KINDERWELT - Weleda
KINDERWELT - Weleda
KINDERWELT - Weleda
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kinder suchen geradezu die Grenzen, um Orientierung zu spüren<br />
scheinen auch schneller zu verstehen, wenn<br />
man die Worte ›ins Körperliche‹ übersetzt.<br />
Im Beispiel von Marie könnte das heißen,<br />
dass die Mutter zu ihr geht, ihr das Sandschäufelchen<br />
kurz aus der Hand nimmt und<br />
liebevoll, aber bestimmt, einfach nur »Nein«<br />
sagt. Das Wort wird mit der Handlung ›untermalt‹.<br />
Autorität sein<br />
Wenn das keinen Erfolg hat, wird es sinnvoll<br />
sein, zu handeln statt weiter zu reden. Sonst<br />
beginnt die Mutter, sich gemeinsam mit dem<br />
Kind in einer so genannten ›Drohspirale‹ zu<br />
drehen, in der die Drohungen schärfer werden<br />
und es leicht passieren kann, dass die<br />
Mutter Drohungen ausspricht, die sie gar<br />
nicht einhalten kann. Abgesehen von der<br />
gereizten Stimmung, die entsteht, weil Erwachsene<br />
hier meist ihren Charme verlieren,<br />
erlebt das Kind sicher auch die Hilflosigkeit,<br />
die sich in dieser ›Drohspirale‹ ausdrückt. Oft<br />
scheinen Kinder völlig unbeeindruckt vom<br />
Reden der Eltern. Man kann den Eindruck<br />
gewinnen, dass die Kinder die Grenze und<br />
die Konsequenzen geradezu suchen, um<br />
Orientierung zu spüren. Sie wollen den Erwachsenen<br />
als Halt erleben. Hier wird deutlich,<br />
dass die Frage: »Wie erreiche ich, dass<br />
mein Kind auf meine Worte hört?« in engem<br />
Zusammenhang steht mit der Frage: »Wie<br />
erreiche ich, dass es sich von mir führen<br />
lässt?« Kinder spüren die Haltung, die hinter<br />
den Worten liegt, und reagieren direkt darauf.<br />
Es kommt also nicht nur auf die Worte<br />
und die Stimme an, sondern auch darauf,<br />
dass der Erwachsene den Mut hat, das Kind<br />
zu führen – dass dieser sich als Autorität<br />
würdig erweist. Dann erst kann es sich dem<br />
Erwachsenen anvertrauen.<br />
Isabella Quist ist Diplompädagogin und Mutter dreier<br />
Kinder. Im Rahmen ihrer Promotion an der Universität<br />
Tübingen arbeitet sie bei <strong>Weleda</strong> an dem Forschungsprojekt<br />
»Eltern auf dem Weg«.<br />
<strong>Weleda</strong> KinderWelt Heft 4, Herbst 2004 19