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MÜNCHEN gentrifizierung<br />

10 LEO 01.2012<br />

Sind wir<br />

schuld?<br />

Schwule, Lesben<br />

und<br />

Gentrifizierung<br />

Da haben uns US-Wissenschaftler ja was Schönes<br />

eingebrockt! Homosexuelle, egal ob männlich<br />

o<strong>de</strong>r weiblich, sind – je nach Stadtteil – für sinken<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong> Immobilienpreise verantwortlich.<br />

Zumin<strong>de</strong>st wur<strong>de</strong> das für die Stadt Columbus im<br />

Bun<strong>de</strong>sstaat Ohio herausgefun<strong>de</strong>n.<br />

Zwei Wirtschaftswissenschaftler, David Christafore<br />

und Susane Leguizamon, untersuchten dafür<br />

20.000 Hausverkäufe in <strong>de</strong>r Stadt. Ihr Ergebnis: In<br />

konservativen Vierteln, in <strong>de</strong>nen die Bewohner nicht<br />

so aufgeschlossen sind, senken Schwule und Lesben<br />

die Immobilienpreise. Ein gleichgeschlechtliches<br />

Paar pro 1.000 Haushalte schraubt <strong>de</strong>n Wohnungs-,<br />

Haus- o<strong>de</strong>r Grundstückswert um ein Prozent nach<br />

unten. Ganz an<strong>de</strong>rs sieht es dagegen in homofreundlichen<br />

Stadtteilen aus. Je<strong>de</strong>s gleichgeschlechtliche<br />

Paar sorgt dort für einen Anstieg <strong>de</strong>r Immobilienpreise,<br />

und zwar um 1,1 Prozent. Das klingt<br />

wenig, aber je nach Wert <strong>de</strong>r „vier Wän<strong>de</strong>“ kommt<br />

einiges zusammen. Kostete ein Haus in Columbus<br />

zum Beispiel 500.000 Dollar, sank o<strong>de</strong>r stieg <strong>de</strong>r<br />

Preis <strong>de</strong>r Studie zu Folge je nach Viertel um rund<br />

5.000 Dollar.<br />

„Das ist Diskriminierung<br />

von Schwulen und Lesben“<br />

Die bei<strong>de</strong>n Wirtschaftswissenschaftler kamen bei<br />

ihren Untersuchungen zu <strong>de</strong>m Schluss, dass Homosexuelle<br />

auf <strong>de</strong>m Immobilienmarkt damit die gleiche<br />

Wirkung haben wie an<strong>de</strong>re „Min<strong>de</strong>rheiten“. Es ist<br />

eine Diskriminierung, so die Experten. Der Vancouver<br />

Sun sagte Leguizamo: „Menschen reagieren auf<br />

die Anwesenheit von Schwulen und Lesben auf genau<br />

die Weise, die wir erwartet hatten.“ Das heißt:<br />

dort, wo Menschen eh etwas gegen Schwule und<br />

Lesben haben, hat <strong>de</strong>r Zuzug von Homosexuellen<br />

eben auch negative Auswirkungen.<br />

In Deutschland wur<strong>de</strong> bislang nicht untersucht, ob<br />

Schwule und Lesben allein <strong>durch</strong> ihre Präsenz für<br />

steigen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r fallen<strong>de</strong> Preise verantwortlich sind.<br />

Hier gab es lediglich Studien über die allgemeine<br />

Gentrifizierung, also Aufwertung einzelner Stadtteile<br />

<strong>durch</strong> Homosexuelle. Keinesfalls kann gesagt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass je<strong>de</strong>s schwule o<strong>de</strong>r lesbische Paar unheimlich<br />

wohlhabend ist <strong>de</strong>nnoch haben viele einen gehobenen<br />

Lebensstil und dieser zieht, in hoher Konzentration,<br />

einen Rattenschwanz nach sich: schickere<br />

Häuser, hippere Lä<strong>de</strong>n, steigen<strong>de</strong> Preise. Sozial<br />

schwächere Gruppen wer<strong>de</strong>n verdrängt.<br />

Egal ob schwul o<strong>de</strong>r nicht: Münchener müssen sich<br />

in <strong>de</strong>n nächsten Jahren auf weiter steigen<strong>de</strong> Mieten<br />

einstellen. Einserseits wollen immer mehr Menschen<br />

in die Stadt ziehen, an<strong>de</strong>rerseits wird es immer mehr<br />

Singles geben. Experten sagen, dass <strong>de</strong>shalb vor allem<br />

Wohnungen bis 50 Quadratmeter <strong>de</strong>utlich teurer<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

München hat die höchste<br />

Lebensqualität in Deutschland.<br />

Die Londoner firma<br />

Mercer hat weltweit 221<br />

Metropolen unter die Lupe<br />

genommen und unsere<br />

Lam<strong>de</strong>shauptstadt kam<br />

auf rang 4. ebenfalls in<br />

<strong>de</strong>n top ten: Düsseldorf<br />

und frankfurt. Klarer<br />

testsieger wur<strong>de</strong> Wien.<br />

München wird billiger! Laut<br />

<strong>de</strong>m aktuellen Mietspiegel<br />

beträgt die nettokaltmiete<br />

nach Angaben <strong>de</strong>r Stadt<br />

etwa 9,79 euro pro Quadratmeter.<br />

im Vergleich zur<br />

erhebung 2009 ist das ein<br />

Minus von 1,1 Prozent. in<br />

<strong>de</strong>n teuersten Vierteln<br />

wer<strong>de</strong>n bis zu 20 euro pro<br />

Quadratmeter fällig.<br />

gentrifizierung heißt<br />

Auf wertung. es ist eine<br />

Abfolge aus Sanierung<br />

o<strong>de</strong>r Abriss alter Häuser,<br />

neubauten, steigen<strong>de</strong>n<br />

Mieten und Preisen sowie<br />

<strong>de</strong>r Verdrängung von<br />

Menschen, die sich das<br />

nicht mehr leisten können.<br />

Weil es schöner klingt,<br />

wird manchmal lieber<br />

von Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

gesprochen.

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