Text - von Patrik Schneider
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Unternehmenserfahrung kommt dem Projekt zugute. Auch die zuständigen Partner in den<br />
Sozial- und Arbeitsämter halfen. Die gesamte Aktion über wurde über mehr als drei Jahre<br />
intensiv <strong>von</strong> der örtlichen Presse begleitet. Dieses bunte Netzwerk, das im Laufe der Jahre<br />
entstanden ist, eröffnet dem Projekt gute Chancen, zu überleben und sich in den nächsten<br />
Jahren weiterzuentwickeln.<br />
Aber ohne die Mithilfe und die Unterstützung durch die Kirchengemeinden und das<br />
Dekanat wäre die Renninger Beschäftigungsgesellschaft „dröhnendes Erz oder lärmende<br />
Pauken“ (1Kor 13,1) geblieben. Während der Aufbauphase der Renninger<br />
Beschäftigungsgesellschaft wurde in Gottesdiensten, Vorträgen und sonstigen Aktionen in<br />
Kirchengemeinden immer wieder auf dieses Projekt aufmerksam gemacht. Einen Monat<br />
vor Eröffnung des FAIRKAUFS wurde in einem eigenen Spendenaufruf die<br />
Kirchengemeinden um Unterstützung gebeten. Wir baten um gebrauchte<br />
Haushaltsgegenstände wie Kleinmöbel, Kleider, Bücher oder Schallplatten, die nicht mehr<br />
benötigt wurden. Sie konnten an Sammelstellen abgegeben werden. Und tatsächlich: Bei<br />
der Eröffnung waren die Regale voll und bis heute kommen täglich solche Artikel in den<br />
Laden. Manche Kirchengemeinden entwickeln außergewöhnliche Kreativität. So kam eine<br />
Kirchengemeinderatsvorsitzende auf die Idee, eine ´Kaffeefahrt` für´s Seniorenheim zum<br />
FAIRKAUF zu organisieren. Menschen geben einerseits ihre Spenden ab, können aber<br />
auch andererseits gut erhaltene Gebrauchtwaren kaufen. Selbstverständlich werden sie<br />
<strong>von</strong> den überwiegend weiblichen Mitarbeiterinnen des Kaufhauses aufs beste bewirtet.<br />
Solche Kaffeefahrten sollen als Dienstleistungsangebot nun auch anderen Organisationen<br />
angeboten werden.<br />
Aufgabe der Betriebsseelsorge war es einerseits, die Idee der Initiativgruppe zu einer<br />
Beschäftigungsgesellschaft aufzugreifen und andererseits, die dazu notwendige<br />
Vernetzung herzustellen, Kontakte im Landkreis zu knüpfen und zu pflegen - anders<br />
ausgedrückt: die richtigen Menschen zum richtigen Thema am richtigen Ort und zur rechten<br />
Zeit zusammenzuführen. Seelsorge allein kann aber kein Sozialunternehmen erfolgreich<br />
gründen. Dazu fehlt die Erfahrung und das Fachwissen. Deshalb war die Zusammenarbeit<br />
mit dem Dienst Arbeitshilfe des Caritasverbandes für Stuttgart ein weiterer, notwendiger<br />
und wichtiger Baustein. Die seelsorgliche und soziale Kompetenz ergänzten sich. Kirche<br />
wurde als Vernetzerin und als kompetente Sozialpartnerin wahrgenommen. Die<br />
Zusammenarbeit aus christlicher Überzeugung hat Hoffnung geschaffen. Gemeinsam<br />
entstand ein tragfähiges Netzwerke, das antizyklisch sowohl den betroffenen Erwerbslosen<br />
als auch den Beteiligten an der Beschäftigungsgesellschaft Hoffnung und Mut gegeben hat.<br />
Genau liegt nach Meinung <strong>von</strong> uns Autoren eine große Chance für die Zukunft der Kirchen.<br />
Wenn Seelsorgeeinrichtungen und christliche Sozialdienste gemeinsam auftreten und<br />
zusammenarbeiten, entstehen neue und ungeahnte Synergieeffekte. Aus diesen<br />
Erfahrungen wuchs das Konzept der ´Kreativen Vernetzungspastoral`, das in Kapitel drei<br />
ausführlich dargestellt wird.<br />
„Stimme der Benachteiligten“ werden<br />
Sprachrohrfunktion nennen wir in der Betriebsseelsorge den Versuch, dem Anliegen der<br />
Arbeitslosen und Benachteiligten Stimme zu geben. Die meisten Menschen sind aus<br />
verständlichen Gründen nicht bereit, ihre persönliche Notlage in der Öffentlichkeit<br />
auszubreiten. Wer brüstet sich schon gerne mit der Schmach der Arbeitslosigkeit oder der<br />
Abhängigkeit <strong>von</strong> Sozialhilfe? Die Aufstellung <strong>von</strong> aussagekräftigen Symbolen ist ein guter<br />
Weg, dennoch das Un-Sagbare in der Öffentlichkeit darzustellen und Betroffenheit zu<br />
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