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AkADemie einer AnDeren stADt mitwisser.net - IBA Hamburg

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respekt<br />

AussteLLung<br />

nevin Aladag<br />

berlin<br />

familie tezcan<br />

Video, 2001<br />

Stills aus „Familie Tezcan“, courtesy/© Nevin Aladag<br />

Die Tezcans sind eine außerordentliche<br />

Familie. Vater, Mutter, die beiden Töchter und<br />

der kleine Sohn sind alle Tänzer. Was man<br />

beim ersten Blick auf die türkischstämmige<br />

Familie aus Stuttgart nicht ahnt, ist, wie<br />

leidenschaftlich gern und gut sie tanzen.<br />

Unvermutet entpuppt sich der Vater als<br />

ausgezeich<strong>net</strong>er Breakdancer und die Mutter<br />

verbindet professionell kurdische Folklore<br />

mit Disco-Tanzschritten. Die beiden Mädchen<br />

tanzen Karaoke singend zu Popsongs, und<br />

der kaum den Windeln entwachsene Sohn<br />

geht mit dem Papa zu Hiphop-Klängen auf<br />

die Tanzfläche.<br />

Das Video versetzt seine Betrachter/innen in<br />

Bewegung. Die Tezcans werden zum Vorbild<br />

für eine Zukunft, in der die Grenzen wie die<br />

Überschneidungen verschiedener Kulturen<br />

und Traditionen im einzelnen Menschen<br />

balanciert werden und nicht mehr trennend<br />

zwischen Menschen verschiedener<br />

Herkunftsorte verlaufen.<br />

Auch in ihren anderen Arbeiten konzentriert<br />

sich Nevin Aladag auf Musik und Tanz als<br />

Ausdrucksformen von kultureller Identität.<br />

Sie sucht nach den Freiräumen für unerwartet<br />

andere Artikulationen in urbanen Räumen.<br />

Über die Präsentation ihrer Arbeit hinaus<br />

ist sie deshalb auch an die Akademie <strong>einer</strong><br />

anderen stadt eingeladen, um ein neues<br />

Tanz-Video-Stück mit Bewohner/innen der<br />

Elbinseln zu entwickeln. (U.V.)<br />

Antoine beuger<br />

Düsseldorf<br />

stimmen hören<br />

Projekt für die Gesamtschule Rolandstraße<br />

Düsseldorf<br />

Sound Installation, 2004<br />

Antoine Beuger, 2005, © Sylvia Kamm-Gabathuler<br />

Antoine Beuger präsentiert mit „stimmen<br />

hören“ ein Projekt mit der Gesamtschule<br />

Rolandstraße Düsseldorf, das seit dem Jahr<br />

2004 läuft.<br />

Das Schulgebäude wurde der Idee nach als<br />

ein Gesamtkunstwerk konzipiert. Bau, Kunst<br />

und Umfeld durchdringen sich und bilden<br />

ein durchgestaltetes Ganzes, das zwar eine<br />

große innere Transparenz und Großzügigkeit<br />

aufweist, sich aber gleichzeitig nach außen<br />

zu verschließen scheint.<br />

Das Projekt soll eine versöhnende, aufweichende,<br />

freimachende Geste sein, die<br />

<strong>einer</strong>seits die Architektur etwas zurückweichen<br />

lässt, um Anderem – der menschlichen<br />

Stimme, den Körpern – Raum zu geben, und<br />

andererseits den Menschen die Möglichkeit<br />

bietet, sich mit ihren Stimmen die Architektur<br />

bestimmend zu erleben.<br />

Das Projekt „stimmen hören“ erstreckt sich<br />

mittlerweile über einen Zeitraum von fünf<br />

Jahren. Jedes Jahr werden in Form von<br />

jeweils <strong>einer</strong> Unterrichtsstunde pro Klasse<br />

die Stimmen aller Kinder sowie des Lehr- und<br />

Verwaltungspersonals der Schule aufgenommen.<br />

Jeder spricht mit ruhiger Stimme den<br />

Satz: „Ich heiße … (Vorname und Nachname)<br />

und ich bin … Jahre alt.“ Es wird jeweils eine<br />

CD erstellt, auf der alle Stimmen in <strong>einer</strong><br />

zufälligen Reihenfolge zu hören sind.<br />

An einem schulfreien Tag pro Jahr wird das<br />

Stück über einen Zeitraum von 7 Stunden aus<br />

