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Nr. 01/10 k<br />

k k k k k k Februar<br />

<strong>Geronto</strong>-<strong>News</strong><br />

2010<br />

Die Online-Fachzeitschrift für Altenpflege<br />

Schwerpunkt: Humor in der Geriatrie<br />

Weiters:<br />

• Aufgestanden: 7500 Pflegende demonstrierten österreichweit<br />

• Aufgestiegen: Dr. Georg Psota ist neuer Chef des Wiener PSD<br />

• Ausgestiegen: Ich liebe meinen Beruf, aber hasse diesen Job<br />

• Ausgenommen: Kein Platz für alte GastarbeiterInnen<br />

• Aufgenommen: Der internationale Nutrition Day<br />

• Aufgefangen: Problemfeld Schwindel und Osteoporose<br />

• Angegangen: Die neue Ausbildungsoffensive on <strong>Geronto</strong>.at


Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Lang hat es gedauert, bis wir es geschafft haben, Ihnen die neue Nummer<br />

der <strong>Geronto</strong>-<strong>News</strong> zu präsentieren. Aber es ist halt soo viel zu tun, es gibt<br />

so viel zu recherchieren, zu berichten, vorzubereiten ...<br />

Göttin sei Dank, gibt es aber auch eine Menge Leute, die uns dabei helfen.<br />

Ganz besonders möchten wir diesmal DGKS Monika Pflügl danken, die uns<br />

bereits im Mai 2009 Ihre Fachbereichsarbeit zum Thema „Humor in der<br />

Pflege“ geschickt hat, mit der lapidaren Anmerkung: „Macht damit was ihr<br />

wollt!“. Nun das haben wir und so kommt es zu dem Schwerpunkt, den<br />

wir Ihnen (gerade noch rechtzeitig vor Faschingsende) präsentieren und<br />

der fast ausschließlich aus Monika Pflügls – die im übrigen nach 20 Jahren<br />

Tätigkeit als PflegehelferInnen diplomierte – hervorragender FBA besteht.<br />

Wer sich selbst auch gerne mal als AutorIn in unserer Zeitung sehen will –<br />

bitte bloß keine Zurückhaltung! – schicken Sie uns Ihre Beiträge!<br />

Zurückhaltung kennen ja auch Salzburgs LandespolitikerInnen nicht – vor<br />

allem wenn es darum geht, die österreichischen SeniorInnen in unseren<br />

schönen Heimen vor den bösen alten GastarbeiterInnen zu beschützen.<br />

Die müssen nämlich leider draußen bleiben. Mehr dazu im Blattinneren.<br />

Kein Wunder, wenn da manche sagt: „Ich liebe meinen Beruf, aber nicht<br />

diesen Job.“ Manuela Steinmetz zeigt in ihrem Beitrag diesmal ein paar<br />

Alternativen auf, wie man/ frau trotzdem überleben kann.<br />

Eine davon wäre die Erweiterung der fachlichen Kompetenzen, etwa durch<br />

Fortbildungen. Und weil die immer ganz so weit weg sind, haben sich die<br />

MacherInnen des Fortbildungsagentur <strong>Geronto</strong>.at mal was ganz anderes<br />

ausgedacht: Sie kommen nun zu Ihnen. Wie, steht auch hier.<br />

Und auch sonst haben wir Ihre <strong>Geronto</strong>-<strong>News</strong> wieder vollgepackt mit allerhand<br />

Neuigkeiten, einem Interview mit dem neuen PSD-Chef Georg<br />

Psota etwa, Berichte über den Osteoporosetag und den Pflegekongress in<br />

Bruck / Mur und sonst noch ein paar Dinge, die Sie interessieren könnten.<br />

Viel Spaß beim Lesen, passt auf euch auf und lasst euch nix gefallen!<br />

Manuela Steinmetz und der Luksch<br />

Editorial<br />

Impressum: <strong>Geronto</strong>-<strong>News</strong> ist ein Produkt der Gruppe <strong>Geronto</strong>.at und erscheint monatlich.<br />

Die Zusendung erfolgt Email. Wenn Sie das nicht möchten, bestellen Sie es einfach ab.<br />

Die Ausgaben erhalten Sie als Download auch auf unserer Homepage www.geronto.at.<br />

Eigentümer, Herausgeber, Chefredakteur und für den Inhalt verantwortlich ist<br />

DGKP Christian Luksch, A-1140 Wien, E-Mail: office@geronto.at.<br />

2


Jetzt endlich auch in Österreich:<br />

Die Pflege geht auf die Strasse<br />

Mit Demonstrationen in Wien, Linz, Graz<br />

und Klagenfurt machen am Nachmittag des<br />

14. Jänner die Beschäftigten des privaten<br />

Sozial- und Gesundheitsbereichs Druck für<br />

einen angemessenen Kollektivvertragsabschluss.<br />

Mehr als 7.500 Menschen gingen<br />

trotz eisiger Kälte österreichweit auf die<br />

Straße, um ihren Unmut kundzutun. Denn<br />

das bisherige Angebot der Berufsvereinigung<br />

von Arbeitgebern für Gesundheits-<br />

und Sozialberufe bleibt weit hinter vergleichbaren<br />

Abschlüssen für 2010 zurück.<br />

Mit ihren Forderungen richten sich die die<br />

Gewerkschaften vida und GPA-djp neben<br />

den Arbeitgebern auch an die Politik, die<br />

für die Finanzierung des Sozial- und Gesundheitsbereiches<br />

verantwortlich ist.<br />

Wo Geld für die Rettung maroder Banken<br />

vorhanden sei, müsse es auch Geld für den<br />

Gesundheits- und Sozialbereich geben,<br />

nahm vida-Vorsitzender Rudolf Kaske bei<br />

der Abschlusskundgebung am Wiener Ballhausplatz<br />

die zuständigen Politiker in die<br />

Pflicht. "Die Beschäftigten im Gesundheits-<br />

und Sozialbereich sind 365 Tage rund um<br />

die Uhr im Einsatz. Diese Leistung gibt es<br />

nicht zu Dumpingpreisen", so Kaske.<br />

Ein kleiner Teilerfolg wurde schon erreicht:<br />

Forderungen nach Verschlechterungen wie<br />

die Streichung der Mehrarbeitszuschläge<br />

seien mittlerweile vom Tisch, ließen die<br />

Arbeitgeber ausrichten. Den Beschäftigten<br />

und den Gewerkschaften genügt das nicht.<br />

"Wir pfeifen auf dieses Angebot, wir wollen<br />

mehr", reagierte Kaske. "Investitionen in<br />

und Ausgaben für die Pflege kommen der<br />

gesamten Bevölkerung zugute", appellierte<br />

die Bundesgeschäftsführerin der GPA-djp,<br />

Dwora Stein, an die Dienstgeber, ihrer Verantwortung<br />

wahrzunehmen. "Der Bedarf an<br />

Betreuung und Pflege steigt ständig, die<br />

Qualität der Versorgung zu gewährleisten<br />

ist eine zentrale Herausforderung in unserer<br />

Gesellschaft. Pflege ist eine Zukunftsbranche,<br />

vor allem für die Frauen - die<br />

Rahmenbedingungen müssen für die PatientInnen,<br />

die KlientInnen und für die Beschäftigten<br />

stimmen".<br />

Quelle: www.vida.at<br />

<strong>News</strong><br />

3<br />

Luftverschmutzung begünstigt<br />

Pneumonien bei alten Menschen<br />

Hamilton (USA) – Autoabgase scheinen bei<br />

alten Menschen die Anfälligkeit auf eine<br />

Lungenentzündung zu erhöhen. In einer<br />

Fallkontrollstudie war die langfristige Exposition<br />

mit Stickstoffdioxid und Feinstaub mit<br />

einem mehr als zweifach erhöhten Risiko<br />

auf eine erworbene Pneumonie assoziiert.<br />

Anders als Asthma bronchiale und andere<br />

respiratorische Erkrankungen wurden ambulant<br />

erworbene Pneumonien bisher nicht<br />

mit der Luftverschmutzung in Verbindung<br />

gebracht. Langfristig könnten die Schadstoffe<br />

jedoch die Abwehrkräfte bei älteren<br />

Menschen herabsetzen und damit die in der<br />

Regel bakterielle Infektionen begünstigen,<br />

schreibt der Infektiologe Mark Loeb von der<br />

McMaster University in Hamilton.<br />

Um seine Vermutung zu untermauern, verglich<br />

Loeb die Schadstoffexposition von 345<br />

Patienten im Alter ab 65 Jahren, die wegen<br />

einer Pneumonie hospitalisiert wurden, mit<br />

494 gleichaltrigen Kontrollen.<br />

Aus der Entfernung zum Wohnort der Senioren<br />

kalkulierte der Forscher die Schadstoffexposition.<br />

Für alle verwendeten mathematischen<br />

Modelle ergab sich eine Assoziation<br />

zwischen der Exposition mit Stickstoffdioxid<br />

und Feinstaub (PM 2,5). Schwefeldioxid<br />

war dagegen nicht mit einem erhöhten<br />

Risiko assoziiert.<br />

Die Ergebnisse sind nach Ansicht Loebs ein<br />

Argument für eine stärkere Kontrolle der<br />

Abgaswerte von Automobilen, die in der<br />

Stadt wesentlich für den Ausstoß von Stickstoffdioxid<br />

verantwortlich sind.<br />

Quelle: www.aerzteblatt.de


Ginkgo Biloba – Extrakt hat keine<br />

nachweisbare kognitive Wirkung<br />

Pittsburgh (GB) – Die Einnahme von Ginkgo-biloba-Extrakten<br />

kann den kognitiven<br />

Abbau im Alter nicht stoppen. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt eine randomisierte Studie<br />

im US-amerikanischen Ärzteblatt.<br />

Die Ginkgo Evaluation of Memory Studie ist<br />

die bisher größte Studie zu den Wirkungen<br />

von Extrakten, die aus den Blättern des<br />

Ginkgobaumes gewonnen werden. Diese<br />

erfreuen sich in Europa und vor allem in<br />

Deutschland großer Beliebtheit.<br />

Das US-National Center for Complementary<br />

and Alternative Medicine wählte das marktführende<br />

Präparat eines deutschen Herstellers<br />

für die GEM-Studie aus, in der 3.069<br />

Senioren im Alter von 72 bis 96 Jahren auf<br />

die zweimal tägliche Einnahme des G. biloba-Extraktes<br />

oder eines Placebo von identischem<br />

Aussehen randomisiert wurden.<br />

Die Studie wurde in den Jahren 2000 und<br />

2008 an sechs akademischen US-Zentren<br />

durchgeführt. Die Ergebnisse zum primären<br />

Endpunkt, der Vermeidung eines M. Alzheimer,<br />

wurden im letzten Jahr publiziert.<br />

Das Ginkgo-Extrakt war nach einer mittleren<br />

Beobachtungszeit von 6,1 Jahren nicht<br />

in der Lage, die Zahl der Neuerkrankungen<br />

im Vergleich zu Placebo zu senken – weder<br />

in der Gesamtgruppe noch in einer Untergruppe<br />

von TeilnehmerInnen, die bereits<br />

unter leichter kognitiver Beeinträchtigung<br />

litten, einer möglichen Vorstufe der DAT.<br />

Jetzt liegen die Ergebnisse zum Rückgang<br />

der kognitiven Leistungen unterhalb der<br />

Schwelle zur Alzheimerdemenz vor. Sie war<br />

ein vor Studienbeginn festgelegter sekundärer<br />

Endpunkt der GEM-Studie.<br />

Wie Beth Snitz von der Universität Pittsburgh<br />

berichtete, konnten hier ebenfalls<br />

keine positiven Wirkungen des Extraktes<br />

gefunden werden – weder in den globalen<br />

Tests, noch in spezifischen Untersuchungen<br />

zur Gedächtnisleistung, zu den visuellem<br />

räumlichen Fähigkeiten, zu Sprache, Aufmerksamkeit<br />

und zur psychomotorischen<br />

Geschwindigkeit oder in den “exekutiven<br />

Funktionen” (Verstandsleistung).<br />

Quelle: www.aerzteblatt.de<br />

<strong>News</strong><br />

4<br />

2. Brucker Sozialforum und Altenpflegekongress<br />

– ein voller Erfolg<br />

Ein hochkarätig besetztes Podium bot sich<br />

beim Sozialforum zum Thema „Generationen:<br />

Dialog MACHT Zukunft“. Umrahmt<br />

von Aktivitäten der ARGE Jugend gegen<br />

Gewalt und Rassismus referierten der Politologe<br />

Peter Filzmaier, der Japanologe Dr.<br />

Sepp Linhart sowie Mag. Philipp Ikrath vom<br />

Institut für Jugendkulturforschung.<br />

Mit der Generation der alten, pflegebedürftigen<br />

Menschen setzte sich naturgemäß der<br />

Altenpflegekongress mit 400 Gästen im<br />

Brucker Kulturhaus auseinander. Das Tabu-<br />

Thema „Liebe, Lust und Leidenschaft im<br />

Alter“ hatte Pflegefachkräfte aus ganz Österreich<br />

angezogen und mit einem reichhaltigen<br />

Programm verwöhnt.<br />

Univ.Prof. Dr. Kornelia Hauser beleuchtete<br />

das Thema „Worüber Sex bzw. Liebe<br />

spricht oder schweigt“ von der wissenschaftlichen<br />

Seite. DGKP Christian Luksch<br />

sprach in seinem Vortrag gar von <strong>Geronto</strong>phobie,<br />

dem Ausdruck einer lustfeindlichen<br />

Gesellschaft, die speziell Sexualität im<br />

Alter negiert. Dr. Rotraud Perner, Psychotherapeutin<br />

und -analytikerin, erläuterte,<br />

dass es sowohl die Lust zur Last, als aber<br />

auch die Last zur Lust gäbe, und dies sehr<br />

stark mit der jeweiligen Biografie und dem<br />

erlebten Jahrzehnt der Pubertät zusammenhängt.<br />

Einen Höhepunkt stellte auch<br />

die Holländerin Nina de Vries, einer selbständigen<br />

Sexualassistentin für behinderte<br />

und demente Menschen dar.<br />

Bürgermeister Bernd Rosenberger, Soziallandesrat<br />

Siegi Schrittwieser und SHV-<br />

Geschäftsführer Peter Koch bekundeten<br />

einhellig ihre Meinung, diese fruchtbringenden<br />

Dialoge 2011 fortzuführen.<br />

Quelle: www.sozialhilfeverband.at


Übergabe zum 30. Geburtstag im Wiener PSD: Psota folgt Rudas<br />

"Im Vordergrund der Psychiatrie, sollen nicht die Krankheit des Einzelnen stehen,<br />

sondern die Ressourcen der PatientInnen ", erklärte Georg Psota, 51, der neue Leiter<br />

des Wiener Psychosozialen Dienst. Psota ist mit Jänner dem PSD-Gründer Stephan<br />

Rudas, der nach mehr als 30 Jahren in den Ruhestand getreten ist, nachgefolgt. Wir<br />

bringen hier ein Interview, dass der Standard am 31. Jänner mit ihm führte.<br />

Standard: Wie sieht eine zeitgemäße<br />

Betreuung alter, psychisch kranker Menschen<br />

aus?<br />

Psota: Ambulant vor stationär, so weit das<br />

möglich ist. Es ist ein Fakt, dass diese Altersgruppe<br />

immer größer wird, also steigen<br />

auch die Zahlen an Demenzkranken. Derzeit<br />

sind es 100.000, in den nächsten 30<br />

Jahren werden es 250.000 sein, vielleicht<br />

sogar mehr. Demenzkranke kann man ab<br />

einem gewissen Stadium nicht mehr alleine<br />

wohnen lassen. Da wird es auch andere<br />

Wohnformen brauchen. Ich habe die ersten<br />

Demenz-WGs in Wien sehr unterstützt.<br />

Wir können nicht endlos Pflegeheime<br />

bauen - weder wollen das<br />

die Menschen, noch ist es finanzierbar,<br />

noch ist es gut.<br />

Standard: Welche Verbesserungsmöglichkeiten<br />

gibt es an der Schnittstelle von stationärer<br />

und ambulanter Betreuung?<br />

Psota: Es geht darum, aus der Schnittstelle<br />

eine Nahtstelle zu machen. Schon kurz<br />

nachdem ein Patient stationär aufgenommen<br />

wurde, muss man darüber nachdenken,<br />

was sein wird, wenn er wieder entlassen<br />

wird. Es ist abzuklären, wie man eine<br />

gute Begleitung nach draußen schafft. Dazu<br />

braucht es wiederum Informationen und<br />

die Expertise von außen.<br />

<strong>News</strong><br />

5<br />

Standard: Es heißt, das österreichische<br />

Gesundheitswesen sei sehr krankenhauslastig.<br />

Ist das in Ihrem Bereich auch so?<br />

Psota: Nicht mehr. Der Wiener PSD gehört<br />

zu den wenigen Einrichtungen in Österreich,<br />

die Krankenanstaltenrecht haben.<br />

Das heißt, in den anderen Bundesländern<br />

kann zwar ambulant beraten werden, zur<br />

Behandlung werden die Leute aber erst<br />

wieder ins Spital geschickt. Aber auch in<br />

Wien sind wir mit den 500 psychiatrischen<br />

Betten sicher am untersten möglichen Limit.<br />

Weniger geht nicht.<br />

Standard: Im letzten Kontrollamtsbericht<br />

wurde die mangelnde Ausstattung des PSD<br />

mit Computern kritisiert. Ich sehe, Sie haben<br />

ja einen auf Ihrem Schreibtisch stehen.<br />

Psota: Wow, oder?<br />

Standard: Aber wie kann es sein, dass es<br />

in einer Einrichtung wie dieser erst seit<br />

2008 Computer gibt?<br />

Psota: Ich bin froh, dass ich den PC hier<br />

habe und stehe dazu, dass wir Computer<br />

brauchen. In der Begegnung mit psychisch<br />

Kranken sind mir aber meine Ohren am<br />

wichtigsten, und dann kommt lange nichts.<br />

Standard: Ihr Vorgänger Stephan Rudas<br />

hatte Kritiker, galt aber vielen auch als unantastbar.<br />

Wie wollen Sie sich profilieren?<br />

Psota: Stephan Rudas hat mit der Psychiatriereform<br />

1979 und der Gründung des<br />

PSD Veränderungen riesigen Ausmaßes<br />

bewirkt. Diese waren für ganz Österreich<br />

von größter Bedeutung. Jetzt geht es darum,<br />

die Integration von psychisch Kranken,<br />

deren Angehörigen und der Psychiatrie im<br />

Gesamten, auch dort, wo es um schwerer<br />

Kranke geht, zu einer zunehmenden<br />

Selbstverständlichkeit zu begleiten. Das ist<br />

die Aufgabe dieser Generation von Psychiatern<br />

und Psychiaterinnen und daher auch<br />

meine.<br />

Quelle: www.derstandard.at


Osteoporose-Tagung: Morsche Knochen und schwindlige Alte<br />

WIEN – Bei älteren PatientInnen löst Schwindel Angst und Verunsicherung aus. Das<br />

beeinträchtigt einerseits die Lebensqualität, andererseits geht damit eine erhöhte<br />

