetze von Dienstleistern<br />

und Verla<strong>der</strong>n sowie Lösungen für standardisierte<br />

Schnittstellen (z. B. FIV, DISK <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn,<br />

LOG – Logistische Optimierung von Gütertransportketten).<br />

Die Weiterentwicklung führte zu unternehmensübergreifenden<br />

Systemen mit allgemeinen Dateischnittstellen (z. B.<br />

Gateway, EDAK, Hafensteckdose).<br />

Problem- Aus <strong>der</strong> praktischen Arbeit mit diesen Systemen zeigten sich<br />

stellung nachstehende ungelöste Problemstellungen:<br />

Die Inkompatibilität <strong>der</strong> Anwendungssysteme <strong>der</strong> einzelnen<br />

Partner im multimodalen Güterverkehr bei <strong>der</strong> automatisierten<br />

Kopplung verschiedener Systeme ist noch<br />

nicht befriedigend überwunden. Die <strong>der</strong>zeitig angewendeten<br />

Verfahren und Produkte zur Code-, Format- und<br />

Strukturkonvertierung reichen bei weitem nicht aus.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> differenzierten Aufgabenstellungen und<br />

<strong>der</strong> daraus resultierenden unterschiedlichen Ausprägung<br />

<strong>der</strong> Informationssysteme im multimodalen Güterverkehr<br />

wird bei neuen Anfor<strong>der</strong>ungen immer wie<strong>der</strong> Anpas-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 2<br />

sungssoftware erstellt. Das gilt auch bei <strong>der</strong> Implementierung<br />

für jeden spezifischen Fall und für jede Schnittstelle.<br />

Daraus resultierten ein unverhältnismäßig hoher<br />

Aufwand und Hin<strong>der</strong>nisse für eine Breitenanwendung.<br />

Der Mangel an unternehmensübergreifendem Verständnis<br />

für die Abstimmung und Optimierung <strong>der</strong> Informationslogistik<br />

an den Schnittstellen des multimodalen Güterverkehrs<br />

erschwert im beson<strong>der</strong>en Maße die Einführung<br />

ganzheitlicher Informationssysteme. Im Gegensatz zu<br />

an<strong>der</strong>en Anwendungsgebieten in <strong>der</strong> Wirtschaft tut sich<br />

ein erheblicher Nachholbedarf im methodischen Bereich<br />

<strong>der</strong> Entwicklung logistischer Informationssysteme auf.<br />

Elektronischer Der einzelne Partner im Logistikkanal wird künftig nicht<br />

Datenverbund mehr in <strong>der</strong> Lage sein, die Transportprobleme optimal zu<br />

lösen. Bei <strong>der</strong> Gestaltung funktionieren<strong>der</strong> Transportketten<br />

wird <strong>der</strong> elektronische Datenverbund unter beson<strong>der</strong>er Beachtung<br />

<strong>der</strong> Interoperabilität und Interkonnektivität eine entscheidende<br />

Rolle spielen. Die informationelle Vernetzung<br />

nationaler und transnationaler Transportketten ist heute eine<br />

zwingende Notwendigkeit geworden. Die Informationstechnik<br />

bietet mit den Datenautobahnen die infrastrukturelle Basis<br />

an, die auch für die Anwen<strong>der</strong>bereiche einen beachtlichen<br />

Innovationsschub ermöglicht. Im Gegensatz zu den <strong>der</strong>zeitigen<br />

spezialisierten Lösungen sollten künftig alle logistischen<br />

Funktionen in <strong>der</strong> administrativen, dispositiven und<br />

operativen Steuerungsebene im Sinne des Computer Supported<br />

Cooperative Work (CSCW) zeitlich aktuell abgeglichen<br />

werden.<br />

Die Vernetzung nationaler und transnationaler Logistikketten<br />

ist die Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit und<br />

Qualität <strong>der</strong> gesamten Wirtschaft. Sie wird in den Verkehrsknoten<br />

vollzogen. Diese fallen oftmals mit wirtschaftlichen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 3<br />

und verkehrlichen Ballungsräumen zusammen. Verbesserungen<br />

zur informationslogistischen Vernetzung von Verkehrsknoten<br />

werden daher sowohl zur Verbesserung <strong>der</strong> Qualität<br />

des multimodalen Güterverkehrs als auch zur Entlastung<br />

<strong>der</strong> Verkehrsbelastung in Ballungsräumen beitragen.<br />

Vernetzung Die Vernetzung <strong>der</strong> physischen Verkehrsabläufe bedeutet gleichzeitig<br />

auch die Kopplung <strong>der</strong> Informationslogistik in einem<br />

Umfeld vielfältiger, unternehmensspezifischer Ausprägungen<br />

<strong>der</strong> Informationssysteme. An den Schnittstellen des intermodalen<br />

Güterverkehrs treffen Unternehmen <strong>der</strong> Verkehrswirtschaft<br />

und Dienstleister in unterschiedlicher Weise zusammen.<br />

Entwe<strong>der</strong> arbeiten sie unter Nutzung <strong>der</strong>selben Infrastruktur<br />

relativ unabhängig nebeneinan<strong>der</strong> o<strong>der</strong> sie kooperieren<br />

im Rahmen einer Logistikkette. Selbstverständlich<br />

nehmen auch alle Partner neben <strong>der</strong> Infrastruktur die Ver- und<br />

Entsorgungssysteme des Knotens (Transport, Umschlag, Lagerung,<br />

Verpackung usw.) in Anspruch. Zu diesen Systemen<br />

zählt natürlich auch die Kommunikationsinfrastruktur.<br />

Alle beteiligten Partner bringen aber eigene Betriebsmittel<br />

und Personale zur Bewältigung ihrer Arbeitsprozesse ein.<br />

Dazu gehören auch die operativen, prozeßorientierten Informationssysteme,<br />

die nur in Ausnahmefällen Kopplungen zu<br />

an<strong>der</strong>en, funktionell gleichartigen Systemen haben.<br />

Dieser Sachstand führt zu Defekten, Wartezeiten, Nichtsynchronitäten<br />

in <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> physischen Prozesse.<br />

Der Knoten bleibt ein Konglomerat und undurchsichtiges<br />

Wettbewerbsfeld mit einerseits vorhandenen Kapazitätsengpässen<br />

und an<strong>der</strong>erseits großen Redundanzen und damit von<br />

ungenutzten Effektivitätspotentialen.<br />

Defizite <strong>der</strong> Die Defizite, die sich speziell auf die Informationslogistik<br />

Informations- beziehen, betreffen<br />

logistik<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 4<br />

unvollständige und mangelhafte Informationen,<br />

mangelhafte Qualität <strong>der</strong> Informationen im Hinblick auf<br />

Aktualität, Vollständigkeit, Verläßlichkeit, Rechtzeitigkeit,<br />

Wi<strong>der</strong>spruchsfreiheit, Redundanz,<br />

Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Selektion von Informationen,<br />

unterschiedliche Strukturierung von Informationen,<br />

lückenhafte Dokumentation sowie<br />

schlechte Abstimmung/Kooperation.<br />

Es mußte festgestellt werden, daß <strong>der</strong> gegebene Entwicklungsstand<br />

logistischer Informationssysteme noch nicht den Bedarf<br />

<strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> erfüllt.<br />

Defizite bestehen auch hinsichtlich <strong>der</strong> Spezifikationsmöglichkeiten<br />

für die Schnittstellen zu den operativen Systemen.<br />

Es ist nötig, vorhandene Zutrittsschranken und Akzeptanzbarrieren<br />

nie<strong>der</strong>zureißen. Individuallösungen erschweren<br />

nicht nur den Zugang, son<strong>der</strong>n erfor<strong>der</strong>n auch einen überdurchschnittlich<br />

hohen Wartungsaufwand.<br />

Die unternehmenspolitische Konsequenz sind Spezialisierung<br />

im Leistungsangebot und Kooperation bei <strong>der</strong> Leistungserstellung.<br />

Gerade in <strong>der</strong> maßgeschnei<strong>der</strong>ten Kombination<br />

<strong>der</strong> Leistungserbringung durch Unternehmensverbunde (strategische<br />

Allianzen) in Verbindung mit mo<strong>der</strong>nen Kommunikationsstrukturen<br />

liegen Wettbewerbsvorteile und die wesentlichen<br />

Erfolgschancen im Dienstleistungsbereich. Die Synchronisation<br />

aller produkt- und dienstleistungsbezogenen<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> beteiligten Unternehmen führen zu Zeitgewinnen.<br />

Einen ausdrücklichen Handlungsbedarf haben die klein- und<br />

mittelständische Unternehmen (KMU), die aus unterschiedlichen<br />

Gründen noch ungenügend an logistischen Informationssystemen<br />

teilhaben können. Die vorhandenen Systeme<br />

decken nur einzelne, insbeson<strong>der</strong>e operative Teilbereiche aus-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 5<br />

reichend ab. Insgesamt kann aber die für die Unternehmensführung<br />

erfor<strong>der</strong>liche Transparenz über interessierende Sachverhalte<br />

<strong>der</strong> Logistikketten noch nicht gesichert werden.<br />

2 Die Entwicklung <strong>der</strong> Informationslogistik für den multimodalen<br />

Güterverkehr<br />

2.1 Aufgabenstellung<br />

Multimodaler Die Aufgabenstellung <strong>der</strong> Informationslogistik an den Schnitt-<br />

Güterverkehr stellen multimodaler Güterverkehre muß sich an den physischen<br />

Prozessen orientieren. Diese betreffen<br />

den Übergang zwischen gleichartigen und unterschiedlichen<br />

Verkehrsträgern,<br />

den Übergang für gleichartige und unterschiedliche Ladungsarten,<br />

die Kooperation von gleichartigen und unterschiedlichen<br />

Unternehmen/Institutionen,<br />

den Übergang zwischen unterschiedlichen Dienstleistungsarten.<br />

Die Aufgabenstellung zur Entwicklung <strong>der</strong> Informationslogistik<br />

für die Vernetzung von Informationssystemen des<br />

multimodalen Güterverkehrs stützt sich auf<br />

die Schaffung einer problemlosen/einheitlichen/offenen<br />

Schnittstelle für Informationsaustausch und Kopplung<br />

zwischen Informationssystemen zu allen obengenannten<br />

Strukturmerkmalen,<br />

die Nichtübernahme von anwendungsbezogenen Informationsverarbeitungen<br />

aus dem Bereich <strong>der</strong> angeführten Strukturmerkmale,<br />

aber die Übernahme je<strong>der</strong> Art von Informationsverarbeitung<br />

zur Gewährleistung und Erzielung <strong>der</strong> Kompatibilität<br />

zwischen allen Partnern und Funktionalitäten im Güterverkehrsknoten<br />

wie z. B.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 6<br />

– Protokollkonvertierung auf technischer Ebene,<br />

– Codekonvertierung,<br />

– Datensicherheit, Datenschutz, Identifizierung, Authentisierung,<br />

– logische Prüfung von Informationen,<br />

– Informationszwischenspeicherung, -sammlung, -verteilung,<br />

-umschlüsselung,<br />

– anwendungsorientierte Entnahme/Übergabe von Informationen<br />

von/an Anwendungsinformationssystemen <strong>der</strong><br />

Nutzer.<br />

Zu diesem Zweck wurde vom Bundesministerium für Bildung,<br />

Wissenschaft, Forschung und Technologie ein Forschungsprojekt<br />

vergeben, das von <strong>der</strong> CSC Ploenzke AG und dem<br />

Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik bearbeitet<br />

Studienkonzept wurde. Das diesbezügliche Studienkonzept stützte sich auf<br />

die Spezifikation <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen und Grundlagen<br />

für die Entwicklung <strong>der</strong> Informationslogistik zur Vernetzung<br />

von Informationssystemen des multimodalen Güterverkehrs,<br />

um die Kooperation <strong>der</strong> Partner in <strong>der</strong> Verkehrswirtschaft<br />

und im Dienstleistungsgewerbe zu unterstützen;<br />

Entwicklung eines generalisierten Ansatzes zur<br />

Verknüpfung <strong>der</strong> unterschiedlichen Informationssysteme<br />

<strong>der</strong> einzelnen Verkehrsträger und Dienstleister,<br />

das Schaffen von Mehrwertdiensten zur Unterstützung<br />

<strong>der</strong> logistischen Prozesse,<br />

die Pilotierung eines „multimodalen informationslogistischen<br />

Netzknotens" zur Erprobung <strong>der</strong> Funktionalitäten<br />

unter Mitwirken von Verkehrsträgern und Logistikdienstleistern.<br />

2.2 Aufgabenfel<strong>der</strong><br />

Folgenden Aufgaben <strong>der</strong> Informationslogistik im multimodalen<br />

Güterverkehr wurden berücksichtigt:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Angebot/Auftragsanbahnung,<br />

Auftragserteilung,<br />

strategische Planung,<br />

taktische Planung,<br />

Avisierung,<br />

Steuerung (Prozeßsteuerung),<br />

Kontrolle,<br />

Dokumentation/behördliche Meldungen,<br />

Abrechnung/Statistik.<br />

Die organisatorischen und technischen Lösungen für die Informationsverarbeitung<br />

zu den genannten Aufgabenbereichen<br />

sind unterschiedlich gewachsen und finden in <strong>der</strong> Verkehrsund<br />

Speditionsbranche sowie bei den Verla<strong>der</strong>n eine unterschiedliche<br />

Ausprägung. Im Hinblick auf die Vernetzung müssen<br />

vor allem branchenorientierte Logistik-Informationssysteme<br />

und Cargo-Community-Systeme analysiert werden.<br />

Hier interessiert vor allem die Informationsarchitektur in<br />

Verbindung mit den logistischen Prozeßketten. Jene umfassen<br />

alle Abläufe und die Nahtstellen zwischen den beteiligten<br />

Partnern mit den jeweiligen Ansprechpartnern.<br />

2.3 Anfor<strong>der</strong>ungen an die Informationsstruktur<br />

Sie beziehen sich auf<br />

Seite 7<br />

die Integration <strong>der</strong> Logistik mit <strong>der</strong> Produktion bei den<br />

Warenproduzenten,<br />

die Verringerung <strong>der</strong> Ressourcen entlang <strong>der</strong> logistischen<br />

Prozeßkette bzw. <strong>der</strong>en bessere Inanspruchnahme,<br />

die abgestimmte, zeitlich synchronisierte Steuerungsstrategie<br />

und die gegebenen Zeitfenster (Slots) zwischen<br />

Lieferanten, Produzenten, Kunden und Logistikdienstleistern.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 8<br />

Voraus- Die Voraussetzungen zur Erfüllung dieser Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

setzungen sind<br />

leistungsfähige Kommunikationssysteme,<br />

Leistungsangebote von unabhängigen Service-Provi<strong>der</strong>n<br />

auf dem Informationssektor,<br />

übergreifendes, abgestimmtes Informationsmanagement zum<br />

Nutzen <strong>der</strong> Kunden für die gesamte Wertschöpfungskette.<br />

Merkmale Der Aufbau einer zukunftsweisenden Informationslogistik<br />

wird durch folgende Merkmale charakterisiert:<br />

offene und durchgängige Vernetzung <strong>der</strong> beteiligten<br />

Partner,<br />

Bereitstellung einer Datenbasis mit einem Core- o<strong>der</strong><br />

Minimal-Informations-Set für die Kunden-Lieferanten-<br />

Kette zur Befriedigung <strong>der</strong> wichtigsten Informationsbedürfnisse,<br />

Lückenschluß im Informationsfluß,<br />

schlanke Nahtstellen im Rahmen vertraglich geregelter<br />

Partnerschaften.<br />

2.4 Anfor<strong>der</strong>ungen an die Rechnersysteme<br />

Ein wesentlicher Bestandteil logistischer Informationssysteme<br />

sind leistungsfähige Rechner, die über die üblichen Komponenten<br />

Betriebssystem,<br />

Datenbankmanagementsystem,<br />

Kommunikationsplattform,<br />

Mangementsysteme und Entwicklungstools sowie<br />

logistische Applikationen in Form eines Logistik-Kernels<br />

verfügen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Die allgemeinen Anfor<strong>der</strong>ungen betreffen<br />

Offenheit,<br />

Interoperabilität und Portabilität aufgrund eines genormten<br />

Kommunikationsprotokolls sowie standardisierter Software-Schnittstellen,<br />

Skalierbarkeit,<br />

hohe Connectivity,<br />

Verfügbarkeit und Fehlertoleranz aufgrund einer redundanten<br />

Datenhaltung und<br />

Administrierbarkeit.<br />

Der für eine konkrete Lösung erfor<strong>der</strong>liche Aufwand bezüglich<br />

Verarbeitungsleistung und Performance wird von <strong>der</strong><br />

Anzahl <strong>der</strong> Kommunikationspartner und den auszutauschenden<br />

unterschiedlichen Nachrichtentypen bestimmt.<br />

3 Informationstechnisches Lösungskonzept<br />

Seite 9<br />

Das informationstechnische Lösungskonzept wird wie<br />

folgt charakterisiert:<br />

flexible Netzwerke mit Netzdiensten,<br />

anwendungsneutrale Arbeitsweise, die aber dennoch die<br />

anwendungsbezogenen Aufgaben erfüllt,<br />

Informationsaustausch nach den Regeln von EDI mit<br />

branchenneutralen (EDIFACT) und branchenbezogenen<br />

Standards (z. B. ODETTE).<br />

Datenaustausch Der Datenaustausch zwischen Kunden, Lieferanten und Dienstleistern<br />

erfolgt über Datenfernübertragung (DFÜ) auf <strong>der</strong><br />

Grundlage des ISO/OSI-Referenzmodells mit den gängigen<br />

DFÜ-Standards, z. B. ODA (Office document architect)<br />

o<strong>der</strong> ODIF (Office document interchange). Von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung ist, daß <strong>der</strong> Dokumentenaustausch hard- und<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 10<br />

softwareunabhängig erfolgen kann. Als Basistechnologien<br />

kommen in Betracht [2]:<br />

Workflow-Managementsysteme; z. B. CALS (Computer<br />

added acquisition and logistics support),<br />

Groupware-Systeme wie Lotus-Notes,<br />

Gruppenentscheidungsunterstützungssysteme GDSS,<br />

Telekonferenzsysteme.<br />

Entsprechend den technischen Voraussetzungen müßte <strong>der</strong><br />

multimodale Informationsaustausch in logistischen Systemen<br />

überhaupt kein Thema sein. Dennoch werden die angebotenen<br />

Möglichkeiten nur unzureichend genutzt.<br />

Diesbezügliche Analysen bei den Spediteuren, die die Architekten<br />

des Güterverkehrs sind, zeigen folgende Hin<strong>der</strong>ungsgründe:<br />

Mängel in <strong>der</strong> Standardisierung,<br />

begrenzten Nutzen des elektronischen Datenaustausches,<br />

Einführungskosten,<br />

Mangel an Fachkenntnissen,<br />

differenzierte Einstellung <strong>der</strong> Absen<strong>der</strong> und Empfänger<br />

zur Nutzung des elektronischen Datenaustausches.<br />

In Ermangelung eines verbindlichen EDI-Standards haben<br />

zahlreiche größere Unternehmen und Branchen sich eigene<br />

Regeln geschaffen, die nunmehr natürlich nicht immer paßfähig<br />

mit dem entsprechenden UN/EDIFACT-Nachrichtensatz<br />

sind. Da bereits ein erheblicher Aufwand getrieben worden<br />

ist, muß von <strong>der</strong> Notwendigkeit einer pragmatischen<br />

Integration existieren<strong>der</strong> De-facto-Standards in EDIFACT<br />

ausgegangen werden. Zu diesem Zweck sind automatische<br />

Tools erfor<strong>der</strong>lich, die die Implementierung spezifischer<br />

Nachrichtensätze in EDIFACT unterstützen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 11<br />

Bei <strong>der</strong> Anwendung des elektronischen Datenaustausches<br />

darf nicht nur <strong>der</strong> direkte Nutzen im Hinblick auf Kosteneinsparungen<br />

gesehen werden, son<strong>der</strong>n viel stärker fallen die<br />

möglichen Wettbewerbsvorteile ins Gewicht. Diese Vorteile<br />

müssen aber auch für den Kunden transparent gemacht werden;<br />

denn jene spielen eine bestimmte Schlüsselrolle für<br />

den durchgehenden Informationsaustausch entlang den logistischen<br />

Ketten.<br />

Die infrastrukturellen Bedingungen, die ehedem von dem<br />

EURONET <strong>der</strong> siebziger Jahre ausgegangen sind, haben<br />

sich deutlich verbessert. So verfügt Deutschland weltweit<br />

über eines <strong>der</strong> besten Glasfasernetze, über das je<strong>der</strong> Benutzer<br />

simultan Dokumente übertragen und Videokonferenzen<br />

organisieren und damit natürlich auch eine zukunftsorientierte<br />

Basis für ein multimodales logistisches Informationssystem<br />

des Güterverkehrs darstellen kann.<br />

Internet Seit etwa 1995 hat sich das Internet als weltumspannendes<br />

Netzwerk stürmisch entwickelt. Unter Nutzung des World<br />

Wide Web (WWW) erfolgt problemlos <strong>der</strong> Datenaustausch<br />

zwischen unterschiedlichen Rechnerarchitekturen. So werden<br />

heute logistikrelevante Dienstleistungen im Internet angeboten.<br />

Sie betreffen Informations-, Kommunikations- und<br />

Tansaktionsleistungen für die Planung und Steuerung <strong>der</strong><br />

logistischen Leistungserstellung. Eine Spitzenposition nehmen<br />

dabei die KEP-Dienste (z. B. Fedex, DHL) im Hinblick<br />

auf die Sendungsverfolgung und Auftragsvergabe ein [3].<br />

Die Einführungskosten für die elektronische Datenverarbeitung<br />

betragen zwischen 3 und 15 % des Wertes <strong>der</strong> transportierten<br />

Güter. Daher lassen sich vor allem bei KMU die<br />

möglichen Gewinne bei den dort vorhandenen geringen<br />

Overheadkosten nicht für die Rechtfertigung <strong>der</strong> Einführungs-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 12<br />

kosten für EDI nehmen. Hier müssen dann die strategischen<br />

Ziele, also die durch EDI erreichbaren Wettbewerbsvorteile<br />

Berücksichtigung finden [4]. Den KMU sollten keine<br />

Totallösungen, son<strong>der</strong>n aufrüstbare Low-cost-Lösungen angeboten<br />

werden. Gezielte Bildungsprogramme zu den Möglichkeiten<br />

und Lösungen des elektronischen Datenaustausches<br />

müssen dieses Anliegen unterstützen.<br />

Auch die rechtlichen Fragen bedürfen einer grundsätzlichen<br />

Regelung. In den meisten Län<strong>der</strong>n ist das geschriebene und<br />

signierte Dokument das entscheidende Beweismittel für die<br />

Rechtsprechung. Obwohl es zu diesem Problemkreis noch<br />

sehr viele offene Fragen gibt, stellt das TEDIS interchange<br />

agreement eine erste rechtliche Bezugsgrundlage dar.<br />

Die entscheidende Voraussetzung für die Arbeitsfähigkeit<br />

eines jeden Informationssystems ist die Informationsbereitstellung.<br />

Die diesbezüglichen Anfor<strong>der</strong>ungen hängen von<br />

folgenden Fakten ab:<br />

Erreichung eines bestimmten Qualitätsanteils, z. B. Versorgung<br />

des Kunden mit bestimmten Transport-, Statusinformationen,<br />

Mehrwertdiensten (Abrechnung, Statistik,<br />

Trenduntersuchungen usw.),<br />

Minimierung <strong>der</strong> Produktions- und Transaktionskosten bei<br />

<strong>der</strong> logistischen Leistungserstellung.<br />

Informations- Die tatsächlichen Abläufe weisen gegenwärtig in unterschieddefizite<br />

licher Weise noch Informationsdefizite auf, die sich etwa<br />

wie folgt gruppieren lassen [5]:<br />

Informationsdefizite bei <strong>der</strong> Vorbereitung logistischer<br />

Leistungsprozesse<br />

Da im Logistikkanal in <strong>der</strong> Regel mehrere Partner tätig<br />

sind, ist bereits bei <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> logistischen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 13<br />

Leistungsprozesse eine Abstimmung zwischen den beteiligten<br />

Unternehmen erfor<strong>der</strong>lich, um die Transaktionskosten<br />

zu minimieren. Dabei können Informationsdefizite<br />

in folgen<strong>der</strong> Hinsicht auftreten:<br />

– mangelhafte Kenntnis <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit und Flexibilität<br />

potentieller Partner,<br />

– ungenügende Kenntnis <strong>der</strong> Leistungsbeiträge <strong>der</strong> einzelnen<br />

Partner für die gemeinsame Leistungserstellung,<br />

– unzureichende Fähigkeit zur Qualitätseinschätzung <strong>der</strong><br />

erbrachten Leistung <strong>der</strong> Partner,<br />

– Unkenntnis zum Umgang mit dem eigenen Kundenstamm<br />

durch Dritte,<br />

– Mängel in <strong>der</strong> Durchgängigkeit des Informationsflusses<br />

zwischen den Partnern im Logistikkanal.<br />

Diese Informationsdefizite gefährden die Koordination <strong>der</strong><br />

Aktivitäten <strong>der</strong> beteiligten Partner und wirken sofort kostenerhöhend.<br />

Die wichtigsten Einflußgrößen sind dabei Faktorspezifität,<br />

Unsicherheit, Unschärfe und Komplexität. Die Effizienz<br />

<strong>der</strong> Leistungserstellung kann nur über ein logistisches<br />

Informationssystem für den Güterverkehr sichergestellt werden.<br />

Informationsdefizite bei <strong>der</strong> Leistungserstellung<br />

Ausgehend von dem Grundsatz „Information vor dem<br />

Gut" ist die rechtzeitige Verfügbarkeit von Informationen<br />

über die Sendungen bei allen beteiligten Partnern<br />

erfor<strong>der</strong>lich, wenn eine Optimierung <strong>der</strong> Prozeßdurchführung<br />

und eine flexible Kapazitätsanpassung erfolgen sollen.<br />

Dadurch könnten das Zurückdrängen <strong>der</strong> Improvisation<br />

bei <strong>der</strong> Leistungserstellung, die Abkehr von Feuerwehreinsätzen<br />

und Hektik sowie eine Senkung <strong>der</strong> Fehlerquote<br />

bewirkt werden. Die genannten Probleme sind natürlich<br />

immer kostenrelevant.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 14<br />

Informationsdefizite bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />

Logistikleistung<br />

In <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Logistikleistungen steht<br />

<strong>der</strong> Lieferservice, <strong>der</strong> die Genauigkeit, Zuverlässigkeit,<br />

Lieferbereitschaft und die Lieferflexibilität betrifft, bei<br />

den Kundenerwartungen an <strong>der</strong> Spitze.<br />

Die Verbesserung des Lieferservice ist nur über die Kenntnis<br />

<strong>der</strong> Fehler und <strong>der</strong> Fehlerquellen möglich. Natürlich<br />

kann auch hier ein Informationssystem vor allem bei zeitsensiblen<br />

und wertintensiven Gütern die Überwachung<br />

<strong>der</strong> sogenannten logistischen Kontrollspanne lückenlos<br />

sichern und den Partnern wichtige Informationen zu den<br />

Schwachstellen in <strong>der</strong> Logistikkette liefern.<br />

Natürlich wurden die genannten Informationsdefizite schon<br />

erkannt, allerdings meist nur unternehmensintern in unterschiedlicher<br />

Breite und Tiefe bei den Dienstleistern bekämpft.<br />

Informationssysteme an<strong>der</strong>er Partner bleiben dabei meist<br />

noch unberücksichtigt. Die Kunden werden mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> Fälle, wo <strong>der</strong> Dienstleister ein Terminal seines Systems<br />

zur Verfügung stellt, nur im Off-line-Modus mit den traditionellen<br />

Kommunikationsmöglichkeiten <strong>der</strong> Telekom bedient.<br />

3.1 Cargo-Community-Systeme<br />

Übergreifende Cargo-Community-Systeme (CCS) sind mit<br />

EU-För<strong>der</strong>ung entstanden. Sie stellen das Bindeglied zu<br />

einer weltweiten Integration in logistische Ketten dar. CCSs<br />

realisieren dazu den Informationsaustausch zwischen den<br />

relevanten Partnern, um eine „door-to-door"-Überwachung<br />

<strong>der</strong> Transporte zu ermöglichen. Am multimodalen Güterverkehrssystem<br />

<strong>der</strong> Luftfracht wirken beispielsweise viele Partner<br />

mit (vgl. Abb. 1).<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Abb. 1: CCS-Kommunikationssystem für World Cargo Logistics<br />

Seite 15<br />

Hier ist die Vernetzung <strong>der</strong> verschiedensten DV-Systeme<br />

<strong>der</strong> Partner mit vielfältigen Betriebssystemen, Schnittstellen<br />

und Datenformaten verwirklicht. Die Gesellschafter lokaler<br />

CCS sind ansässige Transport- und Logistikdienstleister<br />

unterschiedlichster Größenordnung. Auf internationaler Ebene<br />

operiert als Interessenvertreter <strong>der</strong> lokalen CCSs ein Koordinationsgremium.<br />

Die Rahmenbedingungen für den Informationsaustausch<br />

können wie folgt beschrieben werden:<br />

EDI-Service in logistischen Ketten ist ein Muß („EDI or<br />

die!").<br />

Intelligente Computersysteme müssen sowohl eine Online-Sendungsverfolgung<br />

als auch den Dokumentenaustausch<br />

gewährleisten.<br />

EDI-Standards wurden spezifisch für jeden Frachtbereich/Transportzweig<br />

entwickelt und existieren separat<br />

für jede Organisationseinheit aufgrund unterschiedlicher<br />

Messages und Organisationsformen.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 16<br />

EDI-Realisierungen machen Abstimmungen und Kooperationen<br />

zwischen den Beteiligten erfor<strong>der</strong>lich.<br />

EDI wird bereits langjährig durch zentrale, offene DV-<br />

Systeme mit zahlreichen „value added services“ in großen<br />

Hubs unterstützt (Häfen, Flughäfen).<br />

Hauptkriterium für die Auswahl <strong>der</strong> einzusetzenden EDI-<br />

Lösung wird zunehmend <strong>der</strong> rechenbare Nutzen für den<br />

Anwen<strong>der</strong>.<br />

Zentrale, aber meist separate EDV-Systeme zur Unterstützung<br />

des elektronischen Datenaustausches existieren<br />

ebenfalls bei Interessengemeinschaften, überregionalen<br />

Unternehmen und Konsortien zur Unterstützung strategischer<br />

Kooperationen.<br />

Das parallele Fortbestehen von geschlossenen Systemen<br />

bei Kooperationspartnern, von offenen DV-Systemen in<br />

Hubs sowie den lokalen CCSs führt zu einer weiteren<br />

Zunahme des Aufwandes für den Informationsaustausch<br />

bei Dienstleistern.<br />

Luftverkehr Ein Beispiel aus dem Lufttransport für ein weltweites CCS<br />

ist das Kommunikationssystem TRAXON, mit dem Spediteure<br />

und Airlines ihre Transportdaten on-line austauschen<br />

können [6][7].<br />

Ein weiterer Ansatz ist das EURO-LOG-Konzept. Es ist<br />

ein integriertes Informationssystem zur Unterstützung <strong>der</strong> gesamten<br />

Informationskette vom Verla<strong>der</strong> über den Logistikdienstleister<br />

bis zum Empfänger [8].<br />

Spedition Als weiteres Beispiel für eine zu einem Cargo Community<br />

System ausbaufähige Lösung kann das Sword-Konzept<br />

(Schenkers Worldwide Online Realtime Data Exchange)<br />

von Schenker International gelten [9]. Dieses Konzept<br />

beruht auf <strong>der</strong> Vorstellung einer schnittstellenübergreifen-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 17<br />

den und weltweit standardisierten Kommunikationslösung,<br />

bei <strong>der</strong> spezifische Logistikanwendungen mit Hilfe von<br />

EDI verknüpft werden.<br />

Seeverkehr EDI-Systeme für den Seefracht-Bereich werden entwe<strong>der</strong><br />

durch die Hafenbehörden o<strong>der</strong> Schiffahrtsunternehmen betrieben.<br />

Eines <strong>der</strong> wichtigsten Anliegen von solchen Community<br />

Network Services ist die Verbindung <strong>der</strong> Agenten<br />

mit den Zollbehörden. EDI-Systeme im Besitz von Schifffahrtsunternehmen<br />

o<strong>der</strong> Agenten befinden sich in Southhampton<br />

(Community Network Services), Rotterdam (INTIS),<br />

Marsailles (MEDITEC) und Antwerpen (SEAGHA). Um<br />

ein schnelles und reibungsloses Umschlagen <strong>der</strong> Fracht zu<br />

günstigen Konditionen zu ermöglichen, existieren z. B. in<br />

Bremen, Le Havre, Hamburg, Stockholm und Kopenhagen<br />

entsprechende hafenorientierte DV-Systeme. Solche Lösungen<br />

stellen einen echten Wettbewerbsvorteil für den jeweiligen<br />

Hafen dar.<br />

4 Stand <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnik<br />

4.1 Übertragungsnetze<br />

Netze Für die Datenübertragung zwischen den einzelnen Partnern,<br />

also für die Kommunikation, sind technische Voraussetzungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Die Gesamtheit aller physikalischen Vermittlungs-<br />

und Übertragungseinrichtungen für den Austausch<br />

von Nachrichten wird als Netz o<strong>der</strong> Übertragungsnetz bezeichnet.<br />

Die Entwicklung des öffentlichen Netzes in Deutschland<br />

ist aus Abb. 2 zu entnehmen [10] [11].<br />

In technischer Hinsicht werden die Netze nach ihrer Übertragungskapazität<br />

in schmal- und breitbandige Netze eingeteilt.<br />

Die Deutsche Telekom will beispielsweise bis zum<br />

Jahre 2000 das analoge schmalbandige Kupferkabelnetz voll-<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 18<br />

Abb. 2: Öffentliche Netzstruktur<br />

ständig durch Glasfaserkabel ersetzen und damit gleichzeitig<br />

die Digitalisierung und Dienstintegration durchführen.<br />

Damit entsteht ein digitales, breitbandiges Universalnetz mit<br />

ausreichenden Kapazitäten für die flächendeckende Datenübertragung<br />

in Deutschland.<br />

4.2 Netzdienste und Standards<br />

Die Gesamtheit aller notwendigen Verfahren <strong>der</strong> Übermittlungstechnik,<br />

die dem Netzmanagement dient, wird Dienste<br />

genannt. Solche Dienste sind <strong>der</strong> Fernsprechdienst, <strong>der</strong> Telefax-Dienst,<br />

<strong>der</strong> Btx-Dienst u. a. Die Netzbetreiber beschränken<br />

sich dabei auf die kommerzielle Bereitstellung von<br />

Transport und Vermittlung von Sprache im Echtzeitbetrieb<br />

für je<strong>der</strong>mann. Es gibt auch geschlossene Nutzergruppen,<br />

wie beispielsweise konzernweite Corporate Networks. Sie<br />

Mehrwert- bieten gegenüber Dritten Mehrwertdienste (Value Added<br />

dienste Services) an, die sich vor allem auf die Rechnerkommuni-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 19<br />

kation beziehen [12]. Auf diese Weise sind private Anbieter<br />

(Service Provi<strong>der</strong>) entstanden, die den Kunden Dienstleistungen<br />

bereitstellen, die die Verknüpfung von Teilnehmern trotz<br />

unterschiedlicher Hard- und Software, verschiedener Standards<br />

und Datenformate usw. ermöglichen.<br />

Electronic Für den Datenaustausch in einem offenen System besitzt<br />

Data die Standardisierung eine zentrale Aufgabe. Die verbindlichen<br />

Interchange Verhaltensregeln werden in Übertragungsprotokollen festgehalten.<br />

Zu diesem Zweck wurde von <strong>der</strong> ISO, <strong>der</strong> Internationalen<br />

Standardisierungsorganisation, das OSI-Referenzmodell<br />

(Open Systems Interconnection) mit den bekannten<br />

7 Schichten definiert [13] [14]. Daran orientiert sich auch<br />

EDI (Electronic Data Interchange).<br />

Die Nachrichtenformate legen die Länge <strong>der</strong> einzelnen<br />

Datensegmente fest.<br />

In diesem Zusammenhang spielt die CCITT als Normungsorganisation<br />

<strong>der</strong> internationalen Fernmeldeunion UIT eine<br />

große Rolle. Für die Erarbeitung <strong>der</strong> Fernmeldenorm wurde<br />

das ETSI (European Telecommunications Standards Institute)<br />

gebildet, das sich beson<strong>der</strong>s im Hinblick auf die Normung<br />

des EURO-ISDN verdient gemacht hat.<br />

Die Normungen <strong>der</strong> CCITT beziehen sich vor allem auf die<br />

Transport- und Anwendungsschichten des OSI-Referenzmodells.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist die Empfehlung X.25,<br />

die später um das Message Handling System X.400 erweitert<br />

wurde und von <strong>der</strong> Telekom unter <strong>der</strong> Produktbezeichnung<br />

TELEBOX-400 angeboten wird [15].<br />

Standards Die Standardisierung <strong>der</strong> Nachrichtenformate wird hauptsächlich<br />

im Rahmen von EDIFACT (Electronic Data Interchange<br />

for Administration, Commerce and Transport) auf<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 20<br />

einer hardware- und softwareunabhängigen Ebene durchgeführt.<br />

Durch die Entwicklung von UN/EDIFACT sind eine<br />

Reihe von branchenübergreifenden Regeln definiert und als<br />

Nachrichtentypen normiert worden.<br />

Heute gibt es bereits nationale und internationale branchenspezifische<br />

Standards. Entsprechende Beispiele sind:<br />

– VDA: deutsche Automobilindustrie<br />

– SEDAS: deutscher Handel<br />

– ODETTE: internationaler Standard für die Automo-<br />

bilbranche<br />

– SWIFT: dto. für die Banken<br />

– CEFIC: dto. für die Chemie<br />

– EDIFICE: dto. für die Elektronik<br />

– RINET: dto. für die Versicherungsbranche<br />

Daneben existieren branchenunabhängige Standards, wie<br />

ANSI.X2 und TRADACOM [16] [17].<br />

Netzzugänge Der Zugang zu den kommerziellen Netzen kann sichergestellt<br />

werden über [18][19]:<br />

Online-Dienste Internet<br />

Das Internet, ursprünglich für militärische Zwecke in<br />

den USA entwickelt, ist ein weltweiter Verbund von über<br />

36 000 Einzelsystemen, zu dem je<strong>der</strong> Host-Rechner Zugang<br />

haben kann. Inzwischen gibt es jedoch Internet-<br />

Provi<strong>der</strong>, die über ihre Knotenrechner kostenpflichtig<br />

den Anschluß zum Internet für jeden Interessenten eröffnen.<br />

Daneben bieten aber auch die Mailbox-Systeme<br />

Anschlüsse an das Internet.<br />

T-Online<br />

Hier handelt es sich um Dienste <strong>der</strong> Telekom, die flächendeckend<br />

mit nunmehr einer Datenübertragungsrate von<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 21<br />

14 400 bps zugänglich sind. Dieser Wert wird allerdings<br />

von <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Einwahlpunkte bestimmt.<br />

Für Großkunden ist <strong>der</strong> Dienst TELEBOX-400 mit einer<br />

Übertragungsrate von 64 000 bps bestimmt.<br />

CompuServe<br />

In diesem System eines amerikanischen Anbieters sind<br />

ca. 2.000 Dienste und Foren vorhanden. Es handelt sich<br />

um gebührenfreie Basisdienste, kostenpflichtige Profidienste<br />

und sog. Premiumdienste. Auf diese Weise wird<br />

ein nahezu unerschöpfliches Informationsangebot bereitgestellt.<br />

CompuServe verfügt über ein sehr dichtes Netz<br />

von Einwahlknoten, über die die Teilnehmer Zugang zum<br />

Internet erhalten. Die Leistungsfähigkeit dieser Knoten<br />

beträgt 14 400 bzw. 28 800 bps.<br />

Amerika Online (AOL)<br />

Seit Anfang 1996 ist dieser US-Marktführer auch deutschlandweit<br />

tätig. Die Einwahlknoten weisen eine Leistungsfähigkeit<br />

von 28 800 bps auf. Die Software verfügt über<br />

eine gute Funktionalität und eine ausgezeichnete Integration<br />

von Internet-Werkzeugen (Browser, FTP, Gopher u. a.).<br />

Microsoft Network (MSN)<br />

Dieses Netz existiert seit <strong>der</strong> Auslieferung von Windows 95<br />

und verfügt dort über eine durchgängige Benutzerführung.<br />

Allerdings gibt es nicht genügend leistungsfähige<br />

Einwahlknoten. Das behin<strong>der</strong>t seine Marktausbreitung.<br />

EuropeOnline (EO)<br />

Ursprünglich sollte EO ein eigenständiger Onlinedienst<br />

sein. Diese Absicht wurde aber zugunsten <strong>der</strong> Rolle eines<br />

reinen Internet-Provi<strong>der</strong>s aufgegeben. Heute ist EO auf<br />

Netscape ausgerichtet und bietet genügend Einwahlpunkte<br />

in Deutschland, so daß er eine echte Alternative<br />

zu T-Online darstellt.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 22<br />

Der Markt <strong>der</strong> Nachrichtennetze ist <strong>der</strong>art dynamisch, daß<br />

mit ständigen Verän<strong>der</strong>ungen gerechnet werden muß. Sie<br />

beziehen sich insbeson<strong>der</strong>e auf die Leistungsparameter, die<br />

angebotenen Dienste sowie die Kosten und Preise. Dennoch<br />

wird eine Übersicht in Tab. 1 gegeben.<br />

Aussagen T-Online Compuserve MSN AOL EO<br />

Internetzugang ja ja geplant ja Internet-Prov.<br />

Anzahl <strong>der</strong> Ein- jedes Ortsnetz in 13 ca. 13 51 134 via Datex-P<br />

wahlknoten in D D<br />

max. Zugangs- 14 400 ... 14 400 ... 9 600 bps 28 800 bps 14 400 bps<br />

geschwindigkeit 28 800 bps 28 800 bps<br />

ISDN ja ja nein nein nein<br />

Monatl. 8,00 DM 19,95 DM 14,00 DM 9,90 DM 7,00 DM<br />

Grundpreis (49,95 DM)<br />

inkl. Onlinezeit keine 5 Std. (20 h) 2 Std. 2 Std. 2 Std.<br />

(OLZ)<br />

Zusätzl. Kosten Nutzungszeittakt ja nein nein nein<br />

0,06 DM/min anbieterabh.<br />

(8-18 h)<br />

0,02 DM/min +<br />

anbieterabh.<br />

0,01 DM - 9,99<br />

DM/Seite<br />

Zusätzl. OLZ 0,05 DM/min 0,0825 DM/min 0,125 DM/min 0,10 DM/min 0,07 DM/min<br />

Kosten/zusätzl.<br />

Min.<br />

Kosten/zusätzl. h 3,00 DM/h 4,95 DM/h 7,50 DM/h 6,00 DM/h 4,20 DM/h<br />

Abrechnung auf Telefon- Kreditkarte/ Kreditkarte Kreditkarte/ Kreditkarte<br />

rechnung Rechnung Rechnung<br />

Tab. 1: Übersicht Online-Dienste (Stand 5/1996)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

5 Funktionsumfang des logistischen Informationssystems<br />

5.1 Grundmodule<br />

Für typische logistische Aufgabenstellungen ist die erfor<strong>der</strong>liche<br />

DV-technische Umsetzung zu konzipieren. Dabei<br />

müssen als For<strong>der</strong>ungen gestellt werden:<br />

Offenheit <strong>der</strong> Systementwicklung für mögliche Erweiterungen<br />

bezüglich neu zu implementieren<strong>der</strong> logistischer<br />

Aufgabenstellungen, die ggf. als Mehrwertdienste angeboten<br />

werden können,<br />

soweit wie möglich Unterstützung <strong>der</strong> Nutzung vorhandener<br />

Standards (insbeson<strong>der</strong>e EDI/EDIFACT).<br />

Daraus ergibt sich, daß die logistische Aufgabenstellung so<br />

zu glie<strong>der</strong>n ist, daß bei <strong>der</strong> Umsetzung in ein DV-System<br />

die Identifikation von Grundmodulen möglich ist.<br />

Logistik- Die systemtheoretische Dekomposition des logistischen<br />

Management- Prozesses sowie die Klassifizierung nach Zustandsän<strong>der</strong>un-<br />

System gen bezüglich <strong>der</strong> Größen Menge, Sorte, Ort und Zeit spiegeln<br />

den physischen Prozeß hinreichend genau wi<strong>der</strong>. Für<br />

die Modellierung mittels eines DV-Systems sind zusätzliche<br />

Systemkomponenten einzubeziehen, die sich aus<br />

rechtlichen Funktionen,<br />

kaufmännischen Funktionen,<br />

an<strong>der</strong>en Querschnittsfunktionen,<br />

Steuerinformationen<br />

Seite 23<br />

ergeben. Insofern sind neben <strong>der</strong> eigentlichen Durchführungsphase<br />

<strong>der</strong> logistischen Leistungsprozesse die informationellen<br />

Operationen auch in <strong>der</strong> Vorbereitungs-, Durchführungs-<br />

und Auswertungsphase zu berücksichtigen (vgl.<br />

Abb. 3).<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 24<br />

Abb. 3: Phasenmodell<br />

Aus funktioneller Sicht wurde in Abb. 4 ein Modulkonzept<br />

für ein Logistik-Managementsystem vorgestellt. Diese Funktionen<br />

lassen sich dem im weiteren beschriebenen Phasenmodell<br />

zuordnen. Auf die Beschreibung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Funktionen wird aber in diesem Zusammenhang verzichtet.<br />

Nähere Informationen sind in [20] enthalten. Auch auf die<br />

Planungsphase wird hier nicht eingegangen.<br />

5.2 Vorbereitungsphase<br />

Hierzu gehören sämtliche informationellen Prozesse, die<br />

mit <strong>der</strong> Anbahnung, dem Abschluß und <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

von Kundenaufträgen verbunden sind.<br />

Für die DV-technische Umsetzung ergibt sich daraus die<br />

For<strong>der</strong>ung, Grundmodule zu implementieren, die den genannten<br />

Funktionsumfang abdecken:<br />

Anfrage<br />

Angebot<br />

Kundenauftrag<br />

Disposition<br />

Auslösen eines Auftrags<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 4: Funktionsmodule eines Logistik-Managementsystems<br />

Seite 25<br />

Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 26<br />

5.3 Durchführungsphase<br />

Sie umfaßt die Realisierung <strong>der</strong> (eigentlichen) logistischen<br />

