29.01.2013 Aufrufe

72. Jahrgang Nr. 1/2008 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV

72. Jahrgang Nr. 1/2008 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV

72. Jahrgang Nr. 1/2008 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

entfernteren Ländern) aufgehalten und umgesehen hat. Zwischen Louis<br />

und seinem nächsten Halbbruder klafften zehn Jahre Altersunterschied.<br />

Schon 1664 besaß die „Französische Ostindische Kompanie“ eine Niederlassung<br />

in La Rochelle. Ihr Handelsplatz befand sich am Flüsschen Gabut.<br />

In Frankreich entstanden um 1670 zahlreiche privilegierte Handelskompanien.<br />

Die Kaufleute der Stadt zogen aber den privaten Handel vor. Schon<br />

vor 1680 hatten Schiffe aus La Rochelle im Hafen von Boston festgemacht,<br />

und im Heimathafen La Rochelle ist die puritanische Stadt sicherlich besprochen<br />

worden.<br />

Als Louis 1682 mündig wurde, stand ihm das Erbe seiner Mutter zu. Da ein<br />

Leben als Protestant in Frankreich mit Schwierigkeiten verbunden war,<br />

lebte er zur Zeit der Aufhebung des Ediktes von Nantes am 18. Oktober<br />

1685 in Amsterdam. Vielleicht hat er sein Erbe dorthin retten können. Zwei<br />

Monate später wurde Louis Guionneau Mitglied der Reformierten Kirche<br />

und am 25. Januar 1686 als Bürger der Stadt Amsterdam aufgenommen.<br />

Sein ältester Stiefbruder Pierre hielt sich mit ihm in Amsterdam auf. Sie<br />

warteten auf die von La Rochelle fliehenden Familienmitglieder. Louis war<br />

jetzt 28 Jahre alt; sein Bruder hatte das 18. Lebensjahr erreicht. Der Zusammenhalt<br />

der Familie ist in dieser Notzeit stark gewesen. Sein Vater und<br />

dessen zweite Frau Anne Guichard sowie der jüngste Bruder Henri stießen<br />

Ende des Jahres 1686 aus La Rochelle zu ihnen. Sie waren mit dem Schiff<br />

über den Ärmelkanal nach Exeter in England geflohen. Von dort reisten sie<br />

über Land nach Harwich und segelten nach Amsterdam. Fast unmittelbar<br />

nach ihrer Ankunft ist Louis mit seinem Bruder Henri nach Boston gesegelt.<br />

Dort ist ihre Ankunft noch im selben Jahr 1686 registriert. Für Louis wird<br />

eine unbestimmte Zeit seines Aufenthaltes zwischen 1686 und 1700 angegeben.<br />

Vielleicht hat er Seereisen in dieser Zeit wiederholt. Der ältere<br />

Stiefbruder Pierre emigrierte nach London, um einige Jahre später von dort<br />

als Engländer in die britischen Faktoreien nach Lissabon auszuwandern.<br />

In London ließ man sich vor einer Ausreise nach Neu-England naturalisieren.<br />

Man glaubte, es würde die Einwanderung erleichtern, wenn man Engländer<br />

sei. Henri Jourdain, Louis�Vetter, wurde am 5. November 1688 in<br />

London naturalisiert. Anschließend reiste er vielleicht mit Louis Guionneau<br />

nach Neu-England. Gleichzeitig mit Henri Jourdain wurde ein Jacques Le<br />

Blond mit seinen vier Söhnen naturalisiert. Sind auch sie (mit Louis?) nach<br />

Boston gesegelt? Jacques (oder James) Le Blond war später Geschäftspartner<br />

von Henri Guionneau in Boston. Henri Jourdain kehrte nach England<br />

zurück und lebte dann bei Hempston, nicht weit von Plymouth entfernt,<br />

wo sich eine französische Kirche befand. Er gründete 1696 eine Zeitungsdruckerei.<br />

Wahrscheinlich einer der Söhne, Jacques Le Blond – ein Maler,<br />

Kupferstecher und Erfinder der Chromolithogaphie – lebte in seiner Nähe<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!