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Pastoralkonzept 2012 - St. Maurinus und Marien

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<strong>Pastoralkonzept</strong> <strong>2012</strong><br />

Katholische Pfarrgemeinde<br />

<strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong><br />

Sonderausgabe der Brücke <strong>2012</strong>


2<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Liebe Liebe Gemeindemitglieder, Gemeindemitglieder, liebe liebe Leserinnen Leserinnen Leserinnen <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> Leser!<br />

Leser!<br />

Ihr aber seid der Leib Christi, <strong>und</strong> jeder einzelne ist ein Glied an ihm.<br />

(1 Kor 12,27)<br />

Als wir vor geraumer Zeit von der Bistumsleitung<br />

aufgefordert wurden, ein <strong>Pastoralkonzept</strong><br />

zu entwickeln, sprach ich darüber mit einem Gemeindemitglied<br />

<strong>und</strong> umriss kurz die Aufgabenstellung.<br />

Mein Gegenüber schaute mich verdutzt<br />

an <strong>und</strong> meinte: „Das hatten wir doch bisher auch<br />

nicht. Haben denn ihre Vorgänger <strong>und</strong> sie in der<br />

Vergangenheit ohne Konzept gearbeitet?“<br />

Nein, natürlich nicht. Wir Seelsorger haben immer<br />

versucht die drei wesentlichen Gr<strong>und</strong>vollzüge<br />

der Kirche: die Anbetung Gottes in den<br />

verschiedenen Gottesdienstformen (Liturgie),<br />

die tätige Nächstenliebe (Caritas) <strong>und</strong> die Verkündigung des Gotteswortes<br />

hier in unseren damals noch zwei Pfarreien Gestalt annehmen zu lassen<br />

unter den jeweiligen Bedingungen.<br />

Was ist dann so neu, <strong>und</strong> warum erscheint es nötig ein solches Konzept zu<br />

erstellen? Der Kirche ist ein unwandelbarer Auftrag von Christus anvertraut<br />

worden, die Menschen zu Gott zu führen. „Darum geht zu allen Völkern<br />

<strong>und</strong> macht alle Menschen zu meinen Jüngern;“ (Mt 28,19)<br />

Unser Erzbischof, Kardinal Meisner, formuliert es so: „Christus für die<br />

Menschen berührbar zu machen.“<br />

Damit das gut gelingen kann, müssen wir uns bemühen, die Menschen in<br />

einer sich schnell wandelnden Zeit zu verstehen. Verstehen bedeutet zu<br />

erfassen, welche <strong>St</strong>ruktur der pastorale Raum aufweist, in dem wir als Gemeinde<br />

<strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong> angesiedelt sind.


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

„<strong>St</strong>ruktur“, das klingt blutleer nach Verwaltungsdeutsch, abstrakt <strong>und</strong> wenig<br />

konkret. Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben aufgr<strong>und</strong> unserer langjährigen<br />

Erfahrung, anhand von Daten unserer <strong>St</strong>adt Leverkusen <strong>und</strong> mit<br />

Hilfe einer <strong>St</strong>udie des Bistums etwa die Altersstruktur <strong>und</strong> die Einstellung<br />

zum Leben (Sinusstudie) in unseren <strong>St</strong>adtteilen Quettingen <strong>und</strong> Lützenkirchen<br />

ermittelt. Nur wenn wir wissen, wer bei uns lebt, mit welchen Bedürfnissen<br />

<strong>und</strong> Einstellungen, können wir in unserem seelsorglichen Handeln<br />

auf Sie, unsere Mitchristinnen <strong>und</strong> Mitchristen, besser eingehen.<br />

Unser <strong>Pastoralkonzept</strong> wird Schwerpunkte setzten, im Bereich der Liturgie<br />

<strong>und</strong> Caritas, die im folgenden Text ausführlich dargelegt werden.<br />

Danken möchte ich an dieser <strong>St</strong>elle besonders den vielen ehrenamtlich<br />

Engagierten in unseren Gremien <strong>und</strong> weit darüber hinaus, die zum Erstellen<br />

dieses <strong>Pastoralkonzept</strong>es beigetragen haben.<br />

Ebenso bin ich den Mitbrüdern im seelsorglichen Dienst zu Dank verpflichtet,<br />

die mit großem Eifer <strong>und</strong> Einsatz am Zustandekommen des <strong>Pastoralkonzept</strong>es<br />

mitgewirkt haben.<br />

Wir legen hiermit das Konzept in Ihre Hände, liebe Gemeindemitglieder,<br />

<strong>und</strong> hoffen, dass es auf ein breites Interesse Ihrerseits stößt.<br />

Ihr Pfarrer<br />

3


4<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Katholische Pfarrgemeinde <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong> Leverkusen<br />

<strong>Pastoralkonzept</strong> <strong>2012</strong><br />

für die katholische Kirche in Lützenkirchen <strong>und</strong> Quettingen<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ............................................................................................................... 2<br />

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................... 4<br />

I. Prolog: Das <strong>Pastoralkonzept</strong> für Quettingen <strong>und</strong> Lützenkirchen .................... 5<br />

A. Widmung ................................................................................................... 5<br />

B. Genese des <strong>Pastoralkonzept</strong>s ..................................................................... 5<br />

C. Einige Leitsätze der pastoralen Arbeit ..................................................... 6<br />

D. Einige Leitsätze für dieses <strong>Pastoralkonzept</strong> .............................................. 7<br />

II. Ausgewählte Arbeitsbereiche im Konzept ..................................................... 8<br />

E. Arbeitsbereich „Liturgie an Sonn- <strong>und</strong> Feiertagen“ .................................. 8<br />

Arbeitsbereich Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie ............................................. 9<br />

Schwerpunkt besonders feierliche Form der Liturgie plus Kultur ........... 16<br />

F. Arbeitsbereich „Gemeindecaritas“ ........................................................... 24<br />

G. Schluss..................................................................................................... 28<br />

III. Anhänge ...................................................................................................... 29<br />

H. Anhang 1: Begriffsklärung ...................................................................... 29<br />

J. Anhang 2: Erstkommunionkinder in Lützenkirchen <strong>und</strong> in Quettingen .. 30<br />

K. Anhang 3: „SINUS-Milieus“ – Verteilung der sozialen Schichten ......... 32<br />

L. Anhang 4: Ausgewählte „SINUS-Milieus“ ............................................. 33<br />

Gebet ................................................................................................................. 34


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

I. Prolog: Das <strong>Pastoralkonzept</strong> für Quettingen<br />

<strong>und</strong> Lützenkirchen<br />

A. Widmung<br />

Das <strong>Pastoralkonzept</strong> für die katholische Gemeinde <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong><br />

stellen wir unter den Auftrag der Kirche <strong>und</strong> aller ihrer Glieder, wie er im 1.<br />

Petrusbrief formuliert ist: »Seid stets bereit, jedem Rede <strong>und</strong> Antwort zu stehen,<br />

der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt« (3,15bc).<br />

Es geht uns katholischen Christen in Lützenkirchen <strong>und</strong> Quettingen also darum,<br />

die Hoffnung, die in der Liebe Gottes zu den Seinen liegt, zu den Menschen von<br />

heute zu bringen. Gott hat jedem durch Seinen Sohn Jesus Christus die Rettung<br />

aus Schuld <strong>und</strong> Not angeboten. Er hat auf diese Weise jedem ein geglücktes Leben<br />

verheißen. Wer sich zum Guten hinkehrt <strong>und</strong> sich zu Gott <strong>und</strong> Seiner Kirche<br />

hält, darf die konkrete Hoffnung haben, für immer in der Freude Gottes zu leben.<br />

Das <strong>Pastoralkonzept</strong> soll uns als Werkzeug dienen, als katholische Gemeinde die<br />

Menschen, unter denen wir wohnen, mit dieser Botschaft besser bekannt zu machen.<br />

Auf diese Weise wollen wir zum weiteren Aufbau der Gemeinde beitragen<br />

<strong>und</strong> mithelfen, dass der Dienst Gottes in der heutigen Zeit <strong>und</strong> in der Zukunft<br />

nicht aufhört, sondern blüht <strong>und</strong> gedeiht. Diesem Ziel widmen wir unsere ganze<br />

Arbeit <strong>und</strong> jede einzelne im Konzept beschriebene Aufgabe.<br />

B. Genese des <strong>Pastoralkonzept</strong>s<br />

Der Erzbischof von Köln hat den Pfarrgemeinden bzw. Seelsorgebereichen aufgegeben,<br />

ein <strong>Pastoralkonzept</strong> zu erstellen. Dazu macht er uns folgende Vorgabe:<br />

„Die pastoralen Aktivitäten haben ein missionarisches Ziel: neues christliches<br />

Leben in den Lebenswelten der Menschen zu entfalten <strong>und</strong> durch ein glaubwürdiges<br />

Zeugnis die Menschen herauszufordern <strong>und</strong> für Christus <strong>und</strong> seine Kirche<br />

zu gewinnen.“ 1<br />

In der katholischen Gemeinde <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong> Leverkusen wurde dieses<br />

<strong>Pastoralkonzept</strong> erstellt vom Seelsorgeteam <strong>und</strong> von einem Sachausschuss<br />

des Pfarrgemeinderates. Zu einzelnen Arbeitsbereichen wurden ausführliche<br />

<strong>St</strong>ellungnahmen von Personen <strong>und</strong> Gruppen eingeholt, die in diesen Bereichen<br />

arbeiten. (Beispiel: Familienmesskreise <strong>und</strong> Kinderkirchen-Team haben über den<br />

Bereich „Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie“ diskutiert.)<br />

1 „Anliegen <strong>und</strong> Bitte des Erzbischofs“. In: Erzbistum Köln (Hg.): Wandel gestalten Glauben entfalten<br />

: Perspektive 2020. Broschüre. O.O., o.J., S. 42.<br />

5


6<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Beraten <strong>und</strong> verabschiedet wurde dieses <strong>Pastoralkonzept</strong> vom Pfarrgemeinderat<br />

<strong>und</strong> vom Seelsorgeteam. Es tritt am ersten Sonntag der Fastenzeit, 26. Februar<br />

<strong>2012</strong>, in Kraft. 2 Es wird nach einem Jahr vom Seelsorgeteam <strong>und</strong> vom Pfarrgemeinderat<br />

auf seine Ergebnisse (messbare Veränderungen) überprüft.<br />

C. Einige Leitsätze der pastoralen Arbeit<br />

– Leitende Absichten<br />

+ Ziel der Seelsorge bleibt, die Botschaft Jesu Christi in die Welt <strong>und</strong> zu den<br />

Menschen zu bringen <strong>und</strong> gleichzeitig Gott anzubeten <strong>und</strong> zu verherrlichen.<br />

+ Dies kann nur geschehen, wenn wir mit unseren Anstrengungen auch bei den<br />

Menschen, die hier wohnen, tatsächlich ankommen.<br />

+ Konzentration <strong>und</strong> Intensivierung der Seelsorge durch Bildung von örtlichen<br />

Schwerpunkten (Abschied vom „Gießkannen-Prinzip“ <strong>und</strong> vom Bild der<br />

„Pfarrfamilie“, Hinwendung zu den Menschen von heute <strong>und</strong> ihren Bedürfnissen).<br />

+ Bindung an Gott <strong>und</strong> Kirche möglich machen. Kirchliches / soziales Netzwerk<br />

aufbauen.<br />

– Ehrenamtliche <strong>und</strong> selbständige Betätigung in Arbeitsbereichen:<br />

+ Die katholischen Christen der Gemeinde <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong> erkennen<br />

mehr <strong>und</strong> mehr, dass sie selbst die Kirche Gottes sind <strong>und</strong> dass die seelsorglichen<br />

Aktivitäten Sachen sind, die sie selber betreffen <strong>und</strong> die sie sich zu Eigen<br />

machen können.<br />

+ Hauptamtliche in der Seelsorge: Arbeit mit Ehrenamtlichen, Entdeckung, Förderung<br />

<strong>und</strong> Zurüstung von ehrenamtlichen Tätigkeiten. Delegierte Selbständigkeit.<br />

Beispiel für erfolgte Umsetzung: Leiterr<strong>und</strong>e der Ministranten.<br />

+ Zurüstung von Hauptamtlichen zur selbständigen Arbeit in ihren Bereichen<br />

<strong>und</strong> darüber hinaus.<br />

– Beschränkungen:<br />

+ Wir wollen unsere seelsorgliche Arbeit in Zukunft deutlicher fokussieren auf<br />

den Kern der pastoralen Arbeit, der umschrieben wird durch die Trias Liturgia,<br />

Martyria <strong>und</strong> Diakonia (Anbetung, Katechese <strong>und</strong> Mission, Werke der Nächstenliebe).<br />

+ Wir wollen den Seelsorgern ermöglichen, ihren Dienst in Zukunft mehr <strong>und</strong><br />

mehr auf die eigentlichen pastoralen Aufgaben zu konzentrieren. Das bedeutet:<br />

Priester <strong>und</strong> Pastoralreferent übernehmen weniger administrative <strong>und</strong> repräsenta-<br />

2 Dieses Datum wurde gewählt, damit der jetzt amtierende Pfarrgemeinderat in seiner verbleibenden<br />

Wahlperiode genügend Zeit behält, die Implementierung des von ihm mit entwickelten <strong>und</strong><br />

beschlossenen Konzepts zu begleiten.


