AkADemie einer AnDeren stADt mitwisser.net - IBA Hamburg
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wie kAnnst Du<br />
etwAs wissen?<br />
mitDenker unD<br />
<strong>mitwisser</strong><br />
frage: Wie kannst du etwas wissen?<br />
Antworten: Das weiß ich nicht./ Vermutlich<br />
gar nicht / Indem ich nachdenke / Indem ich<br />
mich interessiere / Wenn ich Galileo gucke<br />
/ Wenn ich jemanden was frage / Ich weiß,<br />
was ich erlebt habe / Mit meinem Kopf, ohne<br />
meinen Kopf kann ich nicht denken.<br />
Vorstellungswelten und Antworten auf<br />
das Leben sind höchst verschieden. Umso<br />
weitreichender unsere Welt wird, desto mehr<br />
müssen wir akzeptieren, dass es keine objektive<br />
Welt gibt. Es sind die Verwerfungen und<br />
Brüche, die unsere kollektiven Identitäten<br />
skizzieren. Meinungen, Ansichten, Erfahrungen<br />
werden immer vielfältiger. Wir haben<br />
stets die Wahl zwischen ganz unterschiedlichen<br />
Wirklichkeiten, die nur durch unsere<br />
Erfahrungen und unseren eigenen Denkhorizont<br />
begrenzt werden.<br />
Die Akademie <strong>einer</strong> anderen stadt möchte<br />
das gelebte Wissen sammeln und konzentrieren.<br />
Auf der Reise mit dem „mobilen Akademiebüro“<br />
durch den Stadtteil Wilhelmsburg<br />
und zu einigen Orten auf der anderen Elbseite,<br />
haben wir ein Stadtgespräch zwischen<br />
vielen Menschen hergestellt. Manche hatten<br />
von sich aus viel mitzuteilen, andere wurden<br />
dazu ermutigt. Jede/jeder konnte eine<br />
Fragenkarte aus der Box ziehen und sich auf<br />
die aufgebauten Kisten setzen, nachdenken,<br />
mit uns und anderen diskutieren, um dann<br />
eine für sie/ihn passende Antwort auf die<br />
gezogene Frage zu finden und sie auf die<br />
Kartenrückseite für weitere Mitdenker oder<br />
Mitwisser schreiben.<br />
Die ausgewählten Fragen sind solche, die uns<br />
bewegen, aber selten gestellt werden. Fragen,<br />
die nicht mit Ja oder Nein beantwortet<br />
werden können. warum bin ich ich und nicht<br />
du? was heißt gutes Leben? warum bist du<br />
hier und nicht woanders? was ist normalität?<br />
welchen weg gehst du gerade? Über sie<br />
wurde ein öffentlicher Denkraum geschaffen<br />
– unter anderem auf dem Stübenplatz, in der<br />
Altenwohnanlage oder auf dem Schulfest in<br />
Kirchdorf Süd. Ein Denkraum über uns Menschen<br />
und die kulturellen Formen, in denen<br />
wir uns befinden. Ein Denkraum, der die<br />
Blickrichtungen verbindet, denn „hinter jeder<br />
Ecke lauern ein paar Richtungen“ (Stanislav<br />
Jerzy Lec, Unfrisierte Gedanken). Denkräume,<br />
die bewegen, anregen und inspirieren.<br />
frage: Warum gehst du immer dieselben<br />
Wege?<br />
Antworten: Ich gehe meistens dieselben<br />
Wege, nur manchmal wechsle ich meinen<br />
Weg oder meinen Geschmack! / Ich gehe nie<br />
dieselben Wege!! / Weil ich nicht weiß, wo<br />
ich sonst hin soll / Weil ich immer dieselben<br />
Wege gehe.<br />
Was passiert eigentlich mit mir, wenn sich<br />
meine Umwelt verändert? Was passiert<br />
eigentlich, wenn ich mich verändere? Welche<br />
Gefühle, Gedanken und Standpunkte habe<br />
ich dazu? Menschen müssen sich heutzutage<br />
in rapiden und tiefgreifenden gesellschaftlichen<br />
Veränderungsprozessen zurechtfinden.<br />
Diversifikation von Lebenslagen und Lebensstilen,<br />
Mobilität und soziale Durchlässigkeit,<br />
