Brüdern-Rundbrief - Luther in Braunschweig
Brüdern-Rundbrief - Luther in Braunschweig
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61. Jg./Nr. 4 ISSN 2192-1474 Mai/Juli 2011<br />
Pf<strong>in</strong>gsten (armenisch)
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Jesu+ Chri#u+ sprict: „Ic wi§ den Vater biµen, und er so§ euc e<strong>in</strong>en<br />
andern Trö#er geben, daß er bei euc bleibe ewiglic.“<br />
Johanne+ 14, 16<br />
Darum müssen wir den Heiligen Geist also lernen kennen und<br />
glauben, wie er (=Jesus) ihn uns vorbildet und beschreibt,<br />
nämlich, daß er nicht e<strong>in</strong> Geist des Zorns und Schreckens,<br />
sondern e<strong>in</strong> Geist der Gnaden und des Trostes sei, und also die ganze<br />
Gottheit eitel Trost zeiget, daß beide, der Vater will trösten, den er<br />
gibt den Heiligen Geist; der Sohn tröstet, denn er bittet darum; und<br />
der Heilige Geist selbst soll Tröster se<strong>in</strong>. Darum ist hier ja ke<strong>in</strong> Zorn,<br />
Dräuen (=Drohen) noch Schrecken über die Christen, sondern eitel<br />
freundlich Lachen und süßer Trost im Himmel und auf Erden. ...<br />
Das ist nun recht von dem Heiligen Geist gelehret, daß er heißt e<strong>in</strong><br />
Tröster und dies se<strong>in</strong> Art, Amt und Eigenschaft sei. ... Tröster aber<br />
heißt, der e<strong>in</strong> betrübt Herz lachend und fröhlich machet gegen Gott<br />
und heißt dich guts Muts se<strong>in</strong>, als dem die Sünde ist vergeben, der<br />
Tod erwürget, der Himmel offen, und Gott dich anlachet. Wer diese<br />
Def<strong>in</strong>itio wohl könnte fassen, der hätte schon gewonnen und würde<br />
nichts denn eitel Trost und Freude f<strong>in</strong>den und sehen <strong>in</strong> Himmel und<br />
Erden.<br />
Aus e<strong>in</strong>er Pf<strong>in</strong>gstpredigt Mart<strong>in</strong> <strong>Luther</strong>s<br />
BRÜDERN - RUNDBRIEF für Christen Augsburgischen Bekenntnisses - Für<br />
die Evang.-luth. Kirchengeme<strong>in</strong>de St. Ulrici-<strong>Brüdern</strong> und ihre Freunde<br />
verantwortlich herausgegeben von Pfarrer Frank-Georg Gozdek,<br />
Alter Zeughof 3, D-38100 <strong>Braunschweig</strong> - Tel.: 0531/44223<br />
E-Mail: bruedern@luther-<strong>in</strong>-bs.de - Internet: http://www.luther-<strong>in</strong>-bs.de/<br />
Der <strong>Brüdern</strong>-<strong>Rundbrief</strong> ersche<strong>in</strong>t zweimonatlich. Interessenten können ihn<br />
auch auf dem Postweg beziehen. Zur F<strong>in</strong>anzierung wird e<strong>in</strong>e Spende<br />
erbeten (etwa 16,- Euro jährlich). Bestellungen an den Herausgeber.<br />
Konto des <strong>Brüdern</strong>-<strong>Rundbrief</strong>es:<br />
Postgiroamt Hannover (BLZ 25010030), Nr.206521-309<br />
Kontobezeichnung: „J. Diestelmann - <strong>Rundbrief</strong>konto“.<br />
Der Inhalt von Artikeln oder Beiträgen aus anderen Blättern, die im <strong>Brüdern</strong>-<br />
<strong>Rundbrief</strong> unkommentiert zum Abdruck kommen, verdient nicht immer unsere<br />
Zustimmung, wohl aber e<strong>in</strong> gewisses Maß an Interesse der Leser.<br />
In eigenen Beiträgen verwendet der Herausgeber grundsätzlich die herkömmliche<br />
deutsche Rechtschreibung, die dem kunstvoll ausgeprägten<br />
Charakter unserer Sprache am besten entspricht. ISSN 2192-1474<br />
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BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
PORTA COELI<br />
Unser Tor zum Himmel<br />
1361 – 2011<br />
650 Jahre Hoher Chor der <strong>Brüdern</strong>kirce<br />
Am Sonntag Rogate,<br />
den 2. Mai 1361,<br />
wurde der Hohe Chor<br />
der <strong>Brüdern</strong>kirce<br />
durc den hocwürdigsten<br />
Biscof He<strong>in</strong>ric III.<br />
von Hilde+heim<br />
geweiht.<br />
„Wie heilig i# diese Stäµe,<br />
hier i# wahrlic Goµe+ Hau+, und<br />
hier<br />
i# die Pforte de+ Himmel+.“<br />
Introitu+ zum Fe# der Kircweih<br />
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BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Pfr. Dr. Hellmut Lieberg (+)<br />
Ich will anbeten<br />
zu De<strong>in</strong>em heiligen Tempel<br />
Pastor Dr. Hellmut Lieberg, (+1972), Vikar bei Pastor Max Witte,<br />
seit 1960 Pfarrer an St. Ulrici-<strong>Brüdern</strong>, hat unsere Geme<strong>in</strong>de durch<br />
se<strong>in</strong>e glaubensstarke und bischöfliche Persönlichkeit nachhaltig<br />
geprägt. In der folgenden Predigt zum Kirchweihfest, er<strong>in</strong>nert er uns<br />
daran, daß gerade für uns lutherische Christen die Kirche e<strong>in</strong><br />
Heiligtum ist, das Gott selbst durch Se<strong>in</strong>e Gegenwart <strong>in</strong> Wort und<br />
Sakrament geheiligt hat.<br />
Der Gedenktag der Kirchweihe wird <strong>in</strong> jeder Geme<strong>in</strong>de, die<br />
wirklich aus dem Gottesdienst lebt, e<strong>in</strong>en festen Platz im<br />
Ablauf jeden Kirchenjahres haben. An diesem Tage dankt<br />
die Geme<strong>in</strong>de Gott dem HERRN besonders für Se<strong>in</strong> gnädiges<br />
Wohnen unter ihr <strong>in</strong> Se<strong>in</strong>em Wort und Sakrament. Das Gotteshaus,<br />
das dem heiligen Dienst vor Gott geweiht ist, <strong>in</strong> dem die<br />
Gnadenmittel des HERRN verwaltet werden, ist Ausdruck und<br />
Zeichen dafür, daß das Volk Gottes nicht NUR das wandernde Volk,<br />
die pilgernde Geme<strong>in</strong>de ist, sondern <strong>in</strong> ihrer irdischen Pilgerschaft<br />
doch auch schon zuhause ist <strong>in</strong> der Gegenwart ihres Gottes, daß das<br />
himmlische Zuhause, das ihr als letztes Ziel vor Augen steht, doch<br />
auch schon vorweggenommene, verborgene und geheimnisvolle<br />
Wirklichkeit jetzt und hier ist. Gott hat Se<strong>in</strong> Zelt aufgeschlagen unter<br />
uns, um uns nahe zu se<strong>in</strong> und uns <strong>in</strong> Se<strong>in</strong>er heiligen Nähe Schutz und<br />
Geborgenheit f<strong>in</strong>den zu lassen. Wie Er <strong>in</strong> JESUS CHRISTUS <strong>in</strong><br />
unser Fleisch kam und „wohnte unter uns“ (Joh. 1, 14), so läßt Er<br />
uns auch <strong>in</strong> der Zwischenzeit von Se<strong>in</strong>er Auffahrt bis zu Se<strong>in</strong>er<br />
Wiederkunft <strong>in</strong> Herrlichkeit nicht wie Waisen alle<strong>in</strong> (Joh. 14, 18),<br />
sondern ist <strong>in</strong> der Kraft des Heiligen Geistes bei Se<strong>in</strong>em Volke. Die<br />
geheimnisvolle Gegenwart des erhöhten HERRN bei den Se<strong>in</strong>en, wie<br />
sie das tiefste Wesen der heiligen Kirche ausmacht, ist sichtbar<br />
dargestellt <strong>in</strong> dem äußeren Kirchengebäude, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> heiliger<br />
Bezirk im Getriebe dieser Welt ausgespart ist, von dem wir mit der<br />
Introitusantiphon der Kirchweihmesse sagen: „Wie heilig ist diese<br />
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BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Stätte! Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus, und hier ist die<br />
Pforte des Himmels“ (l. Mose 28, 17).<br />
Von e<strong>in</strong>er „heiligen Stätte“, von e<strong>in</strong>em „Hause Gottes“ und e<strong>in</strong>er<br />
„Pforte des Himmels“ sprechen wir im Glauben an die WIRKLICHE<br />
NÄHE UND GEGENWART DES LEBENDIGEN GOTTES IN<br />
DEN VON IHM GESTIFTETEN GNADENMITTELN. Das Kirchengebäude<br />
wird zur „heiligen Stätte“ dadurch, daß es ausgesondert<br />
wird für den Vollzug dieser Gnadenmittel und daß diese<br />
Gnadenmittel dar<strong>in</strong> fortwährend gehandelt und gefeiert werden. Von<br />
diesem Geschehen her atmet der ganze Kirchenraum die Nähe Gottes<br />
auch außerhalb der Stunden des Gottesdienstes. Weil der HERR <strong>in</strong><br />
Se<strong>in</strong>em gelesenen und verkündigten Wort wahrhaft Selber <strong>in</strong> diesen<br />
irdischen Raum h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>spricht und vor allem weil Er im Wunder des<br />
Sakraments unter den sakramentalen Gestalten des Brotes und<br />
We<strong>in</strong>es Selber auch leiblich gegenwärtig ist <strong>in</strong> diesem irdischen<br />
Raum, ist der Kirchenraum überhaupt heiliger Raum. Weil die<br />
Geme<strong>in</strong>de hier bei der Feier der heiligen Geheimnisse die Gegenwart<br />
ihres HERRN erfährt und die Herrlichkeit der Gnade Gottes<br />
schmeckt, ist sie zu jeder Stunde hier der besonderen Nähe Gottes<br />
gewiß.<br />
Wo das im Bewußtse<strong>in</strong> der Gläubigen lebendig ist, kann es nicht<br />
anders se<strong>in</strong>, als daß die Kirche auch STÄTTE LEBENDIGER<br />
ANBETUNG ist. Weil Gott da zu uns kommt <strong>in</strong> Se<strong>in</strong>em Wort und<br />
Sakrament, tragen wir hier Gebet und Lobgesang vor Se<strong>in</strong>en Thron.<br />
Das tun wir besonders bei der Feier der heiligen Eucharistie selbst,<br />
aber auch <strong>in</strong> allen Stundengebeten, die den Tageslauf heiligen sollen.<br />
Immer steht dabei das Verlangen, Gott zu loben und zu preisen, im<br />
Mittelpunkt. „Ich will anbeten zu De<strong>in</strong>em heiligen Tempel“ (Ps 138,<br />
2). Im Protestantismus ist das weith<strong>in</strong> abhanden gekommen. Man<br />
sieht den Kirchenraum nur als Versammlungsraum der Geme<strong>in</strong>de an<br />
und hat dann auch ke<strong>in</strong>e Hemmungen, <strong>in</strong> ihm Filmvorführungen und<br />
ähnliches zu veranstalten. Wir empf<strong>in</strong>den dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Profanierung<br />
des Heiligen. Dah<strong>in</strong>ter steht das Fehlen des Glaubens an die heilige<br />
Gegenwart Gottes im irdischen Raum. Da kann dann auch ke<strong>in</strong>e<br />
wahre Anbetung se<strong>in</strong>, und man steht der Liturgie fremd gegenüber.<br />
Dem entspräche es auch, daß die Kirchen nur zur Stunde der<br />
Veranstaltungen geöffnet werden, sonst aber verschlossen bleiben<br />
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BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
(wenn man sie nicht aus musealen Gründen geöffnet hält ... ). Wo<br />
jedoch die Kirche als heiliger Raum, über dem Gott Se<strong>in</strong>e Augen<br />
offen stehen läßt bei Tag und bei Nacht (l. Kön. 8, 29), erkannt ist<br />
und geglaubt wird, ist <strong>in</strong> den Herzen der Zug zur Anbetung vor dem<br />
HERRN an dieser heiligen Stätte lebendig.<br />
Gottes Name soll hier, wo der HERR Se<strong>in</strong>e Gnadengüter ausspendet,<br />
verherrlicht werden. So ist es der SCHÖNSTE SCHMUCK<br />
EINER GEMEINDE, wenn sie mit aller Liebe und Treue den<br />
heiligen Dienst der Anbetung wahrnimmt. Nicht jedes Geme<strong>in</strong>deglied<br />
kann zu jeder Stunde, da das öffentliche Gebet der Kirche<br />
geschieht, im Heiligtum se<strong>in</strong>. Manchmal werden es auch nur die<br />
zwei oder drei se<strong>in</strong>, die stellvertretend für alle, im Namen aller, den<br />
Lobpreis zu e<strong>in</strong>er bestimmten Stunde des Tages Gott darbr<strong>in</strong>gen.<br />
Aber jedes Geme<strong>in</strong>deglied kann sich dort, wo es gerade ist, zur<br />
Stunde des Gebetes im Geiste mit dem Gebet im Heiligtum vere<strong>in</strong>en<br />
oder zum<strong>in</strong>dest das Bewußtse<strong>in</strong> <strong>in</strong> sich tragen, daß dieses Gebet dort<br />
zu bestimmten Stunden geschieht und daß es auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Namen<br />
geschieht.<br />
Aber die Anbetung geschieht nicht nur durch den Klang der<br />
Hymnen, Lieder und Psalmen, sondern auch <strong>in</strong> der STILLE DER<br />
BETENDEN VERSENKUNG IN GOTT. „Der HERR ist <strong>in</strong> Se<strong>in</strong>em<br />
heiligen Tempel, es sei vor Ihm stille alle Welt“ (Hab. 2,20). Gerade<br />
uns gehetzten Menschen des 20. Jahrhunderts tut es not, am heiligen<br />
