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annalive - St. Anna-Hilfe gGmbH

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21 PRaXIS<br />

hinweisen. Nach wie vor werden Demenzerkrankungen<br />

immer noch viel zu spät erkannt und behandelt.<br />

Menschen mit Demenz leben in einer ganz eigenen<br />

– für uns oft unverständlichen Welt. Diese Welt<br />

verliert die Anknüpfung an aktuelle Begebenheiten<br />

und kennt oft nur noch die Reise in die Vergangenheit,<br />

die vom Abschied von sich selbst und<br />

seiner Umgebung bestimmt ist.<br />

„Unsere Gesellschaft ist auf demenzerkrankte<br />

Menschen nicht eingerichtet“, erklärt Elisabeth<br />

Anders, Pflegedienstleiterin der Sozialstation<br />

<strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> in Meckenbeuren. Demenz und Alzheimer<br />

sind in unserer Gesellschaft nach wie vor Tabu-<br />

Thema. Dabei steigt die Zahl der Erkrankungen:<br />

Jede dritte Familie hat heute Kontakt zu einem<br />

Demenzkranken.<br />

„Viele Menschen wissen zu wenig über die Krankheit<br />

und sind im Umgang mit einer erkrankten<br />

Person unsicher“, erläutert Elisabeth Anders. Betroffene<br />

und deren Angehörige tun sich oft nicht<br />

leicht, Veränderungen anzunehmen. Pflegenden<br />

fällt es schwer die Erkrankung zu verstehen und<br />

zu akzeptieren. Viele scheuen sich, öffentlich dazu<br />

zu stehen. Die Krankheit kann so zur gesellschaftlichen<br />

Isolation der Betroffenen und der Angehörigen<br />

führen.<br />

Dabei ist vor allem die frühe Erkennung und Wahrnehmung<br />

eine wichtige Voraussetzung. Angehörige<br />

können sich dadurch auf die Situation einstellen<br />

und eine angemessene Begleitung geben und<br />

organisieren. Eine rechtzeitige Medikamentenbehandlung<br />

ist möglich und kann das Fortschreiten<br />

der Krankheit verhindern oder zumindest hinauszögern.<br />

Begleitsymptome wie Angst, Schlafstörungen,<br />

Unruhe, Sinnestäuschungen können ebenfalls<br />

medikamentös behandelt werden. Besonders<br />

wichtig ist, die Lebensqualität der Betroffenen zu<br />

erhalten. Dies kann zum Beispiel durch frühes Training<br />

der noch vorhandenen Fähigkeiten erreicht<br />

werden.<br />

Fachkräfte greifen das Thema auf<br />

Die Mitarbeiterinnen der <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong>-<strong>Hilfe</strong> Claudia<br />

Senf (Einrichtungsleiterin Haus <strong>St</strong>. Josef), Elisabeth<br />

Anders (Pflegedienstleiterin) und Gabi Vogel<br />

(gerontopsychiatrische Fachkraft), beide Sozialstation<br />

<strong>St</strong>. <strong>Anna</strong>, sowie Helene Göbel (Gemeinwesenarbeiterin<br />

„Lebensräume für Jung und Alt“)<br />

verfolgen mit ihrer Demenzkampagne das Ziel, das<br />

Thema Demenz zu enttabuisieren und der Bevölkerung<br />

die Angst davor zu nehmen. Hierzu bieten<br />

sie verschiedene Aktivitäten, Aktionen, Vor-<br />

träge und eine feste Demenzsprechstunde in der<br />

Sozialstation <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> an.<br />

Ein Erste-<strong>Hilfe</strong>-Kurs Demenz etwa hat Menschen<br />

angesprochen, die im öffentlichen Leben stehen.<br />

Referent Hartwig von Kutschenbach (Leiter des<br />

Gerontopsychiatrischen Zentrums Nürtingen und<br />

Vorsitzender der Alzheimergesellschaft Baden-<br />

Württemberg) informierte über das Krankheitsbild<br />

und den Verlauf von Demenzerkrankungen<br />

und gewährte Einblicke in die innere Welt und das<br />

Erleben demenzerkrankter Menschen sowie die<br />

Auswirkung auf die Umgebung. Außerdem gab er<br />

Anregungen und Ideen für einen hilfreichen Umgang<br />

mit Demenzerkrankten. Etwa wie im Fall der<br />

älteren Bankkundin. Der Schalterbeamtin würde er<br />

raten, mit der Situation offen umzugehen. Angehörige<br />

müssten auf jeden Fall informiert werden,<br />

um diplomatisch auf die Frau einwirken zu können.<br />

So könnten die Angehörigen sie womöglich von<br />

ihrem Vorhaben abbringen, ohne sie bloßzustellen.<br />

Jede Woche Sprechstunde<br />

In der Demenzsprechstunde – jeweils donnerstags<br />

von 10 bis 12 Uhr – beantworten Fachkräfte der<br />

Sozialstation <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> Fragen im telefonischen<br />

und persönlichen Gespräch. Eine wichtige und wiederkehrende<br />

Frage ist, wie Demenz überhaupt erkennbar<br />

ist. „Nicht jede Vergesslichkeit ist ein<br />

Alarmsignal für Demenz“, erklärt Pflegedienstleiterin<br />

Elisabeth Anders. Demenz sei mehr als eine<br />

‚einfache“ Gedächtnisstörung. Sie ziehe das ganze<br />

Sein des Menschen in Mitleidenschaft: seine Wahrnehmung,<br />

sein Verhalten und sein Erleben.<br />

Spenden verschiedener Unternehmen in der<br />

Meckenbeurer Region könnten ein Beweis dafür<br />

sein, dass die Aufklärungsarbeit zum Thema Demenz<br />

und Alzheimer auch in der Gesellschaft und<br />

Wirtschaft gewünscht ist. Die Demenzkampagne<br />

geht weiter mit verschiedenen Aktionen wie einem<br />

Filmabend, einem Info-<strong>St</strong>and auf dem Wochenmarkt<br />

und der Befragung von Menschen, die<br />

im öffentlichen Leben stehen und sich persönlich<br />

der Frage stellen sollen: Wenn ich selbst dement<br />

werde….“ ❑<br />

Kontakt:<br />

Sozialstation <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong>, Meckenbeuren,<br />

Telefon: 07542 22928.

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