Heft 1 (2008) - igda.net
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Liebe Mitglieder,<br />
das Jubiläumsjahr der IGdA mit dem vierzigjährigen Bestehen der Gemeinschaft und dem dreißigjährigen<br />
unserer Zeitschrift ist vorbei, und nun ist wieder der Alltag eingekehrt. Aber das ist kein Grund,<br />
auf hohem Niveau zu verharren. Schließlich wollen wir in neun Jahren stolz weitere Erfolge feiern.<br />
Die IGdA steht inzwischen auf mehreren Beinen: Neben dem Vereinsleben und der aktuell sind wir<br />
im Inter<strong>net</strong> sehr aktiv. Wir haben einen professionellen Inter<strong>net</strong>auftritt mit Weblog und sind mit vielen<br />
anderen Seiten verlinkt. Man liest uns nicht nur in Deutschland, sondern unter anderem auch in Brasilien<br />
und Argentinien. Auf www.<strong>igda</strong>.<strong>net</strong> und unserem Blog finden Sie immer die neuesten Ankündigungen<br />
der IGdA. Schauen Sie regelmäßig rein! Als neuestes Standbein bieten wir Ihnen die preisgünstige<br />
Herausgabe Ihrer Texte in der Edition IGdA an. Denn wir möchten Ihnen nicht nur in der aktuell ein Forum<br />
für Ihre Texte bieten, sondern möchten die vielen guten Texte, die in Ihren Schubladen schlummern,<br />
ans Licht der Öffentlichkeit bringen, ohne dass Sie den vielen schwarzen Schafen der Verlagsbranche<br />
und auch der Agenturen in den Rachen fallen. Infos erhalten Sie bei mir.<br />
Zur Zeitschrift: Ich hatte Sie um Ihre Meinung zu einer Öffnung nach außen gebeten. Die Reaktion<br />
war überwiegend positiv. Deshalb werden wir in Zukunft auch gute Texte von Nichtmitgliedern abdrucken.<br />
Vielen Dank auch für Ihre tollen Namensvorschläge für unsere Zeitschrift! Der Vorstand hat<br />
das Projekt »Namensänderung der IGdA-aktuell« jedoch erst einmal zurückgestellt, da der Name nun<br />
schon über dreißig Jahre besteht. Ich habe auch eine Idee, wie wir die Zeitschrift und die IGdA bekannt<br />
machen können: Wie wäre es, wenn Sie die aktuell »einfach so« im Bus, in der U-Bahn oder auf Parkbänken<br />
und anderen öffentlichen Orten liegen lassen (ähnlich dem Bookcrossing)? <strong>Heft</strong>e, auch für die<br />
Auslage in Büchereien, erhalten Sie bei mir. Bei Büchereien wäre es am besten, wenn Sie mir deren<br />
Adresse angeben, damit ich ihnen die aktuell regelmäßig – kostenlos – schicken kann. Es wäre schön,<br />
wenn Sie unseren Verein auf diese Weise unterstützen könnten.<br />
Leider kommt das Vereinsleben als solches etwas zur kurz. In den letzten Jahren konnten wir immer<br />
wieder zusätzlich zum Jahrestreffen noch weitere Veranstaltungen anbieten, aber leider sind zu wenige<br />
Mitglieder bereit, ein Regionaltreffen, wie es traditionell heißt, auszurichten. »Regional« bedeutet nicht,<br />
dass das Treffen nur für Mitglieder in der Region ausgerichtet wird, sondern für alle Mitglieder. Wir<br />
wollten auch Regionalgruppen oder Stammtische einrichten. Es hatten sich auch Mitglieder voll Begeisterung<br />
dafür engagiert, aber bisher waren sie damit gescheitert. Trotzdem möchten wir das erneut<br />
anregen. Auch Schreibwerkstätten für Mitglieder in der Region unterstützen wir gern.<br />
All unsere Aktivitäten und geplanten Aktivitäten sind jedoch nur mit Ihrer Hilfe möglich. Wir brauchen<br />
Sie und Ihre Ideen. Leider haben sich bisher nur wenige Mitglieder zur Kandidatur für den Vorstand<br />
bereit erklärt. Da immer wieder die Frage nach der Haftung auftaucht: Die Vorstandsmitglieder<br />
haften nicht mit ihrem Privatvermögen. Sonst würde sich niemand mehr in Vereinen engagieren.<br />
Finanzielle Aufwendungen werden natürlich erstattet.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich für die verspäteten Lieferungen der aktuell entschuldigen. Es ist ärgerlich,<br />
wenn Neujahrswünsche am Rosenmontag erscheinen und Termine nicht einzuhalten sind.<br />
Aber ich hoffe sehr, dass das in Zukunft nicht mehr der Fall sein wird. Ich möchte mich auch für andere<br />
Fehler, und seien es Tippfehler in der Zeitschrift, entschuldigen. Bitte scheuen Sie sich nicht, Kritik zu<br />
äußern. Nur so wissen wir, was wir besser machen können. Oft erfahren wir erst, was sie geärgert hat,<br />
wenn die Mitglieder austreten. Und das ist doch schade. Schließlich ist jedes Mitglied für uns wichtig.<br />
Und nun wünsche ich Ihnen eine traumhafte Frühlingszeit mit viel Lust am Schreiben!<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 3<br />
Ihre<br />
Jutta Miller-Waldner<br />
1. Vorsitzende: Jutta Miller-Waldner, Müllerstr. 22 e, 12207 Berlin, Tel. +49(0)30/7127477 (Sa/So 8.00 bis 11.00 Uhr),<br />
vorsitzende@<strong>igda</strong>.<strong>net</strong><br />
2. Vorsitzender: Prof. Dr. Horst Dinter, Am Bahnhof 5, 74670 Forchtenberg, Tel. +49(0)7947/95043<br />
Schatzmeister: Dr. Volker Wille, Platanenhof 23, 30659 Hannover, Tel. +49(0)511/652823, Fax +49(0)511/9055983,<br />
schatzmeister@<strong>igda</strong>.<strong>net</strong><br />
Geschäftsstelle: Maria-Luise Kleineberg, Überm Schradweg 25, 31558 Hagenburg, Tel. +49(0)5033/302451, geschaeftstelle@<strong>igda</strong>.<strong>net</strong><br />
Webmaster: Heiko Kreth, webmaster@<strong>igda</strong>.<strong>net</strong>
Kornelia Eleonore Hofmann<br />
FRÖSTELND<br />
Der Wind jagt mich vom<br />
schilfbewachsenen Wasser<br />
Eis-Zeit zu verstehen<br />
Die Glocke des Turms<br />
schlägt in der Ferne<br />
Ich schweige<br />
Sehnsucht rieselt herab<br />
nach bunten Wiesen<br />
Noch herrscht Erstarren<br />
Ich folge dem Ruf<br />
der Vögel<br />
Sie ahnen den Neubeginn<br />
Wilma Klevinghaus<br />
KREISE<br />
Wie die Zeiten<br />
ineinander fließen<br />
Frost und Blüten<br />
Küsse tauschen<br />
Knospen sich<br />
an Früchte schmiegen<br />
das Gewesene<br />
im Kommenden sich birgt<br />
und unsichtbar<br />
was morgen kommt<br />
im Jetzt<br />
und schon im Gestern<br />
ruht<br />
der Tod in allem<br />
und das Leben<br />
Brigitte Kürten<br />
Lausche dem Regen:<br />
Melodie prasselt auf das<br />
Notenblatt im Mai<br />
Barbara Suchner<br />
BLICKE IN DICH HINEIN<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 4<br />
Hängende Kätzchen am Haselstrauch,<br />
gelbe Sterne am Winterjasmin,<br />
der Schneeglöckchen Köpfchen,<br />
vom Lenzwind gewiegt,<br />
läuten uns Frühling ein,<br />
künden vom Jubel<br />
erwachenden Lebens.<br />
Mensch, jauchze auch du,<br />
versenke im Meer der Natur<br />
Sorgen und Kleinmütigkeit!<br />
Blicke in dich hinein,<br />
suche die Jugend!<br />
Jungsein der Seele<br />
auch Alter adelt.<br />
Heidrun Schaller<br />
das Leben<br />
abschreiten<br />
bis an seinen<br />
äußersten Rand<br />
das Herzklopfen<br />
des Veilchens<br />
spüren<br />
unter<br />
dem Laub<br />
der Jahre<br />
grün werden<br />
im Aufbruch<br />
immer wieder<br />
Hans Hollweg<br />
Erster Frühlingstag<br />
Wandern ist besonders schön<br />
Sonnenschein schaut zu
Traute Bühler-Kistenberger<br />
WIEDER FRÜHLING<br />
Zum abertausendsten Mal jährt sich<br />
Sein Lichtfest!<br />
In all deinen Zellen spürst<br />
Du ihn<br />
Den wesenhaften Treiber –<br />
Tief durchströmt<br />
Dich seine wärmende Kraft<br />
Jetzt nicht die Monde zählen,<br />
Die Tage berechnen –<br />
Egal wie lange deine Teilhabe hieran<br />
Allein ihn –<br />
Den blühenden Augenblick leben<br />
Gottes zeitlose Atemzeit<br />
Feiern –<br />
Jede Sekunde danken für<br />
Das Geschenk dieses<br />
Immer wiederkehrenden Frühlings<br />
Benedikta Buddeberg<br />
MY WAY<br />
Der Ort der Freiheit<br />
meinen Weg zu wählen<br />
heißt Gethsemane<br />
(aus: … dann leben sie noch heute. Gedichte)<br />
Gabriele von Hippel-Schäfer<br />
Aufstehn<br />
wird das Gras.<br />
Nur einjährig Gesätes<br />
verdorrte.<br />
Wo aber Wurzeln<br />
in Tiefe gründen:<br />
zerstört der Tritt nicht.<br />
Geduldig und stark<br />
sprießt neues Leben,<br />
deckt Grünen sanft<br />
Vergangenes zu.<br />
Marcus Neuert<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 5<br />
[SACRE DU PRINTEMPS, ROADSTERGRÜN]<br />
Karin Manke<br />
ZWEI SCHMETTERLINGE<br />
im Paarungsflug.<br />
In der Leichtigkeit des Seins<br />
ist das ihre<br />
das Größte<br />
Wilhelm Riedel<br />
EVOLUTION<br />
Winde brausten<br />
um die junge Erde,<br />
wirbelten Gase<br />
durcheinander,<br />
keine Ahnung,<br />
wohin das führt,<br />
bis dem Schlamm<br />
die Lunge entwuchs<br />
und Atem saugte<br />
zum Leben,<br />
Gedanken aus<br />
den Sinnen stiegen,<br />
Hoffnung sich breitete,<br />
innige Liebe<br />
zu dir,<br />
zu dem,<br />
der alles wusste,<br />
bevor es war.<br />
Insektenflügel<br />
winzige Einschusslöcher<br />
im brüllenden<br />
Gegenstrom<br />
der Frühling ist<br />
auf hundertachtzig
Mirna Jovalekic<br />
SPITZKOHL<br />
es sind die grünen Träume<br />
der Erde<br />
im Herzen gewachsen<br />
Blatt um Blatt<br />
es ist die blaue Zärtlichkeit<br />
des Regens<br />
wie ein Schleier gelegt<br />
um die samtweiche Spitze<br />
es ist ein Lebensbogen<br />
gespannt<br />
von der Wurzel<br />
bis zum äußersten Kopfrand<br />
ein kleiner Ruheplatz<br />
der Sonne<br />
und ein kurzes Warten<br />
auf die eigene Bestimmung<br />
Ursula Student<br />
ZUKUNFT<br />
Ein Schattenhaus in meinem Garten<br />
unter wogendem Gezweig<br />
baumbeschützt in grünem Dunkel.<br />
Clematisweiß am Handlauf<br />
neigt sich hinab zu Juniblühern.<br />
Die Wärme drückt sich matt<br />
an Kies und Mauerstein.<br />
Einen schweren Atem hat der Wind<br />
stöhnt sich heraus<br />
in die mokante Abendstunde<br />
die stolz die letzte Warnung bietet<br />
den Tag zu nutzen.<br />
Auf meinen Schuhen graut der Staub<br />
Hände greifen, Tagesstücke abzubrechen.<br />
Unlesbar für mich am Räderwerk der Zeit<br />
die eigene Dunkelstunde<br />
wann … betrete ich mein Schattenhaus?<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 6<br />
Helga Kullak-Brückbauer<br />
DU BAUM, ICH BAUM<br />
Du Baum, ich Baum,<br />
Esche und Ulme,<br />
wie Odins Traum,<br />
nur:<br />
Karger jetzt die Erde.<br />
Midgard ist<br />
seiner Seele beraubt.<br />
Noch steht<br />
als Versprechen<br />
der Regenbogen;<br />
als Dach unsere Äste<br />
noch immer verwoben,<br />
jedoch:<br />
porös der Glaube<br />
in einer brüchigen Zeit.<br />
Doch einmal<br />
erfüllt sich erneut<br />
Odins Traum:<br />
Du Baum, ich Baum,<br />
Esche und Ulme.<br />
Unsere Äste<br />
als sicheres Dach verwoben<br />
hoch über Midgard<br />
als Feste.<br />
Ernst Heger<br />
Ein Baum möchte ich sein,<br />
wurzeln in meinen Gedanken und Träumen.<br />
Stark möchte ich sein,<br />
dem Wetter trotzen<br />
sowie verletzenden Worten,<br />
blühen möchte ich und Früchte tragen<br />
auch wenn ich nur ein Zweig<br />
im Sturm wäre,<br />
nackt und bloß,<br />
schenkte ich meiner Seele<br />
doch einen Baum!
Anneliese Korte<br />
GINKGO BILOBA<br />
Ein Blatt fiel vom Baume,<br />
zart, wie ein filigranes Kunstwerk<br />
liegt es in meiner Hand,<br />
als Miniatur eines Fächers.<br />
In seiner Urform ist es uns<br />
noch immer erhalten.<br />
Möge es so bleiben,<br />
Ginkgo biloba!<br />
Marieluise Erckenbrecht<br />
DAS GEHEIMNIS<br />
viele Augenpaare ruhen<br />
auf dem Kunstwerk<br />
geschaffen im Rausch der Tat<br />
und dem letzten Tropfen des Herzblutes<br />
der Künstler füllte die Leinwand<br />
mit seinem Traumbild<br />
soeben geboren<br />
um dort zu bleiben<br />
für Jahrhunderte<br />
es ist unvollendet<br />
das Kunstwerk<br />
kein Augenpaar erkennt<br />
den winzigen fehlenden Rest<br />
er bleibt sein Geheimnis<br />
Bernd Ost<br />
Werkzeug<br />
Werk erzeugen<br />
oder Werkzeug zu sein.<br />
Zeugen des Werkes<br />
oder Betrachter nur sein.<br />
Unschuld des Sehens,<br />
Schuld des Schweigens.<br />
Sei niemals ein Werkzeug,<br />
in fremder Hand.<br />
Eckhard Erxleben<br />
FEUERTANZ DER POESIE<br />
wie ein schamane<br />
die füße im staub<br />
die stirn am himmel<br />
ertanzt er sich worte<br />
im taumelnden kreisen<br />
ergreift er das feuer<br />
spricht mit den geistern<br />
und trägt es hinauf<br />
im feuertanz sterbend<br />
im luftarmen raum<br />
die flammen verlöschen<br />
und wortleer fallend<br />
sinkt der schamane<br />
wie asche zu asche<br />
und singt nicht mehr<br />
im taumelnden kreisen<br />
aus flackernder glut<br />
ergreift ihn sein feuer<br />
und trägt ihn dorthin<br />
wo er noch nie war<br />
Wentilla De la Marre<br />
DA RUHT ES SICH<br />
Erstarrt nun ihr Tanz,<br />
da sie eine andere ist,<br />
und Blut übergossen<br />
verändert sie sich.<br />
Dunkel ihr Schweigen,<br />
doch hell ihr Licht.<br />
Im Friedhofsgarten,<br />
da ruht es sich!<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 7
Angelika Zöllner<br />
MANCHMAL –<br />
AM MEER<br />
manchmal erwandere ich<br />
sie mir neu<br />
die wasserlinien<br />
die sprechende flut<br />
dieses urwirklichen liedergefildes<br />
meer-stimmen<br />
ach ich vergaß fast<br />
die in den Bäumen aufgehängten<br />
flötenton-gesänge der<br />
silberkronenwellen<br />
der wind flog sie dorthin<br />
zephirleichtsinnig<br />
manchmal auch sturmgebogen<br />
wassertanz-allegretto<br />
ein märchenherz<br />
zauberfest an den blättern<br />
die augenklänge der schaummelodien<br />
suche ich neu<br />
den geruch von traumverlorenem und<br />
gläsernem glück<br />
folge dem lichtspiel<br />
dem abend- und morgenversprechen<br />
da berühr’ ich für lange<br />
zwischen ende und anfang<br />
ein neues lied.<br />
Irma Volta<br />
Meer (Zakynthos)<br />
Seit Urzeiten<br />
schlagen die Wellen an den Strand<br />
als Meeresgesang<br />
schaumgekrönt<br />
kommen von weit her<br />
erzählen im Rauschen<br />
ihre Geschichte<br />
und du darfst lauschen.<br />
Karl-Otto Kaminski<br />
AM SEE<br />
Vom warmen Uferrand<br />
über den See<br />
streicht wie mit Feenhand<br />
zärtliche Bö.<br />
Schilfhalme neigen<br />
sich raschelnd im Ried,<br />
Heuschrecken geigen<br />
ihr Nachmittagslied.<br />
Buntfalter gaukeln,<br />
es schwirren Libellen,<br />
Stockenten schaukeln<br />
auf zwinkernden Wellen.<br />
Bauschwölkchen gleiten,<br />
laut lärmt ein Froschchor,<br />
Graureiher schreiten<br />
gemessen durchs Rohr.<br />
Bald wieder müde<br />
flaut ab die Bö.<br />
Schläfriger Friede<br />
liegt über dem See.<br />
Willi Volka<br />
Insel gefunden<br />
Glückseligkeit getrunken.<br />
Urlaub zu Ende.<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 8
Andreas Schwedt<br />
PARADIES<br />
Wenn<br />
Steine Brot werden<br />
und<br />
Gras hörbar wächst;<br />
wenn<br />
Wasser tiefer sind als möglich<br />
und<br />
von Luft und Liebe Leben ist –<br />
dann<br />
ist<br />
das<br />
Paradies.<br />
Luitgard Kasper-Merbach<br />
ANKER<br />
Froh im<br />
Glanz der Nächte<br />
spricht mein Verlangen<br />
hält das Licht<br />
den noblen Klang<br />
Treibe ich<br />
meinen Morgen<br />
in dein Herz<br />
dass er<br />
Netze setzt<br />
im Anker<br />
der Fragen.<br />
Petra Arndt<br />
HALBGEGENWÄRTIG<br />
im diebischen Elstergewand<br />
fliegt der Tagtraum dahin<br />
im Schnabel davontragend<br />
meine Kraft für die Jetztzeit<br />
Barbara Lorenz<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 9<br />
GLOCKENKLANG<br />
Von fern<br />
tief bassig<br />
der trommelnde<br />
Weltpuls<br />
Himmelsherzmorsen<br />
Engelsflügelschlag<br />
zitternde Weiten<br />
Ewigkeitsrufen<br />
das bis zu uns reicht<br />
am zartfarbenen Morgen<br />
und<br />
im Dämmerlandlicht<br />
Juliana Modoi<br />
DORFABEND<br />
Was uns<br />
tönend verbindet<br />
mit Gottes<br />
Gesängen<br />
Der Anklang<br />
von Ganzheit<br />
im sterblichen Leib<br />
Der Schimmer des Abends<br />
zieht an den Hufen der Büffel<br />
langsam durch die Gassen;<br />
mit feierlicher Hand<br />
deutet ein Schatten<br />
auf unser Haus.<br />
Die Umrisse<br />
morgiger Gäste<br />
zeich<strong>net</strong> er<br />
mit dem Finger<br />
in die Luft.<br />
(aus: entscheidendes spiel. Gedichte)
Martin Bender<br />
DIE PERLE DER NACHT<br />
Ich such’ in den Fluchten<br />
Hinter Mondlichtschatten<br />
In blauen Spiralen<br />
Im kosmischen Staub<br />
Im Schwirren und Flirren<br />
Im Raum ohne Räume<br />
Eine Perle aus Glas<br />
In den Farben der Nacht<br />
Eine Perle aus Glas<br />
Hinter Mondlichtschatten<br />
Eine Träne durchschweift<br />
Das Aquamarin<br />
Befreit und gefangen<br />
Im Zirrusgarten<br />
In blauen Spiralen<br />
Gebrochener Klang<br />
Ich suche den Weg<br />
Zu den Mondlichtschatten<br />
Zur Perle aus Glas<br />
In den Farben der Nacht<br />
Zu den Blumen aus Tränen<br />
Unter Silberbäumen<br />
Zu den Grenzen des Mondlichts<br />
Zu den Grenzen der Nacht<br />
Karin Alette<br />
MONDNACHT<br />
stumm ist der mond<br />
ästelt durch die zweige<br />
verschiebt die perspektive<br />
löst sich aus dem schatten<br />
in der nacht<br />
und sucht das licht<br />
des neuen tages<br />
Katja Herrmann<br />
Wilfried Auer<br />
BERGMORGEN<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 10<br />
SELBST<br />
der tag ist fern<br />
es dreht die runde<br />
mein ich um mich<br />
still stund um stunde<br />
zu finden sich<br />
in schwarzem sande<br />
vertraut wie fremd<br />
und rot am rande<br />
Lag ein Leuchten wie von innen<br />
auf der felsigen Rotunde,<br />
wich von karstig schroffen Zinnen<br />
rosenrot die Nebelstunde,<br />
reut mich bitter die Sekunde<br />
als ich leise von dir schlich.<br />
Wohl, du schliefst noch, aber ich<br />
folgt dem Zwang, dich zu verlassen<br />
als das Joch der Pflicht die blassen<br />
ersten Schatten auf uns streute.<br />
Meine Schritte musste wenden<br />
hin zum Tag ich, hin zum Heute –<br />
möcht der Morgen niemals enden!<br />
Oscar Stucky<br />
GESTERN<br />
Gestern<br />
sucht’ ich zu ruhen,<br />
morgen ruh’ ich zu suchen,<br />
gestern glaubt’ ich zu finden,<br />
morgen find’ ich zu hoffen,<br />
gestern hofft’ ich zu lieben,<br />
morgen lieb’ ich zu glauben,<br />
gestern glaubt’ ich zu träumen,<br />
heute<br />
träume ich.
Rudi Bachmann-Voelkel<br />
IN DIESEM JAHR<br />
Tag für Tag in diesem Jahr<br />
hab ich geträumt,<br />
ich wäre der Wind,<br />
hätte Blumen gestreichelt<br />
wie ein Kind,<br />
Lichter gesammelt<br />
und sie verschenkt,<br />
und Menschen besucht,<br />
an die niemand mehr denkt.<br />
Auch hab ich geträumt,<br />
ich wäre der Regen,<br />
hätte Liebe verschenkt<br />
auf all meinen Wegen<br />
und mit Leben erfüllt,<br />
was durch Kriege verbrannt.<br />
Hätte Zeichen gesetzt<br />
und das Leiden verbannt.<br />
Im Traum war ich Sonne.<br />
Auch war ich der Mond.<br />
Hab im verwunschenen Schloss gewohnt,<br />
zärtliche Lieder in mich aufgesogen,<br />
Fantasie und das Sein<br />
in Gedanken verwoben.<br />
Ich geh Schritt um Schritt mit der Lebensuhr<br />
und sie fragt mich ganz leis:<br />
»Warum träumst du denn nur?«<br />
Cordula Scheel<br />
NUR SO<br />
Gewogen gewogen<br />
und zu leicht befunden<br />
wir die wir weit ab sind<br />
wir von den vielen<br />
die ausgelöscht wurden<br />
nur so<br />
weil sie anders sind<br />
weil wir anders sind<br />
gewogen gewogen<br />
wie ging es weiter<br />
in der Geschichte?<br />
Hannelore Wolff<br />
NUR EINFACH SO<br />
Ein kleines Dach nur,<br />
Um beschützt zu sein,<br />
Und dann und wann<br />
Ein kurzer Augen-Blick<br />
Durch meine Butzenscheiben,<br />
Nur einfach so –<br />
Es braucht ja<br />
Niemand stehn zu bleiben.<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 11<br />
Und eine Hand voll Sternenrest,<br />
Um der verklärten Sicht<br />
Zu leuchten,<br />
Wenn unbedachte Schritte,<br />
Nur einfach so –<br />
Die Schwelle überschreiten.<br />
Und halte wach<br />
Den Frühzeit-Traum –<br />
Von jenem Fernpla<strong>net</strong>en<br />
Sanft umflügelt,<br />
Der mich hinaufschwingt,<br />
Einfach so –<br />
Zu jenem<br />
verwunschenen<br />
Wolkenhügel.<br />
Dagmar Westphal<br />
EINE FRAGE<br />
Ich frage dich<br />
wie ein Kind:<br />
Sterne Vögel und Wind<br />
Knospen und Welken<br />
zeitig im Jahr<br />
alles war immer schon da<br />
alles auch ohne mich –<br />
aber<br />
wo war ich?
