Ludwig Gleim und Wilhelm Heinse. Ein - Bergischer ...
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Ihr Sohn Laurentius <strong>Gleim</strong> wurde Bürgermeister<br />
von Werben in der Altmark (an der Elbe,<br />
nahe der Havelmündung) <strong>und</strong> war verheiratet<br />
mit der Kaufmannstochter Ilsabe, geb. Zimmermann,<br />
aus Werben.<br />
Deren Sohn hieß ebenfalls Laurentius <strong>Gleim</strong><br />
(1625–1678) <strong>und</strong> war Rechtsanwalt <strong>und</strong> Bürgermeister<br />
in Seehausen (nahe Werben). Aus seiner<br />
ersten Ehe mit Anna <strong>Wilhelm</strong> ging der Sohn David<br />
Balthasar <strong>Gleim</strong> (1664–1729) hervor, der als<br />
Feldapotheker durch Westfalen zog <strong>und</strong> später<br />
Garnison-Apotheker in Wesel wurde.<br />
Der zweiten Ehe Lorenz <strong>Gleim</strong>s mit Cathrine<br />
Elisabeth Schreiber († 1684) aus<br />
Salzwedel entstammt Johann Laurentius <strong>Gleim</strong><br />
(1676–1735), der Vater des Dichters <strong>Ludwig</strong><br />
<strong>Gleim</strong>. Als Johann Laurentius <strong>Gleim</strong> 2 Jahre alt<br />
war, starb sein Vater, <strong>und</strong> mit 8 Jahren verlor er<br />
auch seine Mutter. Wo <strong>und</strong> wie der Frühwaise<br />
unterkam <strong>und</strong> ausgebildet wurde, wissen wir<br />
nicht; es spricht jedoch manches dafür, dass<br />
sein um 12 Jahre älterer Bruder Balthasar für<br />
ihn eine Art Vaterersatz war. Mit 26 Jahren<br />
wurde Johann Laurentius <strong>Gleim</strong> Akzise- <strong>und</strong><br />
Steuereinnehmer im Bereich Cochstedt/<br />
Schneidlingen (südlich von Magdeburg). 2<br />
Johann Laurentius <strong>Gleim</strong> heiratete am<br />
25.04.1706 Anna Gertrud Peill, eine Tochter<br />
des bergischen Pfarrers Gottfried Peill. 1707<br />
wurde J. L. <strong>Gleim</strong> zum Königlich Preußischen<br />
Obereinnehmer der Kreise Aschersleben/<br />
Ermsleben befördert <strong>und</strong> blieb als solcher in<br />
Ermsleben bis zu seinem Tode am 26.04.1735. 3<br />
Seine Frau Anna Gertrud starb wenig später am<br />
20.07.1735, im Alter von 54 Jahren. Zwölf<br />
Kinder hatte sie zur Welt gebracht. Bei ihrem<br />
Tod war <strong>Ludwig</strong> <strong>Gleim</strong> 16 Jahre alt. 4<br />
<strong>Gleim</strong>s Großeltern Peill. - Seine bergischen<br />
Großeltern hat <strong>Ludwig</strong> <strong>Gleim</strong> nicht kennenlernen<br />
können; die Großmutter Agnes Peill<br />
war 1718, ein Jahr vor seiner Geburt, gestorben<br />
<strong>und</strong> der Großvater Gottfried Peill bereits 1705.<br />
Dieser Großvater Gottfried Peill (1638–<br />
1705) stammte aus einer alten Elberfelder<br />
Sippe von Garnkaufleuten <strong>und</strong> Bleichern, die<br />
in der Mirke ansässig waren. Zur Familie seiner<br />
Mutter, Maria Teschemacher, gehörten mit<br />
Caspar Siebel, Werner <strong>und</strong> Peter Teschemacher<br />
drei bedeutende Elberfelder Theologen bzw.<br />
30<br />
Historiker des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts, ferner mehrere<br />
Mediziner.<br />
Auch Gottfried Peills Begabung wurde früh<br />
erkannt <strong>und</strong> man schickte den Knaben auf das<br />
Gymnasium Laurentianum ins katholische<br />
Köln. Das war ein höchst ungewöhnlicher<br />
Schritt für die durch <strong>und</strong> durch calvinistische<br />
Familie <strong>und</strong> allein der Elberfelder Schulmisere<br />
geschuldet. Denn die dortige Lateinschule, in<br />
Trägerschaft der reformierten Gemeinde <strong>und</strong><br />
in scharfen Interessenkonflikten unterschiedlicher<br />
Gruppierungen stehend, befand sich nach<br />
dem Dreißigjährigen Krieg in einem desolaten<br />
Zustand. Die beiden Lehrer mußten wiederholt<br />
wegen Unfleißes <strong>und</strong> „Exorbitantien im Trinken“<br />
gerügt werden, <strong>und</strong> daher engagierten immer<br />
mehr Eltern private Hauslehrer – sogar<br />
„päpstische“ – oder schickten ihre Kinder auf<br />
auswärtige Schulen – sogar „jesuitische“, obwohl<br />
die Kirchengemeinde solche schwarzen<br />
Schafe mit Ausschluß von den Sakramenten<br />
bedrohte. 5<br />
Während seines letzten Schuljahres in Köln<br />
(1654) starb Gottfrieds Vater Johannes Peill,<br />
erst 47 Jahre alt. Gottfrieds älteste Schwester<br />
Judith hatte kurz zuvor den Garnkaufmann <strong>und</strong><br />
Bleicher Peter Plücker geheiratet, der „Peills<br />
Mirke“ übernahm. 6 Gottfrieds jüngere Schwester<br />
Sibylla heiratete 1668 den Kettwiger Pfarrer<br />
Michael Engels, sein jüngster Bruder Johannes<br />
war Kaufmann in Holland <strong>und</strong> seine<br />
jüngste Schwester Maria Magdalena (1650–<br />
1733) wurde 1687 Ehefrau des Elberfelder<br />
Kaufmanns Erwin Bosselmann. Gottfrieds<br />
Mutter Maria, geb. Teschemacher, starb 1687.<br />
Sie hatte 1658 in zweiter Ehe den Elberfelder<br />
Kaufmann Johannes Loh geheiratet, der schon<br />
1666 starb.<br />
Mit 17 Jahren bezog Gottfried Peill 1655<br />
die soeben eröffnete Universität Duisburg, er<br />
ist damit einer der ersten Studenten dieser<br />
Hochschule 7 . Bereits drei Jahre später legte<br />
Peill dort seine gedruckte Dissertation vor, von<br />
welcher offenbar lediglich das Widmungsblatt<br />
erhalten blieb. Strutz (1927, S. 52) hat diese barocke<br />
Widmung wörtlich wiedergegeben. Sie<br />
gilt sieben Lehrern <strong>und</strong> Förderern Peills, <strong>und</strong><br />
was zu diesen vorderhand zu ermitteln war, sei<br />
hier kurz mitgeteilt. Peills Widmung galt: