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Das Faniteum - Plattform Ober St. Veit

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<strong>Das</strong> <strong>Faniteum</strong><br />

- militärisches Sperrgebiet von 1938 bis 1945 -<br />

<strong>Faniteum</strong> 1946 Foto: <strong>Ober</strong> <strong>St</strong>. <strong>Veit</strong>er Blattl<br />

Ing. Hans F. Popp - 2006<br />

<strong>St</strong>and : September 2006<br />

1


INHALTSVERZEICHNISS<br />

Einleitung<br />

1. <strong>Das</strong> Karmelitinnenkloster <strong>St</strong>. Josef „<strong>Faniteum</strong>“ - Bauphasen<br />

2. Bescheid über bauliche Herstellungen für die „Fa. Eumig“ 1943<br />

3. Eumig-Barackenlager im „<strong>Faniteum</strong>“<br />

4. Errichtung von Betonfundamenten für Würzburg – Antennen<br />

5. Tarnung des Areals „<strong>Faniteum</strong>“<br />

6. Deutsche Funkmesstechnik im Zweiten Weltkrieg<br />

7. Bescheid - Der „Löschteich“ 1944<br />

8. Fa. Eumig- Chronik bis 1945<br />

9. Fa. Eumig- Fertigungskennzeichen der Deutschen Wehrmacht<br />

10. „militärische Geräte“ von Eumig<br />

11. Seeminen<br />

12. <strong>Das</strong> Magnetzündgerät – Minenzünder<br />

13. <strong>Das</strong> Kriegsende im „<strong>Faniteum</strong>“<br />

14. Firma Kapsch & Söhne<br />

15. Zusammenfassung : <strong>Faniteum</strong> von 1938 – 1945<br />

16. Quellenhinweis<br />

2


Einleitung<br />

In Bezirkschroniken und speziellen Bezirksbüchern findet man keine Erklärung über<br />

das „militärische Sperrgebiet – <strong>Faniteum</strong>“.<br />

In den Büchern von Helga Gibs - HIETZING „Zwischen gestern und morgen“ und<br />

von Gerhard Weissenbacher „ In Hietzing gebaut“ findet man unter dem Kapitel<br />

„<strong>Faniteum</strong>“ in Bezug auf den „Zweiten Weltkrieg“ nur folgenden Wortlaut :<br />

1938 wurde es von der Deutschen Luftwaffe beschlagnahmt und blieb die ganzen<br />

Kriegsjahre über hermetisch abgeschlossen. 1945 zog zuerst die russische und dann<br />

die britische Besatzungsmacht ein.<br />

Es sind derzeit keine militärischen Aufzeichnungen über diese deutsche<br />

Wehrmachtseinrichtung im „<strong>Faniteum</strong>“ vorhanden. Recherchen ergaben aber,<br />

dass die Firma „EUMIG“ Laboratoriumsbarackenlager und Betonsockel für<br />

Messgeräte auf dem Areal 1943 herstellen lies bzw. vermutlich von der Fa. Kapsch<br />

übernahm. Bisher unveröffentlichtes Archivmaterial und Fotos der aufgefundenen M3<br />

Zünder wurden in diese prov. Dokumentation eingearbeitet.<br />

Eine wesentliche Hilfe bei der Forschung bildete das Archiv der MA 37- Baupolizei.<br />

Unter der E.Z. 800 des Grundbuches <strong>Ober</strong> <strong>St</strong>. <strong>Veit</strong>, findet man ausgezeichnet<br />

strukturierte Unterlagen, beginnend von der Bauplaneinreichung 1894 über die<br />

Barackenanlage im WK II , das Gutachten des Denkmalschutzes - der den Abriss<br />

verhinderte , bis zum Zubau 1977.<br />

Vielen Dank an den „Museumsverein - Unser Wiener Neudorf“ der im „Poyerhaus“,<br />

Hauptstraße 56 ein „Eumig- Museum“ geplant hat. Die fachkundigen Mitarbeiter<br />

Josef <strong>St</strong>oik und Ing. Otto Pferschy haben wesentlichen Anteil an der historischen<br />

Aufarbeitung dieses Zeitabschnittes, durch Bereitstellung von authentischer Literatur.<br />

Alle Fragen konnten nicht geklärt werden- so z.B. die Rolle der Firma Kapsch &<br />

Söhne als Erstbenützer - doch wurde ein wesentlicher ungeklärter Zeitabschnitt des<br />

„ <strong>Faniteum</strong>s“ im DRITTEN REICH dokumentarisch aufgearbeitet.<br />

Hans F. Popp<br />

3


1. <strong>Das</strong> Karmelitinnenkloster <strong>St</strong>. Josef „<strong>Faniteum</strong>“- Bauphasen<br />

Der Basler Architekt Emanuel La Roche erbaute 1894-96 für Karl Graf<br />

Lanckoronski das <strong>Faniteum</strong>.<br />

Während des Ersten Weltkrieges diente das Haus als Lazarett.<br />

1938 wurde es von der deutschen Luftwaffe beschlagnahmt. Die Firma „EUMIG“<br />

( KAPSCH) errichtete auf diesem Areal ein „Barackenlager“.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es zunächst von russischen, dann von<br />

britischen Truppen besetzt.<br />

<strong>Das</strong> Haus wurde nach Plänen von Walter Hildebrand 1977 umgestaltet.<br />

Am 1.10.1977 weihte Kardinal Dr. Franz König das Kloster ( Abb.1).<br />

Hanschweg<br />

Abb.1. Lageplan mit Neubau ( erste . bis dritte Bauphase)<br />

Skizze: Gerhard Weissenbacher<br />

Unter Einbeziehung der Umbauten ( Zubauten ) im zweiten Weltkrieg, wurde das<br />

„<strong>Faniteum</strong>“ in drei Bauphasen umgestaltet.<br />

1. Bauphase – nach den Plänen von La Roche erbaut<br />

2. Bauphase- Zubauten für die „Fa. Eumig“ 1943 ( Kapsch )<br />

3. Bauphase- Umgestaltung ( Neubau) durch Walter Hildebrand 1977<br />

4


2. Bescheid über bauliche Herstellungen für die „Fa. Eumig“ 1943<br />

Von der Gemeindeverwaltung des Reichsgaues Wien Abt. G8 wurde am 20.11.1943<br />