vielen Lautsprechern als Klanginstallation in<br />

der ganzen Schule aufgeführt: Die Stimmen<br />

sind überall. Die gleichzeitig eingespielten,<br />

sehr leisen Instrumentalklänge erzeugen eine<br />

ruhige, konzentrierte Atmosphäre. (A.B.)<br />

bunny hood<br />

hh mümmelmannsberg<br />

Video, 2006<br />

Das Video entstand in <strong>einer</strong> einwöchigen<br />

Projektarbeit der KurzFilmSchule. Ausgangspunkt<br />

des Workshops war die Auseinandersetzung<br />

mit <strong>einer</strong> ZDF-Reportage, in<br />

der Jugendliche und Schüler aus Mümmelmannsberg<br />

als besonders kriminell dargestellt<br />

wurden. Vor Beginn des Workshops<br />

wurde in der Schule diese negative und<br />

zum Teil falsche Berichterstattung analysiert.<br />

In der Projektwoche realisierten die<br />

in drei Gruppen aufgeteilten Schüler/innen<br />

mit verschiedenen Schwerpunkten kleine<br />

Videosequenzen. Sie interviewten Passanten,<br />

inszenierten eine Redaktionssitzung, experimentierten<br />

mit Bild und Ton und setzten<br />

sich auf diese Art auch künstlerisch mit dem<br />

Medium auseinander. Ziel war es, trotz Gruppenaufteilung<br />

ein gemeinsames Video fertig<br />

zu stellen. Bei täglicher Sichtung wurden die<br />

Aufnahmen mit allen besprochen und übergreifende<br />

Pas sagen entwickelt. Beim Schnitt<br />

des Materials entstanden Sequenzen, die in<br />

Absprache während der letzten Schnittphase<br />

von den Anleiter/innen zu einem Video<br />

zusammengestellt wurden.<br />

beteiligte schüler/innen: Diva Akari, Christian<br />

Böhm, Sugandi Duesperan, Freschta Dugmale,<br />

Maria Gorni, Seydi Güzel, Schabnam<br />

Hayda, Nathalie Jansen, Sven Johannsen,<br />

Semra Karatasch, Shirin Homann Saadat, Bomera<br />

Pulitsch, Sanja Qaderi, Pana Salewiandi,<br />

Benjamin Stölzel, Natascha Stur, Khatera<br />

Wali. Anleitung: Arne Bunk, Dorothea Carl,<br />

Julia Kapelle in Kooperation mit den Lehrern<br />

Volker Krane und Klaus Ebel, Gesamtschule<br />

Mümmelmannsberg <strong>Hamburg</strong><br />

Still aus „Bunny Hood“, 2006, courtesy/© KFS <strong>Hamburg</strong><br />

Dorothea carl<br />

hamburg<br />

zwischen welten<br />

Videoinstallation, 2009<br />

Frauen mit Migrationshintergrund geben<br />

Einblick in ihre Welt zwischen verschiedenen<br />

Kulturen. In Deutschland geboren, als Gastarbeiterkind<br />

oder Kriegsflüchtling zugezogen,<br />

als Spätaussiedlerin in <strong>Hamburg</strong> wohnhaft.<br />

Die Biographien sind vielfältig.<br />

In neutraler Studioatmosphäre schildern<br />

Frauen ihre Erfahrungen und Konflikte in<br />

Familie, Schule, Ausbildung und Gesellschaft.<br />

Zwischen unterschiedlichen Rollenvorstellungen<br />

balancierend, gegen Zuschreibungen<br />

kämpfend – die Protagonistinnen erzählen<br />

von Lebenssituationen, in denen Globalisierung<br />

persönlich greifbar wird.<br />

„zwischen welten“ zeigt eine Reihe von Portraits,<br />

die das Leben in <strong>einer</strong> multikulturellen<br />

Gesellschaft vielschichtig hinterfragen. Die<br />

Protagonistinnen sind: Zeynep Acar, Betoul<br />

Barouni, Hülya Bayram, Elisabeth Becker, Maria<br />

Eisenach, Shirin Homann-Saadat, Aysel<br />

Kesen, Gwladys Plesch, Sanja Qaderi. (D.C.)<br />

„zwischen welten“ veranschaulicht Dorothea<br />

Carls Arbeitsweise, mit der sie auch ein<br />

neues Projekt zur Fragestellung „Kulturelle<br />

Identitätsbildung“ im Kontext der Akademie<br />

<strong>einer</strong> anderen stadt entwickeln möchte.<br />

Still aus „zwischen welten“, courtesy/© Dorothea Carl<br />

