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Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen - Polizei Baden ...

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6. Prävention bei jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind überdurchschnittlich häufig<br />

unter benachteiligten Familien bzw. Familien mit problematischem Erziehungsverhalten<br />

zu finden. Dies betrifft in besonderem Maße junge Menschen <strong>von</strong> Zuwandererfamilien<br />

aus der Türkei sowie aus Gebieten der ehemaligen Sowjetunion. Risikofaktoren<br />

der Gewalt sind hier u. a. die oft geringen Bildungschancen sowie ein kulturell<br />

geprägtes Bild <strong>von</strong> der Männerrolle, das Gewalt als Mittel der Konfliktaustragung<br />

als gerechtfertigt ansieht.<br />

Nicht immer wird in den Blick genommen, dass zahlreiche Migranten aus Kriegsoder<br />

Bürgerkriegsregionen stammen. In diesen Ländern ist oder war das Gewaltmonopol<br />

des Staates lange Zeit stark beeinträchtigt oder hat sich kollektiv gegen<br />

ganze Bevölkerungsgruppen gerichtet. Die <strong>Gewalterfahrungen</strong> der betroffenen<br />

Menschen prägen z. T. noch in der Generationenfolge ihr Denken <strong>und</strong> Handeln <strong>und</strong><br />

verschärfen eine kulturell vorhandene Bereitschaft zur gewaltsamen Lösung <strong>von</strong><br />

Konflikten zusätzlich.<br />

Präventionsprogramme für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> unterscheiden<br />

sich vom Ansatz her nicht gr<strong>und</strong>legend <strong>von</strong> anderen Programmen, die<br />

auf benachteiligte <strong>und</strong> belastete Zielgruppen ausgerichtet sind. Allerdings bestehen<br />

hier oft andere <strong>und</strong> schwierigere Voraussetzungen, die Menschen mit Präventionsangeboten<br />

zu erreichen. Barrieren ergeben sich teilweise durch mangelnde Sprachkenntnisse,<br />

vor allem aber durch die fehlende Vertrautheit oder sogar ausgeprägte<br />

Skepsis gegenüber präventiven Maßnahmen, u. a., weil diese manchmal als (unberechtigter)<br />

Eingriff in das Familienleben aufgefasst werden. Daneben spielen auch<br />

unregelmäßige Arbeitszeiten der Eltern oder nicht aufzubringenden Kosten, z. B.<br />

für Elternbildungskurse, eine Rolle.<br />

Um Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> für eine Mitarbeit zu gewinnen, sind oft<br />

langfristig angelegte Konzepte zur Information <strong>und</strong> Motivation erforderlich. Dazu<br />

gehört in der Regel, die Angebote an die Zielgruppe heranzutragen („Bringstruktur“<br />

der Prävention). Hierbei muss im Vorfeld jedoch oft erst eine ausreichende Vertrauensbasis<br />

geschaffen werden. Um Zugang zur Zielgruppe zu finden, bedarf es häufig<br />

Personen, die denselben ethnischen Hintergr<strong>und</strong> haben wie diejenigen, an die sich<br />

die präventiven Maßnahmen richten.<br />

Sehr hilfreich ist es, Migrantenkinder schon frühzeitig in den Kindergarten einzubinden,<br />

weil damit zum einen ihre sprachliche Entwicklung <strong>und</strong> andererseits die<br />

Ausbildung sozialer Kompetenzen unterstützt werden.<br />

Akteure, Beteiligte:<br />

Da Migranten bzw. Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in aller Regel durch ihre<br />

Herkunftskultur geprägt sind, werden alle Institutionen, die für diese Zielgruppen<br />

Angebote bereithalten (z. B. Kindergärten, Schulen, Jugendamt oder <strong>Polizei</strong>) interkulturelle<br />

Kompetenzen in ihre Arbeit einzubringen haben.<br />

Nicht wenige Migranten<br />

bringen<br />

aus ihren HerkunftsländernKriegserfahrungen<br />

mit.<br />

Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sind oft<br />

nur schwierig mit<br />

Präventionsangeboten<br />

zu erreichen.<br />

„Bringstruktur“<br />

der Prävention ist<br />

erforderlich.<br />

2<br />

Prävention bei Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

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