Aufgabenstellung und schließt<br />

das Auslösen <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsoperationen,<br />

die Bereitstellung prozeßbegleiten<strong>der</strong> Informationen<br />

sowie<br />

die Bereitstellung von Informationen zur Prozeßüberwachung<br />

und -dokumentation (sofern diese Dienstleistungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich bzw. vom Kunden gewünscht sind)<br />

ein.<br />

Für die DV-technische Realisierung werden Grundmodule<br />

identifiziert. Aus <strong>der</strong> vom Kunden gestellten logistischen<br />

Aufgabe werden Innenaufträge für das Unternehmen gebildet.<br />

Jedem Innenauftrag ist eine festgelegte Abfolge von<br />

logistischen Elementaroperationen (Transport, Umschlag, Lagerung)<br />

für die jeweilige logistische Aufgabenstellung zugeordnet.<br />

5.4 Nachbereitungsphase<br />

Sie umfaßt die nachbereitenden Tätigkeiten<br />

<strong>der</strong> Dokumentation des Prozeßablaufs,<br />

<strong>der</strong> Erstellung von Abrechnungen,<br />

<strong>der</strong> statistischen Auswertung und<br />

<strong>der</strong> Ermittlung von Trends und Prognosen.<br />

Es handelt sich also um Funktionen, die die Möglichkeit<br />

bieten, Auswertungen zu erstellen. Diese können zeitintervallbezogen,<br />

kundenbezogen, gutartenbezogen o<strong>der</strong> transportrelationsbezogen<br />

vorgenommen werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Abb. 5: Mehrwertdienste<br />

5.5 Mehrwertdienste<br />

Über die bisher genannten informationellen Prozesse hinaus,<br />

die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem physischen<br />

Prozeßablauf stehen, sind zusätzliche Dienste erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Bezüglich des physischen Prozeßablaufs können die<br />

aufgeführten informationellen Prozesse vorgelagert, begleitend<br />

o<strong>der</strong> auch nachgelagert sein. Die Mehrwertdienste sind<br />

zusammenfassend in Abb. 5 dargestellt.<br />

Die Auskunftserteilung erfaßt<br />

Seite 27<br />

die Ausgabe von Informationen zum aktuellen Prozeßzustand<br />

und<br />

die Auskunftserteilung über die im DV-System vorhandenen<br />

Stammdaten.<br />

Das Ziel des Moduls zur Auskunftserteilung besteht darin,<br />

die Realisierung von Kontroll- und Überwachungsfunktionen<br />

hinsichtlich Terminkontrolle, vereinbarter Qualitätsparameter<br />

und <strong>der</strong> Auftragserfüllung zu ermöglichen.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 28<br />

Die Datenpflege ist für ein korrektes Arbeiten <strong>der</strong> DV-Systeme<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Sie umfaßt das Erstellen eines neuen<br />

Datensatzes, das Editieren eines vorhandenen Datensatzes<br />

und das Löschen eines Datensatzes als Grundfunktionen.<br />

Die Leistungs- und Aufwandserfassung während des gesamten<br />

Prozeßverlaufs schafft die Voraussetzungen für die<br />

Abrechnung, das Logistik-Controlling sowie die Kalkulation.<br />

Darüber hinaus kann die Erstellung von Dokumenten als<br />

Dienstleistung angeboten werden. Dazu gehören Angebote,<br />

Aufträge, Bestellungen, Lieferscheine, Frachtdokumente,<br />

Avise, Rechnungen und Zollerklärungen.<br />

6 Struktur <strong>der</strong> Informationslogistik und Vernetzung<br />

6.1 Vorbemerkungen<br />

Viele Unternehmen setzen Anwendungssysteme zur EDV-<br />

Unterstützung ihrer täglichen Geschäftsabläufe ein. Ein solches<br />

Anwendungssystem besteht aus einer Kombination<br />

von Hardware, Betriebssystem, Software, Peripheriegeräten<br />

und Kommunikationsverbindungen. Es ist aber meist nicht<br />

Off-line- für den direkten Kontakt mit einem an<strong>der</strong>en Partner geeig-<br />

Informations- net, so daß lediglich ein Off-line-Informationsaustauch mit<br />

austausch all den bekannten Nachteilen einer langsamen Übertragung,<br />

von Eingabefehlern, einem erhöhten Zeitaufwand für wie<strong>der</strong>holte<br />

Dateneingabe und <strong>der</strong> Nichtverfügbarkeit von aktuellen<br />

Informationen.<br />

Eine vielfach praktizierte Methode zur Umgehung dieser Nachteile<br />

besteht darin, daß <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> ein Anwendungs-<br />

Terminal- system betreibt, seinen Kommunikationspartnern eine Terverbindung<br />

minalverbindung herstellt. Das ist eine typische Lösung für<br />

die Datenkommunikation zwischen großen Firmen und ihren<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 29<br />

kleinen Geschäftspartnern und Kunden. Diese Terminal-Lösung<br />

ist relativ einfach zu implementieren, kann aber Probleme<br />

für den Anwen<strong>der</strong> hervorrufen, <strong>der</strong> mit mehreren<br />

verschiedenen Partnern auf diese Weise kommunizieren<br />

und dabei verschiedene Arten von Terminalsoftware betreiben<br />

muß.<br />

EDI-Lösung Eine echte EDI-Lösung für Kommunikationspartner, die<br />

beide über Anwendungssysteme verfügen, ist in Abb. 6 dargestellt.<br />

Unterschiedliche Anwendungssysteme „sprechen” normalerweise<br />

unterschiedliche „Sprachen”, d. h. sie speichern ihre<br />

Daten in unterschiedlichen Formaten und bearbeiten sie<br />

nach unterschiedlichen Algorithmen. Eine Möglichkeit <strong>der</strong><br />

gegenseitigen Verständigung ist es daher, beide „Sprachen”<br />

in eine dritte standardisierte „Sprache” zu übersetzen (EDI-<br />

FACT, ODETTE, ANSI X.12, ...).<br />

Für diese EDI-Lösung braucht dann aber je<strong>der</strong> Partner eine<br />

spezielle Konvertersoftware, die zwischen <strong>der</strong> eigenen<br />

„Sprache” und dem Standard übersetzen kann.<br />

Dies scheint ein klares und einfaches Konzept zu sein –- hat<br />

sich aber nicht in breitem Umfang durchgesetzt, weil<br />

es schwierig ist, die Konvertersoftware und ihren Zugriff<br />

auf die In-house-Daten zu implementieren,<br />

das zu übertragende Datenvolumen den Aufwand meist<br />

nicht rechtfertigt,<br />

<strong>der</strong> zu treibende Aufwand den erwarteten Nutzen übersteigt.<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99<br />

Abb. 6: Austausch von Geschäftsdaten über EDI mit (durchgezogene Linie) und ohne (gestrichelte Linie) standardisiertem<br />

Austauschformat (Quelle: ISL)<br />

Seite 30<br />

08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 31<br />

6.2 Interconnectivity Manager<br />

Beson<strong>der</strong>s Unternehmen, die nur ein relativ geringes<br />

Datenvolumen zu übertragen haben, scheuen sich häufig<br />

vor <strong>der</strong> EDI-Einführung und benutzen weiterhin Fax und<br />

Telefon.<br />

Direkter Deshalb ist vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Lo-<br />

Datenaustausch gistik Bremen (ISL) eine integrierte Lösung geschaffen<br />

worden, die einerseits den direkten Datenaustausch zwischen<br />

verschiedenen Anwendungssystemen, an<strong>der</strong>erseits die Eingabe<br />

bzw. den Empfang von Nachrichten am Bildschirm<br />

gerade auch für den genannten Anwen<strong>der</strong>kreis ermöglicht.<br />

Dieses Konzept wird als „Interconnectivity Manager (IM)”<br />

bezeichnet.<br />

Es ist ein baukastenartiges Softwaresystem, dessen Komponenten<br />

je nach Bedarf <strong>der</strong> Kommunikationspartner konfiguriert<br />

werden können (Abb. 7)<br />

Das Kernstück des IM ist ein intelligentes Interface für die<br />

Kommunikation inkompatibler Datenverarbeitungssysteme.<br />

Im vorliegenden Fall wird OSIS (Open Systems Interconnection<br />

Software) <strong>der</strong> Gesellschaft für Logistische Systeme<br />

LS GmbH verwendet. Es überwindet die Inkompatibilität<br />

bezüglich Hardware, Betriebssysteme und Anwendungs-<br />

Sprach- software bei unterschiedlichen Anwendungssystemen. Die<br />

konvertierung Sprachkonvertierung mit OSIS umfaßt nicht nur die Protokolle<br />

<strong>der</strong> Nachrichtenübermittlung (Netzwerk-Protokolle)<br />

und des Datentransfers (File Transfer Protocol), son<strong>der</strong>n auch<br />

die Syntax und Semantik zur Beschreibung <strong>der</strong> Datentypen<br />

und -strukturen <strong>der</strong> Anwendungssoftware. Auf diese Weise<br />

kann ein Unternehmen<br />

firmenintern den Datenaustausch zwischen unterschiedlichen<br />

Anwendungssystemen automatisieren,<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99<br />

Abb. 7: Einsatzmöglichkeiten des Interconnectivity Managers (Quelle: ISL)<br />

Seite 32<br />

08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

am offenen, durch Standardisierungsvorschriften geregelten<br />

elektronischen Datenaustausch (EDI) teilnehmen,<br />

bilateral mit an<strong>der</strong>en Unternehmen den Datenaustausch<br />

zwischen unterschiedlichen, auf verschiedenartigen Plattformen<br />

installierten Anwendungssystemen sicherstellen<br />

und<br />

einen problemlosen Anschluß an Übertragungsnetze von<br />

Service-Provi<strong>der</strong>n ermöglichen.<br />

Der Austausch von Informationen findet über Nachrichten<br />

statt. Sind Sen<strong>der</strong> und Empfänger Menschen, so haben die<br />

Nachrichten die Form von Telefongesprächen, Faxen o<strong>der</strong><br />

Briefen. Im Falle des direkten Informationsaustausches<br />

zwischen Anwendungssystemen dagegen handelt es sich im<br />

allgemeinen um Dateien. Diese soll <strong>der</strong> IM durch Export aus<br />

einem In-house-Datenbestand erzeugen, übertragen, evtl.<br />

bearbeiten und dann in den Datenbestand des Empfängers<br />

importieren. <strong>der</strong> prinzipielle Arbeitsablauf ist beispielhaft in<br />

Abb. 8 dargestellt.<br />

Abb. 8: Schematischer Ablauf des Datenaustausches<br />

Seite 33<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 34<br />

Außerdem soll <strong>der</strong> IM eine Nutzeroberfläche bieten, mit <strong>der</strong><br />

Firmen ohne Anwendungssysteme die zu übermittelnde<br />

Nachricht online am Bildschirm abschicken und empfangen<br />

können.<br />

Diese beiden Nutzungsvarianten – „direkt” und „online” –<br />

gibt es heute schon in Form von EDI- und E-Mail-Systemen.<br />

Das Neue am Konzept des IM ist aber, daß die beiden<br />

Varianten auch gemischt genutzt werden können. Ein Unternehmen<br />

ohne Anwendungssystem kann seine Nachricht<br />

online eingeben, und sie wird dann direkt in das Anwendungssystem<br />

des Empfängers importiert.<br />

Darüber hinaus kann <strong>der</strong> Empfänger die Online-Nutzeroberfläche<br />

auch dazu verwenden, die erhaltene Nachricht<br />

vor dem Import in sein System zu kontrollieren und bei<br />

Bedarf zu korrigieren und zu ergänzen.<br />

6.3 Anwendungsintegration<br />

Die Anwendungsintegration sieht Direct-, Online- und<br />

Mixed-Betrieb vor.<br />

„Direct LING” sichert die Kommunikation zwischen Partnern<br />

mit eigenen Anwendungssystemen, die<br />

aber über keinen eigenen Interconnectivity<br />

Manager verfügen.<br />

„Oneline LING” ermöglicht Nutzern ohne eigenes Anwendungssystem<br />

die Teilnahme am elektronischen<br />

Nachrichtenaustausch.<br />

„Mixed LING” gewährleistet den Nachrichtenaustausch<br />

zwischen Partnern mit eigenen Anwendungssystemen<br />

und eigenem Interconnectivity<br />

Manager.<br />

Das IM-Konzept bietet damit eine integrierte Lösung sowohl<br />

für Anwen<strong>der</strong> mit als auch für Anwen<strong>der</strong> ohne eigenes<br />

Anwendungssystem.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Abb. 9: Konzepte für schnittstellenübergreifende, intraorganisatorische Informationslogistik<br />

Seite 35<br />

Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 36<br />

Für die Verbindung zwischen IM-GUI und Kommunikations-<br />

DB kann ein beliebiges Netz meist auf <strong>der</strong> Basis des Protokolls<br />

TCP/IP verwendet werden. Dazu gehört auch das Internet.<br />

6.4 Kunden-Telematik-Plattform<br />

Die Konzepte für die schnittstellenübergreifende, intraorganisatorische<br />

Informationslogistik führen zu verschiedenen<br />

Lösungen [21]. Im einfachsten Fall könnte dies ein zentra-<br />

Clearing- ler Knoten als Clearing-Center mit lokalen Dolmetschern<br />

Center sein (Abb. 9).<br />

Die LING-Konzeption geht von einer TELEMATIK-Plattform<br />

für den unbeschränkten Datenaustausch längs <strong>der</strong> logistischen<br />

Ketten aus.<br />

Kommunika- Die Konfiguration des entsprechenden Kommunikationsknotionsknoten<br />

tens ist Abb. 10 zu entnehmen.<br />

Abb. 10: LING-Plattform<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

6.5 Einsatzvarianten<br />

Der Interconnectivity-Manager kann bei einem Kommunikations-Dienstleister<br />

(Service Provi<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> einem als<br />

Kommunikationspartner auftretenden Unternehmen eingesetzt<br />

und von diesem auch betrieben werden. Die Einsatzvarianten<br />

sind aus Abb. 11 ersichtlich.<br />

Abb. 11: Einsatzvarianten für den Interconnectivity Manager (Quelle: ISL)<br />

Seite 37<br />

Service Der Service Provi<strong>der</strong> betreibt einen informationslogistischen<br />

Provi<strong>der</strong> Knoten. Das entsprechende Dienstleistungsangebot besteht<br />

je nach Integrationsgrad in<br />

<strong>der</strong> Bereitstellung von standardisierten Schnittstellen für<br />

den reibungslosen Datentransfer zwischen verschiedenen<br />

DV-Systemen,<br />

einem Schnittstellenmanagement zur Verknüpfung inkompatibler<br />

DV-Systeme,<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 38<br />

<strong>der</strong> Wartung <strong>der</strong> Schnittstellen,<br />

einem Prozeßkettenmanagement, das die durchgängige DV-<br />

Begleitung des gesamten logistischen Prozesses ermöglicht,<br />

<strong>der</strong> Möglichkeit des Zugangs zu diesem Angebot auch<br />

ohne eigene DV-Kapazitäten.<br />

Diese Dienstleistungen sind als Minimalkonfiguration eines<br />

informationslogistischen Knotens zu verstehen. Die Attraktivität<br />

eines solchen Angebots kann erhöht werden, wenn<br />

darüber hinaus<br />

Mehrwertdienste,<br />

die externe Datenhaltung für Nutzer,<br />

die Möglichkeit zur Nutzung von Informationsdienstleistungen<br />

Dritter<br />

angeboten werden.<br />

Dienstleistungs- Dies führt insbeson<strong>der</strong>e dazu, daß mit <strong>der</strong> steigenden Nachformen<br />

frage nach informationellen Dienstleistungen drei neue Dienstleistungsformen<br />

entstehen werden:<br />

Outsourcing des Schnittstellenmanagements<br />

Das Schnittstellenmanagement, die Wartung <strong>der</strong> Schnittstelle<br />

und die Parametrisierung <strong>der</strong> Schnittstellensoftware<br />

werden durch einen externen Dienstleister übernommen.<br />

Prozeßkettenmanagement<br />

Durch einen Informationsdienstleister werden die Möglichkeiten<br />

geschaffen, logistische Prozesse in einem Informationssystem<br />

abzubilden und über alle Phasen <strong>der</strong> logistischen<br />

Leistungserstellung rechentechnisch zu unterstützen sowie<br />

je<strong>der</strong>zeit den aktuellen Auftragsstatus erfragen zu können<br />

und das Tracking & Tracing abzusichern.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Outsourcing von Anwendungssoftware<br />

Externe Dienstleister bieten die Nutzung von Anwendungsprogrammen<br />

an. Diese Dienstleistung geht weit über die<br />

Datenhaltung hinaus und ermöglicht es den Nutzern, informationslogistische<br />

Grundaufgaben wie die Lagerbestandsführung,<br />

das Fuhrparkmanagement o<strong>der</strong> Dispositions- und<br />

an<strong>der</strong>e Optimierungsaufgaben Dritten zu übertragen. Die dazu<br />

erfor<strong>der</strong>liche Anwendungssoftware wird durch den Dienstleister,<br />

nicht durch den Anwen<strong>der</strong> eingesetzt.<br />

7 Nutzenserwartungen<br />

Seite 39<br />

Der elektronische Datenaustausch bezieht sich auf die unternehmensübergreifende<br />

Übermittlung von normierten Geschäftsdaten<br />

zwischen den beteiligten Anwendungssystemen.<br />

Auf dieser Grundlage ergeben sich naturgemäß Win-Win-<br />

Partnerschaften mit operativen und strategischen Effekten<br />

Operativer innerhalb <strong>der</strong> Logistikketten. Die operativen Nutzenserwar-<br />

Nutzen tungen betreffen [22]<br />

Zeitgewinne bei den internen Prozessen <strong>der</strong> Datenerfassung<br />

und -verarbeitung sowie <strong>der</strong> inter- und intraorganisatorischen<br />

Datenübertragung, hinsichtlich <strong>der</strong> Gewährleistung<br />

einer durchgehenden Erreichbarkeit <strong>der</strong> Geschäftspartner,<br />

Kosteneffekte infolge des Wegfalls einer mehrfachen<br />

Datenerfassung, <strong>der</strong> Verringerung <strong>der</strong> Kosten für die Datenverarbeitung<br />

sowie <strong>der</strong> Dokumentenerstellung,<br />

Qualitätsverbesserungen durch Verringerung <strong>der</strong> Fehlerrate<br />

bei <strong>der</strong> Datenerfassung, Gewährleistung <strong>der</strong> Plausibilität<br />

, Aktualität und Konsistenz <strong>der</strong> Daten.<br />

Strategischer Die strategischen Nutzenserwartungen beziehen sich auf<br />

Nutzen inner- und außerbetriebliche Aspekte und umfassen<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 40<br />

die Verringerung <strong>der</strong> Lagerbestände und damit <strong>der</strong> Kapitalbindung,<br />

die Erhöhung <strong>der</strong> Planungs- und Dispositionssicherheit,<br />

die Befreiung des Personals von monotonen Routinearbeiten,<br />

die schnellere Auftragsabwicklung,<br />

eine Verbesserung des Materialmanagements,<br />

die Einführung neuer Logistikkonzepte (ECR, Supply Chain<br />

Management, Quick-Response-Logistik),<br />

Beschleunigung <strong>der</strong> Geschäftsprozesse,<br />

Angebot von Mehrwertdiensten,<br />

Intensivierung <strong>der</strong> Kundenkontakte,<br />

Beschleunigung des Zahlungsverkehrs,<br />

Entwicklung elektronischer Marktformen (Electronic Commerce),<br />

Ausgleich von Standortnachteilen.<br />

Die Erschließung dieser Nutzengesichtspunkte ist für die<br />

einzelnen Unternehmen und Branchen sehr differenziert zu<br />

betrachten. Deshalb lassen sich auch keine quantitativen Angaben<br />

machen. Der Erfolg eines unternehmensübergreifenden<br />

Datenaustausches hängt aber immer davon ab, inwieweit<br />

alle beteiligten Partner an dem Nutzen partizipieren<br />

können.<br />

8 Ausblick<br />

Der Markt <strong>der</strong> Telematik-, Kommunikations- und Informationssysteme<br />

ist auch gegenwärtig einer rasanten Entwicklung<br />

unterworfen. Diese Erscheinung bleibt nicht ohne<br />

Auswirkungen für die logistischen Dienstleistungen; denn<br />

die Information ist als Produktionsfaktor eine unverzichtbare<br />

Grundlage erfolgreicher Unternehmen geworden. Damit<br />

gewinnt eine Säule <strong>der</strong> Logistik weiter an Bedeutung. Un-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 41<br />

vollständige, ungenaue und verspätete Informationen können<br />

nicht durch den Einsatz von Erfahrungswissen ausgeglichen<br />

werden.<br />

Die heutige Situation wird von einem Realisierungsstau<br />

charakterisiert. Das Angebot an Hard- und Software ist qualitativ<br />

und quantitativ gewachsen und kann gar nicht in dem<br />

Maße in die Nutzung überführt werden, wie dies aus volkswirtschaftlichen<br />

und politischen Erfor<strong>der</strong>nissen nötig wäre.<br />

Die Hemmnisse sind meist nicht nur finanzieller, son<strong>der</strong>n<br />

auch unternehmenspolitischer und ideologischer Natur.<br />

Daraus resultieren offene Probleme für die Nutzung von<br />

I+K-Systemen in <strong>der</strong> Logistik:<br />

theoretische Grundlagenuntersuchungen zur Nutzung mo<strong>der</strong>ner<br />

Informationstechnologien,<br />

Integration mo<strong>der</strong>ner Informationstechnologien in die Geschäftsprozesse<br />

logistischer Dienstleister,<br />

Entwicklung spezieller Hardware- und Software-Produkte<br />

für die Anwendung in <strong>der</strong> Logistik,<br />

Realisierung von Pilotbeispielen für informationslogistische<br />

Knoten.<br />

Die bisherigen DV-Anwendungen in den Logistikketten und<br />

-netzwerken leiden noch stark unter dem Mangel, daß die<br />

Kostenrelevanz nicht erkennbar ist. Das ist gleichzeitig<br />

auch eine Eintrittsbarriere vieler KMU-Unternehmen für<br />

das Nutzen spezifischer I+K-Anwendungen in <strong>der</strong> Logistik.<br />

Aus diesem Grunde sind zielgerichtete und möglichst nutzerinvarianter<br />

Untersuchungen zur Wertigkeit <strong>der</strong> Informationen<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

So beklagt beispielsweise die Speditionskooperation IDS<br />

Logistik GmbH, Bielefeld, die eine spezielle elektronische<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 42<br />

Überwachung von Transportketten zur Ermitlung <strong>der</strong> Qualitätsverstöße<br />

und <strong>der</strong> Abweichungen vom idealen Sendungsverlauf<br />

entwickelt hat, den Mangel, daß die ermittelten<br />

Fehler noch nicht monetär bewertet werden können. Wenn<br />

ausreichende Klarheit zu diesem Sachverhalt bestehen würde,<br />

dann könnten sich viele KMU-Unternehmen leichtertun,<br />

die erfor<strong>der</strong>lichen Investitionen zur Gewährleistung eines<br />

Anschlusses an ein unternehmensübergreifendes I+K-System<br />

zu tätigen.<br />

In jüngster Zeit hat sich das Internet sprunghaft verbreitet.<br />

Die wichtigsten Gründe dafür sind:<br />

Produktionssteigerungen und Rationalisierung <strong>der</strong> Geschäftsprozesse,<br />

einfacher und kostengünstiger Informationszugang,<br />

wachsen<strong>der</strong> Wettbewerbsdruck und<br />

unternehmerischer Nutzen zur Sicherung <strong>der</strong> Marktanteile<br />

und zur Verbesserung des Kundendienstes.<br />

Dennoch ist <strong>der</strong> Einsatz des Internet in <strong>der</strong> deutschen Transport-<br />

und Speditionsbranche mit weniger als 10 % <strong>der</strong> Unternehmen<br />

bei <strong>der</strong> WWW-Nutzung und mit 15 % bei <strong>der</strong> E-<br />

Mail-Nutzung noch relativ gering. Die Ursachen dafür können<br />

nicht auf Kostengründe zurückgeführt werden. Als<br />

größtes Hemmnis werden häufig noch Sicherheitsprobleme<br />

genannt. Jene betreffen einen unzureichenden Schutz gegenüber<br />

unberechtigten Dateizugriffen. Eine <strong>der</strong>artige Unsicherheit<br />

kann vor allem bei Auftrags- und Abrechnungsdaten<br />

nicht toleriert werden. Diese Mängel werden jedoch<br />

in absehbarer Zeit beseitigt sein.<br />

Literatur [1] Autorenkollektiv: Logistische Anfor<strong>der</strong>ungen an Informationssysteme<br />

des Güterverkehrs-LING, Schlußbericht zum<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 43<br />

bmb+f-Forschungsvorhaben mit dem För<strong>der</strong>kennzeichen<br />

19 G 9507 A+B, Dresden 1998<br />

[2] Hellingrath, B., Tünschel, L.: Neue Kommunikationskonzepte<br />

für den europäischen Logistikverbund<br />

Teil I: Logistikspektrum (1994) H. 5, S. 7...11<br />

Teil II: Logistikspektrum (1994) H. 6, S. 13...16<br />

[3] Isermann, H.: Internet und sein Einsatzpotential für die<br />

Produktion von Logistik-Dienstleistungen. In: 13. Deutscher<br />

Logistik-Kongreß, Berichtsband 1996, Band 1, S. 357-375,<br />

München 1996<br />

[4] Krieger, W.: EDV-Einsatz in <strong>der</strong> deutschen Transportindustrie.<br />

Empirische Analyse im gewerblichen Straßengüterverkehr,<br />

Diskussionspapiere zur betriebswirtschaftlichen<br />

Logistik <strong>der</strong> Fachhochschule Flensburg, Nr. 01/1994<br />

[5] Höller, M., Haubold, V.; Stahl, D., Rodi, H.: Die Bedeutung<br />

von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

für den Verkehr, Beiträge aus dem Institut für Verkehrswirtschaft<br />

an <strong>der</strong> Universität Münster, Heft 133,<br />

Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1994<br />

[6] Treibel, H.-P.: Weltweites Datennetz für den Luftfrachttransport.<br />

In: Logistik im Unternehmen 7 (1993), Nr. 7/8,<br />

S. 28-30<br />

[7] Treibel, H.-P.: TRAXON: Zwei Jahre Betriebserfahrung<br />

– Ein Werkzeug für die gesamte Luftfrachtindustrie. In:<br />

Deutsche Verkehrszeitung Nr. 112/21. September 1993, S. 3<br />

[8] Gromball, P.: EURO-LOG: Nutzung neuer Informationstechniken<br />

für die umweltgerechte Steuerung des<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 44<br />

Europäischen Warenflusses. In: Informationstechnik 34<br />

(1992) 3, S. 3-11<br />

[9] Otto, J., Zeller, M.; Müller-Berg, M.; EDI im weltweiten<br />

Speditionseinsatz. Die Daten im Nadelöhr. In: Jahrbuch<br />

<strong>der</strong> Logistik '95, 9. Jahrg. S. 116-118. Düsseldorf, Verlagsgruppe<br />

Handelsblatt 1995<br />

[10] Möhlmann, E.; Möglichkeiten <strong>der</strong> Effizienzsteigerung<br />

logistischer Systeme durch den Einsatz neuer Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien im Güterverkehr. Beiträge<br />

aus dem Institut für Verkehrswissenschaften an <strong>der</strong><br />

Universität Münster, Heft 108. Göttigen, Vandenhoeck &<br />

Ruprecht 1982<br />

[11] Conrads, D.; Datenkommuniktion: Verfahren Netze<br />

Dienste. Wiesbaden 1989<br />

[12] Rose, B.; Konzerne kommunizieren über eigenes Telefonnetz.<br />

Handelsblatt Nr. 128 vom 07.07.1993<br />

[13] Franck, R.; Rechnernetze und Datenkommunikation.<br />

Berlin 1986<br />

[14] Welzel, P.; Datenfernübertragung: Einführende Grundlagen<br />

zur Kommunikation offener Systeme. 3. Auflage<br />

[15] Becker, J., Rosemann, M.; Logistik und CIM. Die effiziente<br />

Gestaltung des Material- und Informationsflusses in<br />

Industrieunternehmen. Berlin u.a. 1993<br />

[16] Oppelt, U., Nippa, M.; EDI-Implementierung in <strong>der</strong><br />

Praxis.Office Management 40 (1992), H. 3, S. 55-62<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik 08120<br />

Seite 45<br />

[17] Schade, J.: Standardisierung <strong>der</strong> elektronischen Kommunikation:<br />

EDIFACT und SEDAS. In: J. Zentes (Herausgeber):<br />

Mo<strong>der</strong>ne Distributionskonzepte in <strong>der</strong> Konsumgüterindustrie,<br />

Stuttgart 1991, S. 225 und 241<br />

[18] Haka, J.: Der Zugang zur Datenautobahn. In: LOGI-<br />

STIK HEUTE 17 (1995), S. 52-58<br />

[19] Haka, J.: Jetzt können Sie günstig einsteigen. Onlinedienste<br />

im Überblick. In: LOGISTIK HEUTE 17(1996), S.<br />

67-71<br />

[20] Autorenkollektiv: Computerintegrierter Güterverkehr:<br />

Logistisches Systemkonzept für die Region Dresden, Band<br />

6 des Schlußberichtes zum Forschungsvorhaben Intermodales<br />

Verkehrsleitsystem Ballungsraum “Dresden/Oberes Elbtal“.<br />

För<strong>der</strong>kennzeichen des bmb+f: TV 9418, Dresden 1996<br />

[21] Stern, A.: Systemarchitektur von LING, 2. Workshop<br />

des TÜV Rheinland, BVT: “Neue Dispositionsansätze in<br />

<strong>der</strong> Spedition/Transportunternehmung” – Forschungsprojekte<br />

des BMBF, Rostock, 18.09.96<br />

[22] Schreckenbach,R.: EDI im Unternehmen: Vom notwendigen<br />

Übel zum echten Gewinn. In: Beschaffung aktuell,<br />

Jg. 1995, H. 10, S. 36...37<br />

3. Akt.-Liefg. Februar 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08120 Informationssysteme <strong>der</strong> Logistik<br />

Seite 46<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 3. Akt.-Liefg. Februar 99


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> in Deutschland und<br />

Europa aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Verkehrspolitik<br />

von<br />

Dr.-Ing. Josef Kunz<br />

Bundesministerium für Verkehr<br />

Seite 1<br />

1 Sicherung <strong>der</strong> Mobilität bei gleichzeitigem hohen<br />

Verkehrswachstum<br />

Verkehrs- Die nachhaltige und umweltgerechte Sicherung <strong>der</strong> Mobilipolitische<br />

tät im Personen- wie im Güterverkehr stellt die Verkehrs-<br />

Aufgabe: politik zum Ende des Jahrzehnts vor große Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Sicherung <strong>der</strong> Diese Anfor<strong>der</strong>ungen resultieren aus einer Vielzahl struktu-<br />

Mobilität reller, politischer und gesellschaftlicher Verän<strong>der</strong>ungen und<br />

Entwicklungen:<br />

- Seit Jahren ist <strong>der</strong> Trend zum Auto ungebrochen; trotz<br />

bereits hoher Pkw-Dichte, die <strong>der</strong>zeit bei 621 Pkw pro<br />

1.000 Personen liegt, ist die Wachstumsgrenze noch<br />

längst nicht erreicht. Neue Prognosen deuten darauf hin,<br />

daß im Jahre 2010 <strong>der</strong> Pkw-Bestand in Deutschland - je<br />

nach Prognoseszenario - auf 46,2 bis 48,8 Mio. Pkw anwachsen<br />

könnte [1].<br />

- Die Vollendung des europäischen Binnenmarktes, das<br />

Zusammenwachsen <strong>der</strong> Nationen zu einem einheitlichen<br />

europäischen Wirtschaftsraum und die Öffnung <strong>der</strong><br />

mittel- und osteuropäischen Staaten haben das Mobilitätsniveau<br />

wachsen lassen. Für Deutschland mit seiner<br />

zentralen Lage in Europa hat dies seit 1991 im Straßengüterverkehr<br />

zu einer etwa 50%igen Zunahme <strong>der</strong><br />

Verkehrsleistungen geführt.<br />

- Der ungebrochene Trend zu kleineren Haushalten und<br />

die nach wie vor zunehmende Verbreitung dezentralisierter<br />

Wohnstrukturen tragen ebenfalls zum weiteren Ansteigen<br />

des motorisierten Individualverkehr bei.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 2<br />

- Schließlich führen die weitere Flexibilisierung und<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit dazu, das Auto auch verstärkt<br />

in <strong>der</strong> Freizeit zu nutzen - dies macht mittlerweile<br />

bereits mehr als 50 % <strong>der</strong> Pkw-Verkehrsleistung aus.<br />

Mobilität in ihren vielfältigen Ausprägungen für die Wirtschaft<br />

wie für den Einzelnen im Verkehr dauerhaft, effizient<br />

und möglichst umweltschonend zu sichern, ist angesichts<br />

<strong>der</strong> entstandenen und weiter wachsenden Verkehrsnachfrage<br />

eine <strong>der</strong> großen gesellschaftlichen und technischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen für das ausklingende Jahrhun<strong>der</strong>t und<br />

den Start in das neue Jahrtausend. Ihre Bewältigung gehört<br />

zu den zentralen Aufgaben <strong>der</strong> Verkehrspolitik.<br />

Verkehrstele- Dabei können <strong>der</strong> weitere Neu- und Ausbau von Verkehrsmatik<br />

als neues infrastruktur und die weitere Liberalisierung <strong>der</strong> verkehr-<br />

Instrument <strong>der</strong> lichen Rahmenbedingungen heute nicht mehr alleiniges<br />

Verkehrspolitik Mittel <strong>der</strong> Verkehrspolitik sein. Zur Sicherung des Mobilitätsbedarfs,<br />

<strong>der</strong> Wahrung <strong>der</strong> Belange des Umweltschutzes,<br />

<strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Verkehrssicherheit sowie des effizienten<br />

Einsatzes <strong>der</strong> begrenzten ökologischen und ökonomischen<br />

Ressourcen ist vielmehr ein Bündel von Maßnahmen<br />

und eine Vielzahl von Instrumentarien erfor<strong>der</strong>lich, die auch<br />

mo<strong>der</strong>ne Informations-, Kommunikations- und Leittechniken<br />

im Verkehr (<strong>Verkehrstelematik</strong>) einbeziehen. Mit<br />

den Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> wird es gelingen,<br />

innovative technische Verfahren und neuartige Dienstlei-<br />

Integration in stungen zu verwirklichen, die die Integration <strong>der</strong> einzel-<br />

Gesamtver- nen Verkehrsträger in ein Gesamtverkehrssystem ermögkehrssystem<br />

lichen und so den aus <strong>der</strong> Verkehrsnachfrage resultierenden<br />

hohen Ansprüchen gerecht zu werden.<br />

Zur Verbesserung des Gesamtverkehrssystems ist es erfor<strong>der</strong>lich,<br />

- den öffentlichen Verkehr zu stärken, ihn attraktiver zu<br />

gestalten und ihm größere Anteile an künftigen Wachs-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

tumspotentialen zu verschaffen; mit <strong>der</strong> Privatisierung<br />

<strong>der</strong> Eisenbahnen und <strong>der</strong> Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs<br />

[2] sind dafür wesentliche Voraussetzungen<br />

geschaffen worden, die zusammen mit den<br />

weiterlaufenden Finanzhilfen des Bundes (z.B. Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz<br />

[3] dem öffentlichen Verkehr<br />

den Weg in das nächste Jahrtausend ebnen;<br />

- Verkehrsnetze, Verkehrsträger und Verkehrsmittel<br />

stärker als bisher miteinan<strong>der</strong> zu vernetzen und zu verknüpfen,<br />

um eine effizientere Arbeitsteilung, eine rationellere<br />

Verkehrsmittelwahl und die Bildung von leistungsfähigen<br />

und gleichzeitig umweltschonenden Reiseund<br />

Transportketten zu ermöglichen;<br />

- von <strong>der</strong> bestehenden Infrastruktur einen effizienteren<br />

Gebrauch zu machen, um vorhandene Kapazitäten so<br />

weit wie möglich auszuschöpfen und den Verkehrsfluß<br />

zu optimieren.<br />

Maßnahmen- Um diese Ziele zu erreichen, bedient sich die Verkehrsbereiche<br />

<strong>der</strong> politik zum einen <strong>der</strong> eher klassischen Maßnahmenbereiche<br />

Verkehrspolitik <strong>der</strong> Investitions- und Ordnungspolitik und zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong><br />

Möglichkeiten neuer Technologien (<strong>Verkehrstelematik</strong>),<br />

<strong>der</strong>en Einsatz <strong>der</strong> Verkehrspolitik ein weiteres Gestaltungselement<br />

verschafft. Stärker noch, als dies bei Infrastrukturinvestitionen<br />

<strong>der</strong> Fall ist, setzt die Politik bei <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

auf eine öffentlich-private Zusammenarbeit, da von<br />

Anfang an vor allem die Wirtschaft und Industrie an <strong>der</strong><br />

Wertschöpfungskette partizipieren sollen. Insbeson<strong>der</strong>e individuell<br />

nutzbare Dienste sollen ausschließlich von privaten<br />

Dienstleistern gestaltet werden.<br />

2 <strong>Verkehrstelematik</strong> - Ziele und Strategie<br />

Seite 3<br />

Die wichtigen Beiträge, die die neuen <strong>Verkehrstelematik</strong>techniken<br />

zur Sicherung einer effizienten und die Umwelt<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 4<br />

möglichst wenig belastenden Mobilität liefern können, hat<br />

das Bundesverkehrsministerium bereits frühzeitig (1993)<br />

zum Anlaß genommen, eine Strategie zur breiten Einführung<br />

von <strong>Verkehrstelematik</strong> zu erarbeiten und den<br />

Handlungsbedarf für alle Beteiligten - Bund, Län<strong>der</strong>, Kommunen,<br />

Verkehrswirtschaft, die verschiedenen Verkehrsträger,<br />

aber auch für Industrie und Dienstleistungssektor - aufzuzeigen<br />

[4]. Über den erreichten Stand <strong>der</strong> Umsetzung hat<br />

das Bundesministerium für Verkehr im Jahre 1995 berichtet [5].<br />

Ein neuer Sachstandsbericht erscheint in Kürze.<br />

Verkehrspoli- Aus verkehrspolitischer Sicht wird erwartet, daß ein<br />

tische Erwar- breiter Einsatz von <strong>Verkehrstelematik</strong>systemen im Verkehr<br />

tungen an die sowie ein zunehmendes Angebot an Telematikdiensten und<br />

Verkehrstele- <strong>der</strong>en verstärkte Nutzung wesentlich dazu beitragen,<br />

matik - die jeweiligen Vorteile <strong>der</strong> vorhandenen Verkehrsinfra-<br />

struktur effizienter zu nutzen, als dies <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong> Fall ist,<br />

wozu insbeson<strong>der</strong>e die Verringerung und Vermeidung<br />

von Staus, Leer- und Suchfahrten zählen,<br />

- die jeweiligen Vorteile <strong>der</strong> Verkehrsträger Straße, Schiene,<br />

Wasser und Luftverkehr durch Verknüpfung und Vernetzung<br />

in einem integrierten Gesamtverkehrssystem<br />

besser auszuschöpfen,<br />

- die Verkehrssicherheit zu erhöhen und schließlich<br />

- durch das Ausnutzen <strong>der</strong> neuen technischen Möglichkeiten<br />

für die Gestaltung und Steuerung des Verkehrs die<br />

verkehrsbedingten Umweltbelastungen zu reduzieren,<br />

hier insbeson<strong>der</strong>e die CO 2 -Emissionen zu verringern.<br />

Intermodale Die verkehrsträgerübergreifenden Telematikanwendungen mit<br />

Transport- und ihren Verknüpfungs- und Vernetzungsmöglichkeiten bieten<br />

Reiseketten die technische Basis für leistungsfähige Schnittstellen<br />

zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern und Verkehrsmitteln.<br />

Der verkehrspolitische Anschub besteht hier in <strong>der</strong><br />

Unterstützung und För<strong>der</strong>ung intermodaler Transport- und<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Seite 5<br />

Reiseketten und somit <strong>der</strong> Verlagerung von Verkehr auf<br />

umweltfreundlichere Verkehrsmittel.<br />

Offene An<strong>der</strong>s als z. B. in USA und Japan bestehen in Europa und<br />

Rahmen- in Deutschland keine operativ formulierten Pläne zum Erbedingungen<br />

reichen <strong>der</strong> vorgenannten Ziele. Das wurde von Dritten zwar<br />

für Public- hin und wie<strong>der</strong> kritisiert, ist jedoch nach <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong><br />

Private- meisten Beteiligten auf Grund <strong>der</strong> fö<strong>der</strong>ativen Struktur und<br />

Partnership zudem für eine schnelle Marktdurchdringung eher för<strong>der</strong>lich<br />

als hin<strong>der</strong>lich. Die Wirtschaft möchte bei <strong>der</strong> Errichtung<br />

und Ausgestaltung von Telematiksystemen und -diensten<br />

einen kreativen Freiraum nutzen, um attraktive Dienste<br />

anbieten zu könnnen. So verstandene „Public-Private-Partnership“<br />

bedeutet, daß Politik und Wirtschaft - je<strong>der</strong> in seinem<br />

Aufgabenbereich - dafür verantwortlich sind, an diesen Zielen<br />

mitzuwirken und die Verbreitung von <strong>Verkehrstelematik</strong>anwendungen<br />

bzw. -diensten entsprechend voranzubringen.<br />

Um <strong>der</strong> Industrie und den Dienstleistern ein neues Wirtschaftsfeld<br />

zu öffnen, beschränken sich die öffentlichen<br />

Hände dabei zumeist auf Maßnahmen kollektiven Charakters,<br />

die per Gesetz <strong>der</strong> öffentlichen Hand vorbehalten sind,<br />

und Maßnahmen mit hoheitlichem Charakter, z. B. Ge- und<br />

Verbote. Hierzu zählen im wesentlichen die Verkehrsbeeinflussungsanlagen<br />

auf den Bundesfernstraßen und in Ballungsräumen.<br />

Auch <strong>der</strong> Aufbau von städtischen Parkleit- o<strong>der</strong><br />

P&R-Systemen sowie kommunalen und landesweiten Verkehrsinformationszentren<br />

(VIZ) o<strong>der</strong> -netzen gehört hierzu.<br />

Telematikdienstleistungen, die anspruchsvolleren individuellen<br />

Bedürfnissen spezieller Nutzergruppen gerecht werden,<br />

bleiben dem freien Dienstleistungsmarkt überlassen.<br />

Dies eröffnet Industrie und Dienstleistungssektor ein neues<br />

und wirtschaftlich interessantes Betätigungsfeld.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 6<br />

Die Erfahrungen <strong>der</strong> letzten Jahre in Deutschland zeigen,<br />

daß mit diesen offenen Rahmenbedingungen die Wirtschaft<br />

bereit war und ist, private Unternehmen zu gründen, die<br />

den rasch wachsenden <strong>Verkehrstelematik</strong>markt mit neuartigen<br />

Angeboten gestalten.<br />

3 <strong>Verkehrstelematik</strong> erzeugt schon heute Nutzen<br />

Auf dem Weg in die Informationsgesellschaft werden bereits<br />

in vielen Bereichen Technologien zur schnelleren,<br />

leichteren und vielfältigeren Information und Kommunikation<br />

entwickelt und eingesetzt [6].<br />

Verkehrstele- Auch im Verkehr ist die unmittelbare Nutzung und Wirmatik<br />

ist schon kung <strong>der</strong> neuen Informations- und Kommunikations-<br />

Realität technologien in Verbindung mit elektronischen Leittechniken<br />

(<strong>Verkehrstelematik</strong>) längst Realität - im Straßenverkehr<br />

ebenso wie im öffentlichen Verkehr und bei den Verkehrsträgern<br />

Luft und Wasser.<br />

Verkehrsab- Hauptbeispiele solch praktischer Anwendungen sind z. B.<br />

hängige Licht- Einrichtungen zur bedarfsgerechten Steuerung des Verkehrs<br />

signalanlagen durch verkehrsabhängig geschaltete Lichtsignalanlagen,<br />

die in vielen deutschen Städten bereits zum Standard gehören.<br />

Verkehrs- Ein weiteres Beispiel sind die <strong>der</strong>zeit rund 60 Verkehrsbebeeinflussungs-<br />

einflussungsanlagen auf den Bundesfernstraßen, die<br />

anlagen Verkehrsdichte und Geschwindigkeit automatisch registrieren<br />

und durch die Schaltung von Wechselverkehrszeichen<br />

dazu beitragen, vor Gefahren zu warnen und den Verkehr<br />

durch situations- und witterungsabhängige Höchstgeschwindigkeiten<br />

flüssig zu halten. Staus, Unfälle und Umweltbelastungen<br />

konnten durch diese Anlagen deutlich reduziert<br />

werden. Deshalb hat <strong>der</strong> Bundesminister für Verkehr das<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Programm zur Ausrüstung von Bundesfernstraßen mit<br />

diesen Anlagen im Jahr 1996 fortgeschrieben; er stellt dafür<br />

weitere 600 Mio. DM zur Verfügung. Ziel ist, daß Anfang<br />

des nächsten Jahrzehnts etwa 1/3 des Autobahnnetzes mit<br />

diesen Anlagen ausgestattet ist (Abb. 1).<br />

BMV-Programm: Verkehrsbeeinflussung auf BAB<br />

Streckenbeeinflussungsanlagen<br />

Netzbeeinflussungsanlagen<br />

Dichte <strong>der</strong><br />

Erfassungsstellen<br />

[km]<br />

Ausgestattete<br />

Netzlängen<br />

1996 2001<br />

[km] [km]<br />

ca. 1,5 - 2,0 ca. 500 ca. 1100<br />

ca. 5,0 - 6,0 ca. 1300 ca. 2100<br />

Summe 1800 3200<br />

Seite 7<br />

Abb. 1: Programm zur Beeinflussung auf Bundesautobahnen und Bundesfernstraßen<br />

(1996 -2001)<br />

Autarke Schon heute werden drei von vier Pkw-Neufahrzeugen <strong>der</strong><br />

Navigations- Oberklasse mit autarken Navigationssystemen ausgestatsysteme<br />

tet, die in Verbindung mit Fahrzeugsensorik, Satellitennavigation<br />

und digitalen Straßenkarten Routenplanung und<br />

Zielführung ermöglichen. Auch Fahrzeuge <strong>der</strong> Mittelklasse<br />

werden zunehmend mit diesen Navigationssystemen ausgerüstet.<br />

Zusammen mit den seit 1997 am Markt angebotenen<br />

aktuellen Verkehrsinformationsdiensten privater Dienstleister<br />

erhöht sich <strong>der</strong> Nutzen dieser Navigationssysteme noch.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 8<br />

Erste private Dienstleister bieten zudem kundenorientierte<br />

Dienste für automatische Notrufe, Pannenhilfe und zur<br />

Verhin<strong>der</strong>ung von Kraftfahrzeugdiebstählen an.<br />

Verkehrstele- Vorreiter für Telematikanwendungen ist in Deutschland<br />

matik im allerdings <strong>der</strong> öffentliche Verkehr gewesen. Vor allem beim<br />

Nahverkehr öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sorgen heute<br />

praktisch in allen großen Verkehrsunternehmen rechnergestützte<br />

Betriebsleitsysteme (RBL) für einen optimierten<br />

und weitgehend störungsfreien Einsatz von Schienenfahrzeugen.<br />

Insgesamt sind in Deutschland mit Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes<br />

