02.02.2013 Aufrufe

AkADemie einer AnDeren stADt mitwisser.net - IBA Hamburg

AkADemie einer AnDeren stADt mitwisser.net - IBA Hamburg

AkADemie einer AnDeren stADt mitwisser.net - IBA Hamburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

wie kAnnst Du<br />

etwAs wissen?<br />

mitDenker unD<br />

<strong>mitwisser</strong><br />

frage: Wie kannst du etwas wissen?<br />

Antworten: Das weiß ich nicht./ Vermutlich<br />

gar nicht / Indem ich nachdenke / Indem ich<br />

mich interessiere / Wenn ich Galileo gucke<br />

/ Wenn ich jemanden was frage / Ich weiß,<br />

was ich erlebt habe / Mit meinem Kopf, ohne<br />

meinen Kopf kann ich nicht denken.<br />

Vorstellungswelten und Antworten auf<br />

das Leben sind höchst verschieden. Umso<br />

weitreichender unsere Welt wird, desto mehr<br />

müssen wir akzeptieren, dass es keine objektive<br />

Welt gibt. Es sind die Verwerfungen und<br />

Brüche, die unsere kollektiven Identitäten<br />

skizzieren. Meinungen, Ansichten, Erfahrungen<br />

werden immer vielfältiger. Wir haben<br />

stets die Wahl zwischen ganz unterschiedlichen<br />

Wirklichkeiten, die nur durch unsere<br />

Erfahrungen und unseren eigenen Denkhorizont<br />

begrenzt werden.<br />

Die Akademie <strong>einer</strong> anderen stadt möchte<br />

das gelebte Wissen sammeln und konzentrieren.<br />

Auf der Reise mit dem „mobilen Akademiebüro“<br />

durch den Stadtteil Wilhelmsburg<br />

und zu einigen Orten auf der anderen Elbseite,<br />

haben wir ein Stadtgespräch zwischen<br />

vielen Menschen hergestellt. Manche hatten<br />

von sich aus viel mitzuteilen, andere wurden<br />

dazu ermutigt. Jede/jeder konnte eine<br />

Fragenkarte aus der Box ziehen und sich auf<br />

die aufgebauten Kisten setzen, nachdenken,<br />

mit uns und anderen diskutieren, um dann<br />

eine für sie/ihn passende Antwort auf die<br />

gezogene Frage zu finden und sie auf die<br />

Kartenrückseite für weitere Mitdenker oder<br />

Mitwisser schreiben.<br />

Die ausgewählten Fragen sind solche, die uns<br />

bewegen, aber selten gestellt werden. Fragen,<br />

die nicht mit Ja oder Nein beantwortet<br />

werden können. warum bin ich ich und nicht<br />

du? was heißt gutes Leben? warum bist du<br />

hier und nicht woanders? was ist normalität?<br />

welchen weg gehst du gerade? Über sie<br />

wurde ein öffentlicher Denkraum geschaffen<br />

– unter anderem auf dem Stübenplatz, in der<br />

Altenwohnanlage oder auf dem Schulfest in<br />

Kirchdorf Süd. Ein Denkraum über uns Menschen<br />

und die kulturellen Formen, in denen<br />

wir uns befinden. Ein Denkraum, der die<br />

Blickrichtungen verbindet, denn „hinter jeder<br />

Ecke lauern ein paar Richtungen“ (Stanislav<br />

Jerzy Lec, Unfrisierte Gedanken). Denkräume,<br />

die bewegen, anregen und inspirieren.<br />

frage: Warum gehst du immer dieselben<br />

Wege?<br />

Antworten: Ich gehe meistens dieselben<br />

Wege, nur manchmal wechsle ich meinen<br />

Weg oder meinen Geschmack! / Ich gehe nie<br />

dieselben Wege!! / Weil ich nicht weiß, wo<br />

ich sonst hin soll / Weil ich immer dieselben<br />

Wege gehe.<br />

Was passiert eigentlich mit mir, wenn sich<br />

meine Umwelt verändert? Was passiert<br />

eigentlich, wenn ich mich verändere? Welche<br />

Gefühle, Gedanken und Standpunkte habe<br />

ich dazu? Menschen müssen sich heutzutage<br />

