Elite, eine Provokation? Klage abgewiesen Elite ... - Kartellverband
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AM 148<br />
TITELTHEMA<br />
<strong>Elite</strong> - <strong>eine</strong> <strong>Provokation</strong><br />
Dieter Schütz<br />
Ein Diskussionsbeitrag<br />
„Wer sich im Rahmen der Demokratietheorie mit dem <strong>Elite</strong>problem beschäftigt,<br />
fasst ein heißes Eisen an. Begriffe wie ‚<strong>Elite</strong>‘ oder ‚Führer‘ erinnern<br />
an autoritäre oder totalitäre Herrschaftssysteme, in den Zusammenhang<br />
von Demokratie sch<strong>eine</strong>n sie nicht zu passen. Diese Politisierung des<br />
Problems wird dadurch erleichtert, dass das Wort ‚<strong>Elite</strong>‘ in der Alltagssprache<br />
gewöhnlich im Sinne von ‚elitär’ zur Diffamierung des politischen Gegners<br />
verwendet wird, der damit als ‚undemokratisch‘ abqualifiziert werden<br />
soll.“ So weit der Philosoph und Theologe Helmut Köster 1975.<br />
Warum also befassen wir uns mit diesem Thema? Weil wir als Akademiker<br />
<strong>Elite</strong> sind! Dabei sind wir wie jede <strong>Elite</strong> zahlenmäßig deutlich in der Minderheit.<br />
Eine<br />
unerträgliche<br />
Gleichmacherei<br />
Die Aktiven werden und die Alten Herren sind geworden:<br />
Führungskräfte, Manager, leitende Beamte, Unternehmer, in<br />
der Regel Besserverdienende. Wir sind also <strong>eine</strong> herausgehobene<br />
und privilegierte Schicht mit der Möglichkeit zu formen,<br />
zu prägen, Einfluss zu nehmen. Für solche Personengruppen<br />
benutzt man seit eh und je den Begriff „<strong>Elite</strong>“.<br />
Aktuelle Verwendung<br />
Wo taucht der Begriff im Alltag auf? In den letzten Jahren<br />
liest man ihn deutlich weniger.<br />
Der milliardenschwere Schraubenhändler und Kunstmäzen<br />
Reinhold Würth kritisierte 1999 für Deutschland <strong>eine</strong> „unerträgliche<br />
Gleichmacherei“. <strong>Elite</strong>n würden bei uns nicht gefördert,<br />
sondern aus dem Land getrieben. Er beklagt die<br />
Abwanderung von Intelligenz, Vermögen und Unternehmern.<br />
Wir klopfen das ab. <strong>Elite</strong>n – man beachte die Mehrzahl. Sie verfügen<br />
über Intelligenz und Vermögen.<br />
Die „Weltwoche“ druckte 1999 ein Interview mit dem<br />
Schweizer Philosophen Walther Ch. Zimmerli ab, der damals<br />
Präsident der Privatuniversität Witten/Herdecke geworden war.<br />
Er wird gefragt: „Für jeden Studierenden hier wurden neun<br />
andere abgelehnt – ist das die <strong>Elite</strong>?“ Und Zimmerli antwortet:<br />
„Ich habe k<strong>eine</strong> Berührungsscheu vor dem Begriff der <strong>Elite</strong>,<br />
so lange man sich klar macht, dass es zwei <strong>Elite</strong>begriffe gibt.<br />
Der <strong>eine</strong> <strong>Elite</strong>begriff orientiert sich an absurden, etwa rassischen<br />
Kriterien oder an <strong>eine</strong>m Privilegienschutz für bereits Privilegierte<br />
– dagegen opponieren wir gerade in Witten<br />
Quelle: Fotoliia (c) ewok 2000<br />
demok<br />
<strong>Elite</strong> zu sein, darf nicht übermütig mac