Ort Stille zu suchen. Das wahre Gebet lebt von dieser Stille, die nicht<br />
nur e<strong>in</strong> Abkl<strong>in</strong>gen der lauten Geräusche des alltäglichen, weltlichen<br />
Getriebes bedeutet, sondern auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Sammlung des Herzens<br />
zu Gott. Die Kirchentüren stehen jeden Tag offen, damit wir zu<br />
dieser Stille kommen können (zumal wenn wir sonst ke<strong>in</strong>en Ort<br />
haben, wo wir wirklich Stille f<strong>in</strong>den!). Natürlich kann der im<br />
weltlichen Beruf stehende Christ nicht längere Zeit Tag um Tag <strong>in</strong><br />
der Kirche verbr<strong>in</strong>gen, aber er kann doch immer wieder - wenn auch<br />
nur für wenige M<strong>in</strong>uten zu stiller Sammlung <strong>in</strong> die Kirche treten, um<br />
Herz und Gedanken auf Gott zu richten, den Quell allen Lebens, aller<br />
Gnade, aller Weisheit und Kraft. Der Gedenktag der Kirchweihe ist<br />
e<strong>in</strong> FREUDENTAG FÜR DIE GEMEINDE, die um all dies weiß.<br />
Sie feiert ihn <strong>in</strong> Dank und Lobpreisung des HERRN. Besonders steht<br />
uns an <strong>Brüdern</strong> dabei vor Augen, daß unsere Kirche im letzten<br />
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BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Kriege schwer getroffen war. Allen Mächten der Zerstörung zum<br />
Trotz hat uns der HERR diese Stätte erhalten und den hohen Chor<br />
und die Kreuzgänge der Geme<strong>in</strong>de bereits wiedergeschenkt . . . Wir<br />
werden noch manches Opfer br<strong>in</strong>gen müssen. Und jedes Baugerüst<br />
an unserer und anderen Kirchen ist Er<strong>in</strong>nerung und Mahnung, stets<br />
mitzubauen am geistlichen Hause Gottes, wie der Apostel Petrus<br />
sagt: „Und auch ihr, als die lebendigen Ste<strong>in</strong>e, bauet euch zum<br />
geistlichen Hause . . .“ (l. Petr. 2, 5). Daß <strong>in</strong> unserer Kirche die<br />
Geme<strong>in</strong>de des HERRN JESU CHRISTI durch Se<strong>in</strong> Wort und<br />
Sakrament fort und fort weiter auferbaut werde und „der ganze Bau<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>andergefügt wächst zu e<strong>in</strong>em heiligen Tempel <strong>in</strong> dem HERRN“<br />
(Eph. 2, 21), das ist unsere Bitte am Kirchweihtage, die wir „mit<br />
Danksagung“ vor Gott br<strong>in</strong>gen.<br />
Dankt unserm Gott, lobs<strong>in</strong>get Ihm,<br />
rühmt Se<strong>in</strong>en Nam’n mit lauter Stimm;<br />
lobs<strong>in</strong>gt und danket allesamt!<br />
Gott loben, das ist unser Amt.<br />
(aus: „De Fundamentis Ecclesiae – Gedenkschrift für Pastor Dr. theol.<br />
Hellmut Lieberg“, hrsg. im Namen des ev.-luth. Konventes um <strong>Brüdern</strong>-St.<br />
Ulrici <strong>in</strong> <strong>Braunschweig</strong> von Eckard Wagner; S. 253 f.)<br />
Eyn bervoten$lo#er lict o% <strong>in</strong> der Olden#ad, dar de bervoten<br />
broder wonen. unde i+ de verde hovetker%e, unde i# gebuwet<br />
<strong>in</strong> de ere unser leven fruwen unde sunte Fran$i+$u+ unde<br />
sunte Berwerde+ unde vele mere der bipatronen. Unde de ker<br />
%wyg<strong>in</strong>ge i+ de+ ve]en sondage+ na pas[en, alse de+ sondage+ vor<br />
der hiligen dract.<br />
Herman Bote <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Scictbuc von 1514 über die<br />
<strong>Brüdern</strong>kirce. Überse{t: „E<strong>in</strong> Barfüßerklo#er liegt auc <strong>in</strong> der<br />
(Braun[weiger) Alt-#adt, wo die Barfüßer-Brüder wohnen. Und<br />
e+ i# die vierte Haupt-kirce (der Stadt), und i# errictet zur Ehre<br />
unserer lieben Frau und de+ heiligen Franzi+ku+ und St. Berward+<br />
(von Hilde+heim) und vieler Mitpatrone mehr. Und die Kircweih<br />
i# am fün]en Sonntag noc O#ern (Rogate), al+ am Sonntag<br />
vor den Biµproze
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Metropolit Hilarion Alveyev<br />
„In jeder Musik ist Bach“<br />
Metropolit Hilarion Alveyev ist Leiter des Departements für<br />
kirchliche Beziehungen des Moskauer Patriarchats und Rektor der<br />
Aspirantur und Doktoratsausbildung des Moskauer Patriarchats<br />
sowie Titularprofessor der Theologischen Fakultät der Universität<br />
Freiburg (Schweiz). Se<strong>in</strong>e bewegenden Ausführungen über Johann<br />
Sebastian Bach und das <strong>Luther</strong>tum erschienen <strong>in</strong> der (römischkatholischen)<br />
„Schweizerischen Kirchzeitung“ vom April 2011. Wir<br />
möchten sie unseren Lesern als e<strong>in</strong> ökumenisches Zeugnis zur<br />
Kennt-nis br<strong>in</strong>gen, das uns an die enge geistliche Verb<strong>in</strong>dung und<br />
Wert-schätzung er<strong>in</strong>nert, die trotz aller Unterschiede zwischen der<br />
russi-schen Orthodoxie und dem bekenntnistreuen <strong>Luther</strong>tum<br />
bestanden hat und immer noch besteht. Wir freuen uns, daß die<br />
orthodoxe (und auch die römisch-katholische) Kirche zu<br />
unterscheiden weiß zwischen e<strong>in</strong>em modischen liberalen<br />
Allerweltsprotestantismus und der genu<strong>in</strong>en reformatorischen<br />
Frömmigkeit. G.<br />
Der E<strong>in</strong>fluss der deutschen Kultur auf die russische und<br />
umgekehrt der russischen Kultur auf die deutsche war für<br />
mehrere Jahrhunderte ausserordentlich bedeutsam. Besonders<br />
sichtbar wurde dieser E<strong>in</strong>fluss, nachdem der russische Zar Peter<br />
I. „das Fenster nach Europa“ aufgestossen hatte und Russland zu<br />
e<strong>in</strong>em Bestandteil des europäischen Kulturraumes wurde. Seit dieser<br />
Zeit begann man <strong>in</strong> Russland, bedeutende Werke der deutschen<br />
Schriftsteller, Dichter, Philosophen, Komponisten und Maler für sich<br />
zu entdecken. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde deutsche Kultur auf<br />
russischem Boden besonders stark rezipiert. Ke<strong>in</strong> Zweifel: Gross war<br />
auch der E<strong>in</strong>fluß der deutschen klassischen Musik auf die russische<br />
Musik. Hier muss <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Johann Sebastian Bach (1685-1750)<br />
genannt werden. Alle russischen Komponisten, darunter Michail<br />
Gl<strong>in</strong>ka (1804-1857), Modest Mussorgsky (1839-1881), Nikolai<br />
Rimsky-Korsakow (1844-1908), Peter Tschaikowsky (1840-1893),<br />
Sergej Prokofjew (1891-1953), Sergej Rachman<strong>in</strong>ow (1873-1943),<br />
Dimitrij Schostakowitsch (1906-1975) und Alfred Schnittke (1934-<br />
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BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
1990) huldigten dem Genius von Bach und erfuhren an sich selbst<br />
den tief greifenden E<strong>in</strong>fluss dieses grossen deutschen<br />
Komponisten. .... Johann Sebastian Bach, geboren <strong>in</strong> Eisenach,<br />
widmete e<strong>in</strong>en bedeutenden Teil se<strong>in</strong>es Lebens dem Dienst der<br />
lutherischen Kirche im Amt des Kantors an der Leipziger Thomas-<br />
Kirche. Se<strong>in</strong>e Musik stellt e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegralen Bestandteil der deutschen<br />
klassischen Musik-kultur dar. Zugleich besitzt sie etwas<br />
Transzendentes und Überkon-fessionelles. So schrieb der russische<br />
Dichter Joseph Brodskij e<strong>in</strong>mal: „In jeder Musik ist Bach, <strong>in</strong> jedem<br />
von uns ist Gott.“ Die Musik von Bach hat ke<strong>in</strong>e konfessionellen<br />
Grenzen, sie ist ökumenisch im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes, denn sie<br />
gehört dem gesamten Universum und jedem se<strong>in</strong>er Bewohner. Bach<br />
kann man sogar als e<strong>in</strong>en orthodoxen Komponisten bezeichnen,<br />
<strong>in</strong>sofern er se<strong>in</strong> ganzes Leben lang bestrebt war, Gott auf<br />
angemessene Weise zu preisen. So schmückte er se<strong>in</strong>e Partituren mit<br />
Aufschriften wie „Gott alle<strong>in</strong> die Ehre!“ (Soli Deo Gloria) oder<br />
„Jesus, hilf“ (Jesu, juva). Diese Auf-schriften waren für ihn ke<strong>in</strong>e<br />
leeren Formeln, sondern Glaubens-bekenntnisse, die se<strong>in</strong> gesamtes<br />
Schaffen durchdrangen. Musik war für ihn Gottesdienst.<br />
Bach war auch e<strong>in</strong> echter Katholik im S<strong>in</strong>ne des griechischen<br />
Wortes „katholikos“, d.h. „allumfassend“, „ökumenisch“, denn er<br />
verstand die Kirche als e<strong>in</strong>en ökumenischen Organismus, als e<strong>in</strong>en<br />
allumfassenden Lobpreis Gottes. Natürlich blieb Bach se<strong>in</strong> Leben<br />
lang e<strong>in</strong> treuer Sohn der lutherischen Kirche. Die wahre Religion von<br />
Bach war jedoch nach Schweitzer die Mystik. Die Musik von Bach<br />
ist zutiefst mystisch, weil sie <strong>in</strong> Erfahrungen des Gebetes und des<br />
Dienstes vor Gott gründet. Solche Erfahrungen überschreiten die<br />
konfessionellen Grenzen und gehören zum Geme<strong>in</strong>gut der gesamten<br />
Menschheit. ....<br />
Bach war e<strong>in</strong> Mann der Kirche. Er war nicht nur e<strong>in</strong> tiefgläubiger<br />
<strong>Luther</strong>aner, sondern e<strong>in</strong> Theologe, der sich <strong>in</strong> religiösen Fragen gut<br />
auskannte. In se<strong>in</strong>er Bibliothek standen e<strong>in</strong>e vollständige Ausgabe<br />
der Werke Mart<strong>in</strong> <strong>Luther</strong>s und Werke wie „Das wahre Christentum“<br />
von Johann Gottfried Arndt. Dieses Erbauungsbuch war auch <strong>in</strong>s<br />
Russische übersetzt worden und wurde im 18. Jahrhundert von den<br />
heiligen Bischöfen Dimitrij von Rostow und Tichon von Sadonsk<br />
gelesen.<br />
9
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Über die lutherische Frömmigkeit von Bach und über das <strong>Luther</strong>tum<br />
se<strong>in</strong>er Zeit lässt sich viel sagen, das Wichtigste sche<strong>in</strong>t mir aber<br />
<strong>in</strong> Folgendem zu liegen: Viele zeitgenössische Orthodoxe und<br />
Katholiken haben sich angewöhnt, sich selbst für die Träger der<br />
wahren kirchlichen Tradition zu halten und die <strong>Luther</strong>aner für<br />
Vertreter e<strong>in</strong>es liberalen, „halbherzigen“ Christentums. In Bach tritt<br />
uns e<strong>in</strong> Beispiel vor Augen, das diese Verallgeme<strong>in</strong>erungen<br />
widerlegt.<br />
E<strong>in</strong> bekannter zeitgenössischer Theologe, der im hohen Alter vom<br />
<strong>Luther</strong>tum zur Orthodoxie übertrat, der Amerikaner Jaroslaw<br />
Pelikan, äusserte 1986 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Bach als Theologe“ Folgendes:<br />
Wenn alle dichterischen Werke <strong>Luther</strong>s aus irgende<strong>in</strong>em Grunde<br />
verloren gegangen wären, könnte man sie ohne Mühe nach den<br />
Partituren von Bach wiederherstellen. Tatsächlich vertonte Bach die<br />
meisten Kirchenlieder von Mart<strong>in</strong> <strong>Luther</strong>. Eben diese Lieder gehören<br />
zur Grundlage der kirchlichen Tradition, die die <strong>Luther</strong>aner <strong>in</strong> der<br />
Zeit Bachs mit solchem Eifer pflegten. Bach selbst war Teil dieses<br />
schöpferischen Prozesses, der uns bis heute <strong>in</strong>spiriert. – Also e<strong>in</strong><br />
überraschender E<strong>in</strong>klang von Ost und West.<br />
Schweizerische Kirchen-Zeitung (14/2011, 7. April, S. 237f.)<br />
Pfr. Frank-Georg Gozdek<br />
Mit Marx und Mohammed<br />
gegen verfolgte Christen<br />
Angesichts der ständig schlimmeren Christenverfolgungen <strong>in</strong><br />
der islamischen Welt und der leider immer gleichgültiger,<br />
gelegentlich sogar fe<strong>in</strong>dselig werdenden Haltung westlicher<br />
Politiker und Me<strong>in</strong>ungsmacher gegenüber den bedrängten Christen,<br />
