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Unzensuriert Magazin Sondernummer Wehrpflicht

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unzensuriert.at<br />

MAGAZIN<br />

unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at<br />

Sonderausgabe<br />

„Wehrpfl icht“<br />

„In Stein gemeißelt“<br />

Die Wehrpfl ichtlüge der SPÖ<br />

Wehrpfl icht: Stimmung im Land steigt<br />

Grundwehrdienst attraktivieren<br />

Kasernen vor dem Aus<br />

Das Schweden-Modell im Vergleich<br />

Deutschland will Ausländer rekrutieren<br />

Petition „Pro Wehrpfl icht“<br />

www.pro-wehrpfl icht.at<br />

Sonderausgabe • Jg 1 • März 2011<br />

www.unzensuriert.at


2 UNZENSURIERT.AT<br />

<strong>Unzensuriert</strong> jetzt<br />

auch als <strong>Magazin</strong><br />

<strong>Unzensuriert</strong>.at berichtet seit mehr<br />

als zwei Jahren aktuell über Themen,<br />

denen von der Masse der Medien nicht<br />

die ausreichende Beachtung geschenkt<br />

wird. Warum nun zusätzlich ein <strong>Unzensuriert</strong>-<strong>Magazin</strong>?<br />

Weil manche Themen zu wichtig sind, um<br />

sie ausschließlich der tagespolitischen<br />

Debatte zu überlassen. Weil die Vorstufe<br />

einer eigenen Meinung grundlegende<br />

Faktenkenntnis sein sollte, die von den<br />

Politikern im emotionalen Wettstreit um<br />

Wählerstimmen kaum mitgeliefert wird.<br />

Deshalb legen wir Anfang April nach dieser<br />

Sonderausgabe ein erweitertes <strong>Unzensuriert</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

zur Wehrpfl icht auf<br />

und widmen uns fortan viermal im Jahr<br />

Bestellschein<br />

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den Grundlagen der großen Themen, die<br />

das Land bewegen, ergänzt durch Interviews<br />

und Reportagen sowie spannende<br />

Hintergrundgeschichten zur aktuellen<br />

Internet-Berichterstattung.<br />

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den Fortbestand unserer Internet-Zeitung<br />

und fördern auch die Verbreitung<br />

des <strong>Magazin</strong>s unter Jugendlichen und<br />

Studenten, denen wir besonders günstige<br />

Bezugspreise anbieten.<br />

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<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „Wehrpfl icht“ • März 2011<br />

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Sonderausgabe<br />

„Wehrp� icht“<br />

„In Stein gemeißelt“<br />

Die Wehrpfl ichtlüge der SPÖ<br />

Impressum<br />

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„Wehrp� icht“<br />

Die Wehrpfl ichtlüge der SPÖ<br />

Wehrpfl icht: Stimmung im Land steigt<br />

Grundwehrdienst attraktivieren<br />

Kasernen vor dem Aus<br />

Das Schweden-Modell im Vergleich<br />

Deutschland will Ausländer rekrutieren<br />

Petition „Pro Wehrpfl icht“<br />

www.pro-wehrpfl icht.at<br />

Sonderausgabe<br />

Sonderausgabe<br />

„In Stein gemeißelt“<br />

Wehrpfl icht: Stimmung im Land steigt<br />

Grundwehrdienst attraktivieren<br />

Kasernen vor dem Aus<br />

Das Schweden-Modell im Vergleich<br />

Deutschland will Ausländer rekrutieren<br />

Petition „Pro Wehrpfl icht“<br />

www.pro-wehrpfl icht.at<br />

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Entwicklungen aus dem Jahr<br />

2010 auf und setzt die Ereignisse<br />

in einen Zusammenhang.<br />

Sonderausgabe • Jg 1 • März 2011<br />

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Titelbild: Bundesheer<br />

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dem Schwerpunktthema „Wehrpfl icht“. Abonnenten<br />

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Bei Schüler, Student & GWD bitte Ausweiskopie beilegen.


<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „Wehrpfl icht“ • März 2011<br />

