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EMRAmed - Die erfolgreiche Apotheke

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Kategorie<br />

<strong>Die</strong> <strong>erfolgreiche</strong><br />

<strong>Apotheke</strong><br />

Fachzeitschrift für die Zukunft der <strong>Apotheke</strong><br />

Gut, gesichert, günstig –<br />

EU-Arzneimittel<br />

von <strong>EMRAmed</strong><br />

Beilage zu <strong>Die</strong> <strong>erfolgreiche</strong> <strong>Apotheke</strong>


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Editorial<br />

<strong>EMRAmed</strong><br />

hilft sparen<br />

<strong>EMRAmed</strong> zählt zu den Pionieren und Marktführern im Re- und<br />

Parallelimportgeschäft und versorgt heute <strong>Apotheke</strong>rinnen und <strong>Apotheke</strong>r sowie<br />

Patienten in ganz Deutschland mit Originalmarkenarzneimitteln, die günstiger<br />

sind als die Produkte, die von multinationalen Pharmakonzernen in Deutschland<br />

vertrieben werden. Fast 29 Milliarden Euro haben die gesetzlichen Krankenversicherungen<br />

2010 für Medikamente ausgegeben. <strong>Die</strong>se Summe werden nach<br />

Berechnungen des „Handelsblatts“ die rund 1.100 börsennotierten deutschen<br />

Konzerne zusammen im Jahr 2011 ausschütten. <strong>Die</strong> Ausgaben für Medikamente sind<br />

Haupttreiber der explodierenden Gesundheitskosten – und in einer stetig älter<br />

werdenden Gesellschaft werden sie eher mehr als weniger.<br />

EU-Arzneimittel dagegen tragen zur Entlastung des Gesundheitssystems bei.<br />

Allein im Jahr 2010 haben Parallel- und Reimporte in Deutschland<br />

die Gesundheitskosten direkt um 300 Millionen Euro gesenkt. Der Gesetzgeber<br />

hat das Markt- und Einsparungspotenzial längst erkannt und mit der Einführung<br />

der sogenannten Importquote im Verkauf von verschreibungspflichtigen<br />

Medikamenten ein deutliches Zeichen gesetzt.<br />

Im Herbst 2010 belegte der damalige Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler<br />

auch Importeure von EU-Arzneimitteln mit dem erhöhten Zwangsrabatt für<br />

Medikamente – Importeure und <strong>Apotheke</strong>r werden sich auch zukünftig auf immer<br />

neue Regulierungen einzustellen haben. Wie eine für beide Seiten positive<br />

Situation daraus entstehen kann, zeigt eine Reportage über die Zusammenarbeit<br />

zweier <strong>Apotheke</strong>r mit <strong>EMRAmed</strong>. Ein Gastbeitrag von Jo Leinen, Vorsitzender des<br />

Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im Europäischen<br />

Parlament, beleuchtet den Markt der EU-Arzneimittel aus der Perspektive<br />

der europäischen Gesundheitspolitik und Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen von der<br />

Universität Freiburg legt dar, welche Auswirkungen die zukünftige demografische<br />

Entwicklung auf unser Gesundheits- und Sozialsystem haben wird.<br />

EU-Arzneimittel von <strong>EMRAmed</strong> sind gut, gesichert und günstig. In diesem Sonderheft<br />

finden Sie zahlreiche Argumente dafür, warum <strong>Apotheke</strong>r und ihre Kunden<br />

das Vertrauen in EU-Arzneimittel beruhigt weiter ausbauen können.<br />

Eine anregende Lektüre wünscht<br />

Ihr<br />

Dirk Oltersdorf, Geschäftsführer <strong>EMRAmed</strong><br />

Inhalt<br />

Editorial 3<br />

Inhalt 3<br />

Gastbeitrag<br />

Jo Leinen<br />

EU-Arzneimittel 4<br />

Kurzprofil<br />

<strong>EMRAmed</strong>: gut, gesichert, günstig 7<br />

Interview<br />

Dirk Oltersdorf<br />

„Lieferfähigkeit enorm verbessert“ 8<br />

Fokus Markt<br />

Stetiger Aufstieg 10<br />

Schritt für Schritt<br />

Wie EU-Arzneimittel zum Patienten kommen 12<br />

Interview<br />

Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher<br />

EU-Arzneimittel: „<strong>Die</strong> Akzeptanz des<br />

Versicherten fehlt hier häufig“ 14<br />

Impressum 16<br />

Best Practice<br />

Ein gutes Rezept zum Sparen 18<br />

News<br />

EU-Fälschungsrichtlinie und Verschärfung<br />

der Transportbestimmungen 20<br />

Ausblick<br />

Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen/Dr. Christian Hagist<br />