individualisierte Interessen, interkulturelle<br />
Begegnungen und Transkulturalität. Mit all<br />
dem hat sich der eine oder andere Wilhelmsburger<br />
abgefunden. Was die Menschen aber<br />
bewegt und entzweit, sind ihre Meinungen<br />
zur Stadtteilaufwertung, Stadtteilveränderung.<br />
Freiflächen werden zugebaut, neue<br />
Straßen, Häuser, Bewohner – was bleibt, was<br />
wird verdrängt?<br />
frage: Was heißt gutes Leben?<br />
Antworten: Gutes Leben ist ein freies Leben<br />
– Freiräume / Gutes Leben ist, morgens<br />
aufzuwachen und sich auf den Tag, die<br />
Menschen, die Umwelt zu freuen / Wenn man<br />
spielt.<br />
Die <strong>IBA</strong> ist hier Stadtgespräch. Es wird<br />
mehr über sie gesprochen als mit ihr. Die<br />
gewünschte Bevölkerungsbeteiligung ist nur<br />
mit viel Geduld und Aufwand zu erreichen.<br />
Den Dialog zu suchen, ermöglicht uns,<br />
neue Lösungen zu finden und aktive Bürger<br />
<strong>einer</strong> sich im Umbruch befindenden Welt<br />
zu werden. Denn verändern wird sie sich<br />
unabdingbar, beeinflussbar ist aber das Wie.<br />
Dieses Wie zu formulieren, darzustellen und<br />
für andere zu veranschaulichen, wird wichtiger<br />
denn je. Kulturelle Bildung bedeutet,<br />
den Horizont zu verschieben. Wie? Antwort:<br />
Ich würde ihn lange zusammen mit anderen<br />
betrachten und dann gemeinsam neu sehen<br />
und denken! Sofie Olbers<br />
sprung Zurück<br />
über Die eLbe<br />
…<br />
… dieses Akademie-Motto für Ausflüge von<br />
Wilhelmsburg nach <strong>Hamburg</strong> hat mir von<br />
Anfang an gefallen. Nur in eine Richtung zu<br />
schauen, ist doch langweilig! Der „Sprung<br />
über die Elbe“ wird seit Jahren beharrlich<br />
propagiert, aber das Zurückspringen<br />
zu proklamieren, könnte den Blickwinkel<br />
erweitern. Außerdem sind Ausflüge eine feine<br />
Sache. Mit <strong>einer</strong> Gruppe zu einem Museum,<br />
in ein Museum aufzubrechen, bedeutet nicht<br />
nur, ein konkretes Ziel zu haben, sondern<br />
auch, einen Ausflug ins Blaue zu unternehmen.<br />
Eine Expedition zu Farben, Formen.<br />
Auf zu Anregung, Aufregung! Raus aus dem<br />
Gewohnten!<br />
Wilhelmsburger/innen sind nicht per se<br />
Kulturbanaus/innen oder Exot/innen. Sie<br />
wohnen südlich der Elbe und genießen einen<br />
bestimmten Ruf in der Stadt, so wie die<br />
Bewohner/innen von Blankenese, Ottensen,<br />
Barmbek. Ob sie nun, durchschnittlich gesehen,<br />
überhaupt seltener ins Museum gehen<br />
als Leute aus Barmbek, wäre eine interessante<br />
Frage. Sicher ist, dass in Wilhelmsburg<br />
viele leben, deren finanzielle Möglichkeiten<br />
begrenzt sind und viele, die auf Neudeutsch<br />
als „bildungsfern“ bezeich<strong>net</strong> werden.<br />
Bestimmt gibt es auf der Elbinsel ebenso wie<br />
nördlich der Elbe etliche, für die Museen ein<br />
blinder Fleck in ihrer Stadt, ein weißer Fleck<br />
auf dem Stadtplan bleiben – aus Mangel an<br />
Geld, Interesse oder Gelegenheit. Da aber<br />
noch kein gesamtstädtischer „Quickstep<br />
nach Barmbek“ ausgerufen wurde, agiert die<br />
Akademie in Wilhelmsburg und unternimmt<br />
von dort aus kostenlose Ausflüge mit den<br />
Bürger/innen des Stadtteils. Mit bereits<br />
existierenden Gruppen und mit Gruppen, die<br />
sich erst am Tag des Ausfluges kennenlernen<br />
werden.<br />