hatten verschiedene Organisationen für den 12. März zu e<strong>in</strong>er Großdemonstration<br />
<strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> aufgerufen. „Auslöser des Protestmarsches,“<br />
hieß es <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>ladung, „ist die anhaltende Welle<br />
der Gewalt und Unterdrückung koptischer, aramäischer, iranischer<br />
und nigerianischer Christen, die mit dem Anschlag von Alexandria<br />
ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Auch die endgültige<br />
10
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Enteignung des Klosters Mor Gabriel <strong>in</strong> der Türkei zeigt, wie die<br />
Religionsfreiheit quasi vor unserer Haustür mit Füßen getreten wird.<br />
Der jüngste blutige Angriff auf e<strong>in</strong>e koptische Familie während der<br />
Unruhen <strong>in</strong> Ägypten und das Niederbrennen e<strong>in</strong>er Kirche im S<strong>in</strong>ai<br />
macht deutlich: Das Morden geht weiter. Ebenso das Schweigen.<br />
Und noch schlimmer: Die unverhohlene Sympathie mit den<br />
Mördern. ... So schrieb der Chefredakteur der Frankfurter<br />
Rundschau nach dem blutigen Massaker <strong>in</strong> Alexandria: ,Die Rede<br />
von Christenver-folgung ist e<strong>in</strong>e Falle.’ Redner der SPD sprachen<br />
bei e<strong>in</strong>er Debatte ... von ,Islamophobie und Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit’.<br />
Politiker der Grü-nen ... lehnen ... e<strong>in</strong>en besonderen Schutz für<br />
Christen ab, ‚weil da-durch andere religiöse M<strong>in</strong>derheiten<br />
benachteiligt würden.’ – E<strong>in</strong>e ARD-Korrespondent<strong>in</strong> <strong>in</strong> Kairo<br />
sprach angesichts des Jahrzehnte langen Terrors <strong>in</strong> Ägypten gegen<br />
die koptische M<strong>in</strong>derheit von e<strong>in</strong>er ‚gefühlten Benachteiligung’“.<br />
„Warum schweigt ihr? Religionsfreiheit ist ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>bahnstraße!“<br />
Unter diesem Motto zogen die etwa tausend Teilnehmer der Demonstration,<br />
vorwiegend orientalische und europäische Christen, aber<br />
auch Mitglieder von Menschenrechtsbewegungen und freien Wählervere<strong>in</strong>igungen<br />
durch die Straßen der Stadt und machten auf die<br />
Situation der Christen <strong>in</strong> der islamischen Welt und die Gefahr des<br />
Islamismus aufmerksam.<br />
Wer nun freilich me<strong>in</strong>te, daß das Anliegen der Demonstranten bei<br />
jedem Menschen – mit Ausnahme natürlich von schariabesessenen<br />
Muslimen – Zustimmung und Teilnahme f<strong>in</strong>den würde, sah sich<br />
leider getäuscht. H<strong>in</strong>ter dem Zug trottete e<strong>in</strong> Häufle<strong>in</strong> verlorener<br />
l<strong>in</strong>ker Aktivisten, bestehend aus Mitgliedern von Jusos, Grünen, der<br />
Fraktion der LINKEN im Stadtrat und der Antifa. Anführer dieser<br />
Gruppe war der von se<strong>in</strong>em Geme<strong>in</strong>depfarramt suspendierte und als<br />
Schulpfarrer tätige Hans Christoph Stoodt, Mitbegründer e<strong>in</strong>es<br />
Bündnisses gegen Islamfe<strong>in</strong>dlichkeit und Rechtspopulismus sowie<br />
der Anti-Nazi-Koord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> Frankfurt.<br />
Noch am gleichen Tag schrieb Herr Stoodt <strong>in</strong> der „Neuen Rhe<strong>in</strong>ischen<br />
Zeitung“, e<strong>in</strong>er marxistischen Onl<strong>in</strong>e-Gazette, e<strong>in</strong>en Beitrag<br />
„Islamfe<strong>in</strong>dliche ‚Großdemonstration’“. Dar<strong>in</strong> bezeichnet er deren<br />
Teilnehmer als „antiislamische Rassisten, Rechtspopulisten und<br />
11
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
reaktionäre religiöse Fanatiker“, ärgert sich unter anderem über die<br />
Anwesenheit von Frau Ste<strong>in</strong>bach, echauffiert sich über die Bilder<br />
gefolterter Christen oder das Plakat „Scharia ist Völkermord“ und<br />
droht den orientalischen Christen für nächste Demonstrationen mit<br />
direkter Konfrontation. Diesem Herrn Stoodt schrieb ich folgenden,<br />
im Internet verbreiteten Brief, den ich unseren Lesern hiermit zur<br />
Kenntnis br<strong>in</strong>ge: „<strong>Braunschweig</strong>, den 11. April 2011<br />
Guten Tag, Herr Pfarrer Stoodt!<br />
Oder ist Ihnen Genosse lieber? Amtsbrüder s<strong>in</strong>d wir jedenfalls nicht.<br />
Mit Entsetzen, Abscheu und Ekel habe ich Ihren unverantwortlichen<br />
Schmähartikel „Islamfe<strong>in</strong>dliche ‚Großdemonstration’“ gegen verfolgte,<br />
diskrim<strong>in</strong>ierte, gequälte und ermordete orientalische Christen<br />
gelesen. Als evangelischer Pfarrer schäme ich mich vor me<strong>in</strong>en<br />
aramäischen, armenischen und koptischen <strong>Brüdern</strong> und Schwestern<br />
für Sie und dafür, daß sich e<strong>in</strong>zelne Vertreter unseres Berufes so bar<br />
jeder christlichen Nächstenliebe verhalten und Solidarität nur mit den<br />
Tätern, nicht aber mit den Opfern bekunden.<br />
Seit mehr als dreißig Jahren habe ich mit orientalischen Christen<br />
Kontakt. Das reichte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall bis zum Asyl <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Wohnung.<br />
Haben Sie das auch schon mal gemacht? Über e<strong>in</strong> Jahr lang? Sicher<br />
nicht. Sonst würden Sie nicht solchen hanebüchenen, migrantInnenfe<strong>in</strong>dlichen<br />
Blöds<strong>in</strong>n absondern, den ich sonst nur von e<strong>in</strong>er anderen<br />
politischen Richtung gewöhnt b<strong>in</strong>. Aber vielleicht gilt ja auch hier:<br />
„Les extrêmes se touchent.“<br />
„Antiislamische Rassisten“, „Rechtspopulisten“ oder „reaktionäre<br />
religiöse Fanatiker“ habe ich unter orientalischen Christen nie erlebt.<br />
Dafür sehr viele von echter christlicher Frömmigkeit erfüllte Menschen,<br />
denen Sie und Ihresgleichen nicht das Wasser reichen können.<br />
Im übrigen, werter Herr, s<strong>in</strong>d vor allem Armenier eher l<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong>gestellt,<br />
da sie sich noch an echte l<strong>in</strong>ke Humanisten wie Karl Liebknecht<br />
er<strong>in</strong>nern.<br />
Wenn Sie schon nach „Rechtspopulisten“ suchen, dann tun Sie das<br />
gefälligst bei den türkischen Ideologen von der DITIB über die<br />
Fundamentalisten Erdoğans bis zu den faschistoiden Kemalisten.<br />
Was dort an Chauv<strong>in</strong>ismus und Revisionismus geboten wird, haben<br />
me<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de, unsere orientalischen Geschwister und ich am<br />
eigenen Leib erlebt. Als wir am 1. Mai 2005 am Hohen Chor unserer<br />
12
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Kirche e<strong>in</strong> Mahnmal für die Opfer des Völkermordes an den<br />
Armeniern im osmanischen Reich e<strong>in</strong>weihten, sahen wir uns<br />
plötzlich 300 türkischen Nationalisten gegenüber, die uns beim<br />
Beten zusammenschrieen. – Aber e<strong>in</strong>e „Hürriyet“ reicht ja schon.<br />
„Die Türkei den Türken“ steht auf jedem Titel. Was würden Sie<br />
wohl sagen, wenn das über e<strong>in</strong>er deutschen Zeitung stände??? 1 Ganz<br />
richtig. Ich auch!<br />
Aber das ist ja noch eher harmlos gegenüber den Erfahrungen, die<br />
orientalische Christen, aber auch Juden, liberale Muslime, Sufis oder<br />
Alewiten, Drusen und Jeziden seit Jahrzehnten mit dem offiziellen<br />
orthodoxen Islam <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Spielarten, über Wahhabiten und<br />
Salafiten bis h<strong>in</strong> zum Islamismus machen. Lesen Sie eigentlich<br />
Zeitung? Wieviel Kopten s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den letzten Monaten<br />
ermordet worden! Wie ist die Situation <strong>in</strong> Pakistan? Wo werden Unschuldige<br />
ermordet, wenn irgendwo <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong> törichter<br />
Prediger den Koran verbrennt? Wie ist es <strong>in</strong> der Türkei, wo die<br />
Mutterorganisation der DITIB mit zu den Nutznießern der Enteignung<br />
des Klosters Mor Gabriel gehört? Ist das ke<strong>in</strong>e Gewalt, wenn<br />
im Irak oder anderswo christliche Frauen gezwungen werden, sich zu<br />
verschleiern? Fragen Sie doch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Christen oder Animisten<br />
aus dem Südsudan oder Nigeria, was der Ihnen wohl zur „Scharia“<br />
zu sagen hat. Da würden Sie schon etwas von Sklaverei und Völkermord<br />
hören.<br />
In fast allen islamischen Ländern werden Christen zum<strong>in</strong>dest<br />
diskrim<strong>in</strong>iert, und die gegenwärtigen Revolutionen wie <strong>in</strong> Ägypten,<br />
wo die Muslimbrüder wieder aus der Versenkung aufgetaucht s<strong>in</strong>d,<br />
haben die Sache wohl leider nicht besser gemacht.<br />
Und Sie wagen es, sich über e<strong>in</strong>e Kundgebung für Verfolgte zu<br />
mokieren und die Bilder von Gefolterten zu verspotten! Gerade<br />
durch Leute wie Sie, die sich durch Ihr Verschweigen, Vertuschen<br />
und Verharmlosen im Grunde nicht anders verhalten, als sich die<br />
reaktionäre kaiserliche Propaganda im Ersten Weltkrieg gegenüber<br />
der Armenierfrage verhielt, werden die orientalischen Christen <strong>in</strong> die<br />
Isolation getrieben – und das gilt genauso für die säkularen Muslime<br />
und Exmuslime, die sich oft e<strong>in</strong>sam aber tapfer <strong>in</strong> ihren Heimatländern<br />
oder bei uns der Scharia widersetzen. Sie, Herr Stoodt, und<br />
1 Geme<strong>in</strong>t ist natürlich: „Deutschland den Deutschen!“ (Anm. G.)<br />
13
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Ihre Pamphlete s<strong>in</strong>d mit dafür verantwortlich, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Teil dieses<br />
Schweigens, das ich seit langen Jahren <strong>in</strong> allen politischen und<br />
weltanschaulichen Lagern, vor allem im l<strong>in</strong>ksliberalen, erlebe, sobald<br />
die Situation der Christen im Orient zur Sprache kommt, und das<br />
teilweise (hoffentlich nicht bei Ihnen!) bis zur Leugnung des<br />
Genozids an den Armeniern und Aramäern reicht – so, als rieben<br />
sich Talaat Pascha und die anderen jungtürkischen Völkermörder <strong>in</strong><br />
der Hölle fröhlich die Hände, weil sich endlich ihr Herzenswunsch<br />
erfüllt hat: „La question arménienne n’existe plus!“<br />
E<strong>in</strong>e besonders absurde Form dieser Verharmlosung besteht dar<strong>in</strong>,<br />
wie <strong>in</strong> Frankfurt bei Ihrer Gegendemo geschehen, sich e<strong>in</strong> Plakat mit<br />
dem Satz „Religionsfreiheit ist unteilbar“ um den Hals zu hängen,<br />
um damit von der konkreten Not verfolgter Christen abzulenken. Ja,<br />
wer bezweifelt denn, daß Religionsfreiheit unteilbar ist? Und wer<br />
will hier bei uns Vertreter e<strong>in</strong>er verfolgten Religionen daran h<strong>in</strong>dern,<br />
für ihre Rechte zu demonstrieren? Außer Ihnen und Ihrem Grüppchen<br />
doch wohl niemand!<br />
Wenn Sie sich doch wenigstens mit dem Verschweigen und<br />
Verharmlosen begnügen würden! Aber Sie und Ihre l<strong>in</strong>ken Sektierer<br />
gehen ja noch weiter – ansche<strong>in</strong>end suchen Sie bei kommenden<br />
Veranstaltungen dieser Art die direkte Konfrontation. O Gott, Herr<br />
Pfarrer! Welche Demagogie! Welcher Haß! Wo stehen Sie<br />
eigentlich? Was haben Sie vor? Wollen Sie christliche MigrantInnen<br />
wirklich zusammenschreien? Wollen Sie Kreuze verbrennen, Plakate<br />
herunterreißen? Orientalische Bischöfe mit Eiern bewerfen?<br />
Möchten Sie sich tatsächlich auf e<strong>in</strong>e Stufe mit dem krakeelenden<br />
Mob <strong>in</strong> Pakistan und Afghanistan oder mit den brüllenden<br />
