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Einigkeit herrscht darin, dass Mangelernährung<br />
frühzeitig erkannt und behandelt werden<br />
soll. Die Lösung dieses Problems beginnt<br />
mit der Sensibilisierung aller Beteiligten,<br />
also der Behandelnden, der PatientInnen,<br />
der Angehörigen sowie der Spitalverwaltung<br />
und der politisch Verantwortlichen.<br />
Sie sollten sich der Wechselbeziehung zwischen<br />
Ernährung und Genesung bewusst<br />
sein, auch wenn der Zusammenhang nicht<br />
unmittelbar sichtbar ist.<br />
Der Nutrition Day<br />
Um das Bewusstsein dafür zu schärfen,<br />
dass Mangelernährung und ihre Konsequenzen<br />
im Krankenhaus und im Pflegeheim<br />
ein häufiges Problem ist, wurde im<br />
Januar 2006 zum ersten mal der „Nutrition<br />
Day“ durchgeführt. Die Beteiligung an der<br />
Aktion war international, unter anderen<br />
nahmen auch Kliniken aus der Schweiz teil,<br />
wie zum Beispiel das Kantonsspital St. Gallen<br />
oder Winterthur.<br />
Anhand von vier Fragebögen wurden Informationen<br />
über die teilnehmenden Stationen<br />
eines Krankenhauses beziehungsweise<br />
Pflegeheimes und deren Patienten erhoben:<br />
Einer erfragte die spezifischen Eigenschaften<br />
zu jeder Station, der medizinische<br />
Bereich, die Organisation und Struktur. Ein<br />
zweiter Fragebogen wurde für Informationen<br />
zu den einzelnen PatientInnen erstellt,<br />
ein dritter erhob Daten über den Zustand<br />
der PatientInnen nach dreißig Tagen. Die<br />
‚Nutrition Day‘-Studie ist damit eine der<br />
wenigen prospektiven Untersuchungen, die<br />
den Ernährungsstatus mit Mortalität, Gewichtsveränderungen,<br />
und Hospitalisierung<br />
verknüpft.<br />
Eine Besonderheit des Projektes ist die<br />
direkte Befragung der PatientInnen nach<br />
ihrem Essverhalten. Durch den vierten Fragebogen<br />
wurden sie mit Fragen wie „Wie<br />
viel der angebotenen Portion haben Sie<br />
gegessen?“ und den Gründen für das<br />
Nicht-Essen in den Aktionstag einbezogen.<br />
So wurde dem subjektiven Empfinden der<br />
Patientinnen Rechnung getragen. Ihre Meinung<br />
wurde gleich stark gewertet wie die<br />
der Betreuenden. Damit ist diese Studie die<br />
größte, bei der PatientInnen direkt zu ihrem<br />
Ernährungsempfinden befragt werden.<br />
10<br />
Die Ergebnisse waren ernüchternd: fast die<br />
Hälfte aller PatientInnen hatten seit dem<br />
Spitaleintritt an Gewicht verloren und fast<br />
gleich viel litten an Appetitverlust. Mehr als<br />
die Hälfte der Patienten, die weniger als ein<br />
Viertel des Nahrungsangebots essen, erhalten<br />
keine zusätzliche künstliche Ernährung.<br />
Nur 25 % der Patienten, die nichts zu Mittag<br />
essen, werden künstlich ernährt. Dies,<br />
obwohl ein enger Zusammenhang zwischen<br />
wenig Appetit und erhöhter Sterblichkeit<br />
besteht.<br />
2007 nahmen zum ersten Mal auch Pflegeheime<br />
am ‚Nutrition Day‘ Teil. 80 Stationen<br />
von 38 Pflegeheimen aus Österreich und<br />
Deutschland erfassten anhand eines Tellerprotokolls<br />
die aktuelle Situation der Nahrungsaufnahme<br />
ihrer BewohnerInnen beim<br />
Mittagessen. Nach sechs Monaten wurden<br />
erneut Daten erfasst.<br />
Dieser auf deutschsprachige Länder beschränkte<br />
Pilotdurchgang des ‚Nutrition<br />
Days‘ in Pflegeheimen führte zu relevanten<br />
Informationen über den Ernährungszustand<br />
und das Ernährungsmanagement von PflegeheimbewohnerInnen.<br />
Gleichzeitig wurde<br />
darauf hingewiesen, dass der beträchtliche<br />
Zeitaufwand des Personals für eine adäquate<br />
Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme<br />
sinnvoll ist.<br />
Die Beobachtung der Gewichtsentwicklung<br />
von den PatientInnen nach dem Aktionstag<br />
weist darauf hin, dass die Teilnahme am<br />
‚Nutrition Day‘ zu einem verbesserten Mangelernährungsbewusstsein<br />
in Spitälern und<br />
Pflegeheimen führt.<br />
Dies ist eines der Ziele des ‚Nutrition Days‘.<br />
Des Weiteren empfehlen die InitiatorInnen,<br />
dass Ernährungsscreenings zur Routine<br />
werden sollten, genau wie das Messen der<br />
Körpertemperatur und des Blutdrucks. Dies<br />
bedarf jedoch eines Bewusstseins der Problematik<br />
Mangelernährung in Spitälern und<br />
Pflegeheimen bis hinauf zu den Gesundheitsdirektionen,<br />
damit die geeigneten Mittel<br />
auch zu Verfügung gestellt und eingesetzt<br />
werden können.<br />
Quelle: www.careum-explorer.ch<br />
Mehr Informationen zum Nutrition Day<br />
finden sie auf www.nutritionday.org .