Liebe Soldatinnen<br />

und Soldaten!<br />

Schon lange nicht stand das Bundesheer so sehr im öffentlichen<br />

Interesse wie in diesen Wochen und Monaten.<br />

Doch die notwendige Debatte über eine Reform des<br />

Heeres ist zur Farce geraten. MARTIN GRAF<br />

Ohne die nötige Grundlage in Form<br />

einer Sicherheitsdoktrin tobt der<br />

Streit über die Organisationsform. Wehrpfl<br />

icht oder Berufsheer lautet die Frage,<br />

auf welche die Zukunft der Landesverteidigung<br />

reduziert wird.<br />

Ich bin in dieser Frage ganz klar positioniert,<br />

weil die Abschaffung der Wehrpfl<br />

icht Folgen hätte, die ich für unser<br />

Österreich nicht haben will. Weil ein<br />

Berufsheer leicht den Bezug zum Volk<br />

verlieren kann. Weil ein Staatsbürger<br />

nicht nur Rechte, sondern auch Pfl ichten<br />

haben soll. Und weil das Ende der<br />

Wehrpfl icht gleichbedeutend ist mit<br />

der völligen Aufgabe unserer Neutra-<br />

Editorial<br />

Als die ersten Anzeichen der Wehrpfl<br />

icht-Debatte am politischen Horizont<br />

erkennbar waren, hat „<strong>Unzensuriert</strong><br />

- Verein zur Förderung der Medienvielfalt“<br />

die Petition „Pro Wehrpfl icht“ gestartet,<br />

um jenen eine Plattform zu bieten,<br />

die den Wert eines unabhängigen<br />

Österreichischen Bundesheeres anerkennen<br />

und beibehalten wollen.<br />

ALEXANDER HÖFERL<br />

Chefredakteur<br />

Die Dynamik der letzten Monate hat<br />

gezeigt, dass wir die Lage richtig eingeschätzt<br />

haben. Minister Darabos wurde<br />

von den SPÖ-Granden zur Umkehr seiner<br />

Argumentation gezwungen und kämpft<br />

seither mit Leidenschaft gegen seine eigenen<br />

Aussagen und Bekenntnisse aus<br />

der jüngsten Vergangenheit.<br />

lität und auch der Souveränität. Landesverteidigung<br />

wäre nur noch in internationalen<br />

Verbänden möglich. Man<br />

kann über all das diskutieren, aber<br />

bitte sachlich! Wer Berufsheer sagt, muss<br />

auch die Konsequenzen deutlich machen.<br />

Wer Berufsheer sagt, darf nicht die<br />

Kosten verschleiern und gering rechnen<br />

lassen. Doch den Wehrpfl icht-Gegnern<br />

gehen die Emotionen so sehr durch, dass<br />

der Verteidigungsminister gar im Zorn<br />

den Generalstabschef absetzt.<br />

Die Gegner der Wehrpfl icht machen, unterstützt<br />

von manchen Medien, viel Lärm<br />

und Wind. Die Befürworter – und ich bin<br />

sicher, dass sie in der Bevölkerung, ganz<br />

Als unabhängiges Internet-Medium<br />

(www.unzensuriert.at) legen wir derzeit<br />

einen Schwerpunkt auf die Berichterstattung<br />

über die Wehrpfl icht-Debatte<br />

und beziehen klar Stellung – aus tiefster<br />

Überzeugung und weil Medienvielfalt<br />

auch bedeutet, dem Übergewicht der<br />

Kronen Zeitung und ihrer einseitigen<br />

Propaganda etwas entgegen zu setzen.<br />

In unserer Internet-Zeitung fi nden Sie<br />

täglich aktuelle kritische Berichte über<br />

Themen, denen von den großen Medien<br />

nicht ausreichend Bedeutung beigemessen<br />

wird. Dem Thema Wehrpfl icht wid-<br />

MEINUNG3<br />

Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ) ist Dritter<br />

Nationalratspräsident in Österreich.<br />

besonders aber im Bundesheer in der<br />

Mehrheit sind – müssen sich daher auch<br />

laut und deutlich bekennen. Mittlerweile<br />

haben sich zahlreiche Initiativen formiert,<br />

um die Wehrpfl icht zu erhalten.<br />

Zeigen Sie bitte Flagge und kämpfen Sie<br />

mit mir und vielen anderen für die Sicherheit<br />

unseres Landes!<br />

BESUCHEN SIE UNS AUF<br />

www.unzensuriert.at<br />

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men wir abseits vom Tagespolitischen<br />

auch die erste Ausgabe unseres <strong>Magazin</strong>s,<br />

die Anfang April erscheinen wird.<br />

Zahlreiche Heeresexperten werden darin<br />

zu Wort kommen.<br />

Auf Seite 2 haben Sie die Möglichkeit,<br />

das vierteljährlich erscheinende <strong>Unzensuriert</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