( nachträglich) ein Bescheid ( Abt.G8- 2136/43 ) über bauliche Herstellungen auf<br />

dem Areal „<strong>Faniteum</strong>“ ausgestellt ( Abb.2 )<br />

Abb.2 : Bescheid über bauliche Herstellungen<br />

Es wurde genehmigt dass am Nordflügel des Hauptobjektes anschließend eine<br />

23,00 m x 8,00 m und eine 10,50 m x 6,60 m große Laboratoriumsbaracke errichtet<br />

wurde.<br />

In der ersteren wurden 3 kreisrunde, 2m im Durchmesser große Betonfundamente<br />

für Messgeräte hergestellt.<br />

Von der Erteilung einer Benützungsbewilligung wurde wegen der bereits erfolgten<br />

Fertigstellung der Herstellungen abstand genommen.<br />

Interessant bei diesem Bescheid an die Fa. Eumig ist, dass es sich dabei um ein<br />

reines Verwaltungsverfahren handelte, d.h. keine Wehrmachtsdienststellen<br />

darin involviert waren!.<br />

Quelle: MA 37- Baupolizei Abt. G8- 2136/43<br />

5


3. Barackenlager im „<strong>Faniteum</strong>“<br />

<strong>Das</strong> Barackenlager sollte nur vorübergehenden Zwecken dienen und hatte zufolge,<br />

dass man sich für den Aufbau und Zuweisung genormter Barackentypen in<br />

behelfsweiser Ausführung entschied. Verwendet wurde daher vermutlich ein<br />

Barackentyp, der bereits in der Luftnachrichtentruppen- Kaserne am Georgenberg in<br />

Mauer aufgestellt wurde ( Abb.3 )<br />

Abb.3: Wien 23, Baracken in der Luftnachrichtentruppen-Kaserne am Georgenberg<br />

Foto: Walter Huemer<br />

Piloten<br />

3,35 m<br />

Abb.4: Vorderfront einer Barackentype<br />

<strong>Das</strong> Barackenlager wurde nicht in <strong>St</strong>reuform am Areal errichtet, sondern es schloss<br />

sich harmonisch an den Altbau an bzw. die Laboratoriumsbaracke ( mit den drei<br />

Betonsockeln), ließ es durch die U- Form bereits einen Innenhof entstehen ( Abb.5)<br />

6


Es wurden auch angrenzende Zugänge vom Barackenlager aus zum <strong>Faniteum</strong><br />

geschaffen, um das <strong>Faniteum</strong> im Wirtschafts- und Versorgungsbereich zu<br />

integrieren ( siehe Bauplan der Barackenanlage )<br />

Laboratoriumsbaracke<br />

LB =Lagerbaracke<br />

FB = Fertigungsbaracke<br />

Hanschweg<br />

Zeichenerklärung : Betonfundamente<br />

Abb.5 : Einreichplan für ein Barackenlager<br />

Quelle: MA 37- Baupolizei Abt. G8- 2136/43<br />

<strong>Faniteum</strong> „Altbau“<br />

7


4. Errichtung von Betonfundamenten<br />

Die drei Betonfundamente ( Abb.6) in der „Laboratoriumsbaracke“ dienten als Sockel<br />

für die Funkmessgeräte (FuMG ) Würzburg der Firmen Lorenz und Telefunken.<br />

Typen :<br />

FuMG 62A „Würzburg“ = FuMG 39T<br />

FuMG 62C „Würzburg“ seit 1940 bei der Truppe<br />

FuMG 62D „Würzburg“ seit 1942 bei der Truppe<br />

FuMG 65 Würzburg – Riese“ seit 1943 bei der Truppe.<br />

Interessant dabei ist , dass im Baubescheid 1943 tatsächlich die Betonfundamente<br />

für Messgeräte ( tatsächlich – Funkmessgeräte) als Verwendungszweck lt. EUMIG<br />

angegeben wurde.<br />

Da die FuMG 62A bis 62D einen Parabolspiegel von 3m Durchmesser hatten, so<br />

konnten sie knapp aber doch in der Baracke untergebracht werden.( Barackenhöhe<br />

3,35m – Abb.4).<br />

Außerdem sprechen Zeitzeugen von der <strong>St</strong>ationierung der Würzburg –Radaranlagen.<br />

Abb. 6: Betonfundament des FuMG- Würzburg<br />

<strong>Das</strong> FuMG- Würzburg- Riese konnte bei einer solchen Raumhöhe nicht aufgestellt<br />

werden, da allein der Parabolspiegel einen Durchmesser von 7,4m hatte.<br />

8


5. Tarnung des Areals „<strong>Faniteum</strong>“<br />

Um das <strong>Faniteum</strong> gegenüber der Luftaufklärung der Alliierten zu schützen, wurden<br />

die militärischen Objekte und das Areal getarnt .<br />

Diese Tarnung umfasste:<br />

� Die Einfriedungsmauer<br />

Auf der Mauer wurden Fenster, Türen und Flächenabschnitte in verschiedenen<br />

Farben aufgetragen ( Abb.7 )<br />

� Der Barackenzubau passte sich harmonisch der Bauform des <strong>Faniteum</strong>s<br />

an. ( Abb. 5) Einzelbauten wurden nicht auf dem Areal aufgestellt.<br />

� Die Barackenanlage war nur vom Hanschweg aus sichtbar. <strong>Das</strong> <strong>Faniteum</strong><br />

deckte an der Ostseite ( Wienblick) die niederen Barackenbauten ab.<br />

� Die Funkmessgeräte- Parabolspiegeln ( FuMG ) wurden auf Betonsockeln<br />

im Barackengebäude montiert und waren somit für die Luftaufklärung nicht<br />

sichtbar.<br />

Abb.7: Tarnanstrich auf der Einfriedungsmauer Foto: Berger- <strong>Ober</strong> <strong>St</strong>. <strong>Veit</strong><br />

9


5.1. Attrappen der Luftwaffe<br />

Um den Gegner zu täuschen, wurden oft so genannte Scheinflugplätze samt Zubehör<br />

angelegt. Flugzeugattrappen wurden entlang den <strong>St</strong>artbahnen platziert, ja sogar<br />

automatische Seilzuganlagen installiert, um die Attrappen zum Scheinstart zu ziehen.<br />

Einzelne Hanger wurden der Umgebung durch Umgestaltung angepasst und<br />

markante Plätze in Großstädten wurden mit Tarnnetzen überzogen, um die Aufklärung<br />

des Gegners in die Irre zu leiten. Cirka 8 km in der Nähe des Luftwaffen <strong>St</strong>ützpunktes<br />

Gilze-Rijen wurde ein Scheinflugplatz angelegt, welcher viermal vom Feind<br />

bombardiert wurde. Aber dann hatte die R.A.F. Aufklärung Lunte gerochen, denn beim<br />

nächsten Angriff wurde zur Ironie der Scheinflugplatz mit Holzbomben<br />

Ein Hanger in Lille-Nord ähnelt mit aufgesetzten Attrappendächern und<br />

aufgepinselten Türen und Fenstern einem großen Bauernhof ( Abb.7a und 7b )<br />

Abb.<br />

Abb. 7a : Attrappenhangar vgl. Mauer des <strong>Faniteum</strong>s<br />

Abb.7b: Komplette Hallentore wurden als <strong>St</strong>adtbild umgepinselt<br />

