Unzensuriert Magazin Sondernummer Wehrpflicht
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
unzensuriert.at<br />
MAGAZIN<br />
unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at<br />
Sonderausgabe<br />
„Wehrpfl icht“<br />
„In Stein gemeißelt“<br />
Die Wehrpfl ichtlüge der SPÖ<br />
Wehrpfl icht: Stimmung im Land steigt<br />
Grundwehrdienst attraktivieren<br />
Kasernen vor dem Aus<br />
Das Schweden-Modell im Vergleich<br />
Deutschland will Ausländer rekrutieren<br />
Petition „Pro Wehrpfl icht“<br />
www.pro-wehrpfl icht.at<br />
Sonderausgabe • Jg 1 • März 2011<br />
www.unzensuriert.at
2 UNZENSURIERT.AT<br />
<strong>Unzensuriert</strong> jetzt<br />
auch als <strong>Magazin</strong><br />
<strong>Unzensuriert</strong>.at berichtet seit mehr<br />
als zwei Jahren aktuell über Themen,<br />
denen von der Masse der Medien nicht<br />
die ausreichende Beachtung geschenkt<br />
wird. Warum nun zusätzlich ein <strong>Unzensuriert</strong>-<strong>Magazin</strong>?<br />
Weil manche Themen zu wichtig sind, um<br />
sie ausschließlich der tagespolitischen<br />
Debatte zu überlassen. Weil die Vorstufe<br />
einer eigenen Meinung grundlegende<br />
Faktenkenntnis sein sollte, die von den<br />
Politikern im emotionalen Wettstreit um<br />
Wählerstimmen kaum mitgeliefert wird.<br />
Deshalb legen wir Anfang April nach dieser<br />
Sonderausgabe ein erweitertes <strong>Unzensuriert</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
zur Wehrpfl icht auf<br />
und widmen uns fortan viermal im Jahr<br />
Bestellschein<br />
unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at<br />
<strong>Unzensuriert</strong> - Verein zur Förderung der Medienvielfalt<br />
Postfach 9<br />
A-1125 Wien<br />
Fax: +43180480532530<br />
E-Mail: verein@unzensuriert.at<br />
Akad. Titel<br />
Vor- und Zuname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Geburtsdatum<br />
Unterschrift<br />
den Grundlagen der großen Themen, die<br />
das Land bewegen, ergänzt durch Interviews<br />
und Reportagen sowie spannende<br />
Hintergrundgeschichten zur aktuellen<br />
Internet-Berichterstattung.<br />
Mit einem Abonnement unterstützen Sie<br />
den Fortbestand unserer Internet-Zeitung<br />
und fördern auch die Verbreitung<br />
des <strong>Magazin</strong>s unter Jugendlichen und<br />
Studenten, denen wir besonders günstige<br />
Bezugspreise anbieten.<br />
<strong>Unzensuriert</strong> unterstützen:<br />
Kontonummer: 20010863865<br />
BLZ: 14200<br />
IBAN: AT581420020010863865<br />
BIC: EASYATW1<br />
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „Wehrpfl icht“ • März 2011<br />
unzensuriert.at<br />
MAGAZIN<br />
Sonderausgabe<br />
„Wehrp� icht“<br />
„In Stein gemeißelt“<br />
Die Wehrpfl ichtlüge der SPÖ<br />
Impressum<br />
unzensuriert.at<br />
MAGAZIN<br />
unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at<br />
Sonderausgabe<br />
„Wehrp� icht“<br />
Die Wehrpfl ichtlüge der SPÖ<br />
Wehrpfl icht: Stimmung im Land steigt<br />
Grundwehrdienst attraktivieren<br />
Kasernen vor dem Aus<br />
Das Schweden-Modell im Vergleich<br />
Deutschland will Ausländer rekrutieren<br />
Petition „Pro Wehrpfl icht“<br />
www.pro-wehrpfl icht.at<br />
Sonderausgabe<br />
Sonderausgabe<br />
„In Stein gemeißelt“<br />
Wehrpfl icht: Stimmung im Land steigt<br />
Grundwehrdienst attraktivieren<br />
Kasernen vor dem Aus<br />
Das Schweden-Modell im Vergleich<br />
Deutschland will Ausländer rekrutieren<br />
Petition „Pro Wehrpfl icht“<br />
www.pro-wehrpfl icht.at<br />
Ja, ich möchte das <strong>Unzensuriert</strong>-<br />
Jahrbuch 2010 zum Vorteilspreis<br />
von € 10 exkl. Porto bestellen.<br />
Das Buch greift die politischen<br />
Entwicklungen aus dem Jahr<br />
2010 auf und setzt die Ereignisse<br />
in einen Zusammenhang.<br />
Sonderausgabe • Jg 1 • März 2011<br />
www.unzensuriert.at<br />
Herausgeber: <strong>Unzensuriert</strong> - Verein<br />
zur Förderung der Medienvielfalt<br />
Hetzendorfer Straße 56<br />
A-1120 Wien<br />
ZVR: 286644705<br />
Tel: +43720979156<br />
Fax: +43180480532530<br />
E-Mail: verein@unzensuriert.at<br />
www.unzensuriert.at<br />
Druck: online Druck GmbH, Brown-<br />
Boveri-Straße 8, 2351 Wr. Neudorf<br />
Titelbild: Bundesheer<br />
Ja, nehmen Sie mich in den täglichen, kostenlosen<br />
<strong>Unzensuriert</strong>-Infobrief per E-Mail auf.<br />
E-Mail-Adresse<br />
Ja, ich möchte das vierteljährliche <strong>Unzensuriert</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> abonnieren. Das erste Heft widmet sich<br />
dem Schwerpunktthema „Wehrpfl icht“. Abonnenten<br />
erhalten außerdem das <strong>Unzensuriert</strong>-<br />
Jahrbuch kostenlos dazu. Bitte ankreuzen:<br />
Schüler & Grundwehrdiener: € 9,99<br />
Student: € 19,99 Normal: € 39,99<br />
Förderer (mit Fördererabend): € 99,99<br />
Bei Schüler, Student & GWD bitte Ausweiskopie beilegen.
