Esskultur an Schulen – nachhaltig und gendergerecht gestalten
Esskultur an Schulen – nachhaltig und gendergerecht gestalten
Esskultur an Schulen – nachhaltig und gendergerecht gestalten
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<strong>Esskultur</strong><br />
<strong>an</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>nachhaltig</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>gendergerecht</strong><br />
<strong>gestalten</strong>
Aufbau des Leitfadens<br />
Vorwort 3<br />
Einführung 4<br />
<strong>Esskultur</strong> bei Jugendlichen 7<br />
Nachhaltige Entwicklung <strong>an</strong> <strong>Schulen</strong> 13<br />
Umsetzungsschritte 15<br />
Projektbeispiele 20<br />
Service 24<br />
Impressum<br />
Gedruckt nach der Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens<br />
„Schadstoffarme Druckerzeugnisse“• Ing. Christi<strong>an</strong> J<strong>an</strong>etschek • UWNr. 637<br />
auf 100 % Recyclingpapier<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Medieninhaber:<br />
Umweltdachverb<strong>an</strong>d GmbH<br />
Alser Straße 21/5, 1080 Wien<br />
Tel.: 0043/(0)1/402 47 01,<br />
Fax: 0043/(0)1/402 47 01-51<br />
E-Mail: forum@umweltbildung.at<br />
www.umweltbildung.at<br />
FORUMUmweltbildungisteineInitiativedesB<strong>und</strong>esmi-<br />
nisteriums für L<strong>an</strong>d- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Umwelt <strong>und</strong><br />
Wasserwirtschaft (Abt. II/3 Nachhaltige Entwicklung)<br />
<strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esministeriums für Unterricht, Kunst <strong>und</strong><br />
Kultur (Abt. I/9 Politische Bildung <strong>und</strong> Umweltbildung).<br />
Projektträger: Umweltdachverb<strong>an</strong>d GmbH<br />
Autorinnen: Karin Kaiblinger,<br />
Rosemarie Zehetgruber <strong>–</strong> gutessen consulting<br />
Bente Knoll, Elke Szalai <strong>–</strong> Knoll & Szalai oeg<br />
Bildnachweis: Bildagentur Waldhäusl (Cover <strong>und</strong><br />
S. 5, M<strong>an</strong>n), Fotolia/Duš<strong>an</strong> Zidar (S. 5, Frau)<br />
Layout: Christoph Rossmeissl<br />
Druck: Ing. Christi<strong>an</strong> J<strong>an</strong>etschek<br />
Wien, September 2009<br />
Erstellt im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für L<strong>an</strong>d- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Umwelt <strong>und</strong><br />
Wasserwirtschaft, Abteilung II/3<br />
(Nachhaltige Entwicklung)
Vorwort<br />
<strong>Schulen</strong> haben eine zentrale Aufgabe bei der Vermitt-<br />
lung von sozialen Werten, Gleichberechtigung <strong>und</strong><br />
<strong>nachhaltig</strong>em Lebensstil. Welches Angebot <strong>Schulen</strong><br />
ihren SchülerInnen z. B. bei der Verpflegung geben,<br />
prägt schon in jungen Jahren deren späteres Essver-<br />
halten. Deshalb sollte ein hohes Augenmerk darauf<br />
liegen, in der Schulküche, bei Buffet oder am Schul-<br />
automaten ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> <strong>nachhaltig</strong> produzierte Le-<br />
bensmittel <strong>an</strong>zubieten.<br />
Im Rahmen der vom Lebensministerium in Auftrag ge-<br />
gebenen Studie „Gender- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsaspekte<br />
in der Schulverpflegung“ wurde deutlich, dass das<br />
Geschlecht der SchülerInnen <strong>und</strong> Jugendlichen ei-<br />
nen großen Einfluss auf das Ernährungsverhalten hat.<br />
Es gibt dadurch auch geschlechtsspezifische Unter-<br />
schiede bei den Erwartungen <strong>an</strong> die Schulverpflegung<br />
sowie bei der Zufriedenheit mit dem Angebot.<br />
Ziel sollte es daher sein, das Angebot <strong>an</strong> Speisen <strong>und</strong><br />
Getränken für Mädchen <strong>und</strong> Burschen gleichermaßen<br />
<strong>an</strong>sprechend zu <strong>gestalten</strong>. Oft sind nur kleine Umstel-<br />
lungen nötig, um das zu erreichen. Eines jedoch sollte<br />
für Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler gleich gelten: dass sie<br />
ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> <strong>nachhaltig</strong>e Lebensmittel <strong>an</strong>geboten<br />
bekommen.<br />
Mit der vorliegenden Broschüre bieten wir allen Schu-<br />
len <strong>und</strong> Verpflegungs<strong>an</strong>bietern, die ihr Ernährungs-<br />
<strong>an</strong>gebot <strong>gendergerecht</strong> <strong>und</strong> <strong>nachhaltig</strong>er <strong>gestalten</strong><br />
möchten, einen wichtigen Leitfaden zur Umsetzung<br />
<strong>an</strong>. Er enthält viele Anregungen <strong>und</strong> wertvolle Im-<br />
pulse für eine innovative Schulküche, fürs Schulbuffet<br />
<strong>und</strong> für das Angebot im Automaten. Ich wünsche Ih-<br />
nen mit diesem praxisgerechten Werkzeug gutes Ge-<br />
lingen <strong>und</strong> viel Erfolg!<br />
Ihr<br />
Niki Berlakovich<br />
L<strong>an</strong>dwirtschafts- <strong>und</strong> Umweltminister<br />
Vorwort<br />
3
4<br />
EinFührung<br />
Essen <strong>und</strong> trinken in der Schule<br />
Schulverpflegung bietet Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen die Ch<strong>an</strong>ce,<br />
ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> <strong>nachhaltig</strong>e Ernährung nicht nur theoretisch zu<br />
erlernen, sondern auch praktisch zu erleben.<br />
Darüber hinaus bieten Buffet, Cafeteria & Co auch einen Ort<br />
zum Plaudern, um sich auszutauschen <strong>und</strong> sich zu entsp<strong>an</strong>nen.<br />
Ob Schulmilch, ges<strong>und</strong>e Jause, Schulbuffet, Mittagessen<br />
oder Vollverpflegung im Internat: Ein ges<strong>und</strong>es, schmackhaftes<br />
<strong>und</strong> gut org<strong>an</strong>isiertes Angebot wirkt positiv auf das Schulklima<br />
<strong>und</strong> k<strong>an</strong>n als Teil der Schulkultur einen wichtigen Beitrag<br />
zur <strong>Esskultur</strong> von Jugendlichen leisten.<br />
„Doing gender“ in der Schulverpflegung<br />
Burschen brauchen ihre Leberkäsesemmel <strong>–</strong> Mäd-<br />
chen sind ständig auf Diät. Solche geschlechtsste-<br />
reotypen Einschätzungen durch Verpflegsver<strong>an</strong>t-<br />
wortliche spiegeln sich im kulinarischen Angebot<br />
<strong>an</strong> <strong>Schulen</strong> wider. In <strong>Schulen</strong>, <strong>an</strong> denen vorwiegend<br />
Mädchen verpflegt werden, kommt mittags mehr<br />
Gemüse auf den Tisch, in <strong>Schulen</strong> mit Burschen-<br />
schwerpunkt mehr Fleisch. Viele Schulbuffets bedie-<br />
nen vor allem den „Bubengeschmack“, Mädchen<br />
finden dort seltener für sie <strong>an</strong>sprechende Produkte.<br />
Anzustreben ist allerdings ein Verpflegs<strong>an</strong>gebot,<br />
das für alle SchülerInnen <strong>und</strong> LehrerInnen mit ihren<br />
unterschiedlichen Vorlieben gute Voraussetzungen<br />
schafft, ihre Ernährungsbedürfnisse zu befriedigen<br />
<strong>und</strong> bestmögliche Ges<strong>und</strong>heit zu erhalten. Der ge-<br />
zielte Blick auf „Genderaspekte“ in der Verpflegung<br />
ist hier hilfreich.<br />
Schulverpflegung k<strong>an</strong>n <strong>–</strong> im Sinne der„Bildung für<br />
<strong>nachhaltig</strong>e Entwicklung“ <strong>–</strong> als Teil eines umfassenden<br />
Bildungsprozesses gesehen werden. Siehe<br />
auch www.unesco.at/bildung/<strong>nachhaltig</strong>keit.htm,<br />
www.dekadenbuero.at/ <strong>und</strong> www.knollszalai.at/<br />
docs/KnollSzalai_Gender_BINE.pdf.<br />
Bedarf <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />
Der Nährstoffbedarf von Mädchen <strong>und</strong> Burschen ist<br />
geringfügig verschieden. Diese physiologischen Unter-<br />
schiede sind jedoch so klein, dass sie nicht als Begrün-<br />
dung für die großen Unterschiede bei den Speisenvor-<br />
lieben <strong>und</strong> für das konkrete Ernährungsverhalten von<br />
Mädchen <strong>und</strong> Burschen 1 dienen können.<br />
Ab der Pubertät nutzen Burschen <strong>und</strong> Mädchen die<br />
ihnen zugeschriebenen, unterschiedlichen Vorlieben<br />
für bestimmte Lebensmittel oder Ernährungsformen,<br />
um ihre Männlichkeit oder Weiblichkeit darzustellen.<br />
Burschen greifen d<strong>an</strong>n gerne zu Fleisch oder fett-<br />
reichem Fast Food. Bei Mädchen kommt häufiger<br />
DEr KLEINE UNtErScHIED<br />
Biologisch betrachtet ist der Bedarf <strong>an</strong> Nährstoffen<br />
von Burschen <strong>und</strong> Mädchen nahezu ident. Der im<br />
Schnitt höhere Kalorienbedarf von Burschen ist mit<br />
dem unterschiedlichen Muskel-/Fett<strong>an</strong>teil zu begründen.<br />
Der Eiweißbedarf liegt bei Burschen der Altersgruppe<br />
von 7 bis 15 Jahren r<strong>und</strong> ein Gramm pro Tag<br />
über dem von Mädchen. Die Zufuhrempfehlungen<br />
für die Vitamine E, B1, B2, Niacin <strong>und</strong> für Zink sind<br />
bei Burschen ab der Pubertät geringfügig höher als<br />
bei Mädchen. Diese brauchen hingegen etwas mehr<br />
Magnesium <strong>und</strong> Eisen als gleichaltrige Burschen.<br />
Richtwerte für die durchschnittliche Energiezufuhr<br />
pro Tag<br />
Alter<br />
1 vgl. Setzwein, Monika (2004): Ernährung <strong>–</strong> Körper <strong>–</strong> Ge-<br />
schlecht, Wiesbaden, S. 168 ff.<br />
Kcal/Tag<br />
Burschen<br />
Kcal/Tag<br />
Mädchen<br />
7 bis
Obst, Gemüse oder Salat auf den Tisch. Entsprechend<br />
der unterschiedlichen Lebensmittelauswahl nehmen<br />
Burschen mehr Energie, mehr Cholesterin, mehr Zu-<br />
cker, mehr Vitamin B12 <strong>und</strong> Eisen, dafür jedoch weni-<br />
ger hochmolekulare Kohlenhydrate <strong>und</strong> Ballaststoffe<br />
auf. Mädchen bzw. Frauen sind durchschnittlich bes-<br />
ser mit Betacarotin, Vitamin E <strong>und</strong> Selen versorgt. 2<br />
tyPIScH BUrScHEN,<br />
tyPIScH MäDcHEN?<br />
Speisenvorlieben von Burschen <strong>und</strong> Mädchen sind<br />
im Kindesalter vergleichbar <strong>und</strong> entwickeln sich erst<br />
im Jugendalter verschieden. Auch beim Ernährungswissen<br />
gibt es ab der Pubertät klare Unterschiede.<br />