Mit unterschiedlichsten Gruppen zu Museen<br />
aufzubrechen, ist für mich nichts Alltägliches.<br />
Weder bin ich Pädagogin noch denke<br />
ich, dass ein Ausflug ins Museum jede/n<br />
ansprechen muss. Aber ich zeige anderen<br />
gerne Orte, die mir gefallen. Und ob ich nun<br />
schon einmal oder mehrmals oder noch nie<br />
an einem Ort gewesen bin, meine Perspektive<br />
verändert sich, wenn ich zusammen mit anderen<br />
aufbreche. Und der Ort verändert sich<br />
damit. Ich sehe Neues, Ungewohntes.<br />
Es ist belebend und anstrengend, sich gemeinsam<br />
Sinneseindrücken auszusetzen.<br />
In meinem Faible für die Akademieausflüge<br />
vereinen sich meine kleinformatige Abenteurerinnenlust<br />
und mein großherziges Hobby,<br />
die soziale Neugier, die ich als unendlichen<br />
Reichtum in meinem Leben empfinde. Die<br />
Ausflüge haben für mich experimentellen<br />
Charakter und sind natürlich eine Herausforderung<br />
an alle Ausflügler/innen. Wer hat<br />
überhaupt Lust mitzukommen? Was bringen<br />
wir alle mit zum Ausflug ins Blaue, aus welchen<br />
Augen schauen wir in die Welt, welche<br />
Erwartungen haben wir im Gepäck? Wie wirkt<br />
es auf uns, wenn wir gemeinsam etwas ansehen<br />
und dazu Fragen haben? Wem gefällt<br />
was besonders gut? Wer fühlt sich wovon<br />
provoziert? Was verstehen wir nicht, können<br />
oder wollen es nicht verstehen?<br />
Wenn wir Fragen stellen, teilen wir unser<br />
Wissen mit anderen und öffnen uns füreinander.<br />
Wir lernen voneinander durch Fragen<br />
– jeder in jede Richtung. Wenn wir neugierig<br />
sind aufeinander. Es würde mich sehr freuen,<br />
wenn wir das gemeinsam bei den Ausflügen<br />
erleben könnten. Besonders gelungen fände<br />
ich es, wenn möglichst viele verschiedene<br />
Wilhelmsburger/innen ihre Fragen beim<br />
„Sprung zurück über die Elbe“ im Gepäck<br />
hätten und in die Museen tragen würden,<br />
um dort Wissen zu teilen. Gewohntes und<br />
Ungewohntes zu tauschen.<br />
Bitteschön: Sprünge überall hin! Mehr soziale<br />
Neugier! Freier Eintritt in alle Museen!<br />
Dankeschön! Elisabeth Hahn<br />
fiLme in<br />
kirchen<br />
Das Schöne am Filme Gucken ist, dass man<br />
tatsächlich und ganz Betrachter/in sein darf.<br />
Welche Situation erlaubt dies heutzutage<br />
noch?<br />
Filme verbinden Ideen mit Orten und Inhalte<br />
mit Situationen und Umständen.<br />
Die Bedeutung von Orten ist ambivalent<br />
geworden. Zum einen sind Orte im Kontext<br />
der Akademie <strong>einer</strong> anderen stadt Stätten<br />
des Wissens und der kulturellen Überlieferung,<br />
zum anderen lösen sich diese Stätten<br />
zwangsläufig durch Flucht und Völkerwanderung<br />
immer mehr auf. So wird Wissen zwar<br />
noch an bestimmten Orten gelehrt, allerdings<br />
wirken diese Orte teilweise wie Überbleibsel,<br />
wird doch Wissen immer wieder aufs Neue<br />
mitgenommen, abgewandelt und in der aktuellen<br />
Umgebung verankert.<br />
Deshalb macht es Sinn, dass ein Filmprogramm,<br />
welches die Idee formuliert,<br />
Spielfilme, Dokumentarfilme und künstlerische<br />
Filme über Glaubenskulturen zu zeigen<br />
und anschließend in ein Gespräch oder eine<br />
Diskussion überzugehen, vor Ort geht und die<br />
Filmreihe durch Kirchen und religiöse Versammlungsorte<br />
der Elbinseln wandern lässt.<br />