zu abonnieren, unser<br />

Jahrbuch mit den spannendsten politischen<br />

Themen aus dem Jahr 2010 zu<br />

bestellen und sich für unseren täglich<br />

Infobrief anzumelden.<br />

FPÖ


4 POLITIK<br />

Stimmung für<br />

<strong>Wehrpflicht</strong> steigt<br />

Immer wieder kommt aus<br />

der Politik der Vorschlag, die<br />

Frage der <strong>Wehrpflicht</strong> einer<br />

Volksabstimmung oder zumindest<br />

einer Volksbefragung<br />

zu unterziehen.<br />

An der Ernsthaftigkeit darf gezweifelt<br />

werden, denn im Nationalrat<br />

stimmten die Regierungsparteien SPÖ<br />

und ÖVP gegen beide Vorhaben. Trotzdem<br />

wird die Stimmung in der Bevölkerung<br />

regelmäßig erhoben. Dabei<br />

zeichnet sich ab, dass die Zustimmung<br />

zur <strong>Wehrpflicht</strong> steigt. Hier einige Ergebnisse:<br />

Das Institut „OGM“ hat dreimal innerhalb<br />

der letzten drei Monate die<br />

Zahlen erhoben. Zunächst lagen die<br />

Berufsheer-Befürworter mit 54 zu 41<br />

Prozent deutlich vorne, einen Monat<br />

später stand es nur noch 49 zu 43<br />

Prozent, und am 25. Februar 49 zu 46<br />

Prozent.<br />

Bei anderen Instituten findet der Verteidigungsminister<br />

mit seinem Modell<br />

gar keine Mehrheit. In Niederösterreich<br />

– immerhin dem bevölkerungsmäßig<br />

zweitgrößten Bundesland – sprachen<br />

sich laut „GfK“ am 7. Februar 57<br />

Prozent für die <strong>Wehrpflicht</strong> und nur 39<br />

Prozent dagegen aus. Ähnlich das Bild<br />

in einer bundesweiten Umfrage des<br />

Linzer „market“-Instituts, ebenfalls<br />

von Anfang Februar: 56 zu 40 Prozent<br />

für die <strong>Wehrpflicht</strong>.<br />

Klare Mehrheit für Neutralität<br />

Bei OGM sprachen sich übrigens auch<br />

67 Prozent der Befragten für die Beibehaltung<br />

der Neutralität aus. Nur 24<br />

Prozent halten sie für überholt. Die<br />

Regierungsparteien waren daher eifrig<br />

bemüht festzustellen, dass sie an der<br />

Neutralität nicht rütteln. Doch wenn<br />

sie die Wehpflicht wirklich abschaffen,<br />

wird auch das nur ein Lippenbekenntnis<br />

bleiben.<br />

In Stein gemeißelt<br />

„Wir brauchen die Grundwehrdiener für die Aufgaben im<br />

Inland, wie Katastrophenschutz und Assistenzeinsatz.“<br />

„Ein Berufsheer ist nicht billiger, sondern teurer.“ Außerdem<br />

sei die <strong>Wehrpflicht</strong> für Österreich „demokratiepolitisch<br />

wichtig“. „Für mich ist die <strong>Wehrpflicht</strong> in Stein<br />

gemeißelt.“<br />

Diese Sätze hat nicht etwa der abgesetzte<br />

Generalstabschef Edmund Entacher<br />

gesagt, sondern Verteidigungsminister<br />

Norbert Darabos am 1. Juli 2010,<br />

also vor nicht einmal einem Jahr. Das<br />

Nachrichtenmagazin „profil“ hat diese<br />

und ähnliche Zitate zusammengetragen<br />

und den 180-Grad-Schwenk einer Partei<br />

penibel dokumentiert.<br />

Zwei maßgebliche politische Akteure<br />

haben den Richtungswechsel hervorgerufen:<br />

die „Kronen Zeitung“ und Wiens<br />

Bürgermeister Häupl. Motivation dafür<br />

ist bei beiden wohl nicht die ernsthafte<br />

Sorge um die Sicherheit, sondern reine<br />

Taktik. Die Krone habe in kurz zuvor<br />

veröffentlichten Leseranalysen stark bei<br />

den 14- bis 18-Jährigen verloren und<br />

versuche nun, sich bei dieser Zielgruppe<br />

beliebt zu machen, vermutet „profil“.<br />

<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />

Die Ernennung Entachers zum Generalstabschef nahm Darabos persönlich vor,<br />

die Abberufung durfte ein ziviler Sektionschef durchführen.<br />

Ähnliches erhoffte sich wohl Häupl, als<br />

er nur sechs Tage vor der Landtagswahl<br />

die <strong>Wehrpflicht</strong> per Volksabstimmung<br />

zum Abschuss freigab: „Bei einem so<br />

wichtigen Thema muss man die Stimme<br />

des Volkes hören.“ Darabos pflichtet ihm<br />

am nächsten Tag gleich artig bei und<br />

spricht sich „für eine offene Diskussion<br />

zur <strong>Wehrpflicht</strong> in Österreich aus.“<br />

Die Diskussion verläuft allerdings nur<br />

kurz offen und ehrlich, denn von jenen,<br />

die sich in Fragen der Sicherheit<br />

am besten auskennen, sind Diskussionsbeiträge<br />

unerwünscht. Generalstabschef<br />

Entacher äußerte am 20. Jänner<br />

im „profil“ seine Bedenken gegen das<br />

nun von Darabos präferierte Modell.<br />

Ein Berufsheer sei nämlich zu teuer<br />

und er habe Zweifel, die nötige Anzahl<br />

an Freiwilligen rekrutieren zu können.<br />

Bundesheer


<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />

Das wahre Ziel lautet: Bundesheer abschaffen!<br />

Es mögen vielfach taktische Motive gewesen sein, die für das<br />

Ausbrechen der <strong>Wehrpflicht</strong>-Debatte gesorgt haben. Doch<br />

dahinter steckt auch Ideologie.<br />

Schon bei der Besetzung des Verteidigungsressorts<br />

mit dem Zivildiener<br />

Norbert Darabos wurde gemutmaßt,<br />

dass nur die Zerschlagung des Bundesheeres<br />

das versteckte Ziel dieser Personalentscheidung<br />

sein könne.<br />

Dass es in den Reihen der Sozialisten<br />

starke Stimmen gibt, die das Heer<br />

rundweg ablehnen, sei an dieser Stelle<br />

in Erinnerung gerufen. Die Sozialistische<br />

Jugend stellte dies unlängst erst<br />