Mädchen <strong>und</strong> Frauen haben meist ein größeres<br />
Ernährungswissen <strong>und</strong> ein größeres Interesse am<br />
Thema als Burschen. * Wenn es aber um die konkrete<br />
Mitbestimmung beim Verpflegs<strong>an</strong>gebot in der Schule<br />
geht, möchten Burschen wie auch Mädchen gerne<br />
mitreden.<br />
* Kiefer, Ingrid (2008): Männer essen gern <strong>–</strong> Frauen lieber weni-<br />
ger, UGB-forum 6/08<br />
SoFtDrINKS & GEwIcHt<br />
Trinkgewohnheiten sind ebenso wie die Prävalenz<br />
von Übergewicht alters- <strong>und</strong> geschlechtsabhängig.<br />
Bei SchülerInnen, die täglich eine Dose eines gezuckerten<br />
Softdrinks zusätzlich zu ihrer üblichen täglichen<br />
Ernährung trinken, erhöht sich das Risiko für<br />
Adipositas im Laufe von 1,5 Jahren um 60 Prozent.<br />
Bei Fruchtsaft zeigt sich dieser Zusammenh<strong>an</strong>g nicht. *<br />
Von den österreichischen SchülerInnen im Pflichtschulalter<br />
sind 17 Prozent der Mädchen <strong>und</strong> 21 Prozent<br />
der Burschen übergewichtig oder adipös. Bei<br />
BerufsschülerInnen zwischen 14 bis 19 Jahren sind<br />
es 21 Prozent der Mädchen <strong>und</strong> sogar 31 Prozent<br />
der Burschen. In Familien mit geringem sozioökonomischem<br />
Status tritt Adipositas gehäuft auf ** .<br />
* Kersting, Mathilde (2005): Umgebungsfaktoren <strong>–</strong> Ernährungs-<br />
gewohnheiten. In: Wabitsch, Martin et al.: Adipositas bei Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen, Heidelberg, S. 66<br />
** Österreichischer Ernährungsbericht 2008, S.7 f.<br />
2 vgl. Österreichischer Ernährungsbericht 2008 <strong>und</strong> Kiefer,<br />
Ingrid (2008): Männer essen gern <strong>–</strong> Frauen lieber weniger, UGB-<br />
forum 6/08<br />
Gender <strong>und</strong> Ernährung<br />
Alle Menschen müssen essen <strong>und</strong> trinken, um am<br />
Leben zu bleiben. Doch was <strong>und</strong> wie gegessen wird,<br />
wer die Speisen vor- <strong>und</strong> zubereitet, oder wie sie<br />
kombiniert werden, ist kulturell bedingt. „Im Ein-<br />
kl<strong>an</strong>g mit kulturellen Leitbildern von Männlichkeit<br />
<strong>und</strong> Weiblichkeit werden Speisen, Geschmacksrich-<br />
tungen, Zubereitungsarten, Verzehrsituationen aber<br />
auch persönliche Einstellungen <strong>und</strong> emotionale Hal-<br />
tungen zum Essen geschlechtsspezifisch codiert.“ 3<br />
Ernährungsstile können ebenso wie etwa Kleidung<br />
oder Hobbys als „Geschlechtsverstärker“ dienen.<br />
Der Faktor „Gender“ spielt in der Ernährung <strong>und</strong><br />
somit auch bei der Verpflegung <strong>an</strong> <strong>Schulen</strong> eine we-<br />
sentliche Rolle.<br />
Medien <strong>und</strong> Werbung kommunizieren geschlechtsspezifische<br />
Rollenerwartungen, Körpernormen <strong>und</strong><br />
Ernährungsstile:<br />
„Ernährung macht Geschlecht“<br />
wAS BEDEUtEt GENDEr?<br />
Mit dem Begriff „Sex“ wird das biologische Geschlecht<br />
bezeichnet, „Gender“ bezeichnet das „soziale“<br />
Geschlecht, also erlernte Rollen, Verhaltensweisen,<br />
Ressourcen <strong>und</strong> Interessen, die die jeweilige<br />
Gesellschaft als passend bzw. typisch für Frauen <strong>und</strong><br />
Männer erachtet. Gender wird dazu benutzt, um<br />
all jene Dinge zu beschreiben, die eine Person sagt<br />
oder tut, um sich als Frau oder M<strong>an</strong>n auszuweisen.<br />
Diese Zuschreibungen ändern sich im Laufe der<br />
Zeit <strong>und</strong> können innerhalb einer Gesellschaft sowie<br />
zwischen den Kulturen verschieden sein. Neben<br />
dem Geschlecht beeinflussen natürlich auch <strong>an</strong>dere<br />
Faktoren wie Alter, gesellschaftliche Schicht, Bildungshintergr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> viele mehr das Essverhalten.<br />
3 Schnögl, Sonja et al. (2006): Food Literacy, Wien, S.23. (www.<br />
gutessen.at/uploads/FL_guidelines_de.pdf; 2.5. 2009)<br />
EinFührung<br />
5
6<br />
EinFührung<br />
Beispiele für Genderaspekte im Bereich Ernäh-<br />
rung/Verpflegung:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Arbeitsteilung:<br />
Lebensmitteleinkauf, Kochen <strong>und</strong> alles <strong>an</strong>de-<br />
re, was mit der Versorgung mit Nahrung zu<br />
tun hat, wird in unserer Gesellschaft bevorzugt<br />
Frauen zugeschrieben. Diese festgefahrenen<br />
Vorstellungen ändern sich trotz der vermehrten<br />
Erwerbstätigkeit von Frauen nur l<strong>an</strong>gsam. Die<br />
Außer-Haus-Verpflegung gewinnt <strong>an</strong> Bedeu-<br />
tung. Interess<strong>an</strong>t ist die Tatsache, dass das Ko-<br />
chen für die Familie als weibliche Arbeit bewer-<br />
tet wird, das Kochen in der Öffentlichkeit, in<br />
(Spitzen-)Restaur<strong>an</strong>ts hingegen eher als Arbeit<br />
für männliche Köche <strong>an</strong>gesehen wird.<br />
Essverhalten:<br />
Frauen bevorzugen einen gesünderen Ernäh-<br />
rungsstil mit mehr frischem Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />
sowie Vollkornprodukten, Männer wählen da-<br />
gegen größere Portionen Fleisch <strong>und</strong> <strong>an</strong>dere<br />
energiereiche Speisen aus. Frauen machen häu-<br />
figer Diäten, essen insgesamt „kontrollierter“<br />
<strong>und</strong> weniger lustbetont als Männer.<br />
Zuschreibungen:<br />
M<strong>an</strong>che Lebensmittel bzw. Speisen werden mit<br />
weiblichen, <strong>an</strong>dere dagegen mit männlichen Ei-<br />
genschaften assoziiert. So gelten z.B. Obst <strong>und</strong><br />
Gemüse als friedlich, nicht domin<strong>an</strong>t. Hingegen<br />
ist Fleisch ein Symbol von Männlichkeit <strong>und</strong> de-<br />
ren spezifischen Attributen wie Stärke, Potenz,<br />
Macht. Fleisch wird damit zum Inbegriff einer<br />
Herrenspeise. 4 Der Werbung <strong>und</strong> den Medien<br />
kommen in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
Körperbild:<br />
Essstörungen wie Magersucht <strong>und</strong> Bulimie gal-<br />
ten l<strong>an</strong>ge Zeit als reines Frauenphänomen. Dabei<br />
zeigen die Daten des Kinder- <strong>und</strong> Jugendge-<br />
s<strong>und</strong>heitssurveys (2009), dass auch jeder sech-<br />
ste Bursche Auffälligkeiten in diesem Bereich<br />
aufweist: „Schätzungsweise fünf bis zehn Pro-<br />
zent der Anorektiker sind Männer <strong>und</strong> zehn bis<br />
15 Prozent der Bulimiker.“ 5 Die Kr<strong>an</strong>kheitsbilder<br />
bei Mädchen <strong>und</strong> Burschen sind ähnlich, aller-<br />
dings unterscheiden sie sich in Einzelaspekten<br />
4 Setzwein, Monika (2004): Ernährung <strong>–</strong> Körper <strong>–</strong> Geschlecht.<br />
Zur sozialen Konstruktion von Geschlecht im kulinarischen Kon-<br />
text, Wiesbaden, S. 129 ff.<br />
5 Hofm<strong>an</strong>n, Lioba (2009): Kinder- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heits-<br />
survey (KIGGS), Berlin, S. 180 f.<br />
•<br />
•<br />
(z.B. weniger Abführmittel <strong>und</strong> Diätpillenkon-<br />
sum bei Burschen).<br />
Ernährungskompetenz:<br />
Männer haben im Durchschnitt ein geringeres<br />
Ernährungswissen <strong>und</strong> ein geringeres Bewusst-<br />
sein für die Zusammenhänge von Ernährung<br />
<strong>und</strong> der Entstehung von Kr<strong>an</strong>kheiten als Frauen.<br />
Sie zeigen sich gegenüber Empfehlungen zu ge-<br />
s<strong>und</strong>er Ernährung beratungsresistenter.<br />
Sozioökonomische Einflüsse:<br />
Bildungsniveau, beruflicher Status, Einkommens-<br />
<strong>und</strong> Vermögensverhältnisse, Familienst<strong>an</strong>d etc.<br />
haben einen wesentlichen Einfluss auf das Er-<br />
nährungsverhalten. In höheren sozialen Schich-<br />
ten wird eher ein ges<strong>und</strong>heitsfördernder Ernäh-<br />
rungsstil praktiziert. L<strong>an</strong>gfristig k<strong>an</strong>n dies dazu<br />
führen, dass die Kluft zwischen privilegierten<br />
<strong>und</strong> benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen<br />
tiefer wird. Die Nahrungsmittelbeschaffung ist<br />
für das Haushaltsbudget ärmerer Haushalte der<br />
Posten mit Einsparungspotenzial. Frauen haben<br />
in Österreich im Schnitt ein um 30 Prozent ge-<br />
ringeres Einkommen als Männer.<br />
BUcHtIPPS:<br />
rückert-John, J<strong>an</strong>a (Hrsg.) (2004):<br />
Gender <strong>und</strong> Ernährung; Hohenheimer Beiträge zu<br />
Gender <strong>und</strong> Ernährung, Heft 1/2004.<br />
www.uni-hohenheim.de/uploads/media/Hohenheimer<br />
_Gender__<strong>und</strong>__Ernaehrung_1_2004.pdf<br />
In den Beiträgen wird Ernährung g<strong>an</strong>zheitlich beschrieben:<br />
physiologisch, soziokulturell <strong>und</strong> ökonomisch.<br />
Ernährung wird damit nicht nur den Naturwissenschaften<br />
mit ihren scheinbar objektiven <strong>und</strong><br />
kulturunabhängigen Parametern zugewiesen, sondern<br />
wird in ihrer Abhängigkeit von sozialen, kulturellen<br />
<strong>und</strong> ökonomischen Einflussgrößen betrachtet.<br />
Setzwein, Monika (2004):<br />
Ernährung <strong>–</strong> Körper <strong>–</strong> Geschlecht.<br />
Zur sozialen Konstruktion von Geschlecht im kulinarischen<br />
Kontext, wiesbaden<br />
Unterschiede im Ernährungsverhalten der Geschlechter<br />
sind seit L<strong>an</strong>gem empirisch identifiziert.<br />
Doch was sind die Hintergründe dafür? Das Buch<br />
zeigt, welche Bedeutung dem Essen bei der sozialen<br />
<strong>und</strong> subjektiven Herstellung von Weiblichkeit(en)<br />
<strong>und</strong> Männlichkeit(en) zufällt. Die „weiblichen“<br />
<strong>und</strong> „männlichen“ Umg<strong>an</strong>gsweisen mit dem Essen<br />
sind eingeb<strong>und</strong>en in übergreifende kulturelle<br />
Deutungshorizonte <strong>und</strong> symbolische Verweisungszusammenhänge,<br />
sie sind eine Quelle der<br />
Darstellung <strong>und</strong> Wahrnehmung von Geschlechtszugehörigkeit<br />
im täglichen Mitein<strong>an</strong>der <strong>und</strong><br />
stiften „weibliche“ <strong>und</strong> „männliche“ Identitäten.