Auf den Elbinseln koexistieren viele unterschiedliche<br />
Religionen, religiöse Kulturen<br />
und Glaubensrichtungen. Daher beschäftigt<br />
sich die Filmreihe der Akademie <strong>einer</strong><br />
anderen stadt inhaltlich mit der Frage nach<br />
den grundsätzlichen Möglichkeiten des<br />
Zusammenlebens, trotz oder gerade wegen<br />
der Unterschiede und Andersartigkeiten. Sie<br />
stellt die Frage nach gelebter Religion und<br />
religiösen Ritualen im Alltag. Der Blick wird<br />
hier nicht nur auf das stückweise Einsickern<br />
unterschiedlicher Lebens- und Glaubensformen<br />
in andere gelenkt, sondern auch auf die<br />
Grenze zwischen privaten und öffentlichen<br />
Räumen sowie auf die Rolle des Glaubens<br />
in Emanzipationsprozessen und im Streben<br />
nach Menschlichkeit.<br />
So liegt der Ort des Auftaktfilms „Stellet<br />
Licht“ von Carlos Reygadas zwar in <strong>einer</strong><br />
strikten, von traditionellen Hierarchien und<br />
Rollen dominierten Mennonitengemeinde in<br />
Mexiko, aber allgemein handelt er von der<br />
Angleichung eines Regelsystems an sich ändernde<br />
menschliche Bedürfnisse. In dem Dokumentarfilm<br />
„Luise - eine deutsche Muslima<br />
- ou l‘ islam par amour“ von Beatrix Schwehm<br />
nimmt eine junge Frau den islamischen<br />
Glauben an und lebt gemeinsam mit ihrem<br />
Ehemann und der kleinen Tochter im Haus<br />
ihrer Eltern. Der Film führt in die Lebenswelt<br />
<strong>einer</strong> Familie, deren private Konflikte geprägt<br />
und überlagert werden durch aktuelle gesellschaftliche<br />
Strömungen und weltpolitische<br />
Ereignisse. Der junge Palästinenser Tarek,<br />
Hauptprotagonist in „Alles für meinen Vater“<br />
von Dror Zahavi, reist nach Tel Aviv, um sich<br />
bei einem Selbstmordattentat umzubringen<br />
und somit die Ehre seines Vaters wieder<br />
herzustellen. Das Attentat scheitert, und da<br />
Sabbat ist, muss Tarek warten, bis er Ersatz<br />
für die beschädigte Elektronik findet. Der<br />
Film erzählt von diesen beiden Tagen, von<br />
Tareks Begegnungen und Erlebnissen mit<br />
verschiedenen Israelis.<br />
Das Kurzfilmprogramm mit dem Titel „Rituale<br />
zwischen Mystik und Ästhetik“ findet an dem<br />
ehemaligen Versammlungsort <strong>einer</strong> afrikanischen<br />
Kirche statt. Es zeigt künstlerische<br />
Filme und Kurzfilme, welche sich mit den<br />
Abläufen von Ritualen, mit ihrer Anmut und<br />
ihrer Bedeutung beschäftigen und somit in<br />
den Grenzbereich von Körperlichkeit und<br />
Transzendenz religiöser Riten vordringen.<br />
Der Dokumentarfilm „Dann war mein Leben<br />
nicht umsonst“ von Sydney Lumet portraitiert<br />
das Leben und politische Wirken des Pastors<br />
und Bürgerrechtlers Martin Luther King und<br />
schließt die Filmreihe „Über Glaubenskulturen“<br />
ab. Der Film zeigt anhand von „Wochenschau“-<br />
Materialien und Kommentaren von<br />
Zeitgenossen die Etappen von Kings gewaltlosem<br />
Kampf für seinen Traum vom Ende des<br />
Hasses, hin zu sozialer Gerechtigkeit.<br />
Andrea Röpke<br />
Die ibA<br />
hAmburg<br />
Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> steht in der mehr als<br />
100jährigen Tradition der Internationalen<br />
Bauausstellungen in Deutschland und damit<br />
für innovative Planungs- und Baukultur<br />
sowie prozesshafte Kommunikations- und<br />
Beteiligungsstrukturen. Wie ihre sieben Vorgängerinnen<br />
