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IIst Wasser wirklich gleich Wasser? - Verband Deutscher ...

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Ist <strong>Wasser</strong> <strong>wirklich</strong><br />

<strong>gleich</strong> <strong>Wasser</strong>? Tamara Dragus<br />

Ein kleiner Exkurs übers <strong>Wasser</strong>verkosten<br />

Rund 3000 <strong>Wasser</strong>marken gibt es weltweit, über 550 allein hierzulande. Man<br />

sieht, die Auswahl ist riesig, dennoch steht <strong>Wasser</strong> im Allgemeinen häufig in<br />

dem Verdacht, „immer <strong>gleich</strong>“ oder gar „langweilig“ zu schmecken. Ich muss<br />

gestehen – ein bisschen habe ich das auch gedacht. Bis zu jenem schönen<br />

Sommertag im Mai.<br />

Jerk Martin Riese, bekannter <strong>Wasser</strong>sommelier<br />

aus Berlin, hatte mich zu seinem<br />

<strong>Wasser</strong>tasting nach Düsseldorf eingeladen.<br />

Ein Termin, der meinen Kollegen<br />

zur ironischen Frage „Soll ich dir<br />

dazu etwa viel Spaß wünschen?“ verleitete.<br />

Zugegeben: Eine Weinprobe macht<br />

per se Laune, derselbe Effekt hat die Einladung<br />

zu einer Cocktailverkostung,<br />

doch was erwartet einen bei einem <strong>Wasser</strong>tasting?<br />

Das klingt in der Tat doch ein<br />

wenig nüchtern. Wie gut, dass Herr Riese<br />

mich eines Besseren belehrte. Die Verkostung<br />

fand in den heiligen Hallen des<br />

traditionsreichen Familienunternehmens<br />

Robbe & Berking statt. Wie es sich<br />

für ein renommiertes Haus gehört, das<br />

sich seit 136 Jahren mit nichts anderem<br />

als der Herstellung von edlem Metall beschäftigt,<br />

durften wir die ausgewählten<br />

Wässer aus echten Silberbechern probieren.<br />

Ein Genuss, der dem ganzen Proze-<br />

<strong>Wasser</strong>auswahl beim Tasting in Düsseldorf<br />

dere noch eine besondere Note verlieh.<br />

Sechs Wässer aus den unterschiedlichsten<br />

Regionen dieser Erde sollten verkostet<br />

werden – allesamt Wässer, die sich<br />

durch ihre besondere Reinheit oder ihren<br />

einzigartigen Geschmack auszeichnen.<br />

Am Ende dieses <strong>wirklich</strong> kurzweiligen<br />

und informationsreichen Nachmittags<br />

stand eines für mich fest: Kein <strong>Wasser</strong><br />

schmeckt wie das andere. <strong>Wasser</strong> kann<br />

dumpf, süß, würzig, samtig oder sauer<br />

schmecken. Ja, es kann sich sogar kantig,<br />

rechteckig, rund oder schmal anfühlen.<br />

Jedes <strong>Wasser</strong> erweckt sozusagen ein<br />

individuelles Mundgefühl. Klingt komisch?!<br />

Dann fragen Sie mal die Experten.<br />

Der bekannte Sommelier Arno Steguweit,<br />

der den <strong>Wasser</strong>boom in der Topgastronomie<br />

vor rund sechs Jahren begründete,<br />

formuliert es so: „<strong>Wasser</strong> ist<br />

eine haptische Angelegenheit.“ Soll heißen:<br />

Durch tiefensensible Integration<br />

der Hautsinne (in diesem Fall die Zunge<br />

und die Mundschleimhaut) kann man<br />

Größe, Kontur, Oberflächentextur des<br />

