Ein Nachthemd hat Jeder - Katzenzunft Meßkirch
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SÜDKURIER vom 03.02.2007<br />
�<strong>Ein</strong> <strong>Nachthemd</strong> <strong>hat</strong> <strong>Jeder</strong>�<br />
VON MARTINA GOLDAU<br />
In einer Serie, die wir heute starten, stellen wir <strong>Meßkirch</strong>er Fasnetsoriginale vor. Heute ist Peter Greif<br />
dran, der sein Amt als Oberglonker nun abgab.<br />
Zu den Figuren der <strong>Meßkirch</strong>er Fasnet, die sich auf heimische<br />
Aktivitäten beschränken, gehören auch die Hemedglonker.<br />
Oberglonker war in den vergangenen elf Jahren Peter Greif, der<br />
in diesem Jahr von Alfred Gmeiner abgelöst wurde.<br />
Von Haus aus ist Peter Greif kein gelernter Fasnachter. Seine<br />
Eltern, die aus Ostpreußen stammten, sahen die Aktivitäten ihres<br />
Sohns nicht so gern. "Ich bin in der Schule damit groß geworden,<br />
und dann <strong>hat</strong> es mich nie mehr ganz los gelassen", erzählt der<br />
62-Jährige wie er zur <strong>Meßkirch</strong>er Fasnet kam. Auch jetzt,<br />
nachdem er bei der diesjährigen Zunftversammlung aus seinem<br />
Amt verabschiedet wurde, will er die Fasnacht nicht "zu den<br />
Akten legen".<br />
Greifs aktive Fasnachtszeit begann mit dem Fanfarenzug, dem er 1960 beitrat und den er von den 20<br />
Jahren, in denen er aktiv dabei war, zehn Jahre leitete. Nachdem er dort aufgehört <strong>hat</strong>te, landete er<br />
bei der Fahnengruppe. Zehn Jahre war er auch dort dabei, bis er langsam der Älteste war und ein<br />
neues Betätigungsfeld suchte.<br />
"Du könntesch doch bei de Hemedglonker mitmachen", lockte ihn Oberglonker Rainer Willmann zur<br />
Arbeit an der Kutsche. Auch hier war sein Aufstieg programmiert. "Du machsch etzt der Oberglonker",<br />
<strong>hat</strong>te Willmann vor elf Jahren seine Nachfolge geregelt und Greif saß seit dem vorne auf dem<br />
Kutschbock, wenn am Schmotzigen Donnerstag die Narreneltern geholt wurden oder beim Umzug am<br />
Rosenmontag.<br />
Die unbeschwerte Glonkerzeit war damit vorbei. "Da kann man dann nicht erst am Donnerstagabend<br />
lustig einlaufen", schildert er die Vorbereitungszeit: Schon Wochen vorher werde das Schmücken der<br />
Kutsche geplant. "Ich <strong>hat</strong>te Glück. Ich hab von Rainer ein paar treue Frauen übernommen, die sich<br />
immer darum kümmerten." Seine Aufgabe war dann nur noch die Bewirtung, wenn sich die Frauen<br />
zum Blumenbasteln in seiner Stube trafen.<br />
Für Reparaturen ist der Oberglonker ebenfalls zuständig. In Herdwangen gibt es einen Schmied, den<br />
er für ein kaputtes Rad konsultierte. "Militärrad oder Landwirtschaft?" Bei der Frage kam Greif zugute,<br />
dass sein Vater zu Kaisers Zeiten Soldat war. Die <strong>Meßkirch</strong>er Kutsche ist eine Militärkutsche, bei der<br />
die Naben auf Eisen gelagert sind und nicht auf Holz, wie in der Landwirtschaft.<br />
Am Fasnachtsdienstag muss das Fahrzeug geputzt und unterm Jahr müssen die Lederteile gölt<br />
werden, damit alles in Schuss und benutzbar bleibt.
Personalprobleme gibt es bei den Hemedglonkern nicht. "<strong>Ein</strong> <strong>Nachthemd</strong> <strong>hat</strong> schließlich jeder",<br />
begründet Greif. Doch erinnert er sich noch an eine Zeit in den 1960ern, als die Kutsche nur noch mit<br />
fünf, sechs Getreuen sehr schwach besetzt war. Da griff die Zunft auf die Mädchen der Schlossschule<br />
zurück und sofort ging es wieder aufwärts. Obwohl der Oberglonker bei den Ersten ist, der die<br />
Narrenmutter zu Gesicht bekommt, weiß er vorher auch nicht, wohin der Weg des<br />
Hemedglonkerumzugs führt. "Es läuft immer ein Katzenrat vorne weg und der weiß den Weg", erzählt<br />
Greif, wie die Suche abläuft.<br />
Auch wenn er jetzt nicht mehr der Chef auf der Kutsche ist, <strong>hat</strong> Greif doch noch einen Wunsch für die<br />
Zukunft der Hemedglonker: "Beim Umzug am Montag, da könnten es mehr sein", erinnert er daran,<br />
dass bis in die 1960er und 1970er Jahre noch zwei Pferde vor der Kutsche waren und daher nicht so<br />
viele Helfer zum Ziehen nötig waren. Doch jetzt "braucht ma halt Maane" dafür, dass die Kutsche<br />
auch beim Umzug ihren Weg macht.