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „Wehrpfl icht“ • März 2011<br />
Liebe Soldatinnen<br />
und Soldaten!<br />
Schon lange nicht stand das Bundesheer so sehr im öffentlichen<br />
Interesse wie in diesen Wochen und Monaten.<br />
Doch die notwendige Debatte über eine Reform des<br />
Heeres ist zur Farce geraten. MARTIN GRAF<br />
Ohne die nötige Grundlage in Form<br />
einer Sicherheitsdoktrin tobt der<br />
Streit über die Organisationsform. Wehrpfl<br />
icht oder Berufsheer lautet die Frage,<br />
auf welche die Zukunft der Landesverteidigung<br />
reduziert wird.<br />
Ich bin in dieser Frage ganz klar positioniert,<br />
weil die Abschaffung der Wehrpfl<br />
icht Folgen hätte, die ich für unser<br />
Österreich nicht haben will. Weil ein<br />
Berufsheer leicht den Bezug zum Volk<br />
verlieren kann. Weil ein Staatsbürger<br />
nicht nur Rechte, sondern auch Pfl ichten<br />
haben soll. Und weil das Ende der<br />
Wehrpfl icht gleichbedeutend ist mit<br />
der völligen Aufgabe unserer Neutra-<br />
Editorial<br />
Als die ersten Anzeichen der Wehrpfl<br />
icht-Debatte am politischen Horizont<br />
erkennbar waren, hat „<strong>Unzensuriert</strong><br />
- Verein zur Förderung der Medienvielfalt“<br />
die Petition „Pro Wehrpfl icht“ gestartet,<br />
um jenen eine Plattform zu bieten,<br />
die den Wert eines unabhängigen<br />
Österreichischen Bundesheeres anerkennen<br />
und beibehalten wollen.<br />
ALEXANDER HÖFERL<br />
Chefredakteur<br />
Die Dynamik der letzten Monate hat<br />
gezeigt, dass wir die Lage richtig eingeschätzt<br />
haben. Minister Darabos wurde<br />
von den SPÖ-Granden zur Umkehr seiner<br />
Argumentation gezwungen und kämpft<br />
seither mit Leidenschaft gegen seine eigenen<br />
Aussagen und Bekenntnisse aus<br />
der jüngsten Vergangenheit.<br />
lität und auch der Souveränität. Landesverteidigung<br />
wäre nur noch in internationalen<br />
Verbänden möglich. Man<br />
kann über all das diskutieren, aber<br />
bitte sachlich! Wer Berufsheer sagt, muss<br />
auch die Konsequenzen deutlich machen.<br />
Wer Berufsheer sagt, darf nicht die<br />
Kosten verschleiern und gering rechnen<br />
lassen. Doch den Wehrpfl icht-Gegnern<br />
gehen die Emotionen so sehr durch, dass<br />
der Verteidigungsminister gar im Zorn<br />
den Generalstabschef absetzt.<br />
Die Gegner der Wehrpfl icht machen, unterstützt<br />
von manchen Medien, viel Lärm<br />
und Wind. Die Befürworter – und ich bin<br />
sicher, dass sie in der Bevölkerung, ganz<br />
Als unabhängiges Internet-Medium<br />
(www.unzensuriert.at) legen wir derzeit<br />
einen Schwerpunkt auf die Berichterstattung<br />
über die Wehrpfl icht-Debatte<br />
und beziehen klar Stellung – aus tiefster<br />
Überzeugung und weil Medienvielfalt<br />
auch bedeutet, dem Übergewicht der<br />
Kronen Zeitung und ihrer einseitigen<br />
Propaganda etwas entgegen zu setzen.<br />
In unserer Internet-Zeitung fi nden Sie<br />
täglich aktuelle kritische Berichte über<br />
Themen, denen von den großen Medien<br />
nicht ausreichend Bedeutung beigemessen<br />
wird. Dem Thema Wehrpfl icht wid-<br />
MEINUNG3<br />
Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ) ist Dritter<br />
Nationalratspräsident in Österreich.<br />
besonders aber im Bundesheer in der<br />
Mehrheit sind – müssen sich daher auch<br />
laut und deutlich bekennen. Mittlerweile<br />
haben sich zahlreiche Initiativen formiert,<br />
um die Wehrpfl icht zu erhalten.<br />
Zeigen Sie bitte Flagge und kämpfen Sie<br />
mit mir und vielen anderen für die Sicherheit<br />
unseres Landes!<br />
BESUCHEN SIE UNS AUF<br />
www.unzensuriert.at<br />
unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at unzensuriert.at<br />
men wir abseits vom Tagespolitischen<br />
auch die erste Ausgabe unseres <strong>Magazin</strong>s,<br />
die Anfang April erscheinen wird.<br />
Zahlreiche Heeresexperten werden darin<br />
zu Wort kommen.<br />
Auf Seite 2 haben Sie die Möglichkeit,<br />
das vierteljährlich erscheinende <strong>Unzensuriert</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
zu abonnieren, unser<br />
Jahrbuch mit den spannendsten politischen<br />
Themen aus dem Jahr 2010 zu<br />
bestellen und sich für unseren täglich<br />
Infobrief anzumelden.<br />
FPÖ
4 POLITIK<br />
Stimmung für<br />
<strong>Wehrpflicht</strong> steigt<br />
Immer wieder kommt aus<br />
der Politik der Vorschlag, die<br />
Frage der <strong>Wehrpflicht</strong> einer<br />
Volksabstimmung oder zumindest<br />
einer Volksbefragung<br />
zu unterziehen.<br />
An der Ernsthaftigkeit darf gezweifelt<br />
werden, denn im Nationalrat<br />
stimmten die Regierungsparteien SPÖ<br />
und ÖVP gegen beide Vorhaben. Trotzdem<br />
wird die Stimmung in der Bevölkerung<br />
regelmäßig erhoben. Dabei<br />
