Die Welt wird Stadt - SUR Kultur
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zum Gähnen, es sei klassische Top-down-Kommunikation, die das<br />
Kanzleramt da mache. »Diskussionsfreudigkeit und -offenheit geht<br />
anders«, erklärt er. <strong>Die</strong> Nutzung der neuesten Instrumente brächte<br />
einen Imagevorteil: Man sei auf der Höhe der Zeit, Kommunikationsavantgarde.<br />
Beck: »Internet hat eine reale Bedeutung für eine<br />
bestimmte, gut ausgebildete, technikaffine und diskussionsfreudige<br />
Gruppe.« Von allen Parteien sind es denn auch die Grünen, die auf<br />
das Internet als »ein zentraler Bestandteil unseres Wahlkampfes«<br />
setzen. So erklärt es, Robert Heinrich, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Onlinekampagnen-Macher. Dass Twittern wie Netz auch<br />
unerwünschte Nebenwirkungen haben können, zeigte sich bei der<br />
Bundespräsidentenwahl: weil ein Abgeordneter gezwitschert hatte,<br />
stand das offizielle Wahlergebnis schon im Internet, bevor es im<br />
Plenum verkündet wurde.<br />
Konkret <strong>wird</strong>’s lokal<br />
Wie wahlentscheidend jedoch solcherlei ist, <strong>wird</strong> sich weisen, immerhin<br />
sind Kommunalwahlen nach wie vor hauptsächlich Persönlichkeitswahlen.<br />
Auf wahl.de jedenfalls gibt es ein Monitoring<br />
der twitternden Politiker aller Parteien auf Kommunal-, Landes-,<br />
Bundes- und Europa-Ebene, und das zeigt, dass die Zahlen der<br />
»Follower« mancher Kandidaten stetig steigen. Im Worldwideweb<br />
ist aber auch zu erfahren, was viele Bürger empfinden, nämlich<br />
dass der Politik das Demokratieverständnis abhanden gekommen<br />
sei. Und hier geht es nicht um die große Bundes- oder gar Europapolitik,<br />
sondern da <strong>wird</strong> es oft ganz konkret und lokal. So fühlen<br />
sich in Stuttgart etwa viele Bürger bei den Themen Stuttgart<br />
21 oder Wasser, also der Vermietung des Wassernetzes und dessen<br />
Rücklauf, ausgeschlossen. Bei der Verwandlung des einstigen Ambo-Kinos<br />
zum »<strong>Kultur</strong>zentrum Film und Theater«, wie es nun im<br />
Wahlkampf von vielen Parteien gefordert <strong>wird</strong>, soll das anders sein.<br />
»Derzeit sind wir am Vorsondieren, arbeiten mit Hochdruck daran,<br />
wie es mit Umschichtungen finanziert werden könnte, sprechen<br />
mit Sachverständigen und Partnern,« sagt <strong>Kultur</strong>bürgermeisterin<br />
Susanne Eisenmann. »Dann werden wir natürlich die späteren Nutzer<br />
mit einbeziehen und deren Bedürfnisse abfragen. Sie müssen ja<br />
darin arbeiten.« Das klingt wie ein Versprechen.<br />
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»Nicht meckern, sondern argumentieren!«<br />
Ein Gespräch mit Kurt-Jürgen Maaß über »<strong>Kultur</strong> wählen«,<br />
den »Fünften Rat« und die Stuttgarter <strong>Kultur</strong>politik<br />
Kurt-Jürgen Maaß war von Juni<br />
1998 bis Juli 2008 Generalsekretär<br />
des Instituts für Auslandsbeziehungen<br />
sowie He rausgeber der<br />
Zeitschrift »<strong>Kultur</strong>austausch«.<br />
Er ist Sachkundiger Bürger«<br />
im Ausschuss für <strong>Kultur</strong> und<br />
Medien des Stuttgarter Gemeinderats,<br />
Honorarprofessor<br />
an der Universität Tübingen und<br />
Mitglied der <strong>Kultur</strong>initiative »Der<br />
Fünfte Rat«. <strong>Die</strong>ser organisierte<br />
zu den Kommunalwahlen Anfang<br />
Mai im Württembergischen<br />
Kunstverein eine Podiumsdiskussion unter dem Titel »<strong>Kultur</strong><br />
Wählen« mit den kulturpolitischen Sprechen der Parteien im<br />
Gemeinderat.<br />
Herr Maaß, wann wurde Ihre Initiative »Der Fünfte Rat« ins Leben gerufen<br />
und mit welchem Ziel?<br />
Es war, glaube ich, im Jahr 2002, als mehrere sachkundige Bürger<br />
im Ausschuss für <strong>Kultur</strong> und Medien des Stuttgarter Gemeinderates<br />
– das waren Herr Milow, Herr Joly und ich – von einer Sitzung<br />
so frustriert waren, dass wir uns bei einem Treffen danach gesagt<br />
haben: Entweder wir treten von unseren Ämtern als sachkundige<br />
Bürger zurück, oder wir schaffen uns intern ein neues Forum, auf<br />
dem wir grundsätzlicher diskutieren können. Wir haben dann weitere<br />
»<strong>Kultur</strong>menschen« hinzugewinnen können und treffen uns<br />
seitdem jeden Monat an einem festen Abend, um aktuelle Fragen<br />
und grundsätzliche kulturpolitische Probleme zu diskutieren.<br />
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