Kirche Schule - Licht ins Dunkel
Kirche Schule - Licht ins Dunkel
Kirche Schule - Licht ins Dunkel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
tragfähige Umsetzungskonzepte<br />
und schulpraktisch geeignete<br />
Rahmenbedingungen folgen.<br />
2. Herausforderung: Bereitstellung<br />
angemessener Ressourcen<br />
Die in der jüngeren politischen<br />
Diskussion kreierten<br />
Begriffe wie „Bildungsgipfel“ oder<br />
„Bildungsrepublik“ beschreiben weniger<br />
einen Ist-Zustand, sondern signalisieren<br />
eher einen Handlungsbedarf,<br />
der sich an Zahlen ablesen lässt. Im<br />
Jahr 2008 gab Deutschland 4,7 % seines<br />
Bruttoinlandsprodukts (BIP) für<br />
Bildung aus. Dieser Anteil liegt deutlich<br />
unter dem OECD-Durchschnitt.<br />
Nun garantiert die Erhöhung dieses<br />
Anteils nicht die Qualität unseres<br />
Bildungssystems: Denn während<br />
die Bildungsausgaben des bei<br />
PISA erfolgreichen Finnlands unter<br />
dem OECD-Durchschnitt liegen, hat<br />
Dänemark bei PISA 2009 schlechter<br />
als Deutschland abgeschnitten, obwohl<br />
seine Bildungsausgaben deutlich<br />
über dem OECD-Durchschnitt<br />
liegen. Gleichwohl eröffnet ein effizienter<br />
E<strong>ins</strong>atz zusätzlicher<br />
Ressourcen in sächlicher, räumlicher<br />
und personeller H<strong>ins</strong>icht erweiterte<br />
Möglichkeiten für die pädagogische<br />
Arbeit in den <strong>Schule</strong>n; schließlich ist<br />
ein anspruchsvoller Unterricht nicht<br />
nur auf professionelle Lehrkräfte angewiesen,<br />
sondern auch auf angemessene<br />
didaktische Medien, ein hinreichendes<br />
Raumangebot für differenzierten<br />
und individualisierenden<br />
Unterricht und pädagogisch vertretbare<br />
Lerngruppengrößen. Die angespannte<br />
Haushaltslage der (vorrangig<br />
kommunalen) Schulträger<br />
wirft indes die Frage auf, ob solche<br />
„Mehrinvestitionen in Bildung“<br />
realistisch sind. Ein Verzicht wäre<br />
auch sozialpolitisch bedenklich,<br />
da mit ihm auch das Angebot an<br />
Bildungs- und Sozialchancen sinkt,<br />
was sich eine alternde und schrumpfende<br />
Gesellschaft mit einem<br />
Sozialstaatsgebot nicht leisten kann.<br />
<strong>Kirche</strong> und <strong>Schule</strong> • März 2011<br />
Hauptabteilung<br />
Hier ist ein immenser gesellschaftlicher<br />
Kraftakt gefordert, der eine monetäre<br />
Priorität für Bildung setzt. Ein<br />
solcher Kraftakt kann nur gelingen,<br />
wenn die Bedeutung von Bildung und<br />
Qualifikation für das materielle und<br />
immaterielle Wohl der Gesellschaft<br />
für deren Mitglieder transparent<br />
(Kommunikationsaufgabe) und<br />
akzeptabel (effizienter Ressourcene<strong>ins</strong>atz)<br />
ist.<br />
3. Herausforderung: Beitrag zur<br />
Sicherung der sozialen und materiellen<br />
Grundlagen der Gesellschaft<br />
Öffentliche und freie <strong>Schule</strong>n<br />
sind immer auch gesellschaftliche<br />
Einrichtungen, die im Kontext konkreter<br />
gesellschaftlicher Verhältnisse<br />
und Erfordernisse gesellschaftliche<br />
Aufgaben der Legitimation, der<br />
Allokation und der Qualifikation<br />
wahrnehmen. Die Bewährung des<br />
Schulsystems erweist sich also nicht<br />