in rapiden und tiefgreifenden gesellschaftlichen<br />

Veränderungsprozessen zurechtfinden.<br />

Diversifikation von Lebenslagen und Lebensstilen,<br />

Mobilität und soziale Durchlässigkeit,<br />

individualisierte Interessen, interkulturelle<br />

Begegnungen und Transkulturalität. Mit all<br />

dem hat sich der eine oder andere Wilhelmsburger<br />

abgefunden. Was die Menschen aber<br />

bewegt und entzweit, sind ihre Meinungen<br />

zur Stadtteilaufwertung, Stadtteilveränderung.<br />

Freiflächen werden zugebaut, neue<br />

Straßen, Häuser, Bewohner – was bleibt, was<br />

wird verdrängt?<br />

frage: Was heißt gutes Leben?<br />

Antworten: Gutes Leben ist ein freies Leben<br />

– Freiräume / Gutes Leben ist, morgens<br />

aufzuwachen und sich auf den Tag, die<br />

Menschen, die Umwelt zu freuen / Wenn man<br />

spielt.<br />

Die <strong>IBA</strong> ist hier Stadtgespräch. Es wird<br />

mehr über sie gesprochen als mit ihr. Die<br />

gewünschte Bevölkerungsbeteiligung ist nur<br />

mit viel Geduld und Aufwand zu erreichen.<br />

Den Dialog zu suchen, ermöglicht uns,<br />

neue Lösungen zu finden und aktive Bürger<br />

<strong>einer</strong> sich im Umbruch befindenden Welt<br />

zu werden. Denn verändern wird sie sich<br />

unabdingbar, beeinflussbar ist aber das Wie.<br />

Dieses Wie zu formulieren, darzustellen und<br />

für andere zu veranschaulichen, wird wichtiger<br />

denn je. Kulturelle Bildung bedeutet,<br />

den Horizont zu verschieben. Wie? Antwort:<br />

Ich würde ihn lange zusammen mit anderen<br />

betrachten und dann gemeinsam neu sehen<br />

und denken! Sofie Olbers<br />

sprung Zurück<br />

über Die eLbe<br />

…<br />

… dieses Akademie-Motto für Ausflüge von<br />

Wilhelmsburg nach <strong>Hamburg</strong> hat mir von<br />

Anfang an gefallen. Nur in eine Richtung zu<br />

schauen, ist doch langweilig! Der „Sprung<br />

über die Elbe“ wird seit Jahren beharrlich<br />

propagiert, aber das Zurückspringen<br />

zu proklamieren, könnte den Blickwinkel<br />

erweitern. Außerdem sind Ausflüge eine feine<br />

Sache. Mit <strong>einer</strong> Gruppe zu einem Museum,<br />

in ein Museum aufzubrechen, bedeutet nicht<br />

nur, ein konkretes Ziel zu haben, sondern<br />

auch, einen Ausflug ins Blaue zu unternehmen.<br />

Eine Expedition zu Farben, Formen.<br />

Auf zu Anregung, Aufregung! Raus aus dem<br />

Gewohnten!<br />

Wilhelmsburger/innen sind nicht per se<br />

Kulturbanaus/innen oder Exot/innen. Sie<br />

wohnen südlich der Elbe und genießen einen<br />

bestimmten Ruf in der Stadt, so wie die<br />

Bewohner/innen von Blankenese, Ottensen,<br />

Barmbek. Ob sie nun, durchschnittlich gesehen,<br />

überhaupt seltener ins Museum gehen<br />

als Leute aus Barmbek, wäre eine interessante<br />

Frage. Sicher ist, dass in Wilhelmsburg<br />

viele leben, deren finanzielle Möglichkeiten<br />

begrenzt sind und viele, die auf Neudeutsch<br />

als „bildungsfern“ bezeich<strong>net</strong> werden.<br />

Bestimmt gibt es auf der Elbinsel ebenso wie<br />

nördlich der Elbe etliche, für die Museen ein<br />

blinder Fleck in ihrer Stadt, ein weißer Fleck<br />

auf dem Stadtplan bleiben – aus Mangel an<br />

Geld, Interesse oder Gelegenheit. Da aber<br />

noch kein gesamtstädtischer „Quickstep<br />

nach Barmbek“ ausgerufen wurde, agiert die<br />

Akademie in Wilhelmsburg und unternimmt<br />

von dort aus kostenlose Ausflüge mit den<br />