Sturzgefahr einher, die gerade im Zusammenhang mit dem Thema Osteoporose<br />

heikle Fragen aufwirft. Auf der 8. Tagung für Allgemeinmedizin & Geriatrie nahmen<br />

sich Experten der Themen Schwindel, Sturz und Osteoporose an.<br />

Schwindel ist ein Symptom, das NeurologInnen,<br />

InternistInnen und HNO-ÄrztInnen<br />

gleichermaßen beschäftigt. Er kann viele<br />

Ursachen haben und betrifft v.a. ältere<br />

PatientInnen. Diese beschreiben ihren Zustand<br />

oft als „Schwarzwerden vor den Augen“,<br />

Benommenheit oder Taumelgefühl.<br />

Nicht selten treten Begleiterscheinungen<br />

wie Übelkeit, Erbrechen, Gleichgewichtsstörungen<br />

und Fallneigung auf, wie Prim. Dr.<br />

Andreas Winkler vom Haus der Barmherzigkeit<br />

erklärt.<br />

Der Schwindel könne anfallsartig oder kontinuierlich,<br />

in Ruhe oder bei besonderen<br />

Bewegungen, als Dreh-, Lagerungs- oder<br />

Schwankschwindel auftreten. Was dahinter<br />

steckt, kann meist durch gezielte Anamnese<br />

und einfache klinische Untersuchung<br />

herausgefunden werden.<br />

Mit zunehmendem Alter wird die Pathogenese<br />

des Schwindels multifaktoriell: So<br />

tragen bei betagten Menschen auch beispielsweise<br />

afferente somatosensorische<br />

Störungen) und Sehstörungen (Katarakt<br />

und Makulopathien) zur Schwindelentstehung<br />

bei.<br />

Aber auch bei diesen Patienten gestattet<br />

die genaue Anamnese und Erhebung der<br />

klinischen Befunde eine gezielte und erfolgversprechende<br />

Therapie. Nicht zuletzt<br />

geht es darum, das Sturzrisiko betagter<br />

Menschen zu minimieren.<br />

Stürze zählen zu den häufigsten Gründen<br />

für stationäre Aufnahmen von geriatrischen<br />

Patienten, wie Prim. Univ.-Prof. Dr. Marcus<br />

Köller, Leiter der Internen Abteilung mit<br />

Schwerpunkt Akutgeriatrie und Remobilisierung<br />

(AGR) im Sophienspital der Stadt<br />

Wien, meint.<br />

Als Sturz bezeichnet man jede plötzliche,<br />

unbeabsichtigte und unkontrollierte Positionsänderung<br />

aus dem Liegen, Sitzen oder<br />

Stehen, bei der die Patienten auf einem<br />

niedrigeren Niveau landen.<br />

Kongress<br />

6<br />

Betagte vor Stürzen bewahren<br />

Risikofaktoren gibt es viele: Demenz, Delir<br />

und Parkinson-Syndrom zählen zu den<br />

wichtigsten, aber auch Gang- und Standinstabilität,<br />

neurologische Erkrankungen,<br />

Depressionen, Schmerzen, degenerative<br />

Gelenkserkrankungen, Sehstörungen Polyneuropathien,<br />

Herz- und Kreislaufbeschwerden<br />

sowie Multimedikation können<br />

zu erhöhtem Sturzrisiko führen.<br />

Zudem erhöhen vorangegangene Stürze<br />

das Risiko für weitere Stürze um das Vierfache.<br />

10% der Stürze führen zu behandlungsbedürftigen<br />

Verletzungen. Knochenbrüche,<br />

v.a. hüftnahe Frakturen, zählen zu<br />

den häufigsten Folgen. Die körperliche Inaktivität<br />

und verminderte Mobilität im Alter<br />

sowie altersbedingte Veränderungen der<br />

Knochen wie Sarkopenie und Osteoporose<br />

tun das Ihrige dazu.<br />

Obwohl die Behandlung der Osteoporose<br />

nach den Kriterien der EBM gut abgesichert<br />

ist, wird die Erkrankung bei vielen älteren<br />

Menschen nicht oder nicht adäquat behandelt,<br />

so der Präsident der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Geriatrie und <strong>Geronto</strong>logie,<br />

Univ.-Prof. Dr. Peter Pietschmann. Das ist<br />

bedauerlich, gehen doch osteoporotische<br />

Frakturen bei älteren Patienten mit einer<br />

hohen Morbidität und Mortalität einher.<br />

Quelle: www.medical-tribune.at


Altenheime für GastarbeiterInnen – Nicht in Österreich?<br />

Die erste Generation der Zuwanderinnen kommt zunehmend ins Pensionsalter und ist<br />

auf der Suche nach Einrichtungen, die auf ihre Bedürfnisse eingehen. Einige Heime<br />

richten ihr Angebot schon auf MigrantInnen aus. Salzburg nicht.<br />

Wir haben Personal aus 42 verschiedenen<br />

Nationen“, sagt Gerda Füricht-Figl vom<br />

Kuratorium Wiener Pensionistenhäuser. 42<br />

Nationen – diese Vielfalt gilt nur für die<br />

MitarbeiterInnen, nicht für die BewohnerInnen<br />

der Häuser. Denn MigrantInnen gibt<br />

es unter ihnen nur sehr wenige. Auch im<br />

Landespflegeheim Wilhelmsburg ist ihre<br />

Zahl „verschwindend klein“, sagt Direktor<br />

Viktor Spitzer.<br />

Doch das wird nicht so bleiben. Wie ein<br />

Blick auf die demografische Entwicklung<br />

Österreichs zeigt, gibt es in Zukunft immer<br />

mehr alte Menschen – und damit eben<br />

auch alte MigrantInnen, denn die GastarbeiterInnengeneration<br />

kommt ins Pensionsalter.<br />

16,3% (245.845) der 50- bis 64-<br />

Jährigen sind im Ausland geboren.<br />

Noch brennt kein Feuer am Dach. Aber auf<br />

diese Entwicklung muss reagiert werden.<br />

Im Landespflegeheim Wilhelmsburg hat<br />

man sich auf die Bedürfnisse der zukünftigen<br />

Bewohner schon „geistig eingestellt“,<br />

sagt Spitzer. Es werde Schulungen in Kulturfragen<br />

geben. Auch in den Einrichtungen<br />

der Stadt Wien ist das Thema „Migration“<br />

angekommen, ehe die MigrantInnen selbst<br />

hier ankommen, heißt es aus dem Büro von<br />

Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely –<br />

obwohl der „übergroße Bedarf“ noch gar<br />

nicht besteht.<br />

Aber was wird sich ändern, wenn die alten<br />

MigrantInnen ins Seniorenheim kommen?<br />

Ein/e serbische/r, türkische/r oder chilenische/r<br />

PensionistIn hat mitunter andere<br />

Bedürfnisse als ein/e autochthone/r ÖsterreicherIn.<br />

Das geht von sprachlichen Aspekten<br />

und kulturellen Wünschen bis hin zu<br />

der Frage: Blunzen oder Lammfleisch?<br />

Es sei an der Zeit, dass Pensionistenwohnhäuser<br />

und Pflegeanstalten „ihre Angebote<br />

evaluieren und gegebenenfalls den neuen<br />

Umständen anpassen“, meint Darko Miloradovic<br />

vom Dachverband serbischer Vereine.<br />

Doch dann stellt sich immer noch die<br />

Frage, ob MigrantInnen diese Angebote<br />

auch annehmen werden.<br />

Politik<br />

7<br />

In vielen MigrantInnenfamilien ist es üblich,<br />

die Älteren bei sich aufzunehmen oder<br />

selbst zu pflegen. Das sei eigentlich deren<br />

Ideal, aber in einer modernen Gesellschaft<br />

nicht mehr so einfach umzusetzen, sagt<br />

Carla Amina Baghajati von der Islamischen<br />

Glaubensgemeinschaft. Außerdem seien<br />

Muslime mit Einrichtungen wie Pensionistenwohnhäusern<br />

kaum bekannt, weil es sie<br />

in deren Herkunftsländern schlichtweg<br />

noch nicht gebe, so Baghajati.<br />

Große Informationsdefizite<br />

„Hier gibt es zum Teil große Informationsdefizite“,<br />

sagt Soziologe und Migrationsexperte<br />

Christoph Reinprecht. Bei MigrantInnen<br />

herrsche oft Unklarheit darüber, welche<br />

Angebote es gebe und was dort genau<br />

passiere. Schließlich handle es sich zu einem<br />

Großteil um GastarbeiterInnen, die<br />

davon ausgegangen wären, dass sie den<br />

Lebensabend in ihrer alten Heimat verbringen<br />

würden – und eine Aufnahmegesellschaft,<br />

die „denselben Blick auf die ArbeiterInnen<br />

geworfen hat“ und somit viel Zeit<br />

für Integrationsmaßnahmen verpasst habe.<br />

Doch in den Pensionistenhäusern und Pflegeheimen<br />

könne eine „nachholende Integration“<br />

stattfinden, so Reinprecht. Das sei<br />

dort die Aufgabe. Auch wenn das in der<br />

Politik nicht immer Zustimmung findet.<br />

Jüngst erging etwa im Salzburger Landtag<br />

ein Beschluss, der Drittstaatsangehörige –<br />

unabhängig von der Aufenthaltsdauer in<br />

Österreich – für die Aufnahme in Pensionistenhäuser<br />

sperrt.


Hier werde mit zweierlei Maß gemessen,<br />

glaubt MuslimInnensprecherin Baghajati.<br />

Bei jungen Menschen, bei denen es noch<br />

um die Zukunft gehe – etwa in Kindergärten<br />

und Schulen – setze man sich dafür<br />

ein, dass ÖsterreicherInnen und MigrantInnen<br />

zusammenwachsen, doch Alte dividiere<br />

man wieder auseinander.<br />

Wie es aussieht, wenn MigrantInnen diesbezüglich<br />

ihr eigenes Projekt machen, sieht<br />

man in Berlin. Dort entstand 2006 ein türkisches<br />

Pflegeheim, damit die Bewohner<br />

ihren religiösen, ethnischen und kulturellen<br />

Gewohnheiten nachgehen können.<br />

Eigenes Heim für Muslime?<br />

Für ethnische Senioreneinrichtungen dieser<br />

Art hat aber nicht jedermann Verständnis:<br />

Österreich brauche keine „Seniorenghettos<br />

à la Berlin“, meint etwa der SerbInnenvertreter<br />

Miloradovic.<br />

Und wie sehen die Vertreter der Muslime<br />

die Idee eines islamischen Pensionistenwohnhauses?<br />

Vorstellbar wäre es schon,<br />

sagt Baghajati, aber nicht notwendigerweise,<br />

solange eine Gesellschaft sich zum Pluralismus<br />

bekennt und bereit ist, auf verschiedene<br />

Bedürfnisse einzugehen.<br />

Eine Ghettoisierung sieht Reinprecht in<br />

einem türkischen oder rein islamischen<br />

Pensionistenhaus nicht – jedenfalls nicht<br />

zwangsläufig. Wichtig sei, dass es insgesamt<br />

vielfältige Angebote gebe. „Warum<br />

nicht? Schließlich gibt es auch evangelische<br />

und jüdische Altersheime.“<br />

Grundsätzlich sollte in Altenpflegeeinrichtungen<br />

aber vor allem das eine gelten:<br />

„Wer auch immer kommt, ist willkommen.“<br />

Disclaimer:<br />

Quelle: www.diepresse.com<br />

Die Redaktion der <strong>Geronto</strong>-<strong>News</strong> erklärt<br />

sich solidarisch mit allen Bemühungen die<br />

österreichischen Alten- und Pflegeheime für<br />

betagte MigrantInnen zu öffnen bzw. offen<br />

zu halten und tritt explizit für die kulturelle<br />

und ethnische Vielfalt in allen Bereichen<br />

der Pflege ein.<br />

Jeder Mensch ist AusländerIn – fast<br />

überall auf der Welt!<br />

8<br />

Kein Platz für alte MigrantInnen in<br />

Salzburgs Pflegeheimen<br />

Salzburg - Der Beschluss, den der Sozialausschuss<br />

des Salzburger Gemeinderates<br />

mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und FPÖ<br />

gefällt hat, ist brisant: Alle SalzburgerInnen,<br />

die weder die österreichische Staatsbürgerschaft<br />

besitzen noch aus dem EU-<br />

Raum kommen, werden in den städtischen<br />

Altenheimen nicht aufgenommen. Egal wie<br />

lange sie schon im Land sind.<br />

Nur die Bürgerliste hat sich gegen diese<br />

Absicht gestemmt, die am 4. 11. 2009 vom<br />

Gemeinderatsplenum offiziell abgesegnet<br />

werden sollte: "Sollen wir Leute, die seit<br />

Jahrzehnten hier leben, in Alter und Krankheit<br />

wieder in ihre ehemaligen Herkunftsländer<br />

zurückschicken?". Den Hinweis der<br />

anderen Parteien, die GastarbeiterInnen<br />

könnten ja um die Staatsbürgerschaft ansuchen,<br />

hält man dort für "zynisch" .<br />

Trotzdem rückt die SPÖ unter dem Eindruck<br />

der – auch parteiinternen – Kritik von<br />

ihrer restriktiven Haltung etwas ab. Dass<br />

die Vergaberichtlinien zumindest humanitär<br />

aufgeweicht werden sollen, könnte mit einem<br />

Blick über die Stadtgrenzen hinaus zu<br />

tun haben. Österreichweit würde man nämlich<br />

ziemlich allein dastehen.<br />

In Wien etwa bekommen auch Nicht-EU-<br />

BürgerInnen einen Platz in einem städtischen<br />

Seniorenheim - vorausgesetzt, sie<br />

verfügen über eine Daueraufenthaltsbewilligung.<br />

Auch in Innsbruck stehen die Heime<br />

Bürgern aus Drittstaaten offen. Ähnliches<br />

gilt für die Salzburgs Nachbarstadt Hallein.<br />

Und in der Steiermark sind Pflegeheime<br />

ebenfalls grundsätzlich für jeden geöffnet,<br />

sobald eine Pflegebedürftigkeit auftritt. Das<br />

ist im 1997 beschlossenen Sozialhilfegesetz<br />

geregelt. Demnach hat jede Person, die sich<br />

in Österreich aufhält, auch AsylwerberInnen,<br />

ein Recht auf einen Platz, wie ein<br />

Sprecher des neuen Sozialandesrates Siegfried<br />

Schrittwieser (SP) dem Standard bestätigt:<br />

"Das wurde bitte einstimmig sogar<br />

mit den Stimmen der FPÖ beschlossen."<br />

Quelle: www.derstandard.at


21. Jänner – der Internationale Nutrition on Day<br />

Krankheit und Nicht-Essen sind häufig miteinander gekoppelt. Vielfach haben die PatientInnen<br />

krankheitsbedingt keinen Appetit. Häufig bleiben eine verminderte Nahrungsaufnahme<br />

und die Verschlechterung des Ernährungszustands unerkannt.<br />

Mehrere Studien befassen sich nun mit<br />

dem Einfluss dieser Mangelernährung auf<br />

Lebensqualität, auf Krankheitsverlauf und<br />

auf Spitalkosten. Ebenso betrachten sie die<br />

Faktoren, die ein höheres Risiko zur Mangelernährung<br />

bergen. Erst seit Neuem wird<br />

mit verschiedenen Mitteln versucht, auf<br />

diese Thematik aufmerksam zu machen<br />

und die Situation in Krankenhäusern und<br />

Pflegeheimen maßgeblich zu verbessern –<br />

wie zum Beispiel mit dem Nutrition Day,<br />

der 2010 zum fünften Mal stattfindet.<br />

Lange Zeit war man der Meinung, dass nur<br />

PatientInnen mit einem zu niedrigen Körpergewicht<br />

beziehungsweise niedrigen BMI<br />

mangelernährt sind. Inzwischen wurde<br />

erkannt, dass auch bei anderen PatientInnen,<br />

die ungewollt Gewicht verlieren, das<br />

Risiko einer Mangelernährung besteht. Sowohl<br />

normal- als auch übergewichtige PatientInnen,<br />

die nicht ausreichend essen können<br />

oder wollen, sind davor nicht gefeit.<br />

Eine Pilotstudie, die 800 PatientInnen in<br />

mehreren Krankenhäusern Berlins untersuchte,<br />

ging der Frage nach, weshalb es im<br />

Krankenhaus PatientInnen gibt, die ungewollt<br />

Gewicht verlieren. Man stellte fest,<br />

dass vor allem PatientInnen mit bestimmten<br />

Grunderkrankungen zu ungewolltem<br />

Gewichtsverlust neigen. Aber auch soziale<br />

Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Ältere,<br />

allein lebende Personen mit geringem Bildungsgrad<br />

sind besonders gefährdet.<br />

Der Ernährungszustand beeinflusst auch<br />

den Krankheitsverlauf: Mangelernährte<br />

Personen sind geschwächt und haben weniger<br />

Kraft, bei der Therapie mitzuarbeiten.<br />

Sie stürzen häufiger und sind insgesamt<br />

weniger mobil, was zu Folgeerkrankungen<br />

führen kann, zumal auch ihr Immunsystem<br />

geschwächt ist. Schlecht ernährte vorwiegend<br />

immobile PatientInnen neigen zu Gelenkversteifungen<br />

und Druckgeschwüren.<br />

Zudem leiden mangelernährte PatientInnen<br />

öfter unter Nebenwirkungen der medikamentösen<br />

Therapie und müssen diese häufiger<br />

unterbrechen.<br />

Forschung<br />

9<br />

Ein wichtiger Schritt ist es, die Ernährungsberatung<br />

einzuschalten. In Zusammenarbeit<br />

mit den PatientInnen können so täglich<br />

Mahlzeiten zusammen gestellt werden, die<br />

schmecken und genügend Kalorien enthalten.<br />

Ergänzend kann zum Ausgleich bereits<br />

erfolgter Defizite hochkalorische Trinknahrung<br />

eingesetzt werden. Ein angemessener<br />

Ernährungszustand führt zu mehr Compliance,<br />

schnellerer Genesung und weniger<br />

Folgeerkrankungen, was auch die ökonomische<br />

Perspektive besser aussehen lässt.<br />

Ethische Überlegungen<br />

Natürlich sind neben den ökonomischen<br />

Überlegungen zu einer besseren Gewichtsbeobachtung<br />

und einer individuellen<br />

Betreuung vor allem auch ethische Überlegungen<br />

wichtig. Oft sind solche Entscheidungen<br />

im Pflegealltag nicht ganz einfach<br />

zu fällen: Einerseits wird auf eine Ernährungsberatung<br />

verzichtet, weil sie vermeintlich<br />

Mehrkosten verursacht. Anderseits<br />

werden schwer dementen Patienten<br />

Sonden gelegt, weil das Personal es als<br />

belastend empfindet, jemanden verhungern<br />

zu sehen – und damit eventuell der<br />

Sterbeprozess verlängert. Da diese ethischen<br />

Überlegungen bei geriatrischen, onkologischen<br />

und intensiv PatientInnen<br />

komplex sind, wurde der Ruf nach verbindlichen<br />

Richtlinien laut.