<strong>der</strong>zeit etwa 65 RBL’s<br />

in Betrieb. Vorrangschaltungen für Schienenbahnen und<br />

Busse des öffentlichen Verkehrs an Lichtsignalanlagen sorgen<br />

mehr und mehr für Pünktlichkeit und Attraktivität des<br />

ÖPNV. Viele Verkehrsunternehmen sind außerdem bereits<br />

dazu übergegangen, ihren Kunden Fahrplan- und Verkehrsauskünfte<br />

auch auf elektronischem Wege zur Verfügung<br />

zu stellen und bargeldlose Zahlungssysteme mittels<br />

Geld- bzw. Paykarte zu eröffnen.<br />

Verkehrs- Praktisch angewandte Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

leitsysteme sind ferner die weitgehend von den öffentlichen Händen<br />

betriebenen kommunalen Verkehrsleitsysteme in Ballungsräumen,<br />

vor allem verkehrsabhängige Parkleit- und P + R-<br />

Informationssysteme.<br />

Verkehrstele- Ebenso ist bei <strong>der</strong> Bahn <strong>der</strong> Einsatz von Telematik<br />

matik bei <strong>der</strong> sowohl für die interne Betriebssteuerung (z.B. Linien-<br />

Bahn zugbeeinflussung) als auch für kundenbezogene Anwendungen<br />

(elektronische Auskunfts- und Reservierungssysteme<br />

im Personen- und im Güterverkehr, bargeldlose<br />

Zahlungssysteme) weit fortgeschritten.<br />

Im Güterverkehr wird Fracht- und Flottenmanagement<br />

bei großen Transportunternehmen und -speditionen vielfach<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Verkehrstele- mit Telematiktechniken durchgeführt, die Kommunikamatik<br />

im tions- und Navigationsanwendungen miteinan<strong>der</strong> verbin<br />

Güterverkehr den. In Einrichtungen <strong>der</strong> Güterverkehrslogistik, Güterverkehrszentren<br />

und Terminals des kombinierten Verkehrs dienen<br />

mo<strong>der</strong>ne Informations- und Kommunikationssysteme<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Ladungsdisposition, des Umschlags,<br />

des Wechsels zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern<br />

und erleichtern somit die Bildung von Transportketten.<br />

Die mit den genannten Anwendungen gewonnenen positiven<br />

Erfahrungen sowie zahlreiche Telematik-Pilotprojekte,<br />

die von <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft und <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

geför<strong>der</strong>t worden sind, rechtfertigen die Erwartung,<br />

daß auch in an<strong>der</strong>en Verkehrsbereichen Informations-,<br />

Kommunikations- und Leitsysteme in Zukunft dazu<br />

beitragen können, Verkehrsprobleme zu vermin<strong>der</strong>n. Die<br />

Bundesregierung setzt sich deshalb dafür ein, daß<br />

Telematik in vielfältiger Weise angewendet wird, um<br />

Verkehr flüssiger, sicherer und umweltgerechter zu bewältigen.<br />

4 Wirtschaftsforum <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 9<br />

Wirtschafts- Vor diesem Hintergrund haben sich im Jahre 1995 Spitzenforum<br />

vertreter <strong>der</strong> Verkehrspolitik von Bund, Län<strong>der</strong>n und Ge-<br />

Verkehrs- meinden, des öffentlichen Verkehrs, <strong>der</strong> Automobil-, Elektrotelematik<br />

und Elektronikindustrie und des Dienstleistungssektors im<br />

Wirtschaftsforum <strong>Verkehrstelematik</strong> zusammengefunden, um<br />

die schnelle und breite Markteinführung von Telematikdiensten<br />

in Deutschland in einer Public-Private-Partnership<br />

voranzubringen [7].<br />

Gemeinsame Das Wirtschaftsforum <strong>Verkehrstelematik</strong> stimmt dabei in<br />

Grundsätze folgenden Grundsätzen überein:<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 10<br />

- Planung, Organisation und Betrieb von Telematikdiensten<br />

entstehen im Wettbewerb und sind vorrangig privatwirtschaftliche<br />

Aufgabe. Die Vorgabe verkehrspolitischer<br />

Ziele bleibt den jeweils zuständigen Gebietskörperschaften<br />

vorbehalten.<br />

- Regionale und überregionale Telematikdienste, die das<br />

Gesamtverkehrssystem und nicht nur Teilbereiche ertüchtigen,<br />

haben Vorrang.<br />

- Telematikdienste müssen interoperabel gemacht und auf<br />

einheitliche europäische Standards gebracht werden.<br />

- Telematikdienste und -systeme müssen sich in geltendes<br />

und ggf. weiter zu entwickelndes europäisches und nationales<br />

Recht einfügen.<br />

Vereinbarungen Auf <strong>der</strong> Basis dieses marktwirtschaftlich orientierten Ansatzes<br />

vereinbarte das Wirtschaftsforum, daß<br />

- die Wirtschaft dem Nutzer einfache, sichere und für vielfältige<br />

Anwendungen taugliche Geräte sowie Dienstleistungen<br />

im Wettbewerb und damit für den Nutzer<br />

preiswert anbietet,<br />

- alle Beteiligten einen Beitrag dazu leisten, daß die europäischen<br />

Normungs- und Standardisierungsarbeiten zügig<br />

abgeschlossen werden und<br />

- Gebietskörperschaften und Wirtschaft gemeinsam Modelle<br />

für ein verkehrsträgerübergreifendes Management<br />

für Verkehrsdaten <strong>der</strong> öffentlichen Hand und Daten privater<br />

Dienstleister als eine Voraussetzung für weitergehende<br />

Telematikdienste entwickeln.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Seite 11<br />

5 <strong>Verkehrstelematik</strong> - ein Feld öffentlich-privater Zusammenarbeit<br />

Rahmen- Aufgrund dieser Vereinbarungen hat sich zwischen allen<br />

bedingungen Beteiligten eine öffentlich-private Zusammenarbeit entwickelt,<br />

die den Einführungsprozeß von Telematikdienstleistungen<br />

unterstützend begleitet. Alle Beteiligten wirken<br />

daran mit, die erfor<strong>der</strong>lichen Rahmenbedingungen für<br />

Telematikdienste, d. h. zur technischen, organisatorischen<br />

und rechtlichen Ausgestaltung dieser Dienste zu schaffen.<br />

Dazu gehört insbeson<strong>der</strong>e, daß Telematikgeräte und -dienste<br />

in Deutschland ohne Rücksicht auf regionale Grenzen<br />

genutzt werden können, d. h. interoperabel ausgestaltet sind.<br />

Es hat sich gezeigt, daß diese Arbeit schnell und konzentriert<br />

geleistet werden konnte: Deutschland verfügt heute<br />

über die wesentlichen erfor<strong>der</strong>lichen Rahmenbedingungen<br />

für Telematiksysteme und -dienste [8].<br />

Verkehrsdaten Ein wichtiges Arbeitsfeld <strong>der</strong> öffentlich-privaten Zusammenarbeit<br />

liegt in <strong>der</strong> Entwicklung einer gemeinsamen<br />

Datenbasis für verschiedene Telematikdienste:<br />

Aktuelle Informationen über die jeweils vorherrschende<br />

Verkehrssituation sind Grundlage für eine Vielzahl von<br />

Telematikdiensten für dynamische Verkehrsinformationen<br />

bzw. dynamische Routenplanung und Zielführung. Erst<br />

durch die Verknüpfung heute bestehen<strong>der</strong> autonomer<br />

Verkehrsinformations- und Zielführungssysteme mit aktuellen<br />

Verkehrsinformationen wird eine dynamische Verkehrsmittel-<br />

und Routenplanung ermöglicht. Die Integration <strong>der</strong><br />

Verkehrsträger zu einem Gesamtverkehrssystem kann zukünftig<br />

durch ein mobiles Endgerät, dem Personal Trip<br />

Assistant (PTA) erleichtert werden, in dem ein agentenbasiertes<br />

System eine Vielzahl möglicher Dienstleistungen<br />

einbezieht, d. h. integriert.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 12<br />

Verkehrsdaten- Um <strong>der</strong>artige Dienste anbieten zu können, sind private<br />

Management Dienstleister zunehmend daran interessiert, auf aktuelle und<br />

zuverlässige Daten über die jeweilige Verkehrslage zurückzugreifen,<br />

die heute insbeson<strong>der</strong>e bei den verschiedenen<br />

Gebietskörperschaften vorhanden sind und dort für spezifische<br />

Zwecke, z. B. zur Steuerung von Lichtsignal- und Verkehrsbeeinflussungsanlagen,<br />

verwendet werden. Die öffentlichen<br />

Hände haben sich grundsätzlich bereit erklärt, privatwirtschaftlichen<br />

Telematikdienstleistern den Zugriff auf<br />

diese vorhandenen Verkehrsdaten zu ermöglichen. Ziel ist<br />

die Entwicklung eines gemeinsamen Verkehrsdaten-Managements,<br />

das die von <strong>der</strong> öffentlichen Hand und die von<br />

privaten Dienstleistern erhobenen Verkehrsdaten zusammenführt.<br />

Ein mögliches Modell ist in Abb. 2 aufgezeigt [9].<br />

Abb. 2: Modell eines Verkehrsdaten-Managements (Quelle: Schult, MobIN; Dr. Kühne,<br />

Steierwald Schönharting & Partner)<br />

Mustervertrag Soweit die Bundesfernstraßen betroffen sind, sind diese<br />

zur Daten- Arbeiten im wesentlichen abgeschlossen. Das Bundesverüberlassung<br />

kehrsministerium hat durch die Erarbeitung eines Muster-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Seite 13<br />

vertrages zur Datenüberlassung an Private dazu beigetragen.<br />

Die Aktivitäten privater Dienstleister richten sich zur<br />

Zeit darauf, auch mit den Kommunen in den verkehrsstarken<br />

Ballungsräumen Verträge zur Datenüberlassung<br />

abzuschließen.<br />

Private Seit dem Sommer des Jahres 1997 werden erste privat-<br />

Verkehrstele- wirtschaftliche Dienste zur dynamischen, d. h. auf <strong>der</strong> jematikdienste<br />

weils aktuellen Verkehrslage beruhenden Verkehrsinformation<br />

angeboten. Hierfür kommt vor allem die Mobilfunktechnologie<br />

in Verbindung mit Satellitennavigation zum<br />

Einsatz. Soweit solche Dienste Anlagen und Einrichtungen<br />

benötigen, die im Umfeld <strong>der</strong> Straße zu errichten sind, ist<br />

dafür <strong>der</strong> Abschluß eines Gestattungsvertrages erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Muster- Der Bundesminister für Verkehr hat einen Mustergestatgestattungs-<br />

tungsvertrag entwickelt, <strong>der</strong> mit den Län<strong>der</strong>n abgestimmt<br />

vertrag und diesen zur Einführung empfohlen worden ist. Auf <strong>der</strong><br />

Grundlage dieses Vertrages kommt inzwischen die Ausstattung<br />

<strong>der</strong> Bundesautobahnen mit privater Verkehrsdatenerfassungssensorik<br />

voran.<br />

Verkehrs- Eine enge öffentlich-private Zusammenarbeit war auch für<br />

warndienst die Verbesserung <strong>der</strong> herkömmlichen über den Rundfunk ausgestrahlten<br />

Verkehrswarnmeldungen durch den automatisierten<br />

Verkehrswarnfunk mittels RDS/TMC (Radio Data<br />

System/Traffic Message Channel) erfor<strong>der</strong>lich. Ein von <strong>der</strong><br />

Bundesregierung unterstützter Feldversuch im Rheinland<br />

(BEVEI - Bessere Verkehrsinformation) hat zu umfangreichen<br />

Erkenntnissen geführt und die technische Machbarkeit<br />

nachgewiesen [10]. RDS/TMC wird den Autofahrer künftig<br />

schneller über Staus und aktuelle Gefahren unterrichten<br />

können. Die digitale Ausstrahlung von automatisch generierten<br />

Verkehrswarnmeldungen, die in verschiedenen Sprachen,<br />

vor allem je nach Bedarf speziell für die vorausliegende<br />

Fahrtstrecke ausgegeben werden, erfolgt seit Herbst 1997<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 14<br />

in Deutschland großflächig. Auf diesen Einführungszeitpunkt<br />

haben sich 1996 alle Beteiligten (Län<strong>der</strong>, ARD-<br />

Rundfunkanstalten und Industrie) verständigt. Die Industrie<br />

bietet seit <strong>der</strong> Internationalen Funkausstellung im Herbst<br />

1997 RDS/TMC-fähige Autoradios auf dem Markt an.<br />

Mit <strong>der</strong> frühzeitigen Einführung von RDS/TMC und dem<br />

Angebot individueller dynamischer Verkehrsinformationsund<br />

Zielführungsdienste hat Deutschland seine europäische<br />

Vorrangstellung bei <strong>der</strong> Einführung von <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

erneut unter Beweis gestellt.<br />

IuKD-Gesetz Der bestehende Rechtsrahmen, insbeson<strong>der</strong>e das seit kurzem<br />

verabschiedete Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz<br />

[11], bietet für private Telematikdienste die<br />

nötige rechtliche Grundlage, um dem Interessenausgleich z. B.<br />

zwischen Wettbewerbsfreiheit für Unternehmen, Datenschutz<br />

für den Nutzer und öffentlichen Belangen Rechnung zu tragen.<br />

Wo im Einzelfall beispielsweise verkehrspolitische Zielsetzungen<br />

berührt sind, bieten sich vielmehr spezielle Vereinbarungen<br />

zwischen Politik und Industrie auf freiwilliger<br />

Leitlinien für Basis an, sodaß in aller Regel keine gesetzlichen Vordie<br />

Gestaltung schriften erfor<strong>der</strong>lich werden. Als ein Beispiel dafür steht<br />

und Installation die unter dem Dach des Wirtschaftsforums Verkehrstelemavon<br />

Infor- tik erarbeitete Vereinbarung zu Leitlinien für die Gestalmations-<br />

und tung und Installation von Informations- und Kommuni-<br />

Kommuni- kationssystemen in Kraftfahrzeugen [12], die die Partner<br />

kationssystemen im Sinne einer Selbstverpflichtung bindet, die Mensch-Main<br />

Kraftfahr- schine-Schnittstelle so auszugestalten, daß die Verkehrssizeugen<br />

cherheit nicht beeinträchtigt wird.<br />

Verkehrs- Darüber hinaus gehen zunehmend Län<strong>der</strong>, Regionen und<br />

informations- Kommunen daran, Verkehrsinformationszentralen einzu-<br />

Netzwerke richten, die insbeson<strong>der</strong>e kollektiven Telematikanwendungen<br />

dienen. Noch weitergehen<strong>der</strong> sind Initiativen verschie-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Seite 15<br />

dener Län<strong>der</strong>, Netzwerke zur Mobilitätsberatung und<br />

Verkehrsinformation aufzubauen, die sowohl für kollektive<br />

als auch für individuelle Telematikdienste die erfor<strong>der</strong>liche<br />

Datenbasis vermitteln sollen. Ein Beispiel dafür ist in<br />

Baden-Württemberg das Mobilitätsinformationsnetzwerk<br />

MobIN und in Bayern das System BayernOnline. Auch<br />

dabei findet eine öffentlich-private Zusammenarbeit zwischen<br />

Gebietskörperschaften, Industrie und Dienstleistern<br />

statt.<br />

Digitaler Auch die Rundfunkanstalten nutzen die neuen Möglich-<br />

Rundfunk keiten des digitalen Funks, um ihren Leistungsumfang bei<br />

<strong>der</strong> Übermittlung von Verkehrsinformationen neu zu definieren.<br />

Mit dem zukünftigen Regeldienst für DAB (Digital<br />

Audio Broadcasting) werden neuartige mobile Multimedia-<br />

Telematikdienste entstehen, die große Datenmengen verarbeiten<br />

können. Rundfunkanstalten wie z. B. <strong>der</strong> WDR werben<br />

Hörer als „Staufin<strong>der</strong>“ zur schnellen Erkennung verkehrskritischer<br />

Ereignisse beizutragen.<br />

Staumel<strong>der</strong> In diesem Zusammenhang ist auch <strong>der</strong> ADAC zu nennen,<br />

<strong>der</strong> durch die bundesweite Ausdehnung seines Systems privater<br />

„Staumel<strong>der</strong>“ nachhaltig dazu beiträgt, Informationen<br />

über die aktuelle Verkehrslage auf eine breitere Grundlage<br />

zu stellen.<br />

Deutschland- Im Bereich des öffentlichen Verkehrs unterstützt das Bunweite<br />

desverkehrsministerium die Schaffung einer bundesweiten<br />

elektronische Fahrplanauskunft. Mit dem Projekt DELFI (Deutschland-<br />

Fahrplan- weite elektronische Fahrplaninformation) werden die Vorinformation<br />

aussetzungen dafür geschaffen, daß elektronische Auskunftssysteme<br />

nicht an Verbund- o<strong>der</strong> Unternehmensgrenzen<br />

enden, son<strong>der</strong>n den Gesamtbereich des öffentlichen<br />

Verkehrs umfassen. Derartige Systeme sind die Nahtstelle<br />

zu den Reisebüros, zu Dienstleistern an<strong>der</strong>er Verkehrsträger,<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 16<br />

zu Internet-Provi<strong>der</strong>n und privaten PC-Nutzern. Sie werden<br />

zukünftig auch dynamische Auskünfte und ein durchgängiges<br />

Buchen (Fahrschein) ermöglichen und bilden die Grundlage<br />

für eine aktuelle und individuelle Fahrgastinformation<br />

(auch in Zügen).<br />

Mobilfunk- Ein Quantensprung steht bei den Bahnen durch den Einsatz<br />

anwendungen des Mobilfunks bevor [13, 14]. Er ermöglicht, die verschiebei<br />

den denen, speziellen Funksysteme <strong>der</strong> Bahn, für interne Dienste<br />

Bahnen (mit und ohne Sicherheitsverantwortung) und für die Telekommunikation<br />

<strong>der</strong> Bahnkunden, in einem technischen<br />

System und auf einem technischen Standard (GSM-R) zu<br />

integrieren. Erst damit wird es auch möglich, die Vielzahl<br />

<strong>der</strong> in Europa nicht miteinan<strong>der</strong> kompatiblen Zugbeeinflussungssysteme<br />

(Betriebsleitsysteme) durch ein einheitliches<br />

System zu überlagern und einen europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />

zu verwirklichen. Die Erfahrungen<br />

aus Pilotversuchen haben die Bahn veranlaßt, die Neubaustrecke<br />

Köln-Rhein/Main mit einem <strong>der</strong>artigen Funkzugbeeinflussungssystem<br />

auszustatten.<br />

Unterstützung Durch den Einsatz von Telematiksystemen zur Information<br />

<strong>der</strong> Transport- und Kommunikation entlang <strong>der</strong> Transportkette wird die<br />

kette durch Möglichkeit zur Vernetzung von Verkehrsträgern erleich-<br />

Informations- tert, zudem wird eine Integration in logistische Prozesse<br />

und Kommuni- vereinfacht [15]. Die Verkehrspolitik <strong>der</strong> Bundesregierung unterkationssysteme<br />

stützt deshalb direkt o<strong>der</strong> indirekt die Bildung von Transportketten<br />

im Güterverkehr u. a. an folgenden Schnittstellen:<br />

– In einem flächendeckenden Netz von Güterverkehrszentren<br />

werden Verkehrs- und Informationsströme gebündelt und<br />

dadurch <strong>der</strong> Wechsel zwischen Verkehrsträgern, und damit<br />

die Organisation von Transportketten, erleichtert.<br />

– Terminals des kombinierten Verkehrs, in welchem<br />

zusätzlich Umschlagkosten für Transportketten entstehen,<br />

werden auf Antrag <strong>der</strong> DB AG und - voraussichtlich<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

ab 1998 auch auf Antrag Dritter -finanziert. In diese<br />

Finanzierung können Investitionen in Terminalbetriebssysteme<br />

und Systeme zur automatischen Sendungserfassung<br />

einbezogen werden.<br />

– Über City-Logistik-Systeme werden Langstreckenverkehre<br />

und regionale Distributionssysteme gebündelt und<br />

unter Ausnutzung ökonomischer und ökologischer Einsparpotentiale<br />

miteinan<strong>der</strong> verknüpft.<br />

Auch die Anwendung durchgehen<strong>der</strong> Standards für den<br />

elektronischen Datenaustausch (z.B. EDIFACT - Electronic<br />

Electronic Data Interchange for Administration, Commerce<br />

and Transport) wird von <strong>der</strong> Bundesregierung unterstützt.<br />

6 Wirtschaftsfaktor <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 17<br />

Wachstums- Der Markt für öffentliche und private <strong>Verkehrstelematik</strong>markt<br />

systeme und -dienste wird weltweit als dynamischer Wachstumsmarkt<br />

angesehen. Industrie und Anbieter von Telematikdiensten<br />

haben private Telematiksysteme für ein breites<br />

Anwendungsspektrum zur Marktreife und Markterschließung<br />

entwickelt. Hieran hat das Wirtschaftsforum<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> einen erheblichen Anteil.<br />

Umsatzvolumen Nach einer Marktstudie des Unternehmensberaters Roland<br />

Berger für die Daimler Benz AG wird das kumulierte Umsatzvolumen<br />

für die Straßenverkehrstelematik in Europa<br />

im Zeitraum 1997 bis 2010 etwa 80 bis 120 Mrd. DM betragen<br />

[16].<br />

Arbeitsmarkt Auch für den Arbeitsmarkt werden hieraus deutliche<br />

Impulse ausgehen. Wieviele Arbeitsplätze entstehen werden,<br />

läßt sich in dieser frühen Marktphase jedoch noch nicht<br />

abschätzen. Es spricht allerdings vieles dafür, daß die Entwicklung<br />

ähnlich verläuft wie im Sektor <strong>der</strong> Telekommu-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 18<br />

nikation. Hier werden in <strong>der</strong> EU in den nächsten Jahren 3 -<br />

4 Millionen neue Arbeitsplätze erwartet. 1 Million könnten<br />

in Deutschland entstehen.<br />

Prognosen für den Telekommunikationsbereich gehen davon<br />

aus, daß bis zum Jahr 2000 in Deutschland 800.000 Telearbeitsplätze<br />

entstehen können. Allein im Mobilfunksektor<br />

stieg <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten in Deutschland nach <strong>der</strong><br />

Liberalisierung von 1600 im Jahr 1990 auf deutlich über<br />

20.000.<br />

Diese Zahlen lassen erahnen, welches Beschäftigungspotential<br />

sich auch im Verkehrsbereich durch die Anwendung<br />

mo<strong>der</strong>ner Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

erschließen läßt. Wieviel sich hiervon wirklich realisieren<br />

lassen wird, hängt nicht zuletzt von <strong>der</strong> Innovationsfreudigkeit,<br />

Flexibilität und unternehmerischen Phantasie<br />

<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft und Industrie ab. Die seit kurzem<br />

am Markt angebotenen aktuellen Verkehrsinformationsdienste<br />

zeigen, daß die Wirtschaft die im Bereich <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

liegenden Chancen erkannt hat und nutzt. Industrie<br />

und Wirtschaft zeigen auch, daß sie in <strong>der</strong> Lage<br />

sind, schnell auf die sich abzeichnenden Entwicklungen zu<br />

reagieren, indem sie kurzfristig wie z.B. mit GATS (Global<br />

Automotive Telematic Standards) internationale Standards<br />

schaffen.<br />

För<strong>der</strong>ungs- Schon heute trägt <strong>der</strong> Bund seiner Verantwortung auch<br />

instrumente dadurch Rechnung, daß er z. B. auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> üblides<br />

Bundes chen För<strong>der</strong>grundsätze des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes,<br />

des Regionalisierungsgesetzes und des Schienenwegeausbaugesetzes<br />

in Telematiksysteme des öffentlichen<br />

Verkehrs investiert. Damit sind in <strong>der</strong> Vergangenheit eine<br />

Vielzahl von Anwendungen entstanden, z. B. rechnergestützte<br />

Betriebssysteme im ÖPNV, Systeme zur Anschlußsicherung<br />

und Fahrgastinformationssysteme.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

CIR-ELKE Im Schienenverkehr sind für das Projekt CIR-ELKE (Computer<br />

Integrated Railroading zur Erhöhung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

im Kernnetz) über mehrere Realisierungsstufen<br />

Investitionsmittel von rd. 4,2 Mrd. DM in den Bundesverkehrswegeplan<br />

eingestellt.<br />

Verkehrs- Zur Errichtung von Verkehrsbeeinflussungsanlagen auf<br />

beeinflussungs- Bundesautobahnen stellt <strong>der</strong> Bund Investitionen für neue<br />

anlagen Anlagen für den Zeitraum 1996 bis 2001 in einer Größenordnung<br />

von 600 Mio. DM zur Verfügung. Bis 1996 wurden<br />

dafür Ausgaben von knapp 700 Mio. DM getätigt.<br />

Forschung Im Rahmen <strong>der</strong> Forschung/Entwicklung beteiligt sich <strong>der</strong> Bund<br />

z. B. mit<br />

ca. 75 Mio. DM ab 1997 auf 5 Jahre am Satellitennavigationsprogramm<br />

ARTES 9 <strong>der</strong> ESA (Europäische<br />

Weltraumorganisation) in einer ersten Stufe zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> bestehenden militärischen Satellitennavigationssysteme<br />

und in einer zweiten Stufe für die Konzeption<br />

des Ausbaus eines eigenständigen europäischen<br />

zivilen Satellitennavigationssystems und mit<br />

ca. 42 Mio. DM an <strong>der</strong> Erprobung des Einsatzes digitaler<br />

Mobilfunktechnik im Schienenverkehr.<br />

För<strong>der</strong>ung erfahren aber auch die Häfen. So hat <strong>der</strong> Bund<br />

mit ca. 77 Mio. DM z. B. das Projekt „Innovative Seehafentechnologien“<br />

(ISETEC) unterstützt (Abschluß des<br />

Projekts 1996).<br />

7 Europäische Aufgaben<br />

Seite 19<br />

Verkehr in Europa ist heute zu einem großen Teil grenzüberschreiten<strong>der</strong><br />

Verkehr. Je<strong>der</strong> 4. Lkw und etwa je<strong>der</strong> 10. Pkw,<br />

die auf unseren Straßen unterwegs sind, kommen aus unseren<br />

Nachbarlän<strong>der</strong>n. Aber auch Wirtschafts- und Individual-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 20<br />

verkehr aus Deutschland machen einen guten Teil des<br />

Verkehrs in unseren Nachbarlän<strong>der</strong>n aus.<br />

Grenzüber- Wenn Telematikanwendungen für den Gesamtverkehr ihre<br />

schreitende Nutzenpotentiale optimal einbringen sollen, dann muß die-<br />

Dienste sem grenzüberschreitenden Verkehr Rechnung getragen werden.<br />

Informations-, Kommunikations- und Leittechniken<br />

müssen deshalb so ausgestaltet sein, daß grenzüberschreitende<br />

Dienste möglich sind und Fahrzeuggeräte auch jenseits<br />

unserer Grenzen einsetzbar sind. Gleiches muß im<br />

übrigen ebenso für den zunehmenden grenzüberschreitenden<br />

europäischen Eisenbahnverkehr gelten.<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> ist deshalb auch ein europäisches Thema.<br />

Das Bundesministerium für Verkehr hat während <strong>der</strong> deutschen<br />

Ratspräsidentschaft in <strong>der</strong> EU im Jahre 1994 dafür<br />

gesorgt, daß <strong>der</strong> europäische Verkehrsministerrat grundsätzliche<br />

Resolutionen zur Telematik im Verkehr beschlossen<br />

hat.<br />

Resolutionen Mit <strong>der</strong> Resolution des Verkehrsministerrates zur Telematik<br />

des Verkehrs- im Verkehr vom Oktober 1994 wird insbeson<strong>der</strong>e auf die<br />

ministerrates Notwendigkeit <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung interoperabler Telematikanwendungen<br />

durch die Schaffung <strong>der</strong> hierzu erfor<strong>der</strong>lichen<br />

europäischen Rahmenbedingungen hingewiesen. Hier<br />

liegt eine <strong>der</strong> wichtigsten Aufgaben <strong>der</strong> europäischen Gemeinschaft,<br />

denn nur interoperable Telematikanwendungen<br />

werden dem Verkehrsteilnehmer - insbeson<strong>der</strong>e auf den<br />

transeuropäischen Verkehrsnetzen - den größtmöglichen<br />

Nutzen verschaffen, die Mitgliedstaaten und die Gemeinschaft<br />

in ihren verkehrspolitischen Zielen unterstützen und<br />

<strong>der</strong> europäischen Industrie einen gemeinsamen Markt bei<br />

<strong>der</strong> Herstellung von Telematiksystemen und dem Betrieb<br />

von Telematikdienstleistungen eröffnen. Um mittels aktueller<br />

Verkehrsinformationen den Verkehrsteilnehmern Hilfen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Seite 21<br />

bei <strong>der</strong> richtigen und vor allem sicheren Verkehrsmittelund<br />

Routenwahl schon vor Reiseantritt und vor <strong>der</strong><br />

Beför<strong>der</strong>ung von Gütern zu bieten, richten sich die aufgrund<br />

dieser Resolution eingeleiteten Aktivitäten auf EU-<br />

Ebene <strong>der</strong>zeit u. a. auf die europaweite Interoperabilität<br />

von RDS/TMC-Diensten und auf Fragen eines grenzüberschreitenden<br />

Verkehrsdaten-Austausches als eine wesentliche<br />

Voraussetzung für weitergehende individuelle<br />

Verkehrsinformationsdienste.<br />

EU-AktionsplanBeide Themen sind Gegenstand des im Juni 1997 vom<br />

Straßenver- Ministerrat begrüßten EU-Aktionsplanes <strong>der</strong> Kommission<br />

kehrstelematik zur Straßenverkehrstelematik [17]. Der Aktionsplan sieht die<br />

kurzfristige Schaffung europäischer Rahmenbedingungen<br />

in folgenden Bereichen vor:<br />

RDS/TMC: Grundanfor<strong>der</strong>ungen und Standards für die<br />

europaweite Nutzung von RDS/TMC<br />

Verkehrsdaten-Management: Regeln und Verfahren zum<br />

grenzüberschreitenden Datenaustausch<br />

Automatische Gebührenerhebung: Entwicklung eines<br />

Strategie zur Schaffung interoperabler Gebührenerhebungssysteme<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle (Ergonomie und Verkehrssicherheit):<br />

Erarbeitung eines Europäischen Code of<br />

Practice für Gerätehersteller und Automobilindustrie<br />

Systemarchitektur: Schaffung eines Rahmenwerks für<br />

die Interoperabilität von Telematik-Diensten.<br />

Zur Umsetzung haben sich die EU-Mitgliedstaaten und die<br />

Kommission darauf verständigt, vom starren Instrument<br />

europäischer Richtlinien abzusehen und stattdessen untereinan<strong>der</strong><br />

und unter Einbeziehung <strong>der</strong> europäischen Industrie<br />

Vereinbarungen (Memoranda of Un<strong>der</strong>standing-MoUs) über<br />

europäische Rahmenbedingungen für <strong>Verkehrstelematik</strong> zu<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 22<br />

schließen. Für RDS/TMC und für den grenzüberschreitenden<br />

Datenaustausch liegen <strong>der</strong>artige MoUs bereits vor.<br />

Auch für eine zukünftige automatische Gebührenerhebung,<br />

die in Deutschland zur Jahrtausendwende zur gerechteren<br />

Anlastung von Wegekosten für den schweren Lkw beabsichtigt<br />

ist, soll nach Auffassung Deutschlands die Interoperabilität<br />

im Vor<strong>der</strong>grund stehen. Dazu bedarf es <strong>der</strong> Entwicklung<br />

eines Rahmens, <strong>der</strong> die unterschiedlichen europäischen<br />

Gebührensysteme einschließt, die europaweite Nutzung<br />

mit geringem Aufwand erlaubt und mit möglichst wenigen<br />

technischen Vorschriften auskommt.<br />

Normung Daneben ist die Entwicklung europäischer Normen und<br />

Standards eine wichtige Voraussetzung für die europäische<br />

Markteinführung <strong>der</strong> Telematik. Grundanfor<strong>der</strong>ung ist die<br />

grenzüberschreitende Interoperabilität standardisierter Dienste.<br />

Die <strong>Verkehrstelematik</strong> wird deshalb seit Anfang <strong>der</strong> 90er<br />

Jahre in den europäischen und weltweiten Normungsorganisationen<br />

behandelt. Dies ist in erster Linie Aufgabe <strong>der</strong><br />

Industrie und des Dienstleistungssektors. 1996 und 1997<br />

wurden bereits grundlegende Normen verabschiedet; daneben<br />

existieren zur Zeit zahlreiche Vornormen, die zwar<br />

noch unverbindlich sind, <strong>der</strong> Industrie aber bereits als<br />

Orientierung bei <strong>der</strong> Planung und Einführung von Telematiksystemen<br />

dienen.<br />

Satelliten- Eine weitere auf deutsche Initiative zustande gekommene<br />

navigation Entschließung des Verkehrsministerrates richtet sich auf die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Satellitennavigation [18]. Satellitennavigation<br />

bietet gegenüber an<strong>der</strong>en herkömmlichen Navigationsmöglichkeiten<br />

den Vorteil, weltweit verfügbar, weitgehend<br />

wetterunabhängig und von hoher Präzision zu sein. Deshalb<br />

sind Ortung und Navigation mittels Satelliten bereits Bestandteil<br />

zahlreicher Telematiktechniken und -dienste.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Die Resolution <strong>der</strong> europäischen Verkehrsminister zielt darauf,<br />

die Verfügbarkeit und Präzision <strong>der</strong> heute für die<br />

Navigation verwendeten militärischen Satellitennavigationssysteme<br />

GPS <strong>der</strong> USA und GLONASS <strong>der</strong> Russischen<br />

Fö<strong>der</strong>ation zu verbessern und in einer weiteren Stufe auch<br />

für solche zivile Anwendungen, die aus Gründen <strong>der</strong> Verkehrssicherheit<br />

auf höchste Qualitätsstandards im Hinblick<br />

auf Zuverlässigkeit und Genauigkeit angewiesen sind, zu<br />

ermöglichen. Außerdem geht es darum, die Satellitennavigation<br />

langfristig - und ggf. unabhängig von den heute<br />

existierenden militärischen Systemen - zu sichern.<br />

EU-Aktions- Die Europäische Kommission hat in Umsetzung dieser<br />

plan Ratsentschließung ein Aktionsprogramm in die Wege gelei-<br />

Satelliten- tet, das diesen Zielen Rechnung tragen soll [19]. Dabei zeigt<br />

navigation sich, daß die Verbesserung von Genauigkeit und Verfügbarkeit<br />

<strong>der</strong> heute bestehenden Satellitennavigationssysteme<br />

technisch machbar ist; für die Zulassung <strong>der</strong> Satellitennavigation<br />

als alleiniges Navigationsmittel z. B. in <strong>der</strong> Luftfahrt<br />

bereitet allerdings <strong>der</strong> militärische Charakter <strong>der</strong> heutigen<br />

Systeme grundlegende Probleme, da die militärischen<br />

Betreiber nicht bereit sind, Garantien für ihre Systeme<br />

abzugeben und dafür auch rechtlich einzustehen. Deshalb<br />

erstrecken sich die europäischen Aktivitäten auch auf die<br />

Prüfung <strong>der</strong> Frage, ob Europa ein neues, ziviles weltweites<br />

Satellitennavigationssystem initiieren und einen eigenen<br />

Beitrag dazu leisten sollte. Das Bundesverkehrsministerium<br />

engagiert sich dabei gemeinsam mit <strong>der</strong> deutschen Industrie<br />

und hat den europäischen Organisationen auch beträchtliche<br />

Forschungsmittel zur Verfügung gestellt.<br />

8 Forschung<br />

Seite 23<br />

Forschung auf Zahlreiche abgeschlossene Forschungsprogramme auf euroeuropäischer<br />

päischer Ebene wie DRIVE (Dedicated Roads Infrastruc-<br />

Ebene ture for Vehicle Safety in Europe) und PROMETHEUS (Pro-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 24<br />

gramme for an European Traffic with highest Efficiency<br />

and Unprecedented Safety) und <strong>der</strong> europäischen Forschungsrahmenprogramme<br />

haben die technischen Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> und ihren Nutzen zur<br />

- Verbesserung des Verkehrsablaufs<br />

- Erhöhung <strong>der</strong> Verkehrssicherheit<br />

- Verringerung verkehrsbedingter Umweltschäden<br />

eindrucksvoll demonstriert. Vielen Entwicklungen, die heute<br />

bereits Praxis sind, wurde dadurch - Hand in Hand mit <strong>der</strong><br />

Forschung in den Mitgliedstaaten und <strong>der</strong> Industrie - <strong>der</strong><br />

Weg geebnet.<br />

Nationale Diese technischen Fortschritte werden im Rahmen eines<br />

Forschung vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung<br />

und Technologie in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium<br />

für Verkehr geför<strong>der</strong>ten Projekts MOTIV<br />

(Mobilität und Transport im intermodalen Verkehr) und<br />

durch neue Projekte <strong>der</strong> 4. und 5. EU-Rahmenprogramme<br />

weiter unterstützt. Dabei geht es um fahrzeugunterstützende<br />

Fahrhilfen wie auch um fahrerunabhängige Hilfen zur Steuerung<br />

des Fahrzeugabstandes und <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />

(Adaptive Cruise Control). Insbeson<strong>der</strong>e für Ballungsräume<br />

und im Stadtverkehr dürften von dieser Entwicklung noch<br />

beachtliche Auswirkungen auf die Erhöhung <strong>der</strong> Verkehrssicherheit<br />

zu erwarten sein<br />

9 <strong>Verkehrstelematik</strong> - Deutschland im internationalen<br />

Vergleich<br />

Strategien Deutschland hat sich mit seiner Strategie, Verkehrstelesetzen<br />

auf matik vorrangig privatwirtschaftlich im Wettbewerb anzu-<br />

Wettbewerb bieten, sowohl im Produkt- wie auch im Dienstleistungssektor<br />

im internationalen Vergleich eine gute Position erar-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Seite 25<br />

beitet. Mit den 1997 in den Markt eingetretenen verschiedenen<br />

privaten Dienstleistern hat eine dynamische Marktentwicklung<br />

begonnen. Die weitere Ausdehnung <strong>der</strong><br />

Angebotspalette durch die Wirtschaft macht nachhaltig<br />

deutlich, daß <strong>der</strong> Wachtumsmarkt <strong>Verkehrstelematik</strong> nicht<br />

nur verkehrspolitisch, son<strong>der</strong>n auch industriepolitisch von<br />

Interesse ist.<br />

Zum Teil Auch im Ausland, hier allen voran in den USA und in<br />

unterschiedlicheJapan, wird dem Einsatz von <strong>Verkehrstelematik</strong> eine hohe<br />

Ansätze Bedeutung bei <strong>der</strong> Bewätigung <strong>der</strong> Verkehrsprobleme beigemessen.<br />

Dabei konzentrieren sich die USA wie Japan<br />

wesentlich stärker beim Einsatz von <strong>Verkehrstelematik</strong> auf<br />

den Straßenverkehr als dies in Deutschland <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Sowohl die USA wie auch Japan betrachten darüber hinaus<br />

den Einsatz von <strong>Verkehrstelematik</strong> auch als wesentlichen<br />

Standortfaktor im Wettbewerb mit Europa und auch Deutschland.<br />

Ähnlich wie in Europa haben auch die USA und Japan<br />

staatlich geführte Forschungs- und Entwicklungsprogramme<br />

aufgestellt, die jedoch stärker operationell und strategisch<br />

ausgerichtet und weitgehend mit staatlichen Mitteln<br />

finanziert sind. In den USA hat die staatliche finanzielle<br />

För<strong>der</strong>ung von <strong>Verkehrstelematik</strong> allerdings bis jetzt nicht<br />

dazu geführt, daß Industrie und Wirtschaft eigene Initiativen<br />

entwickeln, um sich am Markt mit Telematikprodukten<br />

und -dienstleistungen zu etablieren. An<strong>der</strong>s sieht es dagegen<br />

in Japan aus, wo mit erheblichen finanziellen staatlichen<br />

Mitteln <strong>der</strong> Industrie praktisch <strong>der</strong> Markt bereitet<br />

wird: Dies för<strong>der</strong>t zwar den Endgerätemarkt, hat jedoch<br />

keine positiven Auswirkungen auf die Entwicklung privater<br />

Dienste.<br />

Verbesserung Der Vergleich mit USA und Japan zeigt, daß die neuen<br />

des Gesamtver- <strong>Verkehrstelematik</strong>techniken mittlerweile weltweit eingekehrssystems<br />

setzt werden, um den Verkehrsproblemen zu begegnen.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 26<br />

Allerdings wird auch zunehmend deutlich, daß die Probleme<br />

im Straßenverkehr alleine durch den Einsatz <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

nicht gelöst werden können. Dies wird nach vorsichtiger<br />

Einschätzung auch bei dem <strong>der</strong>zeit größten Telematik<br />

Verkehrsmanagementprojekt VICS (Vehicle Information<br />

Center System) im Großraum Tokio deutlich. Es kommt<br />

entscheidend darauf an, gleichzeitig das Gesamtverkehrssystems<br />

zu verbessern. Eine intelligente Verknüpfung und<br />

Vernetzung, die Verlagerung des Verkehrs auf an<strong>der</strong>e Verkehrsmittel,<br />

die Nutzung <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> für eine rationelle,<br />

bedarfsgerechte Verkehrs-, Reise- und Transportplanung,<br />

die alle Verkehrsmittelalternativen berücksichtigt,<br />

sind deshalb unverzichtbar.<br />

10 Resümee<br />

Zum Stand <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> in Deutschland<br />

kann zusammenfassend festgestellt werden:<br />

1. <strong>Verkehrstelematik</strong> stellt intelligente technische Lösungen<br />

zur Bewältigung des Verkehrs zur Verfügung. Sie ergänzt<br />

zunehmend die klassischen verkehrspolitischen Instrumente<br />

<strong>der</strong> Investitions- und Ordnungspolitik.<br />

2. <strong>Verkehrstelematik</strong> macht Verkehrsinfrastruktur effizienter<br />

und sicherer. Sie ist eine wesentliche Voraussetzung<br />

zur Schaffung eines integrierten Gesamtverkehrssystems,<br />

in dem die Verkehrsträger stärker vernetzt und verknüpft<br />

und die Vorteile insbeson<strong>der</strong>e umweltfreundlicher<br />

Verkehrsmittel deutlich besser genutzt werden. Die Verkehrspolitik<br />

setzt deshalb auf intermodale Telematiksysteme<br />

und -dienste.<br />

3. Aus dem Einsatz von Telematiksystemen und -diensten<br />

entwickelt sich ein industriepolitisch wichtiger Markt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Seite 27<br />

Der Unternehmensberater Roland Berger prognostiziert<br />

das kumulierte Umsatzvolumen allein für die Straßenverkehrstelematik<br />

in Europa im Zeitraum 1997 bis 2010<br />

auf etwa 80 bis 120 Mrd. DM. Hieraus werden sich<br />

deutliche Impulse für den Arbeitsmarkt am Standort<br />

Deutschland ergeben.<br />

Die Einführung <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> in Deutschland<br />

basiert auf klaren, zwischen Politik, Verkehrsträgern<br />

und Industrie abgestimmten Konzeptionen. Das Wirtschaftsforum<br />

<strong>Verkehrstelematik</strong> hat unter Mitwirkung<br />

von Spitzenvertretern aller Beteiligten ein koordiniertes<br />

Vorgehen im Sinne einer Public-Private-Partnership verabredet.<br />

4. Die erfor<strong>der</strong>lichen Rahmenbedingungen für private <strong>Verkehrstelematik</strong>-Dienste<br />

sind in Deutschland geschaffen<br />

worden. Öffentliche Hand und Privatwirtschaft stimmen<br />

darin überein, daß Planung, Organisation und Betrieb<br />

von Telematikanwendungen, die individuelle Verkehrsinformationen<br />

anbieten, vorrangig privatwirtschaftliche<br />

Aufgaben sind. Die Aufgaben <strong>der</strong> öffentlichen Hand<br />

liegen vorwiegend auf dem Gebiet kollektiv wirken<strong>der</strong><br />

Telematiksysteme sowie in <strong>der</strong> Schaffung von Rahmenbedingungen<br />

für private Telematikdienstleistungen.<br />

Private Dienstleister sind gut beraten, die verkehrspolitischen<br />

Konzepte <strong>der</strong> Gebietskörperschaften (Bund, Län<strong>der</strong><br />

und Gemeinden) von Anfang an in die Gestaltung ihrer<br />

Dienste mit einzubeziehen.<br />

5. <strong>Verkehrstelematik</strong> ist heute schon vielfach Praxis. Der<br />

öffentliche Verkehr nutzt in seinem Bereich schon eine<br />

Vielzahl von Anwendungen und baut diese aus:<br />

Ca. 65 rechnergestützte Leitsysteme für den ÖPNV sind<br />

bereits realisiert.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 28<br />

In praktisch allen wichtigen Regionen sind erste elektronische<br />

Auskunftssysteme im ÖPNV vorhanden.<br />

Rechnergestützte linienförmige Zugbeeinflussung o<strong>der</strong><br />

Zugüberwachung wird auf allen Hauptstrecken <strong>der</strong><br />

Bahn eingesetzt.<br />

Auf Bundesautobahnen sind ca. 60 Verkehrsbeeinflussungsanlagen<br />

eingerichtet.<br />

In praktisch allen großen Städten gehören dynamische<br />

Parkleit- und Park- and Ride Systeme zum Standard.<br />

6. Die öffentliche Hand überläßt privaten Telematikdienstleistern<br />

weitestgehend die bei ihr vorliegenden Verkehrsdaten.<br />

Die Überlassung ist vertraglich geregelt.<br />

7. Private Telematikdienstleister (Tegaron, Mannesmann<br />

u.a.) bieten in Deutschland als erstem Land in Europa<br />

flächendeckend mobilfunkgestützte individuelle Verkehrsinformations-<br />

und Zielführungsdienste an, die sich auf<br />

öffentliche, aber auch auf privat erhobene aktuelle Verkehrsdaten<br />

stützen.<br />

8. Der Verkehrsbereich wird mit Abstand <strong>der</strong> bedeutendste<br />

Nutzer von Satellitennavigation sein. Schon heute sind<br />

Navigationssysteme im Einsatz: Für eine noch weitgehen<strong>der</strong>e<br />

Nutzung <strong>der</strong> Satellitennavigation beteiligt sich<br />

Deutschland aktiv am Aufbau eines europäischen, zivil<br />

kontrollierten, globalen Navigationssatellitensystems(75<br />

Mio. DM Forschungsmittel aus BMV-Etat).<br />

9. Nur interoperable, grenzüberschreitend nutzbare Telematikanwendungen<br />

werden dem Verkehrsteilnehmer in Europa<br />

den größtmöglichen Nutzen verschaffen. Unter deutscher<br />

EU-Ratspräsidentschaft sind die erfor<strong>der</strong>lichen Weichenstellungen<br />

für grenzüberschreitend nutzbare Telematiksysteme<br />

und -dienste erfolgt.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Literatur [1] Shell - Prognose, 1997<br />

