KION Group: Durch Projekte den Einkauf in einer - Inverto
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Jeder für sich und alle für E<strong>in</strong>en - <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> <strong>in</strong> Mehrmarkenorganisationen<br />
Eigenständigkeit am Markt und geme<strong>in</strong>same <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>sziele schließen sich <strong>in</strong><br />
Mehrmarkenorganisationen nicht aus<br />
Die <strong>KION</strong> <strong>Group</strong> ist e<strong>in</strong> weltweit führender Anbieter von Gabelstaplern, Lagertechnikgeräten<br />
und anderen Flurförderzeugen und Marktführer <strong>in</strong> Europa. Mit <strong>den</strong> Marken L<strong>in</strong>de, STILL, OM<br />
und Baoli deckt die <strong>KION</strong> <strong>Group</strong> die jeweiligen Märkte und Segmente effektiv ab und bietet<br />
<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> über ihr Mehrmarkenangebot mehrere Alternativen an. Was für <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> von<br />
Vorteil ist, war aus Sicht des Konzerns nicht immer so: Eigenständigkeit und Individualität<br />
wur<strong>den</strong> bei <strong>den</strong> Marken großgeschrieben, Geme<strong>in</strong>samkeiten gab es wenige bis ke<strong>in</strong>e. Diese<br />
Differenzierung strahlte naturgemäß auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> aus, mit der Folge, dass jede<br />
Marke ursprünglich über e<strong>in</strong>e unabhängig von <strong>den</strong> anderen Marken arbeitende<br />
<strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>sabteilung verfügte.<br />
Potenziale wer<strong>den</strong> verschenkt - Jede Marke kauft selber e<strong>in</strong><br />
Damit e<strong>in</strong>her g<strong>in</strong>g, dass Beschaffungsprozesse an jedem Standort unterschiedlich def<strong>in</strong>iert<br />
und ausgeprägt waren. Während an e<strong>in</strong>em Standort der <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> nur auf der Grundlage von<br />
IT-gestützten Bedarfsanforderungen agierte und se<strong>in</strong>en gesamten Prozess systemgestützt<br />
abbildete, existierten an e<strong>in</strong>em anderen Standort ke<strong>in</strong>e klaren Vorgaben für die<br />
Kommunikation von Bedarfen an <strong>den</strong> <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>. Die Kooperation zwischen <strong>den</strong><br />
<strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>sabteilungen <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en Unternehmense<strong>in</strong>heiten war im Wesentlichen<br />
personenabhängig. Bündelung kam nur dann zustande, wenn die Organisation sich e<strong>in</strong>er<br />
annähernd monopolistischen Lieferantenstruktur gegenüber sah.<br />
Die Anforderungen an das Personal im <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> variierten zudem stark zwischen <strong>den</strong><br />
Standorten. In der Folge war die Mitarbeiterstruktur h<strong>in</strong>sichtlich Alterszusammensetzung,<br />
Gehalt und Ausbildung zum Teil sehr unterschiedlich. Zudem variierten die IT-Systeme der<br />
verschie<strong>den</strong>en Standorte sehr und waren nicht mite<strong>in</strong>ander vernetzt. Das größte Problem<br />
bereitete jedoch die subkritische Größe der <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>sabteilungen: An großen<br />
Produktionsstandorten waren beispielsweise sieben bis acht strategische E<strong>in</strong>käufer<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, an kle<strong>in</strong>eren Standorten jedoch nur zwei oder drei und das obwohl alle Standorte<br />
über e<strong>in</strong> annähernd gleiches Materialspektrum e<strong>in</strong>kauften. Die <strong>in</strong>haltliche Kompetenz für<br />
e<strong>in</strong>zelne Materialgruppen war daher stark unterschiedlich, aber selbst an <strong>den</strong> großen<br />
Standorten war die Breite an Beschaffungsmärkten, die von jeweils e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>käufer zu<br />
bearbeiten war, zu groß, um wirklich tief <strong>in</strong> die Märkte e<strong>in</strong>zusteigen. Darüber h<strong>in</strong>aus kam hier<br />