esra ersen<br />

berlin<br />

if you could speak swedish<br />

Video / Videoinstallation, 2001<br />

Für das Projekt „If you could speak Swedish“<br />

(„Wenn du Schwedisch sprechen könntest“)<br />

bat die Künstlerin Esra Ersen eine Vielzahl<br />

von Ausländern und Flüchtlingen, die in<br />

einem der Vororte Stockholms leben und an<br />

der Swedish Info Komp Huddige die schwedische<br />

Sprache lernen, in ihrer Muttersprache<br />

zu beschreiben, was sie erzählen würden,<br />

wenn sie schwedisch sprechen könnten. Das<br />

Thema ihrer Erzählung wählten die Studenten<br />

selbst. So variieren die Inhalte von sehr<br />

persönlichen emotionalen Aussagen bis hin<br />

zu politischen Statements.<br />

Still aus „If you could speak Swedish“, courtesy/© Esra Ersen<br />

Ihre Antworten wurden übersetzt aus der<br />

chinesischen, der arabischen, der russischen,<br />

der spanischen Sprache und aus Bengali.<br />

Frontal vor der Kamera sitzend, versuchen<br />

die Sprechenden – mit Hilfestellung <strong>einer</strong><br />

Lehrerin – die richtige Betonung und die korrekte<br />

Aussprache zu treffen. Die Einfachheit<br />

und Flüssigkeit im Sprechen ihrer eigenen<br />

Sprache, ihrer Muttersprache, kontrastiert<br />

stark mit Ihrer Schwierigkeit, mit der neu zu<br />

lernenden Sprache unzugehen.<br />

Esra Ersen kennt die Sprach- und Kulturprobleme<br />

eines Lebens im Ausland gut aus<br />

eigener Erfahrung. Deshalb thematisiert sie<br />

diese aus wechselnden Perspektiven. Für die<br />

Elbinseln hat sie ein neues Projekt über türkische<br />

Floskeln in den Blick genommen. (E.E.)<br />

fantasy world<br />

hh veddel<br />

Installation aus Modellen, 2009<br />

utopieschulung<br />

Mit Phantasie, Durchhaltevermögen und<br />

Spaß bauten dreizehn Mädchen von der<br />

Veddel über Monate ihre Umgebung nach und<br />

um. Aus eigener Erfahrung und freier<br />

Wunschproduktion entstand so im Wahlkurs<br />

Kunst an der Schule Slomannstieg ein Modell<br />

<strong>einer</strong> ganz speziellen Stadtlandschaft. Die<br />

Schülerinnen der Klassen 5 und 6 formten für<br />

ihre buntgebastelte Welt nicht nur eine Autowaschanlage<br />

und einen gewöhnlichen Pennymarkt,<br />

sie entwickelten auch ein Karussell<br />

und einen eisförmigen Kiosk, der alle jemals<br />

erfundenen Süßigkeiten unglaublich günstig<br />

führt, eine Hundefutterfabrik (mit einem angrenzenden<br />

Spielplatz für die Hundekunden),<br />

auch eine knallgrüne Moschee und gleich<br />

neben dem traumhaft goldenen Haus eine so<br />

bemerkenswerte Attraktion, wie das Museum<br />

der ‘Ältesten Seifenblase der Welt’.<br />

Dieses von den Schülerinnen Fantasy World<br />

genannte Modell, schaffte sogar den Sprung<br />

‘zurück’ über die Elbe: Seine Ausstellung<br />

beim Stadtmodell <strong>Hamburg</strong> im Frühjahr 2009<br />

war eine doppelte Premiere. Ins offizielle, in<br />

der Wexstraße ausgestellte Modell der Behörde<br />

für Stadtentwicklung brachen nicht nur<br />

plötzlich utopische Phantasien ein, sondern<br />

es wurde auch räumlich erweitert. Denn das<br />

auf 111 Quadratmetern präzis dargestellte<br />

<strong>Hamburg</strong> hört dort an der Elbe auf. So bleibt<br />

es den Schülerinnen von der Veddel vorbehalten,<br />

mit der erstmaligen Erweiterung auf<br />

die andere Elbseite einen visionären neuen<br />

Stadtteil zu zeigen.<br />

Das Projekt stand unter der Leitung der<br />

<strong>Hamburg</strong>er Künstlerin Julia Münz, die sich<br />

2008 auch im Rahmen des BVS – Büro Verborgene<br />