Seite 29<br />

[2] Gesetz zur Neuordnung des Eisenbahnwesens vom<br />

23.12.1993<br />

[3] Gesetz über Finanzhilfen des Bundes zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Verkehrsverhältnisse <strong>der</strong> Gemeinden, zuletzt geän<strong>der</strong>t<br />

am 27. Dezember 1993<br />

[4] Strategiepapier Telematik im Verkehr zur Einführung<br />

und Nutzung von neuen Informationstechniken, BMV, 1993<br />

[5] Telematik im Verkehr - Stand <strong>der</strong> Umsetzung des Strategiepapiers<br />

vom 31. August 1993, BMV, 1995<br />

[6] Info 2000 - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft.<br />

Fortschrittsbericht <strong>der</strong> Bundesregierung, Bundesministerium<br />

für Wirtschaft, 1997<br />

[7] Kunz, J.: Wirtschaftsforum <strong>Verkehrstelematik</strong> - Ein<br />

Ansatz öffentlich-privater Partnerschaft. Deutscher Straßenund<br />

Verkehrskongreß 1996, Straßenverkehrstechnik März 1997<br />

[8] Hahn,W.; Kunz,J.: Progress within the framework of<br />

public - private cooperation in the sector of Transport<br />

Telematics in Germany. Proceedings 4. Weltkongreß für<br />

Telematik, 21.-24. Oktober 1997, Berlin<br />

[9] Aufgaben von Verkehrsrechnerzentralen und Aufgabenverteilung<br />

zwischen öffentlicher Verwaltung und Privatwirtschaft.<br />

Steierwald Schönharting & Partner im Auftrag<br />

des Bundesministeriums für Verkehr und in Zusammenarbeit<br />

mit einer Bund/Län<strong>der</strong>-Arbeitsgruppe, 1997<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 30<br />

[10] Bessere Verkehrsinformation - Feldversuch mit RDS/<br />

TMC. Zusammenfassen<strong>der</strong> Schlußbericht, BMFT, TV 9107-<br />

9110, 9354, August 1994<br />

[11] Gesetz zur Regelung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen für Informations-<br />

und Kommunikationsdienste (Informations- und<br />

Kommunikationsdienste - Gesetz - IuKDG), gültig seit 1.<br />

August 1997<br />

[12] Vereinbarung zu Leitlinien für die Gestaltung und Installation<br />

von Informations- und Kommunikationssystemen<br />

in Kraftfahrzeugen, Wirtschaftsforum <strong>Verkehrstelematik</strong>,<br />

November 1996, Bezugadresse: BMV<br />

[13] Telematik - technologische Intelligenz im Dienst von<br />

Bahn und Mobilität. Broschüre Deutsche Bahn, 1997<br />

[14] DIBMOF - Diensteintegrieren<strong>der</strong> Bahnmobilfunk. Forschungsprojekt<br />

des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie, <strong>der</strong>zeit noch in<br />

Bearbeitung<br />

[15] Verkehrspolitische Bedeutung von Informations- und<br />

Kommunikationssystemen in <strong>der</strong> Transportwirtschaft. Logi-<br />

Ball, Herne, Fraunhofer Institut Materialfluß und Logistik,<br />

Dortmund im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr<br />

(FE-Nr. 90445/95), 1995/1996<br />

[16] DVZ, Nr. 129 vom 28. 10. 1997; Roland Berger: Erwartungen<br />

an den Massenmarkt nicht allzu hoch ansetzen<br />

[17] Gemeinschaftstrategie und Rahmenbedingungen für<br />

den Einsatz <strong>der</strong> Straßenverkehrstelematik in Europa und<br />

erste Aktionsvorschläge, Mitteilung <strong>der</strong> Kommission an<br />

den Rat und das Europäische Parlament, KOM(97) 223<br />

final vom 20.05.1997<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong> 08210<br />

Seite 31<br />

[18] Entschließung 94/C379/02 des Rates vom 19.12.1994<br />

zum europäischen Beitrag zur Entwicklung eines globalen<br />

Navigationssatellitensystems (GNSS)<br />

[19] GNSS Action Plan Satellitennavigation <strong>der</strong> Europäischen<br />

Kommission<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08210 Verkehrspolitik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Seite 32<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Zielgruppen für Telematik<br />

von<br />

Christian Wilkens, Dr. Marcus Poggenpohl<br />

1 Einleitung<br />

Seite 1<br />

Gebr. Wright Als die Gebrü<strong>der</strong> Wright im Jahre 1903 ihr erstes Fortbewegungsmittel<br />

zum Fliegen brachten, dauerte es nur 12 Sekunden<br />

bis nach 50 Metern das Gerät wie<strong>der</strong> auf dem Boden<br />

war. Welchen Gewinn konnte man aus einer solchen Lei-<br />

Vorteil eines stung ziehen? Worin lag <strong>der</strong> Vorteil eines Fluges von 50<br />

Fluges von Metern in 12 Sekunden? Diese Neuerung hatte keinen realen<br />

50 Metern in Nutzen, was daran zu erkennen war, daß die Wrights ihr<br />

12 Sekunden Geld in <strong>der</strong> Folgezeit vor allem damit verdienten, das Gerät<br />

als Show-Objekt vorzuführen o<strong>der</strong> auszustellen.<br />

Beginn ihrer Eigenart technischer Innovationen ist es immer wie<strong>der</strong>, daß<br />

Entwicklung man am Beginn ihrer Entwicklung nicht sagen kann, welches<br />

Potential in ihnen steckt und welcher Nutzen sich durch sie<br />

Kleinste verwirklichen läßt. Dennoch lassen selbst kleinste Anfangs-<br />

Anfangserfolge erfolge erahnen, welche neuen Dimensionen technischer Leistungsfähigkeit<br />

erschlossen werden können.<br />

Potential rund Vor einigen Jahren wurde das Potential des Telematik-<br />

200 Mrd. Mark Marktes 1 auf rund 200 Milliarden Mark veranschlagt. Angesichts<br />

<strong>der</strong> daraufhin eingetretenen – besser: ausgebliebenen –<br />

Entwicklungen Entwicklungen im Endgeräte- und Dienste-Bereich könnte<br />

Resignation eintreten: <strong>der</strong> Fahrzeug-Erstausrüster-Markt entwickelt<br />

sich langsamer als erwartet, Fahrzeug-Nachrüstun-<br />

1 Definitorische Vorbemerkung: Die im Folgenden genannten Begriffe Telematik und <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

sind als synonym anzusehen. Verkehrstelematische Son<strong>der</strong>bereiche mit<br />

zudem nur mittelbarer Endkundenrelevanz (z. B. Flugnavigation, Binnenschiffahrt o. ä.)<br />

werden im Artikel grundsätzlich nicht mit behandelt o<strong>der</strong> ggf. geson<strong>der</strong>t benannt.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 2<br />

gen bringen nur marginale Mengen-Volumen, und bei<br />

Diensteanbietern werden engste Kooperationen bis hin zu<br />

<strong>Technische</strong>s Fusionen erwogen. Wer nun denken sollte, daß es den ver-<br />

Potential <strong>der</strong> kehrstelematischen Markt nie wirklich geben wird, irrt den-<br />

Verbindungen noch gründlich. Denn allein das technische Potential <strong>der</strong><br />

von Kommuni- Verbindung von Kommunikations-, Informations- und Orkations-,<br />

tungstechnologien zeigt, daß hier ungeahnte Möglichkeiten<br />

Informations- für neue und heute noch unbekannte Anwendungen liegen.<br />

und Ortungs- Diese zum Erfolg zu bringen kann allerdings – das zeigen<br />

technologien parallele Entwicklungen aus vergleichbaren Märkten –<br />

nicht mehr allein den Technik-Fachleuten überlassen bleiben.<br />

Neue Märkte müssen sich anhand von Nutzen konkretisieren,<br />

<strong>der</strong> es erlaubt auch breite Zielgruppen anzusprechen,<br />

so daß sich nicht nur den early adopters 2 <strong>der</strong> Reiz des<br />

Neuen bietet. Diese Nutzendimensionen müssen ihren<br />

Nie<strong>der</strong>schlag in Produkten und Diensten finden, die den<br />

Reiz des Innovativen mit <strong>der</strong> Nutzerfreundlichkeit und<br />

Bedienbarkeit von Alltagsgegenständen wie Kaffeemaschi-<br />

Märkte neu nen, Telefonen o<strong>der</strong> Autos verbinden. Nur so werden die<br />

gestalten und hohen Umsatzerwartungen an den Telematik-Markt nicht<br />

erschließen nur im Bereich des Wünschbaren bleiben, son<strong>der</strong>n tatsächlich<br />

Märkte neu gestalten und vor allem: neue Märkte erschließen.<br />

1.1 Welche Zielgruppen? Zielgruppen wofür?<br />

Angebote für Wer von Zielgruppen redet, kann dies nicht tun, ohne auch<br />

jeweilige von den Angeboten für die jeweiligen Zielgruppen zu re-<br />

Zielgruppen den. Wer in diesem neuen Markt zutreffende Aussagen fällen<br />

will, sieht sich sofort einer Henne-Ei-Konstellation gegenüber:<br />

von Zielgruppen läßt sich nur reden, wenn man von<br />

2 Wörtlich „früh Aufnehmende“, bezeichnet diejenigen Kunden, die zu den ersten Käuferund<br />

Nutzergruppen technischer Innovationen gehören und die häufig hohe Affinität zu<br />

Technik aufweisen; Neuartigkeit von Produkten stellt für diese Kundengruppen einen<br />

eigenen Nutzen dar.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 3<br />

den Angeboten 3 an sie redet. Von Angeboten wie<strong>der</strong>um läßt<br />

sich aus Marketing-Sicht nur dann sinnvoll reden, wenn man<br />

zugleich auch über die Nachfrageseite, sprich die Zielgruppen,<br />

Relevantes sagen kann. Bei Märkten, die sich größtenteils<br />

noch in <strong>der</strong> Entstehungsphase befinden, hängt zwangsläufig<br />

alles von <strong>der</strong> tatsächlichen Gestaltung <strong>der</strong> Märkte<br />

und Produkte ab. Unrealistische Visionen und Phantasien<br />

sowie allzu naheliegende Beschreibungen des Status quo<br />

bilden die zu vermeidenden Extreme.<br />

Angebotseite Verstärkt wird diese grundsätzliche Problematik, wenn zuaus<br />

dem die Angebotsseite aus kombinierten Produkten besteht,<br />

kombinierten d. h. wenn <strong>der</strong> Kunde letztlich zwei sehr unterschiedliche<br />

Produkten Produkte erwerben muß, um den gewünschten Nutzen zu<br />

bekommen. Für die Telematik bedeutet dies: <strong>der</strong> Kunde muß<br />

Telematik- zum einen ein telematikfähiges Endgerät besitzen, und zum<br />

fähiges an<strong>der</strong>en muß er i. d. R. einen Dienst beziehen, durch den er<br />

Endgerät und dann erst den Nutzen realisiert. Der jeweilige Dienst wieein<br />

Dienst <strong>der</strong>um kann nur von einem Endgerät empfangen, verarbeitet<br />

und ausgegeben werden, das mit diesem kompatibel ist.<br />

(Man stelle sich die Entwicklung von Fernsehen und Radio<br />

vor, wenn neben <strong>der</strong> Beschaffung des Gerätes auch <strong>der</strong><br />

Empfang <strong>der</strong> einzelnen Programme o<strong>der</strong> gar Sendungen<br />

durch die jeweiligen Zuschauer in <strong>der</strong> Art zu finanzieren<br />

gewesen wäre, wie es im heutigen Bezahlfernsehen üblich<br />

ist.)<br />

Verabschiedung Für die Telematik-Anbieter ergeben sich zwei Konsequengemeinsamen<br />

zen aus dieser doppelten und gegenseitigen Bedingtheit:<br />

Standards Zum einen muß die Verabschiedung gemeinsamer Standards<br />

intensiviert und forciert werden, um eine möglichst<br />

Kooperationen breite Entwicklungsbasis zu schaffen. Hier sind Kooperationen<br />

im Hardware- und Dienste-Bereich gefor<strong>der</strong>t, aber<br />

3 „Angebote“ sind hier und im Folgenden verstanden als Produkte und Dienstleistungen<br />

und nicht im Sinne von „Son<strong>der</strong>angeboten“.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 4<br />

auch Software-Produzenten haben einen bedeutenden Einfluß.<br />

Zum an<strong>der</strong>en muß bei jedem möglichen Angebot geprüft<br />

werden, ob einerseits die technischen Bedingungen (d. h.<br />

die Endgeräte) und an<strong>der</strong>erseits die zur Verfügung stehenden<br />

Dienste diesem Angebot die notwendige mengenmäßige<br />

Basis verschaffen. Nur wenn beide Bedingungen erfüllt<br />

sind, kann man eine erfolgreiche Entwicklung des Marktes<br />

erwarten.<br />

1.2 Telematik und die Konvergenz <strong>der</strong> Märkte<br />

Basis- Die Basis-Technologien <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> entstammen<br />

Technologien im wesentlichen vier Bereichen: <strong>der</strong> Ortungs-, Kommunikations-,<br />

Dispositions- und Billing-Technologie. Jede ein-<br />

Ortungs-, zelne dieser Technologien hat für sich alleine bereits enor-<br />

Kommunika- me Möglichkeiten realisierbarer Produkte und Dienste, die<br />

tions-, zugleich das jeweilige Ertragspotential darstellen. Durch die<br />

Dispositions- Verknüpfung besagter Basis-Technologien in <strong>der</strong> Verkehrsund<br />

Billing- telematik wird dieses Potential sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> rea-<br />

Technologie lisierbaren Angebote als auch hinsichtlich generierbarer Erträge<br />

noch einmal enorm vervielfacht. Allein deshalb muß<br />

<strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>-Markt als hochattraktiver Markt verstanden<br />

werden.<br />

Konvergenz Zugleich wird aber auch deutlich, daß die <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

<strong>der</strong> Technolo- große Ähnlichkeit bzw. hohe Affinität zu einem an<strong>der</strong>en<br />

gien Trend aufweist, nämlich <strong>der</strong> Konvergenz <strong>der</strong> Technologien<br />

Märkte für und Märkte für TIMES: Telekommunikation, Informations-<br />

TIMES technologie/IT, Medien, Entertainment und Services. Diese<br />

Nähe und die damit gegebenen Überschneidungen bedeuten<br />

Substituierbar- aber nicht nur, daß für die <strong>Verkehrstelematik</strong> eine ähnliche<br />

keit <strong>der</strong> Dynamik wie für die TIMES-Märkte zu erwarten ist. Folge<br />

Produkte ist auch eine zunehmende Substituierbarkeit <strong>der</strong> Produkte,<br />

so daß heute noch fern erscheinende Nachbarmärkte – etwa<br />

die für Multimedia-Dienste, für Mobiltelefonie o<strong>der</strong> für<br />

DV-Entertainment – sich schnell zu Teilmärkten <strong>der</strong> Ver-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

kehrstelematik entwickeln können und umgekehrt. An<strong>der</strong>e<br />

Player, die aus völlig an<strong>der</strong>en Märkten kommen und nach<br />

an<strong>der</strong>en Regeln funktionieren, können sich schnell als starke<br />

Wettbewerber erweisen, die diesem Markt ihren eigenen<br />

Stempel aufdrücken. Anbieter unterschiedlichster Teilleistungen,<br />

die heute noch wichtige Positionen einnehmen,<br />

können schon bald an Gewicht verlieren und austauschbar<br />

Grenzen zu werden. M. a. W.: so dynamisch die grundlegenden Technoan<strong>der</strong>en<br />

logien <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> sind, so sehr sind auch die<br />

Märkten Grenzen zu an<strong>der</strong>en Märkten in Bewegung.<br />

2 Segmentierung<br />

Mobilität un- Die Tatsache, daß je<strong>der</strong> Bundesbürger zwischen 20 und 65<br />

umgänglicher Jahren durchschnittlich 80 Minuten am Tag unterwegs ist 4 ,<br />

Bestandteil zeigt, wie sehr Mobilität zum unumgänglichen Bestandteil<br />

unserer unserer mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft geworden ist. Ohne Mobili-<br />

Gesellschaft tät wäre die Arbeitsteilung <strong>der</strong> Gesellschaft genausowenig<br />

zu realisieren wie die Trennung von Arbeits-, Wohn-, Ausbildungs-<br />

sowie Einkaufs- und Versorgungsort, die ein soziologisches<br />

Kennzeichen mo<strong>der</strong>ner Gesellschaft ist. Wenn<br />

aber zugleich viele Formen <strong>der</strong> Mobilität immer mehr<br />

VerkehrsinfarktBehin<strong>der</strong>ungen mit sich bringen – Stichwort Verkehrsinfarkt –<br />

richten sich die Erwartungen auf solche Systeme, die Abhilfe<br />

verschaffen. Häufig werden verkehrstelematische Produkte<br />

und Projekte mit dem Versprechen vermarktet, angesichts<br />

dieser Entwicklung dennoch einen Zuwachs an Mobilität<br />

zu ermöglichen. Daß <strong>der</strong> Nutzen verkehrstelematischer<br />

Angebote allerdings weitaus breiter und tiefer beschrieben<br />

werden kann, zeigt die Zielgruppen-Segmentierung.<br />

4 Vgl. Opaschowski, Freizeit und Mobilität, 1995; NETWORK-Berechnungen.<br />

Seite 5<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 6<br />

2.1 Entstehung <strong>der</strong> Telematik-Nachfrage – die Reisekette<br />

Wer heute von <strong>Verkehrstelematik</strong> redet, bezeichnet damit<br />

i. d. R. Geräte bzw. Dienste, die jemand, <strong>der</strong> unterwegs von<br />

A nach B ist, nutzt, um damit zeitoptimiert sein Ziel zu erreichen.<br />

Zu denken wäre dabei an fahrzeuginstallierte Navigations-Computer<br />

o<strong>der</strong> auch das Mobiltelefon, mit dem<br />

man sich Straßenzustände o<strong>der</strong> Wegbeschreibungen übermitteln<br />

läßt. <strong>Verkehrstelematik</strong> wird dabei verstanden als<br />

Optimierungs-Instrument für einen – zugegebenermaßen<br />

zentralen – Teil <strong>der</strong> Reisekette: den Transport vom Ausgangsort<br />

zum Zielort einer Reise.<br />

Gesamte Allerdings umfaßt die gesamte Reisekette weitere wichtige<br />

Reisekette Teilstufen, die ihrerseits alle maßgeblich für die Erstellung<br />

bzw. die tatsächliche Inanspruchnahme von Mobilität sind.<br />

Unabhängig davon, ob es sich um Nahverkehrs- o<strong>der</strong> Fern-<br />

Fünf verkehrsmobilität handelt, sind prinzipiell alle fünf Teilstu-<br />

Teilstufen fen <strong>der</strong> Reisekette vertreten, wenn auch mit unterschiedlicher<br />

Gewichtung.<br />

Abb. 1: Die 5 Teilstufen <strong>der</strong> Reisekette<br />

Vollständigkeit Bei <strong>der</strong> Reiseplanungsphase kommt es – im Bereich <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Angebots- Informationsbeschaffung – für den Verbraucher/Nutzer zum<br />

information einen darauf an, Vollständigkeit <strong>der</strong> Angebotsinformation zu<br />

erhalten. Hier will er sich möglichst umfassend und objektiv<br />

über alle für ihn in Frage kommenden Angebote informieren<br />

können (auch wenn Einschränkungen z. T. in Kauf<br />

genommen werden, z. T. absichtlich vorgenommen werden).<br />

Neben <strong>der</strong> Vollständigkeit <strong>der</strong> Angebotsinformation<br />

haben zum an<strong>der</strong>en aber auch die Transparenz und Ver-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 7<br />

Transparenz gleichbarkeit <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Angebote<br />

und Vergleich- (Verkehrsmittel-Nutzung, Angebote während <strong>der</strong> Mobilitäts<br />

barkeit <strong>der</strong> phase und am Aufenthaltsort) große Bedeutung. Dies gilt<br />

Angebote sowohl für den Vergleich verschiedener Leistungsanbieter<br />

und Modal-Wahlen als auch hinsichtlich <strong>der</strong> Möglichkeit,<br />

Zeit und Ort <strong>der</strong> Reise zu variieren. Auch wenn es diese<br />

Wahlmöglichkeiten (vor allem im Intermodalvergleich)<br />

Erlernte heute so gut wie gar nicht gibt, wird sich dennoch das aus<br />

und erwartete dem Umgang mit neuen Technologien (PC, Videotext,<br />

Verhalten Internet etc.) erlernte und von daher als Standard erwartete<br />

Verhalten hier durchsetzen.<br />

Neben Neben <strong>der</strong> reinen Informationsbeschaffung über die Mobi-<br />

Informations- litätsangebote ist auch <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Buchung (resp. Rebeschaffung<br />

servierung) für die Phase <strong>der</strong> Reiseplanung bzw. -vorbeauch<br />

Buchung reitung von essentieller Bedeutung. Während <strong>der</strong> Nutzer<br />

heute meist noch auf Vermittlung durch Dienstleister angewiesen<br />

ist (z. B. Reisebüros o<strong>der</strong> Hotlines), versprechen<br />

solche Dienste großes Potential, die auf bestehenden Platt-<br />

Integration von formen aufbauen und die gleichen o<strong>der</strong> bessere Leistungen<br />

Präferenz- und automatisiert anbieten. Gerade die Integration von Prä-<br />

Erfahrungs- ferenz- und Erfahrungsprofilen in solche virtuellen Agenten<br />

profilen bzw. Dienstleister können so auf optimale Weise zugleich<br />

effizienz- und effektivitätssteigernd wirken.<br />

Benutzer des Gegenüber diesen Anfor<strong>der</strong>ungen, die vor allem auf Benut-<br />

MIV zer des Öffentlichen Personenverkehrs (ÖPV) zutreffen,<br />

kommt es für Benutzer des Motorisierten Individualverkehrs<br />

Ermittlung (MIV) während <strong>der</strong> Planungsphase weniger auf die Interoptimaler<br />

modalität <strong>der</strong> Angebotsübersicht sowie Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Reiserouten Reisebuchung an. Statt dessen stehen die Ermittlung optibzw.<br />

maler Reiserouten bzw. -verbindungen sowie die Ermitt-<br />

-verbindungen lung einer Angebotsübersicht für die Aufenthaltsphase am<br />

Zielort im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 8<br />

Informationen Für die Phase des Zubringerverkehrs stehen an<strong>der</strong>e Inforüber<br />

Anschluß- mationen im Vor<strong>der</strong>grund: hier dominiert im Bereich des<br />

verbindungen ÖPV vor allem die Nachfrage nach Informationen über Anund<br />

Verkehrs- schlußverbindungen und Verkehrsübergänge resp. Aussagen<br />

übergänge zur Pünktlichkeit <strong>der</strong> gewählten Verbindung. Daß die Möglichkeit,<br />

in dieser Phase Buchungsän<strong>der</strong>ungen am beabsichtigten<br />

Reiseplan vorzunehmen, ebenso von Bedeutung ist,<br />

versteht sich dann von selbst. Typisch für besagten Ab-<br />

Systeme zur schnitt <strong>der</strong> Reisekette sind darüber hinaus heute bereits be-<br />

Zielführung stehende Systeme zur Zielführung, die sowohl in statischer<br />

(Navigationsprogramme) als auch in dynamischer Form<br />

(Lotsendienste) verfügbar sind, aber auch modalübergreifende<br />

Informationen zur Verfügung stellen (vgl. Projekt PTA,<br />

Personal Travel Assistance im MoTiV-Forschungsprogramm).<br />

Verfügbarkeit Im Langstreckenverkehr sind zum einen solche Angebote<br />

von Büro- und relevant, die eine bessere Nutzung <strong>der</strong> Reisezeit ermögli-<br />

Kommunika- chen. Für beruflich Reisende können dies die Verfügbarkeit<br />

tionsmitteln von Büro- und Kommunikationsmitteln sein, aber auch In-<br />

Infotainment- fotainment-Angebote (z. B. Medien, Infocommunities) o. ä.,<br />

Angebote die auch für Privatreisende attraktiv sind. Zum an<strong>der</strong>en<br />

werden hier alle diejenigen Dienste interessant, die die<br />

Teilelemente Möglichkeit eröffnen, Teilelemente <strong>der</strong> nachfolgenden Rei<strong>der</strong><br />

sekettenstufen zu beeinflussen: neben Informationen über<br />

nachfolgenden Reiseanschlüsse und -angebote am Aufenthaltsort auch die<br />

Reiseketten- entsprechenden Buchungsmöglichkeiten (Taxi, Mietwagen,<br />

stufen Veranstaltungen, Hotels etc.).<br />

Analog zum Zubringerverkehr stehen beim Verteilverkehr<br />

Informationen und Dienste zur geographischen Orientierung<br />

im Vor<strong>der</strong>grund sowie alle Angebote, die den Verkehrsübergang<br />

effizienter machen.<br />

Klassische Für die Aufenthaltsphase schließlich sind vor allem klassi-<br />

Veranstaltungs- sche Veranstaltungsangebote von Bedeutung, <strong>der</strong>en werbliangebote<br />

che Kommunikation durch unterschiedlichste verkehrstele-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 9<br />

matische Endgeräte zu integrieren ist und die neue Dimensionen<br />

von Dienste-Refinanzierung ermöglichen. Informationen<br />

solcher Art sind zwar z. T. bereits über heutige<br />

Navigationsendgeräte abrufbar. Abgesehen davon aber, daß<br />

die Angebotsbreite sowie die lokalen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong><br />

Angebote dabei oft nur unzureichend abgebildet werden, ist<br />

die Verbindung mit aktuellen Informationen – z. B. über<br />

beson<strong>der</strong>e Veranstaltungsangebote – i. d. R. in diesen Syste-<br />

Software- men nicht vorgesehen. Darüber hinaus kann es aus <strong>der</strong> Sicht<br />

Agenten potentieller Nutzer ebenso interessant sein, eigene Software-<br />

Agenten mit <strong>der</strong> Einholung spezifischer Informationen und<br />

Präferenzprofil Angebotsoptionen zu beauftragen, die dem Präferenzprofil<br />

des Auftraggebers entsprechen.<br />

2.2 Mobilitäts-Nutzendimensionen von telematischen<br />

Produkten und Diensten<br />

Clusterung Will man die Fülle <strong>der</strong> vielfältigen verkehrstelematischen<br />

nach und mobilitätsbezogenen Dienste nach ihrem Nutzen für den<br />

Mobilitäts- Verbraucher zusammenfassen, so bietet sich die Clusterung<br />

Nutzen- nach sechs Mobilitäts-Nutzendimensionen an, die über alle<br />

dimensionen Stufen <strong>der</strong> Reisekette hinweg von Bedeutung sind.<br />

Sechs Nutzen- Den in Abb. 2 dargestellten sechs Nutzendimensionen sodimensionen<br />

wie dem mit einzelnen Diensten verbundenen Zeit- bzw.<br />

Effizienzgewinn lassen sich alle Arten von verkehrstelema<br />

Alle Arten von tischen und mobilitätsbegleitenden Diensten zuordnen. Wähverkehrstelema-<br />

rend die ersten beiden Dimensionen, Orientation und Secutischen<br />

und rity/Convenience, heute bereits im Fokus <strong>der</strong> Entwicklung<br />

mobilitätsbe- und Vermarktung von <strong>Verkehrstelematik</strong>-Anwendungen stegleitenden<br />

hen, werden die Dimensionen Communication und Infotain-<br />

Diensten ment 5 – und stärker noch Commerce und Physical Services –<br />

5 Communication und Infotainment unterscheiden sich prinzipiell dadurch, daß für<br />

Infotainment-Angebote die Erstellung von Inhalten (Content) durch Dritte erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Übertragung <strong>der</strong> Informationen können beide Nutzendimensionen hohe<br />

Ähnlichkeit zueinan<strong>der</strong> aufweisen.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 10<br />

Abb. 2: Mobilitäts-Nutzendimensionen<br />

weitaus geringer berücksichtigt. Das ist insofern sinnvoll,<br />

als gerade die ersten beiden Dimensionen, Orientation und<br />

Security/Convenience, unmittelbar mit einem Gewinn an<br />

Bewegungsfreiheit/Mobilität identifiziert werden und deshalb<br />

als Key Selling Arguments fungieren können. Gleichwohl<br />

ist zu erwarten, daß die weiteren Dimensionen mit <strong>der</strong><br />

Entwicklung des Marktes für Telematik (und mobilitätsunterstützende<br />

Dienste) zunehmend an Bedeutung gewinnen<br />

werden, da sie weitergehendes und sukzessive auszubauendes<br />

Differenzierungspotential gegenüber den anfänglich<br />

realisierten Diensten bieten.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 11<br />

Verkaufs- Eine verkaufsprozeßorientierte Markt-Segmentierung 6 wird<br />

orientierte allerdings – gerade in <strong>der</strong> Anfangsphase <strong>der</strong> Marktentwick-<br />

Markt- lung – auf gröbere und einfachere Ansätze zurückgreifen,<br />

Segmentierung um entsprechende Angebote zu gestalten und zu vermarkten.<br />

2.3 Der Segmentierungsansatz: Reiseanlaß/-Nutzen-<br />

Segmentierung<br />

Differenzierung Die erste Dimension des Segmentierungsansatzes 7 ist die<br />

nach Anlässen im Personenverkehr übliche/verbreitete Differenzierung nach<br />

für Mobilität den Anlässen für Mobilität, bei <strong>der</strong> unterschieden wird zwischen<br />

Geschäftsreisen, Urlaubs- und Privatreisen sowie Pend-<br />

Bereiche des lerverkehr. Die zweite Dimension unterscheidet nach drei<br />

Nutzens für die Bereichen des Nutzens für die Reisenden: Geld-Optimie-<br />

Reisenden rung, Zeit-Optimierung und Komfort-Optimierung. In <strong>der</strong><br />

Kombination dieser beiden Dimensionen ergeben sich nun<br />

sechs Teilmärkte, die hinsichtlich ihrer Mobilitätspräferenzen<br />

signifikant voneinan<strong>der</strong> abgrenzbar sind.<br />

Die Angehörigen dieser Teilmärkte haben jeweils unterschiedliche<br />

Präferenzen in <strong>der</strong> Angebotsauswahl und sind<br />

deshalb hinsichtlich Angebot (Dienste und Endgeräte) und<br />

Vermarktung differenziert anzusprechen.<br />

6 D. h. ein Segmentierungsansatz, <strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Relevanz des Nutzens für den tatsächlichen<br />

Kaufentscheid fragt. Es ist also zu unterscheiden zwischen dem Gesamtbereich möglichen<br />

Nutzens und dem tatsächlich Segment-Differenzierung erzeugenden, wahrgenommenen<br />

Nutzen.<br />

7 Vgl. Perrey, Jesko: Nutzenorientierte Marktsegmentierung, Wiesbaden 1998.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 12<br />

Abb. 3: Reiseanlaß/-Nutzen-Segmentierung<br />

3 Die Zielgruppen<br />

3.1 Zielgruppen im Personenverkehr<br />

Zielgruppe I: Zu den kostenoptimierenden Geschäftsreisenden<br />

gehören vor allem solche Reisenden, die berufsbedingt<br />

lange o<strong>der</strong> häufig unterwegs sind. Typische Reiseanlässe<br />

hierfür sind Außendienst- o<strong>der</strong> Vertreter-Tätigkeiten,<br />

Besuche bei Kunden, Lieferanten, auf Messen, Kongressen<br />

o<strong>der</strong> ähnlichen Veranstaltungen sowie Service- und Hand-<br />

Kosten- werker-Einsätze. Die Kostenoptimierung – sie bezieht sich<br />

optimierung streng auf die <strong>der</strong> Reise zuzuordnenden Kosten – kann<br />

grundsätzlich auf zwei verschiedene Weisen erfolgen: ent<br />

Minimierung we<strong>der</strong> durch Minimierung <strong>der</strong> Gesamtreisestrecke o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Gesamtrei- durch Minimierung des Kostensatzes pro zurückgelegtem<br />

sestrecke/Mini- Kilometer. Die Nutzenerwartung dieses Segmentes liegt<br />

mierung des dementsprechend entwe<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ermittlung (resp. Inan-<br />

Kostensatzes spruchnahme) <strong>der</strong> kürzesten Reisestrecken zwischen Quell-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 13<br />

Auswahl und und Zielort o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Auswahl und Nutzung <strong>der</strong> Ver-<br />

Nutzung <strong>der</strong> kehrsmittel bzw. -angebote mit den geringsten Kosten pro<br />

Verkehrsmittel zurückzulegendem Kilometer. Beide Auswahlen bzw. Ermittlungen<br />

sollen nicht nur während <strong>der</strong> – i. d. R. vorab<br />

Nicht nur erfolgenden – Planung <strong>der</strong> jeweiligen Reise möglich sein,<br />

während <strong>der</strong> son<strong>der</strong>n auch zeitnah zur Angebotsnutzung selbst erfolgen<br />

Planung, auch können, d. h. z. B. unmittelbar vor o<strong>der</strong> nach Antritt <strong>der</strong><br />

zeitnah zur Reise. Eine Realisierung <strong>der</strong> erstgenannten Nutzenerwar-<br />

Angebots- tung (Streckenwahl) wird typischerweise mit Routenplanutzung<br />

selbst nungsprogrammen geleistet, die heute bereits auf dem PC<br />

o<strong>der</strong> Laptop stark verbreitet sind, die aber auch auf Organizern<br />

(bzw. PDAs) o<strong>der</strong> in Zukunft gar auf Handys genutzt<br />

werden können. Die Nutzung des Handys ist natürlich<br />

heute schon durch die Inanspruchnahme von Service-Hotlines<br />

o. ä. Diensten (also als Offboard-Lösung 8 ) realisierbar,<br />

wird aber wegen <strong>der</strong> fortschreitenden Miniaturisierung und<br />

wegen des absehbaren Zusammenwachsens von Handy und<br />

Organizern (z. B. zu PTAs, Personal Travel Assistants)<br />

auch als Hardware-/Software-Lösung (onboard) 9 möglich<br />

werden.<br />

Größerer Größerer Entwicklungsbedarf besteht allerdings noch bei<br />

Entwicklungs- <strong>der</strong> zweitgenannten Nutzung (Verkehrsmittelauswahl), wenn<br />

bedarf bei über die reine Information über die kürzeste Reisestrecke<br />

Verkehrsmittel- hinaus das Angebot mit dem geringsten Kostensatz pro<br />

auswahl zurückgelegtem Kilometer ermittelt werden soll. Die dafür<br />

notwendige Information über bestehende Modalalternativen<br />

(Pkw/Bahn/Flug/Bus) kann <strong>der</strong>zeit nur ansatzweise gene-<br />

8 Als Offboard-Lösungen bezeichnet man Systeme, <strong>der</strong>en Informationsvorhaltung und<br />

wichtigste Informationsverarbeitung außerhalb des jeweiligen Gerätes bzw. <strong>der</strong> Gerätekombination<br />

vorgenommen werden. Grundsätzliche Problematik dieser Systeme sind die<br />

i. d. R. anfallenden Kosten für die Übertragung <strong>der</strong> Daten (per Mobilfunk) von und zum<br />

System (pay per use).<br />

Alternatives Konzept sind Onboard-Lösungen, bei denen Informationsvorhaltung und -verarbeitung<br />

im Gerät bzw. in <strong>der</strong> Gerätekombination stattfinden (z. B. Geographie-CD-<br />

ROMs in Navigationscomputern).<br />

9 Zum Begriff siehe vorhergehende Anmerkung.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 14<br />

riert werden. Einzelne, vor allem große Verkehrsleistungs-<br />

Anbieter sammeln zwar in ambitionierten Projekten erste<br />

Probleme mit Erfahrungen und sind bemüht, die Probleme mit System-<br />

System-In- Inkompatibilitäten und Verkehrsübergängen zu bewältigen 10 .<br />

kompatibilitäten Gemessen an <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> o. g. Routenplanungsund<br />

Verkehrs- programme, steht man dabei allerdings genauso am Anfang<br />

übergängen wie bei <strong>der</strong> für den Reisenden mindestens ebenso wichtigen<br />

Realisierung von Buchung und Umbuchung <strong>der</strong> gewünschten<br />

Beför<strong>der</strong>ungsart o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Inanspruchnahme von Leistungen<br />

während des Reiseaufenthalts (Hotel-Buchungen o. ä.). Hier<br />

sind die Reisenden i. d. R. an bestehende Systeme und<br />

Dienstleistungen gebunden, also an Reisebüros, individualisierbare<br />

o<strong>der</strong> unternehmensspezifische Buchungsprogramme<br />

(z. B. Travelmanagementsysteme) o<strong>der</strong> auch an Preisagenturen<br />

mit intermodalem Leistungsangebot. Erste<br />

Internet-Lösungen sind bereits realisiert, bei denen <strong>der</strong><br />

Nutzer seine Wunschvorstellungen – hinsichtlich Quell-/<br />

Richtungs- /Zielort, Aufenthalt und Preisvorstellungen – hinterlegt und<br />

umkehrung <strong>der</strong> daraufhin von Reisevermittlern o<strong>der</strong> Leistungserstellern für<br />

sonst üblichen sein Profil passende Angebote erhält. Hier handelt es sich<br />

Angebots-Nach- um die Richtungsumkehrung <strong>der</strong> sonst üblichen Angefrage-Prozesse<br />

bots-Nachfrage-Prozesse.<br />

Reiseanlässe <strong>der</strong> Zielgruppe II – kostenoptimierende<br />

Privatreisende – sind typische Freizeitaktivitäten wie<br />

Einkaufsfahrten, Sport-/Hobby-Veranstaltungen o<strong>der</strong> Unter-<br />

Die Nutzener- haltungsanlässe (Kino o. ä.), aber auch Kultur- und Auswartung<br />

bezieht flugsreisen sowie klassische Urlaubsreisen. Die Nutzenersich<br />

auf die Aus- wartung <strong>der</strong> Reisenden bezieht sich zum einen auf die Auswahl<br />

aber auch wahl (und Buchung, s. o.) <strong>der</strong> kostenoptimalen Angebote für<br />

für den Reise- die Fahrt selbst, aber auch für den eigentlichen Reiseanlaß,<br />

anlaß d. h. die Veranstaltung, das Ausflugs- o<strong>der</strong> Urlaubsziel.<br />

10 Eine größere Realisierungsproblematik als die ohnehin hochrelevanten technischen<br />

Detailfragen ergibt sich aus <strong>der</strong> Notwendigkeit, für alle <strong>der</strong> i. d. R. mehreren Kooperationspartner<br />

Win-Win-Situationen zu schaffen, die zu einer qualitativ hochwertigen<br />

Leistungserbringung führen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 15<br />

Die Kostenoptimierung für den Transport bei Freizeitakti-<br />

Auswahle <strong>der</strong> vitäten läßt sich zum einen in <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> kürzesten<br />

kürzesten Verbindung zwischen Quell- und Zielort verwirklichen, was<br />

Verbindung vorzugsweise durch Routenplanungsprogramme auf unterschiedlichsten<br />

Endgeräten und technischen Plattformen zu<br />

Zeitliche leisten ist. Zum an<strong>der</strong>en kann aber auch die zeitliche<br />

Flexibilität Flexibilität <strong>der</strong> Reisenden durch „Son<strong>der</strong>angebote“ belohnt<br />

werden, die auf seiten des Anbieters durch Verfahren des<br />

Yield-Management gesteuert werden. Systeme, die eine Kostenoptimierung<br />

durch den Vergleich verschiedener Modalnutzungen<br />

generieren, sind – vor allem für den Freizeitverkehr,<br />

<strong>der</strong> sich meist in kurzen Distanzen/Nahverkehrsbereich<br />

bewegt – noch stark unterentwickelt. Zwar werden in<br />

modalintegrierenden bzw. -übergreifenden Projekten erste<br />

Erfahrungen gesammelt und Vergleichsmöglichkeiten von<br />

Ganzheitliche Modalalternativen geliefert. Ganzheitliche Kostenoptimie-<br />

Kosten- rungen – zumal unter Berücksichtigung von tatsächlich entoptimierungen<br />

stehenden Kosten für die Nutzung z. B. von Parkgelei.<br />

d. R. nicht genheiten – sind mit diesen Systemen i. d. R. nicht mögmögliche<br />

lich, von Buchung und Abrechnung mit ein und demselben<br />

System ganz zu schweigen.<br />

Bedenkt man allerdings, daß die Freizeitverkehre häufig<br />

damit verbunden sind, am Zielort kommerziellen Interessen<br />

nachzugehen (z. B. Einkauf, Unterhaltung o. ä.), so ergeben<br />

sich ganz an<strong>der</strong>e Möglichkeiten, dem Reisenden eine Kostenoptimierung<br />

seiner Fahrt zu verschaffen. Wo heute seitens<br />

<strong>der</strong> Warenverkäufer oftmals die (Teil-)Übernahme von<br />

Parkkosten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> in manchen Städten übliche Park-andride-Service<br />

praktiziert wird, wird das gleiche Prinzip <strong>der</strong><br />

Teilkosten- Teilkostenübernahme durch den Einsatz mo<strong>der</strong>ner Inforübernahme<br />

mationsübertragungssysteme (RDS o<strong>der</strong> DAB im Pkw-Bereich,<br />

SMS bei Handys) prinzipiell auch als Angebot für<br />

Reisende – verbunden mit den entsprechenden Informationsdienstleistungen<br />

– im Freizeitverkehr realisiert werden<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 16<br />

können. Durch die Eingabe von speziellen Codes o<strong>der</strong> den<br />

Kontakt von Hotlines ließe sich dabei die eindeutige<br />

Identifizierung von Nutzern solcher Angebote sicherstellen.<br />

Die technischen Möglichkeiten dazu sind bereits heute ansatzweise<br />

vorhanden. Verhin<strong>der</strong>t wird die Implementierung<br />

dieser innovativen Konzepte allerdings bislang dadurch, daß<br />

Funktionieren- zum einen die Hinterlegung mit (auch wirtschaftlich) funkde<br />

Dienst- tionierenden Dienstleistungsketten sich offensichtlich als zu<br />

leistungen schwierig erweist und zum an<strong>der</strong>en eine zu starke<br />

Fixierung auf traditionelle Verkaufsför<strong>der</strong>ungssysteme neue<br />

Geschäftschancen unausgeschöpft läßt. In dem Maße aber,<br />

wie sich Handheld-Kommunikatoren zu Informationsterminals<br />

verän<strong>der</strong>n, werden sich auch unterschiedlichste Informations-<br />

und Angebots-Push-Verfahren realisieren lassen.<br />

Mit zunehmendem Gewicht <strong>der</strong> Zielort-Aktivität, also bei<br />

Kultur- und Ausflugsfahrten und mehr noch bei Urlaubsreisen,<br />

wird dieses Prinzip <strong>der</strong> Kostenoptimierung des Transportes<br />

an Bedeutung gewinnen. Informations- und Buchungssysteme,<br />

die bereits bei <strong>der</strong> Auswahl von Zielort und Zielortaktivität<br />

diese Vorteile bieten können – gewissermaßen<br />

Multimediale multimediale Gutscheinhefte –, stellen eine neue Dimension<br />

Gutscheinhefte von Anwendungen im Bereich <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> dar,<br />

die weit über die Frage nach <strong>der</strong> besten Verbindung zwischen<br />

A und B hinausgeht.<br />

Die Zielgruppe III, zeitoptimierende Geschäfts- und<br />

Privatreisende, unterscheidet sich hinsichtlich des Reiseanlasses<br />

nicht von den oben genannten Zielgruppen I und II.<br />

Dominierend ist bei dieser Zielgruppe aber die Nutzen-<br />

Opitimierung erwartung einer möglichst starken Optimierung bzw. Minibzw.<br />

Mini- mierung <strong>der</strong> Reisezeit, die sich vor allem auf die Transportmierung<br />

<strong>der</strong> phase bezieht, aber auch auf alle mit <strong>der</strong> Reise verbundenen<br />

Reisezeit Tätigkeiten: bei Vor- und Nachbereitung sowie <strong>der</strong> möglichen<br />

Notwendigkeit, umzusteigen bzw. das Verkehrsmittel<br />

zu wechseln.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 17<br />

Diese Nutzenerwartung kann sich prinzipiell in drei verschiedenen<br />

Bereichen ausdrücken: im Wunsch nach Er-<br />

Schnellste mittlung (und ggf. Buchung) <strong>der</strong> schnellsten Verbindung<br />

Verbindung zwischen Quell- und Zielort unter Berücksichtigung aller<br />

Modal-Nutzungsmöglichkeiten, ferner im Wunsch nach Ver-<br />

Vermeidung meidung von Verkehrsbehin<strong>der</strong>ungen wie Staus und Warvon<br />

Verkehrs- tezeiten sowie im Wunsch nach einer möglichst fehlerfreien<br />

behin<strong>der</strong>ungen Zielfindung, was beson<strong>der</strong>s im Zubringer- und Verteilverkehr<br />

(sofern vorhanden) von Bedeutung ist.<br />

Die Ermittlung <strong>der</strong> schnellsten Verbindung läßt sich für den<br />

Straßenverkehrsbereich heute bereits mit Routenplanungssystemen<br />

o<strong>der</strong> Navigationscomputern leisten. Letztere können,<br />

sofern es sich um dynamische Systeme handelt, nicht<br />

allein idealisierte Empfehlungen geben, son<strong>der</strong>n auch die<br />

aktuell schnellsten Verbindungen ermitteln und entsprechend<br />

navigieren. Dynamisch sind diese Systeme nicht nur,<br />

weil sie in <strong>der</strong> Lage sind, die aktuelle Position des Reisenden<br />

zu ermitteln, son<strong>der</strong>n vielmehr weil sie Daten zum<br />

Ist-Zustand <strong>der</strong> gewählten Verbindung in ihre Empfehlungen<br />

mit einbeziehen können. Neben dieser Hardware-/Software-Lösung<br />

hat man bereits heute die Möglichkeit, Navigationsdienste<br />

– meist unter Nutzung des Mobilfunks – in<br />

Anspruch zu nehmen, die zumindest im Prinzip dasselbe<br />

leisten können wie dynamische Navigationscomputer und<br />

den Vorteil bieten, daß <strong>der</strong> Reisende sich für ihre Nutzung<br />

kein eigenes verkehrstelematisches Endgerät beschaffen<br />

muß, son<strong>der</strong>n auf bereits vorhandene Endgeräte –- nämlich<br />

Handys – zugreifen kann. Schwachstelle all dieser Lösun-<br />

Keine Möglich- gen ist allerdings, daß sie i. d. R. keine Möglichkeit des<br />

keit des intermodalen Vergleichs bieten; man ist auf das Transportinternationalen<br />

mittel Pkw festgelegt, weil öffentliche Verkehrsmittel von<br />

Vergleichs diesen Systemen nicht mit in die Ermittlung <strong>der</strong> schnellsten<br />

Verbindung einbezogen werden. Zwar gibt es erste Projekte,<br />

die die intermodale Verkehrsträgerauswahl unterstützen, und<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 18<br />

auch die Reiseplanungssoftware mancher Großunternehmen<br />

berücksichtigt verschiedene Modalwahlen. So flexibel, wie<br />

Navigationscomputer heute alternative Routen anbieten können,<br />

ist die alternative Modalwahl jedoch bei weitem noch nicht.<br />

Der Wunsch nach <strong>der</strong> Vermeidung von Staus wird mit den<br />

Dynamische o. g. dynamischen Navigationscomputern und -diensten re-<br />

Navigations- alisiert, wobei <strong>der</strong> Vergleich verschiedener Systeme die<br />

computer noch bestehende unterschiedliche Leistungsfähigkeit demonstriert.<br />

Die Unterschiede haben ihren Grund i. d. R. in<br />

den für die Berechnung verwendeten Verkehrsdaten. Neben<br />

<strong>der</strong> Vermeidung von Staus und Behin<strong>der</strong>ungen bieten diese<br />