<strong>Die</strong> gesetzliche Krankenversicherung am Scheideweg 22<br />

<strong>EMRAmed</strong> I 01.2011 3


Gastbeitrag<br />

4 EMRA-MED I 01.2011<br />

EU-Arzneimittel<br />

Von Jo Leinen, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und<br />

Lebensmittelsicherheit im Europäischen Parlament.<br />

S<br />

eit 1965 werden das Inverkehrbringen<br />

von Arzneimitteln sowie<br />

ihre Klassifizierung und Kennzeichnung<br />

in der EU geregelt. Dennoch<br />

bestehen in diesem Punkt auch fast<br />

ein halbes Jahrhundert später noch<br />

große Unterschiede in den einzelnen<br />

EU-Staaten. Erst kürzlich hat eine vom<br />

Gesundheitsausschuss des Europäischen<br />

Parlaments in Auftrag gegebene<br />

Studie gezeigt, dass sich die Pro-Kopf-<br />

Ausgaben für Arzneimittel zwischen<br />

den Mitgliedstaaten ganz erheblich<br />

unterscheiden. Auch die Arzneimittelpreise<br />

selbst sind in den verschiedenen<br />

EU-Ländern sehr uneinheitlich. Eine<br />

2009 vom britischen Gesundheitsministerium<br />

durchgeführte Untersuchung<br />

zu den Preisen von 150 Arzneimitteln<br />

in elf Mitgliedstaaten ergab, dass der<br />

Durchschnittspreis für diesen „Korb“ im<br />

teuersten Land 25 Prozent höher war<br />

als im billigsten. Bei Generika, die in<br />

Ländern wie Großbritannien, Deutschland,<br />

Dänemark und Schweden mehr als<br />

die Hälfte der verkauften Arzneimittel<br />

ausmachen, sind die Preisdifferenzen<br />

sogar noch größer. Dafür gibt es eine<br />

ganze Reihe von Ursachen, die von<br />

der Höhe der Mehrwertsteuer über die<br />

Relation zum Pro-Kopf-Einkommen, den<br />

Einsatz von Nachahmerprodukten und<br />

nationale Preisfestsetzungen bis hin zur<br />

Gewinnspanne der Groß- und Einzelhändler<br />

reichen.<br />

Sparpotenzial für Gesundheitssysteme<br />

Vertriebshändler können beispielsweise<br />

Produkte in einem Mitgliedstaat<br />

zu niedrigeren Preisen erwerben und<br />

gewinnbringend in anderen Ländern<br />

weiterverkaufen. <strong>Die</strong>ser legale „Parallelhandel“<br />

mit EU-Arzneimitteln hat<br />

laut Daten der European Federation of<br />

Pharmaceutical Industries and Associations<br />

(EFPIA) einen Marktanteil zwischen<br />

1,7 Prozent in Finnland und 16,5 Prozent<br />

in Dänemark. An dieser Stelle ergeben<br />

sich, vor dem Hintergrund des europä-<br />

Jo Leinen, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit<br />

im Europäischen Parlament<br />

ischen Binnenmarkts und des aus ihm<br />

resultierenden freien Warenverkehrs,<br />

einige Einsparpotenziale.<br />

<strong>Die</strong> Parallelhändler profitieren vom<br />

Handel mit den EU-Arzneimitteln,<br />

bei denen sichergestellt ist, dass sie<br />

hinsichtlich der Art und der Menge des<br />

Wirkstoffs sowie der Darreichungsform<br />

identisch sind und Abweichungen nur<br />

bei den Hilfsstoffen möglich sind. Für<br />

die Gesundheitssysteme der EU-Staaten<br />

können sich daraus Sparpotenziale<br />

ergeben.<br />

Kampf gegen steigende Kosten<br />

Auf dem Arbeitsprogramm der kommenden<br />

EU-Ratspräsidentschaften<br />

steht die Überarbeitung der Richtlinie<br />

über die Transparenz der Preisfestset-


zung bei Arzneimitteln. <strong>Die</strong> Kosten steigen<br />

überall in Europa, vor allem wegen<br />

des demografischen Wandels, aber auch<br />

wegen des zunehmenden technischen<br />

Aufwands in der Gesundheitsversorgung.<br />

Vor diesem Hintergrund versuchen<br />

Regierungen, die Arzneimittelkosten,<br />

die einen großen Teil der Kosten im<br />

Gesundheitshaushalt aller Mitgliedstaaten<br />

ausmachen, durch Regulierungsmaßnahmen<br />

in den Griff zu bekommen.<br />

<strong>Die</strong> EU kann einen echten Zusatznutzen<br />

bieten, wenn<br />

beispielsweise<br />

nationale<br />

Forschungsprogramme<br />

der<br />

Mitgliedstaaten<br />

im medizinischen<br />

Bereich<br />

sowohl inhaltlich<br />

enger<br />

aufeinander<br />

abgestimmt als<br />

auch personell<br />

besser verknüpft<br />

werden<br />

mit dem Ziel,<br />

Doppelarbeiten<br />

und Überschneidungen<br />

zu verhindern.<br />

Ein besserer<br />

Informationsaustausch<br />

zwischen den EU-Ländern bei der Beurteilung<br />

der Wirksamkeit von Medikamenten<br />

oder hinsichtlich ihrer Erfahrungen<br />

beim Kauf von Arzneimitteln ist<br />

eine weitere Option. Beim Kampf gegen<br />

die H1N1-Grippe wurde bereits über<br />

Solidaritätsmaßnahmen zwischen den<br />

Staaten debattiert. Eine bessere Absprache<br />

untereinander könnte EU-weit zu<br />

Kostensenkungen im Gesundheitswesen<br />

führen. Vor allem kleine EU-Staaten<br />

profitieren, wenn durch engere Zusammenarbeit<br />

das Problem der Nichtverfügbarkeit<br />

bestimmter Produkte gelöst<br />

wird. Das wäre auch ein Beitrag zum<br />

Abbau von gesundheitlichen Ungleichheiten<br />

innerhalb der EU.<br />

Der Gemeinschaftskodex für<br />

Humanarzneimittel<br />

Es gelten für alle EU-Staaten die gleichen<br />

Anforderungen in Hinblick auf die<br />

Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit<br />

eines Arzneimittels. Den Rah-<br />

men dafür bildet der „Gemeinschaftskodex<br />

für Humanarzneimittel“, den<br />

die EU 2001 geschaffen hat. Neben der<br />

Vermarktung regelt er auch die Anforderungen<br />

für Verpackungen und Etikettierungen,<br />

legt fest, welche Produkte<br />

verschreibungspflichtig sind und wie<br />

Anzeigen und Werbung geschaltet werden<br />

dürfen, insbesondere, um irreführende<br />

Werbung zu vermeiden. Der Kodex<br />

berührt allerdings nicht die Preisfestlegung.<br />

Denn Ziel der europäischen<br />

Vor dem Hintergrund des<br />

europäischen Binnenmarkts und des aus<br />

ihm resultierenden freien Warenverkehrs<br />

ergeben sich einige Einsparpotenziale.<br />

Arzneimittelpolitik ist in erster Linie<br />

ein hohes Maß an Gesundheitsschutz<br />

und die Förderung des Binnenmarkts<br />

– inklusive Maßnahmen, die Innovationen<br />

unterstützen –, nicht jedoch die<br />

Organisation der Sozialsysteme.<br />

Hohes Sicherheitsniveau<br />

<strong>Die</strong> Umsetzung des Kodex, insbesondere<br />

bei der Zulassung, aber auch bei<br />

der Vermarktung, wird seit den 1990er<br />

Jahren entweder durch eine<br />

zentrale Zulassung bei der Europäischen<br />

Arzneimittel-Agentur (EMA) oder<br />

durch nationale Autorisierungsprozesse<br />

sichergestellt. <strong>Die</strong> EMA ist verantwortlich<br />

für die zentralisierte Zulassung von<br />

Medikamenten für Mensch und Tier.<br />

Erhält ein Medikament die Vermarktungszulassung<br />

von der EMA, dann gilt<br />

sie in allen Staaten der EU ebenso wie in<br />

Island, Liechtenstein und der Schweiz.<br />

Um EU-weit ein hohes Sicherheitsniveau<br />

zu gewährleisten, ist für bestimmte<br />

Gastbeitrag<br />

Medikamente eine Zulassung durch die<br />

EMA sogar zwingend vorgeschrieben;<br />

dies gilt vor allem für Arzneimittel zur<br />

Behandlung von HIV/Aids, Krebs, Diabetes,<br />

neurodegenerativen Krankheiten,<br />

autoimmunen oder anderen immunen<br />

Dysfunktionen, Viruserkrankungen, sogenannte<br />

Orphan Medicines für seltene<br />

Leiden, Medikamente für experimentelle<br />

Therapien und Arzneimittel aus biotechnologischen<br />

Prozessen.<br />

Alle anderen<br />

Produkte können<br />

durch nationale<br />

Behörden<br />

zugelassen<br />

werden, deren<br />

Prozeduren sich<br />

dann an nationalen<br />

Vorgaben<br />

orientieren.<br />

Dabei können<br />

sich Firmen um<br />

eine gleichzeitige<br />

Zulassung<br />

eines Produkts<br />

in mehreren<br />

EU-Staaten<br />

(dezentralisierte<br />

Verfahren)<br />

oder um die<br />

Anerkennung<br />

einer bereits<br />

in einem EU-<br />

Land gewährten<br />

Zulassung in anderen EU-Staaten<br />

(gegenseitiges Anerkennungsverfahren)<br />

bemühen.<br />

<strong>Die</strong> EU-Rechtsvorschriften beinhalten<br />

auch Vorgaben hinsichtlich Arzneimitteln<br />

für seltene Leiden. Da der Markt für<br />

diese Produkte aufgrund der geringen<br />

Anzahl Betroffener – per definitionem<br />

nicht mehr als fünf von 10.000<br />

Menschen in der EU – sehr klein ist<br />

und kaum wirtschaftliche Interessen<br />

bestehen, bietet die EU eine Reihe von<br />

Anreizen für die Entwicklung dieser<br />

Medikamente.<br />

Zusätzlicher Schutz durch neue<br />

Fälschungsrichtlinie<br />

Mit neuer Technik entstehen auch immer<br />

wieder neue Herausforderungen. Das<br />

Bestellen von Arzneimitteln über das<br />

Internet ist eine solche. Über dieses<br />

Einfallstor gab es einen alarmierenden<br />

Anstieg von gefälschten Arzneimitteln,<br />

EMRA-MED I 01.2011 5


Gastbeitrag<br />

deren Inhalts- und Wirkstoffe häufig<br />

mehr als dubios sind. Mit der Richtlinie<br />

über die gefälschten Medikamente, in<br />

die das Europäische Parlament auch<br />

den Internethandel einbezogen hat,<br />

soll dem jetzt ein Riegel vorgeschoben<br />

werden. Im Februar 2011 hat das Europäische<br />

Parlament eine Gesetzgebung<br />

zum Schutz vor gefälschten Medikamenten<br />

durch bessere Kennzeichnung<br />

und neue Sicherheitsmerkmale<br />

verabschiedet.<br />

<strong>Die</strong>se Merkmale sollen auf den Verpackungen<br />

angebracht werden, um an<br />

allen Stellen der Lieferkette, inklusive<br />

der <strong>Apotheke</strong>n, auf ihre Echtheit überprüft<br />

werden<br />

zu können.<br />

<strong>Die</strong> konkretenMerkmale<br />

werden<br />

derzeit von der<br />

Europäischen<br />

Kommission<br />

entwickelt und<br />

konzentrieren<br />

sich auf die<br />

Verpackungen<br />

von verschreibungspflichtigenArzneimitteln.<br />

Für<br />

nichtverschreibungspflichtige<br />

Medikamente<br />

gelten sie nur<br />

in Fällen, in<br />

denen ein<br />

Fälschungsrisiko<br />

besteht. <strong>Die</strong> Gesetzesvorgaben<br />

müssen auch von Informationen an<br />

die Verbraucher über die Gefahr von<br />

Medikamenten ungeklärten Ursprungs<br />

flankiert werden. Da spielen Ärzte und<br />

<strong>Apotheke</strong>r eine wichtige Rolle.<br />

<strong>Die</strong> EU-Staaten sind auch aufgerufen,<br />

ein System zu entwickeln, das Schnellwarnmechanismen<br />

für alle Akteure in<br />

der Lieferkette enthält und Rücknahmen<br />

bei Patienten, die ein mutmaßlich<br />

gefälschtes Medikament erhalten<br />

haben, ermöglicht. Auch hier haben<br />

<strong>Apotheke</strong>n und Ärzte eine Schlüsselposition.<br />

Das gilt ebenso für den Bereich<br />

der Arzneimittelüberwachung. Eine<br />

neue EU-Verordnung zur Pharmakovigilanz<br />

ruft insbesondere die Beschäftigten<br />

im Gesundheitswesen dazu auf,<br />

unerwünschte Nebenwirkungen von<br />

6 EMRA-MED I 01.2011<br />

Arzneimitteln zu erkennen, zu melden<br />

und dagegen aktiv vorzugehen. <strong>Die</strong>se<br />

Nebenwirkungen treten manchmal erst<br />

auf, nachdem ein Medikament bereits<br />

für den Markt zugelassen wurde. Deswegen<br />

sind Regeln zur Überwachung<br />

für den Schutz der Volksgesundheit von<br />

großer Bedeutung.<br />

Patienten umfassend informieren<br />

Neben der Sicherheit der Medikamente<br />

ist die Information der Patienten das<br />

zweite Standbein der europäischen<br />

Gesundheits- und Arzneimittelpolitik.<br />

Ende April 2011 lief das vereinfachte<br />

Zulassungsverfahren für traditionelle<br />

Mehr Europa bei der<br />

Gesundheitspolitik ist für alle Akteure<br />

von Vorteil.<br />

pflanzliche Heilmittel aus. Viele Organisationen<br />

und Bürger kontaktierten<br />

das Europäische Parlament und protestierten<br />

dagegen, dass die EU ihnen<br />

die Nutzung pflanzlicher Medikamente<br />

verbieten wolle.<br />

<strong>Die</strong> Richtlinie über diese Arzneimittel<br />

sieht jedoch keinerlei Verbote vor, es<br />

ging lediglich um eine Änderung des<br />

Zulassungsverfahrens, das nach einer<br />

siebenjährigen Übergangsphase nun<br />

für alle Arzneimittel – pflanzliche wie<br />

nichtpflanzliche – dieselben Registrierungsbestimmungen<br />

vorsieht. Eine<br />

gute Kommunikations- und Informationspolitik<br />

ist entscheidend, nicht<br />

nur bei der Gesetzgebung, sondern<br />

auch die Rechte und Möglichkeiten von<br />

Patienten betreffend. Sie stehen im<br />

Zentrum der Arbeit des Europäischen<br />

Parlaments. Denn gerade auf dem<br />

Arzneimittelmarkt sind die Patienten<br />

im Moment im Nachteil. Sie können<br />

sich nur begrenzt und unzureichend<br />

über die Angebote informieren und<br />

müssen letztlich Ärzten die Entscheidung<br />

über die Behandlung und die<br />

Wahl der Medikamente überlassen. In<br />

der Verordnung über die Patienteninformation,<br />

an der gerade gearbeitet<br />

wird, setzt sich das Parlament dafür<br />

ein, dass Patienten Zugang zu unabhängigen,<br />

hochwertigen und vor allem<br />

werbefreien Informationen über Medikamente<br />

bekommen. Dafür sollen von<br />

den zuständigen nationalen Behörden<br />

Informationsportale mit objektiven<br />

Informationen<br />

über Arzneimittel<br />

eingerichtet<br />

werden.<br />

Kooperation<br />

in Europa<br />

stärken<br />

Eine stärkere<br />

Zusammenarbeit<br />

der EU-<br />

Staaten bei der<br />

Gesundheits-<br />

und der Arzneimittelpolitik<br />

ist notwendig.<br />

<strong>Die</strong> Kooperation<br />

und die Koordinationuntereinander,<br />

bei<br />

der Beschaffung<br />

von Arzneimitteln,<br />

aber auch bei der Forschung und<br />

der Überwachung bergen Kostensenkungspotenziale<br />

für alle nationalen<br />

Haushalte. Auch die Verfügbarkeit von<br />

Medikamenten, gerade auf kleinen<br />

Märkten, kann dadurch positiv beeinflusst<br />

werden.<br />

Mit der Europäischen Arzneimittel-<br />

Agentur verfügt die EU über ein<br />

wichtiges zentrales Instrument für die<br />

Zulassung und Vermarktung von Medikamenten.<br />

Gemeinsame europäische<br />

Datenbanken wie „Eudravigilance“<br />

für die Arzneimittelüberwachung oder<br />

die geplanten Informationsportale für<br />

Patienten bieten einen umfassenderen<br />

Überblick und könnten nationale<br />

Strukturen ersetzen. Mehr Europa bei<br />

der Gesundheitspolitik ist für alle<br />

Akteure von Vorteil.


Kurzprofil<br />

<strong>EMRAmed</strong>: gut, gesichert, günstig<br />

<strong>EMRAmed</strong> zählt zu den Marktführern im Re- und Parallelimportgeschäft und<br />

versorgt <strong>Apotheke</strong>r und Patienten in ganz Deutschland mit Originalmarkenarzneimitteln,<br />