Stefan Boris Birk<br />
Mein Herz hält sich an der Seele fest.<br />
Liebreizende Lippen –<br />
Sehnsuchtsvoll.<br />
Streicheleinheiten und eine<br />
Tasse Kaffee.<br />
Musik im Ohr.<br />
Langsames Verstehen.<br />
Gehen und<br />
Wiederkommen.<br />
Die Wand stürzt in sich zusammen<br />
Und die verklebten Herzen erwachen.<br />
Freiraum.<br />
Freiheit.<br />
Nicht mehr Jäger sein<br />
Nicht mehr Beute sein –<br />
Mein Herz hält sich an deiner Sehnsucht fest.<br />
Wolfgang Böhm<br />
KEIMKRAFT<br />
Weizen-Saatgut,<br />
beste Qualität,<br />
geprüft<br />
nach strengen Vorschriften.<br />
Wenn von hundert Körnern<br />
neunundneunzig keimen<br />
und reife Ähren ausbilden,<br />
ist der Landwirt glücklich.<br />
Eigene Gedanken,<br />
beste Qualität,<br />
geprüft<br />
in einsamen Stunden.<br />
Wenn von hundert Gedanken<br />
nur ein Gedanke keimt<br />
und reife Früchte trägt,<br />
bin ich glücklich.<br />
Heinz Oelfke<br />
KEINE BLUMEN<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 12<br />
Mir schenkt man keine bunten Blumen.<br />
Mir kauft man meine Meinung nicht<br />
mit einer Rose ab<br />
aus rosarotem Glanzpapier.<br />
Ich schau hindurch<br />
und seh ihn wohl,<br />
den giftgen Stachel hinter ihr.<br />
(aus: Ich sah so viele Blumen blühen. Lyrik)<br />
Sandy Green<br />
IRRTUM<br />
Ich genoss die Wärme<br />
und glaubte<br />
ich liebte das Feuer<br />
Langsam<br />
brannte es nieder<br />
und ich ging<br />
um die Sonne zu finden<br />
Brigitta Weiss<br />
WENN<br />
Wenn die Milch, die Liebe,<br />
säuert im Glas,<br />
der Kaffee, die Lust,<br />
schal wird<br />
in deiner Tasse:<br />
Spucke sie aus,<br />
schütte sie weg!<br />
Nie mehr wirst los du<br />
den üblen Geschmack<br />
nach dem Trinken.
IN STATU NASCENDI<br />
Weiter<br />
als einen Flügelschlag<br />
können wir den Himmel<br />
nicht spannen<br />
Klarer als der Kammerton<br />
lässt sich unser Atem<br />
nicht stimmen<br />
Dittmar Werner<br />
zur<br />
FÜNFUNDZWANZIGJÄHRIGEN MITGLIEDSCHAFT AM 17. APRIL <strong>2008</strong><br />
Vielleicht aber<br />
können wir Vertrauen haben<br />
in die Botschaft steinerner Texte<br />
die sich im Wortwechsel<br />
kaum erschöpfen<br />
Auch wenn wir uns die Köpfe<br />
stoßen an ungereimten Träumen<br />
wohin sich die Wörter zurückziehen<br />
um im Hintergrundrauschen<br />
von Möglichkeiten zu sprechen<br />
dass es seit diesem Ereignis<br />
nicht mehr leicht wäre im Leben anzukommen<br />
DIE ZWEITE STIMME<br />
Die meisten Tage<br />
entfalten ihre Ziele erst<br />
wenn jemand sagt<br />
wo etwas hingehört:<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 13<br />
Die Arien der blinden Sängerin<br />
in die Basilika des Klosters<br />
Der alte Mönch auf dem Weg<br />
den ihm die Psalmen weisen<br />
Die gordischen Fragen<br />
an die Fundstellen<br />
wo man sie dem Pferdetänzer<br />
anvertrauen kann<br />
in der Zeit<br />
bevor er den Parcours<br />
mit eigenen und fremden Texten reitet<br />
in der Zeit<br />
wenn der Tag den Raum freigibt<br />
für die zweite Stimme<br />
Geboren: 5. 8. 1949 in Kassel-Niederzwehren<br />
Lehrer<br />
Promotion in Religionsphilosophie.<br />
Publikation von Unterrichtsmaterialien bei Diesterweg, Klett, Stark<br />
und Thelem.<br />
Lyrik in Anthologien und Zeitschriften (Axel Kutsch: Vers<strong>net</strong>ze; A. G.<br />
Leitner: Ich bin dein Nest; K. H. Schreiber: Kult; Die Literareon Lyrik-Bibliothek,<br />
Band IV, H. Utz; Die Brücke, 146 und 147; IGdA-aktuell).<br />
Mitherausgeber des Groß-Gerauer Kulturatlas.<br />
Beteiligung an Lesungen zur russisch-deutschen Lyrik und an der Lyrikreihe<br />
der Groß-Gerauer Volksbank zum Beispiel gemeinsam mit Wolf<br />
Wondratschek.
W I R B E G R Ü S S E N U N S E R E N E U E N M I T G L I E D E R<br />
Walter Ehrismann, CH-8902 Uhrdorf Karl-Heinz Wienke, 03051 Cottbus<br />
Walter Ehrismann<br />
MORGEN<br />
Türkisblau stürzt der Wind von den Anden ins Hochtal,<br />
peitscht den Staub auf und treibt ihn in die Augen,<br />
wirbelt durch die trockenen Maisfelder,<br />
durchwühlt den See.<br />
Morgens, beim Erwachen, ist der Himmel klar.<br />
Ein helles Licht hüllt die Bergketten ein.<br />
Doch schon bald ziehen erste Federwolken auf,<br />
Zyrrhen in der Höhe, und gegen zehn Uhr tragen der Vulkan Imbabura<br />
und seine zwei Geliebten graue Hüte.<br />
Dann, wenn ich den zweiten Tee auf der Terrasse genießen möchte,<br />
biegen sich die Bananenstauden unter der Gewalt des Windes.<br />
Es ist kalt. Nur wenn die Sonne<br />
zwischen den Wolken herabsticht,<br />
wird es erträglich.<br />
Sommer in San Pablo –<br />
wie weiß die Häuser sind!<br />
Nachts heulen die Hunde und tagsüber ein Plärren aus den<br />
Lautsprechern auf den Rosenplantagen –<br />
Rosen aus Ecuador.<br />
Ein Schwein schreit.<br />
Der Mann rammt einen gußeisernen Stab durch das Tier,<br />
bis die Stimme bricht.<br />
So röchelt sich das Leben aus.<br />
Bald wird aus dem Kamin Rauch aufsteigen.<br />
Zurück bleiben das Sirren der Maisstauden<br />
und ein Indio, der einer Backsteinmauer entlang<br />
die wenigen Kühe aufs Feld<br />
treibt.<br />
(aus: Texte in den Wind – Textos en el viento)<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 14
Maria Sassin<br />
Karl-Heinz Wienke<br />
DIE WELT<br />
die Welt<br />
ein blühender Baum<br />
darin geringelt die Zeit<br />
daran die Blatter schäumen, sprühen<br />
daran die Äste, Zweige glühen<br />
jedes Wesen in seinem Gemüht<br />
lebt sich hinein, welkt oder blüht<br />
bricht die Sonne sich durchs Geäst<br />
feiert der Sturm im Regen ein Fest<br />
im Hall das Echo leise mal laut<br />
fremder Vogel ein Nest sich baut<br />
so bleibt in Freude<br />
so bleibt im Leid<br />
so bleibt im Leben ein Traum<br />
die Welt<br />
F R Ü H L I N G S A H N U N G – W E L T G E S A M T<br />
A<br />
nfang Februar, aufkommender Frühlingssturm.<br />
Der Himmel hat seine graublau<br />
gestreifte schicke Hose gegen eine<br />
schwarzgraue ausgetauscht und pustet kräftig<br />
Staub und den Geruch von winterlichen Mottenkugeln<br />
hinaus.<br />
Die Erde des Gartens liegt kahl und erwartungsvoll,<br />
blumenzwiebelschwanger und sonnenhungrig.<br />
Noch ist es zu kalt, zu feucht, doch<br />
regt sich schon einiges, schieben sich Blattspitzen<br />
nach oben, erste Schneeglöckchenblüten läuten<br />
festkündend.<br />
Zeit, vieles zum Wachsen vorzubereiten, wilde<br />
Triebe der Büsche zu stutzen, zu graben, zu jäten,<br />
die Beete vom alten Laub und den toten<br />
Herbstpflanzen zu befreien. Erwartung liegt in<br />
der Luft, ein Schimmer von Hoffnung. Frühlingsahnen.<br />
Mitten drin ich. Meine uralten Gummistiefel<br />
stammen noch von zuhause. Wie lange bin ich da<br />
nun schon fort – fünfundzwanzig Jahre? Doch<br />
immer bleibt der Ort der Kindheit die Heimat. In<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 15<br />
den alten schwarzen Stiefeln bekommen meine<br />
Füße Welt-Wurzeln. Dazu ausgewaschene Jacke,<br />
Stirnband, geerbte Jeans – Garten-Outfit par excellence.<br />
Die Beete sind für den Moment fertig, heute<br />
nur noch das Umsetzen des Komposters beenden.<br />
Tief stehe ich im Matsch – gestern hat es in<br />
Strömen gereg<strong>net</strong>. Mit Grabgabel und Spaten<br />
werfe ich unverrottete Abfälle in die braune Umfassung<br />
hinter dem Gartenhaus, fühle Wind und<br />
belebende Kälte, keuche ein wenig bei der<br />
schweren Arbeit und fühle – mich.<br />
Aber es ist mehr. Immer in diesen Momenten<br />
der ganz engen Verbundenheit zur Natur, der<br />
Arbeit mit und in ihr, spüre ich meine Mutter in<br />
mir, könnte fast sie sein. So ähnlich hat auch sie<br />
ausgesehen früher, ein Stück Land und Erde<br />
selbst.<br />
Noch viel mehr ist in mir. Meine Mutter und<br />
die Urmutter, die Frau par excellence, das Urbild<br />
der Ackerbäuerin, die in Liebe mit der Natur<br />
rang, um Leben für sich und ihre Kinder zu ge-
winnen, die die ganze Welt in sich hatte und harmonischer<br />
Bestandteil von allem war. Sie steckt<br />
in den alten, dreckverkrusteten Stiefeln, durch<br />
deren dünne Sohlen ich das Pulsieren des Erdinneren,<br />
verborgenes Leben spüre. Dreieck – Urmutter,<br />
Mutter, ich. Aber diese Trinität allein ist<br />
nicht vollständig.<br />
Plötzlich mitten beim Graben der Gedanke an<br />
Else Lasker-Schüler – verrückt?! Sie mag gar<br />
nicht gewusst haben, wie sich frische, fruchtbare<br />
Erde anfühlt. Ich sehe sie vor mir in ihrem ärmlichen<br />
Mantel, ihre Taschen und Beutel an sich gedrückt,<br />
bepackt und auf der Flucht vor den Menschen.<br />
Heimatlos. Und doch beheimatet in vielen<br />
Herzen mit ihren wunderbaren Texten, beheimatet<br />
in der Liebe, die verbindet und Schranken<br />
einreißt. Wieder ein Stück mehr! Ja, das gehört<br />
auch zu mir, Else und die Elsetöchter, und vieles,<br />
Vera Hewener<br />
Z<br />
ucker verdirbt nicht ohne Grund. Ob Kristallzucker,<br />
Rohrzucker, Kandiszucker<br />
oder Fruchtzucker, immer ist er süß und<br />
verzückt den Gaumen, so dass der Genießende<br />
mit der Zunge schnalzt und seine Augen den<br />
Ausdruck höchster Befriedigung erlangen, ja<br />
manch eine Pupille sich fast orgiastisch öff<strong>net</strong>,<br />
strahlt und funkelt, als hätte der liebe Gott die<br />
hellste seiner Eingebungen verschickt.<br />
Der Zucker, der sich in Salz verwandelte, war<br />
die Süße eines Nachmittags, vom Himmel ersonnen,<br />
um das Leben der Menschen auf dieser Erde<br />
etwas leichter zu gestalten. Dieser Zucker stand<br />
unschuldig auf einem der Tische eines Kaffeehauses,<br />
die auf Geheiß der Kaffeehauschefin von<br />
ihren Angestellten im Freien aufgestellt und hergerichtet<br />
worden waren für die Gäste, die sie sich<br />
zahlreich erhoffte.<br />
Denn nicht nur der Kalender hatte den Frühling<br />
ausgerufen. Auch der Wettergott hatte Erbarmen<br />
mit den von den Trübseligkeiten des Nebels<br />
und der Kälte geplagten Zeitgenossen. So<br />
war es auch die Sonne, die Alt und Jung an diesem<br />
Nachmittag ins Freie lockte und ihnen Spaziergänge<br />
abnötigte, um dem Himmel einen Gefallen<br />
zu erweisen.<br />
S Ü S S E S G E H E I M N I S<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 16<br />
für das sie zu ihrer Zeit stand, das Fremdartige,<br />
das Verrückte, das Mondäne und Individuelle,<br />
das welt-fremde Sein aus einer anderen Sphäre<br />
von Kunst und Künstlern, Idealen und Träumen.<br />
Mitten darin die zweite Mutter. Ein Vieleck<br />
wird zum Kreis.<br />
Es sind nicht verschiedene Welten, alles ist so<br />
sehr eins in mir; selten war es mir so bewusst.<br />
Die Wurzeln ver<strong>net</strong>zen sich in alle Richtungen –<br />
die Urmutter ist in all ihren Kindern. Vielleicht<br />
ist es ein Stück Hoffnung, dass sich auch anderswo<br />
unterschiedliche Seinsweisen tolerieren und<br />
integrieren lassen, sich zu einem wunderbaren<br />
Weltgesamt finden?<br />
Ich bin Tochter zweier Mütter. Und wenn der<br />
Komposter fertig gefüllt ist, ziehe ich die uralten<br />
Matschstiefel aus, und dann trinken wir einen<br />
Kaffee im Hilton.<br />
Auch ich war unterwegs, stiefelte neben meiner<br />
Mutter und meinem Vater mit meinem jüngeren<br />
Bruder und der kleinen Greta, die vergnügt<br />
im Kinderwagen thronte, durch die noch<br />
nasse Wiese, da es am Vortag gereg<strong>net</strong> hatte.<br />
Vielleicht war das ja auch der Grund für das unverhoffte<br />
Wetterleuchten dieses Sonntags. Jedenfalls<br />
zog es mich immer zwei Meter weit weg von<br />
der Familienkolonne, und irgendwann sagte<br />
Mutter: »Mariechen, jetzt komm endlich aus der<br />
nassen Wiese raus auf den Weg. Deine neuen<br />
Schuhe sind sonst ruiniert, bevor der Osterhase<br />
kommt und die Eier legt!«<br />
Warum sie das nur sagte, wo sie doch genau<br />
wusste, dass ich sie letztes Jahr gesehen hatte,<br />
wie sie morgens noch flugs die angemalten Eier<br />
im Garten versteckte. So konnte ich nicht an mich<br />
halten und sagte: »Aber Mama, Hasen legen<br />
doch gar keine Eier, aber du schon!«<br />
Etwas irritiert sah sie meinen Vater an, blickte<br />
dann streng zu mir und schimpfte: »Mariechen,<br />
so was sagt man nicht! Mütter legen keine Eier!«<br />
Diesen Satz schnappte ein Junge der Familie<br />
auf, die uns gerade entgegen kam. »Du, Papa«,<br />
zupfte er seinen Vater am Jackett, »legst du denn
auch Eier?« Der jedoch räusperte sich nur und<br />
meinte: »Nein, mein Junge.«<br />
»Aber wenn Ostern ist, verwandeln sich alle<br />
Eltern in Hasen und legen dann Eier in den Garten.<br />
Und wir Kinder müssen dann so tun, als<br />
wüssten wir nicht, von wem die vielen Eier herkommen!«<br />
»Mariechen!«, rief jetzt meine Mutter erbost,<br />
weil ihr mein Beharren auf meiner kindlichen Erkenntnis<br />
peinlich war, was ich damals jedoch<br />
nicht verstand. Ich zuckte erschrocken zusammen.<br />
»Also gut, Eltern sind keine Eierleger«, entschuldigte<br />
ich mich, fügte aber rasch hinzu: »Hasen<br />
aber auch nicht.« Denn von dem, was ich<br />
letztes Jahr gesehen hatte, war ich felsenfest<br />
überzeugt. Und niemand, auch nicht meine Mutter,<br />
konnte einfach ungeschehen machen, was damals<br />
passiert war.<br />
Das war meinem Vater nun auch zu viel des<br />
Guten und er ermahnte mich in seiner ruhigen,<br />
besänftigenden Art: »Lass jetzt gut sein, Mariechen,<br />
sonst könnte es sein, dass dir niemand<br />
mehr auf dieser Welt an Ostern Eier schenkt.«<br />
»Wenn Eltern die Eier in den Garten legen,<br />
heißt das noch lange nicht, dass sie die Eier vorher<br />
selbst gelegt haben«, erklärte meine Mama<br />
jetzt.<br />
»Aber Mama, wenn die Eltern die Eier nicht<br />
legen und die Hasen auch nicht, von wem kommen<br />
dann die ganzen Eier, die wir im Garten finden?«,<br />
fragte nun mein jüngerer Bruder verwirrt.<br />
»Siehst du, jetzt hast du deinen Bruder um<br />
das Osterfest gebracht mit deinem vorlauten Gerede«,<br />
sagte meine Mutter, mehr ratlos als strafend<br />
und suchte nach einer Antwort. Ich verstand.<br />
Irgend etwas Geheimnisvolles musste dahinter<br />
stecken, wenn ich zwar wissen durfte, dass<br />
Mama die Eierversteckerin war, aber es so<br />
schwer war, ihre Existenz überhaupt zu erklären.<br />
Das war wohl so etwas wie mit dem Klapperstorch.<br />
Bis heute hatte ich keine einzige Bisswunde<br />
an den schönen schlanken Beinen meiner<br />
Mutter entdecken können. Dabei hatte sie schon<br />
dreimal Kinder auf die Welt gebracht.<br />
»Wieso, feiern wir denn dieses Jahr nicht Ostern?<br />
Bloß, weil niemand die Eier gelegt haben<br />
will, obwohl sie da sind?«, betrauerte Karlchen<br />
das Geschehen.<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 17<br />
»Ach was, natürlich kommt der Osterhase<br />
und legt für euch Kinder Eier in den Garten, damit<br />
ihr sie finden könnt«, sagte Papa.<br />
»Kommt«, unterbrach Mutter die Spannung,<br />
»lasst uns ins Kaffeehaus gehen. Dann könnt ihr<br />
euch ein Eis aussuchen und wir ein Stück Kuchen<br />
essen.«<br />
So hatte sie sich das also gedacht! Sie wollte<br />
mich mit dem Eis bestechen. Ich schwieg weiter,<br />
weil ich schweigen musste, weil ich sonst in mein<br />
Zimmer ausgesperrt werden würde. Aber ich<br />
hatte trotzdem Recht. Die Eier kamen von Mama!<br />
So saßen wir denn zu viert am Kaffeehaustisch<br />
mit Greta im Kinderwagen und schleckten<br />
brav unser Eis. Das gefiel Mama, denn sie sagte:<br />
»So ist’s recht. Schmeckt euch das Eis?«<br />
»Ja«, sagte Karlchen mit Schokomund und<br />
klebrigen Händen. »Hm«, brummelte ich und<br />
hoffte, in Ruhe gelassen zu werden, weil ich<br />
sonst womöglich wieder etwas Vorlautes hätte<br />
sagen können.<br />
Als wir uns nun mit so viel himmlischer Süße<br />
und bemühtem Schweigen gegenüber saßen,<br />
kam die Kaffeehauschefin mit einem Korb voll<br />
bunter Eier an unseren Tisch. »Nun liebe Kinder,<br />
hat euch das Eis geschmeckt?«<br />
»Ja, ganz lecker und so süß«, entfuhr es mir<br />
unversehens, froh, dass ich mein aufgezwungenes<br />
Schweigen brechen durfte, ohne eine Strafe<br />
befürchten zu müssen.<br />
»Schaut mal, was der Osterhase schon gebracht<br />
hat. Die hab ich heute in der Früh in der<br />
Wiese entdeckt. Wollt ihr euch welche aussuchen?«<br />
»Da sind Sie also auch eine Eierlegerin wie<br />
meine Mutter?«, fragte ich ganz stolz ob meiner<br />
kindlichen Weisheit. Mama und Papa erschraken,<br />
aber die Kaffeehauschefin lachte und sagte:<br />
»Liebes Mädchen, Mamas legen keine Eier, die<br />
bekommen Kinder, so wie du eins bist.«<br />
»Aber wenn Mamas keine Eier legen, wer ist<br />
dann der Storch, der sie ins Bein beißt, damit sie<br />
Kinder bekommen?« Vater versank im Stuhl und<br />
Mutter haspelte mit der Gabel, die ihr schließlich<br />
auf den Boden entglitt.<br />
»Mit den Störchen ist das so eine Sache. Die<br />
fliegen nur einmal im Jahr und kommen auch<br />
nur, wenn sie Hunger haben.«<br />
»Nun stell sich das mal einer vor bei einer<br />
Hungersnot. So wie es uns die Schwester erzählt<br />
hat aus der Bibel mit den sieben schlechten Jah-
en. Das würde ja bedeuten, dass alle Frauen ununterbrochen<br />
Kinder bekommen würden, selbst<br />
die Nonnen in den Klöstern, obwohl die doch gar<br />
keine bekommen dürfen! Wenn das der liebe<br />
Gott erfährt.«<br />
Augenblicklich schien sich der Zuckerguss<br />
auf dem Kuchen meiner Mutter in eine Salzkruste<br />
zu verwandeln, denn sie verzog das Gesicht,<br />
als hätte sie eine völlig versalzene Suppe gegessen.<br />
»Störche hungern anders als die Menschen,<br />
weißt du. Man muss immer Zucker aufs Fensterbrett<br />
legen, damit sie satt werden und weiter fliegen.«<br />
»Schläfst du deshalb bei Mama, damit der<br />
Storch der Mama keine Kinder macht, Papa?«,<br />
fragte ich nun besorgt.<br />
»Mariechen, ich schlafe bei Mama, damit immer<br />
genug Zucker auf dem Fensterbrett liegt«,<br />
versuchte mein Vater sich herauszureden in betont<br />
ruhigem Ton.<br />
»Aber Papa, wenn immer genug Zucker auf<br />
dem Fensterbrett liegt, und kein Storch der Mama<br />
ins Bein gebissen hat, wo sind wir dann her-<br />
Willy Hänscheid<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 18<br />
gekommen? Dann kannst doch nur du der Mama<br />
die Kinder gemacht haben, weil du der einzige<br />
bist, der bei ihr im Bett schläft.«<br />
»Papa«, fragte Karlchen wissbegierig, »wie<br />
machst du denn der Mama die Kinder? Beißt du<br />
dann der Mama ins Bein, wenn kein Storch in der<br />
Nähe ist?«<br />
Jetzt herrschte eine laute Stille, was nichts Gutes<br />
bedeuten konnte. Ich hatte wohl wieder etwas<br />
Vorlautes gesagt.<br />
»Also Kinder, wenn ihr erwachsen seid, werdet<br />
ihr das besser verstehen. Die Kinder kommen<br />
vom lieben Gott. Und ihr wisst doch, dass man<br />
den nicht einfach fragen kann. Er weiß immer,<br />
wann die Kinder kommen sollen und wann<br />
nicht. Und wenn ihr jetzt brav seid und keine<br />
dummen Fragen mehr stellt, erhört er euch irgendwann<br />
und ihr werdet es erfahren.«<br />
Das war also das Geheimnis, der liebe Gott<br />
hatte uns gemacht! »Papa«, fragte ich jetzt leise,<br />
weil ich befürchtete, der liebe Gott könnte mir<br />
zuhören und grollen, »Papa, beten wir deshalb<br />
›Vater unser im Himmel‹, und heißen deshalb<br />
alle Gotteskinder, weil er unser Vater ist?«<br />
E I N U N G E W Ö H N L I C H E R T R A U M<br />
E<br />
s gibt Phänomene auf diesem Pla<strong>net</strong>en, die<br />
man nicht deuten und kaum glauben<br />
kann. So hatte mein Freund, nennen wir<br />
ihn Robert, vor einigen Jahren einen ungewöhnlichen<br />
Traum, der ihn noch heute beschäftigt, ohne<br />
dass er bisher eine Erklärung für die seltsamen<br />
Ereignisse finden konnte.<br />
Robert musste am 25. April (das Jahr ist unerheblich,<br />
weil alles in kurzer Zeit abgelaufen ist)<br />
wieder einmal geschäftlich in den Süden unseres<br />
Landes reisen. An sich keine neue Angelegenheit.<br />
Er hatte solche Reisen schon oft unternehmen<br />
müssen, und sie liefen fast immer nach dem gleichen<br />
Ritual ab: In einer westdeutschen Großstadt<br />
bestieg er den Zug, fuhr am Rhein entlang, bis<br />
der Schienenstrang den Strom verlässt und dann<br />
entweder in Richtung Baden-Württemberg oder<br />
Bayern verzweigt.<br />
Wenn der Zug früher das Ufer des Rheins erreichte,<br />
hatte er mit Interesse die schöne Land-<br />
schaft betrachtet. Später, nachdem er die Strecke<br />
unzählige Male passiert hatte und deshalb jede<br />
Stadt, jedes Dorf, jede Insel, alle Burgen und fast<br />
jeden Strauch kannte, überkam ihn immer eine<br />
bleierne Müdigkeit, sobald der Zug den Strom<br />
erreichte. Und so war es auch an diesem Tag. Er<br />
schloss die Augen, öff<strong>net</strong>e sie wieder etwas,<br />
nahm die reizvolle Uferregion, den Strom und<br />
die Schiffe nur noch verschwommen wahr und<br />
schlief schließlich sogar bei dem Geräuschpegel,<br />
den der Zug verursachte, vollends ein.<br />
Plötzlich befand er sich mit einer attraktiven,<br />
aber älteren Frau in einem großen Zimmer. Diese<br />
Frau war keine Unbekannte, sondern die Buchhalterin<br />
einer Firma, in der er vor vielen Jahren<br />
einige Zeit gearbeitet hatte. Sie hatte ihn nachsichtig<br />
eingewiesen und in den ersten Monaten<br />
betreut. Eine angenehme Arbeitskollegin, immer<br />
