Kardinal Joachim Meisner
Kardinal Joachim Meisner
Kardinal Joachim Meisner
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orträts hat Ernst Günter<br />
PHansing von den drei bisher<br />
letzten Kölner Kardinälen gemalt:<br />
als Bleistiftstudien, Kohlezeichnungen,<br />
mit Pinsel und<br />
Zeichenstift auf die Leinwand.<br />
Porträts offenbaren oft mehr<br />
vom Dargestellten als flüchtig<br />
skizzierte Lebenserinnerungen,<br />
die aus Begegnungen und<br />
persönlichen Eindrücken gespeist<br />
sind und die Zufälligkeit<br />
des Augenblicks in sich tragen.<br />
Hansings großes Ölgemälde<br />
von Papst Johannes Paulus II.,<br />
das er nach dem Papstattentat<br />
aus roten, weißen und schwarzen<br />
Blitzen aufgebaut hat, offenbart<br />
einen Pontifex, der als<br />
Mahner die Kälte gottferner<br />
Verirrung auf die Mitte und das<br />
Ziel menschlichen Lebens zurückführt.<br />
So geschieht es auch mit<br />
<strong>Kardinal</strong> <strong>Meisner</strong>. In mehreren<br />
Studien hat der Künstler <strong>Kardinal</strong><br />
<strong>Joachim</strong> <strong>Meisner</strong>, den er<br />
noch als Bischof von Berlin<br />
kennen gelernt hatte, erfasst:<br />
sein intensives Zuhören, seine<br />
kompromisslosen, markanten,<br />
klaren Antworten.<br />
12<br />
Seelischer Kosmos<br />
Im 1993 entstandenen Bild,<br />
Acryl auf Leinwand (99,8 mal<br />
79,8 cm), das im Katholisch-<br />
Sozialen Institut der Erzdiözese<br />
in Bad Honnef hängt, schaut<br />
uns <strong>Kardinal</strong> <strong>Meisner</strong> im Halbprofil<br />
an. Zeige- und Mittelfinger<br />
an die linke Wange gelehnt<br />
zeigen einen nachdenklichen,<br />
zuhörenden Bischof. Während<br />
das ganze Bild den skizzenhaften<br />
Aufbau beibehält, verdichtet<br />
sich das Zentrum der Komposition<br />
im linken Auge, das<br />
den seelischen Kosmos des<br />
Dargestellten freigibt: Das<br />
Empfindsame, Verletzliche,<br />
Nachdenkliche und Beharrliche.<br />
Auch ich konnte <strong>Kardinal</strong><br />
<strong>Meisner</strong> als Bischof von Berlin<br />
kennen lernen. Mit einer<br />
Künstlergruppe waren wir von<br />
Köln aus in den achtziger Jahren<br />
nach Ostberlin gereist - und<br />
fanden einen agilen und streitbaren<br />
Oberhirten vor, der trotz<br />
75 Jahre <strong>Kardinal</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Meisner</strong><br />
Hirte zwischen zwei Welten<br />
Von Bischof Friedhelm Hofmann<br />
Bespitzelung<br />
und permanenter<br />
Bedrohung das<br />
offene Wort<br />
nicht scheute.<br />
Als er nach<br />
seiner Wahl zum<br />
Kölner Erzbischof<br />
vor 20 Jahren<br />
auf dem<br />
Köln-Bonner<br />
Flughafen landete<br />
- mit kleinemHandgepäck<br />
- ohne die<br />
ihm angedichteten<br />
Kunstwerke<br />
aus dem Osten,<br />
da folgte er dem<br />
Ruf des Heiligen<br />
Vaters in seine<br />
zukünftige rheinische<br />
Heimat.<br />
Nur wenige hatten<br />
sich zur Begrüßungeingefunden.<br />
Doch der<br />
<strong>Kardinal</strong> ging<br />
entschlossen die<br />
von ihm erwarteten<br />
Aufgaben<br />
an. Wo immer er<br />
persönlich in Erscheinung<br />
tritt,<br />
öffnen sich ihm<br />
die Herzen der<br />
Menschen -<br />
manchmal erstaunt,<br />
da ein<br />
„öffentliches<br />
Meinungsbild“<br />
allzu sehr sein<br />
Image bestimmt.<br />
Als Erzbischof<br />
von Köln hat er nicht nur diözesane<br />
Aufgaben zu erfüllen,<br />
sondern weltweite - eben katholische<br />
- Aufgaben. Wenn er<br />
dies auch mit Freude wahrnimmt,<br />
so bleibt er doch permanent<br />
in Bewegung, unterwegs,<br />
nur im Gebet verankert<br />
und in Gott geortet. Mit Papst<br />
Johannes Paulus II. ebenso verbunden<br />
wie mit unserem Heiligen<br />
Vater Papst Benedikt XVI.,<br />
verkörpert er und wirbt er für<br />
die eine, heilige, katholische<br />
und apostolische Kirche.<br />
Voller Dankbarkeit schaue<br />
ich auf meine Bischofsweihe,<br />
die er im Auftrag des Heiligen<br />
1993 schuf der Künstler Ernst Günter Hansing dieses Porträt des <strong>Kardinal</strong>s<br />
(Acryl auf Leinwand), das im Katholisch-Sozialen Institut (KSI) in Bad Honnef<br />
hängt. (Repro: PA)<br />
Vaters vorgenommen hat und<br />
das Vertrauen, das er mir in all<br />
diesen Jahren - auch in meiner<br />
Würzburger Zeit - entgegengebracht<br />
hat.<br />
Ernst Günter Hansings kräftige<br />
Pinselstriche, die manchmal<br />
wie Hiebe die Bildkomposition<br />
aufbauen, verlieren in<br />
diesem Porträt ihre klirrende<br />
Kälte und schmiegen sich in die<br />
bergenden Rundungen des<br />
Kopfes. Lediglich die kontrastierenden<br />
kardinalsroten Kompositionselemente<br />
bauen eine<br />
Gegenbewegung auf, die dem<br />
Bild Ordnungsstruktur und<br />
Halt geben.<br />
Möge die Feier der Vollendung<br />
seines 75. Lebensjahres<br />
und sein 20-jähriges Kölner<br />
Ortsjubiläum ihm einen Augenblick<br />
des Innehaltens, Ausruhens<br />
und Kraftschöpfens<br />
schenken.<br />
Der Autor<br />
war 12 Jahre<br />
Weihbischof<br />
im Erzbistum<br />
Köln und ist<br />
seit 2004 Bischof<br />
von<br />
Würzburg.<br />
Kirchenzeitung Köln ● Sonderausgabe zum 25. 12. 2008