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Brunnenfachgespräch in Hamburg - Verband Deutscher ...

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B<br />

<strong>Brunnenfachgespräch</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

49. Jahrestagung des Ausschusses für Technik im VDM<br />

Vom 25. bis 26. November 2008 fand die Jahrestagung des Ausschusses für<br />

Technik im <strong>Verband</strong> <strong>Deutscher</strong> M<strong>in</strong>eralbrunnen (VDM) <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> statt. Themenschwerpunkte<br />

der Veranstaltung, die rund 150 Teilnehmer <strong>in</strong> die Hansestadt<br />

lockte, waren neue Entwicklungen <strong>in</strong> der Abfüll- und Verpackungstechnik<br />

und effizienter Energiee<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>eralbrunnenbranche. Als Partner<br />

unterstützte KHS Corpoplast das Fachsymposium und <strong>in</strong>formierte bei e<strong>in</strong>er<br />

Werksführung über <strong>in</strong>novative PET-Technologie.<br />

Als Vorsitzender des Ausschusses für<br />

Technik leitete Tilman Kerstiens die Tagung<br />

und führte geme<strong>in</strong>sam mit weiteren<br />

Ausschussmitgliedern durch das<br />

zweitägige Programm. Der erste Veranstaltungstag<br />

behandelte vormittags<br />

schwerpunktmäßig energietechnische<br />

Fragen. Zunächst berichtete Dr. Sven Fischer,<br />

Krones AG, Neutraubl<strong>in</strong>g, über<br />

Trends und Entwicklungen <strong>in</strong> der Abfüll-<br />

und Verpackungstechnik.<br />

Konzepte moderner Abfülltechnik<br />

Als wesentliche Entwicklung im Markt<br />

der alkoholfreien Getränke nannte Fischer<br />

die steigende Produktvielfalt <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit kürzeren Zyklen und<br />

kle<strong>in</strong>eren Chargen. Hieraus haben sich<br />

neue technologische Konsequenzen und<br />

Anforderungen an die Abfülltechnik ergeben.<br />

Er hob hervor, dass neue Abfülltechnologien<br />

vor allem durch gestiegene<br />

mikrobiologische Anforderungen gesteuert<br />

seien. Entsprechend nehme die<br />

Bedeutung von aseptischer Abfüllung<br />

zu. Auch seien technologische Maßnahmen<br />

zur Sauerstoffreduzierung mehr<br />

und mehr gefragt.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Verpackung seien ebenfalls<br />

neue Ansprüche festzustellen: aus<br />

Kostengründen müsse diese immer<br />

leichter werden. Fischer stellte <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang die Studie „NitroPouch“<br />

vor. Das Konzept vere<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imalen<br />

Material- und Energiee<strong>in</strong>satz. Mit nur<br />

6,6 Gramm PET können 500 Milliliter<br />

stilles Wasser „verpackt“ werden. Die<br />

Sven Fischer, Krones AG, Neutraubl<strong>in</strong>g,<br />

<strong>in</strong>formierte über Trends und Entwicklungen<br />

<strong>in</strong> der Abfüll- und Verpackungstechnik.<br />

Flaschenform und vor allem die Mündung<br />

seien hierzu speziell konzipiert.<br />

Die Flasche komme zudem ohne Trager<strong>in</strong>g<br />

aus. Bis das Konzept auf die betriebliche<br />

Praxis übertragbar ist, seien<br />

allerd<strong>in</strong>gs weitere Entwicklungen zu<br />

verfolgen. Insgesamt zeige es aber, woh<strong>in</strong><br />

die Entwicklung der Primär- und Sekundär-Verpackungen<br />

gehe.<br />

Das Geld liegt <strong>in</strong> der Luft<br />

Die Drucklufterzeugung ist e<strong>in</strong> technisch<br />

gut erschlossener Bereich. Aber nur wenige<br />

Unternehmen der Branche kontrol-<br />

lieren und managen ihre Druckluftkosten.<br />

Dabei liegt hier e<strong>in</strong> großes Potenzial<br />

verborgen, so Peter Otto. Der Geschäftsführer<br />

der Postberg & Co Druckluftcontroll<strong>in</strong>g<br />

GmbH <strong>in</strong> Kassel erläuterte <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Vortrag wie man den Betriebskosten<br />

die Luft abdreht. Für viele Unternehmen<br />

sei Druckluft eben nur Luft, und<br />

die sei umsonst zu haben. Dass aber 96<br />

Prozent der elektrischen Energie, die<br />

zum Antrieb der Kompressoren verwandt<br />

wird, vor allem als Wärme <strong>in</strong> der<br />

Kompression verloren geht, wissen sie<br />

nicht. „Druckluft ist die teuerste Energieform.<br />

Der Wirkungsgrad der Drucklufterzeugung<br />

bestimmt den Preis“, so<br />

Otto. Erfahrungsgemäß ergebe sich beim<br />

Drucklufthandl<strong>in</strong>g <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>sparpotenzial<br />

