Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen - Polizei Baden ...
Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen - Polizei Baden ...
Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen - Polizei Baden ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
5. Einfluss der Schule<br />
5.1 Schulkultur <strong>und</strong> Schulorganisation<br />
Im Vergleich zu anderen Orten ist die Schule für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche ein relativ<br />
sicherer <strong>und</strong> geschützter Bereich. Trotzdem kommt es auch an Schulen zu Gewalt,<br />
wobei die <strong>Jugendlichen</strong>, die im schulischen Kontext Gewalt ausüben, meist auch<br />
an anderen Orten auffällig werden. Die Ursachen der Gewalt liegen damit zwar<br />
oft außerhalb der Schule, gleichwohl hat die Schule durchaus Möglichkeiten, das<br />
Verhalten der <strong>Jugendlichen</strong>, beispielsweise über das „Schulklima“, zu beeinflussen.<br />
Wenn Kinder <strong>und</strong> Jugendliche gerne in die Schule gehen, dann fallen sie seltener<br />
durch aggressives Verhalten auf, schwänzen seltener die Schule <strong>und</strong> akzeptieren<br />
eher die schulischen Normen <strong>und</strong> Werte. Die Verhinderung gewalttätiger Auseinandersetzungen<br />
beginnt also damit, dass sich Kinder in der Schule wohl fühlen.<br />
Da Schulen noch immer einen für die Vermittlung <strong>von</strong> zivilen Werten <strong>und</strong> Einstellungen<br />
zentralen Ort darstellen, ist die Schulbindung, also die Bereitschaft, mit der<br />
die <strong>Jugendlichen</strong> die Schule besuchen, nicht ohne Einfluss auf ihr Verhalten. So begehen<br />
Schüler/innen mit hoher Schulbindung seltener Gewaltdelikte als Schüler/innen<br />
mit niedriger Bindung. Auch die Gewaltbelastung einer Schule scheint bei<br />
manchen <strong>Jugendlichen</strong> Folgen für die eigene Gewaltbereitschaft zu haben: Während<br />
Schüler/innen, die der eigenen Schule eine geringe Gewaltbelastung bescheinigen,<br />
nur zu 3 % im vergangenen Jahr fünf oder mehr Gewalttaten begangen<br />
haben, sind es unter Schüler/innen, die eine hohe Gewaltbelastung wahrnehmen,<br />
mit 8 % r<strong>und</strong> zweieinhalb mal so viele.<br />
Für die Gewaltbereitschaft spielt die Größe einer Schulklasse hingegen keine wesentliche<br />
Rolle, denn in kleineren Klassen wird mit etwa der gleichen Häufigkeit<br />
gehänselt <strong>und</strong> geschlagen wie in größeren Klassen. Von stärkerer Bedeutung – zumindest<br />
in der vierten Jahrgangsstufe – sind jedoch hohe Migranten- bzw. Jungenanteile.<br />
Die Zusammensetzung der Klassen, insbesondere die Ballung <strong>von</strong> Schüler/<br />
innen mit einer gewissen Nähe zu gewalttätigen Handlungsmustern, mit Bildungsdefiziten<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen sozialer Benachteiligung, kann zur Entstehung oder Verschärfung<br />
<strong>von</strong> Konfliktpotenzialen an der Schule beitragen. Darüber hinaus ist das<br />
Verhalten der Lehrkräfte, wenn es zu Gewalttätigkeiten kommt, <strong>von</strong> wesentlicher<br />
Bedeutung. Hier hat die Untersuchung gezeigt, dass Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die<br />
bei den Lehrern eine hohe Bereitschaft erkennen, im Falle <strong>von</strong> gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />
einzugreifen <strong>und</strong> nicht wegzuschauen, selbst seltener zu gewalttätigem<br />
Verhalten neigen. Anders herum betrachtet werden Gewalttätigkeiten<br />
also durch ein negatives Vorbild, auch durch bewusstes Wegschauen, verstärkt.<br />
Wer gern die Schule<br />
besucht, fällt seltener<br />
durch gewalttätiges<br />
Verhalten auf.<br />
Eine Kultur des Hinschauens<br />
an Schulen<br />
senkt die Gewaltbereitschaft.<br />
1<br />
Einfluss der Schule<br />
16