Quelle : www.luftarchiv.de- sonstiges Gerät / Attrappenbauten<br />

10


6. Deutsche Funkmesstechnik im Zweiten Weltkrieg<br />

Zeitzeugen und Planunterlagen dokumentieren den <strong>St</strong>andort von „Würzburg-<br />

Antennen“. Da „Eumig“ als Rüstungsauftrag Sende – und Empfangsanlagen für die<br />

Marine bzw. Tornister – Sende – und Empfangsgeräte für das Heer ( in Montagefertigung)<br />

produzierte, so könnten diese Antennen für Versuchs- , bzw.<br />

Entwicklungszwecke errichtet worden sein. Da der direkte Verwendungszweck<br />

dieser „Würzburg – Antennen“ nicht nachvollzogen werden kann, wird im folgenden<br />

Beitrag der <strong>St</strong>and der Technik in diesem Zeitabschnitt aufgezeigt.<br />

Die Entwicklung der deutschen Funkmesstechnik in den Jahren vor und<br />

insbesondere während des Zweiten Weltkrieges war in vielerlei Hinsicht von äußeren<br />

und nichttechnischen Einflüssen geprägt. Die politische Führung jener Epoche zeigte<br />

nur sehr begrenztes Interesse für die Möglichkeiten, die Radar bot. In Anbetracht der<br />

ungünstigen Randbedingungen, unter denen die deutschen Ingenieure gezwungen<br />

waren zu arbeiten, müssen ihre fundamentalen und weitsichtigen Errungenschaften<br />

umso mehr gewürdigt werden. Im folgenden Beitrag sollen einige repräsentative<br />

Schrittmacher der Radartechnik vorgestellt werden. <strong>Das</strong> Funkmessgerät "Würzburg<br />

Riese" war eines der wichtigsten Radargeräte der Reichsluftverteidigung jener Zeit.<br />

Es wurde in vielen Bereichen eingesetzt, diente aber in erster Linie als Jägerleitradar.<br />

Im März 1939 stellte TELEFUNKEN das Flakzielgerät Würzburg A ( Abb.8 und<br />

Abb.9 ) mit seiner charakteristischen Parabol- Reflektorantenne vor. Sie hatte einen<br />

Durchmesser von 3 m, das Gerät arbeitete bei einer Frequenz von 565 MHz und<br />

erreichte mit 8 kW Pulsleistung eine instrumentierte Reichweite von 40 km.<br />

Würzburg C verfügte als Verbesserung gegenüber der Version A über eine Antenne<br />

mit einem exzentrisch rotierenden Speisedipol anstelle eines feststehenden, sodass<br />

das Antennendiagramm auf einem Kegelmantel umlief und eine Minimumpeilung in<br />

zwei Ebenen möglich war. Seine Messgenauigkeit erreichte mit maximalen<br />

Fehlerwerten von ± 25 m bis ± 40 m für die Entfernung und von ± 0.5° für den<br />

Azimut- und Elevationswinkel eine beachtliche Präzision. Bis zum Kriegsende<br />

wurden 4000 Würzburg-Geräte gebaut<br />

Abb. 8: Würzburg A Abb.9: FuMG 39 “Würzburg“<br />

11


Zur Unterstützung der Jägerführung durch Freya wurde das Gerät Würzburg-Riese<br />

( Abb.10) als Zielverfolgungsradar eingeführt. Es besaß einen Parabolspeigel von<br />

7.4 m Durchmesser und eine dadurch vergrößerte Reichweite von bis zu 70 km<br />

Abb.10: sechseckiger Sockel und quadratischer Sockel des Würzburg-Riesen<br />

Technische Daten: Würzburg Riese- FuMG 65<br />

Hersteller Telefunken<br />

Bedienung 6 Mann<br />

Breite 4,30 m<br />

Länge 7,60 m<br />

Höhe 10,20 m<br />

Spiegeldurchmesser 7,40 m<br />

Gewicht 15 Tonnen<br />

Schwenkbereich 360 Grad horizontal<br />

. 90 Grad vertikal<br />

Sendeleistung 8 kW<br />

Frequenz 560 MHz (53,6 cm)<br />

Reichweite 70 Km<br />

Quelle: FuMG der Firma Lorenz und Telefunken- www.luftwaffen- Projekte<br />

12


7. Bescheid - Der „Löschteich“<br />

Am 17. März 44 griff die 15 th USAAF erstmals den Raum Wien an und nahm dort<br />

die Treibstoffindustrie ins Visier.<br />

Diese Bombenangriffe könnten der Grund sein, dass Produktionsstätten für<br />

einen eigenen Brandschutz sorgen mussten.<br />

Auf dem Areal „<strong>Faniteum</strong>“ wurde in einem Bescheid vom 26.Oktober 1944 für die<br />

Errichtung eines Löschwasserteiches mit 100 m³ Inhalt ( Abb.11 ) die<br />

Zustimmung erteilt bzw. zur Kenntnis genommen.<br />

Hanschweg<br />

Löschwasserteich<br />

Abb. 11 : Einteichplan mit Löschwasserteich<br />

Dieser Einreichplan der Fa. Eumig wurde „Werkluftschutzmäßig“ überprüft.<br />

13


8. Fa. Eumig- Chronik bis 1945<br />

Eumig war ein österreichischer Hersteller von Radios, Filmkameras und -<br />

projektoren, Tonbandgeräten und Kassettendecks.<br />

Im Jahr 1919 wurde Eumig als "Elektrizitäts- und Metallwaren- Industrie Gesellschaft<br />

mbH." in der Linken Wienzeile 86, in 1060 Wien von Karl Vockenhuber, Ing. Alois<br />

Handler und Adolf Halpern (welcher den Großteil der finanziellen Mittel einbrachte)<br />

gegründet. Am Anfang wurden Feuerzeuge aus Patronenhülsen, Zigarettendosen<br />

und diverses Elektromaterial erzeugt. Noch im gleichen Jahr übersiedelte Eumig in<br />

die Schallergasse 42 in 1120 Wien.<br />

1921 übersiedelte das Unternehmen in die Hirschengasse 5 in 1060 Wien. Eumig<br />

hatte 65 Beschäftigte. 1924 begann Eumig mit der Produktion von Rundfunkgeräten<br />