Gender <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />
in der <strong>Esskultur</strong><br />
Im Rahmen des Projekts „Gender- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsaspekte<br />
in der Schulverpflegung in Österreich“ wurden <strong>an</strong> sechs Schulst<strong>an</strong>dorten<br />
in Ostösterreich Erhebungen zum Ernährungsverhalten<br />
<strong>und</strong> zur <strong>Esskultur</strong> von SchülerInnen <strong>und</strong> Schulpersonal, zur<br />
Org<strong>an</strong>isation der Verpflegung, zu Partizipationsmöglichkeiten<br />
bei der Speisepl<strong>an</strong>gestaltung sowie zu Gender- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsaspekten<br />
in der Schulverpflegung durchgeführt.<br />
was beim Essen wichtig ist<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche lernen Essen <strong>und</strong> Trinken am<br />
Vorbild der Erwachsenen. Die <strong>Esskultur</strong> wird vorr<strong>an</strong>-<br />
gig in den Familien geprägt. Auf die Frage, worauf<br />
beim Essen zu Hause Wert gelegt wird, stehen für<br />
SchülerInnen „frisch gekocht“ <strong>und</strong> „kein Streit“ <strong>an</strong><br />
den ersten Stellen.<br />
worauf wird zu Hause beim Essen wert gelegt?<br />
Mädchen % Burschen<br />
%<br />
dass frisch gekocht wird<br />
dass beim Essen nicht gestritten wird<br />
dass das Essen ges<strong>und</strong> ist<br />
dass die Lebensmittel aus der Region kommen<br />
dass gemeinsam gegessen wird<br />
dass jeder essen k<strong>an</strong>n, w<strong>an</strong>n sie/er will<br />
dass keine Fertigprodukte verwendet werden<br />
dass gegessen wird, was auf den Tisch kommt<br />
dass Produkte aus fairem H<strong>an</strong>del eingekauft werden<br />
dass Bio-Lebensmittel verwendet werden<br />
dass der Tisch schön gedeckt ist<br />
dass etwas Vorbereitetes im Kühlschr<strong>an</strong>k ist<br />
Die Studie wurde vom Österreichischen B<strong>und</strong>esministerium<br />
für L<strong>an</strong>d- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Umwelt<br />
<strong>und</strong> Wasserwirtschaft, Abt. II/3, beauftragt <strong>und</strong> im<br />
Rahmen einer Kooperation von Knoll & Szalai oeg<br />
<strong>und</strong> gutessen consulting durchgeführt.<br />
Neben persönlichen Gesprächen vor Ort erfolgte<br />
eine Online-Befragung der SchülerInnen sowie des<br />
Personals. Für die Erhebung wurden mittlere <strong>und</strong><br />
höhere <strong>Schulen</strong> mit Internat im urb<strong>an</strong>en <strong>und</strong> im<br />
ländlichen Raum ausgewählt.<br />
Für die Auswertung wurden 912 Fragebögen von<br />
SchülerInnen im Alter von 10 bis 22 Jahren (591<br />
Mädchen <strong>und</strong> 321 Burschen; Rücklaufquote 14,1%)<br />
berücksichtigt.<br />
Mehr zur Studie ist nachzulesen unter:<br />
www.knollszalai.at/download.htm<br />
www.gutessen.at/schule.html<br />
18,1<br />
25<br />
31,8 31, 8<br />
41,6 41, 6<br />
48,9<br />
38,1 38, 1<br />
39,3<br />
48,2 48, 2<br />
50,5<br />
45,5 45, 5<br />
44,5<br />
59,6 59, 6<br />
55,8<br />
57,6<br />
63,1 63, 1<br />
66,4<br />
62,8 62, 8<br />
69,8<br />
79<br />
73,8<br />
<strong>Esskultur</strong> bEi JugEndlichEn<br />
86,8<br />
92,8<br />
81,7 81, 7<br />
86<br />
trifft eher zu<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
7
8<br />
<strong>Esskultur</strong> bEi JugEndlichEn<br />
was beim Essen wichtig ist<br />
Auf die Frage, was Mädchen <strong>und</strong> Burschen beim<br />
Essen daheim wichtig ist, nennen SchülerInnen den<br />
Geschmack <strong>und</strong> die Gemütlichkeit sowie das Sattwer-<br />
den <strong>an</strong> den ersten Stellen. Dass es ges<strong>und</strong> ist, ist den<br />
Mädchen besonders wichtig, Burschen ist der Aspekt<br />
„dass es viel ist“ sehr wichtig.<br />
was ist den SchülerInnen wichtig beim Essen zu Hause?<br />
dass es gut schmeckt<br />
dass es gemütlich ist<br />
dass ich satt werde<br />
dass wir zusammen sind<br />
dass es ges<strong>und</strong> ist<br />
dass wir reden können<br />
dass es gut aussieht<br />
dass <strong>an</strong>dere da sind<br />
dass ich essen k<strong>an</strong>n, wie ich will<br />
dass es preiswert ist<br />
dass es schnell geht<br />
dass es kalorienarm ist<br />
dass es bio ist<br />
dass es nebenbei geht<br />
dass es viel ist<br />
wer für das Essen zuständig ist<br />
Die SchülerInnen wurden auch gefragt, wer zu Hause<br />
für die verschiedenen Tätigkeiten r<strong>und</strong> um das Essen<br />
zuständig ist. Traditionelle Rollenbilder herrschen hier<br />
vor: Männer übernehmen die Müllentsorgung, alle<br />
<strong>an</strong>deren Tätigkeiten liegen mehrheitlich in weiblichen<br />
Händen. Mädchen sind daheim häufig für Einkauf,<br />
Kochen, Tischdecken <strong>und</strong> den Abwasch zuständig,<br />
Burschen hingegen für die Müllentsorgung.<br />
14,3<br />
22,7 22 7<br />
22,7<br />
19,5 19 5<br />
29,4<br />
28<br />
38,7 38 7<br />
46,2 46 2<br />
43,9<br />
44,8 44 8<br />
44,5<br />
55,5<br />
61,7<br />
67,3 67, 67 3<br />
59,5<br />
61,8 61 8<br />
59,5<br />
75,1<br />
69,2<br />
67,3 67<br />
66,4<br />
77,3 77 3<br />
76,4<br />
77<br />
eher wichtig<br />
93,1 93 1<br />
93,1<br />
91,5 91 5<br />
95,6<br />
100<br />
99,1<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
Mädchen % Burschen<br />
%
was Burschen <strong>und</strong> Mädchen essen<br />
Fast jedes vierte Mädchen verzichtet auf das Früh-<br />
stück, bei den Burschen sind es 15,6 Prozent, die am<br />
Morgen nichts essen. 62 Prozent der Burschen <strong>und</strong><br />
47,7 Prozent der Mädchen frühstücken täglich. Jün-<br />
gere Burschen frühstücken regelmäßiger als ältere,<br />
bei Mädchen zeigen sich nach dem Alter hingegen<br />
keine signifik<strong>an</strong>ten Unterschiede. Bei der Frage nach<br />
dem tatsächlichen Essverhalten (Wie oft trinkst oder<br />
isst du folgende Lebensmittel?) zeigen sich für einige<br />
Lebensmittel signifik<strong>an</strong>te bis höchst signifik<strong>an</strong>te Un-<br />
terschiede zwischen Mädchen <strong>und</strong> Burschen:<br />
Mädchen<br />
Täglich<br />
Burschen<br />
Täglich<br />
4<strong>–</strong>6 x/Woche<br />
4<strong>–</strong>6 x/Woche<br />
Brot- <strong>und</strong> Gebäckkonsum<br />
Weißbrot<br />
4,6<br />
8,5<br />
14,3<br />
Semmeln<br />
17,3<br />
24,7<br />
25,2<br />
29,3<br />
28<br />
24,4<br />
31,3<br />
24,6<br />
27,2<br />
Vollkornbrot oder -gebäck<br />
Schwarzbrot<br />
27,7<br />
1<strong>–</strong>3 x/Woche<br />
1<strong>–</strong>3 x/Woche<br />
seltener<br />
seltener<br />
R<strong>und</strong> ein Viertel der Burschen <strong>und</strong> Mädchen verzeh-<br />
ren täglich Vollkornbrot oder -gebäck. Schwarzbrot<br />
<strong>und</strong> Vollkornbrot bzw. -gebäck sind bei Mädchen ge-<br />
ringfügig beliebter als bei Burschen.<br />
Weißbrot bzw. Semmeln hingegen werden von Bur-<br />
schen wesentlich häufiger verzehrt. So gibt r<strong>und</strong> ein<br />
Drittel der Burschen <strong>an</strong>, täglich Semmeln zu essen <strong>und</strong><br />
weitere 35,5 Prozent greifen vier- bis sechsmal pro<br />
Woche zur Semmel. Dagegen geben nur 8,5 Prozent<br />
der Mädchen <strong>an</strong>, täglich Semmeln zu verzehren.<br />
24<br />
32,8<br />
23,7<br />
29,6<br />
35,5<br />
30,8<br />
15,6<br />
25,5<br />
20,3<br />
23,1<br />
27,7<br />
18,1<br />
42,1<br />
30,2<br />
34,3<br />
16,2<br />
12<br />
nie<br />
nie<br />
10,9<br />
8,8<br />
7,2<br />
12 2,7<br />
5,3<br />
5,6<br />
14,3<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
3,2<br />
1,2<br />
obst- <strong>und</strong> Gemüsekonsum<br />
Obst<br />
Gemüse<br />
Salat<br />
Mädchen essen häufiger Obst <strong>und</strong> Gemüse als Bur-<br />
schen. Obst wird von 78,2 Prozent der Mädchen <strong>und</strong><br />
von 62,3 Prozent der Burschen mindestens vier- bis<br />
sechsmal pro Woche verzehrt. Salate <strong>und</strong> Gemüse isst<br />
nur die Hälfte der Burschen, aber knapp 70 Prozent<br />
der Mädchen vier- bis sechsmal pro Woche. Nur ein<br />
Fünftel der Burschen greift täglich zu Gemüse bzw.<br />
Salat.<br />
wurst- <strong>und</strong> Fleischkonsum<br />
Wurst/Schinken<br />
Fleisch<br />
12,9<br />
17,8<br />
23,1<br />
22,1<br />
Burschen essen wesentlich mehr Fleisch <strong>und</strong> Wurst<br />
als Mädchen. Fleisch wird von 12,9 Prozent der Mäd-<br />
chen <strong>und</strong> von 36,4 Prozent der Burschen täglich kon-<br />
sumiert. R<strong>und</strong> 90 Prozent der Burschen isst minde-<br />
stens vier- bis sechsmal pro Woche Fleisch. Nur r<strong>und</strong><br />
50 Prozent der Mädchen greift so häufig zu Fleisch.<br />
72 Prozent der Burschen <strong>und</strong> die Hälfte der Mädchen<br />
verzehren vier- bis sechsmal pro Woche Schinken<br />
bzw. Wurst.<br />
29,9<br />
31,1<br />
30,8<br />
37,1<br />
36,4<br />
47,7<br />
26,5<br />
29,6<br />
32,1<br />
39,3<br />
32,4<br />
36,9<br />
37,6<br />
34,9<br />
<strong>Esskultur</strong> bEi JugEndlichEn<br />
30,5<br />
28,8<br />
34,6<br />
30,2<br />
34,7<br />
50,2<br />
14,2<br />
20,9<br />
17,3<br />
29,6 6,5<br />
22,3<br />
21,5<br />
9 4,2<br />
10,6<br />
7,1<br />
5,6 1,9<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
7,6<br />
11,8<br />
11,5<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
6,8<br />
3,7<br />
1,2<br />
0,8<br />
1,6<br />
2<br />
4<br />
3,4<br />
6,5<br />
1,6<br />
9
10<br />
<strong>Esskultur</strong> bEi JugEndlichEn<br />
0,3<br />
0,5<br />
Fast-Food-Konsum bei Mädchen<br />
Wurstsemmel<br />
2 8,6 27,6 44,5 17,3<br />
Pommes<br />
1,2 4,9 15,970,4 7,6<br />
Pizza<br />
0,5 1,7<br />
20,3 75,5 2<br />
Burger<br />
0,5 2 14,9 62,8 19,8<br />
Leberkäsesemmel<br />
0,5 0,7<br />
10,5 62,6 25,7<br />
Kebab<br />
1,5<br />
9 54,5 34,7<br />
Hotdog<br />
1<br />
5,4 57,7 35,4<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
Fast-Food-Konsum bei Burschen<br />
Wurstsemmel<br />
2,2 2,8<br />
9,3 16,8 36,4 29,6 7,8<br />
Pizza<br />
2,2 4,7 31,2 59,8 2,2<br />
Pommes<br />
4,4 6,9 18,1 64,2 6,5<br />
Leberkäsesemmel<br />
3,4 423,1 59,2 10,3<br />
Hotdog<br />
2,5 3,1<br />
23,7 52,3 18,4<br />
Kebab<br />
2,5 4,4 14,6 54,5 24<br />
Burger<br />
13,7 65,4 15,9<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
Warmes Fast Food konsumieren Burschen häufiger als<br />
Mädchen. Ein Drittel der Burschen isst wöchentlich,<br />
jeder Zehnte sogar mindestens vier- bis sechsmal pro<br />
Woche Pommes. Ähnlich beliebt sind bei Burschen<br />
Pizza, Leberkäsesemmel <strong>und</strong> Hotdog.<br />
Wurstsemmeln werden von 60 Prozent der Burschen<br />
<strong>und</strong> von 38 Prozent der Mädchen mindestens einmal<br />
pro Woche verzehrt. Jeder zehnte Bursche isst täglich<br />
Wurstsemmeln.<br />
Zusammengefasst bevorzugen Burschen Fast Food<br />
sowie Fleisch <strong>und</strong> Fleischwaren, während Mädchen<br />
lieber bei Gemüse, Obst <strong>und</strong> Salat zugreifen. Wird<br />