Stätte – mit der Wahrnehmung des<br />

Stadtraums der Elbinsel und s<strong>einer</strong> Planung<br />

befasst hatte. (Hajo Schiff)<br />

beteiligte schülerinnen: Dilara Bademci, Hatice<br />

Bakir, Zilhidze Bakiji, Meriem Balocada,<br />

Rabia Ertas, Laura Hasanaj, Havva Kiliç, Julianne<br />

Reis Mariduena, Diana Fatema Rahman,<br />

Sofia Rizvanovic,Vanessa Rizvanovic, Süheda<br />

Sarieriklioglu, Sümeyye Tokgöz und Gamze<br />

Tsamli. Anleitung: Julia Münz, Künstlerin,<br />

<strong>Hamburg</strong><br />

Modell, entstanden während des Projektes „Fantasy World.<br />

Stadtmodell“, 2009, courtesy/© Julia Münz<br />

fluid rooms (warten)<br />

hh othmarschen<br />

künstlerische raumkonzepte für die<br />

s-bahnstation othmarschen<br />

Fotografien und Video, 2009<br />

Der S-Bahnhof Othmarschen, ein stadt(teil)räumlicher<br />

Transitionsort des Wartens,<br />

wurde mit Mitteln von Kunst, Architektur und<br />

Performance im öffentlichen Raum erfahren<br />

und in Teilen gestaltet, um (private) Nischen<br />

und Schutzräume für alle Nutzer der S-Bahn<br />

zu schaffen.<br />

Die Schüler/innen des Gymnasiums Hochrad<br />

waren Beobachter/innen und Fragende: Wie<br />

verhalten sich die Reisenden und Wartenden?<br />

Wie vermischen sich private und öffentliche<br />

Räume? Wie wird gewartet? An einem<br />

intensiven Projekttag wurden der S-Bahnhof<br />

und das Thema WARTEN gemeinsam mit der<br />

Performancekünstlerin Katharina Oberlik<br />

spielerisch und körperlich erforscht, um<br />

Gesehenes experimentell auszuprobieren<br />

und zu erfahren.<br />

Im Anschluss haben sich die Schüler/innen<br />

unter Anleitung des Architekten Achim<br />

Aisslinger dem S-Bahnhofs als transitorischen<br />

Stadtraum genähert. Für eine fiktive<br />

Ausschreibung bestand die Aufgabe, einen<br />

Entwurf zur künstlerischen Gestaltung eines<br />

gewählten Bereichs des S-Bahnhofs anzufertigen,<br />

der sich u. a. mit der Frage beschäftigte:<br />

Wie schafft man in diesem öffentlichen<br />

Warteraum private Schutzräume?<br />

beteiligte schüler/innen: Leon Agius, Alena<br />

von Ancken, Johanna Braun, Hendrik Doll,<br />

Jale Frotscher, Johanna Gimpe, Valentina<br />

Harrendorf, Sina Heidenreich, Gina Hennies,<br />

Leonard Jährig, Lenard Lehmann, Nina Loderhose,<br />

Malina Meyer, Thilo Pötzold, Lorenz<br />

Riemer, Patricia Römeth, Paloma Saalbach,<br />

Alia Scheid, Tatjana Seebode, Dae-Seung<br />

Seon und Marc Vetter. Anleitung: Katharina<br />

Oberlik, Achim Aisslinger, Virginia Brunnert<br />

rainer ganahl<br />

new york<br />

basic chinese<br />

Installation mit Video, 4 min, Shanghai,<br />

April 2009<br />

In „Projekten wie 5 Days a Week, 6 Hours<br />

a Day – Basic Korean“ setzt du dich dann<br />

tatsächlich dem Prozess des Fremdsprachenerwerbs<br />

aus. Welche Bedeutung hat das<br />

Sprachenlernen für dich im Zusammenhang<br />

mit der Produktion von Kunst?<br />

Rainer Ganahl: Das Lernen ist das Rückgrat<br />

m<strong>einer</strong> Gehversuche und die Rechtfertigung<br />

<strong>einer</strong> visuellen Produktion, die nicht-retinale<br />

Präferenzen privilegiert. Ich könnte auch<br />

sagen, das Lernen ist mein Anti-Alzheimerprogramm<br />

und/oder meine Anti-Depressivmedizin;<br />

es ist die billigste Art, teuren<br />

Psychotherapierechnungen zu entkommen.<br />

Es ist wahrscheinlich auch ein Easy-jet Ticket<br />

ins Nirgendwo der Nachmittage, die unaufgelesen<br />

sich am Rande <strong>einer</strong> Kunstproduktion<br />

akkumulieren; eine Süßspeise für Diabetiker<br />