Bürger/innen des Stadtteils. Mit bereits<br />

existierenden Gruppen und mit Gruppen, die<br />

sich erst am Tag des Ausfluges kennenlernen<br />

werden.<br />

Mit unterschiedlichsten Gruppen zu Museen<br />

aufzubrechen, ist für mich nichts Alltägliches.<br />

Weder bin ich Pädagogin noch denke<br />

ich, dass ein Ausflug ins Museum jede/n<br />

ansprechen muss. Aber ich zeige anderen<br />

gerne Orte, die mir gefallen. Und ob ich nun<br />

schon einmal oder mehrmals oder noch nie<br />

an einem Ort gewesen bin, meine Perspektive<br />

verändert sich, wenn ich zusammen mit anderen<br />

aufbreche. Und der Ort verändert sich<br />

damit. Ich sehe Neues, Ungewohntes.<br />

Es ist belebend und anstrengend, sich gemeinsam<br />

Sinneseindrücken auszusetzen.<br />

In meinem Faible für die Akademieausflüge<br />

vereinen sich meine kleinformatige Abenteurerinnenlust<br />

und mein großherziges Hobby,<br />

die soziale Neugier, die ich als unendlichen<br />

Reichtum in meinem Leben empfinde. Die<br />

Ausflüge haben für mich experimentellen<br />

Charakter und sind natürlich eine Herausforderung<br />

an alle Ausflügler/innen. Wer hat<br />

überhaupt Lust mitzukommen? Was bringen<br />

wir alle mit zum Ausflug ins Blaue, aus welchen<br />

Augen schauen wir in die Welt, welche<br />

Erwartungen haben wir im Gepäck? Wie wirkt<br />

es auf uns, wenn wir gemeinsam etwas ansehen<br />

und dazu Fragen haben? Wem gefällt<br />

was besonders gut? Wer fühlt sich wovon<br />

provoziert? Was verstehen wir nicht, können<br />

oder wollen es nicht verstehen?<br />

Wenn wir Fragen stellen, teilen wir unser<br />

Wissen mit anderen und öffnen uns füreinander.<br />

Wir lernen voneinander durch Fragen<br />

– jeder in jede Richtung. Wenn wir neugierig<br />

sind aufeinander. Es würde mich sehr freuen,<br />

wenn wir das gemeinsam bei den Ausflügen<br />

erleben könnten. Besonders gelungen fände<br />

ich es, wenn möglichst viele verschiedene<br />

Wilhelmsburger/innen ihre Fragen beim<br />

„Sprung zurück über die Elbe“ im Gepäck<br />

hätten und in die Museen tragen würden,<br />

um dort Wissen zu teilen. Gewohntes und<br />

Ungewohntes zu tauschen.<br />

Bitteschön: Sprünge überall hin! Mehr soziale<br />

Neugier! Freier Eintritt in alle Museen!<br />

Dankeschön! Elisabeth Hahn<br />

fiLme in<br />

kirchen<br />

Das Schöne am Filme Gucken ist, dass man<br />

tatsächlich und ganz Betrachter/in sein darf.<br />

Welche Situation erlaubt dies heutzutage<br />

noch?<br />

Filme verbinden Ideen mit Orten und Inhalte<br />

mit Situationen und Umständen.<br />

Die Bedeutung von Orten ist ambivalent<br />

geworden. Zum einen sind Orte im Kontext<br />

der Akademie <strong>einer</strong> anderen stadt Stätten<br />

des Wissens und der kulturellen Überlieferung,<br />

zum anderen lösen sich diese Stätten<br />

zwangsläufig durch Flucht und Völkerwanderung<br />

immer mehr auf. So wird Wissen zwar<br />

noch an bestimmten Orten gelehrt, allerdings<br />

wirken diese Orte teilweise wie Überbleibsel,<br />

wird doch Wissen immer wieder aufs Neue<br />

mitgenommen, abgewandelt und in der aktuellen<br />

Umgebung verankert.<br />

Deshalb macht es Sinn, dass ein Filmprogramm,<br />

welches die Idee formuliert,<br />

Spielfilme, Dokumentarfilme und künstlerische<br />

Filme über Glaubenskulturen zu zeigen<br />