<strong>Wasser</strong>s aktiv erfühlen – ein Phänomen,<br />

das uns den Geschmack eines <strong>Wasser</strong>s<br />

teilweise geometrisch erscheinen lässt.<br />

Wen das alles etwas seltsam anmutet,<br />

probiert es am besten selbst aus: Man<br />

nehme einen großen Schluck (dabei darf<br />

wie bei der Weinverkostung ruhig geschlürft<br />

werden, denn durch den Sauerstoff<br />

des Schlürfens breiten sich die Geschmacksstoffe<br />

im Mund besser aus) und<br />

schließe seine Augen – nur so kann man<br />

sich intensiv auf außergewöhnliche Geschmacksassoziationen<br />

einlassen. Die<br />

Zeremonie sollte beim ersten Mal jedoch<br />

unbedingt unter der Anleitung eines Experten<br />

vonstattengehen. Der kann nicht<br />

nur Spannendes zu den einzelnen Wässern<br />

erzählen, er kann einem auch sagen,<br />

welches <strong>Wasser</strong> wozu geeignet ist.<br />

Das alles natürlich stets unter Vorbehalt,<br />

denn, so <strong>Wasser</strong>sommelier Jerk Martin<br />

Riese: „In erster Linie gilt es, auf die individuellen<br />

Bedürfnisse seines Gegenübers<br />

einzugehen. Bei der Frage nach<br />

dem geeigneten <strong>Wasser</strong> zu einem bestimmten<br />

Wein oder Essen, versuche ich<br />

dem Gast den Ball immer ein Stück weit<br />

zurückzuspielen, indem ich ihn frage,<br />

welches <strong>Wasser</strong> er denn sonst am liebsten<br />

trinkt. Erst dann gebe ich die entsprechende<br />

Empfehlung ab.“<br />

Bei seinem <strong>Wasser</strong>tasting stellte<br />

Jerk Martin Riese insgesamt sechs<br />

Wässer zur Auswahl:<br />

10 Thousand BC<br />

Das „Zehntausend vor Christus“-<strong>Wasser</strong><br />

besteht zu hundert Prozent aus aufgetautem<br />

Gletschereis aus der Eiszeit. Es<br />

gilt als reinstes abgefülltes <strong>Wasser</strong> der<br />

Welt und stammt aus dem abgelegenen<br />

und ökologisch geschützten Castal Range<br />

Glacier im British Kolumbia, der<br />

DER MINERALBRUNNEN 8/2010


Jerk Riese, <strong>Wasser</strong>-Sommelier aus Berlin<br />

westlichsten Provinz Kanadas. Trotz seiner<br />

hohen Reinheit, ist das „Jahrtausendwasser“<br />

eher schwach mineralisiert,<br />

es schmeckt weich und hinterlässt beim<br />

Trinken einen dumpfen Ton im Mund,<br />

was es zum geeigneten Begleiter von<br />

säurebetonten Speisen macht. Dennoch<br />

hat man <strong>gleich</strong>zeitig das Gefühl, als ziehe<br />

sich schon beim ersten Schluck alles<br />

im Mund zusammen, ein Effekt, der den<br />

Durst eher verstärkt als ihn zu stillen.<br />

Beim <strong>Wasser</strong>trinken eine seltsam neue<br />

Erfahrung.<br />

Cloud Juice<br />

Eine Flasche King Island Cloud Juice besteht<br />

ausschließlich aus arktischem Regenwasser<br />

und enthält 9.750 Tropfen<br />

Wolkensaft aus dieser regenreichsten<br />

Region der Erde. Die Luft um King Island,<br />

einer tasmanischen Insel am westlichen<br />

Ende der Bass-Straße zwischen<br />

Tasmanien und Australien, ist extrem<br />

sauber, das hochwertige Nass, das vom<br />

Himmel fällt, wird vor Ort in riesigen<br />