von rund 33 Prozent. Aus<br />

mangelnder Transparenz über den Verbrauch<br />

und die Verbrauchsstellen würden<br />

Maßnahmen zur Optimierung bisher<br />

nur wenig umgesetzt. Vor allem durch<br />

die Vermeidung von Leckagen, den E<strong>in</strong>satz<br />

von Wärmerückgew<strong>in</strong>nungsanlagen<br />

und e<strong>in</strong>e optimale Anlagenauslegung<br />

könne langfristig viel Geld gespart<br />

werden.<br />

Über E<strong>in</strong>sparpotenzial durch Kontrolle<br />

und Management von Druckluft referierte<br />

Peter Otto, Postberg & Co Druckluftcontroll<strong>in</strong>g<br />

GmbH, Kassel.<br />

DER MINERALBRUNNEN 1/2009 3


4<br />

Rund 150 Teilnehmer verfolgten die<br />

hochkarätigen Vorträge des 49. <strong>Brunnenfachgespräch</strong>s.<br />

Im Weiteren erläuterte der Energiefachmann<br />

die Vorgehensweise beim Druckluftcontroll<strong>in</strong>g.<br />

Hierzu s<strong>in</strong>d Messdaten<br />

zu erheben, auszuwerten und Kosten zu<br />

ermitteln. E<strong>in</strong>sparmaßnahmen ließen<br />

sich sodann konkret ableiten und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Erfolgskontrolle bilanzieren. Elektrische<br />

Wirkleistungsmessungen s<strong>in</strong>d am<br />

Kompressor notwendig, während Volumenstrommessungen<br />

<strong>in</strong> den Leitungen<br />

und an der Verbrauchsstelle erfolgen<br />

müssen. E<strong>in</strong> Benchmark mit bekannten<br />

Kennzahlen lasse schnell Optimierungspotenzial<br />

erkennen.<br />

Optimierter Energiee<strong>in</strong>satz<br />

M<strong>in</strong>eralbrunnen und Safthersteller gehören<br />

laut Dr. Jörg Meyer, EUtech Energie<br />

& Management GmbH, Aachen, zu<br />

den zehn energie<strong>in</strong>tensivsten Wirtschaftszweigen<br />

der Ernährungs<strong>in</strong>dustrie.<br />

Dass es nicht damit getan ist, das<br />

Das Thema Energiesparen stand im Mittelpunkt<br />

des Vortrags von Dr. Jörg Meyer,<br />

EUtech Energie & Management<br />

GmbH, Aachen.<br />

Licht am Ende des Arbeitstages auszuschalten,<br />

die Heizung zu drosseln oder<br />

die Fenster zu schließen, wenn es darum<br />

geht, Energie zu sparen, sei klar. „Nur<br />

mit e<strong>in</strong>em sorgfältig durchdachten Ma-<br />

nagement lassen sich Energiesparmaßnahmen<br />

s<strong>in</strong>nvoll umsetzen“, so der<br />

Energieexperte, der das Vorgehen e<strong>in</strong>er<br />

betrieblichen Energieanalyse erläuterte.<br />

Zunächst gelte es e<strong>in</strong>e systematische Erfassung<br />

und Bewertung von Energieströmen<br />

vorzunehmen. Mögliche Auswerte-Tools<br />

seien Sankey-Diagramme,<br />

ABC-Analysen oder Lastprofil-Analysen.<br />

„Jeder M<strong>in</strong>eralbrunnenbetrieb sollte<br />

se<strong>in</strong>e Energiedaten und damit se<strong>in</strong>e Kostenverteilung<br />

gut kennen“, so Dr. Meyer.<br />

Die im ersten Schritt identifizierten Potenziale<br />

müssen zunächst h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihrer technischen und wirtschaftlichen<br />

Machbarkeit überprüft werden. E<strong>in</strong>e Liste<br />

von Maßnahmen, die kurz-, mitteloder<br />

langfristig abzuleiten s<strong>in</strong>d, sollte<br />

daran anschließen. Aus Erfahrung sei<br />

Partner KHS Corpoplast lud am Nachmittag<br />

des ersten Veranstaltungstages <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Werkshallen e<strong>in</strong>. Geschäftsführer<br />

Dr. Norbert Bargelé begrüßte die Teilnehmer.<br />

bekannt, dass E<strong>in</strong>sparpotenziale vorliegen,<br />

die bei zehn Prozent der jährlich<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Energie bzw. der jährlichen<br />

Energiekosten liegen. Im H<strong>in</strong>blick auf<br />

steigende Energiepreise e<strong>in</strong> Grund mehr,<br />

genauer h<strong>in</strong>zuschauen.<br />

Unterstützung bei der Erschließung von<br />

Energieeffizienzpotenzialen erhalten<br />

kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen<br />

(KMU) von dem „Sonderfonds<br />

Energieeffizienz“. Diese geme<strong>in</strong>same Initiative<br />

des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für<br />

Wirtschaft und Technologie und der<br />

KfW-Bankengruppe sei e<strong>in</strong> Förderprogramm<br />

und solle Anreize zur Umsetzung<br />

von Investitionen zur Verbesserung der<br />

Energieeffizienz geben. In diesem Zusammenhang<br />

werden Zuschüsse für<br />

qualifizierte und unabhängige Energieeffizienzberatungen<br />

<strong>in</strong> Unternehmen<br />

gewährt. Die Förderung unterteile sich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Initial- und Detailberatung, die<br />

