Ein strategisch wichtiges Feld - Demenz Support Stuttgart
Ein strategisch wichtiges Feld - Demenz Support Stuttgart
Ein strategisch wichtiges Feld - Demenz Support Stuttgart
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aus dem Zusammenleben mehrerer Menschen mit<br />
Leistungsansprüchen nach dem Pflegeversicherungsgesetz<br />
resultierenden Synergieeffekte zunutze. Indem<br />
diese Leistungsansprüche zusammengeworfen werden,<br />
kann eine 24-stündige Betreuung, wie sie im <strong>Ein</strong>zelhaushalt<br />
nicht möglich wäre, realisiert werden.<br />
Der Status der in einer WG lebenden Personen als<br />
Mieter (statt Bewohner wie im Heim) und die Organisationsform<br />
der Pflege als ambulante Pflege nach den<br />
einschlägigen sozialrechtlichen Bestimmungen ermöglichen<br />
eine Nutzung der zur Stärkung häuslicher<br />
Betreuungssettings konzipierten niedrigschwelligen<br />
Betreuungsleistungen. Im Normalfall erfüllt jeder WG-<br />
Bewohner von vornherein die Voraussetzungen für<br />
eine Inanspruchnahme von Leistungen nach § 45 b<br />
SGB XI. Für jeden Mieter ist es daher möglich, zusätzlich<br />
zu der regulären Betreuung weitere Betreuungsleistungen<br />
heranzuziehen. Dies können individuelle<br />
Leistungen wie beispielsweise die regelmäßige Begleitung<br />
bei Spaziergängen und Ausflügen sein. Die in<br />
Wohngruppensettings ohnehin recht hohe Betreuungsqualität<br />
kann dadurch noch einmal deutlich verbessert<br />
werden. Dies betrifft nicht allein die individuelle<br />
Betreuungsqualität für einzelne Mieter, sondern insbesondere<br />
auch die der Gesamtgruppe. Innovative, die<br />
sinnlichen Ausdrucksmöglichkeiten der Menschen mit<br />
<strong>Demenz</strong> erweiternden Angebote wie Betreuung mit<br />
Musik oder künstlerisch orientiertes Arbeiten können<br />
in das Leben der WG integriert werden. Sinnliches<br />
Erleben und Interagieren mit der Umwelt kann über<br />
Märchenerzähler, Tierbesuchsdienste, Tanz- und Bewegungsorientierte<br />
Angebote im Alltag der Wohngruppe<br />
gestärkt werden.<br />
Auch hier soll eine Modellrechung die Dimension<br />
verdeutlichen, um die es dabei geht. Bei einem individuellen<br />
Leistungsanspruch von 460 Euro im Jahr stünden<br />
bei acht Mietern pro Jahr immerhin rund 3 700 Euro<br />
für solche Leistungen zur Verfügung. Nimmt man<br />
an, dass diese Personen zukünftig den angekündigten<br />
Höchstbetrag von 2 400 Euro pro Person und Jahr abrufen<br />
können, würde es sich um eine Summe von insgesamt<br />
19 200 Euro handeln. Damit können in der Tat<br />
sowohl attraktive individuelle als auch gruppenbezogene<br />
Betreuungsangebote realisiert werden (Wissmann<br />
2007). Für ambulante Pflegedienste, die in Wohngruppen<br />
die Pflege und Betreuung der dort lebenden Mieter<br />
organisieren, macht es daher Sinn, in Kooperation<br />
mit den Angehörigen und gesetzlichen Betreuern der<br />
Menschen mit <strong>Demenz</strong>, zusätzliche Leistungen gezielt<br />
in das Konzept und in den Alltag der WG zu integrieren.<br />
Auch hier empfiehlt sich der Aufbau verbindlicher<br />
Kooperationsvereinbarungen mit den Anbietern niedrigschwelliger<br />
Betreuungsleistungen.<br />
Kreative Weiterentwicklungen sind möglich<br />
Aber es ist noch mehr möglich. Es existiert bewusst<br />
kein inhaltlich abgeschlossener Kanon von Leistungen,<br />
die von den zuständigen Landesbehörden als<br />
abrechenbare niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />
