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Labhart Toni - www . erratiker . ch

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Wabern Post Nr. 1-2007<br />

Stein des Monats<br />

Woher die Ei<strong>ch</strong>holzgerölle wirkli<strong>ch</strong> kommen<br />

Wer immer im Ei<strong>ch</strong>holz Steine sammelt, den<br />

faszinieren vor allem die bunten Exemplare.<br />

Gesteinskundige können ihnen einen Namen<br />

geben: rote und grüne Granite, rote Radiolarite<br />

(ehemalige Tiefseesedimente) und<br />

Quarzporphyre vulkanis<strong>ch</strong>en Ursprungs, alles<br />

Gesteine, die in den Berner Alpen ni<strong>ch</strong>t<br />

vorkommen. Das ist lei<strong>ch</strong>t erklärbar. Die grossen<br />

Flüsse im Oberland - Aare, Lüts<strong>ch</strong>ine und<br />

Kander/Simme - tragen zwar gewaltige S<strong>ch</strong>uttmengen<br />

in den Brienzer- und Thunersee. Aber<br />

dieses Material, viele hunderttausend Tonnen pro<br />

Jahr, bleibt für immer in den Seebecken liegen.<br />

Die interessantesten Ei<strong>ch</strong>holzsteine stammen aus<br />

den Nagelfluhs<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten am Alpenrand, die mit der<br />

Zulg und der Rota<strong>ch</strong>e in die Aare gelangen. Und<br />

damit wirds spannend. Nagelfluh ist ja<br />

Abtragungss<strong>ch</strong>utt aus der Bildungszeit der Alpen,<br />

als aus Süden immer neue Gesteinsdecken an<br />

Bunte Ei<strong>ch</strong>holzgerölle: ein Gruss aus Graubünden.<br />

den Alpennordrand transportiert und erodiert<br />

wurden, worauf der Abtragungss<strong>ch</strong>utt auf<br />

gewaltigen Flussdeltas im Molassemeer<br />

abgelagert worden ist (Beitrag Wabernpost<br />

10/06). In ihren Geröllen ist also Material aus<br />

längst abgetragenen alpinen Einheiten erhalten<br />

geblieben. Die bunten Ei<strong>ch</strong>holzgerölle, die eine<br />

verblüffende Ähnli<strong>ch</strong>keit mit den heutigen<br />

Gesteinen der Bernina haben, stammen aus einer<br />

Zeit, als die aus Graubünden stammenden (unterostalpinen)<br />

Decken bis an den Alpennordrand<br />

ges<strong>ch</strong>oben worden sind.<br />

Die Ei<strong>ch</strong>holzgerölle sind Zeugen für jene<br />

umwälzenden geologis<strong>ch</strong>en Vorgänge, die unser<br />

Gebirge und unsere Lands<strong>ch</strong>aft ges<strong>ch</strong>affen haben<br />

und es weiterhin tun.<br />

<strong>Toni</strong> <strong>Labhart</strong>

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