unterschiedlich gefördert und unabhängig<br />

von e<strong>in</strong>ander beantragt werden können.<br />

Die erste Anlaufstelle für Unternehmen<br />

ist e<strong>in</strong> Regionalpartner, wie z.B. die<br />

Industrie- und Handelskammer.<br />

Mechatronische Antriebssysteme<br />

Eiko Filler von der SEW EURODRIVE<br />

GmbH, Bruchsal, rundete die erste Vortragsreihe<br />

mit dem Thema „Energieeffizienz<br />

durch <strong>in</strong>novative Antriebstechnik“<br />

ab. E<strong>in</strong>e neuartige mechatronische Antriebse<strong>in</strong>heit<br />

komb<strong>in</strong>iere e<strong>in</strong> hocheffizientes<br />

Stirnradgetriebe mit e<strong>in</strong>em permanent<br />

magneterregtem Synchronmotor.<br />

Das Ergebnis: <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit neu<br />

entwickelten verlustarmen Elektronikkomponenten<br />

entstehe e<strong>in</strong> Gesamtsys-<br />

DER MINERALBRUNNEN 1/2009


tem mit höchstem Wirkungsgrad. Je<br />

nach ursprünglich verwendetem Getriebetyp<br />

und Auslastung lasse sich der Gesamtwirkungsgrad<br />

der Antriebslösungen<br />

zwischen 10 und 25 Prozent steigern.<br />

Durch den E<strong>in</strong>satz von <strong>in</strong>telligenter<br />

Diagnose- und Steuerungssoftware,<br />

die die Standardenergieleitungen<br />

gleichzeitig zur Übertragung von Kommunikationssignalen<br />

nutzt, können darüber<br />

h<strong>in</strong>aus System- und Installationskosten<br />

gespart werden.<br />

Die Fachbeiträge des Nachmittags standen<br />

ganz im Zeichen aktueller PET-Verpackungslösungen<br />

und Streckblastechnologien.<br />

Dazu hatte KHS Corpoplast als<br />

Partner des <strong>Brunnenfachgespräch</strong>s <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Werkshallen nach <strong>Hamburg</strong>-Meiendorf<br />

e<strong>in</strong>geladen. Geschäftsführer Dr.<br />

Norbert Bargelé freute sich über so viel<br />

Kundschaft und hieß die Teilnehmer<br />

herzlich willkommen.<br />

Die <strong>in</strong> der Kunststoff-Verpackungstechnologie<br />

spezialisierte Unternehmensgruppe,<br />

bestehend aus den Gesellschaf-<br />

Möglichkeiten zur Energieeffizienzsteigerung<br />

durch <strong>in</strong>novative Antriebstechnik<br />

präsentierte Eiko Filler von der SEW<br />

EURODRIVE GmbH, Bruchsal.<br />

ten KHS Corpoplast, KHS Plasmax und<br />

KHS Asbofill, ist seit August 2008 Teil<br />

der Klöckner-Werke AG, Duisburg, die<br />

unter dem Dach der Salzgitter AG agiert.<br />

Björn von Lengerke präsentierte das Unternehmensprofil<br />

unter dem Titel „value<br />

added bottl<strong>in</strong>g jo<strong>in</strong>s fill<strong>in</strong>g & packag<strong>in</strong>g“.<br />

„Das Know-how der Gesellschaften<br />

ergänzt das Segment Abfüll- und<br />

Verpackungstechnik des Konzerns <strong>in</strong><br />

idealer Weise.“ Zusammen mit den Kom-<br />

Zum Thema Flaschenkonstruktion referierte<br />

Matthias Gernhuber. Er stellte die<br />

F<strong>in</strong>ite Elemente Analyse (FEA) vor.<br />

petenzen der KHS AG werde nun e<strong>in</strong><br />

breites Portfolio im Markt der Abfüllund<br />

Verpackungstechnik angeboten.<br />

InnoPET Blomax<br />

Frank Haesendonckx, KHS Corpoplast,<br />

eröffnete die Vortragsreihe und <strong>in</strong>formierte<br />

zunächst am Beispiel der Inno-<br />

PET Blomax über ökonomische Streckblastechnologie.<br />

Das modulare Konzept<br />

sei für alle Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlich: Heizung<br />

und Übergabemodul bestehen bei<br />

allen Blomax-Masch<strong>in</strong>engruppen aus<br />

e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit mit jeweils identischen<br />