anerkannt werden können. Dies eröffnet Raum für kreative<br />
Überlegungen und Entwicklungen. Die Verantwortlichen<br />
in den Pflegediensten erfahren recht genau,<br />
�<br />
Literatur zum Beitrag<br />
• Michael Ganß, Wieder ins Gespräch kommen –<br />
Aufsuchende künstlerische Arbeit in Familien mit<br />
<strong>Demenz</strong>, In: Sauer/Wißmann: Niedrigschwellige<br />
Hilfen für Familien mit <strong>Demenz</strong>: Erfahrungen,<br />
Beispiele, Perspektiven. Frankfurt am Main 2007,<br />
S. 111-118<br />
• Sabine Hipp, Koordinationsstelle niedrigschwellige<br />
Betreuungsangebote in Baden-Württemberg<br />
In: Sauer/Wißmann 2007, a. a. O.<br />
• Stefan Jauernig/Christina Wißmann, Das Betreuungsangebot<br />
erweitern – Ambulante Pflege und niedrigschwellige<br />
Angebote, In: Sauer/Wißmann 2007,<br />
a. a. O.<br />
• Dorothea Muthesius, Betreuung mit Musik – Freiberufler<br />
als Anbieter niedrigschwelliger Leistungen<br />
In: Sauer/Wißmann 2007, a. a. O., S. 95-109<br />
• Peter Sauer/Peter Wißmann, Evaluation der Leistungen<br />
zum Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz.<br />
Abschlussbericht, Berlin 2006<br />
• Peter Sauer/Peter Wißmann (Hrsg.), Niedrigschwellige<br />
Hilfen für Familien mit <strong>Demenz</strong>:<br />
Erfahrungen, Beispiele, Perspektiven<br />
Frankfurt am Main 2007<br />
• Tanja-Aletta Schmidt/Birgit Wolff, Handbuch<br />
Niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />
E-Book, Hannover 2006<br />
• Peter Wißmann, Chancen nutzen – Ambulante<br />
Wohngeemeinschaften und niedrigschwellige<br />
Angebote, In: Sauer/Wißmann 2007, a. a. O., S. 87-94<br />
welchen Unterstützungs- und Entlastungsbedarf pflegende<br />
Angehörige in der häuslichen Situation benötigen.<br />
Und sie wissen auch gut, welche aktivierenden,<br />
sozial stimulierenden und die Kommunikation und den<br />
Austausch mit der Umwelt fördernden Betreuungsangebote<br />
für demenziell veränderte oder andere Menschen<br />
mit speziellem Betreuungsbedarf hilfreich sein<br />
könnten. Dieses Wissen sollte genutzt werden, um im<br />
Dialog mit Angehörigen, mit anderen Dienstleistungsanbietern<br />
und mit bürgerschaftlich engagierten Menschen<br />
nicht nur bereits existierende niedrigschwellige<br />
Angebote besser zu nutzen, sondern auch bisher fehlende<br />
neue Angebote anzudenken und zu initiieren.<br />
Mit den Leistungen der §§ 45 a-c SGB XI existiert dazu<br />
ein Rahmen, der genutzt werden kann. ❚<br />
Mehr zum Thema<br />
�<br />
Buchtipp: Niedrigschwellige Hilfen für Familien mit<br />
<strong>Demenz</strong>, von Peter Sauer u. Peter Wißmann (Hrsg.),<br />
Frankfurt a. M. 2007, ISBN 978-3-938304-92-1,<br />
224 Seiten, 23,90 Euro<br />
Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes zeigen<br />
Beispiele und Perspektiven auf, wie Familien mit<br />
<strong>Demenz</strong> durch niedrigschwellige Angebote entlastet<br />
und unterstützt werden können. Sie untersuchen u. a.<br />
neue Handlungsfelder für ambulante Pflegedienste,<br />
ambulant betreute Wohngruppen, freiberufliche<br />
Anbieter und bürgerschaftlich Engagierte.<br />
Peter<br />
Wißmann,<br />
Geschäftsführer<br />
der <strong>Demenz</strong><br />
<strong>Support</strong> Stutgart<br />
gGmbH,<br />
stellv. Vorsitzender<br />
der<br />
Aktion <strong>Demenz</strong><br />
e. V.<br />
Buch zum<br />
Thema<br />
„Niedrigschwellige<br />
Hilfen für<br />
Familien mit<br />
<strong>Demenz</strong>“<br />
Häusliche Pflege_November 2007 _23