die günstiger sind als die Produkte, die von multinationalen<br />

Pharmakonzernen in Deutschland vertrieben werden.<br />

Rund 2.000 Arzneimittel hat<br />

<strong>EMRAmed</strong> im Programm – alle<br />

Medikamente stammen aus dem<br />

EU-Ausland. Das Unternehmen mit Sitz in<br />

Trittau ist einer der führenden Importeure<br />

von EU-Arzneimitteln. Mit fast 30<br />

Jahren Erfahrung und rund 430 Mitarbeitern<br />

steht der Name <strong>EMRAmed</strong> für<br />

Sicherheit und Qualität im Vertrieb von<br />

Originalmarkenarzneimitteln aus dem EU-<br />

Ausland. <strong>Die</strong> sogenannten Parallelimporte<br />

haben einen entscheidenden Vorteil für<br />

die Patienten in Deutschland: Sie sind<br />

deutlich günstiger als Produkte, die von<br />

multinationalen Pharmaherstellern in<br />

Deutschland vertrieben werden. „Damit<br />

tragen wir nicht nur zur Entlastung des<br />

Gesundheitssystems bei, sondern ermöglichen<br />

es den <strong>Apotheke</strong>rn, die vorgegebene<br />

Importquote zu erfüllen“, sagt Dirk<br />

Oltersdorf, Geschäftsführer <strong>EMRAmed</strong>.<br />

Das Unternehmen kauft Medikamente im<br />

EU-Ausland ein, transportiert sie nach<br />

Deutschland, versieht sie hier mit neuen<br />

Verpackungen und deutschsprachigen<br />

Beipackzetteln und vertreibt sie anschließend<br />

an Großhändler und <strong>Apotheke</strong>n<br />

– stets nach Maßgabe des Arzneimittelgesetzes.<br />

Allein im vergangenen Jahr wurden in<br />

Deutschland durch den Import von EU-<br />

Arzneimitteln rund 300 Millionen Euro<br />

eingespart. Dazu hat auch die Importquote<br />

beigetragen, die der Gesetzgeber<br />

im Jahr 2002 eingeführt hat. Sie verpflichtet<br />

<strong>Apotheke</strong>r, einen bestimmten<br />

Anteil der Medikamente in Form von EU-<br />

Importen abzugeben. Dafür müssen EU-<br />

Arzneimittel bei Preisen unter 100 Euro<br />

mindestens 15 Prozent günstiger und bei<br />

Preisen ab 100 Euro mindestens 15 Euro<br />

günstiger sein als das deutsche Original.<br />

Erfolgreicher Wegbereiter<br />

<strong>EMRAmed</strong> ist einer der Pioniere auf dem<br />

Arzneimittel-Importmarkt in Deutschland.<br />

Das Unternehmen kann auf eine fast<br />

30-jährige Geschichte zurückblicken. 1982<br />

wurde das Unternehmen MPA-Pharma<br />

gegründet. Mit dem Verkauf von Markenarzneimitteln<br />

aus anderen EU-Ländern zu<br />

vorteilhaften Preisen erhielten <strong>Apotheke</strong>r<br />

die Möglichkeit, ihre Margen zu verbessern.<br />

Zunächst importierte MPA-Pharma<br />

einige ausgewählte Produkte, darunter<br />

das Schmerzmittel Aspirin und Antibabypillen.<br />

Doch bereits in sehr kurzer Zeit<br />

etablierte sich mit dem Vertrieb von EU-<br />

Arzneimitteln in Deutschland ein völlig<br />

neuer, schnell wachsender Markt.<br />

1992 stellte MPA-Pharma die Weichen für<br />

die Zukunft. Das Unternehmen übernahm<br />

den Wettbewerber <strong>EMRAmed</strong> und vertreibt<br />

seitdem die importierten Medikamente<br />

unter diesem Namen.<br />

<strong>EMRAmed</strong> ist für Großhändler und <strong>Apotheke</strong>r<br />

aufgrund des breiten Sortiments<br />

und der hohen Lieferfähigkeit ein attraktiver<br />

und verlässlicher Partner für die<br />

Lieferungen von EU-Arzneimitteln.<br />

Priorität haben Sicherheit und<br />

Qualität<br />

Heute ist <strong>EMRAmed</strong> einer der größten<br />

EU-Arzneimittel-Importeure in Deutschland.<br />

Oberste Priorität des Unternehmens<br />

ist es, die Qualität und Sicherheit<br />

Das Unternehmen im Überblick<br />

Sitz: Trittau<br />

(Schleswig-Holstein)<br />

Weiterer Standort: Osterburg<br />

(Sachsen-Anhalt)<br />

Geschäftsführer: Dirk Oltersdorf<br />

Hans Joachim Oltersdorf<br />

Mitarbeiter: 430<br />

Gründungsjahr: 1982<br />

der Medikamente sicherzustellen.<br />

Deshalb arbeitet <strong>EMRAmed</strong> seit Jahren<br />

eng mit vertrauensvollen Lieferanten in<br />

den einzelnen EU-Ländern zusammen<br />

und führt Qualitätskontrollen durch,<br />

bevor die Medikamente an Kunden<br />

ausgeliefert werden. „Alle <strong>EMRAmed</strong>-<br />

Medikamente entsprechen qualitativ<br />

den Produkten, die von multinationalen<br />

Pharmakonzernen in Deutschland<br />

vertrieben werden, und unterliegen der<br />

Kontrolle der zuständigen Arzneimittelüberwachungsstelle“,<br />

verdeutlicht der<br />

<strong>EMRAmed</strong>-Geschäftsführer.<br />

Auch für die Zukunft ist <strong>EMRAmed</strong> schon<br />

heute bestens aufgestellt. Osterburg in<br />

Sachsen-Anhalt ist seit zehn Jahren der<br />

zweite Unternehmensstandort. Mit dem<br />

Bau einer hochmodernen Kühlhalle im<br />

Jahr 2010, in der das Unternehmen auf<br />

1.000 Quadratmetern Medikamente bei<br />

einer Temperatur von sechs Grad Celsius<br />

lagert und umverpackt, hat Dirk Oltersdorf<br />

in die Zukunft investiert. „Für uns<br />

und unsere Kunden hat ein neues Zeitalter<br />

begonnen“, freut sich der <strong>EMRAmed</strong>-Geschäftsführer.<br />

„Dank der neuen<br />

Kühlhalle sind wir in der Lage, größere<br />

Mengen an Medikamenten umzuverpacken,<br />

bei denen die Kühlkette nicht unterbrochen<br />

werden darf.“ Zurzeit initiiert<br />

die Europäische Kommission eine Verschärfung<br />

der Transportbestimmungen<br />

für Medikamente – <strong>EMRAmed</strong> ist dank<br />

der Partnerschaft mit der Firma Thermomed<br />

dafür ebenfalls bestens gerüstet.<br />

Seit Jahren liefert das Unternehmen die<br />

EU-Arzneimittel aus dem Ausland mit<br />

temperaturgeführten Transportern nach<br />

Osterburg.<br />

Auch in den kommenden Jahren wird<br />

<strong>EMRAmed</strong> sein Angebot weiter ausbauen.<br />

„Wir entwickeln unser Sortiment<br />

ständig weiter“, so Dirk Oltersdorf. Für<br />

das Unternehmen steht dabei eines im<br />

Fokus: Qualität in jeder Beziehung – in<br />

der Zusammenarbeit mit Lieferanten,<br />

Mitarbeitern und Geschäftspartnern –<br />

zum Wohle unserer Kunden.<br />

EMRA-MED I 01.2011 7


Interview<br />

8 EMRA-MED I 01.2011<br />

„Lieferfähigkeit<br />

enorm verbessert“<br />

Dirk Oltersdorf, Geschäftsführer des EU-Medikamente-Importeurs <strong>EMRAmed</strong>,<br />

über die <strong>erfolgreiche</strong> Neuausrichtung seines Unternehmens.<br />

DeA: Herr Oltersdorf, Sie haben mit <strong>EMRAmed</strong><br />

vor zwei Jahren Rang zwei unter den<br />

größten EU-Medikamente-Importeuren in<br />

Deutschland zurückerobert. Was haben Sie<br />

im Unternehmen verändert?<br />

Oltersdorf: Für <strong>Apotheke</strong>r<br />

ist eine hohe Lieferfähigkeit<br />

besonders wichtig.<br />

Um die Attraktivität von<br />

<strong>EMRAmed</strong> zu erhöhen,<br />

erweitern wir ständig<br />

unser Produktportfolio<br />

und arbeiten mit neuen<br />

Lieferanten zusammen,<br />

in weitaus mehr EU-<br />

Ländern als früher.<br />

Zudem haben wir unsere<br />

Einkaufsabteilung vergrößert,<br />

damit wir die<br />

Kontakte zu Lieferanten<br />

noch besser pflegen<br />

können. Dank all dieser<br />

Maßnahmen hat sich<br />

unsere Lieferfähigkeit in<br />

den vergangenen zwei<br />

Jahren enorm verbessert.<br />

Außerdem haben wir im<br />

Unternehmen eine neue<br />

Führungsstruktur etabliert.<br />

So können wir heute<br />

Kundenwünsche noch<br />

besser antizipieren.<br />

DeA: Sie unterscheiden sich von anderen<br />

Anbietern, indem Sie ein großes Sortiment<br />

mit Produkten aus vielen verschiedenen<br />

Segmenten des Pharmamarktes anbieten.<br />

Warum diese Strategie?<br />

Oltersdorf: Für <strong>Apotheke</strong>r ist das von<br />

Vorteil, weil sie bei uns als einem führenden<br />

Anbieter von EU-Arzneimitteln<br />

viele Medikamente aus einer Hand bekommen.<br />

Wir führen patentgeschützte<br />

Produkte genauso wie Generika und<br />

frei verkäufliche Medikamente. <strong>Apotheke</strong>r<br />

finden in unserem Sortiment deshalb<br />

eine Vielzahl von Produkten, mit denen<br />

sie ihre Importquote erfüllen können.<br />

Das schlägt sich natürlich auch in güns-<br />

tigen Konditionen nieder. Als Vollsortimenter<br />

ist <strong>EMRAmed</strong> auch bei seinen<br />

Lieferanten ein gern gesehener Kunde.<br />

DeA: Werden Sie Ihr Sortiment in den kommenden<br />

Jahren weiter ausbauen?<br />

Oltersdorf: Das ist ein Schwerpunkt unserer<br />

Marketingstrategie. Unsere Rechercheabteilung<br />

untersucht kontinuierlich, mit welchen<br />

neuen Produkten wir unser Angebot ergänzen<br />

können. Daran wird sich auch in Zukunft<br />

nichts ändern.<br />

DeA: Ihre Kunden verlangen nicht nur eine<br />

große Auswahl und niedrige Preise, sondern<br />

auch hohe Qualität und Sicherheit. Deshalb<br />

haben Sie in eine neue Kühlhalle investiert.<br />

Wofür nutzen Sie die Halle?<br />

Oltersdorf: <strong>Die</strong> neue Halle<br />

an unserem Standort Osterburg<br />

in Sachsen-Anhalt<br />

hat eine Fläche von 1.000<br />

Quadratmetern, die komplett<br />

auf sechs Grad Celsius<br />

gekühlt ist. Dort bearbeiten<br />

wir Arzneimittel, die bei<br />

zwei bis acht Grad Celsius<br />

gelagert und umkonfektioniert<br />

werden müssen. Nach<br />

der temperaturüberwachten<br />

Anlieferung aus dem<br />

europäischen Ausland und<br />

der Wareneingangskontrolle<br />

folgen die Kommissionierung<br />

und Umverpackung<br />

der Waren, bevor sie an<br />

den Kunden ausgeliefert<br />

werden. <strong>Die</strong> Anforderungen<br />

an die Verarbeitung<br />

von Arzneimitteln in einer<br />

temperaturüberwachten<br />

Umgebung sind in den<br />

vergangenen Jahren sehr<br />

gestiegen, deshalb hat sich<br />

die Investition in die Kühlhalle gelohnt.<br />

Mittlerweile erfolgt auch der Arzneimittelversand<br />

an die Kunden mit temperaturüberwachten<br />

Lkw des <strong>Die</strong>nstleisters Thermomed.<br />

DeA: <strong>EMRAmed</strong> ist ein inhabergeführtes<br />

Familienunternehmen. Welche Vorteile<br />

erschließen sich daraus für Ihr Geschäft?<br />

Oltersdorf: Inhabergeführt steht zunächst<br />

einmal für Kontinuität. Wir denken nicht nur<br />

an die nächsten zwei oder drei Jahre,<br />

sondern verfolgen eine Langzeitstrategie.