noch e<strong>in</strong>e geduldete und <strong>in</strong> manchen Kategorien sogar gewünschte Intransparenz über<br />
<strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>svorgänge zwischen <strong>den</strong> Unternehmense<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Marken<br />
dazu. Da entsprechend der Mehrmarkenstrategie die Produkte der Marken differenziert se<strong>in</strong><br />
mussten, war diese unabgestimmte Vorgehensweise im <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> die logische Konsequenz.<br />
„Learn<strong>in</strong>g by Do<strong>in</strong>g“ - Entwicklung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen <strong>KION</strong>-<strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>svision<br />
Aufgrund dieser Ausgangssituation beschloss die <strong>KION</strong>-Geschäftsführung die<br />
Organisationsstruktur so zu verändern, dass künftig markenübergreifende Synergien<br />
gehoben und der Gedanke des „Best Practice“ im Unternehmen umgesetzt wurde. Dazu<br />
sollte e<strong>in</strong>e zentrale Beschaffungsorganisation etabliert wer<strong>den</strong>, die Kostenvorteile für <strong>den</strong><br />
gesamten Konzern aufgrund höherer Volumeneffekte bietet. Um <strong>den</strong> Spagat zwischen<br />
Markenautonomie e<strong>in</strong>erseits und Bündelung im <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> zu schaffen, wurde das Projekt <strong>in</strong><br />
mehreren Schritten durchgeführt und von INVERTO aktiv bei der Umsetzung begleitet.<br />
Ausgangspunkt und auch erste Herausforderung im Projekt war, die <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>spotenziale <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Marken überhaupt zu i<strong>den</strong>tifizieren und über Zielgrößen<br />
operationalisierbar zu machen. Mit e<strong>in</strong>em Balanced Scorecard-Modell wur<strong>den</strong> feste
Zielgrößen für F<strong>in</strong>anzergebnisse, Kun<strong>den</strong>- und Lieferantenbeziehungen, Prozesse,<br />
Mitarbeiter und Systeme analysiert und Benchmarks vorgegeben. Damit e<strong>in</strong>her g<strong>in</strong>g die<br />
schrittweise Entwicklung e<strong>in</strong>er passen<strong>den</strong> <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>sorganisation. Zuerst war der <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> –<br />
typisch für e<strong>in</strong>e Mehrmarkenorganisation – dezentral organisiert. Diese Organisationsstruktur<br />
wurde <strong>in</strong> zwei Schritten umstrukturiert. Vor jedem Schritt wur<strong>den</strong> zunächst <strong>Projekte</strong><br />
aufgesetzt, die die organisatorischen Veränderungen vorweg nahmen und über<br />
E<strong>in</strong>sparerfolge zeigten, dass e<strong>in</strong>e verstärkte Koord<strong>in</strong>ation im <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> tatsächliche Erfolge<br />
br<strong>in</strong>gt.<br />
Im Rahmen des sog. „GoIPO“-<strong>Projekte</strong>s von <strong>KION</strong> zeigte sich, dass e<strong>in</strong> dreigeteilter<br />
organisatorischer Ansatz, bei dem e<strong>in</strong>e Mischung aus zentralem und dezentralem <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong><br />
zum Zuge kam, <strong>den</strong> größten Erfolg versprach: Ausgewählte Warengruppen mit hohem<br />
Synergiepotenzial und mittlerer bis ger<strong>in</strong>ger Nähe zum Bedarfsträger sollten künftig auf<br />
Gruppenebene durch e<strong>in</strong>en Zentrale<strong>in</strong>kauf e<strong>in</strong>gekauft wer<strong>den</strong>. Bei Vorliegen von<br />
Synergiepotenzialen - aber höherer erforderlicher Nähe zur Entwicklung - sollten Güter von<br />
Marken-Lead Buyern e<strong>in</strong>gekauft wer<strong>den</strong>, <strong>in</strong> jedem anderen Fall vom jeweiligen<br />
Standorte<strong>in</strong>kauf. Interdiszipl<strong>in</strong>äre Teams, die neben dem <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> auch andere<br />
Fachabteilungen aus jeder Marke <strong>in</strong> <strong>den</strong> Prozess e<strong>in</strong>bezogen, hatten die Aufgabe,<br />