Einigkeit herrscht darin, dass Mangelernährung<br />

frühzeitig erkannt und behandelt werden<br />

soll. Die Lösung dieses Problems beginnt<br />

mit der Sensibilisierung aller Beteiligten,<br />

also der Behandelnden, der PatientInnen,<br />

der Angehörigen sowie der Spitalverwaltung<br />

und der politisch Verantwortlichen.<br />

Sie sollten sich der Wechselbeziehung zwischen<br />

Ernährung und Genesung bewusst<br />

sein, auch wenn der Zusammenhang nicht<br />

unmittelbar sichtbar ist.<br />

Der Nutrition Day<br />

Um das Bewusstsein dafür zu schärfen,<br />

dass Mangelernährung und ihre Konsequenzen<br />

im Krankenhaus und im Pflegeheim<br />

ein häufiges Problem ist, wurde im<br />

Januar 2006 zum ersten mal der „Nutrition<br />

Day“ durchgeführt. Die Beteiligung an der<br />

Aktion war international, unter anderen<br />

nahmen auch Kliniken aus der Schweiz teil,<br />

wie zum Beispiel das Kantonsspital St. Gallen<br />

oder Winterthur.<br />

Anhand von vier Fragebögen wurden Informationen<br />

über die teilnehmenden Stationen<br />

eines Krankenhauses beziehungsweise<br />

Pflegeheimes und deren Patienten erhoben:<br />

Einer erfragte die spezifischen Eigenschaften<br />

zu jeder Station, der medizinische<br />

Bereich, die Organisation und Struktur. Ein<br />

zweiter Fragebogen wurde für Informationen<br />

zu den einzelnen PatientInnen erstellt,<br />

ein dritter erhob Daten über den Zustand<br />

der PatientInnen nach dreißig Tagen. Die<br />

‚Nutrition Day‘-Studie ist damit eine der<br />

wenigen prospektiven Untersuchungen, die<br />

den Ernährungsstatus mit Mortalität, Gewichtsveränderungen,<br />

und Hospitalisierung<br />

verknüpft.<br />

Eine Besonderheit des Projektes ist die<br />

direkte Befragung der PatientInnen nach<br />

ihrem Essverhalten. Durch den vierten Fragebogen<br />

wurden sie mit Fragen wie „Wie<br />

viel der angebotenen Portion haben Sie<br />

gegessen?“ und den Gründen für das<br />

Nicht-Essen in den Aktionstag einbezogen.<br />

So wurde dem subjektiven Empfinden der<br />

Patientinnen Rechnung getragen. Ihre Meinung<br />

wurde gleich stark gewertet wie die<br />

der Betreuenden. Damit ist diese Studie die<br />

größte, bei der PatientInnen direkt zu ihrem<br />

Ernährungsempfinden befragt werden.<br />

10<br />

Die Ergebnisse waren ernüchternd: fast die<br />

Hälfte aller PatientInnen hatten seit dem<br />

Spitaleintritt an Gewicht verloren und fast<br />

gleich viel litten an Appetitverlust. Mehr als<br />

die Hälfte der Patienten, die weniger als ein<br />

Viertel des Nahrungsangebots essen, erhalten<br />

keine zusätzliche künstliche Ernährung.<br />

Nur 25 % der Patienten, die nichts zu Mittag<br />

essen, werden künstlich ernährt. Dies,<br />

obwohl ein enger Zusammenhang zwischen<br />

wenig Appetit und erhöhter Sterblichkeit<br />

besteht.<br />

2007 nahmen zum ersten Mal auch Pflegeheime<br />

am ‚Nutrition Day‘ Teil. 80 Stationen<br />

von 38 Pflegeheimen aus Österreich und<br />

Deutschland erfassten anhand eines Tellerprotokolls<br />

die aktuelle Situation der Nahrungsaufnahme<br />

ihrer BewohnerInnen beim<br />

Mittagessen. Nach sechs Monaten wurden<br />

erneut Daten erfasst.<br />

Dieser auf deutschsprachige Länder beschränkte<br />

Pilotdurchgang des ‚Nutrition<br />

Days‘ in Pflegeheimen führte zu relevanten<br />

Informationen über den Ernährungszustand<br />

und das Ernährungsmanagement von PflegeheimbewohnerInnen.<br />

Gleichzeitig wurde<br />

darauf hingewiesen, dass der beträchtliche<br />

Zeitaufwand des Personals für eine adäquate<br />

Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme<br />

sinnvoll ist.<br />

Die Beobachtung der Gewichtsentwicklung<br />

von den PatientInnen nach dem Aktionstag<br />

weist darauf hin, dass die Teilnahme am<br />

‚Nutrition Day‘ zu einem verbesserten Mangelernährungsbewusstsein<br />

in Spitälern und<br />

Pflegeheimen führt.<br />

Dies ist eines der Ziele des ‚Nutrition Days‘.<br />

Des Weiteren empfehlen die InitiatorInnen,<br />

dass Ernährungsscreenings zur Routine<br />

werden sollten, genau wie das Messen der<br />

Körpertemperatur und des Blutdrucks. Dies<br />

bedarf jedoch eines Bewusstseins der Problematik<br />

Mangelernährung in Spitälern und<br />

Pflegeheimen bis hinauf zu den Gesundheitsdirektionen,<br />

damit die geeigneten Mittel<br />

auch zu Verfügung gestellt und eingesetzt<br />

werden können.<br />

Quelle: www.careum-explorer.ch<br />

Mehr Informationen zum Nutrition Day<br />

finden sie auf www.nutritionday.org .


Humor in der Pflege alter Menschen<br />

Es ist erfreulich, dass Lachen und Humor in der pflegerischen Fachliteratur zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnen und aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt werden.<br />

Obwohl bereits Freud, Adler und vor allem Viktor Frankl, dem Humor eine therapeutische<br />

Wirkung attestierten, blieb er stets ein bestenfalls angenehmer Nebeneffekt.<br />

Was ist Humor?<br />

„Humor ist die Gabe eines Menschen, die<br />

Unzulänglichkeit der Welt und des Lebens<br />

heiter und gelassen zu betrachten und zu<br />

ertragen (...)“. (DUDEN 2002,S. 489)<br />

„Humor ist sowohl ein Gefühl als auch ein<br />

kognitives Phänomen. Durch die gefühlsmäßige<br />

und gedankliche Wahrnehmung<br />

von komischen, heiteren, amüsanten oder<br />

auch satirischen Erlebnissen wird Humor<br />

zunehmend zur Geisteshaltung, die immer<br />

wieder genährt werden muss, um sich zu<br />

erhalten und weiterentwickeln zu können.<br />

Ferner wird Humor auch als konkrete Bewältigungsstrategie<br />

und Ausdruck für das<br />

Leben mit Behinderung verstanden (...).<br />

Therapeutischer und Unterhaltungshumor<br />

müssen immer wieder neu, kreativ und<br />

phantasievoll initiiert werden, damit die<br />

anfängliche Wirkung möglichst lange spürbar<br />

bleibt“. (BISCHOFSBERGER 2002,S.39)<br />

„Humor ist eine Lebenskunst – jene Kunst,<br />

den Anforderungen die das Leben an uns<br />

stellt, mit heiterer Gelassenheit und Würde<br />

zu begegnen. Im Humor verbindet sich die<br />

Freiheit des Denkens mit den Möglichkeiten<br />

des Handelns. Ein humorvoller Mensch ist<br />

stets ein Handelnder, nie Opfer der (...)<br />

Umstände. Die Qualität des Denkens und<br />

die daraus resultierenden Handlungen zeigen<br />

sich beim humorvollen Menschen insbesondere<br />

in unangenehmen Situationen.<br />

Wem es gelingt, sich von Problemen aller<br />

Art, nicht unterkriegen zu lassen, ja, diese<br />

sogar noch konstruktiv umzuwandeln (zu<br />

transformieren) in gestalterische Kräfte, die<br />

das Leben erhellen, der lebt aus einer Ressource<br />

von Humor. (...) Humor ist die Haltung,<br />

die es ermöglicht eine `gesunde Distanz`<br />

zu sich und seinen Einbildungen<br />

(Konstrukten) herzustellen. (...) Vor allem<br />

ist Humor eine wunderbare Art und Weise,<br />

das Leben schöpferisch mitzugestalten und<br />

den eigenen Schatten mit einem inneren<br />

Lächeln zu umarmen.“ (TRYBEK 2006)<br />

Schwerpunkt<br />

11<br />

Was ist Lachen ?<br />

Im Unterschied von Humor, sind Lachen<br />

und Lächeln zunächst nur körperliche Reaktionen,<br />

das heißt, der Körper äußert durch<br />

verschiedene physiologische Abläufe, das<br />

typische Muster des Lachens. Beispielsweiße<br />

sind diverse und spezifische Gesichtsmuskeln<br />

für das charakteristische Lachen<br />

zuständig, und die Stimmbänder bewegen<br />

sich je nach Lachton sehr unterschiedlich.<br />

(BISCHOFSBERGER 2002,S. 39)<br />

„Lachen ist ein angeborenes Ausdrucksverhalten<br />

des Menschen, das nicht nur,<br />

aber vor allem in der Gemeinschaft mit<br />

anderen seine Wirkung entfaltet. Lachen ist<br />

die natürliche Reaktion eines gesunden<br />

Menschen auf komische oder erheiternde<br />

Situationen, erscheint aber auch als Entlastungsreaktion<br />

nach überwundenen Gefahren<br />

oder zur Abwendung drohender sozialer<br />

Konflikte.“ (NET-LEXIKON 2006,S. 1)<br />

„Wenn wir bedenken, wie oft ein Lachen<br />

uns entlastet, wie oft es die Schatten vertreibt,<br />

die sich bedrückend um uns legen,<br />

sollten wir sorgsam darauf bedacht sein,<br />

nicht zu erhaben und weise für dieses Geschenk<br />

des Lebens zu werden.“ (ADDIN-<br />

SON 2002 zit. in: ROBINSON 2002)


Humor als Grundhaltung<br />

Für mich setzt pflegetherapeutische Arbeit<br />

mit Humor die (Selbst-)Erfahrung und Bereitschaft<br />

voraus, auch die eigene Rolle<br />

und Position aus humorvoll wohlwollender<br />

Distanz zu beleuchten und in Gegenwart<br />

der Patienten relativieren zu können. Humorvolle<br />

Äußerungen wirken nur dann<br />

glaubhaft, wenn sie den eigenen pflegetherapeutischen<br />

Stil (vor allem nonverbal)<br />

ergänzen und nicht sabotieren. Eine transparente<br />

Kongruenz zwischen verbalen Äußerungen<br />

und nonverbaler Empathie erweitert<br />

die Handlungsfreiheit der Pflegeperson,<br />

ohne die Variablen „Echtheit“ und „Wertschätzung“<br />

zu unterlaufen.<br />

„Durch Humor werden Selbstheilungskräfte<br />

aktiviert, die sich auf den Verlauf eines<br />

Heilungsprozesses positiv auswirken. Der<br />

Grundsatz, dass in der Gegenwart des Patienten<br />

nicht gelacht werden darf, muss seine<br />

Gültigkeit verlieren. Mehr noch; Humor<br />

und Lachen müssen einen hohen Stellenwert<br />

bekommen. Denn Patienten, die sich<br />

Wohlfühlen tun sich selbst und ihrem Körper<br />

nur Gutes.“ (KLEINBERGER 2004)<br />

Eine humorvolle Grundhaltung…<br />

☺ regt den Perspektivenwechsel an,<br />

☺ führt zur Erweiterung der eigenen „Lebens-Rolle“,<br />

☺ fördert die Akzeptanz und Wahr-<br />

Nehmung von anderen,<br />

☺ sieht im Anders-Sein eine Bereicherung,<br />

☺ bildet eine Brücke vom Ich zum Du,<br />

☺ nimmt Kritik und Vorwürfe nicht persönlich,<br />

☺ führt zu mehr Gelassenheit,<br />

☺ ist die Basis für emotionale Intelligenz,<br />

☺ unterstützt menschliche Beziehungen,<br />

☺ trägt zu besserem Umgang mit delikaten<br />

Situationen bei,<br />

☺ fördert die Gruppenzugehörigkeit,<br />

☺ erleichtert eine gewisse Distanz zu Krisen,<br />

Krankheit und Tragödien,<br />

☺ ist ein ideales Mittel um Veränderungen<br />

zu akzeptieren und zu gestalten und<br />

☺ ist ein klares Zeichen und gelebte Aktivität<br />

für Frieden und Freude.<br />

(TRYBEK 2004)<br />

12<br />

Humor lernen<br />

Humor wird heute als lernbare Fähigkeit<br />

betrachtet; eine Fähigkeit, deren Bedeutung<br />

in den Bereichen „coping strategy“,<br />

Psychohygiene und Prophylaxe nicht länger<br />

unterschätzt werden sollte. Rufen wir uns<br />

das psychologisches Potential des Humors<br />

und die Wirkung humorvoller Bilder und<br />

Phantasien in Erinnerung (so absurd z.B.<br />

Münchhausens Versuch, sich an den eigenen<br />

Haaren aus dem Sumpf ziehen zu wollen<br />

auch anmuten mag, eine absichtlich<br />

oder spontan entwickelte humorvolle Phantasie<br />

kann unter Umständen diese befreiende<br />

Wirkung haben), so wäre es geradezu<br />

leichtfertig, die Förderung von Humor auf<br />

Beratung, Therapie oder Krankenpflege<br />

beschränken zu wollen.(HAIN 2005,S. 5)<br />

Trybek (2006) meint, dass es auch Menschen<br />

gibt, die ohne Humor sind, allerdings<br />

sind diese in der Minderzahl. Die Mehrheit<br />

der Menschen hat ihren eigenen Zugang<br />

zum Humor, geprägt durch die Geschichten,<br />

die ihr Leben schrieb.<br />

„Der international bekannte Schweizer Pantomime<br />

und Clown Dimitri spricht von der<br />

`Philosophie des Lachens`, deren Charakteristik<br />

darin beruht `mich selber nicht so<br />

ernst zu nehmen. Über sich selber lachen<br />

zu können, ist eine Art Selbstkritik. Indem<br />

ich über mich selber lache, stehe ich über<br />

der Situation, bin bewusst oder unbewusst<br />

darüber erhaben`. Für ihn ist der Humor<br />

ein Talent, das es bei sich selbst zu entdecken<br />

und fördern gilt: `Ich glaube, jeder<br />

kann den Humor lernen, ihn zu einer Lebenshaltung<br />

werden zu lassen. Für mich ist<br />

er noch mehr: er ist eine Philosophie - eine<br />

Philosophie des Lachens.` “(HAIN 2005)<br />

Für den „Hausgebrauch“ ist es nicht unbedingt<br />

nötig, zum Philosophen zu werden,<br />

doch kennzeichnen Dimitris Worte vieles,<br />

was den Humor erst heilsam und zur Fähigkeit<br />

werden lässt. Als ebenso wichtig<br />

erachte ich die Erfahrung, dass man Humor<br />

weder „haben“, „besitzen“ noch „festhalten“<br />

kann, er aber dafür umso leichter „abhanden<br />

kommt“ oder gänzlich zu „fehlen“<br />

scheint.“<br />

Bleibt die Frage: Humor lernen - aber wie?<br />

Dieses Lernen muss zuerst in unseren Köpfen<br />

beginnen.


