Reinhold Ulonska über Leiterschaft - inSpirit
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tum der Gemeinde, was auch Geistestaufe<br />
und Geistesgaben einschließt.<br />
Paulus spricht von „Gaben, die du<br />
empfangen hast durch Auflegen der<br />
Hände der Ältestenschaft“. In Krisenfällen<br />
sind Älteste auch für Seelsorge<br />
und Krankheitsnöte zuständig.<br />
„Er rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde“,<br />
sagt Jakobus.<br />
Nach dem Neuen Testament ist<br />
<strong>Leiterschaft</strong> und Hirtendienst kein<br />
„Ein-Mann-Betrieb“. Der Pastor ist<br />
der Hirte unter Hirten. Die gesamte,<br />
vom Heiligen Geist gesetzte Ältestenschaft<br />
trägt gemeinsam Verantwortung<br />
für die Gemeinde. Vom Neuen<br />
Testament her sind Älteste nicht Resultat<br />
von demokratischen Wahlvorgängen,<br />
sondern vom Herrn gesetzte<br />
geistliche Verantwortungsträger mit<br />
geistlichen Dienstcharismen (Gaben).<br />
Diese Qualifikationsvorgänge sind<br />
das, was jetzt von Willow-Creek gelehrt<br />
wird. Die Pfingstler haben das<br />
schon früher betont, nur sind sie jetzt<br />
dabei, das zu verlieren, nämlich gabenorientiert<br />
und berufungsorientiert<br />
zu arbeiten. Leider wurden<br />
Strukturen entwickelt, die sich vom<br />
neutestamentlichen Zeugnis entfernt<br />
haben – bis hin zu einem Amtsbewusstsein<br />
des Pastors als allein<br />
geistlichem Verantwortungsträger<br />
oder bis hin zu einem unangreifbaren<br />
Bevollmächtigten!<br />
Scherz: Woher kommen solche Fehlentwicklungen?<br />
Es kann eine Folge mangelnder<br />
Belehrung sein. Als ich früher bei<br />
uns im Seminar Pastoraltheologie<br />
unterrichtet habe, hat es mir unter<br />
den Nägeln gebrannt, dieser Fehleinschätzung<br />
vorzubeugen. Es liegt im<br />
menschlichen Wesen, dass man versucht,<br />
eine Position zu einer Machtposition<br />
auszubauen. Das ist immer<br />
der Tod geistlicher Vollmacht.<br />
Der fleischlich gesinnte Mensch<br />
strebt nach Macht, der Geistesmensch<br />
aber nach geistlicher Vollmacht. Das<br />
ist göttliche Bestätigung der Autorität<br />
und nicht menschlicher Autoritätsanspruch.<br />
Die verliehene Gna-<br />
de wird im Dienst sichtbar – und das<br />
erzeugt die Akzeptanz der Berufung<br />
und des Amtes.<br />
Die geistliche Fehleinschätzung<br />
der Ältesten durch die Gemeindeglieder<br />
habe ich selber erlebt. Wir hatten<br />
mehrere Älteste, aber wenn jemand<br />
krank war, hat man sie nicht gerufen<br />
sondern nur den Pastor. In einem<br />
Fall hab ich dann mal ein bisschen<br />
hart gehandelt. Einer sehr schwer<br />
Kranken sagte ich: „Jetzt rufst du die<br />
Ältesten (ihre Tochter musste sie<br />
holen); ich werde hier an der Tür stehen<br />
und nur die Hände hoch halten<br />
und dich segnen, aber die anderen<br />
Ältesten sollen dich salben mit Öl<br />
und für dich beten.“ Die Schwester<br />
wurde geheilt!<br />
Älteste sind gottgesetzte Männer,<br />
und Gott segnet durch sie. Sie werden<br />
nach Gebet durch den bestehenden<br />
Ältesten- und Leiterkreis gerufen<br />
und der Gemeinde vorgestellt.<br />
Nach Erprobung und bestätigtem<br />
Dienst werden sie mit Zustimmung<br />