zeichnet sich ab, dass die Zustimmung<br />
zur <strong>Wehrpflicht</strong> steigt. Hier einige Ergebnisse:<br />
Das Institut „OGM“ hat dreimal innerhalb<br />
der letzten drei Monate die<br />
Zahlen erhoben. Zunächst lagen die<br />
Berufsheer-Befürworter mit 54 zu 41<br />
Prozent deutlich vorne, einen Monat<br />
später stand es nur noch 49 zu 43<br />
Prozent, und am 25. Februar 49 zu 46<br />
Prozent.<br />
Bei anderen Instituten findet der Verteidigungsminister<br />
mit seinem Modell<br />
gar keine Mehrheit. In Niederösterreich<br />
– immerhin dem bevölkerungsmäßig<br />
zweitgrößten Bundesland – sprachen<br />
sich laut „GfK“ am 7. Februar 57<br />
Prozent für die <strong>Wehrpflicht</strong> und nur 39<br />
Prozent dagegen aus. Ähnlich das Bild<br />
in einer bundesweiten Umfrage des<br />
Linzer „market“-Instituts, ebenfalls<br />
von Anfang Februar: 56 zu 40 Prozent<br />
für die <strong>Wehrpflicht</strong>.<br />
Klare Mehrheit für Neutralität<br />
Bei OGM sprachen sich übrigens auch<br />
67 Prozent der Befragten für die Beibehaltung<br />
der Neutralität aus. Nur 24<br />
Prozent halten sie für überholt. Die<br />
Regierungsparteien waren daher eifrig<br />
bemüht festzustellen, dass sie an der<br />
Neutralität nicht rütteln. Doch wenn<br />
sie die Wehpflicht wirklich abschaffen,<br />
wird auch das nur ein Lippenbekenntnis<br />
bleiben.<br />
In Stein gemeißelt<br />
„Wir brauchen die Grundwehrdiener für die Aufgaben im<br />
Inland, wie Katastrophenschutz und Assistenzeinsatz.“<br />
„Ein Berufsheer ist nicht billiger, sondern teurer.“ Außerdem<br />
sei die <strong>Wehrpflicht</strong> für Österreich „demokratiepolitisch<br />
wichtig“. „Für mich ist die <strong>Wehrpflicht</strong> in Stein<br />
gemeißelt.“<br />
Diese Sätze hat nicht etwa der abgesetzte<br />
Generalstabschef Edmund Entacher<br />
gesagt, sondern Verteidigungsminister<br />
Norbert Darabos am 1. Juli 2010,<br />
also vor nicht einmal einem Jahr. Das<br />
Nachrichtenmagazin „profil“ hat diese<br />
und ähnliche Zitate zusammengetragen<br />
und den 180-Grad-Schwenk einer Partei<br />
penibel dokumentiert.<br />
Zwei maßgebliche politische Akteure<br />
haben den Richtungswechsel hervorgerufen:<br />
die „Kronen Zeitung“ und Wiens<br />
Bürgermeister Häupl. Motivation dafür<br />
ist bei beiden wohl nicht die ernsthafte<br />
Sorge um die Sicherheit, sondern reine<br />
Taktik. Die Krone habe in kurz zuvor<br />
veröffentlichten Leseranalysen stark bei<br />
den 14- bis 18-Jährigen verloren und<br />
versuche nun, sich bei dieser Zielgruppe<br />
beliebt zu machen, vermutet „profil“.<br />
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />
Die Ernennung Entachers zum Generalstabschef nahm Darabos persönlich vor,<br />
die Abberufung durfte ein ziviler Sektionschef durchführen.<br />
Ähnliches erhoffte sich wohl Häupl, als<br />
er nur sechs Tage vor der Landtagswahl<br />
die <strong>Wehrpflicht</strong> per Volksabstimmung<br />
zum Abschuss freigab: „Bei einem so<br />
wichtigen Thema muss man die Stimme<br />
des Volkes hören.“ Darabos pflichtet ihm<br />
am nächsten Tag gleich artig bei und<br />
spricht sich „für eine offene Diskussion<br />
zur <strong>Wehrpflicht</strong> in Österreich aus.“<br />
Die Diskussion verläuft allerdings nur<br />
kurz offen und ehrlich, denn von jenen,<br />
die sich in Fragen der Sicherheit<br />
am besten auskennen, sind Diskussionsbeiträge<br />
unerwünscht. Generalstabschef<br />
Entacher äußerte am 20. Jänner<br />
im „profil“ seine Bedenken gegen das<br />
nun von Darabos präferierte Modell.<br />
Ein Berufsheer sei nämlich zu teuer<br />
und er habe Zweifel, die nötige Anzahl<br />
an Freiwilligen rekrutieren zu können.<br />
Bundesheer
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />
Das wahre Ziel lautet: Bundesheer abschaffen!<br />
Es mögen vielfach taktische Motive gewesen sein, die für das<br />
Ausbrechen der <strong>Wehrpflicht</strong>-Debatte gesorgt haben. Doch<br />
dahinter steckt auch Ideologie.<br />
Schon bei der Besetzung des Verteidigungsressorts<br />
mit dem Zivildiener<br />
Norbert Darabos wurde gemutmaßt,<br />
dass nur die Zerschlagung des Bundesheeres<br />
das versteckte Ziel dieser Personalentscheidung<br />
sein könne.<br />
Dass es in den Reihen der Sozialisten<br />
starke Stimmen gibt, die das Heer<br />
rundweg ablehnen, sei an dieser Stelle<br />
in Erinnerung gerufen. Die Sozialistische<br />
Jugend stellte dies unlängst erst<br />
wieder mit einer „Medienaktion“ unter<br />
Beweis. „Bundesheer abschaffen! Nie<br />
wieder sterben für Kapital und Vaterland“,<br />
stand da auf einem Transparent<br />
geschrieben, das die Jungsozialisten<br />
unter Führung ihres Wiener Vorsitzenden<br />
Stefan Jagsch vor dem Parlament<br />