Blasraddurchmesser. Ebenfalls modular<br />

seien die Heizkästen, Heizungszugwagen<br />

und Blasstationen aufgebaut. Die<br />

Schnellwechsele<strong>in</strong>heit „Speed Loc“ sorge<br />

für kurze Umbauzeiten – der Austausch<br />

der Formen könne <strong>in</strong> weniger als<br />

zwei M<strong>in</strong>uten pro Station erfolgen. E<strong>in</strong><br />

optimierter Preformabstand im Ofen<br />

(Teilung 38 mm) sorge für höchste Heizungsdichte<br />

und effizienten Energiee<strong>in</strong>satz.<br />

Der kurvengesteuerte Reckdorn garantiere<br />

e<strong>in</strong>e gleichmäßige Verstreckung<br />

unabhängig von der Durchsatzleistung.<br />

Im Weiteren sprach Haesendonckx über<br />

die Möglichkeiten der Heißabfüllung bei<br />

PET-Flaschen. Der Produktspezialist<br />

zeigte die Verpackungsbeanspruchung<br />

während der Heißabfüllung auf, bei der<br />

Temperaturen zwischen 85 °C und 95 °C<br />

im Füllgut üblich seien. Durch gezielte<br />

Erhöhung der Kristall<strong>in</strong>ität im PET-Ma-<br />

terial könne die thermische Beständigkeit<br />

herauf gesetzt werden. Besonders<br />

der Feuchtigkeitsgehalt der Flaschen<br />

habe neben der Streckblasparametrierung<br />

großen E<strong>in</strong>fluss auf die Prozessstabilität<br />

bei der Preform- und Flaschenherstellung.<br />

Je höher die Feuchtigkeit<br />

sei, desto eher treten Prozessabweichungen<br />

auf. In Bezug auf die Flaschenstruktur<br />

seien die Vakuumausgleich- und Stabilisierungsflächen<br />

sehr charakteristisch.<br />

Glockenförmige Schultern und gerippte<br />

Bodenkuppen stabilisieren die<br />

amorphen Bereiche und erhöhen zusätzlich<br />

den Vakuumwiderstand.<br />

Der Eröffnungsvortrag im Hause KHS<br />

von Frank Haesendonckx befasste sich<br />

mit ökonomischer Streckblastechnologie<br />

sowie mit Möglichkeiten der Heißabfüllung<br />

bei PET-Flaschen.<br />

Flaschenkonstruktion mit der<br />

F<strong>in</strong>ite Elemente Analyse<br />

„Die optimale Flaschenkonstruktion ist<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für e<strong>in</strong>e<br />

kostengünstige Flaschenproduktion.“ So<br />

umriss Matthias Gernhuber die Inhalte<br />

se<strong>in</strong>es Vortrages, <strong>in</strong> dem er vor allem die<br />

F<strong>in</strong>ite Elemente Analyse (FEA) vorstellte.<br />

Die FEA diene zur Untersuchung statischer<br />

und dynamischer Ersche<strong>in</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konstruktion. E<strong>in</strong> Zeichnungsmodell<br />

(CAD), für das die Berechnung<br />

durchgeführt werden soll, werde <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Netz aus geometrisch e<strong>in</strong>fachen Elementen<br />

<strong>in</strong> endlicher Anzahl unterteilt. Auf<br />

die Elemente werden die Materialeigenschaften<br />

des CAD-Modells reflektiert.<br />

Über die Eckpunkte, an denen die Elemente<br />

zusammenstoßen, werden Verschiebungen<br />

und Verdrehungen e<strong>in</strong>ge-<br />

DER MINERALBRUNNEN 1/2009 5


Impressionen vom 49.


<strong>Brunnenfachgespräch</strong>


8<br />

leitet. Dadurch treten Spannungen und<br />

Verzerrungen <strong>in</strong>nerhalb der Elemente<br />

auf, die dann berechnet werden können.<br />

Dadurch ließen sich Materialermüdungen<br />

vorhersagen bzw. vermeiden. Vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund, dass aus Kostengründen<br />

PET-Flaschen immer leichter würden,<br />

Materiale<strong>in</strong>sparpotenziale aber immer<br />

kle<strong>in</strong>er, sei die FEA-Simulation e<strong>in</strong>e<br />

Technologie mit hoher Bedeutung, so<br />

der Produktmanager der KHS Corpoplast.<br />

En bloc – Blasmasch<strong>in</strong>e und Füller<br />

Die verblockte Masch<strong>in</strong>e InnoPET Blo-<br />

Fill besteht aus zwei bewährten E<strong>in</strong>zelmasch<strong>in</strong>en:<br />

E<strong>in</strong>er KHS Corpoplast Streckblasmasch<strong>in</strong>e<br />

InnoPET Blomax und e<strong>in</strong>em KHS Füller<br />

Innofill. He<strong>in</strong>z Hillmann, KHS AG,<br />

stellte e<strong>in</strong>e Blockvariante für e<strong>in</strong>en Ausstoß<br />

von 43.200 Halbliterflaschen pro<br />

Stunde vor. Im Produktionsablauf wird<br />

die Streckblasmasch<strong>in</strong>e zunächst mit<br />

Preforms beladen, die dann den l<strong>in</strong>earen<br />

Heizofen passieren. Die erwärmten Preforms<br />

werden nun den Blasstationen zu-<br />

He<strong>in</strong>z Hillmann, KHS AG, stellte den<br />

Besuchern e<strong>in</strong>e Blockvariante aus Blasmasch<strong>in</strong>e<br />