Michael Trybek gibt in seinen Humorseminaren<br />

Anregungen, wie dies funktionieren<br />

könnte z.B.<br />

☺ bewusste Wahl der persönlichen Einstellung<br />

und Identität,<br />

☺ anderen Freude bereiten,<br />

☺ spielen,<br />

☺ präsent sein,<br />

☺ nichts persönlich nehmen,<br />

☺ stets, den Umständen entsprechend,<br />

das Bestmögliche geben,<br />

☺ sich selbst nicht überernst nehmen,<br />

☺ Perspektivenwechsel anwenden,<br />

☺ Innere Stärke erkennen = Selbstwert,<br />

☺ Selbstmotivation sowie<br />

☺ das eigene Scheitern als Chance wahrnehmen.<br />

Humor wird also nur dann zur lernbaren<br />

Fähigkeit, wenn er bewusst und ernsthaft<br />

gefördert und täglich von neuem entwickelt<br />

wird. Er ist nicht lernbar wie Rechenformeln<br />

und Grammatik. Aber wir können<br />

lernen, Zynismus und überheblichen Humor<br />

in wertschätzenden, konstruktiven Humor<br />

umzuwandeln.<br />

Meine persönlichen Erfahrungen in den<br />

letzten 20 Jahren meiner Tätigkeit in der<br />

Altenpflege zeigen, dass Patienten und<br />

Pflegepersonal enorm profitieren können,<br />

wenn sie es sich, unter Beachtung bestimmter<br />

Grundbedingungen, erlauben,<br />

humorvolle Perspektiven zu entwickeln.<br />

Pflegekräfte, die mit Humor arbeiten möchten,<br />

sollten jedoch zunächst bei sich selbst<br />

beginnen, diese heilsame Kraft zu erfahren<br />

und sie erst dann in ihr pflegetherapeutisches<br />

Handeln integrieren.<br />

13<br />

Humor in der Pflege-Ausbildung<br />

„Die Erfahrung des Komischen knüpft ein<br />

Band der Sympathie zu unseren Mitmenschen,<br />

sie ist ein Unterpfand der geistigen<br />

Gesundheit. Wir müssen durch lachen ebenso<br />

lernen wie durch Tränen und Schrecken.“(ROBINSON<br />

2002)<br />

Obwohl bekannt ist, dass Humor das Lernvermögen<br />

steigern kann, wurde er bisher<br />

selten oder gar nicht im Rahmen der Pflegepädagogik<br />

zur Anwendung gebracht. In<br />

den Curricula des deutschsprachigen Raumes<br />

befindet sich der Begriff eines therapeutischen<br />

Humors nicht.<br />

Weder werden die Schüler dazu angehalten,<br />

sich mit diesem Thema im Rahmen der<br />

Ausbildung zu beschäftigen, noch wird<br />

Humor in der Beziehung zwischen Lehrern<br />

und Schülern tatsächlich „gelebt“.<br />

Dabei würde gerade die Einbeziehung von<br />

Humor in den Unterricht den Auszubildenden<br />

ein Werkzeug zur Verfügung stellen,<br />

mit dem so genannten „Praxisschock“ leichter<br />

umgehen zu können. Auch ist bekannt,<br />

dass Wissen welches auf humorvolle Weise<br />

vermittelt wurde, seltener vergessen wird.<br />

Humor ist nicht erlernbar wie anderes<br />

Fachwissen und er wird hoffentlich nie mit<br />

einer Schulnote beurteilt werden. Trotzdem<br />

oder gerade deswegen könnte er zukünftig<br />

des Öfteren in den Unterrichtsgegenständen<br />

eingebracht werden.<br />

“Mit dem Lachen haben wir es hier<br />

nicht so!“<br />

Diese Aussage einer unserer Lehrkräfte, die<br />

zwar nicht wirklich ernst gemeint war, zeigt<br />

aber trotzdem die Situation an unserer<br />

Schule, wie ich sie empfinde, auf. Klar, die<br />

psychiatrische Pflege ist ein ernsthaftes<br />

Thema, aber eine humorvolle Grundhaltung<br />

würde die Kommunikation zwischen Lehrkräften<br />

und SchülerInnen wesentlich erleichtern<br />

- gerade wenn Letztere, bereits<br />

sehr viel Erfahrung mitbringen und deswegen<br />

nicht alles widerspruchslos hinnehmen.


Eine kurze Geschichte die ich in der Fachbereichsarbeit<br />

von Christian Heregger<br />

(2004 S.15f.) gelesen habe, möchte ich in<br />

diesem Zusammenhang unbedingt einbringen.<br />

Sie widerspiegelt auf sehr humorvolle<br />

Weise meine Zukunftsvisionen:<br />

„Wir aktivieren kurz einmal den `Flux-<br />

Kompensator`, ein Gerät, welches durch<br />

den Film `Zurück in die Zukunft` Berühmtheit<br />

erlangt hat, und katapultieren<br />

uns damit in eine Zeit, in der die Genmanipulation<br />

längst der Vergangenheit angehört<br />

und die Menschen endlich ein friedliches<br />

Miteinander leben.<br />

Der Pflegebereich hat sich grundlegend<br />

verändert. Schülern der Gesundheits- und<br />

Krankenpflegeschulen ist der Begriff des<br />

therapeutischen Humors ebenso vertraut<br />

wie die Handhabung von Handys in Radiergummigröße.<br />

Es gibt keinen Unterrichtsgegenstand in<br />

dem Humor keine Rolle spielt. Sogar negative<br />

Prüfungsergebnisse werden humorvoll<br />

zur Kenntnis genommen, indem die eigenen<br />

Erwartungen reduziert werden und<br />

man viel zufriedener mit sich selbst ist.<br />

Die Stimmen sind verstummt, welche den<br />

Untergang der Moral darin sahen, dass<br />

Humor einen fixen Standpunkt im Gesundheits-<br />

und Krankenpflegebereich einzunehmen<br />

droht.<br />

Clown-Doctors gehören der Vergangenheit<br />

an. Im Mittelpunkt der pflegerischen Handlungen<br />

befindet sich die, mit allen Raffinessen<br />

der Humoranwendung ausgestattet<br />

Pflegefachkraft.<br />

Der Gelächterwagen ist ebenso selbstverständlich,<br />

wie die täglichen Mahlzeiten.<br />

Krankenstandstage durch Burn out von<br />

Pflegekräften sind überhaupt kein Thema<br />

mehr, da es sie wegen eines humorvollen<br />

Arbeitsklimas kaum noch gibt.<br />

Die Krankenkassen können ihr Kapital vermehrt<br />

in präventive Gesundheitsförderung<br />

investieren, da die Verweildauer von Patienten<br />

durch den Einsatz von Humor auf ein<br />

Minimum gesenkt wurde.<br />

Unter diesen Umständen fällt es einem nun<br />

wirklich schwer, sich in der Gegenwart<br />

wohl zu fühlen. Was nur bedeuten kann<br />

`Zurück in die Zukunft`!“<br />

14<br />

Patch Adams – Lachen als Therapie<br />

Eine einfühlsame Einführung in die Materie<br />

und für mich ein Pflichtprogramm für alle,<br />

die in der Pflege eine neue Sichtweise bekommen<br />

wollen, ist der Film über das Leben<br />

von Patch Adams, mit dem großartigen<br />

Robin William in der Hauptrolle.<br />

„Während er als Teenager wegen einer<br />

Depression behandelt werden musste, fasste<br />

Patch Adams den Entschluss, Arzt zu<br />

werden. In den späten Sechzigern besuchte<br />

er die medizinische Fakultät der University<br />

of Virginia. Nach seinem Examen gründete<br />

er das `Gesundheits-Institut`. Sein<br />

Ziel war ein ganzheitlicher, persönlicher<br />

Ansatz in der Medizin. Mit unkonventionellen<br />

Methoden und lustigen Überraschungen<br />

kämpfte Adams gegen die Ängste seiner<br />

Patienten und verbesserte ihre Heilungschancen.<br />

Er war einer der ersten, der die<br />

Idee vertrat, dass Ärzte die Menschen und<br />

nicht die Krankheiten behandeln sollen.<br />

Mitgefühl und Anteilnahme sind nach seiner<br />

Meinung genauso wichtig wie neue Medikamente<br />

und technische Apparate. Das<br />

klang damals - wie auch heute noch - sehr<br />

radikal. Der Traum von Patch Adams wird<br />

auf Dauer verwirklicht im `Gesundheits-<br />

Institut`, einer malerischen Klinik, in der<br />

die Patienten nicht nur Ärzte, sondern auch<br />

Freunde finden.“ (UNCUT MOVIES 2006,)<br />

Immer wenn ich selber nicht weiß, wie ich<br />

in manchen Situationen weiterkommen<br />

kann, sehe ich mir diesen Film an.<br />

Gerade die Pflege von alten Patienten stellt<br />

das Pflegepersonal vor große Herausforderungen.<br />

Bei diesen Patienten kommen zu<br />

den körperlichen Gebrechen noch sehr<br />

häufig demenzielle Erkrankungen hinzu.<br />

Auch das Sterben und der Tod sind immer<br />

gegenwärtig. Angesichts dieser Tatsache<br />

stellt sich die Frage ob in diesem Bereich<br />

überhaupt gelacht werden darf. Ist es nicht<br />

absolut unangebracht angesichts des Todes<br />

über Humor zu sprechen?<br />

Patch Adams: „Was ist gegen den Tod einzuwenden?<br />

Warum können wir mit dem<br />

Tod nicht mit einem Maß an Würde, Anstand<br />

und Menschlichkeit umgehen? Und<br />

Gottlob, vielleicht sogar mit Humor. Der<br />

Tod kann nicht unser Feind sein. Das<br />

schlimmste ist die Gleichgültigkeit.“


Altenpflege - ein ernster Beruf?<br />

Es gibt die Ansicht, das alte Menschen<br />

durch ihr Erlebtes das Lachen verloren haben,<br />

das sie rigide und emotionslos geworden<br />

sind. Überhaupt hat es den Anschein,<br />

als hänge vor vielen geriatrischen Stationen<br />

eine unsichtbare Tafel mit der Aufschrift<br />

“Lachen verboten“. Woran liegt das? Ich<br />

vermute das Problem liegt vielmehr bei<br />

uns, als bei den geriatrischen Patienten.<br />

Natürlich sind die Schwierigkeiten, die im<br />

Pflegealltag auftreten sehr vielfältig; Zeitdruck,<br />

Personalmangel, geringe und/oder<br />

leider nur geheuchelte Anerkennung von<br />

Seiten der Verantwortlichen und gewaltige<br />

Arbeitsbelastung kennzeichnen oft den<br />

Arbeitsalltag. Allerdings könnte der Wechsel<br />

der Sichtweise einen entspannten Zugang<br />

zur Pflege bringen.<br />

Es muss die Qualität des Humors im Zusammenhang<br />

mit der Qualität der Pflegebeziehung<br />

gesehen beziehungsweise diskutiert<br />

werden, um die Anwendung von Humor<br />

und seine Grenzen zu definieren. Wird<br />

ein!e PatientIn von der Pflegeperson ausgelacht,<br />

so hat dies nichts mit therapeutischem<br />

Humor zu tun und wird sich dadurch<br />

nicht förderlich auf die Pfleger-<br />

Patientenbeziehung auswirken.<br />

Die Diagnose eines Pflegeempfängers hat<br />

nicht unmittelbar mit der Eingrenzung von<br />

Humoraktionen zu tun.<br />

„Vielmehr spielt eine gesunde, wertschätzende<br />

Pflegebeziehung dabei eine entscheidende<br />

Rolle. Man sollte auch nicht<br />

dem Irrglauben verfallen, dass man mit<br />

dementen und verwirrten Patienten keinen<br />

Humor leben darf und erleben kann.“<br />

(LOTZE 2003, zit. in: HEREGGER 2004)<br />

15<br />

Alte Menschen leben uns manchmal eine<br />

Komik vor, die kaum ein Clown erfinden<br />

kann - einige Beispiele hierzu aus meinem<br />

persönlichen Erleben:<br />

☺ Herr G., ein hochbetagter Herr, dem<br />

man auf Grund seiner Demenz nicht<br />

mehr zutraute seine Zahnprothese zu<br />

putzen wurde von einer Pflegekraft gefragt:<br />

“Könnt ich bitte ihre Zähne haben?“<br />

Darauf Herr G. mit einem verschmitzten<br />

Lächeln: “Ja, freilich, die<br />

werden die aber nicht passen.“<br />

☺ Eine Pflegeperson war bemüht, die<br />

Darmtätigkeit einer 90jährigen Patientin<br />

mit chronischer Obstipation in Schwung<br />

zu bringen. Trotz mehrmaliger oraler<br />

Laxantiengabe und einem kleinem Einlauf<br />

war kein Erfolg in Sicht. Die<br />

Schwester war schon der Verzweiflung<br />

nahe, da sagte Frau S.: “Der Morgenschiss<br />

kommt ganz gewiss, auch wenn<br />

es erst am Abend ist.“<br />

(Ob dieser Spruch aus ihrer Feder<br />

stammt oder sie ihn irgendwo gehört<br />

hat, entzieht sich meiner Kenntnis, aber<br />

die Patientin hat der gestressten Kollegin<br />

damit den Wind aus den Segeln genommen<br />

und die Situation entspannt.)<br />

Die erwähnten Situationen habe ich meinem<br />

persönlichen Humortagebuch entnommen.<br />

(siehe dazu Punkt 5.2)<br />

Der uns allen bekannte, sprichwörtliche<br />

„Galgenhumor“ ist oft eine heilsame Art,<br />

mit dem schwierigen Thema Tod und<br />

Krankheit umzugehen. Er hat seinen festen<br />

Platz in unserem Leben und darf zum<br />

“Dampf ablassen“ nicht fehlen. In den „geschützten“<br />

Räumen eines Dienstzimmers ist<br />

dafür der geeignete Platz.<br />

� Niemals aber darf dieser Galgenhumor<br />

auf Kosten einer einzelnen Person gehen,<br />

und schon gar nicht eine Person<br />

persönlich angreifen. Ebenso haben Zynismus<br />

und Sarkasmus nichts mit dem<br />

von mir beschriebenen, therapeutischen<br />

Humor zu tun.<br />

Ganz im Gegenteil! Verletzungen, Kränkungen<br />

und der daraus folgenden Vertrauensverlust<br />

durch den Patienten und<br />

den Kollegen sind die Folgen von dieser<br />

Art, falsch verstandenen Humors.


Humor ist, wenn man trotzdem lacht<br />

Humor ist auch in schwersten und extremen<br />

Lebenssituationen wie Krebserkrankungen<br />

nicht auszuklammern, da laut Erfahrungsberichten<br />

Humor auch in der Palliativpflege<br />

einen überaus positiven Effekt<br />

zeigt. (LOTZE 2003)<br />

Werner Gruber, Diplompfleger und ein Verfechter<br />

von Humor in der Pflege, schrieb<br />

mir in einem persönlichen Mail dazu:<br />

„Ich bin im Helga Treichl Hospiz in Salzburg<br />

tätig, und da bekomme ich auch tagtäglich<br />

meine Inspirationen zu diesem Thema.<br />

Nämlich nicht ich wende Tipps an, sondern<br />

die Patienten lehren und belehren mich. Sie<br />

zeigen mir, wie wichtig der Humor in<br />

schwierigen Lebensphasen ist, wie er ihnen<br />

hilft, unerträgliches erträglicher zu machen.<br />

Lachen gehört zum Leben, Lachen<br />

IST Leben. Auch für meine Psychohygiene<br />

ist Humor ein wichtiger Bestandteil.“<br />

Humor kann eine Basis zwischen Pflegeperson<br />

und Patient herstellen, die Vertrauen<br />

und Offenheit ermöglicht.<br />

Ist es einer Pflegeperson gelungen, mit<br />

Hilfe eines Witzes, einer humorigen Aktion<br />

oder aber auch durch kurzfristig entstandene<br />

Situationskomik in eine enge Interaktion<br />

mit dem Patienten zu treten, so kann<br />

sie sich nun vorsichtig und zugleich beobachtend<br />

auf ein Terrain begeben, welches<br />

eine ernsthafte Unterhaltung zu einem<br />

heiklen Thema zulässt. (HEREGGER 2004)<br />

Humor in der Pflege bei geriatrischen Patienten<br />

bedeutet für mich auch genaues<br />

Hinhören, Zuhören. Bei einem Kabarettabend<br />

mit Markus Hirtler, (einem ehemaligen<br />

Pflegedienstleiter) als Erni Oma, hörte<br />

ich zum Thema Kommunikation im Pflegealltag<br />

folgenden Ausspruch:<br />

„Wer nur hört, was er hören will, dar sich<br />

nicht wundern, wenn er nichts versteht!“<br />

Dieser Satz hat mich tief beeindruckt, denn<br />

er sagt auf sehr anschauliche Weise das<br />

aus, was im Pflegealltag oft passiert: Nicht<br />

den tatsächlichen Wünschen der Patienten<br />

wird nachgekommen, sondern dem, was<br />

die Pflegekraft als Wunsch des Patienten<br />

vermutet oder schlimmer, was die Pflegekraft<br />

bestimmt, was dem Patienten gut zu<br />

tun hat.<br />

16<br />

Vorsicht ist bei psychisch kranken Patienten<br />

und Patienten mit körperlicher und geistiger<br />

Behinderung geboten. Humor entsteht<br />

oft, wenn sich „komische Normverletzungen“<br />

ergeben, die für die Pflegeperson oft<br />

ungewohnt und überraschend auftreten.<br />

Geschieht dies unfreiwillig, wie im Fall von<br />

körperlicher und geistiger Behinderung<br />

sowie bei psychischen Störungen, können<br />

die Menschen schnell zu Objekten der Lächerlichkeit<br />

werden.<br />

Gerade diese Situationen zeigen, dass Gefühl<br />

und Wertschätzung im Umgang mit<br />

Humor unabdingbar sind. Die Fähigkeit,<br />

sich echt und ehrlich auf anvertraute PatientInnen<br />

einlassen zu können, erscheint<br />

mir für meinen Beruf, insbesondere aber im<br />

Zusammenhang mit Humor in der Pflege,<br />

als Grundvoraussetzung jeglichen Tuns.<br />

Zum anderen ist der erwähnte humorvolle<br />

Perspektivenwechsel eine sehr wichtige<br />

Hilfestellung.<br />

Wenn etwa die Pflegekraft nicht mehr nur<br />

von der Anerkennung ihrer Vorgesetzten<br />

abhängig ist, sondern die spürbare Wertschätzung<br />

und Dankbarkeit von den Menschen<br />

annehmen kann, die maßgeblich<br />

sind, nämlich den Patienten, wären viele<br />

Mitarbeiter weniger ausgebrannt, leer und<br />

frustriert. Auch das Erkennen der eigenen<br />

Leistung und der damit gesteigerte Selbstwert<br />

führen zu geringeren Belastungen.<br />

„Bei ständigen Konflikten unter dem Pflegepersonal<br />

über die Richtigkeit und Wertigkeit<br />

verschiedener Pflegetätigkeiten und<br />

der Art wie sie verrichtet werden, sollte es<br />

jemanden im Team geben, der es schafft<br />

die Wirklichkeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern<br />

zu beleuchten. Dazu ein Beispiel:<br />

Sehen wir uns ein Glas an. Dieses Glas ist<br />

eindeutig ein Glas – das ist die erste Wirklichkeit.<br />

Unbestritten und ohne Zweifel. Ob<br />

dies nun ein schönes Glas ist, hängt vom<br />

Auge des Betrachters ab – dies ist die zweite<br />

Wirklichkeit. Diese kann jeder für sich<br />

selbst definieren und jede dieser Wirklichkeiten<br />

ist richtig.“(TRYBEK 2006)<br />

Dieses Beispiel auf die Pflege umgesetzt<br />

bedeutet, dass jeder den Patienten gut<br />

betreuen will, aber jeder auf seine Art. Solange<br />

dies mit Achtung, Wertschätzung und<br />

Liebe geschieht, haben alle Recht.