Folien aufgefangen und ist dabei um ein<br />

Vielfaches reiner als die Trinkwasserverordnung<br />

der World Health Organisation<br />

es vorschreibt – nicht umsonst bezeichnet<br />

man das flüssige Gold auch als „Tränen<br />

Gottes“. Bei Zimmertemperatur entwickelt<br />

Cloud Juice eine schmeichelnde<br />

Textur am Gaumen, wird es hingegen<br />

kühl serviert, schmeckt man eine angenehme<br />

Süße heraus. Es eignet sich hervorragend<br />

zu säurebetonten Weißweinen<br />

und sämtlichen Arten von Süßspeisen.<br />

DER MINERALBRUNNEN 8/2010<br />

Iskilde<br />

Iskilde ist Dänisch und bedeutet „kalte<br />

Quelle“. Und wahrlich: Eine Temperatur<br />

von unter 8 Grad rechtfertigt diesen Na-<br />

men. Die artesische Quelle wurde durch<br />

Zufall von einem pensionierten Versicherungsvertreter<br />

und seiner Frau entdeckt,<br />

die in einem Naturschutzgebiet in<br />

der Nähe der Stadt Aarhus ein Grundstück<br />

erworben hatten. Das genaue Alter<br />

des Iskilde-<strong>Wasser</strong>s ist unbekannt, man<br />

geht aber davon aus, dass es sich bei der<br />

letzten Eiszeit angesammelt hat. In der<br />

Tat ist es so rein, dass keinerlei Spuren<br />

unserer Zivilisation in ihm nachweisbar<br />

sind. Obwohl Iskilde eigentlich ein stilles<br />

Mineralwasser ist, verleiht ihm sein natürlicher<br />

Sauerstoffgehalt eine leichte<br />

Perlage, beim Schütteln wird das <strong>Wasser</strong><br />

milchig trüb, öffnet man die Flasche,<br />

zischt es durch den entweichenden Sauerstoff.<br />

Seine ausgewogene Mineralität<br />

sowie sein neutraler aber erdiger Geschmack,<br />

machen Iskilde zu einem leckeren<br />

Aperitif, es harmoniert gut mit<br />

Whisky, kräftigen Weißweinen und geräucherten<br />

Speisen. Fazit: Kleines Königland<br />

– großes <strong>Wasser</strong>.<br />

Cave H 2O<br />

Das „Höhlenwasser“ entspringt aus der<br />

Hohenstein-Mineralquelle nordwestlich<br />

von Hameln im schönen Weserbergland.<br />

Es sprudelt dort mit einer einzigartigen<br />

geologischen und tektonischen Besonderheit<br />

ans Tageslicht: In tausenden von<br />

Jahren entstand eine fein vernetzte Höhlenlandschaft<br />

aus dem das <strong>Wasser</strong> seine<br />

Reinheit speist. Weich, samtig, fast süßlich,<br />

hat es einen ganz individuellen Geschmack,<br />

der sich deutlich von anderen<br />

Wässern unterscheidet. Cave H2O passt<br />

ideal zu Kaffee, diversen Süßspeisen und<br />

zu säurebetonten Weinen. Nicht zuletzt<br />

sieht die schlanke Glasflasche auch<br />

ziemlich stylisch aus, bekanntlicherweise<br />

kommt es aber immer auf den Inhalt<br />

an.<br />

Flensburger <strong>Wasser</strong><br />

„Bölkstoff Werner“ hat sie berühmt gemacht:<br />

Die knuffige Flasche mit dem<br />

Bügelverschluss und dem kultigen<br />

Plopp-Geräusch, das Peter Harry Carstensen,<br />

seines Zeichens Ministerpräsident<br />

des Landes Schleswig-Holstein, angeblich<br />

als Klingelton auf sein Handy<br />

gespeichert hat. Das Flensburger <strong>Wasser</strong><br />

hat jahrelang ein Schattendasein als<br />