Die Konsequenzen sind einer entwickelten<br />
Demokratie, in der die Meinungsfreiheit<br />
zu den höchsten Werten zählt,<br />
unwürdig. Darabos beruft Entacher ab,<br />
findet allerdings nicht einmal den Mut,<br />
dem obersten Soldaten des Landes dabei<br />
in die Augen zu schauen. Durch einen zivilen<br />
Sektionschef lässt er die Nachricht<br />
überbringen.<br />
Freiwilligenheer schöngerechnet<br />
Die Art und Weise der Abberufung passt<br />
zur Entstehungsgeschichte des vom Minister<br />
über den grünen Klee gelobten<br />
Modells eines Freiwilligenheeres. Wie<br />
„Der Standard“ am 27. Jänner enthüllt,<br />
hat Darabos die ursprünglich vom Generalstab<br />
präsentierten Modelle „nachrechnen“<br />
lassen – mit dem Ziel, das Freiwilligenheer<br />
kostengünstiger darzustellen,<br />
als es ursprünglich gewesen wäre.<br />
Auch der Vergleich mit dem aktuellen<br />
Modell hinkt, weil hierzu die Kosten<br />
für die Sportförderung gerechnet wurden,<br />
die aber im Modell Frewilligenheer<br />
nicht enthalten sind. Und schließlich<br />
wird noch publik, dass nicht nur zahl-<br />
entrollten. In einer Laientheatereinlage<br />
trat der Tod auf und bedrohte, den Fuß<br />
auf einem gefallenen Soldaten, einen<br />
anderen mit der Sense.<br />
Die Entscheidungsträger der SPÖ entstammen<br />
dieser Jugendorganisation.<br />
Sowohl Kanzler Faymann als auch seine<br />
wichtigste Beraterin Laura Rudas haben<br />
dort ihre Polit-Karrieren gestartet. Auch<br />
der grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz<br />
passt als ehemaliges Mitglied der „Gruppe<br />
Revolutionärer Marxisten“ gut in<br />
diese Versammlung, die sich ihrem Ziel<br />
einer Zerstörung des Bundesheeres nun<br />
sehr nahe sieht.<br />
Politische Überzeugungen von derart<br />
extremer Ausprägung legt man nicht<br />
reiche Kasernen geschlossen und Liegenschaften<br />
des Bundesheeres verkauft<br />
werden sollen, sondern dafür auch völlig<br />
utopische Preise kalkuliert wurden, die<br />
etwa das Zehnfache des bisher durchschnittlich<br />
erzielten Verkaufserlöses für<br />
Bundesheergebäude betragen.<br />
Doch nicht nur der Verteidigungsminister<br />
hat sich im Laufe der Anti-<strong>Wehrpflicht</strong>-<br />
Kampagne völlig ins Out befördert, auch<br />
die „Kronen Zeitung“ schießt weit über<br />
das Ziel hinaus. Ihr Redakteur Peter<br />
Gnam formuliert in der Ausgabe vom 14.<br />
Februar einen ziemlich eindeutigen Aufruf<br />
an die jungen Männer, dem Einberufungsbefehl<br />
nicht folge zu leisten:<br />
„Man erhält den Einberufungsbefehl und<br />
ignoriert ihn. Das ist natürlich strafbar,<br />
doch wenn das Tausende junge Männer<br />
tun, was dann? Sperrt die Justiz dann<br />
alle Wehrdienstverweigerer ins Gefängnis?<br />
Gehen die Gefängnisse dann endgültig<br />
über?“<br />
Die Offiziersgesellschaft und die Bundesvereinigung<br />
der Milizverbände erstatten<br />
Anzeige wegen Aufforderung zu<br />
POLITIK5<br />
Jungsozialisten offenbaren die wahre<br />
Bundesheer-Ideologie der Roten.<br />
ab, wenn man in der Politik nach oben<br />
kommt. Bestenfalls lernt man, sie in<br />
mehrheitsfähige Worte zu verkleiden.<br />
Eines davon ist „Freiwilligenheer“.<br />
mit Strafe bedrohten Handlungen und<br />
deren Gutheißung.<br />
Krone-Journalist Gnam legt sich mit<br />
dieser Aussage ins Bett mit beseelten<br />
Bundesheer-Gegnern wie dem Grünen-<br />
Abgeordneten Peter Pilz, der sogleich<br />
eine „Wehrdienstvermeidungsberatung“<br />
für junge Männer ankündigt. Auf völlig<br />
unseriöse Weise wird hier suggeriert,<br />
dass niemand mehr zum Bundesheer<br />
einrücken müsse. Dabei ist selbst im Falle<br />
einer Umstellung auf ein Berufsheer<br />
mit einer jahrelangen Übergangsphase<br />
zu rechnen.<br />
Die Wehrdienst-Gegner haben sich also<br />
vergaloppiert und dabei auch noch ihre<br />
Maske fallen lassen. Auch jene, die bei<br />
einer Umstellung auf ein Berufsheer auf<br />
eine professionellere und besser ausgerüstete<br />
Armee hoffen, müssen erkennen,<br />
dass das nicht Zweck der Übung ist. Schon<br />
mit der Behauptung, ein Freiwilligenheer<br />
zu den gleichen Kosten wie die aktuelle<br />
<strong>Wehrpflicht</strong>igen-Armee erhalten zu wollen,<br />
zeigt deutlich, dass das Aushungern<br />
des Österreichischen Bundesheeres seine<br />
Fortsetzung finden würde.<br />
<strong>Unzensuriert</strong>.at
6 GRUNDWEHRDIENST<br />
Bundesheer<br />
Wehrdienst muss wieder<br />
ein Erlebnis werden<br />
Vor allem für Grundwehrdiener ist die jetzige Situation im<br />
Bundsheer oft unbefriedigend. So genannte „Systemerhalter“,<br />
die zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes<br />
eingesetzt werden, klagen nach Ende des Grundwehrdienstes<br />
über sinnlose Aufgaben und sehen daher die<br />