Humor im Pflegealltag<br />

Die Arbeit mit und für alte Menschen ist<br />

unbestritten oft ein stressiges Unterfangen.<br />

Wenn nun der Dienst mit einer humorvollen<br />

Aktion eines Mitarbeiters während der<br />

Dienstübergabe beginnt, z.B. es wird überraschend<br />

das Lied: “Jetzt wird wieder in die<br />

Hände gespuckt…“ von der Gruppe “Geier<br />

Sturzflug“ gespielt, bringt das mit Sicherheit<br />

eine fröhlichere und entspannte Stimmung.<br />

Auch könnte jeden Tag die Einstellung<br />

zur Arbeit neu definiert werden.<br />

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die<br />

schon zur Routine gewordene Frage „Wie<br />

geht es Ihnen heute?“ anders zu stellen –<br />

etwa „Welcher Teil von Ihnen fühlt sich<br />

heute am Besten an?“ Damit kann die<br />

Aufmerksamkeit ganz zwanglos auf andere<br />

Aspekte zentriert werden als auf die täglichen<br />

Beschwerden des Alters.<br />

Solche Interventionen lassen sich mit etwas<br />

Phantasie und gutem Willen beliebig fortsetzen.<br />

Es muss nur irgend jemand damit<br />

anfangen!<br />

In der Regel basieren Lachen und Humor in<br />

Form von Situationskomik, das heißt auf<br />

Ereignissen, die sich spontan im Pflegealltag<br />

ergeben. Viele solcher Erlebnisse bleiben<br />

in unvergesslicher Erinnerung, werden<br />

bei verschiedensten Gelegenheiten, zum<br />

Teil noch viele Jahre später, erzählt und<br />

bieten so auch lange Zeit nachher noch<br />

Anlass zu Gelächter.<br />

Durch die Situationskomik wird oft aber<br />

auch unbewusst und völlig spontan mit<br />

verbalen und nonverbalen Äußerungen<br />

gescherzt. Diese Äußerungen sind aber<br />

häufig unüberlegt und können unabsichtlich<br />

einen Kommunikationspartner verletzen.<br />

Das zeigt wieder, dass Humor sehr viel<br />

mit Gespür und Gefühl zu tun hat.<br />

In geplanten Humorinterventionen werden<br />

Gegenstände, Bilder, Comics, usw.<br />

gezielt und überlegt eingesetzt. Zudem<br />

bekommt die Pflegeperson innerhalb kurzer<br />

Zeit auch ein Feedback vom Patienten,<br />

woraus hervorgeht, ob die Intervention<br />

positiv oder negativ verstanden wird. Aus<br />

dem Feedback können die Pflegepersonen<br />

lernen und die Interventionen verändern.<br />

(KATZENGRUBER 2003,S. 21)<br />

17<br />

Allgemeine Grundsätze<br />

☺ Zunächst erhebt sich die Frage: Was<br />

will man mit Humoraktionen erreichen?<br />

Irene Bischofsberger hat die Ziele in ihrem<br />

Buch “Das kann ja heiter werden“<br />

(2002) wunderbar beschrieben:<br />

1. „Wohlbefinden von Patienten und<br />

ihren Angehörigen sowie den Pflegepersonal<br />

steigern“<br />

2. „Bewusstsein für Humor und Heiterkeit<br />

während Gesundheit und<br />

Krankheit wecken und stärken“<br />

3. „Humor als Ressource im Umgang<br />

mit Alter und Krankheit erkennen<br />

und nutzen“<br />

4. „Humor als Kontinuum zwischen<br />

liebevoller und bissiger Wirkung erkennen“<br />

5. „Auswirkungen von Humorinterventionen<br />

erkennen und erfassen“<br />

☺ Es müssen Rahmenbedingungen für<br />

Humorinterventionen geschaffen werden.<br />

Wichtig in diesem Zusammenhang<br />

sind das Einverständnis und die Miteinbeziehung<br />

der Vorgesetzten.<br />

„Es wäre verrückt, gegen den Strom<br />

schwimmen zu wollen.“(TRYBEK 2006)<br />

☺ Man sollte mit einer Intervention beginnen,<br />

von deren Wirkung die Pflegeperson<br />

überzeugt ist und die einem<br />

selber Spaß machen würde.<br />

☺ Es wäre sinnvoll, mit einem Patienten<br />

oder mit einem Kollegen beginnen, mit<br />

dem die Pflegeperson bereits ein Vertrauensverhältnis<br />

aufgebaut hat.


Humorinterventionen<br />

Die nachfolgenden Vorschläge für Humorinterventionen<br />

habe ich teilweise selbst erarbeitet,<br />

aber auch aus verschiedenen Büchern<br />

und Seminaren zusammengetragen<br />

und auf ausprobiert.<br />

Cartoons und Comics: bringen visuellen<br />

Spaß für Patienten und Personal.<br />

Humortagebuch des Stationsteams: Es<br />

macht Humor zu einem ständigen aktuellen<br />

Thema im Team und soll für alle Pflegepersonen<br />

zugänglich sein. Es bietet die Möglichkeit<br />

kontinuierlich Anekdoten bzw. lustige<br />

Situationen zu dokumentieren.<br />

Humortagebuch für Patienten: Es soll<br />

für alle zugänglich sein, es bietet einen<br />

humorvollen Zeitvertreib beim Durchlesen.<br />

Es soll den Patienten evtl. schon im Aufnahmegespräch<br />

vorgestellt werden.<br />

Wortspiele, Sprüche, lustige Gedanken:<br />

Wortschöpfungen wie Humorrhoiden,<br />

Lachsanzien, Kreislaufprolaps, - Disperssionen,<br />

Reticculum usw. sollen gezielt eingesetzt<br />

werden. Meist ergeben sich solche<br />

Wortspiele aus „Hoppalas“ von Patienten<br />

und Pflegepersonen.<br />

Lustige Namensanstecker: Es bringt<br />

Farbe auf die weiße Arbeitskleidung, signalisiert<br />

offene Haltung zu Humor und nimmt<br />

die Anonymität, der die Patienten in der oft<br />

fremden Umgebung ausgesetzt sind. Den<br />

Namen könnte man mit einem Symbol versehen.<br />

Das wirkt auch optisch prägnanter.<br />

Witze- oder Fotopinnwand auf dem<br />

Gang: Lieblingswitze von Patienten und<br />

Personal können gesammelt auf einer<br />

Pinnwand am Gang für alle zugänglich aufgehängt<br />

werden. Dies trägt auch dazu bei,<br />

dass Patienten ihre Betten verlassen und<br />

einige Prophylaxen selbst mitgestalten<br />

(Pneumonie, Thrombose, Dekubitus,...)<br />

Humorseite in der Anstaltszeitung:<br />

Lustige Ereignisse aus dem Betriebsalltag<br />

können veröffentlicht werden.<br />

Witzige Bücher, Broschüren, Zeitungen,…:<br />

Eine kleine Humorbibliothek kann<br />

auf der Station errichtet werden, wo alle<br />

PatientInnen die Möglichkeit Haben, sich<br />

etwas davon während des Aufenthaltes<br />

auszuborgen.<br />

18<br />

Karikaturen: Sie eignen sich besonders<br />

gut, wenn Tabuthemen angesprochen werden<br />

sollen.<br />

Humorkoffer: Ein besonderer Koffer, der<br />

gefüllt ist mit roter Nase, Modellierluftballons,<br />

Tüchern, Jonglierbällen, überdimensionalen<br />

Zahnbürste, Zaubersalz, Seifenblasen…,<br />

einfach allem, was für geplante Humoraktionen<br />

aber auch zur Unterstützung<br />

von Situationskomik verwendet werden<br />

kann! Hier sind der Phantasie des Pflegepersonals<br />

keine Grenzen gesetzt.<br />

Besuch vom „Gericlown“: Ein regelmäßiger<br />

Besuch eines Professionisten, ähnlich<br />

der Clini-Clowns, kann eine willkommene<br />

Abwechslung im Alltag darstellen.<br />

Humorfrühstück- oder Kaffee auf der<br />

Station: Hier können und sollen die Patienten<br />

aktiv teilnehmen. Es gibt so vieles,<br />

was uns unsere Patienten geben können:<br />

Anekdoten, Lieder, Geschichten…!<br />

Humor an Feiertagen: Es gibt Tage im<br />

Jahr, die sich besonders gut für eine Humoraktion<br />

eignen. Diese sind beispielsweise<br />

die Faschingszeit, 1. April, Ostern, Nikolaustag,<br />

usw. Streiche, Überraschungen<br />

oder Gags sind an solchen Tagen „sozial<br />

verträglich“ und wenn man Glück hat,<br />

macht auch der Oberarzt mit…!<br />

Fotoalben: Alte Fotoalben aus der Familie<br />

und auch vom Stationsalltag eignen sich<br />

besonders gut für die Arbeit mit Dementen.<br />

Streifzüge durch die Vergangenheit rufen<br />

oft heitere Gefühle hervor. Daran können<br />

sich auch verwirrte Menschen erfreuen.<br />

Singnachmittage: Hier sollten natürlich<br />

Lieder gesungen werden, die den alten<br />

Patienten noch von früher vertraut sind.<br />

Dies fordert das Lernen der Lieder von Seiten<br />

des Pflegepersonals. Hilfreich ist die<br />

Zusammenstellung von Noten in schön<br />

gebundenen Mappen, die verteilt werden<br />

können.<br />

Humorvolle Videokassetten, Filme,...:<br />

Alle oben erwähnten Aktivitäten können<br />

und sollen gefilmt werden um dann bei<br />

einem gemütlichen Beisammensein den<br />

Patienten gezeigt zu werden. Dies fördert<br />

den Kontakt untereinander. Für die älteren<br />

Patienten ist es immer noch sehr aufregend,<br />

sich selber im Fernsehen zu sehen.


Weiters können Filmnachmittage mit schönen<br />

alten Filmen von Hans Moser, Paul<br />

Hörbiger, Peter Alexander und wie die Großen<br />

des Filmes alle heißen, gestaltet werden.<br />

Anschließen findet sich immer viel<br />

Gesprächsstoff: “Weißt du noch…?<br />

(Ideen aus dieser Auflistung aus eigenen<br />

Notizen 2006; KATZENGRUBER 2003,<br />

S.22ff.; BISCHOFSBERGER 2002,S. 45)<br />

Diese Liste der oben erwähnten Humorinterventionen<br />

könnte man beliebig verlängern.<br />

Hier sind der Phantasie wirklich keine<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Wichtig ist beim gezielten Einsatz von Humor<br />

auf einer Station, dass beispielsweise<br />

die an der Wand klebenden Comics öfters<br />

gewechselt und die Filme und Zeitungen<br />

ausgetauscht werden.<br />

Alle Humorinterventionen sind einige Zeit<br />

lustig und amüsant, jedoch müssen sie<br />

regelmäßig „evaluiert“ werden.<br />

Man sollte sich natürlich nach einer Interventionsaktion<br />

selbstkritisch fragen:<br />

☺ War die Aktion effektiv?<br />

☺ Wurden die Bedürfnisse erfüllt?<br />

☺ Ist die Botschaft angekommen und<br />

konnte damit Angst bzw. Spannung<br />

abgebaut werden?<br />

Werden diese Fragen negativ beantwortet<br />

so müssen die Humoraktion hinterfragt und<br />

die Zugangsweise neu überdacht werden.<br />

Es ist mir natürlich bewusst, dass man<br />

nicht auf jeder Station alle die oben erwähnten<br />

Aktionen durchführen kann, aber<br />

mit ein bisschen Phantasie lässt sich immer<br />

etwas davon in den Pflegealltag einbauen.<br />

Das Wichtigste ist, dem Patienten und sich<br />

selber einige Momente der Heiterkeit und<br />

der Freude zu schenken.<br />

19<br />

Zusammenfassung<br />

Das Ziel meiner Arbeit war es, allen die in<br />

der Pflege und Betreuung von geriatrischen<br />

PatientInnen arbeiten, bewusst zu machen,<br />

wie viel mit Humor im Pflegealltag erreicht<br />

werden kann. Ich wollte einen kleinen Leitfaden<br />

für den Einstieg in die Thematik Humor<br />

erstellen.<br />

Bei meinen Recherchen zu diesem Thema<br />

konnte ich erfahren, dass beinahe jeder<br />

Mensch eine humorvolle Grundhaltung besitzt,<br />

allerdings hat auch jeder einen ganz<br />

eigenen, seiner Persönlichkeit entsprechenden<br />

Zugang dazu.<br />

Nur wenigen Menschen bin ich begegnet,<br />

die scheinbar Humor nicht leben und kennen.<br />

Da aber Humor sehr viel mit der Lebensgeschichte<br />

jedes Einzelnen zu tun hat, gilt es<br />

für diese Menschen, aber auch für alle anderen,<br />

einen Schlüssel zu ihrem persönlichen<br />

Zugang zum Humor zu finden.<br />

Humor wird heute als lernbare Fähigkeit<br />

betrachtet; eine Fähigkeit, deren Bedeutung<br />

in den Bereichen „coping strategy“,<br />

Psychohygiene und Prophylaxe nicht länger<br />

unterschätzt werden sollte.<br />

Es liegt an jedem Einzelnen, ob und wie<br />

er/sie Humor in die Betreuung alter PatientInnen<br />

einbringt. Voraussetzung ist es, sich<br />

selbst und seine Grenzen zu kennen.<br />

Humor wird in der Literatur unterschiedlich<br />

definiert. Es lässt sich aber aus allen Definitionen<br />

herauslesen, dass ohne Gefühl, Liebe<br />

und Wertschätzung ein echter ehrlicher<br />

Humor nicht möglich ist.<br />

Viele glauben von sich, humorvoll zu sein,<br />

verwechseln dies aber mit Sarkasmus. Dadurch<br />

kann es zu unangenehmen und verletzenden<br />

Situationen im Pflegealltag<br />

kommen.<br />

Pflegetherapeutische Arbeit mit Humor<br />

setzt die (Selbst-) Erfahrung und Bereitschaft<br />

voraus, auch die eigene Rolle und<br />

Position aus humorvoll wohlwollender Distanz<br />

beleuchten und z.B. in Gegenwart der<br />

Patienten relativieren zu können.<br />

Humorvolle Äußerungen wirken nur dann<br />

glaubhaft, wenn sie den eigenen pflegetherapeutischen<br />

Stil, vor allem nonverbal, ergänzen<br />

und nicht sabotieren.


Eine humorvolle Grundhaltung regt zum<br />

Perspektivenwechsel an und führt zu mehr<br />

Gelassenheit, da Kritik und Vorwürfe nicht<br />

mehr persönlich genommen werden. Auch<br />

Krankheit, Schmerz und Tod verlieren in<br />

der Pflege und Betreuung geriatrischer<br />

Patienten durch diesen Perspektivenwechsel<br />

ihren Schrecken, da sie als Teil eines<br />

Kreislaufes gesehen werden.<br />

Geriatrische Patienten mit Würde, Wertschätzung<br />

und Humor zu begleiten, fordert<br />

von der Pflegekraft viel Einfühlungsvermögen<br />

und Liebe zu ihrem Beruf, schenkt den<br />

PatientInnen aber dafür eine große Portion<br />

Lebensqualität.<br />

Meine persönlichen Erfahrungen in der Altenpflege<br />

haben mir gezeigt, dass Patienten<br />

und Pflegepersonal enorm profitieren<br />

können, wenn sie es sich, unter Beachtung<br />

bestimmter Grundbedingungen, erlauben,<br />

humorvolle Perspektiven zu entwickeln.<br />

Pflegekräfte, die mit Humor arbeiten möchten,<br />

sollten jedoch zunächst bei sich selbst<br />

beginnen, diese heilsame Kraft zu erfahren<br />

und sie erst dann in ihr pflegetherapeutisches<br />

Handeln integrieren.<br />

Leider gibt es in den Curricula der Pflegeausbildung<br />

noch immer nicht den Begriff<br />

des Therapeutischen Humors. Umso mehr<br />

sind alle, Schüler und Lehrkräfte, an den<br />

Krankenpflegeschulen aufgefordert, sich<br />

selbst um diese Thematik zu bemühen.<br />

Denn gerade die Einbeziehung von Humor<br />

in den Unterricht könnte den Auszubildenden<br />

ein Werkzeug zur Verfügung stellen,<br />

mit dem so genannten „Praxisschock“ leichter<br />

um zu gehen.<br />

Die in der Arbeit vorgestellten Humorinterventionen<br />

sollen ein Anreiz sein „es“ einfach<br />

einmal zu probieren.<br />

20<br />

Quellen und weiterführende Literatur<br />

BISCHOFSBERGER, Iren (2002): “Das kann<br />

ja heiter werden“ Humor und Lachen in der<br />

Pflege, Verlag Hans Huber Bern<br />

FRINK, Elmar (2001):“Die heiter-heile Welt<br />

der Pflege“ Cartoons, Verlag Hans Huber,<br />

Bern-Göttingen-Toronto-Seattle<br />

GRUBER, Werner (2005): persönl. E-Mail,<br />

HAIN, Peter Dr. phil. (2006): “Humor als<br />

therapeutische und soziale Kompetenz“<br />

http://www.humor.ch.<br />

HEREGGER, Christian (2004): „Humor in<br />

der Pflege“ FBA, Krankenpflegeschule am<br />

LKH Villach, durch den Verf. übermittelt.<br />

HIRTLER, Markus – Erni Oma (2006): Live<br />

Kabarett Baumgartenberg, 24.03.06<br />

KATZENGRUBER, Karin (2003): „Humor als<br />

wichtiges Element in der Pflegebeziehung”<br />

http://www.oegkv.at/uploads/media/fbkatzengruber.pdf<br />

25.11.2005<br />

KLEINBERGER, Gunther (2004): OÖGKK<br />

Forum Gesundheit, 2/2004<br />

ROBINSON, Vera M. (2002): „Praxishandbuch<br />

Therapeutischer Humor“ Grundlagen<br />

und Anwendungen für Gesundheitsberufe,<br />

2. Auflage, Verlag Hans Huber Bern<br />

TITZE, Michael Dr.; PATSCH, Inge (2004):<br />

„Die Humorstrategie“ Auf verblüffende Art<br />

Konflikte lösen. Kösel-Verlag, München<br />

TRYBEK, Michael (2006): Seminarleiter,<br />

Vortragender, Clown, Buchautor und Projektleiter;<br />

persönliches Gespräch am<br />

27.03.2006, Linz<br />

TRYBEK, Michael (2004): Seminarunterlagen<br />

„Humorkompetenz in der Pflege“,<br />

Kommunikation, Konfliktlösung, emotionale<br />

Intelligenz. Altenbetreuungsschule des<br />

Landes Oberösterreich.<br />

TRYBEK, Michael: (2005): Trybek Impulse,<br />

www.trybek.at 20.10.2005<br />

UNCUT MOVIES (2006): Patch Adams – der<br />

Film, www.uncut.at/filme/patch-adams/<br />

WITZEL Helmut (2006): Geriatrische Pflege<br />

www.liberale-senioren-hessen.de<br />

Autorin: DPGKS Monika Pflügl<br />

Kontakt: monika.pfluegl@24speed.at


Wenn Heiterkeit zu Wissenschaft und Therapie wird<br />

Humor und Lachen haben Konjunktur nicht nur in den Medien und als gesellschaftliches<br />