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

tive Aufgaben als in der Vergangenheit.<br />

+ Wir wollen viele Aufgaben innerhalb der Gemeinde, die bisher unter Leitung<br />

oder Begleitung durch Seelsorger standen, an subsidiäre Gruppen <strong>und</strong> Kreise<br />

übertragen. IST-Beispiele: Gebetskreis; Kinderfreizeiten der Messdiener; Vorbereitung<br />

„Tag des ewigen Gebets“ sowie des Pfarrfestes durch Ortsausschüsse.<br />

+ Wir müssen uns darüber hinaus entscheiden, welche Bereiche, die eigentlich<br />

zu unseren Aufgaben gehören würden, zurzeit unbearbeitet bleiben müssen. Es<br />

gibt Bereiche, für die weder haupt- noch ehrenamtliche Kräfte bereit stehen. Beispiel:<br />

Jugendarbeit (mit speziellen Ausnahmen: Messdiener, Firmkatechese <strong>und</strong><br />

Vorbeter-Kreis).<br />

D. Einige Leitsätze für dieses <strong>Pastoralkonzept</strong><br />

– Grenzen des vorliegenden <strong>Pastoralkonzept</strong>s: Wir beschränken uns auf zwei<br />

Themen (Arbeitsbereiche). Ein alles umfassendes Konzept ist nicht möglich<br />

(Überforderung, weil bereits so viel geschieht. Wir würden im Plandenken versinken,<br />

wollten wir alle vorhandenen <strong>und</strong> alle wünschbaren Aktivitäten in ein<br />

Gesamtkonzept integrieren; <strong>und</strong> wir würden auch den Zeit- <strong>und</strong> Arbeitsrahmen<br />

sprengen. (Eine Übersicht über viele Gemeindeaktivitäten bietet die jeweils aktuelle<br />

Ausgabe des Pfarrbriefs „Brücke“ 3 ).<br />

– Unsere Themen in diesem <strong>Pastoralkonzept</strong>:<br />

+ Bereich Liturgie (Sonn- <strong>und</strong> Feiertage)<br />

+ Bereich Gemeindecaritas<br />

– Ökonomie des <strong>Pastoralkonzept</strong>s:<br />

+ Beschränkung: Nur zwei Arbeitsbereiche (s. o.).<br />

+ Schnittstellen: Themen benachbarter Arbeitsbereiche außerhalb des <strong>Pastoralkonzept</strong>s,<br />

die berührt werden, werden an manchen <strong>St</strong>ellen wohl angegeben, aber<br />

nicht weiter ausgeführt.<br />

+ Handlungsrahmen: Tiefgehende Herleitungen <strong>und</strong> theoretische Erörterungen<br />

sind keine Gegenstände dieses <strong>Pastoralkonzept</strong>s, ebenso wenig detailgenaue Planungen.<br />

Diejenigen, die gemeinsam ein Vorhaben verwirklichen, sollen im Rahmen<br />

der Vorgaben weitgehende Freiheit der Planung <strong>und</strong> Durchführung haben.<br />

+ Praxisorientierung: Es werden konkrete Ziele benannt. Die Ziele sind so formuliert,<br />

dass man sie ohne weiteres verstehen <strong>und</strong> umsetzen kann.<br />

+ „Operationalisierbarkeit“: Die Ziele des <strong>Pastoralkonzept</strong>s sind außerdem in der<br />

Absicht formuliert, dass zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt (z. B. nach 1<br />

Jahr) konkret erfasst werden kann, ob bzw. wie weit sie erreicht worden sind.<br />

3 Die „Brücke“ ist auch im Internet unter der Adresse www.maurinus-<strong>und</strong>-marien.de einzusehen.<br />

7


8<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

+ Flexibilität: Das Konzept ist nicht nach Art eines Gesetzes oder einer Verordnung<br />

gedacht. Vielmehr soll es im Prozess seiner Umsetzung verändert werden<br />

können. Wenn sich herausstellt, dass bestimmte Voraussetzungen im Konzept<br />

nicht zutreffen, dann muss in dem betreffenden Bereich eben ein neues Ziel oder<br />

Teilziel formuliert werden.<br />

– „Das <strong>Pastoralkonzept</strong> ist dann gut, wenn nach einem Jahr konkrete Veränderungen<br />

spürbar sind.“<br />

II. Ausgewählte Arbeitsbereiche im Konzept<br />

E. Arbeitsbereich „Liturgie an Sonn- <strong>und</strong> Feiertagen“<br />

»Liturgie [ist] der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche<br />

zustrebt, <strong>und</strong> zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.«<br />

(II. Vatikanisches Konzil, Konstitution über die Heilige<br />

Liturgie „Sacrosanctum Concilium“, Artikel 10)<br />

Der Kern allen Handelns der Kirche vor Ort, der Pfarrgemeinde, ist die gemeinschaftliche<br />

Feier der Begegnung mit Gott: Ihn durch Christus im Heiligen Geist<br />

anbeten <strong>und</strong> verherrlichen sowie durch die Kommunion mit Ihm gestärkt werden<br />

für das Leben aus dem Glauben – das ist der Sinn der Kirche der Apostel, die in<br />

Lützenkirchen <strong>und</strong> Quettingen ist.<br />

Es ist sehr wünschenswert, dass die Katholiken erfahren <strong>und</strong> erleben, dass die<br />

Sonntags-Liturgie die Mitte der Gemeinde ist. Es ist sogar so, dass alles, was<br />

sonst in der Gemeinde besteht <strong>und</strong> geschieht, ohne die heilige Messe am Sonntag<br />

gar nicht existieren würde. Weder unsere Kirchen noch die anderen Gebäude,<br />

nicht die kirchlichen Gremien, Einrichtungen, Gruppen, Vereine <strong>und</strong> Kreise;<br />

nicht die Aktivitäten der Caritas <strong>und</strong> der Geselligkeit; nicht die vielfältigen gewachsenen<br />

Beziehungen unter den Menschen <strong>und</strong> nicht die Arbeitsplätze der<br />

hauptamtlichen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter wären uns ohne Glaube, Bibel,<br />

Sakramente <strong>und</strong> besonders ohne die Liturgie der heiligen Messe überliefert <strong>und</strong><br />

übergeben worden. All dies – einschließlich auch der wichtigen Dienste der Kirche<br />

im Leben der Menschen, wie Taufen, Erstkommunionfeiern, Trauungen, Beerdigungen<br />

<strong>und</strong> so vieles mehr –, hat nur Bestand, indem es einen höheren Sinn<br />

hat. Dieser Sinn wird uns zentral in der heiligen Messe geschenkt.<br />

Es ist deshalb nötig, die Liturgie des Sonntags zu erhalten <strong>und</strong> zu pflegen. Darüber<br />

hinaus ist es nötig, dass die Katholiken diesen Sinn erkennen <strong>und</strong> selbst<br />

darin leben. Daraus ergibt sich für die heutige Pfarrgemeinde eine doppelte Auf-


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

gabe: Erstens wollen wir die Sonntagsliturgie so feiern, dass sie weiterhin ihrem<br />

hohen Zweck, der Anbetung Gottes in unserer Zeit <strong>und</strong> an unseren Orten, dient.<br />

Und zweitens wollen wir die verschiedenen Sonntagsmessen so feiern, dass sie<br />

möglichst vielen Katholiken, die mit uns leben, in ihrem Leben wichtig werden<br />

können.<br />

Darum behandeln wir in diesem <strong>Pastoralkonzept</strong> als ersten Arbeitsbereich die<br />

Liturgie des Sonntags. Wir stellen die Pläne vor, wie verschiedene Messen in der<br />

Weise eingerichtet werden können, dass sie das christlich-katholische Leben in<br />

Lützenkirchen <strong>und</strong> Quettingen auch in Zukunft sichern, tragen <strong>und</strong> befeuern können.<br />

Im Folgenden stellen wir zwei Teilbereiche der Sonntags-Liturgie in den Brennpunkt:<br />

Die Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie <strong>und</strong> die besonders feierliche Form der<br />

Messe. Abgeschlossen wird das Thema, indem wir einige weitere notwendige<br />

Änderungen hinsichtlich der Orte <strong>und</strong> Zeiten unserer Sonntagsmessen vorstellen.<br />

Arbeitsbereich Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie<br />

»So spricht der Herr: „Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert<br />

sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“ Und Er<br />

nahm die Kinder in Seine Arme; dann legte Er ihnen<br />

die Hände auf <strong>und</strong> segnete sie.« (Vgl. Markus 10,14-16.)<br />

Beschreibung: IST-Zustand unserer Familienmessen<br />

Zurzeit gibt es an einem Sonntag im Monat eine Familienmesse in <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong><br />

Lützenkirchen (10 Uhr). An einem anderen Sonntag im Monat wird eine Familienmesse<br />

in <strong>St</strong>. Maria Rosenkranzkönigin Quettingen gefeiert (11:15 Uhr). Am<br />

dritten Sonntag im Monat wird in Quettingen „Kinderkirche“ gehalten. Die Kinderkirche<br />

(Kindergartenkinder <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulkinder) findet in ihrem ersten Teil<br />

im <strong>Marien</strong>heim (Pfarrsaal Quettingen) statt. Zur Gabenbereitung wandert die<br />

Kinderkirche hinüber in die „große“ Kirche, <strong>und</strong> alle Kinder <strong>und</strong> Eltern nehmen<br />

im weiteren Verlauf an der Eucharistiefeier teil.<br />

Die Familienmessen werden zurzeit in beiden Kirchen jeweils von einem ehrenamtlichen<br />

Familienmesskreis vorbereitet. Der für den Sonntag jeweils verantwortliche<br />

Seelsorger nimmt an ein bis zwei Vorbereitungstreffen pro Familienmesse<br />

teil. Die Kinderkirche wird vom ehrenamtlichen Kinderkirchen-Team vorbereitet;<br />

begleitet wird es vom Pastoralreferenten. Es gibt Kindergottesdienste im<br />

Rahmen der Kinderkirche, die das Team ohne den Pastoralreferenten leitet. –<br />

9


10<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Die Beteiligung von Familien mit Kindergarten- <strong>und</strong> Schulkindern an den Familienmessen<br />

ist wie folgt:<br />

– In Lützenkirchen sind – außerhalb der Zeit der Erstkommunion-Vorbereitung<br />

– nicht signifikant mehr Kinder zur Familienmesse anwesend als in den anderen<br />

Sonntagsmessen. Sowohl bei Familienmessen als auch bei „normalen“ Messen<br />

bewegt sich die Zahl der anwesenden Kleinkinder <strong>und</strong> Schulkinder meist im einstelligen<br />