der Gemeinde eingesegnet.<br />
Mit diesem Schema verhindern<br />
wir, soweit es menschlich möglich ist,<br />
viele Fehlbesetzungen sowie Fehleinstellungen<br />
bei den Ältesten.<br />
Das Wort von Paulus in 1. Timotheus<br />
3,1, „Begehrt jemand ein Aufseheramt,<br />
so begehrt er ein köstliches<br />
Amt“ wird manchmal falsch verstanden,<br />
als wenn jeder, der Lust hat,<br />
es machen kann. Aber das Wort, das<br />
hier für „begehren“ steht, heißt: In<br />
ihm ist ein Drang, der ihn zum<br />
Dienst treibt, ob er Ältester ist oder<br />
nicht. Er kümmert sich um Leute, er<br />
besucht Kranke, er betet mit Menschen,<br />
er fühlt eine Bürde für Verlorene<br />
– er engagiert sich. Solche sollte<br />
man in den Dienst nehmen.<br />
Scherz: Manchmal kommt die Frage auf,<br />
wie viele Älteste es denn sein sollen?<br />
Ich habe schon Fälle erlebt, wo<br />
scheinbar zu viele Älteste waren.<br />
Aber Gott hatte auf Vorrat gearbeitet.<br />
Es gab einen Aufbruch, da waren<br />
sie auf einmal nötig. Es gibt keine<br />
festgelegte Zahl! Gott macht keine<br />
Fehler, und wenn er uns Menschen<br />
schenkt, die eine Bürde tragen und<br />
sich einsetzen, dann sollte man sie<br />
als Gaben des Herrn annehmen.<br />
Scherz: Und es müssen nicht Älteste dem<br />
Alter nach sein?<br />
Nein, nein. Wir haben ein Problem<br />
mit unserer Übersetzung „Ältester“.<br />
Gewiss kann das griechische Wort<br />
auch für einen Alten genommen werden,<br />
grundsätzlich aber ist es ein<br />
Ehrentitel. Das Wort presbyteros bedeutet<br />
„die den Vortritt haben“. Wer<br />
zuerst durch die Tür gehen durfte,<br />
wurde presbyteros genannt. Das galt<br />
für alte Personen, aber besonders für<br />
jeden, der eine verantwortliche Position<br />
hatte. Presbyteros war jemand,<br />
den man ehrte. „Die Ältesten, die<br />
wohl vorstehen, achte man vielfacher<br />
Ehre wert“ (1. Timotheus 5,17). Das<br />
hatte nichts mit dem Lebensalter zu<br />
tun.<br />
Das galt im Neuen Testament<br />
auch für die Apostel, die ja auch Älteste<br />
waren. Der Apostel Johannes<br />
schreibt „Ich, der Älteste“. Er war bei<br />
seiner Berufung offensichtlich ein an<br />
Jahren junger Apostel. Das zeigt, das<br />
Alter spielte keine Rolle. So schreibt<br />
Paulus auch an Timotheus: „Niemand<br />
verachte deine Jugend.“<br />
Scherz: War Timotheus ein Ältester?<br />
Ja. Als Paulus ihn anschrieb, war<br />
er zu der Zeit offensichtlich der Gemeindeleiter<br />
von Ephesus, also war<br />
er Ältester. Titus trug Verantwortung<br />
für die Gemeinde auf Kreta. Ihm<br />
wird aufgetragen, „dass du Älteste<br />
einsetzest.“ Also war er selbst in einem<br />
Verantwortungsdienst, sprich<br />
Ältester. Wir sehen auch, dass Älteste<br />
im Verkündigungs- und Lehrdienst<br />
tätig waren und fähig sein<br />
mussten, die Widersprechenden in<br />
der gesunden Lehre zurechtzuweisen.<br />
Und sie waren in Seelsorge und<br />
in der Verantwortung für geistliche<br />
Entwicklung tätig.<br />
Der Unterschied zwischen Ältesten<br />
und Diakonen ist nur graduell.<br />
Doch ein Unterschied bleibt: Zu den<br />
1NSPIRIT 2/2005<br />
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