nur in der Bewältigung pädagogischer<br />
Herausforderungen, sondern eben<br />
auch darin, dass es den Erwerb solcher<br />
E<strong>ins</strong>tellungen, Haltungen und<br />
Qualifikationen fördert, auf die die<br />
Gesellschaft zur Sicherung ihrer sozialen<br />
und materiellen Grundlagen angewiesen<br />
ist. Die diesbezügliche aktuelle<br />
Herausforderung zeigt sich <strong>ins</strong>besondere<br />
in zweifacher H<strong>ins</strong>icht.<br />
Zum einen hängt der Zusammenhalt<br />
einer Gesellschaft angesichts sozialer<br />
Disparitäten nicht nur von auf<br />
Bildungszugang, Armutsvermeidung<br />
und Arbeitsmarktinklusion gerichteten<br />
Maßnahmen ab, 7 sondern<br />
auch von einem Bestand geme<strong>ins</strong>amer<br />
(und dann auch gelebter)<br />
Grundüberzeugungen<br />
und Erfahrungen, den es in der<br />
<strong>Schule</strong> zu fördern gilt und zwar<br />
nicht im Sinne einer unkritischen<br />
Anpassungsqualifikation,<br />
sondern durch eine reflektierte<br />
Auseinandersetzung, die offen<br />
für Weiterentwicklungen ist.<br />
Gerade in einer Zeit, in der soziale<br />
Erwartungen, vermeintlicher<br />
Gewissheiten und Errungenschaften<br />
nicht zuletzt aufgrund der jüngsten<br />
Wirtschafts- und Schuldenkrisen<br />
zweifelhaft geworden sind, ist auch<br />
die <strong>Schule</strong> gefordert, ihren Beitrag<br />
zur Ermöglichung und Förderung<br />
des sozialen Konsenses zu leisten.<br />
Eine Voraussetzung hierfür<br />
ist, dass <strong>Schule</strong> nicht selbst soziale<br />
Disparitäten schafft, sondern<br />
die Begegnung von Kindern und<br />
Jugendlichen unterschiedlicher sozialer<br />
Milieus ermöglicht und dabei<br />
soziales Lernen als Lernen voneinander<br />
und miteinander fördert.<br />
13<br />
Zum anderen leistet <strong>Schule</strong> in<br />
Erfüllung ihres Bildungsauftrags<br />
nicht nur einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Handlungsfähigkeit<br />
des jungen Menschen, sie trägt<br />
auf diesem Weg auch zu seiner<br />
Qualifizierung für die<br />
Wahrnehmung von Aufgaben in<br />
Gesellschaft und Beruf bei, was<br />
bedeutsam für die Sicherung<br />
der materiellen Grundlagen der<br />
Gesellschaft ist. Gerade in einer<br />
Wissensgesellschaft hängen nun einmal<br />
die materiellen Möglichkeiten<br />
des Staates wie auch der einzelnen<br />
Mitglieder der Gesellschaft<br />
von deren Qualifikationsniveau<br />
ab. Diese ökonomische Sicht auf<br />
das Bildungssystem begegnet verständlicherweise<br />
einem pädagogischen<br />
Misstrauen, <strong>ins</strong>oweit mit ihr<br />
die Gefahr der Ökonomisierung<br />
und folglich Diskreditierung des<br />
Bildungsauftrags verknüpft wird.<br />
Schließlich ist jede ökonomische<br />
Verzweckung von Bildung inakzeptabel.<br />
Soweit dagegen der Erwerb von<br />
Qualifikationen primär auf das Ziel<br />
der Handlungsfähigkeit der einzelnen<br />
Person in der Gesellschaft gerichtet<br />
ist, erscheint dies durchaus<br />
vereinbar mit dem schulischen<br />
Bildungsauftrag. Der sich aufgrund<br />
der demographischen Entwicklung<br />
abzeichnende Fachkräftebedarf auf<br />
dem Arbeitsmarkt darf also nicht entsprechendeAnpassungsqualifikati-