markenübergreifend bestimmte Warengruppen zu bearbeiten. Beispielsweise konnten durch<br />
<strong>den</strong> Abgleich von Lieferanten und Neutralteilen bei <strong>den</strong> unterschiedlichen Marken Bedarfe<br />
gebündelt und e<strong>in</strong>e bessere Verhandlungsposition gegenüber <strong>den</strong> Lieferanten mit<br />
signifikanten Kostenreduzierungen als Ergebnis erreicht wer<strong>den</strong>.<br />
In der Folge setzten die verschie<strong>den</strong>en Warengruppenteams e<strong>in</strong>en differenzierten<br />
Optimierungsansatz e<strong>in</strong>: In e<strong>in</strong>igen Teams erfolgte e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Neuausschreibung, wobei<br />
nun e<strong>in</strong> besonderer Schwerpunkt auf die I<strong>den</strong>tifizierung neuer, noch nicht bekannter<br />
Lieferanten gelegt wurde. Dies schloss auch Low Cost Countries e<strong>in</strong>, deren Sourc<strong>in</strong>ganteil<br />
im Laufe des <strong>Projekte</strong>s ausgeweitet wer<strong>den</strong> sollte. In anderen Teams fan<strong>den</strong> „technical<br />
expert workshops“ statt, um vor allem durch marken- und lieferantenübergreifen<strong>den</strong><br />
Vergleich von technischen Lösungen Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. E<strong>in</strong> dritter<br />
Ansatz umfasste <strong>in</strong>sbesondere jene Warengruppen, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en die detaillierte Analyse des<br />
<strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>svolumens auch signifikante Anteile der Vertriebsgesellschaften ergab. Dort erfolgte<br />
e<strong>in</strong>e Optimierung über Vere<strong>in</strong>heitlichung von Konditionen sowie e<strong>in</strong>e Verbesserung der<br />
Informationsprozesse und e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des Vertriebs zur Umsetzung der<br />
Verhandlungsergebnisse.<br />
Geme<strong>in</strong>samer <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> ist bei <strong>KION</strong> Realität – but there is still room for improvement<br />
Alle diese Maßnahmen führten nicht nur zu e<strong>in</strong>er deutlichen Reduktion der <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>skosten<br />
und e<strong>in</strong>er verbesserten Kommunikation zwischen Fachbereichen und Marken, sondern<br />
steigerten die Akzeptanz und damit <strong>den</strong> Stellenwert des <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>s bei <strong>KION</strong> nachhaltig. In<br />
<strong>den</strong> Unternehmense<strong>in</strong>heiten nimmt der <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> nun beispielsweise e<strong>in</strong>e besondere Rolle bei<br />
Entwicklungsprojekten e<strong>in</strong>.<br />
Die Erfolge der Optimierungsprojekte s<strong>in</strong>d beachtlich, der Entwicklungsprozess der <strong>KION</strong>-<br />
<strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>sorganisation ist aber noch nicht beendet. Künftig ist geplant, dass für alle<br />
Gesellschaften der <strong>KION</strong> <strong>Group</strong> e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>käufer für die strategischen <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>sbelange<br />
verantwortlich se<strong>in</strong> soll. Ergänzt wer<strong>den</strong> die strukturellen Veränderungen durch die<br />
E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Corporate Sourc<strong>in</strong>g Committees, um <strong>den</strong> Abstimmungsaufwand zu<br />
reduzieren und last but not least die konzernweite Umsetzung gültiger Prozesse und<br />
Metho<strong>den</strong> im <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong>. Dadurch wer<strong>den</strong> weitere Kostenvorteile erreicht und der Prozess<br />
<strong>in</strong>sgesamt weiter optimiert.
Quelle: Bergauer, Markus / Wierlemann, Frank, <strong>E<strong>in</strong>kauf</strong> – die unterschätzte Macht, Frankfurt<br />
am Ma<strong>in</strong> 2008, S. 108 – 122.<br />
http://www.faz-<strong>in</strong>stitut.de/publikationen/katalog/e<strong>in</strong>kauf