Dirk Oltersdorf<br />

Der Diplom-Betriebswirt ist<br />

seit Oktober 2001 Geschäftsführer<br />

der <strong>EMRAmed</strong> GmbH.<br />

Interview<br />

Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass wir ihnen<br />

langfristig als verlässlicher Partner zur Seite stehen. Für die<br />

Kunden heißt das einfache und verständliche Vereinbarungen.<br />

Transparenz in der Rechnungslegung ist dabei ein relevanter<br />

Faktor. Solche Werte sind <strong>Apotheke</strong>rn äußerst wichtig,<br />

schließlich sind sie selbst Unternehmer und keine angestellten<br />

Manager.<br />

DeA: <strong>Die</strong> jüngsten Reformen des Gesundheitssystems haben<br />

unter EU-Arzneimittel-Importeuren keine große Freude ausgelöst.<br />

Vor welcher Situation stehen Sie jetzt?<br />

Oltersdorf: Auch während der Finanz- und Wirtschaftskrise ist<br />

unser Markt stark gewachsen. Doch die Gesundheitsreform, die<br />

dann folgte, hat unsere Branche arg gebeutelt. Stichworte sind<br />

die zusätzliche Abschöpfung von Herstellerrabatten durch GKV<br />

und PKV, veränderte Preisabstandsregelungen und neue Reglungen<br />

für Verpackungsgrößen. Hinzu kommt aktuell, dass viele<br />

umsatzstarke Medikamente ihren Patentschutz verlieren und<br />

durch generische Produkte ersetzt werden. Trotz dieser Widrigkeiten<br />

glauben wir an die Zukunft des EU-Arzneimittelimports.<br />

Wir bleiben weiterhin der einzige Wettbewerber für das Segment<br />

patentgeschützter Arzneimittel und können so dem deutschen<br />

Gesundheitssystem zu immensen direkten und indirekten Einsparungen<br />

verhelfen. Wir halten daher an unserer Strategie fest und<br />

werden auch weiterhin ein großes Sortiment anbieten.<br />

DeA: Was ist Ihr wichtigster Wunsch an die Politik?<br />

Oltersdorf: Wir wünschen uns, dass das Gesundheitssystem<br />

insgesamt einfacher und verständlicher wird. Bisher ist eher<br />

das Gegenteil der Fall: Jedes Jahr erhöhen neue Gesetze und<br />

Regelungen die Komplexität. Für Unternehmen wird es deshalb<br />

immer schwieriger, sich in diesem Umfeld zu bewegen.<br />

DeA: Wie können Sie darauf reagieren?<br />

Oltersdorf: Wir versuchen unser Unternehmen agil und wendig<br />

zu halten. Deshalb haben wir flache Hierarchien, damit<br />

wir in jeder Situation schnell klare Entscheidungen treffen<br />

können. Denn auch wenn wir uns das Gegenteil wünschen:<br />

Es wird wohl auch in Zukunft immer wieder Veränderungen<br />

in den vielen nationalen europäischen Gesundheitssystemen<br />

geben, an die wir uns anpassen müssen – auch im Interesse<br />

unserer Kunden und des deutschen Gesundheitssystems.<br />

EMRA-MED I 01.2011 9


Fokus Markt<br />

10 EMRA-MED I 01.2011<br />

Stetiger Aufstieg<br />

Der Import von Arzneimitteln aus dem EU-Ausland ist seit drei Jahrzehnten eine<br />

Erfolgsstory – die wichtigsten Meilensteine der vergangenen Jahrzehnte.<br />

Als MPA-Pharma im<br />

Jahr 1982 gegründet<br />

wurde, gab es noch<br />

keinen nennenswerten<br />

Parallel- und Reimport-<br />

Markt für Medikamente<br />

in Deutschland. Doch die<br />

Voraussetzungen für sein<br />

Entstehen waren gegeben.<br />

<strong>Die</strong> Preise für Medikamente<br />

unterschieden sich in<br />

verschiedenen europäischen<br />

Ländern zum Teil<br />

erheblich voneinander.<br />

Es lohnte sich also,<br />

Arzneimittel aus dem<br />

Ausland nach Deutschland<br />

einzuführen und sie hier<br />

günstiger als die Produkte,<br />

die von den multinationalen Pharmakonzernen<br />

in Deutschland vertrieben<br />

wurden, zu verkaufen. Gleichzeitig zeigte<br />

sich, dass die Ausgaben im deutschen<br />

Gesundheitssystem nicht unbegrenzt<br />

steigen konnten. Logische Konsequenz:<br />

Der Import von Arzneimitteln entwickelte<br />

sich in den folgenden Jahren rasant. 1998<br />

betrug der Umsatz des gesamten Marktes<br />

hierzulande bereits 255 Millionen Euro,<br />

belegen Daten des Verbands Deutscher<br />

Arzneimittel-Importeure (VAD). <strong>Die</strong> Anzahl<br />

der verkauften Import-<br />

1982<br />

MPA-Pharma wird gegründet. <strong>Die</strong> Geschäftsidee:<br />

Günstige Import-Arzneimittel<br />

aus dem EU-Ausland in Deutschland<br />

vertreiben. Das Geschäft wächst schnell,<br />

denn wegen der Preisgestaltung der Hersteller<br />

unterscheiden sich die Preise von<br />

Land zu Land oft erheblich. Das kommt<br />

deutschen <strong>Apotheke</strong>rn zugute, den Kunden<br />

von MPA-Pharma.<br />

Den Kunden im Blick: <strong>Die</strong> Geschäftsführer Dirk Oltersdorf und Hans<br />

Joachim Oltersdorf mit fünf der sieben Bereichsleiter (v. r.)<br />

Verpackungen lag bei 13 Millionen. <strong>Die</strong><br />

Branche beschäftigte zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits rund 950 Mitarbeiter. In den folgenden<br />

Jahren wuchsen der Umsatz, die<br />

Zahl der verkauften Verpackungen sowie<br />

die Zahl der Mitarbeiter kontinuierlich<br />

weiter.<br />

Ein wesentlicher Grund dafür war, dass<br />

die Anbieter von Import-Arzneimitteln ihr<br />

Angebot laufend erweiterten. Hatten sich<br />

die Unternehmen in den ersten Jahren<br />

zumeist auf ausgewählte Medikamente<br />

1990<br />

Der Gesetzgeber erkennt die finanziellen<br />

Vorteile von Import-Arzneimitteln<br />

für das deutsche Gesundheitssystem.<br />

<strong>Apotheke</strong>r müssen erstmals verpflichtend<br />

EU-Arzneimittel verkaufen, wenn<br />

ein Medikament zehn Prozent oder eine<br />

D-Mark günstiger ist als das deutsche<br />

Originalprodukt.<br />

oder Arzneimittelgruppen<br />

konzentriert, entwickelten<br />

sich Anbieter, wie<br />

beispielsweise <strong>EMRAmed</strong>,<br />

zu Vollsortimentern.<br />

EU-Arzneimittel aus dem<br />

Re- und Parallelimport<br />

sind Originalpräparate<br />

mit identischen Wirkstoffen.<br />

Darüber hinaus prüft<br />

das Bundesinstitut für<br />

Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

die Arzneien. <strong>Die</strong><br />

Importeure gelten im Sinne<br />

des Arzneimittelgesetzes<br />

als Hersteller, deshalb<br />

müssen sie die gleichen<br />

Genehmigungsverfahren<br />

durchlaufen wie Pharmaproduzenten<br />

selbst.<br />

Einsparungen im Gesundheitssystem<br />

Welche finanziellen Vorteile Re- und<br />

Parallelimporte für das deutsche<br />

Gesundheitssystem haben, erkannte auch<br />

der Gesetzgeber. 1990 verpflichtete er<br />

<strong>Apotheke</strong>r erstmals zur Abgabe von<br />

EU-Arzneimitteln: War ein Medikament<br />

eine D-Mark günstiger als das<br />

deutsche Produkt, so mussten<br />

1995<br />

Ein Urteil des Bundesgerichtshofs führt zu<br />

neuen Spielregeln auf dem Import-Markt.<br />

Pharma-Großhändler sind verpflichtet,<br />

auch EU-Arzneimittel anzubieten. Für<br />

<strong>Apotheke</strong>r wird es einfacher, Produkte<br />

einzukaufen und in ihr Sortiment aufzunehmen.


<strong>Apotheke</strong>r die Import-Arznei an ihre<br />

Kunden ausgeben. Auch ein Gerichtsurteil,<br />

das im Jahr 1995 erging, veränderte<br />

den Import-Markt in Deutschland<br />

entscheidend. Der Bundesgerichtshof<br />

verpflichtete Pharma-Großhändler dazu,<br />

auch EU-Arzneimittel in ihr Sortiment<br />

aufzunehmen und <strong>Apotheke</strong>rn anzubieten<br />

– die Import-Branche etablierte sich<br />

und erlebte ein starkes Umsatzplus.<br />

EU-Arzneimittel<br />

Bei Reimporten handelt es sich<br />

um Medikamente, die nach der Produktion<br />

in Deutschland zunächst ins<br />

Ausland exportiert werden, von wo<br />

sie durch einen Reimport wieder auf<br />

den deutschen Markt gelangen. Bei<br />

Parallelimporten handelt es sich um<br />

Arzneimittel, die von multinationalen<br />

Pharmakonzernen im Ausland hergestelllt<br />

werden, und anschließend<br />

von Importeuren nach Deutschland<br />

eingeführt werden – parallel zu den<br />

Importen der Pharmakonzerne.<br />

2000<br />

<strong>Die</strong> Unternehmen verkaufen in Deutschland<br />

erstmals 20 Millionen Packungen<br />

Import-Arzneimittel. Der Umsatz beträgt<br />

520 Millionen Euro. <strong>Die</strong> Arzneimittel-<br />

Import-Branche beschäftigt insgesamt<br />

1.250 Mitarbeiter. Das Geschäft mit Medikamenten<br />

aus dem EU-Ausland hat sich<br />

in Deutschland endgültig etabliert.<br />

In den folgenden Jahren folgten mehrere<br />

Initiativen des Gesetzgebers. Heute gilt<br />

die sogenannte Preisabstandsklausel:<br />

<strong>Apotheke</strong>n sind verpflichtet, mindestens<br />

fünf Prozent aller verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimittel über Importe abzudecken.<br />

Dabei werden ausschließlich<br />

Produkte angerechnet, die mindestens 15<br />

Prozent oder 15 Euro günstiger sind als die<br />

deutschen Originalpräparate.<br />

Das Gesundheitssystem sparte durch<br />

die Import-Arzneimittel im Laufe der Zeit<br />

stetig Ausgaben. Allein 2010 haben Parallel-<br />

und Reimporte in Deutschland die<br />

Gesundheitskosten direkt um 300 Millionen<br />

Euro gesenkt. Hauptursache dafür<br />

war, dass rund 90 Prozent aller vertriebenen<br />

Arzneimittel patentgeschützt sind.<br />

<strong>Apotheke</strong>r und Patienten können bei<br />

diesen Mitteln also nicht auf günstigere<br />

Generika ausweichen. EU-Arzneimittel<br />

sind für patentgeschützte Produkte der<br />

einzige Wettbewerbs- und Preisregulator<br />

und damit auch die einzige Möglichkeit,<br />

2003<br />

<strong>Die</strong> Preisabstandsklausel tritt in Kraft:<br />

<strong>Apotheke</strong>r müssen mindestens fünf<br />

Prozent aller verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimittel mit Importen abdecken.<br />

Dazu zählen alle Produkte, die mindestens<br />

15 Prozent oder 15 Euro günstiger<br />

sind als die deutschen Originalpräparate.<br />

Der sechsprozentige Herstellerrabatt wird<br />

auch für Importeure eingeführt.<br />

Fokus Markt<br />

EU-Arzneimittel: Vom Einkauf<br />

bis in die <strong>Apotheke</strong><br />

Einkäufer recherchieren bei Großhändlern<br />

im EU-Ausland die günstigsten<br />

Preise und kaufen Medikamente<br />

dort ein. Logistiker bringen sie nach<br />

Deutschland, wo sie umverpackt und<br />

mit deutschsprachigen Beipackzetteln<br />

versehen werden. Nach dem Eingang<br />

einer Bestellung liefern die Anbieter<br />

die Medikamente an <strong>Apotheke</strong>n und<br />

Großhändler aus.<br />

die Medikamentenkosten zu senken.<br />

<strong>EMRAmed</strong> setzt in seiner Sortimentsstrategie<br />

auf ein breites Sortiment mit zahlreichen<br />

verschiedenen Medikamenten.<br />

Großhändlern und <strong>Apotheke</strong>rn ist es so<br />

möglich, eine große Zahl von Arzneimitteln<br />

aus einer Hand zu beziehen.<br />

2010<br />

EU-Arzneimittel führen in Deutschland<br />

zu direkten Kosteneinsparungen von<br />

jährlich mindestens 300 Millionen Euro.<br />

Nutznießer dieser Entwicklung sind<br />

Krankenkassen, private Krankenversicherungen,<br />

Patienten und <strong>Apotheke</strong>r.<br />

Am 1. August wird der Herstellerrabatt<br />

auf 16 Prozent angehoben, er gilt für alle<br />

Arzneimittel, die von der GKV und der<br />

PKV erstattet werden.<br />

EMRA-MED I 01.2011 11


Schritt für Schritt<br />

12 <strong>EMRAmed</strong> I 01.2011<br />

Wie EU-Arzneimittel zum<br />

Patienten kommen<br />

Wenn EU-Arzneimittel in deutschen <strong>Apotheke</strong>n eintreffen, haben sie<br />

bereits einen logistisch anspruchsvollen Weg hinter sich. Wie die Lieferkette im<br />