sechs Monate als verlorene Zeit. StWm MARIO KUNASEK<br />
Auch die Abrüsterbefragung am Ende<br />
des Grundwehrdienstes zeigt diese<br />
Meinung: Während Systemerhalter dem<br />
Bundesheer überwiegend negativ gegenüber<br />
stehen, sehen Abrüster, die in<br />
einer Einsatzorganisation eine Funktion<br />
inne hatten und auch entsprechende<br />
Ausbildungsinhalte vermittelt bekommen<br />
haben, das Bundesheer durchaus<br />
positiv. Hält man sich vor Augen, dass<br />
bis zu 50 Prozent der Grundwehrdiener<br />
in der Funktion eines Systemerhalters<br />
dienen, versteht man auch die oft<br />
vorherrschende negative Meinung zum<br />
Bundesheer.<br />
Eine Attraktivierung des Grundwehrdienstes<br />
kann es also nur geben, wenn<br />
die Anzahl der Systemerhalter auf ein<br />
Mindestmaß reduziert wird. Das bedeutet<br />
aber natürlich, dass man diese Aufgaben<br />
zur Aufrechterhaltung des militärischen<br />
Dienstbetriebes auslagern müsste und<br />
damit auch Mehrkosten entstehen würden.<br />
Aber auch der Ausbildungsbetrieb<br />
ist in vielen Bereichen zu reformieren.<br />
Der Grundwehrdiener muss „Militär erleben“<br />
dürfen, um auch entsprechend positive<br />
Erfahrungen sammeln zu können.<br />
Die Ausbildung muss daher fordernd und<br />
abwechslungsreich sein, es muss aber<br />
auch der Sinn dahinter vermittelt und<br />
verstanden werden.<br />
In den letzten Jahren, nicht zuletzt auf<br />
Grund des budgetären Notstandes des<br />
Bundesheers, kann man in vielen Bereichen<br />
eine solche „Erlebnisausbildung“<br />
nicht mehr bieten. Zu wenig Gerät, zu<br />
wenig Personal und vor allem zu wenig<br />
Geld für Überstunden machen es den<br />
Offizieren und Unteroffizieren oft unmöglich,<br />
eine attraktive Ausbildung sicherzustellen.<br />
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />
Es darf nicht sein, dass die Ausbildung<br />
von Rekruten von der militärischen Führung<br />
in den letzten Jahren in der Prioritätenliste<br />
immer weiter nach unten<br />
gereiht wird. Das führt nicht nur bei den<br />
Grundwehrdienern, sondern auch beim<br />
Kaderpersonal zu einer immer größeren<br />
Demotivation.<br />
Die wichtigsten Punkte für eine Aufwertung<br />
des Grundwehrdienstes sind:<br />
• „Systemerhalter“ auf ein Mindestmaß<br />
reduzieren<br />
• Befreiungen und Einstufungen neu<br />
überarbeiten<br />
• Überarbeitung der Ausbildungspläne<br />
• Ausbildungsdienst wieder Priorität<br />
einräumen<br />
• Genügend Personal, Gerät und Geld<br />
für Grundwehrdiener-Ausbildung zur<br />
Verfügung stellen<br />
• Mehr zivil anrechenbare Ausbildungen<br />
sicherstellen, um Mehrwert für<br />
Grundwehrdiener sichtbar zu machen<br />
• Den Soldatenberuf gesellschaftlich<br />
stärken<br />
Mario Kunasek ist Zugskommandant<br />
im Versorgungsregiment 1 in der<br />
Kirchner-Kaserne in Graz. Als Nationalratsabgeordneter<br />
der FPÖ ist Kunasek<br />
Mitglied im Landesverteidigungsausschuss.<br />
FPÖ
SIVBEG <strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />
Ladenhüter: Bechtolsheim Kaserne in<br />
Wiener Neustadt.<br />
Logisch, denn immerhin braucht ein<br />
Bundesheer ohne Grundwehrdiener<br />
auch weniger Infrastruktur. So könnte<br />
etwa Vorarlberg künftig als einziges<br />
Bundesland ganz ohne Kasernen dastehen.<br />
In der Bilgeri-Kaserne in Bregenz<br />
und in der Walgau-Kaserne in Bludesch<br />
sind aktuell rund 500 Personen beschäftigt,<br />
darunter 250 Grundwehrdiener, 137<br />
pragmatisierte Berufssoldaten, 56 Zeitsoldaten<br />
und 47 Zivildiener. Beide von<br />
den Schließungsgerüchten betroffenen<br />
Standorte sind gleichzeitig auch „größere<br />
Wirtschaftsfaktoren“, weil sämtliche<br />
Leistungen, die nicht aus Wien bezogen<br />
werden, im Ländle zugekauft werden.<br />
Mit wirtschaftlichen Argumenten zieht<br />
auch Klagenfurts Bürgermeister Christian<br />
Scheider (FPK) ins Rennen. Immerhin<br />
33 Millionen Euro sollen von<br />
den Kasernen in die Kärntner Wirtschaft<br />
fließen. Von den derzeit vier gefährdeten<br />
Standorten in der Landeshauptstadt<br />
würde „auch das wirtschaftliche Überleben<br />
von zahlreichen Unternehmen abhängen“,<br />
so Scheider. Schließungen hätten<br />
nicht nur Auswirkungen auf die Jobs<br />
der Betroffenen, sondern natürlich auch<br />
auf die Umgebung. Gasthäuser, Trafiken,<br />
Friseurläden und Lebensmittelgeschäfte<br />
in der Nähe von Kasernen generieren oft<br />
den größten Teil ihrer Umsätze aus den<br />
Besuchen des Kasernenpersonals.<br />
Auch in der Steiermark wird kein Stein<br />
auf dem anderen bleiben. Überlagert von<br />
der Debatte über die Abschaffung der<br />
<strong>Wehrpflicht</strong>, wurde bei einem Luftgipfel<br />
KASERNEN7<br />
Kasernen stehen<br />
