TTrends in der Getränke- logistik - Verband Deutscher Mineralbrunnen
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Trends <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Getränke</strong><strong>logistik</strong><br />
Dr. Günter Arndt<br />
12. VLB-Logistikfachkongress <strong>in</strong> Dresden<br />
In <strong>der</strong> VLB Berl<strong>in</strong> gehört die <strong>Getränke</strong><strong>logistik</strong> zur Chefsache. Josef Fonta<strong>in</strong>e,<br />
Geschäftsführer Technik, sieht die Logistik <strong>der</strong> <strong>Getränke</strong>branche ke<strong>in</strong>esfalls<br />
nur auf die Brau<strong>in</strong>dustrie bezogen. Die Probleme s<strong>in</strong>d branchenübergreifend<br />
und <strong>der</strong> <strong>Getränke</strong>fachgroßhandel e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> zahlreichen Unternehmen<br />
aus <strong>der</strong> Zuliefer<strong>in</strong>dustrie, vom Gabelstaplerhersteller bis zum Softwarehaus,<br />
stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe mit den <strong>Getränke</strong>produzenten, um die Probleme<br />
auf diesem Gebiet zu lösen. Rund 240 Teilnehmer trafen sich wie <strong>in</strong> jedem Jahr<br />
Mitte März im neuen Congress-Center <strong>in</strong> Dresden. Begleitet wurde <strong>der</strong> Kongress<br />
wie üblich von e<strong>in</strong>er umfangreichen Foyer-Ausstellung <strong>der</strong> Zuliefer -<br />
<strong>in</strong>dustrie.<br />
Wirtschafts- und Logistiktrends<br />
Wolfgang Maul, Hassia M<strong>in</strong>eralquellen<br />
GmbH & Co. KG, Bad Vilbel, leitete kompetent<br />
am ersten Tag durch das Programm.<br />
Für ihn und alle Teilnehmer war<br />
<strong>der</strong> erste Vortrag von Wolfgang Wiegard,<br />
Universität Regensburg und zugleich<br />
Mitglied des Sachverständigenrates<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung („5 Weisen“),<br />
über Gründe, Folgen und Chancen <strong>der</strong><br />
F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Basis zum Verständnis <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Situation. Wiegard bezeichnete<br />
se<strong>in</strong>e Ausführungen als „Drama“ <strong>in</strong><br />
sechs Akten, das hervorgerufen, so <strong>in</strong><br />
dem Prolog, durch die niedrige Z<strong>in</strong>spolitik<br />
<strong>in</strong> den USA und dem Ansteigen des<br />
Schuldenberges <strong>in</strong> <strong>der</strong> Immobilienwirtschaft<br />
entstand. Die Krise und ihre Ausbreitung<br />
wurde weltweit unterschätzt<br />
und erst durch die Liquiditäts- und Insolvenzprobleme<br />
e<strong>in</strong>zelner Banken wurde<br />
die Gefahr e<strong>in</strong>er systematischen Krise<br />
erkannt. Die Regierungen haben e<strong>in</strong>gegriffen<br />
und er lobte die Bundesregierung,<br />
die mit dem Rettungspaket zur<br />
Stabilisierung des F<strong>in</strong>anzmarktes beiträgt.<br />
Die wirtschaftlichen Auswirkungen,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Ausbleiben von<br />
Aufträgen, das E<strong>in</strong>brechen <strong>der</strong> Exporte<br />
und für das laufende Jahr ke<strong>in</strong> Wachstum,<br />
sieht er sehr kritisch für den Arbeitsmarkt.<br />
E<strong>in</strong> zweites Konjunkturpaket<br />
sei erfor<strong>der</strong>lich.<br />
He<strong>in</strong>z Grüne, rhe<strong>in</strong>gold Institut für qualitative<br />
Markt- und Medienanalysen<br />
GmbH & Co. KG, Köln, sprach anschließend<br />
über die Bewerbung <strong>der</strong> Marken<br />
und Produkte und orientierte sich dabei<br />
hauptsächlich an <strong>der</strong> Brauwirtschaft.<br />
Lagermanagement<br />