Detail funktioniert, erfahren Sie im Folgenden Schritt für Schritt.<br />

1. Recherche:<br />

Mitarbeiter von MPA-Pharma suchen in<br />

Datenbanken nach Medikamenten, die<br />

im europäischen Ausland zu günstigeren<br />

Preisen angeboten werden als in<br />

Deutschland. <strong>Die</strong> langjährige Erfahrung<br />

der Recherchespezialisten hilft dabei,<br />

wirtschaftlich interessante Produkte zu<br />

identifizieren.<br />

2. Verhandlung:<br />

Ist ein interessantes Produkt gefunden,<br />

wird beim Großhändler im europäischen<br />

Ausland ein Referenzmuster bestellt und<br />

die Verfügbarkeit ermittelt, die von Produkt<br />

zu Produkt stark schwanken kann.<br />

Je größer das Sortiment der <strong>EMRAmed</strong> ist,<br />

desto interessanter ist es für die ausländischen<br />

Großhändler, nachfragestarke<br />

und wenig nachgefragte Produkte zu<br />

kombinieren.<br />

3. Zulassung:<br />

Mithilfe des Referenzmusters wird bei<br />

der Europäischen Arzneimittel-Agentur<br />

(European Medicines Agency, EMA) in<br />

London die Zulassung für den Vertrieb<br />

in Deutschland für die Firma <strong>EMRAmed</strong><br />

beantragt. Bei nationalen Zulassungen<br />

ist das Bundesinstitut für Arzneimittel<br />

(BfArM) zuständig. <strong>Die</strong>ses Verfahren<br />

stellt sicher, dass Importmedikamente<br />

den gleichen Zulassungsbestimmungen<br />

unterliegen wie deutsche Produkte –<br />

und damit genauso sicher sind.<br />

4. Gestaltung:<br />

Grafiker entwerfen für das EU-Arzneimittel<br />

eine deutschsprachige Verpackung<br />

und einen deutschsprachigen Beipackzettel.<br />

5. Transport: Im Auftrag von MPA-<br />

Pharma holt der Logistiker Frigo-Trans die<br />

Medikamente beim Großhändler im EU-<br />

Ausland ab und bringt sie nach Deutschland.<br />

Der Spediteur verwendet dazu<br />

temperarturgeführte Transporter, damit<br />

die Kühlkette bei temperaturempfindlichen<br />

Medikamenten nicht unterbrochen<br />

wird.


6. Umverpacken:<br />

Nachdem die Medikamente in Osterburg<br />

in Sachsen-Anhalt eingetroffen sind,<br />

versehen unsere Mitarbeiter sie mit den<br />

zuvor eigens für die Arzneien gestalteten<br />

und produzierten Verpackungen.<br />

7. Qualitätskontrolle:<br />

<strong>Die</strong> Arzneimittel durchlaufen vom Wareneingang<br />

bis zum Warenausgang viele<br />

Qualitätsprüfungen und Kontrollen.<br />

Der Weg des Arzneimittels wird darüber<br />

hinaus für mögliche Nachfragen dokumentiert.<br />

So stellen wir sicher, dass die<br />

Kunden stets nur einwandfreie und qualitativ<br />

hochwertige Produkte bekommen,<br />

auf die sie sich voll und ganz verlassen<br />

können.<br />

8. Angebot:<br />

Sobald die Medikamente neu verpackt<br />

sind und ihre Qualität geprüft ist, nimmt<br />

unsere Vertriebsabteilung die Arznei in<br />

das Angebot des Unternehmens auf. Dazu<br />

veröffentlichen die Mitarbeiter die neuen<br />

Produkte und deren Preis in der IFA-<br />

Datenbank, wo deutsche Großhändler<br />

und <strong>Apotheke</strong>r sämtliche Arzneimittel –<br />

auch die EU-Arzneimittel – finden und<br />

bestellen können.<br />

9. Lieferung:<br />

<strong>Die</strong> täglichen Bestellungen von Pharmagroßhändlern<br />

und <strong>Apotheke</strong>rn werden<br />

am gleichen Tag dem Logistiker Thermomed<br />

übergeben, der innerhalb von<br />

24 Stunden die Sendungen bundesweit<br />

zustellt.<br />

Schritt für Schritt<br />

10. Verkauf:<br />

Mit der Abgabe von EU-Arzneimitteln<br />

können <strong>Apotheke</strong>r die erforderliche<br />

Importquote erfüllen. Auf diese Weise<br />

helfen sie dem deutschen Gesundheitssystem,<br />

Kosten zu sparen. Auch Kunden<br />

schätzen die Arzneien aus dem EU-<br />

Ausland wegen ihres günstigen Preises<br />

und weil sie zum Teil weniger zuzahlen<br />

müssen. Trotz des langen Weges, den<br />

sie zurückgelegt haben, sind die Importarzneimittel<br />

deutlich günstiger als<br />

die von multinationalen Konzernen in<br />

Deutschland vertriebenen Produkte – bei<br />

identischem Wirkstoff.<br />

<strong>EMRAmed</strong> I 01.2011 13


Interview<br />

EU-Arzneimittel:<br />

„<strong>Die</strong> Akzeptanz des Versicherten<br />

fehlt hier häufig“<br />

DeA: Glückwunsch, Professor Rebscher, Sie<br />

haben mit der DAK im ersten Quartal 2011<br />

einen Überschuss von 188 Millionen Euro<br />

erzielt. Sind die Überschüsse auch den sinkenden<br />

Arzneimittelausgaben geschuldet?<br />

Rebscher: Jeder Leistungsbereich hat<br />

seinen Beitrag zu dem positiven Ergebnis<br />

der DAK beigetragen. Aufgrund des<br />

hohen Ausgabevolumens im Arzneimittelbereich<br />

haben wir die Steuerung dieser<br />

Ausgaben jedoch in besonderem Maße<br />

im Fokus und konnten dort besondere<br />

Erfolge erzielen.<br />

DeA: Parallel- und Reimporte sorgen für<br />

mehr Wettbewerb im Arzneimittelmarkt. <strong>Die</strong><br />

Kosten für identische Originalmedikamente<br />

variieren innerhalb der EU um bis zu 30 Prozent.<br />

Bei Generika ist die Preisdifferenz noch<br />

größer. Müssten Sie aus Kostengründen nicht<br />

eine Importquote von mehr als fünf Prozent<br />

befürworten?<br />

Rebscher: <strong>Die</strong>se Aussage stimmt nur,<br />

wenn es sich um Produkte handelt, die<br />

qualitativ vergleichbar sind und vom<br />

Marktteilnehmer akzeptiert werden.<br />

Letzteres gilt für Importprodukte leider<br />

nur eingeschränkt. <strong>Die</strong> Akzeptanz des<br />

Versicherten fehlt hier häufig, sodass<br />

eine erhöhte Importquote zu mehr<br />

Unzufriedenheit auf Seiten des Endverbrauchers<br />

führen würde.<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 16.<br />

14 EMRA_MED I 01.2011<br />

Ein Interview mit Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher,<br />

Vorstandsvorsitzender der DAK.


