KINDERWELT - Weleda
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Sprachentwicklungsstörungen und -möglichkeiten<br />
»Ich bau’ mir ein Boot<br />
und steige hinein,<br />
die Wellen tragen mich,<br />
hell leuchtet Sonnenschein.«<br />
Christa Slezak-Schindler*<br />
weder bei der Sache noch bei dem Menschen,<br />
mit dem wir sprechen. Hier spiegelt<br />
die zunehmende sprachliche Verarmung<br />
und Zerrissenheit der Kinder die Verhältnisse<br />
unserer oftmals hektischen Erwachsenengesellschaft.<br />
Es fällt den Kindern nicht leicht,<br />
darin Fuß zu fassen. Sie haben Schwierigkeiten,<br />
sich in ihrem Umfeld, aber auch in ihrer<br />
eigenen Leiblichkeit zurechtzufinden und<br />
›anzukommen‹. Das erzeugt ein Gefühl der<br />
Unsicherheit, als ob man keine Wohnung,<br />
keine sichere Behausung hätte. Geborgenheit<br />
und Umhüllung tun Not. Deshalb werden<br />
in unserer sprachtherapeutischen Praxis<br />
Boote gebaut oder manchmal auch ein Nest<br />
oder eine Burg. Jedes Kind benötigt einen<br />
Schutzraum, in dem es sich verankert fühlt.<br />
Geheimnis der Laute<br />
Auch die Welt der Laute kann eine Umhüllung<br />
geben. Laute sind formschaffende<br />
Kräfte. Mit dem B beispielsweise schaffen wir<br />
eine Umhüllung und Kräftigung (»Ich bau mir<br />
ein Boot«), was unterstützt wird durch das<br />
M. Das M ist ein Laut, der von vielen Kindern<br />
zu flüchtig gebildet wird. Bei manchen Knirpsen<br />
steht der Mund vor lauter Staunen immerzu<br />
offen (man spricht von fehlendem<br />
Mundschluss) und dadurch kommt das Kind<br />
nur schwer zu sich. Sprüche wie »Meister<br />
Müller, mahle mir mein Mehl« fördern die<br />
Bildung des M-Lautes durch Wiederholung.<br />
* Christa Slezak-Schindler: Sprüche und Lautspiele<br />
für Kinder, Ch. Mellinger Verlag, Stuttgart 1991<br />
<strong>Weleda</strong> KinderWelt Heft 4, Herbst 2004 23