Nachfahren der Jungtürken begeben, die unsere Geme<strong>in</strong>de vor fast<br />
sechs Jahren niedergeschrieen haben?<br />
Und Sie wollen christlicher Pfarrer se<strong>in</strong>? Schämen Sie sich!<br />
Aber das ist wohl überhaupt Ihr Problem. Sie haben vergessen,<br />
daß Sie evangelischer Pfarrer s<strong>in</strong>d und Ihre Solidarität allen Leidenden,<br />
besonders aber den Mitchristen gilt. Das Evangelium Jesu<br />
Christi sche<strong>in</strong>t Ihnen e<strong>in</strong>e unbekannte Größe geworden zu se<strong>in</strong>. Statt<br />
dessen arbeiten Sie mit Gruppen zusammen, deren Gedankengut zum<br />
großen Teil auf dem atheistischen Marxismus beruht, <strong>in</strong> dessen<br />
kommunistischer Prägung Verbrecher wie Len<strong>in</strong>, Trotzki, Stal<strong>in</strong> oder<br />
14
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Mao-Tse-Tung Millionen Christen und andere Menschen ermordet<br />
oder <strong>in</strong> Lagern und Gefängnissen gequält haben. Insofern ist das<br />
Wort vom islamischen Kommunismus Ihnen und Ihren Genossen<br />
gegenüber durchaus nicht so verfehlt.<br />
Im Gegensatz zu Ihnen haben die Organisationen und Personen,<br />
die sich der verfolgten Christen angenommen haben, wahrhaft<br />
christlich gehandelt. Sie, me<strong>in</strong> Herr, sollten sich überhaupt an Frau<br />
Ste<strong>in</strong>bach e<strong>in</strong> Beispiel nehmen, die sich immer wieder für Verfolgte<br />
und Diskrim<strong>in</strong>ierte e<strong>in</strong>setzt und im Gegensatz zu Ihnen und Ihrem<br />
e<strong>in</strong>es Pfarrers unwürdigen Revoluzzergehabe noch weiß, was<br />
christliche Nächstenliebe ist. Ihnen kann ich nur dr<strong>in</strong>gend empfehlen,<br />
zu sich selbst ehrlich zu se<strong>in</strong> und sich zu entscheiden, ob Sie gemäß<br />
Ihrem Ord<strong>in</strong>ationsgelübde als evangelischer Pfarrer neu beg<strong>in</strong>nen<br />
oder aber als politischer Agitator weitermachen wollen. Sollte<br />
ersteres der Fall se<strong>in</strong>, würde ich mich für Sie freuen. Im letzteren<br />
Falle sollten Sie die Konsequenzen ziehen und Kirchensteuermittel<br />
nicht länger zu Ihrer gut dotierten Alimentierung mißbrauchen.<br />
Mit Lukas 15, 7 wünsche ich Ihnen die Gnade e<strong>in</strong>er von Gott<br />
gesegneten Umkehr und Bekehrung!<br />
Pfarrer Frank-Georg Gozdek<br />
zur Kenntnis an:<br />
Junge aramäische Union/ Kopten ohne Grenzen<br />
Freie Wähler Frankfurt, von deren Existenz ich erst durch Sie<br />
erfahren habe“<br />
Wie nicht anders zu erwarten, hat Herr Stoodt bis heute (27. April)<br />
nicht geantwortet. Freilich – so absurd uns die Anschauungen von<br />
Herrn Stoodt und Genossen ersche<strong>in</strong>en mögen, sosehr wir den Kopf<br />
schütteln über diese Verbrüderung von Marx und Mohammed, die<br />
über dem Kreuze Christi Freunde werden wie e<strong>in</strong>st Herodes und<br />
Pilatus (Lukas 23, 12): wir sollten um so mehr darauf achten, was<br />
der politisch-korrekte, kirchlich-gesellschaftlich verordnete<br />
Kuschelkurs gegenüber dem Islam für die verfolgten Christen im<br />
Orient bedeutet. Läßt sich doch <strong>in</strong>zwischen selbst der EKD-<br />
Ratsvorsitzende <strong>in</strong> bester marxistischer Geschichtsanalyse<br />
vernehmen: „Es sei e<strong>in</strong> ,Irrtum’ anzunehmen, dass der Islam oder<br />
andere Weltreligionen weniger am Frieden <strong>in</strong>teressiert seien als das<br />
15
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Christentum ... Gewaltausbrüche hätten <strong>in</strong> der Regel weder religiöse<br />
noch kulturelle Ursachen, sondern soziale oder wirtschaftliche.“ 2<br />
Pfr. Frank-Georg Gozdek<br />
Auf dem l<strong>in</strong>ken Auge bl<strong>in</strong>d?<br />
m 4. Juni wollen rechtsextreme Gruppen e<strong>in</strong>en Aufmarsch<br />
<strong>in</strong> <strong>Braunschweig</strong> veranstalten. Diese Ankündigung hat<br />
sofort e<strong>in</strong>e derartige Unruhe ausgelöst, daß man be<strong>in</strong>ahe<br />
glauben möchte, die Machtübernahme durch die Nazis stände<br />
unmittelbar bevor. Verschiedenste Bündnisse haben sich gebildet<br />
und planen e<strong>in</strong> vielfältiges Angebot von Aktionen gegen den<br />
angekündigten Neona-zi-Aufmarsch. Arbeitgeber, Gewerkschaften,<br />
Parteien, Kirchen, Interessenverbände, Menschen mit und ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund – alles, was <strong>in</strong> <strong>Braunschweig</strong> Rang und<br />
Namen hat, will sich den Rechtsextremen entgegensetzen. „Bunt<br />
stoppt Braun“ nennt sich e<strong>in</strong>e dieser Initiativen, deren Fäden nach<br />
der <strong>Braunschweig</strong>er Zeitung vom 31. März 20113 A<br />
bei der<br />
evangelischen Propstei zusam-menlaufen.<br />
Natürlich ist die Scheidung der Geister e<strong>in</strong>e der wesentlichen<br />
Aufgaben der Kirche. Sie muß im Namen Jesu gegen antichristliche,<br />
neuheidnische und völkische Ideologien Stellung beziehen und jeden<br />
Rassismus bekämpfen. Denn die Verheißung Gottes gilt allen Menschen.<br />
Vor Ihm gibt es ke<strong>in</strong>e guten und schlechten Rassen, sondern<br />
nur verdammte Sünder, die alle<strong>in</strong> durch Se<strong>in</strong>e Barmherzigkeit <strong>in</strong><br />
Jesus Christus gerettet werden. Das haben gerade konfessionell<br />
lutherische Theologen wie Hermann Sasse klar ausgesprochen und<br />
die Ideologie des Nationalsozialismus bereits zu e<strong>in</strong>er Zeit<br />
verworfen, als Genosse Ulbricht und Volksgenosse Goebbels <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> noch partiell zusammenarbeiteten.<br />
Genauso hellsichtig wie auf dem rechten Auge muß die Kirche<br />
auch auf dem l<strong>in</strong>ken se<strong>in</strong>. Auch das gehört mit zur Scheidung der<br />
2 ideaSpektrum 15.2011, S. 9: EKD-Ratsvorsitzender: Auch der Islam will<br />
Frieden<br />
3 S. 17: Jürgen Fiene: Firmen sammeln – 120000 Euro gegen Neonazi-Auf-<br />
marsch<br />
16
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Geister und ist e<strong>in</strong>e Konsequenz aus dem Evangelium. Jede Ideologie,<br />
jede politische Richtung ist ohne Vorbehalt an der Heiligen<br />
Schrift als dem unfehlbaren Wort Gottes und am Bekenntnis der<br />
Kirche – und ALLEIN an diesen beiden – zu messen.<br />
Genau das sche<strong>in</strong>t nicht zu geschehen. Denn bei „Bunt stoppt<br />
Braun“ ist – wieder nach der <strong>Braunschweig</strong>er Zeitung vom 31. März<br />
– auch das „Bündnis gegen Rechts“ vertreten. Nach dem von diesem<br />
Bündnis veröffentlichten Aufruf: „DEN NAZIAUFMARSCH<br />
STOPPEN!“ gehören ihm u.a. folgende Gruppen an: Antifas, Bündnis90/DIE<br />
GRÜNEN, die DKP, die Homosexuelle Unigruppe <strong>Braunschweig</strong>,<br />
die LINKE und Gruppen der L<strong>in</strong>ksjugend [`solid].<br />
Das aber s<strong>in</strong>d nun teilweise genau die Gruppen, die seit e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren verstärkt gegen gläubige Christen auftreten. So gegen die<br />
Kundgebungen der Lebensrechtsbewegung, wo sie am liebsten die<br />
1000 Kreuze für das Leben <strong>in</strong> die Spree würfen, wie ich es <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
selbst erlebt habe. Es s<strong>in</strong>d weiter Kräfte mit dabei, die am liebsten<br />
alle Kreuze aus dem öffentlichen Bereich entfernen möchten, die<br />
gegen die Heiligung des Karfreitags auftreten oder mit Marx und<br />
Mohammed gegen verfolgte Christen demonstrieren. Es s<strong>in</strong>d Kräfte<br />
und Parteien, die aufgrund ihres veralteten marxistisch-materialistischen<br />
Weltbildes scharfe antichristliche Attacken reiten oder die<br />
Me<strong>in</strong>ungsfreiheit von Christen bekämpfen, sobald diese das Wort<br />
Gottes e<strong>in</strong>er von gesellschaftlichen Interessengruppen verordneten<br />
politischen Korrektheit vorziehen und z.B. <strong>in</strong> Fragen der Homosexualität,<br />
der Abtreibung oder der Gender-Ideologie die Gebote<br />
Gottes öffentlich bezeugen. Marburg und se<strong>in</strong> Seelsorgekongreß,<br />
Bremen mit dem Christival, Berl<strong>in</strong> und die 1000 Kreuze für das<br />
Leben, Frankfurt und der E<strong>in</strong>satz für verfolgte Christen – das s<strong>in</strong>d<br />
nur e<strong>in</strong>ige Stationen, auf denen diese l<strong>in</strong>ken, grünen, schwulen und<br />
atheistischen Kreise ihre Fe<strong>in</strong>dschaft gegen das Evangelium Jesu<br />
Christi öffentlich zur Schau gestellt und mitunter ziemlich laut und<br />
ohne jedes Niveau herausgegrölt haben.<br />
Mit solchen antichristlichen Gruppen kann es ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>samen<br />
Aktionen geben, auch nicht „gegen Rechts“. Hier gilt: Welche<br />
Geme<strong>in</strong>schaft haben Christus und Belial, Licht und F<strong>in</strong>sternis,<br />
Glaube und Unglaube (2. Kor<strong>in</strong>ther 6, 15).<br />
Pfr. Per-Anders Grunnan (Schweden)<br />
17
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Worum es beim Kirchenkampf geht<br />
Den folgenden Leitartikel schrieb Per-Anders Grunnan, schwedischer<br />
Pfarrer und Redaktionssekretär des kirchlichen Wochenblattes<br />
„Kyrka och Folk“ (Organ des schwedischen „Bundes für evangelisch-lutherischen<br />
Glauben“) <strong>in</strong> der Nummer 13/2011 dieses Blattes.<br />
Übs. D.<br />
Mißdeutungen tauchen <strong>in</strong> der öffentlichen Me<strong>in</strong>ung immer<br />
wieder auf. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür ist, daß man für die<br />
Bekenntnistreuen die Bezeichnungen wie „Frauenord<strong>in</strong>ationsgegner“<br />
oder „Homofe<strong>in</strong>de“ verwendet. Bezeichnungen wie<br />
diese können die Gedanken fehl leiten. Wenn man nicht das Ganze<br />
sieht, wofür z.B. „Kyrka och Folk“ steht, kann auf die Idee kommen,<br />
daß es nur diese e<strong>in</strong>zelnen Fragen seien, deren man sich annehme,<br />
dann sei alles gut. Aber das ist ja nicht wahr.<br />
Um e<strong>in</strong> Gesamtbild zu bekommen, müssen wir auf das Grundproblem<br />
e<strong>in</strong>gehen. Dies ist die verführerische Frage an Eva: „Sollte<br />
Gott gesagt haben?“ Diese Frage führte zum Sündenfall, der den<br />
Menschen dah<strong>in</strong> brachte, daß er von Natur aus Gott mißtraut und<br />
gegen se<strong>in</strong>en Willen mit ihm <strong>in</strong> Gedanken, Worten und Werken<br />
bricht. Wir werden mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> uns wohnenden Widerwillen gegen<br />
unseren Schöpfer und e<strong>in</strong>er gefallenen Vernunft <strong>in</strong> geistlichen<br />
Fragen geboren. Dies hat se<strong>in</strong>erseits dazu geführt, daß sich der<br />
Mensch aus eigenen Gedanken heidnische Religionen oder private<br />
Gottesvorstellungen bildet, die für e<strong>in</strong>e Zeit lang passen: Brauchte<br />
man Regen, wandte man sich an Wettergötter, brauchte man<br />
Kriegsglück, fand man e<strong>in</strong>en Kriegsgott, hatte man nach dem Tod<br />
der Eltern und Großeltern Sehnsucht nach diesen, kam man darauf,<br />
daß man die Geister der Ahnen f<strong>in</strong>den müsse. Seit der Zeit der<br />
Aufklärung und danach hat man sich der Auffassung angeschlossen,<br />
daß es zwar möglicherweise e<strong>in</strong>en Schöpfer geben könne, aber se<strong>in</strong>e<br />
Wirkung auf uns sei lediglich, uns gute Moral und Geborgenheit zu<br />
geben. Und als später die Ethik den Menschen nicht erfüllte, begann<br />
man, sich e<strong>in</strong>e eigene Komb<strong>in</strong>ation von Wertmaßstäben zusammen<br />
zu suchen.<br />
18
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Was ist das Geme<strong>in</strong>same aller dieser Irrlehren? Ja, daß man die<br />
