6 Wir hoffen wie Eltern in der Schwangerschaftszeit. Wir erwarten, dass die Ewigkeit »entbunden« wird. Wir wollen gern, dass Jesus wieder das Licht der Welt erblickt. Dass wir ihn sehen. Und er uns freundlich anschaut. Und uns in seine Arme schließt. Und wir ihn in unsre Arme schließen. Wie heißt es im Glaubens-, in unserem Hoffnungsbekenntnis ganz am Schluss? »Auferstehung der Toten und das ewige Leben!« Darauf hoffen wir. Wir hoffen auf die »Entbindung« der Ewigkeit. Warum hoffen wir? Wir hoffen mit Grund! Schwangere hoffen, weil sie schwanger sind. Es ist keine Hoffnung aus dem Nichts. Es ist eine Hoffnung mit Grund. Der Grund ist das Leben, das bereits zu spüren ist. Das Kind macht sich schon bemerkbar auf manche Weise. Es ist da. Die Hoffnung hat einen Grund. Von Illusion kann keine Rede sein! Viele sagen über die Hoffnung der Christen: »Illusion!« Dabei hoffen wir nicht aus dem Nichts. Es ist eine Hoffnung mit Grund. Das Leben ist erschienen, es zu spüren, es macht sich bemerkbar, es ist da. Da ist nicht nichts, da ist schon etwas, da ist schon viel! Aufgrund dessen sind wir gewiss, dass wir eine gute Zukunft haben werden Römer 5,1-8, bietet uns drei Gründe für unsere Hoffnung: 1 | Wir hoffen auf den Himmel, weil Jesus für Feinde starb. Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Schillers Bürgschaft mussten, durften viele von uns in der Schule lernen. Da wird einer zum Tod verurteilt, weil er den Tyrannenmord begehen wollte. Der Verurteilte bittet aber, vor der Urteilsvollstreckung noch eine wichtige Aufgabe erledigen zu dürfen. Seinen Freund hat er als Bürgen gewonnen. Also geht der Verurteilte, und der Freund bleibt als Bürge. Und dann wird in dem berühmten Gedicht Schillers dramatisch beschrieben, wie nach erledigter Aufgabe der Verurteilte sich auf die Rückreise macht, die sich aber durch allerlei Hindernisse verzögert, so dass der Freund, der Bürge bereits im Begriff ist, getötet zu werden – als der Verurteilte es im letzten Augenblick doch noch zum Hinrichtungsort schafft: Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor und sieht das Kreuz schon erhöhet, das die Menge gaffend umstehet; an dem Seile schon zieht man den Freund empor, da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: »Mich, Henker!« ruft er, »erwürget! Da bin ich, für den er gebürget!« Dieser Beweis der Freundschaft bewegt den Regenten so sehr, dass er nicht mehr die Strafe fordert, sondern sagt: »Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte!« Das ist bewegend: Ein Freund bürgt für den Freund, ist für den Freund zu sterben bereit. Die biblische Pointe, die Überraschung des Evangeliums lautet: Jesus stirbt – für seine Feinde! Wir hoffen auf den Himmel, weil Jesus für die Feinde starb. 2 | Wir hoffen auf den Himmel, weil wir erleben, dass der Heilige Geist wirkt. Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Zwei Entdecker-Lebensbeschreibungen haben mich jüngst gefesselt: die Biographien von Fleming und Marconi. Was wären wir ohne Fleming? Wir wären ohne Penicillin. Fleming entdeckte die Bedeutung des lebensrettenden Schimmelpilzes. Was wären wir ohne Marconi? Wir wären ohne drahtlose Telekommunikation. Marconi entdeckte die Bedeutung der elektromagnetischen Wellen. Die Frage, auf die ich freilich hinaus will, ist: Was wären wir ohne den Heiligen Geist? Der Heilige Geist ist auch ein Entdecker. Der wichtigste aller Entdecker. Der Heilige Geist entdeckt uns die Bedeutung des Jesus, er entdeckt uns die Gottesliebe, erschließt sie uns, so dass sie sich in unsre Herzen ergießt. Jetzt wissen wir von innen heraus: Wir sind gerecht durch den Glauben, wir sind Gott recht! Wir haben Frieden mit Gott! Der Heilige Geist entdeckt uns die Gottesliebe so überwältigend, dass wir nicht anders können, als ab jetzt anders zu leben. Wir fangen an, Gott lieb zu haben. Nicht länger Gottes Feinde zu bleiben, sondern uns Gott zuzuwenden und seine Kinder zu werden und mit Jesus Freundschaft zu schließen. Und Gott lieb zu haben bedeutet, dass auch »Nächstenliebe« nicht länger ein Fremdwort ist. Was für eine Entdeckung: Gleichgültigkeit verlieren, mit Schwachen leiden, für Gerechtigkeit kämpfen, Hass verlernen. Früchte wachsen – wie zum Beispiel Güte, Treue, Freundlichkeit; das sind wunderbare Zeichen einer neuen Zukunfts- Zeit. Es ist Zeit, den Zorn zu zähmen – fahr nicht länger aus der Haut! Es ist Zeit, das Wort zu halten, dass man deinen Worten traut. 7