Phänomen. Auch die Forschung bemüht sich, die Natur von Humor und Lachen<br />

zu ergründen, und in immer mehr Anwendungsbereichen wird der Nutzen des Einsatzes<br />

von Humor und Lachen gesehen und diskutiert.<br />

Die Forschung bietet nur teilweise eine<br />

solide Grundlage für die wissenschaftlich<br />

fundierte Anwendung, liefert jedoch Theorien,<br />

präzise Konstrukte, Messinstrumente<br />

und die Methodologie für die Evaluation<br />

humortherapeutischer Interventionen. Letzteres<br />

wurde nur ansatzweise genutzt.<br />

Wie bei anderen Phänomenen braucht die<br />

Grundlagenforschung ihre Zeit, um tragfähige<br />

Konzepte zu entwickeln, und dies hat<br />

die Psychologie für verschiedene „ernste“<br />

Themen, wie Intelligenz, Temperament<br />

oder die Klassifikation und Therapie psychischer<br />

Störungen geleistet. In diesem Gefüge<br />

hatte die Erforschung „weicher“ Themen<br />

wie Humor und Lachen eher Luxuscharakter,<br />

da sie nicht unmittelbar der Reduktion<br />

des Leids des Menschen zu helfen schien.<br />

Mit dem Aufkommen der sog. Positiven<br />

Psychologie wird die Aufmerksamkeit wieder<br />

auf das „gute Leben“ gelenkt; es geht<br />

also um die Erkundung der inneren und<br />

externalen Faktoren, welche das Leben<br />

lebenswert machen.<br />

Humorforschung findet an vielen Universitäten,<br />

Forschungseinrichtungen und Kliniken<br />

statt. Die Erforschung des Humors und<br />

assoziierter Phänomene hat eine lange Geschichte.<br />

Sie war früher Gegenstand der<br />

Philosophie, in der das „Komische“ (wie<br />

auch das „Tragische“ oder das „Schöne“)<br />

Teil der Ästhetik war. Humor ist ebenso wie<br />

z.B. Ironie, Satire, Sarkasmus, Spott, Spaß<br />

oder Witz ein Teil des Komischen und wurde<br />

von diesen streng getrennt.<br />

Unter Humor kann in diesem Zusammenhang<br />

ein persönlichkeitsbedingter kognitivemotionaler<br />

Stil der Verarbeitung von Situationen<br />

bzw. des Lebens, der Welt im Allgemeinen<br />

verstanden werden. Dieser ist<br />

charakterisiert durch die Fähigkeit, auch<br />

negativen Situationen positive Seiten abzugewinnen,<br />

sich nicht aus der Ruhe bringen<br />

zu lassen, ja sogar darüber lächeln zu können,<br />

d.h. zumindest ansatzweise mit Erheiterung<br />

zu reagieren.<br />

Schwerpunkt<br />

21<br />

Die Reaktionen auf Humor sind vielfältig<br />

und umfassen kognitive wie affektive Elemente.<br />

Während eine geglückte humorige<br />

Kommunikation zur Erheiterung führt, kann<br />

Humor auch andere Emotionen wie Peinlichkeit<br />

oder Entrüstung hervorrufen.<br />

In diesem Sinne beschreibt Erheiterung<br />

einen emotionalen Prozess, der sich in einer<br />

kurzfristigen Veränderung im heiteren<br />

Erleben in der Auslösung von Lachen oder<br />

Lächeln und in phasischen physiologischen<br />

Veränderungen vollzieht.<br />

Die Emotion Erheiterung wird den positiven<br />

Emotionen, insbesondere der Freude, zugeordnet<br />

und lässt sich nach der Gefühlstheorie<br />

von Wundt auf den drei Dimensionen<br />

„Lust/Unlust“, „Spannung/Lösung“ und<br />

„Erregung/Beruhigung“ als lustvolle gelöste<br />

Erregung beschreiben.<br />

Auf physiologischer Ebene zeigt sich beim<br />

Lachen primär ein verändertes Atmungsmuster<br />

und das Auftreten von Vokalisationen.<br />

Des Weiteren kommt es beim Lachen<br />

zu einer Akzeleration der Herzrate, einem<br />

Anstieg des Blutdrucks, einer Veränderung<br />

im peripheren Blutvolumen und einem Anstieg<br />

der elektrodermalen Aktivität.<br />

Hypothesen über die neurohormonelle Aktivität<br />

beim Lachen gehen von der Reduktion<br />

verschiedener Stresshormone, einem<br />

positiven Einfluss auf das Immunsystem<br />

und der Ausschüttung von Endorphin aus.


Clowns in der Geriatrie<br />

Eine Internet-Suche zu „Clowns im Altersheim“<br />

ergibt mehrere tausend Treffer. Neben<br />

Berichten über Clownvisiten sind Homepages<br />

von nationalen und internationalen<br />

Clownverbänden aber auch regionale<br />

Clownwebsites zu finden.<br />

Diese Clownverbände organisieren und<br />

koordinieren Visiten in Heimen, Spitälern,<br />

aber auch im privaten Kreise. Warum sind<br />

solche Geriatrieclowns so populär? Bei<br />

Clownvisiten geht es nicht darum, dass laut<br />

gelacht wird. Der gesundheitsfördernde<br />

Humor sei vom Unterhaltungshumor abzugrenzen,<br />

betont „Humorarbeiter“ Beat<br />

Hänni (siehe www.tillheiter.ch).<br />

Vielmehr geht es um das Herstellen einer<br />

Beziehung, um das Schaffen einer heiteren<br />

Atmosphäre, in der alles leichter wird, so<br />

Briand. Die Geriatrieclowns sind überzeugt<br />

davon, dass jeder Einsatz zur Verbesserung<br />

der Lebensqualität beiträgt. Wichtig ist dabei<br />

die Erinnerung an alte Zeiten.<br />

Deshalb sind wiederkehrende Elemente<br />

einer Clownvisite das gemeinsame Singen<br />

alter Lieder, das Spiel mit vertrauten Gegenständen.<br />

Damit soll erreicht werden,<br />

dass die BewohnerInnen gemeinsam in<br />

Erinnerungen schwelgen und davon erzählen<br />

können, sich so untereinander näher<br />

kommen, aber auch den Kontakt zu ihrem<br />

bisherigen Leben wieder finden.<br />

Ganz allgemein sind solche Besuche auch<br />

einfach eine positive Ablenkung vom Heimalltag<br />

und lassen die Sorgen und Ängste für<br />

den Moment vergessen. Auch wenn Clownvisiten<br />

bei BewohnerInnen und Personal<br />

sehr beliebt sind, gibt es auch BewohnerInnen,<br />

die sich durch die Clowns belästigt<br />

fühlen. Das wird respektiert.<br />

Und auch dem jeweiligen Tageszustand<br />

des/ der BewohnerIn wird Rechnung getragen.<br />

So findet vor jeder Visite eine Art<br />

Übergabe mit dem Pflegepersonal statt, bei<br />

welcher das Personal die Clowns über die<br />

Stimmung und Tagesform jedes Bewohners<br />

informiert. Das ist wichtig, denn so können<br />

die Clowns ihre Besuche den Bedürfnissen<br />

der BewohnerInnen anpassen.<br />

� Deshalb sind solche Geriatrieclowns<br />

auch keine LaiInnen, sondern gut ausgebildete<br />

Fachpersonen!<br />

22<br />

Wissenschaftliche Befunde<br />

Es zeigt sich, dass die Akzeptanz von<br />

Clownbesuchen bei den BewohnerInnen<br />

explizit hoch ist und sich mit zunehmender<br />

Anzahl der Visiten erhöht, dass Humorsprechstunden<br />

das Auftreten von unerwünschten<br />

Verhaltenssymptomen reduzieren<br />

hilft und dass sich mit Humorintervention<br />

schlechte Laune, reduzieren lässt.<br />

Diese Studien zeigen, dass Humorsprechstunden<br />

und Clownvisiten nicht nur zur<br />

Unterhaltung dienen, sondern dass die Bewohner<br />

dadurch einen Gewinn erfahren,<br />

und sich der Einsatz von Clowns gut in den<br />

Heimalltag integrieren lässt. Dies ist eine<br />

wichtige Erkenntnis, bedenkt man, dass im<br />

Zusammenhang mit Humor in Kliniken und<br />

im Altersheim auch immer die Angst auftaucht,<br />

die BewohnerInnen könnten sich<br />

nicht ernst genommen fühlen.<br />

Die Pflegekräfte sparen bis zu 40 Minuten<br />

Zeit pro Person, weil unerwünschte Verhaltenssymptome<br />

vermindert auftraten und<br />

können sich so mehr Zeit für die BewohnerInnen<br />

nehmen. Dies reduziert Stress und<br />

führt zu einem besseren Klima. Gerade in<br />

Einrichtungen mit Personalmangel ist eine<br />

solche Zeiteinsparung sehr wertvoll.<br />

Die Reduktion der schlechten Laune und<br />

Erhöhung der Heiterkeit durch Clownvisiten<br />

lassen vermuten, dass dies längerfristig<br />

positive Auswirkungen auf die psychische<br />

Gesundheit der BewohnerInnen hat. Dies<br />

müsste aber erst in einer länger angelegten<br />

Studie bewiesen werden.<br />

Ganz allgemein trägt Humor zu einer besseren<br />

Atmosphäre bei, welche von den<br />

Bewohnern wie auch vom Personal geschätzt<br />

wird. So ergab sich auch aus einer<br />

Befragung, dass der größte Teil der PatientInnen<br />

den Wunsch hatte, nach der Entlassung<br />

an einer ambulanten Humorgruppe<br />

teilzunehmen. Die Resultate dieser Studien<br />

zeigen ganz klar, dass eine Humorgruppe<br />

ein Qualitätsmerkmal einer stationären<br />

Behandlung ist, das zu einer besseren Lebensqualität<br />

im Heimalltag führen kann.<br />

AutorIn: Prof. Dr. W. Ruch, und Lic. phil. L.<br />

Müller, Fachgruppe Persönlichkeitspsychologie<br />

und Diagnostik an der Universität Zürich<br />

Quelle: © MMA, Geriatrie Praxis 03/2009


„Ich liebe meinen Beruf, aber ich hasse meinen Job!“<br />

Haben Sie das auch schon mal gedacht? Oder es gar gesagt - zum Mann, zur Freundin,<br />

zur Kollegin? Glauben Sie nicht, dass Sie die Einzige sind, die so denkt und schon<br />

gar nicht sollten Sie über solche Gedanken erschrecken. Gestehen Sie sich diese<br />

stattdessen ruhig zu. Gründe gibt es nämlich genug dafür.<br />

Sie arbeiten in einem Beruf, in dem Sie<br />

ständig für andere, für alte, oft körperlich<br />

beeinträchtigte oder für chronisch kranke<br />

Menschen da sind. In einem Beruf in dem<br />

Sie Liebe und Wertschätzung den Alten<br />

gegenüber genauso wie Ihre im Laufe der<br />

Jahre erworbenen Kompetenzen und Fähigkeiten<br />

einbringen können. Somit erscheint<br />

Ihnen Ihre Tätigkeit auch sinnvoll<br />

und lässt Sie Arbeit zwar erschöpft aber<br />

auch zufrieden sein. Eigentlich lieben Sie<br />

Ihren Beruf ja und würden diesen gerne so<br />

lange wie möglich ausüben. Und zwar gesund,<br />

engagiert und wertgeschätzt.<br />

Wenn da nicht die immer öfters auftretende<br />

Konfrontation mit den sich verschlechternden<br />

Rahmenbedingungen in Ihrem Job<br />

wäre, die es Ihnen zunehmend schwerer<br />

machen ihn noch motiviert auszuüben.<br />

Immer mehr Pflegebedürftige müssen von<br />

immer weniger Pflegepersonen versorgt<br />

werden und eine Pflege, die im Minutentakt<br />

abgerechnet werden muss, widerspricht<br />

dem Berufsbild genauso wie es Ihren persönlichen<br />

Vorstellungen von einer würdevollen<br />

Pflege widerspricht. Dazu kommen<br />

noch die Überstunden, der Pausenentfall,<br />

der Kommunikationsmangel im Team sowie<br />

die steigenden Anforderungen von Vorgesetzten<br />

und Angehörigen.<br />

Vielleicht macht Ihnen aber am meisten zu<br />

schaffen, dass die direkte Zeit für die Bewohner<br />

und Bewohnerinnen immer knapper<br />

wird. Zeit um mit den Alten zu sprechen<br />

um somit ihre Bedürfnisse, Ängste<br />

und Wünsche wahrnehmen zu können. Zeit<br />

um ihnen Hilfestellung oder Anleitung zur<br />

Selbsthilfe zu geben und ihnen nicht nur<br />

eine schnelle „Teilkörperwaschung“, die auf<br />

drei Körperteile (Gesicht, Oberkörper, Genitalbereich)<br />

beschränkt ist, angedeihen zu<br />

lassen. Zeit um mit den im Pflegeheim lebenden<br />

Menschen Maßnahmen und Tätigkeiten<br />

zur Gestaltung eines „normalen Lebensalltages“<br />

nach dem Normalitätsprinzip<br />

durchführen zu können.<br />

Selbstfürsorge<br />

23<br />

Eigentlich wollten Sie Ihren Beruf – so wie<br />

Sie ihn jetzt machen (müssen) – doch nie<br />

ausführen und vielleicht kommen Ihnen<br />

deswegen diese Worte: „Ich hasse meinen<br />

Job!“ auch immer öfter über die Lippen.<br />

Pflegende Frauen können sich lange mit<br />

einer belastenden Situation arrangieren,<br />

Monate, manchmal sogar Jahre. „Bis zum<br />

nächsten Urlaub halte ich schon noch<br />

durch!“ oder „Ich erhole mich an meinem<br />

freien Tag vom Stress in der Arbeit!“ sind<br />

oft getätigte Aussagen. Sie trösten sich mit<br />

Worten wie: „Woanders ist es auch nicht<br />

besser.“, „Ich bin froh diese Arbeit zu haben.“<br />

Das kann lange Zeit gut gehen, wenn<br />

Sie Glück haben bis zu Ihrer Pensionierung<br />

in 20, 10 oder fünf Jahren.<br />

Viel eher kann Ihnen aber passieren, dass<br />

Sie auf eine Person treffen, die Sie zum<br />

Nachdenken bringt oder dass Sie mit einer<br />

Situation konfrontiert werden, die ein<br />

sofortiges Handeln von Ihnen erfordert<br />

oder dass Sie eine Erkrankung außer<br />

Gefecht setzt. „Ich habe was getan, was<br />

gegen mein Gewissen sprach.“, „Ich muss<br />

meine Arbeitssituation ändern, sonst werde<br />

ich krank.“, „Ich habe was getan, was ich<br />

laut Gesetz gar nicht tun hätte dürfen.“,<br />

„Ich bin gereizt und werde aggressiv, wenn<br />

ich an die Arbeit denke.“, „Ich habe Angst<br />

eine Bewohnerin anzuschreien oder gar<br />

einmal grob zu werden.“ Das habe ich im<br />

Laufe der Jahre schon von Kolleginnen<br />

gehört. Haben Sie sich das oder ähnliches<br />

auch schon gedacht?