ist auch sie keine Ausstellung im<br />
klassischen Sinn, sondern ein sieben Jahre<br />
andauernder Prozess, der ein Aktionsprogramm<br />
aus Projekten und Veranstaltungen<br />
mit Akteuren unterschiedlichster Disziplinen<br />
zusammenträgt.<br />
Während ihrer Laufzeit stellt sich die <strong>IBA</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> den zentralen und überlagernden<br />
Fragen der aktuellen Metropolentwicklung,<br />
wie sie für heutige Großstädte charakteristisch<br />
sind. Der Schauplatz der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
sind die Elbinseln Wilhelmsburg, Veddel und<br />
der Harburger Binnenhafen. Orte, an denen<br />
Chancen und Qualitäten ebenso allgegenwärtig<br />
sind wie die Aufgaben und Probleme.<br />
Drei Formeln hat die <strong>IBA</strong> gefunden, um den<br />
metropolitanen Herausforderungen im Stadt-<br />
Labor der Elbinseln zu begegnen: die Stadt<br />
als „Kosmopolis“, die Stadt der „Metrozonen“<br />
und die „Stadt im Klimawandel“.<br />
Die Vision <strong>einer</strong> „Kosmopolis“, <strong>einer</strong> Stadtgesellschaft,<br />
begreift die kulturelle und soziale<br />
Vielfalt nicht als Problem, sondern als Chance,<br />
als unabdingbare Voraussetzung, dass<br />
Städte auch in Zukunft Innovationen hervorbringen<br />
werden. Die zweite Vision, die Stadt<br />
der „Metrozonen“, wendet sich der Frage zu:<br />
wie können die Vorstadtzonen der Kernstädte,<br />
die ehemaligen „Hinterhoflagen“ – die<br />
nur allzu oft mit den Orten der „Kosmopolis“<br />
deckungsgleich sind – zu lebenswerten Orten<br />
umgewandelt werden? Zusammen mit dem<br />
Leitbild der „Stadt im Klimawandel“ bilden<br />
diese <strong>IBA</strong>-Leitthemen eine Trias, die sicher<br />
nicht auf alle, aber doch auf wesentliche Zukunftsfragen<br />
der Metropole Antworten gibt.<br />
kreAtives quArtier<br />
eLbinseL<br />
Mit dem Projekt des „Kreativen Quartiers<br />
Elbinsel“ leistet die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> einen<br />
Beitrag zum Leitbild der internationalen<br />
Stadtgesellschaft. „Perspektiven statt<br />
Probleme“ lautet die Herausforderung, denn<br />
nirgendwo sonst sind die Voraussetzungen<br />
für ein Kreativlabor so günstig wie auf den<br />
Elbinseln. Mit ihrer interkulturellen Atmosphäre,<br />
ihren unentdeckten Freiräumen und<br />
kleinteiligen Familienbetrieben bieten sie<br />
das ideale Terrain für die Erprobung neuer,<br />
experimenteller Arbeits- und Lebensmodelle.<br />
Mithilfe von Kunst und Kultur sowie auf<br />
den Ort zugeschnittenen Angeboten für die<br />
Kreativwirtschaft möchte die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
eine Entwicklung initiieren, die die Elbinseln<br />
dauerhaft in der <strong>Hamburg</strong>er Kulturszene<br />
verankert.<br />
Die strukturwirksame Zusammenführung<br />
von Kunst, Kultur, Kreativwirtschaft und<br />
Stadtentwicklung erprobt die <strong>IBA</strong> mit fünf<br />
Formaten: den langfristig angelegten Programmen<br />
„Räume für die Kunst“, „Elbinsel<br />
Sommer“ und „Kreative Ökonomien“ sowie<br />
den begleitenden Aktionen „Festivals und<br />
Stadtteilaktivitäten“ und „Labor für Kunst<br />
und Stadtentwicklung“. In ihrer Verzahnung<br />
leisten die einzelnen Projekte einen wesentlichen<br />
Beitrag für die Weichenstellung <strong>einer</strong><br />