Den neuen Betrieb Vitaqua GmbH, Breuna<br />
bei Kassel, e<strong>in</strong> hochautomatisiertes<br />
Green-Field-Projekt <strong>der</strong> Brandenburger<br />
Urstromquelle, stellte Robert Holzner, KRONES AG, vor. Das weltweit tätige<br />
Unternehmen war Hauptauftragnehmer<br />
für die Fabrikplanung und die gesamte<br />
Intra<strong>logistik</strong>. Wichtige Kriterien für den<br />
Standort s<strong>in</strong>d die Lage mitten <strong>in</strong><br />
Deutschland mit sehr guter Anb<strong>in</strong>dung<br />
an das Autobahnnetz und das Vorkommen<br />
von M<strong>in</strong>eralwasser <strong>in</strong> <strong>der</strong> richtigen<br />
Qualität und Menge. In Wort und Bild<br />
erklärte Holzner die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Funktionsbereiche, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Abfüllbereich<br />
und Materialfluss bis zum<br />
Versand. Der Aufbau des Vitaqua-M<strong>in</strong>eralbrunnens<br />
von <strong>der</strong> Auftragserteilung<br />
bis zur vollständigen Inbetriebnahme<br />
dauerte nur etwas über e<strong>in</strong> Jahr. Schwerpunkte<br />
<strong>der</strong> effizienten Intra<strong>logistik</strong> bilden<br />
die Elektrohängebahnen sowie das<br />
Hochregallager mit 50.600 Paletten-<br />
Stellplätzen für Roh-, Hilfs- und Be-<br />
Über die Intra<strong>logistik</strong> bei Vitaqua berichtete<br />
Robert Holzner von Krones AG.<br />
Als Drama <strong>in</strong> sechs Akten erläuterte <strong>der</strong><br />
Wirtschaftsweise Wolfgang Wiegard die<br />
<strong>der</strong>zeitige F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise.<br />
triebsstoffe sowie für das Vollgut. Die<br />
durchgängige Informationstechnologie<br />
erstreckt sich von <strong>der</strong> Steuerung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
DER MINERALBRUNNEN 5/2009 153
154<br />
Feldebene bis zum Versand über MES,<br />
LVS <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es ERP-Systems. Hervorgehoben<br />
wurde das IT-unterstützte<br />
LKW-Hofmanagement mit e<strong>in</strong>er gleichzeitigen<br />
Verladung von 32 LKW und bis<br />
zu 400 Fahrzeugen <strong>in</strong> zwei Schichten.<br />
Dieser hohe Automatisierungsgrad bei<br />
m<strong>in</strong>imalem Personalbedarf sichert e<strong>in</strong>en<br />
optimalen Wirkungsgrad, niedrigen<br />
Energieverbrauch und ger<strong>in</strong>gen Produktverlust.<br />
Zur Optimierung <strong>der</strong> strategischen Produktionsplanung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gerolste<strong>in</strong>er<br />
Brunnen GmbH & Co. KG sprachen <strong>der</strong><br />
Betriebsleiter Michael Becker und Christoph<br />
Plapp, Axxom Software AG, München.<br />
Die Produktanzahl im Brunnenbetrieb<br />
erhöhte sich auf 150, <strong>der</strong> Planungsprozess<br />
war nicht mehr effizient und<br />
transparent. Ziel des Pilotprojekts war,<br />
die Komplexelemente von <strong>der</strong> Abfüllung<br />
bis zum Versand zu synchronisieren. In<br />
Zusammenarbeit mit dem weltweit tätigen<br />
Softwarehaus wurde das Programm<br />
ORion-Pl umgesetzt. Das Lösungsportfolio<br />
reicht von <strong>der</strong> strategischen Planung<br />
über die Personal<strong>logistik</strong> bis zur<br />
Logistikoptimierung. Es wurden fixe<br />
und variable Parameter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Excel-<br />
Tabelle e<strong>in</strong>gegeben, die unmittelbar im<br />
System wirksam werden. In e<strong>in</strong>er Simulation<br />
über das Kalen<strong>der</strong>jahr wurden<br />
ausgehend vom Absatz <strong>der</strong> <strong>Getränke</strong> die<br />