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Interview<br />

DeA: 28,56 Milliarden Euro haben die<br />

gesetzlichen Krankenversicherungen<br />

2010 für Medikamente ausgeben müssen.<br />

Welchen Einfluss haben Sie auf die Preisgestaltung<br />

im Pharmamarkt?<br />

Rebscher: <strong>Die</strong> direkten Einflussmöglichkeiten<br />

sind nicht gegeben. Rabattverträge<br />

haben keinen direkten Einfluss auf<br />

die Preisgestaltung im Pharmamarkt.<br />

Auch der Preisfindungsprozess nach dem<br />

Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz<br />

(AMNOG) wird daran nichts ändern, da<br />

Preisabschläge als Rabatte ausgewiesen<br />

beziehungsweise abgeführt werden und<br />

damit weiterhin das „normale“ Preisniveau<br />

für Deutschland gilt.<br />

DeA: Wie bewerten Sie die 2010 im Rahmen<br />

des AMNOG eingeführte Anhebung der Arzneimittelrabatte<br />

von sechs auf 16 Prozent?<br />

Rebscher: Sehr positiv. <strong>Die</strong> pharmazeutische<br />

Industrie profitiert von dem freien<br />

Preisfindungsprozess für Arzneimittel<br />

in Deutschland, der als Referenzpreis<br />

für viele Länder genutzt wird. Durch die<br />

Anhebung des Rabattes führt die pharmazeutische<br />

Industrie einen Teil dieses<br />

Nutzens wieder an das Gesundheitssystem<br />

zurück.<br />

Impressum<br />

<strong>Die</strong> <strong>erfolgreiche</strong><br />

<strong>Apotheke</strong><br />

Beilage<br />

Herausgeber<br />

Thomas Knoll<br />

Redaktion<br />

Stockheim Media GmbH<br />

Svenja Lahrmann (Ltg.)<br />

Klaus Hölzel<br />

Petra Hölzel<br />

Koordination<br />

Stockheim Media GmbH<br />

Breite Straße 80-90<br />

50667 Köln<br />

www.stockheim-media.com<br />

16 <strong>EMRAmed</strong> I 01.2011<br />

Verlag<br />

Apo-Verlag AG<br />

Fürst-Johann-Strasse 7<br />

LI-9495 Triesen0<br />

Tel.: 00423 7939339<br />

Geschäftsführung und<br />

Verlagsleitung<br />

Daniel Negele<br />

Grafik und Layout<br />

Kast Creative-Services GmbH<br />

Sulzenbergstraße 8<br />

D-88131 Lindau<br />

Tel.: 0049 (0) 8382 2776277<br />

kast.creativ@t-online.de<br />

www.kast-creativ.de<br />

DeA: Das AMNOG behandelt Pharmahersteller<br />

und Importeure von EU-Arzneimitteln bei der<br />

Anhebung der Rabatte gleich. Nachvollziehbar<br />

oder strategisch fragwürdig?<br />

Rebscher: Nachvollziehbar. Eine über<br />

die prozentuale Erhebung der Rabatte<br />

hinausgehende Differenzierung ist auch<br />

verwaltungstechnisch nicht umsetzbar.<br />

DeA: Wann haben Sie sich zuletzt über Arzneimittelpreise<br />

in Deutschland geärgert?<br />

Rebscher: Ich tue das täglich – im Rahmen<br />

meines Monitorings der Arzneimittelausgaben<br />

der DAK.<br />

DeA: Wie wichtig sind EU-Arzneimittel im<br />

Segment der sehr teuren Medikamente,<br />

beispielsweise zur Behandlung von Krebs,<br />

multipler Sklerose oder Rheuma? Immerhin<br />

machen 2,5 Prozent aller verordneten<br />

Medikamente gegen diese Erkrankungen 27<br />

Prozent der gesamten Arzneimittelausgaben<br />

aus.<br />

Rebscher: Inhaltlich sind EU-Arznei-<br />

mittel wichtig, sie haben allerdings<br />

beim Endverbraucher noch nicht die volle<br />

Akzeptanz und spielen daher im Hinblick<br />

auf die Gesamtkosten nur eine untergeordnete<br />

Rolle.<br />

Bildnachweise<br />

Stephan Pick für <strong>EMRAmed</strong>,<br />

EMA, Fotolia, iStock, privat,<br />

trans-o-flex ThermoMed.<br />

Vertrieb<br />

DeA erscheint monatlich<br />

Jahresabonnement<br />

(inkl. Porto):<br />

Deutschland/Österreich<br />

50 Euro;<br />

Schweiz/FL sFr. 90;<br />

Einzelheft (zzgl. Porto):<br />

5 Euro; sFr. 8,10<br />

Allgemeine Hinweise<br />

Nachdruck, Übersetzung,<br />

Vervielfältigung (gleich<br />

welcher Art), Vortrag sowie<br />

Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,<br />

auf Ton- oder<br />

Bildträgern jeder Art und der<br />

Gebrauch in Lerngeräten jeder<br />

Art sind nur mit Genehmigung<br />

der Herausgeber gestattet.<br />

Aus Namensnennungen mit<br />

oder ohne Hinweise auf den<br />

Warenzeicheninhaber können<br />

keinerlei Rechte abgeleitet<br />

werden.<br />

DeA: In Deutschland wurden im vergangenen<br />

Jahr EU-Arzneimittel im Wert von 3,3<br />

Milliarden Euro verkauft. Auf wie viel Euro<br />

müsste die Summe steigen, damit Sie keinen<br />

Zusatzbeitrag erheben müssten?<br />

Rebscher: <strong>Die</strong>se Frage ist allenfalls von<br />

akademischem Interesse. Eine entsprechende<br />

Zieldefinition ist nicht existent.<br />

DeA: Bitte beenden Sie den Satz: Im Jahr 2020<br />

sind EU-Arzneimittel ...<br />

Rebscher: ... weiterhin Bestandteil der<br />

Arzneimittelversorgung in Deutschland.<br />

Prof. Dr. h. c. Herbert Rebscher<br />

Seit 2005 Vorstandsvorsitzender,<br />

zuvor Mitglied des Vorstandes der<br />

DAK – Unternehmen Leben;<br />

Professor für Gesundheitsökonomie<br />

an der Universität Bayreuth;<br />

1996 bis 2003 Vorstandsvorsitzender<br />

des Verbandes der Angestellten-<br />

Krankenkassen (VdAK)<br />

Der Herausgeber übernimmt<br />

keine Garantie auf Vollständigkeit.<br />

<strong>Die</strong> Komplexität der<br />

Inhalte macht es notwendig,<br />

Haftung und Gewähr auszuschließen.<br />

© 2011 by Apo-Verlag AG<br />

www.d-e-a.eu


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gesund leben-<strong>Apotheke</strong>n ist die Kooperation<br />

der GEHE, die sich für den Erfolg selbstständiger<br />

unabhängiger <strong>Apotheke</strong>n einsetzt.<br />

Willkommen in einer starken Gemeinschaft!


Best Practice<br />

Ein gutes Rezept zum Sparen<br />

<strong>Die</strong> Krankenkassen sparen durch Reimporte Millionen. Wie sich die Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>Apotheke</strong> und Arzneimittel-Importeur in der Praxis gestaltet,<br />

