Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen - Polizei Baden ...
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Nicht nur auf der Täter-, sondern auch auf der Opferseite sind hauptsächlich männliche<br />
Personen <strong>von</strong> Gewalt betroffen. Der Umstand, dass Jungen deutlich häufiger<br />
körperliche Gewalt einsetzen als Mädchen, hängt u. a. damit zusammen, dass sie<br />
häufiger dazu erzogen werden, sich gegen andere – wenn nötig mit Gewalt –<br />
durchzusetzen. Diese Erziehungsstile schlagen sich in persönlichen Werthaltungen<br />
der <strong>Jugendlichen</strong> nieder, die eine höhere Konkurrenz- <strong>und</strong> Gewaltorientierung beinhalten.<br />
Geschlechtsspezifische Rollenbilder werden zudem genährt durch unterschiedliche<br />
Formen des Umgangs mit Unterhaltungsmedien. Dabei findet sich unter<br />
den Jungen eine größere Gruppe, die sich häufig Horrorfilme anschaut <strong>und</strong> oft<br />
Kampfspiele spielt.<br />
Eine verstärkte Gewaltproblematik tritt vor allem in Familien bzw. bei jungen Menschen<br />
auf, die gleich in mehrfacher Hinsicht Belastungen unterworfen sind – hier<br />
gilt es, mit gezielten Präventionsmaßnahmen anzusetzen (siehe dazu im Einzelnen<br />
Teil 2 der Broschüre). Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit, wenn Jugendliche<br />
Umgang mit delinquenten Fre<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong> wenn sie ein Männlichkeitsbild in<br />
sich tragen, das die Anwendung <strong>von</strong> Gewalt in bestimmten Situationen legitimiert<br />
bzw. als erforderlich ansieht. Bei <strong>Kindern</strong> spielen elterliche Erziehungspraktiken,<br />
insbesondere Gewalt in der Erziehung, die geringe Kontrolle kindlicher Freizeitaktivitäten<br />
<strong>und</strong> schließlich der Zugang zu nicht altersgerechten Filmen bzw. Computerspielen<br />
eine wesentliche Rolle.<br />
Zu den Gruppen mit erhöhter Gewaltgefährdung gehören insbesondere auch Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Dabei weisen türkische Jugendliche<br />
die höchsten Gewaltbelastungen auf. Sie sind in besonders hohem Maße <strong>von</strong> innerfamiliärer<br />
Gewalt betroffen <strong>und</strong> hier ist unter männlichen <strong>Jugendlichen</strong> auch die<br />
Identifizierung mit Gewalt legitimierenden Männlichkeitsnormen am weitesten verbreitet.<br />
Migrantenkinder allgemein besuchen zudem seltener einen Kindergarten<br />
<strong>und</strong> unterliegen häufig einer ausgeprägten Benachteiligung in Bezug auf schulische<br />
Erfolgschancen: Sie haben schlechtere Deutschkenntnisse <strong>und</strong> erzielen schlechtere<br />
Schulleistungen als deutsche Kinder. Daneben verfügen sie seltener über Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehungen<br />
zu einheimischen deutschen <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong>, was<br />
nicht nur ihre gesellschaftliche Integration erschwert, sondern auch das Potenzial<br />
an möglichen Konflikten erhöht.<br />
Ähnlich wie nichtdeutsche Schüler/innen damit nicht <strong>von</strong> vornherein gewaltbereiter<br />
sind als deutsche Schüler/innen, hat die höhere Gewaltbelastung <strong>von</strong> Hauptschülern<br />
ihre Ursachen letztlich in den Lebensumständen der <strong>Jugendlichen</strong>. In dieser Gruppe<br />
häufen sich Erfahrungen mit Elterngewalt, ein problematischer Medienkonsum, das<br />
Vorherrschen bestimmter Männlichkeitsnormen <strong>und</strong> die Bekanntschaft mit delinquenten<br />
Fre<strong>und</strong>en.<br />
Jungen werden<br />
häufiger dazu<br />
erzogen, sich notfalls<br />
mit Gewalt<br />
durchzusetzen.<br />
Kindergarten <strong>und</strong><br />
Schule sind zentrale<br />
Orte der Integration<br />
<strong>von</strong> Zuwanderern.<br />
1<br />
Zusammenfassende Betrachtung<br />
24