Ein strategisch wichtiges Feld - Demenz Support Stuttgart
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ziergänge – das kann alles Mögliche sein, meistens in<br />
einem individuell ausgehandelten Zeitrahmen, in sporadisch<br />
über das Jahr verteilten <strong>Ein</strong>sätzen. Pro Stunde<br />
Betreuung berechnen wir 23 Euro. Die Leistung wird<br />
von der Bezugspflegekraft des jeweiligen Klienten<br />
erbracht. Alle Mitarbeiter haben einen gerontopsychiatrischen<br />
Ausbildungshintergrund, werden regelmäßig<br />
geschult.<br />
Das dritte Angebot ist das Tanzcafé. Das Tanzcafé<br />
stellt der Pflegedienst zusammen mit der Alzheimer<br />
Gesellschaft Berlin e. V. und dem Geistlichen Zentrum<br />
für Menschen mit <strong>Demenz</strong> und deren Angehörigen auf<br />
die Beine. Das Tanzcafé findet jeden ersten Mittwoch<br />
im Monat statt. Im Gemeindesaal bieten zwei Musiker<br />
zeitgenössische Musik aus den 20er und 30er Jahren<br />
dar, es gibt Kaffee und Kuchen, alles für einen Unkostenbeitrag<br />
von durchschnittlich 15 Euro – abhängig<br />
von anfallenden Anfahrtskosten –, den die Menschen<br />
bei der Pflegekasse einreichen können. Auf Wunsch<br />
übernehmen wir die Abrechnung, wenn das <strong>Ein</strong>reichen<br />
des Unkostenbelegs ein Hindernis für Betroffenen wäre<br />
teilzunehmen.<br />
Den Koordinationsaufwand für das Tanzcafe lassen<br />
wir uns vom Land Berlin fördern, diese Möglichkeit<br />
sieht das Gesetz vor. Aufgabe des Pflegedienstes beim<br />
Angebot Tanzcafé ist es, dafür zu sorgen, dass genügend<br />
Besucher teilnehmen; und durchschnittlich nehmen<br />
auch 20 bis 30 Personen teil. Das Tanzcafé ist<br />
eine sichere Bank als niedrigschwelliges Angebot, weil<br />
es das Bedürfnis nach Kontakt befriedigt.<br />
Merkt der Pflegedienst, dass dieses Engagement nicht<br />
umsonst ist?<br />
Auf jeden Fall! Der Kreativität sind keine Grenzen<br />
gesetzt, man kann ganz viel machen! Und den Effekt<br />
des Engagements können wir an vielen positiven Rück-<br />
liegen, die Möglichkeiten des § 45 b SGB XI zu nutzen,<br />
um durch zusätzliche Entlastungsmöglichkeiten für<br />
Angehörige häusliche Pflegearrangements zu stützen<br />
und vor Dekompensation zu bewahren. Davon profitieren<br />
alle am ambulanten Pflegemix Beteiligten: die<br />
Pflegebedürftigen, die pflegenden Angehörigen und der<br />
Pflegedienst. Und auch Pflegekräfte können zumindest<br />
partiell entlastet werden, wenn Bedürfnisse von Pflegebedürftigen<br />
nach mehr Zeit und mehr Zuwendung<br />
durch zusätzliche Kräfte abgedeckt werden.<br />
Leistungen intelligent kombinieren<br />
<strong>Ein</strong>e Modellrechnung kann verdeutlichen, warum es<br />
sich aus Sicht eines Pflegedienstes lohnen könnte, eigene<br />
niedrigschwellige Betreuungsleistungen in das<br />
Dienstleistungsangebot aufzunehmen.<br />
Legt man den zurzeit noch zutreffenden Betrag von<br />
460 Euro pro Jahr, der einem Anspruchsberechtigten<br />
für diese Leistungen zur Verfügung steht, zugrunde,<br />
könnten davon knapp 30 Stunden Entlastungsbetreuung<br />
finanziert und zur Verfügung gestellt werden (bei<br />
meldungen von Betroffenen und Angehörigen ablesen.<br />
Wir kriegen die Bestätigung, dass es immer Sinn<br />
macht, den Menschen zusätzlich zum Alltag etwas anzubieten.<br />
Das Engagement in diesen Leistungen lohnt<br />
sich für den Pflegedienst, weil man Kunden gegenüber<br />
kommunizieren kann, dass man über die Grundpflege<br />
hinaus ergänzend Angebote macht und so die Sicherung<br />
der Pflege im ambulanten Kontext ermöglicht.<br />
Man signalisiert potenziellen Kunden: Wir schauen auf<br />
mehr, als nur darauf, dass der Mensch gut ernährt und<br />
die Wohnung sauber ist. Dieses Engagement ist also<br />
auch ein Werbeträger für den Pflegedienst.<br />
Zugleich dienen diese Angebote der Mitarbeiterbindung<br />
und der Berufszufriedenheit. Die Mitarbeiter<br />
sehen, dass sie mehr machen können als nur Satt-und-<br />
Sauber-Pflege. Und betriebswirtschaftlich betrachtet ist<br />
einem angenommenen Satz von 15 Euro pro Stunde).<br />
Das Argument, dass dies allenfalls ein Tropfen auf dem<br />
heißen Stein wäre, ist nicht von der Hand zu weisen.<br />
Ganz anders sieht die Angelegenheit aber aus, wenn<br />
man eine bereits beschriebene „intelligente“ Leistungskombination<br />
vornehmen würde. Dann stünden<br />
plötzlich rund 126 Betreuungsstunden im Jahr zur Verfügung,<br />
was auf eine wöchentliche Betreuung von<br />
ca. zwei Stunden hinausliefe. Bezieht man sich nun im<br />
Weiteren auf die angekündigte Erhöhung der Geldleistungen<br />
nach § 45 b SGB XI, sehen die Ergebnisse noch<br />
günstiger aus: Bei einer jährlichen Geldleistung von<br />
2 400 Euro könnten rund 160 Stunden Betreuung realisiert<br />
werden. Für den Leistungsnutzer würde nun<br />
eine tatsächlich spürbare Entlastung und qualitative<br />
Verbesserung möglich werden. Für ambulante Pflegedienste<br />
eröffnen sich dabei gute Chancen, unter ihrem<br />
Dach solche Angebote zu platzieren. Das nunmehr zur<br />
Verfügung stehende zusätzliche Budget würde im<br />
Gegensatz zur aktuellen Situation eine verlässliche Personalsteuerung,<br />
Kapazitäts- und Angebotserweiterung<br />
Altenpfleger<br />
und Dipl. Sozialarbeiter<br />
Markus<br />
Rohner lebt in<br />
Berlin und ist<br />
bei der Pflegestation<br />
Meyer &<br />
Kratzsch<br />
beschäftigt.<br />
E-Mail: info@<br />
meyer-undkratzsch.de<br />
Foto: Darren<br />
Klingbeil<br />
Häusliche Pflege_November 2007 _21<br />
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