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Moral und Hypermoral - Egon Schütz Archiv - Universität zu Köln

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derum legitimiert sich die <strong>Moral</strong>, wie wir gesehen haben, durch<br />

Natur in Form des Menschen. Es zeigt sich also: a) Es gibt nicht<br />

die eine <strong>Moral</strong>, b) Es herrscht eine Konfliktlage der verschiede­<br />

nen Geltungsbegründungen untereinander. Die Rechtfertigung<br />

der <strong>Moral</strong> aus dem Horizont der Offenbarung kann durchaus in<br />

Konflikt mit dem Anspruch der Vernunft treten usw. Wir kön­<br />

nen <strong>zu</strong>nächst, wenn unsere Beschreibung gilt, keine absolute<br />

<strong>Moral</strong>forderung stellen, denn welche kann angesichts der Plu-<br />

ralität der <strong>Moral</strong>en den Anspruch auf absolute Geltung halten?<br />

Angesichts dieser Situation des Konflikts werden wir gleichsam<br />

auf uns selbst <strong>zu</strong>rückgeworfen, denn der einzelne, der der<br />

(bedrängenden) Situation ausgesetzt ist, wird <strong>zu</strong> einer Entschei­<br />

dung genötigt. Das hieße aber, das Problem der Geltungsbe­<br />

gründung der <strong>Moral</strong> kann nur jeder einzelne für sich selbst ent­<br />

scheiden. Vielleicht kann es gar keine 'allgemeine' <strong>Moral</strong> ge­<br />

ben? Wo ist das F<strong>und</strong>ament? Ist damit nicht jeder gewissenlosen<br />

Willkür <strong>und</strong> jedem subjektivistischem Relativismus Tür <strong>und</strong> Tor<br />

geöffnet? Das Phänomen der <strong>Moral</strong> zeigt sich a) als ein höchst<br />

komplexer Bereich, der b) in einem vielschichtigen Verwei­<br />

sungs<strong>zu</strong>sammenhang steht <strong>und</strong> dem c) ein tragisches Moment<br />

eignet. Denn der Mensch kann in eine Situation kommen, in der<br />

er jenseits aller Theorien <strong>und</strong> Modelle sich entscheiden muß, in<br />

der er eines wählen, das andere lassen muß <strong>und</strong> sich damit<br />

durch sein berechtigtes Streben schuldig macht.<br />

Die <strong>Moral</strong> des Seminars kann man rückblickend <strong>und</strong> vorweg­<br />

nehmend bezeichnen als Ermunterung <strong>zu</strong>m Nachdenken auf ei-<br />

10<br />

Das PDF-Faksimile des Vorlesungsmanuskripts / der Vorlesungsnachschrift wird nur <strong>zu</strong>r persönlichen Information überlassen.<br />

Die Zitation ist unter Hinweis auf die URL http://www.egon-schuetz-archiv.uni-koeln.de <strong>zu</strong>lässig.<br />

Jede Form der Vervielfältigung oder Verwertung bedarf der ausdrücklichen vorherigen Genehmigung des Urhebers.<br />

© <strong>Egon</strong> <strong>Schütz</strong>

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