Bereich.<br />

– In Quettingen sind an „normalen“ Sonntagen – außerhalb der Erstkommunion-<br />

Vorbereitung – <strong>und</strong> auch bei Familienmessen deutlich mehr Kinder anwesend.<br />

Zu „normalen“ Sonntagsmessen um 11:15 Uhr (ohne „kindertümliche“ Elemente)<br />

kommen 15 bis 30 Kleinkinder <strong>und</strong> Schulkinder. Zu Familienmessen kommen,<br />

unserem Eindruck nach, noch mehr Kinder.<br />

An Tagen mit Kinderkirche ziehen jedes Mal über 20 Kinder, oft noch deutlich<br />

mehr, zur Eucharistie in die Quettinger Kirche ein. Insgesamt können an einem<br />

solchen Sonntag zwischen 30 <strong>und</strong> 40 Kinder in der Kirche sein. 4<br />

Über „Wanderungsbewegungen“ zwischen den Ortsteilen ist Genaues nicht bekannt.<br />

Einzelne Familien aus Lützenkirchen erscheinen hin <strong>und</strong> wieder zu Familienmessen<br />

<strong>und</strong> besonders zur Kinderkirche in Quettingen. Jedoch besteht das<br />

„Publikum“ wohl meist aus Menschen aus dem jeweiligen Ortsteil.<br />

Es ist festzuhalten, dass die Familienmesskreise keineswegs unterschiedlich intensiv<br />

arbeiten. Tatsächlich wird jede Familienmesse mit großem Aufwand <strong>und</strong><br />

Einsatz der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen vorbereitet. Die Gestalt der Lützenkirchener<br />

Familienmessen ist nicht weniger attraktiv als die der Quettinger Familienmessen.<br />

Bemühungen, Familien mit Kindern dazu zu bewegen, zu den Familienmessen<br />

zu kommen <strong>und</strong> mitzufeiern, werden im Wesentlichen von den Katechetinnen<br />

während der Erstkommunion-Vorbereitung unternommen. Außerdem wird in<br />

Schulgottesdiensten „unter der Woche“ dazu eingeladen. Schließlich werden die<br />

Termine sowohl in der PfarrInfo (das Wochenblatt, das in der Kirche ausliegt)<br />

als auch im Pfarrbrief „Brücke“ (3x jährlich an alle katholischen Haushalte im<br />

Bereich) bekannt gemacht.<br />

Weiter gehende Anstrengungen, Familien aus Quettingen <strong>und</strong> Lützenkirchen für<br />

die Familienmessen zu gewinnen, wurden seitens der Messkreise noch nicht ins<br />

4 Siehe zum Vergleich die Zahlen in Anhang 2: Kinder in „normalen“ Sonntagsmessen – ausge-<br />

wählte Sonntage.


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Auge gefasst.<br />

Analyse: Gründe <strong>und</strong> Bewertung<br />

Zunächst soll die Frage angeschnitten werden, warum die Beteiligung von Familien<br />

mit Kindern in unseren beiden Kirchen so unterschiedlich ausfällt.<br />

Als Erstes betrachten wir die Anzahl der Erstkommunion-Kinder pro Jahr nach<br />

Ortsteil. (Vergleiche dazu unten die Tabelle im „Anhang 3: Zahlen – Kinder in<br />

Quettingen <strong>und</strong> in Lützenkirchen“). Die Zahlen zeigen uns, dass die Anzahl der<br />

katholischen Familien mit Schulkindern in den letzten Jahren stark zurückgegangen<br />

sein muss. Dies entspricht der bekannten demographischen Entwicklung in<br />

der Gesamtbevölkerung: Pro Frau gibt es durchschnittlich immer weniger Geburten.<br />

Es ist auch zu erwarten, dass diese Entwicklung weiter gehen wird – die<br />

Anzahl der Kinder in den Familienmessen <strong>und</strong> Kindergottesdiensten wird immer<br />

noch kleiner werden. Dies ist ein Hauptgr<strong>und</strong> dafür, dass in beiden Kirchen enttäuschend<br />

wenig Kinder zu den Familienmessen anwesend sind.<br />

Die Gesamtzahl der Kommunionkinder ist in Lützenkirchen nur wenig geringer<br />

als in Quettingen (2011: 46 zu 52). Die Beteiligung von Kindern <strong>und</strong> ihren Familienangehörigen<br />

ist aber in Lützenkirchen sehr viel geringer als in Quettingen<br />

– so sehr, dass in Lützenkirchen zurzeit keine wirkliche Familienmesse möglich<br />

ist, weil die Familien fast ganz fehlen. Was mag der Gr<strong>und</strong> dafür sein?<br />

Eine mögliche Ursache liegt in der unterschiedlichen Sozialstruktur der beiden<br />

<strong>St</strong>adtteile. Der Anteil an Familien, die als Aus- <strong>und</strong> Übersiedler in den letzten 30<br />

Jahren aus Schlesien <strong>und</strong> dem übrigen Polen zugezogen sind, ist dem allgemeinen<br />

Eindruck nach in Quettingen deutlich größer als in Lützenkirchen. Wir können<br />

dies nicht mit Zahlen belegen, da die Herkunft nicht statistisch erfasst wird.<br />

Diese Familien sind nach unserer Erfahrung allgemein viel stärker traditionellkirchlich<br />

(<strong>und</strong> zwar nur katholisch) geb<strong>und</strong>en als die einheimischen katholischen<br />

Familien.<br />

Folgerichtig erwarten wir wegen dieser <strong>St</strong>ruktur, dass der Kirchbesuch der Katholiken<br />

– insbesondere auch der Familien mit Kindergarten- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulkindern<br />

– in Quettingen heute deutlich höher ist als in Lützenkirchen.<br />

Allerdings bleibt festzuhalten, dass dies nur eine Ursachenvermutung ist. Bisher<br />

sind die Familien, die mit ihren Kindern zur Familienmesse kommen, im Wesentlichen<br />

standorttreu – <strong>und</strong> letztlich bleibt uns nur die Beobachtung, dass die<br />

Quettinger Familien die Quettinger Kirche weit mehr füllen als die Lützenkirchener<br />

Familien „ihre“ Familienmessen.<br />

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12<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Umso wichtiger für die Zukunft des katholischen Lebens erscheint uns nun, die<br />

Sonntagsgottesdienste für <strong>und</strong> mit Familien so zu gestalten, dass die vorhandenen<br />

Kinder <strong>und</strong> Eltern gerne kommen, freudig mitfeiern <strong>und</strong> eine stärkere Bindung<br />

an die Messe entwickeln als zurzeit.<br />

Ziele <strong>und</strong> Pläne: Eine neue Gestalt der Kinder- <strong>und</strong> Familiengottesdienste<br />

Wir sind uns einig, dass es unsere Kräfte übersteigen würde, eine Kampagne für<br />

den Bereich Lützenkirchen zu starten mit dem Ziel, deutlich mehr Familien mit<br />

Kindern in die monatliche Familienmesse in <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> zu „locken“. Tatsächlich<br />

sind auch in den vergangenen Jahren keinerlei Ansätze, sei es seitens der<br />

Seelsorger, sei es aus dem Familienmesskreis heraus, zu einem solchen<br />

„Werbefeldzug“ zu erkennen gewesen.<br />

Dies hat den weiteren Gr<strong>und</strong>, dass das Ergebnis völlig ungewiss wäre. Die Menschen<br />

entscheiden selbst, ob <strong>und</strong> wo sie zur Kirche gehen – oder eben nicht. Deshalb<br />

erscheint es uns aussichtsreicher, eine jetzt schon vorhandene Tendenz aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> durch zielgerichtetes Handeln zu verstärken.<br />

Ein bildhafter Ausdruck für die rechte Vorgehensweise geht so: Ein Windsurfer<br />

geht an denjenigen <strong>St</strong>rand, an dem er die passende große Welle für seinen Sport<br />

findet, <strong>und</strong> surft hoch hinauf. Er wird nicht ans ruhige Wasser gehen <strong>und</strong> versuchen,<br />

selbst eine Welle mit aller Kraft aufzurühren. So wollen wir es auch machen:<br />

Wir wollen mit unseren Kinder- <strong>und</strong> Familiengottesdiensten „höher hinaus“,<br />

<strong>und</strong> dazu nutzen wir die „Welle“, die Gott der Herr jetzt schon auflaufen<br />

lässt – nämlich die im Vergleich zu Lützenkirchen hohe Beteiligung von Familien<br />

mit Kindern in Quettingen.<br />

Unser Ziel ist nun, dass Familien mit Kindern sich noch besser an den für sie <strong>und</strong><br />

mit ihnen gestalteten Sonntags- <strong>und</strong> Feiertagsgottesdiensten beteiligen. Die Bindung<br />

soll tiefer <strong>und</strong> regelmäßiger werden, das Angebot an die Familien soll verlässlicher<br />

<strong>und</strong> noch leichter zugänglich werden.<br />

Deshalb wollen wir einen örtlichen Schwerpunkt bilden: Jeden Sonntag (<strong>und</strong> jedes<br />

Hochfest) um 11:15 Uhr in <strong>St</strong>. Maria Rosenkranzkönigin Quettingen soll es<br />

eine hl. Messe mit Anteilen für Kinder geben.<br />

Der Schwerpunkt Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie in Quettingen hat Vorteile:<br />

– Die Familien können sich fest darauf verlassen, dass immer am selben Tag, zur<br />

selben Uhrzeit <strong>und</strong> am selben Ort Gottesdienst mit Elementen für Kinder ist. (Sie


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

müssen nicht erst nachschauen, ob an einem Sonntag nun in Quettingen oder in<br />

Lützenkirchen oder überhaupt keine Familienmesse ist.) Erhoffte Wirkung ist,<br />

dass Familien auch kurzfristig vermehrt die Wahl treffen, heute zur Kirche zu<br />

gehen, weil dort auf jeden Fall wieder etwas für Kinder geboten wird.<br />

– Die Katechese für Kinder bzw. für Familien kann intensiver werden. Zum Beispiel<br />

kann an mehreren Sonntagen hintereinander eine thematische Reihe vorbereitet<br />

werden. Die einzelnen Katechesen innerhalb einer Reihe können aufeinander<br />

aufbauen.<br />

– Die Beziehung zwischen den Priestern <strong>und</strong> den Familien mit Kindern kann<br />

enger werden, weil man sich zunehmend persönlich kennt. Auch auf dieser personalen<br />

Ebene kann sich die Bindung vertiefen.<br />

– Die Beziehungen zwischen Familien, die öfters teilnehmen, können leichter<br />

angeknüpft <strong>und</strong> aktualisiert werden. Man sieht sich eher wieder in der Kirche,<br />

<strong>und</strong> ein soziales Netzwerk r<strong>und</strong> um den Gottesdienst kann entstehen.<br />

– Für die Seelsorger, die anderen haupt- <strong>und</strong> ehrenamtlichen Mitarbeiter in der<br />

Kirche sowie für die Einrichtungen der Gemeinde entsteht ein sozialer Raum, in<br />

dem regelmäßig Anknüpfung der eigenen Vorhaben an die Zielgruppe möglich<br />

ist. Wir denken dabei besonders an das neue Familienzentrum (siehe unten);<br />

aber auch an Kindergärten, Bücherei, Messdiener-Arbeit, Kinderchor <strong>und</strong> Erstkommunion-Vorbereitung.<br />

– Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter entsteht ein Zentrum, um das ihre Mitarbeit<br />

kreist. Verschiedene Personen, Gruppen <strong>und</strong> Kreise, die in der Arbeit mit Kindern<br />

<strong>und</strong> Familien jetzt schon aktiv sind, lernen sich kennen <strong>und</strong> arbeiten auf<br />

Dauer an einem gemeinsamen Projekt zusammen.<br />

– Es eröffnet sich ein Raum, auf den hin die regelmäßige Zusammenarbeit mit<br />

der <strong>St</strong>ädtischen Katholischen Gr<strong>und</strong>schule Don Bosco bzw. mit Lehrkräften der<br />