Systeme den zeitsensiblen Reisenden den Vorteil, ihre<br />

Anschluß- Anschlußaktivitäten schon frühzeitig anpassen und umdis<br />

aktivitäten ponieren zu können, wenn Verzögerungen absehbar wer<br />

frühzeitig den. Daß diese Systeme ebenfalls in <strong>der</strong> Lage sind, den<br />

anpassen dritten Erwartungsbereich, die möglichst fehlerfreie<br />

Zielfindung im Zubringer- und Verteilverkehr, zu realisieren,<br />

versteht sich von selbst.<br />

Die Zielgruppe IV <strong>der</strong> komfortorientierten Geschäftsreisenden<br />

fokussiert in ihrer Nutzenerwartung auf die Verwendung<br />

<strong>der</strong> Reisezeit für entspannende o<strong>der</strong> berufsbezogene<br />

Tätigkeiten. Die Realisierung dieser Erwartung wird<br />

zunächst nicht im Bereich verkehrstelematischer Angebote<br />

zu suchen sein, son<strong>der</strong>n in „Physical Services“ sowie <strong>der</strong><br />

Vorhaltung von telematikunabhängigen Konsum-, Genußund<br />

Ruhemöglichkeiten. Es werden aber auch verkehrstelematische<br />

Leistungen komfortrelevante Angebote machen<br />

können. Diese bestehen z. B. in Infotainmentangeboten<br />

während des Langstreckenverkehrs, also dem Angebot zur<br />

Nutzung von Informationsmedien wie Internet o<strong>der</strong> Unterhaltungsmedien<br />

wie z. B. mobilem TV o<strong>der</strong> Kino. Im Bereich<br />

<strong>der</strong> berufsbezogenen Nutzung <strong>der</strong> Reisezeit stehen vor<br />

allem Angebote zur mo<strong>der</strong>nen Bürokommunikation im Vor-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 19<br />

<strong>der</strong>grund, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Reisende z. B. am PC arbeiten, Faxe<br />

und E-mails abschicken und empfangen kann, Recherchen<br />

durchführen und auf Datenbanken sowie das Internet zu-<br />

Realisierung greifen kann. Die Realisierung dieser Infotainment- und<br />

dieser Info- Bürokommunikationsangebote während <strong>der</strong> Mobilitätsphataiment-<br />

und se ist heute noch stark unterentwickelt; die Nutzung von<br />

Bürokommuni- PCs o<strong>der</strong> Handys in Zügen, Flugzeugen o<strong>der</strong> im Pkw ist<br />

kationsangebote mit unterschiedlichsten technischen, rechtlichen und sonstigen<br />

ist heute noch Restriktionen behaftet. Gleichwohl zeigen die Entwicklung<br />

stark unter- erster Multimedia-Autos und die Überlegungen im<br />

entwickelt Schienenverkehr zur Integration von Standard-Kommunikationsinstrumenten<br />

den Trend zum Ausbau des Leistungsangebotes<br />

in diesem Bereich an.<br />

Die Zielgruppe V <strong>der</strong> komfortorientierten Privatreisenden<br />

zeigt ähnliche Nutzenerwartung wie Zielgruppe IV,<br />

allerdings mit einem geringeren Interesse an berufsbezogenen<br />

Nutzungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Reisezeit. Auch die verkehrstelematischen<br />

Angebote an diese Zielgruppe werden<br />

ähnlich ausfallen wie jene für Geschäftsreisende. Der An-<br />

Unterhaltung gebotsbereich an Unterhaltung sollte noch breiter und viel<br />

sollte noch fältiger ausfallen und stärker auf soziodemographische<br />

breiter Merkmale Rücksicht nehmen. So sind z. B. Angebote bzw.<br />

ausfallen Angebotsbündel denkbar, die für Familien, Jugendliche o<strong>der</strong><br />

Senioren je unterschiedliche Dienste und Inhalte anbieten<br />

und so die Attraktivität des Verkehrsmittels steigern.<br />

Die Zielgruppe VI <strong>der</strong> Pendler weist keine signifikanten<br />

Abweichungen in <strong>der</strong> Fokussierung auf Kosten-, Zeit- o<strong>der</strong><br />

Komfortorientierung auf. Reiseanlaß ist hier die regelmäßig<br />

stattfindende Beför<strong>der</strong>ung bzw. Fahrt vom Quell- zum Ziel-<br />

Zuverlässige punkt, i. d. R. vom Wohnort zur Arbeitsstelle. Die Nutzen-<br />

Berfördeurng erwartung setzt hier vor allem auf eine zuverlässige und<br />

vom Quell- zum störungsfreie Beför<strong>der</strong>ung vom Quell- zum Zielpunkt, was<br />

Zielpunkt durch die inzwischen immer stärker verbreiteten rechnerge-<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 20<br />

stützten Betriebsleitsysteme des öffentlichen Verkehrs und<br />

die Verkehrsbeeinflussungsanlagen in Ballungsgebieten und<br />

Großstädten sowie auf stauanfälligen Straßenabschnitten<br />

realisiert wird.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Gebrauchshäufigkeit spielt für diese Zielgruppe<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Kostenoptimierung eine wichtige<br />

Rolle; Möglichkeiten zur bestmöglichen Nutzung <strong>der</strong> Zeit<br />

sowie <strong>der</strong> Komfortorientierung treten demgegenüber in den<br />

Hintergrund 11 , können aber dennoch in Teilen gewünscht<br />

sein (vgl. den Einsatz von 1.-Klasse-Abteilen in Nahverkehrszügen).<br />

So wie die Entscheidung <strong>der</strong> Pendler zur Nutzung<br />

bestimmter Verkehrsträger nicht isoliert nach einer <strong>der</strong><br />

Nutzen- Nutzendimensionen Geld, Zeit o<strong>der</strong> Komfort allein gefällt<br />

dimensionen wird, müssen auch die verkehrstelematischen Angebote auf<br />

mehr als eine dieser Nutzendimensionen ausgerichtet sein.<br />

I. d. R. wird es hier einen Mix verschiedener Nutzenaspekte<br />

geben, <strong>der</strong> den Reisenden zum Gebrauch des Angebotes bewegt.<br />

Sicherheitsnutzen. Ein weiterer wichtiger, noch zu erwähnen<strong>der</strong><br />

Nutzenaspekt, <strong>der</strong> aber wegen seiner z. Zt. stark auf<br />

Motorisierter den MIV (Motorisierter Individualverkehr) beschränkten<br />

Individual- Relevanz 12 nicht durchgängig in o. g. Segmentierungsansatz<br />

verkehr integrierbar ist, ist <strong>der</strong> Sicherheitsnutzen. Die verkehrstelematische<br />

Verbindung von Ortungs- und Kommunikationstechnik<br />

macht es möglich, Telematikendgeräte und -Services<br />

so zu kombinieren, daß sicherheitsrelevante Nutzenerwartungen<br />

realisiert werden können. Diese Nutzenerwartung<br />

bezieht sich auf den Fall einer Gefahrensituation und<br />

11 Voraussetzung ist allerdings gleichwohl die Erfüllung von Basisanfor<strong>der</strong>ungen an den<br />

Komfort des Verkehrsmittels.<br />

12 Der Sicherheitsaspekt spielt zwar auch im ÖPV eine Rolle (so besteht z. B. für Busse<br />

auch aus Sicherheitsgründen das Interesse an Ortungsfunktionen), wird aber i. d. R. im<br />

Bereich <strong>der</strong> rechnergestützten Betriebsleitsysteme realisiert.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 21<br />

konzentriert sich zum einen auf das Fahrzeug und zum<br />

an<strong>der</strong>en auf die Insassen.<br />

Bei einer Fahrzeugpanne o<strong>der</strong> einem Fahrzeugschaden erwartet<br />

<strong>der</strong> Reisende, möglichst schnell die seinem speziellen<br />

Defekt entsprechende Hilfe zu bekommen. Realisiert<br />

wird diese Nutzenerwartung durch Pannenruftasten o<strong>der</strong><br />

Funktionen am Telematik-Endgerät, mit denen Service-<br />

Leitstellen automatisch kontaktiert und die notwendigen<br />

Leistungsketten ausgelöst werden, die auf die übermittelten<br />

Fahrzeug- und Positionsdaten zurückgreifen. Umständliche<br />

Ermittlungen und zeitraubende Ermittlungen des defekten Fahrzeugs und<br />

seiner genauen Positionen können so entfallen bzw. minimiert<br />

werden. Im Falle einer Gefahr für die Reisenden selbst,<br />

also bei gesundheitlichen Problemen (Krankheit), persönlicher<br />

Bedrohung (Überfall) o<strong>der</strong> bei Unfallverletzungen,<br />

können auch hier die Hilfskräfte schnell alarmiert und herbeigerufen<br />

werden. Durch die Koppelung mit Sensoren des<br />

Fahrzeuges, die unfalltypische Situationen registrieren (Airbag-Sensor),<br />

lassen sich selbst für den Fall, daß <strong>der</strong> Insasse<br />

selbst dieses nicht mehr vermag, die erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen<br />

automatisiert auslösen. Wie bereits heute erkennbar<br />

ist, wird die Vermarktung sicherheitsrelevanter Telematik-<br />

Produkte i. d. R. als Zusatznutzen bzw. Produktbestandteil<br />

zu solchen Telematik-Produkten angeboten, die typische<br />

– meist dynamische – Navigationsfunktionalitäten aufweisen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, daß die Sicherheitsfunktionalitäten bei<br />

dynamischen Navigationssystemen, die über automatische<br />

Ortung verfügen, nur geringen technischen Mehraufwand dar-<br />

Sicherheits- stellen, wird <strong>der</strong> Markt für auf den Sicherheitsaspekt reduaspekt<br />

zierte verkehrstelematische Lösungen sehr begrenzt sein.<br />

Zusammenfassung:<br />

Die nach Reiseanlaß und Nutzen segmentierten Zielgruppen<br />

weisen deutlich unterschiedliche Nutzenerwartungen<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 22<br />

bezüglich <strong>der</strong> verkehrstelematischen Angebote auf. Während<br />

<strong>der</strong> Bereich des Motorisierten Individualverkehrs bereits<br />

auf ein weit gefächertes Angebot an Navigationshilfen<br />

modalüber- zugreifen kann, sind Angebote zur modalübergreifenden<br />

greifende Reiseoptimierung noch stark ausbaubedürftig: eine Tat-<br />

Reisen- sache, die in <strong>der</strong> Komplexität vernetzter Systeme des<br />

opitimierung öffentlichen Personenverkehrs begründet ist. 13<br />

3.2 Zielgruppen im Güterverkehr<br />

Im Unterschied zum Personenverkehr stellt <strong>der</strong> Transport<br />

von Waren und Gütern vom Quell- zum Zielort für die Beteiligten<br />

des Güterverkehrs nicht ein Mittel zum Zweck (Aufenthalt<br />

am Zielort), son<strong>der</strong>n den Hauptinhalt <strong>der</strong> eigenen<br />

Tätigkeit dar. Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Beschaffungsentscheidung<br />

für verkehrstelematische Produkte und Dienste stehen hier<br />

deshalb die Nutzendimensionen Kostensenkung (bzw. -kontrolle),<br />

Umsatzsteigerung und – von zunehmen<strong>der</strong> Bedeutung<br />

im Dienstleistungssektor – Qualitätskontrolle und<br />

-sicherung. So spielt das Qualitätskriterium Pünktlichkeit<br />

für Just-in-time-Logistik eine herausragende Rolle. Zudem<br />

ermöglicht eine Marktpositionierung über Qualitätsstandards<br />

die Realisierung höherer Preise als im Preiswettbewerb.<br />

Relevante potentielle Nutzer für verkehrstelematische Produkte<br />

kommen aus typischen Transportbereichen wie Speditionen,<br />

Transportunternehmen etc., aber auch aus dem KEP-<br />

Bereich (Kurier-, Expreß- und Paketdienste); grundsätzliche<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Nutzendimensionen<br />

für die beiden Nutzergruppen sind nicht auszumachen.<br />

Gleichwohl können sich anbietende Unternehmen z. B. aus<br />

dem KEP-Bereich hinsichtlich Kosten- und Qualitäts-posi-<br />

13 Beson<strong>der</strong>e Komplexität bringt zudem die Einbeziehung des internationalen<br />

Flugverkehres in die Optimierung <strong>der</strong> Reisezeit mit sich; ein Problem, dessen Relevanz<br />

seit langem bei Flughafenbetreibern und Luftfahrtgesellschaften erkannt ist und in<br />

Forschungsprojekten bearbeitet wird.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 23<br />

tionierung differenzieren. Auch eine Differenzierung des<br />

Zielgruppenansatzes über die Größe <strong>der</strong> zu beför<strong>der</strong>nden<br />

Mengen liegt – abgesehen vom Massenguttransport – nicht<br />

nahe.<br />

Kosten, Umsatz,Die drei genannten Nutzendimensionen Kosten, Umsatz,<br />

Qualität Qualität beziehen sich zum einen auf das einzelne Transportmittel<br />

selbst, also z. B. ein einzelnes Fahrzeug, und zum<br />

an<strong>der</strong>en auf die Gesamtheit <strong>der</strong> logistisch zu steuernden<br />

Fahrzeuge, also die Flotte bzw. den Fuhrpark. Wenn im<br />

Folgenden vor allem auf fuhrparkrelevante Themen Bezug<br />

genommen wird, so sind dabei <strong>der</strong>en einzelne Teileinheiten<br />

mit berücksichtigt; schließlich besteht eine <strong>der</strong> zentralen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen an die Logistik darin, die Optimierung<br />

des Gesamtsystems unter Abstimmung mit <strong>der</strong> Optimierung<br />

des Teilsystems zu erreichen. Selbst Transportunternehmen<br />

mit nur einem o<strong>der</strong> zwei Fahrzeugen sind also mit berücksichtigt,<br />

zumal sie in zunehmendem Maße in die logistische<br />

Planung via <strong>Verkehrstelematik</strong> des o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Auftraggeber<br />

einbezogen werden.<br />

Die Realisierung <strong>der</strong> Nutzenerwartung Kostensenkung wird<br />

zum einen mit Routenplanungssoftware geleistet, die die<br />

kürzeste bzw. schnellste Strecke o<strong>der</strong> Route für das einzelne<br />

Fahrzeug bzw. die gesamte Fahrzeugflotte errechnet.<br />

Gerade die dynamische Optimierung <strong>der</strong> Route über mehrere<br />

Zwischenstationen ist eine für Speditionen/Transportunternehmen<br />

enorm bedeutsame Tätigkeit (sofern die Dispositions-Logistik<br />

Routenän<strong>der</strong>ungen für Be- und Entla-<br />

Einspar- dungen während <strong>der</strong> Transportphase vorsieht). Weitere Eineffekte<br />

spareffekte lassen sich durch die regelmäßige Statuskontrolle<br />

verschiedener Module <strong>der</strong> Fahrzeugtechnik realisieren,<br />

<strong>der</strong>en Daten beliebig nach Bedarf übertragen und verarbeitet<br />

werden können. Zum einen läßt sich dadurch die<br />

Fahrzeugwartung auf die tatsächlichen Bedarfsmomente<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 24<br />

beschränken, und zum an<strong>der</strong>en lassen sich diverse leistungsbezogene<br />

Daten wie Treibstoffverbrauch, Fahrweise des<br />

Fahrers etc. erfassen und im – unternehmensinternen wie<br />

externen – Benchmark optimieren. Voraussetzung dafür sind<br />

die Installation und Vernetzung <strong>der</strong> dafür nötigen Sensoren<br />

mit onboard befindlichen Computern und <strong>der</strong>en Integration<br />

Übertragung in entsprechend leistungsfähige Software. Die Übertragung<br />

dieser Daten dieser Daten noch während <strong>der</strong> Fahrt ist dabei nicht zwingend<br />

notwendig; sie kann auch nach <strong>der</strong> Fahrt per Datenträger<br />

erfolgen. Weitere Kosteneinsparungen im Bereich<br />

<strong>der</strong> Verwaltungskosten lassen sich dann erzielen, wenn die<br />

beim Transport anfallenden Verwaltungsdaten (Spesen, Ladezeiten,<br />

Zollformalitäten etc.) bereits während des Transports<br />

im Bordcomputer festgehalten werden und nach Abschluß<br />

des Transports automatisiert ins Dispositionssystem<br />

übernommen werden können. Routinearbeiten werden so<br />

vereinfacht bzw. eliminiert, und die Transparenz über die<br />

Leistungserbringung nimmt zu.<br />

Durch die Verkürzung bzw. Optimierung <strong>der</strong> Fahrzeug- und<br />

Flotten-Routen lassen sich über die Kostensenkung hinaus<br />

auch Umsatzsteigerungen realisieren. Dies geschieht zum<br />

Leerfahrten einen dadurch, daß Leerfahrten verhin<strong>der</strong>t werden können<br />

Auslastung und die Auslastung durch ein dynamisches Auslastungsmanagement<br />

erhöht werden kann. Werden zudem wie oben<br />

erwähnt die Routen und Strecken optimiert, so kann die<br />

dadurch gewonnene Zeit für weitere Transportleistungen<br />

eingesetzt werden. Dasselbe gilt auch für die Vermeidung<br />

von unnötigen Standzeiten für Reparatur und Wartung <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge, die eine höhere Transportleistungsauslastung<br />

ermöglicht.<br />

Qualitäts- Neben dieser direkten finanziellen Optimierung ist durch<br />

steuerung und den Einsatz verkehrstelematischer Produkte auch ein enor<br />

-kontrolle mes Potential zur Verbesserung im Bereich Qualitätssteue-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 25<br />

rung und -kontrolle möglich. Durch die oben erwähnte<br />

Erfassung von Leistungserbringungsdaten wie Abholung<br />

und Anlieferung von Waren, Einhaltung von rechtlichen<br />

Standards (z. B. Geschwindigkeit, Ruhezeiten, La<strong>der</strong>aumöffnungszeiten)<br />

etc. läßt sich sicherer und exakter als heute<br />

i. d. R. üblich kontrollieren, inwieweit die Bearbeitung des<br />

Transportauftrages wunschgemäß erfolgt ist. Gerade bei<br />

sensiblen Gütern (Lebensmittel 14 , Gefahrgut, Son<strong>der</strong>müll,<br />

Tracing des Just-in-time-Lieferungen) ist es durch das Tracing des<br />

Transportes Transportes möglich, einwandfrei den Verbleib und die jeweilige<br />

Position <strong>der</strong> Ware zu bestimmen. Werden diese Informationen<br />

durch das Dispositionssystem zudem in einem<br />

offenen System vorgehalten (z. B. internet-fähig), so lassen<br />

sich diese auch dem Kunden bei Bedarf o<strong>der</strong> Wunsch seinerseits<br />

zugänglich machen. Neben den finanziellen Vorteilen<br />

verkehrstelematischer Lösungen bieten sie die Chance,<br />

nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu erzielen, indem die<br />

Integration <strong>der</strong> reziproke Integration <strong>der</strong> Leistungsketten von Kunden und<br />

Leistungsketten Anbietern vertieft wird. So läßt sich wirksam <strong>der</strong> Gefahr<br />

durch Wettbewerber begegnen, die aufgrund von niedrigen<br />

Lohnkosten in <strong>der</strong> Lage sind, einen Preiswettbewerb zu<br />

führen und für sich zu entscheiden.<br />

Ist das rollende Material <strong>der</strong> Transportunternehmen mit Kommunikations-<br />

und Ortungsfunktionalitäten ausgestattet, so<br />

läßt sich noch eine weitere Nutzendimension erschließen:<br />

<strong>der</strong> Sicherheitsnutzen. Beispielsweise ist es im Fall des<br />

Fahrzeugdiebstahls – o<strong>der</strong> Diebstahl <strong>der</strong> Ladung – möglich,<br />

Bewegungen durch das Tracing alle Bewegungen nachzuvollziehen und<br />

nachvoll- ggf. punktgenau einzugreifen. Im Falle einer Havarie o<strong>der</strong><br />

ziehen eines Unfalls des Fahrzeugs ist es zudem möglich, durch<br />

die Übermittlung <strong>der</strong> Fahrzeugposition sowie <strong>der</strong> Daten<br />

über seine Ladung die Einsatzkräfte mit den notwendigen<br />

14 Vgl. die Kühlketten-Verordnung <strong>der</strong> EU, die die Dokumentation <strong>der</strong> vollständigen<br />

Kühlung sensibler Lebensmittel über die gesamte Transportkette for<strong>der</strong>t.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 26<br />

Informationen zu versorgen, um schnellstmöglich effektive<br />

Hilfe zu leisten.<br />

Fazit: Auch im Güterverkehr bestehen vielfältigste Möglichkeiten,<br />

mit verkehrstelematischen Produkten Kosten einzusparen<br />

und Umsätze zu steigern. Von ebenso großem<br />

Gewicht sind aber die sich erschließenden Möglichkeiten<br />

Steuerung und <strong>der</strong> qualitativen Verbesserung bei <strong>der</strong> Steuerung und Kon-<br />

Kontrolle <strong>der</strong> trolle <strong>der</strong> Transportleistungserbringung. Hier ist eine tiefe<br />

Transport- wechselseitige Integration von Kunden- und Transportunleistungs-<br />

ternehmen in Informations- und Entscheidungsprozesse<br />

erbringung realisierbar. Auch wenn erste Erfolge bei <strong>der</strong> Standardisierung<br />

z. B. bei <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Fahrzeugelektronik<br />

und -sensorik vorliegen, steht sie in vielen Bereichen noch<br />

aus. Das macht das Customizing <strong>der</strong> Angebote auf die Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Transportunternehmen notwendig,<br />

ist aber heute noch sehr aufwendig; vor allem <strong>der</strong><br />

Verwendung modular erweiterbarer Systeme kommt hier<br />

eine große Bedeutung zu.<br />

4 Der Markt<br />

Nachdem die Zielgruppen für verkehrstelematische Angebote<br />

aus <strong>der</strong> Nutzenperspektive beschrieben sind, ergibt<br />

sich die Frage, inwieweit diese Zielgruppen auch für den<br />

Potential Markt erschlossen werden können, m. a. W., wie das Podes<br />

Marktes tential des Marktes zu beschreiben ist, in welcher Marktphase<br />

er sich befindet, wer die wichtigsten Player/Wettbewerber<br />

sind und wie <strong>der</strong>en strategische Optionen aussehen.<br />

4.1 Marktgröße<br />

Wie oben bereits erwähnt, lassen sich zutreffende Aussagen<br />

zu Umfang und Größe einzelner Teilmärkte nur dann treffen,<br />

wenn exakte Produkt- bzw. Leistungsdefinitionen vorliegen,<br />

die – verbunden mit einem Preissystem und einer<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 27<br />

Abschätzung <strong>der</strong> Potentialausschöpfung – Berechnungen<br />

zum Marktpotential erlauben. Gleichwohl lassen sich aus<br />

Eckdaten des Mobilitätsverhaltens erste Größenordnungen<br />

von Gesamt- und Teilmärkten erheben.<br />

Relevante Grundgesamtheit für Navigationsendgeräte im<br />

Motorisierten Individualverkehr ist <strong>der</strong> Bestand von ca. 40<br />

Mio. in Deutschland zugelassenen Pkw. In dem Maß aller<br />

Erstausrüstung dings, wie <strong>der</strong> Einbau <strong>der</strong> Endgeräte auf die Erstausrüstung<br />

„line fittig“ von Neufahrzeugen beschränkt bleibt („line fitting“), korreliert<br />

die Penetration des Gesamtmarktes mit dem Durchschnittsalter<br />

<strong>der</strong> zugelassenen Fahrzeuge. Als weiteres Trägheitsmoment<br />

kommt hinzu, daß auch die Navigationsgeräte<br />

Top-down- als Standardausrüstung in Top-down-Migration – dies kann<br />

Migration als Angebot für die Zielgruppe <strong>der</strong> zeitsensiblen Geschäftsreisenden<br />

sinnvoll sein – durch die Modellreihen nach<br />

unten geführt werden, wie es bislang i. d. R. bei allen technischen<br />

Neuerungen <strong>der</strong> Fall war (vgl. ABS, Airbag etc.).<br />

Die von Bosch Blaupunkt kommunizierte Erwartung, im<br />

Jahr 2000 in Deutschland 700.000 Einheiten abzusetzen,<br />

bedeutet aber bereits das Ende <strong>der</strong> Fixierung auf die Top-<br />

Segmente und den beginnenden Einsatz im Mittelklasse-<br />

Segment.<br />

Verläßt man jedoch die Vorstellung von <strong>der</strong> notwendigen<br />

Bindung von Telematikdiensten an spezielle Telematik-<br />

Endgeräte, so stellen die für das Jahr 2000 zu erwartenden<br />

Handy-Besitzer ca. 24 Mio. Handy-Besitzer eine mindestens ebenso attraktive<br />

Zielgruppe dar, zumal dann, wenn keine zusätzlichen<br />

Diensteverträge abgeschlossen werden müssen und wenn<br />

die Nutzungsgebühren für die Dienste sich dank großer<br />

Nachfrage in Grenzen halten. Die jüngste Angebotsoffensive<br />

des ADAC zeigt deutlich, wie sich auch ohne die meist<br />

als essentiell angesehene Fahrzeugausrüstung ein neuer<br />

Markt schnell und im großen Stil erschließen läßt. So wird<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 28<br />

vom DaimlerChrysler-Konzern (Tegaron Telematics) die<br />

Größenordnung von ca. 3 Mio. Nutzern von Telematikdiensten<br />

in 2001 (bzw. <strong>der</strong> vollständigen Durchdringung<br />

des Erstausrüstermarktes mit Navigationsgeräten bis ca.<br />

Ende 2001) genannt. Diese Tatsache macht deutlich, daß<br />

Dominierende das Thema des zukünftig dominierenden Telematik-Endge-<br />

Telematik- räte-Systems keine Nebenfrage ist, son<strong>der</strong>n das Potential<br />

Endgeräte- zur zentralen strategischen Weichenstellung des neuen<br />

Systeme Marktes hat. Die fortschreitende Miniaturisierung technischer<br />

Module wird ein übriges zur Verschärfung dieser<br />

Thematik beitragen.<br />

4.2 Marktphase<br />

Bekanntes Phänomen technischer Innovationen <strong>der</strong> Gegenwart<br />

ist es, daß die Unternehmen sich gezwungen sehen,<br />

die von ihnen getätigten, oftmals immensen Investitionen<br />

innerhalb kurzer Zeiträume wie<strong>der</strong> zu erwirtschaften. Dies<br />

zeigt die Entwicklung im Bereich <strong>der</strong> Endgeräte für Mobilkommunikation<br />

o<strong>der</strong> auch für Unterhaltungselektronik.<br />

Für den Automobilsektor bedeutet dies z. B. die Notwendigkeit<br />

einer schnellen Erzielung von Skaleneffekten<br />

durch Plattformstrategien bzw. Gleichteile-Politiken. Eine<br />

Produkt- Folge dieses Trends ist es, daß die Produkt-Lebenszyklen<br />

Lebenszyklen immer kürzer werden.<br />

Will man angesichts dieser Tatsache dennoch einen profitablen<br />

ROI für die Entwicklung Pkw-installierter Navigations-<br />

Top-down geräte erzielen, so stellt sich eine vielfach übliche Top-<br />

Migrations down-Migrationsstrategie als problematisches Produkt-Postrategie<br />

sitionierungsverfahren dar: Beschränkt man den Standardeinbau<br />

<strong>der</strong> Telematik-Endgeräte auf die Oberklasse-Segmente,<br />

so ist das Luxusimage gewahrt – allerdings auf Kosten<br />

<strong>der</strong> zeitnahen Erwirtschaftung <strong>der</strong> getätigten Investitionen.<br />

Werden an<strong>der</strong>erseits die Endgeräte – womöglich<br />

unter dem Druck <strong>der</strong> Wettbewerber – in niedrigeren Fahr-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 29<br />

Standard- zeugklassen in <strong>der</strong> Standardausrüstung angeboten, so lassen<br />

ausrüstung sich zwar interessante Mengeneffekte erzielen, <strong>der</strong> vormals<br />

Differenzier- angestrebte Differenzierungsgewinn bleibt dann aber auf<br />

ungsgewinn <strong>der</strong> Strecke.<br />

Telematik- Die Einführung von Telematik-Diensten für die inzwischen<br />

Diensten auch im Privatbereich weit verbreiteten Handys erweist<br />

sich so als geeignete Strategie, diesem Dilemma elegant aus<br />

dem Wege zu gehen: dies um so mehr, wenn durch attraktive<br />

Preisgestaltung für Telematik-Handy-Services <strong>der</strong> Makel<br />

vermieden wird, man wolle mit den Diensten vor allem<br />

Airtime und Preisaufschläge generieren. Wird nun sogar<br />

<strong>der</strong> per Handy realisierte Dienst um eine automatische<br />

Ortungskomponente bereichert und somit eine im Prinzip<br />

zu den üblichen Navigationsgeräten äquivalente Leistung<br />

erbracht (sowohl seitens des ADAC als auch beim Handy-<br />

Hersteller Nokia werden Pläne in dieser Richtung konkretisiert),<br />

so wird die Marktentwicklung sich <strong>der</strong>art beschleunigen,<br />

daß sie mit <strong>der</strong> Dynamik des Mobilfunkmarktes vergleichbar<br />

wird. Die entscheidenden Impulse müssen nun<br />

nicht mehr im Erstausrüstergeschäft liegen, son<strong>der</strong>n können<br />

vom Nachrüstermarkt kommen. So hat <strong>der</strong> ADAC durch<br />

seine große Mitglie<strong>der</strong>zahl und die gewissermaßen natürliche<br />

Nähe zum Thema eine denkbar gute Ausgangslage. Mit<br />

den angebotenen Diensten läßt sich zum einen die<br />

Kundenbindung erhöhen. Zum an<strong>der</strong>en wird eine ohnehin<br />

vorhandene Basiswertschöpfung (Verkehrsinformationen)<br />

zweitvermarktet, und schließlich werden über die<br />

Kooperationspartner (Hersteller/Errichter <strong>der</strong> Endgeräte sowie<br />

Netzbetreiber) weitere Erträge erzielt. Dies zeigt, wie<br />

sehr <strong>der</strong> Telematik-Markt aufgrund seiner speziellen Gege-<br />

Stragegische benheiten technischer Natur eine Fülle von strategischen<br />

Optionen Optionen bietet, wie es sonst vielleicht nur im klassischen<br />

IT-Bereich <strong>der</strong> Fall ist.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 30<br />

4.3 Kritische Erfolgsfaktoren für Anbieter<br />

Erfolgsfaktoren Fragt man nun nach den Erfolgsfaktoren für Anbieter im<br />

Telematik-Markt, so lassen sich drei wichtige Faktoren<br />

identifizieren: Nutzen, kritische Masse und erlerntes Verhalten.<br />

Grundvoraussetzung für den Erfolg von verkehrstelematischen<br />

Angeboten im Dienste-, Endgeräte- o<strong>der</strong> Software-<br />

Bereich ist <strong>der</strong> Nutzen für den Endkunden. Dieser muß sich<br />

von alternativen Angeboten mindestens hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Höhe, wenn nicht hinsichtlich <strong>der</strong> Art des Nutzens selbst<br />

unterscheiden. Nur wo dieser Vorteil vorhanden und kommunizierbar<br />

ist, lassen sich attraktive Umsätze generieren.<br />

Welcher Art die Nutzendimensionen im <strong>Verkehrstelematik</strong>-<br />

Markt sein können, ist den Ausführungen zu den Zielgruppen<br />

zu entnehmen.<br />

Neben dem Nutzen spielt aber auch die Frage nach <strong>der</strong> kritischen<br />

Masse eine wichtige Rolle. Denn nur wenn eine<br />

genügend große Anzahl von Nutzern bzw. Käufern <strong>der</strong> telematischen<br />

Angebote erschlossen bzw. erschließbar ist, lassen<br />

sich auch entsprechend niedrige Preise gestalten, die<br />

einen Marktzutritt für Anbieter- und Nachfrageseite gleichermaßen<br />

attraktiv machen. Fehlt einem Angebot die kritische<br />

Masse an Nutzern, so wird es sich schnell vor das Problem<br />

fehlen<strong>der</strong> Erträge gestellt sehen. Wichtig ist die Frage<br />

nach <strong>der</strong> kritischen Masse auch aus einem weiteren Grund:<br />

Vertreter von als typische Vertreter von Objektsystemen (d. h. <strong>der</strong> Ver-<br />

Objektsystemen bindung mehrerer einzelner Produkte, z. B. Endgerät plus<br />

CD-Rom o<strong>der</strong> Telematik-Dienst) sind verkehrstelematische<br />

Angebote fast immer darauf angewiesen, auf weit verbrei-<br />

Basissysteme tete Basissysteme für ihre Anwendung zu treffen. I. d. R.<br />

drückt sich dies als Frage nach <strong>der</strong> „installed base“ eines<br />

Systems bzw. einer Systemart aus, mit welcher die Nutzung<br />

verkehrstelematischer Angebote ermöglicht werden soll.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Deshalb sind alle diejenigen Angebote von Vorteil, die auf<br />

eine stark verbreitete Basis installierter Systeme aufsetzen<br />

können.<br />

Unter den möglichen Endgeräten für verkehrstelematische<br />

Angebote kommen deshalb neben den MIV-typischen<br />

Mobiltelefone Autoradios und Navigationssystemen auch Mobiltelefone<br />

als eigene und vollwertige Endgeräte in den Blick, zumal<br />

sie ja ohnehin (Stichwort Kommunikation) integraler Bestandteil<br />

<strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> sind. Bei Autoradios besteht<br />

allerdings die Problematik, daß diese Systeme zwar eine<br />

enorme Verbreitung haben – bei einer Ausstattungsquote<br />

von fast 100 % aller angemeldeten Fahrzeuge kommt man<br />

hier allein bei den Pkw auf ca. 42 Mio. Endgeräte –, und<br />

auch <strong>der</strong> Umgang mit den Geräten ist heute problemlos,<br />

weil alltäglich. Aber die neuartigen verkehrstelematischen<br />

Dienste sind auf technische Innovationen angewiesen (z. B.<br />

RDS-TMC), die eben nur in einem geringen Teil <strong>der</strong> Geräte<br />

heute realisiert ist. Die Marktentwicklung mit Diensten ist<br />

hier also auf die Marktdurchdringung mit den neuen<br />

Technologien angewiesen, was angesichts <strong>der</strong> vorhandenen<br />

installierten Systeme sehr lange Zeit dauern dürfte. Für<br />

Navigationsendgeräte gilt Entsprechendes.<br />

Mobiltelefone An<strong>der</strong>s verhält es sich mit dem Einsatz von Mobiltelefonen<br />

als eigenständige Telematik-Endgeräte: ihre gegenwärtige<br />

Verbreitung mit ca. 14 Mio. 15 und das unerwartet hohe Tempo<br />

Markter- <strong>der</strong> weiteren Markterschließung machen sie zu strategisch<br />

schließung interessanten Endgeräten für Telematik. Zudem sprechen ihre<br />

Endgeräte natürliche und imagemäßige Nähe zur Mobilität und <strong>der</strong><br />

verhältnismäßig geringe nötige technische Aufwand dafür,<br />

sie ebenfalls als Telematik-Geräte zu nutzen. Lassen sich<br />

zudem auch noch Ortungsfunktionalitäten in das Gerät integrieren<br />

bzw. an das Telefon anschließen – was technolo-<br />

15 Stand Frühjahr 1999<br />

Seite 31<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 32<br />

gisch kein grundsätzliches Problem darstellt –, so wird<br />

schnell deutlich, daß es sich hierbei um das möglicherweise<br />

Endgeräte- vielversprechendste Endgeräte-System handelt. Dies um so<br />

System mehr als Handys <strong>der</strong> Zukunft im Bereich Rechenleistung<br />

und Darstellungs/-übertragungskapazität immer leistungsfähiger<br />

werden (Stichwort UMTS).<br />

An<strong>der</strong>e relevante Endgeräte können z. B. auch mobile PCs<br />

bzw. Laptops sein sowie die rasant Verbreitung findenden<br />

Personal Digital Assistants (PDAs). Durch die notwendige<br />

Integration von Ortungs- und Kommunikationsfunktionen<br />

kommen diese Geräte aber nur in Verbindung mit an<strong>der</strong>en<br />

Endgeräten als Telematik-Geräte in Frage, womit zugleich<br />

die Grenzen dieser Bereiche verschwinden.<br />

Während die Frage nach <strong>der</strong> kritischen Masse stark auf<br />

technische Funktionalitäten fokussiert – und allzuoft auch<br />

von Technikern dominiert ist –, bezieht sich die Frage nach<br />

dem erlernten Verhalten auf die Alltagssituation des Nut-<br />

Transmissions- zers. Sie stellt gewissermaßen den Transmissionsriemen<br />

riemen zwischen Nutzenwunsch und Nutzenrealisierung dar. In<br />

dem Maße, wie neuartige Produkte o<strong>der</strong> Dienste auf erlerntes<br />

Verhalten zurückgreifen können o<strong>der</strong> nur geringe Anteile<br />

neu zu erlernenden Verhaltens mit sich bringen, steigt<br />

automatisch auch <strong>der</strong> potentielle Grad ihrer Nutzung.<br />

Während diese Perspektive im Endgerätebereich von untergeordneter<br />

Bedeutung sein kann – schließlich liegt das<br />

primäre Interesse hier zunächst im einmaligen Verkaufsakt –,<br />

ist diese Frage im Dienstebereich ungleich bedeuten<strong>der</strong>.<br />

Nur wenn Nutzungs-Gelegenheiten, -Routinen und -Häufigkeiten<br />

gleichermaßen hoch sind, kann man für den<br />

Dienst letztlich eine hohe Nachfrage erwarten. Das <strong>der</strong>zeit<br />

Halbwertzeiten noch häufig zu beobachtende Phänomen <strong>der</strong> kurzen Halb<strong>der</strong><br />

Nutzung wertszeiten <strong>der</strong> Nutzung (manche Navigationsgeräte werden<br />

schon nach 3 Monaten 50 % weniger als in <strong>der</strong> An-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 33<br />

fangsphase genutzt) kann sich für den Dienstebereich<br />

schnell als Bumerang erweisen. Nur wenn einerseits die<br />

Nutzungs-Routinen prägnant und intuitiv erlernbar sind und<br />

Nutzungs- an<strong>der</strong>erseits die Nutzungsanreize hoch genug sind – z. B.<br />

anreize durch spezifische Angebote bei typischen Ausstiegssituationen<br />

und Nutzungsbruchstellen –, lassen sich Nutzungsbeendigungen<br />

effektiv bzw. proaktiv verhin<strong>der</strong>n. Hohe<br />

Schwellen bei neu zu erlernendem Verhalten lassen sich<br />

durch hohen Kommunikationsaufwand kompensieren. Fehlende<br />

intuitive Bedienbarkeit bei einzelnen Diensten und<br />

Endgeräten führt allerdings fast zwangsläufig zu sinkenden<br />

Nutzungsfrequenzen.<br />

4.4 Der Telematik-Markt und seine Player<br />

Aufgrund <strong>der</strong> oben geschil<strong>der</strong>ten telematiktypischen Kombination<br />

verschiedener Leistungsbereiche entstammen die<br />

Vier grund- Marktteilnehmer <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> vier grundlegend<br />

legend verschiedenen Bereichen: Anbietern von Mobilität (Transverschiedene<br />

portunternehmen und Fahrzeugproduzenten), Anbietern von<br />

Bereiche Übertragung (realisiert als Sprach- und Datenübertragung)<br />

und den Anbietern von Endgeräten sowie Diensten (vgl.<br />

Abb. 4).<br />

Unternehmen aller dieser Bereiche kommen grundsätzlich<br />

als Marktteilnehmer im Telematik-Markt in Frage. Sie stehen<br />

vor <strong>der</strong> Alternative, selbständig ihre Strategien im<br />

Kooperationen Telematik-Markt zu verfolgen o<strong>der</strong> Kooperationen mit<br />

Playern an<strong>der</strong>er Bereiche einzugehen. Vor allem <strong>der</strong><br />

Ausbau bestehen<strong>der</strong> Beziehungen, wie z. B. zwischen Fahrzeugherstellern<br />

und Endgeräteproduzenten o<strong>der</strong> Übertragungs-<br />

und Content-Anbietern, ist dabei eine naheliegende<br />

Option.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99<br />

Abb. 4: Marktteilnehmer Telematik (schematische Darstellung)<br />

Seite 34<br />

08310 Zielgruppen für Telematik


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 35<br />

Anbieter von Mobilität können zum einen dem Bereich <strong>der</strong><br />

Verkehrsdienstleister für öffentlichen Personenverkehr entstammen,<br />

also Straßen- und Schienenverkehrsunternehmen<br />

o<strong>der</strong> Airlines, aber auch Reisemittler und Reiseanbieter<br />

sein. Zum an<strong>der</strong>en können sie aus dem Bereich <strong>der</strong> Individualverkehrsunternehmen<br />

entstammen, wie es etwa Fahrzeughersteller,<br />

Autovermieter sowie Mineralölgesellschaften<br />

und Tankstellenketten sind.<br />

Bei den Übertragungs-Anbietern handelt es sich um Telekommunikationsunternehmen,<br />

die Sprach- und Datenkommunikation<br />

ermöglichen, sowie um Rundfunkanstalten und<br />

Radiosen<strong>der</strong>, die über herkömmliche Verkehrsnachrichten<br />

o<strong>der</strong> Daten-Distribution (DAB, RDS-TMC) verkehrsrelevante<br />

Informationen liefern.<br />

Den Anbietern bzw. Produzenten von Endgeräten<br />

kommt wie oben ausgeführt in strategischer Perspektive<br />

eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Hier handelt es sich bei den<br />

festinstallierten Geräten um Kfz-Systemlieferanten, Autoradio-<br />

und Navigationshersteller sowie bei den mobilen Endgeräten<br />

zunächst um Hersteller von Mobiltelefonen o<strong>der</strong><br />

-komponenten, aber auch um Hersteller von inzwischen<br />

stark verbreiteten Personal Digital Assistants (PDAs) o<strong>der</strong><br />

gar Personal Navigation Assistants (PNAs).<br />

Die größte Bandbreite weist das Feld <strong>der</strong> Anbieter aus<br />

dem Dienstebereich auf. Zum einen lassen sich hier die<br />

Wertschöpfungsstufen unterscheiden (vom Informationsgenerierer<br />

über den Informationsbroker und -vermittler bis<br />

zum Informationsanbieter); zum an<strong>der</strong>en lassen sich je nach<br />

Informationsinhalt sehr verschiedene Player voneinan<strong>der</strong><br />

abgrenzen: Automobilclubs und Assistance-Unternehmen,<br />

geographische Verlagsanstalten und eine Fülle von Infotainment-Lieferanten<br />

sowie Finanzdienstleister (Banken,<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 36<br />

Versicherungen und Kreditkartenunternehmen) und jegliche<br />

Anbieter spezifisch lokalisierter, werblicher Contents und<br />

Dienste.<br />

4.5 Kannibalisierung durch konkurrierende Standards?<br />

Folge dieser Fülle von Marktteilnehmern und Herkunftsbranchen<br />

scheint es zu sein, daß für die Übertragung <strong>der</strong><br />

verkehrstelematischen Informationen neben <strong>der</strong> menschli-<br />

Verschiedene chen Stimme drei verschiedene Standards nebeneinan<strong>der</strong><br />

Standards entwickelt werden, und dies z. T. sogar in denselben Unternehmen<br />

bzw. Konzernen. So bietet Bosch-Blaupunkt für einige<br />

seiner Autoradios mit dem RDS-TMC-Standard den<br />

digitalen Verkehrskanal an, mit dem die codierten Verkehrsinformationen<br />

<strong>der</strong> Radiosen<strong>der</strong> je<strong>der</strong>zeit, streckenbezogen und<br />

kostenlos empfangen werden können 16 .<br />

Die durch die T-Mobil/Mannesmann-Tochter DDG (Gesellschaft<br />

für Verkehrsdaten) erhobenen Verkehrsdaten von 5.000<br />

Autobahnsensoren werden demgegenüber kostenpflichtig<br />

an die Telematikkunden weitergegeben: sie werden bislang<br />

exklusiv über Tegaron Telematics (ein Gemeinschaftsunternehmen<br />

von Debis und T-Mobil) und Mannesmann<br />

Autocom (Passo) an die Autofahrer mit entsprechenden<br />

Verträgen übermittelt. Ergänzt werden die Daten <strong>der</strong> DDG<br />

um Statusmeldungen aus Fahrzeugen, die in das Floating<br />

Car Data (FCD) eingebunden sind.<br />

Die Verwendung dieser konkurrierenden Standards z. T. in<br />

denselben Unternehmen mag zwar aus ausschließlicher Un-<br />

Markt weiter ternehmenssicht wi<strong>der</strong>sprüchlich erscheinen, hilft aller<br />

entwickeln dings, den Markt weiter zu entwickeln.<br />

16 Bedenkt man, daß Bosch-Blaupunkt neben <strong>der</strong> RDS-TMC-Plattform mit den reinen<br />

Navigationsendgeräten, dem RadioPhone und <strong>der</strong> Beteiligung am DAB-Projekt in sämtlichen<br />

vier <strong>der</strong>zeit konkurrierenden Telematik-Plattformen involviert ist, so ergeben sich Fragen<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> strategischen Verträglichkeit dieses Engagements, was man gleichwohl als<br />

Hinweis auf die noch ungeklärte Frage <strong>der</strong> endgültigen Telematik-Plattform verstehen kann.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 37<br />

4.6 Strategische Optionen für Telematik-Anbieter:<br />

Allianzen, Integrationen<br />

Aus <strong>der</strong> oben erwähnten Tatsache, daß <strong>der</strong> Telematik-Markt<br />

von unterschiedlichsten Playern und Branchen bestimmt<br />

wird und daß zur Erstellung verkehrstelematischer Angebote<br />

die technischen Komponenten Ortung, Kommunikation und<br />

Endgerät generiert werden müssen, ergeben sich zwei<br />

Options- grundsätzlich verschiedene strategische Optionsrichtungen<br />

richtungen zur Teilnahme an diesem Markt: das Eingehen von Allian-<br />

Allianzen zen mit an<strong>der</strong>en Leistungserbringern o<strong>der</strong> die Integration<br />

Integration verschiedener Leistungen im eigenen Unternehmen bzw.<br />

Konzern; beide Möglichkeiten sollen an aktuellen Beispielen<br />

illustriert werden.<br />

Wie sehr sich hier Allianzen empfehlen können, wird deutlich,<br />

wenn man die Anfang 1999 angelaufene Aktion <strong>der</strong><br />

ADAC- ADAC-Telematik, in <strong>der</strong> neben dem Automobilclub die<br />

Telematik Mobilfunkbetreiber T-Mobil (D1) und Mannesmann (D2)<br />

T-Mobil (D1) sowie die Informationslieferanten Tegaron und Passo mit<br />

Mannesmann einan<strong>der</strong> kooperieren, bewertet. Mit <strong>der</strong> Erweiterung des<br />

(D2) Angebotes um eine Ortungs- und automatisierte Kommunikationseinheit<br />

wird sogar eine Leistungsdimension erreicht,<br />

die sonst nur bei Navigationsendgeräten zu finden war.<br />

Mannesmann Die Integration läßt sich am Beispiel des Mannesmann-<br />

Konzern Konzerns darstellen, <strong>der</strong> mit VDO-Philips über einen renommierten<br />