Vernunft über Gottes Wort stellt. Das Christentum aber ist se<strong>in</strong>em<br />
Wesen nach e<strong>in</strong>e Offenbarungsreligion. Der e<strong>in</strong>e Gott, den es gibt,<br />
hat nicht nur uns erschaffen, sondern erhält uns auch Tag für Tag,<br />
lenkt die Geschichte und hilft uns mit se<strong>in</strong>er Vorsehung durch das<br />
Leben. Zugleich ist er der Gott der Erlösung, der, als die Zeit gekommen<br />
war, se<strong>in</strong>en Sohn <strong>in</strong> die Welt sandte, um die Menschheit von aller<br />
Sünde zu befreien. Wer Jesus sieht, sieht Gott. Durch se<strong>in</strong>en<br />
Geist redet er zu uns durch die Schreiber der Heiligen Schrift. Hier<strong>in</strong><br />
liegt der große Unterschied zu allen menschlichen religiösen E<strong>in</strong>fällen:<br />
Der e<strong>in</strong>e wahre Gott ist nicht stumm, sondern gibt se<strong>in</strong>en Willen<br />
und se<strong>in</strong> Heil uns Menschen durch se<strong>in</strong> Wort zu erkennen. Christus<br />
alle<strong>in</strong> starb für uns und kaufte uns damit frei. Jedes Mal, wenn sich<br />
der Mensch <strong>in</strong> der Geschichte vom Wort Gottes abwandte, geschah<br />
e<strong>in</strong> Abfall. Aber <strong>in</strong> diesem Zustand des Abfalls hat man manchmal<br />
doch versucht, die entstandene Leere statt mit Gott mit etwas anderem<br />
auszufüllen, mit etwas, was man sich selbst zusammen fantasierte.<br />
Aus gesellschaftlicher Perspektive kann der Staat so etwas<br />
nicht verh<strong>in</strong>dern, sondern läßt der Bevölkerung auch <strong>in</strong> geistlichen<br />
D<strong>in</strong>gen. Aufgabe der Kirche ist es dagegen, vom Worte Gottes her<br />
den Weg zum Himmel zu weisen.<br />
Aber was geschieht dann, wenn die Kirche selbst auf Grund<br />
menschlichen Beschlusses verkündigt und handelt im Gegensatz zur<br />
Offenbarung? Ja, dann beg<strong>in</strong>nt man e<strong>in</strong> neues Gespräch mit der<br />
Schlange und die weiß, an unsere gefallene Vernunft zu appellieren.<br />
Gott kann doch nicht geme<strong>in</strong>t haben, die Frau dürfe nicht im Gottesdienst<br />
predigen oder <strong>in</strong> unserer aufgeklärten Zeit Pastor se<strong>in</strong>? Gott<br />
kann doch nicht geme<strong>in</strong>t haben, junge Menschen sollten enthaltsam<br />
leben bis sie heiraten? Warum soll Christus der e<strong>in</strong>zige Weg zu Gott<br />
se<strong>in</strong>? Warum sollen nur e<strong>in</strong>e Frau und e<strong>in</strong> Mann mit e<strong>in</strong>ander die<br />
e<strong>in</strong>gehen dürfen? Warum soll man auch den ungeborenen K<strong>in</strong>dern<br />
die Menschenwürde zuerkennen – sie können ja nicht protestieren,<br />
wenn wir sie abtreiben? Warum sollten wir nicht das Christentum im<br />
S<strong>in</strong>ne des marxistischen, fem<strong>in</strong>istischen Zeittrends umdeuten können?<br />
Wenn Menschen <strong>in</strong> der Kirche so <strong>in</strong> den Dialog mit den Geistesmächten<br />
der F<strong>in</strong>sternis e<strong>in</strong>treten, führt das e<strong>in</strong>e zum andern und zum<br />
19
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Schluß verbleiben überhaupt nur noch die äußeren Strukturen e<strong>in</strong>er<br />
christlichen Kirche. E<strong>in</strong>e Kirche oder e<strong>in</strong> Verkündiger, der über das,<br />
was Gott befahl und was er für uns tat, bleibt nicht mehr e<strong>in</strong><br />
Werkzeug des Heiligen Geistes. Wenn man außerdem das Böse als<br />
etwas Gutes darstellt und das Gute als etwas Verachtenswertes wird<br />
man zum Werkzeug Satans. Man leitet die Menschen von Gottes<br />
Wort weg und von der e<strong>in</strong>zigen Wahrheit, die den Seelen wirkliche<br />
Erlösung vom Teufel, der Welt und unserm eigenen Fleisch geben<br />
kann.<br />
Während wir über diese Fragen schreiben, haben wir die ganze<br />
Zeit e<strong>in</strong>e Sache vor unseren Augen: So weit wie möglich bewußt zu<br />
machen, die Lügen der F<strong>in</strong>sternis und des Zeitgeistes zu durchschauen<br />
und h<strong>in</strong>zuweisen auf ihn, der das Licht Welt ist und der e<strong>in</strong>zige<br />
Erlöser – Jesus Christus. Daß z. B. so viel über das Amt und die<br />
Ehe diskutiert wird, beruht nicht darauf, daß man bestreitet, daß<br />
Männer und Frauen gleich viel wert s<strong>in</strong>d oder daß man e<strong>in</strong>e Art Phobie<br />
habe. Es beruht auch nicht darauf, daß gerade diese Fragen von<br />
zentralerer Natur s<strong>in</strong>d als andere, sondern weil sie Punkte s<strong>in</strong>d, bei<br />
denen die Treue zu Christus <strong>in</strong> unserem kirchlichen Kontext besonders<br />
auf die Probe gestellt wird. Manche Streitfragen s<strong>in</strong>d eigentlich<br />
nur e<strong>in</strong> Symptom für das größere Problem, daß man me<strong>in</strong>t, man<br />
könne sich der Heiligen Schrift als Richtschnur unterwerfe, wenn es<br />
e<strong>in</strong>em gerade paßt. Wenn das geschieht, ist e<strong>in</strong>e Reformation nötig,<br />
e<strong>in</strong>e Seelenprüfung und Bußpredigt, d.h. angesichts dessen, daß<br />
Christus bei uns zu kurz kommt, wie er bei uns groß werden kann.<br />
Nur <strong>in</strong> Gottes Wort haben wir die Verheißungen der Sündenvergebung<br />
und wenn man se<strong>in</strong>e Sünde bereut und empfängt Jesu Gnade<br />
wird, wird auch das geistliche Leben erneuert. Wer sich hier <strong>in</strong> der<br />
Zeit selbst verurteilt, hat nichts zu befürchten am Tage des Gerichtes.<br />
Dies gilt, sowohl wenn wir gegen Gottes Wort gehandelt wie auch<br />
wenn wir gegen Gottes Wort gelehrt haben. Ja, es geht darum, für<br />
den Glauben zu kämpfen, der e<strong>in</strong> für allemal den Heiligen übergeben<br />
wurde.<br />
Der Mörl<strong>in</strong>-Vere<strong>in</strong> lädt e<strong>in</strong>:<br />
20
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Tage der Bes<strong>in</strong>nung vom 21.-23. Juni 2011<br />
im Schloß Mansfeld/Sachsen-Anhalt<br />
Liebe Freunde!<br />
Hiermit lade ich Sie herzlich zur Teilnahme an den Tagen der<br />
Bes<strong>in</strong>nung 2011 unseres Mörl<strong>in</strong>-Vere<strong>in</strong>s e<strong>in</strong> und teile Ihnen<br />
zugleich das Programm mit.<br />
Ich bitte Sie, sich zur Teilnahme möglichst bis zum 20. Mai<br />
anzumelden.<br />
Das Programm (Änderungen vorbehalten):<br />
Dienstag, 21. Juni 2011<br />
Bis 17.00 Uhr E<strong>in</strong>treffen auf Schloß Mansfeld,<br />
18 Uhr Abendessen<br />
Geselliges Beisammense<strong>in</strong><br />
Gegen 21 Uhr Complet (liturgisches Nachtgebet)<br />
Mittwoch, 22. Juni 2011<br />
8.30 Uhr Frühstück<br />
9 Uhr Mette (Morgengebet)<br />
10.00 Uhr 1. Vortrag und Aussprache:<br />
Pfr. F.-G. Gozdek:<br />
Valent<strong>in</strong> Ernst Löscher – Vater und Lehrer der lutherischen<br />
Kirche<br />
Löscher – geb. am 29.12.1673 <strong>in</strong> Sondershausen, gest. 12.02.1749 <strong>in</strong><br />
Dresden – für den der orthodoxe lutherische Glaube Herzensanliegen<br />
war, kämpfte als letzter großer Verfechter der lutherischen Orthodoxie<br />
gegen Pietismus und Aufklärung, den römischen Katholizismus<br />
und die Lehre der reformierten Kirche (Zw<strong>in</strong>glianer und Calv<strong>in</strong>isten).<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
15 Uhr 2. Vortrag und Aussprache:<br />
Pfr .J.-R. Nothhaas (orthodox):<br />
Zelebration „versus populum “ -- E<strong>in</strong>e Konsequenz der Scholastik<br />
21
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Die Frage der H<strong>in</strong>wendung des Priesters (Pastors)zur Geme<strong>in</strong>de<br />
während des Gottesdienstes, auch bei der Feier des hl. Altarsakramentes,<br />
ist nicht nur <strong>in</strong> der röm.-kath. Kirche, sondern auch zum<br />
großen Teil <strong>in</strong> der ev. Kirche aktuell. P. Nothhaas, als Priester der<br />
russisch – orthodoxen Kirche, wird mit diesem Vortrag E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong><br />
das „Für “ und „Wider “ dieser Haltung vermitteln.<br />
17.15 Vesper (liturgische Abendandacht)<br />
18 Uhr Abendessen<br />
19 Uhr 3. Vortrag und Aussprache:<br />
Kantor H. Weidt:<br />
Das deutsche Kirchenlied der Reformation und Gegenreformation<br />
und se<strong>in</strong>e Bedeutung für den Gottesdienst.<br />
Es wird u.a. aufgezeigt werden, welchen E<strong>in</strong>fluss das Kirchenlied der<br />
Reformation – das bis dah<strong>in</strong> so <strong>in</strong> der Kirche nicht <strong>in</strong> Gebrauch war<br />
– auch auf die Liturgie der röm.–kath. Kirche ausübte.<br />
Gegen 21 Uhr Complet (liturgisches Nachtgebet)<br />
Donnerstag, 23. Juni 2011 -Fronleichnamstag<br />
8.30 Uhr Frühstück<br />
10 Uhr Hl. Messe zum Fronleichnamstag<br />
12 Uhr Mittagessen<br />
Nachmittags: Exkursion zum Mansfeld Museum <strong>in</strong> Hettstedt<br />
Das Museum hat se<strong>in</strong>en Sitz im rekonstruierte barocken „Humboldtschlößchen"<br />
im Hettstedter Ortsteil Burgörner-Altdorf. Hier lernte<br />
Wilhelm von Humboldt se<strong>in</strong>e spätere Frau Carol<strong>in</strong>e von Dacheröden<br />
kennen, und nach ihrer Heirat 1791 verbrachte beide e<strong>in</strong>ige Jahre <strong>in</strong><br />
Burgörner. Seit Ende des vorige Jahrhunderts gehörte das Schloß<br />
der Mansfeldsche Kupferschiefer bauende Gewerkschaft (später<br />
Mansfeld AG). In se<strong>in</strong>er ständigen Ausstellung ermöglicht das Museum<br />
E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die schwere Arbeit der Mansfelder Berg- und<br />
Hüttenleute und zeigt unter anderem bergmännisches Gerät und<br />
Geleucht, Münzen der Grafschaft Mansfeld und Ausbeutemedaillen<br />
sowie se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Sammlung zur Geologie und M<strong>in</strong>eralogie<br />
der Kupferschiefer-Lagerstätte.<br />
Alternative: Novalisschloss <strong>in</strong> Oberwiederstedt – (Novalis-Museum).<br />
Hier wurde am 2. Mai 1772 Georg Philipp Friedrich Freiherr von<br />
Hardenberg (genannt Novalis) geboren. E<strong>in</strong>e Dauerausstellung<br />
<strong>in</strong>formiert über se<strong>in</strong> Leben und se<strong>in</strong>e Schriften.<br />
22
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
18 Uhr Abendessen<br />
Geselliges Zusammense<strong>in</strong>.<br />
Gegen 21 Uhr Complet (liturgisches Nachtgebet)<br />
Freitag, 24. Juni 2011 (Tag Johannes des Täufers)<br />
8.30 Uhr Frühstück<br />
9 Uhr Mette (Morgengebet) mit Reisesegen<br />
Abreise<br />
Alle Gottesdienste f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der historischen (gotischen)<br />
Schloßkapelle)statt.<br />
Teilnahmebed<strong>in</strong>gungen:<br />
Dauerteilnehmer -Teilnahme an allen Tagen der Bes<strong>in</strong>nung:<br />
Da die Zahl der Dauerteilnehmer auf 20 Personen begrenzt ist dürfte<br />
rechtzeitige Voranmeldung ratsam se<strong>in</strong>. Die Anmeldung erfolgt mit<br />
der Bezahlung des Tagungsbeitrags.<br />
E<strong>in</strong>zelzimmer: 104,--€ pro Person <strong>in</strong>cl. Mahlzeiten, Bettwäsche und<br />
Handtücher<br />
Doppelzimmer: 80,--€ pro Person <strong>in</strong>cl. Mahlzeiten, Bettwäsche und<br />
Handtücher<br />
Es wird gebeten, nach E<strong>in</strong>treffen die Zimmer nur nach Zuweisung zu<br />
beziehen.<br />
Sonderwünsche betr. Unterbr<strong>in</strong>gung etc. bitte rechtzeitig vorbr<strong>in</strong>gen!<br />
Tagesteilnehmer -Teilnahme an e<strong>in</strong>zelnen Tagen der Bes<strong>in</strong>nung:<br />
Es ist auch möglich, nur an e<strong>in</strong>zelnen Tagen teilzunehmen. Gäste,<br />
die also nur e<strong>in</strong>en oder e<strong>in</strong>en halben Tag teilnehmen wollen (also<br />
