23.01.2013 Aufrufe

Die Welt wird Stadt - SUR Kultur

Die Welt wird Stadt - SUR Kultur

Die Welt wird Stadt - SUR Kultur

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

zum Gähnen, es sei klassische Top-down-Kommunikation, die das<br />

Kanzleramt da mache. »Diskussionsfreudigkeit und -offenheit geht<br />

anders«, erklärt er. <strong>Die</strong> Nutzung der neuesten Instrumente brächte<br />

einen Imagevorteil: Man sei auf der Höhe der Zeit, Kommunikationsavantgarde.<br />

Beck: »Internet hat eine reale Bedeutung für eine<br />

bestimmte, gut ausgebildete, technikaffine und diskussionsfreudige<br />

Gruppe.« Von allen Parteien sind es denn auch die Grünen, die auf<br />

das Internet als »ein zentraler Bestandteil unseres Wahlkampfes«<br />

setzen. So erklärt es, Robert Heinrich, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Onlinekampagnen-Macher. Dass Twittern wie Netz auch<br />

unerwünschte Nebenwirkungen haben können, zeigte sich bei der<br />

Bundespräsidentenwahl: weil ein Abgeordneter gezwitschert hatte,<br />

stand das offizielle Wahlergebnis schon im Internet, bevor es im<br />

Plenum verkündet wurde.<br />

Konkret <strong>wird</strong>’s lokal<br />

Wie wahlentscheidend jedoch solcherlei ist, <strong>wird</strong> sich weisen, immerhin<br />

sind Kommunalwahlen nach wie vor hauptsächlich Persönlichkeitswahlen.<br />

Auf wahl.de jedenfalls gibt es ein Monitoring<br />

der twitternden Politiker aller Parteien auf Kommunal-, Landes-,<br />

Bundes- und Europa-Ebene, und das zeigt, dass die Zahlen der<br />

»Follower« mancher Kandidaten stetig steigen. Im Worldwideweb<br />

ist aber auch zu erfahren, was viele Bürger empfinden, nämlich<br />

dass der Politik das Demokratieverständnis abhanden gekommen<br />

sei. Und hier geht es nicht um die große Bundes- oder gar Europapolitik,<br />

sondern da <strong>wird</strong> es oft ganz konkret und lokal. So fühlen<br />

sich in Stuttgart etwa viele Bürger bei den Themen Stuttgart<br />

21 oder Wasser, also der Vermietung des Wassernetzes und dessen<br />

Rücklauf, ausgeschlossen. Bei der Verwandlung des einstigen Ambo-Kinos<br />

zum »<strong>Kultur</strong>zentrum Film und Theater«, wie es nun im<br />

Wahlkampf von vielen Parteien gefordert <strong>wird</strong>, soll das anders sein.<br />

»Derzeit sind wir am Vorsondieren, arbeiten mit Hochdruck daran,<br />

wie es mit Umschichtungen finanziert werden könnte, sprechen<br />

mit Sachverständigen und Partnern,« sagt <strong>Kultur</strong>bürgermeisterin<br />

Susanne Eisenmann. »Dann werden wir natürlich die späteren Nutzer<br />

mit einbeziehen und deren Bedürfnisse abfragen. Sie müssen ja<br />

darin arbeiten.« Das klingt wie ein Versprechen.<br />

8<br />

»Nicht meckern, sondern argumentieren!«<br />

Ein Gespräch mit Kurt-Jürgen Maaß über »<strong>Kultur</strong> wählen«,<br />

den »Fünften Rat« und die Stuttgarter <strong>Kultur</strong>politik<br />

Kurt-Jürgen Maaß war von Juni<br />

1998 bis Juli 2008 Generalsekretär<br />

des Instituts für Auslandsbeziehungen<br />

sowie He rausgeber der<br />

Zeitschrift »<strong>Kultur</strong>austausch«.<br />

Er ist Sachkundiger Bürger«<br />

im Ausschuss für <strong>Kultur</strong> und<br />

Medien des Stuttgarter Gemeinderats,<br />

Honorarprofessor<br />

an der Universität Tübingen und<br />

Mitglied der <strong>Kultur</strong>initiative »Der<br />

Fünfte Rat«. <strong>Die</strong>ser organisierte<br />

zu den Kommunalwahlen Anfang<br />

Mai im Württembergischen<br />

Kunstverein eine Podiumsdiskussion unter dem Titel »<strong>Kultur</strong><br />

Wählen« mit den kulturpolitischen Sprechen der Parteien im<br />

Gemeinderat.<br />

Herr Maaß, wann wurde Ihre Initiative »Der Fünfte Rat« ins Leben gerufen<br />

und mit welchem Ziel?<br />

Es war, glaube ich, im Jahr 2002, als mehrere sachkundige Bürger<br />

im Ausschuss für <strong>Kultur</strong> und Medien des Stuttgarter Gemeinderates<br />

– das waren Herr Milow, Herr Joly und ich – von einer Sitzung<br />

so frustriert waren, dass wir uns bei einem Treffen danach gesagt<br />

haben: Entweder wir treten von unseren Ämtern als sachkundige<br />

Bürger zurück, oder wir schaffen uns intern ein neues Forum, auf<br />

dem wir grundsätzlicher diskutieren können. Wir haben dann weitere<br />

»<strong>Kultur</strong>menschen« hinzugewinnen können und treffen uns<br />

seitdem jeden Monat an einem festen Abend, um aktuelle Fragen<br />

und grundsätzliche kulturpolitische Probleme zu diskutieren.<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!