Besetzung <strong>der</strong> Anlagen e<strong>in</strong>schließlich<br />
Schichtsystem, Warenbestände, Re<strong>in</strong>igungs<strong>in</strong>tervalle,<br />
Lagerort, Stapelhöhe<br />
usw. berechnet. Das Simulationstool<br />
Michael Becker, Gerolste<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>eralbrunnen,<br />
referierte über e<strong>in</strong> Pilotprojekt<br />
zur Synchronisation <strong>der</strong> Komplexelemente<br />
von <strong>der</strong> Abfüllung bis zum Versand.<br />
nahm e<strong>in</strong>e Reihenfolgeplanung anhand<br />
<strong>der</strong> Stammdaten und des Absatzplanes<br />
vor. Als Ergebnis wurden Anlagenlaufzeit,<br />
Mannstunden, Losgrößen je Quartal<br />
und Lagerbedarf ausgewiesen. Sowohl<br />
Axxom als auch <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d von<br />
dem Simulationstool als geeignetes<br />
Werkzeug zur Planung und Optimierung<br />
überzeugt, da es <strong>in</strong> relativ kurzer Zeit<br />
praxisnahe Ergebnisse liefert und für<br />
Varianten- und Szenarienbetrachtungen<br />
geeignet ist.<br />
Ladungssicherheit<br />
Zwar s<strong>in</strong>d Unfälle mit <strong>Getränke</strong>fahrzeugen<br />
nicht die Regel, so Polizeihauptkommissar<br />
Dirk Wegner, Bremen, doch s<strong>in</strong>d<br />
diese häufig das Ergebnis von Nachlässigkeit<br />
o<strong>der</strong> Unwissenheit bei <strong>der</strong> Ladungssicherung.<br />
Bei Kontrollen weisen<br />
bis zu 75 Prozent <strong>der</strong> Fahrzeuge, jedoch<br />
nur wenige <strong>Getränke</strong>transporte, Mängel<br />
bei <strong>der</strong> Ladungssicherung auf und bei<br />
m<strong>in</strong>destens jedem zehnten Verkehrsunfall<br />
ist sie die Unfallursache (Unfallstatistik<br />
2007). Abgesehen von Personenschäden<br />
beträgt <strong>der</strong> jährlich geschätzte<br />
Sachschaden durch mangelhafte Ladungssicherung<br />
<strong>in</strong> Deutschland über<br />
500 Millionen Euro. Die wichtigen Bauste<strong>in</strong>e<br />
<strong>der</strong> Ladungssicherung s<strong>in</strong>d:<br />
◆ Richtige Verpackung <strong>in</strong> <strong>der</strong> richtigen<br />
Beför<strong>der</strong>ungse<strong>in</strong>heit<br />
◆ Verstauung <strong>der</strong> Ladung mit richtigen<br />
Hilfsmitteln<br />
◆ Geeignete (geprüfte) Sicherungsmethoden<br />
◆ E<strong>in</strong>satz von geschultem Personal<br />
Er <strong>in</strong>terpretierte die VDI-Vorschrift 2700<br />
Blatt 12 (Ladungssicherung bei <strong>Getränke</strong>transporten)<br />
und demonstrierte an<br />
zahlreichen Beispielen gute und<br />
schlechte Lösungen, die Verantwortlichkeiten<br />
bis zu den rechtlichen Folgen für<br />
alle Beteiligten bis schließlich zu dem<br />
LKW-Fahrer.<br />
Über die Ergebnisse aktueller Untersuchungen<br />
zum Transport von <strong>Getränke</strong>fässern<br />
<strong>in</strong>formierten Klaus Hilmer, In-<br />
Bev Deutschland GmbH, Bremen, und<br />
Norbert Heyer, VLB Berl<strong>in</strong>. Gemäß Handelsgesetzbuch<br />
(HGB § 412) hat <strong>der</strong> Absen<strong>der</strong><br />
das Gut beför<strong>der</strong>ungssicher zu<br />
laden. Zutreffend auch für Fassgeb<strong>in</strong>de,<br />
die <strong>in</strong> <strong>der</strong> VDI-Vorschrift 2700 Blatt 12<br />
ungenügend beachtet werden. Infolge<br />
des ger<strong>in</strong>gen Reibwertes bei <strong>der</strong> Materialpaarung<br />
Stahl/Holz und <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />
Kontaktfläche verrutschen die Stahlfässer<br />
sehr leicht. Sie stellten im Ergebnis<br />
ihrer Versuche verschiedene Sicherungsmöglichkeiten<br />
