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Stubai Magazin

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Knödeltest " dumplings test<br />

32<br />

Die Knödelprofis<br />

Über kaum etwas lässt sich in Tirol so trefflich streiten wie über den perfekten<br />

Speckknödel. Wir haben sie überall getestet – von 900 bis 2900 Metern Höhe,<br />

von der Alm bis zum Gourmetrestaurant. Peter Linden<br />

Tschangelair Alm (1390 m)<br />

Sonja Mayerhofer ist 53 Jahre alt und wenn ihre<br />

Schätzung stimmt, hat sie in ihrem Leben schon<br />

100.000 Speckknödel gerollt. „Zehn am Tag“, sagt die<br />

Wirtin der Tschangelair Alm. Es begann in der Mittelschule,<br />

im Kochunterricht und danach hörte es nie<br />

mehr auf mit den Knödeln. So gierig sind ihre Gäste<br />

auf das Tiroler Nationalgericht, dass Sonja<br />

Mayerhofers Rezept für ganze Kompanien formuliert<br />

ist: Viereinhalb Kilo Knödelbrot, 20 Eier, zwei<br />

Liter Milch, ein Kilo Bauchspeck, ein Kilo Zwiebeln<br />

und ein dicker Bund Petersilie. Geknetet wird<br />

im Wäschebottich, stundenlang mit der Hand, „da<br />

musst du Kraft haben“, sagt die Köchin. Am Ende<br />

stehen 100 Knödel, zehn für den Tagesbedarf, 90 für<br />

die Tiefkühltruhe. Die allergrößte Kritikerin ist ihre<br />

Mutter, doch die kommt nie auf die Alm. Eher schon<br />

fährt Sonja Mayerhofer die paar Kilometer hinunter<br />

nach Fulpmes, „da schmecken die Knödel am besten“.<br />

Hotel Jagdhof (1000 m)<br />

Dass es bei Mama am besten schmeckt – bei dieser<br />

Tatsache enden auch schon die Gemeinsamkeiten<br />

zwischen Sonja Mayerhofer und Thomas Strasser,<br />

dem 30-jährigen Chefkoch des Luxushotels Jagdhof<br />

in Neustift. Die Unterschiede beginnen bei den Mengen<br />

und erstrecken sich in die kleinen, feinen Details.<br />

Thomas Strasser braucht eine gute Stunde für zehn<br />

gute Speckknödel. Eine Zwiebel, klein gehackt, schwitzt<br />

er in 40 Gramm Butter an, später kommen 0,1 Liter<br />

lauwarme Milch und drei Eier hinzu. Zur selben Zeit<br />

schneidet er 300 Gramm Bauchspeck in Würfel und<br />

lässt sie in etwas Öl anschwitzen. All das plus 30 Gramm<br />

gehackter, frischer Petersilie, ergießt sich über sechs zu<br />

Knödelbrot geschnittene, trockene Semmeln, wird zu<br />

Teig geknetet und muss dann eine halbe Stunde ruhen.<br />

Jetzt wird Thomas Strasser filigran: Mit dem Eisportionierer<br />

holt er ein Kügelchen aus der Teigmasse und<br />

lässt es ins kochende Wasser plumpsen. Nach zwei<br />

Minuten reduziert er die Temperatur und wartet ab.<br />

Zehn Minuten vergehen, ehe der Testknödel fertig ist.<br />

Erst dann werden die anderen Knödel zubereitet.<br />

Gleinserhof (1420 m)<br />

Wenn man Maria Hammer glauben darf, sind ziemlich<br />

viele <strong>Stubai</strong>er hinter ihren Speckknödeln her.<br />

Zumindest hinter ihrem Rezept: „Immer wieder<br />

fragen welche, wie wir die machen“, erzählt die<br />

Wirtin des hoch über Schönberg gelegenen Alpengasthofs<br />

und schaut ziemlich stolz ins Tal hinunter.<br />

Dabei unterscheidet sich ihr schriftliches Rezept<br />

nur in Nuancen von jenem des Jagdhofs, bis, ja bis<br />

ihr 53-jähriger Ehemann Alois, gestählt durch die<br />

harte Arbeit im Stall und auf den Almwiesen, mit<br />

seinen riesengroßen Händen in den Teig greift.<br />

„Wie die Hände, so die Knödel“, sagt Alois Hammer<br />

und formt einen gewaltigen Klumpen zu einer<br />

gewaltigen Kugel – die größten Speckknödel im<br />

ganzen Tal. Vielleicht ist das das Geheimnis der<br />

Speckknödel vom Gleinserhof. Natürlich darf auch<br />

nicht an der Qualität der Zutaten gespart werden.<br />

„Milch von der Alm, genug Eier und kein Mehl“,<br />

warnt Maria Hammer, „sonst wird der Knödel ein<br />

wildes Geschoss“. So aber liegt er am Ende locker<br />

und würzig in der guten Suppe und im Magen. Und<br />

wären da nicht die hauseigenen Spinat- und Käseknödel,<br />

der Speckknödelumsatz von 500 pro Monat<br />

wäre noch viel größer.

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