und anschließend in ein Gespräch oder eine<br />

Diskussion überzugehen, vor Ort geht und die<br />

Filmreihe durch Kirchen und religiöse Versammlungsorte<br />

der Elbinseln wandern lässt.<br />

Auf den Elbinseln koexistieren viele unterschiedliche<br />

Religionen, religiöse Kulturen<br />

und Glaubensrichtungen. Daher beschäftigt<br />

sich die Filmreihe der Akademie <strong>einer</strong><br />

anderen stadt inhaltlich mit der Frage nach<br />

den grundsätzlichen Möglichkeiten des<br />

Zusammenlebens, trotz oder gerade wegen<br />

der Unterschiede und Andersartigkeiten. Sie<br />

stellt die Frage nach gelebter Religion und<br />

religiösen Ritualen im Alltag. Der Blick wird<br />

hier nicht nur auf das stückweise Einsickern<br />

unterschiedlicher Lebens- und Glaubensformen<br />

in andere gelenkt, sondern auch auf die<br />

Grenze zwischen privaten und öffentlichen<br />

Räumen sowie auf die Rolle des Glaubens<br />

in Emanzipationsprozessen und im Streben<br />

nach Menschlichkeit.<br />

So liegt der Ort des Auftaktfilms „Stellet<br />

Licht“ von Carlos Reygadas zwar in <strong>einer</strong><br />

strikten, von traditionellen Hierarchien und<br />

Rollen dominierten Mennonitengemeinde in<br />

Mexiko, aber allgemein handelt er von der<br />

Angleichung eines Regelsystems an sich ändernde<br />

menschliche Bedürfnisse. In dem Dokumentarfilm<br />

„Luise - eine deutsche Muslima<br />

- ou l‘ islam par amour“ von Beatrix Schwehm<br />

nimmt eine junge Frau den islamischen<br />

Glauben an und lebt gemeinsam mit ihrem<br />

Ehemann und der kleinen Tochter im Haus<br />

ihrer Eltern. Der Film führt in die Lebenswelt<br />

<strong>einer</strong> Familie, deren private Konflikte geprägt<br />

und überlagert werden durch aktuelle gesellschaftliche<br />

Strömungen und weltpolitische<br />

Ereignisse. Der junge Palästinenser Tarek,<br />

Hauptprotagonist in „Alles für meinen Vater“<br />

von Dror Zahavi, reist nach Tel Aviv, um sich<br />

bei einem Selbstmordattentat umzubringen<br />

und somit die Ehre seines Vaters wieder<br />

herzustellen. Das Attentat scheitert, und da<br />

Sabbat ist, muss Tarek warten, bis er Ersatz<br />

für die beschädigte Elektronik findet. Der<br />

Film erzählt von diesen beiden Tagen, von<br />

Tareks Begegnungen und Erlebnissen mit<br />

verschiedenen Israelis.<br />

Das Kurzfilmprogramm mit dem Titel „Rituale<br />

zwischen Mystik und Ästhetik“ findet an dem<br />

ehemaligen Versammlungsort <strong>einer</strong> afrikanischen<br />

Kirche statt. Es zeigt künstlerische<br />

Filme und Kurzfilme, welche sich mit den<br />

Abläufen von Ritualen, mit ihrer Anmut und<br />

ihrer Bedeutung beschäftigen und somit in<br />

den Grenzbereich von Körperlichkeit und<br />

Transzendenz religiöser Riten vordringen.<br />

Der Dokumentarfilm „Dann war mein Leben<br />

nicht umsonst“ von Sydney Lumet portraitiert<br />

das Leben und politische Wirken des Pastors<br />

und Bürgerrechtlers Martin Luther King und<br />

schließt die Filmreihe „Über Glaubenskulturen“<br />

ab. Der Film zeigt anhand von „Wochenschau“-<br />

Materialien und Kommentaren von<br />

Zeitgenossen die Etappen von Kings gewaltlosem<br />

Kampf für seinen Traum vom Ende des<br />

Hasses, hin zu sozialer Gerechtigkeit.<br />

Andrea Röpke<br />

Die ibA<br />

hAmburg<br />

Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> steht in der mehr als<br />