zusätzlich zum Geschlecht auch die Altersgruppe in<br />
die Analyse einbezogen, so zeigt sich, dass das Ge-<br />
schlecht für das Auswahlverhalten viel wichtiger ist als<br />
das Alter der SchülerInnen.<br />
Präferenz für Speisen geclustert nach dem Geschlecht<br />
hohe Präferenz<br />
niedrige Präferenz<br />
Klassisches<br />
warmes Fast-Food*<br />
Schülerinnen Schüler<br />
Fleisch <strong>und</strong><br />
Fleischwaren<br />
Präferenz für Speisen geclustert nach Alter<br />
hohe Präferenz<br />
niedrige Präferenz<br />
Klassisches<br />
warmes Fast-Food*<br />
Gemüse,<br />
Obst, Salat<br />
≤ 15 Jahre > 15 Jahre<br />
Fleisch <strong>und</strong><br />
Fleischwaren<br />
Gemüse,<br />
Obst, Salat<br />
* Klassisches warmes Fast-Food: Pommes Frites, Kebab, Pizza,<br />
Hamburger, Cheeseburger u. Ä., Leberkäsesemmel, Hotdog
was Mädchen <strong>und</strong> Burschen trinken<br />
Mädchen<br />
Häufigkeit des Getränkekonsums bei Mädchen<br />
Wasser<br />
Mineralwasser<br />
Fruchtsaft<br />
2 5,2<br />
12<br />
17,1<br />
26,4<br />
Softdrinks (Cola, Eistee etc.)<br />
3 4,1 8,1<br />
11,3<br />
12,9<br />
19<br />
Lightgetränke (Cola light etc.)<br />
Energydrinks<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
Häufigkeit des Getränkekonsums bei Burschen<br />
6,9<br />
5<br />
Täglich<br />
Burschen<br />
Täglich<br />
Wasser<br />
Softdrinks (Cola, Eistee etc.)<br />
27,7<br />
40,8<br />
47,7<br />
75,1<br />
31,1<br />
8 4,9 9,8<br />
45,3 11,8 14,2 23 5,6<br />
43,9<br />
Lightgetränke (Cola light etc.)<br />
Energydrinks<br />
21,2<br />
Mineralwasser<br />
6,5<br />
Fruchtsaft<br />
7,2<br />
13,5<br />
17,1<br />
4<strong>–</strong>6 x/Woche<br />
4<strong>–</strong>6 x/Woche<br />
19<br />
1<strong>–</strong>3 x/Woche<br />
1<strong>–</strong>3 x/Woche<br />
30,5<br />
20,6<br />
39,3<br />
29,3<br />
46,7<br />
21,8<br />
Trinkwasser ist bei Mädchen <strong>und</strong> Burschen das be-<br />
liebteste Getränk <strong>und</strong> wird von r<strong>und</strong> Dreiviertel der<br />
SchülerInnen täglich getrunken. Bei der Verzehrhäu-<br />
figkeit weiterer Getränke gibt es große Unterschiede<br />
zwischen Mädchen <strong>und</strong> Burschen. Softdrinks (Cola,<br />
Eistee etc.) trinken 43,9 Prozent der Burschen, aber<br />
nur 12 Prozent der Mädchen täglich. Auch Light-<br />
getränke werden von Burschen wesentlich häufiger<br />
konsumiert. Fruchtsaft dagegen trinken nur 5 Prozent<br />
der Burschen <strong>und</strong> 17,1 Prozent der Mädchen täglich.<br />
33,7<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
47<br />
seltener<br />
seltener<br />
17,1<br />
24,6<br />
13,1<br />
26,8<br />
nie<br />
nie<br />
3,6<br />
9,5<br />
44<br />
2,2<br />
75,4 8,1 5,9 7,5 3,1<br />
5,3<br />
2,8<br />
26,8 3,7<br />
33,6<br />
23,7<br />
Zuschreibungen<br />
Diese geschlechtstypischen Muster sind nicht nur<br />
beim tatsächlichen Verzehr erkennbar, sondern auch<br />
bei den Vorlieben für bestimmte Speisen. Mädchen<br />
finden, Fleischgerichte mit Geflügelfleisch, Ethno-<br />
food, gemüsereiche bzw. vegetarische Speisen, Obst-<br />
desserts <strong>und</strong> Mehlspeisen bzw. süße Gerichte seien<br />
für Mädchen attraktiver.<br />
Geeignete Lebensmittel aus Sicht der<br />
Mädchen/Burschen<br />
eher für Mädchen<br />
geeignet<br />
Diätverhalten<br />
Joghurt<br />
Vollkornprodukte<br />
Lightprodukte<br />
Kebab<br />
Rindfleisch<br />
Tofu<br />
In der vorliegenden Erhebung geben mehr als jedes<br />
dritte Mädchen <strong>und</strong> „nur“ jeder siebte Bursche <strong>an</strong>,<br />
schon einmal eine Diät gemacht zu haben. Knapp<br />
ein Fünftel der SchülerInnen macht gerade eine Diät.<br />
45,7 Prozent der Burschen <strong>und</strong> 37,7 Prozent der Mäd-<br />
chen geben <strong>an</strong>, keine Gewichtsprobleme zu haben.<br />
Wenn Jugendliche etwas für ihre Figur tun wollen, be-<br />
wegen sie sich mehr. Burschen lösen das „Problem“<br />
eher durch mehr sportliche Betätigung (87,2 %) als<br />
Mädchen (79,4 %). Mädchen (57,7 %) hingegen<br />
verzichten d<strong>an</strong>n häufiger auf Dinge, die sie eigent-<br />
lich gerne essen als Burschen (39,9 %). Bezüglich der<br />
Aussage: „Wenn ich etwas für meine Figur tun will,<br />
d<strong>an</strong>n zähle ich Kalorien“, zeigt sich ein signifik<strong>an</strong>ter<br />
Trend nach den Altersgruppen. Die Älteren, unabhän-<br />
gig von Geschlecht, zählen häufiger Kalorien.<br />
<strong>Esskultur</strong> bEi JugEndlichEn<br />
eher für Burschen<br />
geignet<br />
60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 %<br />
aus Sicht der Mädchen<br />
aus Sicht der Burschen<br />
11
12<br />
<strong>Esskultur</strong> bEi JugEndlichEn<br />
Schulessen der Zukunft<br />
Ein Fragenblock beschäftigte sich mit der konkreten<br />
Schulverpflegung. Mädchen <strong>und</strong> Burschen wünschen<br />
sich hier in Zukunft mehr Mitbestimmungsmöglich-<br />
wohlfühlfaktoren<br />
was ist für Mädchen/Burschen im Speisesaal wichtig?<br />
Mit dieser Untersuchung wurden erstmals in Öster-<br />
reich geschlechterspezifische Aspekte r<strong>und</strong> um Schul-<br />
verpflegung <strong>und</strong> Essverhalten abgefragt. Die Daten<br />
keit, mehr Geschmack <strong>und</strong> mehr Frische beim Essen<br />
in der Schule.<br />
wo sehen Mädchen/Burschen in der Schulverpflegung Veränderungsbedarf?<br />
mehr Mitbestimungsmöglichkeit<br />
besserer Geschmack<br />
mehr Frische<br />
mehr Auswahl beim Salat<br />
mehr Ethnofood<br />
größere Gemüseportionen<br />
mehr Bio<br />
mehr regionale Produkte<br />
besseres Fett<br />
größere Fleischportionen<br />
Um sich im Speisesaal wohlzufühlen, brauchen Mäd-<br />
chen <strong>und</strong> Burschen vor allem saubere Tische, genü-<br />
dass die Tische sauber sind<br />
dass ich Zeit habe<br />
dass ich mich nicht l<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>stellen muss<br />
dass das Personal <strong>an</strong> der Essensausgabe fre<strong>und</strong>lich ist<br />
dass der Speisesaal hell ist<br />
dass die Räumlichkeiten <strong>an</strong>sprechend sind<br />
dass auf meine Wünsche eingeg<strong>an</strong>gen wird<br />
dass ich mich ungestört unterhalten k<strong>an</strong>n<br />
dass es nicht laut ist<br />
dass es im Speisesaal gut riecht<br />
dass ich die Portionsgröße selbst bestimmen k<strong>an</strong>n<br />
dass ich den Speisesaal schnell erreiche<br />
46,4<br />
57,9<br />
41,6 41 6<br />
52,6<br />
36,2 36 2<br />
44,9<br />
36,2 36 2<br />
40,8<br />
36,2 36 2<br />
29,3<br />
31,1 31 1<br />
29,9<br />
29,3 29 3<br />
30,8<br />
25,9 25 9<br />
33<br />
22,4 22 4<br />
36,8<br />
13<br />
37,1<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
gend Zeit zum Essen, keine l<strong>an</strong>gen Schl<strong>an</strong>gen bei der<br />
Ausgabe <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liches Personal.<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
58<br />
68,6<br />
geben wertvolle Hinweise auf Ansatzpunkte für<br />
Veränderungen in der Schulverpflegung in Richtung<br />
Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Gendergerechtigkeit.<br />
sehr wichtig<br />
Mädchen % Burschen<br />
%<br />
sehr wichtig<br />
97,3<br />
92,9<br />
95,1 95 1<br />
86<br />
91,3 91 3<br />
87,6<br />
91,1 91 1<br />
86,3<br />
91<br />
86,6<br />
88,7 88 7<br />
83,5<br />
86,3 86 3<br />
84,1<br />
85,4 85 4<br />
79,5<br />
81,9 81 9<br />
83,1<br />
80,8 80 8<br />
80,3<br />
76,9 76 9<br />
85,7<br />
Mädchen % Burschen<br />
%
Nachhaltige Entwicklung <strong>an</strong> <strong>Schulen</strong><br />
Nachhaltige Ernährung<br />
Das Konzept der <strong>nachhaltig</strong>en Entwicklung wird übli-<br />
cherweise durch die Formulierung von ökologischen,<br />
ökonomischen <strong>und</strong> sozialen Zieldimensionen konkre-<br />
tisiert. Im Bereich Ernährung hat der ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Aspekt eine zentrale Bedeutung <strong>und</strong> wird daher als<br />
eigenständige vierte Dimension eingeführt. 6<br />
6 Erdm<strong>an</strong>n, Lorenz/Sohr, Sven/Behrendt, Siegfried/Kreibich,<br />
Rolf (2003): Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Ernährung. Berlin: IZT. Online<br />
unter www.izt.de/pdfs/IZT_WB57_Nachhaltigkeit_Ernaehrung.<br />
pdf (17. 04. 2009)<br />
nAchhAltigE Entwicklung An schulEn<br />
Nachhaltige Entwicklung wie auch die Gleichstellung von Frauen<br />
<strong>und</strong> Männern gelten als zentrale Leitbilder des Strukturw<strong>an</strong>dels,<br />
den unsere Gesellschaft derzeit vollzieht. Lebendig <strong>und</strong> greifbar<br />
werden die Konzepte von Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Gender Mainstreaming,<br />
wenn sie konkret zur Anwendung kommen. Neben der<br />
theoretischen Vermittlung von Wissen k<strong>an</strong>n die alltägliche Verpflegung<br />
<strong>an</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>–</strong> am Schulbuffet, aus dem Automaten, beim<br />
Mittagessen <strong>–</strong> g<strong>an</strong>z praktisch als Ort <strong>nachhaltig</strong>er Entwicklung<br />
<strong>und</strong> gelebter Geschlechtergerechtigkeit fungieren.<br />
Der Begriff der „<strong>nachhaltig</strong>en Entwicklung“ ist seit<br />
dem Umweltgipfel von Rio de J<strong>an</strong>eiro 1992 weithin<br />
bek<strong>an</strong>nt <strong>und</strong> wird beschrieben als eine Entwicklung,<br />
„in der die Bedürfnisse heutiger Generationen<br />
befriedigt werden, ohne die Bedürfnisse kommender<br />
Generationen zu gefährden.“ *<br />
* BUND (B<strong>und</strong> für Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz Deutschl<strong>an</strong>d) &<br />
Misereor (Hrsg.) (1997): Zukunftsfähiges Deutschl<strong>an</strong>d <strong>–</strong> ein Beitrag<br />
zu einer global <strong>nachhaltig</strong>en Entwicklung. Berlin<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
ökologische<br />
Dimension<br />
mehr Gemüse <strong>und</strong> Getreide, weniger Fleisch<br />
höherer Bio<strong>an</strong>teil<br />
mehr regionale <strong>und</strong> saisonale Lebensmittel,<br />
weniger Tr<strong>an</strong>sporte, weniger Produkte aus be-<br />
heizten Treibhäusern<br />
mehr Frische, weniger Tiefkühlkost<br />
weniger Speiseabfälle<br />
ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Dimension<br />
ernährungsphysiologisch ausgewogen, <strong>an</strong> die<br />
Zielgruppe <strong>an</strong>gepasst<br />
reich <strong>an</strong> ges<strong>und</strong>heitsfördernden Inhaltsstoffen<br />
(z. B. sek<strong>und</strong>ären Pfl<strong>an</strong>zenstoffen)<br />
abwechslungsreich<br />
natürlicher, vielfältiger Geschmack<br />
keine Farbstoffe, Geschmacksverstärker etc.<br />
<strong>an</strong>gepasst <strong>an</strong> die Bedürfnisse von Mädchen <strong>und</strong><br />
Burschen<br />
<strong>an</strong>genehmes Ambiente, fre<strong>und</strong>liche Atmo-<br />