ansprechbar und hilfsbereit, bis er nach dem Betriebsfest<br />
im zweiten Jahr der Tätigkeit eine heiße
Affäre mit ihr begann. Ingeborg, so hieß die Frau,<br />
kam ihm nun im Traum entgegen, streckte die<br />
Arme aus und begrüßte ihn mit einer liebevollen<br />
und sehr leidenschaftlichen Umarmung. Noch<br />
während sie sich zärtlich berührten, verschwand<br />
das Bild, und Robert erwachte, weil ein korpulenter<br />
Mann sich ächzend neben ihn auf den Sitz<br />
fallen ließ.<br />
Er brauchte einige Zeit, um in die Wirklichkeit<br />
zu finden, schüttelte den Kopf und fragte<br />
sich, wieso ihm plötzlich in diesem Zug und auf<br />
der Reise in den Süden Ingeborg im Traum erschienen<br />
war. Robert fand keine Erklärung, denn<br />
er hatte in der langen Zeit bis heute nie wieder<br />
etwas von ihr gehört oder auch nur einen Gedanken<br />
an diese Liebesgeschichte aus längst vergangenen<br />
Tagen verschwendet.<br />
»Äußerst seltsam«, dachte er.<br />
Und während er die vorbeiziehende Landschaft<br />
mit den Weinbergen und das Ufer des<br />
Rheins nachdenklich betrachtete, schloss er bald<br />
die müden Augen wieder.<br />
Nach kurzer Zeit erschien ihm diese Frau wieder.<br />
Beide waren nun unbekleidet, und sie zog<br />
ihn langsam in das Schlafgemach auf ihr Bett, in<br />
dem sie sich so oft hingebungsvoll und leidenschaftlich<br />
geliebt hatten. Jedes Muttermal, jede<br />
Eigenheit, die er früher liebevoll betrachtete, die<br />
Form ihrer Hüften oder ihrer Schenkel etwa und<br />
ihr ganzes Verhalten in den Stunden der Zärtlichkeit<br />
sah und erlebte er noch einmal mit großer<br />
Intensität träumend in dem fahrenden Zug.<br />
Er schreckte auf, weil man über die Lautsprecher<br />
eine geringe Verspätung ankündigte. Am<br />
Ende der Durchsage gab der Sprecher noch die<br />
Zeit an: »Es ist genau neun Uhr einundzwanzig«.<br />
Das war ungewöhnlich. Er überlegte, warum<br />
man die Zeit angegeben hatte. Bisher hatte er das<br />
bei allen Angaben zu Verspätungen noch nie gehört.<br />
Meistens hieß es nur, dass der Zug wenige<br />
Minuten später eintreffen werde, und wenn es<br />
hoch kam, nannte man noch eine Zahl: fünf, zehn<br />
oder fünfzehn Minuten.<br />
Er vergaß bald die merkwürdige Durchsage,<br />
aber die drei Zahlen: neun, zwei, eins, gruben<br />
sich aus einem unerfindlichen Grund tief in Roberts<br />
Gehirnwindungen ein und waren nicht<br />
mehr zu löschen.<br />
»Wie spät ist es?«, fragte der korpulente<br />
Mann.<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 19<br />
»Genau neun Uhr einundzwanzig«, sagte Robert<br />
und sah zur Kontrolle auf die Armbanduhr.<br />
»Danke«, murmelte der Mann, nahm seine<br />
Aktentasche, erhob sich schwerfällig und strebte<br />
dem Ausgang zu. Robert sah ihm nach und hatte<br />
das Gefühl, als wollte ihn der dicke Mann prüfen,<br />
ob er die Zeitangabe richtig registriert und<br />
behalten hatte. Er sah noch einmal in den Gang,<br />
aber der Mann war bereits verschwunden.<br />
Die unheimliche Erregung, die er im Traum<br />
verspürt hatte, wirkte noch lange nach und hielt<br />
ihn wach. An Schlaf war nicht mehr zu denken.<br />
Er hörte einige Zeit auf die monotonen Fahrgeräusche,<br />
und plötzlich setzte die Erinnerung an<br />
die Affäre mit Ingeborg erneut bis ins kleinste<br />
Detail ein.<br />
Auf dem Betriebsfest hatte er mit ihr getanzt<br />
und getrunken. Vielleicht etwas mehr, als beide<br />
vertrugen. Man kam ins Gespräch, plauderte mit<br />
der Zeit über persönliche Dinge, und so erfuhr<br />
er, dass sie schon seit Jahren Witwe war. Er selbst<br />
litt schwer unter dem plötzlichen Ende einer<br />
langjährigen Beziehung und hatte sich in seiner<br />
maßlosen Enttäuschung, geschworen, nie wieder<br />
etwas Ernstes mit einer Frau anzufangen. Ingeborg<br />
war eine aufmerksame Zuhörerin gewesen,<br />
hatte ihn verstanden und getröstet. Kein Wunder.<br />
Sie war fast fünfundzwanzig Jahre älter und<br />
besaß eine Lebenserfahrung, von der er damals<br />
nur träumen konnte.<br />
Kurz vor dem Ende der Veranstaltung hatten<br />
sie noch einmal miteinander getanzt, und Robert<br />
hatte Ingeborg gefragt: »Darf ich dich begleiten?«<br />
Da waren sie schon bei diesem intimen Du gewesen.<br />
Ingeborg verstand den Sinn der Frage sofort.<br />
Ihm ging es nicht mehr nur um die Begleitung<br />
einer verehrten, vielleicht schutzbedürftigen<br />
Person, sondern er erwartete bereits viel mehr.<br />
Vielleicht sogar ein Verhältnis mit allen üblichen<br />
Konsequenzen. Sie schaute ihn nur kurz an und<br />
bemerkte leicht abweisend: »Warum? Ich bin<br />
doch eine alte Frau.«<br />
Das wollte Robert nicht gelten lassen, begleite<br />
sie aber trotzdem, als ihr Widerstand schwächer<br />
wurde, und natürlich landeten beide in Ingeborgs<br />
Wohnung und in ihrem Bett. Den Schwur,<br />
nie wieder etwas mit einer Frau zu beginnen,<br />
hatte er vergessen und begraben.<br />
Ingeborg fragte sich später oft, ob sie genau so<br />
gehandelt hätte, wenn sie nicht so betrunken gewesen<br />
wäre, aber zu diesem Zeitpunkt spielte die
Antwort kaum noch eine Rolle. Sie hatte ihre Gefühle<br />
nach einer langen Dürre von diesem so viel<br />
jüngeren Mann wecken lassen und bemerkte<br />
nach kurzer Zeit erstaunt, wie aktiv sie wurde.<br />
Nun war es nicht mehr Robert, der ein Treffen<br />
veranlasste, sondern Ingeborg suchte und nutzte<br />
jede Gelegenheit, um ihren jungen Liebhaber zu<br />
treffen, wohl wissend, dass ihre Begegnungen<br />
immer in seinen Armen enden würden.<br />
Das alles gestand sie Robert später in den stillen<br />
Stunden nach der körperlichen Liebe. Der Altersunterschied<br />
hatte sie bald schon nicht mehr<br />
gestört. Sie war ihm schon fast bis zur Selbstaufgabe<br />
verfallen. Bedenken ihrer erwachsenen Kinder<br />
ignorierte sie genauso wie die gut gemeinten<br />
Einwände einiger Bekannten oder die abfälligen<br />
Bemerkungen ihrer missgünstigen Nachbarin.<br />
Sie war eben verliebt gewesen, trotz ihres Alters,<br />
und das in einem Maße, wie sie es bisher<br />
noch nie erlebt und kaum für möglich gehalten<br />
hatte.<br />
Über ein Jahr lang hatte diese Liebesbeziehung<br />
gedauert, bis Robert die Firma verlassen<br />
musste, weil die Geschäftsleitung Wind von diesem<br />
ungewöhnlichen Verhältnis bekommen hatte.<br />
Man duldete keine Liebesbeziehungen zwischen<br />
den Mitarbeitern, hatte sehr schlechte Erfahrungen<br />
machen müssen, als einige eifersüchtige<br />
Ehefrauen beim Geschäftsführer erschienen<br />
waren. Seit dieser Zeit bestand zwar kein Verbot,<br />
aber so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz:<br />
Wurden sie erwischt, legte man einem der Beteiligten<br />
zur Erhaltung des Betriebsfriedens die<br />
Kündigung nahe, und in manchen Fällen hatten<br />
sogar beide gewissermaßen in einer Art Rachegefühl<br />
der Geschäftsleitung gegenüber die Firma<br />
verlassen.<br />
Natürlich wollte Robert nicht, dass Ingeborg<br />
den Betrieb verließ. Sie war schon so lange dort<br />
beschäftigt, und außerdem spielte ihr Alter eine<br />
entscheidende Rolle. Und so kündigte Robert,<br />
nachdem er mit Ingeborgs Hilfe eine gut bezahlte<br />
Stelle bei der Konkurrenz gefunden hatte.<br />
Mit dem Firmenwechsel änderte sich allerdings<br />
auch das Verhältnis zu Ingeborg. Zuerst<br />
nur schleichend. Man traf sich immer noch, wenn<br />
auch etwas spärlicher. Als Robert jedoch mit seiner<br />
Reisetätigkeit beginnen musste, wurden die<br />
Abstände länger, und alles schlief ein, nachdem<br />
er auf einer seiner Reisen eine junge, hübsche<br />
Frau getroffen und sich in sie verliebt hatte. Seine<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 20<br />
Erlebnisse mit Ingeborg verblassten immer mehr,<br />
bis er noch nicht einmal eine Minute an seine<br />
einstige Geliebte dachte. Und die neue, junge<br />
Freundin wurde bald seine Ehefrau und später<br />
die Mutter ihrer gemeinsamen Kinder.<br />
Diese Gedanken beschäftigten ihn, während<br />
er auf die vorbeiziehende Uferregion des Rheins<br />
starrte und doch nichts erkannte oder von diesem<br />
reizvollen Panorama aufnehmen konnte.<br />
»Ingeborg«, murmelte er mehrfach vor sich<br />
hin.<br />
Und dann hing er der Frage nach, wie sie nun<br />
leben mochte. Warum träumte er heute ausgerech<strong>net</strong><br />
in diesem Zug von ihr, nachdem er all<br />
die Jahre keinen Gedanken mehr an sie verschwendet<br />
hatte? Sehr merkwürdig. Die Erregung<br />
beherrschte ihn noch immer und ließ erst<br />
langsam nach, als er sich vornahm, Erkundigungen<br />
über seine ehemalige Geliebte einzuholen.<br />
Der Zug verließ den Rhein. Robert nahm den<br />
Aktenkoffer aus der Ablage und vertiefte sich in<br />
die Pläne, die er mit dem Kunden zu besprechen<br />
hatte. Den seltsamen Traum vergaß er allmählich.<br />
Auch in der folgenden Nacht, die er in<br />
einem Hotelzimmer verbrachte, träumte er alles<br />
Mögliche, aber nicht mehr von Ingeborg. Und<br />
das blieb auch so in der nächsten Zeit. Ingeborg<br />
erschien ihm nie wieder in einem Traum.<br />
Er hatte dieses seltsame Erlebnis im Zug auf<br />
der Reise in den Süden fast schon wieder vergessen,<br />
als er unerwartet einen Mitarbeiter aus der<br />
alten Firma traf, der seinerzeit bestens über seine<br />
Affäre mit Ingeborg informiert gewesen war.<br />
Aber Roberts Frage nach Ingeborgs Lebensverhältnissen<br />
beantwortete er mit einem hilflosen<br />
Achselzucken.<br />
»Das weiß ich nicht«, sagte er. »Ingeborg ist<br />
schon lange pensioniert.«<br />
Doch etwas später schien er sich etwas besser<br />
zu erinnern: »Irgend jemand hat mir einmal erzählt,<br />
dass sie mit der Familie ihrer Tochter in<br />
eine andere Stadt gezogen sei. Den Namen habe<br />
ich leider vergessen.«<br />
Der ehemalige Kollege dachte auf Roberts<br />
Drängen lange nach, schüttelte immer wieder<br />
den Kopf, nannte dann jedoch unter Vorbehalt<br />
eine bekannte Stadt im Ruhrgebiet.<br />
Kaum dass ihm der Name bekannt war, erhielt<br />
Robert den Auftrag, eine Firma zu besuchen,<br />
die in dieser Stadt ansässig war. Und wie es<br />
das Schicksal oder der Zufall wollte, traf er in
einem Supermarkt, in dem er sich eine Kleinigkeit<br />
zum Essen besorgen wollte, ausgerech<strong>net</strong> die<br />
Tochter, die ihm ihre Bedenken über sein Verhältnis<br />
mit der Mutter immer wieder und unmissverständlich<br />
vorgetragen hatte.<br />
Nachdem man sich gegenseitig lange misstrauisch,<br />
abwägend und verstohlen beobachtet<br />
hatte, sprach die Frau Robert schließlich doch an:<br />
»Sie sind Robert, der Robert, nicht wahr?«<br />
Robert nickte schwach und erwiderte ohne<br />
Umschweife: »Stimmt.«<br />
Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Und<br />
was machen Sie in dieser Stadt?«<br />
»Ich bin geschäftlich unterwegs«, sagte Robert<br />
schnell.<br />
»Natürlich.«<br />
Sie wandte sich den Waren zu, und es entstand<br />
wieder eine Pause. Eigentlich konnten sich<br />
beide nie so recht leiden. Das hatte sich in den<br />
vergangenen Jahren auch kaum geändert. Doch<br />
bevor sie sich mit einem kurzen und unverbindlichen<br />
Grußwort verabschieden konnte, fragte<br />
Robert: »Und wie geht es Ihrer Mutter?«<br />
Er hatte mit Ablehnung gerech<strong>net</strong>, aber sie<br />
schien diese Frage erwartet zu haben, sah ihn betrübt<br />
an und sagte leise: »Mutter ist tot.«<br />
Diese Nachricht traf ihn wie ein Schlag.<br />
»Ihre Mutter ist tot?«, sagte Robert fassungslos.<br />
Ingeborgs Tochter nickte traurig, und Robert<br />
bohrte weiter: »Und wie lange schon, wenn ich<br />
fragen darf?«<br />
»Sie hat am dreiundzwanzigsten April einen<br />
Gehirnschlag erlitten und ist zwei Tage später<br />
gestorben.«<br />
»Am dreiundzwanzigsten April schon«, wiederholte<br />
Robert tonlos und vergaß, ihr sein Beileid<br />
zu wünschen. Ingeborgs Tochter fuhr fort:<br />
»Genau um neun Uhr einundzwanzig in der hiesigen<br />
Klinik.«<br />
Eigentlich war nun alles gesagt. Sie sprachen<br />
noch kurze Zeit über belanglose Dinge und verabschiedeten<br />
sich dann schnell mit guten Wünschen,<br />
die im Grunde nicht ernst gemeint waren.<br />
Robert musste erst einmal diesen Schock verdauen.<br />
Die Sache ging ihm nicht aus dem Sinn.<br />
Am nächsten Tag im Büro überdachte er noch<br />
einmal das Gespräch. Irgend etwas war ihm<br />
nicht ganz geheuer vorgekommen und störte ihn.<br />
Und dann fiel es ihm wieder ein. Der Traum im<br />
Zug. Als er damals aufwachte, hatte man über<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 21<br />
die Zeit angegeben, obwohl das bei einer Durchsage<br />
über Verspätungen nicht üblich war. Es war<br />
neun Uhr einundzwanzig gewesen.<br />
Vor Aufregung glitt ihm der Kugelschreiber<br />
aus der Hand. Ein unheimlicher Verdacht stieg in<br />
ihm auf. Er suchte mit zitternden Fingern die Unterlagen<br />
der Firma im Süden des Landes, auf denen<br />
der Termin für die Besprechung eingetragen<br />
sein musste. Er fand sie in der Ablage und schaute<br />
aufgeregt hinein.<br />
»Am fünfundzwanzigsten April war dieser<br />
Termin«, murmelte er.<br />
Er wurde blass, als ihm die Bedeutung klar<br />
wurde. Am dreiundzwanzigsten April hatte Ingeborg<br />
den Gehirnschlag erlitten und war zwei<br />
Tage später verstorben. Zwei Tage später aber<br />
war der fünfundzwanzigsten April gewesen. Ihre<br />
Tochter hatte die Zeit genannt: genau um neun<br />
Uhr einundzwanzig.<br />
Und zu dieser Zeit, als Ingeborg ihm im<br />
Traum erschienen war, hatte sie ihr Leben verloren.<br />
Er fasste es nicht.<br />
Noch heute überlegt Robert, was der Traum zu<br />
bedeuten hatte, ob sie ihm kurz vor ihrem Tode<br />
noch etwas mitteilen wollte, und kann so etwas<br />
überhaupt möglich sein? Etwa durch eine Art<br />
von Gedankenübertragung? Warum wurde ausgerech<strong>net</strong><br />
an diesem Morgen die Zeit angeben?<br />
Der korpulente Mann fiel ihm ein, der um die<br />
Uhrzeit gebeten hatte, obwohl er sie auch aus<br />
dem Lautsprecher vernommen haben musste.<br />
Damals war ihm die Frage wie eine Art Prüfung<br />
vorgekommen, ob er sich die Zeit gemerkt hatte.<br />
Und dann diese Reise in die Stadt im Ruhrgebiet<br />
und das zufällige Treffen mit der Tochter im Supermarkt,<br />
wenn das überhaupt ein zufälliges<br />
Treffen gewesen war. Eine andere Person hätte<br />
ihm kaum die genaue Sterbeminute nennen können.<br />
Fragen über Fragen, und er findet natürlich<br />
keine Antworten. Bisher konnte es ihm auch niemand<br />
schlüssig erklären, nicht mal ein sogenannter<br />
Experte auf diesem geheimnisvollen Gebiet,<br />
den Robert konsultierte. An Zufälle glaubt er<br />
nicht mehr. Es wären zu viele gewesen.<br />
So bleiben ihm nur vage Vermutungen oder<br />
fast unheimliche Vorstellungen und unwirkliche<br />
Phantasien. Die Frage, was ihm Ingeborg in den<br />
letzten Minuten vor ihrem Tode mitteilen wollte,
wird ihn wohl sein ganzes weiteres Leben beschäftigen.<br />
Maria-Luise Kleineberg<br />
I<br />
ch träume. Eine riesige Bahnhofsuhr taucht<br />
vor mir auf. Ständig sind die wuchtigen Zeiger<br />
in Bewegung, und das Ticken des Ungetüms<br />
schmerzt in meinen Ohren. Wie das Schlagen<br />
eines Hammers auf Blech dröhnt es in meinen<br />
Gehörgängen. Bevor meine Hände verzweifelt<br />
die Ohren zu schließen versuchen, erwache<br />
ich. Ein spärliches Licht fällt durch die Jalousien.<br />
Ich spüre die wohlige Wärme unter der Decke<br />
und möchte am liebsten wieder meine Augen<br />
schließen. Doch ich scheine noch nicht das<br />
Traumbild der Bahnhofsuhr verscheucht zu haben.<br />
In meinen Ohren dröhnt noch immer das erbarmungslose<br />
Schlagen auf Blech. Erst nach einer<br />
Weile begreife ich, das Geräusch kommt nicht<br />
aus meinem Kopf, sondern aus meiner Küche.<br />
Gequält und furchtsam steige ich aus dem<br />
Bett, um dem Lärm auf die Spur zu kommen. Ein<br />
belustigendes Schauspiel bietet sich mir auf dem<br />
Küchenboden. Mein dicker Kater steckt mit seinem<br />
breiten Kopf in einer leeren Dose, die einst<br />
sein begehrtes Katzenfutter füllte, und poltert mit<br />
einem Feixtanz durch die Küche. Alle Versuche,<br />
die enge Last von seiner Katernase zu streifen,<br />
misslingen kläglich. Ein beherzter Griff in seinen<br />
Nacken und ein Ruck an der Dose befreien ihn<br />
aus der misslichen Lage. Seine Dankbarkeit zeigt<br />
er mir mit einem kräftigen Tatzenhieb, der sich<br />
blutig auf meinem Handrücken zeich<strong>net</strong>.<br />
Nach diesem morgendlichen Entrée flüchte<br />
ich wieder zurück unter die warme Bettdecke.<br />
Gerade sinne ich über diesen beginnenden besonderen<br />
Tag nach, als das Telefon schrillt. Müde<br />
schleppe ich mich zu dem anrufenden Störenfried.<br />
Die Dame in der Leitung versucht mich davon<br />
zu überzeugen, dass mein Platz an der Sonne<br />
einzig und allein vom Kauf eines Lotterieloses<br />
abhänge. In einem Wortschwall schleudert sie<br />
mir ihre Verkaufsargumente unaufhörlich durch<br />
den Hörer. Ich sehe keine andere Chance, sie zu<br />
D E R B E S O N D E R E T A G<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 22<br />
(Nachtrag des Autors: Diesen seltsamen Traum hat<br />
einer meiner Freunde wirklich erlebt. Ich habe nur die<br />
Namen geändert. Das Geschehen aber entspricht Wort<br />
für Wort der Wahrheit.)<br />
unterbrechen, und knalle nach einigen Minuten<br />
wütend den Hörer auf die Gabel.<br />
Von der Morgenkühle durchgefroren, freue<br />
ich mich auf eine heiße Dusche und das anschließende<br />
Einbalsamieren mit Rosenöl. Zur Feier dieses<br />
Tages schäume ich meinen Körper mit der<br />
teuren Duschcreme einer italienischen Modedesignerin<br />
ein. An solch einem Tag will ich mir etwas<br />
Besonderes gönnen. Schließlich ist heute<br />
mein Geburtstag. Genussvoll atme ich den Duft<br />
der kostbaren Substanz auf meiner Haut und<br />
fühle mich unwiderstehlich. Der Duschhöhepunkt<br />
wird die Wassermassage sein. Ich drehe<br />
den Hahn auf und glaube es nicht. Kein Wassertropfen<br />
in der Leitung. Fröstelnd rubbele ich mir<br />
die Haut von dem Duschgel trocken und bediene<br />
die Klospülung. Kein Wassertropfen in der Leitung.<br />
Ich erkenne missmutig, dass auch der ersehnte<br />
Espresso an diesem Morgen ausfällt. Tolles<br />
Geburtstagsgeschenk.<br />
Ich lasse mir meine selbst gekaufte Geburtstagstorte<br />
trotzdem schmecken und spüle sie mit<br />
einem Glas Sekt hinunter. Um halb zwölf mittags<br />
ist die Flasche leer getrunken und ich versinke in<br />
Selbstmitleid. Kein Gratulant hat sich gemeldet,<br />
kein Anruf, kein Klingeln. Die Welt hat mich vergessen,<br />
die Freunde haben mich verlassen.<br />
Sicher ist es kein Grund zum Feiern, wieder<br />
ein Jahr der Rente näher zu sein, aber an solch<br />
einem Tag ganz allein verzweifelt auf dem Sofa<br />
zu sitzen ist traurig. Meine Traurigkeit mischt<br />
sich mit Trotz. Dann feiere ich mich allein. Ich<br />
schmiere mir mehrere Lachshäppchen und genehmige<br />
mir Chips, Erdnüsse, Schokolade und<br />
nochmals eine Flasche Sekt.<br />
Vernebelt hänge ich voll gefressen in den Polstern.<br />
Da schrillt das Telefon. Ich sollte den Tag<br />
nicht vor dem Abend verdammen, denke ich. Mit<br />
bleiernen Beinen stolpere ich zum Telefon und<br />
lalle meinen Namen in den Hörer. Hoffentlich<br />
merkt der Anrufer nichts von meinem Schluck-
auf, den ich verzweifelt zu unterdrücken versuche.<br />
Gespannt lausche ich der Stimme meiner<br />
besten Freundin. »Hallo meine Liebe, ich komme<br />
morgen früh schon um halb acht zu dir, damit<br />
ich dir bei deinen Geburtstagsvorbereitungen<br />
Ján Lenčo<br />
D<br />
ie Vorstellung, für die ich mir schon vor<br />
langer Zeit eine Eintrittskarte gekauft<br />
und auf die ich mich seit noch längerer<br />
Zeit gefreut hatte, fand aus unbekannten Gründen<br />
nicht statt. Am Tor des Gebäudes, in dem sie<br />
hatte stattfinden sollen, hing eine schlichte Tafel<br />
mit der Aufschrift: »Die Vorstellung fällt aus«.<br />
Ich seufzte enttäuscht, obwohl ich derlei Überraschungen<br />
schon so oft erlebt hatte, dass die heutige<br />
eigentlich ungerechtfertigt war, und drängte<br />
mich zur Kasse vor, ohne Verständnis für die<br />
Leute, die still nach Hause gingen und ohne ein<br />
Wort des Protestes ihre Eintrittskarte wegwarfen.<br />
»Warum werfen Sie die Karte weg?«, fragte<br />
ich. »Warum verlangen Sie nicht das Geld zurück,<br />
die Vorstellung hat doch nicht stattgefunden,<br />
die Karten sind nicht benutzt, nicht abgerissen<br />
worden, Sie haben also Anspruch darauf,<br />
dass man Ihnen das Geld zurückerstattet.« – »Die<br />
geben das Geld nicht zurück«, antwortete der<br />
Angesprochene. – »Wieso nicht?«, wandte ich<br />
ein. »Dann beschweren Sie sich eben bei der Direktion.«<br />
– »Würde ich ja, aber die Direktion<br />
braucht die Beschwerden laut Gesetz erst binnen<br />
drei Monaten zu beantworten. Und erfahrungsgemäß<br />
bekommt man nach drei Monaten eine<br />
abschlägige Antwort. Danach erst kann man sich<br />
bei der Generaldirektion beschweren.« – »Dann<br />
beschweren Sie sich bei der Generaldirektion«,<br />
wandte ich ein. – »Die Generaldirektion«, antwortete<br />
der Mann, »hat, weil sie eben eine Generaldirektion<br />