vor der Schließung<br />
Das Bundesheermodell von Verteidigungsminister Norbert<br />
Darabos sieht massive Kasernenschließungen in<br />
allen Bundesländern vor. In der präferierten Variante<br />
Nummer 3, die sich an Schweden orientiert, sollen österreichweit<br />
zumindest 29 von derzeit 100 Liegenschaften<br />
geschlossen werden.<br />
In Aigen im Ennstal sollen die Alouette III ausgemustert werden. Verbunden<br />
damit wird eine Stilllegung der Kaserne befürchtet.<br />
des Generalstabs die Ausmusterung der<br />
Alouette-III-Hubschrauber besiegelt. Die<br />
Fluggeräte sind seit 1986 österreichweit<br />
nur noch an drei Orten im Einsatz. Im<br />
obersteirischen Aigen im Ennstal, wo 14<br />
der insgesamt 24 Hubschrauber stationiert<br />
sind, fürchtet man sich jetzt vor der<br />
Zukunft. Bis 2015 sollen die ersten fünf<br />
Maschinen am Boden bleiben, fünf Jahre<br />
später dann die restlichen. Verbunden<br />
mit der Ausmusterung wird nämlich eine<br />
komplette Stilllegung des Standortes<br />
befürchtet. Dies wäre nicht nur aus wirtschaftlicher<br />
Sicht fatal, weil an die 300<br />
Arbeitsplätze in der Abwanderungsregion<br />
vor dem Aus stünden, sondern hätte<br />
viel weitreichendere Folgen, wenn es<br />
etwa um den Katastrophenschutz geht.<br />
Unverständlich sind die Auflassungen<br />
von Liegenschaften nicht nur aus Wertschöpfungsgründen<br />
für die betroffenen<br />
Regionen, sondern auch aus wirtschaftlicher<br />
Sicht für die Republik. Jede leer-<br />
stehende Bundesheer-Infrastruktur soll<br />
ja möglichst gewinnbringend verkauft<br />
werden. Doch die Praxis zeigt, dass sich<br />
der Verkauf von Heereseigentum äußerst<br />
schwierig gestaltet. Seit der letzen großen<br />
Bundesheer-Reform wurden 120<br />
Liegenschaften um 160 Millionen Euro<br />
verkauft. 98 Liegenschaften davon hat<br />
die „SIVBEG“ (Strategische Immobilien<br />
Verwertungs-, Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft<br />
mbH) um rund 142<br />
Millionen veräußern können. Für heuer<br />
ist der Verkauf von 14 Objekten geplant,<br />
die einen Erlös von 30 Millionen bringen<br />
sollen.<br />
Im Falle eines Inkrafttretens des von<br />
Norbert Darabos favorisierten Modells<br />
Nummer 3 sollen sogar insgesamt 29<br />
Liegenschaften veräußert werden - zu<br />
einer geplanten Erlössumme von 328<br />
Millionen Euro. Durchschnittlich müsste<br />
jede Liegenschaft somit über elf Millionen<br />
Euro einbringen, was absolut unrealistisch<br />
ist.<br />
Bundesheer
8 MODELLVERGLEICH<br />
Andreas Karlsson / Försvarsmakten<br />
Darabos und sein<br />
schwedisches Modell<br />
Der gute Mann lässt etwas vergleichen, was mit normalem<br />
Hausverstand nicht vergleichbar ist. Äpfel und Birnen<br />
kann man angeblich nicht vergleichen oder gar zusammenzählen,<br />
obwohl beides Obst ist. Noch diffiziler wird<br />
es auf dem Gebiet der Sicherheit. Obwohl es immer um<br />
Sicherheit geht, kann man Modelle von irgendwo nicht so<br />
blauäugig übernehmen. Bgdr i.R. JOSEF PAUL PUNTIGAM<br />
Wie schwierig das Vergleichen ist,<br />
möchte ich am folgenden praktischen<br />
und wirklichen Beispiel darlegen:<br />
In Österreich kommen auf einen Euro<br />
für Sicherheit 32 Euro für Soziales. In<br />
Deutschland kommen auf einen Euro für<br />
Sicherheit 16 Euro für Soziales. Wollen<br />
wir nun mit dem Vergleichen beginnen?<br />
Vielleicht das kostengünstigere deutsche<br />
Sozialsystem übernehmen, bei gleichen<br />
Leistungen um das doppelte billiger?<br />
Entrüstet würden alle die, die jetzt das<br />
deutsche neue Aufbietungssystem -<br />
Freiwillige statt <strong>Wehrpflicht</strong>ige - nicht<br />
genug loben können, bei diesem Vergleich<br />
sofort laut aufjaulen. Daher will<br />
ich nicht vergleichen, sondern den Sachstand<br />
beschreiben - jenen von Österreich<br />
und Schweden, denn es soll ja das<br />
schwedische Modell sein, wenn es nach<br />
unserem Verteidigungsminister geht.<br />
Was hat Schweden was Österreich<br />
nicht hat:<br />
• Österreich ist neutral, Schweden ist<br />
allianzfrei.<br />
• Österreich hat 8 Millionen Einwohner,<br />
Schweden 9,3 Millionen.<br />
• Österreich hat keine 4,2 Milliarden<br />
Euro Wehrbudget wie Schweden, sondern<br />
2,1 nach Abzug der Aufwendungen<br />
für das Sportministerium.<br />
• Österreich hat kein Meer an der Ostgrenze,<br />
keine Tundra und NATO-Staaten<br />
im Norden, sondern viel Gebirge und die<br />
NATO rundherum.<br />
• Österreich hat de facto keine Luftwaffe<br />
im Gegensatz zu Schweden und<br />
keine Marine. Schweden hat eine modern<br />
ausgestatte Infanteriebrigade als<br />
Interventionsstreitkraft gemäß den<br />
EU-Petersberg-Aufgaben, Österreich<br />
würgt an einer kompaniestarken „Battle<br />