Schule ausgeweitet werden kann. Auch ist denkbar, dass durch regelmäßige Zusammenarbeit<br />

Unterrichts- <strong>und</strong> Schulprojekte sowie Katechesen in den Familiengottesdiensten<br />

einander bereichern können.<br />

– Schließlich können sich Christen, die keine Familienmesse mit entsprechender<br />

Katechese <strong>und</strong> Liedgestaltung (<strong>und</strong> „Lebhaftigkeit“) wünschen, ebenfalls auf<br />

den festen Termin am festen Ort einstellen. Sie können gewohnheitsmäßig eine<br />

Messe zu einer anderen Zeit wählen.<br />

Der Schwerpunkt Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie in Quettingen hat Folgen:<br />

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14<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

– Die Idee der „Pfarrfamilie“, in der die eine Sonntagsmesse für alle Altersgruppen<br />

<strong>und</strong> Interessen angeboten wird, ist damit aufgegeben. Vielmehr wird dem<br />

Lebensgefühl heutiger Menschen gefolgt. Sie erwarten spezifische Angebote für<br />

Menschen, die sich in vergleichbarer Lebenssituation befinden – hier: Familien<br />

mit Kindern. (Insofern folgt dieser Plan im Übrigen dem tatsächlichen Verhalten<br />

der verschiedenen Generationen <strong>und</strong> Interessenschwerpunkten in den heutigen<br />

Familien selbst. Dass Oma, Vater <strong>und</strong> Mutter <strong>und</strong> alle Kinder gemeinsam die<br />

Messe besuchen, findet so praktisch nicht mehr statt. Die einzelnen Generationen<br />

<strong>und</strong> Personen wählen aus, was sie selbst wollen, <strong>und</strong> verhalten sich auch in<br />

der Familie entsprechend unterschiedlich).<br />

– Die Idee, dass an allen <strong>St</strong>andorten alle Formen von Gottesdiensten regelmäßig<br />

angeboten werden müssen, ist ebenfalls aufgegeben. Die Angebote werden nun<br />

nicht mehr wie mit einer Gießkanne über alle <strong>St</strong>andorte ausgegossen, sondern<br />

sie werden konzentriert.<br />

– In Quettingen sind sonn- <strong>und</strong> feiertags um 11:15 Uhr nur noch Messen mit<br />

„kindertümlicher“ Gestaltung.<br />

– Unser Kirchenchor Cäcilia wird in der Regel sonn- <strong>und</strong> feiertags um 11:15<br />

Uhr in Quettingen keine Auftritte haben.<br />

– Die Familienmesse, die an einem Sonntag pro Monat um 10:00 Uhr in Lützenkirchen<br />

gefeiert wurde, findet als solche nicht mehr statt. Es wird keine regelmäßigen<br />

Familienmessen in Lützenkirchen mehr geben, auch nicht in der Zeit der<br />

Erstkommunion-Vorbereitung.<br />

– Der Arbeitsaufwand für Seelsorger <strong>und</strong> Ehrenamtliche wird durch die Konzentration<br />

<strong>und</strong> Intensivierung der Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie eindeutig steigen.<br />

Die Mehrarbeit ist aber ausdrücklich gewollt, weil innerhalb dieses <strong>Pastoralkonzept</strong>s<br />

eben die Entscheidung getroffen wird, in diesem Bereich auf Zukunft<br />

hin einen besonderen Akzent der Seelsorge zu setzen.<br />

Der Schwerpunkt Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie in Quettingen bedeutet eine reichere<br />

Differenzierung:<br />

– Jeder Sonntag im Monat kann zur Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung der Messe<br />

in Quettingen einer Gruppe anvertraut werden, zum Beispiel nach folgendem<br />

Schema: 1. Sonntag im Monat – Familienmesskreis I; 2. Sonntag im Monat –<br />

Familienmesskreis II; 3. Sonntag im Monat – Kinderkirchen-Team; 4. Sonntag<br />

im Monat – Kinderchor; der 5. Sonntag im Monat – ggfs. eigens gestaltet. Die<br />

verschiedenen Vorbereitungsgruppen halten Kontakt <strong>und</strong> stimmen sich ab über


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

eine „<strong>St</strong>euerungsgruppe Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie“, die von einem der Seelsorger<br />

geleitet wird.<br />

– Bestimmte Kinder <strong>und</strong> Familien (solche, die regelmäßig zu einer Familienmesse<br />

kommen) können „fest“ bereits in die Vorbereitung der Katechesen einbezogen<br />

werden. Dies kann auch auf Religionsklassen der Schule ausgeweitet werden.<br />

Fürbitten, „Anspiele“, Gebetsformen <strong>und</strong> weitere Elemente können so qualitativ<br />

besser vorbereitet werden.<br />

– Längerfristige Planung wird möglich. Zu den Hochfesten – auch über Weihnachten<br />

hinaus – sowie für die „geprägten Zeiten“ (Advent, Fastenzeit) stehen<br />

eingespielte Gruppen zur Verfügung, die Familienmessen (oder auch eine Reihe)<br />

auf das jeweilige Thema hin vorbereiten können.<br />

– Es soll auch möglich werden, Kindertaufen sowie von Kindertagesstätten gestaltete<br />

Elemente in die Familienmessen einzubeziehen.<br />

– In der längerfristigen Planung können auch Einrichtungen zur Mitgestaltung an<br />

einem bestimmten Sonntag eingeladen werden: Bücherei, Messdienergemeinschaft,<br />

DJK, Familienzentrum usw.<br />

– Über den Gottesdienst hinaus bietet der neue Schwerpunkt die Möglichkeit,<br />

dass sich Familien regelmäßig zu unterschiedlichen Aktivitäten zusammenfinden<br />

(zum Beispiel zum gemeinsamen Frühstück, zum Mittagessen, zu Spieler<strong>und</strong>en).<br />

– In Lützenkirchen bleiben die kinderorientierten Gottesdienste zu besonderen<br />

Gelegenheiten erhalten: Kinderchristmette, Kindersegnung nach Weihnachten,<br />

<strong>St</strong>ernsingergottesdienste, Familienmesse zu Erntedank, Einführung der neuen<br />

Messdiener, Erstkommunionfeier <strong>und</strong> Dankmesse der Erstkommunionkinder.<br />

Ebenso bleiben die Kindergottesdienste während der Woche bestehen: Schulgottesdienst<br />

für die 2. Klassen der GGS Im Kirchfeld; Schulgottesdienst für die 3.<br />

<strong>und</strong> 4. Klassen derselben Schule; Schulgottesdienste für verschiedene Klassenstufen<br />

des Werner-Heisenberg-Gymnasiums.<br />

Überprüfbarkeit: Wie wir die Qualitätssteigerung im Schwerpunkt<br />

„Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie“ messen wollen<br />

Es ist ganz klar: Wenn nicht eine Verbesserung der jetzigen Situation der<br />

Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie angestrebt würde, dann müssten wir keine Veränderung<br />

in diesem Bereich ins Auge fassen. Wir müssen angeben können, was wir<br />

verändern <strong>und</strong> woran wir den Erfolg dieses Konzepts messen wollen.<br />

Wir setzen uns folgendes Kriterium: Ein Jahr nach <strong>St</strong>art des neuen Konzepts im<br />

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16<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Bereich Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie sollen jeden Sonntag (außerhalb der Sommerferien)<br />

mindestens 35 Kinder bis zu 12 Jahren zu unseren Messen um 11:15<br />

Uhr in <strong>St</strong>. Maria Rosenkranzkönigin kommen. Dies soll zum angegebenen Zeitpunkt<br />

durch eine 4-malige Kirchenbesucherzählung verifiziert werden.<br />

Zusammenfassende Wertung<br />

In der Kirche <strong>St</strong>. Maria Rosenkranzkönigin in Quettingen wird der örtliche<br />

Schwerpunkt „Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie“ gebildet. Die Ausweitung <strong>und</strong> Verstetigung<br />

der Kinder- <strong>und</strong> Familiengottesdienste am Sonntag bewirkt eine Konzentration<br />

unserer Anstrengungen in diesem Bereich. Sie erlaubt uns, die Intensität<br />

unserer Arbeit mit Kindern <strong>und</strong> Familien im Gottesdienst zu steigern <strong>und</strong> so<br />

die Qualität in diesem Arbeitsbereich Liturgie spürbar zu erhöhen. Wir geben<br />

uns die Möglichkeit, die Attraktivität unserer Gottesdienste mit Kindern zu verstärken.<br />

Durch den örtlichen Schwerpunkt „Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie“ schärfen wir<br />

unser spezifisches Profil als Gemeinde auch unter den Nachbargemeinden. Wir<br />

verbessern die Möglichkeit für Familien aus unserem Bereich <strong>und</strong> darüber hinaus,<br />

eine spezielle Bindung an den Gottesdienst zu entwickeln. Auf diese Weise<br />

bereiten wir der Zukunft der katholischen Gemeinde <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong><br />

den Weg<br />

Schwerpunkt besonders feierliche Form der Liturgie plus Kultur<br />

Beschreibung: IST-Zustand unserer „normalen“ Sonntags-Liturgie<br />

»Ihr Tore, hebt euch nach oben, /<br />

hebt euch, ihr uralten Pforten; /<br />

denn es kommt der König der Herrlichkeit.«<br />

(Psalm 24,7)<br />

Zurzeit werden in beiden Kirchen die hl. Messen (mit Ausnahme der Kindermessen)<br />

an Sonntagen <strong>und</strong> die Vorabendmessen mit einer angemessenen Feierlichkeit<br />

zelebriert. Das heißt: Es ist die deutsche Liturgie gemäß Messbuch, jedoch<br />

ohne höhere Feierlichkeit. Die Predigt ist (abhängig vom Zelebranten <strong>und</strong><br />

außer in den Familienmessen) in allen Messen die gleiche. Die Musik besteht<br />

allenthalben aus orgelgestütztem Gemeindegesang <strong>und</strong> in einigen Partien aus<br />

instrumentaler Orgelmusik. Die Orgel wird vom Kirchenmusiker gespielt;<br />

manchmal wird er durch Vertretungsorganisten ersetzt.


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Wir haben eine erfreulich große Zahl von Messdienerinnen <strong>und</strong> Messdienern, die<br />

jeweils einer der beiden Kirchen fest zugeteilt sind. Die Ministranten werden<br />

allerdings in den Gemeindeteilen unterschiedlich oft gefordert: In Lützenkirchen<br />

(55 Ministranten) gibt es jetzt eine Sonntagsmesse (10:00 Uhr) <strong>und</strong> alle zwei<br />

Wochen die Vorabendmesse (18:00 Uhr); in Quettingen (62 Ministranten) gibt<br />

es zwei Sonntagsmessen (08:30 Uhr <strong>und</strong> 11:15 Uhr) sowie alle zwei Wochen die<br />

Vorabendmesse (18:00 Uhr).<br />

Entsprechend werden auch die weiteren Dienste – Küsterin, Lektorinnen <strong>und</strong><br />

Lektoren sowie Kommunionhelfer(innen) in Quettingen <strong>und</strong> Lützenkirchen ungleich<br />

häufig gefordert. Dabei besteht ein spürbarer Mangel an Kommunionhelfern<br />

<strong>und</strong> besonders an Lektoren. Wenn eine Messe nicht mit einem entsprechenden<br />

Dienst aus der Gemeinde „besetzt“ ist, springt regelmäßig die jeweilige Küsterin<br />

ein.<br />

Analyse <strong>und</strong> Bewertung<br />

Die „normale“ Sonntags-Liturgie wird offensichtlich von den Beteiligten als im<br />

Wesentlichen feststehend <strong>und</strong> althergebracht betrachtet. Unterschiede werden –<br />

außerhalb der Hochfeste sowie der monatlichen Familienmessen – nicht gesehen.<br />

Tatsächlich ist es, was die Gestalt angeht, recht gleichgültig, in welche unserer<br />

Sonntagsmessen (einschließlich der Vorabendmesse) man geht: Es wird liturgisch<br />