ist, für die Erledigung von Beschwerden<br />
eine Frist von sechs Monaten.« –<br />
»Dann warten Sie eben sechs Monate.« – »Erfah-<br />
D I E V O R S T E L L U N G<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 23<br />
helfen kann. Schließlich sollst du deinen Ehrentag<br />
genießen können.«<br />
Sie hat es sehr eilig und legt auf. Habe ich das<br />
richtig verstanden? Morgen? Wieso morgen? Ich<br />
schaue auf den Kalender. Mein Geburtstag ist<br />
erst morgen.<br />
rungsgemäß antwortet sie nicht positiv.« –<br />
»Dann beschweren Sie sich bei der Vereinigung<br />
der Generaldirektionen.« – »Die Vereinigung der<br />
Generaldirektionen hat für die Beantwortung<br />
von Beschwerden ein Jahr Zeit«, meinte der<br />
Mann. – »Dann beschweren Sie sich noch weiter<br />
oben«, schnitt ich ihm das Wort ab, »die Vorstellung<br />
hat nicht stattgefunden, folglich muss man<br />
Ihnen das Geld zurückerstatten.« Der Mann lachte.<br />
»Alle Fristen zusammengenommen, bis man<br />
an den lieben Gott herankommt, der so gerecht<br />
ist, dass er schließlich eine gerechte Entscheidung<br />
fällt, sind länger als ein Menschenleben. Darum<br />
ist es zwecklos, sich zu beschweren.« – »Aber die<br />
Vorstellung hat nicht stattgefunden, folglich<br />
muss man Ihnen das Geld zurückerstatten«, rief<br />
ich. »Ich werde meine Eintrittskarte aufheben<br />
und kämpfen, bis man mir das Geld zurückerstattet.«<br />
– »Nun, Sie begreifen es nicht«, sagte der<br />
Mann belustigt, dann zeigte er auf die Leute, die<br />
weggingen und den Platz vor dem Gebäude mit<br />
unzähligen Eintrittskarten besäten, »die haben es<br />
alle schon begriffen.« Und er ging gelassen, ohne<br />
zu schimpfen nach Hause.<br />
Voller Empörung schrieb ich die erste Beschwerde,<br />
saß bis in die Nacht an ihrem Entwurf.<br />
Dann träumte ich, das Papier, auf dem ich sie geschrieben<br />
hatte, sei aus den ins Altpapier gelangten<br />
Eintrittskarten gemacht und die Eintrittskarte,<br />
die ich mir nächstens kaufen werde, aus den<br />
ins Altpapier gelangten Beschwerden.<br />
(aus: Der Pakt mit dem Teufel)
Lore Tomalla<br />
W<br />
ie freute ich mich! In der Nähe meiner<br />
Wohnung gibt es ein japanisches Kulturinstitut.<br />
Regelmäßig erhalte ich von<br />
dort Einladungen zu besonderen Veranstaltungen,<br />
Konzerten, Ausstellungen, dieses Mal zu<br />
einem No-Spiel. Das ist die Bezeichnung für klassische<br />
japanische Theateraufführungen.<br />
Sehnsüchtig erwartete ich den Tag, hängte ein<br />
Din-A4-Blatt mit Datum und Uhrzeit an meine<br />
Wohnungstür, um ja nicht den so interessanten<br />
Termin zu verpassen.<br />
Endlich war der Tag gekommen, ich kleidete<br />
mich besonders festlich, mein fußlanger schwarzer<br />
Rock mit kleinem Volant ragte etwa dreißig<br />
Zentimeter unter meinem Mantel hervor. Im<br />
Hausflur begeg<strong>net</strong>en mir zwei Männer, die ich<br />
nicht kannte, die nicht im Hause wohnten. Vielleicht<br />
neue Mieter, dachte ich.<br />
Am japanischen Kulturinstitut angekommen,<br />
fand ich ein Hinweisschild an der Tür: »Wegen<br />
des regen Zuspruchs findet das No-Spiel nicht im<br />
Hause, sondern in der Philharmonie statt.« Zurück<br />
zur Straßenbahn, fünf Haltestellen weiter<br />
umsteigen in die U-Bahn, zwei Stationen weiter,<br />
zu Fuß durch die Dunkelheit. Ich hatte mich verlaufen,<br />
war einen weiten Umweg gegangen und<br />
kam zu spät. Alle Tickets waren ausverkauft.<br />
Aber ich hatte Glück. Zwei Eintrittskarten wurden<br />
zurückgegeben, eine davon erhielt ich sogar<br />
gratis.<br />
»Wir können Sie leider erst nach der Pause<br />
einlassen, setzen Sie sich ins Foyer, Sie können<br />
die Vorgänge auf der Bühne am Fernseher ansehen.<br />
Leider gibt es keine Programmhefte mehr,<br />
alles ausverkauft.«<br />
Ich dankte, setzte mich auf das Ledersofa und<br />
sah wahrscheinlich auf dem Bildschirm mehr, als<br />
ich von meinem Platz aus hätte sehen können.<br />
Kurze Zeit darauf kamen andere Zuspätgekommene,<br />
setzten sich neben mich. Es waren Japaner.<br />
Sie blieben eine Weile und gingen dann wieder.<br />
Neue Zuspätgekommene setzten sich zu mir.<br />
Auch sie gingen nach einer Weile.<br />
Da ich kein Programmheft bekommen hatte,<br />
begriff ich vom Geschehen auf der Bühne überhaupt<br />
nichts. Um ein Ereignis einer so fremden<br />
F A S T E I N K R I M I<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 24<br />
Kultur verstehen zu können, braucht man die<br />
Einstimmung ins Programm. Die Darbietung<br />
dauerte ungewöhnlich lange. Die Pausentheke<br />
wurde geöff<strong>net</strong>. Ich fragte die Serviererinnen,<br />
wann die Pause beginnen würde. Sie lachten:<br />
»Das wissen wir auch nicht. Das ist alles so anders.<br />
Eine Information haben wir nicht.«<br />
Ich schaute weiter den Ereignissen auf dem<br />
Bildschirm zu. Endlich, etwa um die Zeit, zu der<br />
normalerweise der Theaterabend beendet ist,<br />
strömten die Menschen aus dem Zuschauerraum<br />
in die Halle. Viele gingen nach Hause. Ich beschloss,<br />
das auch zu tun. Ohne Einführung in das<br />
Programm begriff ich nichts. Ich fühlte mich müde<br />
und überfordert.<br />
Ich ging durch den Nieselregen zur U-Bahn,<br />
fuhr zwei Stationen, dann fünf Stationen mit der<br />
Straßenbahn, dann den Weg zu meiner Wohnung.<br />
Der Nieselregen hatte aufgehört.<br />
Als ich die Wohnungstür aufschloss, erschrak<br />
ich. Auf dem Fußboden im Flur lagen meine<br />
Scheckkarte, meine Krankenkassenkarte und andere<br />
Kärtchen. Die Schlafzimmertür stand offen,<br />
auf dem Boden lagen Bettwäsche, Unterwäsche,<br />
Handtücher, T-Shirts, Schals. Auch im Wohnzimmer<br />
war alles durchwühlt worden. Die Balkontür<br />
stand offen, offensichtlich aufgebrochen. Die Diebe<br />
waren über die Feuerleiter auf den Balkon gelangt.<br />
Auf dem ersten Blick schien nichts zu fehlen.<br />
Da ich sehr müde war, rief ich nicht sofort die<br />
Polizei, sonders erst am Mittag darauf, als ich<br />
schon alles wieder in die Schränke eingeräumt<br />
hatte. Der Polizist beklagte sich. »Sie hätten sich<br />
sofort melden müssen, damit wir die Spuren sichern<br />
können.« Er schrieb einen Bericht, füllte<br />
aber keine Schadensmeldung aus, weil ich meinte,<br />
es würde nichts fehlen. Erst Tage später bemerkte<br />
ich, dass die Diebe die Werbegeschenke<br />
des Versandhauses, in dem ich Kleidung einzukaufen<br />
gewohnt war, entwendet hatten, außerdem<br />
ein Mag<strong>net</strong>-Armband, ein goldenes Halskettchen<br />
mit drei grünen Anhängern und eine<br />
Uhr, deren eckiges Zifferblatt mit drei Reihen angeblich<br />
echten Diamanten, wahrscheinlich Strasssteinchen,<br />
eingefasst war. Ich rief die Polizei an,
ekam ein Formular für den Schadensbericht.<br />
Inzwischen war mir aufgefallen, dass mein altes<br />
Handy, ein Markenhandy, das auf einem Tisch in<br />
der Original-Verpackung gelegen hatte, ebenfalls<br />
weg war. Mein Ein-Euro-Billig-Handy, das ich in<br />
Gebrauch habe, lag im Flur auf der Konsole.<br />
Am nächsten Tage klingelte das Telefon. Es<br />
war das Kriminalamt. Ich solle Nummer und<br />
Marke des gestohlenen Handys angeben. Ich<br />
wusste sie nicht. Dann fand ich in meinen Unterlagen<br />
ein Blatt, auf dem Handy-Marke und die<br />
Nummern angegeben waren. Ich rief den Polizisten,<br />
der meinen Fall bearbeitete, an und gab die<br />
Nummern durch.<br />
Wochen später rief mich der Polizist an. »In<br />
Osnabrück wurde vor drei Jahren ein Handy mit<br />
dieser Nummer als in Spanien gestohlen gemeldet.«<br />
– »Das stimmt«, erwiderte ich, »damals<br />
wurde mein Handy ebenfalls bei einem Einbruch<br />
gestohlen.« – »War das denn dieselbe Marke?« –<br />
»Ja.« – »War es blau?« – »Ja, es war blau.« –<br />
»Wenn Sie bei der Polizei beschäftigt wären, Sie<br />
würden sich wundern«, stöhnte der Polizist. Er<br />
Karl-Heinz Schreiber<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 25<br />
kam zu der Auffassung, dass ich mein Handy<br />
zweimal ersetzt haben wollte, und sagte unfreundlich:<br />
»Ich wünsche Ihnen, dass Sie nie<br />
mehr mit der Polizei zu tun bekommen.«<br />
Ich vermutete, dass im Inter<strong>net</strong> mein gestohlenes<br />
Handy aufgetaucht war und mir für teures<br />
Geld zum zweiten Male verkauft worden war,<br />
weil die Nummern übereinstimmten, was nicht<br />
mir, aber der Polizei aufgefallen war.<br />
Da ich keine Diebstahlversicherung abgeschlossen<br />
hatte, war der Verdacht der Polizei, ich<br />
wollte mich mit der Schadensmeldung bereichern<br />
und sei überhaupt nicht bestohlen worden,<br />
absurd.<br />
So kann es kommen: Als Geschädigte gerät<br />
man in Verdacht, die Polizei irreführen zu wollen.<br />
Einziger Trost: Im japanischen Kulturinstitut<br />
konnte ich doch noch ein Programmheft für den<br />
No-Spiel-Abend erwerben, glücklicherweise ein<br />
sehr schönes, mit vollständigem Text und farbigen<br />
Bildern zur Aufführung.<br />
D I E I N N E N S C H A U H A T Z U K U N F T<br />
Bald aber machte die Furcht der Neubegierde Platz. (Johann<br />
K. Wezel, Belphegor)<br />
I<br />
n einer Straße im Vorort einer Provinzstadt<br />
im neozivilisierten Europa geschah nichts<br />
Unzeitgemäßes. Eine gewisse Anzahl von<br />
Leuten stand auf dem Bürgersteig vor einem<br />
Haus, das zurückversetzt in einem relativ gepflegten<br />
Garten stand. Ein eher altmodischer<br />
Eisenzaun ragte aus einer niedrigen Mauer, das<br />
Gittertor war geschlossen. Die Leute starrten auf<br />
einen Bildschirm über einem der Pfeiler der Toreinfahrt.<br />
Passanten kamen und gingen, hielten<br />
sich minutenlang auf. Manchmal stoppten auch<br />
Autos. Der Tag war angenehm in der Temperatur,<br />
noch dunkelte es nicht, doch war Feierabend.<br />
»Was tut er denn jetzt? Rentiert es sich überhaupt,<br />
da hinzugucken? Wenn er wenigstens<br />
eine Frau wäre!«<br />
»Also, Sie haben vielleicht Ansichten.«<br />
»Weswegen stehen Sie denn hier?«<br />
Der Hausbewohner, der Mann auf dem Bildschirm,<br />
saß in seinem Wohnzimmersessel und las<br />
Zeitung. Er war allein. Den Passanten wurde die<br />
Zeit lang. Allerdings würde zuhause sowieso<br />
noch nichts im Fernsehen kommen. Die STA-<br />
MEG (Staatliche Medien-Gesellschaft) hatte bei<br />
den vorletzten Wahlen (die, nebenbei bemerkt,<br />
nur weiterhin so genannt wurden. Abgestimmt<br />
wurde längst per Tele-Button-System, was vereinfacht<br />
ausgedrückt heißt: umgekehrt übers<br />
Fernsehen – wobei gelegentliche Gegenstimmen<br />
vom Computer aussortiert und vom Error-Dezernat<br />
zurückverfolgt wurden) durchgesetzt, dass<br />
nur noch ein landesweites Programm zu eingegrenzten<br />
Zeiten gesendet wurde. Für die Bevölkerung<br />
war zwischen 15.00 Uhr (AZE = Arbeits-<br />
Zeit-Ende) und 19.00 Uhr (FPA = Fernseh-Programm-Anfang)<br />
ein Zeitraum belassen für private<br />
und kollektive Betätigungen. (Dabei waren Zugehörigkeit<br />
zu einem Fitness-Club und regel-
mäßige Besuche bei Veranstaltungen des BETRAI<br />
= Bewusstseins-Training selbstverständlich.)<br />
Der Mann auf dem Bildschirm war aufgestanden.<br />
Die Leute vor dem Tor wechselten das<br />
Standbein und reckten die Hälse. Einige gingen<br />
sogar (überflüssigerweise) auf die Zehenspitzen.<br />
In seiner Küche holte sich der Mann eine Dose<br />
Bier aus dem Kühlschrank und ging damit ins<br />
Bad. Er ließ Wasser in die Wanne laufen, entkleidete<br />
sich und hockte sich auf sein Plastikklosett.<br />
Während draußen die Mütter ihre Kinder endgültig<br />
weiterzerrten, stieg der Mann drinnen in<br />
sein Schaumbad und blätterte offensichtlich mit<br />
Genuss in einem Herrenmagazin. Die Zuschauer<br />
begannen, lebhaft zu werden.<br />
»Sollen wir jetzt mal klingeln? Mal sehen, wie<br />
er reagiert.«<br />
»Ach, lasst ihn doch in Ruhe. Ihr könnt euch<br />
ja sonst was vorstellen, was er da in der Wanne<br />
macht.«<br />
»Wenigstens das Telefon sollte man jetzt mal<br />
klingeln lassen.«<br />
»Schämen Sie sich denn gar nicht?«<br />
»Ich? Wieso ich? Wenn der sich da drin nicht<br />
schämt.«<br />
Gerade die Leute mit einem Anflug von Entrüstung<br />
schauten besonders genau hin und versuchten<br />
zu schimpfen.<br />
»Eine Unverschämtheit! Eine Zumutung! Eine<br />
Frechheit!«<br />
»Eine Schönheit ist der Mann ja gerade nicht.«<br />
»Sie brauchen ja nicht hinzusehen, wenn er<br />
Ihnen nicht gefällt.«<br />
»So eine Frechheit! Soll ich nicht mehr hingucken<br />
dürfen, wo ich will? Das wird ja immer besser!«<br />
»Seien Sie doch zufrieden. Sie kriegen bestimmt<br />
Ihren Anteil aus dem Senioren-Budget<br />
(SEBUD) und freien Eintritt zum wöchentlichen<br />
Regenerations-Meeting. Was regen Sie sich auf?«<br />
»Das muss man sich nun gefallen lassen. Ich<br />
werde mich beschweren.«<br />
Der ältere Herr versuchte nun sogar, den Bildschirm<br />
mit einem Stein zu treffen. Es misslang.<br />
Einige Passanten lachten. Eine Frau zerrte ihren<br />
Mann weiter. »Da schau, jetzt wäscht er sich.<br />
Gleich steigt er heraus. Das müssen wir uns doch<br />
nicht weiter anschauen.«<br />
Die Aufmerksamkeit der übrigen Leute<br />
wandte sich wieder dem Mann im Badezimmer<br />
zu. Vor sechs Jahren etwa hatte die Video-Indus-<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 26<br />
trie gegen das staatliche Tele-Monopol der STA-<br />
MEG anzukämpfen begonnen. Man erfand das<br />
Insideout-System, den Home-Channel für Street-<br />
Watchers. Die Installation war technisch überhaupt<br />
kein Problem und wurde schließlich sogar<br />
im Versuchsstadium steuerlich begünstigt. Mit<br />
dem Insideout-System war der Schritt ins nächste<br />
Medienzeitalter eigentlich programmiert. War es<br />
der Reiz zum Exhibitionismus bei den Inside-Actors<br />
oder war es ein nicht bezwingbarer Hang<br />
zum Voyeurismus auf Seiten der Street-Watchers<br />
– in den Vororten der Kleinstädte nahm dieses<br />
Phänomen jedenfalls zu.<br />
Der Mann hatte mittlerweile seine Haare gefönt<br />
und saß mit Schlafanzug und Hausmantel<br />
wieder im Wohnzimmer. In dem Moment, als er<br />
per Telecheck seinen Fernsehapparat einschaltete,<br />
wurde das Insideout-System abgestellt. Die<br />
Leute auf dem Gehsteig verließen ohne weiteres<br />
Aufheben ihren Standort, um dem heimischen<br />
Fernseher zuzustreben (um die vier Stunden Programm<br />
möglichst noch auszunutzen).<br />
Die STAMEG war in diesem Jahr in die Offensive<br />
gegangen, um auch den Video-Markt in den<br />
Griff zu bekommen. Das Insideout-System sollte<br />
per Kabel kommerziell genutzt werden. Die STA-<br />
MEG konnte schließlich mit einem Zusatzgerät<br />
über den Supravisions-Adapter die Bilder aus<br />
den jeweiligen Privatwohnungen in das gesamte<br />
Sende<strong>net</strong>z einspeisen. Damit musste das Street-<br />
Watcher-System an Attraktion verlieren. Beim<br />
STAMEG-Programm wusste man vorher nie, aus<br />
welchem Haushalt und zu welcher Zeit übertragen<br />
wurde.<br />
Einmal in der Woche gab es irgendwann eine<br />
Stunde live aus dem Privatleben eines Bürgers<br />
oder einer Familie. In der Sendezentrale überließ<br />
man es einem Computer-Lossystem, wann woher<br />
übertragen wurde. Das garantierte höchstmögliche<br />
Sehbeteiligung täglich, denn mittlerweile<br />
wartete jeder wie unter einer Suggestion jeden<br />
Abend auf den Private Insight, wie sich diese Serie<br />
nannte.<br />
Kaum ein Telekunde fühlte sich durch die<br />
Cable-Intruders kompromittiert, jeder war<br />
eigentlich scharf darauf, endlich einmal bei diesem<br />
oder jenem Nachbarn spionieren zu können.<br />
Die allabendliche Einschaltquote sprach für sich.<br />
Eine öffentliche Diskussion, angeregt durch eine<br />
schöngeistige religiöse Gruppierung (»Kinder<br />
der Göttlichen Unergründlichkeit«), erreichte
kaum das Format einer Leserbrief-Kampagne,<br />
Unterschriften-Aktionen und Flugblatt-Spreading<br />
in Fußgängerzonen stießen in ein Vakuum<br />
gleichgültiger Lächerlichkeit. Die tolerierte<br />
Staatskirche (»Kirche der letzten überflüssigen<br />
Hoffnung«) machte gar nicht erst den Versuch,<br />
die Sekte in dieser Angelegenheit ausnahmsweise<br />
zu unterstützen. Man musste froh sein, dass<br />
der Staat seinen Bürgern diese »regressive Idylle«<br />
gönnte, er spekulierte wohl darauf, dass Kirchenbankhocker<br />
die friedlichsten Mitläufer sein würden.<br />
Begriffe wie Intimsphäre oder Menschenwürde<br />
waren nicht mehr gebräuchlich; sie galten<br />
seit Jahren als reaktionär und suspekt. Für die<br />
Bevölkerung galt der immer wieder propagierte<br />
Slogan: »Jeder gehört jedem!« Der Alltag der<br />
Leute war eingeteilt, eigentlich so sehr, dass es<br />
kaum noch auffiel. Aber so neu war diese Situation<br />
auch wieder nicht.<br />
An diesem Abend stand eine Diskussion auf<br />
dem STAMEG-Programm. Vertreter von Universitäten,<br />
Vereinen und Theatern sollten die Frage<br />
klären, ob Familien Schauspielunterricht nehmen<br />
sollten für den Fall, dass sie einmal landesweit in<br />
der Private-Insight-Stunde zu sehen sein würden.<br />
Der uns bereits bekannte Mann, der Routinier<br />
aus der Insideout-Periode, sollte quasi den Kronzeugen<br />
abgeben für die Vertreter der spontanen<br />
Selbstdarstellung.<br />
»Fühlen Sie sich eigentlich immer noch beobachtet<br />
in Ihrem Haus?«<br />
»Nein, prinzipiell nicht. Ich wohne da ganz<br />
normal, weiter nichts.«<br />
»Bedauern Sie die Umstellung des Street-Watcher-Systems<br />
auf die Methode der Cable-Intruders?«<br />
»Warum sollte ich etwas bedauern, was zweifelsohne<br />
einen Fortschritt bedeutet? Der Medienkunde<br />
wird zuhause doch bequemer bedient als<br />
auf der Straße.«<br />
»Fürchten Sie nicht um den Verlust der natürlichen<br />
Spontaneität bei den Leuten?«<br />
»Ich glaube, die Leute sind heutzutage so<br />
selbstbewusst geworden, dass es das Phänomen<br />
des unmotivierten Exhibitionismus ohnehin nicht<br />
mehr gibt. Wir Bürger sind in neuer Qualität so<br />
kultiviert, dass sich niemand mehr zu verbergen<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 27<br />
braucht. Ich stehe voll hinter dem Slogan: »Jeder<br />
gehört jedem«. Und wenn mir zum Beispiel die<br />
Leute von der Straße beim Baden zugeschaut haben,<br />
dann hat das doch nicht den Genuss oder<br />
den Effekt meines Reinigungsprozesses gestört,<br />
oder?«<br />
Grundsatzgelächter über jede überhaupt noch<br />
denkbare Diskrepanz hinweg. Die Vertreter von<br />
Theater und Universität mengten sich ein. Sie<br />
hielten beide nicht viel von der Spontan-Kultur.<br />
»Ein öffentliches Auftreten muss doch wohl<br />
einen didaktischen Zweck erfüllen! Für die Zuschauer<br />
muss eine Sinngebung enthalten sein,<br />
eine Botschaft.«<br />
Der Moderator reagiert etwas verschärft:<br />
»Glauben Sie denn, dass unsere Bürger ein sinnentleertes<br />
Leben führen oder sich nichtssagend<br />
verhalten?«<br />
»Missverstehen Sie das bitte nicht als Fundamentalkritik.<br />
Es ging mir nur um die Möglichkeit<br />
einer Verletzung oder Verfehlung des GBP (General<br />
Behaviour Pattern); es sollte nur der mögliche<br />
Wunsch signalisiert werden, dass ein – nennen<br />
wir es suggestives beziehungsweise konzentriertes<br />
Verhalten seitens der Transmittierten diese<br />
Sendestunde noch wertvoller für die Telerezeptoren<br />
gestalten würde.«<br />
»Unterschätzen Sie die Leute nicht! Jeder weiß<br />
sich doch bewusst im Sinne unseres GBP zu verhalten!<br />
Und das doch nicht zuletzt dank der zwar<br />
konventionellen, aber doch unverzichtbaren Unterstützung<br />
von Ihrer Seite, den Theatern und<br />
Universitäten. Sie sind die Pioniere auf dem Gebiet<br />
des exemplarischen Verhaltenstrainings.«<br />
Schließlich wurde noch die Wortmeldung des<br />
Vereinsvertreters zugelassen und um des Proporzes<br />
willen eine kurze Telefonschaltung zur<br />
Staatskirche. Zur allgemeinen Erleichterung<br />
konnte der Moderator auch noch ein Grußwort<br />
der Video-Industrie verlesen, in dem die Vereinheitlichung<br />
des gesamten Transmitting-Receiving-Systems<br />
ausdrücklich begrüßt wurde. Das<br />
Ansager-Nummerngirl verlas noch die Gewinnzahlen<br />
der Lotterie zugunsten des Hilfsfonds für<br />
Peepshows. Dann wurde der Kanal abgeschaltet.<br />
(aus dem Inter<strong>net</strong>-Magazin titel: Literatur und mehr)
Was ist eigentlich<br />
In einer jener unsäglichen Wochenschriften, die<br />
sich mit Werbung bezahlt machen müssen, wird<br />
das Gastspiel einer ›Kult‹band angekündigt; Design-Produkte<br />
des Herrn Sowieso sind Kult, obwohl<br />
ihr Gebrauchswert nahe bei Null liegt (–<br />
oder vielleicht deswegen?), ebenso die neuesten<br />
Arbeiten des Malers und Performance-Künstlers<br />
XY.<br />
Ich kenne weder die Band näher, noch mag<br />
ich das Design des Herrn Sowieso, und auch die<br />
letzte Ausstellung des Malers und Allerweltskünstlers<br />
XY habe ich nicht bejubeln können.<br />
Ach so – da bleiben allerdings noch die Damen!<br />
Natürlich ist das neue Duftwasser der Marina<br />
Prozzi längst Kult. (Meine Frau lehnt es nicht nur<br />
deshalb ab, weil es unglaublich teuer ist.) Und da<br />
wäre noch das neue Buch der Theresa M. Kult,<br />
obwohl (oder weil?) es 213 Seiten lang ausschließlich<br />