("Low Loss Detektor Empfänger" und "Eumig Baby"). 1926 wurde der<br />

Firmenmitbegründer Adolf Halpern ausbezahlt und schied aus der Firma aus.<br />

1928 begann Eumig mit der Entwicklung von Filmgeräten. 1931 kam der erster<br />

Filmprojektor "Eumig P1" für 16 mm-Film auf den Markt. 1932 wurde die erste<br />

Filmkamera "Eumig C1" für 9,5 mm-Film vorgestellt. 1935 brachte Eumig die<br />

Filmkamera "Eumig C2" für 9,5 mm-Film (erste Filmkamera der Welt mit<br />

halbautomatischer Nachführbelichtungsregelung) heraus.<br />

1935 erwarb Eumig die Firma Panradio in Wien X., Buchengasse 11-13 ( Abb.12 ).<br />

Abb.12: <strong>Das</strong> Eumig -Werk in Wien 10, Buchengasse Foto : Eumig<br />

14


Während der Kriegsjahre musste Eumig neben Radios auch militärische Geräte<br />

erzeugen. 1937 brachte Eumig die Filmkamera "Eumig C3" mit Antrieb durch<br />

Federwerk (insgesamt werden von der C3-Serie ca. 300.000 <strong>St</strong>ück erzeugt) und die<br />

Filmkamera "Eumig C4" mit Antrieb durch Elektromotor (erste Amateur-Filmkamera<br />

der Welt mit elektrischem Antrieb) auf den Markt. 1941 hatte Eumig 1000<br />

Beschäftigte. 1945 wurde das Eumig-Werk in der Buchengasse in Wien durch<br />

Bombentreffer zerstört ( Abb.13 ).<br />

Abb.13 : Zerstörtes Eumig - Werk nach einem Bombentreffer 1945 Foto : Eumig<br />

Maschinen wurden aber schon im Jahr davor in ein Zweitwerk nach Micheldorf<br />

übersiedelt. 1951 stirbt K. Vockenhuber, 1960 A. Handler.<br />

Quelle : Wikipedia _ Eumig<br />

15


9. Fa. Eumig- Fertigungskennzeichen der Deutschen Wehrmacht<br />

GEHEIM !<br />

<strong>Ober</strong>kommando des Heeres<br />

(Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres)<br />

Heereswaffenamt Wa Z 2<br />

Liste<br />

der<br />

Fertigungszeichen für<br />

Waffen, Munition und Gerät<br />

(Nach Buchstabengruppen geordnet)<br />

Berlin 1944<br />

Während des 2. Weltkrieges sind alle Ausrüstungsgegenstände der deutschen<br />

Wehrmacht zum Zwecke der Geheimhaltung mit verschlüsselten<br />

Fertigungskennzeichen versehen worden. Auf 782 Seiten finden Sie in diesem<br />

Nachschlagewerk die genauen Anschriften zu 8887 Geheim-Code-Bezeichnungen,<br />

und zwar der einstelligen von „a bis z“, der zweistelligen von „aa bis zz“ und der<br />

dreistelligen von „aaa bis ozz“, die von 1940 bis 1945 vergeben wurden. <strong>Das</strong> Werk<br />

enthält also tausende von Eintragungen, die die Identifizierung von Waffen, Munition<br />

und Gerät der ehemaligen deutschen Wehrmacht erleichtern ( Abb.14 ).<br />

Der dreistellige Fertigungscode von Eumig :<br />

Firma:<br />

Eumig<br />

Beginn: 1919<br />

Ende: 1962<br />

Radios<br />

Fertigungskennzeichen<br />

der Deutschen<br />

Wehrmacht: bno<br />

16


Abb.14: <strong>Das</strong> Code Buch<br />

Quelle : Karl R. Pawlas – <strong>Das</strong> große Code Buch<br />

17


10. „militärische Geräte“ von Eumig<br />

Als am 1.September 1939 deutsche Truppen in Polen einmarschierten und damit<br />

der Zweite Weltkrieg ausbrach, hatte dies auch natürlich tiefgreifende<br />

Auswirkungen auf Eumig zur Folge. In den ersten zwanzig Jahren des Bestehens<br />

war die Firma von einem kleinen Gewerbebetrieb zu einem der bedeutendsten<br />

österreichischen Radioerzeuger ( Abb.15 ) und gleichzeitig Hersteller von<br />

Amateur-Kino- Geräten gewachsen. Bedeutende techn. Entwicklungen hatten<br />

den Ruf des Unternehmens weit über die Grenzen Österreichs hinaus verbreitet.<br />

Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 wurde<br />

auch Eumig angeschlossen- an die deutsche Radioindustrie. Ing. Leopold Kreutz<br />

wurde in das deutsche Reichskomitee für Volksempfänger geholt. Eumig erhielt-<br />

wie jeder andere deutsche Produzent ein bestimmtes Kontigent an<br />

„Volksempfängern“ ( Abb.16 ) zu fertigen. Dieser „deutsche Kleinempfänger“ war<br />

ein ganz einfaches Gerät für Wechsel- und Gleichstrom, der <strong>St</strong>romverbrauch<br />

betrug bei 220 Volt etwa 15 Watt. Für den Empfang von Sendern der Umgebung<br />

genügte meistens ein Draht als Zimmerantenne. Die so erfolgreiche Erzeugung<br />

der Eumig- Radios musste schlagartig eingestellt werden.<br />

Abb.15:Eumig – Radio Abb.16: Volksempfänger VE301Dyn<br />

Kurz nach dem Polen- Feldzug im Jahr 1939 wurde Eumig zum Rüstungsbetrieb<br />

der deutschen Wehrmacht erklärt.<br />

Mit Beginn des Krieges wurde Eumig gezwungen, die Friedensproduktion<br />

einzuschränken und sukzessive aufzulassen und wurde genötigt, unsere ganze<br />

Kapazität der Kriegswirtschaft zu widmen.<br />

18


In dieser Umbruchsphase entstand folgendes Leitbild:<br />

„Wenn wir schon Rüstungsbetrieb sein müssen, dann wollen wir nur<br />

Verteidigungswaffen herstellen, aber keine Angriffswaffen. Und Geräte<br />

erzeugen, von denen wir für später Erfahrungen auf technischem Gebiet<br />

mitnehmen können.“<br />

So erhielt Eumig Wehrmachtsaufträge für die Herstellung von :<br />

� Sende – und Empfangsanlagen für die Marine,<br />

� Ein Tornister – Sende – und Empfangsgerät für das Heer ( in<br />

Montagefertigung)<br />

� Zündgeräten für Minen sowie später<br />

� Batteriemotoren für Wettersonden zugewiesen.<br />

Schon Anfang 1940 wurden für alle Eumig- Mitarbeiter, damals<br />

„Gefolgschaftsmitglieder der Eumig“ genannt, Werksausweise ausgestellt. Die<br />

während des Krieges erzeugten Geräte waren jedoch nicht ohne weiteres als von<br />