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />
Group“ herum, der schlussendlich auch<br />
die kompatible Ausrüstung gemäß Standard<br />
2011 fehlt.<br />
• Österreich will den Freiwilligen ein<br />
Anfangsgehalt von 1200 – 1300 Euro<br />
zahlen. Schweden zahlt 2200 Euro,<br />
schafft es aber nicht, die notwendige<br />
Zahl von 15.000 Freiwilligen in die Kasernen<br />
zu locken. Auch Österreich will<br />
15.000 Freiwillige.<br />
Ob das gelingt? Es ist ein Sandkastentraum,<br />
bar jeglicher Menschenkenntnis<br />
und ohne österreichischen Realitätssinn.<br />
Einfach ein Traum für politische Anfänger.<br />
Josef Paul Puntigam war Kommandant<br />
der Anton-Wallner-Kaserne in<br />
Saalfelden und Infanteriechef des<br />
Bundesheeres. Einen ausführlicheren<br />
Vergleich mit anderen europäischen<br />
Ländern finden Sie im <strong>Unzensuriert</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> (siehe S. 2).<br />
FxEffekt / flickr<br />
Bundesheer
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />
Auch Angehörige fremder Staaten sollen künftig für Deutschland kämpfen.<br />
REKRUTIERUNG9<br />
Viel zu wenige Freiwillige:<br />
Deutschland will Ausländer<br />
Der Rücktritt des deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg ist<br />
der Plagiats-Affäre um seine in weiten Teilen abgeschriebene Doktorarbeit geschuldet.<br />
Dabei hat er aber noch Glück. So bleibt er bloß als Schummler in Erinnerung,<br />
der seine wissenschaftliche Karriere auf die Klugheit anderer gründete, dadurch aber<br />
keinen großen Schaden angerichtet hat. Viel schwerer wiegt sein Zerstörungswerk an<br />
der deutschen Bundeswehr, denn nach der Aussetzung der <strong>Wehrpflicht</strong> steht sie vor<br />
immensen Problemen.<br />
Am Ende holte ihn sein Wirken doch<br />
noch ein. Nur Stunden vor dem überraschenden<br />
Rücktritt Guttenbergs berichtete<br />
die „Financial Times Deutschland“<br />
über die enormen Schwierigkeiten, die<br />
notwendige Anzahl an Freiwilligen zu<br />
rekrutieren. Es seien alarmierend wenige<br />
Menschen, die sich nach der Aussetzung<br />
der <strong>Wehrpflicht</strong> noch für die Bundeswehr<br />
interessierten. Für den Einberufungstermin<br />
April entspreche die bisherige Zahl<br />
der Freiwilligen nur zehn Prozent des<br />
Solls, heißt es in Unterlagen aus dem<br />
Verteidigungsministerium.<br />
Deutschland – und das ist das wirklich<br />
Alarmierende für die Debatte in unserem<br />
Land – will pro Jahr 15.000 Freiwillige<br />
gewinnen und schafft das offensichtlich<br />
nicht. Österreich hat bei einem Zehntel<br />
der Einwohnerzahl ein Ziel von 2.500<br />
Freiwilligen. Es müssten also in Relation<br />
fast doppelt so viele Österreicher einrücken<br />
wie Deutsche – angesichts der Erkenntnisse<br />
in unserem Nachbarland eine<br />
völlig unrealistische Annahme.<br />
Da wundert es wenig, dass bereits daran<br />
gearbeitet wird, auch Ausländer in die<br />
Bundeswehr aufzunehmen: „Bestehende<br />
Regelungen sind so zu erweitern, dass<br />
Inländer bei entsprechender Eignung,<br />
Befähigung und Leistung auch ohne<br />
deutsche Staatsbürgerschaft regelmä-<br />
ßig in die Streitkräfte eingestellt werden<br />
können“, heißt es in einem 73-seitigen<br />
„Maßnahmenpaket zur Steigerung der<br />
Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr“,<br />
das sogleich große Begeisterung<br />
bei der SPD und den Grünen hervorrief.<br />
Der erste Schritt in Richtung Söldner-<br />
Armee.<br />
Als Stolperstein könnte sich noch erweisen,<br />
dass die Türkei – also jenes Land, aus<br />
dem die meisten potentiellen Ausländer<br />
rekrutiert werden könnten – ihre Staatsbürger<br />
selbst zum Wehrdienst einzieht.<br />
Aber schon ist von einem „Abkommen<br />
mit der Türkei“ die Rede, die gegen Geld<br />
sicher bereit sein wird, dem deutschen<br />
Heer einige Soldaten zu borgen.<br />
Bundeswehr-Fotos / flickr
10 INITIATIVEN<br />
FPK<br />
Gemeinsam für den<br />
Erhalt der <strong>Wehrpflicht</strong><br />
Neben der äußerst erfolgreichen Petition „Pro <strong>Wehrpflicht</strong>“,<br />
die Sie auf der rechten Seite unterstützten können,<br />
haben auch weitere Initiativen zum Erhalt der allgemeinen<br />
<strong>Wehrpflicht</strong> Stellung bezogen. Sie alle verbindet,<br />
dass trotz unterschiedlicher politischer Orientierung ein<br />
zukunftsorientiertes Modell für das Österreichische Bundesheer<br />
gefunden werden soll.<br />
Die Kärntner Freiheitlichen (FPK) bekennen<br />
sich zur Aufrechterhaltung<br />
der <strong>Wehrpflicht</strong> und zur Erhaltung des<br />
Österreichischen Bundesheeres. „Mit<br />
der Bestellung von Darabos zum Verteidigungsminister<br />
hat man einen Nichtschwimmer<br />
zum Bademeister gemacht.<br />