simples Brauwasser des <strong>gleich</strong>namigen<br />

Bieres geführt, bis es vor vier Jahren als<br />

eigenständiges Produkt auf den Markt<br />

219


220<br />

kam. Und das hat es in sich: Vor<br />

rund 8000 Jahren entstanden in<br />

Nordskandinavien riesige Gletschermassive,<br />

deren kristallklares<br />

Schmelzwasser sich seinen Weg<br />

durch die Felsschichten bahnte,<br />

um tausende Kilometer weiter<br />

in der drittnördlichsten Stadt<br />

Deutschlands aus über 200<br />

Metern Tiefe emporzusprudeln.<br />

Das „Flenswasser“ schmeckt<br />

angenehm durstlöschend,<br />

seine klare, frische Kohlensäure<br />

dient als willkommener<br />

Neutralisator von Süßweinen.<br />

Vichy Catalan<br />

Deutschlands bekannteste „<strong>Wasser</strong>männer“:<br />

Arno Steguweit<br />

Sein Lieblingswasser kommt aus Frankreich:<br />

Chateldon 1650, erstes abgefülltes<br />

Mineralwasser der Welt, das sich der sagenumwobene<br />

Sonnenkönig Ludwig<br />

XIV. <strong>gleich</strong> flaschenweise an den Hof<br />

nach Versailles liefern ließ. Zur Geburtsstätte<br />

des Savoir-vivre pflegt der gebürtige<br />

Münchner Arno Steguweit sowieso<br />

eine besonders innige Beziehung – immerhin<br />

verliehen die Franzosen dem begnadeten<br />

Sommelier Ende 2008 den<br />

„Chevalier des Ordre des Coteaux de<br />

Champagne“. Die Aufnahme in die älteste<br />

Weinbruderschaft der Champagne gilt<br />

als wahrer Ritterschlag in illustren Expertenkreisen.<br />

Dass Arno Steguweit in<br />

Sachen Geschmack eine Art Naturtalent<br />

darstellt, zeigt sich schon früh: Er ist gerade<br />

mal 26, als er 2004 vor der IHK die<br />

Prüfung zum Sommelier ablegt. Nicht<br />

nur, dass er zu dieser Zeit Deutschlands<br />

jüngster seiner Sparte ist, er ist zu<strong>gleich</strong><br />

auch Jahrgangsbester. Parallel hat der<br />

dynamische Mittzwanziger bereits die<br />

auserwählte Position des Haus- und<br />

Hof-Sommeliers im berühmten Berliner<br />

Adlon inne. Und weil sein sensibler Gaumen<br />

nicht nur auf die unterschiedlichen<br />

Feinheiten des edlen Rebensaftes anspricht,<br />

entdeckt Herr Steguweit die weite<br />

Welt des <strong>Wasser</strong>s. Für die anspruchsvolle<br />

Gästeschaft des Adlon stellt er eine<br />

opulente <strong>Wasser</strong>karte zusammen – da-<br />

Vichy Catalan ist eines<br />

der ältesten <strong>Wasser</strong> Spaniens<br />

und dort schon<br />

längst zum Klassiker<br />

avanciert. Im Gebiet<br />

Caldes de Malavella, in<br />

dem sich viele heiße<br />

Quellen befinden, entspringt<br />

das „Ur-Spanische“<br />

mit natürlicher<br />

Quellkohlensäure und<br />

einer Temperatur von<br />

sage und schreibe 60<br />

Grad! Das heiße <strong>Wasser</strong><br />

und die Kohlensäure<br />

werden separat<br />

mals noch ein Novum im Bereich der<br />

Spitzengastronomie.<br />

Die deutsche Presse ernennt ihn daraufhin<br />

zum „einzigen <strong>Wasser</strong>sommelier<br />

Europas“, andere wiederum bezeichnen<br />