wieder mit einer „Medienaktion“ unter<br />

Beweis. „Bundesheer abschaffen! Nie<br />

wieder sterben für Kapital und Vaterland“,<br />

stand da auf einem Transparent<br />

geschrieben, das die Jungsozialisten<br />

unter Führung ihres Wiener Vorsitzenden<br />

Stefan Jagsch vor dem Parlament<br />

Die Konsequenzen sind einer entwickelten<br />

Demokratie, in der die Meinungsfreiheit<br />

zu den höchsten Werten zählt,<br />

unwürdig. Darabos beruft Entacher ab,<br />

findet allerdings nicht einmal den Mut,<br />

dem obersten Soldaten des Landes dabei<br />

in die Augen zu schauen. Durch einen zivilen<br />

Sektionschef lässt er die Nachricht<br />

überbringen.<br />

Freiwilligenheer schöngerechnet<br />

Die Art und Weise der Abberufung passt<br />

zur Entstehungsgeschichte des vom Minister<br />

über den grünen Klee gelobten<br />

Modells eines Freiwilligenheeres. Wie<br />

„Der Standard“ am 27. Jänner enthüllt,<br />

hat Darabos die ursprünglich vom Generalstab<br />

präsentierten Modelle „nachrechnen“<br />

lassen – mit dem Ziel, das Freiwilligenheer<br />

kostengünstiger darzustellen,<br />

als es ursprünglich gewesen wäre.<br />

Auch der Vergleich mit dem aktuellen<br />

Modell hinkt, weil hierzu die Kosten<br />

für die Sportförderung gerechnet wurden,<br />

die aber im Modell Frewilligenheer<br />

nicht enthalten sind. Und schließlich<br />

wird noch publik, dass nicht nur zahl-<br />

entrollten. In einer Laientheatereinlage<br />

trat der Tod auf und bedrohte, den Fuß<br />

auf einem gefallenen Soldaten, einen<br />

anderen mit der Sense.<br />

Die Entscheidungsträger der SPÖ entstammen<br />

dieser Jugendorganisation.<br />

Sowohl Kanzler Faymann als auch seine<br />

wichtigste Beraterin Laura Rudas haben<br />

dort ihre Polit-Karrieren gestartet. Auch<br />

der grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz<br />

passt als ehemaliges Mitglied der „Gruppe<br />

Revolutionärer Marxisten“ gut in<br />

diese Versammlung, die sich ihrem Ziel<br />

einer Zerstörung des Bundesheeres nun<br />

sehr nahe sieht.<br />

Politische Überzeugungen von derart<br />

extremer Ausprägung legt man nicht<br />

reiche Kasernen geschlossen und Liegenschaften<br />

des Bundesheeres verkauft<br />

werden sollen, sondern dafür auch völlig<br />

utopische Preise kalkuliert wurden, die<br />

etwa das Zehnfache des bisher durchschnittlich<br />

erzielten Verkaufserlöses für<br />

Bundesheergebäude betragen.<br />

Doch nicht nur der Verteidigungsminister<br />

hat sich im Laufe der Anti-<strong>Wehrpflicht</strong>-<br />

Kampagne völlig ins Out befördert, auch<br />

die „Kronen Zeitung“ schießt weit über<br />

das Ziel hinaus. Ihr Redakteur Peter<br />

Gnam formuliert in der Ausgabe vom 14.<br />

Februar einen ziemlich eindeutigen Aufruf<br />

an die jungen Männer, dem Einberufungsbefehl<br />

nicht folge zu leisten:<br />

„Man erhält den Einberufungsbefehl und<br />

ignoriert ihn. Das ist natürlich strafbar,<br />

doch wenn das Tausende junge Männer<br />

tun, was dann? Sperrt die Justiz dann<br />

alle Wehrdienstverweigerer ins Gefängnis?<br />

Gehen die Gefängnisse dann endgültig<br />

über?“<br />

Die Offiziersgesellschaft und die Bundesvereinigung<br />

der Milizverbände erstatten<br />

Anzeige wegen Aufforderung zu<br />

POLITIK5<br />

Jungsozialisten offenbaren die wahre<br />

Bundesheer-Ideologie der Roten.<br />

ab, wenn man in der Politik nach oben<br />

kommt. Bestenfalls lernt man, sie in<br />

mehrheitsfähige Worte zu verkleiden.<br />

Eines davon ist „Freiwilligenheer“.<br />

mit Strafe bedrohten Handlungen und<br />

deren Gutheißung.<br />

Krone-Journalist Gnam legt sich mit<br />

dieser Aussage ins Bett mit beseelten<br />

Bundesheer-Gegnern wie dem Grünen-<br />

Abgeordneten Peter Pilz, der sogleich<br />

eine „Wehrdienstvermeidungsberatung“<br />

für junge Männer ankündigt. Auf völlig<br />

unseriöse Weise wird hier suggeriert,<br />

dass niemand mehr zum Bundesheer<br />

einrücken müsse. Dabei ist selbst im Falle<br />

einer Umstellung auf ein Berufsheer<br />

mit einer jahrelangen Übergangsphase<br />

zu rechnen.<br />

Die Wehrdienst-Gegner haben sich also<br />

vergaloppiert und dabei auch noch ihre<br />

Maske fallen lassen. Auch jene, die bei<br />

einer Umstellung auf ein Berufsheer auf<br />

eine professionellere und besser ausgerüstete<br />

Armee hoffen, müssen erkennen,<br />

dass das nicht Zweck der Übung ist. Schon<br />

mit der Behauptung, ein Freiwilligenheer<br />

zu den gleichen Kosten wie die aktuelle<br />

<strong>Wehrpflicht</strong>igen-Armee erhalten zu wollen,<br />

zeigt deutlich, dass das Aushungern<br />

des Österreichischen Bundesheeres seine<br />

Fortsetzung finden würde.<br />

<strong>Unzensuriert</strong>.at


6 GRUNDWEHRDIENST<br />

Bundesheer<br />

Wehrdienst muss wieder<br />

ein Erlebnis werden<br />

Vor allem für Grundwehrdiener ist die jetzige Situation im<br />

Bundsheer oft unbefriedigend. So genannte „Systemerhalter“,<br />

die zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes<br />

eingesetzt werden, klagen nach Ende des Grundwehrdienstes<br />

über sinnlose Aufgaben und sehen daher die<br />

sechs Monate als verlorene Zeit. StWm MARIO KUNASEK<br />

Auch die Abrüsterbefragung am Ende<br />