sphäre<br />
ausreichend Zeit zum Essen<br />
hygienische Zubereitung <strong>und</strong> Darbietung<br />
13
14<br />
nAchhAltigE Entwicklung An schulEn<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Angebote für SchülerInnen mit Allergien bzw.<br />
Unverträglichkeiten<br />
Angebote für SchülerInnen mit speziellen Er-<br />
nährungserfordernissen (z. B. vegetarisches An-<br />
gebot)<br />
ökonomische<br />
Dimension<br />
gesellschaftliche Entwicklung (z.B. steigende Er-<br />
werbstätigkeit von Frauen „private Küchen blei-<br />
ben kalt“) akzeptieren <strong>und</strong> Verpflegs<strong>an</strong>gebote<br />
<strong>an</strong> <strong>Schulen</strong> schaffen<br />
<strong>an</strong>gemessene Entlohnung in der gesamten<br />
Wertschöpfungskette (von der Produktion bis<br />
zum Verkauf)<br />
<strong>an</strong>gemessene Preisgestaltung <strong>–</strong> leistbar für<br />
SchülerInnen aller sozialen Schichten<br />
regionaler Einkauf, um die Wertschöpfung in<br />
der Region zu halten<br />
soziale<br />
Dimension<br />
Produkte aus fairem H<strong>an</strong>del, um gerechte Ar-<br />
beitsbedingungen zu unterstützen<br />
Frischküche <strong>und</strong> regionaler Einkauf, um Arbeits-<br />
plätze zu erhalten/zu schaffen<br />
gemeinsame Mahlzeiten, um Schulgemein-<br />
schaft zu fördern<br />
Partizipation/Mitbestimmung ermöglichen<br />
gemütliche Atmosphäre, <strong>an</strong>genehmes Ambiente<br />
ausreichend Zeit zum Essen<br />
fre<strong>und</strong>liches Personal <strong>–</strong> wertschätzender Um-<br />
g<strong>an</strong>g mitein<strong>an</strong>der<br />
<strong>Esskultur</strong> von SchülerInnen mit Migrationshin-<br />
tergr<strong>und</strong> bzw. besonderen Ernährungserforder-<br />
nissen berücksichtigen<br />
Überwindung geschlechterspezifischer Zuschrei-<br />
bungen von Ernährungsverhalten/-stilen <strong>und</strong><br />
Rollenbildern<br />
Mädchen <strong>und</strong> Burschen kommen nicht als „unbe-<br />
schriebene Blätter“ in die Schule, sondern haben<br />
unterschiedliche Vorlieben bei Lebensmitteln <strong>und</strong><br />
Speisen. Sie bringen unterschiedliche Werte <strong>und</strong> Vor-<br />
stellungen bezüglich des Essens von zu Hause oder<br />
aus ihren Peergroups mit. Die Genderperspektive<br />
macht Unterschiede <strong>und</strong> Vielfalt sichtbar. Das be-<br />
deutet nicht, stereotyp „die Frauen/Mädchen“ oder<br />
auch „die Männer/Burschen“ in den Blick zu nehmen,<br />
sondern SchülerInnen in ihrer Unterschiedlichkeit <strong>und</strong><br />
Vielfalt zu berücksichtigen. Fragen, die sich bei der<br />
Schulverpflegung in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g stellen:<br />
•<br />
•<br />
Genderdimension<br />
Wie sehr beeinflussen die geschlechterstere-<br />
otypen Zuschreibungen von Verpflegsver<strong>an</strong>t-<br />
wortlichen bewusst oder unbewusst die Speise-<br />
pl<strong>an</strong>- oder Sortimentsgestaltung? (Was wollen<br />
Burschen, was wollen Mädchen? Welche Spei-<br />
sen sind „geeignet“ für Burschen oder Mäd-<br />
chen?)<br />
Wie sind die Entscheidungsstrukturen bzw. Mit-<br />
bestimmungsmöglichkeiten bei Einkauf, Speise-<br />
pl<strong>an</strong>- oder Sortimentsgestaltung?<br />
Die Genderperspektive einzunehmen, bedeutet einer-<br />
seits, die bestehenden Geschlechterverhältnisse <strong>und</strong><br />
Hierarchien wahrzunehmen <strong>und</strong> zu thematisieren,<br />
<strong>und</strong> <strong>an</strong>dererseits aktiv zu einer Veränderung hin zu<br />
mehr Gerechtigkeit <strong>und</strong> Akzept<strong>an</strong>z der Vielfalt bei-<br />
zutragen.<br />
ökologische<br />
Dimension<br />
soziale<br />
Dimension<br />
Genderdimension<br />
ökonomische<br />
Dimension<br />
ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Dimension
Gemeinsam aktiv werden<br />
Der Wunsch, das Speisen- <strong>und</strong> Getränke<strong>an</strong>gebot <strong>an</strong> der Schule zu<br />
verbessern <strong>und</strong> es <strong>nachhaltig</strong>er <strong>und</strong> attraktiver für die Zielgruppe<br />
zu <strong>gestalten</strong>, reift meist in einzelnen Köpfen. Veränderungen<br />
funktionieren aber immer d<strong>an</strong>n gut, wenn alle wesentlichen Beteiligten<br />
(Direktion/Leitung, LehrerInnen, SchulwartIn, Eltern- <strong>und</strong><br />
SchülervertreterInnen, Schulärztin bzw. Schularzt, Buffet- bzw.<br />
KüchenbetreiberIn ...) sie mittragen <strong>und</strong> unterstützen.<br />
AkteurInnen <strong>und</strong> Zielgruppen der Schulverpflegung <strong>und</strong> deren wünsche<br />
SchülerInnen<br />
• gutes preiswertes Schulessen<br />
• keine Belehrung<br />
• Mitbestimmung<br />
LehrerInnen<br />
• unterschiedlichste Vorlieben<br />
<strong>und</strong> Bedürfnisse<br />
• aufgeschlossen für pädag.<br />
Angebote<br />
• kein Mehraufw<strong>an</strong>d<br />
SchulträgerInnen<br />
• l<strong>an</strong>ge Pachtverträge<br />
• keine Neuausschreibungen<br />
• keine Mehrkosten durch<br />
bauliche Änderungen<br />
SchulwartIn<br />
• kein Mehraufw<strong>an</strong>d<br />
Schulbehörde/Politik<br />
• keine Mehrkosten<br />
• polit. Interesse:<br />
Nachhaltigkeit<br />
Schulverpflegung steht in hartem Wettbewerb: Die<br />
kulinarische Konkurrenz liegt in Schulnähe, wie Pizza-<br />
oder Kebab-St<strong>an</strong>d, Bäckereien, Supermärkte, Süßig-<br />
keitenautomaten. Sie alle versorgen SchülerInnen zu<br />
den scheinbar günstigsten Preisen mit deren „Lieb-<br />
Ich<br />
will<br />
…<br />
SchulverpflegerIn<br />
• Geschäft erfolgreich führen<br />
lingsspeisen“. Um eine <strong>nachhaltig</strong>e Verpflegung in<br />
der Schule erfolgreich umzusetzen, braucht es eine<br />
gemeinsame Strategie aller relev<strong>an</strong>ten AkteurInnen<br />
zur Unterstützung des Schulverpflegungsbetriebes<br />
bei der Umsetzung.<br />
Schulverwaltung<br />
• professionelle Abwicklung<br />
• zufriedene SchülerInnen,<br />
LehrerInnen, Eltern<br />
• Einnahmen durch Pachtge-<br />
bühr, Sponsoren<br />
Eltern<br />
• ges<strong>und</strong>e, schmackhafte <strong>und</strong><br />
preiswerte Jause<br />
• Information<br />
• Einnahmen durch Getränke-<br />
automaten<br />
Lebensmittelbehörde<br />
• Hygiene, Kühlung<br />
Schularzt/-ärztin<br />
• gesündere SchülerInnen<br />
uMsEtzungsschrittE<br />
15
16<br />
uMsEtzungsschrittE<br />
Auf dem weg zu einer <strong>nachhaltig</strong>en<br />
<strong>und</strong> <strong>gendergerecht</strong>en Verpflegskultur<br />
Das folgende Kapitel bietet Unterstützung für ein <strong>nachhaltig</strong>eres<br />
<strong>und</strong> <strong>gendergerecht</strong>eres Verpflegs<strong>an</strong>gebot. Kaum jem<strong>an</strong>d wird in<br />
der Lage sein, alle vorgeschlagenen H<strong>an</strong>dlungsempfehlungen zur<br />
Gänze zu erfüllen. Das wäre völlig unrealistisch <strong>und</strong> ist auch nicht<br />
erforderlich. Aber kleine <strong>und</strong> größere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit<br />
<strong>und</strong> Gendergerechtigkeit k<strong>an</strong>n jede <strong>und</strong> jeder machen.<br />
Und darum geht es!<br />
Gendergerechte Verpflegskultur<br />
Personen, die für die Verpflegung ver<strong>an</strong>twortlich sind,<br />
<strong>gestalten</strong> entsprechend ihrer Vorstellungen <strong>und</strong> ihrer<br />
„Bilder“ von Mädchen <strong>und</strong> Burschen das Angebot.<br />
Soll die Verpflegung gendersensibler <strong>–</strong> im Sinne von<br />
weniger stereotyp <strong>–</strong> gestaltet werden, muss für diese<br />
Zuschreibungen sensibilisiert <strong>und</strong> darüber reflektiert<br />
werden. Prüfen Sie Ihre Bilder: Misstrauen Sie Glau-<br />
benssätzen wie „Alle Burschen mögen viel Fleisch“<br />
oder „Mädchen sind eher <strong>an</strong>sprechbar für Ges<strong>und</strong>es“<br />
<strong>–</strong> hier werden Geschlechterrollen konstruiert. Versu-<br />
chen Sie die verschiedenen Typen von Mädchen <strong>und</strong><br />
Burschen bzw. die Individuen im Auge zu haben.<br />
Gendereinflüssen auf der Spur:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Speisepläne bzw. Verpflegs<strong>an</strong>gebote auf Ge-<br />
schlechterzuschreibungen hin <strong>an</strong>alysieren<br />
Die Geschlechterverhältnisse bei Verpflegsver-<br />
<strong>an</strong>twortlichen bewusst <strong>an</strong>alysieren <strong>und</strong> so Ent-<br />
scheidungstrukturen auf die Spur kommen<br />
Workshops/Diskussionen mit Verpflegsver<strong>an</strong>t-<br />
wortlichen <strong>und</strong>/oder SchülerInnen, z. B. zu fol-<br />
genden Themen:<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Bewusstmachen von Geschlechterstereo-<br />
typen in der Ernährung, Sichtbarmachen von<br />
Zuschreibungen, Rollenbildern, Schönheitsi-<br />
dealen …<br />
Essverhalten von Burschen <strong>und</strong> Mädchen<br />
<strong>und</strong> Sichtbarmachen der Einflussfaktoren der<br />
Medien, Peergroups darauf<br />
Essverhalten von Burschen <strong>und</strong> Mädchen<br />
<strong>und</strong> Sichtbarmachen der Auswirkungen auf<br />
Ernährungsstatus/Übergewicht<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Überprüfen von vorgefassten Meinungen<br />
(z. B. über Assoziationsketten wie: Gemüse<br />
ist …, Fleisch ist …)<br />
Reflexion des traditionellen Männerbildes/<br />
Frauenbildes <strong>–</strong> wer ist zu Hause zuständig für<br />
Einkauf, Kochen, Abwasch etc.<br />
Anknüpfungspunkte für Burschen <strong>und</strong> Mäd-<br />
chen finden, wie das Thema Ernährung/<br />
Schulverpflegung schmackhaft gemacht wer-<br />
den k<strong>an</strong>n (siehe dazu auch Seite 23)<br />
…<br />
Genderfallen vermeiden durch:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Zielgruppen<strong>an</strong>alyse: Wer (Männer/Burschen<br />
bzw. Frauen/Mädchen) nutzt welche Verpflegs-<br />
<strong>an</strong>gebote? Für wen sind die verschiedenen Ver-<br />
pflegs<strong>an</strong>gebote (nicht) attraktiv? Warum?<br />
Bei Befragungen immer die Kategorie „Ge-<br />
schlecht“ <strong>an</strong>geben. So können die Daten ziel-<br />
gruppengenauer ausgewertet werden.<br />
Kommunikationsmodelle entwickeln für die<br />
Ansprache von SchülerInnen, LehrerInnen, Ver-<br />
pflegspersonal, Eltern ... <strong>–</strong> dabei auf geschlech-<br />
tergerechte Sprache/Bilder achten<br />
Didaktik in der Vermittlung von Ernährungs-<br />
wissen<br />
-<br />
-<br />
geschlechtergerechte Sprache/Bilder<br />
Erweitern des geschlechterstereotypen Ver-<br />
haltensrepertoires von Mädchen <strong>und</strong> Bur-<br />
schen, Frauen <strong>und</strong> Männern<br />
Stereotype durch Perspektivenwechsel <strong>und</strong> ge-<br />
schlechteruntypische Darstellungen auflösen,<br />
kein Verstärken der traditionellen Bildern (Frau<br />
in der Küche, M<strong>an</strong>n ist Profikoch etc.)