<strong>und</strong> predigtmäßig das Gleiche wie in allen anderen Messen geboten.<br />

Tatsächlich ist damit zu rechnen, dass alle Gottesdienstgemeinden aus Menschen<br />

bestehen, die recht unterschiedliche Bedürfnisse hinsichtlich der Gestalt ihrer<br />

Messe haben. Für manche wird die Zeit wichtig sein: Sie gehen in diejenige<br />

Messe, die ihrer persönlichen Tages-Planung am ehesten entgegenkommt. Und<br />

es ist damit zu rechnen, dass auch jenseits der Familien mit Kindern sich die<br />

Teilnehmer an den unterschiedlichen Messen unterschiedlich „sortieren“.<br />

Darüber hinaus ist zu vermuten, dass es unter den Mitfeiernden der Sonntagsmessen<br />

auch eine bedeutende Anzahl gibt, die eine feierlichere Gestalt ihrer<br />

Messe sehr schätzen würden. Dies hat auch die außergewöhnlich große <strong>und</strong> positive<br />

Resonanz auf die Festmesse aus Anlass der Gemeindefusion am 9. Januar<br />

2011 spürbar werden lassen. Zahlen lassen sich nicht erheben, jedoch sind hier<br />

mehrere Ehepaare <strong>und</strong> Einzelpersonen bekannt, die aus diesem Gr<strong>und</strong> so oft wie<br />

möglich sonntags zur Messfeier zum Altenberger Dom oder zum Kölner Dom<br />

fahren. Außerdem gibt es sowohl in Quettingen als auch in Lützenkirchen eine<br />

vergleichsweise große Zahl von Aus- <strong>und</strong> Übersiedlern, die aus dem polnischen<br />

Bereich stammen. Von ihnen würde wiederum eine große Zahl eine erhöhte äu-<br />

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18<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

ßere Feierlichkeit positiv bewerten.<br />

Dafür, dass in Lützenkirchen besonders viele Menschen wohnen, die einen hohen<br />

Anspruch an die Qualität der liturgischen Form stellen, gibt es allerdings<br />

konkrete Hinweise. Diese liegen in Gestalt der Ergebnisse der sog. SINUS-<br />

<strong>St</strong>udie 5 vor. Die Ergebnisse wurden für Quettingen <strong>und</strong> Lützenkirchen auf Quartiere<br />

<strong>und</strong> <strong>St</strong>raßen heruntergerechnet <strong>und</strong> sind in Form von Tabellen <strong>und</strong> Karten<br />

vorhanden. Demnach ist festzuhalten: Der Anteil der soziologischen „Milieus“,<br />

die man der Oberschicht <strong>und</strong> der oberen Mittelschicht zurechnet, liegt in Quettingen<br />

bei 23%, in Lützenkirchen bei 47% der Wohnbevölkerung. Der Anteil der<br />

Milieus, die die Verfasser der SINUS-<strong>St</strong>udie als „gesellschaftliche Leitmilieus“<br />

bezeichnen, liegt in Quettingen bei 19%, dagegen in Lützenkirchen bei 40%.<br />

Für die Frage nach der Erwartung bestimmter Gruppen an die Gestalt der Liturgie<br />

der Gemeinde ist nun Folgendes zu berücksichtigen: Die Angehörigen der<br />

Ober- <strong>und</strong> Mittelschicht legen wahrscheinlich besonderen Wert darauf, dass die<br />

liturgischen Formen (wie auch die Predigt) hohen Ansprüchen genügen <strong>und</strong> von<br />

besonderer Qualität hinsichtlich Inhalt <strong>und</strong> Gestalt sind. Beispielhaft deutlich<br />

wird dieser Anspruch im Selbstbild der Menschen, die zum sog. Milieu der Etablierten<br />

gehören:<br />

„Sie setzen auf bleibende Werte. Ihr Leben erhält Tiefe durch die Erkenntnis<br />

des Besonderen <strong>und</strong> der Teilhabe daran. Kindlicher Glaube <strong>und</strong> Volksfrömmigkeit<br />

stoßen auf Ablehnung.“ (Vergleiche zu „SINUS-Milieus“<br />

unten Anhänge 3 <strong>und</strong> 4.)<br />

Es wird aus der Verteilung <strong>und</strong> den Beschreibungen deutlich, dass die Erwartungshaltung<br />

von Angehörigen dieser gesellschaftlich arrivierten Milieus vor<br />

allem auf Qualität bzw. „Niveau“ gerichtet ist. Daher denken wir, dass wir dieses<br />

Milieu am ehesten mit liturgischer Qualität <strong>und</strong> mit gepflegtem intellektuellem /<br />

ästhetischen Niveau erreichen können. Und aus den Zahlen wird sehr deutlich,<br />

dass der Anteil der Menschen aus der Oberschicht / oberen Mittelschicht an der<br />

Wohnbevölkerung in Lützenkirchen sehr hoch ist.<br />

Festzuhalten ist: Es gibt starke Hinweise dafür, dass der Anteil der Menschen<br />

mit hohen Ansprüchen an die liturgischen Formen in Lützenkirchen besonders<br />

hoch ist. Dem ist seitens der Gemeinde Rechnung zu tragen. Unsere Folgerung<br />

5 Zum Überblick über die Analyse, die Ergebnisse <strong>und</strong> die Folgerungen aus der SINUS-<br />

Milieustudie von SINUS Sociovision für den Bereich des Erzbistums Köln: Siehe z.B. die Broschüre<br />

„Wirkungskreise. <strong>St</strong>andort – Impuls – Aufbruch : Werkzeug zur Pastoral- <strong>und</strong> Gemeindeentwicklung.<br />

Erzbistum Köln / Hauptabteilung Seelsorgebereiche, Köln o.J. [2009].


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

ist klar: Wir sollten der entsprechenden Erwartungshaltung eines hohen Anteils<br />

der Bevölkerung besser als bisher gerade auch in der Gestalt der Sonntags-<br />

Liturgie entgegenkommen. Dies wollen wir durch die Bildung eines entsprechenden<br />

Schwerpunktes in Lützenkirchen erreichen.<br />

Ziele <strong>und</strong> Pläne: Die neue Gestalt „besonders feierliche Form der Messe<br />

plus Kultur“<br />

Sonntagsmesse in Lützenkirchen<br />

Die hl. Messe am Sonntag in Lützenkirchen soll der Ausdruck des neuen<br />

Schwerpunkts „besonders feierliche Form der Messe plus Kultur“ werden. Ihre<br />

Gestalt soll so verändert werden, dass sie sich hinsichtlich ihrer Feierlichkeit<br />

deutlich von der Vorabendmesse um 18:00 Uhr sowie von der Sonntagsmesse<br />

um 08:30 Uhr in Quettingen abhebt. Denjenigen Gläubigen in Lützenkirchen,<br />

aber auch in Quettingen <strong>und</strong> darüber hinaus, die die besondere Feierlichkeit bzw.<br />

ein erhöhtes Niveau schätzen, soll auf diese Weise ein passendes Angebot gemacht<br />

werden. Wir rechnen damit, dass durch die Bildung dieses örtlichen<br />

Schwerpunkts vermehrt Gläubige dieser Ausrichtung sonntags die Messe in <strong>St</strong>.<br />

<strong>Maurinus</strong> mitfeiern.<br />

Außerdem beabsichtigen wir, über die Messe hinaus, Aktivitäten in den Bereichen<br />

Musik, bildende Kunst <strong>und</strong> Bildungsarbeit zu entwickeln, die Menschen<br />

mit speziellen kulturellen Interessen ansprechen. Schließlich werden wir organisatorische<br />

Änderungen anstreben, die die Entwicklung dieses Schwerpunkts fördern.<br />

Die erhöhte Feierlichkeit der Sonntagmesse in <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> wird bei allen Beteiligten<br />

der Liturgie spürbar werden: Zelebranten, Gottesdienstgemeinde, Kirchenmusik,<br />

Altardienste, Lektoren <strong>und</strong> Kommunionhelfer sowie Küsterdienst.<br />

In der Zelebration wird vor allem neu die ars celebrandi 6 zur Geltung zu bringen<br />

sein. Wir werden uns für einzelne Themen oder Zeiten auch bemühen, bekannte<br />

Gastzelebranten mit eigener Predigt zu gewinnen.<br />

6 Zu ars celebrandi im engeren Sinne, d. h. als Vermittlungsaufgabe des priesterlichen Vorstehers<br />

in der Eucharistiefeier: „Mit anderen Worten, die ,ars celebrandi' will nicht zu einer Art Theatervorführung,<br />

zu einem Schauspiel einladen, sondern zu einer Innerlichkeit, die spürbar ist <strong>und</strong> die<br />

für die Anwesenden annehmbar <strong>und</strong> offenk<strong>und</strong>ig wird. Nur wenn die Menschen sehen, dass dies<br />

keine rein äußerliche ,ars' nach der Art eines Schauspiels ist – wir sind keine Schauspieler! –,<br />

sondern der Ausdruck des Weges unseres Herzens, das auch ihr Herz gewinnt, dann wird die<br />

Liturgie schön, dann wird sie zur Gemeinschaft aller Anwesenden mit dem Herrn." (Papst Benedikt<br />

XVI., Castel Gandolfo, 31.08.2006)<br />

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20<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Die Gottesdienstgemeinde wird sich insbesondere darauf einstellen dürfen, bisher<br />

wenig oder nicht bekannte Kirchenlieder einzuüben <strong>und</strong> zu singen. Ein Beispiel<br />

für diese Intensivierung: Der Kirchenmusiker übt in unregelmäßigen Abständen<br />

jeweils vor Beginn der Messe mit der Gemeinde neue Lieder ein. Ein<br />

weiteres Beispiel: Nach der Sonntagsmesse werden die Anwesenden zum<br />

„Offenen Singen“ eingeladen.<br />

In der Kirchenmusik sind folgende Veränderungen möglich: Der Kirchenchor<br />

Cäcilia wird hauptsächlich in diesem örtlichen Schwerpunkt eingesetzt. Innerhalb<br />

der Messen mit erhöhter Feierlichkeit wird auch öfters gehobene Orgelliteratur<br />

gegeben werden. Möglicherweise werden dazu regelmäßige Termine (z. B.<br />

viermal im Jahr) veröffentlicht. Schließlich ist an die Möglichkeit zu denken, in<br />

<strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> einen Choraustausch mit guten Kirchenchören aus dem Erzbistum<br />

zu initiieren.<br />

Die Altardiener (Minstrantinnen <strong>und</strong> Ministranten) werden eine tragende Rolle<br />

bei der erhöhten Feierlichkeit der Sonntagsmesse in Lützenkirchen spielen. Um<br />

die „besonders feierliche Form“ qualitätvoll zu gestalten, bedarf es auch einer<br />

besonderen Ausbildung <strong>und</strong> eines vertieften Verständnisses der jungen Leute,<br />

die diesen wichtigen Dienst für Gott <strong>und</strong> Seine Menschen versehen. Die Messdienergemeinschaft<br />

<strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong> wird nun auch hinsichtlich der Liturgie<br />

zunehmend die Grenze zwischen den Ortsteilen überschreiten; zur<br />

„feierlichen besonders feierliche Form“ in Lützenkirchen werden auch die geeigneten<br />

Messdiener aus Quettingen eingeteilt.<br />

Im Einzelnen sind bei der Sonntagsmesse in <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> folgende Veränderungen<br />

im Sinne einer „erhöhten Feierlichkeit“ denkbar:<br />

– „Großer Einzug“ an jedem Sonntag, mit Weihrauch <strong>und</strong> Leuchtern. Dazu muss<br />

ein Platz innerhalb des Chorraums geschaffen werden, an dem Rauchfass <strong>und</strong><br />

Weihrauchschiffchen versorgt werden;<br />

– Verbesserung der Prozessionsordnung beim Einzug in den Chorraum;<br />

– Evangelienprozession. Dazu muss ein Platz innerhalb des Chorraums eingerichtet<br />

werden, auf dem das Evangeliar würdig ausgestellt wird;<br />

– „Buchdienst“ – die Messdiener bringen das Messbuch zu Tagesgebet, Schlussgebet<br />