Eumig hergestellt zu identifiziere.<br />

Jedes der von Eumig erzeugten Produkte erhielt als Kennung die Abkürzung<br />

„bno“ ( siehe Kapitel 9- Fertigungskennzeichen der Deutschen Wehrmacht ), einen<br />

Decknamen, um den Hersteller zu tarnen.<br />

In der Abb.17 ist auf den Zündgeräten für Minen diese dreistellige Fertigungskennzahl<br />

von Eumig gut sichtbar (gelbe Markierung)<br />

Abb.17: Eumig- Zündgeräte für Minen<br />

19


Den anfangs bei Eumig hergestellten magnetischen Minen folgten schon 1941<br />

akustische Minen, die auf Tieftonstörungen reagierten ( schon auf 5-Hz-<br />

Motorengeräusche ).<br />

Aus militärischen Überlegungen wird zwischen offensivem und defensivem<br />

Mineneinsatz unterschieden.<br />

Anmerkung : Eumig baut nur Defensivwaffen!<br />

Als offensiv wird ein Mineneinsatz in den Gewässern eines Gegners oder auf den<br />

von ihm benutzten Seewegen bezeichnet. In und vor eigenen Gewässern werden<br />

hingegen defensive Minensperren gelegt.<br />

Offensive Minensperren sollen den Gegner daran hindern, seinen Häfen zu<br />

verlassen oder in zwingen, Seewege zu wählen, auf denen man ihn besser angreifen<br />

kann. So kann es die Aufgabe einer Minensperre sein, einen Seeweg entlang der<br />

Küste zu sperren und gegnerische Schiffe ins tiefe Wasser zu zwingen, wo man<br />

besser U-Boote gegen sie einsetzen kann.<br />

Bei defensiven Minensperren vor der eigenen Küste wird man stets verdeckte<br />

Durchlässe für den eigenen Schiffsverkehr bestehen lassen. Diese können in einigen<br />

Fällen durch kontrollierte Minen zusätzlich gesichert werden.<br />

Quelle: wikipedia /Seemine<br />

Eumig- Beschäftigte arbeiteten nun nicht mehr allein in der Buchengasse in Wien 10,<br />

sondern auch in Außenstellen.<br />

Folgende Außenstellen wurden für die Eumig- Kriegsproduktion genützt:<br />

� In Wien 13; <strong>Ober</strong> <strong>St</strong>. <strong>Veit</strong> - Hagenberggasse ( <strong>St</strong>andort konnte noch nicht<br />

lokalisiert werden ) wurde ein magnetischer Prüfstand für die Minenfertigung<br />

eingerichtet. Dort arbeiteten rund ein Dutzend Techniker.<br />

� In Wien 13; „FANITEUM“ – Auf diesem Areal, war die Fa. Kapsch & Söhne<br />

vermutlich seit 1938 einquartiert. Dort wurden von etwa 30 Mitarbeitern<br />

Eichungen und Einstellarbeiten durchgeführt, die in Wien 10, Buchengasse<br />

wegen der großen <strong>St</strong>örfaktoren (nahegelegener <strong>St</strong>raßenverkehr und ähnliches<br />

mehr) nicht gemacht werden konnten.<br />

Quelle: Dr. Gerhard Friedrich- 60 Jahre Eumig<br />

20


10.1. Zünderfund bei Brunnensanierung im Kloster “<strong>Faniteum</strong>“<br />

Bei Brunnensanierungsarbeiten im Kloster ,wurden 2003? Dutzende bno- Zünder<br />

aus dem Brunnen geborgen. Da der anwesende Entminungsdienst sie als ungefährlich<br />

einstufte, wurden alle Zünder gesammelt und gemeinsam entsorgt ( Abb. 17a ).<br />

Abb. 17a : Gesammelte bno - Zünder<br />

Zwei Zünder wurden von den hl. Schwestern als Schaustück verwahrt und im<br />

September 2006, bei den Recherchen des Bezirksmuseums- Hietzings erstmals<br />

präsentiert.<br />

Mit den vorhandenen Fotos, Fachliteratur und den Schauobjekten , ist nun der<br />

schlüssige Beweis erbracht, dass im Kloster wirklich von der Fa. Eumig Zünder für<br />

Seeminen erzeugt wurden ( Abb.17b )<br />

Abb. 17b: Zündervergleich – Schaubild und geborgene Zünder<br />

21


10.2. technical report 01- Auszug über „ bno.“- M3 Eumig Zünder<br />

<strong>Das</strong> Magnetzündgerät für Minen, dass seit 1922 bei dem damaligen<br />

Sperrversuchskommando (SVK) der Reichsmarine entwickelt wurde, hieß aus<br />

Tarnungsgründen „ BALLONINKLINATORIUM“.<br />

Es wirkte mit Hilfe einer Inklinationsnadel, die auf vertikale Änderungen des<br />

erdmagnetischen Feldes durch vorüberfahrende Schiffe reagierte.<br />

Dieses erste deutsche Fernzündgerät wurde durch akustische und Druckkomponenten<br />

und deren Kombinationen ergänzt, oft auch in Verbindung mit<br />

Bombenzünder.<br />

Abb.17c: <strong>Das</strong> Buch über Fernzündgeräte<br />

Einzelheiten und Schaltpläne werden in dem Buch über deutsche Fernzündgeräte<br />

(Abb.17c ) ausgezeichnet beschrieben.<br />

Quelle und Literaturhinweis:<br />

Thamm Wolfgang- Einsatzfähige deutsche Fernzündgeräte.<br />

Marine und Luftwaffe 1935-1945. Pro Literatur Verlag Mammendorf 2005,<br />

ISBN 3-86611-108-8, bestellbar über bestellung@comprintbooks.de.<br />

Aus diesem Buch stammen die folgenden Seiten.<br />

Anmerkung : Als Schaubild ist ein M3-Zünder ( bno. M34668 ) der Fa.<br />

Eumig abgebildet. Der M3-Zünder aus dem Festheft von Eumig, zum<br />

„60 jährigen Firmenjubiläum“ trägt die Nummer : bno. M35134 .<br />

22


10.2. <strong>Das</strong> Fernzündgerät M 3<br />

Dieser Zünder wurde im „ <strong>Faniteum</strong>“ produziert. Erkennbar am Fertigungscode b.n.o.<br />

