Heimatbrief Nr. 220 - Kreis Borken
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<strong>Nr</strong>. <strong>220</strong> / April – Juni 2012 HEIMATBRIEF 23<br />
Ein Auffanglager in Maria Veen<br />
Die ländlichen Gebiete mussten die Flüchtlinge und<br />
Vertriebenen aufnehmen. So kam es damals auch zu<br />
dem Aufnahmelager in Maria Veen. Über das Aufnahmelager<br />
wird ausführlich in dem Buch „Neue Heimat<br />
finden in Reken“ geschrieben. Es sind dort mehr<br />
als 90.000 Ostvertriebene und Flüchtlinge durchgeschleust<br />
worden.<br />
Hubert Tenbohlen berichtet in seinen detaillierten<br />
Aufzeichnungen über die politischen Festlegungen<br />
der Siegermächte hinsichtlich der Vertreibung von<br />
„13,6 Millionen Deutsche verlieren ihre Heimat“. Das<br />
Münsterland nahm damals mehr als 175.000 Ostvertriebene<br />
auf. Wegen der Bombenzerstörung konnten<br />
die Städte Ahaus, Bocholt, <strong>Borken</strong> und auch kleine<br />
Städte zunächst keine Vertriebenen aufnehmen und<br />
unterbringen.<br />
Die Erinnerung an diese ersten Nachkriegsjahre<br />
zeigen der Bevölkerung, die sie miterlebt hat und<br />
durch einen enormen persönlichen Einsatz zu bewältigen<br />
hatte, auf, was sie geleistet hat. Direkt nach dem<br />
Krieg waren es die Frauen, die sich einsetzten, denn<br />
ein Großteil der Männer war noch in Gefangenschaft.<br />
Am Wiederaufbau waren die Vertriebenen maßgeblich<br />
beteiligt.<br />
Geschrieben wird auch über die Eingliederung der<br />
Flüchtlinge und Vertriebenen, die zunächst von vielen<br />
Ressentiments geprägt war, weil die Schlesier und die<br />
Westfalen von ihrer Lebensweise zu wenig informiert<br />
waren.<br />
Erinnerungen an die Vertreibung<br />
In dem Buch des Arbeitskreises Heimatverein<br />
Reken schildern 31 Vertriebene ihre Erinnerungen an<br />
die systematische Ausweisung durch Russen und<br />
Polen aus ihrer angestammten Heimat in den deutschen<br />
Ostgebieten und ihre Ankunft und Aufnahme in<br />
der Gemeinde Reken. Aufgeführt werden alle genannten<br />
Orte in Niederschlesien, Oberschlesien, Posen<br />
und dem Wartheland, in Westpreußen, Ostpreußen,<br />
Pommern-Hinterpommern und dem Sudetenland-<br />
Böhmen.<br />
Aus den Berichten spricht die Angst vor dem Kommenden,<br />
vor der Gewalt der Besatzungstruppen, vor<br />
der angekündigten Ausweisung. Diejenigen, die heute<br />
über die Vertreibung berichten, waren damals meistens<br />
noch Kinder. Ihre Erinnerungen an diese unsäglich<br />
grauenvolle Zeit werden sie nie vergessen. Ge-<br />
schildert wird über ihre Aufnahme bei den Familien in<br />
Reken, die sehr unterschiedlich war. Die Gemeinde<br />
Reken nahm mehr als 1.100 Flüchtlinge und Ostvertriebene<br />
auf.<br />
Zahlreiche Fotografien zeigen die Städte und Dörfer<br />
mit besonderen architektonischen Blickpunkten, die<br />
Wallfahrtsorte, die eigenen Häuser und Bauernhöfe,<br />
Familienaufnahmen und die wunderschöne Landschaft<br />
ihrer Heimat. Hinzugefügte Landkarten zeigen<br />
einen Überblick über die Vertreibungsgebiete.<br />
In den Jahren von<br />
1945 bis 1948 sind die<br />
mehr als 60 Erwachsenen<br />
und Kinder in Maria<br />
Veen verstorbenen<br />
Ostvertriebenen und<br />
Flüchtlinge auf einem<br />
Ehrenfriedhof beigesetzt<br />
worden. Ihre Namen<br />
sind in dem Buch aufgeführt.<br />
Wallfahrtskirche Maria Schnee<br />
auf dem 850 m hohen Spitzigen<br />
Berg in der Grafschaft Glatz.<br />
Bolkenhain, eine der ältesten<br />
Städte Schlesiens<br />
Unter der Überschrift „Bolkenhain zu deutscher Zeit“<br />
ist das Buch „Bolkenhainer Straßen- und Einwohnerverzeichnis“<br />
im <strong>Heimatbrief</strong> <strong>Nr</strong>. 218 bereits kurz vorgestellt<br />
worden. Mit fast 400 Fotos auf der Grundlage<br />
der Adressbücher von 1911, 1936 und 1941, die in<br />
der Bolkenhainer Heimatstube im Stadtmuseum <strong>Borken</strong><br />
in vielen Jahren gesammelt und verwahrt worden<br />
sind, war es möglich das ehemalige Bolkenhain so<br />
darzustellen.<br />
Der Autor Winfried Püschel lässt in diesem Verzeichnis<br />
die ehemalige schlesische Stadt Bolkenhain<br />
wieder „auferstehen“ vor den Augen der Leser.<br />
Bolkenhain lag an der Wütenden Neiße, im Regierungsbezirk<br />
Liegnitz, im <strong>Kreis</strong> Jauer und war eine der<br />
ältesten Städte Schlesiens, 1276 urkundlich genannt.<br />
Er stellt die Stadt so vor, wie sie bis 1945 mit ihrem<br />
Einwohner- und Straßenverzeichnis, den Geschäften,<br />
öffentlichen Einrichtungen und Kirchen einmal ausgesehen<br />
hat und wie es sich in ihr leben ließ.