<strong>und</strong> Segen an den Priestersitz. Dazu muss ein Mikrofon auf einem <strong>St</strong>änder<br />

am Platz des Priesters aufgestellt werden;<br />

– <strong>und</strong> weitere Veränderungen im Bereich der Messdienerliturgie, die noch ausgearbeitet<br />

<strong>und</strong> abgestimmt werden.<br />

Die Lektoren ziehen mit der Prozession zur Messe ein (großer Einzug). Die Anzahl<br />

der Lektoren wird durch Anwerbung neuer Personen erhöht. Eine Lektorenschulung<br />

vor Ort wird jedes Jahr zwecks Auffrischung <strong>und</strong> Weiterbildung erneut


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

angeboten. Der Lektorenkreis trifft sich regelmäßig <strong>und</strong> wird theologisch begleitet<br />

<strong>und</strong> weitergebildet durch einen Priester. (Zu überlegen ist erneut, ob nicht<br />

mehr Lektoren im liturgischen Gewand mit einziehen könnten).<br />

Ebenso sollen eine theologische Begleitung <strong>und</strong> ein Weiterbildungsangebot für<br />

die Kommunionhelferinnen <strong>und</strong> Kommunionhelfer eingerichtet werden.<br />

Zusammenfassend stellen wir fest: Die „besonders feierliche Form“ ist ein<br />

Gestaltungsprojekt, dessen Durchführung Zeit braucht <strong>und</strong> das im Gr<strong>und</strong>e nie zu<br />

Ende ist. Die ständige Begleitung durch einen neu zu gründenden Arbeitskreis<br />

aus engagierten Gemeindemitgliedern ist dazu unbedingt nötig. 7 Zugleich ist sie<br />

ein Kernprojekt, um Bestand <strong>und</strong> Entwicklung unserer Gemeinde in Zukunft<br />

möglich zu machen.<br />

Nicht unmittelbar zur Sonntagsmesse gehörig, können einige weitere Aktivitäten<br />

im Bereich Liturgie den örtlichen Schwerpunkt „besonders feierliche Form der<br />

Liturgie plus Kultur“ mitprägen. Dazu gehören:<br />

– Regelmäßige (wöchentliche) eucharistische Anbetung. Das Thema<br />

„Eucharistie“, auch mit weiteren Veranstaltungen, bietet sich für das Jahr <strong>2012</strong><br />

schon deshalb an, weil sich die Gemeinden im Erzbistum Köln in diesem Jahr<br />

auf den Eucharistischen Weltkongress 2013 in Köln vorbereiten;<br />

– Anwerben von „Senior-Ministranten“ für die hl. Messe dienstags 09:00 Uhr in<br />

<strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> (Rentner, die regelmäßig den Altardienst übernehmen).<br />

(An dieser <strong>St</strong>elle wird auf die Notwendigkeit, an benachbarte Arbeitsbereiche<br />

der Pastoral konkret anzuschließen, lediglich hingewiesen: Bei Kasualien,<br />

Sakramentenkatechese <strong>und</strong> Wortgottesdiensten soll ein Bestandteil des jeweiligen<br />

Programms, der Katechesen <strong>und</strong> der Gespräche immer auch die Begründung<br />

der Sonntagsmesse <strong>und</strong> die Einladung dazu sein).<br />

Kultureller Schwerpunkt Lützenkirchen<br />

Zur Entwicklung dieses Schwerpunkts in Lützenkirchen gehört als Zweites –<br />

unter Berücksichtigung der Dekanatsebene – eine verstärkte Aktivität im kulturellen<br />

Bereich. Schon jetzt erleben wir, dass örtliche Chöre in der Kirche<br />

7 Eine wichtige Aufgabe im Zuge der Begleitung <strong>und</strong> Weiterentwicklung wäre die Benennung<br />

von Personen aus der Gemeinde, die als Mitfeiernde der „feierlichen besonders feierliche Form“<br />

ein besonderes Augenmerk auf Gestalt <strong>und</strong> Abläufe haben. Ihre Aufgabe wäre es, im Arbeitskreis<br />

„feierliche Liturgie plus Kultur“ (<strong>und</strong> gegebenenfalls direkt dem Zelebranten) Rückmeldung<br />

über die Entwicklung <strong>und</strong> etwa vorhandene Mängel zu geben. Wir können sie auch die<br />

„Evaluierer“ nennen, weil sie die inzwischen erzielten Ergebnisse laufend bewerten.<br />

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22<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

<strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> Konzerte geben (Adventskonzert des MGV Lützenkirchen). Darüber<br />

hinaus wird angestrebt, dass wir weitere Konzerte im Rahmen eines jährlichen<br />

Kulturprogramms organisieren. Besonders ist dabei auch an Orgelkonzerte<br />

zu denken; die Kirche <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> hat eine Weyland-Orgel, die qualitätvolle<br />

konzertante Darbietungen (auch von auswärtigen Musikern) ermöglicht.<br />

Es ist ebenfalls zu untersuchen, wie wir im Kirchenraum von <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> Ausstellungen<br />

bildender Kunst / bildender Künstler organisieren können. Architektur,<br />

Ambiente <strong>und</strong> Ausstattung prädestinieren diesen Raum geradezu dafür.<br />

(Einen deutlichen künstlerischen Akzent besitzt das Kirchengebäude allein schon<br />

durch die zwölf Markus-Fenster von Hubert Spierling).<br />

Schließlich ist im Rahmen eines Jahresprogramms auch an Vorträge <strong>und</strong> andere<br />

Bildungsveranstaltungen in der Kirche oder im Pfarrheim Lützenkirchen zu denken.<br />

Diese hätten kirchliche, kulturelle <strong>und</strong> allgemein gesellschaftliche Themen<br />

zum Gegenstand. Sie können unter Beteiligung <strong>und</strong> Förderung durch das katholische<br />

Bildungswerk Leverkusen, aber auch durch andere lokale Institutionen (z.<br />

B. das Werner-Heisenberg-Gymnasium) durchgeführt werden. (Im Jahr <strong>2012</strong><br />

könnte z. B. als Vorbereitung auf den Eucharistischen Weltkongress in Köln<br />

2013 eine Vortragsreihe zur Eucharistie angeboten werden).<br />

Das jährliche „plus Kultur“-Programm innerhalb dieses Arbeitsfeldes soll nach<br />

unseren Vorstellungen von der neuen Arbeitsgruppe „plus Kultur“ geplant, organisiert,<br />

beworben, gesteuert <strong>und</strong> evaluiert werden. Sie bezieht auch die vom liturgischen<br />

Jahr der Kirche, vom Seelsorgeteam <strong>und</strong> vom Pfarrgemeinderat vorgegebenen<br />

liturgischen Höhepunkte des Jahres in das Programm ein bzw. richtet es<br />

danach aus.<br />

Diese Arbeitsgruppe erhält ihren Auftrag vom Pfarrgemeinderat <strong>und</strong> berichtet<br />

diesem. Gr<strong>und</strong>legende Fragen legt die Arbeitsgruppe dem Pfarrgemeinderat zur<br />

Beratung <strong>und</strong> Entscheidung vor. Eine personelle Anbindung der Arbeitsgruppe<br />

an den Pfarrgemeinderat muss gegeben sein.<br />

Wichtig für die Entwicklung des Schwerpunkts „besonders feierliche Form der<br />

Liturgie plus Kultur“ sind die Erstellung, Durchführung, Pflege, rechtzeitige Bekanntgabe<br />

<strong>und</strong> Evaluierung eines Jahresprogramms. Das wird Aufgabe der<br />

Christen vor Ort sein. Dazu muss die genannte ständige Arbeitsgruppe aus liturgisch,<br />

kulturell <strong>und</strong> publizistisch interessierten Ehrenamtlichen bestehen. Es wird<br />

auch wichtig sein, kulturell interessierte Menschen aus Lützenkirchen für „plus<br />

Kultur“ anzuwerben, die bisher noch keine Aufgabe innerhalb des kirchlichen<br />

Umfeldes wahrnehmen. –<br />

Um den Schwerpunkt Lützenkirchen zu verstetigen, werden einige organisatori-


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

sche Änderungen in Aussicht genommen. So soll die Vorabendmesse jeden<br />

Samstag um 18:00 Uhr in der Pfarrkirche <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> Lützenkirchen gefeiert<br />

werden (<strong>und</strong> nicht mehr im wöchentlichen Turnus den Ort wechseln). Außerdem<br />

soll der Beginn der Sonntagsmesse in <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> Lützenkirchen von 10:00 Uhr<br />

auf 09:45 Uhr vorgezogen werden. Dies ist nötig, weil die erhöhte Feierlichkeit<br />

dieser Messe öfters auch zu einer längeren Dauer führen wird. Um dem Organisten<br />

<strong>und</strong> ggfs. dem Zelebranten die Möglichkeit zu geben, rechtzeitig zur 11:15-<br />

Uhr-Messe in Quettingen anzukommen, wird die zusätzliche Viertelst<strong>und</strong>e benötigt.<br />

Überprüfbarkeit: Wie wir die Qualitätssteigerung im Schwerpunkt<br />

„besonders feierliche Form der Liturgie plus Kultur“ messen wollen<br />

Es soll eine sichtbare Verbesserung unserer Liturgie in der „feierlichen besonders<br />

feierliche Form“ erreicht werden. Zur Überprüfung unserer Ziele streben<br />

wir eine durchgehende regelmäßige Gottesdienstbesucherzählung an. Ein Jahr<br />

nach Beginn der Veränderungen wollen wir dann zu einer liturgischen Konferenz<br />

einladen, auf der die Entwicklung reflektiert wird <strong>und</strong> evtl. Anpassungen<br />

einzelner Punkte besprochen werden.<br />

Zum Schluss: Auf das Leben der Menschen heute schauen <strong>und</strong> die Liturgie<br />

für die Zukunft gestalten<br />

Abschließend betonen wir noch einmal die hohe Bedeutung des Arbeitsbereichs<br />

„Liturgie“ für die Anbetung Gottes <strong>und</strong> zugleich für die Zukunft der gesamten<br />

Gemeinde. Gerade in einer Zeit, in der die institutionellen Bindungen der Menschen<br />

sich zunehmend auflösen, müssen wir damit rechnen, dass das in den letzten<br />

100 Jahren entwickelte „Kirchenwesen“ abnimmt. Konkret: Gremien, Vereine,<br />

Bruderschaften, gemeindliche Gruppen <strong>und</strong> Kreise, aber auch gemeinsam<br />

begangene Feste <strong>und</strong> sonstige Anlässe werden nach unserer Erwartung weiter<br />

abschmelzen. Viele der heute mit der Gemeinde lebenden traditionellen Initiativen<br />

werden in den nächsten Jahren wegen nachlassender Bindung <strong>und</strong> mangels<br />

Nachfrage an diesen Gesellungsformen aufgegeben werden müssen. (Dies betrifft<br />

übrigens auch andere ständige Initiativen in unserer Gesellschaft: Vereine,<br />

Gewerkschaften, Parteien usw.)<br />

Das lässt erwarten, dass das persönliche Bedürfnis <strong>und</strong> Erlebnis der Menschen<br />

immer wichtiger werden wird für die Auswahl der Ereignisse, an denen sie teilnehmen<br />

wollen. Das Kernereignis, das die Kirche den Menschen in dieser Zeit<br />

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P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

<strong>und</strong> an diesem Ort schenkt, ist die Begegnung mit Gott. Dies erleben zu können<br />

wird zunehmend das Motiv der Menschen sein, von denen wir uns wünschen,<br />

dass sie unsere Gottesdienste besuchen. Und zum Glück ist gerade dies – <strong>und</strong><br />

nicht etwa das Ausrichten von Festen oder das Bereitstellen von Räumen <strong>und</strong><br />

Ressourcen für Privatinteressen – der Kern unseres Dienstes <strong>und</strong> unser ureigener<br />