Hersteller von Kfz-installierten Endgeräten verfügt,<br />

mit dem D2-Netz einen Anbieter von mobilen Übertragungsmedien<br />

und mit Mannesmann Passo einen Telematikdienste-Anbieter<br />

betreibt und zudem wie erwähnt an<br />

<strong>der</strong> DDG beteiligt ist. Die hohe Integration <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Komponenten reicht jedoch nicht aus, wenn nicht<br />

zugleich auch die Dienste den Kundenbedürfnissen entsprechen<br />

(und ein attraktives Pricing aufweisen) und wenn<br />

nicht an<strong>der</strong>erseits auch auf die kritische Masse zurückgegriffen<br />

werden kann.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 38<br />

5 Quo Vadis, Telematik?<br />

Marktentwicklung. Nach dem verhaltenen Anlaufen des<br />

Telematik-Marktes in den vergangenen Jahren kommt seit<br />

Ende 1998/Anfang 1999 eine deutliche Bewegung in den<br />

Markt. Die Frage nach <strong>der</strong> technischen Telematik-Plattform<br />

und ihrer Endgeräte ist allerdings noch offen; hier konkurrieren<br />

verschiedene Standards miteinan<strong>der</strong>. Erste Nutzendimensionen<br />

(Orientation, Security/Convenience) – sie sind<br />

von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für die Entwicklung des<br />

Marktes – werden bereits mit Diensten und Endgeräten realisiert;<br />

weitere Nutzendimensionen (Communication, Infotainment,<br />

Commerce, Physical Services), die <strong>der</strong>zeit (noch)<br />

nicht primär mit Mobilität identifiziert werden, bieten<br />

Differenzierungspotential für die sukzessive Dienste-Realisierung.<br />

Konvergenz. Immer deutlicher ist abzusehen, daß die Konvergenz<br />

<strong>der</strong> Technologien und Märkte für TIMES – Telekommunikation,<br />

Informationstechnologie/IT, Medien, Entertainment<br />

und Services – auch den Telematik-Markt betrifft.<br />

Bislang fernstehende Branchen und Unternehmen werden<br />

zu potentiellen Wettbewerbern, aber auch zu potentiellen<br />

strategischen Partnern. Die Integration von Fest- und<br />

Mobilfunk-Netz wird technologisch durch größere Übertragungsbandbreiten<br />

(UMTS etc.) und WAP (Wireless Application<br />

Protocol) ermöglicht.<br />

Content und Systemgeschäft. Um so wichtiger wird das Angebot<br />

von Content mit effektivem Nutzen im Mobilitätsbereich,<br />

<strong>der</strong> vom Kunden her und auf ihn hin entworfen wird<br />

und nicht von <strong>der</strong> Technologie angetrieben ist. Die Realisierung<br />

innovativer Telematik-Angebote wird zunehmend<br />

im Systemgeschäft erfolgen, unabhängig davon, ob dabei<br />

verschiedene Unternehmen kooperieren o<strong>der</strong> die Synergien<br />

von Konzernen zur internen Integration genutzt werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Zielgruppen für Telematik 08310<br />

Seite 39<br />

Internationalität. Während <strong>der</strong> Telematik-Markt in Deutschland<br />

bisher stark als nationaler Markt mit national orientierten<br />

Angeboten und Standards wahrgenommen und gestaltet<br />

wird – die verkehrstelematisch relevanten Verkehrszustandsinformationen<br />

werden vor allem national erhoben –, darf<br />

International die Bedeutung international agieren<strong>der</strong> Unternehmen nicht<br />

agieren<strong>der</strong> unterschätzt werden. Endgeräte (Handys) und Plattformen<br />

Unternehmen (z. B. WAP, Java, RDS-TMC und Windows CE) sind ebensowenig<br />

an nationale Grenzen gebunden wie das Reiseverhalten<br />

und die Nutzenerwartungen <strong>der</strong> Zielgruppen.<br />

4. Akt.-Liefg. Juli 99 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


08310 Zielgruppen für Telematik<br />

Seite 40<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 4. Akt.-Liefg. Juli 99


Entwicklungen, Perspektiven,<br />

Projekte<br />

09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in<br />

Deutschland und Europa<br />

Harry Evers und Stefan Teuber<br />

09410 Technologie-Transfer<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

09<br />

Seite 1


09<br />

Seite 2<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekte in<br />

Deutschland und Europa<br />

von<br />

Harry Evers und Stefan Teuber<br />

1 Einleitung<br />

Seite 1<br />

Telematikkomponenten finden heute in immer größerem<br />

Maße Einsatz in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens.<br />

Die Anwendung dieser Technik verän<strong>der</strong>t das Leben und die<br />

Arbeit zum Beispiel in Bildung und Forschung, in <strong>der</strong> Landwirtschaft,<br />

im Gesundheitswesen und nicht zuletzt im Verkehrswesen.<br />

Hier hat die Telematik ihren Siegeszug begonnen,<br />

und dieser Anwendungsbereich stellt auch heute noch den<br />

Motor für die Weiterentwicklung von Telematiksystemen dar.<br />

Die verantwortlichen Stellen für Forschung und Entwicklung<br />

in Deutschland und Europa haben die Bedeutung <strong>der</strong> Telematik<br />

für die Lösung zahlreicher aktueller und zukünftiger<br />

Probleme erkannt und för<strong>der</strong>n ihre Weiterentwicklung durch<br />

entsprechende Forschungs- und Entwicklungsprogramme.<br />

Nicht nur öffentliche Einrichtungen wie das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) o<strong>der</strong> die Europäische<br />

Kommission sind in diesem Bereich aktiv. Privatwirtschaftliche<br />

Unternehmen, vor allem die Autoindustrie,<br />

haben den technischen Nutzen des Telematikeinsatzes erkannt<br />

und engagieren sich maßgeblich in <strong>der</strong> Entwicklung<br />

neuer Komponenten und Telematikdienste.<br />

Die rasante Entwicklung <strong>der</strong> letzten Jahre und die Vielzahl<br />

verschiedener Projekte und Programme auf diesem Gebiet<br />

erschweren es, die aktuellen Aktivitäten zu überschauen. Das<br />

vorliegende Kapitel des „<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> Verkehrstelema-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 2<br />

tik“ will dem Leser den gewünschten Überblick erleichtern.<br />

Dabei soll es allerdings nicht nur um <strong>Verkehrstelematik</strong> gehen.<br />

Natürlich nimmt <strong>der</strong> Verkehrsbereich den Schwerpunkt <strong>der</strong><br />

Ausführungen ein, es sollen aber auch an<strong>der</strong>e weitgefächerte<br />

Anwendungsmöglichkeiten mo<strong>der</strong>ner Telematiksysteme<br />

beleuchtet werden.<br />

Der Aufbau dieser Übersicht ist denkbar einfach. Zunächst<br />

werden nationale Programme zur Forschung und Entwicklung<br />

im Bereich <strong>der</strong> Telematik und die dazugehörigen Projekte<br />

erläutert und kurz beschrieben. Danach werden europäische<br />

Projekte mit deutscher Beteiligung behandelt und daran anschließend<br />

europäische Projekte ohne deutsche Beteiligung.<br />

Jedes Teilkapitel schließt mit einer kompakten Übersicht zu<br />

den erwähnten Programmen und Projekten und stellt die<br />

bearbeiteten Zielfel<strong>der</strong> nebeneinan<strong>der</strong> dar. Den Abschluß dieses<br />

Kapitels bildet eine Zusammenfassung von Kontaktadressen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Projektträger, För<strong>der</strong>ungsstellen und Informationsstellen.<br />

Ziel des Autors ist es, dem Leser einen Einblick in verschiedenste<br />

Projekte <strong>der</strong> Telematik zu verschaffen und beson<strong>der</strong>s<br />

kleine und mittlere Betriebe in die Lage zu versetzen, den<br />

Einsatz dieser Technologie für die eigenen Probleme und<br />

Wünsche beurteilen zu können und sich gegebenenfalls in<br />

bestehende und zukünftige Projekte mit einzubringen. Das<br />

Innovationspotential dieser Firmen ist oft sehr hoch und<br />

muß nur in die richtigen Bahnen und zu den richtigen För<strong>der</strong>ungseinrichtungen<br />

geleitet werden, um erfolgreich neue<br />

und ertragreiche Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.<br />

Das vorliegende Kapitel stellt also eine Entscheidungshilfe<br />

dar und soll bei <strong>der</strong> Suche nach einem Weg durch den Telematik-Dschungel<br />

hilfreich zur Seite stehen. Dabei ist es<br />

allerdings aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl von Projekten nicht möglich,<br />

alle nationalen und europaweiten Aktivitäten in diesem Be-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 3<br />

reich eingehend zu behandeln. Die beschriebenen Programme<br />

und Projekte sollen beispielhaft den Stand <strong>der</strong> Technik<br />

und zukünftige Entwicklungen im Telematikbereich darstellen<br />

und als Leitfaden zum Auffinden an<strong>der</strong>er Projekte dienen.<br />

2 Deutsche Projekte im Rahmen nationaler F&E-Pro-<br />

gramme<br />

2.1 Programme<br />

2.1.1 Mobilität und Verkehr besser verstehen – Ein<br />

Forschungsschwerpunkt des BMBF<br />

Das Programm „Mobilität und Verkehr besser verstehen“<br />

(MBV) ist eine Forschungsschwerpunkt des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung (BMBF), das den Aufbau<br />

interdisziplinärer Netzwerke mit Experten aus Praxis und<br />

Wissenschaft zur Stärkung einer systemintegrierenden Verkehrsforschung<br />

unterstützt. Dadurch sollen die wissenschaftlichen<br />

Grundlagen für eine wirtschaftlich und ökologisch effizientere<br />

Gewährleistung von individueller Mobilität verbessert<br />

werden. Die Projektträgerschaft und Koordination <strong>der</strong><br />

Projekte hat für diesen Forschungsschwerpunkt <strong>der</strong> TÜV<br />

Rheinland, Abteilung Bodengebundene Verkehrs-Technologien,<br />

übernommen. Hintergrund zur Festlegung dieses Forschungsschwerpunktes<br />

sind die im Dezember 1996 verabschiedeten<br />

„Eckwerte einer zukunftsorientierten Mobilitätsforschungspolitik“<br />

des Bundeskabinetts, die unter dem Leitbild<br />

stehen, Mobilität dauerhaft zu erhalten und negative<br />

Folgen des Verkehrs spürbar zu verringern. Ein Zielfeld in<br />

diesem Leitbild stellt das verbesserte Verständnis von Mobilität<br />

und Verkehr dar.<br />

Es gibt zwei Schwerpunktthemen im Bereich des Personenverkehrs:<br />

Beschreibung individueller Mobilität: Notwendige methodische<br />

Weiterentwicklungen<br />

Hier sollen stärker als bisher neben den klassischen sozial-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 4<br />

strukturellen Bestimmungsgründen des Mobilitätsverhaltens<br />

subjektive Bestimmungsgründe in die Erforschung mit einbezogen<br />

werden. Einen wesentlichen Anteil <strong>der</strong> zukünftigen<br />

Forschungsarbeiten sollen zielgruppenspezifische, mikroanalytisch<br />

orientierte Erhebungs- und Analyseverfahren darstellen,<br />

die eine Weiterentwicklung <strong>der</strong> Erklärungsansätze für<br />

Mobilität und Verkehr gewährleisten.<br />

Einflußgrößen des individuellen Mobilitätsverhaltens<br />

Ziel dieses Schwerpunktes ist die Klärung, auf welche Art<br />

und mit welchem Informationsstand mobilitätsrelevante Entscheidungen<br />

zustande kommen. Darüber hinaus soll untersucht<br />

werden, wie Routinen im individuellen Verkehrsverhalten<br />

entstehen und wie diese sich auswirken. Die Forschungen<br />

in diesem Bereich sollen Aussagen darüber bringen,<br />

wie verschiedene Rahmenbedingungen und gesellschaftliche<br />

Trends auf die Mobilitätsentscheidungen des einzelnen<br />

Einfluß nehmen. Diese Erkenntnisse sind eine außerordentlich<br />

wichtige Grundlage für die Verkehrsplanung, für Anbieter<br />

von Mobilitätsdienstleistungen und für die Politik.<br />

Kontakt:<br />

Projektträger Bodengebundene Verkehrstechnologien<br />

TÜV Rheinland Sicherheit und Umweltschutz GmbH<br />

Am Grauen Stein<br />

51105 Köln<br />

Telefon: 0221/806-3329<br />

Telefax: 0221/806-2712<br />

E-mail: PT-BVT@tuev-rheinland.de<br />

2.1.2 Mobilität in Ballungsräumen – Ein Ideenwettbewerb<br />

des BMBF<br />

Der Ideenwettbewerb „Mobilität in Ballungsräumen“ wurde<br />

Anfang 1997 vom Bundesforschungsministerium (BMBF)<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 5<br />

ausgeschrieben und zog eine überwältigende Reaktion verschiedenster<br />

Projektnetzwerke nach sich, was die Bedeutung<br />

des Themas „Mobilität“ in Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft<br />

deutlich unterstrich. Aus insgesamt 155 eingegangenen<br />

Projektvorschlägen wählte eine Jury 13 Projektnetzwerke<br />

aus, die die Chance bekamen, ihre Vorschläge zu detaillieren<br />

und in einer zweiten Phase bis zur Antragstellung im<br />

Januar 1998 weiterzuentwickeln. Aus diesen Anträgen werden<br />

von <strong>der</strong> Jury 3–5 Leitprojekte ausgewählt, die in den<br />

folgenden 5 Jahren bis ins Jahr 2003 geför<strong>der</strong>t und umgesetzt<br />

werden sollen.<br />

Die Konzeption <strong>der</strong> Ausarbeitung von Leitprojekten stellt<br />

ein neues Kapitel in <strong>der</strong> Verkehrsforschung <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland dar und findet beim Ideenwettbewerb<br />

„Mobilität in Ballungsräumen“ erstmals Anwendung. Ziel<br />

ist es, nicht einzelne Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

durchzuführen, son<strong>der</strong>n Kräfte und Wissen sowie Industrie<br />

und Wissenschaft in einem größeren Rahmen, dem Leitprojekt,<br />

zu bündeln und zu verknüpfen. Diese Verknüpfung<br />

macht eine effizientere und kostengünstigere Projektabwicklung<br />

möglich und weist den Leitprojekten eine Schrittmacherfunktion<br />

für die Erarbeitung innovativer Projekte und Produkte<br />

zu.<br />

Die eingereichten Projektvorschläge bearbeiten folgende<br />

vom BMBF vorgegebenen Ziele:<br />

neue Formen des Verkehrsmanagements,<br />

nutzerfreundliche Betriebsweisen im öffentlichen Nahverkehr,<br />

neue Mobilitätsdienstleistungen,<br />

effizientere Formen für den Individualverkehr und den<br />

öffentlichen Verkehr.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 6<br />

Zur Erreichung dieser Ziele setzen die meisten <strong>der</strong> eingereichten<br />

Projektvorschläge auf die Einführung neuer Telematikdienstleistungen<br />

für den Kunden. Sie sehen einen möglichen<br />

Weg zur Erhaltung <strong>der</strong> Mobilität des einzelnen und<br />

<strong>der</strong> Masse im verstärkten Einsatz <strong>der</strong> Telematik, in <strong>der</strong> Optimierung<br />

<strong>der</strong> Verkehrsträgerauslastung und <strong>der</strong> Vernetzung<br />

verschiedener Verkehrskomponenten auf intelligente und<br />

nutzerfreundliche Weise. Die Umsetzung all dieser Maßnahmen<br />

soll nach Ansicht <strong>der</strong> Antragsteller zu einer Verringerung<br />

<strong>der</strong> negativen Verkehrsfolgen, zum Erhalt und sogar<br />

zur Steigerung <strong>der</strong> Mobilität beitragen.<br />

Im Kapitel 2.2.2 werden beispielhaft zur Darstellung <strong>der</strong><br />

vorgesehenen Techniken und Konzepte zwei Leitprojektanträge<br />

zum Ideenwettbewerb ausführlich dargestellt. Die an<strong>der</strong>en<br />

Projekte werden in einer kürzeren Form beschrieben.<br />

Der begrenzte Umfang dieses Beitrags erlaubt es lei<strong>der</strong> nicht,<br />

alle Projekte bis ins Detail zu beschreiben. Außerdem könnte<br />

eine zu detaillierte Darstellung die Erreichung des Ziels,<br />

einen Überblick über abgeschlossene, aktuelle und zukünftige<br />

Projekte im Telematikbereich zu geben, erschweren.<br />

Auch für den Ideenwettbewerb „Mobilität in Ballungsräumen“<br />

hat <strong>der</strong> TÜV Rheinland im Auftrag des BMBF die<br />

Projektträgerschaft übernommen und koordiniert sowohl die<br />

Ausschreibung wie die Auswahl und die Durchführung <strong>der</strong><br />

angenommenen Leitprojekte.<br />

Kontakt:<br />

siehe 2.1.1.<br />

2.2 Projekte<br />

2.2.1 Tele Travel System (TTS)<br />

Mit dem Forschungsvorhaben TTS soll die Kernfrage „Wie<br />

können Telematiksysteme genutzt werden, um das Verhalten<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 7<br />

von Verkehrsteilnehmern vollständig und genau zu erfassen?“<br />

geklärt werden. Dazu soll eine Machbarkeitsstudie<br />

durchgeführt werden, die Aufschluß darüber geben soll, wie<br />

ein telematikgestütztes System aussehen und eingesetzt werden<br />

muß, damit man die bisherigen Datenerhebungsmethoden<br />

im Verkehrswesen durch geeignetere Maßnahmen ersetzen<br />

kann. Der Nachteil <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Methoden wie Verkehrszählung<br />

und Haushaltsbefragung liegt darin, daß nur<br />

zeitlich stark begrenzte Daten erfaßt werden können und<br />

die Fehlerquote zu hoch ist, um als verläßliche Grundlage<br />

für die Erforschung des individuellen Mobilitätsverhaltens<br />

zu dienen. Ein Telematik-System hat diese Nachteile nicht,<br />

da es das Mobilitätsverhalten über einen beliebig langen Zeitraum<br />

verfolgen kann und durch die weitgehende Automation<br />

die Fehlerquote auf ein Minimum gesenkt wird.<br />

Zum Gesamtprojekt gehört auch ein Feldversuch, bei dem die<br />

Technik und Methodik im realen Verkehrsumfeld getestet<br />

werden. Eine bestimmte Anzahl von Verkehrsteilnehmern<br />

(30–50) wird die Erfassungsgeräte erproben und gibt<br />

während <strong>der</strong> gesamten Dauer des Feldversuchs für jede Art<br />

<strong>der</strong> Mobilität (zu Fuß, Radfahren, Auto, ÖPNV) verschiedene<br />

noch zu definierende Parameter ein, die dann zusammen<br />

mit <strong>der</strong> Position des Verkehrsteilnehmers an eine<br />

Zentrale gesendet werden. Es werden zwei unterschiedliche<br />

Geräte zum Einsatz kommen. Einerseits werden Geräte für<br />

die feste Montage in Fahrzeugen entwickelt und an<strong>der</strong>erseits<br />

Hand-Held-Einheiten. Die Fahrzeuggeräte verfügen sowohl<br />

über ein GPS-Gerät (Global Positioning System) zur<br />

Positionsbestimmung als auch über einen GSM (Global<br />

System for Mobile Communication)/Bündelfunk-Empfänger<br />

zur Übertragung <strong>der</strong> gesammelten Daten. Die Hand-<br />

Held-Einheiten werden im wesentlichen aus einem GSM-<br />

System bestehen, wobei die Positionsbestimmung über die<br />

jeweilige Funkzelle des GSM- Netzes bestimmt wird.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 8<br />

Die neuartige Erhebungstechnik von TTS ist nicht nur für<br />

die Wissenschaft von Nutzen, son<strong>der</strong>n liefert Daten für viele<br />

verschiedene Anwendungszwecke. Neben Einrichtungen <strong>der</strong><br />

Verkehrsforschung und -statistik können die Ergebnisse<br />

auch für kommunale Einrichtungen, Gebietskörperschaften<br />

und die Privatwirtschaft von großer Bedeutung sein. Automobilhersteller<br />

erhalten Daten über den Einsatz ihrer Fahrzeuge<br />

durch den Kunden, Planungsämter können auf eine<br />

präzise Grundlage für zukünftige Planungen zurückgreifen,<br />

und die schnelle Verfügbarkeit <strong>der</strong> Verhaltensdaten eröffnet<br />

große Möglichkeiten für die kurzfristige Wirkungskontrolle<br />

von verschiedenen Maßnahmen im Verkehrssystem. Darüber<br />

hinaus trägt das exakte Datenmaterial zu einer Versachlichung<br />

<strong>der</strong> verkehrspolitischen Diskussion bei.<br />

Kontakt:<br />

IVS Institut für Verkehr und Stadtbauwesen<br />

Pockelsstr. 3<br />

38106 Braunschweig<br />

Telefon: 0531 / 391 7920<br />

Telefax: 0531 / 391 8100<br />

E-mail: ivs@tu-bs.de<br />

2.2.2 Projekte zum Programm Mobilität in Ballungsräumen<br />

2.2.2.1 ADAM – Leitprojekt in <strong>der</strong> Region Hannover/<br />

Braunschweig<br />

Unter <strong>der</strong> Leitidee „Attraktive Mobilitätsalternativen<br />

durch vernetzte, nutzerorientierte Informations- und Verkehrsdienste<br />

auf <strong>der</strong> Basis einer zielorientierten Mobilitäts-<br />

und Verkehrsplanung in <strong>der</strong> Region Hannover/<br />

Braunschweig“ werden von einem Projektnetzwerk, das aus<br />

vielen verschiedenen privaten und öffentlichen Einrichtungen<br />

besteht, neue Telematikdienste und -komponenten zur Sicherung<br />

und Verbesserung <strong>der</strong> Mobilität im Ballungsraum<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 9<br />

Hannover/Braunschweig entwickelt. Dabei stehen die Konzeption<br />

und Einführung von informationsintegrierenden Diensten<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Die geplanten Dienste stellen hohe Ansprüche<br />

an die eingesetzte Technik, die teilweise über das<br />

heute Machbare hinaus gehen. Durch den Einsatz geeigneter<br />

Endgeräte, die Weiterentwicklung und Kombination dieser<br />

Geräte mit an<strong>der</strong>en Technologien wie Ortungs- und Multimediamodulen<br />

will man in ADAM diesen Ansprüchen gerecht<br />

werden.<br />

Die Projektidee ADAM berücksichtigt alle relevanten Phasen<br />

zur Einführung neuer Dienste und Technologien. Alle<br />

Schritte im Rahmen einzelner Teilprojekte werden durch<br />

eine wissenschaftliche Begleitung und Analyse auf ihre Tauglichkeit<br />

und ihren Nutzen untersucht und modifiziert. Die<br />

konzeptionellen Ergebnisse fließen dann in geeignete Demonstratoren<br />

ein, die die Ergebnisse des Leitprojektes <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit näherbringen und plastisch darstellen sollen.<br />

Die geplanten Demonstratoren verdeutlichen den Einfluß <strong>der</strong><br />

Telematik und <strong>der</strong> integrierten Dienste in vielen Bereichen<br />

des alltäglichen Lebens. So sind z. B. Pilotprojekte geplant,<br />

die vorhandene ÖPNV-Systeme effizienter und durchschaubarer<br />

gestalten, Blinden und Sehbehin<strong>der</strong>ten in Form eines<br />

„elektronischen Blindenhunds“ eine neuartige und vielfältige<br />

Hilfe anbieten o<strong>der</strong> dem Individual- und Wirtschaftsverkehr<br />

zahlreiche neue Dienste zur dynamischen Zielführung, Informationsübermittlung,<br />

Disposition u. ä. zur Verfügung stellen.<br />

Zur Umsetzung <strong>der</strong> Projektideen und -inhalte hat sich ein<br />

Konsortium aus Firmen und Institutionen <strong>der</strong> verschiedensten<br />

Bereiche zusammengefunden, das ein interdiziplinäres<br />

Vorgehen ermöglicht und vielschichtige Anwendungsgebiete<br />

neuartiger Dienste und Produkte bearbeitet. Dazu gehören sowohl<br />

Großunternehmen wie die Volkswagen AG o<strong>der</strong> Bosch<br />

als auch kleine und mittelständische Unternehmen <strong>der</strong> beiden<br />

Regionen Hannover und Braunschweig, wissenschaftli-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 10<br />

che Einrichtungen wie Institute <strong>der</strong> örtlichen Universitäten und<br />

Fachhochschulen, soziale Einrichtungen und Kommunalverbände,<br />

die Städte selbst und Verkehrsbetriebe <strong>der</strong> Region.<br />

Die Projektstruktur teilt sich in drei Hauptbausteine auf, die<br />

alle Phasen des Leitprojektes abdecken (s. Abb. 1). Die erste<br />

Säule (ZORAM) bildet den Bereich, in dem Grundlagen zur<br />

Umsetzung <strong>der</strong> späteren Inhalte wissenschaftlich erarbeitet<br />

werden. Hier werden neue Verfahren zur zielorientierten Mobilitäts-<br />

und Verkehrsplanung entwickelt, Daten über Kundenwünsche<br />

und -anfor<strong>der</strong>ungen gesammelt und Methoden<br />

zur quantitativen Bestimmung von Mobilitäts- und Verkehrsverhalten<br />

erforscht. Der zweite Baustein in ADAM<br />

(INGRID) erarbeitet Konzepte für zukünftige Dienste auf<br />

Basis <strong>der</strong> Ergebnisse des vorhergehenden Teilprojekts und<br />

legt den Aufbau <strong>der</strong> verschiedenen Teilmodule des Gesamtprojektes<br />

ADAM fest. Dazu gehören rechnergestützte Leitzentralen<br />

zur Bereitstellung von Daten, Informationen und<br />

Diensten, die Dienste selbst, die von den Leitzentralen koordiniert<br />

werden, und die entsprechenden Einrichtungen und<br />

Endgeräte für den Endverbraucher. Ein weiteres Ergebnis<br />

dieses Bausteins ist die Art <strong>der</strong> Vernetzung einzelner Zentralen<br />

untereinan<strong>der</strong> und mit an<strong>der</strong>en bereits bestehenden Zentralen<br />

wie RBL (Rechnergestützte Betriebsleitzentrale), Verkehrsrechnern<br />

und an<strong>der</strong>en Leitstellen.<br />

Das dritte Teilprojekt (VEDES) beinhaltet die Umsetzung<br />

<strong>der</strong> gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse in praktische<br />

Demonstratoren zur anschaulichen Darstellung innovativer<br />

Dienste und Produkte für eine breite Öffentlichkeit. Diese Demonstratoren<br />

sollen die Machbarkeit, die Wirtschaftlichkeit<br />

und den Nutzen für den Kunden in geeigneter Weise nachweisen<br />

und als Beispiel für eine folgende permanente Umsetzung<br />

und Nutzung <strong>der</strong> Ergebnisse dienen.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

ZORAM<br />

Mobilitätsbedarf in<br />

Ballungsräumen<br />

Teilprojekt 1<br />

Teilprojekt 2<br />

Teilprojekt 3<br />

Abb. 1: Projektstruktur ADAM<br />

ADAM<br />

INGRID<br />

Informationsintegrierende<br />

Dienste<br />

Teilprojekt 1<br />

Teilprojekt 2<br />

Teilprojekt 3<br />

VEDES<br />

Vernetzte<br />

Demonstratoren<br />

Teilprojekt 1<br />

Teilprojekt 2<br />

Teilprojekt 3<br />

Seite 11<br />

Nur wenn man alle Ballungsräume großflächig miteinan<strong>der</strong><br />

vernetzt, ist es möglich, akzeptable und effiziente Mobilitätsalternativen<br />

zu entwickeln und dem Kunden anzubieten.<br />

Gleiches gilt für den Datenaustausch und die Bereitstellung<br />

von Informationen aus den verschiedensten relevanten Bereichen<br />

des täglichen Lebens. Dazu gehören im Zusammenhang<br />

mit „Mobilität“ vor allem Verkehrsinformationen, aber<br />

auch Umwelt- und Wetterdaten, Veranstaltungsdaten, Fahrplaninformationen<br />

und Informationen unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche.<br />

Erst die Entwicklung mo<strong>der</strong>ner Telekommunikations-<br />

und Telematiktechnologien hat es möglich gemacht,<br />

all diese Informationen zu sammeln, zu filtern, zu<br />

bündeln, zu vernetzen und dem Nutzer in ansprechen<strong>der</strong> und<br />

praktischer Form zugänglich zu machen.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 12<br />

Kontakt:<br />

GZVB Gesamtzentrum für Verkehr Braunschweig e.V.<br />

Hermann-Blenk-Str. 22<br />

38108 Braunschweig<br />

Telefon: 0531 / 354 44 40<br />

Telefax: 0531 / 354 44 41<br />

E-mail: gzvb-bs@t-online.de<br />

2.2.2.2 MULTI-INFO – Ballungsraumübergreifendes<br />

Projekt<br />

MULTI-INFO (Multimodaler Informationsverbund im Verkehrsnetz<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland) ist ein weiteres<br />

Projekt im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Mobilität in<br />

Ballungsräumen“ und hat sich eine übergreifende Funktion<br />

zum Ziel gesetzt. Das Leitprojekt möchte die Initiativen in den<br />

einzelnen Ballungsräumen zusammenfassen und miteinan<strong>der</strong><br />

vernetzen. Dazu ist ein überregionales Informationssystem<br />

geplant, das als Pilotprojekt zunächst die Ballungsräume<br />

des Korridors Köln – Ruhrgebiet – Hannover/Braunschweig<br />

– Magdeburg – Berlin in einem Gesamtsystem zusammenführt<br />

und die jeweils in den einzelnen Gebieten vorhandenen<br />

Informationen in allen an<strong>der</strong>en Ballungsräumen<br />

zur Verfügung stellt.<br />

Das Projekt wurde von <strong>der</strong> Robert Bosch GmbH initiiert und<br />

wird von einem weitgefächerten Konsortium aus privaten<br />

und öffentlichen Einrichtungen getragen. Unter an<strong>der</strong>em sind<br />

sowohl die kommunalen Verwaltungen, die regionalen Verkehrsbetreiber,<br />

Vertreter <strong>der</strong> regionalen Projekte als auch überregionale<br />

Unternehmen im Konsortium vertreten. Die Vielzahl<br />

verschiedener Fachrichtungen ermöglicht die Bearbeitung<br />

weitreichen<strong>der</strong> Aufgabenstellungen von <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Begleitung und Analyse über Datenverarbeitungskonzepte<br />

bis hin zur Gestaltung und Entwicklung konkreter Endgeräte<br />

für den Kunden. Durch die Beteiligung einer breiten<br />

Basis von Projektpartnern ist eine durchgängige Bearbei-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

DB<br />

tung aller Projektphasen gewährleistet und eine Übernahme<br />

<strong>der</strong> entwickelten Konzepte und Techniken in einen operationellen<br />

Regelbetrieb gesichert.<br />

Abb. 2: MULTI-INFO-Projektdarstellung<br />

MAKLER<br />

Daten- und Informationspool<br />

Köln MONET ADAM MD MIB 3<br />

Regionale Projekte<br />

Seite 13<br />

Sen<strong>der</strong><br />

Ziel von MULTI-INFO ist die Implementierung verschiedener<br />

Service-Dienste, die dem Nutzer über DAB (Digital Audio<br />

Broadcast) zugänglich gemacht werden. Dabei handelt es sich<br />

in erster Linie um Verkehrsinformationsdienste, aber auch<br />

um weitergehende Informationsdienste zu den verschiedensten<br />

Bereichen des alltäglichen Lebens, wie Veranstaltungshinweise,<br />

Geschäftsempfehlungen, Hilfsinformationen bei<br />

Pannen u. ä., Wetterdaten und Unterhaltungsprogramme.<br />

Diese Daten werden wie beim herkömmlichen Rundfunk<br />

nur zum Nutzer hin übertragen. Eine bidirektionale<br />

Kommunikation ist nur in Verbindung mit an<strong>der</strong>en<br />

Technologien wie zum Beispiel GSM möglich. Daher kann<br />

<strong>der</strong> Betreiber keine nutzerspezifischen Daten über DAB versenden,<br />

son<strong>der</strong>n stellt die gesamte Bandbreite von Informa-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 14<br />

tionen durchgehend zur Verfügung. Der Nutzer selbst wählt<br />

dann aus <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> versandten Informationen die<br />

für ihn interessanten heraus. Zwei Fragen, die sich in diesem<br />

Zusammenhang stellen, sollen in MULTI-INFO unter<br />

an<strong>der</strong>em geklärt werden: „Wie stellt man sicher, daß <strong>der</strong><br />

Nutzer für abgerufene Dienstleistungen zahlt, und wie können<br />

die nötigen Transaktionen möglichst komfortabel und<br />

sicher gestaltet werden?“<br />

Kontakt:<br />

GZVB Gesamtzentrum für Verkehr Braunschweig e.V.<br />

Hermann-Blenk-Str. 22<br />

38108 Braunschweig<br />

Telefon: 0531 / 354 44 40<br />

Telefax: 0531 / 354 44 41<br />

E-mail: gzvb-bs@t-online.de<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 15<br />

2.2.2.3 Weitere Projekte zu MIB<br />

Neben den zwei Projekten, die in den vorhergehenden Abschnitten<br />

beispielhaft für die Aktivitäten zu „Mobilität in<br />

Ballungsräumen“ dargestellt wurden, gibt es noch weitere<br />

Projektvorschläge aus allen Teilen <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland. Diese sollen in <strong>der</strong> folgenden Tabelle kurz<br />

dargestellt werden.<br />

MIB3 – Berlin / Brandenburg INTERMOBIL – Dresden<br />

Problem Berufs-, Pendler- und Freizeitverkehr<br />

belasten die Verkehrsinfrastruktur<br />

Leitidee − Verbesserung <strong>der</strong> Verkehrsabläufe<br />

− Verbesserung <strong>der</strong> Vernetzung<br />

− Verbesserung des ÖPNV in schwachen<br />

Gebieten<br />

Strategie Betriebsmodelle durch Mobilitätsprovi<strong>der</strong><br />

mit Mobilitätsmanagement<br />

Ziele Informationen über das aktuelle<br />

Transportangebot sowie<br />

Reiseunterstützung.<br />

Interregionales Informationssystem<br />

Kontakt FAV Berlin<br />

Tel.: 030 / 4303 3540<br />

Fax: 030 / 4303 3550<br />

Langfristige Funktionalität des Verkehrs in<br />

Ballungsräumen ist gefährdet<br />

Vermeidung und Verringerung<br />

physischer Mobilität<br />

− Virtuelles Mobilitätssystem<br />

− Vernetzung <strong>der</strong> Mobilitätssysteme<br />

− Verbesserungen im ÖPNV<br />

− Verlängerung MIV zu ÖPNV<br />

− Aufbau von Informations- und<br />

Kommunikationsdiensten<br />

− Einsatz von elektronischen<br />

Fahrausweisen<br />

TCAC GmbH<br />

Tel.: 0351 / 802 59 10<br />

Fax: 0351 / 802 59 13<br />

MOBINET – München MOBI-Chip – Rhein / Main<br />

Problem Verkehrsprobleme im Freizeit- und<br />

Berufsverkehr<br />

Leitidee − Multimodales Verkehrsmanagement<br />

− innov. Verkehrstechnologien<br />

− neuart. Mobilitätsdienste<br />

Strategie − Intermodale Beeinflussung <strong>der</strong><br />

Verkehrsmittelwahl<br />

− Optimierung im Hauptstraßennetz<br />

− Multimedia-Infodienste<br />

− Neue Mobilitätsmuster<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Ballungsraums<br />

ist gefährdet<br />

Bessere Aufgabenteilung <strong>der</strong><br />

Verkehrssysteme<br />

− Mobilitätsempfehlungen vor Reiseantritt<br />

− Wissensbasierter Mobilitätsberater<br />

(MOBI-Chip)<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 16<br />

Ziele Aufbau von neuen Leit- und<br />

Informationsdiensten<br />

Kontakt BMW AG<br />

Tel.: 089 / 382 44300<br />

Fax: 089 / 382 43139<br />

MONET – Rhein / Ruhr Stadtinfo Köln<br />

Problem Probleme durch Pendler- und Dienst-/<br />

Geschäftsreiseverkehr und<br />

Personenwirtschaftsverkehr<br />

Leitidee Betriebs- und werksübergreifendes<br />

Mobilitätsmanagement, Mobilitätsnetzwerk,<br />

Personenwirtschaftsverkehr<br />

Strategie − Erhöhung des ÖPNV-Anteils und des<br />

Anteils von Fahrgemeinschaften<br />

− Entzerrung des PWV<br />

Ziele − Aufbau eines betriebsübergreifenden<br />

Informations- und<br />

Fahrzeugmanagements<br />

− Informationssysteme<br />

Kontakt GH Wuppertal FB 3<br />

Tel.: 0202 / 439 2289<br />

Fax: 0202 / 439 2407<br />

MOBILIST – Stuttgart<br />

Problem<br />

Leitidee Mobilitätsinformationsnetzwerk Baden-Württemberg<br />

Strategie − Entwicklung neuer Mobilitätsdienstleistungen<br />

− Neue Leitsysteme<br />

− Neue Strategien zur Verkehrsvermeidung<br />

Ziele − Aufbau von Mobilitätsagenturen<br />

− Aufbau von modellgesteuerten Systemen<br />

Kontakt Verband Region Stuttgart<br />

Tel.: 0711 / 22759 0<br />

Fax: 0711 / 22759 70<br />

Tab. 1: Projektvorschläge BRD<br />

− Aufbau einer Informationsplattform<br />

− Mobilitätsberatung und<br />

Mobilitätszentrale<br />

− ÖV-Anteil von 15% auf 25 %<br />

Rhein/Main Verkehrsverbund<br />

Tel.: 06192 / 201 515<br />

Fax: 06192 / 201 623<br />

Verkehrsbelastung in <strong>der</strong> City durch<br />

ruhenden und Parksuchverkehr<br />

Gesamtheitliche Realisierung kollektiver<br />

und individueller Verkehrsinformationsund<br />

-beeinflussungsmaßnahmen<br />

− Bewirtschaftung Parkraum/<br />

Straßenraum<br />

− Entzerrung <strong>der</strong> Verkehrsbelastung<br />

− Optimierung intermodaler<br />

Verkehrsketten<br />

− Aufbau eines Stadtinformationssystems<br />

− Stadtteil Carpools<br />

Stadt Köln<br />

Tel.: 0221 / 221 7173<br />

Fax: 0221 / 221 7091<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 17<br />

Außer den tabellarisch dargestellten Projektvorschlägen für<br />

deutsche Ballungsräume gibt es noch weitere ballungsraumübergreifende<br />

Vorschläge zum Ideenwettbewerb:<br />

Integriertes Mobilitätsmanagement in Verbindung mit<br />

einem nachfrageorientierten und zeitlich hoch verfügbaren<br />

Schienennahverkehr (DB AG)<br />

ÖPNV/ Car-Pool Mainz/Wiesbaden (SYSCON GmbH)<br />

CASH/Car – Vom Privatauto zum öffentlichen Verkehrsmittel<br />

(WZB Berlin)<br />

Mobilitätsmanagement für Flughäfen (ILS Dortmund)<br />

2.2.3 MOTIV<br />

MOTIV ist ein Projekt-Konsortium, das sich aus Industriefirmen,<br />

Softwarehäusern und Diensteanbietern zusammensetzt<br />

und eng mit Forschungseinrichtungen sowie staatlichen<br />

Stellen, Landesbehörden und kommunalen Verwaltungen<br />

zusammenarbeitet. Es kooperiert im internationalen Mobilitätsforschungsnetzwerk<br />

mit an<strong>der</strong>en nationalen und internationalen<br />

Projekten und beteiligt sich aktiv an Harmonisierungs-<br />

und Standardisierungsaufgaben für zukünftige<br />

Technologien, Systeme und Lösungen in den Zielgebieten.<br />

Den zwei Aufgabenbereichen „Mobilität im Ballungsraum“<br />

und „Sichere Straße“ ordnen sich verschiedene Teilprojekte<br />

unter. Im Zielfeld „Mobilität im Ballungsraum“ werden <strong>der</strong><br />

Aufbau eines Mobilitäts- und Transportverbundes, die Entwicklung<br />

von Personal-Travel-Assistance-Systemen (PTA)<br />

und die Erstellung von Simulationsmodellen behandelt. Der<br />

zweite Aufgabenbereich mit dem Titel „Sichere Straße“ umfaßt<br />

Teilprojekte zur Entwicklung von Fahrerassistenzstrategien<br />

und -techniken, zur Kommunikation zwischen Fahrzeugen<br />

und zur Gestaltung von Mensch-Maschine-Interaktionen.<br />

Mit all diesen Teilprojekten verfolgt MOTIV die<br />

Erreichung folgen<strong>der</strong> Ziele:<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 18<br />

Erhaltung <strong>der</strong> Mobilität<br />

Steigerung <strong>der</strong> Effizienz des Transportnetzwerkes<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Folgen des Verkehrs für die Umwelt<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Verkehrssicherheit<br />

Sinnvolles Miteinan<strong>der</strong> aller Verkehrsträger<br />

Grundlage für die Aktivitäten innerhalb von MOTIV sind<br />

vor allem die Erkenntnisse abgeschlossener europäischer<br />

Forschungsprogramme wie PROMETHEUS und DRIVE<br />

(s. 3.2.1), die Technologien und Lösungen in den Bereichen<br />

Verkehrswarndienste, dynamische Routenführung, Flottenmanagement,<br />

Reiseinformationssysteme und Kommunikationssysteme<br />

hervorgebracht haben.<br />

Während <strong>der</strong> Projektlaufzeit von 4 Jahren (1996 – 2000)<br />

werden fünf Projekt-Phasen durchlaufen:<br />

Definition (Anfor<strong>der</strong>ungen, Szenarien)<br />

Entwicklung und Erprobung (Software, Hardware, Dienstleistungen)<br />

Integration (Systeme, Dienste)<br />

Demonstration (Dienste, Funktionen)<br />

Bewertung<br />

Kontakt:<br />

MOTIV - Büro<br />

Walter Scholl<br />

Paradiesstr. 34<br />

73230 Kirchheim / Teck<br />

Telefon: 07021 / 978 181<br />

Telefax: 07021 / 978 182<br />

E-mail: walter.scholl@idnet.de<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 19<br />

2.2.4 INFO-REGIO<br />

INFO-REGIO ist ein offizielles EXPO2000-Projekt im<br />

Rahmen des Programms „Stadt und Region als Exponat“.<br />

Ziel ist <strong>der</strong> Aufbau eines telematikorientierten Verkehrsmanagements<br />

in <strong>der</strong> Region Hannover/Braunschweig unter <strong>der</strong><br />

Beteiligung regionaler und überregionaler Institutionen und<br />

Firmen. Die Aktivitäten des Projekts wollen innovative<br />

Konzepte <strong>der</strong> Telematik für die mobile Gesellschaft von<br />

morgen bündeln. Um dies zu erreichen, entsteht ein geschlossenes<br />

verkehrsmittelübergreifendes System, das als<br />

„erfahrbarer“ Demonstrator ausgelegt wird. Das geplante System<br />

besteht aus mehreren Einzelprojekten, die über das<br />

Herzstück, die INFO-REGIO-Leitzentrale, vernetzt, versorgt<br />

und gesteuert werden. Folgende Einzelprojekte werden im<br />

Rahmen von INFO-REGIO umgesetzt:<br />

Dynamisches Luftschadstoff-Kataster<br />

Busse und Bahnen werden zu mobilen Meßstationen und<br />

erfassen während des Linienbetriebs mittels eines Gas-<br />

Sensor-Systems ortsbezogene Daten zur Schadstoffkonzentration.<br />

Zusammen mit GPS-Positionsdaten entsteht daraus<br />

ein flächendeckendes dynamisches Luftschadstoff-<br />

Kataster als Grundlage für Verkehrsplanungs- und -leitmaßnahmen.<br />

Reisebuslogistik<br />

„Digitale Bordlotsen“ werden Reisebusse im Großraum<br />

Hannover auf dem schnellsten Weg zur EXPO2000 leiten.<br />

Diese Bordgeräte geben dem Fahrer exakte Routenempfehlungen<br />

zu den gewünschten Fahrtzielen und nach dem<br />

Absetzen <strong>der</strong> Fahrgäste auf einen freien Parkplatz. Dadurch<br />

werden Staubereiche entlastet und Parkplatzkapazitäten<br />

optimal genutzt.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 20<br />

Anrufbus<br />

Der flexible Kleinbus fährt dort, wo das Liniennetz aufhört,<br />

und ergänzt so das herkömmliche ÖPNV-Angebot<br />

durch eine flexible Komponente. Die Haltepunkte und<br />

Fahrpläne werden durch die Fahrgäste selbst bestimmt,<br />

die ihren Fahrtwunsch per Telefon bei <strong>der</strong> Zentrale anmelden.<br />

Die Zentrale faßt die Fahrziele sinnvoll zusammen<br />

und generiert für jeden Bus individuelle Routen.<br />

Güterverkehrslogistik<br />

Die Vielzahl <strong>der</strong> LKW (bis zu 2.500), die das EXPO-<br />

Gelände am Tag besuchen werden, sollen mittels Satellitennavigation<br />

und Betriebsfunk/GSM zum und innerhalb<br />

des Geländes gesteuert werden, um Staubereiche zu entlasten<br />

und Entladekapazitäten optimal zu nutzen. Dazu<br />

erhält <strong>der</strong> Fahrer neben Wegstreckeninformationen Zeitund<br />

Ortsangaben zum Entladen des Fahrzeugs.<br />

Satellitennavigation im ÖPNV<br />

Die kontinuierliche, linienunabhängige Standortverfolgung<br />

von Fahrzeugen mittels Satellitennavigation ermöglicht<br />

eine effiziente Steuerung des ÖPNV. Es werden zielgerichtete<br />

Eingriffe in den Betriebsablauf möglich, die zur<br />

Störungsvermeidung und -beseitigung beitragen. Fahrgäste<br />

werden an Haltestellen und im Bus laufend über die<br />

aktuelle Verkehrssituation unterrichtet.<br />

Die EXPO2000 wird nie gekannte Herausfor<strong>der</strong>ungen an<br />

das regionale Verkehrssystem im Großraum Hannover stellen.<br />

An<strong>der</strong>s als bei zeitlich stark begrenzten Großveranstaltungen<br />

wie Konzerten und Messen tritt während <strong>der</strong> EXPO<br />

über mehrere Monate eine außergewöhnliche Belastung aller<br />

Verkehrsträger auf. Dieser einmalige Zustand birgt die<br />

Chance, für zukünftige Großereignisse zu lernen und neue<br />

Techniken und Methoden zur Bewältigung beson<strong>der</strong>er Verkehrsaufkommen<br />

nachhaltig zu testen. Die Erfahrungen, die<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

während <strong>der</strong> EXPO gemacht werden können, bedeuten einen<br />

großen Know-how-Gewinn für alle Beteiligten. Neu entwickelte<br />

und ausgiebig getestete Verfahren im Telematikund<br />

Verkehrsmanagementbereich sind dann auch in an<strong>der</strong>en<br />

Regionen gewinnbringend einzusetzen und werden auch hier<br />

helfen, große temporäre Verkehrsaufkommen sinnvoll und<br />

umweltschonend zu beeinflussen.<br />

Kontakt:<br />

GZVB Gesamtzentrum für Verkehr Braunschweig e.V.<br />

Hermann-Blenk-Str. 22<br />

38108 Braunschweig<br />

Telefon: 0531 / 354 44 40<br />

Telefax: 0531 / 354 44 41<br />

E-mail: gzvb-bs@t-online.de<br />

Seite 21<br />

2.2.5 DELFI<br />

DELFI hat sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Lösung<br />

von Verkehrsproblemen durch die Verbesserung von Angebotsinformationen<br />

zu leisten. Der MIV (Motorisierter Individualverkehr)<br />

wird durch die neu entstehenden Telematikdienste<br />

(Verkehrsinformation, dynamische Zielführung usw.) unterstützt<br />

und gewinnt gegenüber dem öffentlichen Verkehr an<br />

Boden. Um die Konkurrenzfähigkeit des ÖV zu sichern, sind<br />

auch hier neue Strategien zur Verbesserung des Mobilitätsangebotes<br />

nötig. Eine solche Strategie ist <strong>der</strong> Aufbau einer<br />

flächendeckenden Fahrplanauskunft, in <strong>der</strong> bestehende Systeme<br />

miteinan<strong>der</strong> vernetzt werden. Durch diese Vernetzung<br />

<strong>der</strong> Informationen soll zunächst ein bundesweites, später ein<br />

europaweites System zur „Tür zu Tür“-Auskunft realisiert<br />

werden, in dem <strong>der</strong> Kunde mit nur einer Abfrage eine verkehrsträgerübergreifende<br />