100jährigen Tradition der Internationalen<br />

Bauausstellungen in Deutschland und damit<br />

für innovative Planungs- und Baukultur<br />

sowie prozesshafte Kommunikations- und<br />

Beteiligungsstrukturen. Wie ihre sieben Vorgängerinnen<br />

ist auch sie keine Ausstellung im<br />

klassischen Sinn, sondern ein sieben Jahre<br />

andauernder Prozess, der ein Aktionsprogramm<br />

aus Projekten und Veranstaltungen<br />

mit Akteuren unterschiedlichster Disziplinen<br />

zusammenträgt.<br />

Während ihrer Laufzeit stellt sich die <strong>IBA</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> den zentralen und überlagernden<br />

Fragen der aktuellen Metropolentwicklung,<br />

wie sie für heutige Großstädte charakteristisch<br />

sind. Der Schauplatz der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

sind die Elbinseln Wilhelmsburg, Veddel und<br />

der Harburger Binnenhafen. Orte, an denen<br />

Chancen und Qualitäten ebenso allgegenwärtig<br />

sind wie die Aufgaben und Probleme.<br />

Drei Formeln hat die <strong>IBA</strong> gefunden, um den<br />

metropolitanen Herausforderungen im Stadt-<br />

Labor der Elbinseln zu begegnen: die Stadt<br />

als „Kosmopolis“, die Stadt der „Metrozonen“<br />

und die „Stadt im Klimawandel“.<br />

Die Vision <strong>einer</strong> „Kosmopolis“, <strong>einer</strong> Stadtgesellschaft,<br />

begreift die kulturelle und soziale<br />

Vielfalt nicht als Problem, sondern als Chance,<br />

als unabdingbare Voraussetzung, dass<br />

Städte auch in Zukunft Innovationen hervorbringen<br />

werden. Die zweite Vision, die Stadt<br />

der „Metrozonen“, wendet sich der Frage zu:<br />

wie können die Vorstadtzonen der Kernstädte,<br />

die ehemaligen „Hinterhoflagen“ – die<br />

nur allzu oft mit den Orten der „Kosmopolis“<br />

deckungsgleich sind – zu lebenswerten Orten<br />

umgewandelt werden? Zusammen mit dem<br />

Leitbild der „Stadt im Klimawandel“ bilden<br />

diese <strong>IBA</strong>-Leitthemen eine Trias, die sicher<br />

nicht auf alle, aber doch auf wesentliche Zukunftsfragen<br />

der Metropole Antworten gibt.<br />

kreAtives quArtier<br />

eLbinseL<br />

Mit dem Projekt des „Kreativen Quartiers<br />

Elbinsel“ leistet die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> einen<br />

Beitrag zum Leitbild der internationalen<br />

Stadtgesellschaft. „Perspektiven statt<br />

Probleme“ lautet die Herausforderung, denn<br />

nirgendwo sonst sind die Voraussetzungen<br />

für ein Kreativlabor so günstig wie auf den<br />

Elbinseln. Mit ihrer interkulturellen Atmosphäre,<br />

ihren unentdeckten Freiräumen und<br />

kleinteiligen Familienbetrieben bieten sie<br />

das ideale Terrain für die Erprobung neuer,<br />

experimenteller Arbeits- und Lebensmodelle.<br />

Mithilfe von Kunst und Kultur sowie auf<br />

den Ort zugeschnittenen Angeboten für die<br />

Kreativwirtschaft möchte die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