davon berichten zwei Kollegen.<br />

<strong>Die</strong> gesetzliche Krankenversicherung<br />

(GKV) wurde Berechnungen<br />

des Verbandes der Arzneimittel-<br />

Importeure Deutschlands e.V. (VAD) und<br />

anderer Experten zufolge 2010 durch die<br />

Reimporte um 300 bis 400 Millionen Euro<br />

entlastet. Der Markt für Re- und Parallelimporte<br />

ist in den vergangenen Jahren<br />

stark gewachsen: 2006 lag der Umsatz in<br />

Deutschland in diesem Zusammenhang<br />

bei 1,6 Milliarden Euro, 2010 waren es<br />

bereits 3,3 Milliarden Euro. Unterstützt<br />

wurde das Wachstum auch durch die Politik:<br />

So verpflichtet § 129 Abs. 1 SGB V den<br />

<strong>Apotheke</strong>r zur Abgabe von preisgünstigen<br />

importierten Arzneimitteln. Der Rahmenvertrag<br />

legt eine Mindestquote an<br />

Reimporten je <strong>Apotheke</strong> im Jahr 2002 von<br />

5,5 Prozent und im Jahr 2003 von 7,0 Prozent<br />

fest, die der <strong>Apotheke</strong>r je GKV-Kasse<br />

abzugeben hat. Im Herbst 2010 unterwarf<br />

der damalige Bundesgesundheitsminister<br />

Philipp Rösler (FDP) auch die Importeure<br />

dem Sparzwang: Der Zwangsrabatt für<br />

Medikamente (16 Prozent) gilt seitdem<br />

nicht mehr nur für Konzerne wie Bayer<br />

oder Merck, sondern auch für sie.<br />

Sowohl der Importeur als auch der <strong>Apotheke</strong>r<br />

haben sich auf immer schwieriger<br />

werdende Maßnahmen und Restriktionen<br />

einzustellen. Wie eine Win-win-Situation<br />

daraus entstehen kann, beschreiben zwei<br />

<strong>Apotheke</strong>n konkret in der Zusammenarbeit<br />

mit dem Reimporteur <strong>EMRAmed</strong>.<br />

<strong>Apotheke</strong>r Stefan Bürger ist Inhaber der<br />

Alten <strong>Apotheke</strong> in Achim, einer Kleinstadt<br />

mit etwas mehr als 30.000 Einwohnern<br />

südöstlich von Bremen. Er versorgt außer<br />

seinen Kunden in der <strong>Apotheke</strong> auch<br />

Altenheimbewohner und eine Anzahl<br />

von Arztpraxen. In der Filiale liegt der<br />

Kundenschwerpunkt bei Patienten der<br />

Kinder- und Allgemeinärzte im Haus<br />

sowie bei den Kunden des Supermarktes.<br />

Für Stefan Bürger ist ein großes, breites<br />

Sortiment seines Importeurs wichtiger als<br />

dessen Spezialisierung; nur so kann er im<br />

Kerngeschäft möglichst oft auf Importe<br />

zugreifen.<br />

18 EMRA-MED I 01.2011<br />

Annette Liebrandt, PKA in der <strong>Apotheke</strong><br />

am Casinowall in Bocholt: „Individualität<br />

durch spezielle Medikamente,<br />

etwa für Dialysepatienten, das ist mit<br />

<strong>EMRAmed</strong> möglich.“<br />

Das sieht auch Annette Liebrandt so. Sie<br />

ist PKA in der <strong>Apotheke</strong> am Casinowall<br />

in Bocholt und als Chefeinkäuferin auch<br />

für den Einkauf von Reimporten zuständig.<br />

Da die <strong>Apotheke</strong> am Casinowall zum<br />

Beispiel Dialysepatienten mit speziellen<br />

Medikamenten versorgt, ist Individualität<br />

höchstes Gebot. Beim Reimporteur <strong>EMRAmed</strong><br />

findet sie ein breites Sortiment, von<br />

dessen Preisen nicht nur die Krankenkassen,<br />

sondern vor allem auch die <strong>Apotheke</strong>n<br />

profitieren.<br />

Erwartungen erfüllt<br />

Als wichtigstes Argument dafür, als<br />

<strong>Apotheke</strong> bei einem exzellenten Importeur<br />

einzukaufen, sieht Liebrandt eine<br />

hohe Lieferfähigkeit im Rahmen eines<br />

großen Sortiments und die Möglichkeit<br />

der Retournierung, wenn erforderlich,<br />

mit 100-prozentiger Kostenerstattung.<br />

Bürger bewertet das ähnlich und betont,<br />

dass es möglich ist, beim Importeur bis<br />

sechs Monate nach Bezug verkehrsfähige<br />

Ware ohne Verlust für die <strong>Apotheke</strong> zu<br />

retournieren. Wichtig für ihn sind ferner<br />

das Angebot elektronischer Bestellung<br />

per DFÜ, Artikelauskünfte sowie eine<br />

frühe Lieferung der bestellten Artikel am<br />

Folgetag – mit der er im Übrigen sehr<br />

zufrieden ist.<br />

Das umfangreiche Angebot kühlkettenpflichtiger<br />

Arzneimittel des Importeurs<br />

schätzen beide <strong>Apotheke</strong>n, auch<br />

im Vergleich zu ihrem Großhandel vor<br />

Ort. In Bocholt weiß man besonders zu<br />

würdigen, dass <strong>EMRAmed</strong> vor allem bei<br />

Impfstoffen und Insulinen sehr gut aufgestellt<br />

ist, die Lieferungen reibungslos<br />

klappen und es keine Probleme bei der<br />

Gewährleistung einer ununterbrochenen<br />

Kühlkette gibt. Der Achimer <strong>Apotheke</strong>r ist<br />

erfreut darüber, dass mittlerweile bei den<br />

Impfstoffen ablösbare Chargenaufkleber<br />

zum Standard gehören.<br />

Umfassende Informationen<br />

Damit er schnell reagieren und Kundenwünsche<br />

oder -probleme lösen kann,<br />

ist für den <strong>Apotheke</strong>r das Wissen um die<br />

Lieferfähigkeit eines bestimmten Medikaments<br />

eine wichtige Voraussetzung. Mit<br />

dem Ziel, dies zu gewährleisten, bietet der<br />

Importeur seinen Kunden die Bestellung<br />

in der Warenwirtschaft an. So kann die<br />

<strong>Apotheke</strong> sofort sehen, was defekt ist. Das<br />

Warenwirtschaftssystem ASYS druckt der<br />

Alten <strong>Apotheke</strong> in Achim das Defektenprotokoll<br />

nach Eingang der DFÜ-Rückmeldung<br />

automatisch aus. Und selbst direkt im<br />

Beratungsgespräch kann es vorkommen,<br />

dass die Mitarbeiterin in der <strong>Apotheke</strong> am<br />

Casinowall zum Telefonhörer greift und im<br />

Beisein des Kunden dessen Produkt bestellt.<br />

So kann sie ihm sofort die Information<br />

geben, wann sein Medikament in der<br />

<strong>Apotheke</strong> eintreffen wird, er es abholen<br />

kann oder es ihm gebracht wird.<br />

Im Einkauf liegt der Gewinn<br />

Auch wenn durch gesetzliche Restriktionen<br />

wie das Arzneimittelversorgungs-


Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) oder<br />

das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz<br />

(GKV-WSG) lukrative Einkaufsrabatte der<br />

Vergangenheit angehören, lassen sich<br />

durch Hinausschieben von Zahlungszielen<br />

und Gewährung von Skonti finanzielle<br />

Erleichterungen erzielen. Auch von <strong>EMRAmed</strong><br />

erhält die <strong>Apotheke</strong> eine Monatsrechnung<br />

mit dem Zahlungsziel zum Fünfzehnten<br />

des nächsten Monats. <strong>Die</strong> weitere<br />

Gewährung von Valuta und die Höhe<br />

des Skontos unterliegen im Rahmen der<br />

Gesamtvereinbarung zwischen <strong>Apotheke</strong><br />

und Importeur jeweils dem Verhandlungsgeschick<br />

– das ist nicht anders als beim<br />

pharmazeutischen Großhandel vor Ort.<br />

Wenn es um den Preis des Arzneimittels<br />

selbst geht, sind Importeure den<br />

forschenden Herstellern überlegen. Das<br />

spielte für den Gewinn der <strong>Apotheke</strong><br />

bisher nur eine untergeordnete Rolle. „Da<br />

die <strong>Apotheke</strong> seit Inkrafttreten der neuen<br />

AMPreisV nicht mehr von höheren Preisen<br />

profitiert, bin ich gerne bereit, meine<br />

Kunden preiswerter zu versorgen“, meint<br />

Stefan Bürger.<br />

Auch in der <strong>Apotheke</strong> am Casinowall ist<br />

die Importquote sehr hoch. „<strong>Die</strong> Produkte<br />

sind sehr viel günstiger. Zunächst haben<br />

Rechenbeispiel Reimporte – Preisunterschiede<br />

Stefan Bürger, <strong>Apotheke</strong>ninhaber der<br />

Alten <strong>Apotheke</strong> in Achim: „Ich bin gerne<br />

bereit, meine Kunden preiswerter<br />

zu versorgen.“<br />

wir bei anderen Reimporteuren bestellt,<br />

jetzt haben wir sehr viele Reimporte vorrätig.<br />

Mittlerweile gibt es ja zwischen 30<br />

und 35 Reimport-Firmen auf dem Markt.<br />

<strong>Die</strong> Preisunterschiede beim gleichen<br />

Best Practice<br />

Wirkstoff können bei den verschiedenen<br />

Importeuren zwischen 30 und 50 Euro<br />

schwanken. Es geht also sehr viel über den<br />

Preis“, so das Fazit von Annette Liebrandt.<br />

„Dennoch gibt es auch hier alle 14 Tage<br />

Preisänderungen, Lagerwertverluste sind<br />

folglich nicht zu umgehen. Und schließlich<br />

sehen wir uns durch die Rabattverträge<br />

manchmal sogar gezwungen, das viel höherpreisige<br />

Original abzugeben. <strong>Die</strong> goldenen<br />

Zeiten sind vorbei – ganz besonders<br />

jetzt durch das AMNOG.“<br />

Persönlich, da familiengeführt<br />

Da <strong>EMRAmed</strong> ein familiengeführter<br />

Importeur ist, betrachtet die inhabergeführte<br />

<strong>Apotheke</strong> die Kooperation mit<br />

dem Unternehmen als eine Geschäftsbeziehung<br />

auf Augenhöhe. So schätzt<br />

<strong>Apotheke</strong>r Bürger besonders, dass er ein<br />

auf seinen Betrieb und seine Bedürfnisse<br />

abgestimmtes Gesamtkonzept und ein<br />

hohes Maß an Flexibilität vorfindet. Auch<br />

Annette Liebrandt ebenso wie ihre Chefin,<br />

<strong>Apotheke</strong>rin Natalie Pflaum, sehen<br />

große Vorteile: „Man hat in kleineren<br />

Familienunternehmen direkte persönliche<br />

Ansprechpartner, mit denen es sich viel<br />

besser verhandeln lässt“, so die Aussage<br />

der Bocholter.<br />

Produkt Indikation AVP* AVP* Differenz<br />

Original <strong>EMRAmed</strong><br />

Humalog Mix 50 Insulin 128,65 € 123,45 € 5,20 €<br />

Kwikpen, 10 St. 4,04 %<br />

Lyrica 300 mg, Gegen neuropathische 146,45 € 138,52 € 7,93 €<br />

56 Kaps. Schmerzen, Angststörungen; 5,42 %<br />

Antiepileptikum<br />

Plavix, 100 FTA Thrombozytenaggre- 277,58 € 238,62 € 38,96 €<br />

gationshemmer 14,04 %<br />

Seroquel 300 mg, Gegen Schizophrenie 274,94 € 260,05 € 14,89 €<br />

50 FTA und bipolare Störungen 5,42 %<br />

Zyprexa 2,5 mg, Gegen Schizophrenie 209,67 € 186,08 € 23,59 €<br />

70 UTA und bipolare Störungen 11,25 %<br />

Aspirin 0,5, Analgetikum 16,48 € 10,45 € 6,03 €<br />

100 Tabl. 35,64 %<br />

Movicol, 20 Btl. Laxans 16,92 € 15,22 € 1,70 €<br />

10,04 %<br />

*Stand: 4. August 2011.<br />

EMRA-MED I 01.2011 19


News<br />

20 EMRA-MED I 01.2011<br />

Qualität in jeder Beziehung!<br />

<strong>Die</strong> Europäische Kommission<br />

initiiert eine Verschärfung der Transportbestimmungen für Medikamente.<br />

Der Anteil kühlkettenpflichtiger<br />

Arzneimittel nimmt stetig zu: Ob<br />

Impfstoffe, Insuline oder Augentropfen,<br />

zahlreiche verschreibungspflichtige<br />

Medikamente müssen zwischen zwei<br />

und acht Grad Celsius transportiert und<br />

gelagert werden. <strong>Die</strong> Vorgaben aus der<br />

Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung<br />

(AMWHV) von 2006 schienen<br />

bislang eindeutig zu sein – zumindest<br />

theoretisch. In der praktischen Umsetzung,<br />

etwa bei Transportverträgen, zeigte<br />

sich jedoch praktischer Justierungsbedarf.<br />

Bereits im März 2010 veröffentlichte die<br />

in London ansässige Europäische Arzneimittelagentur<br />

auf Arbeitsebene ein<br />

Konzeptpapier zu den „Lagerbedingungen<br />

während des Transportes“. Noch in diesem<br />

Jahr will die Europäische Kommission eine<br />

Einigung erzielen.<br />

Schutz vor gefälschten Medikamenten<br />

<strong>Die</strong> EU-Richtlinie zu Arzneimittelfälschungen<br />

will Patienten<br />

und <strong>Apotheke</strong>rn ab sofort mehr<br />

Sicherheit garantieren. Der Rat der<br />

Europäischen Union hat am 8. Juni die<br />

Richtlinie zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen<br />

verabschiedet.<br />

„Als Importeur von EU-Arzneimitteln<br />

begrüßen wir den Vorstoß der EU-Politik,<br />

den zunehmenden Medikamentenbetrug<br />

zu bekämpfen. Das Leben der Patienten<br />

muss bestmöglich geschützt werden.<br />

Auch wir bei <strong>EMRAmed</strong> garantieren<br />

<strong>Apotheke</strong>rn und ihren Kunden höchste<br />

Sicherheit und Qualität“, verdeutlicht Dirk<br />

Oltersdorf, Geschäftsführer <strong>EMRAmed</strong>.<br />

Laut EU-Beschluss soll zukünftig ein<br />

Authentifizierungssystem kriminellen<br />

Machenschaften einen Riegel vorschieben<br />

und das Einschleusen gefälschter<br />

Arzneien in den legalen Vertriebsweg<br />

verhindern. Eine bessere Kennzeichnung<br />

„Durch die Investition in eine Kühlhalle<br />

an unserem Standort Osterburg und die<br />

langjährige Zusammenarbeit mit dem<br />

Logistiker Thermomed erfüllt <strong>EMRAmed</strong><br />

schon heute die zukünftigen Anforderungen<br />

an den Arzneimitteltransport“, sagt<br />

Dirk Oltersdorf, Geschäftsführer <strong>EMRAmed</strong>.<br />

„Sicherheit steht bei uns an erster Stelle.<br />

Von der Anlieferung aus dem EU-Ausland<br />

über die Kommissionierung und Umverpackung<br />

der Waren bis zur Auslieferung<br />

erfolgen alle Arbeitsschritte temperaturüberwacht.“<br />

Das Konzeptpapier der Europäischen<br />

Arzneimittelagentur zielt insbesondere auf<br />

gleichbleibende Transportbedingungen<br />

während der gesamten Herstellungskette<br />

von Arzneien. Insgesamt sind drei Tem-<br />

Ende Mai verabschiedeten die EU-Länder<br />

die EU-Richtlinie gegen Arzneimittelfälschungen.<br />

und neue Sicherheitsmerkmale sollen an<br />

den Verpackungen von verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimitteln angebracht<br />

werden, sodass zu jedem Zeitpunkt<br />

deren Echtheit überprüft werden kann.<br />

Ärzten und <strong>Apotheke</strong>rn kommt bei der<br />

Kommunikation mit Patienten eine<br />

wichtige Rolle zu. <strong>Die</strong> Gesetzesvorgaben<br />

müssen durch sie von Verbraucher-<br />

informationen hinsichtlich der Gefahr<br />

von Medikamenten ungeklärten<br />

Ursprungs flankiert werden.<br />

Auch den Vertriebsweg Internet wollen<br />

die europäischen Politiker schützen: Von<br />

der EU anerkannte Online-<strong>Apotheke</strong>n<br />

sollen durch ein Sicherheitslogo kenntlich<br />

gemacht werden mit dem Ziel, den<br />

Patienten die Orientierung im Internetdschungel<br />

zu erleichtern. Mit der<br />

Zulassung des Medikamentenvertriebs<br />

über das Internet im Jahr 2004 hat sich<br />

– parallel zu den seriösen Online-<br />

peraturbereiche maßgeblich: Der sogenannte<br />

Raumtemperaturbereich, der sich<br />

zwischen 25° und 30° Celsius bewegt, bei<br />

einer relativen Luftfeuchtigkeit von bis zu<br />

60 und 75 Prozent; der gekühlte Bereich<br />

um die 5° Celsius und der Gefrierbereich.<br />

Folgende Punkte stehen im Fokus:<br />

• <strong>Die</strong> Kühlbedingungen außerhalb<br />

gemäßigter Klimazonen<br />

• Der Transport der Medikamente<br />

ihren jeweiligen Anforderungen<br />

entsprechend<br />

• <strong>Die</strong> Lösungen für Worst-Case-<br />

Szenarien und eine kontinuierliche<br />

Kontrolle der Transportbedingungen<br />

<strong>Apotheke</strong>n – die organisierte Arzneimittelkriminalität<br />

ausgebreitet.<br />

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsbehörde<br />

sind bis zu 50 Prozent der<br />

Medikamente im grauen Online-Handel<br />

gefälscht. Das Gleiche gilt für bis zu ein<br />

Prozent aller vertriebenen Arzneien in<br />

hoch entwickelten Ländern wie den<br />

EU-Staaten. Auch der deutsche Zoll<br />

bestätigt eine rapide steigende Zahl<br />

von Arzneimittelfälschungen und<br />

-schmuggel. Der Grund: Gerade sogenannte<br />

Lifestyle-Produkte bringen<br />

Fälschern enorme Profite.<br />

Innerhalb von nur eineinhalb Jahren<br />

müssen nun die 27 EU-Mitgliedsländer<br />

die Bestimmungen der EU-Regelung<br />

in nationales Recht umsetzen; für die<br />

fälschungssichere Codierung hat der<br />

EU-Rat den einzelnen Ländern eine<br />

Dreijahresfrist zugestanden.