vor, wobei die Beispiellö-<br />
Die Sicherung durch strukturierte E<strong>in</strong>wegbän<strong>der</strong><br />
im Doppel-Kreuzverbund<br />
bietet e<strong>in</strong>e gute Lösung gegen Verrutschen<br />
<strong>der</strong> Stahlfässer.<br />
DER MINERALBRUNNEN 5/2009
sung <strong>der</strong> Strapex GmbH, Holzgerl<strong>in</strong>gen,<br />
mit strukturierten E<strong>in</strong>wegbän<strong>der</strong>n im<br />
Doppel-Kreuzverbund auf <strong>der</strong> Foyerausstellung<br />
im Tagungszentrum gezeigt,<br />
sehr überzeugend ersche<strong>in</strong>t (Siehe Bild).<br />
Auto-ID <strong>in</strong> <strong>der</strong> Logistik<br />
Willibald Günthner, Lehrstuhl<strong>in</strong>haber<br />
für För<strong>der</strong>technik, Materialfluss und Logistik<br />
<strong>der</strong> TU München, zeigte sehr anschaulich,<br />
wie mit e<strong>in</strong>em RFID-Transpon<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gabelz<strong>in</strong>ke die Palette mit<br />
Vollgut beim E<strong>in</strong>lagern und Verladen<br />
zuverlässig erkannt wird. Bisher werden<br />
beim bzw. nach dem Verladen auf den<br />
LKW die Paletten von zwei zusätzlichen<br />
Mitarbeitern mit dem Handscanner<br />
identifiziert. Die technische Lösung ist,<br />
sowohl die Paletten als auch den Gabelstapler<br />
mit RFID-Transpon<strong>der</strong>n auszustatten.<br />
Er stellte verschiedene Anwendungsszenarien<br />
vor, die mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
durch das Verladeumfeld, ger<strong>in</strong>ge<br />
Sendeleistungen o<strong>der</strong> auch Überreichweiten<br />
zu Fehlerfassung führten. Grundsätzliche<br />
Probleme ergeben sich durch<br />
die reflektierende Wirkung <strong>der</strong> Metalle<br />
und die absorbierende Eigenschaft <strong>der</strong><br />
Flüssigkeiten. Die Metallz<strong>in</strong>ke des Staplers<br />
als Antenne unter dem Ladungsträger<br />
wird davon kaum berührt und die<br />
Traglast ke<strong>in</strong>esfalls geschwächt. Der<br />
Fahrer erkennt auf dem Display des<br />
Staplers die entsprechende Palette.<br />
Das Erkennen <strong>der</strong> RFID <strong>in</strong> Kunststofftrays<br />
zeigten Ingo Pankoke, VLB Berl<strong>in</strong>,<br />
und Andreas Mansch, LOGIPACK Service<br />
GmbH, Bremen, als Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />
geme<strong>in</strong>samen Forschungsarbeit zur Optimierung<br />
<strong>der</strong> <strong>Getränke</strong>mehrweg<strong>logistik</strong>.<br />
Bei den kle<strong>in</strong>eren Haushalten werden<br />
statt <strong>Getränke</strong>kisten von den Verbrauchern<br />
zunehmend Mehrstückverpackungen<br />
(z. B. Sixpacks) gekauft. Diese sogenannten<br />
„Neuprodukte“ führen bei den<br />
Herstellern zu e<strong>in</strong>er Sortimentserweiterung,<br />
die e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> logistischen<br />
Kette erfor<strong>der</strong>n. In den schon an mehreren<br />
Standorten bestehenden LVZ (Logipack-Verpackungszentralen)<br />
werden die<br />
wie<strong>der</strong>verwendbaren Kle<strong>in</strong>ladungsträger<br />
(Tray) kommissioniert. In <strong>der</strong> Handelskette<br />
REWE werden mittels RFID-<br />
Technologien diese Transporthilfsmittel<br />
auch für an<strong>der</strong>e Warengruppen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
In Testversuchen mit Halbpaletten<br />
und Rollconta<strong>in</strong>ern wurden Transpon<strong>der</strong><br />
und zusätzliche Barcode-Etiketten<br />
DER MINERALBRUNNEN 5/2009<br />
an den Trays mit <strong>Getränke</strong>flaschen angebracht.<br />
Das Antennentor an def<strong>in</strong>ierten<br />
