Mit Jesus in einem Boot - Bonifatiuswerk
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Gedanken für die Erwachsenen<br />
���<br />
Die Liebe ist unser Element<br />
Die Liebe Gottes ist unserer eigentliches Element, genauso wie es für den Fisch das Wasser ist. Meister<br />
Eckart, der größte deutsche Mystiker, fand dafür e<strong>in</strong>en Vergleich, der auch mit Fischfang zu tun hat. Bei<br />
ihm werden die Fische aber nicht mit dem Fischernetz gefangen, sondern mit e<strong>in</strong>er Angel. Wenn Angler<br />
sich e<strong>in</strong>en guten Fang wünschen, dann rufen sie nach altem Brauch e<strong>in</strong>ander „Petri Heil!“ zu. Sie hoffen<br />
damit auf e<strong>in</strong>en ebenso reichen Fang wie e<strong>in</strong>st Petrus, als er se<strong>in</strong> Netz voller Fische hatte. Genauso hofft<br />
Gott auf e<strong>in</strong>en reichen Fang unter den Menschen. Allerd<strong>in</strong>gs angelt Gott nach uns mit e<strong>in</strong>er ganz besonderen<br />
Angelrute, der Liebe. Gott wirft se<strong>in</strong>e verlockende Liebe <strong>in</strong> den Fluss unseres Lebens, genau wie<br />
e<strong>in</strong> Angler das mit se<strong>in</strong>er Angelrute macht. Und dann wartet Gott geduldig darauf, dass wir bei se<strong>in</strong>er<br />
Liebe „anbeißen“. Wer das erlebt, dem geht es ähnlich wie e<strong>in</strong>em Fisch an der Angel: „Mag er sich noch<br />
so h<strong>in</strong> und her wenden“ – er kommt e<strong>in</strong>fach nicht mehr los. Gott hat sich uns geangelt! Wer sich <strong>in</strong> Gott<br />
verliebt hat, der hängt ganz fest an der Angelschnur der Liebe. Meister Eckart sagt: „Nichts macht dich<br />
Gott so zu eigen, noch dir Gott so zu eigen wie dieses süße Band. Wer diesen Weg gefunden hat, der<br />
suche ke<strong>in</strong>en anderen.“<br />
Beruf: Menschenfischer<br />
Genau das ist e<strong>in</strong> paar Fischern vor zweitausend Jahren passiert, als sie <strong>Jesus</strong> aus Nazareth trafen. Er ver-<br />
Bitter für e<strong>in</strong>en Fischer …<br />
Albert Bies<strong>in</strong>ger<br />
Bitter ist es für e<strong>in</strong>en Fischer, wenn er<br />
e<strong>in</strong>e ganze Nacht auf dem Wasser ist<br />
und ke<strong>in</strong>e Fische im Netz mit nach Hause<br />
nehmen kann.<br />
Wenn <strong>Jesus</strong> das Bild vom reichen Fischfang<br />
wählt, dann me<strong>in</strong>t er: Ihr seid<br />
e<strong>in</strong>geladen zum Leben, ihr müsst nicht<br />
hungern. Es geht um das Leben im Be-<br />
Reich Gottes.<br />
Das wahre Leben ist aber nicht nur<br />
Essen und Tr<strong>in</strong>ken. Das Leben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
tieferen S<strong>in</strong>ne ist Geme<strong>in</strong>schaft<br />
der Menschen untere<strong>in</strong>ander. Nicht<br />
isoliert, e<strong>in</strong>sam vor sich h<strong>in</strong>vegetieren<br />
müssen, sondern geme<strong>in</strong>sam auf dem<br />
Weg zu se<strong>in</strong> zum großen Ziel unseres<br />
Lebens.<br />
Dieses Bild vom reichen Fischfang birgt<br />
die große Vision <strong>in</strong> sich: Ihr gehört zu<br />
Gott, zum Be-Reich Gottes und nicht<br />
zum Be-Reich der Zerstörung, und ihr<br />
gehört auch nicht zum Be-Reich des<br />
ewigen Todes.<br />
Will man dieses Bild <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geheimnishaftigkeit<br />