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Gestaltung von Partizipations- <strong>und</strong> Feedback-<br />
möglichkeiten für alle AkteurInnen in der Schule<br />
<strong>–</strong> Männer/Burschen <strong>und</strong> Frauen/Mädchen sollen<br />
<strong>an</strong>gesprochen werden<br />
Schulungen von LehrerInnen <strong>und</strong> Verpflegsper-<br />
sonal zu Genderaspekten in der Schulverpfle-<br />
gung<br />
Bei Schulungsmaßnahmen darauf achten, dass<br />
alle Hierarchieebenen einbezogen werden (Ein-<br />
kauf, Küche, Verkaufspersonal etc.)<br />
ausgewogene Geschlechterverhältnisse in Pro-<br />
jektteams<br />
Austausch zwischen AkteurInnen im Bereich<br />
gendersensible Schulverpflegung schulübergrei-<br />
fend initiieren<br />
…<br />
Eine Hilfe bei der geschlechtergerechten Gestaltung<br />
von Einladungen, Texten <strong>und</strong> Info-Materialien bietet<br />
der Leitfaden „Blickpunkt Gender. Leitfaden zur Mediengestaltung“.<br />
Download unter: www.knollszalai.<br />
at/docs/KnollSzalai_blickpunktgender.pdf<br />
Jetzt wird es konkret: Projektfahrpl<strong>an</strong><br />
Jede Schule hat ihre individuellen Voraussetzungen.<br />
Was überall gleich ist: Veränderungen bei der Schul-<br />
verpflegung brauchen ein strukturiertes M<strong>an</strong>age-<br />
ment, denn nur so lassen sie sich l<strong>an</strong>gfristig ver<strong>an</strong>kern<br />
<strong>und</strong> erfolgreich umsetzen.<br />
1. Verbündete suchen/Projektteam zusammen-<br />
stellen<br />
Eltern, LehrerInnen, SchülerInnen, Buffetbetrieb, Kü-<br />
che, Schulärztin/Schularzt, Genderbeauftragte/r …<br />
Wer auch immer die Verpflegung ändern/verbessern<br />
möchte, braucht Verbündete. Die Unterstützung der<br />
Schulleitung ist essenziell.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Suchen Sie das Gespräch mit dem/der DirektorIn.<br />
Holen Sie sich eine vorläufige Zustimmung im<br />
Rahmen einer Sitzung des Schulgemeinschafts-<br />
ausschusses.<br />
Gründen Sie ein Projektteam, bestehend aus<br />
r<strong>und</strong> fünf bis zehn Personen (aus der Gruppe<br />
der relev<strong>an</strong>ten AkteurInnen, siehe Abb. Sei-<br />
te 15), denen die Umsetzung ein persönliches<br />
Anliegen ist.<br />
Achten Sie auf ausgewogene Geschlechterver-<br />
hältnisse im Projektteam. Laden Sie bei Ent-<br />
scheidungsträgerInnen, Eltern, LehrerInnen so-<br />
wohl Männer als auch Frauen zur Mitarbeit ein.<br />
Aus der SchülerInnenvertretung Mädchen <strong>und</strong><br />
Burschen ins Projektteam miteinbeziehen.<br />
Formulieren Sie alle Ihre Einladungstexte ge-<br />
schlechtergerecht, sprechen Sie ggf. Frauen/<br />
Mädchen bzw. Männer/Burschen gezielt <strong>an</strong>.<br />
tIPP:<br />
Ein Mitglied des Projektteams bekommt die Aufgabe,<br />
die Genderperspektive einzunehmen, also<br />
bei allen Maßnahmen des Projektteams den Fokus<br />
auf Geschlechtergerechtigkeit zu richten <strong>und</strong> diese<br />
einzufordern. Wichtig: Die Person sollte Erfahrung<br />
mit Gender als Thema haben <strong>und</strong> ggf. eine Weiterbildung<br />
dazu erhalten.<br />
uMsEtzungsschrittE<br />
17
18<br />
uMsEtzungsschrittE<br />
2. Ausg<strong>an</strong>gslage <strong>an</strong>alysieren <strong>und</strong> bewerten<br />
Beleuchten Sie den gegenwärtigen Zust<strong>an</strong>d der Ver-<br />
pflegung <strong>an</strong> Ihrer Schule <strong>und</strong> <strong>an</strong>alysieren Sie den<br />
H<strong>an</strong>dlungsbedarf. Im Folgenden finden Sie einige<br />
Tools bzw. Fragen dazu. Überlegen Sie, welche die-<br />
ser Fragen für Ihre Schule wichtig sind. Reflektieren<br />
Sie die Situation <strong>an</strong> Ihrer Schule <strong>und</strong> passen Sie die<br />
Checkliste für Ihren eigenen Gebrauch <strong>an</strong>.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Welchen Stellenwert hat Ernährung/Verpfle-<br />
gung in der Schulkultur?<br />
-<br />
z.B. als Thema im Unterricht, in Projekten, im<br />
Schulleitbild …<br />
Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit in der<br />
Schulkultur?<br />
-<br />
z.B. als Thema im Unterricht, in Projekten, im<br />
Schulleitbild …<br />
Welchen Stellenwert haben Genderaspekte in<br />
der Schulkultur?<br />
-<br />
-<br />
-<br />
z.B. als Thema im Unterricht, in Projekten, im<br />
Schulleitbild …<br />
Gibt es eine Genderbeauftragte/einen Gen-<br />
derbeauftragten?<br />
Wird auf geschlechtergerechte Sprache ge-<br />
achtet?<br />
Welche Verpflegs<strong>an</strong>gebote gibt es <strong>an</strong> Ihrer<br />
Schule?<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
z.B. Buffet, Mittagessen, Automaten, Voll-<br />
verpflegung im Internat …<br />
Wer ist/sind der/die jeweilige/n Verpflegs-<br />
betrieb/e?<br />
Was wird jeweils konkret <strong>an</strong>geboten?<br />
Wie ist die rechtliche Gr<strong>und</strong>lage (z. B. Ver-<br />
tragsgr<strong>und</strong>lagen, Leistungsverzeichnis)?<br />
Wer sind die Zielgruppen der Schulverpflegung?<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Anzahl Mädchen/Burschen, Anzahl Lehre-<br />
rinnen/Lehrer, ggf. weitere Personengruppen<br />
(Anzahl Frauen/Männer)<br />
Zusammensetzung der Zielgruppe <strong>–</strong> in Bezug<br />
auf Geschlecht, soziale Herkunft, Alter, die<br />
mögliche Bedeutung von Ernährung etc.<br />
Was möchten diese Zielgruppen? Führen Sie<br />
ggf. Fragebogenerhebungen bzw. Gruppen-<br />
diskussionen getrennt nach Geschlecht sowie<br />
gemischtgeschlechtlich mit SchülerInnen,<br />
Schulpersonal bzw. auch Verpflegspersonal<br />
durch. So werden unterschiedliche Vorlieben<br />
sichtbar. Diese verändern sich vielleicht, je<br />
nachdem mit welcher Gruppe Sie arbeiten.<br />
Fragen Sie nach Vorlieben bzw. Verände-<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
rungswünschen der Mädchen <strong>und</strong> der Bur-<br />
schen.<br />
Wer legt die Speisepläne bzw. Sortimente fest?<br />
Wer ist in die Entscheidungen eingeb<strong>und</strong>en?<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Wie viele Frauen/Männer arbeiten in der<br />
Schulverpflegung mit?<br />
Wie viele Frauen/Männer arbeiten <strong>an</strong> der<br />
Speisepl<strong>an</strong>- bzw. Sortimentsgestaltung mit?<br />
Können sich SchülerInnen dar<strong>an</strong> beteiligen?<br />
Wenn ja, Anzahl der beteiligten Mädchen<br />
<strong>und</strong> Burschen <strong>und</strong> Form der Beteiligung.<br />
Wer entscheidet über Leistungsverzeichnis/<br />
Einkauf/Beschaffung?<br />
Ist das Angebot ernährungsphysiologisch <strong>an</strong> die<br />
Zielgruppen <strong>an</strong>gepasst? Entspricht das Angebot<br />
den Nachhaltigkeitskriterien?<br />
-<br />
-<br />
Eine Checkliste für die Menükomponenten-<br />
<strong>an</strong>alyse der Mittags-/Vollverpflegung finden<br />
Sie unter www.gutessen.at<br />
Checkliste Sortiments<strong>an</strong>alyse von Buffet-/<br />
Jausen-/Automaten<strong>an</strong>gebot finden Sie unter<br />
www.gutessen.at<br />
Wie wird das Angebot den Zielgruppen kom-<br />
muniziert (z.B. durch Aushänge, Fotos etc.)?<br />
Welche Mitbestimmungs- <strong>und</strong> Feedbackmög-<br />
lichkeiten sind für SchülerInnen <strong>und</strong> Schulper-<br />
sonal vorgesehen?<br />
-<br />
-<br />
Verwenden diese geschlechtergerechte Spra-<br />
che?<br />
Werden Mädchen <strong>und</strong> Burschen gleicherma-<br />
ßen <strong>an</strong>gesprochen?<br />
Wie ist die Zufriedenheit mit bzw. das Image des<br />
Schulessens? Wie ist die Akzept<strong>an</strong>z des Ange-<br />
botes bei den jeweiligen Zielgruppen? Welche<br />
Wünsche/Ideen für die Verpflegung haben die<br />
Zielgruppen?<br />
-<br />
Erhebung z. B. über Online-Befragungen<br />
oder Workshops mit Klassensprecherinnen<br />
<strong>und</strong> Klassensprechern<br />
Gibt es in der Schulumgebung eine kulinarische<br />
Konkurrenz? Wer (Mädchen/Frauen <strong>und</strong> Bur-<br />
schen/Männer) nutzt diese (warum)? <strong>–</strong> auch<br />
das k<strong>an</strong>n Thema der Befragungen sein<br />
Wie sind die Raum- <strong>und</strong> Org<strong>an</strong>isationsstruk-<br />
turen bzw. das Ambiente bei den Verpflegs<strong>an</strong>-<br />
geboten?
3. Gemeinsam Ziele formulieren<br />
Nach der Analyse der Ist-Situation müssen konkrete<br />
Ziele formuliert werden. Dieser Schritt muss vom Pro-<br />
jektteam gemeinsam durchgeführt werden, denn nur,<br />
wenn alle die gleichen Vorstellungen haben, wo es<br />
hingehen soll, k<strong>an</strong>n das Projekt erfolgreich umgesetzt<br />
werden.<br />
tIPP: MEtHoDE ZUr ZIELDEFINItIoN:<br />
Führen Sie die individuellen Ziele <strong>und</strong> Erwartungen<br />
aller Beteiligten zusammen <strong>und</strong> setzen Sie gemeinsam<br />
Prioritäten:<br />
• Sammlung <strong>und</strong> Bewertung der Ziele<br />
- Was ist mir/uns besonders wichtig? Jede/r<br />
schreibt individuelle Ziele (so konkret als<br />
möglich) auf Kärtchen<br />
- Sammlung aller Ziele auf Plakat/Tafel<br />
- Prioriätensetzung durch Bepunktung (z. B.<br />
vergibt jedes Projektteam-Mitglied 3 Punkte)<br />
• Zielhierarchie festlegen<br />
- Welche Ziele wollen wir in diesem Schuljahr<br />
erreichen, welche verschieben wir auf nächstes<br />
Jahr?)<br />
•<br />
Ziele:<br />
Die Ziele können Querschnittsthemen betreffen,<br />
z. B.:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Sensibilisierung der Verpflegsver<strong>an</strong>twortlichen<br />
für Genderaspekte in der Verpflegung<br />
Nachhaltigkeitskriterien in der Schulverpfle-<br />
gung umsetzen<br />
Burschen für ges<strong>und</strong>e Angebote motivieren<br />
Projekte im Bereich Ernährung <strong>und</strong> <strong>nachhaltig</strong>e<br />
Entwicklung als offene Lernprozesse starten<br />
Koch- <strong>und</strong> Ernährungsunterricht gendersensi-<br />
bel <strong>gestalten</strong><br />
…<br />
oder auch sehr konkrete Angebotsverbesserungen<br />
betreffen, z. B.:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Mittagsverpflegs<strong>an</strong>gebot einführen<br />
Zufriedenheit <strong>und</strong> Frequenz der K<strong>und</strong>Innen<br />
bei Verpflegs<strong>an</strong>geboten steigern<br />
Angebote ernährungsphysiologisch optimieren<br />
Ambiente zielgruppenfre<strong>und</strong>licher <strong>gestalten</strong><br />
…<br />
Ziel Priorität 1: bis w<strong>an</strong>n:<br />
Ziel Priorität 2: bis w<strong>an</strong>n:<br />
Ziel Priorität 3: bis w<strong>an</strong>n:<br />
…<br />
Ziele<br />
konkretisieren<br />
- Ziele so formulieren, dass die Erreichung<br />
überprüfbar ist<br />
4. Maßnahmen festlegen<br />
Wie können die Ziele erreicht werden? Wer ist für<br />
die Umsetzung ver<strong>an</strong>twortlich? Suchen Sie gemein-<br />
sam, z. B. durch Brainstorming oder <strong>an</strong>dere Krea-<br />
tivmethoden, nach geeigneten Maßnahmen bzw.<br />
Lösungsideen. Bei der Pl<strong>an</strong>ung der Umsetzung geht<br />
es darum, Schritte <strong>und</strong> Aufgaben zu formulieren,<br />
Ver<strong>an</strong>twortliche festzulegen <strong>und</strong> einen Zeitpl<strong>an</strong> zu<br />
erstellen.<br />
Maßnahmenpl<strong>an</strong>:<br />
was wer mit wem/womit bis w<strong>an</strong>n<br />
tIPP:<br />
Im Projektteam sind sicher viele Lösungsideen<br />
vorh<strong>an</strong>den. Beim Sammeln unbedingt jede Idee<br />
festhalten, ohne diese zu bewerten, <strong>und</strong> noch<br />