unter Einfluss; ein Ersatz für monastische<br />

Spreizübungen vor dem Schlafengehen; ein<br />

Schutz vor Wahnsinn und nicht zuletzt das<br />

Abklopfen eines oxidierenden Fabrikkessels,<br />

der Sinn auf Unsinn reimt. Anders gesagt: Ich<br />

verkaufe nicht viel, aber ich lerne wenigsten<br />

etwas (es macht Sinn ohne Kunst als Kontext).<br />

(Interview mit Krystian Woznicki, http://<br />

www.ganahl.info/woznicki.html)<br />

Still aus „Wo jiao Yu Ren“, 2009, courtesy/© Rainer Ganahl<br />

Im kommenden Jahr wird Rainer Ganahl auf<br />

den <strong>Hamburg</strong>er Elbinseln seinen Chinesisch-<br />

Lern-Prozess in einem Workshop fortsetzen.<br />

olafur gislason<br />

reykjavik<br />

träumen in hannover<br />

Ortsspezifische Rauminstallation, 2002 /<br />

2009<br />

In Hannover hat Olafur Gislason mit drei<br />

lebenden Personen außereuropäischer<br />

Herkunft, dem Kurden Yasin Baban aus dem<br />

Irak, mit Abdou Karim Sané aus Senegal und<br />

der Philippinin Teresa Fantasny Gespräche<br />

geführt. Sie waren Grundlage der ersten Installation<br />

des Sprengel Museums Hannover.<br />

In <strong>einer</strong> zum Teil begehbaren und von oben<br />

einsehbaren Konstruktion aus zehn Räumen<br />

hat der Künstler seine Eindrücke und die<br />

Ergebnisse s<strong>einer</strong> Begegnungen auf verschiedene<br />

Weise künstlerisch umgesetzt.<br />

Installationsansicht „Träumen in Hannover“, 2002, Sprengel<br />

Museum Hannover, courtesy/© Olafur Gislason<br />

Jedem Teilnehmer war <strong>einer</strong> der drei mittleren<br />

Räume zugeord<strong>net</strong>. Dort konnte man<br />

ihre Lebensgeschichten lesen. Ein anderes<br />

Element der Rauminstallation, eine in<br />

neunzehn verschiedenen Farben gestrichene<br />

Raumflucht, war zu den drei zentralen Räumen<br />

hin geöff<strong>net</strong>. Gegenüber befand sich ein<br />

durch Luken einsichtiger Raum. Ventilatoren<br />

erzeugten hier eine Luftbewegung, in der<br />

originale Stoffe aus den Herkunftsländern<br />

der Teilnehmer flatterten. (O.G.)<br />

Im ehemaligen kubi-center in <strong>Hamburg</strong> Wilhelmsburg<br />

wird die Arbeit für die Ausstellung<br />

Zeichen von respekt dem Raum angepasst<br />

neu installiert.<br />

Zugleich wird Olafur Gislason mit <strong>einer</strong> Neuauflage<br />

seines Projekts „Sieben Botschafter“<br />

auf den Elbinseln beginnen, in dem er auf<br />

Menschen zugeht, die ein ungewöhnliches<br />

Wissen besitzen, für das sie zusammen mit<br />

dem Künstler neue Darstellungsformen<br />

finden wollen.<br />

hanswalter graf<br />

thun<br />

tanner & holzer und andere projekte<br />

Dokumentationen<br />

Die Wünsche und Bedürfnisse der Be- oder<br />

Anwohner/innen eines Orts zu berücksichtigen,<br />

stellt den grundlegenden Zug der Arbeitsweise<br />

von Hanswalter Graf dar, der sich<br />

selbst als Künstler und Initiator bezeich<strong>net</strong>.<br />

Die Grenzen zwischen Architektur und Kunst,<br />

zwischen Kulturgeschichte und Handwerk<br />

verschwimmen dabei in seinen Arbeiten.<br />

Stets bezieht er lokale Traditionen ein,<br />

wenn er Projekte anstößt, die alte Visionen<br />

und neue Ideen miteinander verbinden, die<br />

vorhandene Gegebenheiten aufgreifen und<br />

innovative Ergänzungen oder Umgestaltungen<br />

ineinander fließen lassen.<br />

Beispielhaft dafür ist sein Projekt „Tanner &<br />

Holz“, bei dem er in einem mehrtägigen<br />

Arbeitsprozess im Freilichtmuseum<br />

Ballenberg, Schweiz, zusammen mit <strong>einer</strong><br />