Durchfahrten bei REWE habe sich<br />
bewährt. Bei <strong>der</strong> seitlichen Be- und Entladung<br />
<strong>der</strong> Fahrzeuge gab es Schwierigkeiten,<br />
vorteilhafter ist die Heckverladung<br />
über e<strong>in</strong>e Rampe.<br />
Über die Vorteiler des E<strong>in</strong>satzes von<br />
RFID-Transpon<strong>der</strong>n an Gabelstaplerz<strong>in</strong>ken<br />
und Paletten berichtete Willibald<br />
Günthner, TU München.<br />
Leergutmanagement<br />
Der zweite Tag des Logistikkongresses,<br />
mo<strong>der</strong>iert von Thomas Dombrowski,<br />
Göttsche <strong>Getränke</strong> GmbH & Co. KG,<br />
Hamburg, begann mit dem Dauerthema<br />
<strong>Getränke</strong>leergut bei Mehrwegflaschen.<br />
Wolfgang Burgard, Präsident des Deutschen<br />
Brauer-Bundes e.V. und Günther<br />
Gu<strong>der</strong>, Vorstand des Bundesverbandes<br />
des Deutschen <strong>Getränke</strong>fachgroßhandels<br />
e.V., betrachteten mögliche Wege, die aus<br />
dem Leergutchaos <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Bier-<br />
flaschen führen sollen. Durch die zunehmende<br />
Individualisierung <strong>der</strong> Mehrwegflaschen<br />
verschlechtert sich die Situation,<br />
wie Burgard ausführte, von Tag zu Tag.<br />
Das DBB-Präsidium sucht nach e<strong>in</strong>em<br />
funktions- und unternehmensübergreifenden<br />
Lösungsansatz zwischen den drei<br />
Partnern Industrie, GFGH und E<strong>in</strong>zelhandel.<br />
Das Ziel sei, bundesweit mehrere zentrale<br />
Sortierzentren e<strong>in</strong>zurichten. Für den<br />
nördlichen Raum wird mit <strong>der</strong> TU Hamburg<br />
e<strong>in</strong> Modell entwickelt, um zwei Pilotprojekte<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt und im Flächengebiet<br />
zu errichten. Es müssen dafür<br />
Standards geschaffen und <strong>der</strong> rechtliche<br />
Rahmen abgesichert werden.<br />
Gu<strong>der</strong> zeigte zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Statements<br />
erschreckende Bil<strong>der</strong> vom E<strong>in</strong>zelflaschenanfall<br />
e<strong>in</strong>es Wochenendes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
<strong>Getränke</strong>markt. Über S<strong>in</strong>n und Uns<strong>in</strong>n<br />
<strong>der</strong> Flaschen mit Relief wolle er sich<br />
nicht auslassen, doch die zusätzlichen<br />
Kosten <strong>der</strong> Leergutsortierung <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> gesamten Prozesskette steigen dadurch<br />
deutlich. Der Anteil <strong>der</strong> Fremdflaschen<br />
hat laut e<strong>in</strong>er GFGH-Stichprobe<br />
Ende 2007 stark zugenommen. Der hohe<br />
Fremdflaschenanteil <strong>in</strong> den Brauereien<br />
erfor<strong>der</strong>t zusätzliche Sortierkosten und<br />
schränkt den Wirkungsgrad <strong>der</strong> Abfüllanlagen<br />
e<strong>in</strong>. Er versicherte, dass <strong>der</strong><br />
GFGH das Leergutchaos bere<strong>in</strong>igen könne.<br />
Die Brauereien sollen mit allen<br />
GFGH Dienstleistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />
abschließen. Gu<strong>der</strong> kritisierte, dass se<strong>in</strong><br />
Angebot zur Sortierung seit Jahren unbeachtet<br />
blieb.<br />
Green Logistics<br />
Klaus Stadler, Coca-Cola GmbH, Berl<strong>in</strong>,<br />
stellte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>führungsvortrag<br />
Überlegungen zur Messung des Carbon<br />
Footpr<strong>in</strong>ts an. CO2 aus unterschiedlichen<br />
Quellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre erhöht den<br />
155
156<br />