und Füller für e<strong>in</strong>en Ausstoß<br />

von 43.200 Halbliterflaschen pro Stunde<br />

vor.<br />

geführt, dort gereckt und aufgeblasen.<br />

Die fertigen Flaschen verlassen die Blasstationen,<br />

werden gewendet und an das<br />

Transferrad übergeben. Hier wird der<br />

Unterschied zwischen der großen Teilung<br />

der Streckblasmasch<strong>in</strong>e und der<br />

kle<strong>in</strong>en Füllerteilung ausgeglichen. Beide<br />

Masch<strong>in</strong>en werden elektronisch syn-<br />

chronisiert. E<strong>in</strong>e Luftschleuse trennt an<br />

dieser Stelle den Nassbereich des Füllers<br />

vom Trockenbereich der Streckblasmasch<strong>in</strong>e.<br />

Vorteile e<strong>in</strong>er Blocklösung seien<br />

reduzierte Investitionen und Medienverbräuche,<br />

reduzierte Aufstellflächen sowie<br />

ger<strong>in</strong>gere Produktionskosten.<br />

Über die Barrieretechnologie und den<br />

Beschichtungsprozess der InnoPET Plasmax<br />

Masch<strong>in</strong>e <strong>in</strong>formierte Arne Andersen,<br />

KHS Plasmax.<br />

PET-Flaschen mit e<strong>in</strong>em Hauch von<br />

Glas<br />

In se<strong>in</strong>em Vortrag erläuterte Arne Andersen,<br />

KHS Plasmax, die Barrieretechnologie<br />

und den Beschichtungsprozess<br />

der InnoPET Plasmax Masch<strong>in</strong>e. Hier<br />

werden PET-Flaschen auf der Innenseite<br />

mit e<strong>in</strong>er Schicht aus Siliziumoxid beschichtet.<br />

„Die Schicht ist nur e<strong>in</strong>ige<br />

Atomlagen dick“ berichtete Andersen<br />

„und verh<strong>in</strong>dert die Migration von Gasen<br />

und Substanzen.“ Der Beschichtungsprozess<br />

erfolgt <strong>in</strong> mehreren Schritten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Doppelkammer mit je zwei<br />

Flaschen. In der Kammer werde zunächst<br />

e<strong>in</strong> Vakuum angelegt, bevor e<strong>in</strong><br />

Reaktionsgasgemisch e<strong>in</strong>geleitet wird.<br />

Mikrowellen br<strong>in</strong>gen das Gasgemisch <strong>in</strong><br />

den energiereichen Plasma-Zustand.<br />

Dabei bildet sich Siliziumoxid, das sich<br />

gleichmäßig auf der gesamten Flaschen<strong>in</strong>nenseite<br />

abscheidet. Die Beschichtung,<br />

mit der e<strong>in</strong> Sauerstoffe<strong>in</strong>trag von über<br />

97 Prozent reduziert werden könne, erfolgt<br />

rückstandsfrei. Die Barrieretechnologie<br />

ist der ideale Schutz für sensitive<br />

Getränke, so Andersen. Im anschließen-<br />

den Rundgang durch das Werk und die<br />

Fertigungshallen konnten die Teilnehmer<br />

nicht nur die Plasmax-Masch<strong>in</strong>e im<br />

Praxise<strong>in</strong>satz bestaunen. Welche Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>e PET-Flasche von der ersten<br />

Design- und Market<strong>in</strong>gidee bis h<strong>in</strong><br />

zur <strong>in</strong>dustriellen Fertigung nimmt,<br />

konnte ebenfalls im hauseigenen Konstruktions-<br />

und Testlabor verfolgt werden.<br />

Dass <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> „fix was los ist“, bestätigten<br />