ihn flapsig als „<strong>Wasser</strong>-Professor“. So<br />

oder so, Arno Steguweit gilt bis heute als<br />

Wegbereiter eines Booms, dem viele seiner<br />

Branchenkollegen gefolgt sind. Trotz<br />

seines immensen Fachwissens stehen für<br />

den erfolgreichen Wein- und <strong>Wasser</strong>experten<br />

die individuellen Bedürfnisse des<br />

Gastes im Vordergrund: „In meinem Be-<br />

aufgefangen, das <strong>Wasser</strong> wird heruntergekühlt,<br />

die Kohlensäure wird dem<br />

<strong>Wasser</strong> erst in der Flasche wieder zugeführt.<br />

Vichy Catalan ist hoch mineralisch<br />

(es hat einen Natriumgehalt von<br />

1097mg pro Liter!) und schmeckt äußerst<br />

salzig. Mit Sicherheit kein <strong>Wasser</strong><br />

für jedermann.<br />

Essensmäßig gehen die Meinungen auseinander:<br />

Die einen empfehlen es zu<br />

Fisch und Meeresfrüchten, die anderen<br />

halten es als Speisenbegleiter für ungeeignet<br />

und legen es in erster Linie den<br />

Freizeitsportlern unter uns ans Herz.<br />

Was letztendlich am besten passt, muss<br />

jeder für sich selbst entscheiden.<br />

„Mein Motto: ‚<strong>Wasser</strong> ist nicht alles, aber alles<br />

ist nichts ohne <strong>Wasser</strong>!’ – Daher antworte<br />

ich stets auf die Frage, welches <strong>Wasser</strong><br />

das beste der Welt sei, dass es dafür keine<br />

eindeutige Antwort gibt. Jeder muss für sich<br />

selbst entscheiden, welches das passende für seine Bedürfnisse ist. Man<br />

sollte jedoch darauf achten, dass man ein hochwertiges, natürliches Mineralwasser<br />

trinkt und nicht irgendein Marketing-Produkt. <strong>Wasser</strong> gehört zu<br />

den größten Luxusgütern, die wir auf unserer Erde haben. Wir sollten es<br />

mit Ehrfurcht und Respekt behandeln, denn wir können nicht unbegrenzt<br />

darüber verfügen. Aber das schätzen wohl auch nur diejenigen, die nicht<br />

ausreichend davon bekommen.“<br />

ruf geht es nicht darum, dem Gast irgendetwas<br />

aufzudrängen. Nur, weil ich mehr<br />

Ahnung habe, heißt das nicht, dass ich<br />

den Leuten vorschreiben kann, was sie<br />

wozu trinken sollen. Der Gast bestimmt<br />

die Richtung, ich gebe dann die entsprechende<br />

Empfehlung ab.“ Das passende<br />

DER MINERALBRUNNEN 8/2010


<strong>Wasser</strong> zu finden, sei eine Art Persönlichkeitsberatung,<br />

deshalb mache es auch<br />

wenig Sinn, eine bestimmte Marke zu einem<br />

bestimmten Essen zu empfehlen:<br />

„Gerade in puncto Geschmack hat jeder<br />

Mensch ganz eigene Vorlieben oder Abneigungen<br />

– und diese gilt es zu berücksichtigen.“<br />

Oberstes Credo für ihn als<br />

Jerk Martin Riese<br />

„Ich bin am <strong>Wasser</strong> groß geworden, deshalb<br />

war das immer ein riesengroßes<br />

Thema für mich.“ Wen wundert’s, dass<br />

der passionierte Gastronom sich nach<br />

erfolgreichem Schulabschluss auf der<br />

malerischen Insel Sylt zum Restaurantfachmann<br />

ausbilden lässt. Nach diversen<br />

Aufenthalten im Land der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten sowie einem er-<br />