sexuelle Ausschweifungen beschreibt.<br />
(Für solchen Kult bin ich nur begrenzt zuständig.)<br />
Autos können Kult sein (–> die Ente); eine<br />
Zeit lang waren es Armbanduhren (teuer, im Gegensatz<br />
zur Ente); Lokale, obwohl sie eigentlich<br />
Geschmackssache sind.<br />
Aber was ist Kult nun wirklich?<br />
Früher war es einfach: der Kult galt ausschließlich<br />
den Göttern. Er bestimmte die Form,<br />
in der man solche hohen Wesen verehrte. Nur<br />
diese!<br />
Heute wird auch bei der Verehrung übertrieben.<br />
Obwohl es genug gibt, was man einfach nur<br />
schätzen sollte, das eine oder andere vielleicht<br />
sogar besonders, oder gern haben (– nicht lieben!<br />
Das bleibt, nach Gustav Heinemann, Bundespräsident,<br />
der Ehefrau oder bestenfalls der Freundin<br />
vorbehalten). Damals, als Heinemann mit diesem<br />
Hinweis auf die Liebe zu seiner Frau eine vorlaute<br />
Bemerkung zurückwies, herrschte Bescheidenheit<br />
auch noch bei der Verwendung von Begriffen.<br />
Bei der Verwendung oder auch der ›Verleihung‹<br />
des Kult-Status für unterentwickelte Autos<br />
oder sexuelle Absurditäten ist diese Bescheidenheit<br />
abhanden gekommen – und der Begriff Kult<br />
wurde abgewertet.<br />
Das geschieht immer so, wenn ein Begriff allzu<br />
unbedacht verwendet wird. (Gilt ebenso für<br />
zum Beispiel historisch, einmalig, unzählig.)<br />
K U L T ?<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 28<br />
Und mit den abgewerteten Begriffen wird<br />
auch die Sache/der Sachverhalt abgewertet, den<br />
sie beschreiben oder bezeichnen sollen.<br />
Vielleicht ist es also schade um die Kultband?<br />
Die Bandmitglieder haben sich bisher noch nicht<br />
gegen ihre Einstufung verwahrt. Die Ente und<br />
andere Kultgegenstände können sich nicht verwahren.<br />
Armbanduhren sind mitunter nicht nur<br />
kultig, sondern sogar schön – mindestens wertvoll.<br />
Die Prozzi-Erzeugnisse verwehen – buchstäblich.<br />
Bleiben die Gaststätten. Mit oder in ihnen<br />
könnte man sogar noch nahe an den Ausgang<br />
unseres Begriffs zurückkehren, etwa, wenn man<br />
Mahlzeiten wieder wie die alten Römer oder sogar<br />
Griechen einnehmen würde: im Angesicht<br />
eines Götterbilds an der Wand, des Bacchus vielleicht,<br />
liegend auf einem Sofa und vorab den<br />
Göttern opfernd. Frauen blieben bei solchen<br />
Ge›lagen‹ freilich meistens ausgeschlossen.<br />
Kulte werden langfristig aufgebaut. Jedenfalls<br />
wurden sie das früher. Dafür hielten sie dann<br />
auch sehr lange. Religiöse Kulte hielten Jahrhunderte<br />
lang. Heute besteht eine Kultband oft nur<br />
Monate, bestenfalls ein Jahr. Kultgedichte, auch<br />
als Lieder oder Songs vertont, hört oder liest man<br />
mitunter ein paar Jahre lang. Die bildende Kunst<br />
hat den Vorteil, dass sie irgendwo (herum)steht<br />
oder liegt oder hängt, also nicht einfach verklingt<br />
wie Dichtung oder Musik. Also stößt man immer<br />
wieder einmal darauf. Und das hat den Nachteil,<br />
dass sie ebenso immer wieder für den negativen<br />
Kult-Begriff unserer Zeit in Anspruch genommen<br />
werden kann.<br />
Und Kult in der Sprache? Bedauerlich ist, dass<br />
zum Sprachkult ausgerech<strong>net</strong> Begriffe hoch›stilisiert‹<br />
werden, die man gern überhören würde.<br />
Scheiße zum Beispiel ist heute selbst in anspruchsvollen<br />
Theaterstücken, Filmen und anderen<br />
Werken mit literarischem Untergrund fast<br />
unvermeidlich, sozusagen ein Zeichen sprachlicher<br />
Emanzipation: Wir scheuen uns nicht, Begriffe<br />
zu verwenden, die früher noch das ›Unaussprechliche‹<br />
darstellten. Gevögelt wird übrigens<br />
mindestens ebenso oft.<br />
Das wäre nun nicht tragisch. Unaussprechliches<br />
sollte es in einer aufgeschlossenen Gesellschaft<br />
nicht geben. Aber Scheiße wird ja nicht nur<br />
verwendet, wenn es sich um solche handelt, sondern<br />
– viel zu oft und viel zu beliebig – zur Dar-
stellung von etwas, das auffällig abgewertet werden<br />
soll – und gedankenlos, aus ›lieber Gewohnheit‹<br />
sozusagen – als ob es dazu nicht genug andere<br />
Begriffe gäbe.<br />
Das Wort ist zu einem Kultbegriff geworden.<br />
Ich werde diesen Kult trotzdem nicht mitmachen,<br />
denn Kult will, dass man ihm folgt. Wer es<br />
nicht tut, ist aber noch längst nicht unkultiviert.<br />
Eine besondere Form mit entarteter Sprechkultur<br />
(–> Kult) umzugehen, ist die (Aus-)Wahl zum<br />
Unwort des Jahres, und Eckhard Henscheid hat<br />
mit seiner Wörtersammlung Dummdeutsch einen<br />
weiteren Beitrag zu diesem Thema geliefert.<br />
Kult wird natürlich auch mit Begriffen betrieben,<br />
mit denen man sich – im Sinne von ›modern‹<br />
oder ›in‹ – wichtig machen will. So ist es notwendig,<br />
überall, wo es hinzupassen scheint, aber<br />
Dieses Mal ist die Frage einfach:<br />
Wir, die wir uns mit Sprache beschäftigen,<br />
schrieben heute nicht mehr »seltenste Art« wie<br />
Thomas Mann oder »letztester Kuss« wie Goethe<br />
und steigerten nicht das Zahladjektiv einzig wie<br />
bei »Gute Nacht, Engel. Einzigstes, einzigstes<br />
Mädchen, und ich kenne ihrer viele«.<br />
Meine Frage ist nun: Kennt dieser Autor/diese<br />
Autorin den Duden nicht (zumal der Fehler wiederholt<br />
wird)? Und wer hat so etwas geschrieben?<br />
Auflösung des Sprachrätsels von <strong>Heft</strong> 4/2007:<br />
Auf den Spuren von Goethes Nachtlied(ern)<br />
Bei der Auflösung des Rätsels ist mir etwas<br />
Merkwürdiges passiert. Je mehr ich noch einmal<br />
recherchierte, um so verwirrter wurde ich.<br />
Schließlich kam ich mir wie eine Archäologin<br />
vor, die eine alte Stadt ausgraben will und unter<br />
der Stadt noch eine entdeckt und noch eine …<br />
Aber der Reihe nach.<br />
Ich hatte gefragt, ob Goethes Gedicht Ein gleiches<br />
ein Plagiat dieses Gedichtes ist:<br />
S P R A C H R Ä T S E L<br />
für Anspruchsvolle<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 29<br />
auch dort, wo es überflüssig ist, etwas zu ›ver<strong>net</strong>zen‹,<br />
ein Netzwerk zu entdecken oder entstehen<br />
zu lassen.<br />
Und schließlich kann man den Kult auch einfach<br />
›mitklingen‹ lassen: Jakult ist irgend ein Gesundheitsdrink,<br />
sorry, Getränk (zweimal Kult;<br />
Scheiße). Es wird natürlich auf besonderen Kulturen<br />
gezüchtet, wie Kefir oder Joghurt auch,<br />
aber mit Kult klingt es einfach besser, zwingend –<br />
kultig –, und damit haben wir dann eindeutig<br />
einen Gipfel moderner Sprechkultur erreicht.<br />
(Anmerkung für Etymologen: Kult kommt von<br />
lat. cultus [deorum] = Götterverehrung, aus colee =<br />
bebauen/pflegen, auch geistig pflegen.)<br />
Unter allen Gipfeln ist Ruh’;<br />
In allen Wäldern hörest du<br />
Keinen Laut!<br />
Die Vögelein schlafen im Walde;<br />
Warte nur! Balde, balde<br />
Schläfst auch du!<br />
Horst Dinter<br />
Nur hatte ich die Frage offensichtlich falsch gestellt.<br />
Denn es kann kein Plagiat sein. Als Autor<br />
dieses Gedichts (Version 1 aus <strong>Heft</strong> 4/2007) galt<br />
Johann Daniel Falk, ein Gastfreund Goethes.<br />
Aber bei meinen nochmaligen Recherchen stellte<br />
ich fest, dass das (auch?) die ursprüngliche Fassung<br />
des Gedichtes sein soll, das Goethe am 6. 9.<br />
1780 (nicht am 7. 9. 1783, wie lange Zeit wegen<br />
des neben den Versen stehenden Datums angenommen<br />
wurde; an dem Tag hatte er die Inschrift<br />
erneuert; wohl weil sie ihm so wichtig<br />
war) an die Bretterwand der Jagdhütte auf dem<br />
Kickelhahn geschrieben hatte, in der er bei seinen<br />
einsamen Wanderungen durch die Natur öfter<br />
übernachtete. An besagtem Septembertag im Jahr<br />
1780 war er auf den »höchsten Berg des Reviers«<br />
gestiegen, »um dem Wuste des Städtchens, den<br />
Klagen, den Verlangen, der unverbesserlichen<br />
Verworrenheit der Menschen auszuweichen«,<br />
und schuf vermutlich aus dieser Stimmung heraus<br />
das Gedicht.<br />
Als die Hütte, die 1870 abgebrannt war, originalgetreu<br />
wieder aufgebaut worden war, wurde
die folgende Wiedergabe seiner Inschrift angebracht<br />
(die anscheinend nicht dem Original entspricht):<br />
Über allen Gipfeln ist Ruh,<br />
In allen Wipfeln spürest du<br />
Kaum einen Hauch.<br />
Es schweigen die Vöglein im Walde;<br />
Warte nur, balde<br />
Ruhest du auch.<br />
Falk schrieb die folgenden Verse als 1. Strophe<br />
des Wanderers Nachtlied in Anlehnung an Goethe:<br />
Unter allen Wipfeln ist Ruh;<br />
in allen Zweigen hörest du<br />
keinen Laut,<br />
die Vöglein schlafen im Walde:<br />
warte nur, warte nur, balde, balde,<br />
schläfst auch du!<br />
Nach eigenen Angaben hat er sie 1817 geschrieben,<br />
er könnte aber die Umdichtung von Hauch<br />
in Laut schon einige Jahre eher, also zu Heinrich<br />
von Kleists Lebzeiten, vorgenommen haben.<br />
Denn von Kleist stammt diese Version (Version 2<br />
aus <strong>Heft</strong> 4/2007):<br />
Unter allen Zweigen ist Ruh,<br />
In allen Wipfeln hörest du<br />
Keinen Laut.<br />
Die Vögelein schlafen im Walde,<br />
Warte nur, balde<br />
Schläfest du auch!<br />
Er hatte das Gedicht ohne Angabe von Ort und<br />
Datum auf einem Zettel notiert. Die Kleistforschung<br />
geht davon aus, dass es nicht vor 1805<br />
entstanden ist, da Kleist seine Handschrift damals<br />
umgestellt hatte. Er wird es aber auch nicht<br />
1808 als »Gegengedicht« oder gar Polemik gegen<br />
Goethe geschrieben haben, weil dieser die Uraufführung<br />
des Zerbrochenen Krugs am 2. 3. 1808 am<br />
Weimarer Theater durchfallen ließ (siehe die<br />
Wendung »Warte nur, balde/Schläfest du auch!«<br />
als Todesdrohung gegen Goethe …). Es könnte ja<br />
sein, dass Kleist sich an die genaue Version nicht<br />
mehr erinnert hatte. Aber er hat die Jagdhütte nie<br />
besucht, und in Goethes Werken ist das Gedicht<br />
erst 1815, vier Jahre nach Kleists Freitod, erschienen.<br />
Falk und Kleist wiederum sind sich im<br />
Sommer 1803 in Dresden begeg<strong>net</strong>.<br />
Kannte daher Kleist die Verse? Kaum. Aber<br />
woher dann? Lange nahm man an aus der von<br />
August von Kotzebue herausgegebenen Zeitschrift<br />
Der Freimütige, oder Berlinische Zeitschrift<br />
für gebildete, unbefangene Leser, in er in jedem <strong>Heft</strong><br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 30<br />
gegen Goethe giftete. Am 20. 5. 1803 hatte er<br />
Goethes Verse in einer Übersetzung aus der englischen<br />
Zeitschrift The Monthly Magazine anonym<br />
mit der Variante Vögel statt Vöglein veröffentlicht<br />
(die dritte Version aus <strong>Heft</strong> 4/2007):<br />
Über allen Wipfeln ist Ruh<br />
In allen Zweigen hörst du<br />
Keinen Hauch;<br />
Die Vöglein schlafen im Walde,<br />
Warte nur, balde<br />
Schläfst du auch.<br />
Aber inzwischen ist man fündig geworden. Denn<br />
der Autor des vom Monthly Magazine aus dem<br />
Deutschen übersetzten Artikels war der Schriftsteller<br />
und Philosoph Joseph Rückert, der das<br />
Gedicht bereits im September 1800 in einem<br />
Aufsatz unter dem Titel Bemerkungen über Weimar<br />
in drei Lieferungen in der Zeitschrift Genius der<br />
Zeit veröffentlicht hatte.<br />
Haben also Kotzebue beziehungsweise Rückert<br />
Goethes Verse »verballhornt«? Anderseits könnte<br />
diese Version auch beim Hin- und Herübersetzen<br />
aus dem Deutschen ins Englische und wieder zurück<br />
entstanden sein. Woher Joseph Rückert die<br />
Verse, die zu seinen Lebzeiten nicht gedruckt<br />
waren, die Verse kannte, ist (bisher) unbekannt.<br />
Die Gelehrten streiten also nicht darüber, ob das<br />
Gedicht ein Plagiat ist, sondern wer warum<br />
wann was geschrieben hat.<br />
Nach dem ganzen Durcheinander mit »Unter«<br />
und »Über«, mit »Wipfeln«, »Gipfeln« und<br />
»Zweigen«, »Laut« und »Hauch« und Ausrufezeichen<br />
hier noch einmal Goethes Gedicht Ein<br />
gleiches*:<br />
Über allen Gipfeln<br />
ist Ruh,<br />
In allen Wipfeln<br />
Spürest du<br />
kaum einen Hauch;<br />
Die Vöglein schweigen im Walde.<br />
Warte nur, balde<br />
Ruhest du auch.<br />
Um die Frage zu beantworten, warum die Verse<br />
Ein gleiches heißen: 1776 hatte Goethe das Gedicht<br />
Wandrers Nachtlied geschrieben, dem er<br />
Über allen Gipfeln ist Ruh … gleichsam als Antwort<br />
gegenüberstellte:
Der du von dem Himmel bist,<br />
Alles Leid und Schmerzen stillest,<br />
Den, der doppelt elend ist,<br />
Doppelt mit Erquickung füllest,<br />
Ach! ich bin des Treibens müde!<br />
Was soll all der Schmerz und Lust?<br />
Süßer Friede:<br />
Komm, ach komm in meine Brust!<br />
In diesem Gedicht drückt Goethe die Sehnsucht<br />
des an der Unvollkommenheit der Welt leidenden<br />
Wanderers nach Ruhe aus, in Ein gleiches ist<br />
das Leiden nicht mehr das Thema, sondern die<br />
Erlösung davon: Das »Treiben« wird zur »Ruh«.<br />
Goethe hatte beim Druck seiner Werkausgabe<br />
1815 bestimmt, dass die beiden Gedichte immer<br />
zusammen gedruckt werden. Nur wurde das<br />
zweite Gedicht immer wieder unautorisiert abgedruckt,<br />
und wurde so zum berühmtesten Gedicht<br />
der deutschen Sprache … (Die heute per Abmahnung<br />
so bekämpfte ungenehmigte Verbreitung<br />
von Gedichten und Texten im Inter<strong>net</strong> hat also<br />
nicht nur Nachteile.)<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 31<br />
Aber noch einmal zurück zum Sprachrätsel: Johannes<br />
Daniel Falk ist auch der Verfasser von O<br />
du fröhliche.<br />
* Es gibt eine Anekdote zu dem Gedicht: Goethe<br />
wurde Jahre später, am 27. 8. 1831, also am Vorabend<br />
seines 82. Geburtstags, ein besonderer<br />
Wunsch erfüllt: Er fuhr mit dem Berginspektor<br />
Mahr auf den Kickelhahn, um sich das Gedicht<br />
anzuschauen. Er war sehr ergriffen, wie Mahr berichtet:<br />
»Goethe überlas diese wenigen Verse,<br />
und Tränen flossen über seine Wangen. Ganz<br />
langsam zog er sein schneeweißes Taschentuch<br />
aus seinem dunkelbraunen Tuchrock, trock<strong>net</strong>e<br />
sich die Tränen und sprach in einem sanften,<br />
wehmütigen Ton: ›Ja, warte nur, bald ruhest du<br />
auch!‹, schwieg eine halbe Minute, sah nochmals<br />
durch das Fenster in den düstern Fichtenwald<br />
und wendete sich darauf zu mir, mit den Worten:<br />
»Nun wollen wir wieder gehen!«.<br />
Literatur u. a. www.goethezeitportal.de/index.php?id=2366);www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=8927&ausgabe=200601<br />
Nachlese zum Jahrestreffen der IGdA 2007<br />
»Wolfram von Eschenbach legt Wert darauf, von<br />
den Damen am Hofe als Ritter, nicht als schützender<br />
Minnesänger und Bücherschreiber geschätzt<br />
zu werden.« So lese ich mit großem Interesse<br />
im eindrucksvollen Museum von Wolframs-<br />
Eschenbach. Und weiter: Ȇber Damen und<br />
übers Dichten traut er sich ein Urteil zu. Für edle<br />
Damen will er kämpfen, und sie allein sollen<br />
auch über ihn urteilen. Gegen die Leichtfertigen,<br />
die mit den losen Sitten, beißt sein Spott wie eine<br />
Zange. Eine von denen hat ihn einst gekränkt.<br />
Damals hat ihm Frau Minne nicht geholfen.«<br />
D A M E N V O M H O F E<br />
Die eigene Frau nennt Wolfram (so steht’s geschrieben)<br />
nicht frouwe – edle Dame –, sondern<br />
wip, mit dem alten Wort für die »liebe Frau«. Er<br />
sagt im Willehalm, dass er gerne mit ihr schläft.<br />
Aber er möchte sie lieber nicht in diese dekadente<br />
höfische Gesellschaft mitnehmen, auf deren<br />
Applaus er angewiesen ist.<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Wenn ich das<br />
auf unsere Tagung in Wolframs-Eschenbach<br />
übertrage und mir Bilder aus der Damalszeit und<br />
der Jetztzeit ansehe, dann amüsiere ich mich<br />
köstlich. Und ich hoffe, Sie auch:
Das sind Frauen, die man vor dem falschen Beifall<br />
der höfischen Gesellschaft schützen sollte.<br />
Und diese Frauen?<br />
Da sind aber schon (ob) zu ihrem Schutze die<br />
Männer dabei!<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 32<br />
Und diese Frau, die uns das Loblied auf die Minne<br />
und den Ritter Wolfram singt (und ihren<br />
Mann meint) ist heute im Stadtrat (der CSU):<br />
In Wolframs-Eschenbach zeigte sich – manchmal<br />
–, dass es wohl noch immer an der Tagesordnung<br />
ist, wenn »man/n« allein entscheidet. Aber es<br />
zeigte sich auch, dass »frau« – also wip – die liebe<br />
Frau – sehr eigensinnig und selbstherrlich sein<br />
kann. Da frage ich mich, als heutige »Gesellschafterin«<br />
(eigenständig), ob sich überhaupt etwas in<br />
all den Jahren – immerhin so circa achthundert<br />
Jahre in Bezug auf die Weiblichkeit und ihr Vorhandensein<br />
in der Gesellschaft getan hat. Höfische<br />
Gesellschaft ist out, aber diplomatische, katzenfreundliche,<br />
schmeichlerische ist in. Ob man<br />
das eine verlogene Gesellschaft nannte? Ich weiß<br />
es nicht, ich weiß es auch für das Heute immer<br />
noch nicht. Aber heute gibt es einen lebenden<br />
Zeitzeugen in Wolframs-Eschenbach, der nicht<br />
nur über Wolfram und sein Werk, sondern auch<br />
über den Ort und seine Einwohner/innen viel zu<br />
erzählen hatte. Und – höfisch – war er auch, galant<br />
und gepflegt, und für seine »Waltraute«, die<br />
– in der Dichtung – uneheliche Tochter von Zeus<br />
Abenteuer mit Erda – »sang« er wirklich sein<br />
dichterisches Lied vom Ritter; zu Hause ließ er<br />
sein Weib auch nicht.<br />
Und unsere Frauen? Sie kamen allein oder mit<br />
Partner, oder der Dichter brachte sein wip mit,
und sie schienen sich wohlzufühlen in dieser Gesellschaft,<br />
die eigentlich eine Gemeinschaft ist,<br />
eine Gemeinschaft deutschsprachiger Autoren,<br />
die mit Wort und Sinn, mit Lust und Laune und<br />
mit viel Engagement besonders das mögen, was<br />
ihnen aus dem Bauch in den Mund fließt ... wie<br />
gebratene Tauben. Ach nein, das ist schon wieder<br />
eine andere Dichtung aus Märchen der Gebrüder<br />
Grimm.<br />
Manchmal ist das auch miteinander zu vergleichen<br />
... sinngemäß wohlgemerkt; und märchenhaft<br />
versprechen manche Texte den Himmel<br />
oder ein Stückchen davon. Und manche auch die<br />
Hölle. Wir aber, wir frouwe von heute (hück =<br />
kölsch), wir sind so frei und dürfen sagen, was<br />
uns gefällt und was nicht, und wir dürfen<br />
schweigen (falls wir können!), ehe wir verletzen.<br />
Manch eine/r von uns kann das und manch<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 33<br />
eine/r kann es nicht. Und manchmal ist es<br />
peinlich und manchmal lächerlich, und ob das<br />
ritterlich ist oder nicht: ich tendiere zu schwesterlich<br />
und bin froh, in einer Demokratie zu leben.<br />
Ob ich nun einen Protestsong schreibe oder ein<br />
Liebeslied, habe ich ganz allein zu verantworten.<br />
Und so grüße ich die, die einmal die Luft<br />
einer jahrhundertalten-jungen Denkweise von<br />
Liebe und Leid und Wort und Unwort geschnuppert<br />
haben. Schließlich lebte der Ritter Wolfram<br />
so ungefähr von 1180 bis 1220.<br />
Wolframs-Eschenbach, die Damen »vom Hofe«<br />
und die Herren nebst Bürgermeister »von<br />
heute« – sie leben hoch!<br />
S I E G E R G E S C H I C H T E<br />
D E S 1 . N A C H W U C H S P R E I S E S D E R I G D A<br />
Hannah König<br />
A<br />
ls Kinder haben wir beide im Gras gelegen.<br />
Ich bin mit den Fingern durch dein<br />
schwarzes Haar gefahren, und du hast<br />
meine Lider geküsst und gesagt, dass du mich<br />
liebst.<br />
Aber das ist tausend Jahre her, und jetzt sitzt<br />
du mir gegenüber, und deine blauen Augen sind<br />
so leer und kalt wie der See, in dem wir früher<br />
gebadet haben.<br />
Ich will deine Hand nehmen, aber du ziehst<br />
sie weg. Kannst du dich nicht mehr erinnern?<br />
Weißt du nicht mehr, wie unsere Kleider nass<br />
waren, weil wir uns in den Morgentau am Waldrand<br />
warfen? Weißt du nicht mehr, wie das Gras<br />
an unseren Armen und Beinen klebte und wie<br />
scharfe Kanten deine Finger blutig schlitzten? Ich<br />
weiß es noch immer. Wie ich deinen Finger zu<br />
meinen Lippen führte und den Blutstropfen damit<br />
fing. Ich weiß noch, wie du schmeckst, wie<br />
du riechst, wie sich deine Haut anfühlt. Du hast<br />
all das vergessen.<br />
Deine Augen starren kalt und blau, und deine<br />
Hand liegt verkrampft auf dem Tisch. Du willst<br />
G R A S<br />
Waltraud Weiß<br />
etwas sagen, aber deine Lippen bleiben schmal<br />
und zusammengepresst.<br />
Ich weiß noch, wie wir unsere Kleider ans<br />
Ufer warfen und das Wasser eiskalt gegen unsere<br />
Beine schlug, als wir uns hinein fallen ließen.<br />
Und als unsere Münder sich berührten, waren<br />
deine Lippen zart und sanft. Sie waren nicht<br />
schmal. Dein Gesicht war entspannt und glücklich.<br />
Jetzt siehst du starr und leblos aus … nichts<br />
ist mehr übrig.<br />
Wir lagen im Gras, den Blick zum Himmel,<br />
der rötlich golden über uns hing und das Gras<br />
unter uns in schimmerndes Licht tauchte. Die<br />
Wassertropfen perlten silbrig von deinem nassen<br />
Haar. Deine Augen waren tief und blau und die<br />
einzige Wahrheit, an die ich glaubte. Jetzt sind<br />
sie fremd und einsam. Ich erkenne dich nicht.<br />
»Lass uns reden!«, sage ich und versuche<br />
stark zu klingen, so, als wäre ich ebenso kalt wie<br />
du. Aber meine Stimme zittert, und ich weiß,<br />
dass meine Augen bläulich schimmern, als wollten<br />
sie wie unser See aus seinen Ufern brechen.