Erklärung : Die folgenden Typenabkürzungen ( LMB, TMC, EMF, etc. ) werden<br />

im Kapitel 11 näher erklärt.<br />

23


10.3. M 4 - Zünder ( verbesserter M3-Zünder)<br />

Der M 4 ist ein magnetisches Fernzündgerät, das auf positive und negative<br />

Änderungen des Erdfeldes von 2,5 mOe anspricht. Es wurde im Jahre 1944 von der<br />

Firma Eumig ( Wien) für den Einsatz in EMF, SMA,TMA,LMF und LMB entwickelt,<br />

gelangte aber nicht mehr zum Einsatz.<br />

Wieder ist der Fertigungscode von „Eumig“ zu erkennen ( bno M 1160 )<br />

Motor<br />

Abb. 17d: Fernzündgerät M 4 von Eumig<br />

27


10.4. Kombinierte Zündgeräte der Marine AT1, AT 2 und AT 3<br />

Die Zündgeräte wurden ab 1942 bei der Firma Elac, SVK und Eumig entwickelt und<br />

im gleichen Jahr 1942 mit dem 1. Baumuster vorgestellt. <strong>Das</strong> Zündprinzip war eine<br />

Kombination von Akustik/ Tiefton daher die Abkürzung AT.<br />

Sie wurden in den Minen-Typen LMB,TMB und TMC eingebaut und kamen ab 1943<br />

zum Einsatz ( Abb.17e)<br />

Abb. 17e: Kombinierter Akustik/ Tiefton – Zünder von Eumig<br />

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11. Seeminen<br />

Seeminen können nach der Art ihrer Positionierung in Grundminen und<br />

Ankertauminen und nach der Art ihres Zünders in Berührungs- und<br />

Fernzündungsminen eingeteilt werden.<br />

� Ankertauminen bestehen aus einem Minenwagen oder Anker, der auf den<br />

Meeresgrund sinkt und dem Minengefäß, dass mit einem Drahtseil, dem<br />

sogenannten Ankertau, am Meeresgrund befestigt ist und aufgrund des<br />

Auftriebs dicht unter der Meeresoberfläche schwimmt. Ankertauminen sind mit<br />

Berührungszündern ausgestattet und werden durch Kontakt mit einem<br />

Schiffsrumpf ausgelöst.<br />

� Grundminen wurden im zweiten Weltkrieg entwickelt, die auf dem<br />

Meeresbodenliegen. Grundminen sind Fernzündungsminen, die auf in direkte<br />

Nähe passierende Schiffe ansprechen.<br />

Deutsche Seeminen wurden mit eine dreistelligen Buchstabenkombination benannt.<br />

Die ersten beiden Buchstaben beschrieben die Funktionsweise und der dritte die<br />

Ausführung der Mine.<br />

BM - Minen für Flugzeugabwurf ohne Fallschirm<br />

EM - Grundminen für tiefere Seegebiete (bis 700m) mit Kontaktzünder<br />

FM - Flachwassergrundminen mit Kontaktzünder<br />

KM - Anti-Invasions-Küstenminen<br />

LM - Minen für Flugzeugabwurf mit Fallschirm<br />

MT - Torpedogrundminen für den Einsatz aus Torpedorohren der Überwasserschiffe<br />

OM - Treibminen<br />

RM - Grundminen für mittlere Wassertiefen (bis 50 m) mit oder ohne<br />

Fernzündmöglichkeit<br />

SM - Grundminen für tiefere Seegebiete (bis 700m) mit Magnetzünder für den<br />

Einsatz aus U-Booten<br />

TM - Grundminen für mittlere Wassertiefen (bis 50 m) mit Magnet- und<br />

Kontaktzünder für den Einsatz aus U-Booten<br />

UM - U-Abwehrminen mit Kontaktzünder<br />

Quelle: ww2technik.de- Minen und Torpedos<br />

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12. <strong>Das</strong> Magnetzündgerät – Minenzünder<br />

Magnetzünder:<br />

Die effektivste Art eine Mine auszulösen ist, die Mine direkt unter dem Kiel des<br />

Schiffes zur Explosion zu bringen. Die dabei entstehende Gasblase hebt das Schiff<br />

an. Meist führt dies zum Auseinanderbrechen des Schiffes. Ende der dreißiger Jahre<br />

hatten deutsche Ingenieure einen Magnetzünder ( Abb. 18 ) entwickelt, der auf das<br />

im und um das Schiff bestehende Magnetfeld reagiert. Beim Überfahren der Mine<br />

löste der Magnetzünder die Mine von der Vorrichtung, die die Mine am Meeresboden<br />

hielt. Die Zündung erfolgte entweder durch Kontakt mit dem Schiff oder durch<br />

druckabhängige Zünder, die bei Erreichen einer bestimmten Wassertiefe auslösten.<br />

Bereits im November 1939 fiel jedoch den Engländern eine solche Mine in die<br />

Hände, da sie zu nah am Ufer von einem Flugzeug abgeworfen worden war und bei<br />

Ebbe geborgen werden konnte. Als Konsequenz aus der technischen Untersuchung<br />

entwickelten die Engländer <strong>St</strong>rategien zur Abwehr, die die Magnetminen nahezu<br />

wirkungslos werden ließen. Die wichtigsten Maßnahmen waren das<br />

Entmagnetisieren der Schiffe und das Minenräumen mittels starker Magnetfelder,<br />

die die Minen in ungefährlichen Abständen zum Räumfahrzeug zündeten. <strong>Das</strong> blieb<br />

den Deutschen natürlich nicht lange verborgen und man veränderte die Zünder. Die<br />

wichtigsten Änderungen waren der Einbau eines Zählers, der den Zünder erst nach<br />

einer eingestellten Anzahl von Auslöseimpulsen durch Schiffe oder Ähnliches scharf<br />

schaltete. Eine weitere Änderung war der Einbau von Verzögerungsmechanismen<br />

und Zeitschaltungen, die die Zünder erst nach einer bestimmten Zeit scharf machten<br />

oder die Zünder zeitweise wieder unscharf schalteten. So waren diese Minen bis<br />

Kriegsende und darüber hinaus ein ernstzunehmender Feind, dessen<br />

Unschädlichmachung viel Zeit und Ressourcen kostete.<br />

Batterie<br />

Zünder<br />

Relais<br />

Induktionsspule<br />

Abb. 18: Prinzip der deutschen Magnetzündung<br />

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Akustikzünder:<br />

Ab Herbst 1940 setzte die Kriegsmarine einen neuen Zünder ein, der auf<br />

Schraubengeräusche der Schiffe reagierte. Auch Minen mit diesen Zündern konnten<br />

recht schnell von den Engländern geborgen und untersucht werden. Daraufhin<br />

wurden Abwehrmaßnahmen wie Geräuschbojen und Ähnliches entwickelt. Erst nach<br />

