Elite, eine Provokation? Klage abgewiesen Elite ... - Kartellverband
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Er geht zuerst auf den schwarzen<br />
Mann zu; die Menschen sind so geschult.<br />
Ich jedoch frage mich, ob ich<br />
etwas verbrochen habe. Oder wenn ich<br />
mit <strong>eine</strong>m Polizisten spreche und ihm<br />
dabei nicht in die Augen schaue; schon<br />
mache ich mich verdächtig. Nur muss<br />
man wissen: In Afrika ist es unüblich,<br />
<strong>eine</strong>r sog. „Autorität“ in die Augen zusehen.<br />
Ich helfe daran mit, dass solche<br />
Vorurteile abgebaut werden.<br />
AM: Du sagst selbst, D<strong>eine</strong> Verbindung<br />
in die afrikanische Heimat nie abgebrochen<br />
zu haben. Wörtlich: „Ich<br />
habe sie immer gepflegt und sehe<br />
mich als Brückenbauer zwischen den<br />
Kulturen.“ Wie ist dies ganz praktisch<br />
zu verstehen?<br />
Claude Ozankom: Ich will es so<br />
sagen: Was man mir in der Heimat<br />
mitgegeben hat, hat mir geholfen,<br />
zum Beispiel in m<strong>eine</strong>r Verbindung<br />
Fuss zu fassen. Andererseits will ich<br />
das, was ich hier mitbekomme, in m<strong>eine</strong>r<br />
Heimat einbringen.<br />
In den 80er Jahren habe ich mit Kartell-<br />
und Bundesbrüdern zusammen<br />
die Aktion „Spes viva e.V.“ ins Leben<br />
gerufen. Wir haben inzwischen zwei<br />
Krankenhäuser im Kongo gebaut und<br />
nach und nach ausgestattet. Dies ist<br />
konkrete Solidarität. Hier am Lehrstuhl<br />
in Bonn kann ich Studenten aus Afrika<br />
betreuen, aber auch umgekehrt deutsche<br />
Studenten nach Afrika vermitteln.<br />
Ich beziehe also hier afrikanisches Gedankengut<br />
mit ein, bin also global<br />
tätig.<br />
AM: Dialog bedeutet, dass jeder, der<br />
ein solches Gespräch führt, zu etwas<br />
steht. Also: K<strong>eine</strong> Gleichmacherei oder,<br />
wie Du einmal formuliert hast, „Friede,<br />
Freude, Eierkuchen sind kein Dialog.“<br />
Wie sollten wir KVer, die in der Mehrzahl<br />
nicht religiös-wissenschaftlich arbeiten,<br />
diesen Dialog der Religionen<br />
führen?<br />
Claude Ozankom: Wir KVer sind<br />
religiös vernarbt. Für mich ist wichtig,<br />
dass die Religion mich prägt. Wie verhalten<br />
wir uns zu uns, zu den Menschen<br />
und zu der Welt. Wenn ich als<br />
Wissenschaftler merke, dass das, was<br />
Kollegen von mir erwarten, mit m<strong>eine</strong>m<br />
Glauben in Konflikt steht, muss<br />
ich das sagen klar, aber nicht arrogant.<br />
Die Selbstverständlichkeit, mit der<br />
Muslime ihren Glauben erklären und<br />
leben wünsche ich mir auch für uns.<br />
DAS INTERVIEW<br />
Universität Bonn (Ostflügel). Hier lehrt Kb Ozankom.<br />
Wir müssen die Chance wahrnehmen,<br />
uns zu informieren. Was glauben die<br />
Anderen und wo sind Punkte, die man<br />
hinterfragen oder sogar ablehnen<br />
muss. Der Islam ist nicht gleichzusetzen<br />
mit den Islamisten. Wir müssen<br />
uns die Frische erhalten, auch den eigenen<br />
Glauben neu zu lernen.<br />
AM: Du verlangst von den Religionen<br />
<strong>eine</strong> „soziale Globalisierung“. Wie ist<br />
das zu verstehen und wie sollten sich<br />
die Religionen hier praktisch einbringen?<br />
Claude Ozankom: Das Christentum<br />
muss als „Stachel im Fleisch“ humanisierend<br />
auf die Globalisierung<br />
wirken und dies nicht allein der Wirtschaft<br />
und der Politik überlassen. Ganz<br />
praktisch heisst das: Unsere Religion<br />
darf nicht nur kritisieren, sondern sie<br />
muss mit dafür sorgen, dass es den<br />
Menschen gut geht. Wo Ausbeutung<br />
ist, muss die Kirche das anprangern;<br />
sie muss sich einmischen. Das hat Benedikt<br />
XVI. auch auf s<strong>eine</strong>r Brasilienreise<br />
nochmals sehr deutlich gemacht.<br />
AM: Vor einigen Semestern hast Du in<br />
Salzburg <strong>eine</strong> Vorlesung unter dem<br />
Thema „Jesus Christus im Plural der<br />
Kulturen“ gehalten. Unser Kartellbruder<br />
Joseph Ratzinger, unser jetziger<br />
Papst, hat soeben ein Buch herausgegeben,<br />
das den Titel „Jesus von Nazareth“<br />
trägt. Kannst Du uns auf der<br />
Grundlage D<strong>eine</strong>s eigenen Christus-<br />
Bildes <strong>eine</strong> erste Einschätzung zu dem<br />
Werk unseres Papstes geben?<br />
Quelle: Universität Bonn<br />
Claude Ozankom: Hier in Bonn<br />
bin ich der vierte Nachfolger von Joseph<br />
Ratzinger auf dem Lehrstuhl. Das<br />
Erbe s<strong>eine</strong>r Lehre hier empfinde ich als<br />
Aufgabe, dies m<strong>eine</strong>n Studenten weiterzugeben.<br />
Es gibt jedoch noch zwei weitere Verbindungslinien:<br />
Ratzinger war am<br />
Georgianum, ich auch. Bei <strong>eine</strong>m Ehemaligentreffen<br />
dort habe ich ihn kennengelernt.<br />
Und: Ratzinger hat bei<br />
Gottlieb Söhngen promoviert und sich<br />
habilitiert; ich bei dessen Enkel Heinrich<br />
Döring.<br />
AM: Hast Du bei D<strong>eine</strong>r hohen Belastung<br />
noch Zeit für Kontakte zum KV<br />
und was bedeutet er Dir?<br />
Claude Ozankom: Wenn ich in<br />
München bin, suche ich nach Möglichkeit<br />
den Kontakt zur Ottonia. So<br />
nehme ich an den traditionellen Veranstaltungen<br />
teil und folge auch gerne<br />
den Einladungen der Aktivitas. Die Ottonia<br />
hat mir geholfen, mich hier wohlzufühlen;<br />
dafür möchte ich danken und<br />
etwas zurückgeben.<br />
Kb Michael Kotulla, der das Interview<br />
führte: Ich möchte mich sehr herzlich<br />
für dieses offene Gespräch bedanken<br />
und wünsche Dir für D<strong>eine</strong> wissenschaftliche<br />
Tätigkeit, aber auch ganz<br />
persönlich Gottes Segen und bin fest<br />
davon überzeugt, dass der KV mit Dir<br />
rechnen kann, wenn er Dich als Kartellbruder<br />
und Theologen ruft.<br />
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