Verbindungsauskunft vom Start- zum<br />

Zielort erhält.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 22<br />

Das Projekt DELFI wurde vom Bundesministerium für Verkehr<br />

(BMV) iniitiert und läuft bis Mitte 1998. Projektpartner<br />

sind neben <strong>der</strong> Deutschen Bahn AG Softwarefirmen, Forschungsinstitute<br />

und viele Verkehrsverbunde aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet. Die Projektpartner entwickeln im Rahmen<br />

von DELFI neue Verfahren zur Kommunikation zwischen<br />

verschiedenen Systemen, einheitliche Schnittstellen<br />

zur Vernetzung <strong>der</strong> unterschiedlichen Informationsdienste<br />

und Verfahren und Schnittstellen zur Datenbereitstellung für<br />

den Kunden. Durch den modularen Aufbau von DELFI sollen<br />

<strong>der</strong> einfache Zugang für Anbieter von Mobilitätsdiensten<br />

und die Ankoppelung von zusätzlichen Informationsquellen<br />

gesichert werden.<br />

Die angeschlossenen Auskunftssysteme werden durch<br />

DELFI nicht verän<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n bleiben in Ihrer Form und<br />

Entwicklung unabhängig. Durch noch zu entwickelnde Verfahren<br />

zur „verteilten“ Verbindungssuche, die eine optimierende<br />

Kombination <strong>der</strong> Einzelergebnisse mehrerer eigenständiger<br />

Auskunftssysteme ermittelt, soll das Ziel erreicht werden,<br />

dem Kunden eine Verbindungsauskunft zu bieten, die<br />

alle Fahrplandaten <strong>der</strong> verschiedenen Verkehrsträger im ÖV<br />

und ergänzende Informationen enthält. Im Rahmen <strong>der</strong> fortschreitenden<br />

Vernetzung vorhandener Verkehrsträger und des<br />

Aufbaus neuer Informationsdienste auf dem Telematik- und<br />

Mobilitätsmarkt liefert DELFI einen wichtigen Baustein.<br />

Ab Ende 1998 sollen erste Serviceverbesserungen auf<br />

DELFI-Basis für den Kunden zugänglich sein. Die Informationen<br />

werden dann über die Telefonauskunft <strong>der</strong> DB<br />

AG, die Verkehrsverbunde, Mobilitätszentralen und Onlinemedien<br />

erhältlich sein. Auch <strong>der</strong> Zugang über zukünftige<br />

Endgeräte wie dem Personal Travel Assistant (PTA) ist im<br />

DELFI-Konzept vorgesehen. In einer zweiten Stufe von<br />

DELFI sollen MIV und ÖV durch den Einsatz von Telematik<br />

integriert werden und neue <strong>Verkehrstelematik</strong>dienste ermöglicht<br />

werden.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Kontakt:<br />

Dr. S. Schnittger<br />

FAW – Forschungsinstitut für<br />

anwendungsorientierte Wissensverarbeitung<br />

Ulm<br />

Telefon: 0731 / 501 461<br />

E-mail: schnittg@faw.uni-ulm.de<br />

Seite 23<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk<br />

2.3 Zusammenfassung<br />

2.3.1 Zielfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Programme und Projekte<br />

Projekt Z 1 Z 2 Z 3 Z 4 Z 5 Z 6 Z 7 Z 8 Z 9 Z 10 Z 11 Z 12<br />

TTS<br />

ADAM<br />

MULTI-INFO<br />

MOTIV<br />

INFO-REGIO<br />

MIB 3<br />

INTERMOBIL<br />

MOBINET<br />

MOBI Chip<br />

MONET<br />

Stadtinfo Köln<br />

MOBILIST<br />

DB AG<br />

Car Pool<br />

CASH Car<br />

Flughafen<br />

DELFI<br />

Z 1: Verkehrsmanagement Z 4: Individualverkehr Z 7: Info-Dienste, Dienstleist. Z 10: Umwelt<br />

Z 2: Intermodalität, Vernetzung Z 5: Wirtschaftsverkehr Z 8: Soziale Aspekte Z 11: Sicherheit<br />

Z 3: Öffentlicher Verkehr Z 6: Zielführung, Ortung, Nav. Z 9: Wissenschaftliche Aspekte Z 12: Sonstiges<br />

voll zutreffend teilweise zutreffend<br />

Seite 24<br />

09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

3 Projekte im Rahmen europäischer F&E-Programme<br />

3.1 Programme<br />

3.1.1 FRAMEWORK 4<br />

Das vierte Rahmenprogramm <strong>der</strong> EU (FRAMEWORK 4)<br />

stellt die aktuelle Version europäischer Forschungs- und Entwicklungsför<strong>der</strong>ung<br />

dar. Diese Rahmenprogramme legen<br />

jeweils für vier Jahre die grundsätzlichen Forschungs- und<br />

Entwicklungsinhalte für för<strong>der</strong>ungsfähige Projekte fest. Die<br />

Ausschreibung von För<strong>der</strong>programmen wird von den einzelnen<br />

DGs (Direction Generale) <strong>der</strong> EU durchgeführt, die jeweils<br />

unterschiedliche Themenbereiche abdecken. Für die För<strong>der</strong>ung<br />

von Telematik-Projekten kommen im wesentlichen die<br />

Generaldirektionen 7 und 13 in Frage.<br />

Im vierten Rahmenprogramm för<strong>der</strong>t die Generaldirektion<br />

13 unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Telematics for Transport“ zahlreiche<br />

Teilprojekte aus unterschiedlichen Bereichen:<br />

Online-Multimedia-Systeme<br />

Offene System-Architekturen<br />

Mensch-Maschine-Schnittstellen<br />

GNSS-2 (Global Navigation Satellite System)<br />

Zielführungssysteme<br />

Kontrollsysteme<br />

Modellierung und Simulation<br />

Zugpositonssysteme<br />

Datenaustausch für Ree<strong>der</strong>eien<br />

usw.<br />

Seite 25<br />

Diese Liste beispielhafter Anwendungsbereiche für <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

verdeutlicht die vielseitige Einsatzfähigkeit dieser<br />

Technologie. Neben den verkehrlichen Anwendungen werden<br />

allerdings auch Projekte aus ganz an<strong>der</strong>en Gebieten des Telematikeinsatzes<br />

geför<strong>der</strong>t:<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 26<br />

Verwaltung<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Bildung<br />

Gesundheitswesen<br />

Umwelt<br />

usw.<br />

Telematik beschränkt sich also nicht auf den Verkehrssektor,<br />

son<strong>der</strong>n gewinnt in immer mehr Bereichen des täglichen<br />

Lebens an Bedeutung. Trotz dieser breiten Streuung von verschiedenartigsten<br />

Anwendungen stellen die Entwicklungen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> den Hauptantriebsmotor für Forschung<br />

und Neuerungen in dieser Disziplin dar.<br />

Das vierte Rahmenprogramm ist insgesamt mit einer För<strong>der</strong>summe<br />

von ca. 13 Mrd. ECU (rund 26 Mrd. DM) ausgestattet,<br />

von <strong>der</strong> ca. 1 Mrd. ECU ( 2 Mrd. DM) auf verkehrsrelevante<br />

Projekte entfallen.<br />

3.1.2 FRAMEWORK 5<br />

Das fünfte Rahmenprogramm schließt inhaltlich an das vorhergehende<br />

vierte Rahmenprogramm an und för<strong>der</strong>t unter<br />

an<strong>der</strong>em auch den Einsatz von Telematiktechnologien in den<br />

bekannten Einsatzgebieten. Als Zielsetzung für das Rahmenprogramm<br />

wurden folgende Bereiche definiert:<br />

Nutzung <strong>der</strong> Ressourcen von Umwelt und Ökosystem<br />

Aufbau einer nutzerfreundlichen Informationsgesellschaft<br />

För<strong>der</strong>ung von Wettbewerb und nachhaltigem Wachstum<br />

Stärkung <strong>der</strong> internationalen Rolle europäischer Forschung<br />

Einbindung und Innovationsför<strong>der</strong>ung für Klein- und<br />

Mittelbetriebe<br />

Stärkung des menschlichen Potentials<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Die Durchführung von Telematikprojekten ist wahrscheinlich<br />

vorrangig in den Bereichen „Informationsgesellschaft“<br />

und „Wettbewerb und Wachstum“ zu sehen.<br />

Im Aufgabengebiet „Nutzerfreundliche Informationsgesellschaft“<br />

gibt es 4 Schlüsselaufgaben, die alle den Einsatz von<br />

Telematiktechnologien beinhalten können:<br />

Systeme und Dienste für europäische Bürger<br />

Neue Methoden für Arbeit und elektronischen Handel<br />

Multimedia<br />

Essentielle Technologien und Infrastrukturen<br />

Die Schlüsselaufgaben im Bereich „Wettbewerb und Wachstum“<br />

beinhalten ebenfalls die Möglichkeit, Telematik-Projekte<br />

durchzuführen:<br />

Produkte, Prozesse, Organisation<br />

Nachhaltige Mobilität und Intermodalität<br />

Neue Perspektiven im Flugverkehr<br />

Schiffahrtstechnologien<br />

Fortschrittliche Energiesysteme und -dienste<br />

Die Stadt von morgen<br />

Seite 27<br />

Im April 1997 hat das europäische Parlament einem Entwurf<br />

zugestimmt, nach dem das fünfte Rahmenprogramm<br />

mit einer Gesamtför<strong>der</strong>summe von insgesamt 16,3 Mrd. ECU<br />

(32,6 Mrd. DM) ausgestattet werden soll. Von diesem Betrag<br />

kommen ca. 14,8 Mrd. ECU für die För<strong>der</strong>ung von Projekten<br />

in oben genannten Bereichen zum Einsatz. Die restlichen<br />

ca. 1,5 Mrd. ECU dienen zur För<strong>der</strong>ung von Forschungs- und<br />

Ausbildungsaktivitäten im EURATOM FRAMEWORK<br />

(Kernenergietechnik).<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 28<br />

3.2 EU-Projekte mit deutscher Beteiligung<br />

3.2.1 Abgeschlossene Projekte (PROMETHEUS, DRI-<br />

VE/ATT)<br />

Die Grundlage für viele <strong>der</strong>zeitige Telematik-Projekte bilden<br />

die Aktivitäten innerhalb <strong>der</strong> europäischen Programme<br />

PROMETHEUS und DRIVE/ATT, die in den achtziger<br />

Jahren anliefen und sich erstmals mit <strong>der</strong> Anwendung von<br />

Telekommunikation und Informatik im Verkehr, insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Straßenverkehr, beschäftigten. Heute alltägliche Techniken<br />

und Methoden wurden maßgeblich in diesen Programmen<br />

entwickelt.<br />

PROMETHEUS war ein EUREKA-Forschungs- und -Entwicklungsprogramm,<br />

das von 1986 bis 1994 lief. Die zunächst<br />

betriebene Grundlagenforschung machte gegen Ende<br />

des Programms immer mehr <strong>der</strong> konkreten Entwicklung Platz.<br />

Dabei haben sich die generellen Arbeitsfel<strong>der</strong> jedoch nicht<br />

verän<strong>der</strong>t:<br />

Verkehrsmanagement<br />

– Reiseinformationen vor <strong>der</strong> Fahrt<br />

– Zielführung auf Basis aktueller Verkehrsdaten<br />

– Flottenmanagement (Güter- und Taxiverkehr)<br />

– Nachfragebeeinflussung durch situationsabhängige<br />

Gebühren<br />

– Integration konventioneller Leitmaßnahmen<br />

Sicheres Fahren<br />

– Informationen über Straßen- und Witterungsverhältnisse<br />

– Überwachung <strong>der</strong> fahrdynamischen Sicherheit<br />

– Abstandswarnung<br />

– Abstands-, Geschwindigkeits- und Spurwechselüberwachung<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Die Ergebnisse von PROMETHEUS fanden ihre Anwendung<br />

in insgesamt 10 europaweiten Demonstratoren (CED –<br />

Common European Demonstrators):<br />

CED 1 Sichtverbesserung<br />

CED 2* Fahren unter Einhaltung ausreichen<strong>der</strong> Sicherheitsreserven<br />

CED 3* Fahren mit vermin<strong>der</strong>tem Kollisionsrisiko<br />

CED 4* Kooperatives Fahren (Fahrzeug – Fahrzeug –<br />

Kommunikation)<br />

CED 5* Fahrzeugautonome Überwachung des Geschwindigkeits-<br />

und Abstandsverhaltens<br />

CED 6 Notfallsysteme<br />

CED 7* Flottenmanagement (Güterverkehr)<br />

CED 8 Feldversuch für Verkehrsmanagement<br />

CED 9* Bimodale Zielführung<br />

CED 10* Reiseinformationsdienste<br />

* = Demonstratoren mit deutscher Beteiligung<br />

Das EU-Programm DRIVE (Dedicated Road Infrastructure<br />

for Vehicle Safety in Europe) hatte in seiner ersten Phase<br />

(1989–1991) den Entwurf von Verkehrsleitsystemen unter<br />

Berücksichtigung von neuen Informations- und Kommunikationssystemen<br />

zum Ziel. Darauf aufbauend wurden in <strong>der</strong><br />

zweiten Phase des Programms, ATT (Advanced Transport<br />

Telematics), von 1992 bis 1994 Feldversuche durchgeführt,<br />

um die entwickelten Systeme in bezug auf Chancen, Nutzen<br />

und Kosten zu überprüfen.<br />

Die Feldversuche lassen sich im wesentlichen in 4 verschiedene<br />

Arten einteilen:<br />

Projekte in Ballungsräumen<br />

Projekte auf Fernstraßen-Korridoren<br />

Seite 29<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 30<br />

Regionale Projekte<br />

Machbarkeitsstudien<br />

Die inhaltliche Struktur <strong>der</strong> Versuchsfel<strong>der</strong> setzt sich aus unterschiedlichen<br />

Komponenten zusammen. Die Inhalte zeigen<br />

deutlich, daß DRIVE/ATT als ein Programm anzusehen ist,<br />

das den in PROMETHEUS eingeschlagenen Weg fortsetzt:<br />

A1 Verkehrsnachfragemanagement<br />

A2 Reise- und Verkehrsinformationen<br />

A3 Integriertes städtisches Verkehrsmanagement<br />

A4 Integriertes zwischenstädtisches Verkehrsmanagement<br />

A5 Fahrerassistenzsysteme<br />

A6 Fracht- und Flottenmanagement<br />

A7 Öffentlicher Verkehr<br />

Mit Hilfe dieser Inhaltsbereiche lassen sich die unterschiedlichen<br />

Teilprojekte zu DRIVE/ATT übersichtlich klassifizieren:<br />

Die Tabelle zeigt eindeutig, daß die maßgeblichen Anwendungsgebiete<br />

in deutschen Feldversuchen aus den Bereichen<br />

„Reise- und Verkehrsinformationen“ (A2) und „integriertes<br />

städtisches Verkehrsmanagement“ (A3) stammen. Diese<br />

Entwicklung setzt sich auch in vielen aktuellen Projekten<br />

fort, die genau diese Themen in den Vor<strong>der</strong>grund rücken.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Hauptanwendungsgebiet<br />

Projekt<br />

A 1 A 2 A 3 A 4 A 5 A 6 A 7<br />

ASTRA (MS) Bochum<br />

EURO-TRIANGLE / CORE Rhein / Ruhr<br />

QUARTET / STORM Stuttgart<br />

LLAMD / COMFORT München<br />

LIAISON - Berlin (MS) Berlin<br />

MELYSSA Stuttgart - Lyon<br />

CITRA München - Brenner<br />

ACCEPT / BEVEI Rheinkorridor<br />

Seite 31<br />

3.2.2 AATMS<br />

Das Projekt AATMS (Airborne Air Traffic Management<br />

System) beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Entwicklung neuartiger<br />

Systeme zur Kommunikation, Navigation, Überwachung und<br />

mit Luftverkehrs-Management. Das zu erwartende große Wachstum<br />

im Passagier- und Cargobereich wird die Kapazitäten<br />

des Luftraums und <strong>der</strong> Flughäfen noch stärker als bisher auslasten.<br />

Diese Steigerungen können allerdings nicht durch bauliche<br />

Maßnahmen abgefangen werden, son<strong>der</strong>n erfor<strong>der</strong>n<br />

eine optimale Ausnutzung <strong>der</strong> vorhandenen Kapazitäten. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, muß ein neues, global einheitliches<br />

Luftverkehrssystem entwickelt werden, welches neue Tech-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Ort<br />

SCOPE / VIKTORIA Köln<br />

FRUIT (MS) Frankfurt<br />

DESPINA Stuttgart - Lyon<br />

RHAPIT Rhein / Main<br />

ENTRANCE Köln<br />

= trifft zu<br />

= trifft hauptsächlich zu


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 32<br />

niken <strong>der</strong> Gebiete Navigation, Kommunikation und Überwachung<br />

beinhaltet. Die Neuentwicklung eines solchen Systems<br />

bietet darüber hinaus die Chance, Europas Rolle in diesem<br />

vorwiegend von amerikanischen Firmen bestimmten Marktsegment<br />

zu stärken.<br />

Die Ergebnisse, die in AATMS gewonnen werden, sollen in<br />

zwei Flugzeugen demonstriert werden. Dabei soll das System<br />

diesen Funktionsquerschnitt aufweisen:<br />

Kommunikationsmöglichkeiten mit allen vorhandenen<br />

Systemen<br />

4dimensionale Navigation, Planung und Lenkung<br />

Automatic Dependent Surveillance (ADS)<br />

Automatisches Luftverkehrsmanagement<br />

Optimiertes Piloten – Interface für Flugplanung, Datenkommunikation<br />

usw.<br />

Am Ende <strong>der</strong> Forschungen und Entwicklungen soll ein modulares<br />

System stehen, das alle Nutzeranfor<strong>der</strong>ungen an ein<br />

leistungsfähiges Luftverkehrsmanagement erfüllt und auch<br />

zukünftige Verkehrsaufkommen bewältigen kann.<br />

Während sich AATMS mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Bordgeräte<br />

befaßt, wurde und wird in den EU-Projekten PHAREATN<br />

und ProATN die zugehörige Infrastruktur am Boden entwickelt.<br />

Das komplette System wird in Großbritannien und<br />

den Nie<strong>der</strong>landen an Bord von zwei Flugzeugen unter realen<br />

Bedingungen getestet. Dabei wird die Funktionsfähigkeit<br />

anhand verschiedener Kriterien beurteilt:<br />

Reaktionszeit bei Flugplanän<strong>der</strong>ungen<br />

Erfassungszeit für Wetterdaten, die die 4dimensionale<br />

Flugbahn beeinflussen<br />

Datenübertragungsraten<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Arbeitsaufwand des Piloten<br />

Übereinstimmung mit gefor<strong>der</strong>ten Leistungsdaten<br />

Kontakt:<br />

Dr. Thomas Wittig<br />

DASA-NFS<br />

Wörthstrasse 85<br />

89077 Ulm<br />

Telefon: 0731 392 5442<br />

Telefax: 0731 392 3030<br />

E-mail: thwittig@vs-ulm.dasa.de<br />

Seite 33<br />

3.2.3 CARPLUS<br />

CARPLUS ist ein Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat,<br />

Car-Sharing und Car-Pools in Europas Städten und <strong>der</strong>en<br />

Vorstädten zu etablieren. Dabei sind Erfolgskriterien zu beachten,<br />

wie Sicherheit, Zeitersparnis, Energieersparnis, Reduzierung<br />

von Staus, und negative Umwelteinflüsse. Um<br />

diese Kriterien optimal zu erfüllen, werden in 5 Großstädten<br />

Europas Telematik-Technologien entwickelt und<br />

eingesetzt, die dem Pool-Mitglied Informationen über den<br />

Car-Pool selbst, seine Mitglie<strong>der</strong> und Partner sowie über<br />

an<strong>der</strong>e Daten wie Wetter, ÖPNV, Unfallnachrichten, Staumeldungen,<br />

Parkmöglichkeiten usw. übermitteln. An <strong>der</strong><br />

Projektdurchführung in den Städten Rom, Madrid, Les Ulis,<br />

Stuttgart und Zürich arbeiten sowohl öffentliche als auch<br />

private Einrichtungen mit:<br />

Öffenliche Verwaltungen als Eigentümer <strong>der</strong> Transport- und<br />

Telematikinfrastruktur überwiegend als Sponsoren<br />

Car-Pool-Center und private Firmen<br />

Car-Sharing-Vereine und Fahrer (Nutzer)<br />

Die ausgewählten Städte verfügen alle über die nötigen Voraussetzungen<br />

im Kunden- und Telematikbereich zur Durch-<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 34<br />

führung des Projektes. Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em reservierte<br />

Fahrspuren für mehrfach besetzte Fahrzeuge, Bahnanschlüsse,<br />

Vereinigungen, die bereits Car-Sharing betreiben<br />

(Freizeit, Einkauf), und Berufspendler.<br />

In den verschiedenen Demonstrationsgebieten kommen abhängig<br />

von den örtlichen Gegebenheiten unterschiedliche<br />

Techniken und Systeme zum Einsatz.<br />

MADRID<br />

Kommunikationssystem, Anbindung an Verkehrsdatenbanksysteme,<br />

Software, geographische Daten<br />

ROM<br />

Buchungssystem, Integration ins Verkehrsmanagement, Gebührenerfassung<br />

und -abrechnung<br />

ZÜRICH<br />

Pendlerverkehre, Freizeitverkehre (Wintersport), Einkaufsund<br />

Besucherverkehr<br />

STUTTGART<br />

Firmen-Car-Pools<br />

LES ULIS<br />

Methoden zur Abstimmung von Mobilitätswünschen<br />

Kontakt:<br />

. D. Beccaria<br />

MIZAR Automazione S.p.A.<br />

Circonvallazione Oriani 2<br />

I - 37122 Verona<br />

Telefon: +39 45 801 2501<br />

Telefax: +39 45 801 2439<br />

E-mail: beccaria@ifinet.it<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 35<br />

3.2.4 CHAUFFEUR<br />

Innerhalb <strong>der</strong> nächsten 15 Jahre wird für Europa eine Verdopplung<br />

des Warentransports auf Straßen vorausgesagt.<br />

Diese Steigerung erfor<strong>der</strong>t neue Techniken und Methoden<br />

zur Fahrzeug- und Verkehrssteuerung. In Nordamerika gibt<br />

es bereits Aktivitäten, die sich <strong>der</strong> Entwicklung und Erforschung<br />

solcher Techniken widmen. Das Projekt „Automated<br />

Highway system“ (AHS) brachte bereits erste Ergebnisse<br />

auf dem Weg zur automatisierten Steuerung von Fahrzeugen<br />

über lange Strecken. Auch in Japan hat man begonnen,<br />

solche Systeme zu entwickeln. In Europa stellt das von<br />

Daimler Benz initiierte Projekt CHAUFFEUR den ersten<br />

Schritt auf dem Weg zu einem europäischen AHS dar.<br />

Das Projektnetzwerk CHAUFFEUR besteht neben Daimler<br />

Benz und IVECO aus führenden Firmen im Bereich Automobil-Zulieferung,<br />

namhaften Forschungsinstituten und<br />

Verkehrstechnikern. Gegenstand <strong>der</strong> Projektarbeiten ist das<br />

elektronische Koppeln mehrerer LKW. Nur <strong>der</strong> erste LKW<br />

wird von einem Fahrer gelenkt, während bis zu vier an<strong>der</strong>e<br />

LKW elektronisch gesteuert dem ersten folgen. Die Funktionsweise<br />

des Systems wird mit zwei LKW von Daimler<br />

Benz und IVECO gezeigt, die in <strong>der</strong> Lage sind, völlig autonom<br />

dem jeweils an<strong>der</strong>en in kurzem Abstand zu folgen.<br />

Dadurch erhält man mehr Verkehrsraum für an<strong>der</strong>e Fahrzeuge,<br />

spart Kraftstoff und harmonisiert den Verkehrsfluß.<br />

Bereits im ersten Jahr <strong>der</strong> dreijährigen Projektlaufzeit wurden<br />

alle nötigen Komponenten zur Umrüstung eines 40-Tonnen-<br />

LKWs spezifiziert, so daß bereits im Sommer 1997 die ersten<br />

Tests stattfinden konnten. In die Entwicklung des Systems<br />

sind die Erfahrungen und Wünsche <strong>der</strong> potentiellen Nutzer<br />

eingeflossen. Parallele Untersuchungen zum Einfluß <strong>der</strong><br />

neuen Technik auf das allgemeine Verkehrsgeschehen haben<br />

gezeigt, daß das System in <strong>der</strong> Lage ist, den Verkehrsfluß<br />

nachhaltig zu verbessern. Darüber hinaus hat eine Kosten/<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 36<br />

Nutzen-Rechnung die wirtschaftliche Machbarkeit <strong>der</strong> elektronischen<br />

Koppelung mehrerer LKW nachgewiesen, so daß<br />

CHAUFFEUR tatsächlich die Keimzelle eines europäischen<br />

AHS werden kann.<br />

Kontakt:<br />

Matthias Schulze<br />

Daimler-Benz AG T728<br />

70546 Stuttgart<br />

Telefon: 0711 17 41888<br />

Telefax: 0711 17 47054<br />

E-mail: schulzem@dbag.stg.daimlerbenz.com<br />

3.2.5 CONCERT<br />

In diesem Projekt, das sich mit multimodalen Zahlungs- und<br />

Zugangssystemen befaßt, arbeiten Firmen und Institutionen<br />

aus acht europäischen Staaten mit. Die Ergebnisse des Projekts<br />

werden in ausgewählten Städten <strong>der</strong> Teilnehmerstaaten<br />

anhand von unterschiedlichen Demonstratoren dargestellt.<br />

Einsatz beim Einkauf<br />

DUBLIN, HANNOVER, MARSEILLE<br />

Fahrkartenkauf ÖPNV<br />

BOLOGNA, TRONDHEIM, HANNOVER, MARSEILLE<br />

Zugang und Zahlung aus langsam fahrenden PKW<br />

THESSALONIKI, DUBLIN, BARCELONA<br />

Zugang und Zahlung aus schnell fahrenden PKW<br />

THESSALONIKI, TRONDHEIM, BRISTOL<br />

Beratung und Einkauf bei Tele-Services<br />

MARSEILLE<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> verschiedenen Demonstratoren kommen<br />

zusätzlich noch unterschiedliche technische Systeme<br />

zum Einsatz. Die Unterschiede beziehen sich dabei hauptsächlich<br />

auf die Art <strong>der</strong> angewendeten Karte. Neben diversen<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Smart-Cards kommen außerdem öffentliche Zugangs-Terminals<br />

und ISDN-Anwendungen zum Einsatz.<br />

Ziel des Projektes ist nicht nur <strong>der</strong> Nachweis vorhandener<br />

Kundenakzeptanz für die Schlüsseltechnologien, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Untersuchung des Einflusses <strong>der</strong> Demonstratoren auf das<br />

Verkehrsverhalten <strong>der</strong> Nutzer. Durch den Einsatz von Smart-<br />

Cards soll die Verkettung verschiedenster Verkehrsträger<br />

wie PKW, ÖPNV und ÖV ermöglicht werden. Die Bezahlung<br />

soll nicht mehr verkehrsträgerspezifisch, son<strong>der</strong>n für<br />

die Gesamtheit aller genutzten Verkehrsmittel erfolgen. Darüber<br />

hinaus soll eine solche Smart-Card auch in an<strong>der</strong>en Situationen<br />

als Zahlungsmittel dienen.<br />

Der Demonstrator in Hannover stellt zwei Themenbereiche<br />

anschaulich dar. Im Bereich „Integration von Mobilitätsdaten“<br />

wird eine Gesamtdatenbank entwickelt, die mobilitätsrelevante<br />

Daten über geeignete Schnittstellen sammelt, aufbereitet<br />

und speichert. Dazu gehören vor allem Daten des<br />

ÖPNV, des Individualverkehrs und Umweltdaten. Der zweite<br />

Themenbereich befaßt sich mit Multimediainformationen,<br />

die dem Besucher und dem Einwohner Hannovers mittels<br />

verschiedener Medien zugänglich gemacht werden sollen.<br />

Dazu gehört auch die Versorgung von Verkehrsteilnehmern<br />

während <strong>der</strong> Fahrt.<br />

Kontakt:<br />

Barcelona Tecnologia, s.a.<br />

Carrer 60, num 25-27, Zona Franca<br />

E - 08040 Barcelona<br />

E-mail: btsa2@ibm.net<br />

Seite 37<br />

3.2.6 INFOTEN<br />

Die Zahl an Reisenden und Transportvorgängen steigt stetig<br />

an. Dabei stehen dem Reisenden verschiedene Routen und<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 38<br />

Arten <strong>der</strong> Fortbewegung zur Verfügung. Zu all diesen Alternativen<br />

sind über Medien wie TV, Radio, Internet o<strong>der</strong><br />

Videotext Informationen zugänglich, die sich allerdings auf<br />

jeweils eine Alternative beschränken. Es gibt Staumeldungen<br />

für den Straßenverkehr, Fahrpläne für den ÖPNV und Flugplaninformationen.<br />

Neben diesen Daten gibt es weitere sekundäre<br />

Informationen wie Veranstaltungshinweise, behördliche<br />

Informationen o<strong>der</strong> privatwirtschaftliche Infos. Eine<br />

Vernetzung all dieser unterschiedlichen Informationsquellen<br />

gibt es zur Zeit noch nicht. Ein Ziel aktueller Projekte ist<br />

es, alle vorhandenen Verkehrsträger miteinan<strong>der</strong> zu vernetzen<br />

und dem Nutzer optimale Mobilitätsalternativen zur Verfügung<br />

zu stellen. Um dieses zu erreichen, muß man nicht nur<br />

die Verkehrsträger aufeinan<strong>der</strong> abstimmen, son<strong>der</strong>n auch die<br />

vorhandenen Informationen zu diesen Verkehrsträgern zueinan<strong>der</strong><br />

in Beziehung setzen und miteinan<strong>der</strong> vernetzen.<br />

Mit dem Erreichen dieses Ziels befaßt sich INFOTEN<br />

(Multimodale Informations- und Verkehrsmanagementsysteme<br />

in transeuropäischen Netzwerken) in zwei Hauptbereichen:<br />

Entwicklung und Ausbau <strong>der</strong> Vernetzung europäischer<br />

Regionen in Deutschland, Frankreich, <strong>der</strong> Schweiz, Italien<br />

und Österreich<br />

Aufbau von Informations-Demonstratoren wie festen Terminals,<br />

PTA (Personal Travel Assistant) o<strong>der</strong> Straßenwarn-<br />

und -informationssystem COMPANION<br />

Die entwickelten technischen Lösungen in INFOTEN basieren<br />

auf einer Analyse <strong>der</strong> Nutzeranfor<strong>der</strong>ungen, die auf<br />

Grund von ca. 1.000 Interviews möglicher Anwen<strong>der</strong> erstellt<br />

wurde. Bei <strong>der</strong> Durchführung des INFOTEN-Projektes werden<br />

folgende Ergebnisse angestrebt:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Kostenreduzierung im Transportsystem<br />

Optimiertes inter-regionales Verkehrsmanagement<br />

Hochqualitative Informationsdienste<br />

Vernetzung und Harmonisierung <strong>der</strong> vorhandenen „isolierten“<br />

Informationssysteme<br />

Nach dem erfolgreichen Ende von INFOTEN sollen die entstandenen<br />

Systeme unmittelbar in einen kommerziellen Regelbetrieb<br />

übergehen.<br />

Kontakt:<br />

H.- J. Schulz<br />

INFOTEN / HEUSCH / BOESEFELDT<br />

Richard Wagner Str. 13<br />

80333 München<br />

Telefon: 089 5421 5111<br />

Telefax: 089 5421 5111<br />

E-mail: heuboem@compuserve.com<br />

Seite 39<br />

3.2.7 PROMISE<br />

Auch PROMISE (Personal Mobile Traveller and Traffic Information)<br />

beschäftigt sich wie viele an<strong>der</strong>e Telematikprojekte<br />

mit <strong>der</strong> Entwicklung und <strong>der</strong> Einführung neuartiger<br />

Informationsdienste für Reisende. Bisher wurden solche Informationen<br />

immer über Kanäle wie Zeitungen und Fernsehen<br />

verbreitet. In jüngster Zeit wurden neue Wege <strong>der</strong> Informationsübermittlung<br />

entwickelt. Dazu gehören variable<br />

Verkehrsschil<strong>der</strong>, Radio Data System – Traffic Message<br />

Channel (RDS-TMC) und öffentliche Informations-Terminals.<br />

Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> vorhandenen Systeme muß laut<br />

PROMISE zu neuen Diensten führen, die mobil und individuell<br />

verfügbar sind. Als Übertragungsmedium wurden GSM<br />

(Global System for Mobile Communication) und das Internet<br />

gewählt. Beide Technologien haben sich in den letzten Jahren<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 40<br />

so schnell verbreitet und weiterentwickelt, daß <strong>der</strong> Umgang<br />

mit Handy und PC als selbstverständlich gilt und eine breite<br />

Bevölkerungsgruppe auf diese Techniken zugreifen kann.<br />

Vorhersagen für die Zukunft gehen von weiterhin stark ansteigenden<br />

Zahlen von Mobiltelefonen und Internetzugängen<br />

aus. Die Ergebnisse von PROMISE werden in sechs europäischen<br />

Län<strong>der</strong>n demonstriert. An jedem Standort (in Finnland,<br />

Schweden, Großbritannien, den Nie<strong>der</strong>landen, Deutschland<br />

und Frankreich) werden etwa 100 Personen mit mobilen<br />

o<strong>der</strong> im Fahrzeug montierten Terminals teilnehmen. Die<br />

Dienste sollen eine multimodale Reiseplanung, dynamische<br />

Zielführung, Wetter- und Verkehrsdaten sowie die „Gelben<br />

Seiten“ enthalten.<br />

Die eingesetzten Endgeräte stammen von <strong>der</strong> Firma Nokia,<br />

die in diesem Projekt auch die Leitung übernommen hat.<br />

Als mobile Einheit wird <strong>der</strong> Nokia 9000 Communicator verwendet,<br />

<strong>der</strong> eine Einheit aus GSM-Telefon und Palmtop-<br />

Rechner darstellt. Er unterstützt Fax, SMS (Short Message<br />

Service), Internet (e-mail, telnet, WWW) und beinhaltet<br />

einen Organizer. Zusätzlich zu dieser mobilen Einheit entwickelt<br />

Nokia auch ein fahrzeuginternes Terminal, welches<br />

über ein GPS-Modul (Global Positioning System) verfügt.<br />

Die Daten, die dieses Terminal darstellt, werden in einer<br />

Dienstezentrale generiert und ans Fahrzeug individuell<br />

übertragen.<br />

Ziel von PROMISE ist die Entwicklung und Einführung von<br />

Terminals und Dienstleistungen, die nach <strong>der</strong> Durchführung<br />

von PROMISE in eine kommerzielle Nutzung übergehen<br />

können. Um dieses Ziel zu erreichen, beinhaltet PROMISE die<br />

Entwicklung eines Systems zur Kostenerfassung und -abrechnung.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Kontakt:<br />

Peter Decker<br />

Smart Traffic Products<br />

Nokia Mobile Phones<br />

PO Box 10 1823<br />

44718 Bochum<br />

Telefon: 0234 984 3872<br />

Telefax: 0234 984 3800<br />

E-mail: peter.decker@nmp.nokia.com<br />

Seite 41<br />

3.2.8 Sonstige Projekte mit deutscher Beteiligung<br />

Neben den ausführlich beschriebenen Projekten gibt es noch<br />

eine Vielzahl an<strong>der</strong>er Telematik-Projekte mit deutscher Beteiligung.<br />

Ein Teil dieser Projekte soll an dieser Stelle kurz<br />

und übersichtlich in tabellarischer Form angerissen werden.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 42<br />

3.3 EU-Projekte ohne deutsche Beteiligung<br />

3.3.1 DACCORD<br />

Das Projekt DACCORD (Development and Application of<br />

Coordinated Control of Corridors) behandelt die Gestaltung,<br />

Einführung, Validierung und Demonstration von neuartigen<br />

dynamischen Verkehrsmanagementsystemen zur integrierten<br />

und koordinierten Steuerung <strong>der</strong> Verkehrsflüsse<br />

auf den Hauptverkehrsstraßen. Die Arbeiten bauen inhaltlich<br />

auf DRIVE II–Projekten wie DYNA, EUROCOR o<strong>der</strong><br />

GERDIEN auf. Ziel ist es, die heutige Struktur von Verkehrsleitzentralen,<br />

die überwiegend individuell arbeiten, zu<br />

einem echten integrierten System weiterzuentwickeln, das<br />

über eine offene Systemarchitektur verfügt. Ergänzend dazu<br />

sollen neue Methoden und Werkzeuge für ein dynamisches<br />

Verkehrsmanagement entwickelt werden.<br />

Die Ergebnisse von DACCORD, an dem 22 Partner aus 8<br />

europäischen Län<strong>der</strong>n mitarbeiten, werden in drei verschiedenen<br />

Demonstratoren dargestellt:<br />

Paris, Boulevard Périphérique und Hauptverbindungsstraßen<br />

Amsterdam, Autobahnring<br />

Brescia, Brescia-Mestre-Fernstraßensystem<br />

Die Entwicklung des dynamischen Verkehrsmanagements<br />

wird in DACCORD von zwei Ansätzen her bearbeitet: ein<br />

„bottom up“-Ansatz deckt die praktische Erprobung neuer<br />

Techniken und Methoden ab und ein „top down“-Ansatz<br />

behandelt die Entwicklung <strong>der</strong> offenen Systemarchitektur.<br />

Beide Ansätze basieren auf einer Analyse <strong>der</strong> Nutzeranfor<strong>der</strong>ungen<br />

und funktionellen Spezifikationen. Für die Erprobung<br />

lassen sich diese Voraussetzungen folgen<strong>der</strong>maßen<br />

eingruppieren:<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

Name Art des Projekts Beteiligte Nationen Techniken Feldversuche Ziele<br />

CAPITALS Integrierte Telematik -<br />

Anwendungen<br />

CLEOPATRA Straßen - Verkehrsmanagement<br />

Italien, Belgien, Spanien,<br />

Frankreich, Deutschland<br />

Italien, Großbritannien,<br />

Schweden, Deutschland<br />

INTERPORT Schiffahrt Finnland, Norwegen,<br />

Griechenland, Spanien,<br />

Deutschland<br />

ICARE Zahlungssysteme und<br />

Nahbereichs - Kommunikation<br />

Frankreich, Italien, Portugal,<br />

Deutschland<br />

MAGNET B Luftverkehr Frankreich, Norwegen,<br />

Deutschland<br />

QUARTET + Integrierte Telematik -<br />

Anwendungen<br />

Schweden, Italien, Griechenland,<br />

Großbritannien,<br />

Frankreich, Deutschland<br />

Informationssysteme<br />

Floating Car Data<br />

Prognose - Tools<br />

Ticketing, Gebührenabrechnung<br />

dynamische Zielführung<br />

variable Verkehrszeichen<br />

individuelle Informationssysteme<br />

Identifikationssysteme für Container<br />

und Güter<br />

Smart - Card - Techniken<br />

Zugangskontrollen<br />

Lade- und Entladekontrollen<br />

kontaktlose Datenübertragung per<br />

induktiver Transmission<br />

Chip Cards<br />

Magnet - Streifen - Karten<br />

GNSS 1 -Receiver für verschiedene<br />

Anwendungen<br />

GPS<br />

EGNOS<br />

GLONASS<br />

Datenpool für Informations- und<br />

Verkehrsdienste<br />

neue, hochqualitative Funktionen<br />

zur Datensammlung und<br />

-verwaltung<br />

Brüssel<br />

Berlin<br />

Madrid<br />

Paris<br />

Rom<br />

Göteburg<br />

London<br />

Lyon<br />

Stockholm<br />

Toulouse<br />

Turin<br />

Helsinki<br />

Bilbao<br />

Oslo<br />

Piraeus<br />

Volos<br />

Paris<br />

Lissabon<br />

Venedig<br />

Konstanz<br />

Aufbau von Verkehrs- und Informationsdiensten<br />

Vermeidung von Staus und schädigenden Umwelteinflüssen<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />

Entwicklung und Validierung von Algorithmen und<br />

Strategien zur dyn. Zielführung<br />

Demonstration vorhandener Systeme<br />

Strategien zum Einsatz von variablen Verkehrszeichen<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Netz - Effizienz<br />

Integration <strong>der</strong> Schiffahrt in Transportketten<br />

Lösung von Standardisierungs-, Management- und<br />

Investitionsproblemen<br />

Kosten- und Zeitersparnis<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Sicherheit für Güter<br />

Entwicklung und Validierung von elektr. Zahlungsmethoden<br />

Konzepte zur Abrechnung bei multimodalen Ketten<br />

im öffentlichen Verkehr<br />

Zahlungsysteme für an<strong>der</strong>e Zwecke (Parken, Telefonieren,<br />

Automaten)<br />

keine Entwicklung eines GNSS 1- Receivers für Anwendungen<br />

in Luftfahrt, Schiffahrt und Eisenbahnverkehr<br />

Integration verschiedener Navigationssysteme<br />

Athen<br />

Göteburg<br />

Stuttgart<br />

Toulouse<br />

West Midlands<br />

Schaffung von geeigneten Plattformen zur Einführung<br />

von Telematiktechniken<br />

Entwicklung von Architekturen, Strategien und<br />

Komponenten<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Effizienz des Transportnetzwerkes<br />

Seite 43<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 44<br />

Filterung und Klärung <strong>der</strong> Datengrundlagen<br />

Abschätzung und Prognose von Verkehrssituationen (z. B.<br />

Reisezeiten, Staulängen)<br />

Punktuelle und Zuflußsteuerung (z. B. Autobahnzufahrten)<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Demonstratoren werden ausgewählte Funktionen<br />

und Techniken dargestellt: Online-Datenerfassung<br />

und -klassifizierung, Kurzzeitprognosen, Reisezeitschätzung<br />

und -vorhersage, Mensch-Maschine-Schnittstelle, Vernetzung<br />

von Verkehrsleitzentralen, Netzsteuerung, Zuflußüberwachung<br />

und integrierte, koordinierte Steuerung des<br />

Verkehrsflusses.<br />

Kontakt:<br />

Eric Kroes<br />

Hague Consulting Group (HCG)<br />

Surinamestraat 4<br />

NL - 2585 Den Haag<br />

Telefon: +31 70 346 9426<br />

Telefax: +31 70 346 4420<br />

E-mail: epk@hcg.nl o<strong>der</strong> daccord@hcg.nl<br />

3.3.2 EUROPE – TRIS<br />

EUROPE – TRIS (European Railways Optimization Planning<br />

Environment – Teleconferencing Railways Information<br />

System) beinhaltet den Einsatz von Telematiktechnologien<br />

im Eisenbahnbereich. Heutige Methoden zur Harmonisierung<br />

von nationalen und internationalen Fahrplänen und<br />

Betriebsstrategien entsprechen nicht mehr den Bedürfnissen<br />

nach höheren Reaktionsgeschwindigkeiten und flexibleren<br />

Lösungen. Das Teilprojekt EUROPE befaßt sich zur Lösung<br />

dieser Probleme mit Entwicklungen in den Bereichen Infrastrukturplanung,<br />

Betriebsorganisation und Optimierungsmodellen.<br />

Im Teilprojekt TRIS werden Tele-Konferenz-Systeme<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

für den Bahnbereich entwickelt, die den Informationsfluß<br />

und die Reaktionszeiten verbessern sollen.<br />

Hauptzielsetzungen von EUROPE – TRIS:<br />

Seite 45<br />

Automatisierung <strong>der</strong> herkömmlichen Fahrplan-Konferenzen<br />

mit neuartigen Multimedia-Konferenz-Systemen zur<br />

Vernetzung von Planungsabteilungen, Dienstleistungsanbietern<br />

und Schienennetz-Betreibern<br />

Aufbau eines Simulators für das Verkehrskapazitätsmanagement<br />

und Erhöhung <strong>der</strong> Infrastrukturauslastungen<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Planungsaktivitäten einzelner Verkehrsleitzentralen<br />

und <strong>der</strong> Kommunikation mit Güterverkehrssystemen<br />

Die angestrebten Lösungen beruhen auf dem Einsatz neuartiger<br />

Informationsdienste und Telematiktechnologien wie<br />

Personal Communications Computing, ISDN o<strong>der</strong> Client/<br />

Server-Anwendungen. Beson<strong>der</strong>s TRIS beschäftigt sich mit<br />

den Vorteilen mo<strong>der</strong>ner Konzepte im Zusammenhang mit<br />

Multimedia-Tele-Konferenzen für verschiedenartige nationale<br />

und internationale Anwendungen.<br />

Als Kernergebnis des Projektes entstehen zwei Module. Ein<br />

nationales Fahrplan-Tele-Konferenzsystem in jedem angeschlossenen<br />

Land und ein europäisches Fahrplan-Tele-Konferenzsystem,<br />

das die einzelnen nationalen Systeme bilateral<br />

miteinan<strong>der</strong> verknüpft.<br />

Dieses Konzept soll es allen Beteiligten ermöglichen, detaillierte<br />

Fahrplandaten zu harmonisieren und schnell untereinan<strong>der</strong><br />

abzustimmen. Als Hilfsmittel dazu werden entscheidungsunterstützende<br />

Werkzeuge eingesetzt, die eine<br />

einheitliche Datenbasis sicherstellen und flexible Lösungen<br />

ermöglichen.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 46<br />

Kontakt:<br />

Pier Luigi Guida<br />

FS - Area Rete<br />

Piazza Croce Rossa 1<br />

I - 00161 Roma<br />

Telefon: +39 6 4730 7729 / 7464<br />

Telefax: +39 6 4730 7458<br />

E-mail: pierluigi.guida@guidafs.inet.it<br />

3.3.3 MULTITRACK<br />

Eines <strong>der</strong> größten Probleme des intermodalen Transports ist<br />

die Verfolgung <strong>der</strong> transportierten Güter. Die Vielzahl von<br />