Kombination der Akustikzünder mit Magnetzündern konnten diese Zünder wieder<br />

Erfolge verbuchen.<br />

Druckzünder:<br />

Gegen Kriegsende entwickelte die Kriegsmarine eine neue Art von Zündern, die auf<br />

die geringen Druckänderungen, die beim Überfahren der Mine durch ein Schiff<br />

entstehen, ansprechen. Ausschlaggebend für die Zündung war der Sog, der<br />

unweigerlich bei der Bewegung des Schiffes entsteht. Gegen diese Art der<br />

Auslösung konnte bis Kriegsende keine Gegenmaßnahme ergriffen werden (Abb.19)<br />

Abb.19: Druckdose für die Druckmine<br />

Quelle :www. ww2technik.de- Minenzünder<br />

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13. <strong>Das</strong> Kriegsende im „<strong>Faniteum</strong>“<br />

Bei den schweren Bombenangriffen am Vormittag des 13.Februar 1945 erlitten<br />

die Eumig- Werke I und II in Wien 10, Buchengasse gewaltige Schäden.<br />

Fertigwaren, Halbfabrikate, Werkzeuge und Transportmittel, die übrig geblieben<br />

waren, wurden in die Ausweichlokale <strong>Faniteum</strong> , <strong>St</strong>ollwerck, Rudolfsplatz 6 und<br />

Puchsbaumgasse 26 bzw. in die noch erhaltenen gebliebenen Räume der Werke<br />

I und II gebracht.<br />

Abb:20 <strong>Faniteum</strong> 1945 Foto : Eumig<br />

Im <strong>Faniteum</strong> ( Abb. 20) selbst wurden Radio- Geräteröhren eingelagert, die<br />

Eumig in die Lage versetzt hätte, nach Kriegsende, etwa 2000 einfachste<br />

Radiogeräte sofort zu produzieren. Nach Kriegsende übergab die britischen<br />

Besatzungsmacht des <strong>Faniteum</strong>s trotz unzähliger Vorsprachen und<br />

Interventionen diese „wertvollen Radioröhren“ nicht der Eumig- Werksleitung.<br />

Somit war dies das Ende der industriellen Entwicklung im “<strong>Faniteum</strong>“.<br />

Quelle: Die Eumig- Reportage : April 1975 -April 1945 S12<br />

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14. Fa. Kapsch & Söhne<br />

Die Fa. Eumig übernahm 1941 die militärischen Fertigungsanlagen von der<br />

Telephon- und Telegraphenfabriks -AG Kapsch und Söhne.<br />

Zeittafel des Unternehmens KAPSCH :<br />

Firma: Kapsch &<br />

Söhne<br />

Beginn: 1892<br />

Ende: 1973<br />

Radio<br />

Fertigungskennzeichen der<br />

Deutschen Wehrmacht: b.p.t.<br />

1892 Gründung durch Johann Kapsch. Erzeugt werden Telegraphenanlagen.<br />

<strong>St</strong>andort Wien VII., Schottenfeldgasse 53.<br />

1912 Übersiedlung nach Wien XII., Johann-Hoffmann-Platz 9.<br />

1921 stirbt Johann Kapsch.<br />

1923 beginnt Kapsch & Söhne mit der Radioproduktion ( Abb. )<br />

1927 Ing. Josip Sliskovic kommt zu Kapsch und wurde nach kurzer Zeit<br />

Leiter der Radio- und Verstärkerabteilung.<br />

Diese <strong>St</strong>elle als Chefingenieur bekleidete er auch während des Krieges.<br />

Quelle: Museumsbote<br />

Für das deutsche Reich wurden neben den militärischen Entwicklungsaufträgen auch<br />

volksnahe Geräte produziert:<br />

� Volksempfänger ( Radio VE 301; Typenbezeichnung VE 301 leitete sich vom<br />

Datum der nationalsozialistischen Machtergreifung ab. 301= 30.Januar 1933)<br />

� Morsezeichenlerngerät<br />

Ein Morsezeichenlerngerät in Originalverpackung aus dem Dritten Reich zeigt<br />

Abb.21. Die genaue Bezeichnung lautet: "Gehörlese und Blinkschulgerät".<br />

Abb. 21: <strong>Das</strong> Morsezeichengerät von der Fa. Kapsch &Söhne<br />

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14.1. Entwicklungsaufträge für das Heereswaffenamt- Überblick<br />

In der Radiozeitschrift „ Museumsboten Nr. 114 ( September- Oktober 2002 )<br />

wurden die Entwicklungsaufträge der Fa. Kapsch, für die deutsche Wehrmacht –<br />

Heereswaffenamt von Werner Thote aufgelistet.<br />

1939<br />

Gesamtausbau des Gebäudekomplexes in Wien 12, Wagenseilgasse.<br />

Ausweitung des Beschäftigungsstandes auf fast 400 Personen.<br />

1939/40<br />

KAPSCH Fu.H.E.c/u = Funk-Horch-Empfänger c/u ( Abb.21a)<br />

KAPSCH Funkleitstrahl E. (c)<br />

Abb. 21a: KAPSCH –Nahfeld-Peiler<br />

Die Rüstungsaufträge führten zur Expansion. Bis 1945 steigt die Zahl der<br />

Beschäftigten auf 3000 an. Bei KAPSCH gibt es eigene Entwicklungslabor für die<br />

kommerzielle Entwicklung. Die Mitarbeiter dieses Labors sind Geheimnisträger und<br />

haben kaum Kontakt mit der übrigen Belegschaft. Ihnen stehen alle benötigten<br />

Ressourcen zur Verfügung. Sie werden von den übrigen Mitarbeitern als die „Herren“<br />

bezeichnet.<br />

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1941<br />

KAPSCH Fu.N.P. Ger.a/c = Nahfeldpeiler mit Peilvorsatz und Nahfeldpeiler R30<br />

KAPSCH Fu.H.P.Eku3 = Kofferempfänger für die Peilung von Agentensendern<br />

KAPSCH Fu.GP.c = Gürtelpeilgerät<br />

KAPSCH Ukw P.E.e1= UKW – Peilempfänger zur Peilung meteorologischer<br />

Windsonden.<br />

KAPSCH Torn.FuG c =Als Tornisterfunkgeräte wurden tragbare Kleinfunkgeräte<br />

mit Sender und Empfänger in einem gemeinsamen Gehäuse bezeichnet. Diese<br />

tragbaren Geräte wurden durchwegs mit Batterien gespeist und wurden in einer oder<br />

zwei Traglasten von einem oder zwei Soldaten getragen. Die Geräte wogen meist<br />