Damit hat die SPÖ bereits bewiesen, wie<br />
unwichtig ihr die Landesverteidigung<br />
ist. Man hat einen inkompetenten und<br />
ungeschickten Minister ins Amt gesetzt,<br />
der ein gestörtes Verhältnis zur Landesverteidigung<br />
hat“, so FPK-Klubobmann<br />
Uwe Scheuch. Trotz eines in den letzten<br />
Jahrzehnten völlig gewandelten<br />
sicherheitspolitischen, gesellschaftspolitischen<br />
und geopolitischen Weltbildes<br />
und geänderter europäischer und globaler<br />
Bedrohungsszenarien ist nur durch<br />
die Beibehaltung der verfassungsrechtlich<br />
abgesicherten <strong>Wehrpflicht</strong> die Aufrechterhaltung<br />
eines funktionierenden<br />
Katastrophenschutzes, einer wirksamen<br />
Landesverteidigung und eines zeitgemäßen<br />
Zivildienstes nachhaltig gesichert.<br />
Sämtliche andere Möglichkeiten<br />
wären vergleichsweise teurer, ineffizienter<br />
oder würden die Vollziehung aller<br />
übertragenen Aufgaben unmöglich machen.<br />
www.fpk.at<br />
Der Oberösterreichische Kameradschaftsbund<br />
(OÖKB) und die Akademie<br />
für Frieden und Sicherheit in Europa<br />
(„Friedensakademie“) sammeln ab sofort<br />
Unterschriften für ein Volksbegehren,<br />
das eine „Allgemeine <strong>Wehrpflicht</strong> für<br />
alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger“<br />
- also auch für Frauen - fordert.<br />
Alternativ sollen drei Arten von Ersatzdienst<br />
zur Wahl stehen, ein sozialer, einer<br />
im Bereich Katastrophen- und einer<br />
im Terrorschutz.<br />
Oberst dG Günther J. Rozenits will<br />
auch Frauen verpflichten. Bundesheer<br />
Man könne sich nicht der Illusion hingeben,<br />
dass eine Leistungspflicht für alle<br />
komme, so OÖKB-Prasident und Initiator<br />
Günther J. Rozenits. Deshalb will das<br />
Volksbegehren die Änderung des Artikel<br />
9a(3) Bundes-Verfassungsgesetz dahingehend,<br />
dass das Wort „männliche“ herausgenommen<br />
wird und schließlich auch<br />
weibliche Staatsbürger zum Wehrdienst<br />
verpflichtet werden. Es gehe darum, dass<br />
„wir eine Leistung der jungen Leute für<br />
die Republik wollen“. Jeder solle „nach<br />
Eignung und Neigung“ eingesetzt werden.<br />
www.ooekb.at<br />
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />
In die gemeinsame Plattform „JA zur<br />
<strong>Wehrpflicht</strong>“ haben die Offiziers- und<br />
Unteroffiziersgesellschaften sowie die<br />
Kameradschaftsbünde aus Wien und<br />
Niederösterreich ihre Vorstellungen gepackt.<br />
Darin bekennen sich die Organisationen<br />
zum System der allgemeinen<br />
<strong>Wehrpflicht</strong> inklusive einer verpflichtenden<br />
Miliz als einzig realistischem<br />
Wehrsystem in Österreich. Die „politisch<br />
Verantwortlichen“, insbesondere<br />
Verteidigungsminister Darabos, werden<br />
aufgerufen, sich umgehend von<br />
den Berufsheer-Ideen zu distanzieren.<br />
Die Entscheidung über die Zukunft des<br />
Bundesheeres dürfe „keine ideologische<br />
Frage sein“ oder „nach Gesichtspunkten<br />
der medialen Akzeptanz“ getroffen werden,<br />
sondern müsse der „bestmöglichen<br />
Auftragserfüllung dienen“, erläuterte der<br />
ehemalige ÖVP-Nationalratsabgeordnete<br />
Walter Tancsits, der auch im Vorstand<br />
der Offiziersgesellschaft Wien sitzt.<br />
Eine Abkehr von der <strong>Wehrpflicht</strong> würde<br />
„durch die Hintertür“ auch in die NATO<br />
führen. www.uogw.at<br />
Major dhmfD Mag. Walter Tancsits<br />
UOG Wien<br />
Christian Passin / flickr
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „Wehrpfl icht“ • März 2011<br />
Petition: „Pro Wehrpfl icht“<br />
An die Bundesregierung:<br />
PETITION11<br />
Die allgemeine Wehrpfl icht hat ihre Wurzeln in der Bürgerrevolution 1848. Damals wurde die<br />
Forderung erhoben, bewaff nete Verbände zu organisieren, die unter der Volkssouveränität stehen.<br />
Ein Berufsheer birgt die Gefahr, dass sich das Militär zu einem abgeschlossenen Apparat ohne<br />
Bezug zum Volk entwickelt.<br />
Wir, die Unterzeichneten, appellieren deshalb an die österreichische Bundesregierung, an der<br />
allgemeinen Wehrpfl icht festzuhalten und das Bundesheer mit den dafür notwendigen Budgetmitteln<br />
auszustatten.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
JA zur allgemeinen Wehrp� icht<br />
JA zu einem unabhängigen österreichischen Bundesheer<br />
JA zur Neutralität<br />
JA zur umfassenden Landesverteidigung<br />
Nachname, Vorname,<br />
Geburtsdatum<br />
Auch in Facebook:<br />
www.facebook.com/prowehrpfl icht<br />
Straße,<br />
PLZ, Ort<br />
ONLINE UNTERSCHREIBEN<br />
www.pro-wehrpfl icht.at<br />
E-Mail-Adresse,<br />
Unterschrift<br />
Impressum und Zusendung der Petition an:<br />
Unzenzuriert - Verein zur Förderung der Medienvielfalt<br />
Postfach 9<br />
A-1125 Wien