Du wendest dein Gesicht von mir ab. Aber du<br />
kannst dich nicht gegen das wehren, was gesagt<br />
werden muss.<br />
»Es geht nicht mehr«, presst du hervor und<br />
schweigst, als wären es die letzten Worte, die du<br />
jemals an mich richten kannst.<br />
»Aber früher …«, setze ich an und verstumme.<br />
Du hast den Kopf ruckartig in meine Richtung<br />
gedreht, und plötzlich liegt wieder Gefühl<br />
in deinen Augen: Hass. Wut. Angst? Ich weiß es<br />
nicht. Du bist mir so fremd.<br />
Du willst nichts mehr von früher hören. Früher<br />
ist vorbei. Gestern soll gestern bleiben. Heute<br />
ist alles anders.<br />
»Warum tust du mir das an?«, flüstere ich.<br />
Du schweigst. Dann atmest du tief ein, und<br />
ich denke daran, wie du die Pusteblumen aus<br />
meiner Hand geblasen hast.<br />
»Ich möchte Kinder«, sagst du schließlich,<br />
und ich versuche zu verstehen. Dann fange ich<br />
an zu lachen. »Kinder?«, lache ich, »Kinder?«<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 34<br />
Ich will Kinder mit dir. Das wollte ich immer.<br />
Ich lag auf dem Rücken im Gras und hielt deine<br />
Hand, und ich wollte, dass du der Vater meiner<br />
Kinder bist. Ich schwamm neben dir im See, ich<br />
küsste jede Stelle deines Körpers und ich wollte,<br />
dass du der Vater meiner Kinder bist.<br />
Aber du lächelst nicht.<br />
»Wir können keine Kinder miteinander bekommen,<br />
und das weißt du. Es geht nicht. Du<br />
weißt, dass es nicht geht, verdammt.«<br />
Und der See läuft über und das Wasser quillt<br />
über die Ränder meiner Augen. Ich denke daran,<br />
wie wir im Gras lagen, wie du meine Tränen getrock<strong>net</strong><br />
und mich in deine Arme genommen<br />
hast.<br />
Aber du stehst auf, drehst dich um, lässt die<br />
Tür hinter dir offen. Und du bist so fremd, dass<br />
ich nicht glauben kann, dass du mein Bruder bist.<br />
(Weitere Texte der Preisträger werden in den nächsten <strong>Heft</strong>en der aktuell abgedruckt.)<br />
Kategorie Lyrik: 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmer,<br />
18 bis 23 Jahre, eingereicht wurden 100<br />
Gedichte.<br />
Das sind die Eckdaten. Der Preis wurde erstmalig<br />
in Wolframs-Eschenbach vergeben, wo wir<br />
– die IGdA – Jahreshauptversammlung hatten,<br />
aber vor allem unser vierzigjähriges Bestehen feierten.<br />
Es wurde Lyrik und Prosa gewertet, jeder<br />
Teilnehmer, jede Teilnehmerin konnten 1 bis 3<br />
Gedichte einreichen. Alle Texte waren anonymisiert,<br />
hatten also ein Kennwort.<br />
Ich kann nur über die Auswahl der Gedichte<br />
berichten. Wir waren immer zu dritt, Christian<br />
Brüning aus Köln, Renate Weidauer und Karl-<br />
Heinz Schreiber für jeweils einen Teil der Gedichte<br />
und ich, die auch für die Organisation und<br />
Auswertung der Beurteilungsbögen der Jurorinnen<br />
und Juroren zuständig war.<br />
Es war eine neue Erfahrung für mich, aber<br />
auch eine, die mir als Verlegerin gut tat.<br />
Ich muss sagen: Die Auswahl und die jeweilige<br />
Begründung der Juroren und Jurorinnen hat<br />
mich überrascht, manchmal auch amüsiert,<br />
manchmal auch gewundert. Ich bin zu der Überzeugung<br />
gekommen beziehungsweise hat sich<br />
P R E I S V E R D Ä C H T I G<br />
meine Überzeugung der subjektiven Begrenzung<br />
bewahrheitet, dass jeder nur das beurteilen kann,<br />
was und in wie weit er dieses Gebiet beherrscht,<br />
also so weit, wie seine Nasenspitze reicht oder<br />
sein Suppentellerrand geht. Trotzdem oder gerade<br />
deswegen finde ich genau diese Aus-Wahl<br />
gerecht oder sogar weise. Die Welt der Kunst ist<br />
immer eine subjektive Erkenntnis, sie ist aber<br />
auch ein Format, das sich ändert, bildet oder das<br />
stagniert. In diesem Rahmen kann sich alles bewahrheiten,<br />
was sich literarisch, malerisch, musikalisch<br />
umsetzen lässt. Natürlich gibt es Grenzen,<br />
die anerkannterweise weltweite Gültigkeit<br />
haben. Aber auch diese sogenannte Wahrheit<br />
(Dichtung und Wahrheit hat Goethe schon auseinander<br />
gehalten) ist oft zeitbedingt und daher<br />
auch widerlegbar.<br />
Ich möchte aber heute berichten, wie die Gedichte<br />
beurteilt wurden. Dank des Auswertungsbogen<br />
per Excel ist das gut zu erkennen. Eingeteilt<br />
war der Bogen in:<br />
Kennwort, Titel, Punktvergabe Waltraud, Renate/Karl-Heinz,<br />
Christian – Punkte insgesamt/<br />
Preiswürdig (ja, nein, vielleicht) lt. Waltraud,<br />
Renate/Karl-Heinz, Christian.
Bemerkungen der Juroren und Jurorinnen zu<br />
den einzelnen Gedichten von Waltraud zusammengefasst.<br />
So sah der Bogen aus ...<br />
Ich hatte vorgeschlagen, 6 Punkte für den besten<br />
Text und 0 bzw. 1 für den schlechtesten, also<br />
genau umgekehrt wie in der Schule, zu vergeben.<br />
Und schon beim ersten Text sehe ich folgende Beurteilung:<br />
5 – 2 – 5 (also zweifache Einigkeit).<br />
Und dann 3 – 2,5 – 3 (also wieder zweifache<br />
Einigkeit). Aber es gibt auch 1 – 0 – 4 – auch<br />
zweifache Einigkeit.<br />
Und so geht es bei fast allen Texten – selten<br />
eine Übereinstimmung, auch bei der Begründung<br />
sind wir uns selten einig, der eine meint: Thema<br />
verfehlt, die andere sagt: könnte was werden; erzwungen;<br />
nichtssagend; weniger wäre mehr; es fehlt<br />
was, aber auch überlegenswert; Kern gut …<br />
Letzten Endes sagen aber alle in der Spalte<br />
»Preiswürdig« immer wieder fast einstimmig<br />
»Ja« oder (eher öfter) »Nein«. Deshalb wunderte<br />
es mich oder auch nicht, dass wir bei dem Sieger<br />
alle einer Meinung waren.<br />
Ich muss sagen: Eine Siegerin! Das Gedicht<br />
Leben, Leben hat 18 Punkte und »ja!!! – ja – ja« =<br />
dreimal »Preiswürdig ja« erhalten, und zur Begründung<br />
steht dort »beste Sprache/Inhalt/<br />
Stil«.<br />
Auch die anderen Texte der Autorin, Terrat de<br />
Barcelona und Die Welt zu Füßen haben 14 bezie-<br />
Aus einem Zwischenbericht zu einem Literaturwettbewerb:<br />
»Wir haben uns für Texte entschieden, die durch ihre<br />
sprachliche Genauigkeit auffielen, ihre unbestechliche<br />
Formulierung, die vom ersten Wort bis zum letzten<br />
Satzzeichen markant war.«<br />
Den Siegern gratuliere ich jetzt schon herzlich.<br />
Denn das klingt ja geradezu nobelpreisverdächtig.<br />
Ein bisschen bin ich allerdings ins Grübeln<br />
gekommen. Eine bescheidene Frage, gibt es solche<br />
Texte? Ohne Lektorat? Ohne dass ein Satz, ja<br />
Wort, ja Satzzeichen geändert werden müssen?<br />
Und was bedeutet »sprachliche Genauigkeit (=<br />
Bedeutungsgenauigkeit)?« – So langsam habe ich<br />
das Gefühl, dass der Begriff zur Phrase geworden<br />
ist. Gern benutzt, ohne genau zu wissen, was<br />
er bedeutet. – Was ist eine »unbestechliche Formulierung«,<br />
die dazu auch noch durchgehend<br />
vom sozusagen ersten Buchstaben bis zum letz-<br />
P R E I S W Ü R D I G<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 35<br />
hungsweise 17 Punkte und die Bemerkung Favorit.<br />
Es gibt einen weiteren Bewerber mit 18 Punkten,<br />
und zwar Sören Helm mit seinem Text Kilimandscharo,<br />
der allerdings nicht von allen Juroren<br />
und Jurorinnen als preiswürdig erachtet wurde.<br />
Es sind immerhin unter 44 Bewerbern zwei mit<br />
sehr guten Gedichten dabei. Die Siegerin in der<br />
Sparte Lyrik hat drei Gedichte eingereicht, die alle<br />
unter die besten zehn kamen. Ich finde das beachtlich<br />
und keineswegs mager.<br />
Mein Resümee zu diesem Wettbewerb, der<br />
mich viel Zeit und Nerven gekostet hat, ist jedoch<br />
ein positives:<br />
• Es gibt Interesse an Literatur.<br />
• Es gibt Interesse von jungen Menschen an<br />
Literatur.<br />
• Es gibt junge Menschen, die sich nicht nur<br />
über die Liebe äußern, sondern eine lebendige<br />
Gedankenwelt zeigen, die hoffen<br />
lässt.<br />
• Es gibt den Nachwuchs, der die Demographie<br />
der Literatur belebt.<br />
Ob mir die »Auslese« schmeckt oder nicht – das<br />
ist Geschmackssache. Und darüber sollte man –<br />
bekanntlich – nicht streiten.<br />
Waltraud Weiß<br />
ten Satzzeichen »markant« ist? Gibt es bestechliche<br />
Formulierungen? Müssen in einem auszeichnungswürdigen<br />
Text jedes einzelne Wort, ja jedes<br />
einzelne Satzzeichen markant = auffallend, ausgeprägt,<br />
hervorstechend, ausdrucksvoll, einprägsam,<br />
frappant (lt. Thesaurus von MS Word) sein? Überfordert<br />
das nicht den Leser?<br />
Und ich gratuliere natürlich auch den Ausrichtern,<br />
dass sie über zwanzig Texte bekommen<br />
haben, die perfekt sind. Bei meinen bisherigen<br />
Tätigkeiten als Jurorin war das leider nicht der<br />
Fall.<br />
Einen Glückwunsch auch den Jurorinnen und<br />
Juroren, weil sie in der glücklichen Lage sind,<br />
aus perfekten Texten die Siegertexte herauszusuchen.<br />
Aber ich beneide sie nicht bei ihrer Aufgabe.<br />
Wie will man aus Texten, die vom ersten<br />
Wort bis zum letzten Satzzeichen perfekt sind,<br />
die perfektesten Texte auswählen? – Kann man<br />
das Wort perfekt = bestmöglich, optimal, fehlerlos<br />
steigern? Formal ja, aber kann etwas optimaler
als optimaler oder fehlerloser als fehlerlos sein?<br />
Kann etwas trockener als trocken sein? In dem<br />
Zusammenhang: Ich habe eine gute Seite für Synonyme<br />
gefunden: www.wie-sagt-man-noch.<br />
de/synonyme/ und den Blog von Dr. Bopp, der<br />
Fragen zur deutschen Sprache beantwortet:<br />
www.canoo.<strong>net</strong>/blog/. Sehr zu empfehlen ist<br />
auch www.korrekturen.de/forum/.)<br />
Und was ist das perfekte letzte Satzzeichen?<br />
Da gibt es nur den Punkt. Mit einem Fragezeichen<br />
enden, ist ungewöhnlich, aber vielleicht<br />
noch erlaubt, aber Ausrufezeichen haben in<br />
einem perfekten Text nichts zu suchen. Die drei<br />
Auslassungspunkte am Ende eines Satzes »…«<br />
auch nicht (obwohl ich sie gern schreibe …). Zu<br />
oft in einem Text verwendet, gelten sie als Denk-<br />
oder Schreibfaulheit des Autors. Der Autor soll<br />
sagen, was er zu sagen hat, ohne »punktuelle«<br />
Andeutungen.<br />
Also, liebe Mitglieder, denken Sie bei Ihren<br />
nächsten Einsendungen zu Anthologien und<br />
Wettbewerben an unbestechliche, markante,<br />
sprachgenaue Formulierungen und Satzzeichen,<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 36<br />
damit aus Ihrem perfekten Text der perfekteste<br />
wird.<br />
Jutta Miller-Waldner<br />
Haben Sie auch interessante Erfahrungen mit<br />
Wettbewerben oder Anthologieeinreichungen gemacht?<br />
Ich drucke sie gern ab.<br />
Aus einem Interview von Titus Müller von der<br />
Federwelt mit Dr. Martin Hielscher (Programmleiter<br />
Literatur, Verlag C. H. Beck) auf die Frage,<br />
warum Manuskripte scheitern:<br />
Sie scheitern letztlich daran, dass sie eben nicht<br />
hundertprozentig gut sind, nicht zwingend notwendig,<br />
dass ihnen dann doch etwas fehlt,<br />
sprachlich, strukturell, von der Geschichte her,<br />
dass das, was man daran dann noch nicht so gelungen<br />
findet, schwerer wiegt als das Gelungene.<br />
Die meisten Lektoren haben eben eine recht eng<br />
begrenzte Zahl von Plätzen zur Verfügung und<br />
müssen zwangsläufig eine strenge Auswahl treffen.<br />
A D V E N T S K A L E N D E R D E R I G D A<br />
Die IGdA stellte 2007 das erste Mal einen Adventskalender ins Netz und bat überregional um Einsendungen<br />
dazu. Die schönsten Gedichte hatte Waltraud Weiß, die den kleinen Wettbewerb betreute, hinter<br />
23 Türen versteckt, das allerschönste erschien am 24. Dezember und war von Birgit Bauer aus<br />
Abensberg (wir werden es in der Weihnachtsausgabe der aktuell vorstellen). Dieses Jahr wird wieder<br />
ein Adventskalender eingerichtet. Waltraud Weiß, Immendorfer Weg, 50829 Köln, oder adventskalender<strong>2008</strong>@<strong>igda</strong>.<strong>net</strong>,<br />
freut sich auf Ihre Gedichte!<br />
Das muss man dem Frühling hoch anrechnen: Jedes Jahr besingen ihn die Dichter, und trotzdem<br />
kommt er immer wieder. (Karl Valentin)
B Ü C H E R T I S C H<br />
Sandy Green: Schwebende Stille. Haiku. <strong>2008</strong>. ISBN 9783837016451.<br />
Maria Sassin: Mohrles fantastische Abenteuer. Edition Wendepunkt <strong>2008</strong>.<br />
Salvatore Pisciotta: Bitte lesen Sie: Mit Ernst und Lust. Edition IGdA <strong>2008</strong>, 74 S. ISBN 3890142850.<br />
L I T E R A T U R Z E I T S C H R I F T E N<br />
M I T S P I T Z E R F E D E R B E T R A C H T E T<br />
VEILCHEN<br />
Wer die Literaturzeitschrift Veilchen in die Hand<br />
nimmt, darf sich nicht vom ersten Eindruck des<br />
äußeren Erscheinungsbildes täuschen lassen. Zu<br />
mutmaßen, dass hier die Professionalität fehlt,<br />
stellt sich beim Lesen sehr schnell als grundlegender<br />
Irrtum heraus. Unverkennbar handelt es<br />
sich beim Veilchen um ein privates Projekt, das<br />
sehr ernsthaft, mit viel Liebe und äußerst zuverlässig<br />
betrieben wird. Dafür spricht, dass die<br />
Zeitschrift seit nunmehr fünf Jahren, in vierteljährlichem<br />
Rhythmus, regelmäßig erscheint. Bewundernswert<br />
ist, dass ohne ein übermäßiges<br />
Geldpolster und ohne Zuschüsse eine gute Literaturzeitschrift<br />
gemacht werden kann. Obwohl<br />
von der Höhe der Auflage her scheinbar für<br />
einen kleinen elitären Leserkreis gemacht, sind<br />
neue Leser willkommen. Als besonderer Service<br />
können ältere Ausgaben von der Website als pdf-<br />
File herunter geladen werden.<br />
Veilchen bietet allen, die gern schreiben und<br />
lesen eine wichtige Kommunikationsplattform.<br />
Dabei ist es ein besonderes Anliegen der engagierten<br />
Herausgeberin Andrea Herrmann, vor<br />
allem noch unbekannten Nachwuchsschriftstellerinnen<br />
und -schriftstellern eine Chance zu geben<br />
und deren Texte vorzustellen.<br />
Die ausgewogene Form der anspruchsvollen<br />
Kurzgeschichten und Gedichte spricht für sich.<br />
Es fällt auf, dass kein spezielles Genre bevorzugt<br />
wird, sondern dass die Zeitschrift durch eine<br />
bunte Mischung besticht. Interessanter Inhalt gepaart<br />
mit handwerklichem Können sind Voraussetzungen,<br />
um in die nähere Auswahl zu kommen.<br />
In den <strong>Heft</strong>en finden sich immer wieder<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 37<br />
Gustostücke, die etwas ganz Besonderes sind.<br />
Von Zeit zu Zeit finden sich Artikel der Herausgeberin,<br />
die sich mit dem grundlegenden Thema<br />
Schreiben beschäftigen und angehenden Autoren<br />
gute Tipps geben.<br />
Ein weiterer wichtiger Bestandteil jeder Ausgabe<br />
ist der Rezensionsteil. Hier werden nicht<br />
nur von der Herausgeberin selbst Bücher von<br />
Autoren und Autorinnen vorgestellt, die vom<br />
etablierten Literaturbetrieb aufgrund zu geringer<br />
Auflagenhöhe und mangels fehlender Werbemaßnahmen<br />
kaum beachtet werden. Detaillierte<br />
Hinweise auf ausgewählte Literaturwettbewerbe<br />
runden die Informationsfülle ab.<br />
Bleibt noch zu erwähnen, dass das Cover jeder<br />
Ausgabe von einem Grafiker oder Künstler<br />
gestaltet wird. Beiträge mit bis zu vier Normseiten<br />
sind jederzeit willkommen.<br />
Dass das Veilchen inhaltlich längst den Kinderschuhen<br />
entstiegen ist und nicht mehr auf leisen<br />
Sohlen heimlich den Literaturblätterwaldweg<br />
entlang geht, ist erkennbar. Mein persönlicher<br />
Wunsch ist, dass das äußere Erscheinungsbild<br />
sich dem professionellen Inhalt anpasst und die<br />
Herausgeberin auch mal über eine ISSN nachdenkt.<br />
Veilchen. Hrsg.: Andrea Herrmann. Red.: Bismarckstr. 29,<br />
69198 Schriesheim, webmasterin@geschichten-manufaktur.<br />
de. 2,50 Euro, DIN-A4, ca. 26 S., 4 <strong>Heft</strong>e im Jahr, Aufl. 60<br />
Printexemplare, ca. 50 Downloads. Gründung: 2003. Veröffentlicht:<br />
Prosa, Lyrik, Rezensionen und Termine. Hinweise<br />
für Autoren: Zusendungen sind erwünscht. www.<br />
geschichten-manufaktur.de/veilchen.html<br />
Georg Walz<br />
W O H I N M I T M E I N E N T E X T E N : L I T E R A T U R A G E N T U R E N<br />
THOMAS SCHLÜCK – AGENTUR FÜR LITERATUR<br />
UND ILLUSTRATION<br />
Die Thomas Schlück GmbH repräsentiert Verlage<br />
wie St. Martin’s Press (USA), Simon & Schuster<br />
(UK) und Warner Books (USA), Agenturen wie
Writers House (USA), MBA (UK) und RDC (Spanien)<br />
und dadurch auch viele deutsche Autoren<br />
wie Andreas Eschbach, Prof. Meinhard Miegel<br />
oder Robert Gernhardt. Zur Kontaktaufnahme<br />
wird verlangt: ein Brief, in dem Sie etwas von<br />
sich erzählen und der gegebenenfalls eine Werkbibliographie<br />
enthält. Wenn noch nichts von Ihnen<br />
veröffentlicht worden ist, sind folgende Informationen<br />
sehr wichtig: Welche Verlage haben<br />
Ihre Manuskripte bisher geprüft? Haben Sie<br />
schon mit einem anderen Literaturagenten zusammen<br />
gearbeitet? In welches literarische Genre<br />
ist Ihr Buch einzuordnen? Wie umfangreich ist<br />
das Manuskript? Wenn es sich um ein Sachbuch<br />
handelt: gibt es vergleichbare Titel, die schon<br />
veröffentlicht worden sind? Ein Exposé (max. 3<br />
DIN-A4-S.) und eine Leseprobe (etwa 20 Seiten).<br />
Fügen Sie Rückporto bei, damit im Falle einer<br />
Absage die Unterlagen zurückgeschickt werden<br />
können. Bei der Vielzahl von eingesendeten Manuskripten<br />
kann bei einer Ablehnung keine<br />
detaillierte Begründung gegeben werden.<br />
Kontakt: www.schlueckagent.com/ index.php3?pcid=<br />
3&pdid=24&sessid=f32f4a1119233e112cecf771 oder<br />
Thomas Schlück GmbH, Hinter der Worth 12, 30827<br />
Garbsen, Tel. 5131/497560, Fax 5131/497589.<br />
Die integrative Theatergruppe Die Schattenspringer<br />
in Freiburg/Breisgau, der seit 1999 auch Stefan<br />
Boris Birk angehört, feiert in diesem Jahr ihr<br />
10-jähriges Bestehen. Derzeit proben sie William<br />
Shakespeares Ein Sommernachtstraum unter der<br />
Regie von Wolfgang Kapp. Premiere wird am 29.<br />
10. <strong>2008</strong> im Vorderhaus in Freiburg sein.<br />
Jutta Miller-Waldners Gedicht Frohe Weihnachten<br />
wurde in die Materialien für den katholischen<br />
Religionsunterricht des Religionspädagogischen<br />
Portals der katholischen Kirche in Deutschland(rpp-katholisch.de/Home/tabid/36/Default.aspx)<br />
aufgenommen. (Anmerkung: Ich erfuhr<br />
davon durch Zufall, da ich nicht um Abdruckerlaubnis<br />
gefragt wurde. Ich kann es mir noch nicht einmal<br />
ansehen, weil man sich dazu registrieren muss. Es ist<br />
wohl so wie beim Abdruck in Schulbüchern: Es geht<br />
um die Ehre, und da wird man nicht lange gefragt.<br />
Zumindest die Quelle ist angegeben: www.jokers.de.<br />
Es gibt unzählige Möglichkeiten, Texte im Inter<strong>net</strong><br />
einzustellen. Ich halte jedoch jokers.de ebenso wie<br />
Lyrikwelt.de für die besten, weil sie die Gedichte begutachten,<br />
bevor sie sie aufnehmen. Offensichtlich<br />
werden die Gedichte sogar gelesen, was bei über<br />
M I T G L I E D E R B E R I C H T E N<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 38<br />
Achtung: Seit einiger Zeit gibt es seriös erscheinende<br />
Agenturen oder Literaturbüros wie die inzwischen<br />
sang- und klanglos verschwundene Agentur Lindbergh<br />
& Well, die Bücher wie üblich kostenlos vermitteln,<br />
sogar mit Vorschuss in Höhe von rd. 2.000<br />
Euro. Klingt gut, nicht wahr? Bedingung ist aber ein<br />
externes Lektorat (für Rechtschreibung und Grammatik),<br />
das rd. 11.000 Euro kostet. Oder es wird ein Vermittlungsvertrag<br />
abgeschlossen und später(!) wird<br />
das Lektorat verlangt. Auch der Deutsche Literaturverlag<br />
verlangt solch ein externes Lektorat. Aus den<br />
Webseiten ist das nicht ersichtlich, auch nicht zwischen<br />
den Zeilen. Bitte achten Sie genau darauf, was<br />
Sie unterschreiben, auch wenn Sie sich freuen, dass<br />
Ihr Buch endlich vermittelt wurde. Infos finden Sie<br />
unter anderem hier: http://voland-quist.de/verlagsblog/die-schwarzen-schafe-der-branche/204/<br />
und<br />
www.literaturcafe.de/rodja-smolny-lindbergh-wellbauernfaengerei/.<br />
Das Literatur-Café sammelt solche<br />
Fälle (ich übrigens auch – ich habe auch erst durch ein<br />
Mitglied davon erfahren). Bitte wenden Sie sich, falls<br />
Ihnen solche Angebote gemacht werden, an die Redaktion<br />
des Literatur-Cafés, redaktion@literaturcafe.de,<br />
oder miller-waldner@<strong>igda</strong>.<strong>net</strong>. Auch der NDR hat darüber<br />
berichtet: www.literaturcafe.de/rodja-smolnylindbergh-well-ndr-bericht/.<br />
Woran Sie dubiose Agenturen<br />
erkennen, finden Sie auf unserem Blog: www.<br />
<strong>igda</strong>. <strong>net</strong>/ blog/?p=2685.<br />
jmw<br />
23.000 Beiträgen bei jokers und sicher auch vielen bei<br />
der Lyrikwelt (nachzählen mag ich nicht …) erstaunlich<br />
ist.<br />
Liane Presich-Petuelli stellte in Shanghai auf<br />
Initiative und Einladung des österreichischen Generalkonsulates<br />
und der Shanghaier Stadtregierung<br />
gemeinsam mit 4 weiteren Künstlerinnen<br />
ihre Scherenschnitte vor. Bei der festlichen Eröffnung<br />
der Präsentation am 8. 11. 2007 im Beisein<br />
von Presse und Fernsehen sandte sie gemeinsam<br />
mit dem Bariton Hubert Steiner einen musikalischen<br />
Gruß aus Österreich in Form einer kleinen<br />
Schubertiade aus dem Klavier- und Liedwerk des<br />
Meisters.<br />
Maria Sassin wurde auf ngz-online unter dem<br />
Titel Aus Freude am Schreiben vorgestellt. Am 9. 3.<br />
<strong>2008</strong> las sie auf dem 2. Grevenbroicher Lesemarathon<br />
und am 1. 4. <strong>2008</strong> beim ökumenischen Frauenfrühstück<br />
in Rommerskirchen in der Samariterkirche.<br />
Außerdem liest sie etwa alle zwei Wochen<br />
im Altersheim St. Elisabeth, Rommerskirchen.<br />
Für die neue Schulbücherei der Gillbachgrundschule<br />
in Rommerskirchen hat sie die Bücherei<br />
zusammengestellt, Lesewerke katalogisiert
und Regale eingerichtet. Sie betreut die Bücherei<br />
im Rahmen ihrer Literatur-Arbeitsgemeinschaften.<br />
Lore Tomalla ist unter die Liedermacher gegangen.<br />
Ihr Song Lichter von Benijofar erlebte die<br />
Uraufführung bei einer Sendung des Kölner Bürgerfunks.<br />
Das Lied Hévizer Melodie wurde von<br />
Gabriella Hühn-Keller ins Ungarische übersetzt.<br />
Das neueste Lied, die Sonnenschein-Melodie, wird<br />
Zu <strong>Heft</strong> 4/2007<br />
Ganz herzlichen Dank für die Zusendung des<br />
neuen IGdA-Magazins – hatte es schon im Net<br />
entdeckt und mich vorgefreut. Wie immer sehr<br />
interessante Beiträge mit viel Spannweite!<br />
Maria Sassin<br />
Liebes Redaktions-Team, liebe Jutta,<br />
herzlichen Dank für das neue <strong>Heft</strong> in bewährter<br />
Qualität. Ich habe es während einer fiebrigen Erkältung<br />
in aller Ruhe gelesen und mich immer<br />
wieder anregen lassen. Mit Vergnügen habe ich<br />
anhand des Rückblickes vom »Küken« Gabriela<br />
Franze das 40. Jahrestreffen nacherlebt, freue<br />
mich mit Euch über das Gelingen. Auch Irmengard<br />
Hörnings Laudatio auf Ernest-Edmund Keil<br />
finde ich beachtlich. Neues von der Duden-Redaktion<br />
und aus dem Zitatenkästchen werden fast immer<br />
als erstes gelesen. Und dann geht es zur<br />
Feinarbeit ...<br />
Herzliche Grüße Euch allen und danke für alle<br />
Mühe.<br />
Cordula Scheel<br />
L E S E R F O R U M<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 39<br />
voraussichtlich am 25. 5. <strong>2008</strong> im Literaten Cafe<br />
Libresso in Köln uraufgeführt.<br />
Dittmar Werner las zusammen mit Wolf<br />
Wondratschek in der Reihe Dichter im Doppelpack<br />
am 9. 4. <strong>2008</strong> in der Volksbank Groß-Gerau. Texte<br />
von ihm sind zu finden in Vers<strong>net</strong>z (Hrsg. Axel<br />
Kutsch); Das Gedicht, Nr. 15 (Hrsg. A. G. Leitner);<br />
Die Brücke, Nr. 146, und in Salto Mortale – ein<br />
nordhessisches Lesebuch (Hrsg. Kirsten Alers).<br />
40 Jahre IGdA – von Helmfried Knoll. Der Vortrag<br />
ist einfach super ... gelesen noch intensiver<br />
als gehört. Gedichte gut ausgewählt. Wie viele<br />
Autorinnen und Autoren ich kenne – das macht<br />
mich glücklich. Hermann Wischnat: Gedichtemacherei,<br />
was soll das? Es macht mich stutzig, es<br />
bringt mich ans Denken, dann ans Grinsen (so<br />
lange brauche ich) und dann denke ich, gut, dass<br />
wir Hermann Wischnat haben! René Marti habe<br />
ich leider nicht kennen gelernt, aber ich mag<br />
seine Texte sehr. Viel Lehrreiches von dir und<br />
Horst Dinter! Zwei so kluge Köpfe vorneweg –<br />
was wollen wir IGdA-Mitglieder mehr! Dann das<br />
»Küken« Gabriela Franze – der Artikel ist wunderbar,<br />
locker, voller Begeisterung, liebenswert.<br />
Danke auch an alle, die mit viel Engagement<br />
Buchbesprechungen machen, u. a. Cordula<br />
Scheel für das schöne Buch von Gabriele von<br />
Hippel-Schäfer und Traute Bühler-Kistenberger.<br />
Da wäre noch vieles zu erwähnen, z. B. »sie<br />
schreien, schrien, knien« und das mir bis dato<br />
unbekannte Wort »Onomatopoetikum« – das<br />
klingt wie »Klare Rinderbrühe mit Einlage«.<br />
Hipp-hopp – haste jut jemacht!<br />
Waltraud Weiß<br />
W I R G R A T U L I E R E N Z U M G E B U R T S T A G<br />
Suse Schneider-Kleinheinz, Friedberg, zum 80. am 16. März <strong>2008</strong><br />
Erna Rommel zum 83. am 19. Juni <strong>2008</strong><br />
Maria Bengtsson-Stier, Malmö/Schweden, zum 84. am 25. April <strong>2008</strong><br />
Heinz von der Wall, Ankum, zum 85. am 12. Mai <strong>2008</strong><br />
Der Schatzmeister der IGdA, Volker Wille, freut sich, wenn Sie Ihren Mitgliedsbeitrag für <strong>2008</strong><br />
(und gegebenenfalls für 2007, 2006 …) so bald wie möglich überweisen. Und die IGdA freut sich, weil<br />
sie Portokosten für Mahnungen spart. (Und er ist verwundert, wenn er nach der Mahnung, die er im<br />
Oktober verschickt, plötzlich Austrittserklärungen zum Ende des Jahres bekommt. Wenn es nun schon<br />
sein muss: Laut Satzung ist die Mitgliedschaft mit einer Frist von drei Monaten zum Jahresende schriftlich<br />
bei der Geschäftsstelle kündbar. Falls Sie die Satzung verlegt haben: Sie erhalten Sie bei der<br />
Geschäftsstelle, möglichst mit frankiertem und mit Adresse versehenem Rückumschlag.