Gruppe von Schr<strong>einer</strong>lehrlingen Modelle für<br />

eine temporäre Installation entwickelte, die<br />

Projekt „Tanner und Holzer“, 2006/07, Freilichtmuseum Ballenberg,<br />

courtesy/© Hanswalter Graf<br />

sowohl dem historischen Außenbau als auch<br />

den modernen Innenräumen gerecht werden.<br />

Unter dem Titel „Black und Decker“ griff er die<br />

Graffitis und Tags in <strong>einer</strong> Straßenunterführung<br />

in Zolligofen, Schweiz, auf und ließ diese<br />

durch Kinder <strong>einer</strong> nahe gelegenen Schule<br />

über- und bearbeiten. In der Ausstellung wird<br />

eine Auswahl von Projekten des Schweizer<br />

Künstlers auf Postern präsentiert, die einen<br />

Eindruck von der Vielfältigkeit der Erfindungen<br />

und Interventionen geben, die er in<br />

unterschiedlichen Arbeitsgruppen realisiert.<br />

(A.K.)<br />

im hafen<br />

hh wilhelmsburg<br />

Arbeitsergebnisse von Dieter boxberger,<br />

Anke grube und Desiree Zick, stipendiat/innen<br />

aus dem vhs sommeratelier „im hafen“<br />

Unter dem Titel „Im Hafen - Malen – Fotografieren<br />

– Schreiben – Inszenieren“ veranstaltet<br />

die VHS an vier Tagen sechs Werkstätten<br />

mit sechs Künstler/innen im Hafen nahe der<br />

Veddel auf dem Kleinen Grasbrook. Es sollen<br />

Freiräume entdeckt und für eine künstlerische<br />

Auseinandersetzung genutzt werden.<br />

Ausgehend von der Fotografie, dem kreativen<br />

Schreiben, der Malerei, der Bildhauerei oder<br />

dem Theaterspiel können intensive und auch<br />

großzügige Arbeiten entwickelt werden,<br />

die die normalen Medien verlassen und bei<br />

fachkundiger Unterstützung zu ganz neuen<br />

Ergebnissen führen.<br />

Erstmals in diesem Jahr wurden von der <strong>IBA</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> drei Plätze im Sommeratelier als<br />

Stipendien für Bewohner/innen der Elbinseln<br />

vergeben. Innerhalb der Ausstellung Zeichen<br />

von respekt werden die Arbeitsergebnisse<br />

der Stipendiat/innen Dieter Boxberger, Anke<br />

Grube und Desiree Zick vorgestellt.<br />

Bildhauerworkshop der VHS, 2008, courtesy/© Hans-Hermann<br />

Groppe<br />

nina katchadourian<br />

new york<br />

Accent elimination (Akzent eliminierung)<br />

Sechskanal-Videoinstallation, 2005<br />

Meine im Ausland geborenen Eltern leben<br />

schon seit über 40 Jahren in den Vereinigten<br />

Staaten und haben beide einen sehr<br />

ausgeprägten und doch schwer zuzuordnenden<br />

Akzent. Ich habe diese Akzente weder<br />

übernommen noch war ich jemals in der Lage,<br />

sie exakt zu imitieren.<br />

Inspiriert durch ein Kursangebot zum<br />

Beseitigen von Sprachakzenten, begann<br />

ich, gemeinsam mit meinen Eltern und dem<br />

professionellen Sprach-Coach Sam Chwat<br />

intensiv über mehrere Wochen zu arbeiten,<br />

um den Akzent m<strong>einer</strong> Eltern zu ‘neutralisieren’<br />

mit dem Ziel, dass sie das ‘akzentfreie’<br />

Englisch ihrer Tochter annehmen und ich mir<br />

gleichzeitig ihre beiden Akzente beibringe.<br />

Die bloße Existenz solcher Kursangebote<br />

lässt die Komplexität von Assimilation und<br />

Selbstbild erkennen. Es zeigt das Manövrieren<br />

zwischen dem Verlangen des Erhalts<br />

bestimmter Eigenschaften der eigenen Kultur<br />

auf der einen Seite und auf der anderen Seite<br />

das Verlangen, diese Merkmale zu verbergen,<br />

um weniger fremd zu erscheinen. Das Video<br />

Installationsansicht „Accent Elimination“, 2005, courtesy/© Nina<br />

Katchadourian

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