Was können Sie nun tun um es nicht<br />

so weit kommen zu lassen?<br />

Hören Sie auf Ihren Körper und nehmen<br />

Sie die Botschaften, die er Ihnen in Form<br />

von körperlichen oder seelischen Symptomen<br />

übermittelt, ernst.<br />

Es lohnt sich Fragen zu stellen, wenn sich<br />

über einen längeren Zeitraum hinweg vorhandene<br />

Symptome verstärken oder neue<br />

auftreten:<br />

� Was macht mir Kopfschmerzen oder<br />

Magenschmerzen?<br />

� Was will oder kann ich nicht mehr hören?<br />

� Wer oder was sitzt mir im Nacken?<br />

� Wer oder was lastet auf meinen Schultern<br />

oder meinem Rücken?<br />

� Wer oder was macht mir Angst?<br />

� Was lässt mein Herz rasen?<br />

� Wer oder was nimmt mir die Lust?<br />

� Was will ich nicht mehr?<br />

Nicht immer zeigen sich Botschaften so<br />

deutlich über körperliche Reaktionen. Vielleicht<br />

spüren Sie keine Motivation mehr in<br />

den Dienst zu gehen oder klagen über eine<br />

„allgemeine“ Unzufriedenheit mit der beruflichen<br />

Situation.<br />

Um hier eine Veränderung herbeiführen zu<br />

können, muss genau geklärt werden, worauf<br />

sich diese Unzufriedenheit bezieht.<br />

� Was genau macht mich unzufrieden?<br />

� Geht es um den Inhalt meiner Tätigkeit<br />

oder geht es um die Art und Weise, wie<br />

ich arbeite oder arbeiten muss?<br />

� Habe ich Ärger mit Vorgesetzen oder<br />

einer Kollegin?<br />

� Fehlt mir etwas (z. B: Anerkennung)<br />

oder ist mir etwas zu viel (z. B. körperliche<br />

Belastung, Zeitdruck)?<br />

Spätestens dann, wenn sich psychosomatische<br />

Beschwerden verstärken, eine längere<br />

Krankheit wie im Pflegeberuf häufig, ein<br />

Burnout oder ein Bandscheibenvorfall auftreten,<br />

aber auch wenn sich die Familiensituation<br />

geändert hat, ist die Zeit gekommen,<br />

dass sich betroffene Frauen mit einer<br />

unbefriedigenden oder belastenden Arbeitssituation<br />

auseinandersetzen müssen<br />

und nun erst bereit sind diese zu ändern.<br />

24<br />

Gesunder Egoismus<br />

Lassen Sie es nicht zu, dass Ihr Beruf Sie<br />

unzufrieden, krank oder gar einsam und<br />

alleinstehend macht, dafür haben Sie zu<br />

viel Energie in Ihre Ausbildung und in Ihren<br />

Weg bis hierher gesteckt. Außerdem bietet<br />

der Pflegeberuf so viele Karrieremöglichkeiten<br />

und Tätigkeitsbereiche um auch einen<br />

zu finden, der genau zu Ihren Kompetenzen,<br />

Fähigkeiten, Wünschen und außerberuflichen<br />

Verpflichtungen passt - und das in<br />

jedem Alter.<br />

Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen,<br />

ist, sie zu erschaffen! (P. Drucker)<br />

Jetzt wäre Zeit sich über Ihre Zukunft Gedanken<br />

zu machen. Zur Unterstützung hier<br />

ein paar Fragen, die Sie sich dazu stellen<br />

können: Setze ich meine Energie für das<br />

ein was mir wirklich wichtig ist? Gibt es<br />

einen Platz im Pflegeberuf für mich in dem<br />

ich mich auch mit meinen Abnützungserscheinungen<br />

an der Lendenwirbelsäule<br />

einbringen kann? Eigentlich möchte ich<br />

mich noch weiterentwickeln und weiß nur<br />

nicht genau in welche Richtung. Spezialisierung<br />

zur Fachkraft oder zur Führungskraft?<br />

Oder wäre Pflegelehrerin etwas für<br />

mich? Oder gar eine freiberufliche Tätigkeit<br />

in der Pflege? Bin ich denn für was anderes<br />

überhaupt geeignet? Soll ich wirklich meinen<br />

Arbeitsplatz aufgeben, den ich schon<br />

jahrelang habe ohne dass ich weiß, ob es<br />

woanders auch besser ist?<br />

Gestaltung der Berufslaufbahn<br />

Als pflegende Frau sind Sie gut beraten<br />

wenn sie frühzeitig auf eine bewusste Gestaltung<br />

Ihrer Berufslaufbahn achten. Streben<br />

Sie ein Tätigkeitsfeld an, in dem Sie<br />

mit zunehmenden Alter weniger geeignete<br />

Tätigkeiten, wie z. B. körperlich oder psychisch<br />

anstrengende, mit zu wenig Erholungsmöglichkeiten,<br />

mit Zeit- und Leistungsdruck<br />

oder Schicht- und Nachtarbeit<br />

reduzieren. Der Wechsel zu leitenden, koordinierenden<br />

Funktionen oder lehrende,<br />

ausbildende, beratende Tätigkeiten sollte<br />

langfristig geplant werden. Gleichzeitig<br />

sollten Sie in die Spezialisierung von Aufgabenbereichen,<br />

die Erfahrung, Fachwissen<br />

und soziale Fähigkeiten voraussetzen, investieren.<br />

Beginnen Sie jetzt damit!


Ach ja: Und wenn Sie sich nicht alleine mit<br />

diesen Gedanken herumquälen wollen,<br />

dann nehmen Sie Unterstützung in Anspruch<br />

z. B. von einer Coachin oder einem<br />

Coach. Wenn Ihre Waschmaschine nicht<br />

mehr funktioniert, kaufen Sie ja auch eine<br />

neue oder lassen eine/n Fachmann/ Fachfrau<br />

kommen. Und hier geht es um Sie<br />

selbst, um Ihr berufliches Leben, Ihre Gesundheit<br />

und Ihre Lebenszufriedenheit.<br />

Um bessere Arbeitsbedingungen für sich<br />

oder eine persönliche Zufriedenheit erreichen<br />

zu können, müssen Sie nicht gleich<br />

kündigen und Ihren Arbeitsplatz wechseln.<br />

Sie haben stets mehrere Wahlmöglichkeiten<br />

– auch dort wo Sie jetzt sind. Sie müssen<br />

Sie nur sehen. Und vorhandene Ängste,<br />

können bewusst gemacht und gelöst<br />

werden. Genauso, wie der, vielen Frauen<br />

angeborene Zweifel an Ihren Fähigkeiten<br />

eine Veränderung herbeiführen oder ein<br />

Ziel erreichen zu können.<br />

Haben Sie eigentlich schon mal über Ihre<br />

Ressourcen nachgedacht? Ihre Ressourcen,<br />

wie Fähigkeiten und Wissen, Stärken und<br />

Kompetenzen, Erfahrungen und Einsatzbereiche,<br />

Personen und Kraftquellen. Werden<br />

Sie sich dieser bewusst und nutzen Sie<br />

diese bei der Erarbeitung Ihrer Zukunftsperspektiven.<br />

Apropos andere Menschen: Knüpfen Sie<br />

Kontakte zu anderen KollegInnen aus der<br />

Pflege. Erweitern Sie Ihr Blickfeld, schnuppern<br />

Sie in Ihnen nicht so bekannte Bereiche<br />

der Pflege. Die eigenen Teamkolleginnen<br />

treffen Sie ohnehin ständig, da sind<br />

keine neuen Sichtweisen zu erwarten und<br />

Burnout ist ansteckend! Besuchen Sie externe<br />

Fortbildungen, nehmen Sie an Fachkongressen<br />

teil, nützen Sie Tage der offenen<br />

Tür in anderen Pflegeheimen.<br />

Passen Sie auf sich auf, bleiben Sie wachsam<br />

und lernfreudig, interessieren Sie sich<br />

für neue Berufsfelder in der Pflege und<br />

entdecken Sie dabei Möglichkeiten um Ihr<br />

gesundes und engagiertes Älterwerden im<br />

Pflegeberuf zu gestalten und zu sichern.<br />

Denn nur Frauen, die auf sich achten, können<br />

auch für andere da sein!<br />

DGKS Manuela Steinmetz<br />

Dipl. Erwachsenenbildnerin, Coachin<br />

office@frauenlebensraeume.at<br />

25<br />

Das Seminar zum Thema:<br />

Älterwerden im Pflegeberuf<br />

Ein Seminar nur für Frauen und über ihre<br />

Gesundheit und Belastungen Wünsche und<br />

Bedürfnisse und über das Bewusstwerden<br />

von Fähigkeiten, Stärke und Kompetenzen.<br />

Jede Frau wird die Gelegenheit bekommen<br />

ihre persönlichen Strategie zu erarbeiten,<br />

um ihr zufriedenes und engagiertes Älterwerden<br />

im Pflegeberuf zu sichern.<br />

Wo und wann: In Linz am 13. April, in<br />

Wr. Neustadt am 18. Mai und in St. Pölten<br />

am 22. Juni 2010, je von 9:00 bis 17:00<br />

Investition: 120,- €<br />

Einzelcoaching<br />

Wenn Sie beruflich unzufrieden sind, keine<br />

persönlichen und beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

in Ihrer Arbeit sehen<br />

oder sich neu orientieren und über Ihre<br />

beruflichen und persönlichen Ziele klar<br />

werden möchten, kann dieses Coaching-<br />

Angebot für Sie interessant sein. Vereinbaren<br />

Sie mit mir einen Termin zum Kurzcoaching<br />

(Dauer ca. 1 Stunde).<br />

Wo und wann: In Linz am 14. April, in<br />

Wr. Neustadt am 19. Mai und in St. Pölten<br />

am 23. Juni 2010<br />

Investition: 60,- € pro Stunde<br />

Pflegefrauen – Stammtisch<br />

Frauen aus den verschiedensten Bereichen<br />

der Pflege lernen sich kennen und tauschen<br />

Erfahrungen aus, einfache Selbsterfahrungs-<br />

und Entspannungsübungen werden<br />

für Ausgleich zum Berufsalltag sorgen.<br />

Wenn Sie möchten, bringen Sie auch Ihre<br />

Kinder mit! Ihre Investition: 10,- € pro TN,<br />

inkl. Getränke und Snacks<br />

Wo und wann: In Linz am 14. April, in<br />

Wr. Neustadt am 19. Mai und in St. Pölten<br />

am 23. Juni 2010 je von 16:00 bis 19:00.<br />

Anmeldung zu allen Veranstaltungen<br />

telefonisch: 0699/ 1229 2995 Per Mail:<br />

office@frauenlebensraeume.at<br />

Mehr Infos auf:<br />

www.frauenlebensraeume.at<br />

Die Website Frauen<br />

in helfenden und<br />

lehrenden Berufen


„<strong>Geronto</strong> on Tour“: Fortbildungsoffensive für Pflegende<br />

Ein völlig neues Konzept fachlicher Fortbildung für Altenpflegekräfte haben sich die<br />

„MacherInnen“ des Weiterbildungsinstitutes <strong>Geronto</strong>.at überlegt: Ganz nach dem<br />

Motto: „Kommt der Prophet nicht zum Berg, muss der Berg zum Propheten“ gehen<br />

die FachreferentInnen von <strong>Geronto</strong>.at nun auf Österreich-Tournee!<br />

„Es ist peinlich, dass sich die gesamte Fortbildungsszene<br />

zu mehr als 80% in Wien<br />

und anderen intellektuellen Ballungszentren<br />

abspielt, während die KollegInnen in den<br />

Bundesländern oft Hunderte Kilometer weit<br />

für aktuelle Fortbildungen fahren müssen!“<br />

begründet Christian Luksch, der Geschäftsführer<br />

von <strong>Geronto</strong>.at, den Plan, „das Wissen<br />

von den Denkfabriken weg, dorthin zu<br />

bringen, wo es wirklich gebraucht wird“.<br />

Beginnend mit April werden er und DGKS<br />

Manuela Steinmetz, diplomierte Erwachsenenbildnerin<br />

und Coachin, jedes Monat in<br />

einer anderen Stadt eines österreichischen<br />

Bundeslandes eine Woche lang neun verschiedene<br />

Seminare zu brisanten Themen<br />

rund um Pflege und Pflegende abhalten.<br />

„Wir werden systematisch den ganzen Osten<br />

Österreichs bereisen“ erzählt Luksch,<br />

der sich selbst gerne als „Wanderprediger<br />

in Sachen <strong>Geronto</strong>psychiatrie“ bezeichnet.<br />

„Den Anfang wollen wir in Linz machen,<br />

danach werden wir im Raum Wiener Neustadt<br />

gastieren und im Juni dann in Sankt<br />

Pölten.“ Im Herbst schließlich soll es nach<br />

Graz und Bruck / Mur gehen, sowie nach<br />

Güssing ins Südburgenland.<br />

Luksch und Steinmetz, die in den letzten<br />

fünf Jahren vorwiegend für die bayrische<br />

AWO tätig waren und in Deutschland fast<br />

100 gerontopsychiatrische Pflegefachkräfte<br />

ausbildeten, wollen sich nun vermehrt der<br />

österreichischen Pflegeszene widmen.<br />

„Die einzige Chance, für Pflegekräfte in der<br />

derzeitigen Personalkrise, ist in die eigene<br />

Bildung zu investieren“, so DGKS Manuela<br />

Steinmetz, die ihren persönlichen Schwerpunkt<br />

v. a. in der Förderung weiblicher<br />

Pflegepersonen über dem 40. Lebensjahr<br />

gesetzt hat. Das erhöhe sowohl den Wert<br />

am Arbeitsmarkt als auch den Selbstwert<br />

der pflegenden Frauen und letztendlich<br />

auch die Lebensqualität derer, die von diesen<br />

gepflegt werden sollen.<br />

Fortbildung<br />

26<br />

Neun Seminare zu den unterschiedlichsten<br />

Themen stehen dabei am Programm: Vom<br />

Geriatrischen Assessment über den Dauerbrenner<br />

„Gewalt in der Pflege“ bis zu „Das<br />

Recht der Pflegenden“, vom Selbstsicherheitstraining<br />

für pflegende Frauen über<br />

„Älter werden im Pflegeberuf“ bis hin zum<br />

Selbstpflegetag für Hauskrankenpflegende.<br />

Ein weiteres Highlight ist die Möglichkeit in<br />

dieser Woche auch Einzelcoachings bei<br />

Manuela Steinmetz zu buchen sowie der<br />

„Frauenlebensräume-Stammtisch“ bei dem<br />

pflegende Frauen mal ganz ohne Männer<br />

berufliche und private Dinge bequatschen<br />

und sich vernetzen können.<br />

„Wir wollen damit gezielt eine Antwort auf<br />

den derzeitigen Pflegenotstand und den<br />

damit verbundenen berufspolitischen Rigor<br />

der Verantwortlichen geben“ so Luksch. Es<br />

sei nicht zu akzeptieren, dass Gehälter der<br />

SpitalsmanagerInnen ins Uferlose steigen,<br />

während so gut wie nichts mehr in die Bildung<br />

der Pflegenden investiert werde.<br />

Die Investition in die geplanten Seminare<br />

bei dieser „Road-Show“ hält sich indessen<br />

in Grenzen: 120,- € pro Seminar sowie gestaffelte<br />

Rabatte ab drei TeilnehmerInnen<br />

oder drei Seminaren sind geplant.<br />

Die konkreten Termine und Inhalte sind auf<br />

www.geronto.at abrufbar oder auf Anfrage<br />

unter den Tel. Nr. 0699/ 12790778 bzw.<br />

0699/ 12292995 sowie per E-Mail unter<br />

office@geronto.at erhältlich.


<strong>Geronto</strong> on Tour: Vom 12. – 16. April 2010 in Linz<br />

<strong>Geronto</strong>.at – die PflegePraxisProfis gehen jetzt auf Österreich-Tournee.<br />

Den Auftakt bildet Linz: Vom 12. – 16. 04. 2010 finden im Seminarhotel<br />

Kolping in Linz neun Ein-Tages-Seminare (Fortbildungen gem. § 63 GuKG)<br />

zu brisanten Themen der Altenpflege in der Dauer von je einem Tag statt.<br />

Melden Sie sich jetzt an - die Plätze sind begrenzt!<br />

Die Seminare<br />

Montag, 12. April, 9:00 – 16:30<br />

L1: „Testen, Messen und Befinden“<br />

Das Geriatrische Assessment und seine<br />

effiziente Anwendung in der Pflege<br />

L2: „Wenn ich vor anderen reden<br />

soll, dann ...“ Selbstsicher auftreten,<br />

und präsentieren – Nur für Frauen!<br />

Dienstag, 13. April, 9:00 – 16:30<br />

L3: „Mogadon sind keine Smarties“<br />

Ein Seminar über den professionellen<br />

Umgang mit Psychopharmaka<br />

L4: Mannsbilder & Frauenzimmer –<br />

Genderkompetenz für Pflegende – Was<br />

es ist und wie es funktioniert!<br />

Mittwoch, 14. April, 9:00 – 16:30<br />

L5: „Love me tender“ – Ein Seminar<br />

über Sexualität im hohen Alter und dem<br />

Umgang damit im Altenheim<br />

Donnerstag, 15. April, 9:00 – 17:30<br />

L6: „Hau den Lukas“ – Ein Seminar<br />

über Aggressivität, Gewalt und Gewaltprophylaxe<br />

in der Pflege<br />

L7: Älter werden im Pflegeberuf<br />

und wie man das schafft, ohne Familie,<br />

Verstand und Bandscheiben zu verlieren<br />

Freitag, 16. April, 9:00 – 16:30<br />

L8: Nicht ausschließlich Pflichten –<br />

Die Rechte der Pflegenden und wie sie<br />

geschützt und eingefordert werden<br />

L9: Selbstpflege für Leute in der<br />

Hauskrankenpflege (inklusive Entspannungstraining<br />

im Dienstwagen!)<br />

Fortbildung<br />

27<br />

Die Vortragenden<br />

DGKS Manuela Steinmetz, Diplom.<br />

Erwachsenenbildnerin und Coachin<br />

DGKP Christian Luksch, zertifizierter<br />

Trainer und Sachverständiger für GuK<br />

Der Ort<br />

Seminarhotel Kolping, Gesellenhausstrasse<br />

5, 4020 Linz (direkte Nähe zum<br />

KH der Barmherzigen Schwestern).<br />

Der Preis<br />

€ 120,- pro TeilnehmerIn und Seminar<br />

Ermäßigungen:<br />

Bei Buchung eines Seminars für mind.<br />

drei TeilnehmerInnen gemeinsam oder<br />

ab einer Buchung von drei Seminaren:<br />

€ 90,- pro TeilnehmerIn & Seminar<br />

Außerdem<br />

Einzelcoaching<br />

Für pflegende und lehrende Frauen mit<br />

DGKS Manuela Steinmetz um 1,- € pro<br />

Minute, am Mittwoch, den 14. April, von<br />

9:00 – 12:00 Uhr und nur für Frauen!<br />

Frauenlebensräume -Stammtisch<br />

World-Cafe zum Plaudern über Arbeit,<br />

Göttin und die Welt – ganz ohne Männer,<br />

aber mit Kindereinbeziehung. Am<br />

Mittwoch, den 14. April, ab 13:00 Uhr<br />

Anmeldung und mehr Infos<br />

www.geronto.at, office@geronto.at sowie<br />

unter den Telefonnummern 0699/<br />

12790778 und 0699/ 1229299


Ausbildung „Geriatrische Animation“ ab 22. 2. in Wien!<br />

Kennen Sie das? Kaum sind alte Menschen in einem Pflegeheim, verschlechtert sich<br />

ihr psychischer Zustand rapid: Sie werden verwirrt, wahnhaft, aggressiv und sind zu<br />

keiner sinnvollen Aktivität mehr im Stande. Motivierungsversuche bringen nur selten<br />

etwas, der Verfall verläuft immer rascher, der Rückzug wird bald unumkehrbar.<br />