des Grundwehrdienstes zeigt diese<br />

Meinung: Während Systemerhalter dem<br />

Bundesheer überwiegend negativ gegenüber<br />

stehen, sehen Abrüster, die in<br />

einer Einsatzorganisation eine Funktion<br />

inne hatten und auch entsprechende<br />

Ausbildungsinhalte vermittelt bekommen<br />

haben, das Bundesheer durchaus<br />

positiv. Hält man sich vor Augen, dass<br />

bis zu 50 Prozent der Grundwehrdiener<br />

in der Funktion eines Systemerhalters<br />

dienen, versteht man auch die oft<br />

vorherrschende negative Meinung zum<br />

Bundesheer.<br />

Eine Attraktivierung des Grundwehrdienstes<br />

kann es also nur geben, wenn<br />

die Anzahl der Systemerhalter auf ein<br />

Mindestmaß reduziert wird. Das bedeutet<br />

aber natürlich, dass man diese Aufgaben<br />

zur Aufrechterhaltung des militärischen<br />

Dienstbetriebes auslagern müsste und<br />

damit auch Mehrkosten entstehen würden.<br />

Aber auch der Ausbildungsbetrieb<br />

ist in vielen Bereichen zu reformieren.<br />

Der Grundwehrdiener muss „Militär erleben“<br />

dürfen, um auch entsprechend positive<br />

Erfahrungen sammeln zu können.<br />

Die Ausbildung muss daher fordernd und<br />

abwechslungsreich sein, es muss aber<br />

auch der Sinn dahinter vermittelt und<br />

verstanden werden.<br />

In den letzten Jahren, nicht zuletzt auf<br />

Grund des budgetären Notstandes des<br />

Bundesheers, kann man in vielen Bereichen<br />

eine solche „Erlebnisausbildung“<br />

nicht mehr bieten. Zu wenig Gerät, zu<br />

wenig Personal und vor allem zu wenig<br />

Geld für Überstunden machen es den<br />

Offizieren und Unteroffizieren oft unmöglich,<br />

eine attraktive Ausbildung sicherzustellen.<br />

<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />

Es darf nicht sein, dass die Ausbildung<br />

von Rekruten von der militärischen Führung<br />

in den letzten Jahren in der Prioritätenliste<br />

immer weiter nach unten<br />

gereiht wird. Das führt nicht nur bei den<br />

Grundwehrdienern, sondern auch beim<br />

Kaderpersonal zu einer immer größeren<br />

Demotivation.<br />

Die wichtigsten Punkte für eine Aufwertung<br />

des Grundwehrdienstes sind:<br />

• „Systemerhalter“ auf ein Mindestmaß<br />

reduzieren<br />

• Befreiungen und Einstufungen neu<br />

überarbeiten<br />

• Überarbeitung der Ausbildungspläne<br />

• Ausbildungsdienst wieder Priorität<br />

einräumen<br />

• Genügend Personal, Gerät und Geld<br />

für Grundwehrdiener-Ausbildung zur<br />

Verfügung stellen<br />

• Mehr zivil anrechenbare Ausbildungen<br />

sicherstellen, um Mehrwert für<br />

Grundwehrdiener sichtbar zu machen<br />

• Den Soldatenberuf gesellschaftlich<br />

stärken<br />

Mario Kunasek ist Zugskommandant<br />

im Versorgungsregiment 1 in der<br />

Kirchner-Kaserne in Graz. Als Nationalratsabgeordneter<br />

der FPÖ ist Kunasek<br />

Mitglied im Landesverteidigungsausschuss.<br />

FPÖ


SIVBEG <strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />

Ladenhüter: Bechtolsheim Kaserne in<br />

Wiener Neustadt.<br />

Logisch, denn immerhin braucht ein<br />

Bundesheer ohne Grundwehrdiener<br />

auch weniger Infrastruktur. So könnte<br />

etwa Vorarlberg künftig als einziges<br />

Bundesland ganz ohne Kasernen dastehen.<br />

In der Bilgeri-Kaserne in Bregenz<br />

und in der Walgau-Kaserne in Bludesch<br />

sind aktuell rund 500 Personen beschäftigt,<br />

darunter 250 Grundwehrdiener, 137<br />

pragmatisierte Berufssoldaten, 56 Zeitsoldaten<br />

und 47 Zivildiener. Beide von<br />

den Schließungsgerüchten betroffenen<br />

Standorte sind gleichzeitig auch „größere<br />

Wirtschaftsfaktoren“, weil sämtliche<br />

Leistungen, die nicht aus Wien bezogen<br />

werden, im Ländle zugekauft werden.<br />

Mit wirtschaftlichen Argumenten zieht<br />

auch Klagenfurts Bürgermeister Christian<br />

Scheider (FPK) ins Rennen. Immerhin<br />

33 Millionen Euro sollen von<br />

den Kasernen in die Kärntner Wirtschaft<br />

fließen. Von den derzeit vier gefährdeten<br />

Standorten in der Landeshauptstadt<br />

würde „auch das wirtschaftliche Überleben<br />

von zahlreichen Unternehmen abhängen“,<br />

so Scheider. Schließungen hätten<br />

nicht nur Auswirkungen auf die Jobs<br />

der Betroffenen, sondern natürlich auch<br />

auf die Umgebung. Gasthäuser, Trafiken,<br />

Friseurläden und Lebensmittelgeschäfte<br />

in der Nähe von Kasernen generieren oft<br />

den größten Teil ihrer Umsätze aus den<br />

Besuchen des Kasernenpersonals.<br />

Auch in der Steiermark wird kein Stein<br />

auf dem anderen bleiben. Überlagert von<br />

der Debatte über die Abschaffung der<br />

<strong>Wehrpflicht</strong>, wurde bei einem Luftgipfel<br />

KASERNEN7<br />

Kasernen stehen<br />

vor der Schließung<br />

Das Bundesheermodell von Verteidigungsminister Norbert<br />

Darabos sieht massive Kasernenschließungen in<br />

allen Bundesländern vor. In der präferierten Variante<br />

Nummer 3, die sich an Schweden orientiert, sollen österreichweit<br />

zumindest 29 von derzeit 100 Liegenschaften<br />

geschlossen werden.<br />

In Aigen im Ennstal sollen die Alouette III ausgemustert werden. Verbunden<br />

damit wird eine Stilllegung der Kaserne befürchtet.<br />

des Generalstabs die Ausmusterung der<br />