kreativen Quartiersentwicklung.<br />
Die nachhaltige Infrastrukturförderung<br />
räume für die kunst soll kreative und<br />
künstlerische Strukturen vor Ort festigen und<br />
Voraussetzungen für eine langfristige, lebendige<br />
Kulturszene auf den Elbinseln schaffen.<br />
Als erstes Projekt werden die Veringhöfe<br />
(das ehemalige Kubi-Center) am Veringkanal<br />
modellhaft entwickelt, wobei die künftigen<br />
Nutzer von Beginn an in den Entwicklungsprozess<br />
eingebunden werden. Das aus einem<br />
ergebnisoffenen Workshopverfahren hervorgegangene<br />
Konzept „KünstlerCommunity<br />
Elbinseln“ soll in Kürze umgesetzt werden.<br />
Ein erstes Treffen für Interessierte findet<br />
am 22.September statt. Bevor die Akteure<br />
jedoch ihre Arbeit aufnehmen, ist der Elbinsel<br />
Sommer – die unabhängige Kunstplattform<br />
der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> –, die dieses Jahr unter<br />
dem Motto „Akademie <strong>einer</strong> anderen Stadt“<br />
stattfindet, mit ihrer Ausstellung „Zeichen<br />
von Respekt“ zu Gast in den Räumlichkeiten<br />
am Veringkanal.<br />
Der elbinsel sommer agiert an der Schnittstelle<br />
von Stadtentwicklung, Kunst und<br />
Alltagsleben und wurde von der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
als unabhängige Kunstplattform im letzten<br />
Jahr ins Leben gerufen. Während er in 2008<br />
unter dem Motto „Kultur l Natur“ erstmals<br />
von dem unabhängigen Kuratorenteam<br />
Anke Haarmann und Harald Lemke gestaltet<br />
wurde, zeichnen in diesem Jahr Ute Vorkoeper<br />
und Andrea Knobloch als Kuratorinnen<br />
verantwortlich.<br />
Die Bemühungen <strong>einer</strong> kreativen Quartiersentwicklung<br />
werden weiterhin durch das<br />
Handlungsfeld der kreativen ökonomien ergänzt.<br />
Dabei greift die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> das Thema,<br />
das mittlerweile flächendeckend Einzug<br />
in nahezu alle Stadtentwicklungspolitiken<br />
rund um den Globus gehalten hat, in <strong>einer</strong><br />
neuartigen Weise auf. Dem Ansatz folgend,<br />
den Diskurs und insbesondere sein integratives<br />
und Identitätsstiftendes Potenzial auf die<br />
Stadtteilebene der Elbinseln zu übersetzen,<br />
hat die Projektreihe „Kunst macht Arbeit“<br />
hervorgebracht: In insgesamt fünf Projekten<br />
entstehen neuartige Bündnisse zwischen<br />
Künstlern, Kreativen und Qualifizierungsträgern,<br />
Menschen ohne Arbeit oder migrantischen<br />
Ökonomien.<br />
Zuletzt verfolgt die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> eine<br />
nachhaltig und langfristig orientierte<br />
Veranstaltungskultur mit der Förderung von<br />
festivals und stadtteilaktivitäten sowie die<br />
konstante Reflexion ihrer Bemühungen mit<br />
dem „Labor für kunst und stadtentwicklung“.<br />
Die Plattform bringt seit 2007 Künstler<br />
und Kulturschaffende mit Stadtplanern und<br />
Wissenschaftlern zusammen, die gemeinsam<br />
die (Un)Vereinbarkeit von Kunst und<br />
Stadtentwicklung diskutieren. Dabei wird die<br />
Schwierigkeit eines allgemeinen Kunstbegriffes<br />
ebenso diskutiert wie beispielsweise<br />
das <strong>IBA</strong>-Programm „Räume für die Kunst“ in<br />
seinem Spannungsverhältnis zu potentiellen<br />
Gentrifizierungstendenzen.<br />
Weitere Infos unter: www.iba-hamburg.de<br />
Uli Hellweg