eine Entwicklung initiieren, die die Elbinseln<br />

dauerhaft in der <strong>Hamburg</strong>er Kulturszene<br />

verankert.<br />

Die strukturwirksame Zusammenführung<br />

von Kunst, Kultur, Kreativwirtschaft und<br />

Stadtentwicklung erprobt die <strong>IBA</strong> mit fünf<br />

Formaten: den langfristig angelegten Programmen<br />

„Räume für die Kunst“, „Elbinsel<br />

Sommer“ und „Kreative Ökonomien“ sowie<br />

den begleitenden Aktionen „Festivals und<br />

Stadtteilaktivitäten“ und „Labor für Kunst<br />

und Stadtentwicklung“. In ihrer Verzahnung<br />

leisten die einzelnen Projekte einen wesentlichen<br />

Beitrag für die Weichenstellung <strong>einer</strong><br />

kreativen Quartiersentwicklung.<br />

Die nachhaltige Infrastrukturförderung<br />

räume für die kunst soll kreative und<br />

künstlerische Strukturen vor Ort festigen und<br />

Voraussetzungen für eine langfristige, lebendige<br />

Kulturszene auf den Elbinseln schaffen.<br />

Als erstes Projekt werden die Veringhöfe<br />

(das ehemalige Kubi-Center) am Veringkanal<br />

modellhaft entwickelt, wobei die künftigen<br />

Nutzer von Beginn an in den Entwicklungsprozess<br />

eingebunden werden. Das aus einem<br />

ergebnisoffenen Workshopverfahren hervorgegangene<br />

Konzept „KünstlerCommunity<br />

Elbinseln“ soll in Kürze umgesetzt werden.<br />

Ein erstes Treffen für Interessierte findet<br />

am 22.September statt. Bevor die Akteure<br />

jedoch ihre Arbeit aufnehmen, ist der Elbinsel<br />

Sommer – die unabhängige Kunstplattform<br />

der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> –, die dieses Jahr unter<br />

dem Motto „Akademie <strong>einer</strong> anderen Stadt“<br />

stattfindet, mit ihrer Ausstellung „Zeichen<br />

von Respekt“ zu Gast in den Räumlichkeiten<br />

am Veringkanal.<br />

Der elbinsel sommer agiert an der Schnittstelle<br />

von Stadtentwicklung, Kunst und<br />

Alltagsleben und wurde von der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

als unabhängige Kunstplattform im letzten<br />

Jahr ins Leben gerufen. Während er in 2008<br />

unter dem Motto „Kultur l Natur“ erstmals<br />

von dem unabhängigen Kuratorenteam<br />

Anke Haarmann und Harald Lemke gestaltet<br />

wurde, zeichnen in diesem Jahr Ute Vorkoeper<br />

und Andrea Knobloch als Kuratorinnen<br />

verantwortlich.<br />

Die Bemühungen <strong>einer</strong> kreativen Quartiersentwicklung<br />

werden weiterhin durch das<br />

Handlungsfeld der kreativen ökonomien ergänzt.<br />

Dabei greift die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> das Thema,<br />

das mittlerweile flächendeckend Einzug<br />

in nahezu alle Stadtentwicklungspolitiken<br />

rund um den Globus gehalten hat, in <strong>einer</strong><br />

neuartigen Weise auf. Dem Ansatz folgend,<br />

den Diskurs und insbesondere sein integratives<br />

und Identitätsstiftendes Potenzial auf die<br />

Stadtteilebene der Elbinseln zu übersetzen,<br />

hat die Projektreihe „Kunst macht Arbeit“<br />

hervorgebracht: In insgesamt fünf Projekten<br />

entstehen neuartige Bündnisse zwischen<br />

Künstlern, Kreativen und Qualifizierungsträgern,<br />

Menschen ohne Arbeit oder migrantischen<br />

Ökonomien.<br />

Zuletzt verfolgt die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> eine<br />

nachhaltig und langfristig orientierte<br />

Veranstaltungskultur mit der Förderung von<br />

festivals und stadtteilaktivitäten sowie die<br />

konstante Reflexion ihrer Bemühungen mit<br />

dem „Labor für kunst und stadtentwicklung“.<br />

Die Plattform bringt seit 2007 Künstler<br />

und Kulturschaffende mit Stadtplanern und<br />

Wissenschaftlern zusammen, die gemeinsam<br />

die (Un)Vereinbarkeit von Kunst und<br />

Stadtentwicklung diskutieren. Dabei wird die<br />

Schwierigkeit eines allgemeinen Kunstbegriffes<br />

ebenso diskutiert wie beispielsweise<br />

das <strong>IBA</strong>-Programm „Räume für die Kunst“ in<br />

seinem Spannungsverhältnis zu potentiellen<br />

Gentrifizierungstendenzen.<br />

Weitere Infos unter: www.iba-hamburg.de<br />

Uli Hellweg

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!