Alouette-III-Hubschrauber besiegelt. Die<br />

Fluggeräte sind seit 1986 österreichweit<br />

nur noch an drei Orten im Einsatz. Im<br />

obersteirischen Aigen im Ennstal, wo 14<br />

der insgesamt 24 Hubschrauber stationiert<br />

sind, fürchtet man sich jetzt vor der<br />

Zukunft. Bis 2015 sollen die ersten fünf<br />

Maschinen am Boden bleiben, fünf Jahre<br />

später dann die restlichen. Verbunden<br />

mit der Ausmusterung wird nämlich eine<br />

komplette Stilllegung des Standortes<br />

befürchtet. Dies wäre nicht nur aus wirtschaftlicher<br />

Sicht fatal, weil an die 300<br />

Arbeitsplätze in der Abwanderungsregion<br />

vor dem Aus stünden, sondern hätte<br />

viel weitreichendere Folgen, wenn es<br />

etwa um den Katastrophenschutz geht.<br />

Unverständlich sind die Auflassungen<br />

von Liegenschaften nicht nur aus Wertschöpfungsgründen<br />

für die betroffenen<br />

Regionen, sondern auch aus wirtschaftlicher<br />

Sicht für die Republik. Jede leer-<br />

stehende Bundesheer-Infrastruktur soll<br />

ja möglichst gewinnbringend verkauft<br />

werden. Doch die Praxis zeigt, dass sich<br />

der Verkauf von Heereseigentum äußerst<br />

schwierig gestaltet. Seit der letzen großen<br />

Bundesheer-Reform wurden 120<br />

Liegenschaften um 160 Millionen Euro<br />

verkauft. 98 Liegenschaften davon hat<br />

die „SIVBEG“ (Strategische Immobilien<br />

Verwertungs-, Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft<br />

mbH) um rund 142<br />

Millionen veräußern können. Für heuer<br />

ist der Verkauf von 14 Objekten geplant,<br />

die einen Erlös von 30 Millionen bringen<br />

sollen.<br />

Im Falle eines Inkrafttretens des von<br />

Norbert Darabos favorisierten Modells<br />

Nummer 3 sollen sogar insgesamt 29<br />

Liegenschaften veräußert werden - zu<br />

einer geplanten Erlössumme von 328<br />

Millionen Euro. Durchschnittlich müsste<br />

jede Liegenschaft somit über elf Millionen<br />

Euro einbringen, was absolut unrealistisch<br />

ist.<br />

Bundesheer


8 MODELLVERGLEICH<br />

Andreas Karlsson / Försvarsmakten<br />

Darabos und sein<br />

schwedisches Modell<br />

Der gute Mann lässt etwas vergleichen, was mit normalem<br />

Hausverstand nicht vergleichbar ist. Äpfel und Birnen<br />

kann man angeblich nicht vergleichen oder gar zusammenzählen,<br />

obwohl beides Obst ist. Noch diffiziler wird<br />

es auf dem Gebiet der Sicherheit. Obwohl es immer um<br />

Sicherheit geht, kann man Modelle von irgendwo nicht so<br />

blauäugig übernehmen. Bgdr i.R. JOSEF PAUL PUNTIGAM<br />

Wie schwierig das Vergleichen ist,<br />

möchte ich am folgenden praktischen<br />

und wirklichen Beispiel darlegen:<br />

In Österreich kommen auf einen Euro<br />

für Sicherheit 32 Euro für Soziales. In<br />

Deutschland kommen auf einen Euro für<br />

Sicherheit 16 Euro für Soziales. Wollen<br />

wir nun mit dem Vergleichen beginnen?<br />

Vielleicht das kostengünstigere deutsche<br />

Sozialsystem übernehmen, bei gleichen<br />

Leistungen um das doppelte billiger?<br />

Entrüstet würden alle die, die jetzt das<br />

deutsche neue Aufbietungssystem -<br />

Freiwillige statt <strong>Wehrpflicht</strong>ige - nicht<br />

genug loben können, bei diesem Vergleich<br />

sofort laut aufjaulen. Daher will<br />

ich nicht vergleichen, sondern den Sachstand<br />

beschreiben - jenen von Österreich<br />

und Schweden, denn es soll ja das<br />

schwedische Modell sein, wenn es nach<br />

unserem Verteidigungsminister geht.<br />

Was hat Schweden was Österreich<br />

nicht hat:<br />

• Österreich ist neutral, Schweden ist<br />

allianzfrei.<br />

• Österreich hat 8 Millionen Einwohner,<br />

Schweden 9,3 Millionen.<br />

• Österreich hat keine 4,2 Milliarden<br />

Euro Wehrbudget wie Schweden, sondern<br />

2,1 nach Abzug der Aufwendungen<br />

für das Sportministerium.<br />

• Österreich hat kein Meer an der Ostgrenze,<br />

keine Tundra und NATO-Staaten<br />

im Norden, sondern viel Gebirge und die<br />

NATO rundherum.<br />

• Österreich hat de facto keine Luftwaffe<br />

im Gegensatz zu Schweden und<br />

keine Marine. Schweden hat eine modern<br />

ausgestatte Infanteriebrigade als<br />

Interventionsstreitkraft gemäß den<br />

EU-Petersberg-Aufgaben, Österreich<br />

würgt an einer kompaniestarken „Battle<br />

<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />

Group“ herum, der schlussendlich auch<br />

die kompatible Ausrüstung gemäß Standard<br />

2011 fehlt.<br />

• Österreich will den Freiwilligen ein<br />

Anfangsgehalt von 1200 – 1300 Euro<br />

zahlen. Schweden zahlt 2200 Euro,<br />

schafft es aber nicht, die notwendige<br />

Zahl von 15.000 Freiwilligen in die Kasernen<br />

zu locken. Auch Österreich will<br />

15.000 Freiwillige.<br />

Ob das gelingt? Es ist ein Sandkastentraum,<br />

bar jeglicher Menschenkenntnis<br />

und ohne österreichischen Realitätssinn.<br />

Einfach ein Traum für politische Anfänger.<br />

Josef Paul Puntigam war Kommandant<br />

der Anton-Wallner-Kaserne in<br />

Saalfelden und Infanteriechef des<br />

Bundesheeres. Einen ausführlicheren<br />

Vergleich mit anderen europäischen<br />

Ländern finden Sie im <strong>Unzensuriert</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> (siehe S. 2).<br />