Teilnehmern innerhalb einer heutigen Transportkette (bis zu<br />

12), die zusätzlich in verschiedenen Län<strong>der</strong>n tätig sein können,<br />

erschwert die exakte Verfolgung. Für spezielle Güter,<br />

wie Gefahrstoffe o<strong>der</strong> Kühlgut, ist es unbedingt erfor<strong>der</strong>lich,<br />

genaue Status- und Positionsdaten zu kennen.<br />

Ziel von MULTITRACK ist es, den Adressaten eines<br />

Transportes in die Lage zu versetzen, die Ladung während<br />

ihres gesamten Transportweges hinsichtlich Position und<br />

Status zu überwachen. Dazu sollen vorhandene Systeme<br />

wie Identifikationssysteme, feste und mobile Datenübertragung<br />

und Datenbankanwendungen miteinan<strong>der</strong> vernetzt<br />

werden, um ein hochwertiges Netzwerk aufzubauen, in dem<br />

jedes Glied einer Logistik-Kette alle benötigten Daten auf<br />

einfache und benutzerfreundliche Weise enthält.<br />

Das Konzept für die Systemarchitektur in MULTITRACK<br />

basiert auf einer Analyse <strong>der</strong> Nutzeranfor<strong>der</strong>ungen, dem<br />

Know-how <strong>der</strong> Projektpartner und auf Ergebnissen des Vorgängerprojektes<br />

CONVERGE. Der Einsatz des geplanten<br />

Systems soll dazu führen, daß mehr Verkehr von <strong>der</strong> Straße<br />

auf die Schiene verlagert wird und somit die Intermodalität<br />

als Schlüssel für Einsparpotentiale geför<strong>der</strong>t wird. Eine wei-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

tere Folge <strong>der</strong> Aktivitäten könnte die Umorientierung <strong>der</strong><br />

Transportwirtschaft hin zu multimodalen Transportstrategien<br />

sein.<br />

Der Aufbau <strong>der</strong> MULTITRACK-Architektur ist auf das Internet<br />

als technologische Referenz zugeschnitten:<br />

Client/Server-Architektur<br />

TCP/IP<br />

Zugang für den Nutzer über das Internet<br />

Offenlegung <strong>der</strong> Datentransfer-Protokolle und Formate<br />

zur einfachen Integration zukünftiger Systeme<br />

Die Entscheidung für das Internet als Zugangsmedium und<br />

Netzwerk ist ein Kompromiß <strong>der</strong> Partner zwischen technischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen und einer möglichst leicht bedienbaren<br />

und nutzerfreundlichen Benutzeroberfläche für „nicht<br />

technische“ Anwen<strong>der</strong>.<br />

Kontakt:<br />

Ronnie Dallal<br />

Giga Information Group<br />

40 - 44 Rothersay Road<br />

UK - Luton LU1 1QZ<br />

Telefon: +44 1582 405 678<br />

Telefax: +44 1582 454 828<br />

E-mail: rdallal@gigaweb.com<br />

Seite 47<br />

3.3.4 POSEIDON<br />

In vielen EU-Staaten wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> Ausbau<br />

und die Weiterentwicklung <strong>der</strong> nationalen Schiffverkehrssysteme<br />

geför<strong>der</strong>t. Durch die unterschiedlichen Ausprägungen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Lösungen kommt es allerdings in <strong>der</strong><br />

internationalen Zusammenarbeit auf den Gebieten Schiffsverfolgung<br />

und -ortung, Kommunikation, Datenaustausch<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 48<br />

und Notfallverfahren zu Schwierigkeiten. Die jüngsten Entwicklungen<br />

in <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

könnten diesen Mißstand beseitigen und neue Möglichkeiten<br />

zur übergreifenden Überwachung und Regelung<br />

des Schiffahrtsverkehrs bieten.<br />

Mit dem Projekt POSEIDON soll ein län<strong>der</strong>übergreifendes<br />

System entwickelt werden, das regionale, nationale und<br />

europäische Systeme miteinan<strong>der</strong> vernetzt und so Grundlagen<br />

zur Überwachung <strong>der</strong> Seewege und einzelner Schiffe<br />

schafft. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf <strong>der</strong> Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Sicherheit und Effizienz im Schiffstransportwesen.<br />

Dazu gehört auch die Vermeidung von Umweltgefährdungen<br />

im Normalbetrieb und bei Notsituationen, in denen ein<br />

schnelles und koordiniertes Handeln unerläßlich ist.<br />

Neben diesen Kontroll- und Überwachungsfunktionen sollen<br />

die Kommunikationsverfahren zwischen Schiffen untereinan<strong>der</strong><br />

und mit Einrichtungen an <strong>der</strong> Küste verbessert<br />

werden.<br />

Das Projektkonsortium besteht aus Behörden, Herstellern<br />

und Nutzern in fünf europäischen Län<strong>der</strong>n und hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, eine allgemeingültige Struktur zu entwickeln,<br />

die dem Nutzer ein einheitliches System und eine<br />

landesunabhängige Dienstleistung zur Verfügung stellt. In<br />

nationalen Projekten <strong>der</strong> Teilnehmerstaaten werden Teilmodule<br />

des Gesamtsystems entwickelt, die über eine einheitliche<br />

Schnittstelle (Hard- und Software) miteinan<strong>der</strong> vernetzt<br />

werden, um eine reibungslose Zusammenarbeit <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Systeme zu gewährleisten.<br />

Die Durchführung von POSEIDON soll folgende Verbesserungen<br />

und Ergebnisse bringen:<br />

verbesserte Servicequalität für alle Nutzer im Schiffstransportwesen,<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

verbesserte Koordination und besseres Management von<br />

Transportvorgängen auf europäischen Seewegen,<br />

Erhöhung von Sicherheit und Effizienz,<br />

Entwicklung von Standards, Hard- und Software,<br />

Optimierung von Hafenvorgängen und Notfallverfahren.<br />

Die Projektergebnisse basieren auf Auswertungen <strong>der</strong> Nutzeranfor<strong>der</strong>ungen<br />

an ein neues Schiffsverkehrssystem und sollen<br />

in den fünf teilnehmenden Staaten (Finnland, Norwegen,<br />

Spanien, Griechenland und Großbritannien) demonstriert<br />

werden.<br />

Kontakt:<br />

John Chrisoulakis<br />

Truth S.A.<br />

28, Alexandras Ave.<br />

GR - 10683 Athens<br />

Telefon: +30 1 825 377 7 / 9<br />

Telefax: +30 1 825 3780<br />

E-mail: truthsa@athena.compulink.gr<br />

Seite 49<br />

3.3.5 VADE MECUM<br />

In diesem Projekt werden die Transportvorgänge für Personen<br />

und Güter innerhalb eines Korridors von Irland bis in<br />

die Nie<strong>der</strong>lande betrachtet und neue Konzepte zur Optimierung<br />

dieser Verkehrsflüsse entwickelt. Der VADE MECUM-<br />

Korridor steht beispielhaft für an<strong>der</strong>e Korridore innerhalb<br />

<strong>der</strong> europäischen Gemeinschaft und wird als Testfeld für neue<br />

Strategien und Verfahren genutzt. Er verläuft von Cork über<br />

Belfast und Dublin, danach über die Irische See nach Wales,<br />

weiter nach Nordwestengland, Yorkshire und Humberside,<br />

wo die Anbindung über die Nordsee an das Verkehrsnetz<br />

des europäischen Festlandes in den Nie<strong>der</strong>landen erfolgt. Dadurch,<br />

daß zwei Teilstücke im Transportkorridor über den Seeweg<br />

führen, ist eine multimodale Transportkette vorhanden.<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 50<br />

VADE MECUM ist eine Machbarkeitsstudie, die die Planung<br />

und Durchführung von Demonstrationsprojekten zu<br />

neuartigen Konzepten und Methoden mit Telematikunterstützung<br />

vorbereiten soll. Es deckt die ersten zwei Stufen<br />

eines europäischen 5-Stufen-Programms zur Einführung von<br />

Telematikapplikationen ab.<br />

Als Ergebnis wurden in VADE MECUM sieben unterschiedliche<br />

Demonstrationsprojekte vorgeschlagen:<br />

ITERUM<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Effizienz von Straßenverkehrssystemen<br />

für Nutzer und Betreiber<br />

PRECINCT<br />

Stärkung von Park & Ride durch neue Informationsdienste<br />

ROSINE<br />

Verkehrs- und Zielführungsinformationen<br />

TraDEx<br />

Vernetzung und Datenaustausch zwischen verschiedenen<br />

Leitstellen entlang des VADE MECUM-Korridors zur<br />

Steigerung <strong>der</strong> Transporteffizienz<br />

EUROSPIN<br />

Fahrplaninformationssystem<br />

CELINIS<br />

Intermodales Informationssystem zur Optimierung von<br />

Transportwegen und -arten für Güter<br />

VADE MECIUM<br />

Integrationsprojekt für alle Demonstrationen<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> genannten Demonstrationsprojekte basiert<br />

auf <strong>der</strong> Analyse eines Expertengremiums, in die Wünsche<br />

und Anfor<strong>der</strong>ungen von Nutzern, Betreibern und Diensteanbietern<br />

eingeflossen sind. Die Ergebnisse spiegeln die<br />

Notwendigkeit von verbesserter Information und Kommunikation<br />

innerhalb und zwischen unterschiedlichen Trans-<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

portarten zur Optimierung des heutigen Transportsystems<br />

für Personen und Güter wi<strong>der</strong>.<br />

Kontakt:<br />

Paul Grayston<br />

Atkins Wootton Jeffreys<br />

9 th floor, Television House<br />

Manchester M2 5WT<br />

United Kingdom<br />

Telefon: +44 161 839 3113<br />

Telefax: +44 161 839 3137<br />

E-mail: paul@wjcnorth.demon.co.uk<br />

Seite 51<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk<br />

3.3.6 Sonstige Projekte ohne deutsche Beteiligung<br />

Die Liste von Telematikprojekten in Europa ist zu lang, um jedes Projekt hier zu behandeln. Als Ergänzung zu den vorher etwas ausgiebiger beschriebenen<br />

Projekten auf europäischer Ebene sollen in <strong>der</strong> folgenden Tabelle noch einige weitere kurz beschrieben werden.<br />

Name Art des Projekts Beteiligte Nationen Techniken Feldversuche Ziele<br />

ADEPT II Zahlungssysteme und<br />

Nahbereichs - Kommunikation<br />

COSMOS Straßen - Verkehrsmanagement<br />

Schweden, Finnland,<br />

Griechenland, Großbritannien<br />

Italien, Großbritannien,<br />

Griechenland<br />

ECHO Schiffahrt Irland, Finnland, Norwegen,<br />

Großbritannien<br />

Erfassung und Buchung von<br />

Straßengebühren<br />

Gebühren ÖPNV<br />

Parkgebühren<br />

Informationssystemen<br />

autom. Stau- und Unfallerfassung<br />

Verkehrszeichensteuerung<br />

Umleitungen mittels variabler Verkehrszeichen<br />

Übertragung von Seekarten und Updates<br />

per<br />

GSM<br />

ISDN<br />

CD-ROM<br />

Standardisierung <strong>der</strong> Daten und Übertra-<br />

Thessaloniki<br />

Göteborg<br />

Finnland<br />

London<br />

Turin<br />

Piraeus<br />

Eisbrecher in finnischen<br />

Gewässern<br />

Einführung von Smart-Card-basierten Zahlungssystemen<br />

Kontakt- und kontaktlose Erfassungsmethoden<br />

Ausbau von vorhandenen Systemen<br />

Entwicklung neuer Konzepte und Strategien zur<br />

Erkennung von Staus und unvorhergesehenen<br />

Ereignissen<br />

Übertragung von elektronischen Seekarten<br />

Vertriebs- und Updateservice für Schiffe, Häfen<br />

und Einrichtungen an Küsten<br />

Standardisierung elektronischer Seekarten<br />

gungsformate<br />

HANNIBAL Integrierte Telematik- Italien, Frankreich Informationsaustausch<br />

Korridor Paris- Entwicklung und Test von Telematikanwendun-<br />

Anwendungen<br />

Informationssysteme<br />

Lyon-Mailand- gen zur Verbesserung des Verkehrsmanage-<br />

Vorhersage- und Entscheidungshilfen Triest<br />

ments und zur Erhöhung <strong>der</strong> Transporteffizienz<br />

für Verkehrssituationen<br />

Alpen-Überque- in den Alpen und im Korridor Paris - Triest<br />

autom. Erkennung von unvorhergeserungFrank- Entwicklung von Strategien und Techniken für<br />

henen Ereignissen<br />

reich/Italien<br />

Großveranstaltungen (Ski-WM) und an<strong>der</strong>e be-<br />

autom. Zahlungssysteme<br />

Verkehrsmanagement für beson<strong>der</strong>e<br />

Verkehrssituationen<br />

Sestriere (Ski WM) son<strong>der</strong>e Verkehrssituationen<br />

MANTEA Luftverkehr Italien, Frankreich Entwicklung von Software-Tools zur Paris - Orly<br />

Aufbau von 2 Prototypen zur Unterstützung <strong>der</strong><br />

Entscheidungsunterstüzung<br />

Rom - Fiumicino Fluglotsen<br />

Lotsenunterstützung<br />

Entwicklung eines Simulationssystems für die<br />

Simulationssystem<br />

Flughafenleitung zur Optimierung und Planung<br />

SAMPO Öffentlicher Verkehr Irland, Italien, Finnland, bedarfsorientierter öffentlicher Ver- in jedem Teilnehmer- Aufbau eines flexiblen Personen-Transport-<br />

Belgien, Schweden kehrstaat<br />

Systems<br />

Telematik, GPS, GSM Ergänzung des herkömmlichen Angebotes<br />

Seite 52<br />

09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

3.4 Zusammenfassung<br />

3.4.1 Zielfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Projekte mit deutscher Beteiligung<br />

Seite 53<br />

Projekt Z 1 Z 2 Z 3 Z 4 Z 5 Z 6 Z 7 Z 8 Z 9 Z 10 Z 11 Z 12<br />

PROMETHEUS<br />

DRIVE/ATT<br />

AATMS<br />

CARPLUS<br />

CHAUFFEUR<br />

CONCERT<br />

INFOTEN<br />

PROMISE<br />

CAPITALS<br />

CLEOPATRA<br />

INTERPORT<br />

ICARE<br />

MAGNET B<br />

QUARTET+<br />

Z 1: Individualverkehr Z 4: Luftfahrt Z 7: Verkehrsmanagement Z 10: Zielführung, Ortung, Navig.<br />

Z 2: Öffentlicher Verkehr Z 5: Schiffahrt Z 8: Vernetzung/Intermodalität Z 11: Umwelt, Sicherheit<br />

Z 3: Wirtschaftsverkehr Z 6: Eisenbahn Z 9: Informationsdienste/Dienstl. Z 12: Sonstiges<br />

voll zutreffend teilweise zutreffend<br />

3.4.2 Zielfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Projekte ohne deutsche Beteiligung<br />

Projekt Z 1 Z 2 Z 3 Z 4 Z 5 Z 6 Z 7 Z 8 Z 9 Z 10 Z 11 Z 12<br />

DACCORD<br />

EUROPE-TRIS<br />

MULTITRACK<br />

POSEIDON<br />

VADE MECUM<br />

ADEPT II<br />

COSMOS<br />

ECHO<br />

HANNIBAL<br />

MANTEA<br />

SAMPO<br />

Z 1: Individualverkehr Z 4: Luftfahrt Z 7: Verkehrsmanagement Z 10: Zielführung, Ortung, Navig.<br />

Z 2: Öffentlicher Verkehr Z 5: Schiffahrt Z 8: Vernetzung/Intermodalität Z 11: Umwelt, Sicherheit<br />

Z 3: Wirtschaftsverkehr Z 6: Eisenbahn Z 9: Informationsdienste/Dienstl. Z 12: Sonstiges<br />

voll zutreffend teilweise zutreffend<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 54<br />

4 Kontakte, För<strong>der</strong>ung und Information<br />

4.1 National<br />

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung<br />

und Technologie (BMBF)<br />

Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />

53170 Bonn<br />

Telefon: 0228 57-0<br />

Telefax: 0228 57-2094<br />

eMail:information@bmbf.bund400.de<br />

Internet: http://www.bmbf.de<br />

Auskunftsstelle für BMBF-För<strong>der</strong>ung:<br />

Forschungszentrum Jülich GmbH<br />

Außenstelle Berlin<br />

Frau Susanne Pätzold<br />

Breite Straße 3<br />

10178 Berlin<br />

Telefon: 030 2019-9419<br />

Telefax: 030 2019-9470<br />

eMail: beo1101.beo@fz-juelich.de<br />

Bundesministerium für Verkehr (BMV)<br />

Robert-Schuman-Platz 1<br />

53175 Bonn<br />

Telefon: 0228 300-0<br />

Telefax: 0228 300-3428<br />

Internet: http://www.bmv.de<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,<br />

Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />

Postfach 120629<br />

53048 Bonn<br />

Telefon: 0228 305-0<br />

Telefax: 0228 305-3225<br />

eMail OEA-1000@WP-gate.bmu.de<br />

Internet: http://www.bmu.de<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Übersicht zu forschungsför<strong>der</strong>nden Institutionen<br />

Nie<strong>der</strong>sächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur<br />

Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Leibnizufer 9<br />

30169 Hannover<br />

Telefon: 0511 120-2604<br />

Telefax: 0511 120-2601<br />

Internet: http://www.tt.uni-hannover.de/mwk<br />

Projektträger Bodengebundene Verkehrstechnologien<br />

TÜV Rheinland Sicherheit und Umweltschutz GmbH<br />

Am Grauen Stein<br />

51105 Köln<br />

Telefon: 0221 806-3329<br />

Telefax: 0221 806-2712<br />

eMail: PT-BVT@tuev-rheinland.de<br />

Internet: http://www.tuev-rheinland.de<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

Kennedyallee 40<br />

53175 Bonn<br />

Telefon: 0228 885-1<br />

Telefax: 0228 885-2777<br />

eMail: postmaster@dfg.d400.de<br />

Internet: http://www.dfg.de<br />

GZVB e.V.<br />

Hermann-Blenk-Str. 22<br />

38108 Braunschweig<br />

Telefon: 0531 35444-40<br />

Telefax: 0531 35444-49<br />

eMail: gzvb-bs@t-online.de<br />

Seite 55<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 56<br />

ZVB<br />

Zentrum für Verkehr Braunschweig<br />

Langer Kamp 8<br />

38106 Braunschweig<br />

4.2 Europaweit<br />

CORDIS Customer Service<br />

2 rue Pletzer<br />

L-8080 Helfent-Bertrange<br />

Luxembourg<br />

Telefon: +352-44 10 12 2240<br />

Telefax: +352-44 10 12 2248<br />

eMail: helpdesk@cordis.lu<br />

Internet: http://www.cordis.lu<br />

Generaldirektion 12 <strong>der</strong> EU<br />

‘Communication’ Unit (XII-AP4)<br />

European Commission, SDME 2/85<br />

Wetstraat 200 / Rue de la Loi, 200<br />

B-1049 Brussel / Bruxelles<br />

BELGIÄ / BELGIQUE<br />

Telefon: (32-2) 295.25.59<br />

Telefax: (32-2) 295.82.20<br />

eMail: info-dg12@dg12.cec.be<br />

EUREKA Secretariat<br />

Avenue des Arts 19H<br />

1000 Brussels<br />

Belgium<br />

Internet: http://www.eureka.be<br />

Information Society Project Office (ISPO)<br />

BU 24 2/78<br />

Rue de la Loi 200<br />

B-1049 Brussels<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Forschungs- und Entwicklungsprojekte 09110<br />

in Deutschland und Europa<br />

Belgium<br />

Telefon: + 32-2-296.8800 o<strong>der</strong> +32-2-296.8900<br />

Telefax: + 32-2-299.4170 o<strong>der</strong> +32-2-299.4180<br />

eMail: ispo@ispo.cec.be<br />

Internet: http://www.ispo.cec.be<br />

Koordinierungsstelle EG <strong>der</strong> Wissenschaftsorganisationen<br />

Rue du Trône 98<br />

B 1050 Bruxelles<br />

Telefon: +32-2-548 02 10<br />

Telefax: +32-2-502 75 33<br />

eMail: postmaster@bru.kowi.de<br />

Internet: http://www.kowi.de<br />

Godesberger Allee 127<br />

D-53175 Bonn<br />

Telefon: +49-228-95 99 70<br />

Telefax: +49-228-95 99 7-99<br />

eMail: postmaster@bn.kowi.de<br />

Seite 57<br />

Grundwerk © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09110 Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

in Deutschland und Europa<br />

Seite 58<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> Grundwerk


Technologie-Transfer 09410<br />

Technologie-Transfer<br />

Die Technologie-Transfer-Seiten im <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

stellen ein Forum für <strong>Hochschule</strong>n und <strong>der</strong>en<br />

Institute und Fachbereiche dar. Forschungsprojekte und Innovationen<br />

aus dem universitären Bereich rund um die <strong>Verkehrstelematik</strong><br />

werden vorgestellt und charakterisiert.<br />

Zu je<strong>der</strong> Projektbeschreibung finden Sie die Kontaktadresse,<br />

unter welcher Sie weitere Informationen zu Studiengängen<br />

und Projekten erhalten. Dies bietet Ihnen die Möglichkeit,<br />

gezielt Kontakt zu <strong>Hochschule</strong>n aufzunehmen, die in einem<br />

für Sie interessanten Arbeitsbereich innovativ und wissenschaftlich<br />

tätig sind.<br />

Um Sie über aktuelle Entwicklungen kontinuierlich zu informieren,<br />

werden die Technologie-Transfer-Seiten fortgeführt<br />

und erweitert.<br />

Um ein Forschungsprojekt Ihrer eigenen <strong>Hochschule</strong> zu<br />

präsentieren, nehmen Sie Kontakt mit dem Herausgeber des<br />

<strong>Kompendium</strong>s <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> auf. Wir unterstützen<br />

Sie gern.<br />

OECON GmbH<br />

H. Evers, G. Kasties<br />

Hermann-Blenk-Str. 22<br />

38108 Braunschweig<br />

Tel: 05 31 / 3 54 44 30<br />

Fax: 05 31 / 3 54 44 47<br />

e-mail: oecon@t-online.de<br />

Seite 1<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09410 Technologie-Transfer<br />

Seite 2<br />

Car-Go-Praxistest von Navigationssystemen<br />

von<br />

Prof. Dr.-Ing. Klaus Möller<br />

Projektzusammenfassung<br />

Im Sommersemester 1997 wurde an <strong>der</strong> FH Pforzheim von<br />

einer Studentengruppe unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. K.<br />

Möller ein Praxistest von Navigationssystemen durchgeführt.<br />

Zum Einsatz kamen die Systeme Alpine NVE-<br />

N055VP, TravelPilot RGS05 (Blaupunkt-Bosch) und Philips<br />

Carin 520. Mit jedem System wurde eine Testfahrt mit fest<br />

vorgegebenen Zielen durchgeführt. Den drei Testfahrten<br />

wurden definierte Bewertungskriterien in Form eines Test-<br />

Kriterien konzeptes zugrunde gelegt. Diese Kriterien galten für alle drei<br />

Systeme gleichermaßen und setzen sich wie folgt zusammen:<br />

Bedienung,<br />

Schnelligkeit des Systems,<br />

Sprache,<br />

Display,<br />

Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Navigation,<br />

Anzahl und Schwere <strong>der</strong> Navigationsfehler und<br />

Reaktion des Systems im Grenzbereich.<br />

Jede Testfahrt beinhaltete eine Reihe sogenannter Problempunkte,<br />

die mit jedem System durchfahren wurden:<br />

Zielort in Fußgängerzone<br />

Wendeschleife<br />

Falschfahrmanöver<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Technologie-Transfer 09410<br />

länger währende Baustelle<br />

komplexer Knotenpunkt<br />

Einbahnstraßensystem<br />

Alternativroute<br />

Seite 3<br />

Abschließend läßt sich sagen, daß nach diesem umfassenden<br />

und aufschlußreichen Praxistest <strong>der</strong> drei Systeme, Alpine<br />

NVE-N055VP, Travel Pilot RGS05 (Blaupunkt-Bosch) und<br />

Philips Carin 520, grundsätzlich alle Zielorte erreicht wurden<br />

und somit ein nützlicher Beitrag zur Unterstützung des<br />

Fahrers beim Finden eines Zielortes gewährleistet ist.<br />

Entscheidende Hinweise für die Beurteilung <strong>der</strong> Systeme<br />

lieferte die Videoaufzeichnung, die für jedes System an<br />

bestimmten Problempunkten durchgeführt wurde. So konnten<br />

die Systemreaktionen im Videolabor exakt nachvollzogen<br />

und ausgewertet werden.<br />

In <strong>der</strong> allgemeinen Beurteilung wie auch in den getesteten<br />

Problempunkten zeigten sich Schwächen <strong>der</strong> Systeme, auf<br />

die im einzelnen hingewiesen wurde und die weitere Verbesserungspotentiale<br />

für die Hersteller aufzeigen.<br />

Die Exaktheit <strong>der</strong> Navigation und <strong>der</strong> Entfernungsangaben des<br />

Blaupunktsystems traten hervor; dies ermöglicht wie<strong>der</strong>um<br />

einen effizienten Einsatz des hilfreichen Distanzbalkens bei<br />

diesem System. Es konnte nicht nachgewiesen werden, ob<br />

die Exaktheit des Systems auf den Einsatz bestimmter Ortungskomponenten,<br />

auf die Verarbeitungssoftware, auf das<br />

digitale Netz o<strong>der</strong> eine Kombination dieser Faktoren zurückzuführen<br />

ist.<br />

Beim Alpinesystem überzeugte die übersichtliche Kreuzungsdarstellung,<br />

die auch in Extremsituationen schnell aufeinan<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong><br />

Richtungswechsel den Überblick bewahren<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09410 Technologie-Transfer<br />

Seite 4<br />

läßt. Dieses System wies darüber hinaus die größte Flexibilität<br />

bei <strong>der</strong> Einstellung benutzerbezogener Parameter auf.<br />

Das Philipssystem machte einen sehr ausgewogenen Eindruck<br />

und bot eine auf das Wesentliche reduzierte, jedoch<br />

klare Kreuzungsdarstellung, die die Orientierung bei komplexen<br />

Knotenpunkten erleichterte. Die Oberfläche war von<br />

<strong>der</strong> Farbgebung her kontrastreich und klar gestaltet.<br />

Aus den genannten Resultaten ist <strong>der</strong> Schluß zu ziehen, daß<br />

eine Kombination <strong>der</strong> Stärken <strong>der</strong> Systeme eine unschlagbare<br />

Version ergeben würde.<br />

Der Abschlußbericht zu dem Projekt kann zu einem Preis<br />

von DM 35,00 angefor<strong>der</strong>t werden bei: kropp@fh-pforzheim.de<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr.-Ing. Klaus Möller, Fachhochschule Pforzheim<br />

Studiengang Beschaffung und Logistik<br />

Tiefenbronner Straße 65<br />

75175 Pforzheim<br />

Telefon: 0 72 31 / 28 66 40<br />

Fax: 0 72 31 / 28 60 90<br />

e-mail: Klaus.Moeller@ptv.ptv.de<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Technologie-Transfer 09410<br />

Das Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik<br />

von<br />

Prof. Dr.-Ing. E. Schnie<strong>der</strong><br />

Seite 5<br />

Forschungsschwerpunkte<br />

In vier Forschungsschwerpunkten wird durch die Kombination<br />

von Beschreibungsmitteln, Methoden und Werkzeugen<br />

ein systemtechnischer fachübergreifen<strong>der</strong> Bezug zu den verschiedensten<br />

Anwendungen hergestellt.<br />

Entwurfsautomatisierung<br />

Rechnerintegrierte Entwurfsverfahren für die Steuerungs-,<br />

Regelungs- und Automatisierungstechnik, insbeson<strong>der</strong>e mit<br />

Petrinetzen.<br />

Prozeßautomatisierung und Regelung<br />

Entwurf, Simulation und Realisierung von Regelung und<br />

Automatisierung bei Anlagen, Prozessen und Systemen des<br />

Maschinenbaus.<br />

Aktoren und Sensoren<br />

Hochdynamische Stellglie<strong>der</strong>, Elektrohydraulik, Meßeinrichtungen<br />

und <strong>der</strong>en Anwendungen in <strong>der</strong> Regelungs- und<br />

Automatisierungstechnik.<br />

Verkehrs- und Transportautomatisierung<br />

Entwurf und Realisierung von Regelungs- und Automatisierungsverfahren<br />

auf allen Leitebenen von Verkehrs- und<br />

Transportsystemen, z. B.:<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09410 Technologie-Transfer<br />

Seite 6<br />

Gesamtverkehrskonzept,<br />

Betriebskonzepte und Betriebsleittechnik für Eisenbahnen,<br />

z. B. Wissensbasierte Dispositionsunterstützung,<br />

Ortung mittels satellitengestützter Systeme,<br />

Dispositions- und Organisationskonzepte für alternative<br />

Bahnsysteme,<br />

Sicherheitsbetrachtungen für Bahnbetriebsleitsysteme,<br />

Logistik- und Umschlagkonzepte für den kombinierten<br />

Ladungsverkehr.<br />

Forschungsprojekte: Verkehrs- und Transportautomatisierung<br />

Modellierung des European Train Control Systems<br />

Zur Vereinfachung für den europäischen län<strong>der</strong>übergreifenden<br />

Eisenbahnverkehr soll ein einheitliches Zugbeeinflussungssystem<br />

(ETCS) geschaffen werden. Der Kern dieses<br />

Systems sind die streckenseitige Funkblockzentrale (RBC)<br />

und das Fahrzeuggerät an Bord des Zuges, die per Mobilfunk<br />

(GSM) miteinan<strong>der</strong> kommunizieren. In internationaler<br />

Zusammenarbeit wird die Spezifikation des Leitsystems anhand<br />

einer Modellierung mit Petrinetzen analysiert und<br />

verifiziert.<br />

Wissensbasierte Dispositionsunterstützung<br />

Bei Betriebsstörungen im spurgebundenen Verkehr muß <strong>der</strong><br />

Disponent in das Verkehrsgeschehen eingreifen, um einen<br />

möglichst optimalen Verkehrsablauf zu gewährleisten. Zur<br />

Unterstützung des Disponenten wird eine rechnergestützte<br />

On-line-Dispositionshilfe entwickelt. Diese analysiert die Verkehrssituation<br />

auf Konflikte und schätzt <strong>der</strong>en Auswirkungen<br />

im voraus mittels Simulation ab. Die Ergebnisse werden<br />

dem Disponenten in komprimierter und prägnanter Weise<br />

dargestellt. Auf <strong>der</strong> Basis von gespeichertem Dispositionswissen<br />

werden geeignete Maßnahmen zur Kompensation<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Technologie-Transfer 09410<br />

Seite 7<br />

von Störungen entwickelt, mittels Simulation überprüft und<br />

dem Disponenten vorgeschlagen. Auf diese Weise können<br />

Verkehrsleistung, Zuverlässigkeit und Kundenzufriedenheit<br />

verbessert werden.<br />

Kombinierter Ladungsverkehr<br />

Am Institut ist ein innovatives Umschlaggerät für Ladeeinheiten<br />

im Kombinierten Ladungsverkehr entwickelt, im Maßstab<br />

1:45 aufgebaut und erprobt worden. Der Umschlagroboter<br />

be- und entlädt Ladeeinheiten vom fahrenden Zug aus.<br />

Der Roboter ist in ein optimiertes Terminalkonzept (OpTus)<br />

eingebunden, welches wie<strong>der</strong>um Bestandteil eines neuen<br />

Produktionsverfahrens (InTraS) im Schienengütertransport<br />

ist.<br />

InTraS<br />

Das Gesamtkonzept InTraS (Integriertes Transportkonzept<br />

Schiene) hat das Ziel, die Verkehrswertigkeit des Verkehrsträgers<br />

Schiene zu erhöhen, indem eine Integration von<br />

neuen Techniken mit angepaßten Produktionsverfahren durchgeführt<br />

wird. Die Anwendung von mo<strong>der</strong>nen Telematiksystemen,<br />

<strong>der</strong> Einsatz von Schnellumschlaganlagen und<br />

von autonomen Güterwagen sind hierbei als wesentliche<br />

Anwendungsfälle zu nennen.<br />

Gesamtverkehrskonzept<br />

Das steigende Verkehrsaufkommen insbeson<strong>der</strong>e im Individualverkehr<br />

erreicht zunehmend die Kapazitätsgrenzen <strong>der</strong><br />

Straßen. Mit den bisherigen Maßnahmen, die vielfach im Ausbzw.<br />

Neubau von Straßen lagen, ist eine Lin<strong>der</strong>ung des Problems<br />

nur noch sehr eingeschränkt möglich, so daß neue<br />

Lösungsansätze gefunden werden müssen. Es wird die Vernetzung<br />

und Verknüpfung <strong>der</strong> Einzelverkehrssysteme angestrebt,<br />

die mit mo<strong>der</strong>ner Leit- und Kommunikationstechnik<br />

realisiert wird.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09410 Technologie-Transfer<br />

Seite 8<br />

Ortung im spurgebundenen Verkehr<br />

Auf Grundlage <strong>der</strong> Satellitennavigation wird ein allgemeines,<br />

technologieunabhängiges Systemkonzept für die Ortung im<br />

spurgebundenen Verkehr entwickelt. Damit soll eine konzeptionelle<br />

Basis für Ortungssysteme im spurgebundenen<br />

Verkehr vorliegen, die Spielraum für den Einsatz neuer Verfahren,<br />

Dienste und Technologien bietet und damit eine längerfristige<br />

Systemkonzeption als bisher üblich ermöglicht.<br />

Es werden örtliche Einsatzbereiche von Regionen bis in<br />

den europäischen Raum berücksichtigt, um die verschiedenen<br />

Bahntypen samt spezifischen bahntechnischen und betrieblichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen erfassen zu können. An<strong>der</strong>erseits<br />

wird im Sinne einer Machbarkeitsstudie experimentell erforscht,<br />

wie sich mo<strong>der</strong>ne, satellitengestützte Ortungsverfahren<br />

für Ortungsaufgaben im spurgebundenen Verkehr nutzen<br />

lassen.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr.-Ing. E. Schnie<strong>der</strong>, TU Braunschweig<br />

Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik<br />

Langer Kamp 8<br />

38106 Braunschweig<br />

Telefon: 05 31 / 391 - 3317<br />

Fax: 05 31 / 391 - 5197<br />

e- mail: postmaster@ifra.ing.tu-bs.de<br />

http://www.ifra.ing.tu-bs.de/<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Technologie-Transfer 09410<br />

Evolutionäre Fahrplanentwicklung unter<br />

Berücksichtigung mehrfacher Zielsetzungen<br />

von<br />

Prof. Dr. Michael Kolonko<br />

Seite 9<br />

Gute Fahrpläne für öffentliche Verkehrsnetze müssen<br />

verschiedenen Zielsetzungen genügen, die durchaus einan<strong>der</strong><br />

zuwi<strong>der</strong>laufen können. So erwarten die Nutzer<br />

schnelle, bequeme und preiswerte Verbindungen, während<br />

für den Betreiber die Wirtschaftlichkeit des Netzes<br />

im Vor<strong>der</strong>grund stehen wird. Ein an <strong>der</strong> TU Clausthal<br />

entwickeltes Programmsystem kann diese unterschiedlichen<br />

Ziele als Kosten eines Fahrplans auffassen und<br />

Kosten-Nutzen-Kurven ermitteln. Ein Planer kann an<br />

diesen Kurven ablesen, welche Auswirkungen verschiedene<br />

Fahrpläne auf die unterschiedlichen Zielsetzungen<br />

haben.<br />

Das Programmsystem HiTT ermöglicht es, Fahrpläne durch<br />

unterschiedliche Kostenfunktionen wie Umsteigewartezeiten,<br />

erfor<strong>der</strong>liche Investitionskosten und minimal benötigte Anzahl<br />

von Fahrzeugen zu bewerten. Die Umsteigewartezeit<br />

ergibt sich als Summe über die Anschlußwartezeiten aus allen<br />

vorhandenen Umsteigemöglichkeiten des Verkehrsnetzes. Dabei<br />

wird jede Wartezeit mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Passagiere gewichtet,<br />

die diese Umsteigemöglichkeit nutzen. Während das<br />

Netz mit seinen Stationen, Strecken und Linien als fest vorgegeben<br />

angesehen wird, können die Fahrzeiten auf den<br />

Strecken durch zusätzliche Investitionen verkürzt werden<br />

(z. B. Ausbau, Tunnel- o<strong>der</strong> Brückenbau im Fernverkehr,<br />

zusätzliche Busspur o<strong>der</strong> Ampelschaltung im Nahverkehr).<br />

Liegt für jede Strecke eine Kostenabschätzung <strong>der</strong> mögli-<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09410 Technologie-Transfer<br />

Seite 10<br />

chen Beschleunigungsmaßnahmen vor, so ermittelt HiTT die<br />

bezüglich <strong>der</strong> beiden Kostenfunktionen Umsteigewartezeit<br />

Pareto-optimale und Investitionskosten näherungsweise Pareto-optimalen Fahr-<br />

Fahrpläne pläne, d. h. Fahrpläne, die nicht in beiden Kostendimensionen<br />

unterboten werden können. Trägt man die Kostenwerte aller<br />

denkbaren Fahrpläne in eine Koordinatenebene, so bilden<br />

die Pareto-optimalen Fahrpläne eine Kosten-Nutzen-Kurve,<br />

vgl. Abb.1. Es können so erfor<strong>der</strong>liche Investitionen zur Erlangung<br />

einer Umsteigequalität ermittelt werden (z. B. die<br />

Kosten eines integralen Taktfahrplans mit Umsteigewartezeit<br />

~ 0) o<strong>der</strong> die erreichbare Qualität bei vorgegebener<br />

Kostenschranke.<br />

Abb. 1: Die schraffierte Fläche stellt die Kostenwerte aller denkbaren Fahrpläne dar, die<br />

Pareto-optimalen Fahrpläne liegen auf <strong>der</strong> begrenzenden Linie<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Technologie-Transfer 09410<br />

Seite 11<br />

Als eine dritte Kostenfunktion kann beim <strong>der</strong>zeitigen Ausbaustand<br />

die minimale Anzahl von Fahrzeugen, die zur Realisierung<br />

des Fahrplans notwendig sind, gewählt werden. Anstelle<br />

einer einzelnen Kosten-Nutzen-Kurve erhält man nun<br />

für verschiedene Fahrzeuganzahlen Kurven wie in Abb. 1.<br />

Die Ermittlung <strong>der</strong> Pareto-optimalen Fahrpläne erfor<strong>der</strong>t die<br />

Lösung eines außerordentlich komplexen mathematischen<br />

Optimierungsproblems mit mehrdimensionaler Kostenfunktion.<br />

Herkömmliche Verfahren <strong>der</strong> Optimierung sind nicht<br />

in <strong>der</strong> Lage, dieses Problem zu lösen. In dem System HiTT<br />

werden daher sogenannte Evolutionäre Verfahren (genetische<br />

Algorithmen) verwendet. Hierbei wird zunächst eine „Population“<br />

von Fahrplänen auf dem Rechner zufällig erzeugt.<br />

Es werden dann Fahrpläne aus dieser Population ausgewählt,<br />

mutiert und miteinan<strong>der</strong> gekreuzt, wobei jeweils<br />

neue Fahrpläne entstehen. Diese Fahrpläne sind zunächst<br />

meist nicht sehr sinnvoll. Eine neue „Generation“ von Fahrplänen<br />

wird nun durch Selektion aus den vorhandenen gebildet,<br />

wobei solche mit niedrigen Kosten bevorzugt werden.<br />

In einer häufigen Wie<strong>der</strong>holung des Zyklus aus Mutation,<br />

Kreuzung und Selektion setzen sich auf Dauer die<br />

„fittesten“ Fahrpläne durch, d. h. solche mit niedrigen Kosten.<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Problem bildet dabei die Gestaltung des<br />

„Selektionsdrucks“, <strong>der</strong> dafür sorgen soll, das sich die<br />

Punktwolke <strong>der</strong> Kostenwerte <strong>der</strong> Population möglichst<br />

gleichmäßig in Richtung Koordinatenursprung bewegt, vgl.<br />

Abb. 2. Die untere Einhüllende dieser Wolke bildet dann<br />

eine Kosten-Nutzen-Kurve.<br />

Gegenwärtig wird an einer Erweiterung des Systems gearbeitet,<br />

die die Einbeziehung von typischen Störungen des Fahrgeschehens<br />

in die Berechnung <strong>der</strong> Umsteigewartezeiten<br />

ermöglichen soll. Als neue Kostenfunktion wird dann die<br />

„Robustheit“ eines Fahrplans gegenüber Störungen benutzt.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09410 Technologie-Transfer<br />

Seite 12<br />

Abb. 2: Die schwarzen Punkte sind die Kostenwerte von Fahrplänen aus früheren Generationen,<br />

die aktuelle Generation wird mit weißen Rauten gezeigt, die weißen Kreise<br />

bilden die bisher ermittelten Pareto-optimalen Werte.<br />

Diese Arbeiten werden in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />

für Eisenbahnwesen und Verkehrssicherung <strong>der</strong> TU Braunschweig<br />

(Prof. Dr. J. Pachl, Dr. W. Fengler) durchgeführt.<br />

Ansprechpartner :<br />

Prof. Dr. M. Kolonko, Ophelia Engelhardt-Funke<br />

Institut für Mathematik, TU Clausthal<br />

Erzstr. 1<br />

36780 Clausthal-Zellerfeld<br />

Tel: 0 53 23 / 72 24 10<br />

Fax: 0 53 23 / 72 23 04<br />

email : kolonko@math-tu-clausthal.de.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Technologie-Transfer 09410<br />

Sendungsverfolgungssystem<br />

CARGO-MANagement<br />

von<br />

Prof. Dr. W. Krieger<br />

1 Forschungsziel<br />

Seite 13<br />

Mit dem Gemeinschaftsprojekt <strong>der</strong> GVB (Gesellschaft für<br />

Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik e.V.) sollte ein modulares,<br />

dezentral konzipiertes Sendungsverfolgungssystem<br />

entwickelt werden, das auf die Investitionsmöglichkeiten,<br />

betrieblichen und personellen Voraussetzungen mittelständischer<br />

und kleiner Transport- und Speditionsunternehmen<br />

abgestimmt ist.<br />

Mit den Praxispartnern war ein Prototyp bis zur Anwendungsreife<br />

zu entwickeln und im realen Einsatz bundesweiter<br />

Verkehrsflüsse zu testen.<br />

2 Beschreibung des Sendungsverfolgungssystems CAR-<br />

GOMAN<br />

Herausragende Eigenschaften des Systems sind <strong>der</strong> dezentrale<br />

Ansatz und <strong>der</strong> modulare Aufbau <strong>der</strong> einzelnen Funktionsbausteine,<br />

welcher eine individuelle Anpassung an die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> Speditionsbetriebe ermöglicht. Das im<br />

Rahmen des Vorhabens entwickelte Sendungsverfolgungssystem<br />

ist so konzipiert, daß ein Einsatz ohne großen zusätzlichen<br />

Erfassungsaufwand in den Speditionsbetrieben<br />

möglich ist.<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09410 Technologie-Transfer<br />

Seite 14<br />

Bei dem Prototyp wird <strong>der</strong> Sendungsverlauf über eine co-<br />

Packstück- dierte und zusätzlich in Klarschrift lesbare Packstücknuminformationen<br />

mer erfaßt und abgebildet. Diese Packstückinformation wird<br />

vom Versandspediteur aufgebracht und in sein Sendungsverfolgungssystem<br />

eingelesen. Neben einer eindeutigen Identifizierung<br />

des einzelnen Packstückes verweist diese Nummer<br />

auf den Versandspediteur. Detaillierte Informationen,<br />

die zur Abwicklung einer aus mehreren Packstücken bestehenden<br />

Sendung erfor<strong>der</strong>lich sind und den sachlogischen<br />

Bezug zu den von den Auftraggebern erteilten Speditionsaufträgen<br />

herstellen, werden in den vorhandenen Speditions-<br />

Informations- abwicklungsprogrammen gepflegt. Damit sind das Sendungstechnische<br />

verfolgungssystem und die Systeme für die speditionelle<br />

Verknüpfung Abwicklung voneinan<strong>der</strong> völlig unabhängig. Die informatidurch<br />

onstechnische Verknüpfung wird ausschließlich durch die<br />

Packstück- Packstückinformation hergestellt.<br />

informationen<br />

An jedem Umschlagpunkt in <strong>der</strong> logistischen Kette wie zum<br />

Beispiel beim Empfangsspediteur o<strong>der</strong> beim Endempfänger<br />

werden die Packstückinformationen zur Erzeugung einer<br />

Statusmeldung benutzt, in das dort vorhandene dezentrale Sy-<br />

Übertragungs- stem eingegeben und an den Versandspediteur übersandt.<br />

medium Als Übertragungsmedium für diese Informationen wird das<br />

Internet INTERNET genutzt. In dem Sendungsverfolgungssystem des<br />

Versandspediteurs werden die Statusmeldungen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Packstücke zu sendungsbezogenen Statusmeldungen verdichtet.<br />

Für die Überwachung interner Abläufe werden bei Bedarf<br />

weitere Meßpunkte festgelegt. Das Sendungsverfolgungssystem<br />

CARGOMAN ist damit weit mehr als ein reines<br />

Auskunftssystem, es<br />

unterstützt die präventive Qualitätssicherung,<br />

verbessert die Planung und Steuerung von Speditionsprozessen<br />

sowie<br />

das Controlling in Speditionsbetrieben.<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98


Technologie-Transfer 09410<br />

3 Ausblick<br />

Nach dem erfolgreichen Abschluß des Pilotversuches finden<br />

zur Zeit Kooperationsgespräche für eine kommerzielle Vermarktung<br />

des Produkts statt.<br />

4 Forschungsstellen und Ansprechpartner<br />

Friedrich-Alexan<strong>der</strong>-Universität Erlangen Nürnberg<br />

Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbeson<strong>der</strong>e Logistik<br />

Prof. Peter Klaus, D.B.A./Boston University<br />

Dipl. Kfm. Andreas Stein<br />

Dipl.-Ing. Alexan<strong>der</strong> Pflaum<br />

Theodorstraße 1<br />

90489 Nürnberg<br />

Tel.: 09 11 / 5 88 79 - 32<br />

Fax: 09 11 / 5 88 79 - 33<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Winfried Krieger<br />

Dr.-Ing. Heinrich Dräger<br />

Fachhochschule Flensburg<br />

Logistik-, Verkehrs- und Informationsmanagement<br />

Kanzleistraße 91-93<br />

24943 Flensburg<br />

Telefon: 04 61 / 80 53 50<br />

Fax: 04 61 / 80 54 96<br />

e-mail: krieger@wi.fh-flensburg.de<br />

http://www.logistikmanagement.de<br />

Seite 15<br />

1. Akt.-Liefg. August 98 © <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong>


09410 Technologie-Transfer<br />

Seite 16<br />

© <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrstelematik</strong> 1. Akt.-Liefg. August 98

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!