72. Jahrgang Nr. 1/2008 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV
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lagen die Piraten auf der Lauer. Bei Handelsschiffen erwartete sie eine gute<br />
Beute. Sie deckten sich bei ihren Überfällen auch mit Lebensmitteln ein.<br />
Laut Defoe kreuzten die Piratenschiffe im Sommer entlang der amerikanischen<br />
Küste und auf der nördlichen Route, beim heranbrechendem kalten<br />
Wetter jedoch segelten sie zwischen den Karibischen Inseln. In Boston<br />
wurden Piraten, die man fing, gehängt.<br />
Piraten enterten wehrlose Schiffe. Solche, die sich zur Wehr setzten, wurden<br />
mit Breitseiten beschossen und geentert. Alles, was die Piraten zu<br />
Geld machen konnten, wurde von ihnen geraubt. Der Kapitän, Schiffsmeister<br />
und eventuelle Mitreisende wurden so lange erpresst, bis sie ihr<br />
persönliches Eigentum bis auf den letzten Cent hergaben, um ihr Leben zu<br />
retten. Alle vorhandenen Vorräte für die Reise des Schiffes und Alkohol<br />
jeder Art war für Piraten von größtem Interesse. Falls sie an dem Schiff<br />
interessiert waren, nahmen sie auch das. Die Ausgeplünderten und Überlebenden<br />
mussten versuchen, sich mit dem verlassenen Piratenschiff zu<br />
retten.<br />
Louis scheint meist in den Wintermonaten gereist zu sein. In Amerika ging<br />
er in seinem kaufmännischen Element auf. In Gabriel Bernons Kontobüchern<br />
in Providence findet man 1706/1707 Belege von seinen Zuckereinkäufen.<br />
Kaufte er für die Firma Guionneau & Le Blond ein oder für sich<br />
selbst? Sein jüngerer Bruder Henry, jetzt 36 Jahre alt, wurde einst von<br />
Louis in Boston eingewiesen. Jetzt führte er das Unternehmen. Es ist<br />
durchaus möglich, dass Louis an dieser Firma beteiligt war. Als Louis in<br />
Boston weilte, heiratete Henry am 14. März 1707 die 21-jährige Marie Faget.<br />
Sie war die Tochter eines verstorbenen geflüchteten Kaufmanns aus<br />
Mirambeau in Frankreich.<br />
Im Februar 1711 war Henry Teilhaber von zwei neuen Schiffen geworden:<br />
der See Nymph mit 400 Tonnen und der Thomas and Elizabeth von 600<br />
Tonnen, die beide in Tanton gebaut worden waren. Die Schiffe wurden von<br />
einer Interessengemeinschaft gekauft. Zehn bis 20 Geschäftsleute und<br />
mehr vereinten sich zu solchen Gemeinschaften. Henry war einer von ihnen.<br />
Ging ein Schiff auf dem Meer verloren, war der Verlust für die Besitzer<br />
nur ihr Anteil. Für ihr Gewerbe war der Verlust zu verschmerzen.<br />
Ein Brief an die Firma Guionneau & Le Blond von 1721 über eine ihrer<br />
Handelsfahrten ist im historischen Archiv in Boston erhalten: Zwei Schiffe<br />
fuhren mit einem Bevollmächtigten der Firma in die Karibik. Das kleinere<br />
Schiff, eine Schaluppe, bildete das Begleitboot. Wir werden von Mr. Detchevery,<br />
dem Bevollmächtigten der Firma, am 26. Juni 1721 unterrichtet,<br />
dass er sich zum Ein- und Verkauf von Waren mit den Schiffen in Cap<br />
François (heute Cap Haïtien) befunden hat. Diese Stadt zählte im 18. Jahrhundert<br />
zu den reichsten in den französischen Kolonien.<br />
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