ohne die Durchführbarkeit zu diskutieren.<br />
5. Umsetzung<br />
Setzen Sie nun die gepl<strong>an</strong>ten Maßnahmen um. Wei-<br />
chen Sie nicht von Ihren Zielen ab, wenn kleine Pro-<br />
bleme auftauchen.<br />
6. Evaluierung/Qualitätssicherung<br />
Wurden die gesetzten Ziele erreicht? Wo gibt es wei-<br />
teren H<strong>an</strong>dlungsbedarf? Gendergerechte <strong>und</strong> nach-<br />
haltige Verpflegung ist als Thema nie abgeschlossen.<br />
Nach Erreichen der Ziele geht es darum, die Verpflegs-<br />
situation <strong>an</strong> der Schule immer weiter zu verbessern<br />
<strong>und</strong> <strong>an</strong> die sich immer wieder verändernden Bedürf-<br />
nisse der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>an</strong>zupassen.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Gender- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsaspekte/Schulver-<br />
pflegung in das Schulleitbild/Schulprofil einbrin-<br />
gen.<br />
Im Projektteam die Erfolge evaluieren bzw. die<br />
erreichten Ziele regelmäßig überprüfen (z.B. im-<br />
mer zu Semesterbeginn).<br />
Qualität der Ziele überprüfen <strong>und</strong> bei Bedarf<br />
aktualisieren. Wenn sich Ihre Ziele verändern,<br />
gehen Sie wieder Schritt für Schritt vor.<br />
uMsEtzungsschrittE<br />
19
20<br />
ProJEktbEisPiElE<br />
Projektbeispiele<br />
In den nachfolgenden Projektskizzen werden mögliche Vorgehensweisen<br />
für g<strong>an</strong>z unterschiedliche Ziele vorgestellt:<br />
• Nachhaltigkeitskriterien in der Schulverpflegung umsetzen<br />
• Zufriedenheit <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enfrequenz bei Verpflegs<strong>an</strong>geboten<br />
steigern<br />
• Ambiente zielgruppenfre<strong>und</strong>licher <strong>gestalten</strong><br />
• Burschen <strong>und</strong> Mädchen für ges<strong>und</strong>es Angebot motivieren<br />
Diese sollen Ihnen als Anregung für die Umsetzung Ihrer g<strong>an</strong>z individuellen<br />
Ziele dienen.<br />
Beispiel 1:<br />
Nachhaltigkeitskriterien in der Schulverpflegung umsetzen<br />
teilziel: Bio<strong>an</strong>teil erhöhen<br />
Im Beispiel sind Gender-Aspekte durch hervorgehoben.<br />
1. Analyse der Ausg<strong>an</strong>gssituation<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Derzeitigen Bio<strong>an</strong>teil eruieren<br />
Möglichkeiten für biologischen Einkauf in der<br />
Region recherchieren<br />
Ist das derzeitige Verpflegs<strong>an</strong>gebot auf das sai-<br />
sonale Waren<strong>an</strong>gebot abgestimmt?<br />
Wer legt Speisepläne/Sortimente fest? Ge-<br />
schlechter- <strong>und</strong> Machtverhältnisse bei Ver-<br />
pflegsver<strong>an</strong>twortlichen <strong>und</strong> die Entscheidungs-<br />
strukturen <strong>an</strong>alysieren<br />
Wer sind die derzeitigen (Bio-)Liefer<strong>an</strong>tInnen?<br />
Wer wählt die Liefer<strong>an</strong>tInnen aus? Geschlech-<br />
ter- <strong>und</strong> Machtverhältnisse bei Einkaufsver-<br />
<strong>an</strong>twortlichen <strong>und</strong> die Entscheidungsstruk-<br />
turen <strong>an</strong>alysieren<br />
Ist in der Küche Bio-Know-How vorh<strong>an</strong>den<br />
(Kenntnis der Kennzeichnung …)?<br />
Schulungsbedarf erheben<br />
2. Formulieren des Zieles<br />
Beschaffung regionaler Lebensmittel aus biologischer<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaft, wertmäßiger Anteil: z. B. 25% des<br />
gesamten Wareneinsatzes von Küche <strong>und</strong> Buffet<br />
3. Ideen für die Umsetzung des Zieles sammeln<br />
Mögliche Maßnahmen:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Regionale Verfügbarkeit von Bioware erheben,<br />
Angebote einholen, auch bei bisherigen Liefe-<br />
r<strong>an</strong>ten nach Bio<strong>an</strong>geboten fragen<br />
Wirtschaftlichen Bio-Einsatz pl<strong>an</strong>en (Komponen-<br />
ten mit geringen Mehrkosten auswählen <strong>und</strong><br />
schrittweise einsetzen, Speisepläne <strong>an</strong> saisona-<br />
le Angebote <strong>an</strong>passen, Fleisch<strong>an</strong>teil verringern,<br />
begleitendes Controlling …) Unterstützung ho-<br />
len bei Bio Austria-L<strong>an</strong>desverbänden<br />
Mitgestaltungsmöglichkeit des gesamten Ver-<br />
kaufspersonals bei Sortimentsgestaltung <strong>und</strong><br />
-präsentation (vorh<strong>an</strong>dene innerbetriebliche<br />
Ressourcen nutzen)<br />
Feedbackmöglichkeiten für die Tischgäste (Mäd-<br />
chen <strong>und</strong> Burschen) schaffen, Wünsche <strong>und</strong><br />
Reklamationen ernst nehmen<br />
MitarbeiterInnen schulen<br />
Bio ausloben/auf Bio hinweisen/Bio-Zertifizie-<br />
rung<br />
Bio<strong>an</strong>teil in den Leistungskatalog bei zukünf-<br />
tigen Ausschreibungen aufnehmen<br />
Nachhaltigkeit in das Schulleitbild aufnehmen<br />
Nachhaltigkeit im Unterricht zum Thema ma-<br />
chen, z. B. Projekte zu Einkaufsverhalten von<br />
Frauen/Männern im Bereich Bio …
Beispiel 2:<br />
K<strong>und</strong>Innenfrequenz <strong>und</strong> -zufriedenheit bei Verpflegs<strong>an</strong>geboten steigern<br />
teilziel: wartezeiten am Schulbuffet verringern<br />
Im Beispiel sind Gender-Aspekte durch hervorgehoben.<br />
1. Analyse der Ausg<strong>an</strong>gslage<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Org<strong>an</strong>isation am Buffet<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Verhältnis fertig Vorbereitetes zu „Just-in-<br />
time-Produktion“ erheben<br />
Sortimentsumf<strong>an</strong>g erheben<br />
Werden Gruppen bevorzugt (die Kleinen, die<br />
Lauten, die Erwachsenen ...)?<br />
Gibt es Arbeitsablaufpläne?<br />
Wie ist die Anordnung der Speisen/Ge-<br />
tränke?<br />
Wie viel Vorbereitungszeit steht dem Ver-<br />
kaufspersonal vor Pausen zur Verfügung?<br />
Wie funktioniert die Abrechnung?<br />
Wie ist die Ausstattung?<br />
....<br />
(schulische) Rahmenbedingungen<br />
-<br />
-<br />
-<br />
…<br />
Pausenzeiten<br />
Haben alle zur gleichen Zeit Pause?<br />
Größe der Ausgabezeile<br />
2. Formulieren der Ziele<br />
•<br />
•<br />
•<br />
K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en durch geschlechter-<br />
gerechte Sprache gleichermaßen <strong>an</strong>sprechen<br />
Mehr K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en pro Zeiteinheit<br />
Wartezeiten reduzieren<br />
Wünsche von Mädchen <strong>und</strong> Burschen glei-<br />
chermaßen erfüllen<br />
Ausgewogenheit zwischen jugendlichen <strong>und</strong> er-<br />
wachsenen K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<br />
3. Ideen für die Umsetzung der Ziele sammeln<br />
Mögliche Maßnahmen:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Org<strong>an</strong>isation am Buffet<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
„Renner“ bei Mädchen/Frauen <strong>und</strong> Bur-<br />
schen/Männern erheben <strong>und</strong> davon genug<br />
vorbereiten<br />
St<strong>an</strong>dardisierung der Abläufe<br />
Sonderwünsche auf Vorbestellung eine Pau-<br />
se vorher<br />
Sortiment straffen<br />
Speisenpräsentation optimieren<br />
Arbeitsablaufpläne für das Verkaufspersonal<br />
erstellen<br />
Anordnung Speisen/Getränke<br />
Anordnung Kasse<br />
Ausstattung verbessern<br />
Weiterbildung für Verkaufspersonal<br />
…<br />
Rahmenbedingungen<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
…<br />
Pausenzeiten ändern/staffeln<br />
Ausgabezeile vergrößern<br />
M<strong>an</strong>che Angebote im Snackautomaten ne-<br />
ben dem Buffet verkaufen, um so die Ver-<br />
kaufsfläche zu vergrößern<br />
An großen <strong>Schulen</strong> evtl. mehrere dezentrale<br />
Verkaufsorte<br />
Leitsystem (wie am Bahnhof oder Flughafen),<br />
um Drängeleien zu vermindern<br />
ProJEktbEisPiElE<br />
21
22<br />
ProJEktbEisPiElE<br />
Beispiel 3:<br />
Ambiente zielgruppenfre<strong>und</strong>licher <strong>gestalten</strong><br />
teilziel: Ausreichend geeignete räume (im Speisesaal, bei Buffet- oder Automatenverpflegung, im<br />
Schulhof) für Burschen <strong>und</strong> Mädchen, LehrerInnen schaffen<br />
Im Beispiel sind Gender-Aspekte durch hervorgehoben.<br />
1. Analyse der Ausg<strong>an</strong>gslage<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Sind genug Sitzplätze, oder m<strong>an</strong> muss nach<br />
dem Verzehr gleich wieder gehen?<br />
Wie groß sind die Entfernungen von Klassen- zu<br />
Speiseräumen?<br />
Gibt es ausreichend Rückzugsräume für Mäd-<br />
chen <strong>und</strong> Burschen zum Reden?<br />
Sauberkeit/schmutzige Tische<br />
Lautstärke, Helligkeit, Geruch<br />
Bedürfnisse der Zielgruppen (Mädchen/<br />
Frauen <strong>und</strong> Burschen/Männer) erheben<br />
baulich-räumliche Analyse<br />
…<br />
2. Formulierung des Ziels<br />
Attraktive Rahmenbedingungen bzw. gemütliche Orte<br />
schaffen, wo Burschen <strong>und</strong> Mädchen, LehrerInnen es-<br />
sen können<br />
3. Ideen für die Umsetzung der Ziele sammeln<br />
Mögliche Maßnahmen:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Bei gepl<strong>an</strong>ten Umbaumaßnahmen Raumbe-<br />
darf für Verpflegung berücksichtigen, in die<br />
Pl<strong>an</strong>ung Verpflegsver<strong>an</strong>twortliche (Frauen <strong>und</strong><br />
Männer) <strong>und</strong> VertreterInnen der Zielgruppen<br />
(Mädchen/Frauen <strong>und</strong> Burschen/Männer) ein-<br />
binden <strong>–</strong> <strong>gendergerecht</strong>e Partizipationsmög-<br />
lichkeit<br />
Prüfen, ob sich freie Flächen als Pausenräume/<br />
Speiseräume nutzen lassen<br />
Bedürfnisse der Zielgruppen (Mädchen/<br />
Frauen <strong>und</strong> Burschen/Männer) erheben<br />
Vorh<strong>an</strong>dene Räume „aufwerten“ <strong>und</strong> zu Kom-<br />
munikationsorten machen, durch Sitzgele-<br />
genheiten, Stehtische, Pfl<strong>an</strong>zen, Lärmfänger,<br />
schwarzes Brett etc.<br />
Rituale/Regeln für das gemeinsame Essen erstel-<br />
len (Lärm/Ablauf/Sauberkeit …)<br />
Projekte mit Mädchen <strong>und</strong> Burschen initiie-<br />
ren, um Verpflegsorte zu Kommunikations-<br />
orten zu machen<br />
…
Beispiel 4:<br />
Burschen <strong>und</strong> Mädchen für ges<strong>und</strong>es Angebot motivieren<br />
teilziel: Burschen gezielt <strong>an</strong>sprechen<br />
Im Beispiel sind Gender-Aspekte durch hervorgehoben.<br />
1. Analyse der Ausg<strong>an</strong>gslage<br />
Burschen konsumieren überdurchschnittlich<br />
häufig Softdrinks, fettreiche Fast-Food-Ange-<br />
bote …<br />
Viele Burschen legen vor allem auf gute Sät-<br />
tigung wert, haben Sorge bei „Ges<strong>und</strong>em“<br />
nicht satt zu werden<br />
Auswahlverhalten spiegelt Rollenzuschrei-<br />
bungen wider („Richtige Männer essen kei-<br />
nen Gemüseauflauf“ …)<br />
Viele Burschen fühlen sich von „ges<strong>und</strong>er Er-<br />
nährung“ kaum <strong>an</strong>gesprochen<br />
2. Formulierung des Ziels<br />
Burschen wählen vermehrt ernährungsphysiologisch<br />
optimiertes Angebot<br />
3. Ideen für die Umsetzung des Ziels sammeln<br />
Mögliche Maßnahmen:<br />
•<br />
Nutzungsverhalten von Verpflegs<strong>an</strong>geboten<br />
erheben. Warum sind bestimmte Angebote<br />
für Burschen attraktiv oder nicht attraktiv?<br />
(Gruppendiskussion mit Burschen)<br />
Bedürfnisse der Zielgruppen erheben<br />
Burschen direkt <strong>an</strong>sprechen <strong>und</strong> gezielt ein-<br />