I G D A - T E R M I N E<br />
E i n l a d u n g<br />
zum<br />
J A H R E S T R E F F E N mit J A H R E S H A U P T V E R S A M M L U N G 2 0 0 8<br />
mit<br />
A u s s t e l l u n g s m ö g l i c h k e i t I h r e r K u n s t w e r k e<br />
Die IGdA lädt ein zum Jahrestreffen mit JHV vom 25. bis 28. 9. <strong>2008</strong> in Scheinfeld im Steigerwald<br />
(Franken) (www.scheinfeld-online.de/). Unterkunft im Hotel Strohofer, Autohof Strohofer GmbH,<br />
Abtl. Hotel, Scheinfelder Str. 21, 96160 Geiselwind, Tel. 09556/18600, Fax 09556/18603, hotel@autohofstrohofer.de,<br />
www.autohof-strohofer.de/explorer<strong>net</strong>scape/start.html. EZ mit Bad und HP 59 Euro<br />
(preiswerte Kategorie, bitte frühzeitig reservieren, da nur 12 Zimmer zur Verfügung stehen), EZ/Komfort<br />
mit Bad und HP 68 Euro; DZ mit Bad und HP 57,50 Euro. Kostenlose Benutzung des Wellnessbereichs<br />
mit Schwimmbad und Saunen. Reservierung unter dem Kennwort: »Bücherwurm«. Tagungsgebühr:<br />
35 Euro (Überweisung bitte auf das Konto der IGdA, Postbank Hannover, Nr. 102088302, BLZ<br />
250 100 30, mit dem Vermerk »Jahrestreffen <strong>2008</strong>«). Anmeldung zum Treffen bis zum 15. 8. <strong>2008</strong> und<br />
Infos bei Jutta Miller-Waldner, Müllerstr. 22 e, 12207 Berlin, treffen<strong>2008</strong>@<strong>igda</strong>.<strong>net</strong>. Infos gibt auch der<br />
Ausrichter des Treffens, Hans Meyer, Druck + Papier Meyer GmbH, Südring 9, 91443 Scheinfeld, Tel.<br />
09162/92980, Fax 09162/929850, h.meyer@meyer-druck.com. Das Programm erfahren Sie im nächsten<br />
<strong>Heft</strong>.<br />
V O R S T A N D S W A H L E N : K A N D I D A T I N N E N G E S U C H T<br />
Liebe IGdA-Mitglieder,<br />
<strong>2008</strong> findet laut Satzung die turnusgemäße Neuwahl zum Vorstand der IGdA statt. Ich möchte Sie dazu<br />
ermuntern, sich Gedanken über geeig<strong>net</strong>e KandidatInnen zu machen. Eigenbewerbungen sind ausdrücklich<br />
erwünscht.<br />
Die Amtszeit des Vorstands beträgt drei Jahre. Die Wahl findet per Briefwahl statt. Die Durchführung<br />
der Wahl obliegt dem Wahlausschuss, zu dessen Vorsitzende Gabriella Hühn-Keller von der JHV<br />
bestimmt wurde.<br />
Bitte senden Sie Ihre Vorschläge bis zum 15. Juni <strong>2008</strong> an Jutta Miller-Waldner, Vorsitzende der<br />
IGdA, Müllerstr. 22 e, 12207 Berlin, oder vorstandswahlen<strong>2008</strong>@<strong>igda</strong>.<strong>net</strong>.<br />
Ich freue mich auf Ihre Vorschläge!<br />
Herzliche Grüße<br />
Jutta Miller-Waldner, 1. Vorsitzende<br />
A U S D E R G E S C H I C H T E D E R I G D A<br />
Regionaltreffen fanden statt in<br />
1971: Braunlage; 1974: Paderborn; 1975: Wien; 1977: Emden, Füssen, Mechtersen, Weißenburg (Bayern);<br />
1978: Weinstadt; 1979: Trippstadt; 1980: Wien; 1984: Backnang, Emden, Nürnberg; 1986: Backnang,<br />
Emden, Tarrenz/Tirol, Wendelstein, Wien; 1989: Weinstadt; 1993: Calw, Wien; 1994: Bamberg; 1995;<br />
Pfaffenhofen; 1996: 1. Emder Autorentage; Alicante/Spanien; 1998: 2. Emder Autorentage; 2001: Radstadt;<br />
2004: Rotterdamer Literaturtreff; 2005: Eisenstadt/Burgenland.<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 40
N E U E S A U S D E R D U D E N - R E D A K T I O N<br />
Adjektive, die nur attributiv verwendet<br />
werden<br />
Einige Adjektive werden gewöhnlich nur attributiv<br />
gebraucht. Dies gilt zum Beispiel für Adjektive,<br />
die die räumliche oder zeitliche Lage angeben:<br />
»diesjährig, morgendlich, nächtlich«, u. a.:<br />
»eine nächtliche Ruhestörung«, aber nicht: »Die<br />
Ruhestörung war nächtlich, ... hat nächtlich stattgefunden.«<br />
Ebenso fehlen sowohl die prädikative als auch<br />
die adverbiale Verwendung bei Adjektiven immer<br />
dann, wenn sie z. B. Folgendes ausdrücken:<br />
- Zugehörigkeit, etwa: »das väterliche Haus«,<br />
»Hasenclever’sche Komödien«, aber nicht:<br />
»Das Haus ist väterlich« oder »Die Komödien<br />
sind Hasenclever’sch«.<br />
- Herkunft, etwa: »tierische Fette«, »rheinischer<br />
Tagebau«, aber nicht: »Die Schnitzel sind<br />
nicht pflanzlich, sondern nur tierisch zu fetten«<br />
oder »Der Tagebau ist rheinisch«.<br />
- Bereiche, etwa: »schulische Leistungen«,<br />
»wirtschaftliche Sorgen«, aber nicht: »Die<br />
Leistungen sind schulisch« oder »Die Sorgen<br />
waren wirtschaftlich«.<br />
sich als völligen/völliger Versager<br />
empfinden<br />
Ob sich jemand nun als völliger oder als völligen<br />
Versager empfindet, sagt nun wirklich nichts<br />
Entscheidendes über seine sprachliche Kompetenz<br />
aus. Beides ist möglich. Anders verhält es<br />
sich dagegen mit »sich erweisen«. Hier funktioniert<br />
allein: »Niemand erweist sich fortwährend<br />
als völliger Versager.« Woran liegt das?<br />
Es liegt daran, dass »empfinden« in unserem<br />
Beispiel zwar reflexiv verwendet wird, aber kein<br />
echt reflexives Verb ist. Wird nämlich ein nicht<br />
echt reflexives Verb, von dem eine Fügung mit<br />
»als« oder »wie« abhängt, reflexiv verwendet, ist<br />
sowohl der Bezug auf das Subjekt (im Nominativ)<br />
möglich als auch der auf das Reflexivpronomen<br />
(im Akkusativ): »Jeder hat sich schon einmal<br />
als absoluter/absoluten Versager empfunden.<br />
Der Filmpreisträger sieht sich schon als großer/großen<br />
Hollywoodstar.«<br />
Nicht echt reflexiv ist ein Verb dann, wenn<br />
statt des Reflexivpronomens (»mich, dich, sich«<br />
u. a.) auch etwas anderes eingesetzt werden<br />
Hätten Sie’s gewusst?<br />
Was Sie schon immer wissen wollten<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 41<br />
Wenn solche Adjektive aber eine andere Bedeutung<br />
haben, gilt diese Beschränkung nicht:<br />
»Die Kompostieranlagen sind/arbeiten wirtschaftlich<br />
(= rentabel)«, »Er war sehr väterlich (=<br />
wie ein Vater)«.<br />
Nachstellung des unflektierten Adjektivs<br />
Bei der Stellung der Adjektive unterscheiden wir<br />
im Deutschen die prädikative, d. h. zur Satzaussage<br />
gehörende, und die attributive, d. h. beifügende<br />
Stellung. In der prädikativen Stellung<br />
bleibt das Adjektiv ungebeugt: »Dieser Mittelstürmer<br />
ist fantastisch!« Steht ein Adjektiv in attributiver<br />
Stellung, steht es in der Regel vor dem<br />
Substantiv und wird entsprechend flektiert: »ein<br />
fantastischer Mittelstürmer«, »der erboste Trainer«,<br />
»begeisterte Zuschauer«.<br />
Die Sprache der Werbung bedient sich gern<br />
der umgekehrten Variante: Substantiv plus unflektiertes<br />
Adjektiv. »Whisky pur«, »Henkell trocken«,<br />
»Krönung light«. Auch in der Umgangssprache<br />
werden solche Formulierungen oft gebraucht<br />
und fungieren dort als ausdrucksverstärkendes<br />
Stilmittel: »Sonntags gibt es bei uns im<br />
Moment Spargel satt!«; »Das ist einfach Leben<br />
pur.«<br />
könnte. Tut man dies, ist allerdings nur noch der<br />
Akkusativ möglich: »Jeder hat seinen Chef schon<br />
mal als absoluten Versager empfunden. Der Regisseur<br />
sieht den Filmpreisträger schon als großen<br />
Hollywoodstar.«<br />
Dagegen sind Verben wie »sich erweisen, sich<br />
verhalten, sich zeigen« usw. echt reflexive Verben.<br />
Bei ihnen kann man das Reflexivpronomen<br />
nicht durch etwas anderes ersetzen. Bei echt reflexiven<br />
Verben, von denen eine Fügung mit<br />
»als« oder »wie« abhängt, ist stets nur der Bezug<br />
auf das Subjekt (im Nominativ) möglich: »Fast jeder<br />
hat sich schon mal als ganz, ganz gewiefter<br />
Experte gezeigt.« »Der Filmpreisträger verhielt<br />
sich schon wie ein Hollywoodstar.«<br />
Adjektive, die nur prädikativ verwendet<br />
werden<br />
In der Regel können Adjektive wie »schön, trickreich,<br />
genau« auf drei verschiedene Weisen im<br />
Satz eingesetzt werden, und zwar<br />
1. als Beifügung, also attributiv: »der schöne Galan,<br />
die trickreiche Lösung, die genaue Startzeit«;<br />
2. als Teil des Prädikats, also prädikativ: »Der
Galan macht sich schön«, »Die Lösung ist trickreich«;<br />
3. als Umstandsbestimmung, also adverbial:<br />
»Der Galan raspelt schön Süßholz«, »Die<br />
Startzeit ist genau einzuhalten«.<br />
Allerdings: Es gibt sie auch hier – die berüchtigten<br />
Ausnahmen. Einige Adjektive nämlich<br />
werden nie als Beifügung verwendet. Adjektive,<br />
die nicht attributiv verwendet werden, sind aber<br />
meist auch adverbial nicht recht zu gebrauchen;<br />
so bleibt der prädikative Gebrauch. Solche Adjektive<br />
sind etwa »plemplem, futsch, kirre, quitt,<br />
schnuppe«, u. a.: »Ihr Steuerberater ist doch<br />
»du nascht« oder »du naschst«<br />
Der Wegfall des »e« in der Endung der 2. Person<br />
Singular (du) des Indikativ Präsens ist uns heute<br />
sowohl in der Umgangssprache als auch in der<br />
Standardsprache vertraut: »du hörst«, »du<br />
wäschst«, »du kommst« usw. Wohl kaum jemand<br />
käme auf die Idee, Formen wie »du beweisest«<br />
oder »du entkommest« noch zu verwenden.<br />
Bei Verben auf »-t« oder »-d« bleibt das »e« allerdings<br />
auch heute noch erhalten: »du findest«,<br />
»du gestaltest« etc. Das gilt jedoch nicht, wenn<br />
der Vokal des Verbs wechselt: »raten« – »du<br />
rätst«, »einladen« – »du lädst ein«. Manchmal<br />
kommt man bei der Verkürzung der Verb-Endung<br />
in der 2. Person Singular in Versuchung,<br />
aus lautlichen Gründen zu viel des Guten zu<br />
tun. Das Weglassen des »s« nach »sch« in Formen<br />
wie »du wäscht«, »du nascht«, »du wischt«<br />
ist in der Standardsprache nicht zulässig. Richtig<br />
muss es heißen: »du wäschst«, »du naschst«, »du<br />
wischst«.<br />
Vorsicht auch bei Verben, deren Stamm auf<br />
»-t« endet. Hier wird das »t« aus lautlichen<br />
Gründen im Schriftbild gern versehentlich unter<br />
den Tisch fallen gelassen: Dabei entstehen nicht<br />
korrekte Formen wie »du hälst« (halten), »du<br />
flichst« (flechten). Richtig sind hier aber nur die<br />
Formen »du hältst«, »du flichtst«. Lediglich beim<br />
Verb »bersten« wird in der 2. Person Singular die<br />
pho<strong>net</strong>isch vereinfachte Form »du birst (statt:<br />
birst-st)« verwendet: »Du birst ja vor Stolz!« Zugegebenermaßen<br />
handelt es sich hier um eine<br />
Verbform, die uns im sprachlichen Alltag so gut<br />
wie nie begegnen wird. Aber man kann ja nie<br />
wissen ...<br />
Ostern<br />
1. Genus und Numerus: Heute wird Ostern im<br />
Allgemeinen als ein Neutrum Singular aufgefasst:<br />
»Hast du ein schönes Ostern gehabt?«. Es<br />
wird jedoch vorwiegend ohne Artikel gebraucht:<br />
Für Sie nachgeschlagen<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 42<br />
plemplem; jetzt ist Ihre ganze Abschreibung<br />
futsch. Das macht mich noch ganz kirre.«<br />
Zu diesen zählen einige Grammatiker auch<br />
»meschugge«; allerdings finden sich – vor allem<br />
aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – auch<br />
Belege für den attributiven Gebrauch: »Heiliger<br />
Äskulap! Der du die Ärzte eingesetzt hast ... sowie<br />
die meschuggenen Patienten« (Kurt Tucholsky).<br />
Die meisten dieser Adjektive können auch<br />
nicht substantiviert werden. Nicht möglich: »So<br />
was ›Plemplemes‹ wie Sie hab ich ja noch nie erlebt.«<br />
»Ostern ist längst vorbei.« »Ostern fällt in diesem<br />
Jahr auf den 21. April.« In regionalem Sprachgebrauch<br />
wird »Ostern« noch verschiedentlich, in<br />
Österreich und in der Schweiz zumeist, als Plural<br />
aufgefasst und dann gewöhnlich mit bestimmtem<br />
Artikelwort gebraucht: »Wir verreisen erst<br />
nach den Ostern.« »Diese Ostern werden wohl<br />
verregnen.« »Ich werde diese Ostern in Berlin<br />
verleben.« »Nächste Ostern werde ich nicht zu<br />
Hause bleiben.« [...]<br />
In bestimmten formelhaften Wendungen ist<br />
der Plural allgemeinsprachlich und nicht regional<br />
begrenzt: »Fröhliche Ostern!« »Weiße Ostern<br />
sind zu erwarten.« »Ostern« wird heute im Allgemeinen<br />
nicht als Subjekt oder Objekt mit Artikelwort<br />
gebraucht, dafür treten dann Komposita<br />
ein: »Die Oster[feier]tage waren sehr anstrengend.«<br />
»Das Osterfest wird in diesem Jahr sicher<br />
schön werden.« »Die herrlichsten Ostertage habe<br />
ich dort verlebt.« (Nicht üblich: »Die Ostern waren<br />
sehr anstrengend.« Oder: »Das Ostern war<br />
sehr anstrengend.«) Als feminines Substantiv ist<br />
heute »Ostern« kaum noch gebräuchlich: »Letzte<br />
Ostern war verreg<strong>net</strong>.« In Norddeutschland wird<br />
»Ostern«, besonders in adverbialen Verbindungen,<br />
gelegentlich auch noch als maskulines Substantiv<br />
gebraucht: »letzten Ostern«. [...]<br />
2. Ostern/zu Ostern/an Ostern: Man kann sagen<br />
»Was hast du Ostern gemacht?« »Ostern hatten<br />
wir ein Familientreffen«. Ebenso korrekt ist es,<br />
die Festtagsbezeichnung mit einer Präposition<br />
anzuschließen.<br />
Neben »zu Ostern«, das bes. norddeutsch gebräuchlich<br />
ist, sagt man vor allem süddeutsch<br />
auch »an Ostern«: »Was hast du an Ostern gemacht?«<br />
»Zu Ostern hatten wir ein Familientreffen.«<br />
(aus: Duden 9 – Richtiges und gutes Deutsch. Mannheim<br />
2007.)
