African Scyline Erstbegehung am Mount Kenya - AlpinClub Berlin
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BERICHTE<br />
Deborah Osk<strong>am</strong>p spielt J. S. Bach in schwindelnder Höhe<br />
Foto: Jürgen Mittag<br />
„Du bist verrückt!! Ist das nicht gefährlich?“ Fassungsloses<br />
Staunen, ungläubige Blicke, und<br />
manchmal arrogantes Belächeln waren die häufigsten<br />
Reaktionen, wenn ich von meinem Vorhaben erzählte.<br />
Nämlich mit Geige den Großglockner<br />
(3798m) zu besteigen und die Chaconne zu spielen!<br />
Nur einige, gute Freunde fanden diese Idee so klasse,<br />
dass sie mithalfen die Aktion zu verwirklichen.<br />
An erster Stelle ist da Jürgen Mittag, der alles über<br />
diesen Berg recherchierte und <strong>am</strong> Ende besser informiert<br />
war als ich, eine winzige Digitalk<strong>am</strong>era für<br />
„den“ großen Moment organisierte, im Defereggental<br />
auf Gipfeltouren zum K<strong>am</strong>er<strong>am</strong>ann wurde, während<br />
seine Frau Martina so manches Mal schlotternd<br />
im Nebel zum wiederholten Male die ganze Chaconne<br />
anhören mußte.<br />
Auch nach den Gebirgsferien saß Jürgen stundenlang<br />
<strong>am</strong> Computer um Fotos zu kopieren, den<br />
Großglockner-Film bei ‚Youtube.com’ zu montieren,<br />
dieses Ereignis im Internet-Gipfel-Buch zu verewigen<br />
und vieles mehr. ( Danke dir! )<br />
Ganz und gar nicht unschuldig an der Entstehung<br />
dieser Idee war mein bester Bergk<strong>am</strong>erad und Seilpartner<br />
Hans Thaler aus Österreich.<br />
Es war <strong>am</strong> 12.10.06 auf einer Gipfeltour im Tennengebirge,<br />
wir hingen gerade <strong>am</strong> Fixseil unterm 3.Gipfel<br />
(Tagweide 2128m ), als er plötzlich sagte, es wäre<br />
Eine Gipfelbesteigung<br />
ungewöhnlicher Art<br />
doch der absolute Höhepunkt des Tages, wenn ich<br />
oben Geige spielen könnte...Tja, die Geige war im<br />
Tal, doch diese völlig irrsinnige und doch großartige<br />
Idee fing in meinem Kopf an zu arbeiten.<br />
Schon beim Abstieg überlegten wir laut: „Wenn<br />
mit Instrument auf einen Gipfel, dann muss es<br />
schon ein besonderer Berg sein!“ Eigentlich hatte<br />
ich immer davon geträumt auf der Cheops-Pyr<strong>am</strong>ide,<br />
wie Ole Bull (norw. Komponist, Violinist), J.<br />
S. Bach zu spielen, aber das ist inzwischen verboten.<br />
Da wäre der höchste Berg Österreichs auch<br />
ein ganz schönes Ziel - „Und dann spiele ich natürlich<br />
J. S. Bach, <strong>am</strong> liebsten die Chaconne, denn<br />
solch ein Berg verdient nur höchste kompositorische<br />
Kunst. Aber wie kriege ich die Geige da<br />
hoch??“ „Och“, sagte Hans, „die trag ich dir! War<br />
schon mal oben, das schaffst du auch!“ Und d<strong>am</strong>it<br />
war es ausgemacht.<br />
In den folgenden Monaten übte ich die Partita No.II<br />
von Bach, informierte mich über die zu benötigende<br />
Ausrüstung und wünschte mir zum Geburtstag<br />
Klettersteig-Set mit Helm, Steigeisen, Pickel, diversen<br />
Kleinkr<strong>am</strong> und die ultimative Outdoor-Jacke.<br />
Viele liebe Freunde schenkten mir den größten Teil<br />
meiner Wünsche, obwohl sicherlich einige das Ganze<br />
für eine Schnapsidee hielten, mir aber trotzdem<br />
viel Glück und Erfolg für den kommenden Sommer<br />
wünschten. Jetzt fehlten nur noch Kondition, eine<br />
professionelle Ausbildung in Gletscher, Fels und Eis,<br />
und eine Kiste, die Rucksack mit Geigenkasten vereint.<br />
Durch Kollegen lernte ich den Erfinder der Cellokasten-Tragesysteme,<br />
Joachim Fiedler, kennen. Er<br />
zeigte mir einen Konzert-Geigenkasten nicht nur<br />
mit Tragesystem, sondern auch ausgestattet mit diversen<br />
Taschen für allerlei Dinge, die man bei einem<br />
Konzertauftritt so nötig hat, in dem die Geige und<br />
vier Bögen sicher ausgepolstert Platz finden konnten.<br />
Genau das, was ich suchte! Nach einer Woche<br />
Probelauf und „Packtest“ der ges<strong>am</strong>ten Bergausrüstung<br />
stand fest: der ist es!<br />
BERLIN ALPIN 2/2008