Kompetenzbereich.<br />

Aus dieser soziologischen Bewertung wird noch einmal klar, wie wichtig die<br />

Konzentration unserer Gemeindeaktivitäten auf die Gottesdienste für die verschiedenen<br />

Menschen <strong>und</strong> ihre Bedürfnisse sein wird. Und es wird uns auch<br />

klar, dass die weitere <strong>St</strong>eigerung der Qualität der Gottesdienste für eine größere<br />

Zahl von Mitfeiernden wichtig sein wird. Diesen Zielen dient die Einrichtung<br />

der beiden Schwerpunkte „Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie am Sonntag“ <strong>und</strong><br />

„besonders feierliche Form der Liturgie plus Kultur“. Die Menschen, die kommen<br />

wollen, sollen die Begegnung gerade in „ihrem“ Gottesdienst erleben können;<br />

<strong>und</strong> sie sollen für ihr eigenes Alltagsleben „etwas mitnehmen können“.<br />

Wenn sie in gehobener <strong>St</strong>immung <strong>und</strong> mit dem Eindruck, etwas Wichtiges <strong>und</strong><br />

Schönes erlebt zu haben in ihre Woche hinausgehen, dann haben wir unseren<br />

Auftrag von Gott her besser erfüllt.<br />

F. Arbeitsbereich „Gemeindecaritas“<br />

Beschreibung: IST-Zustand unserer Gemeindecaritas<br />

In unserer Pfarrei arbeiten ca. 15 Personen ehrenamtlich im Bereich der Gemeindecaritas<br />

<strong>und</strong> ca. 10 ehrenamtliche Caritas-Haussammler sorgen sich um die Adventssammlung.<br />

Der Schwerpunkt der ehrenamtlichen Mitarbeiter liegt im <strong>St</strong>adtteil<br />

Lützenkirchen.<br />

Im Folgenden werden Aufgaben aufgeführt, die von Mitarbeitern der Gemeindecaritas<br />

im Laufe der Zeit wahrgenommen wurden <strong>und</strong> zum Teil bis heute wahrgenommen<br />

werden:<br />

Der bisherige Arbeitsschwerpunkt unseres Caritaskreises liegt im Bereich der<br />

Betreuung unserer Senioren. In Kooperation mit der Begegnungsstätte des<br />

Wohnparks Bürgerbusch des Caritasverbandes Leverkusen <strong>und</strong> dem Seniorenkreis<br />

Lützenkirchen wird zur monatlichen Seniorenmesse eingeladen. Dazu wird<br />

ein Fahrdienst angeboten.


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

In Quettingen wird zweimal pro Monat ein Seniorentreffen organisiert. Im Seniorenheim<br />

Talstraße wird ein Beschäftigungsdienst angeboten.<br />

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter bieten einen Besuchsdienst für Kranke <strong>und</strong> ans<br />

Haus geb<strong>und</strong>ene Senioren <strong>und</strong> gelegentliche Einkaufsdienste an.<br />

Neben dieser Tätigkeit im Seniorenbereich gehören folgende weitere Aufgaben<br />

zum Angebotsspektrum unseres Caritaskreises: Unterstützung in Not geratener<br />

Personen <strong>und</strong> Familien, finanzielle Unterstützung bedürftiger Kinder im Kindergarten<br />

(z.B. Mittagessen), Integration von Menschen mit Behinderung in unsere<br />

Pfarrei (Kooperation mit der Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung,<br />

Haus <strong>Maurinus</strong> des Caritasverbandes Leverkusen). Außerdem engagieren sich<br />

Gemeindemitglieder bei der Lebensmittelausgabe der Leverkusener Tafel.<br />

Analyse: Bewertung der bisherigen Aktivität<br />

Es fällt beim Blick auf die Aktivitäten der Gemeinde-Caritas der letzten Jahre<br />

zunächst auf, dass es ein Ungleichgewicht zwischen den Ortsteilen Lützenkirchen<br />

<strong>und</strong> Quettingen gibt. In Lützenkirchen sind viele ehrenamtliche Helferinnen<br />

<strong>und</strong> Helfer beheimatet, während es in Quettingen ganz wenige sind. Die organisierte<br />

Caritasarbeit in Quettingen wurde in den letzten Jahren in der Hauptlast<br />

nur von einer einzigen Helferin getragen.<br />

Einen möglichen Gr<strong>und</strong> für dieses Bild sehen wir wiederum in der unterschiedlichen<br />

Verteilung der sozialen Milieus. Das aktive Engagement in Kirche <strong>und</strong><br />

Welt ist tendenziell Teil des Selbstbildes <strong>und</strong> Lebensentwurfs von Menschen,<br />

die sich den SINUS-Milieus der „Konservativen“ <strong>und</strong> besonders der<br />

„Bürgerlichen Mitte“ zurechnen. Hingegen ist bei Menschen, die sich den SI-<br />

NUS-Milieus der Traditionsverwurzelten, der Konsummaterialisten <strong>und</strong> der Hedonisten<br />

zuzählen, das aktive Eintreten für andere Menschen tendenziell keine<br />

Gewohnheit. 8 Wir erkennen aus der Tabelle „SINUS-Milieus: Verteilung der<br />

sozialen Schichten“ (siehe unten Anhang 3), dass gerade die zu sozialem Engagement<br />

geneigten Milieus besonders stark in Lützenkirchen <strong>und</strong> schwach in<br />

Quettingen vertreten sind.<br />

Aus dieser Wahrnehmung ergibt sich eine weitere Überlegung: Wir erwarten,<br />

dass umgekehrt die Anzahl der Personen <strong>und</strong> Familien mit caritativem Betreuungsbedarf<br />

in Quettingen deutlich höher ist als in Lützenkirchen. Die Anzahl der<br />

Helferinnen <strong>und</strong> Helfer steht im jeweiligen Ortsteil, also im umgekehrt proporti-<br />

8 Zu den SINUS-Milieus <strong>und</strong> ihren Merkmalen: Siehe Fußnote 5.<br />

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P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

onalen Verhältnis zum örtlichen Hilfebedarf.<br />

Abschließend lässt sich sagen, dass es in unserer Pfarrei viel Engagement im<br />

caritativen Bereich gibt. Er ist gut organisiert in seinem Schwerpunktbereich Senioren.<br />

In weiteren Feldern fehlt es an einer gewissen Systematik <strong>und</strong> Zielsetzung.<br />

Ebenso fehlen noch die effektiven Zugänge zu hilfebedürftigen Personen<br />

<strong>und</strong> Familien in der Wohnbevölkerung von Lützenkirchen <strong>und</strong> Quettingen.<br />

Ziele <strong>und</strong> Pläne<br />

Als charakteristisches Merkmal des Christentums ist der Glaube an Gott unlösbar<br />

mit dem Dienst am Menschen verb<strong>und</strong>en. Eine Kirche ohne Caritasarbeit ist<br />

keine Kirche.<br />

Die bisher erfolgreichen Initiativen <strong>und</strong> Arbeiten wollen wir in den nächsten Jahren<br />

weiterführen.<br />

Um uns den veränderten Herausforderungen in unserer Pfarrei in den nächsten<br />

Jahren zu stellen, lenken wir bei unserer Caritasarbeit das Augenmerk verstärkt<br />

auf folgende Themen:<br />

1. Systematische Vernetzung <strong>und</strong> Kontakt mit Personen, Institutionen <strong>und</strong> Gruppierungen<br />

in der Pfarrei<br />

2. Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter, Schulung <strong>und</strong> Fortbildung zum Thema<br />

Hilfsangebote<br />

3. Verstärktes Aufspüren von Not<br />

4. Inklusion von Menschen mit Behinderung<br />

5. Entwerfen eines Konzepts der Caritasarbeit für Familien <strong>und</strong> Kinder<br />

Ferner könnten interessierte Ehrenamtliche bei Bedarf einzelne neue Projekte in<br />

den Blick nehmen. Ein Beispiel dafür ist die Betreuung von Kindern aus Familien<br />

mit Zuwanderungsgeschichte.<br />

Diese Neuausrichtung werden wir mit Hilfe des Fachdienstes Gemeinde-Caritas<br />

des Caritasverbandes versuchen, in unsere Pfarrei zu implementieren <strong>und</strong> weiterzuentwickeln.


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Überprüfbarkeit: Wie wir die Qualitätssteigerung im Schwerpunkt<br />

„Gemeindecaritas“ überprüfen <strong>und</strong> sichern wollen<br />

Nach Einführung des <strong>Pastoralkonzept</strong>s soll einmal im Jahr eine Caritas-<br />

Konferenz unter Beteiligung der Seelsorger, des Pfarrgemeinderats, der Leitung<br />

des Familienzentrums <strong>und</strong> der Kindertagesstätten sowie aller ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen der Gemeindecaritas stattfinden.<br />

Gegenstand der Caritas-Konferenz soll die Überprüfung der Verbesserungen<br />

sein, die mit den neuen Zielen <strong>und</strong> Plänen in der Gemeindecaritas von <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Marien</strong> eingetreten sind. Gegebenenfalls sollen die Aktivitäten<br />

„nachgebessert“ oder aber das <strong>Pastoralkonzept</strong> an die neuen Erkenntnisse <strong>und</strong><br />

Erfahrungen angepasst werden. Es können auch neue Ansätze vorgestellt <strong>und</strong><br />

besprochen werden, die sich im Zuge der Verwirklichung des <strong>Pastoralkonzept</strong>s<br />

ergeben haben.<br />

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28<br />

P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

G. Schluss<br />

»Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut.<br />

Wenn nicht der Herr die <strong>St</strong>adt bewacht, wacht der Wächter umsonst.«<br />

(Psalm 127, Vers 1)<br />

Unser Wirken in der Seelsorge steht, wie eingangs bemerkt, unter dem Auftrag,<br />

den der Herr Seiner Kirche <strong>und</strong> ihren Gliedern durch den M<strong>und</strong> der Apostel erteilt<br />

hat: Gott anzubeten, Sein Evangelium zu den Menschen zu bringen <strong>und</strong> den<br />

Nächsten zu lieben.<br />

Wir wissen <strong>und</strong> bekennen, dass wir vor aller eigenen Planung zutiefst bedürftige<br />

Wesen sind: Wir brauchen die Vergebung <strong>und</strong> die Gnade Gottes, <strong>und</strong> wir brauchen<br />

den Hauch des Heiligen Geistes in all unserem Wollen <strong>und</strong> Tun, damit wir<br />

immer nach Seinem Willen <strong>und</strong> zur Ehre Seines Namens handeln. Zugleich wissen<br />

wir uns in Seinem Auftrag zu den Menschen unserer Zeit gesandt, um ihnen<br />

mit unseren Worten, unseren Taten <strong>und</strong> unserer persönlichen Aufmerksamkeit<br />

das Heil Gottes zuzuwenden.<br />

Unter diese Erkenntnis wollen wir, die Seelsorger <strong>und</strong> der Pfarrgemeinderat der<br />

katholischen Gemeinde <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong> Leverkusen, dieses unser <strong>Pastoralkonzept</strong><br />

stellen. Möge es der Herr der Kirche als Gabe annehmen <strong>und</strong> uns<br />

immer beistehen, wenn wir uns gemeinsam um seine Verwirklichung mühen.<br />

Leverkusen, den 12. Januar <strong>2012</strong><br />

Leitender Pfarrer, Pastoralteam <strong>und</strong> Pfarrgemeinderat der katholischen Pfarrgemeinde<br />

<strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong> Leverkusen


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

III. Anhänge<br />

H. Anhang 1: Begriffsklärung<br />

– Arbeitsbereich (Bereich): Einer von mehreren Bereichen der Arbeit in der<br />

gesamten Pfarrgemeinde <strong>und</strong> ihren Gliederungen. Im <strong>Pastoralkonzept</strong> werden<br />

aus allen Arbeitsbereichen zwei ausgewählt: Liturgie <strong>und</strong> Gemeindecaritas.<br />

– Örtlicher Schwerpunkt (Schwerpunkt): Die katholische Gemeinde <strong>St</strong>.<br />

<strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong> hat zwei örtliche Schwerpunkte –<br />

a) die Pfarrkirche <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> mit Kapelle <strong>St</strong>. Anna, Kreuzkapelle, Pfarrhaus,<br />

Büro, Pfarrheim <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> Kindertagesstätte <strong>St</strong>. Anna im Ortsteil LÜT-<br />

ZENKIRCHEN;<br />

b) die weitere Kirche <strong>St</strong>. Maria Rosenkranzkönigin mit Pfarrhaus, Pfarrbüro <strong>und</strong><br />

Pfarrzentrum <strong>Marien</strong>heim sowie Kindertagesstätten im Ortsteil QUETTINGEN.<br />

– –<br />

Der Begriff „örtlicher Schwerpunkt“ oder nur „Schwerpunkt“ wird an den <strong>St</strong>ellen<br />

verwendet, an denen von der Konzentration eines Arbeitsbereichs auf einen<br />

Ortsteil (statt seine Verteilung auf beide Ortsteile) die Rede ist. Örtlicher<br />

Schwerpunkt „Kinder- <strong>und</strong> Familienliturgie“ wird Quettingen sein. Örtlicher<br />

Schwerpunkt „besonders feierliche Form der Messe plus Kultur“ wird Lützenkirchen<br />

sein.<br />

– <strong>Pastoralkonzept</strong> (Konzept): Dieses Papier. Beauftragt durch den Erzbischof<br />

von Köln, haben Pfarrgemeinderat <strong>und</strong> Seelsorgeteam das <strong>Pastoralkonzept</strong><br />

beraten <strong>und</strong> beschlossen. Es tritt am 26.02.<strong>2012</strong> in Kraft. (Siehe „A. Genese<br />

des <strong>Pastoralkonzept</strong>s“.)<br />

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P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

J. Anhang 2: Erstkommunionkinder in Lützenkirchen <strong>und</strong> in<br />

Quettingen<br />

Jahr Lützenkirchen<br />

Quettingen Beide Ortsteile Anteil LÜ<br />

1996 52 101 153 34%<br />

1997 49 89 138 36%<br />

1998 52 103 155 34%<br />

1999 52 87 139 37%<br />

2000 44 96 140 31%<br />

2001 56 95 151 34%<br />

2002 52 76 128 41%<br />

2003 48 89 137 35%<br />

2004 53 66 119 45%<br />

2005 34 74 108 31%<br />

2006 56 64 120 47%<br />

2007 55 76 131 42%<br />

2008 60 65 125 48%<br />

2009 43 51 94 46%<br />

2010 33 41 74 45%<br />

2011 46 52 98 47%<br />

<strong>2012</strong>* 18 68 76 24%<br />

Median* 46 62<br />

Mittel* 49 77<br />

Abweichung*<br />

7,57 18,91


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Anmerkungen: Bei der Betrachtung der Zahlen der Erstkommunion-Kinder in<br />

Lützenkirchen <strong>und</strong> Quettingen der Jahrgänge 1996 bis <strong>2012</strong> fällt uns Folgendes<br />

auf:<br />

1. Die Anzahl der Erstkommunion-Kinder in Lützenkirchen ist über die Jahre in<br />

etwa konstant (Ausreißer im Jahr <strong>2012</strong>). In den letzten vier Jahrgängen bleibt die<br />

Zahl der Kinder klar unter dem arithmetischen Mittel von 49 Kindern.<br />

2. Die Anzahl der Erstkommunion-Kinder in Quettingen schwankt über die Jahre<br />

stärker. In den letzten neun Jahrgängen bleibt die Zahl der Kinder unter dem<br />

arithmetischen Mittel von 77 Kindern.<br />

3. Bezeichnend für den Trend ist folgende Einzelbeobachtung: Insgesamt gibt es<br />

in beiden Ortsteilen in den Jahren 2010 <strong>und</strong> <strong>2012</strong> so viele Kommunionkinder wie<br />

noch in den Jahren 2002, 2005 <strong>und</strong> 2007 in Quettingen allein. Eine weitere wichtige<br />

Beobachtung: Im Lauf der Jahre nähern sich die Zahlen der Erstkommunion-<br />

Kinder in Quettingen denen in Lützenkirchen immer mehr an (Ausreißer im Jahr<br />

<strong>2012</strong>).<br />

4. Wenn die Teilnahme von Familien mit Kindern an unseren Familienmessen<br />

mit der Entwicklung der Zahlen der Erstkommunion-Kinder zusammenhinge,<br />

würden wir erwarten müssen, dass zu den Familienmessen in Quettingen regelmäßig<br />

nicht viel mehr Kinder kämen als in Lützenkirchen. Genau dieser Zusammenhang<br />

lässt sich in der Realität der verschiedenen Familienmessen nicht beobachten,<br />

im Gegenteil: Die Zahl der Kinder in den Familienmessen ist heute in<br />

Quettingen sichtbar <strong>und</strong> stabil größer als in Lützenkirchen.<br />

Die Zahlen der Taufen sind für einen Vergleich nicht aussagekräftig. Sie spiegeln<br />

wegen der einheitlichen Vergabe der Tauftermine auf beide Kirchen nicht<br />

den jeweiligen Wohnort der Familien wieder.<br />

* Zahlen für <strong>2012</strong>: lediglich Zahl der angemeldeten Kinder. Sie wird sich bis<br />

zum Erstkommuniontag noch verändern; deshalb in den Kennzahlen Median,<br />

Mittel, Abweichung nicht enthalten).<br />

Kinder in „normalen“ Sonntagsmessen – ausgewählte Sonntage<br />

5. Sonntag der Osterzeit, 22. Mai 2010<br />

Lützenkirchen: 6 Kinder Quettingen: 25 Kinder<br />

6. Sonntag der Osterzeit, 29. Mai 2010<br />

Lützenkirchen: 5 Kinder Quettingen: 22 Kinder<br />

Zum Vergleich: Kinder in einer Familienmesse<br />

24. Sonntag A, 11. September 2011,<br />

Lützenkirchen Familienmesse: 11 Schulkinder.<br />

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P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

K. Anhang 3: „SINUS-Milieus“ – Verteilung der sozialen<br />

Schichten<br />

Schicht Milieu LÜ:<br />

Anteil<br />

Milieu<br />

Oberschicht<br />

Obere Mittelschicht<br />

Moderne Performer<br />

Mittelschicht Experimentalisten<br />

Unterschicht<br />

<strong>und</strong> untere<br />

Mittelschicht<br />

LÜ:<br />

Anteil<br />

Schicht<br />

QU:<br />

Anteil<br />

Schicht<br />

QU:<br />

Anteil<br />

Milieu<br />

10,00% 47,00% 23,00% 8,00%<br />

Postmaterielle 11,00% 5,00%<br />

Etablierte 19,00% 6,00%<br />

Konservative 7,00% 4,00%<br />

Bürgerliche<br />

Mitte<br />

7,00% 7,00%<br />

11,00% 14,00%<br />

Hedonisten 17,00% 35,00% 54,00% 17,00%<br />

Konsummaterialisten <br />

Traditionsverwurzelte<br />

11,00% 24,00%<br />

7,00% 15,00%<br />

Anmerkungen zur Aufteilung der SINUS-Milieus auf soziale Schichten:<br />

1. Ein bestimmtes Mittelschicht-Milieu („DDR-Nostalgiker“) wird mangels signifikanter<br />

Anzahl im Bereich nicht aufgeführt.<br />

2. Die Aufteilung der Milieus auf herkömmliche soziale Schichten kann nicht<br />

passgenau erfolgen; deshalb sind die in der Tabelle angegebenen Anteile nur als<br />

Näherungswerte zu verstehen.


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

L. Anhang 4: Ausgewählte „SINUS-Milieus“<br />

Im Folgenden einige Beschreibungen <strong>und</strong> Modellaussagen ausgewählter SINUS-<br />

Milieus, die oben zur „Oberschicht / Oberen Mittelschicht“ gerechnet werden. 9<br />

„Moderne Performer“ (SINUS-Milieu C1): „Man sortiert Menschen, Institutionen,<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Situationen in Energiequellen <strong>und</strong> Energiediebe <strong>und</strong> ist auf<br />

der Suche nach den Quellen, um sich weiterzuentwickeln.“ – Typische Aussagen:<br />

„Das ,Sakrileg' fand ich spannend!“ – „Was Sinn macht, ist gut.“ – „Kirche<br />

steht für Werte <strong>und</strong> Moral.“<br />

„Das Postmaterielle Milieu“ (SINUS-Milieu B1-2): „Will das Leben intellektuell<br />

durchdringen.“ – „Der Kirche fällt aus Sicht dieses Milieus eine kommunikative<br />

bzw. sozialpolitisch verantwortliche Position zu.“ – Typische Aussagen:<br />

„Fernöstliche Religionen? Das hat doch auch was.“ – „Katholizismus ist was<br />

für's Volk: Fromm, frommer, am frommsten!“<br />

„Die Etablierten“ (SINUS-Milieu B1): „Setzen auf bleibende Werte. Ihr Leben<br />

erhält Tiefe durch die Erkenntnis des Besonderen <strong>und</strong> der Teilhabe daran.“ –<br />

„Kindlicher Glaube <strong>und</strong> Volksfrömmigkeit stoßen auf Ablehnung.“ – Typische<br />

Aussagen: „Ein paar Tage im Kloster sind eine echte Offenbarung. Diese Ruhe –<br />

einfach göttlich.“ – „Kirche muss sich professionalisieren.“<br />

„Das konservative Milieu“ (SINUS-Milieu A1): „Das Christentum wird als F<strong>und</strong>ament<br />

unserer Zivilisation begriffen.“ – „Religion <strong>und</strong> Kirche bilden eine Einheit.“<br />

– „Wie ein Fels in der Brandung bietet die Kirche Lebenshilfe <strong>und</strong> besitzt<br />

in der Gestalt des Papstes eine Integrationsfigur.“ – Typische Aussagen: „Wo<br />

kann ich zur Ruhe kommen?“ – „Natürlich handle ich vernunftorientiert!“<br />

9 Quelle siehe Abschnitt „Analyse <strong>und</strong> Bewertung“, siehe Fußnote 5.<br />

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P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Gebet<br />

Im Namen des Vaters <strong>und</strong> des Sohnes <strong>und</strong> des<br />

Heiligen Geistes. Amen.<br />

Guter Gott, Du hast uns seit einem Jahr auf dem<br />

Weg als neue Gemeinde begleitet. Wir haben viele<br />

Gelegenheiten genutzt, aufeinander zuzugehen.<br />

Auch in Zukunft wollen wir unsere Gemeinde mit<br />

Leben erfüllen. Dabei möge uns das neue <strong>Pastoralkonzept</strong><br />

helfen.<br />

Wir bitten Dich, guter Gott, sende Deinen Geist in<br />

unsere Herzen <strong>und</strong> in unsere Gemeinschaft.<br />

Schenke uns Verständnis, Liebe <strong>und</strong> Freude, <strong>und</strong> sei<br />

mit Deinem Segen bei unserer neuen Gemeinde.<br />

Durch Christus unseren Herrn. Amen.


P a s t o r a l k o n z e p t S t . M a u r i n u s u n d M a r i e n<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Pfarrgemeinderat der kath. Pfarrgemeinde <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong><br />

Redaktion: Sachausschuss Öffentlichkeitsarbeit des Pfarrgemeinderates<br />

Annemarie Habermann, Mechthild Kannengießer,<br />

<strong>St</strong>ephan Löffler, Georg Pesch<br />

Email: gemeindebrief-bruecke@maurinus-<strong>und</strong>-marien.de<br />

Internet: http://www.maurinus-<strong>und</strong>-marien.de<br />

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Pfarrgemeinde <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Marien</strong><br />

Pfarrkirche <strong>St</strong>. <strong>Maurinus</strong> in Lützenkirchen<br />

Kirche <strong>St</strong>. Maria Rosenkranzkönigin in Quettingen

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