verstehen, dann geht es<br />
um Leben über den Tod h<strong>in</strong>aus – <strong>in</strong> der<br />
Geme<strong>in</strong>schaft mit Gott.<br />
Marion Küstenmacher,<br />
Religionspädagog<strong>in</strong>, Buchautor<strong>in</strong>,<br />
Gröbenzell<br />
Autor<strong>in</strong><br />
Bei manchen Mystikern f<strong>in</strong>det sich diese frühe Vorstellung<br />
wieder, so zum Beispiel bei Mechthild von Magdeburg (um<br />
1207-1282):<br />
Der Fisch kann im Wasser nicht ertr<strong>in</strong>ken …<br />
Gott hat allen Geschöpfen und D<strong>in</strong>gen das gegeben,<br />
dass sie ihrer eigenen Natur entsprechend leben können.<br />
Und me<strong>in</strong>e Natur ist es, dass ich mich auf Gott zubewege.<br />
Albert Bies<strong>in</strong>ger, Professor für Religionspädagogik,<br />
Universität<br />
Tüb<strong>in</strong>gen, renommierter<br />
Autor zahlreicher religionspädagogischer<br />
Werke<br />
Autor<br />
körperte Gottes Liebe so sehr, dass sie alle an ihr hängen blieben. Aus<br />
Fischern wurden Jünger, aus dem Fischer Simon der Menschenfischer<br />
Petrus. Auf diesen seltsamen Beruf „Menschenfischer“ hat <strong>Jesus</strong> das Copyright,<br />
er hat ihn erfunden. E<strong>in</strong> Menschenfischer muss selbst Gott <strong>in</strong>s<br />
Netz der Liebe gegangen se<strong>in</strong> und wissen, wie man zu se<strong>in</strong>er eigenen<br />
seelischen Tiefe und Fülle kommen kann. E<strong>in</strong> Menschenfischer kennt die<br />
guten „Fanggründe“ <strong>in</strong> der Seele. Er kann ihre Schätze an Land ziehen<br />
und auch anderen Menschen helfen, <strong>in</strong> ihrem Inneren den sensationellen<br />
Fang der Gottesliebe zu machen.<br />
Die Botschaft des Fischerr<strong>in</strong>gs<br />
Wer das kann, ist <strong>in</strong> Jesu Augen e<strong>in</strong> Menschenfischer, e<strong>in</strong>e geistliche<br />
Führungspersönlichkeit, zu der auch Simon Petrus heranreifte. Jeder<br />
neue Papst steht vor der gleichen Aufgabe wie der Apostel Petrus, der<br />
Patron aller Fischer und Angler. Als Nachfolger Petri bekommt der Papst<br />
darum seit Jahrhunderten e<strong>in</strong>en goldenen Fischerr<strong>in</strong>g (late<strong>in</strong>isch: anulus<br />
piscatoris), auf dem Petrus zu sehen ist, wie er das volle Fischernetz<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong> <strong>Boot</strong> zieht. Diesen R<strong>in</strong>g trägt der Papst vom ersten Augenblick<br />
se<strong>in</strong>es Pontifikats bis zu se<strong>in</strong>em letzten Atemzug. Da ist sie wieder, im<br />
Fischerr<strong>in</strong>g, die Urer<strong>in</strong>nerung an die Tiefe <strong>in</strong> der Seele des Menschen<br />
und die Chance, aus dieser Tiefe Leben <strong>in</strong> Fülle zu gew<strong>in</strong>nen. Das ist das<br />
Vermächtnis des Petrus, der diese Erfahrung mit Hilfe von <strong>Jesus</strong> machen<br />
durfte. Und das ist auch der Auftrag des Papstes. Denn e<strong>in</strong> guter Papst<br />
wird immer <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Menschenfischer se<strong>in</strong>, der mit se<strong>in</strong>er Liebe<br />
zu Gott dafür sorgt, dass sich auf der ganzen Welt Menschen <strong>in</strong>s Netz der<br />
Gottesliebe ziehen lassen.