Bereits vor zehn Jahren wurde jedoch am<br />

Wiener Otto-Wagner-Spital ein Pflegekonzept<br />

entwickelt, das diesen Prozess der<br />

dementiellen Dekompensation nachhaltig<br />

und nachweisbar aufhalten kann: Geriatrische<br />

Animation – ein aktivierendes Pflegekonzept,<br />

speziell für verwirrte alte Menschen,<br />

das sowohl die Lebensqualität der<br />

betroffenen PatientInnen als auch die Arbeitsqualität<br />

der Pflegepersonen erhöht.<br />

Es baut auf den Erkenntnissen der sozialen<br />

<strong>Geronto</strong>psychiatrie sowie auf den Theorien<br />

von Erwin Böhm, Erich Grond, Naomi Feil<br />

u.a. <strong>Geronto</strong>logInnen auf und wurde speziell<br />

für eine rasche und kosteneffiziente<br />

Implementierung in stationäre und ambulante<br />

Betreuungsformen entwickelt.<br />

Neben einem umfassenden funktionellen<br />

und psychosozialen Assessment ist das<br />

Kernstück des Konzeptes der von DGKP<br />

Christian Luksch entwickelt „Dreierschritt“<br />

von Re-Orientierung, Re-Aktivierung und<br />

Re-Integration durch leicht zu erlernende<br />

niederschwellige Techniken der Physio-,<br />

Psycho- und Soziotherapie.<br />

Bereits in der zweijährigen Erforschungsphase<br />

konnten die positiven Wirkungen des<br />

Konzeptes nachgewiesen werden: 23%<br />

weniger Behandlungskosten und 32% weniger<br />

Psychopharmaka machen durchaus<br />

Sinn. Doch auch für die Pflegenden ist das<br />

Konzept von Vorteil, wie ein Folgeprojekt<br />

im GZ Liesing zeigt: Dort sank nach der<br />

Implementierung der Geriatrischen Animation<br />

die Krankenstandsrate vor allem der<br />

KollegInnen im Alter 50+ rapide ab, während<br />

die Arbeitszufriedenheit massiv anstieg.<br />

1999 erhielt das Konzept den Gesundheitspreis<br />

der Stadt Wien, 2000 den<br />

begehrten Mediscus – Award.<br />

Neben den Wiener Geriatriezentren Liesing<br />

und Baumgartner Höhe haben mittlerweile<br />

mehr als 50 Pflegeheime in Kärnten und<br />

Südtirol, Niederösterreich, Steiermark und<br />

Vorarlberg sowie in Bayern dieses Konzept<br />

erfolgreich implementiert.<br />

Fortbildung<br />

28<br />

Neben den laufenden Ausbildungen an der<br />

AWO-Akademie in Franken und dem BFI in<br />

Kärnten findet ab Februar dieses Jahres<br />

auch in Wien eine entsprechende, berufsbegleitende<br />

Ausbildung zur Geriatrischen<br />

Animationsfachkraft statt. Zielgruppe der<br />

insgesamt 100 Theorie- und 20 Praxisstunden<br />

dauernden Ausbildung sind neben diplomierten<br />

Gesundheits- und Krankenpflegepersonen<br />

auch PflegehelferInnen und<br />

ausgebildete SeniorenanimateurInnen mit<br />

einer mindestens zweijährigen Berufserfahrung<br />

in der Altenpflege.<br />

Der Lehrgang besteht aus einem fünftägigen<br />

Grundkurs, drei Aufbaumodulen zu<br />

jeweils drei Tagen in Abständen von zwei<br />

Monaten sowie einer selbständig durchgeführten<br />

Fallstudie. Die Fortbildung (i.S. des<br />

§ 63 GuKG) schließt mit der Präsentation<br />

der Fallstudie sowie mit einem Zertifikat ab,<br />

das zur Ausführung der “Geriatrischen Animation<br />

nach Luksch” berechtigt.<br />

Start der Ausbildung ist der 22. 2 2010,<br />

Austragungsort ist das Bildungszentrum<br />

Floridsdorf 1210 Wien, Pius Parsch Platz 2.<br />

Die ReferentInnen sind DGKP Christian<br />

Luksch und DGKS Manuela Steinmetz.<br />

Die Kosten für den gesamten Kurs betragen<br />

1500,- €, (inkl. USt.) Förderungen (z.B.<br />

durch den WAFF) sind möglich<br />

Mehr Information gibt es unter der E-Mail<br />

office@geronto.at oder unter den Tel. Nr.<br />

0699 1279 0778, bzw. 0699 1229 2995.


Ausbildung Geriatrische Animation<br />

ab 1. März 2010 auch in Kärnten<br />

Auch das Berufsförderungsinstitut Kärnten<br />

(BFI) in St. Veit / Glan bietet heuer wieder,<br />

wie bereits in den Jahren 2006, 2007 und<br />

2008 eine berufsbegleitende Ausbildung<br />

zur Geriatrischen Animationsfachkraft an.<br />

Zielgruppe sind auch hier neben diplomierten<br />

Gesundheits- und Krankenpflegefachkräften,<br />

PflegehelferInnen sowie Ergo- und<br />

PhysiotherapeutInnen, aber auch SeniorenanimateurInnen<br />

mit einer Berufserfahrung<br />

von mindestens zwei Jahren.<br />

Neben Wien gehört Kärnten damit zu jenen<br />

Bundesländern, die dieses hocheffiziente<br />

Pflegekonzept zum „State of the Art“ der<br />

aktivierenden Altenpflege erhoben haben.<br />

„Geriatrische Animation nach Luksch ist ein<br />

zu einem wichtigen und fixen Bestandteil<br />

unseres Angebotes geworden“ so Petra D.,<br />

Qualitätsbeauftragte einer großen privaten<br />

Pflegeheimorganisation in Kärnten und<br />

Steiermark. „Es sichert die Lebensqualität<br />

unserer BewohnerInnen, aber auch die<br />

Arbeitsqualität unserer MitarbeiterInnen<br />

und garantiert uns einen sicheren Wettbewerbsvorteil<br />

vor anderen Anbietern.“<br />

Wer Interesse an einer Teilnahme daran<br />

hat – noch sind einige wenige Plätze frei -<br />

wendet sich an Frau Claudia Gögelburger,<br />

unter der Tel. Nr.: 057878/ 3600 oder per<br />

Mail an c.goegelburger@bfi-kaernten.or.at.<br />

Start der Kärntner Ausbildung ist der<br />

1. März 2010, der Basiskurs dauert bis 5.<br />

März 2010, die Termine der Aufbaumodule<br />

werden mit den TeilnehmerInnen des Basiskurses<br />

vereinbart. Die Kosten des Basiskurses<br />

belaufen sich auf 550,- €, jene der<br />

Aufbaumodule auf jeweils 289,- €.<br />

Ort ist das BFI-Ausbildungszentrum in 9300<br />

St. Veit/ Glan, Friesacherstrasse 3a. Die<br />

TrainerInnen sind auch hier DGKS Manuela<br />

Steinmetz und DGKP Christian Luksch.<br />

Fortbildung<br />

29<br />

<strong>Geronto</strong>.at sucht RollstuhlfahrerIn<br />

als FachreferentIn<br />

Für seine Sommer-Fortbildungsaktion<br />

„Was heißt denn da behindert?“ die<br />

im Juli dieses Jahres zwei Wochen<br />

lang in Wien stattfinden wird, sucht<br />

<strong>Geronto</strong>.at noch eine Fachreferentin<br />

oder einen Fachreferenten mit eigener<br />

Erfahrung als RollstuhlfahrerIn.<br />

Sie sollten mit dem Ding seit mindestens<br />

drei Jahren vertraut sein, aber auch die<br />

Szene mobilitätsbeeinträchtigter Menschen,<br />

sowie die Bedingungen unter denen diese<br />

leben müssen, kennen und es sich auch<br />

zutrauen, gemeinsam mit einer weiteren<br />

FachreferentIn bzw. einem Fachreferenten<br />

ein zweitägiges Seminar zum dem Thema<br />

„Mein Leben auf Rädern“ abzuhalten.<br />

Im Idealfall haben Sie eine Ausbildung zum<br />

/ zur TrainerIn oder ErwachsenenbildnerIn<br />

bzw. schon Erfahrung als solche/r. Das ist<br />

aber nicht Bedingung. Wichtiger ist uns,<br />

dass Sie das Thema „Barrierefreies Leben“<br />

klar und verständlich rüberbringen können.<br />

Zielgruppe dieser von uns initiierten Fortbildungsaktion,<br />

sind Menschen, die beruflich<br />

in der Gesundheitsarbeit tätig sind –<br />

also v. a. Pflegekräfte und TherapeutInnen.<br />

Neben dem Schwerpunkt Mobilitätseinschränkungen<br />

werden auch Seh- und Hörbehinderung<br />

sowie Mehrfachbehinderung<br />

im Alter in eigenen Seminaren thematisiert.<br />

Ihre aussagekräftige Bewerbung samt kurzem<br />

Lebenslauf und Honorarvorstellung<br />

richten Sie bitte an office@geronto.at


5. – 6. Mai: 25-Jahre-Lazarus Jubiläums-Pflegekongress<br />

„Pflege das Leben – Lebe die Pflege“ – Unter diesem Motto findet vom 5. – 6. Mai<br />

dieses Jahres im Bad Ischl der Pflegekongress von Österreichs bekanntester Pflegezeitschrift,<br />

den „Lazarus“ statt. Sein Herausgeber Erich M. Hofer, seit 25 Jahren unermüdlicher<br />

Promoter und Multiplikator hat sich einiges einfallen lassen ...<br />

Alleine die Liste der Menschen, die an diesen<br />

zwei Tagen referieren werden, liest<br />

sich wie ein „Who’s Who“ der derzeitigen<br />

Pflegeszene: Von Prof. hc. Erwin Böhm,<br />

Altvater der psychobiographischen Pflege<br />

über seine (validierenden) Gegenspielerinnen<br />

Brigitte Scharb und Mäeutikerin Cora<br />

von der Kooij, Nils Lahrman vom Institut<br />

für Pflegewissenschaft der Berliner Charité,<br />

Brigitte Pinzger von der Bundes-ARGE der<br />

GuK-Schuldirektorinnen und viele andere.<br />

Unumstrittener Höhepunkt wird bei diesem<br />

Kongress jedoch die (längst überfällige)<br />

Ehrung der unumstrittenen Mutter der<br />

Krankenpflege, der mittlerweile 77jährigen<br />

Sr. Liliane Juchli, für ihr Lebenswerk durch<br />

Bundesminister Alois Stöger sein.<br />

Ehrung von Sr. Liliane Juchli<br />

Liliane Juchli setzte sich seit den 70er Jahren<br />

für eine Systematisierung und Strukturierung,<br />

des vorhandenen Krankenpflegewissens<br />

ein. Ihr Hauptanliegen war die<br />

Ganzheit und Einheit von Körper, Seele und<br />

Geist des Menschen. Pflege umfasst nach<br />

ihrem Leitbild die Sorge für den Patienten<br />

wie auch die Selbstsorge der Pflegenden.<br />

Ihr Buch „Pflege“ erreichte die größten<br />

Auflagenhöhen, die ein pflegerisches Fachbuch<br />

jemals schaffte und prägte ganze<br />

Generationen von Pflegekräften im gesamten<br />

deutschen Sprachraum. Bis heute ist es<br />

das Standardwerk schlechthin.<br />

Über fünfundzwanzig Vorträge und Workshops,<br />

begonnen von pflegerischen Grundlagen<br />

(z. B. Kongruente Beziehungspflege)<br />

über Themen der Pflegewissenschaft (z. B.<br />

ExpertInnenstandard Kontinenzförderung),<br />

des Managements (Riskmanagement) und<br />

der Selbstfürsorge (Mobbing) versprechen<br />

das zweitägige Event zu einem Höhepunkt<br />

fachlichen Wissensaustausches zu machen,<br />

den schließlich auch interessante Abend-<br />

und Rahmenprogramme, wie etwa Shiatsu-<br />

Training oder Circle-Drumming umrahmen.<br />

Kongress<br />

30<br />

<strong>Geronto</strong>.at – Die PflegePraxisProfis –<br />

werden ebenfalls dabei sein: Zum einen mit<br />

zwei Workshops, nämlich zu den Themen:<br />

� „Dürfen S’ denn das?“ – Berufliche<br />

Selbständigkeit in der Pflege mit DGKS<br />

Manuela Steinmetz (5. 5. 11:15) sowie<br />

� „Neue Wege in der Pflege: Training,<br />

Coaching & Consulting“ mit DGKP Christian<br />

Luksch (5. 5. 15:15).<br />

Zum anderen auch mit einem Infostand<br />

über unsere Fortbildungsangebote. Aber<br />

nicht nur um Ihnen irgendwas zu verkaufen<br />

würden wir Sie gerne dort sehen, auch<br />

deswegen um ein bisschen mit Ihnen zu<br />

pludern, und Ihnen die Gelegenheit zu geben,<br />

mal die Leute hinter dieser Zeitung<br />

kennen zu lernen.<br />

Der Teilnahmebetrag an dem Kongress hält<br />

sich – verglichen mit Pflege-Kongressen<br />

von besser betuchten Organisationen als<br />

dem Lazarus – in vernünftigen Grenzen:<br />

72,- € für beide Tage, 48,- für einen, für<br />

SchülerInnen und Gruppen gibt es bis zu<br />

50% Ermäßigung! Der Anmeldeschluss ist<br />

der 15. März 2010.<br />

Mehr Information gibt es auf der Website<br />

des Veranstalters: www.lazarus.at


Zur Person:<br />

Wortspende<br />

Paul Watzlawick<br />

zum Thema „Humor in der Geriatrie“:<br />

„Die Lage ist hoffnungslos,<br />

aber nicht ernst!“<br />

Paul Watzlawick wurde am 25. Juli 1921 in Villach geboren, studierte in Venedig Philologie<br />

und Philosophie. 1951 – 1954 absolvierte er ein Ausbildung als Psychoanalytiker und wurde<br />

1960 an das Mental Research Institute in Palo Alto, Kalifornien, berufen, wo er bis zu einem<br />

Tod 31. März 2007 lebte und arbeitet. Watzlawick gilt als der Vater der modernen Kommunikationstheorie<br />

– sein Axiome zur Kommunikationstheorie – vor allem das erste: „Man kann<br />

nicht nicht-kommunizieren“ – beeinflusste unsere Art miteinander umzugehen nachhaltig.<br />

31


Was ist der Mensch?<br />

Sanja Kuljanin, Englischlehrerin in Bosnien<br />

Die bosnische Serbin Sanja Kuljanin ist 27 Jahre alt und lebt in der Balkanmetropole Sarajevo.<br />

Seit vier Jahren bringt sie Schülern – die sich nur noch verschwommen an die Belagerung<br />

der Stadt, Anfang der 90er Jahre erinnern können – Englisch und Serbisch bei. Nebenbei<br />

arbeitet die studierte Anglistin als Übersetzerin. Sanja ist ledig und lebt in einer Wohnung,<br />

die ihrer Familie gehört. In der Hauptstadt gehört sie heute zur serbischen Minderheit,<br />

die elf Prozent der Bevölkerung ausmacht. Fast 80 % der BewohnerInnen sind MuslimInnen.<br />

Monatsverdienst, Grundkosten, Vorsorge:<br />

Sanja verdient mit ihrer Arbeit an einer<br />

öffentlichen Schule 240 Euro im Monat auf<br />

Honorarbasis. Wenn es in ihrem Nebenjob<br />

als Übersetzerin gut läuft, kommen bis zu<br />

300 Euro dazu. Für die Eigentumswohnung<br />

in der Vorstadt, in der sie mit ihren Eltern<br />

wohnt, zahlt die Familie eine Hypothek von<br />

rund 300 Euro im Monat. Die Schule bezahlt<br />

ihr außerdem 120 Euro, die in die<br />

Rentenkasse gehen.<br />

Wie und wie oft machen Sie Urlaub?<br />

„Hier gibt es nur wenige, die sich so etwas<br />

leisten können, aber ich fahre ein- bis<br />

zweimal im Jahr weg, im Sommer nach<br />

Kroatien, Montenegro oder in die Türkei<br />

und im Winter in die Berge.“<br />

Was ist das Wichtigste in Ihrem Leben?<br />

„Meine Familie und Freunde, mit denen ich<br />

gerne Kaffeetrinken gehe – das ist in Sarajevo<br />

eine Art Ritual. Die meisten von ihnen<br />

sind allerdings fortgezogen in den serbischen<br />

Teil des Landes. Für die bin ich ein<br />

komischer Vogel, weil ich geblieben bin.“<br />

Was sind Ihre größten Probleme, und<br />

wie gehen Sie damit um?<br />

„Ich gehöre zu den Glücklichen, die keine<br />

existenziellen Probleme haben. Gut,<br />

manchmal höre ich in der Stadt schmerzhafte<br />

Kommentare über ‚die Serben‘, aber<br />

dann höre ich einfach weg.“<br />

Was erwarten Sie von der Zukunft für<br />

Sarajevo?<br />

„Unser Weg nach Europa ist sehr<br />

beschwerlich. Wir müssen erst mal<br />

praktische Lösungen für unser Land finden.<br />

In allen Lebensbereichen gibt es<br />

Korruption. Die EU ist noch weit weg.“<br />

Kolumne<br />

32<br />

Bosnien – Herzegowina<br />

EinwohnerInnen:<br />

4,5 Millionen<br />

Währung:<br />

Mark (100 Mark = 0,5 Euro)<br />

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf:<br />

5300,- Euro<br />

(Österreich 33.400,- Euro)<br />

Human Development Index:<br />

68 von 177 Nationen<br />

(Österreich: Platz 15)<br />

Aktuelle Durchschnittskosten:<br />

1 Laib Brot: 0,35 Euro<br />

1 Liter Milch: 0,70 Euro<br />

1 Liter Benzin: 0,80 Euro<br />

1 Schachtel Zigaretten: 1,10 Euro<br />

1 Kinokarte: 2,40 Euro<br />

Quelle: www.brandeins.de

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