die Teilnehmer im Anschluss des<br />

ersten Veranstaltungstages nach e<strong>in</strong>er<br />

ausgiebigen Stadtrundfahrt und dem<br />

Besuch im Schmidt Theater. Das Kabarettprogramm<br />

von „Emmi und Herrn<br />

Willnowsky“ hatte es <strong>in</strong> sich und sorgte<br />

für betriebsame Heiterkeit.<br />

Der zweite Tag begann mit dem Fachvortrag<br />

„Ressourcenmanagement für<br />

M<strong>in</strong>eralwasser“. Dr. Karl-He<strong>in</strong>z Köppen<br />

von der Wasser und Boden GmbH, Boppard-Buchholz,<br />

<strong>in</strong>formierte hierzu im<br />

H<strong>in</strong>blick auf Oberflächene<strong>in</strong>flüsse und<br />

Erdwärmesonden. Die Kernfrage für angewandtes<br />

Ressourcenmanagement laute:<br />

Wo ist das Entstehungsgebiet me<strong>in</strong>es<br />

M<strong>in</strong>eralwassers? Für den promovierten<br />

Mit Ressourcenmanagement beschäftigte<br />

sich der Geologe Dr. Karl-He<strong>in</strong>z Köppen<br />

von der Wasser und Boden GmbH, Boppard-Buchholz<br />

zu Beg<strong>in</strong>n des zweiten<br />

Veranstaltungstages.<br />

Geologen entspricht das Entstehungsgebiet<br />

dem Interessensgebiet e<strong>in</strong>es Betriebes.<br />

Es sei durch das Ressourcenmanagement<br />

abzudecken und zu betreuen.<br />

Hilfsmethoden und Kriterien für die<br />

DER MINERALBRUNNEN 1/2009


fachtechnische Ableitung des Entstehungsgebietes<br />

s<strong>in</strong>d unter anderem: Morphologie,<br />

Hydrologie, Hydrochemie, Isotopenchemie<br />

und allgeme<strong>in</strong>e Erkundungen<br />

(Luftbilder). Ist das Entstehungsgebiet<br />

bekannt, habe Ressourcenmanagement<br />

den aktiven Schutz gegen Oberflächene<strong>in</strong>flüsse<br />

und Identifikation von<br />

potenziellen Gefahrenquellen zur Aufgabe.<br />

Die oberflächennahe Geothermie, die als<br />

regenerative Energieform für Eigenheime<br />

an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt, stellte er explizit<br />

als mögliche Gefahrenquelle heraus.<br />

Bohrungen würden oftmals aus<br />

Kostengründen unqualifiziert durchgeführt.<br />

Im Bildungs- und Nahbereich von<br />

M<strong>in</strong>eralwassergew<strong>in</strong>nungen stelle dies<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Gefährdung dar. Da alle<br />

Erdwärmebohrungen nach dem Lagerstättengesetz<br />

beim jeweiligen geologischen<br />

Landesamt anzeigepflichtig s<strong>in</strong>d,<br />

könne aber bei entsprechender Information<br />

E<strong>in</strong>fluss genommen werden.<br />

Die Beurteilung von realen Gefährdungen<br />

und die Sensibilisierung der zuständigen<br />

Behörden, gewerblichen und<br />

landwirtschaftlichen Betrieben sei wichtiger<br />

Bestandteil des Managementsystems.<br />

Köppen empfahl hierzu die Schaffung<br />

e<strong>in</strong>es Netzwerkes von Verb<strong>in</strong>dungen<br />

<strong>in</strong> der Region zu den entsprechenden<br />

Entscheidungsträgern.<br />

International Food Standard (IFS) –<br />

Version 5<br />

Die <strong>in</strong>ternationale Anerkennung des IFS<br />

als Industriestandard schreitet voran.<br />

Auch <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>eralbrunnen<strong>in</strong>dustrie<br />

wird er mehr und mehr umgesetzt. Dirk<br />

Schweikert von der Rudolf Wild GmbH<br />

& Co. KG, Heidelberg, berichtete über<br />

Erfahrungen mit der fünften IFS-Version,<br />

die seit Mitte 2007 zur Verfügung<br />

steht. Der Qualitätsmanager stellte die<br />

neue Gliederung mit den fünf Kapiteln<br />

Unternehmensverantwortung, Qualitätsmanagementsystem,Ressourcenmanagement,<br />

Herstellungsprozess sowie<br />

Messungen, Analysen und Verbesserungen<br />

vor. Gegenüber der vorherigen Version<br />

sei e<strong>in</strong>e deutliche Reduzierung der<br />

Audit-Fragen von 336 auf 251 erfolgt.<br />

„Damit ist der <strong>in</strong>haltliche Zusammenhang<br />

signifikant verbessert worden, was<br />

aber nicht zu e<strong>in</strong>er Reduzierung der Anforderungen<br />

an die Betriebe geführt<br />

Über Erfahrungen mit der fünften IFS-<br />

Version berichtete Dirk Schweikert von<br />

der Rudolf Wild GmbH & Co. KG, Heidelberg.<br />

hat“, bemerkte Schweikert. Durch die Erhöhung<br />

der K.O.-Kriterien von vier auf<br />

zehn sei die Wichtigkeit e<strong>in</strong>zelner Forderungen<br />

betont worden.<br />

Im Weiteren konkretisierte Schweikert<br />

den Auditprozess, der mit den Vorgaben<br />

für die Zertifizierungsstellen, den Kriterien<br />

für die Festlegung des Umfangs und<br />

den Ablauf e<strong>in</strong>es IFS-Audits beg<strong>in</strong>nt.<br />

Häufig angewandte Auditorenpraxis sei<br />

e<strong>in</strong> Auditablauf auf Basis der Rückverfolgbarkeit<br />

für e<strong>in</strong> konkretes Produkt.<br />

Se<strong>in</strong> Fazit zur Version 5 des IFS: „Er gibt<br />

dem Unternehmer die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank-Jürgen Methner,<br />

VLB Berl<strong>in</strong>, erläuterte den Begriff Elektro-<br />

Ionisation und zeigte Anwendungsmöglichkeiten<br />

auf.<br />

s<strong>in</strong>nvollen und an die Produktanforderungen<br />

angepassten Umsetzung des<br />

Standards und hilft, <strong>in</strong> eigener Verantwortung<br />

die rechtlichen Anforderungen<br />

umzusetzen.“<br />

Elektroionisiertes Wasser <strong>in</strong> der<br />

Getränke<strong>in</strong>dustrie<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank-Jürgen Methner,<br />