Zum Thema Carbon Footpr<strong>in</strong>ts sprach<br />
Klaus Stadler, Coca-Cola GmbH.<br />
Treibhauseffekt. Je<strong>der</strong> Mensch und im<br />
größeren Maße jedes Unternehmen stößt<br />
CO2 aus. Der persönliche sowie <strong>der</strong><br />
Unternehmens- und Produktfußabdruck<br />
können nach ISO 14040, <strong>der</strong> UBA Ökobilanz<br />
o<strong>der</strong> entsprechenden Leitl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong><br />
den Län<strong>der</strong>n errechnet werden. Verpackungen<br />
differenzieren sich. Der Ausstoß<br />
bei <strong>der</strong> Stromerzeugung hängt von<br />
den Primärenergieträgern ab.<br />
Über <strong>in</strong>novative Antriebstechnologien bei<br />
Flurför<strong>der</strong>geräten berichtete Paul Hildebrandt,<br />
L<strong>in</strong>de Material Handl<strong>in</strong>g, Aschaffenburg.<br />
Das Unternehmen zeigte auf <strong>der</strong><br />
CeMAT im vergangenen Jahr den ersten<br />
Hybrid-Stapler. Hybrid-Fahrzeuge <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Komb<strong>in</strong>ation Verbrennungsmotor mit<br />
Elektromasch<strong>in</strong>e werden deshalb <strong>in</strong>teressant,<br />
weil durch Kraftstoff e<strong>in</strong> sparung zugleich<br />
<strong>der</strong> CO2-Ausstoß gesenkt und beim<br />
Abbremsen regenerative Energie erzeugt<br />
wird. Beim Staplere<strong>in</strong>satz durch häufige<br />
Beschleunigungs- und Bremsvorgänge<br />
großer Massen ist diese Technologie bestens<br />
geeignet. L<strong>in</strong>de errechnete, dass mit<br />
dem Hybrid-System etwa 30 Prozent<br />
Kraftstoff gespart und die Umschlagleistung<br />
bis zu 15 Prozent gesteigert werden<br />
kann. Der Nachteil s<strong>in</strong>d die gegenwärtig<br />
noch größeren Investitionskosten.<br />
Ralf Kraemer, Vertriebsorganisation <strong>der</strong><br />
Daimler AG, Berl<strong>in</strong>, sprach über Energie-<br />
und Emissionse<strong>in</strong>sparungen bei<br />
Nutzfahrzeugen und betrachtete die aktuellen<br />
Entwicklungen bei Mercedes-<br />
Benz. Nicht <strong>der</strong> Actros-Anschaffungspreis,<br />
son<strong>der</strong>n die Betriebskosten s<strong>in</strong>d<br />
ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit,<br />
wie im Vergleich zu Fahrzeugen <strong>der</strong><br />
Wettbewerber dargestellt wurde. Vorteile<br />
ergeben sich weiterh<strong>in</strong> durch die längere<br />
Lebensdauer wichtiger Bauteile und<br />
weniger Unfälle im Straßenverkehr.<br />
IT und <strong>Getränke</strong><strong>logistik</strong><br />
Diesen letzten Themenblock startete<br />
Wolf-Rüdiger Bischoff, DS-<strong>Getränke</strong><strong>logistik</strong><br />
GmbH, Stuttgart, mit se<strong>in</strong>em Vortrag:<br />
Zeitfenster – Möglichkeiten und<br />
Nutzen. Bevor das DSL-Programm von<br />
Locanis implementiert wurde, herrschte<br />
Chaos auf dem Hof. Anhand verschiedener<br />
Tagesabläufe zeigte er, wie sich Verladespitzen<br />
zu bestimmten Zeiten bildeten<br />
und hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Mitarbeiter<br />
stellten. Die Zielstellung war,<br />
die Verkehrsströme auf dem Betriebsgelände<br />
zu optimieren. Mit den e<strong>in</strong>gerichteten<br />
Zeitfenstern konnte <strong>der</strong> typische<br />
Verlauf über den Tag geglättet werden.<br />
Es konnten so die Anzahl <strong>der</strong> Staplerfahrer<br />
verr<strong>in</strong>gert und e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>sparpotenzial<br />
von 31,43 Prozent gerechnet auf die<br />
Wochenarbeitszeit ausgewiesen werden.<br />
Das Krombacher Logistikportal, die Abwicklung<br />
<strong>in</strong>dividueller Logistikprozesse<br />