beziehen in die Gestaltung, z. B. bei Sorti-<br />
ments-, Rezepturentwicklung, Kalkulation,<br />
Auslobung, Bewerbung …<br />
Kochen <strong>und</strong> Verpflegen als Arbeit aufwer-<br />
ten <strong>–</strong> bei Schulver<strong>an</strong>staltungen auch Bur-<br />
schen als Köche bzw. bei der Essensausgabe<br />
„einsetzen“<br />
Kurze klare Nutzenbotschaften zu „optimierten“<br />
Speisen formulieren, z.B. Produkt xy steigert die<br />
Leistungsfähigkeit um x Prozent. (Burschen ori-<br />
entieren sich eher <strong>an</strong> Zahlen <strong>und</strong> Fakten.)<br />
•<br />
•<br />
Im Unterricht oder bei sportlichen Aktivitäten<br />
Vorteile der ernährungsphysiologisch opti-<br />
mierten Angebote bzw. von Ernährungs-Know-<br />
how erarbeiten/darstellen. Mögliche Anknüp-<br />
fungspunkte:<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
…<br />
Körperliche <strong>und</strong> geistige Leistungsfähigkeit<br />
durch passendes Essen<br />
Autonomiegewinn durch Ernährungskompe-<br />
tenz<br />
Statusgewinn als Kenner <strong>und</strong> Genießer<br />
Soziale Anerkennung durch kulinarische<br />
Leistungen (z.B. Kräftemessen beim Schau-<br />
kochen)<br />
Sinnlose Kalorien (z.B. bei Softdrinks vs. Po-<br />
werdrinks)<br />
Kritische Reflexion des traditionellen Män-<br />
nerbildes, Flexibilisierung männlicher Rol-<br />
lenbilder (siehe auch www.neue-wege-<br />
fuer-jungs.de)<br />
…<br />
ProJEktbEisPiElE<br />
23
24<br />
sErVicE<br />
weiterführendes/Links/Literatur<br />
gutessen consulting bietet Beratung für <strong>Schulen</strong> <strong>an</strong>.<br />
Sie möchten in Ihrer Schule ein Verpflegs<strong>an</strong>gebot, das<br />
Mädchen <strong>und</strong> Burschen schmeckt <strong>und</strong> deren alters-<br />
gemäße Entwicklung optimal unterstützt?<br />
Wir <strong>an</strong>alysieren Ihr Angebot (nach ernährungsphysio-<br />
logischen <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsaspekten), informieren<br />
Sie über die Möglichkeiten eines konkreten, ges<strong>und</strong>-<br />
heitsfördernden Verpflegs<strong>an</strong>gebotes in Ihrer Schule<br />
<strong>und</strong> beraten Sie bei der Umsetzung <strong>–</strong> von der Jause<br />
bis zur Mittagsverpflegung. www.gutessen.at<br />
Knoll & Szalai oeg bietet Genderberatung <strong>und</strong><br />
Gendertrainings für <strong>Schulen</strong> <strong>an</strong> <strong>und</strong> unterstützt beim<br />
Einbringen der Genderperspektive in das eigene pro-<br />
fessionelle H<strong>an</strong>deln. www.knollszalai.at<br />
Forum Umweltbildung bietet für MultiplikatorInnen<br />
im Bildungsbereich eine breite Palette <strong>an</strong> Materialien,<br />
Publikationen, Ver<strong>an</strong>staltungen, umf<strong>an</strong>greichen<br />
Webseiten, Projektbeispielen sowie die Möglichkeit<br />
zur Vernetzung über das Dekadenbüro, die Bildungs-<br />
l<strong>an</strong>dkarte, das Schulnetzwerk ÖKOLOG <strong>und</strong> das Um-<br />
weltzeichen für <strong>Schulen</strong> bzw. für Außerschulische<br />
Bildungseinrichtungen. Außerdem können schulische<br />
<strong>und</strong> außerschulische Projekte über den Bildungsför-<br />
derungsfonds mit bis zu 10.000 € gefördert werden.<br />
www.umweltbildung.at/<br />
Publikationen zum thema<br />
Schulverpflegung:<br />
Das gute Schulbuffet <strong>–</strong><br />
von der Idee zur Umsetzung<br />
Von der Idee<br />
zur Umsetzung<br />
Praxis-Leitfaden für alle, denen die Jause<br />
in der Schulpause am Herzen liegt<br />
Praxisleitfaden von gutes-<br />
sen consulting, erstellt in<br />
Kooperation mit der ÖGE<br />
<strong>und</strong> mit Unterstützung<br />
des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für L<strong>an</strong>d- <strong>und</strong> Forstwirt-<br />
schaft, Umwelt <strong>und</strong> Was-<br />
serwirtschaft, Abt. II/3, im<br />
Rahmen der UN Dekade<br />
für <strong>nachhaltig</strong>e Bildung,<br />
Wien, 2008: 2. Auflage.<br />
Kostenlos als Printversion oder als Download (PDF)<br />
unter www.gutessen.at/schule.html<br />
Die gute Schuljause für Volksschulen <strong>–</strong><br />
Erfolgsfaktoren für die professionelle Einfüh-<br />
rung eines <strong>nachhaltig</strong>en Jausen<strong>an</strong>gebotes<br />
Die gute Schuljause<br />
in der Volksschule<br />
Erfolgsfaktoren für die professionelle Einführung<br />
eines <strong>nachhaltig</strong>en Jausen<strong>an</strong>gebotes<br />
www.gutessen.at/schule.html<br />
Praxisleitfaden von gutes-<br />
sen consulting mit Unter-<br />
stützung des B<strong>und</strong>esmini-<br />
steriums für L<strong>an</strong>d- <strong>und</strong><br />
Forstwirtschaft, Umwelt<br />
<strong>und</strong> Wasserwirtschaft,<br />
Abt. II/3 im Rahmen des<br />
Bildungsförderungsfonds,<br />
Wien, 2008. Kostenlos als<br />
Printversion oder als<br />
Download (PDF) unter
Publikationen zum thema Gender, Nachhaltigkeit, Ernährung <strong>und</strong> <strong>Schulen</strong>:<br />
Gender <strong>und</strong> Bildung für Nachhaltige Entwicklung<br />
Blickpunkt Gender.<br />
Ein Leitfaden zur Mediengestaltung<br />
Blickpunkt Gender<br />
Ein Leitfaden zur Mediengestaltung<br />
Knoll, Bente; Szalai, Elke<br />
(2005): hrsg. vom B<strong>und</strong>es-<br />
ministerium für L<strong>an</strong>d- <strong>und</strong><br />
Forstwirtschaft, Umwelt<br />
<strong>und</strong> Wasserwirtschaft,<br />
Wien. Kostenlos als Down-<br />
load (PDF) www.knoll<br />
szalai.at/download.htm<br />
Knoll, Bente; Szalai, Elke<br />
(2007): hrsg. vom B<strong>und</strong>es-<br />
ministerium für L<strong>an</strong>d- <strong>und</strong><br />
Forstwirtschaft, Umwelt<br />
<strong>und</strong> Wasserwirtschaft,<br />
Abt. II/3, Wien. Kostenlos<br />
als Download (PDF) www.<br />
knollszalai.at/download.<br />
htm<br />
ÖKoLoG & Gender. ÖKoLoG-<strong>Schulen</strong> <strong>–</strong><br />
aus dem Blickpunkt Gender betrachtet<br />
ÖKOLOG<br />
GENDER<br />
&<br />
ÖKOLOG-<strong>Schulen</strong> <strong>–</strong> aus dem<br />
Blickpunkt Gender betrachtet<br />
Knoll, Bente; Szalai, Elke<br />
(2009): hrsg. vom Bun-<br />
desministerium für Unter-<br />
richt, Kunst <strong>und</strong> Kultur,<br />
Abt. V/11, Wien.<br />
websites im schulischen Bereich <strong>–</strong> Anregungen<br />
für eine gendersensible Gestaltung<br />
Websites im schulischen Bereich<br />
Anregungen für eine gendersensible Gestaltung<br />
Geschlechtergerechter<br />
Sprachgebrauch<br />
Übereinstimmung zwischen<br />
Bild- <strong>und</strong> Textbotschaften<br />
Layout <strong>und</strong> Usability<br />
Diskriminierungsfreie<br />
Bildauswahl<br />
Navigation<br />
Content/Inhalte<br />
Leitfaden für eine ge-<br />
schlechtergerechtenGe- staltung von Schulwebsites<br />
Knoll, Bente; Szalai, Elke<br />
(2009): hrsg. vom B<strong>und</strong>es-<br />
ministerium für Unterricht,<br />
Kunst <strong>und</strong> Kultur, Abtei-<br />
lung Gender <strong>und</strong> Schule.<br />
Kostenlos als Download<br />
(PDF) www.bmukk.gv.<br />
at/gleichstellung-schule/<br />
Nachhaltige Geschlechter-Bilder. Studie zu Gen-<br />
deraspekten in ausgewählten Medien in den Be-<br />
reichen Umwelt <strong>und</strong> Nachhaltige Entwicklung<br />
Knoll, Bente; Szalai, Elke (2007): hrsg. vom B<strong>und</strong>esmi-<br />
nisterium für L<strong>an</strong>d- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Umwelt <strong>und</strong><br />
Wasserwirtschaft. Abt. II/3, Wien Kostenlos als Down-<br />
load (PDF) www.knollszalai.at/download.htm<br />
Ges<strong>und</strong>en Appetit!<br />
It<br />
Ernährung ist ein Schlüs-<br />
selbereich auf dem Weg<br />
zu einer Nachhaltigen<br />
Entwicklung. Schule k<strong>an</strong>n<br />
hier beispielgebend wir-<br />
ken <strong>und</strong> das Verbraucher-<br />
verhalten von Schüle-<br />
rInnen l<strong>an</strong>gfristig ändern.<br />
Die vorliegende Broschü-<br />
re stellt erfolgreiche Bei-<br />
spielprojekte aus österrei-<br />
chischen <strong>Schulen</strong> vor <strong>und</strong> macht Lust, die eine oder<br />
<strong>an</strong>dere Idee mit SchülerInnen auszuprobieren. Im Ser-<br />
viceteil finden sich ausgewählte Bücher, Materialien,<br />
Links <strong>und</strong> wichtige Kontaktadressen sowie Informa-<br />
tionen.<br />
Zu bestellen unter: www.umweltbildung.at/cgi-<br />
bin/cms/af.pl?navid=58<br />
(für ÖKOLOG-<strong>Schulen</strong> gratis)<br />
sErVicE<br />
25
26<br />
sErVicE<br />
KonsUmsicht <strong>–</strong><br />
Nachhaltiger Konsum <strong>und</strong> Lebensstile<br />
Konsum <strong>und</strong> Lebensstile<br />
sind Schlüsselbereiche auf<br />
dem Weg zu einer Nach-<br />
haltigen Entwicklung.<br />
KonsUmsicht gibt in aus-<br />
gewähltenPraxisbeispie- len einen Überblick über<br />
mögliche Annäherung: Er-<br />
nährungsgewohnheiten in<br />
verschiedenen Ländern<br />
werden hinterfragt, das<br />
Siegel „Fair Trade“ <strong>und</strong> Unternehmensethik-Tests wer-<br />
den vorgestellt. Den Bewertungsschemata wie dem<br />
ökologische Fußabdruck, der Materialfluss<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong><br />
dem Futuro ist ein Kapitel gewidmet. Ein weiterer wich-<br />
tiger Punkt der Broschüre ist das Thema Schulden - als<br />
geborgte Zukunft, als fehlende Nachhaltigkeit.<br />
Reflexion, Hinter-die-Dinge-Sehen, Sichtbarmachen<br />
von Zusammenhängen führen zu bewusstem H<strong>an</strong>-<br />
deln <strong>und</strong> somit zu <strong>nachhaltig</strong>em Konsumverhalten.<br />
Zu bestellen unter: www.umweltbildung.at/cgi-<br />
bin/cms/af.pl?navid=58<br />
Ökologischer Fußabdruck in der Schule - Impulse,<br />
Szenarien <strong>und</strong> Übungen für die Sek<strong>und</strong>arstufe<br />
Diese Broschüre unter-<br />
stützt PädagogInnen bei<br />
der Anwendung des Foot-<br />
print im Unterricht. Neben<br />
einer umf<strong>an</strong>greichen Me-<br />
thodensammlung befasst<br />
sich ein eigenes Kapitel<br />
mit Szenarien, wie bei<br />
einem solch polarisie-<br />
renden Thema mit unter-<br />
schiedlichen Emotionen<br />
in einer Gruppe umgeg<strong>an</strong>gen werden k<strong>an</strong>n.<br />
Gratis Download unter: www.umweltbildung.at/<br />
cgi-bin/cms/af.pl?contentid=11630
<strong>Esskultur</strong> <strong>an</strong> <strong>Schulen</strong><br />
Im Leitfaden „<strong>Esskultur</strong> <strong>an</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>–</strong> <strong>nachhaltig</strong> <strong>und</strong> <strong>gendergerecht</strong> <strong>gestalten</strong>“ fin-<br />
den Sie Anregungen <strong>und</strong> tipps, wie kleine <strong>und</strong> große Vorhaben bei der Verbesse-<br />
rung der Verpflegung <strong>an</strong> Ihrer Schule durch den Fokus auf „Gender- <strong>und</strong> Nachhal-<br />
tigkeitsaspekte“ l<strong>an</strong>gfristig besser gelingen können. Konkret wird die mögliche<br />
Vorgehensweise <strong>an</strong> den Beispielen<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Zufriedenheit <strong>und</strong> Frequenz bei Verpflegs<strong>an</strong>geboten steigern bzw. wartezeiten<br />
am Schulbuffet verringern<br />
Ambiente zielgruppenfre<strong>und</strong>licher <strong>gestalten</strong> (geeignete räume schaffen)<br />
Burschen <strong>und</strong> Mädchen für ein ges<strong>und</strong>es Angebot motivieren<br />
Nachhaltigkeitskriterien in der Schulverpflegung umsetzen<br />
dargestellt.<br />
Im Auftrag des