VLB Berl<strong>in</strong>, und Johannes Siepert, freier<br />

Berater, zeigten <strong>in</strong> ihrem Vortrag, was<br />

sich h<strong>in</strong>ter dem Begriff Elektro-<br />

Ionisation verbirgt und welche Anwendungsmöglichkeiten<br />

bestehen.<br />

Bei dem Verfahren handele es sich um<br />

e<strong>in</strong>e optimierte Elektrolyse, wobei die<br />

Trennung von Anode und Kathode<br />

durch e<strong>in</strong>e Membran erfolge. Die an der<br />

Anode entstehenden Spaltprodukte können<br />

als Konzentrat mit e<strong>in</strong>er stark des<strong>in</strong>fizierenden<br />

Wirkung gewonnen werden.<br />

„Die Grundlage des Verfahrens ist die<br />

elektrolytische Herstellung von Hypochlorsäure<br />

aus e<strong>in</strong>er Kochsalzlösung“,<br />

<strong>in</strong>formierte Prof. Methner. Es handele<br />

sich dabei um mit Kochsalz (NaCl) angereichertes<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser, wobei der Anteil<br />

des NaCl-Salzes im Regelfall unter 0,5<br />

Prozent liege. Der Anolyt besitze aufgrund<br />

e<strong>in</strong>es hohen Redoxpotenzials e<strong>in</strong>e<br />

bakterizide, virizide und fungizide<br />

Wirksamkeit.<br />

Das Hypochlorit liege überwiegend als<br />

hypochlorige Säure vor, was den wesentlichen<br />

Effekt der Des<strong>in</strong>fektion bewirke.<br />

Der pH-Wert des Wirkstoffkonzentrats<br />

liege dabei im neutralen Bereich.<br />

Im Rahmen laufender Dissertationen<br />

wurden vielfältige Untersuchungen<br />

der Wirksamkeit des neuen Verfahrens<br />

an Testkeimen untersucht. „Der E<strong>in</strong>satz<br />

von elektroionisiertem Wasser sche<strong>in</strong>t<br />

e<strong>in</strong>e Möglichkeit der Keimreduzierung<br />

im Bereich der Abfüllanlagen zu se<strong>in</strong>“,<br />

sagte der Branchenexperte. Gleichzeitig<br />

verwies er darauf, dass es aber noch zu<br />

prüfen gelte, wie sich dieses Verfahren<br />

langfristig auf das Verhalten der Mikroflora<br />

<strong>in</strong> Abfüllanlagen auswirke.<br />

Wo und wie elektroionisiertes Wasser<br />

bereits <strong>in</strong> der AfG-Branche e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird, berichtete sodann Johannes Siepert.<br />

Der ehemalige Produktionsleiter<br />

bei der Nestlé Waters Deutschland AG<br />

verwies auf eigene Erhebungen und Gespräche<br />

mit Anwendern. Unisono sei der<br />

DER MINERALBRUNNEN 1/2009 9


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E<strong>in</strong>satzerfolg des Elektrolyts positiv beschienen<br />

worden. Dabei haben sich unterschiedlicheAnwendungsmöglichkeiten<br />

gezeigt. E<strong>in</strong>gesetzt werde das aufbereitete<br />

Wasser an der CIP-Anlage genauso<br />

wie bei der Behälterdes<strong>in</strong>fektion im<br />

R<strong>in</strong>ser sowie zur Oberflächendes<strong>in</strong>fektion<br />

an Anlagenbauteilen. Im Weiteren<br />

g<strong>in</strong>g Siepert auf die Herstellung der Anwendungslösung<br />

und die Prozesstechnik<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Freude an der Arbeit statt strenger<br />

Askese<br />

Noch immer s<strong>in</strong>d die Zeiten, da soziale<br />

Interaktion am Arbeitsplatz als<br />

Schwatzhaftigkeit fehl<strong>in</strong>terpretiert oder<br />

kollegialer Teamgeist als mangelnder<br />

Ehrgeiz ausgelegt wird, nicht gänzlich<br />

vorbei, bedauerte Prof. Dr. Peter Nieschmidt<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em kurzweiligen Vortrag.<br />

Der Experte für Management-Fragen<br />

sprach unter dem Titel „Führungsmanagement<br />

– Anforderungen an e<strong>in</strong>e Führungskraft“<br />

über Tradition und Zukunft<br />

von Arbeit und Führung.<br />

Auf der Suche nach den Wurzeln der Arbeitsethik<br />

blickte er weit zurück. Hier<br />

Tradition und Zukunft von Arbeit und<br />

Führung waren Thema des Abschlussvortrages<br />

von Prof. Dr. Peter Nieschmidt.<br />

stieß er auf den Schweizer Reformator<br />

Johannes Calv<strong>in</strong> und dessen protestantische<br />

Weltansicht. „Calv<strong>in</strong> war ke<strong>in</strong> Ökonom,<br />

der nach e<strong>in</strong>er neuen Wirtschaftsordnung<br />

strebte. Ihm g<strong>in</strong>g es um das<br />

ewige Seelenheil des Menschen“, so der<br />

Professor. Calv<strong>in</strong> schloss aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Heilslehre Arbeit und Genuss e<strong>in</strong>ander<br />