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Überwachung der aktiven Kühlkette im<br />

Bereich von +2°C bis +8°C beziehungsweise<br />

zwischen +15°C und +25°C sind<br />

daher je nach Produktanforderung unverzichtbar.<br />

<strong>Die</strong> strikte Einhaltung der<br />

vorgeschriebenen Temperaturen während<br />

der gesamten Transportkette können<br />

wir dabei nicht nur in Deutschland<br />

sondern auch in Österreich, Benelux und<br />

Frankreich sicherstellen.<br />

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Ausblick<br />

<strong>Die</strong> gesetzliche Krankenversicherung<br />

am Scheideweg<br />

Von Dr. Christian Hagist und Prof. Dr.<br />

Bernd Raffelhüschen, Forschungszentrum<br />

Generationenverträge, Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg.<br />

<strong>Die</strong> langfristige Finanzierbarkeit der<br />

deutschen Sozialversicherungssysteme<br />

ist angesichts des sich rapide<br />

zuspitzenden Alterungsprozesses nicht<br />

gewährleistet. Alle in Bismarck’scher<br />

Tradition entworfenen Sicherungssysteme<br />

in Deutschland – ob Renten-, Krankenoder<br />

Pflegeversicherung – fußen auf dem<br />

gleichen Prinzip des Generationenvertrages.<br />

Demnach finanzieren sich alle<br />

Ausgaben an Alte, Kranke oder Pflegebedürftige<br />

aus den laufenden Einnahmen<br />

der zumeist lohn- (oder lohnersatz-)<br />

abhängigen Beiträge. Klassischerweise<br />

sind diese bei der erwerbstätigen Generation<br />

am höchsten. Eine solche Umlagefinanzierung<br />

kann aber langfristig nur<br />

dann Bestand haben, wenn hinreichend<br />

viele junge Jahrgänge nachwachsen.<br />

<strong>Die</strong>s ist seit Jahrzehnten nicht mehr der<br />

Fall, denn die Fertilität bewegt sich seit<br />

nunmehr über 30 Jahren konstant auf<br />

einem niedrigen Niveau: Ein Frauenjahrgang<br />

ersetzt sich nur noch zu knapp 70<br />

Prozent durch entsprechende Mädchengeburten.<br />

<strong>Die</strong>s führt zu einem steigenden<br />

Durchschnittsalter der Bevölkerung.<br />

Zudem induziert die stark ansteigende<br />

Lebenserwartung einen weiteren Anstieg<br />

des Durchschnittsalters. Man spricht auch<br />

vom doppelten Alterungsprozess.<br />

Bei der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

liegen die Konsequenzen des doppelten<br />

Alterungsprozesses klar auf der Hand.<br />

Immer mehr Alte wollen von immer weniger<br />

Jungen ihre Rente bezahlt bekommen<br />

– und das zu Recht, denn die jetzigen<br />

Alten waren früher jung und zahlten<br />

damals ihrerseits für die Alten. Allerdings<br />

kann dieser Vertrag eben nur so lange<br />

gehalten werden, wie das Verhältnis der<br />

22 <strong>EMRAmed</strong> I 01.2011<br />

Der demografische Wandel und seine Konsequenzen<br />

für die Finanzierbarkeit der GKV – ein Ausblick.<br />

Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen<br />

Professor für Finanzwissenschaft und<br />

Direktor des Forschungszentrums<br />

Generationenverträge an der Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg und<br />

Professor an der Universität Bergen,<br />

Norwegen. Seine Forschungsschwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen der<br />

Sozial- und Steuerpolitik.<br />

beiden Generationen im Gleichgewicht<br />

ist. Aufgrund der oben skizzierten Entwicklung<br />

wird dies aber in den nächsten<br />

Jahren keineswegs mehr der Fall sein.<br />

Der Gesetzgeber hat darauf entsprechend<br />

reagiert und mit Riester-Vorsorge,<br />

Nachhaltigkeitsfaktor und Rente mit 67<br />

versucht, das Gleichgewicht zwischen<br />

den Generationen über ein Absenken des<br />

Leistungsniveaus wiederherzustellen.<br />

Will heißen: Zukünftige Generationen<br />

müssen eben mit einer geringeren Rente<br />

rechnen, da es ansonsten zum Bruch des<br />

Generationenvertrags käme.<br />

Beitragssprünge bei GKV drohen<br />

Und wie sieht es bei der Gesundheit<br />

aus? Auf einen ersten Blick scheint die<br />

gesetzliche Krankenversicherung (GKV)<br />

Deutschlands eine Sachmittelgewährung<br />

an die Kranken – finanziert durch<br />

die überwiegend lohnabhängigen Beiträge<br />

der Gesunden – und damit eine<br />

Umverteilung von den gesunden auf die<br />

kranken Teile der Bevölkerung zu sein.<br />

Jedoch eben nur auf den ersten Blick.<br />

Wie unsere Abbildung der altersspezifischen<br />

Beiträge und Leistungen der<br />

GKV zeigt, impliziert die Finanzierung<br />

derselben eben auch einen Generationenvertrag<br />

– sogar einen sogenannten<br />

Drei-Generationen-Vertrag. Zwar zahlen<br />

alle Generationen ab 15 Jahren einen<br />

Beitrag, jedoch erhalten vor allem<br />

ältere Generationen an Leistungen im<br />

Schnitt ein Mehrfaches des Wertes ihrer<br />

Beiträge. Analog zur Rentenversicherung<br />

finanzieren die Erwerbstätigen<br />

die Rentnerjahrgänge – unterschiedlich<br />

ist nur, dass auch die Allerjüngsten<br />

mitfinanziert werden. Zwei Generatio-<br />

Dr. Christian Hagist<br />

Diplom-Volkswirt, ist seit 2008 Akademischer<br />

Rat an der Universität Freiburg<br />

und beschäftigt sich unter anderem mit<br />

den Folgen des demographischen Wandels<br />

auf Gesundheitssysteme und der<br />

Evaluation von Gesundheitsreformen.


nen werden also von einer Generation<br />

finanziell unterstützt.<br />

<strong>Die</strong> Konsequenzen aus dem oben beschriebenen<br />

demografischen Wandel<br />

für diesen Drei-Generationen-Vertrag<br />

liegen klar auf der Hand. Während die<br />

GKV in der Zukunft wohl kaum (demografisch<br />

bedingte) Mehrausgaben für<br />

Kinderärzte und Ähnliches verbuchen<br />

dürfte, muss die Gesundheitsversorgung<br />

der immer mehr werdenden Rentner von<br />

immer weniger Erwerbstätigen finanziert<br />

werden – hier sind die Parallelen zur<br />

Situation in der gesetzlichen Rentenversicherung.<br />

<strong>Die</strong>s allein würde zu einem<br />

Beitragssatzanstieg in der GKV von heute<br />

15,5 Prozent auf über 20 Prozent im<br />

Jahr 2050 führen – oder eben zu einer<br />

entsprechenden Steigerung der Minipauschalen<br />

in der Krankenversicherung.<br />

Doch damit nicht genug. Denn während<br />

die Renten gemäß der Rentenformel<br />

mit dem allgemeinen Produktivitätsfortschritt<br />

wachsen, sind die Preise im<br />

Gesundheitswesen über die letzten<br />

40 Jahre im Schnitt schneller gestiegen<br />

als die Preise in der Gesamtwirtschaft.<br />

<strong>Die</strong>ses Phänomen wird im Allgemeinen<br />

dem medizinisch-technischen Fortschritt<br />

zugeschrieben. Da es sich bei<br />

diesem im Wesentlichen um Produktinnovationen<br />

handelt, die im Gegensatz<br />

zu kostensenkenden Prozessinnovationen<br />

den Umfang des praktisch<br />

Machbaren erweitern, ist die Medizin<br />

in der Lage, immer mehr Krankheiten<br />

zu heilen. <strong>Die</strong>s induzierte in der<br />

Vergangenheit, also unabhängig vom<br />

demografischen Wandel, eine stetige<br />

Ausdehnung des Leistungskatalogs der<br />

GKV und somit steigende durchschnittliche<br />

Leistungsausgaben je Mitglied.<br />

<strong>Die</strong> demografische Alterung wird diesen<br />

Effekt nochmals verstärken und somit<br />

sprechen wir nicht von einer Steigerung<br />

des allgemeinen Beitragssatzes auf 20<br />

Prozent, sondern vielmehr auf 30 Prozent<br />

über die nächsten 40 Jahre. Ein<br />

Drittel eines jeden sozialversicherungspflichtigen<br />

Einkommens würde dann an<br />

die GKV gehen – und das zusätzlich zu<br />

Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherungsbeitrag<br />

sowie zu den Steuern.<br />

Nachhaltige Reform bleibt aus<br />

<strong>Die</strong> Politik hat auf den Ausgabendruck<br />

des medizinisch-technischen Fortschritts<br />

der letzten Jahre immer wieder mit<br />

Kostendämpfungsgesetzen reagiert, die<br />

Quelle: eigene Berechnungen auf Basis des Risikostrukturausgleichs<br />

mehr oder minder erfolgreich waren.<br />

Eine wirklich nachhaltige Reform, die<br />

die Finanzierung der GKV auf ein solides<br />

Fundament stellt, blieb bisher aber aus.<br />

Und die Ansätze in den Programmen<br />

der Parteien im Hinblick auf die nächste<br />

Bundestagswahl verheißen auch nicht<br />

den großen Wurf. Während die Grünen<br />

und die SPD sowie die Linke das Finanzierungsproblem<br />

über die Einbeziehung<br />

der Beamtenschaft und der Privatversicherten<br />

lösen wollen, ruht sich die Regierungskoalition<br />

auf dem gefundenen<br />

Kompromiss der Minipauschale aus. Wer<br />

jedoch das Problem über die Einnahmenseite<br />

der GKV – und alle Vorschläge<br />

zielen in diese Richtung – angeht, verkennt,<br />

dass bei der oben beschriebenen<br />

demografischen Entwicklung nicht nur<br />

der Beitragszahler für das heutige System<br />

fehlt, sondern auch der Bürger für<br />

die Bürgerversicherung oder die Köpfe<br />

für die Mini-(Kopf-)Pauschale.<br />

Mehr Staat oder mehr Wettbewerb?<br />

Was wir wirklich brauchen, ist eine Diskussion<br />

über die Ausgabenseite der GKV.<br />

Hier stehen wir nämlich an einem gesellschaftlichen<br />

Scheideweg. Um das Nachhaltigkeitsproblem<br />

zu lösen, haben wir<br />

im Grunde zwei Möglichkeiten: Entweder<br />

verstaatlichen wir dieses schon sehr kollektivistische<br />

System weiter und überlassen<br />

die Rationierung dem Staat mit seiner<br />

administrativen Bürokratie. Ärzte werden<br />

dann quasi zu Beamten, die nach Wartelisten<br />

und Punktesystemen behandeln,<br />

alle paar Jahre vom „Qualitätssicherungshauptamt“<br />

überprüft werden und täglich<br />

Ausblick<br />

um fünf Uhr nach Hause gehen. Klingt<br />

abschreckend, geht aber – der Preis ist<br />

jedoch eine Zweiklassenmedizin per se:<br />

Der Arme bekommt die Grundversorgung,<br />

der Reiche geht, wie in Großbritannien,<br />

woanders hin. <strong>Die</strong> Alternative dazu ist die<br />

Rationierung durch den Markt, und dieser<br />

funktioniert über Wettbewerb und Preise.<br />

Ärzte und Krankenhäuser werden in<br />

diesem Szenario zu Unternehmen, die mit<br />

der Gesundheit Geld verdienen wollen<br />

und sollen! <strong>Die</strong> Patienten sind dann Kunden<br />

und bekommen für die Leistungen<br />

eine Rechnung, die sie begleichen und<br />

schon deshalb gut kontrollieren, weil sie<br />

sie nur zum Teil erstattet bekommen.<br />

Welcher Weg allerdings beschritten<br />

werden soll, bleibt ein politisches Werturteil,<br />

bei dem der Ökonom als Gesellschaftsingenieur<br />

nur die Qual der Wahl<br />

beschreiben kann und nichts mit dem<br />

Ausgang zu tun hat. Statistisch gesehen<br />

handelt es sich um die Entscheidung<br />

zwischen zwei Verteilungsformen. Der<br />

kollektivistische Weg sorgt dafür, dass<br />

bei einer relativ schlechten Durchschnittsversorgung<br />

kaum eine Varianz<br />

im Versorgungsniveau auftritt. Er ist<br />

also essenziell egalitär im Gegensatz zur<br />

marktwirtschaftlichen Allokation der<br />

Gesundheitsversorgung, die toleriert,<br />

dass der Reiche sich viel mehr vom Gut<br />

„Gesundheit“ leisten kann als der Arme,<br />

wobei Letzterer allerdings durch Formen<br />

der Quersubventionierung im Durchschnitt<br />

besser versorgt wird. Der Markt<br />

schafft also einen guten Durchschnitt<br />

bei hoher Varianz. Fragt sich nur, was<br />

„sozial gerechter“ ist.<br />

<strong>EMRAmed</strong> I 01.2011 23

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