über 20kg und hatten eine Reichweite von 5 bis 25km.<br />

1942<br />

KAPSCH Feldfu b = Feldfunksprecher b „Berlin“ Im Juli 1942 wurden bei sechs<br />

Firmen, darunter Kapsch, die Feldfunksprecher b gefertigt.<br />

KAPSCH Feldfu e ( Entwicklung : ja, Produktion: ungewiss )<br />

KAPSCH Befehlsfunkgerät a ( Entwicklung: ja, Produktion: ungewiss)<br />

KAPSCH FuG Garmisch-Patenkirchen ( <strong>St</strong>örsender )<br />

Die <strong>St</strong>öranlage „Garmisch- Patenkirchen“ fing die gegnerischen Radarimpulse auf,<br />

zwischenspeicherte sie und sendete sie fünfach zeitversetzt zurück. Auf dem<br />

gegnerischen Radarschirm erschien so eine Gruppe von ( einem richtigen und fünf<br />

falschen ) Echos, die einem Fliegerverband vortäuschten.<br />

Im Februar 1942 ( Unternehmen „ Donnerkeil“ ) wurden zwei He111 mit jeweils 5<br />

solcher Geräte , die also jedes 26 Flugzeuge vortäuschten, beim Durchbruch der<br />

Schlachtschiffe „Scharnhorst“ und „Gneissenau“ durch den Kanal eingesetzt.<br />

Abb. 21d : Die beiden <strong>St</strong>örflugzeuge mit je 5-Anlagen Type „ Garmisch-Patenkirchen“<br />

Foto: Trenkle – Die deutschen Funkstörverfahren bis 1945, S 170<br />

Anmerkung: Der Entwicklungsauftrag “Garmisch- Patenkirchen“ war im Juli 1942 bei<br />

Kapsch abgeschlossen, insgesamt 60 Mustergeräte waren ausgeliefert.<br />

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Weitere Typen von <strong>St</strong>örsendern ( <strong>St</strong>öranlagen) die jedoch bei KAPSCH nicht<br />

entwickelt wurden :<br />

� <strong>Das</strong> FuG 40 „ Nervtöter I“ ( Graetz / Boom) wurde als <strong>St</strong>örsender für<br />

Bomber und Nachtjäger verwendet.<br />

Die Nachentwicklung FuG 40 /II „Nervtöter II“ soll bei der Fa. Lorenz erfolgt<br />

sein.<br />

� <strong>Das</strong> FuG „<strong>St</strong>arnberg“ war ein <strong>St</strong>örsender gegen Sprechfunk und<br />

� <strong>Das</strong> FuG „Schwan-Luft“ war ein <strong>St</strong>örsender gegen Flak-Radar<br />

KAPSCH Fernzündgerät c<br />

1943<br />

<strong>Das</strong> Heereswaffenamt verbietet die offene Herstellerangabe in militärischen Geräten.<br />

KAPSCH verwendet das Fertigungskennzeichen “b.p.t.“ und hat dies schon seit 1940<br />

in Verwendung.<br />

KAPSCH Fu.N.P.Ger.u1 mit Peilvorsatz Fu.N.P.V.u1 und Fu.H.E.u1 ( Hagenuk<br />

oder Telefunken). Die Peilanlage wurde auch bei der Infanterie im Graben zur Ortung<br />

gegnerischer Funkstellen eingesetzt.<br />

1944<br />

Rund 10 % der Maschinen von KAPSCH wurden verlagert und konnten in ein<br />

kleineres Werk am Attersee in Sicherheit gebracht werden.<br />

KAPSCH Feldfu b1=Feldfunksprecher b1 . <strong>Das</strong> Gerät „ Berlin“ wurde ab Anfang<br />

1944 in der mechanisch stabileren Ausführung „Feldfunksprecher b1“ hergestellt.<br />

1944/45<br />

KAPSCH Feldfu b2= Feldfunksprecher b2<br />

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Mittwoch, 21. Februar 1945<br />

Wieder ein schwerer Luftangriff auf Wien, bei dem außer Favoriten und Simmering<br />

neuerlich Schönbrunn sowie der 1. und der 6. Bezirk besonders betroffen sind. U.a.<br />

werden das Rathaus und die Universität schwer, das Burgtheater und die Votivkirche<br />

geringer beschädigt ( Abb. 21b).<br />

Mission: 180<br />

21. Februar, 1945<br />

Wien<br />

Bild 21b: Luftangriffe auf Wien<br />

Bild aus www.461st.org<br />

461st Bomber Gruppe<br />

Bei diesen Luftangriffen wurde die Fabrik der Fa. KAPSCH& SÖHNE in Wien 12 ,<br />

durch Bombentreffer ( Abb. 21c ) und die dadurch ausgelösten Brände zu drei<br />

Fünftel vernichtet.<br />

Abb. 21c: <strong>Das</strong> zerstörte Kapsch -Werk<br />

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15. Zusammenfassung : <strong>Faniteum</strong> von 1938 – 1945<br />

Mit dieser Publikation dürfte erstmals eine historische Lücke in der Geschichte des<br />

<strong>Faniteum</strong>s geschlossen worden sein.<br />

Die bisher unbekannte Außenstelle von EUMIG in Wien 13, Hagenberggasse und<br />

die Erstbenützung des Fanteum - Areals 1938 durch die Fa. Kapsch & Söhne, sind<br />

eine solide Basis für weitere Recherchen zu diesem Thema.<br />

Auch die „pazifistische“ Einstellung der EUMIG- Geschäftsleitung durch Produktion<br />

von passiven Rüstungssystemen war bisher in der Literatur nicht nachvollziehbar.<br />

Trotz massivsten Luftangriffen Wiens ( Luftbombardements ), wurden die<br />

beschriebenen Außenstellen des Rüstungsbetriebes niemals bombardiert. Der Grund<br />

dafür könnte sein, die günstige Lage im äußeren Ring des Flakgürtels von Wien.<br />

Eingebetet zwischen den Flak-Batterien Himmelhof ( 5./523 ), Roter Berg und der<br />

Flak- Kaserne Küniglberg (303/XVII ) ,erreichte keine Bombe diese Rüstungs -<br />

betriebe, hingegen jedoch die EUMIG- Hauptwerke I und II in Wien 10,<br />

Buchengasse.<br />

Durch EUMIG- Visionen für eine Produktion nach dem Krieg – EUMIG war nie<br />

deutsches Eigentum-, wurde eine Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg des<br />

Unternehmens bis zum Konkurs geschaffen.<br />

Ing. Hans F. Popp<br />

1130 Wien, <strong>Ober</strong> <strong>St</strong>. <strong>Veit</strong>er Familiengärten<br />

e-mail: hans.popp@aon.at<br />

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