grundsätzlich aus. Er sah den Mensch als<br />

Tilman Kerstiens, Vorsitzender des Ausschusses für Technik im <strong>Verband</strong> <strong>Deutscher</strong> M<strong>in</strong>eralbrunnen,<br />

führte durch die Veranstaltung.<br />

„korrupte Natur“, die nur durch Fleiß<br />

und Verzicht zu diszipl<strong>in</strong>ieren sei. Wer es<br />

mit diesen beiden Tugenden sogar zu<br />

Reichtum brachte, der hatte laut Calv<strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e „natura corrupta“ erfolgreich besiegt<br />

und war somit reif für das himmlische<br />

Paradies. „Durch Calv<strong>in</strong>s Lehre<br />

wurde der eigentliche Grundste<strong>in</strong> dafür<br />

gelegt, nicht Freude und Erfüllung im<br />

Beruf zu sehen, sondern nach „oben“ zu<br />

streben.“ Erarbeiteter Wohlstand galt als<br />

Zeichen dafür, den S<strong>in</strong>n des Lebens erfasst<br />

zu haben. Calv<strong>in</strong> sei es gewesen,<br />

der das Fundament der Industrialisierung<br />

(<strong>in</strong>dustria = Fleiß) durch se<strong>in</strong>e Ansichten<br />

gelegt habe. Kritisch merkte der<br />

Politologe an, dass die Entfaltung des<br />

Menschen durch Arbeitsprozesse <strong>in</strong> den<br />

H<strong>in</strong>tergrund trat und es noch heute tut.<br />

Auch das aktuell vorhandene Hierarchiedenken<br />

leite sich letztlich vom Calv<strong>in</strong>ismus<br />

ab: „Denn im Umkehrschluss<br />

zum Nach-oben-Streben ist der arm Gebliebene<br />

ohneh<strong>in</strong> zur Hölle verdammt<br />

und als Unwerter unterdrückt worden.“<br />

„Heute ist Arbeit aber soziale Interaktion“,<br />

so Nieschmidt, „und das müssen wir<br />

lernen.“ Die soziale Intelligenz sei von<br />

Babyalter an zu erarbeiten. Es gehe dabei<br />

darum, die Welt mit den Augen des<br />

anderen zu sehen. „Das verlangt E<strong>in</strong>fühlungsvermögen,<br />

Phantasie und Toleranz<br />

als Vorbed<strong>in</strong>gung zur Menschenführung.<br />

Eigenschaften, die viele Führungskräfte<br />

vermissen lassen.“ Zentrale Aufgabe<br />

von Führungskräften sei es, den<br />

Prozess sozialer Integration der Mitarbeiter<br />

zu fördern. Das wichtigste Produktivvermögen<br />

e<strong>in</strong>es Unternehmens sei<br />

<strong>in</strong> den Köpfen und den Gemütern qualifizierbarer<br />

Mitarbeiter, das es zu entdecken<br />

und zu wecken gilt. „Wahre Führungskunst<br />

zeigt sich dar<strong>in</strong>, dass es der<br />

Führungskraft gel<strong>in</strong>gt, den richtigen<br />

Mitarbeiter mit den richtigen Aufgaben<br />

zu betrauen, an die richtigen Herausforderungen<br />

zu setzen. Nehmen Sie sich<br />

Zeit für Ihre Mitarbeiter. Seien Sie nicht<br />

auf e<strong>in</strong>em abgehobenen Olymp, sondern<br />

im Kreise Ihrer Belegschaft“, so der Aufruf<br />

des Politikwissenschaftlers.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Ausspruch des Oberst Piccolom<strong>in</strong>i<br />

über Wallenste<strong>in</strong> aus Schillers<br />

Drama bekräftigte er se<strong>in</strong>e These: „Jedwedem<br />

zieht er se<strong>in</strong>e Kraft hervor, die eigentümliche,<br />

und zieht sie groß, lässt jeden<br />

ganz das bleiben, was er ist, er<br />

wacht nur darüber, dass er es immer sei<br />

am rechten Ort: so weiß er aller Menschen<br />

Vermögen zu dem se<strong>in</strong>igen zu machen.“<br />

Tilman Kerstiens beendete das 49. <strong>Brunnenfachgespräch</strong><br />

mit e<strong>in</strong>em herzlichen<br />

Dank an alle Referenten sowie für die<br />

Unterstützung durch KHS Corpoplast.<br />

Das 50. <strong>Brunnenfachgespräch</strong> f<strong>in</strong>det voraussichtlich<br />

Mitte November 2009 <strong>in</strong><br />

Regensburg unter Mitwirkung der Krones<br />

AG statt. E<strong>in</strong>e Jubiläumsveranstaltung,<br />

die man sich im Term<strong>in</strong>kalender<br />

schon heute vormerken sollte. ■<br />

DER MINERALBRUNNEN 1/2009

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