S E R V I C E<br />
(Angaben ohne Gewähr)<br />
W E T T B E W E R B E<br />
Achtung: Verlängerter Einsendeschluss für den 2. Nachwuchspreis der IGdA. Einsendeschluss ist nun<br />
der 15. Mai <strong>2008</strong> (Ausschreibung siehe <strong>Heft</strong> 4/2007).<br />
* * *<br />
In Erinnerung an den 1979 verstorbenen Hagener<br />
Lyriker Ernst Meister stiftet die Stadt Hagen seit<br />
1981 den Ernst Meister-Preis für Lyrik, Kulturpreis<br />
der Stadt Hagen. Der Preis besteht aus<br />
einem Hauptpreis (13.000 Euro) und zwei Förderpreisen.<br />
Mit dem Hauptpreis wird das Werk<br />
einer Autorin/eines Autors ausgezeich<strong>net</strong>, in<br />
dem auf besondere Weise die Verantwortung für<br />
Sprache und Poesie und das Bemühen um ihre<br />
lebendige und zeitgemäße Weiterentwicklung<br />
zum Ausdruck kommen. Für die Zuerkennung<br />
kann das gesamte literarische Schaffen oder auch<br />
ein hervorragendes Werk maßgeblich sein. Verlage,<br />
literarische Einrichtungen und Literaturvermittler<br />
sind berechtigt, Kandidat/innen für den<br />
Hauptpreis vorzuschlagen. Eigenbewerbungen<br />
sind nicht zulässig. Der/die Preisträger/in verpflichtet<br />
sich zu einer nicht honorierten Lesung<br />
in Hagen. Die Texte müssen in 6facher Ausfertigung<br />
vorliegen, ebenso die Bio-Bibliographie.<br />
Die zwei Förderpreise erhalten Nachwuchsautorinnen<br />
und -autoren. Eine/r von ihnen muss in<br />
Westfalen beheimatet sein. Die Gedichte sollen<br />
von Experimentierfreude und besonderer Aufmerksamkeit<br />
im Umgang mit Sprache zeugen.<br />
Preis: jeweils 2.250 Euro. Die Preise bestehen<br />
außerdem in einer nicht honorierten Lesung in<br />
Hagen und zwei honorierten Lesungen in umliegenden<br />
Städten. Eigenbewerbungen sind zugelassen.<br />
Teilnahmebedingungen für die Förderpreise:<br />
Nachweis einer eigenständigen, nicht im<br />
Selbst- oder Druckkostenzuschussverlag erschienenen<br />
literarischen bzw. literaturwissenschaftlichen<br />
Buchveröffentlichung. Einsendungen (max.<br />
12 lyrische Texte in 6facher Ausfertigung, mit<br />
Namen und Adresse versehen und eine Bibliographie)<br />
bis zum 30. 4. <strong>2008</strong> an Kulturamt Hagen,<br />
Hochstr. 71, 58095 Hagen. Kontakt/Infos:<br />
Sigrun Politt, Tel. 02331/2074870, sigrun.politt@<br />
stadt-hagen.de, www.hagen.de/web/de/webseiten/41/41_04/41_0401/41-0401.html<br />
Der mit 3.000 Euro dotierte Freudenthal-Preis<br />
wird vergeben für niederdeutsche Literatur. Ziel<br />
ist die Förderung plattdeutscher Mundart. Die<br />
unveröff. Texte – Gedichte, Kurzgeschichten,<br />
Hörspiele oder Spielszenen, die in sich ge-<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 43<br />
schlossen sind (bei kleineren Arbeiten mind. 3,<br />
max. 5 Texte, bei großen Arbeiten wie Novelle<br />
oder Hörspiel 1 Text) – sollen 25 S. à 40 Zeilen<br />
nicht überschreiten. Die Texte (in 7facher Ausfertigung<br />
mit Angabe der Titel der Arbeiten und<br />
der Gesamtseitenzahl auf einem Extrablatt) sollen<br />
anonym sein und nur mit einem Kennwort<br />
versehen. In einem verschlossenen Umschlag, beschrieben<br />
mit dem gleichen Kennwort, sind<br />
Adresse, Tel.-Nr., Mailadresse und eine Kurzvita<br />
anzugeben. Der/die PreisträgerIn wird bei den<br />
»Soltauer Kulturdaag« der Freudenthal-Gesellschaft<br />
in Soltau oder bei den Soltauer Tagen zur<br />
Regionalliteratur mitwirken. Einsendungen bis<br />
zum 31. 5. <strong>2008</strong> an: Freudenthal-Gesellschaft e.<br />
V., Altes Rathaus, Poststr. 12, 29614 Soltau, Tel.<br />
05191/82205. www.lowlands-l.<strong>net</strong>/plattewelt/<br />
freudenthal.htm<br />
Unter dem Motto »WertFrei« hat der Bundesverband<br />
junger Autoren und Autorinnen e. V.<br />
(BVjA) aus Anlass seines 20jährigen Bestehens<br />
einen Wettbewerb ausgeschrieben. Jeder Teilnehmer<br />
darf sich an beiden ausgeschriebenen Sparten<br />
(Lyrik und Prosa) beteiligen. Preise: Die Gewinner<br />
werden zur Frankfurter Buchmesse <strong>2008</strong><br />
eingeladen, wo eine öffentliche Preiswürdigung<br />
einschl. Lesung stattfinden wird. Die besten Beiträge<br />
werden in einer Sonderausgabe des Literaturmagazins<br />
LiMa veröffentlicht.* Lyrik: bis zu 3<br />
unveröff. Gedichte; Prosa: 1 unveröff. Text mit<br />
max. 15.000 Zeichen (5 DIN-A4-S. bei 1,5 Zeilenabstand<br />
und 60 Zeichen pro Zeile). Jeder Text ist<br />
mit einem Kennwort zu versehen, das auch auf<br />
einem verschlossenen Umschlag stehen soll, der<br />
Kurzvita, Kontaktdaten und Mailadresse enthält.<br />
Ferner ist in dem Kuvert das über www.bvja-online.de/PDF/Teilnahmeanmeldung_WertFrei.<br />
pdf downloadbare Anmeldeformular ausgefüllt<br />
beizufügen oder beim BVjA anzufordern. Die<br />
Teilnahme ist für BVjA-Mitglieder kostenlos.<br />
Aufgrund des damit verbundenen Aufwandes<br />
wird von den anderen Teilnehmern ein Beitrag<br />
von 10 Euro erhoben (bei gleichzeitigem Verbandseintritt<br />
entfällt er)**. Der Betrag ist mit<br />
Einsendung der Beiträge fällig. Einsendungen in<br />
5facher Ausfertigung bis zum 31. 5. <strong>2008</strong> an:
BVjA e. V., Stichwort: »WertFrei«, Postfach<br />
200303, 53133 Bonn.<br />
* Der Preis ist ein bisschen dürftig, wenn man 10 Euro für<br />
die Teilnahme bezahlen muss. Dass die Reisekosten zur<br />
Preisverleihung übernommen werden, ist eigentlich selbstverständlich.<br />
Oder haben die Ausschreibenden vergessen anzugeben,<br />
wie hoch das Preisgeld ist, weil man ja nicht vorher<br />
weiß, wie viele Autoren einreichen werden?<br />
** Das ist natürlich clever. Hätten wir bei unserer Ausschreibung<br />
auch machen sollen. Aber die IGdA verlangt<br />
keine Teilnehmergebühr. Das ist in Deutschland auch<br />
(noch) nicht üblich im Gegensatz zu den USA.<br />
Dulzinea-Preis <strong>2008</strong>: Thema für <strong>Heft</strong> 12: moderne<br />
Naturlyrik, das Thema ist frei interpretierbar.<br />
Textart: Gedichte, Haiku bzw. Senryû, Einsendeschluss:<br />
30. 4. <strong>2008</strong>, für <strong>Heft</strong> 13: kritische Lyrik,<br />
Thema ebenfalls frei interpretierbar, Textart:<br />
Gedichte, Haiku bzw. Senryû. Einsendeschluss:<br />
30. 11. <strong>2008</strong>. Die <strong>Heft</strong>ausgaben Dulzinea 12 und<br />
13 sind Textgrundlage für die Vergabe der<br />
Preise. Jeder Autor kann mit beliebig vielen,<br />
auch bereits veröff. Texten teilnehmen. Anschrift,<br />
(kurz)biographische Angaben wie Geburtsjahr,<br />
Wohnort, Tätigkeit, evtl. Autorenhomepage und<br />
Mailadresse der Einsendung beifügen. Es erfolgt<br />
keine Rücksendung von Textbeiträgen (KEIN<br />
RÜCKPORTO BEILEGEN!). Die Autoren werden<br />
via E-Mail über eine Veröffentlichung informiert.<br />
Ausschreibungsergebnisse kann man(n)/ frau<br />
auch auf www.dulzinea.de erfahren. Bitte angeben,<br />
ob die Texte auch für spätere Ausschreibungen<br />
berücksichtigt werden dürfen. Preise: Dulzinea<br />
Lyrikpreis: 1.000 Euro, Haiku- u. Senryû-<br />
Preis: 250 Euro. Einsendungen an: Dulzinea,<br />
Zeitschrift für Lyrik und Bild, Postfach 1927,<br />
36009 Fulda, oder redaktion@dulzinea.de (Anhänge<br />
als Word-, RTF- oder Textdatei; � bitte<br />
keine 10 Dateien für 10 Texte verwenden).<br />
www.dulzinea.de/ly–rikzeitschrift.htm<br />
Anmerkung: Eine Veröffentlichung in der Dulzinea gilt<br />
als Auszeichnung, auch wenn man keinen Preis erhält.<br />
Deshalb empfehle wir, auf jeden Fall Texte einzusenden.<br />
jmw<br />
Bis zum 15. 6. <strong>2008</strong> können Texte (20 bis 100 S.)<br />
für den Floriana <strong>2008</strong> zum Thema Literatur und<br />
Utopie eingereicht werden. Unveröff. Werke<br />
sind erwünscht, aber nicht Bedingung. Eine Jury<br />
wählt neun Texte aus, die von den Autoren vom<br />
13. bis 15. 11. <strong>2008</strong> auf der Floriana präsentiert<br />
werden. Preis: 1. Preis 7.000 Euro, 2. Preis 3.500<br />
Euro, 3. Preis: 2.000 Euro. Einsendungen an:<br />
Marktgemeinde St. Florian, »Floriana <strong>2008</strong>«, Leopold-Kotzmann-Str.<br />
1, A-4490 St. Florian.<br />
Anlässlich des 30. Todestages des Schriftstellers<br />
Armin T. Wegner schreiben die Armin-T.-Wegner-Gesellschaft<br />
e. V. und amnesty internatio-<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 44<br />
nal Schwelm/Wuppertal in Kooperation mit der<br />
Westfälischen Rundschau einen Wettbewerb<br />
aus zum Thema Menschenrechte. In der Tradition<br />
dieses Autors und seines Einsatzes für die<br />
Menschenrechte sind Autoren gebeten, Beiträge<br />
in jeglicher Form, von der Kurzgeschichte bis<br />
zum Rap-Text, zu verfassen (max. 15.000 Zeichen<br />
– 5 DIN-A4-S., 60 Zeichen pro Zeile, Arial). Der<br />
Beitrag ist in 5facher Ausfertigung abzuliefern,<br />
darüber hinaus in digitalisierter Form entweder<br />
per E-Mail oder auf PC-Diskette 3,5. Im letzteren<br />
Fall sind (wegen möglicher Diskettenschäden)<br />
zwei Disketten einzureichen. Der Beitrag ist mit<br />
Kennwort zu versehen und darf keinen Namen/<br />
Adresse tragen. Adressen- und biogr. Angaben<br />
von 10–15 Zeilen sind in einem Umschlag beizulegen,<br />
der das gleiche Kennwort trägt. Ferner ist<br />
dem Kuvert das über www.amnesty-schwelm.de<br />
oder www.armin-t-wegner.de downloadbare<br />
Anmeldeformular beizufügen. Auch die E-Mail<br />
bzw. die Disketten werden mit dem Kennwort<br />
versehen. Die besten Texte sollen in einem Leseheft<br />
veröffentlicht werden. Die Schirmherrschaft<br />
des Wettbewerbs trägt Günter Wallraff. Die<br />
Preisvergabe findet am 10. 12. <strong>2008</strong> (Tag der<br />
Menschenrechte, 60 Jahre Allgemeine Erklärung<br />
der Menschenrechte) statt. Die Beiträge werden<br />
bei einer Lesung in Wuppertal der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt. Die Preisträger verpflichten sich, bei<br />
der Preisverleihung anwesend zu sein. Preise: 1.<br />
Preis: 1.000 Euro, 2. Preis: 750 Euro, 3. Preis: 500<br />
Euro und andere wertvolle Preise. Einsendungen<br />
bis zum 30. 6. <strong>2008</strong> an: Armin T. Wegner Gesellschaft<br />
e. V., Stichwort: Literaturwettbewerb, Else-Lasker-Schüler-Str.<br />
45, 42107 Wuppertal,<br />
oder literaturwettbewerb@amnesty-schwelm.de<br />
Für den Literaturpreis der Iris Kater Verlag &<br />
Medien GmbH werden unveröff. Kurzgeschichten<br />
– fantasievolle Texte der kreativen Weiterentwicklung<br />
unserer Sprache (was immer damit<br />
auch gemeint ist, jmw) und originelle Beiträge<br />
mit künstlerischer Eigenständigkeit (max. 6 S.,<br />
max. 11.000 Zeichen incl. Leerzeichen) gesucht.<br />
Keine thematische Vorgabe. Das MS muss einseitig<br />
bedruckt und kopierfähig sein (Blätter ungeheftet)<br />
und darf keinen Verfassernamen ausweisen.<br />
Anschrift, Tel.-Nr., E-Mail, Homepage,<br />
eine Übersicht betr. evtl. bisheriger Veröffentlichungen<br />
sowie Kurzvita sind in verschlossenem<br />
Umschlag beizufügen. Der Preis ist undotiert<br />
und eine ideelle Auszeichnung. Der Ausrichter<br />
behält sich vor, die besten Texte in einer (hoffentlich<br />
kostenlosen. jmw) Anthologie zu veröffentlichen.<br />
Einsendungen unter Angabe des Absenders<br />
bis zum 30. 11. <strong>2008</strong> (Poststempel) an: Iris
Kater Verlag & Medien GmbH, Kulturförderung,<br />
Literaturpreis <strong>2008</strong>, Hormesfeld 9 b, 41748<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 45<br />
Viersen. Infos: www.katercom.de/kulturfoerderung/0344339a1212fb84b/index.html<br />
V E R Ö F F E N T L I C H U N G S M Ö G L I C H K E I T E N<br />
Unter dem Titel Pfötchen, Huf und Ringelschwanz<br />
ist ein Kinderbuch geplant mit Tiergeschichten<br />
für ein Tierheim in Deutschland. Der Erlös<br />
kommt ausschließlich dem Tierheim zu Gute.<br />
Phantasievolle Geschichten, in denen ein Tier<br />
über seinen Alltag (Tierheim oder Familie)<br />
spricht, eine Tier-Mensch-Beziehung aufgezeigt<br />
wird, tierische Protagonisten eine Rolle spielen<br />
u. ä. (25.000 Zeichen inkl. Leerzeichen, Times<br />
New Roman, 12 pt). Es gibt keine Belegexemplare;<br />
die Autoren bekommen das Buch zum<br />
Einkaufspreis. Einsendungen bis zum 30. 4.<br />
<strong>2008</strong> an: piaoffice@yahoo.com oder Pia Bächtold,<br />
Buchweg 18, 88239 Wangen, Tel. 07522/<br />
7075550. www.piabaechthold.beep.de<br />
Heitere und ernste Schilderungen betr. Tiere<br />
jedweder Art werden erbeten, Erlebnisse mit<br />
Hund, Katze, Schwein usw. Die Länge der Texte<br />
ist freigestellt, die Beiträge können schon<br />
veröffentlicht worden sein. Einsendungen<br />
(max. 5 Gedichte oder 3 Kurzgeschichten, 10<br />
Bilder, Illustrationen, Grafiken) bis zum 30. 4.<br />
<strong>2008</strong> an: richmondverlag@t-online (Bilder usw.<br />
im JPEG- bzw. Tif-Format) oder auf Diskette<br />
bzw. CD an: Richmond Verlag, c/o Hellmut<br />
Schmidt, Loderhofstr. 2, 92237 Sulzbach-Rosenberg,<br />
Fax u. Tel. 09661/53509.<br />
Für die High-Fantasy-Anthologie für Kinder<br />
zwischen 8 und 12 Jahren Von Drachenjungen,<br />
Elfenstreichen und Zwergenkindern (Arbeitstitel)<br />
werden Geschichten vom Pias-Verlag gesucht.<br />
Sie sollen in mittelalterlichen Fantasywelten<br />
spielen. Geschichten aus der realen Welt sind<br />
nicht erlaubt, auch »keine Geschichten in Fantasy-Parallelwelten,<br />
wie z. B. bei Harry Potter<br />
oder Narnia«. Die Geschichten sollen abgeschlossen<br />
von unserer Welt in unabhängigen<br />
Fantasywelten, wie z. B. Tolkiens Mittelerde,<br />
Aventurien (DSA) spielen. Moderne Technik<br />
(Autos, Glühlampen usw.) gibt es natürlich<br />
nicht, dafür magische Wesen und alle anderen<br />
Kreaturen und Besonderheiten der High Fantasy.<br />
Die Autoren müssen die Rechte besitzen,<br />
über die betreffende Welt schreiben zu dürfen.<br />
Das heißt, Geschichten, die z. B. auf Tolkiens<br />
Mittelerde spielen, sind nicht zulässig, da die<br />
Rechte des Erschaffers verletzt würden. Alle<br />
Elemente und Figuren der High Fantasy sind<br />
gestattet, müssen aber kindgerecht dargestellt<br />
werden. Die Handlung darf gruselig, actionreich<br />
und gefährlich werden, muss aber für Kinder<br />
nachvollziehbar und geeig<strong>net</strong> sein. Kinder in dieser<br />
Welt, die sich zu Helden entwickeln, sind gefragt<br />
und sollen wichtiger als Erwachsene dargestellt<br />
werden. Protagonisten können Tiere, Menschen,<br />
menschenähnliche oder magische Wesen<br />
sein wie Feen, Elfen oder Zwerge, ein Drachenkind<br />
oder ein Einhorn. Z. B.: Wie wachsen Zwergenkinder<br />
inmitten dunkler Stollen und unheimlicher Minen<br />
auf, welche Abenteuer gibt es dort zu erleben,<br />
welche Geheimnisse gibt es für die Gnomengeschwister<br />
hinter dem Wasserfall zu entdecken, wie<br />
verkraftet die Tochter eines Meistermagiers, dass<br />
ihr Vater bei einem missglückten Zauberritual um<br />
sein Leben kam usw. Die Geschichten sollen ein<br />
gutes Ende haben und Lebensmut und Freude am<br />
Leben lehren. Jeder Autor darf mehrere Geschichten<br />
einreichen. Einsendungen (max. 25.000<br />
Zeichen) versehen mit Kontaktdaten und Mailadresse<br />
bis zum 31. 7. <strong>2008</strong> an: geschichtenwettbewerb@thargannion.de<br />
oder (digitalisiert als<br />
CD, ggf. nachreichen, wenn die Geschichte ausgewählt<br />
ist) an: Janine Kau, Lindenweg 20, 53347<br />
Alfter. Infos: www.thargannion.de/thargannionwettbewerbeins.html<br />
Der Balthasar-Verlag will eine Anthologie-Reihe<br />
aufbauen. Die Bücher im Format DIN-A5 sollen<br />
150–250 S. haben. Partner sind eine etablierte Digitaldruckerei<br />
und ein Buchhandelssortimenter. Dadurch<br />
sind der Anschluss mehrerer Tausend deutscher<br />
Buchhandlungen und eine qualitativ hochwertige<br />
Ausstattung der Bücher gewährleistet. Für<br />
jede Anthologie (sie erscheint erst, wenn genug<br />
Beiträge zum Thema zusammen gestellt wurden)<br />
können mehrere Beiträge eingereicht werden. Neben<br />
Prosa (max. 10 DIN-A5-S., Times Roman, 10<br />
pt) und Lyrik können Zeichnungen und Fotos<br />
(nur s/w) eingereicht werden. Fotos unbearbeitet<br />
und möglichst mehr als 1 MB groß. Die Rechte<br />
werden dem Verlag lediglich für den Zeitraum der<br />
garantierten Lieferzeit der Anthologie (5 Jahre) eingeräumt*.<br />
Themen: 1) Die Farbe Blau: Lyrik, Prosa,<br />
Fotos. Es könnte in einer Geschichte z. B. darum<br />
gehen, wie ein Zimmer blau gestrichen wird – zum<br />
Beispiel von einem frisch verliebten Paar. 2) Begegnungen:<br />
Begegnungen in jeglicher Hinsicht zwischen<br />
Menschen, Freunden, Liebespaaren, Adoptierten<br />
und leiblichen Eltern, Kindern, mit einem<br />
Zirkusclown usw. Prosa (vorrangig) und Lyrik. 3)
Mordsgeschichten: Kurzkrimis, ein Mord ist<br />
Bedingung. 4) Indigene Völker: Berührung mit<br />
einem der rund 5.000 Natur- und Urvölker<br />
(Adivasi, Maori, Aborigines, Indianer, Indios,<br />
Zulu, Massai, Bantu, Inuit, Berber, Tuareg, Papuas<br />
usw.). Eingereicht werden können neben<br />
Prosa (z. B. Reiseerlebnisse, Erzählungen von<br />
Angehörigen der Völker) auch Zeichnungen<br />
und Fotos (auch in Farbe). Von jedem verkauften<br />
Exemplar sollen 50 Cent an die Gesellschaft<br />
für bedrohte Völker gespendet werden. 5) Abenteuer<br />
für Jungen und Mädchen von 7 bis 13:<br />
Geschichten, gerne auch Zeichnungen, von Indianern,<br />
Piraten, Rittern, Räubern, Prinzessinnen,<br />
tapferen Mädchen usw. Spannung, gern<br />
auch mit moralischen Werten, aber ohne erhobenen<br />
Zeigefinger. 6) Ein Blick durch das<br />
Schlüsselloch: Erotische Geschichten (keine<br />
Pornografie). 7) Weltenbummler: Reisegeschichten<br />
aus dem Orient (Prosa, Zeichnungen<br />
und Fotos, keine Märchen, sondern (auch fiktive)<br />
Geschichten mit realem Hintergrund). 8)<br />
Der Förderwettbewerb »Junge Wege in Europa«<br />
(gemeinsame Projekte von Schüler- und Jugendgruppen<br />
aus Deutschland und Mittel- und<br />
Osteuropa) bietet Schüler- und Jugendgruppen<br />
aus Deutschland, Mittel- und Osteuropa die<br />
Möglichkeit, Ideen, Interessen und Zukunftserwartungen<br />
in gemeinsamen Projekten zu verwirklichen.<br />
Dabei können sie sich mit interessanten<br />
Themen beschäftigen sowie neue Menschen<br />
und spannende Orte kennen lernen. Herkunftsland<br />
kann sein: Albanien, Belarus, Bosnien und<br />
Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien,<br />
Lettland, Litauen, Mazedonien, Moldawien,<br />
Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien,<br />
Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine,<br />
Ungarn usw. Als Projektteilnehmer sind 13- bis<br />
21-Jährige angesprochen. Für die Ausschreibungen<br />
stellt die Robert Bosch Stiftung insgesamt<br />
500.000 Euro zur Verfügung. Wichtig ist,<br />
dass Projektidee und Projektplan gemeinsam mit<br />
dem Projektpartner und der Projektgruppe ausgearbeitet<br />
werden. Die über das von MitOst<br />
durchgeführte Programm bewilligte Fördersumme<br />
beträgt maximal 50 % der anerkannten Gesamtsumme.<br />
Die restlichen Kosten sind über<br />
Eigen- und Drittmittel zu finanzieren. Die Be-<br />
IGdA-aktuell, <strong>Heft</strong> 1 (<strong>2008</strong>), Seite 46<br />
Die Welt der Zukunft: Science-Fiction-Geschichten.<br />
Das Stöhnen im Gebälk: Poltergeister, Hexen,<br />
Vampire und ähnliche Spukgestalten (nur Prosa).<br />
9) Hunde: Kurzgeschichten rund um des Menschen<br />
liebsten Vierbeiner – amüsant, nachdenklich,<br />
frisch aus dem Leben erzählt. 10) Schnee: Lyrik<br />
und Prosa rund um Schnee, von Schneeballschlachten,<br />
verschmusten Nächten im Auto in<br />
einem Schneesturm usw. 11) Weihnachten: Heitere<br />
und besinnliche Geschichten und Gedichte rund<br />
um das Fest der Feste – für Erwachsene. 12) Geschichten<br />
aus der Lüneburger Heide. Einsendungen<br />
an anthobalthasar@gmx.de (nicht mehr als 15<br />
MB je Mail, ggf. mehrere Mails) oder in digitalisierter<br />
Form als CD an: Thorsten Behrens, Balthasar-<br />
Verlag, Am Kuhlenberg 1, 38518 Gifhorn. Tel.<br />
0173/7483587. Infos: www.ug-balthasar.de/Ausschreibungen/ausschreibungen.html<br />
* Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Entscheiden Sie selbst, ob<br />
Sie die Rechte wirklich kostenlos abgeben möchten (Sie erhalten<br />
für Ihre Beiträge und/oder Fotos kein Honorar).<br />
P R O J E K T - W E T T B E W E R B<br />
werbung erfolgt mit einem Projektplan, in dem<br />
Idee, Ziele, Ablauf und die Kosten des Projekts<br />
aufgeführt sind. Ebenso enthält der Plan Angaben<br />
zu den Projektpartnern und der Teamstruktur<br />
(z. B. Nennung der Projektleiter und des<br />
Mentors). Die dafür vorgesehene Vorlage kann<br />
auf www.jungewege.de heruntergeladen und bis<br />
zum 15. 5. <strong>2008</strong> eingereicht werden an: Junge<br />
Wege in Europa, Programmleitung Astrid Stefani,<br />
Schillerstr. 57, 10627 Berlin. Die Unterschriften<br />
der Leiter der am Projekt beteiligten Institutionen<br />
dürfen nicht fehlen. Themen: Die Projektthemen<br />
sollen Ideen, Interessen und Zukunftserwartungen<br />
der Projektteilnehmer spiegeln und<br />
von ihnen gemeinsam erarbeitet werden. Hinweise<br />
zur Ideenfindung finden sich auch auf der<br />
Homepage. Orientieren kann man sich auch an<br />
folgenden Themenkategorien: Mitmachen und<br />
Einmischen; Eigenes, Fremdes, Gemeinsames; Jugend<br />
und Arbeitswelt; Medien und Information;<br />
Gemeinsames Europa; Innovation und Experiment<br />
u. a. Infos www.jungewege.de/ und www.<br />
jungewege.de/pdfs/Informationen_Bewerbung_0809-2.doc.<br />
Rückfragen: astrid. stefani@<br />
jungewege.de oder Astrid Stefani: 030/ 31517475.<br />
Alle aktuellen Ausschreibungen und Ausschreibungen, die nur per Mail eingesandt werden sollen<br />
(zur Zeit 57 für Wettbewerbe, 26 für Anthologien und 8 für Literaturzeitschriften), finden Sie auf<br />
http://www.<strong>igda</strong>.<strong>net</strong>/blog/