ke<strong>in</strong>e Übernachtung benötigen),s<strong>in</strong>d willkommen, werden aber -<br />
wegen der Teilnahme an den Mahlzeiten – gebeten, sich ebenfalls<br />
anzumelden.<br />
Die Teilnahmepreise werden durch e<strong>in</strong>en Zuschuß aus der Kasse des<br />
Mörl<strong>in</strong>-Vere<strong>in</strong>s. e.V.<br />
niedrig gehalten. Der Teilnahmepreis mit der Anmeldung wird auf<br />
folgendes Konto erbeten:<br />
Mörl<strong>in</strong>-Vere<strong>in</strong> e.V.: Nord/LB Nr. 142190 (BLZ 25050000)<br />
Anreise: Es werden – soweit möglich – Fahrgeme<strong>in</strong>schaften gebildet.<br />
Autofahrer – <strong>in</strong>sbesondere aus dem <strong>Braunschweig</strong>er Raum – werden<br />
gebeten, Mitfahrer mitzunehmen.<br />
23
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Den Mitfahrern wird die Abfahrtszeit rechtzeitig mitgeteilt.<br />
In der Vorfreude auf e<strong>in</strong> Wiedersehen <strong>in</strong> Mansfeld grüßt Sie<br />
Ihr<br />
Pastor Diestelmann<br />
„Zahl, Zeit und Raum<br />
im Licht von Gottes Wort“<br />
SELK: „Pro Ecclesia“ tagte <strong>in</strong> Hannover<br />
Hannover, 2.4.2011 – selk_news – In den Räumen der Bethlehemsgeme<strong>in</strong>de<br />
Hannover der Selbständigen Evangelisch-<strong>Luther</strong>ischen<br />
Kirche (SELK) traf sich am vergangenen Montag die Theologische<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft „Pro Ecclesia“ zu ihrer turnusmäßigen Zusammenkunft.<br />
„In der Theologischen Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft beten und<br />
arbeiten Theologen mite<strong>in</strong>ander, die der Selbständigen Evangelisch-<br />
<strong>Luther</strong>ischen Kirche angehören“, heißt es <strong>in</strong> den Statuten von „Pro<br />
Ecclesia“. Bei ihrem Treffen <strong>in</strong> Hannover konnte die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
viele Gäste begrüßen, sowohl Theologen aus Südafrika und<br />
den USA als auch Geme<strong>in</strong>deglieder der umliegenden SELK-Geme<strong>in</strong>den.<br />
Rund 60 Teilnehmende waren gekommen, um e<strong>in</strong>en Vortrag<br />
von Prof. em. Dr. Re<strong>in</strong>hard Slenczka (Erlangen) zu hören.<br />
Slenczka war Professor für Systematische Theologie <strong>in</strong> Bern/<br />
Schweiz, Heidelberg und Erlangen. Der für klare Positionierungen<br />
auf der Grundlage der lutherischen Bekenntnisschriften bekannte<br />
Theologe war gebeten worden, zum Thema Eschatologie, der Lehre<br />
von den Letzten D<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>en Vortrag zu halten. Unter dem Titel<br />
„Zahl, Zeit und Raum im Licht von Gottes Wort“ führte er die<br />
Zuhörerschaft <strong>in</strong> vier Schritten <strong>in</strong> die Weite der biblischen Welt- und<br />
Gotteserkenntnis e<strong>in</strong>. Mit der Unterscheidung von Gott als Subjekt<br />
oder Objekt der menschlichen Erkenntnis wurde verdeutlicht, dass<br />
der Mensch nicht von Gott und über Gott reden könne. Gotteserkenntnis<br />
folge alle<strong>in</strong> aus der Selbstoffenbarung Gottes. Darum sei<br />
Gottes Wort nicht zeitbed<strong>in</strong>gt und auch nicht zeitgemäß auszulegen,<br />
24
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
sondern vielmehr sei das Wort selbst zeitbed<strong>in</strong>gend. Es wurde deutlich:<br />
Gott bleibt Herr, Erlöser und Richter aller Welt und Menschen.<br />
Dem Vortrag folgte e<strong>in</strong>e angeregte und engagierte Diskussion der<br />
Teilnehmenden.<br />
Am Nachmittag der Tagung beschäftigte sich die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
mit aktuellen theologischen Themen. Besonderen Raum<br />
nahmen die Vorgänge um die Berufung e<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>de<br />
Freiburg i. Br. der Evangelisch-<strong>Luther</strong>ischen Kirche <strong>in</strong> Baden<br />
(ELKiB) e<strong>in</strong>. Seitdem die ELKiB im Jahr 1994 die Ord<strong>in</strong>ation von<br />
Frauen freigegeben hat, ist seitens der SELK h<strong>in</strong>sichtlich der Kirchengeme<strong>in</strong>schaft<br />
zu dieser Schwesterkirche festgelegt worden, wie<br />
dieser Regelung Rechnung zu tragen ist (selk_news berichtete).<br />
Die SELK selbst hat <strong>in</strong> ihrer Grundordnung festgelegt, dass das<br />
Amt der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung nur Männern<br />
übertragen werden kann und bef<strong>in</strong>det sich seit längerer Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Beratungsprozess über diese Regelung.<br />
Die Teilnehmer der Tagung <strong>in</strong> Hannover waren sich e<strong>in</strong>ig, dass<br />
die nun erfolgte erste Berufung e<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Pfarramt der ELKiB<br />
im Verhältnis der Kirchen e<strong>in</strong>e neue Situation darstelle. So wurde<br />
von den Teilnehmern e<strong>in</strong>er offener Brief an den Super<strong>in</strong>tendenten<br />
der ELKiB, Christof Schorl<strong>in</strong>g (Freiburg i. Br.), verfasst. Dar<strong>in</strong> wird<br />
betont, dass die Unterzeichner <strong>in</strong> der Berufung e<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> das Amt<br />
der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung, das Christus<br />
gestiftet hat, e<strong>in</strong>en Verstoß gegen klare apostolische Weisungen<br />
sehen. „Dieser Verstoß zeigt nicht nur e<strong>in</strong> gebrochenes Verhältnis<br />
zur Hl. Schrift an, sondern ist unvere<strong>in</strong>bar mit dem evangelischlutherischen<br />
Verständnis des Pfarramtes als Hirtenamt“. Die Tragweite<br />
dieser Berufung wird mit folgenden Worten umschrieben: „Mit<br />
der Ord<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> das Amt der Kirche ist e<strong>in</strong> Sachverhalt<br />
gegeben, der das Evangelium selbst betrifft: Denn dieses will legitim,<br />
rechtens und <strong>in</strong> Vollmacht verkündigt und gehandelt werden.<br />
Dies ist nach dem Willen und Gebot des Herrn Jesus Christus durch<br />
e<strong>in</strong>e Frau nicht möglich. In diesem S<strong>in</strong>ne ist zweifelhaft, ob die<br />
durch e<strong>in</strong>e Frau verwalteten Sakramente stiftungsgemäß und gültig<br />
s<strong>in</strong>d.“ Darauf erklären die Unterzeichner, dass das Handeln der<br />
ELKiB es den Unterzeichnern, „auf der Grundlage von Artikel 7,2<br />
25
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
der Grundordnung der SELK <strong>in</strong> Zusammenhang mit Artikel 7,1 und<br />
<strong>in</strong> der B<strong>in</strong>dung der Gewissen an die Autorität der Hl. Schrift und das<br />
evangelisch-lutherische Bekenntnis“ unmöglich mache, mit der<br />
ELKiB „Kanzel- und Abendmahlsgeme<strong>in</strong>schaft zu praktizieren.“ Der<br />
volle Wortlaut dieses Offenen Briefes und die Liste der Unterzeichner<br />
kann auf der Homepage der Christusgeme<strong>in</strong>de Nettelkamp<br />
der SELK unter Download/Dokumentationen abgerufen werden:<br />
www.selk-nettelkamp.de/<strong>in</strong>dex.php?navID=1000. Dort s<strong>in</strong>d auch<br />
Kontaktadressen für Interessierte angegeben.<br />
Weitere Themen aus dem kirchlichen Leben der SELK wurden<br />
behandelt. Die Tagung wurde von Mette und Vesper gerahmt. Neben<br />
der theologischen Arbeit nahm das Gebet für die Kirche und auch die<br />
Pflege der Bruderschaft e<strong>in</strong>en weiten Raum e<strong>in</strong>.<br />
Erstmals Pfarrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> der ELKiB<br />
SELK-Bischof richtet Rundschreiben<br />
an Pfarrer und Geme<strong>in</strong>den<br />
Wie bereits oben im Bericht über die Tagung der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
„Pro Ecclesia“ erwähnt, hat die „Evangelisch-<strong>Luther</strong>ische<br />
Kirche <strong>in</strong> Baden“ nach der 1994 e<strong>in</strong>geführten<br />
Frauenord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt die Pfarrstelle <strong>in</strong><br />
Freiburg mit e<strong>in</strong>er Pfarrer<strong>in</strong> besetzt. Wir enthalten uns jeden weiteren<br />
Kommentars und beschränken uns darauf, den Bericht der<br />
selk_news und den „Offenen Brief an den Super<strong>in</strong>tendenten der<br />
ELKiB“ wiederzugeben. E<strong>in</strong>e Anmerkung sei uns allerd<strong>in</strong>gs erlaubt:<br />
e<strong>in</strong>e lutherische Bekenntniskirche mit Frauenord<strong>in</strong>ation ersche<strong>in</strong>t<br />
uns als e<strong>in</strong> Widerspruch <strong>in</strong> sich. Wir fragen uns, wor<strong>in</strong> eigentlich<br />
noch der Unterschied zur Badischen Landeskirche besteht und was<br />
vom lutherischen Bekenntnis <strong>in</strong> der ELKiB übrigbleiben wird, wenn<br />
<strong>in</strong> Freiburg e<strong>in</strong>e Pfarrer<strong>in</strong> den Dienst versieht, die auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
reformierten Geme<strong>in</strong>de tätig war und sich ansche<strong>in</strong>end dazu berufen<br />
fühlt, das <strong>Luther</strong>tum überall dort im <strong>Luther</strong>ischen Weltbund (LWB)<br />
mit der Frauenord<strong>in</strong>ation zu beglücken, wo es bislang noch rechtgläubig<br />
zug<strong>in</strong>g (s. dazu unten im „Offenen Brief“). G.<br />
26
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Freiburg/Hannover, 1.4.2011 – selk_news – Die Kirchenleitung<br />
und das Kollegium der Super<strong>in</strong>tendenten der Selbständigen Evangelisch-<strong>Luther</strong>ischen<br />
Kirche (SELK) beschäftigten sich auf ihrer Frühjahrstagung<br />
vom 24. bis zum 26. März <strong>in</strong> Bergen-Bleckmar (Kreis<br />
Celle) mit der Berufung von Cornelia Hübner als Pfarrer<strong>in</strong> der<br />
Geme<strong>in</strong>de Freiburg der Evangelisch-<strong>Luther</strong>ischen Kirche <strong>in</strong> Baden<br />
(ELKiB), mit der die SELK <strong>in</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>schaft steht.<br />
Am 2. März hatte die Geme<strong>in</strong>devertretung der Freiburger ELKiB-<br />
Geme<strong>in</strong>de Hübner als Pfarrer<strong>in</strong> auf die zweite Pfarrstelle berufen.<br />
Inzwischen hat sie diese Berufung angenommen. Pfarrer<strong>in</strong> Hübner<br />
arbeitete zuletzt <strong>in</strong> den Niederlanden <strong>in</strong> der lutherischen Regionalgeme<strong>in</strong>de<br />
Almere Flevoland und <strong>in</strong> der reformierten Geme<strong>in</strong>de<br />
Almere Haven, wie im Geme<strong>in</strong>debrief der ELKiB-Geme<strong>in</strong>de<br />
Freiburg berichtet wurde.<br />
Die Berufung erfolgte auf der Grundlage e<strong>in</strong>es Synodalbeschlusses<br />
der ELKiB aus dem Jahr 1994 zur E<strong>in</strong>führung der<br />
Ord<strong>in</strong>ation von Frauen, der bisher noch nicht umgesetzt worden war.<br />
Da die Grundordnung der SELK die Ord<strong>in</strong>ation von Frauen<br />
ausschließt, hatte die Kirchensynode der SELK bereits im Jahr 2003<br />
beschlossen, dass bis zum Abschluss des Klärungsprozesses zur<br />
Ord<strong>in</strong>ation von Frauen <strong>in</strong>nerhalb der SELK für die bestehende<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>schaft mit der ELKiB gelte: „Im Rahmen der<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>schaft ist das Amtieren e<strong>in</strong>er ord<strong>in</strong>ierten Frau <strong>in</strong> der<br />
SELK oder e<strong>in</strong>es Pfarrers der SELK zusammen mit e<strong>in</strong>er ord<strong>in</strong>ierten<br />
Frau nicht möglich. E<strong>in</strong> Praktizieren der Kirchengeme<strong>in</strong>schaft kann<br />
während des Klärungsprozesses <strong>in</strong> den zuständigen Gremien der<br />
SELK und während des zwischenkirchlichen Gesprächs nicht<br />
e<strong>in</strong>gefordert werden.“<br />
Der leitende Geistliche der SELK, Bischof Hans-Jörg Voigt<br />