FxEffekt / flickr<br />

Bundesheer


<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />

Auch Angehörige fremder Staaten sollen künftig für Deutschland kämpfen.<br />

REKRUTIERUNG9<br />

Viel zu wenige Freiwillige:<br />

Deutschland will Ausländer<br />

Der Rücktritt des deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg ist<br />

der Plagiats-Affäre um seine in weiten Teilen abgeschriebene Doktorarbeit geschuldet.<br />

Dabei hat er aber noch Glück. So bleibt er bloß als Schummler in Erinnerung,<br />

der seine wissenschaftliche Karriere auf die Klugheit anderer gründete, dadurch aber<br />

keinen großen Schaden angerichtet hat. Viel schwerer wiegt sein Zerstörungswerk an<br />

der deutschen Bundeswehr, denn nach der Aussetzung der <strong>Wehrpflicht</strong> steht sie vor<br />

immensen Problemen.<br />

Am Ende holte ihn sein Wirken doch<br />

noch ein. Nur Stunden vor dem überraschenden<br />

Rücktritt Guttenbergs berichtete<br />

die „Financial Times Deutschland“<br />

über die enormen Schwierigkeiten, die<br />

notwendige Anzahl an Freiwilligen zu<br />

rekrutieren. Es seien alarmierend wenige<br />

Menschen, die sich nach der Aussetzung<br />

der <strong>Wehrpflicht</strong> noch für die Bundeswehr<br />

interessierten. Für den Einberufungstermin<br />

April entspreche die bisherige Zahl<br />

der Freiwilligen nur zehn Prozent des<br />

Solls, heißt es in Unterlagen aus dem<br />

Verteidigungsministerium.<br />

Deutschland – und das ist das wirklich<br />

Alarmierende für die Debatte in unserem<br />

Land – will pro Jahr 15.000 Freiwillige<br />

gewinnen und schafft das offensichtlich<br />

nicht. Österreich hat bei einem Zehntel<br />

der Einwohnerzahl ein Ziel von 2.500<br />

Freiwilligen. Es müssten also in Relation<br />

fast doppelt so viele Österreicher einrücken<br />

wie Deutsche – angesichts der Erkenntnisse<br />

in unserem Nachbarland eine<br />

völlig unrealistische Annahme.<br />

Da wundert es wenig, dass bereits daran<br />

gearbeitet wird, auch Ausländer in die<br />

Bundeswehr aufzunehmen: „Bestehende<br />

Regelungen sind so zu erweitern, dass<br />

Inländer bei entsprechender Eignung,<br />

Befähigung und Leistung auch ohne<br />

deutsche Staatsbürgerschaft regelmä-<br />

ßig in die Streitkräfte eingestellt werden<br />

können“, heißt es in einem 73-seitigen<br />

„Maßnahmenpaket zur Steigerung der<br />

Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr“,<br />

das sogleich große Begeisterung<br />

bei der SPD und den Grünen hervorrief.<br />

Der erste Schritt in Richtung Söldner-<br />

Armee.<br />

Als Stolperstein könnte sich noch erweisen,<br />

dass die Türkei – also jenes Land, aus<br />

dem die meisten potentiellen Ausländer<br />

rekrutiert werden könnten – ihre Staatsbürger<br />

selbst zum Wehrdienst einzieht.<br />

Aber schon ist von einem „Abkommen<br />

mit der Türkei“ die Rede, die gegen Geld<br />

sicher bereit sein wird, dem deutschen<br />

Heer einige Soldaten zu borgen.<br />

Bundeswehr-Fotos / flickr


10 INITIATIVEN<br />

FPK<br />

Gemeinsam für den<br />

Erhalt der <strong>Wehrpflicht</strong><br />

Neben der äußerst erfolgreichen Petition „Pro <strong>Wehrpflicht</strong>“,<br />