<strong>in</strong> SAP stellten Thomas Berndt, Krombacher<br />
Brauerei GmbH & Co. KG, und Markus<br />
Schikowski, G.I.B Gesellschaft für<br />
Information und Bildung mbH, Siegen,<br />
vor. Die bisherige Software entsprach<br />
nicht mehr den betriebswirtschaftlichen<br />
Paul Hildebrandt, L<strong>in</strong>de Material Handl<strong>in</strong>g,<br />
stellte <strong>in</strong>novative Antriebstechnologien<br />
für Flurför<strong>der</strong>geräte vor.<br />
Funktionen von <strong>der</strong> Bestellannahme bis<br />
zur Verladung. Das genannte Softwarehaus<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region wurde beauftragt, e<strong>in</strong><br />
neues Programm zu erstellen. Diese<br />
ESOA-Netweaver Integration schafft<br />
e<strong>in</strong>e erweiterte Plattform Strategie, um<br />
die Prozesse schnell, kosteneffizient und<br />
mit hoher Qualität abzubilden. In die<br />
neue Prozesslandschaft konnten alle 410<br />
Vorgänge von <strong>der</strong> Bestellung <strong>der</strong> Packhilfsmittel<br />
bis zum Leergutmanagement<br />
mit SAP e<strong>in</strong>gebunden werden. In e<strong>in</strong>em<br />
Szenario wurde das KLP (Krombacher<br />
Logistikportal) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis vorgeführt.<br />
Von e<strong>in</strong>em analogen Beispiel <strong>der</strong> strategischen<br />
Planung bis zur Speditionsabrechnung<br />
bei <strong>der</strong> <strong>Getränke</strong> Wüllner<br />
GmbH & Co. KG, Bielefeld, berichteten<br />
Markus Gleisenberg aus diesem Unternehmen<br />
und Volker Wolf, Inhaber e<strong>in</strong>es<br />
Software-Entwickler-Büros, Ludwigsau-<br />
Ernsbach. Das aufgebaute Logistik-Informations-System<br />
LoGo 3/R3 erstellt<br />
die Rahmentouren, variiert die Aufträge,<br />
verwaltet das Fuhrpark- und Personalmanagement.<br />
Der Digitale Tachograph<br />
überwacht Term<strong>in</strong>e, kontrolliert die E<strong>in</strong>haltung<br />
<strong>der</strong> Vorschriften und weist die<br />
täglichen Lenk-, Arbeits- und Ruhezeiten<br />
<strong>der</strong> Fahrer aus.<br />
Im letzten Vortrag berichtete Stefan Haferkorn,<br />
Elettric 80 S.p.A., Schaffhausen/CH,<br />
über die „End of L<strong>in</strong>e“-Automatisierung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Getränke</strong><strong>in</strong>dustrie. Der<br />
italienische Betrieb Elettric 80 ist Europas<br />
größter FTS-Hersteller (Fahrerlose Transportsysteme)<br />
mit Vertriebsstellen auf allen<br />
Kont<strong>in</strong>enten, dessen Freeway Module<br />
die Palettierung bis zur E<strong>in</strong>lagerung<br />
e<strong>in</strong>schließlich Datenmanagementsystem<br />
e<strong>in</strong>schließen. Auf den Fachmessen <strong>der</strong><br />
letzten Jahre konnten die Masch<strong>in</strong>en zur<br />
Palettenbildung und -sicherung, die Konzepte<br />
zur Block- und Regallagerung sowie<br />
die Service-Leistungen begutachtet<br />
werden, die er detailliert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Ausführung<br />
mit Video-Präsentationen vorstellte.<br />
Das Fahrerlose Transport-Fahrzeug<br />
(FTF) kann bis vier Paletten transportieren.<br />
Es wurde auf die Kooperation<br />
mit dem fran zösischen <strong>Getränke</strong>masch<strong>in</strong>enhersteller<br />
Sidel h<strong>in</strong>gewiesen und<br />
Referenzen entsprechen<strong>der</strong> Anlagen <strong>in</strong><br />
großen <strong>Getränke</strong>konzernen vorgestellt.<br />
Josef Fonta<strong>in</strong>e schloss den Kongress und<br />
verwies auf die Neuauflage im nächsten<br />
Jahr.<br />
■<br />
DER MINERALBRUNNEN 5/2009