(Hannover), erklärte im Anschluss an die Beratungen der Kirchenleitung<br />
und des Kollegiums der Super<strong>in</strong>tendenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rundschreiben<br />
an die Pfarrer und Geme<strong>in</strong>den der SELK, dass er die<br />
Praxis der Ord<strong>in</strong>ation von Frauen für „nicht katholisch im<br />
eigentlichen Worts<strong>in</strong>n“ halte, da sie dem widerspreche, „was zu allen<br />
Zeiten und an allen Orten aus der Heiligen Schrift geglaubt worden<br />
ist“. Zugleich rief Voigt die Geme<strong>in</strong>den der SELK auf, die <strong>in</strong>ner-<br />
27
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
kirchlichen Spannungen nicht zu verstärken. Dabei unterbreitete er<br />
den Vorschlag, sich <strong>in</strong> nächster Zeit „der theologischen und<br />
geistlichen Frage nach der E<strong>in</strong>heit der Kirche, ihrem Wert und ihren<br />
Bed<strong>in</strong>gungen verstärkt“ zuzuwenden und dabei nicht nachzulassen<br />
„im Gebet um die E<strong>in</strong>heit der Kirche, die seit ihren Anfängen<br />
gefährdet war und dennoch <strong>in</strong> Christus immer schon vor uns liegt.“<br />
Offener Brief<br />
an den Super<strong>in</strong>tendenten der ELKiB<br />
Auch wenn wir ke<strong>in</strong>e Pfarrer der SELK s<strong>in</strong>d und den folgenden<br />
„Offenen Brief“ nicht mit unterzeichnen können,<br />
erklären sich der jetzige und der vorherige Herausgeber<br />
des <strong>Brüdern</strong>rundbriefes, Pfarrer Frank-Georg Gozdek und Pfarrer<br />
Jürgen Diestelmann, mit den Verfassern solidarisch und stimmen<br />
den Ausführungen zu. Vor allem danken wir für die theologische<br />
Klarheit, mit der noch e<strong>in</strong>mal das grundlegende Problem zur<br />
Sprache kommt, das sich durch die Frauenord<strong>in</strong>ation stellt: „Mit der<br />
Ord<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> das Amt der Kirche ist e<strong>in</strong> Sachverhalt<br />
gegeben, der das Evangelium selbst betrifft: Denn dieses will<br />
legitim, rechtens und <strong>in</strong> Vollmacht verkündigt und gehandelt<br />
werden. Dies ist nach dem Willen und Gebot des Herrn Jesus<br />
Christus durch e<strong>in</strong>e Frau nicht möglich. In diesem S<strong>in</strong>ne ist<br />
zweifelhaft, ob die durch e<strong>in</strong>e Frau verwalteten Sakramente<br />
stiftungsgemäß und gültig s<strong>in</strong>d.“ G.<br />
Nun der Text des Offenen Briefes:<br />
Kontaktadressen:<br />
Pfarrer Andreas Eisen Pfarrer Andreas Rehr Pfarrer Ullrich Volkmar<br />
Papenstieg 2 Großenha<strong>in</strong>er Platz 2 Zum Rießen 6<br />
29596 Stadensen 01097 Dresden 32689 Kalletal-Talle<br />
nettelkamp@selk.de dresden@selk.de Talle-Veltheim@selk.de<br />
Evangelisch-<strong>Luther</strong>ische Kirche <strong>in</strong> Baden (ELKiB)<br />
z.Hd. Super<strong>in</strong>tendent Christof Schorl<strong>in</strong>g<br />
Stadtstraße 22<br />
79104 Freiburg i. Br.<br />
28
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
verfasst am 28.03.2011<br />
aktualisiert am 31.03.2011<br />
Offener Brief<br />
an den Super<strong>in</strong>tendenten<br />
der Evangelisch-<strong>Luther</strong>ischen Kirche <strong>in</strong> Baden (ELKiB)<br />
Sehr geehrter Herr Super<strong>in</strong>tendent Schorl<strong>in</strong>g,<br />
betroffen und traurig haben wir, die Unterzeichner, zur Kenntnis<br />
nehmen müssen, dass die Geme<strong>in</strong>de Freiburg der ELKiB e<strong>in</strong>e Frau<br />
<strong>in</strong> ihre vakante Pfarrstelle berufen hat, die sich im LWB mit dem<br />
Ziel engagiert, die Frauenord<strong>in</strong>ation auch <strong>in</strong> solchen Kirchen e<strong>in</strong>zuführen,<br />
die sie bisher aus Bekenntnisgründen nicht praktizieren.<br />
Im Verhältnis unserer Kirchen ist damit e<strong>in</strong>e neue Situation e<strong>in</strong>getreten.<br />
Wir stellen uns nach wie vor h<strong>in</strong>ter die Festlegung des Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Pfarrkonventes der SELK von 2001 und der Kirchensynode<br />
der SELK von 2003, dass „das Amtieren e<strong>in</strong>es Pfarrers der SELK<br />
zusammen mit e<strong>in</strong>er ord<strong>in</strong>ierten Frau nicht möglich ist“. In der<br />
Berufung e<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> das Amt der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung,<br />
das Christus gestiftet hat, sehen die Unterzeichner<br />
e<strong>in</strong>en Verstoß gegen klare apostolische Weisungen. „Dieser Verstoß<br />
zeigt nicht nur e<strong>in</strong> gebrochenes Verhältnis zur Hl. Schrift an, sondern<br />
ist unvere<strong>in</strong>bar mit dem evangelisch-lutherischen Verständnis des<br />
Pfarramtes als Hirtenamt“ (Rechtskommentar von Bischof Dr. Rost,<br />
aus: Erläuterung zum Entwurf für e<strong>in</strong>e Grundordnung der <strong>Luther</strong>ischen<br />
Kirche <strong>in</strong> Deutschland, 30.06.1970). Mit der Ord<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>er<br />
Frau <strong>in</strong> das Amt der Kirche ist e<strong>in</strong> Sachverhalt gegeben, der das<br />
Evangelium selbst betrifft: Denn dieses will legitim, rechtens und <strong>in</strong><br />
Vollmacht verkündigt und gehandelt werden. Dies ist nach dem<br />
Willen und Gebot des Herrn Jesus Christus durch e<strong>in</strong>e Frau nicht<br />
möglich. In diesem S<strong>in</strong>ne ist zweifelhaft, ob die durch e<strong>in</strong>e Frau<br />
verwalteten Sakramente stiftungsgemäß und gültig s<strong>in</strong>d. Auf der<br />
Grundlage von Artikel 7,2 der Grundordnung der SELK <strong>in</strong><br />
Zusammenhang mit Artikel 7,1 und <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>dung unserer Gewissen<br />
an die Autorität der Hl. Schrift und das evangelisch-lutherische<br />
Bekenntnis stellen wir fest: Dieses Handeln der ELKiB macht es uns<br />
29
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
unmöglich, Kanzel- und Abendmahlsgeme<strong>in</strong>schaft mit der ELKiB zu<br />
praktizieren.<br />
Unterzeichner:<br />
Pfarrer Herbert Bäsler,<br />
Pfarrer Markus Büttner,<br />
Pfarrer Hartmut Constien,<br />
Pfarrer Andreas Eisen,<br />
Pfarrer Stefan Dittmer,<br />
Pfarrer Hans-He<strong>in</strong>rich He<strong>in</strong>e,<br />
Pfarrer i.R. Peter Heitmann,<br />
Pfarrer Johann Hillermann,<br />
Pfarrer Hans-Hermann Holst,<br />
Propst i.R. Christoph Horwitz,<br />
Missionsdirektor i.R.<br />
Johannes Junker,<br />
Super<strong>in</strong>tendent<br />
ThomasJunker,<br />
Pfarrer Harald Karpe,<br />
Propst Gert Kelter,<br />
Pfarrer i.R.<br />
Helmut Koops<strong>in</strong>graven,<br />
Super<strong>in</strong>tendent<br />
Matthias Krieser,<br />
Weitere Unterzeichner angefragt<br />
Kopie an: Kirchenleitung der SELK<br />
Pfarrer Dr. Gottfried Martens,<br />
Pfarrer Rudolf Pfitz<strong>in</strong>ger,<br />
Pfarrer Helmut Poppe,<br />
Pfarrer Andreas Rehr,<br />
Pfarrer Daniel Schmidt,<br />
Pfarrer Wolfgang Schmidt,<br />
Pfarrer André Schneider,<br />
Bishof i.R. Dr. Jobst Schöne,<br />
Pfarrer i.R. Richard Tepper,<br />
Propst i.R.<br />
Wilhelm Torgerson,<br />
Pfarrer Konrad Uecker,<br />
Pfarrer Andreas Volkmar,<br />
Pfarrer Ullrich Volkmar,<br />
Super<strong>in</strong>tendent<br />
Michael Voigt,<br />
Propst i.R.<br />
Manfred We<strong>in</strong>garten,<br />
Pfarrer Dr. Arm<strong>in</strong> Wenz,<br />
Pfarrer Lüder Wilkens<br />
Pfr. Gerhard Fellner:<br />
Wer fragt schon nach der Bibel<br />
und wer richtet sich schon danach?<br />
Die Modeströmungen der Gesellschaft geben den Ton an.<br />
Über die Medien werden sie frei Haus geliefert. Wer auf der<br />
Höhe der Zeit se<strong>in</strong> will, paßt sich ihnen an. So verhält sich<br />
jedenfalls Otto Normalverbraucher. Auf der Höhe der Zeit zu se<strong>in</strong>:<br />
Danach streben auch die verfaßten Volkskirchen hier zulande, allen<br />
30
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
voran ihre leitenden Persönlichkeiten und Organe. Und wer sich dem<br />
entgegenstellt, wird als hoffnungslos gestrig e<strong>in</strong>gestuft. Aber was<br />
tun, sich sogar die Bibel dem entgegenstellt? Auch dafür gibt es<br />
Auswege, fe<strong>in</strong>ere und gröbere. – E<strong>in</strong>en fe<strong>in</strong>eren Ausweg hat H. H.<br />
Bischof Prof. Dr. Joachim Heubach, Bückeburg, während e<strong>in</strong>er theologischen<br />
Tagung vor etlichen Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kurzen, kritischen<br />
Bemerkung folgendermaßen beschrieben: „Wir haben so gut Exegese<br />
gelernt, daß wir mit Hilfe unserer Schriftauslegung letztendlich<br />
beim Gegenteil dessen angelangen können, was <strong>in</strong> der Heiligen<br />
Schrift geschrieben steht.“ – Gröbere Auswege, wie wir sie etwa bei<br />
der Diskussion über die Öffnung von Pfarrhäusern für gleichgeschlechtliche<br />
Partnerschaften gezeigt bekommen, weisen e<strong>in</strong>en<br />
Umgang mit der Bibel auf, der von „Erhabenheit“ nur so strotzt. Man<br />
setzt sich e<strong>in</strong>fach über die Aussagen der Heiligen Schrift h<strong>in</strong>weg und<br />
schon ist man auf der Höhe der Zeit. Denn:<br />
Wer fragt schon nach der Bibel und wer richtet sich schon danach?<br />
Im „Nordbayerischen Kurier“ vom 19. 10. 2010 ist e<strong>in</strong> Interview<br />
des Journalisten Roland Töpfer (Bayreuth) mit Prof. He<strong>in</strong>rich Bedford-Strohm<br />
(Bamberg), e<strong>in</strong>em Kandidaten für die Neuwahl des Landesbischofs,<br />
abgedruckt 4 . Überschrift: „Das Rennen ist offen“. Dar<strong>in</strong><br />
heißt es u.a.: „E<strong>in</strong> wichtiges Thema wird ... die Frage se<strong>in</strong>, ob e<strong>in</strong> homosexueller<br />
Pfarrer mit se<strong>in</strong>em Partner <strong>in</strong> Pfarrhaus e<strong>in</strong>ziehen darf.<br />
‚Da muß viel geredet’, sagt Bedford-Strohm. Wie er selbst dazu<br />
stehe? ‚Ich spreche mich dafür aus, das Zusammenleben im Pfarrhaus<br />
zu ermöglichen.’ E<strong>in</strong>e solche Öffnung stehe auf guter biblischer<br />
Grundlage und sei nötig. E<strong>in</strong>e Kirche, die ausstrahlt, wovon sie<br />
spricht, wünscht sich der mögliche Bischofskandidat. Es gehe um<br />
Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung. Die Menschen<br />
müßten spüren, daß es e<strong>in</strong>e Lust ist, Christ zu se<strong>in</strong>.“<br />
Prof. Bedford-Strohm spricht von „guter biblischer Grundlage“,<br />
auf welcher die Öffnung der Pfarrhäuser für homosexuelle Partnerschaften<br />
stehe. In welcher Bibel f<strong>in</strong>det er wohl e<strong>in</strong>e derart „gute<br />
Grundlage“? Handelt es sich dabei etwa um e<strong>in</strong> apokryphes Buch des<br />
21. Jahrhunderts, um e<strong>in</strong>e „Bibel <strong>in</strong> homosexueller Sprache“? Dazu<br />
würde auch das Bild von e<strong>in</strong>er Kirche passen, <strong>in</strong> welcher es „e<strong>in</strong>e<br />
4 <strong>in</strong>zwischen zum Landesbischof gewählt (Anm. G.)<br />
31
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Lust ist, Christ zu se<strong>in</strong>“. Es bleibt dem Leser überlassen, darüber<br />
nachzudenken, aus welchen Quellen solche Lust wohl gespeist<br />
werde.<br />
In der Zeitschrift ideaSpektrum Nr. 3 vom 19. 01. 2011 wird auf<br />
S. 6 und 7 ausgeführt: „E<strong>in</strong> offener Streit ist <strong>in</strong> der EKD um das<br />
Thema Homosexualität entbrannt. 8 Altbischöfe wenden sich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em offe-nen Brief gegen Bestrebungen, <strong>in</strong> gleichgeschlechtlichen<br />
Partner-schaften lebenden Theologen generell den Zugang zum<br />
Pfarrdienst zu ermöglichen.“ Gegen jene Kritik wendet sich der<br />
frühere EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock (Köln):<br />
