und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Matthias Trautmann / Julia Sacher, Unterrichtsentwicklung durch Videofeedback Videofeedback als Instrument zur Unterrichtsentwicklung 15 züglich erste Versuche gegeben, in der Aus- und Fortbildung von Lehrpersonen mit Unterrichtsaufnahmen zu arbeiten; Institute und Anlagen zur Unterrichtsmitschau, Telekollegs und Microteaching sind hier als zentrale Stichworte zu nennen. Aufgrund technischer Schwierigkeiten und der recht hohen Kosten für die Ausstattung waren diese Bemühungen allerdings in der Regel auf Einzelfälle beschränkt; die Versuche wurden nicht systematisch weiterverfolgt und verliefen in den 1980er Jahren im Sande. Erst mit der Weiterentwicklung der Videotechnik bzw. entsprechender Auswertungssoftware, der damit einhergehenden leichteren Finanzierbarkeit der Geräte sowie durch die großen Videostudien (TIMSS, IPN-Videostudie) wurden Unterrichtsaufzeichnungen Ende der 1990er Jahre neu für die erziehungswissenschaftliche Forschung und – hier im Zentrum des Interesses stehend – für die Lehrerbildung interessant. Doch gerade in Bezug auf die Entwicklung von Unterricht mittels Videographie stehen wir immer noch am Anfang, sowohl was die Verbreitung und Nutzung von videobasierten Angeboten betrifft als auch bezüglich der Wirkungen dieser Konzepte. Deskriptive Befunde zur Nutzung und zur Verbreitung von Videoausschnitten zu Unterricht – z.B. als Dokumentationen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Filmausschnitte, als private, durch Dozierende, Studienseminarleiter oder Lehrkräfte, an Schulen hergestellte Aufzeichnungen oder als Ausschnitte aus Forschungs- und Fortbildungsprojekten – liegen unseres Wissens bisher nicht vor. Wir vermuten, dass viele in der Lehrerbildung Tätige entsprechendes Material ausprobieren, einsetzen und auch herstellen, wobei mittels Videoportalen gegenwärtig an verschiedenen Standorten daran gearbeitet wird, derartige Aufzeichnungen systematisch und für einen größeren Personenkreis aufzubereiten (vgl. auch die Übersicht bei Helmke 2009). Folgende Projekte und erfahrungsbasierte Konzepte im Zusammenhang mit der Entwicklung von Unterricht und Lehr(er)-kompetenzen konnten wir in unserer Recherche ausfindig machen: − für die erste Phase der Lehrerbildung das Projekt »LUV – Lernen aus Unterrichtsvideos« an der Universität Jena, bei dem es um die Entwicklung einer computerbasierten Lernumgebung und die Erhebung bzw. Veränderung von Lehrerwahrnehmungen für das Fach Physik geht (vgl. Seidel et al. 2005 sowie © 2010 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 978-3-525-70107-2 — ISBN E-Book: 978-3-647-70107-3
Matthias Trautmann / Julia Sacher, Unterrichtsentwicklung durch Videofeedback 16 Matthias Trautmann / Julia Sacher Schwindt 2008), zum Einsatz kommen hier eher standardisierte Beobachtungsverfahren; − eine Reihe von Projekten, die ebenfalls aus den TIMSS- Videostudien erwachsen sind, z.B. Science Teachers Learning Through Lesson Analysis (vgl. den Abschnitt III in Janik / Seidel 2009); − ebenfalls für die erste Phase der Lehrerbildung eine Zusammenstellung verschiedener Erfahrungen und Versuche von Naturwissenschaftsdidaktikern mit Unterrichtsvideos (Welzel / Stadler 2005); − für die zweite Phase sowie die Lehrerfortbildung das auf Verfahren der kollegialen Supervision aufbauende Konzept von Dorlöchter et al. (2004; 2006), basierend auf halbstandardisierten bzw. auf offeneren Beobachtungsverfahren. Einige wenige Studien befassen sich darüber hinaus mit der Evaluation von Videographie als Mittel zur Unterrichtsentwicklung: Im Rahmen seiner Dissertation entwickelte Gärtner (2007) einen Videozirkel, den er mit 14 Berliner Grundschul- und Gymnasiallehrern durchführte und anschließend evaluierte. Untersucht werden sollte, inwieweit das gemeinsame Anschauen und Besprechen von Unterrichtssequenzen in kollegialen Gruppen dazu beitragen konnte, die Vorgaben eines neuen Rahmenlehrplanes zu erarbeiten und umzusetzen. Dazu trafen sich die teilnehmenden Lehrer einmal monatlich, um – den eigentlichen Unterrichtsaufnahmen vorangehend – neue Themen zu erarbeiten. In einem nächsten Schritt wurden diejenigen Unterrichtsstunden videographiert, in denen die neuen Themen eingeführt und umgesetzt wurden. Die unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer hatten dann die Möglichkeit, sich »ihre« Aufzeichnungen anzuschauen, um dann – im letzten Schritt von Gärtners Videozirkel – zusammen mit den anderen Teilnehmern die persönlichen Erfahrungen zu reflektieren und zu diskutieren und sie schließlich in erneute Planungen einzubringen. Die Evaluierung des Videozirkels ergab, dass sich die Videokomponente in der Tat positiv auf das Unterrichtshandeln der Lehrpersonen auswirkte. Allerdings kam sie nach Angaben Gärtners tatsächlich nur in etwa 50% der Videozirkel-Sitzungen zum Einsatz; meist diskutierten die Lehrenden auf der Basis von Aufgaben und Materialien ohne Zuhilfenahme von Unterrichts- © 2010 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 978-3-525-70107-2 — ISBN E-Book: 978-3-647-70107-3
Seite 1 und 2: Matthias Trautmann / Julia Sacher (
Seite 3 und 4: Matthias Trautmann / Julia Sacher,
Seite 15: Matthias Trautmann / Julia Sacher,
Seite 27: Vandenhoeck & Ruprecht 9 783525 701

und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?