die Sie auf der rechten Seite unterstützten können,<br />

haben auch weitere Initiativen zum Erhalt der allgemeinen<br />

<strong>Wehrpflicht</strong> Stellung bezogen. Sie alle verbindet,<br />

dass trotz unterschiedlicher politischer Orientierung ein<br />

zukunftsorientiertes Modell für das Österreichische Bundesheer<br />

gefunden werden soll.<br />

Die Kärntner Freiheitlichen (FPK) bekennen<br />

sich zur Aufrechterhaltung<br />

der <strong>Wehrpflicht</strong> und zur Erhaltung des<br />

Österreichischen Bundesheeres. „Mit<br />

der Bestellung von Darabos zum Verteidigungsminister<br />

hat man einen Nichtschwimmer<br />

zum Bademeister gemacht.<br />

Damit hat die SPÖ bereits bewiesen, wie<br />

unwichtig ihr die Landesverteidigung<br />

ist. Man hat einen inkompetenten und<br />

ungeschickten Minister ins Amt gesetzt,<br />

der ein gestörtes Verhältnis zur Landesverteidigung<br />

hat“, so FPK-Klubobmann<br />

Uwe Scheuch. Trotz eines in den letzten<br />

Jahrzehnten völlig gewandelten<br />

sicherheitspolitischen, gesellschaftspolitischen<br />

und geopolitischen Weltbildes<br />

und geänderter europäischer und globaler<br />

Bedrohungsszenarien ist nur durch<br />

die Beibehaltung der verfassungsrechtlich<br />

abgesicherten <strong>Wehrpflicht</strong> die Aufrechterhaltung<br />

eines funktionierenden<br />

Katastrophenschutzes, einer wirksamen<br />

Landesverteidigung und eines zeitgemäßen<br />

Zivildienstes nachhaltig gesichert.<br />

Sämtliche andere Möglichkeiten<br />

wären vergleichsweise teurer, ineffizienter<br />

oder würden die Vollziehung aller<br />

übertragenen Aufgaben unmöglich machen.<br />

www.fpk.at<br />

Der Oberösterreichische Kameradschaftsbund<br />

(OÖKB) und die Akademie<br />

für Frieden und Sicherheit in Europa<br />

(„Friedensakademie“) sammeln ab sofort<br />

Unterschriften für ein Volksbegehren,<br />

das eine „Allgemeine <strong>Wehrpflicht</strong> für<br />

alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger“<br />

- also auch für Frauen - fordert.<br />

Alternativ sollen drei Arten von Ersatzdienst<br />

zur Wahl stehen, ein sozialer, einer<br />

im Bereich Katastrophen- und einer<br />

im Terrorschutz.<br />

Oberst dG Günther J. Rozenits will<br />

auch Frauen verpflichten. Bundesheer<br />

Man könne sich nicht der Illusion hingeben,<br />

dass eine Leistungspflicht für alle<br />

komme, so OÖKB-Prasident und Initiator<br />

Günther J. Rozenits. Deshalb will das<br />

Volksbegehren die Änderung des Artikel<br />

9a(3) Bundes-Verfassungsgesetz dahingehend,<br />

dass das Wort „männliche“ herausgenommen<br />

wird und schließlich auch<br />

weibliche Staatsbürger zum Wehrdienst<br />

verpflichtet werden. Es gehe darum, dass<br />

„wir eine Leistung der jungen Leute für<br />

die Republik wollen“. Jeder solle „nach<br />

Eignung und Neigung“ eingesetzt werden.<br />

www.ooekb.at<br />

<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />

In die gemeinsame Plattform „JA zur<br />

<strong>Wehrpflicht</strong>“ haben die Offiziers- und<br />

Unteroffiziersgesellschaften sowie die<br />

Kameradschaftsbünde aus Wien und<br />

Niederösterreich ihre Vorstellungen gepackt.<br />

Darin bekennen sich die Organisationen<br />

zum System der allgemeinen<br />

<strong>Wehrpflicht</strong> inklusive einer verpflichtenden<br />

Miliz als einzig realistischem<br />

Wehrsystem in Österreich. Die „politisch<br />

Verantwortlichen“, insbesondere<br />

Verteidigungsminister Darabos, werden<br />

aufgerufen, sich umgehend von<br />

den Berufsheer-Ideen zu distanzieren.<br />

Die Entscheidung über die Zukunft des<br />

Bundesheeres dürfe „keine ideologische<br />

Frage sein“ oder „nach Gesichtspunkten<br />

der medialen Akzeptanz“ getroffen werden,<br />

sondern müsse der „bestmöglichen<br />

Auftragserfüllung dienen“, erläuterte der<br />

ehemalige ÖVP-Nationalratsabgeordnete<br />

Walter Tancsits, der auch im Vorstand<br />

der Offiziersgesellschaft Wien sitzt.<br />

Eine Abkehr von der <strong>Wehrpflicht</strong> würde<br />

„durch die Hintertür“ auch in die NATO<br />

führen. www.uogw.at<br />

Major dhmfD Mag. Walter Tancsits<br />

UOG Wien<br />

Christian Passin / flickr


<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „Wehrpfl icht“ • März 2011<br />

Petition: „Pro Wehrpfl icht“<br />

An die Bundesregierung:<br />

PETITION11<br />

Die allgemeine Wehrpfl icht hat ihre Wurzeln in der Bürgerrevolution 1848. Damals wurde die<br />

Forderung erhoben, bewaff nete Verbände zu organisieren, die unter der Volkssouveränität stehen.<br />

Ein Berufsheer birgt die Gefahr, dass sich das Militär zu einem abgeschlossenen Apparat ohne<br />

Bezug zum Volk entwickelt.<br />

Wir, die Unterzeichneten, appellieren deshalb an die österreichische Bundesregierung, an der<br />

allgemeinen Wehrpfl icht festzuhalten und das Bundesheer mit den dafür notwendigen Budgetmitteln<br />

auszustatten.<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

JA zur allgemeinen Wehrp� icht<br />

JA zu einem unabhängigen österreichischen Bundesheer<br />

JA zur Neutralität<br />

JA zur umfassenden Landesverteidigung<br />

Nachname, Vorname,<br />

Geburtsdatum<br />

Auch in Facebook:<br />

www.facebook.com/prowehrpfl icht<br />

Straße,<br />

PLZ, Ort<br />

ONLINE UNTERSCHREIBEN<br />

www.pro-wehrpfl icht.at<br />

E-Mail-Adresse,<br />

Unterschrift<br />

Impressum und Zusendung der Petition an:<br />

Unzenzuriert - Verein zur Förderung der Medienvielfalt<br />

Postfach 9<br />

A-1125 Wien

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