„Homosexualität sei ‚nicht bibelwidrig’ sagt er der „Frankfurter<br />
Rundschau“. Es helfe nicht, Bi-belzitate ane<strong>in</strong>anderzureihen, wenn<br />
es um Sachverhalte gehe, ‚die zu biblischer Zeit ganz anders gesehen<br />
wurden als heute’. Auf die Dauer würden sich alle Landeskirchen für<br />
Pfarrer <strong>in</strong> homosexuellen Partnerschaften öffnen: ‚Das wird nicht<br />
aufzuhalten se<strong>in</strong>. Gut so, sage ich’.“ – Dazu e<strong>in</strong> Gastkommentar von<br />
Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), Vorsitzender der Konferenz<br />
Bekennender Geme<strong>in</strong>schaften: „Die Konferenz Bekennender<br />
Geme<strong>in</strong>schaften sieht <strong>in</strong> dem Aufruf der 8 emeritierten Bischöfe an<br />
die Kirchen der EKD e<strong>in</strong>en geistli-chen Mahnruf von historischer<br />
Bedeutung. Er zeigt, <strong>in</strong> welch desola-ter Verfassung die evangelische<br />
Kirche ist, e<strong>in</strong>e Kirche, die ihre eigene Glaubensgrundlage, die<br />
Heilige Schrift, nicht ernst nimmt, die sich mehr dem ideologischen<br />
Zeitgeist als dem Geist Gottes ver-pflichtet weiß.“<br />
„Homosexualität sei ‚nicht bibelwidrig’. Es helfe nicht, Bibelzitate<br />
ane<strong>in</strong>anderzureihen, wenn es um Sachverhalte gehe, ‚die zu biblischer<br />
Zeit ganz anders gesehen wurden als heute’.“ (M. Kock). Von<br />
solcher Gestalt und von solchem Gehalt ist die Würdigung der Heiligen<br />
Schrift, der Offenbarungsurkunde Gottes, <strong>in</strong> der Sicht e<strong>in</strong>es<br />
früheren EKD-Ratsvorsitzenden. Die Bibel sei demnach nichts anderes<br />
als e<strong>in</strong> zeitgeschichtliches Dokument aus früheren Jahrtausenden,<br />
<strong>in</strong> welchem manche Sachverhalte angeblich ganz anders gesehen<br />
wurden als heute. Für Historiker mag das <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>. Aber was<br />
hilft es, heute daraus zu zitieren, um sich danach zu richten? Was hat<br />
jener museale Foliant uns heutigen schon zu sagen? So redet nicht<br />
e<strong>in</strong> Angehöriger des „Bundes für Geistesfreiheit“ über die Bibel,<br />
sondern e<strong>in</strong>e Persönlichkeit, welche e<strong>in</strong> leitendes kirchliches Amt<br />
32
BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
<strong>in</strong>nehatte. Von so jemandem hätte man wohl e<strong>in</strong>e andere Grundhaltung<br />
erwartet, wenn er auf die Heilige Schrift Bezug nimmt. Aber<br />
wer fragt schon nach der Bibel und wer richtet sich schon danach,<br />
selbst wenn er e<strong>in</strong> kirchenleitendes Amt <strong>in</strong>nehat? Auch <strong>in</strong> Kirchen,<br />
welche sich evangelisch nennen, sollte es doch so etwas wie e<strong>in</strong>e<br />
Verfassung geben, <strong>in</strong> welcher klare Anweisungen und Erwartungen<br />
über Lehre und Praxis aufgeführt s<strong>in</strong>d.<br />
In der Zeitschrift „Bekenntnis und Sammlung“, Ausgabe 3/2010,<br />
S. 34 kommt Prof. Re<strong>in</strong>hard Slenczka (Erlangen) darauf zu sprechen:<br />
„Nach Artikel 60, 1 (der Verfassung der bayerischen Landeskirche)<br />
hat der Bischof folgende Aufgabe: ‚Er achtet darauf, daß das Wort<br />
Gottes schrift- und bekenntnisgemäß verkündigt wird und die<br />
Sakramente recht verwaltet werden’. Das ist heilsentscheidend; denn<br />
damit steht und fällt die Kirche. Wenn aber nun der Amts<strong>in</strong>haber<br />
wiederholt und öffentlich im Widerspruch zum e<strong>in</strong>deutigen Zeugnis<br />
der Schriften Alten und Neuen Testamentes erklärt: ‚Homosexualität<br />
ist ke<strong>in</strong>e Sünde’, dann muß er wohl e<strong>in</strong>e neue Offenbarung und e<strong>in</strong>e<br />
über Schrift und Bekenntnis stehende Vollmacht haben, mit der er<br />
das geschriebene Wort Gottes aufhebt.“<br />
Was <strong>in</strong> den Jahren 2010/2011 geschieht und was von Herrn Prof.<br />
Slenczka sehr kritisch beurteilt wird, ist ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall. Wer die<br />
kirchenleitenden Verlautbarungen und synodalen Beschlüsse der<br />
vergangenen Jahrzehnte kritisch unter die Lupe nimmt, der wird des<br />
öfteren auf jene fe<strong>in</strong>eren oder gröberen Auswege stoßen, wenn es<br />
darum geht, unter allen Umständen auf der Höhe der Zeit zu se<strong>in</strong> und<br />
im Strom der gesellschaftlichen Me<strong>in</strong>ungsbildung mitzuschwimmen.<br />
Denn:<br />
Wer fragt schon nach der Bibel und wer richtet sich schon danach?<br />
Es s<strong>in</strong>d erschütternde und alarmierende Beobachtungen angesichts<br />
e<strong>in</strong>er Kirche, welche sich evangelisch oder gar evangelisch-lutherisch<br />
nennt und <strong>in</strong> welcher e<strong>in</strong>st die Heilige Schrift als unica regula<br />
et norma 5 für Lehre, Glaube und Leben der Christen, als die Offenbarungsurkunde<br />
des lebendigen HERRN und Gottes <strong>in</strong> Gesetz und<br />
Evangelium zum Heil aller Menschen ohne Widerspruch, Umdeu-<br />
5 e<strong>in</strong>zige Regel und Richtschnur (Anm. G.)<br />
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BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
tung oder E<strong>in</strong>schränkung gegolten hat. Ist es wohl <strong>in</strong>zwischen vorbei<br />
mit solcher Geltung? Falls dies zutreffen sollte, bef<strong>in</strong>det sich die e<strong>in</strong>stige<br />
reformatorische Kirche auf dem Weg e<strong>in</strong>er konsequenten<br />
Selbstverfremdung und Selbstauflösung, auf welchen sie ihre Glaubwürdigkeit<br />
zu verlieren droht. An öffentlichem Widerspruch gegen<br />
solch e<strong>in</strong>e Fehlentwicklung hat es nie gefehlt und wird es weiterh<strong>in</strong><br />
nicht fehlen. Es bleibt nur zu fragen, ob er gehört und ernst genommen<br />
wird. Gottlob gibt es der Heiligen Schrift verbundene, bekennende<br />
Christen und Geme<strong>in</strong>schaften. Es ist an der Zeit, daß sie sich<br />
zu e<strong>in</strong>er bekennenden Kirche zusammenschließen, die nicht nur nach<br />
der Bibel fragt, sondern die sich auch <strong>in</strong> Lehre, Glauben und Leben<br />
danach richtet. Das ist heilsentscheidend! Nicht etwa die Anpassung<br />
an die jeweiligen Modeströmungen der Gesellschaft.<br />
Pfr. Wolfgang A. Jünke<br />
Asche zu Asche<br />
Aschermittwoch 2011<br />
Auf der Kirchenseite der „<strong>Braunschweig</strong>er Zeitung“ erschien am 12.<br />
März dieses Jahres als „Wort zum Sonntag“ die folgende Betrachtung<br />
von Pfr. Wolfgang A. Jünke über den Aschermittwoch. Unsere<br />
Leser ahnen sicherlich, daß mit der weiter unten erwähnten Geme<strong>in</strong>de,<br />
die unter e<strong>in</strong> Sondergesetz gestellt wurde, die <strong>Brüdern</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
geme<strong>in</strong>t ist. Ihr wurde se<strong>in</strong>erzeit <strong>in</strong> den 1950 Jahren der Gebrauch<br />
der Ewigen Lampe, des Weihrauchs und der Asche am Aschermittwoch<br />
gegen die christliche Freiheit der lutherischen Bekenntnisschriften<br />
von der Landessynode untersagt. G.<br />
Der Aschermittwoch liegt drei Tage zurück. Im kirchlichen<br />
Kalender markiert er den Beg<strong>in</strong>n der bis Karfreitag währenden<br />
Fastenzeit. Die röm.-kath. Christen konnten sich an<br />
besagtem Mittwoch <strong>in</strong> besonderen Andachten e<strong>in</strong> Kreuz aus Asche<br />
auf die Stirn zeichen lassen. Was steckt eigentlich h<strong>in</strong>ter diesem<br />
Ritual?<br />
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BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
„Asche auf me<strong>in</strong> Haupt“, sagen manche, halb im Ernst, wenn sie<br />
etwas bereuen. In biblischer Zeit wurde das ganz ernst genommen:<br />
Die Menschen zerrissen ihre Kleidung und streuten sich Asche aufs<br />
Haupt. So zeigten sie, dass sie umkehren, ihren bisherigen Weg nicht<br />
fortsetzen wollten. Das war Ausdruck ihres neuen Programmes für<br />
andere Menschen, besonders aber vor Gott.<br />
E<strong>in</strong>e Andacht mit Aschenkreuz weist zudem auf die Zerbrechlichkeit<br />
und Unsicherheit menschlichen Lebens h<strong>in</strong>. „Erde zu Erde,<br />
Asche zur Asche, Staub zum Staube!“ Diese Worte werden bei jeder<br />
christlichen Trauerfeier gesprochen. Vergänglich ist, was wir tun, ob<br />
richtig oder falsch; aber auch wir selbst s<strong>in</strong>d vergänglich. Es ist<br />
heilsam, immer wieder daran er<strong>in</strong>nert zu werden, unterstützt von<br />
e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>nträchtigen Zeichen wie der Asche.<br />
Dass sie <strong>in</strong> Form des Kreuzes an unsere Köpfe gelangt, hat ebenfalls<br />
e<strong>in</strong>e tiefe Bedeutung. Das soll uns darauf br<strong>in</strong>gen, dass wir zwar<br />
sterblich und fehlbar s<strong>in</strong>d, aber von Gott trotzdem das Geschenk<br />
se<strong>in</strong>er neuen Anfang möglich machenden Vergebung bekommen. So<br />
zeigt also das Aschenkreuz Mahnung und Segen zugleich.<br />
Als sich Anfang der fünfziger Jahre e<strong>in</strong>e evangelische Geme<strong>in</strong>de<br />
<strong>in</strong> unserer Stadt auf diese Aschensymbolik e<strong>in</strong>ließ und sie auch für<br />
ihre Mitglieder anbot, wurde ihr das damals mit e<strong>in</strong>em Sondergesetz<br />
verboten.<br />
In diesem Jahr nun hat die oberste lutherische Kirchenleitung <strong>in</strong><br />
Deutschland den Ritus des Aschenkreuzes für evangelische Gottesdienste<br />
freigegeben.<br />
E<strong>in</strong>e biblisch gegründete, guter ökumenischer Tradition entsprechende<br />
und darum weise Entscheidung.<br />
Ha# du da+ Evangelium, so mußt du da+<br />
bekennen, son# bi# du ke<strong>in</strong> Chri#.<br />
Dr. Mart<strong>in</strong> <strong>Luther</strong><br />
In diesem <strong>Rundbrief</strong>:<br />
Aus e<strong>in</strong>er Pf<strong>in</strong>gstpredigt Mart<strong>in</strong> <strong>Luther</strong>s Seite 2<br />
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BRÜDERNRUNDBRIEF Mai/Juli 2011<br />
Porta Coeli Seite 3<br />
Pfr. Dr. H. Lieberg (+):<br />
Ich will anbeten zu De<strong>in</strong>em heiligen Tempel Seite 4<br />
Metropolit Hilarion Alveyev: „In jeder Musik ist Bach“ Seite 8<br />
Pfr. F.-G. Gozdek:<br />
Mit Marx und Mohammed gegen verfolgte Christen Seite 10<br />
Pfr. F.-G. Gozdek: Auf dem l<strong>in</strong>ken Auge bl<strong>in</strong>d? Seite 16<br />
Pfr. P.-A. Grunnan: Worum es beim Kirchenkampf geht Seite 18<br />
Der Mörl<strong>in</strong>-Vere<strong>in</strong> lädt e<strong>in</strong>:<br />
Tage der Bes<strong>in</strong>nung vom 21.-23. Juni 2011 <strong>in</strong>s Mansfeld Seite 20<br />
„Zahl, Zeit und Raum im Licht von Gottes Wort“<br />
SELK: „Pro Ecclesia“ tagte <strong>in</strong> Hannover Seite 24<br />
Erstmals Pfarrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> der ELKiB:<br />
SELK-Bischof richtet Rundschreiben an Pfarrer<br />
und Geme<strong>in</strong>den Seite 26<br />
Offener Brief an den Super<strong>in</strong>tendenten der ELKiB Seite 28<br />
Pfr. G. Fellner:<br />
Wer fragt schon nach der Bibel<br />
und wer richtet sich schon danach? Seite 30<br />
Pfr. W. A. Jünke: Asche zu Asche Seite 34<br />
Zu guter Letzt:<br />
„Mart<strong>in</strong> <strong>Luther</strong> ist katholischer als wir Katholiken heute. Er<br />
hat sich bekreuzigt, er hat das Magnifikat gebetet, er hat<br />
gebeichtet.“ Der designierte M<strong>in</strong>isterpräsident von Sachsen-Anhalt,<br />
Re<strong>in</strong>er Haseloff (CDU), <strong>in</strong> der „Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Sonntagszeitung“. Nach: ideaSpektrum 16.2011, S. 7<br />
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Redaktionsschluß: 27. April 2011