folgreichen Chef de Rang-Gastspiel in<br />

Witzigmanns mallorquinischem Gourmettempel<br />

„Ca´s Puers“, folgt er dem Ruf<br />

in die Hauptstadt. Als Maître d’hôtel im<br />

„First Floor“ – mehrfach ausgezeichnetes<br />

Vorzeigerestaurant des Hotel Palace<br />

Berlin – etabliert Jerk Riese eine separate<br />

<strong>Wasser</strong>karte, die bis heute enormen<br />

Anklang bei den Gästen findet. „Ich hab<br />

mir gedacht, wir haben 1400 Weine im<br />

Programm, warum sollten wir nicht<br />

auch vierzig verschiedene Wässer anbieten?“.<br />

Nächtelang surft Riese durchs Internet –<br />

buchstäblich auf der Suche nach den<br />

besten Quellen. „Mich fasziniert vor allem<br />

die Historie eines <strong>Wasser</strong>s. Kleine,<br />

feine Marken, die eine Geschichte erzählen<br />

oder vereinzelt sogar noch von Hand<br />

abgefüllt werden.“ Ist sein Interesse geweckt,<br />

fordert Jerk Riese ein paar Flaschen<br />

an, im ganzen Team wird dann<br />

verkostet und entschieden, ob das Was-<br />

Sommelier: „Der Gast soll bedingungslosen<br />

Spaß haben“. Seit Frühjahr diesen<br />

Jahres verstärkt Arno Steguweit als Restaurantleiter<br />

das hochkarätige Team um<br />

Johannes King in dem mit zwei Michelin-<br />

Sternen ausgezeichneten Söl’ring Hof auf<br />

Sylt. Dass auch Herr Steguweit bedingungslosen<br />

Spaß an dem hat, was er tut,<br />

„<strong>Wasser</strong> ist ein aufregendes Element: Es<br />

nimmt Informationen auf, ist Energieträger,<br />

erzählt uns vom Lauf der Geschichte. Es kann hart wie Stein sein, flüssig<br />

oder gasförmig. Ohne <strong>Wasser</strong> ist kein menschliches Leben möglich und mit<br />

zu viel <strong>Wasser</strong> ebenfalls nicht. Und – wie Mickey Mouse gesagt hat: ‚<strong>Wasser</strong><br />

ist das einzige Element, das schwarz wird, wenn man sein Gesicht darin<br />

wäscht.’“<br />

ser den Weg in die exklusive Karte verdient<br />

hat: „Mittlerweile haben wir einen<br />

super Querschnitt verschiedenster Wässer.<br />

Nicht nur, was die Herkunft angeht,<br />

sondern auch, was den Geschmack anbelangt.<br />

Viele Leute kommen speziell<br />

wegen dieses großen Angebotes zu uns.“<br />

merkt man ihm einfach an: „Natürlich ist<br />

die Gastronomie stressig, für mich ist es<br />

dennoch der schönste Job der Welt.“<br />

Buchtipp: Arno Steguweit/Thomas Zeitler:<br />

„<strong>Wasser</strong>! Trendsetter und Statussymbol“,<br />

riva Verlag 2006.<br />

Riese(n)-Auswahl – das danken die Gäste<br />

dem selbst ernannten „Botschafter des<br />

<strong>Wasser</strong>s“ und das nicht nur, weil für viele<br />

der Gesundheitsgedanke mehr und<br />

mehr im Vordergrund steht. Da beim<br />

klassischen Mittagsmenü so gut wie gar<br />

kein Alkohol mehr geordert wird, hat<br />

<strong>Wasser</strong> in der Gastronomie einen ganz<br />

anderen Stellenwert bekommen: „Die<br />

Geschäftsleute möchten ihren Gästen etwas<br />

Gutes tun. Statt einem teuren Wein<br />

bestellen Sie einfach ein außergewöhnliches<br />

<strong>Wasser</strong>, das wird genauso geschätzt.“<br />

Dass das Thema <strong>Wasser</strong> für ihn<br />

noch lange nicht ausgeschöpft ist, zeigt<br />

sein soziales Engagement: Seit gut einem<br />

Jahr unterstützt Jerk Riese das Projekt<br />

„Viva con Aqua“, eine Initiative, die<br />

sich für die Trinkwasserversorgung in<br />

Entwicklungsländern engagiert. „Ein<br />

Afrikaner geht im Schnitt sechs Kilometer<br />

am Tag, um normales Leitungswasser<br />

zu bekommen, deshalb ist es ganz wichtig,<br />

diese Länder zu unterstützen. <strong>Wasser</strong><br />

ist Luxus – und wir können von unserem<br />

Luxus ruhig etwas abgeben.“<br />

Buchtipp: Jerk Martin Riese/Rose Marie<br />

Donhauser: „Die Welt des <strong>Wasser</strong>s“,<br />

Umschau-Buchverlag, 2009. ■<br />

DER MINERALBRUNNEN 8/2010 221

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